e6“ 1““ inisterium des Innern. Der Ober⸗Präsidial⸗Rath von Itzenpli 8 zu Breslau ie
ist dem Ober⸗Präsidenten der Provinz Schlesien beigegeben worden.
ööaustiz⸗Ministerium.
Versetzt sind: der Amtsgerichts⸗Rath Teuber in Tarno⸗
an das Amtsgericht in Kreuzburg O.⸗Schl., der Amts⸗ gerichts⸗Rath Birkenbihl in 1* L. an das Amts⸗ gericht in Wiesbaden, der Amtsrichter Boner in Rahden an das Amtsgericht in Dortmund, der Amtsrichter Völckers in Altona als Landrichter an das Landgericht in Cassel, der Amtsrichter Büff in Nentershausen an das Amtsgericht in Cagel, der Amtsrichter Schaefer in Margonin an das Anitsgericht in Schroda und der Landrichter Dr. Freiherr von
Thermann in Trier an das Landgericht in Cöln.
Der Staatsanwalt Curtius in Greifswald ist an das Landgericht in Arnsberg versetzt.
i der Liste der Rechtsanwälte ist gelöscht: der Rechts⸗ Era t Koch in Niederwildungen bei dem Landgericht in In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: der Gerichts⸗Assessor Rosenthal bei dem Amtsgericht in Kreuz⸗ burg O.⸗Schl., der Gerichts⸗Assessor Froitzheim bei dem Amtsgericht in Jülich und der Gerichts⸗Assessor Großkopff bei dem Landgericht in Osnabrück. b
Der Amtsrichter Liessem in Cöln, der Amtsrichter Weinhagen in Lindlar und der Rechtsanwalt und Notar, Justiz⸗Rath Brasche in Anklam sind gestorben.
Bekanntmachung.
Der Königliche Hegemeister a. D. Oskar Hartmann, Keibelstraße Nr. 2 hierselbst wohnhaft, ist als Nutzholzmesser für Berlin bestellt und vereidigt worden.
Berlin, den 19. Dezember 188383.
FKFäöünigliches Polizei⸗Präsidium. von Madai. G
Bekanntmachung.
In Gemäßheit des §. 18 ad 2 der Kontrol⸗Ordnung vom 228. September 1875 wird hierdurch bekannt gemacht, daß die verstärkten Ersatz⸗Kommissionen behufs der Entscheidung über Gesuche um einstweilige Zurückstellung bei eintretender Mobil⸗ machung der Armee am 29. März 1884 ihre nächste Sitzung
halten werden. — ]
Diejenigen in Berlin wohnenden Mannschaften der Re⸗ serve, Land⸗ und Seewehr und Ersatzreserve J. Klasse, welche auf Zurückstellung für das Jahr 1884 Anspruch machen, werden aufgefordert, ihre Gesuche unter Angabe ihrer Militär⸗ verhältnisse und der Nummern, unter denen sie in den Listen des hiesigen Königlichen Landwehrbezirks⸗Kommandos geführt werden, im Laufe des Monats Januar 1884 beim Militärbureau des hiesigen Magistrats anzu⸗ bringen.
Hierbei wird ausdrücklich bemerkt, daß die bereits früher berücksichtigten Mannschaften ihre Anträge auf weitere Zurückstellung im Bedarfs⸗ falle zu erneuern haben, und die nach dem 31. Ja⸗ nuar k. Is. eingehenden Gesuche nicht berücksich⸗ tigt werden.
Nach Abhaltung des Termins am 29. März k. Is. werden die Namen derjenigen Mannschaften, deren Gesuche als be⸗ gründet erachtet worden sind, durch das Intelligenz⸗Blatt öffentlich bekannt gemacht werden.
Berlin, den 27. Dezember 1883. . Die Königlichen Ersatz⸗Kommissionen der Aushebungsbezirke
Berlin. Prausnitzer.
Michtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 31. Dezember. Se.
der Kaiser und
Vortrag halten. Um 1 ½ Uhr hatte von Pfuel, die Ehre des Empfanges.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte gestern dem Gottesdienst in der Kapelle des Augusta⸗
Hospitals bei.
Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kron⸗ prinz und die Kronprinzessin nebst Kindern dinirten gestern
bei den Kaiserlichen Majestäten.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm am Sonnabend Vormittag 11 ½ Uhr
militärische Meldungen entgegen.
Nach dem Diner, zu welchem der Kardinal Prinz Hohen⸗ lohe geladen war, begaben Sich Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit Ihrer Königlichen
Hoheit der Prinzessin Victoria nach dem Opernhause.
Gestern Vormittag empfing Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz militärische Meldungen sowie von 12 ½ Uhr ab den General⸗Direktor der Königlichen Museen, Geheimen den Ober⸗Ceremonien⸗
meister Grafen zu Eulenburg und den Kaiserlich russischen
Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Schöne,
Botschafter in Paris, Fürsten Orloff.
Um 5 Uhr begaben Sich die Kronprinzlichen Herrschaften Victoria und Margarethe zum Diner zu Ihren Majestäten und um 7 Uhr zum Gottesdienst nach
mit den Prinzessinnen
der Englischen Kirche. Heute Morgen hat Sich Se. Kaiserliche Hoheit Kronprinz zur Jagd nach Spandau begeben.
Diejenigen Personen,
Kaiserin und Königin aus Veranlassung des
meisterin Gräfin von Perponcher abzugeben
Majestät König nahmen im Laufe des heutigen Vormittags militärische Meldungen entgegen und ließen Sich darauf von dem Wirklichen Geheimen Rath von Wilmowski
der diesseitige Gesandte in Stockholm,
der
welche Ihrer Majestät der ein⸗ tretenden Jahreswechsels ihre Glückwünsche darbringen möch⸗ ten, haben ihre Karten am 31. d. Mts. Obe Hof⸗
5 1“ — “ 8 8 — Durch Beschluß des Königlichen Staats⸗Ministeriums
ist auf Grund des Art. 1 des Gesetzes vom 31. Mai 1882 in Verbindung mit Art. 4 des Gesetzes vom 14. Juli 1880 für den Umsang der Diözesen Culm, Ermland und Hildesheim die Wiederaufnahme der eingestellten Staatsleistungen an die römisch⸗katholischen Bis⸗ thümer und Geistlichen vom 1. Oktober d. J. ab an⸗ geordnet.
— Nach Mittheilungen aus Italien wird von der
General⸗Direktion der Eisenbahnen zu Rau am 12. Januar
1884 im Submissionswege die Lieferung folgender Par⸗
tieen Schienen aus Bessemer⸗Stahl vergeben werden: loot. 1: 11 889 793 tons für 2 496 856,22, lire
2696 409,093 „ „ 3: 11 155 953 „ „ 2 342 750,13 „ 2 Die näheren Bedingungen werden an der bezeichneten
„ 2: 11 840 043 „ „
Stelle einzusehen sein.
— Durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 22. d. Mts. ist
genehmigt worden, daß eine Beurlaubung der Militär⸗ anwärter mit sämmtlichen Gebührnissen über die Dauer von 90 Tagen — drei Monaten — hinaus bei der Vor⸗ bildung in allen Zweigen der Justizverwaltung stattfinden darf. Soweit schon bisher derartige Beurlaubungen stattge⸗ funden haben, können die gezahlten Gebührnisse in Ausgabe verbleiben. N
— Zur Vereinfachung des Uebernahmeverfahrens auf Grund des zwischen Deutschland und Dänemark getroffenen Uebereinkommens vom 11. Dezember 1873 — be⸗
treffend die gegenseitige Unterstützung Hülfsbedürftiger und Uebernahme Auszuweisender — sind nach Vereinbarung mit der Königlich dänischen Staatsregierung gleichlautende For⸗ mulare eingeführt worden, welche bei Uebernahmeanträgen in solchen Fällen zu benutzen sind, in denen die Heimsendung
oder Ausweisung auf dem Wege einer direkten Correspondenz mit der betreffenden Heimathsgemeinde stattfinden darf. In⸗
dem der Minister des Innern den Regierungs⸗Präsidenten ꝛc. diese Formulare zur Anwendung übersendet, bemerkt derselbe in dem betr. Erlaß vom 14. d. M., daß die Zusatzdeklaration vom 25. August 1881 zu dem Eingangs gedachten Ueber⸗ einkommen zwar mit dem 25. August d. Js. außer Kraft ge⸗ treten sei und die Verhandlungen wegen Verlängerung der⸗ selben noch nicht zum Abschluß gelangt seien, daß es jedoch keinem Bedenken unterliegt, bis auf Weiteres nach den Be⸗ stimmungen dieser Zusatzdeklaration zu verfahren.
