1883 / 303 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Dec 1883 18:00:01 GMT) scan diff

12) das unterm 15. Oktober 1883 Allerhöchst vollzogene Statut für die Drainagegenossenschaft zu Nieder⸗Sodow im Kreise Lublinitz, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 48 S. 340 bis 343, ausgegeben den 30. November 1883;

13) das unterm 15. Oktober 1883 Allerhöchst vollzogene Statut für die Drainagegenossenschaft zu Richtersdorf im Kreise . durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 49, Extrabeilage S. 6 bis 9, ausgegeben den 7. Dezember 1883;

r„114) das unterm 15. Oktober 1883 Allerhöchst vellzogene Statut für die Drainagegenossenschaft zu Ellguth⸗Zahrze im Kreise Tost⸗ Gleiwitz, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 49, Extrabeilage S. 3 bis 6, ausgegeben den 7. Dezember 1883; .15) das unterm 19. Oktober 1883 Allerhöchst vollzogene Statut für die öffentliche Wassergenossenschaft zur Regulirung des oberen Weichsel⸗Mühlgraben⸗Thales, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 46 S. 317 bis 322, ausgegeben den 16. No⸗ vember 1883;

16) das unterm 22. Oktober 1883 Allerhöchst vollzogene Statut für die Drainagegenossenschaft zu Smilowitz im Kreise Pleß O. S., durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Oppeln Nr. 46 S. 322 bis 325, ausgegeben den 16. November 1883;

17) der Allechöchste Erlaß vom 27. Oktober 1883, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts an die Neuenbrooker Schleusen⸗ kommüne im Kreise Steinburg für das zum Bau eines Dampf⸗ schöpfwerks in der Gemarkung Borsfletherwisch erforderliche Terrain,

zurch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 58 S. 703, ausgegeben den 24. November 1883;

18) die Allerhöchste Konzessions⸗Urkunde vom 29. Oktober 1883, betreffend den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Blankenese nach Wedel durch die Altona⸗Kieler Eisenbahngesellschaft, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Schleswig Nr. 59 S. 731, ausgegeben den 1. Dezember 1883;

19) der Allerhöchste Erlaß vom 31. Oktober 1883, betreffend die Verleihung des Enteignungsrechts, sowie des Rechts zur Erhebung des tarifmäßigen Chausseegeldes an den Kreis Sorau bezüglich der von demselben zu bauenden Chaussee von Sorau nach Kunzendorf, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Frankfurt a O. Nr. 49 S. 351, ausgegeben den 5. Dezember 1883; 8 1

20) der Allerhöchste Erlaß vom 5. November 1883, betreffend die Herabsetzung des Zinsfußes der auf Grund des Allerhöchsten Pri⸗ vilegiums vom 17. September 1875 Seitens der Stadtgemeinde Trier aufgenommenen Anleihe von vier und einhalb auf vier Prozent, durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Trier Nr. 49. S. 327, ausgegeben den 7. Dezember 1883;

21) das Allerhöchste Privilegium vom 14. November 1883 wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Anleihescheine der Stadt Biesenthal im Betrage von 82 600 ℳ, durch das Amts⸗ blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam Nr. 50 S. 431 bis 433, ausgegeben den 14. Dezember 1883.

Bekanntmachung.

In Berichtigung der Bekanntmachung vom 23. November d. J., betreffend die Bezeichnung des Raumgehaltes der Schankgefäße, wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Abstand des Füll⸗ striches von dem oberen Rande der Schankgefäße bei sämmtlichen obergährigen Bieren nicht zwischen 4 und 10, sondern zwischen 1 und 10 cm betragen muß. 8

Berlin, den 24. Dezember 1883. Der Königliche Polizei⸗Präsident. von Madai.

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armre.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Berlin, 18. Dezember. Kaempffe, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 78, Scharlau, Hauptm. und Comp. Chef vom Füs. Regt. Nr. 37, ein Patent ihrer Charge verliehen. 20. ezember. Hedinger, Major à la suite des Inf. Regts. Nr. 56, unter Belassung in seiner Stellung als Militärlehrer bei der Haupt⸗Kadettenanstalt, zum Kadettencorps, à la suite desselben, versetzt.

XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 16. Dezember. Prinz Wilhelm von Württemberg Königl. Hoheit, Gen. Major und Chef des Drag. Regts. Nr. 26, zum Gen. Lt., mit einem Patent vom 6. Dezember d. J., befördert. 17. Dezember. Frhr. Pergler v. Perglas, Gen. Major und Commandeur der 53. Inf. Brig., v. Branden⸗ stein, Gen. Major und Commandeur der 52. Inf. Brig. zu Gen. Lts. befördert mit einem Patent vom 6. Dezember d. J., v. Woelckern, Oberst à la suite des Inf. Regts. 125, beauftragt mit der Führung der 54. Inf. Brig., v. Wagner⸗Frommen⸗ hausen, Oberst à la suite des Ulan. Regts. Nr. 19, beauftragt mit der Führung der 27. Kav. Brig., v. Gleich, Oberst à la suite des Feld⸗Art. Regts. Nr. 13, beauftragt mit der Führung der 13. Art. Brig., zu Brig. Commandeuren ernannt. v. Karaß, Major und etatsmäß. Stabsoffiz. im Drag. Regt. Nr. 25, Graf v. Degen⸗ feld⸗Schomburg, Major und Bats. Commandeur im Inf. Regt. Nr. 126, Ziegler, Major und Bats. Commandeur im Inf. Regt. Nr. 121, die beiden letzteren unter Vorbehalt der Ernennung zum etatsmäß. Stabsoffiz, zu Oberst⸗Lts. befördert mit einem Patent vom 6. Dezember d. J.

Im Sanitäts⸗Corps. 17. Dezember. Dr. Seifriz, Assist. Arzt 1. Kl. im Inf. Regt. Nr. 124, in das Drag. Regt. Nr. 26 versetzt.

Stuttgart, den 19. Dezember 1883.