— Den Gerichtsvollziehern ist, nach einer Allge⸗ meinen Verfügung des Justiz⸗Ministers vom 22. d. M., fortan nicht mehr gestattet, bei freiwilligen Mobiliarversteigerungen dem Auftraggeber gegenüber die Gewähr für den richtigen Eingang der etwa zu kreditirenden Kaufgelder zu übernehmen. Der Absatz 3 des §. 115 der Geschäftsanweisung für die Ge⸗ richtsvollzieher vom 24. Juli 1879 wird aufgehoben.
— Die Bedrohung mit einem ungeladenen Schießgewehr bei dem Widerstande gegen einen Forst⸗ oder Jagd⸗ beamten ist nach *m wem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vilcoz 25. Oktober d. J., als qualifizirter Widerstand aus & Abs. 2 Str. G. B. (mit Gefängniß nicht unter 3 Monatez) zu bestrafen, wenn der Thäter bei seiner Drohung sich bewußt gewesen, daß dieselbe an sich ge⸗ eignet sei, in dem Beamten die Furcht, geschossen zu werden, hervorzurufen.
— Der Königlich sächsische Gesandte, Wirkliche Geheime Rath von Nostitz⸗Wallwitz hat sich auf einige Tage mit Urlaub nach Dresden begeben.
— Der Bervollmächtigte zum Bundesrath, bayerische Ober⸗Regierungs⸗Raͤth Schmidtkonz ist hier ein⸗ getroffen.
— Der General der Infanterie z. D. Graf von Monts ist aus Dresden hier eingetroffen.
Hamburg, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Bürger⸗ schaft hat in ihrer heutigen Sitzung den Antrag des Senats in Betreff eines verstärkten Schutzes des Kuxhafener Ufers einem Ausschuß von 9 Mitgliedern überwiesen.
(Pr. Ztg.) Im Landtage gaben heute die Grenzdeputirten eine Erklärung ab, in welcher sie vor Allem dem Kaiser und dem Landtage den Dank aussprechen für die bereits erfolgte theilweise Einführung der Verfassung in der Militärgrenze
Oesterreich⸗Ungarn. Agram, 29. Dezember.
Bezug auf das Kaiserliche Reskript vom 9. Mai 1861 erklären, die staatsrechtliche Grundlage zu acceptiren und den Wunsch ausdrücken, daß in Ausführung des Reskripts der Grenze dieselbe Stellung wie dem übrigen Lande gegeben und die ohne Mitwirkung der Grenzdeputirten geschaffenen, für die Grenze nachtheiligen Gesetze verfassungsmäßig abgeändert werden. Schließlich er⸗ klären die Grenzdeputirten, unerschütterliche Treue und Loyalität gegen den Kaiser zu bewahren. Ueber den Antrag Zivkovics, den Bericht des Verifikationsausschusses zu berich⸗ tigen und sodann die Grenzwahlen en bloc zu verifiziren, entspann sich eine längere Debatte.
Niederlande. Haag, 29. Dezember. (W. T. B.) Sprenger van Eyk, bisher Mitglied des Raths für Niederländisch⸗Indien, ist zum Minister der Kolonien ernannt worden.
Frankreich. Paris, 29. Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer beantragte der Berichterstatter Carnot die Annahme des Budgets mit den vom Senat daran vorgenommenen Veränderungen. Der Conseils⸗Präsident Jules Ferry unterstützte diesen Antrag, wobei er bemerkte: Das Jahr 1884 werde nicht hingehen, ohne daß die konstitutionellen Reformen ins Werk gesetzt wären. Er werde diese Revision der Verfassung beantragen, weil er glaube, daß dieselbe von Nutzen sei, im Gegensatz zu Denjenigen, welche die Revision forderten, damit sie ver⸗ weigert werde. (Bewegung auf der äußersten Linken.) Clovis Hugues, der sich zu heftigen Ausfällen gegen Jules Ferry hinreißen ließ, wurde mit der Strafe der Ausschließung belegt und verließ den Saal. Roche (Radikaler) behauptete: die Kammer dürfe dem Senat nicht nachgeben. Die Aenderungen des Senats wurden jedoch, entsprechend dem Antrage des Berichterstatters und des Conseils⸗
und sodann mi
Präsidenten von der Kammer angenommen. — Die “ W“ 1 1“
Königlich
Wiederherstellung des Gehalts des Erzbischofs von Paris in Höhe von 45 000 Frcs. wurde mit 270 gegen 183 Stimmen und ebenso der Ponen für Freistellen in den Seminarien mit 268 gegen 195 Stimmen bewilligt. Das Gesammtbudget ward sodann mit 326 gegen 25 Stimmen ge⸗ nehmigt. Die Rechte enthielt sich der Abstimmung.
Die Session der Deputirtenkammer und des Senats ist geschlossen. Das Parlament wird verfassungsmäßig am zweiten Dienstag des Januar wieder zusammentreten.
Der Marine⸗Minister Peyron hat Nachrichten vom Admiral Courbet erhalten, welche aus Hanoi, vom 20. De⸗ zember, datirt sind. Nach der Einnahme von Sontay ist Admiral Courbet dorthin zurückgekehrt und hat den Dienst des Generalkommissärs übernommen. Die Ver⸗ theidiger von Sontay sind in der Richtung auf Batbac, Davang, Honghoa, Phulam und darüber hinaus geflohen. Das Sinken des Wasserstandes verhinderte den sofortigen Angriff auf Honghoa. General Bichot durchsuchte mit einem Theile des Expeditions⸗Corps die Umgebungen von Sontay zwischen Day, Songeau, dem Schwarzen Flusse und den Bergen und kehrte darauf nach Hanoi zurück. Sontay und die Befestigungen am Flusse sind von dieseeitigen Truppen stark besetzt; alle Garnisonen werden augen⸗ blicklich verstärkt, um das Delta vollständig von den Rebellen und Piraten, die es verwüsten, zu säubern. — In einer anderen vom 22. Dezember datirten Depesche kommt Admiral Courbet auf die von den algerischen Tirailleurs und der Marine⸗Infanterie an den Tag gelegte ausgezeichnete Tapferkeit zurück und fügt hinzu: die annamitischen Tirailleurs hätten gleichen ruhmvollen Antheil an allen Gefechten gehabt; auch die von den tongkingnesischen Hülfstruppen geleisteten Dienste werden vom Admiral Courbet lobend hervorgehoben.
Rom, 29. Dezember. (W. T. B.) Der
Papst und der Kardinal Jacobini empfingen anläßlich
des Jahreswechsels heute den bayerischen Gesandten,
Freiherrn von Cetto sowie die Geschäftsträger Spaniens
und Portugals. b
b 88 ehemalige Unterrichts⸗Minister Desanctis ist ge⸗ orben.
Griechenland. Athen, 28. Dezember. (Wien. Ztg.) Die Gerüchte, wonach sich die Opposition der parlamen⸗ tarischen Arbeiten soll enthalten wollen, werden dementirt. Die gestern begonnene Berathung der Anlehensvorlage wird heute fortgesetzt werden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. De⸗ zember. (W. T. B.) Der Abtheilungschef in der Kanzlei des hiesigen Stadthauptmanns für Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung, Gensd'armerie⸗Oberst⸗Lieutenant Ssu⸗ dejkin ist in der vorigen Nacht in einem Hause in der Nähe des Newsky⸗Prospekts ermordet worden. Ein ihn begleitender Beamter wurde tödtlich verwundet.