Se. Majestät der König haben durch Allerhöchste Ordre vom

17. d. M. auf Grund der zufolge Allerhöchster Ordre vom 29. No⸗ vember d. J. bekannt gegebenen Bestimmungen über das Dienstver⸗ hältniß der Stabsoffiziere bei den Infanterie⸗Regimentern Nach⸗ stehendes Allergnädigst zu verfügen geruht: 8 Gren, Regt. Nr. 119 Oberst⸗Lt. v. Alberti zum etatsmäß. Stabsoffiz. unter Abgabe des Bat. Kommandos, Major v. Hiller zum Bats. Commandeur ernannt. Inf. Regt. Nr. 120 Oberst⸗Lieut. v. Röll, zum etatsmäß. Stabsoffiz. unter Abgabe des Bats. Kom⸗ mandos ernannt, zum Bats. Commandeur Bestimmung vorbehalten. Inf. Regt. Nr. 121 Bestimmung vorbehalten. Inf. Regt. Nr. 122 Bestimmung vorbehalten. Gren. Regt. Nr. 123 Bestimmung vorbe⸗ halten. Inf. Regt. Nr. 124 Major Riedel unter Beförderung zum Oberst⸗Lt. mit einem Patent vom 13. November 1883 zum etatsmäß. Stabsoffiz. unter Abgabe des Bats. Kommandos, Major Schott zum Bats. Commandeur ernannt. Inf. Regt. Nr. 125 Oberst⸗Lt. v. Pfaff zum etatsmäß. Stabsoffiz. unter Abgabe des Bats. Kom⸗ mandos, Major v. Grävenitz zum Bats. Commandeur ernannt. Inf. Regt. Nr. 126 Bestimmung vorbehalten.

Aiichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 27. Dezember. Se. Majestä

der Kaiser und König besuchten am ersten Weihnachts⸗

Opernhause, wohnten dort dem letzten Theile der Matinée

Um 1 3 ¾ Uhr begaben Sich Se. Majestät nach dem

bei und unternahmen demnächst eine Spazierfahrt.

Gestern Mittag 12 ½ Uhr empfingen Se. Majestät der Kaiser und König den Gouverneur des Invalidenhauses, General der Infanterie, von Ollech. Nachmittags machten Se. Majestät eine Spazierfahrt.

Heute nahmen Se. Majestät die Vorträge des Chefs des Militär⸗Kabinets und des Kriegs⸗Ministers entgegen.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte an beiden Feiertagen dem Gottesdienst in der Kapelle des Augusta⸗Hospitals bei.

Am Montag besichtigte Allerhöchstdieselbe die vollendete Dankeskirche auf dem Weddingplatz.

Am ersten Feiertage fand das Familiendiner bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und 2 Kronprinzessin und gestern bei den Kaiserlichen Majestäten att.

Bei Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin war am 24. d. M., Nachmittags um 4 ¾ Uhr, Diner und da⸗ nach Weihnachtsbescheerung. Abends 8 ½ Uhr suhren die Höchsten Herrschaften mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria und Margaretha zur Weihnachtsbescheerung nebst Thee und Souper zu Ihren Majestäten.

Am ersten Weihnachtsfeiertage Vormittags 10 Uhr be⸗

gaben Sich Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften mit den Prinzessinnen Victoria und Margaretha zum Gottesdienst nach dem Dom. 1 - Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz wohnte sodann mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria der Matinée im Opernhause bei. 8 Nach derselben, um 3 Uhr, fuhr Se. Kaiserliche Hoheit bei dem italienischen Botschafter und dem spanischen Ge⸗ sandten vor. 1b Um 5 Uhr fand das Familiendiner bei den Höchsten Herrschaften statt. Abends 8 Uhr begaben Sich Ihre Kaiserlichen Hoheiten die Kronprinzlichen Herrschaften mit den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margaretha zur Weihnachtsbescheerung der Kaiserin Augusta⸗Stiftung nach dem Kaiserlichen Palais.

Gestern fuhren die Höchsten Herrschasten mit den Prin⸗ zessinnen Victoria, Sophia und Margaretha mit dem 10 Uhr⸗ Zuge über Potsdam nach Bornstedt zum Gottesdienst in der dortigen Kirche und nach Beendigung desselben zur Weihnachts⸗ bescheerung nach dem Gute Bornstedt. Die Rückkehr hierher erfolgte mit dem 2 Uhr⸗Zuge.

Um 4 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz den Kardinal Prinzen zu Hohenlohe. .

Um 5 Uhr nahmen die Höchsten Herrschaften mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophia und Margaretha an dem Diner bei Ihren Majestäten Theil.

Abends 7 Uhr begaben Sich die Höchsten Herrschaften mit der Prinzessin Victoria nach dem Opernhause.

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Nach Mittheilungen aus Spanien wird von der Hafenbau⸗Gesellschaft der Provinz Huelva für Ende Januar oder Februar 1884 eine Suhmission auf Ausbagge⸗ rung des Hafens von Huelva auf eine Strecke von etwa 10 km flußaufwärts ausgeschrieben werden. Der Unter⸗ nehmer muß die nöthigen Maschinen ꝛc. stellen, um täglich mindestens 100 kbm auszuheben und wegzuführen. Die Dauer der Arbeit ist auf 4 Jahre veranschlagt. Die auszuhebende Masse beträgt etwa 1 Million Kubikmeter und ist auf eine mittlere Entfernung von 3 km wegzuführen. Der veran⸗ schlagte Preis ist pro Kubikmeter fürs Ausbaggern 0,95, für Abführen und Ausladen 0,56 Cts. de Peseta.

Die näheren Bedingungen liegen in den Bureaux der Gesellschaft zu Huelva zur Einsicht aus.

Erlangt ein Gläubiger von seinem säumigen Schuldner Zahlung seiner fälligen Forderung dadurch, daß er durch die falsche Vorspiegelung eines neuen günstigen Geschäfts den Schuldner überredet, ihm auf dieses angebliche neue Ge⸗ schäft eine Zahlung zu leisten, und sodann das empfangene Geld auf seine anderweite Forderung verrechnet, so ist er nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 25. Oktober d. J., nicht wegen Betrugs zu bestrafen.

Der Großherzoglich badische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Marschall, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten kurzen Urlaub angetreten.

Bayern. München, 24. Dezember. (Allg. Ztg.) Prinz Ludwig ist von der Mitte Oktober unternommenen Reise nach England, Spanien ꝛc. heute Nachmittag mit dem Pariser Blitzzuge im besten Wohlsein wieder hier eingetroffen.

Württemberg. Stuttgart, 27. Dezember. (W. T. B.) Der FEeaceht. Fagest für Württemberg“ theilt mit, daß die Genesung des Königs zu San Remo in einem be⸗ friedigenden, obgleich langsamen Fortschritte begriffen sei, und daß die neuralgischen Schmerzen beinahe aufgehört hätten. Dagegen sei die katarrhalische Affektion noch nicht aufgehoben; der König habe jedoch täglich ausgehen und ausfahren können.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 24. Dezember. (Els.⸗Lothr. Ztg.) Bekanntlich werden die Stadt Straßburg und ihre Umgebung sowie die sämmtlichen längs der Ill ge⸗ legenen Ortschaften häufig durch Ueberschwemmungen heimgesucht, welche über die Bevölkerung unerwartet herein⸗ brechen, große Zerstörungen an Vorräthen und Hausrath, an Garten⸗ und Ackerland, an Wegen und Brücken anrichten und als Folge der Durchfeuchtung der Häuser eine gesundheits⸗ schädliche Nachwirkung mit sich führen. Ganz besonders schwer lasten diese Mißstände auf den neuen Stadttheilen Straßburgs, welche größtentheils im Verhältniß zu dem Hoch⸗ wasserspiegel der Ill zu tief gelegen sind.

Um diesen Mißständen abzuhelfen, hat die Landesverwal⸗ tung schon vor Jahren ein Projekt ausarbeiten lassen, welches die Möglichkeit gewähren soll, die Hochwasser der Ill mittels einer Kanalanlage bei Erstein dem Rhein zuzuführen. Die Ausführung dieses Projekts wird zur Folge haben, daß nicht nur die höchsten Hochwasserstände der Ill um mindestens einen Meter, sondern auch die alljährlich eintretenden und meist wochenlangandauernden kleineren Hochwasser dieses Flusses erheblich gesenkt werden. .

Obwohl die segensreiche Bedeutung dieses Projektes, welches zugleich die Errichtung eines Zuleitungskanals vom

von der Landesvertretung, anerkannt wurde, ist es doch seit⸗ her nicht gelungen, die Hindernisse wegzuräumen, welche der Ausführung des mit einem bedeutenden Kostenaufwande ver⸗ bundenen Unternehmens im Wege ständen. Nachdem aber nunmehr die Sachlage zur Kenntniß Sr. Majestät des Kaisers gebracht worden, haben Allerhöchst⸗ derselbe Sich in Gnaden bewogen gefunden, aus Reichsmitteln einen Zuschuß im Betrage von 300 000 zu den Kosten des Unternehmens zu gewähren. HKiermit ist dem Zustandekommen des Unternehmens eine so bedeutende Förderung zu Theil geworden, daß die baldige Ausführung desselben fortan in sichere Aussicht genommen werden kann. ““ 6“

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Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 24. Dezember. Die „Bud. Corr.“ meldet: Der Gesetzentwurf über die Ehe⸗ schließung zwischen Christen und Juden gelangt Mitte Januar im Oberhause zur nochmaligen Verhandlung und wird voraussichtlich wieder der vereinigten Dreier⸗Kom⸗ mission zur Begutachtung zugewiesen werden.

26. Dezember. (W. T. B.) Der ungarische Landes⸗ vertheidigungs⸗Minister Graf Raday ist gestorben.

Agram, 24. Dezember. (Prag. Abdbl.) Die Mitglieder der Nationalpartei unterfertigten heute das definitiv approbirte Programm, wonach an dem Ausgleichsgesetz unverbrüchlich festgehalten und die Regierung in dem dies⸗ bezüglichen Streben unterstützt werden soll.

(Pr.) Der Finanzausschuß beschloß, die Indemnitätsvorlage erst nach seiner Ergänzung durch die Grenzvertreter in Berathung zu ziehen.

(N. Zürch. Ztg.)

Schweiz. Zürich, 25. Dezember. Kurz zusammengefaßt enthält der am 21. Dezember von der Bundesversammlung gefaßte Beschluß in Betreff der Bundes⸗ hülfe an die Nationalbahn⸗Garantiestädte folgende wesentliche Bestimmungen: Der Bund giebt ein Darlehen von 2 400 000 Fr. zu 3 ½ Prozent, wovon ein Prozent für die Amortisation verwendet wird. Dieses Darlehen ist von den vier Garantiestädten zurückzuzahlen. Die Vertheilung der Summe unter dieselben, resp. die beiden Kantone Zürich und Aargau, ist dem Bundesrath anheimgestellt. Winterthur verzichtet auf die 525 000 Fr., die es an Zinsen für die Obligationen der aargauischen Städte bezahlt hat, und giebt ferner noch 230 000 Franken. Der Kanton Aargau bezahlt 550 000 Fr., die Ortsbürgergemeinden Baden, Lenzburg, Zofingen haben 2 590 000 Fr. aufzubringen, wovon 1 430 000 Fr. auf Zofingen und je 580 000 Fr. auf Baden und Lenzburg entfallen. Die durch das Bundesdarlehen zu zahlende Restsumme zur Befriedigung der Gläubiger ist nicht, wie früher beantragt war, in Ziffern ausgedrückt, damit es den Garantiestädten ermöglicht werde, mit den Gläubigern wegen Zahlung zum Emissionscourse zu unterhandeln.