Asien. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Haiphong, vom 26. d. Mts., gemeldet: Der Gesammtverlust der Franzosen an Todten und Ver⸗ wundeten bei dem Angriff auf Sontay beträgt 36 Offiziere und nahezu 1000 Mann; derjenige der Schwarzflaggen 6000. Der größere Theil der Schwarzflaggen hat sich nach Honghoa und Namdinh zurückgezogen.
Nach einem Telegramm aus Hongkong soll bei der Vertheidigung Sontays der Oberanführer der schwarzen Flaggen, Lian⸗Fong, schwer verwundet und sein Vertreter getödtet worden sein. Der französische Kommissar Harmand
und Tricon hatten sich nach Hue begeben.
Afrika. Egypten. Kairo, 30. Dezember. (W. T. B.) Eine amtliche Depesche meldet: Die Aufständischen griffken am 28. d. M. den 8 Meilen von Berber ent⸗ fernten Ort Gezireh an, wurden aber von der aus 2 Compagnien Baschiboschuks bestehenden Besatzung von Gezireh, welche Verschanzungen errichtet hatte, nach sechsstündigem heftigen Kampfe unter großen Verlusten zurückgeschlagen. Der Befehlshaber der Beaschiboschuks wurde getödtet; im Uebrigen sind die Verluste der egyptischen Truppen, denen die Stämme der Bichories und der Kamilat Hülfe leisteten, unbedeutend. Der von den Aufständischen beabsichtigte Angriff auf Berber ist durch den von der Gar⸗ nison von Gezireh geleisteten Widerstand vereitelt.
Zeitungsstimmen.
In der „Germania“ lesen wir:
Die Kapitalrentensteuer und die liberale Presse wird auch von der „Prov.⸗Corr.“ einer durchaus sachlichen und durchschlagenden Betrachtung unterworfen. Wie wir wiederholt darauf hingewiesen haben, daß bei den Berathungen im Februar d. J. kein Mensch imn Abgeordnetenbause und außerhalb desselben die in der Resolution geforderte höhere Besteuerung des „Kapitalvermögens“ andert verstanden habe und nach diesem Worte und dem ganzen Gang der Debatte anders habe verstehen können, als von einer höheren Besteuerung des beweglichen Vermögens, t beginnt auch die „Prov.⸗Corr.“ in dem Artikel mit der Er⸗ innerung an diese — jetzt von Niemand mehr bestrittene — voll⸗ ständige Uebereinstimmung im Abgeordnetenhause. Sie hebt vor Allem hervor, daß Herr von Bennigsen „die überraschende Ueberein, stimmung der Meinungen über die Verbesserung der Personalsteuern konstatirt habe, und daß auch die Ausdrücke der oppositionellen Ab⸗ geordneten, z. B. des Abg. Hänel durchaus keinen Zweifel ließen, daß es sich nur um die Erhößung der Besteuerung des beweglichen Ver⸗ mögens, im Gegensatze zu dem schon von einer Ertragssteuer ge⸗ troffenen Grundbesitze und Gewerbebetriebe, gehandelt habe. Das halbamtliche Blatt hätte noch zufügen können, daß damalt ein großer Theil der liberalen Presse, insbesondere auch die fort⸗ schrittliche, geradezu übermüthig jubelte, daß nun endlich der richtige Weg der Steuerreform getroffen worden sei. Die Regierung und die ihr nahestehenden Kreise hätten bisher immer nur von indirekten Steuern geschwärmt, die doch vorzugsweise den kleinen Mann drück⸗
ten; jetzt, durch das Abgeordnetenhaus, sei endlich der Weg beschritten,
die Steuern auf die Schultern zu legen, welche sie am besten tragen könnten, und dabei wurde mit Eifer auf die Selbstaufopferung im Liberalismus hingewiesen, dessen Kapitalbesitzer freudig zu den Opfem bereit seien, die das Vaterland von ihnen fordere. 2 Nur wenige Blätter, z. B. die „Nat.⸗Ztg.“, schlossen von dieser Verherrlichung des Liberalismus sich aus; aber auch das genanntt Blatt bestritt nicht im Mindesten, daß das Abgeordnetenhaus damals die höhere Besteuerung blos des beweglichen Vermögens 1 sondern es bestritt nur, daß es in dieser Forderung Recht habe; über den Sinn der Forderung des Abgeordnetenhauses bestand, wie gesagt⸗ absolut kein Zweifel, auf keiner Seite, und der vor einigen Wochen, übrigens auch nur von vereinzelten liberalen Blättern gemachte Versuch, auch diesen sonnenklaren Punkt nachträglich noch in Verwirrung zu bringen, ist längst auch von dieser aufgegeben worden.