Frankreich. Paris, 23. Dezember. (Köln. Ztg.) Un⸗ geachtet der Einnahme von Sontay werden die Verstärkungen doch sofort nach Tongking abgehen. Der neue Ober⸗Befehls⸗ haber des Expeditionscorps, General Millot, nebst Stab fuhren heute auf dem „Vinh⸗Long“ von Toulon ab, während der „Européen“ morgen nach Algier fährt, um Truppen an Bord zu nehmen. Die beiden Postschiffe „Chalons“ und „Comorin“, welche von der Regierung für den Truppen⸗ transport gemiethet sind, haben ihre Abfahrt um 24 Stunden verschieben müssen, weil ein Theil ihrer Matrosen meuterte. Dieselben wurden sofort vor das Seegericht gestellt und zur Einschiffung gezwungen. Bis zur Ankunft des Ge⸗ nerals Millot behält der Admiral Courbet die volle Leitung der militärischen Operationen. Die Zahl der regulären Truppen, womit er Sontay angriff, betrug 4500 bis 5000 Mann; die Zahl der Kranken ist nämlich sehr bedeutend; auch mußte der Admiral in Hai⸗Dzuong (600 Mann), Hanoi (800 Mann), Batung (200 Mann), Nam⸗Dinh, Hai⸗Phong und Guang⸗ Yen Garnisonen zurücklassen. Da Courbet vor Sontay ziem⸗ lich bedeutende Verluste erlitt, so wird er bei einem weitern Vormarsch höchstens 3500 bis 4000 Mann zu seiner Ver⸗ fügung haben. Einheimische Truppen nahm Courbet gegen Sontay nicht mit, da sie für den Felddienst nicht taugen.

24. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Senats protestirten Bocher, der Herzog von Audiffret⸗Pasquier und Buffet nach einander gegen das Verfahren der Deputirtenkammer, welche durch ihre Saumseligkeit die Berathung des Budgets im Senat materiell unmöglich mache. Nach einer kurzen Erwiderung des Finanz⸗Ministers Tirard, welcher die Regierung von jeder Verantwortlichkeit hierfür loszusprechen suchte, beschloß der Senat mit 143 gegen 114 Stimmen, am Mittwoch die Berathung des Budgets zu beginnen. 8

Der chinesische Gesandte Marquis Tseng ist heute Vormittag nach Folkestone abgereist.

26. Dezember. (W. T. B.) Der Senat begann heute die Berathung des Budgets. Bocher erklärte Namens der Rechten: dieselbe werde sich an der Generaldiskussion nicht betheiligen, sondern die ganze Verantwortlichkeit der Majorität überlassen. Der Senat genehmigte sodann ohne Debatte sämmtliche Artikel des Finanzbudgets. Im weiteren Verlaufe der Sitzung genehmigte der Senat die Budgets für das Kriegs⸗ und Marine⸗Ministerium, sowie diejenigen für die Ministerien des Innern, des Aeußeren, der Posten, der Justiz und des Kultus. Das Gehalt für den Erzbischof von Paris, welches die Kammer auf 15 000 Frcs. herabgesetzt hatte, wurde in der Höhe von 45 000 Frcs. wiederhergestellt. Ebenso wurde der Posten von 616 000 Frcs. für Freistellen in den Semi⸗ narien, welcher von der Kammer ganz unterdrückt war, wiederhergestellt. .

Die zweite Truppensendung nach Tongking wird am 10. Januar auf dem Transportschiff „Annamite und zwei Packetbooten abgehen.

Wie die hiesige Gesandtschaft von Hayti mit⸗ theilt, hat die Stadt Jeremis auf Hayti am 18. d. M. kapitulirt und bietet die Stadt Miragoane ihre Uebergabe an, so daß der Aufstand demnach als thatsächlich beendet an⸗ zusehen wäre.

Spanien. Madrid, 24. Dezember. (W. T. B.) Die Auflösung der bisherigen Majorität der Cortes wird als definitiv angesehen. Die Zeitungen sprechen von dem bevorstehenden Rücktritt des Kabinets.

Italien. Rom, 25. Dezember. (W. T. B.) Der

feiertage den Gottesdienst im Dom und empfingen sodann den

General⸗Feldmarschall Grafen von Moltke.

Rhein nach Straßburg mitumfaßt, allseitig, insbesondere auch

Papst nahm gestern anläßlich des Weihnachtfestes die

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Glückwünsche der Kardinäle entgegen. Auf die von dem Doyen des Kardinalkollegiums, Kardinal di Pietro, verlesene Adresse sprach der Papst dem heiligen Kollegium seinen Dank für die dargebrachten Friedenswünsche aus und beklagte den unver⸗ soͤhnlichen Haß der Feinde der Kirche, welche ohne Unterlaß mit Er⸗ bitterung darauf hinarbeitteen, ihrdiesen Frieden zu rauben. Selbst in den am meisten katholisch gesinnten Ländern sei der Geist der Rebellion gegen die Kirche zum Ausbruch gekommen und wür⸗ den ihre Rechte angegriffen und ihrer Mission Hindernisse be⸗ reitet. Noch mehr geschehe dies in Rom, wo jede Gelegenheit ——2 Angriffen gegen das Papstthum benutzt werde. it Bezug auf den früheren Jesuiten Curci beklagte der Papst, daß zu den äußeren Feindseligkeiten auch noch unwürdige Schriften undankbarer Söhne der Kirche hinzuträten.

27. Dezember. (W. T. B.) Prinz Ludwig Wil⸗ helm von Baden machte gestern in Begleitung des preu⸗ ßischen Gesandten von Schlözer dem Papst und hierauf auch dem Kardinal⸗Staatssekretär Jacobini einen Besuch.

Griechenland. Athen, 21. Dezember. (Wien. Ztg.) In der Kammer vertheidigte heute Trikupis die Politik des Kabinets und warf der Opposition vor, daß sie die De⸗ batte durch unbedeutende und in hohler Weise formulirte An⸗ klagen herabwürdige. Weiter bestätigt er, daß die finanzielle Lage nach dem durch die letzten fiskalischen Maßregeln er⸗ zielten Erfolge, durch welche das Gleichgewicht im Budget her⸗ gestellt wurde, eine glänzende sei, und bestand auf der Voti⸗ rung des Anlehens zur Beseitigung des Zwangscourses und zu militärischen Vorbereitungen.

Türkei. Konstantinopel, 24. Dezember. (Pr.) Der neuernannte Patriarch Nikodemus von Jerusalem hat sich auf seinen Posten begeben. Laut Meldungen aus Scutari hat die Regulirungs⸗Kommission an der albanesischen Grenze ihre Arbeiten wieder aufgenommen.

Serbien. Belgrad, 24. Dezember. (Pr.) Die be⸗ züglich einer angeblichen Ministerkrisis zirkulirenden Gerüchte sind darauf zurückzuführen, daß zwischen dem König und dem Ministerium Besprechungen wegen des in Zukunft in parlamentarischer Hinsicht einzuschlagenden Weges stattgefunden haben, die jedoch keine divergirenden Anschauungen ergaben. Der Zeitpunkt für die Einberusung der Skupschtina ist in⸗ dessen noch nicht festgestellt. Die Gerüchte über die Minister⸗ v von den Anhängern Ristics' und Jefrem Gruics' verbreitet.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. De⸗ zember. (W. T. 8” Der Stabschef des Gensd'armerie⸗ Corps, General⸗Major Kantakuzin, ist von seinem gegenwärtigen Amt entbunden und einstweilen in das Innere des Reichs und nach dem Auslande beurlaubt worden. Es heißt, derselbe sei zum bulgarischen Kriegs⸗Minister in Aus⸗ sicht genommen.

v“ Zeitungsstimmen. 8

Die „Deutsche Consulats⸗Zeitung“ äußert

sich in einem Artikel über „Die wirthschaftliche Lage Deutsch⸗ lands in dem Triennium 1880 1882“ rücksichtlich des Jahres 1882 wie folgt: Konnte für das Jahr 1881 wenigstens der definitive Ab⸗ schluß der Epoche des allgemeinen wirthschaftlichen Niederganges, welcher einer mehrjährigen Ueberproduktion gefolgt war, konstatirt werden, so charakterisirt sich das Jahr 1882 bereits als eine Periode der wieder aufwärts gehenden Entwickelung, welche allerdings nur durch äußerste Anspannung aller Kräfte und ausgiebigste Benutzung aller Hülfsmittel, wie sie kaufmännischer Geschäftsgeist, Kapital und tech⸗ nische Kenntnisse in Verbindung mit den rationellsten Betriebsein⸗ richtungen für die Fabrikation darbieten, herbeigeführt und in ihrer gedeihlichen Richtung erhalten werden konnte.

Der namhafte Aufschwung, welchen eine Anzahl der wichtigsten Zweige der Großindustrie und des Handels in dieser Epoche genom⸗ men haben, tritt auf vielen Seiten klar vor Augen. Eine Reihe von Aktienunternehmungen konnten nach langen verdienstlosen Jahren wieder die Früchte ihrer industriellen Arbeit an ihre Aktionäre ver⸗ theilen. Die ausländische Konkurrenz auf dem deutschen Markte wurde nicht mehr in der früheren Stärke empfunden und erscheint nunmehr in einzelnen Industriezweigen ganz zurückgedrängt. Die Zahl der arbeitslosen, in ihrem be⸗ rufsmäßigen Arbeitskreise überschüssigen Arbeitskräfte ist wesent⸗ lich verringert, für solide Arbeiter ein Unterkommen leicht z finden gewesen. Die deutsche Waare ist vielfach vervollkommnet und in nicht wenigen Branchen auf dem Weltmarkt wieder wohl auf⸗ genommen worden. Im In⸗ und Auslande hat man wieder ange⸗ fangen, nach besseren Gewerbsarbeiten zu fragen und dem werthvolleren Material, der technisch und künstlerisch vollkommeneren Arbeit den Vorzug vor dem weniger werthvollen Material, vor der billigen und geringen Dutzendwaare zu geben. Die Vervollkommnung der Technik und die Veredlung der Formen in der Gewerbsarbeit ging hiermit 8 in Hand. Das Kunstgewerbe hat sich erfreulich weiter ent⸗ wickelt.

„Der im Jahre 1882 eingetretene Aufschwung in der wirthschaft⸗ lichen Lage der Industrie machte sich aber vor allen Dingen durch größere Sicherheit und Stetigkeit im Absatz bemerklich. Die emsige Thätigkeit in den meisten gewerblichen Anlagen war eine anhaltende, und es waren nur kurze Perioden zu verzeichnen, in denen hier und da über eingetretene Verminderung der Aufträge geklagt wurde. .. .

Die eben erwähnte Belebung der industriellen Thätigkeit, die dadurch hervorgerufene Unternehmungslust und der flüssige Stand des Geldes und Kredites haben indessen bereits auf nicht wenigen, wohl auf den meisten Gebieten des Handels und der Gewerbe eine Ueberfülle von Einzelunternehmungen und eize in so starken Pro⸗ gressionen gesteigerte Erweiterung der bestehenden geschaffen, daß die erzielten Produktionsmengen den vorhandenen Bedarf er⸗ beblich übersteigen. Der inländische Konsum aber nimmt bei Weitem nicht in dem Maße zu, in welchem die Pro⸗ duktion gesteigert wird. Deutschland wird deshalb von Jahr zu Jahr mehr zur Theilnahme an dem Welthandel gedrängt und ist vor allen Dingen gezwungen, an die Erweiterung seines Ausfuhr⸗ handels zu denken. Die Ausfuhrmenge betrug im Jahre 1880 164 012 107 D.⸗Ctr., im Jahre 1881 166 722 489 D.⸗Ctr. und im Jahre 1882 172 089 560 D.⸗Ctr.; der Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr aber 1880 22 301 754 D.⸗Ctr., 1881 18 239 591 D.⸗Ctr. und 1882 19 090 460 D.⸗Ctr. 1 8

Unter dankenswerther Förderung der Regierung hat die deutsche Industrie und der Handel sich auch vielfach in dem in Rede stehenden

ahre erfolgreich um die Erweiterung des Exports bemüht. Neue Absatzgebiete sind im fernsten Auslande gesucht und theilweise auch gefunden worden.

Die „Baugewerks⸗Zeitung“ sagt am Schlusse einer Erörterung der Frage, was eine soziale Reformpartei zur Zeit anzustreben habe: , 3

Wir erachten es als selbstverständlich, daß bei der Förderung der heimischen Arbeit auch die der Landwirthschaft inbegriffen ist, daß sie demnach vor der sbeseen Konkurrenz fremden Raubbaues geschützt wird. Die Phrase der Vertheuerung des Brodes des armen

Mannes hat, nachdem fast allgemein zugegeben werden muß, daß durchschnittlich nur den kleineren Theil des Zolls der Konsument zu tragen hat, keine wesentliche Zugkraft.