haben vielmehr liberale Blätter, wie der „Hannov. Cour.“ “M“
asdrücklich Zeugniß abgelegt für jenen richtigen Sinn der Resolution 8 Abgeordnetenhauses, und die paar Anfangs abweichenden Blätter, 1B. „Nat.⸗Ztg.“, Köln. Ztg.“ u. s. w. haben sich längst auf den Standpunkt erückgezogen, zu sagen, wenn denn auch das Abgeordnetenhaus unter zustimmung der Regierung eine höhere Besteuerung blos des beweg⸗ sichen Vermögens beschlossen habe, so stehe ja doch nichts im Wege, sondern sei sogar Pflicht, diesen Beschluß noch einmal einer Prüfung un unterwerfen, und falls überwiegende Gründe gegen ihn sprächen, ihn un korrigiren. Das ist nun ohne Zweifel ganz richtig; aber die Anwen⸗ dung dieses Satzes würde in diesem Falle voraussetzen, daß eine seit Fahren eifrig diskutirte, in der letzten Session des Abgeordneten⸗ zauses von November bis Februar das Abgeordnetenhaus beschäfti⸗ gende und sogar in einer Kommission reiflich vorberathene Frage dennoch in einem unreifen, gedankenlosen, haltlosen Beschlusse erledigt worden sei, obgleich doch die Bedeutung und Tragweite der Frage gar nicht so schwer zu ersehen war. Wir werden deshalb ruhig 82 warten, ob es Abgeordnete geben wird, die ihrer eigenen parlamenta⸗ rischen Thätigkeit ein solches Zeugniß ausstellen zu müssen oder auch nur zu dürfen glauben. Wir sind unbesorgt, daß Centrum, Polen ₰ die beiden konservativen Parteien nicht in diese Lage kommen werden... 2 .
— Die „Schlesische Zeitung“ schreibt:
Jede Nachricht von einer Besserung in der wirthschaftlichen Lage der Bevölkerung darf, welchen einzelnen Ort sie auch betreffe, auf freundliches Interesse rechnen. Wir registriren daher aus einer „Aus dem oberen Weistritzthale“ datirten Correspondenz des „Schweidnitzer Tageblatt“ die Meldung, daß in der bezeichneten Gegend, also in den besonders industriereichen Theilen des Schweid⸗ nitzer und Waldenburger, vielleich auch des Neuroder Kreises die wirthschaftliche Lage der Bevölkerung sich in neuester
eit als eine erfreulich günstige darstelle. Die Fabriken seien so voll beschäftigt, daß der arbeitenden Bevölkerung sogar ein höherer Verdienst ermöglicht werde, ein Faktum, welches seinen Einfluß nu. A. auch auf das Weihnachtsgeschäft geltend gemacht habe. Dieses Geschäft sei nach Aussage der betreffenden Geschäftsleute in diesem Jahr ein besseres gewesen als in den Jahren vorher.