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 23. Inhalt: Aktenstücke und Auffätze: Der Entwurf eines Vertrages zum 1— der unterseeischen Telegraphenkabel. für das Post⸗ museum. Die Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung von Neu⸗Süd⸗ Wales im Jahre 1882. Weltmeridian und Weltzeit. Kleine Mittheilungen: Postsparkassenverkehr zwischen Belgien und Nieder⸗ land. Einführung eines abgekürzten Rückzahlungsverfahrens und des Checkverkehrs bei den Postsparkassen in Oesterreich. Die Fortschritte der deutschen Lebensversicherungs⸗Anstalten im Jahre 1882. Elektrische Grubenbahn. Literatur des Verkehrswesens: Kritische Vergleichung der elektrischen Kraftübertragung mit den ge⸗ bräuchlichsten mechanischen Uebertragungssystemen von A. Beringer, Regierungs⸗Maschinenbauführer. Gekrönte Preisschrift. Berl in 1883, bei Julius Springer. Zeitschriftenüberschau.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Leipzig, 27. Dezember. (W. T. B.) Der Professor der Geschichte, von Noorden, ist in der vergangenen Nacht nach längerer Krankheit, 50 Jahre alt, gestorben.

Gewerbe und Handel. Der Cours für die hier zahlbaren österreichischen Silber⸗Coupons ist auf 168,50 für 100 Fl. österr. Silber erhöht worden.

Bradford, 24. Dezember. (W. T. B.) Wolle fest, aber ruhig, Garne fest, Stoffe nominell.

St. Petersburg, 24. Dezember. (W. T. B.) In Irk utsk wurde die dritte Karawane mit 250 Pud Gold nach St. Peters⸗ burg abgefertigt.

St. Petersburg, 26. Dezember. (W. T. B.) Heute hat in

der Reichsbank die Vernichtung von dreißig Millionen temporär emittirter Kreditbillets stattgefunden. „Helsingfors, 20. Dezember. Nach amtlicher Bekanntmachung ist in der Konkurssache der Firma Kyrkstads àngsàg- verksaktiebolag hier der Prüfungstermin auf den 3. März 1884 um 11 Uhr Morgens und in der Konkurssache der Firma Helsingfors Sandviksaktiebolag hier der Prüfungstermin auf den 5. März 1884 um 11 Uhr Morgens im Rathhausgericht zu Helsingfors festgesetzt worden.

New⸗York, 26. Dezember. (W. T B.) Der Werth der in der vergangenen Woche hier aus geführten Produkte betrug

8 241 000 Dollars. Verkehrs⸗Austalten.

Bremen, 26. Dezember. (W. T. B.) Von den Dampfern des Norddeutschen Lloyd ist „Fulda“ am 23. d. M., früh 1 Uhr in New⸗York, „Main“ heute Vormittag 8 Uhr in Southampton, und „General Werder“ Vormittag 8 Uhr in New⸗York eingetroffen.

Hamburg, 25. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Westfalia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute früh auf der Elbe angekommen.

Hamburg, 27. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ E“ ist gestern Abend 10 Uhr in New⸗York ein⸗ getroffen.

Triest, 24. Dezember. (W. T., B.) Der Lloyddampfer „Espero“ ist mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandpost aus Der Dampfer

Alexandrien heute früh hier eingetroffen.

New⸗York, 26. Dezember. (W. T. B.) „Queen“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

New⸗York, 26. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, 27. Dezember 1883.

Die am ersten Weihnachtsfeiertage im Opernhguse veranstal⸗ tete Matinsée des engagirten Königlichen Opern⸗Chor⸗ Personals war von der Direktion, den Hrrn. Direktor von Strantz, Kapellmeister Kahl und Chordirektor Gräfen ebenso ansprechend arrangirt worden, wie sie, was schon die Namen der mitwirkenden Künstler verbürgten, meisterhaft ausgeführt wurde Die Einleitung bildete Beethovens unsterbliches Lied „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“, mit inniger Empfindung von dem männlichen Opern⸗ chor unter Begleitung von Posaunen, Hörnern und Trompeten vor⸗ getragen; das Solo sang Hr. Krolop mit ergreifender Wirkung. Es folgte ein von dem Königlichen Kammermusikus F. Struß kompo⸗ nirtes und ausgeführtes Andante und Finale aus einem Violin⸗ Concert, in welchem der Künstler sich als gleichbegabt auf beiden Gebieten seiner Kunst zeigte. In Gesangsstücken und Deklamation wechselten dann die Herren Rothmühl, Krolop und Betz mit den Damen Frl. Meyer und Beeth ab. Den Schluß und Glanzpunkt bildete das „Versprechen hinter'm Heerd“, in welchem Fr. Lucca die Partie der Nandl übernommen hatte, aus der die geniale Künstlerin eine wirkliche Nandl zu gestalten wußte. Ihr entzückend vorgetragenes Lied „Därf ih's Büaberl liab'n?“ wurde stürmisch da capo verlangt und freundlichst wiederholt. Die übrigen Mitwirkenden im Stück, die Herren Siegrist und Link, namentlich aber Hr. Vollmer, wußten ihre Partien auch neben einer so ausgezeichneten Nandl zur Geltunz zu bringen. Allen, welche zu dem Kunstgenuß, den die Matinée bot, zum Theil noch über das Programm hinaus durch Zugaben beigetragen hatten, wurde der wohlverdiente Beifall reichlich gespendet, am reich⸗ lichsten der Fr. Lucca, die nicht weniger als sieben Mal gerufen wurde. Se. Majestät der Kaiser, Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz und Ibre Königliche Hoheit die Prinzessin Victoria beehrten die Matinée mit Ihrer Gegenwart.

Die am Sonnabend im Deutschen Theater zur erstmaligen Aufführung gelangte Lustspiel⸗Neuheit von Oscar Blumenthal hat den ziemlich gesuchten und geheimnißvollen Titel. Der Probepfeil“, Eigentlich sollte sie benannt sein: „Der entlarvte Pianist“, denn die Figur eines solchen bildet im wahrsten Sinne den Angelpunkt des Gonzen, und nur um eines noch nicht einmal besonders geistreichen Einfalls Willen hat der Verfasser eine andere Wahl getroffen. Er hat nämlich die tiefsinnige Beobachtung gemacht, daß es außer der ersten Liebe noch eine allererste Liebe gebe (die sonst fogenannte Schülerliebe, die uns u. A. Göthe in „Wahrheit und Dichtung“ schildert, wäre nach dieser Theorie dann wohl die allerallererste 2). Amor, der kleine Schalk, habe nämlich die tückische Gewohnheit, auf das jugendliche Herz einen Probepfeil abzuschnellen, der zwar keine Widerhaken habe und nicht in der Wunde stecken bleibe, sondern wieder herausfalle, aber mit seinem Gift den Getroffenen berausche und das Opfer, wenn man nicht bei Zeiten Gegenmittel anwende, durch Irreführung in der Wahl zeitlebens unglücklich machen könne. Der Ge⸗ danke erscheint auf den ersten Blick unbändig geistreich, als ob er das Thema für die scharfe Dialektik eines mittelalterlichen Liebes⸗ hofes bilden könnte. Genauer besehen und in Beziehung zu dem Ver⸗ lauf des Stücks betrachtet aber schrumpft er doch zu herzlicher Unbe⸗ deutendheit zusammen, weil ihm die Logik fehlt; denn dieser Probe⸗ pfeil muß denn doch ganz ebenso gefährlich sein wie die ernstlich ge⸗ meinten Geschosse des Götterknaben, sonst bedürfte es ja wahrhaftig nicht eines so erbitterten Intriguenkampfes und eines so massiven, selbst ein schmutziges Kriminalverbrechen herbeizerrenden Apparats, wie er im 3. Akt aufgefahren wird, um die Heilung zu ermöglichen. Sehen wir uns jedoch das Lustspiel selbst an. Die beiden Opfer, welche sich der verschmitzte Eros zum Ziel gewählt hat, um auf sie den Probepfeil zu verschießen, sind Comtesse Beate Donegg und

Baron Leopold von der Egge; in Folge dessen verliebt sich die junge Dame in ihren Klavierlehrer, den Pianisten Bogumil Krasinsky, der junge Baron aber in eine bereits angejahrte intrigante Coquette, Hortense von Walnack. Die letztere Neigung ist eigentlich mehr eine künstlich arrangirte, welche der ältere Baron Egge einfädelt, um den Neffen von seinen burschikosen Manieren zu entwöhnen und ihm praktische Lektionen in der Kunst des Umgangs mit Damen ertheilen zu lassen. Die andere Liebesaffaire aber droht einen ganz ernstgemeinten Ver⸗ lauf zu nehmen, denn der schwärmerische Pole mit dem schönen Künstlerkopf ist ein gefährlicher Herzensdieb, dem die kleine Comtesse ebensowenig widerstehen kann wie alle anderen Damen. Und man kann ihr das eigentlich gar nicht verdenken; ist er doch die einzige wirklich interessante Persönlichkeit, alle anderen aber mehr oder weniger schablonenhafte Salonfiguren, und die Sympathien, die er in der Gesellschaft genießt, gewinnt er denn auch schnell beim Publikum, zumal wenn die Rolle so vollendet dargestellt wird, wie sie Hr. Friedmann giebt. Selbst den stark ausgeprägten Künstlerstolz muß man ihm als charakteristische Eigenthümlichkeit vergeben. Kurz, die Figur gestaltet sich eher anziehend als abstoßend, aber ganz im Gegensatz zu den Absichten des Verfassers; denn diesem gefällt es, im weiteren Ver⸗ lauf aus dem harmlosen Künstler einen Hochstapler der gemeinsten Sorte zu machen, und zwar durch ein Verbrechen, das er in weite Ferne und Vergangenheit verlegt und erst mühsamst auskundschaften läßt. Darin liegt eine große Schwäche, die das Stück in der Ent⸗ larvungsscene, welche sich om Schluß des dritten Akts auf einer Soirée abspielt, hart an die Klippe der Lächerlichkeit führt. Einmal ist dieses Motiv allzu gesucht und romanhaft, und dann zeugt es weder von großem Verständniß für Musik noch für das eigentliche musi⸗ kalische Bedürfniß des Salons, wenn der Verfasser annimmt, daß der Zauber, den sein Pianist ausübt, auf den Paar aus einem fremden Manuskript gestohlenen Gedanken beruhen soll. Es muß doch auch in der That noch etwas Anderes sein, was die Damen der Gesellschaft dermaßen berückt, daß sie sich dem Künstler geradezu an den Hals werfen, und es hat beinahe den Anschein, als ob der Verfasser den ganzen Stand um diese persönlichen gesellschaft⸗ lichen Erfolge beneidet und sich an diesen „Salon⸗Zigeunern“, diesen „Rattenfängern“ durch ein dramatisches Epigramm habe rächen wollen. Bis zur Idiosynkrasie wagnerfeindlich sind ja auch noch Andere; die Feindschaft gegen Alles, was mit dem Klavier in Be⸗ ziehung steht, ist eine besondere Spezialität. Die Pianisten kommen denn auch im Allgemeinen in dem Stück sehr schlecht weg; außer mit den angeführten Titulaturen hören wir sie noch verächtlicher Weise bezeichnen als Musikanten, Tastenwüthriche, Klaviertiger ꝛc. Solche Ausdrücke lassen aber doch gar zu sehr die persönlichen, um nicht zu sagen philisterhaften Antipathien gegen einen Stand hindurchblicken, dem unleugbar so manches Genie angehört, während andererseits selbst die Erwähnung des „wohltemperirten Klaviers“ von Bach nicht von wirklichem musikalischem Verständniß überzeugen können. Ob die, wie schon bemerkt, eigentlich sehr sympathisch ausgestattete Wiedergabe des Krasinsky durch Hrn. Friedmann, der auch den polnischen Dialekt vorzüglich nachahmte, den Intentionen des Ver⸗ fassers entsprochen hat, lassen wir dahingestellt. Auch Frl. Haverlandt hatte eigentlich mit der Uebernahme der Rolle der Ba⸗ ronin Walnack keine ihrem Charakter adäquate Wahl ge⸗ troffen. Ihrem ganzen Naturell, ihrem offenen Gesicht, ihrem wohllautenden, der Verstellung unzugänglichen Organ sagt die heuchlerische Intrigantin mit der zweifelhaften Vergangenheit wenig zu. Daß dieselbe obenein besonders fein gezeichnet wäre, kann man auch nicht behaupten, denn das ihr zugemuthete Motiv der an zwei Verehrer gerichteten, gleichlautenden Verse ist nicht nur ver⸗ braucht, sondern auch ziemlich plump und die Scene mit ihrem früheren Verehrer, einem immer durstigen und verliebten Rittmeister a. D., der sie todt geglaubt und nun lebendig wiederfindet, geradezu possen⸗ hast, außerdem aber unwahrscheinlich, da Beide der vornehmen Gesellschaft angehören und sich nicht wohl so lange Zeit vor einander verbergen konnten. Der Rittmeiter ist übrigens fast abstoßend ceynisch charakterisirt, der entsetzliche Fluch aber, den die abgewiesene Coquette schließlich über das junge verlobte Paar ausstößt denn es braucht wohl kaum ausdrücklich bemerkt zu werden, daß infolge der Be⸗ mühung und List, welche der erfahrungsreiche alte Baron anwendet, das von Amor angerichtete Unheil beseitigt und endlich die beiden jungen Leute glücklich vereinigt werden berührt ebenso peinlich wie die Enthüllungen über das Vorleben des Polen. Einer wirklich feinen Dame der vornehmen Welt solchen Mangel an Delikatesse, solche Niedrigkeit der Gesinnung zuzumuthen, zeugt ebensowenig von tieferer Welt⸗ und Herzenskenntniß wie die höchst unwahrscheinliche Scene, in welcher es dem älteren Baron gelingt, die untröstliche Comtesse mit wenigen vbiäterlichen Worten von ihrem Argwohn zu befreien und sie davon zu überzeugen, daß jetzt sie allein in dem Herzen herrsche, welches die Abenteurerin noch vor Kurzem ganz besessen hatte. Den noch immer lebensfrohen älteren Baron von der Egge gestaltete übrigens Hr. Förster zu einer außerordentlich liebenswürdigen, be⸗ haglichen und vornehmen Figur und brachte auch in den Auftritten

mit Fr. v. Walnack den spitzigen, feuilletonistisch geistreichelnden Dialog zu guünstiger Wirkung. Der Gestalt des Rittmeisters, welche ohnehin schon allzu possirlich charakterisirt ist, hätte Hr. Engels wohl eine etwas strammere Haltung geben können. Das Liebes⸗

pärchen, Beate und Hellmuth, wurde von Frl. Sorma und

Hrn. Hellmuth vortrefflich und mit jugendlichem Feuer dargestellt.

Das zahlreiche übrige Personal des Stücks wirkte im Einzel⸗ wie im

Zusammenspiel ungezwungen und flott. Das Publikum citirte den

Verfasser schon nach dem ersten Akt, der doch kaum die magere

Exposition gebracht hatte, vor die Gardine, was den ohnehin stark

gesunkenen Werth dieser früher so seltenen Ovation nur noch mehr

herabzudrücken geeignet ist; denn, mag man bei einem Diner den

ersten Gang des Menus loben und diesem Beifall Ausdruck

geben; bei einem vieraktigen Lustspiel sollte man doch das

Ende abwarten, ehe man den Verfasser hervorklatscht, wenn

man nicht von vornherein Mangel an Kompetenz bekunden will.

Sollen wir aber ein Endurtheil abgeben, so kann es nur dahin lau⸗

ten, daß der Verfasser in dem „Probepfeil“ zwar kein feines Lustspiel

von irgendwelchem bleibenden literarischen Werth, aber ein ganz amü⸗

santes Stück geliefert hat, das, wenn man die gerügten Schwächen

mit in den Kauf nehmen will, Manchem einen unterhaltenden Abend

verschaffen wird. b ““

Neues Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater. Ausverkauft! so hieß die Parole der Feiertage. Der Zauberer, der das hervorgebracht, heißt „Dr. Piccolo“, welcher jetzt allabendlich den reichsten Beifall des animirten Publikums einheimst.

Krolls Theater. Wie in jedem früheren Jahre so war auch diesmal während der Festtage der weihnachtliche Zuzug ein so massenhafter, daß Groß und Klein selbst während der Vorstellung auch die Nebensäle okkupirte und mit freudigstem Interesse die alten und neuen Wunder der Auesstellung musterte. Im Königsaal wollte gegenüber den Reizen des Weihnachtsmärchens, den schönen Ballets und der kleinen Geigerin der Beifall kein Ende nehmen.

Am Freitag, den 4. Januar 1884, Abends 7 ½ Uhr, findet im Saale der Sing⸗Akademie das 6. Abonnements⸗Concert der Königlichen Akademie der Künste unter Mitwirkung des Concert⸗ meisters Petri von der Leipziger Gewa dhaus⸗Kapelle undunter Direktion des Kapellmeisters Professor Joachim statt. Zum Vortrag gelangen: 1) Beethoven, Ouverture. 2) Spohr, Concert (Nr. 9), Hr. Petri. 3) Brahms, Sinfonie (Nr. 3, F-dur), 4) Cherubini, Ouverture. Billets sind in der Sing⸗Akademie zu haben.

Der nächste Quartettabend (I. des zweiten Cyclus) der Hern. Joachim, de Ahna, Wirth und Hausmann findet am Sonn⸗ tag, den 30. d, Abends 7 ½ Uhr, im Saale der Sing⸗Akademie statt. Auf dem Programm stehen 1) Beethoven, Quartett in B-dur, Op. 18, 2) von Herzogenberg, Oartett in G.dur, 3) Schubert, Quintett

in C-dur. Abonnements zu 18, 10, 50 und 5 ℳ, sowie Tages⸗ billets zu 5, 3 und 1,50 sind in der Sing⸗Akademie zu haben.