— In einer Correspondenz der „Vossischen Zeitung“ aus Schleswig⸗Holstein, welche sich in ihrem weiteren Verlaufe abwehrend gegen die Schutzzölle ausspricht, heißt es in der Einleitung:
Das diesjährige Weihnachtsfest hat die Provinz in recht be⸗ friedigenden wirthschaftliche Verhältnissen vorgefunden. Der außerordentlich milde Winter hat noch nicht einen Augen⸗ blick Schiffahrt und Verkehr gehemmt. Die größeren Hafen⸗ plätze bieten ein belebtes Bild; auf den sechs Schiffs⸗ werften der Provinz werden eben so viel Tausend Arbeiter beschäftigt und für den landwirthschaftlichen Betrieb ist die Witterung wie ge⸗ schafen. So fehlt es wenigstens an Arbeit nicht und fes des Schutzzolles sind einige der nothwendigsten Lebensbedürfnisse billig. Die Agrarier klagen deshalb, daß die gute Ernte sich nicht genügend bezahlt mache.
—. — — —
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 68. — Inhalt: Verfügungen: Vom 22. Dezember 1883. Schluß der Postdampf⸗ schiffahrten auf der Linie Stettin⸗Kopenhagen. — Vom 22. Dezember 1883. Eröffnung der Eisenbahnstrecke Doberan⸗Wismar.
Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 26. — Inhalt: Beurlaubung der Militäranwärter zur Vorbildung in der Justiz⸗ verwaltung. — Aenderungen im Exerzier⸗Reglement für die Infan⸗ terie. — Beschaffung von Uhren und Thermometern für Militär⸗ wachen. — Beförderung von Arrestaten⸗Transporten. — Abänderung der Landwehrbezirks⸗Eintheilung im Bereiche des VI. Armee⸗Corps. — Ordensvorschläge für Zahlmeister. — Ausgabe einer neu aufge⸗ stellten Beilage 11 zum Friedens⸗Bekleidungs⸗Reglement. — Ge⸗ währung von Bruchbändern an inaktive Mannschaften. — Marsch⸗ verpflegungs⸗Vergütung für 1884. — Dislokation der 3. und 4. Esca⸗ dron Brandenburgischen Husaren⸗Regiments (Zietensche Husaren) Nr. 3. — Eröffnung einer neuen Eisenbahn. — Militär⸗Wittwen⸗ Kassenangelegenheit. — Kilometerzeiger zur Berechnung der Umzugs⸗ kosten. — Eröffnung einer neuen Eisenbahn. — Normpreise für Brot und Fourage und Vergütungspreis für den aus preußischen Magazinen an Kadettenanstaltea verabreichten Roggen pro I. Semester 1884. — Erxtraordinäre Verpflegungszuschüsse pro 1. Quartal 1884. — Abänderung des Regulativs für Elsaß⸗Lothringen über Ausbil⸗ dung, Prüfung und Anstellung für die unteren Stellen des Forst⸗ dienstes vom 15. Februar 1879.
Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 48. — Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 21. Dezember 1883, betreffend die Absonderung und den Verkauf von unbrauchbaren Akten der Justizbehörden. — Allge⸗ meine Verfügung vom 22. Dezember 1883, betreffend die Vornahme freiwilliger Mobiliarversteigerungen durch Gerichtsvollzieher. — All⸗ gemeine Verfügung vom 24. Dezember 1883, betreffend Zusammen⸗ stellungen von Zwangsversteigerungen.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 51. Jahreswoche von je 1000 Einwohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet als gestorben gemeldet: in Berlin 20,9, in Breslau 28,2, in Königsberg 38,0, in Cöln 24,5, in Frankfurt a. M. 17,8, in Hannover 18,2, in Cassel 15,3, in Magdeburg —, in Stettin 20,1, in Altona 24.5, in Straßburg 25,4, in Metz 16,0, in München 28,2, in Nürnberg 26,2, in Augsburg 25,4, in Dres⸗ den 26,5, in Leipzig 23,4, in Stuttgart 22,3, in Braunschweig 28,7, in Hamburg 21,8, in Karlsruhe 12,0, in Lübeck —, in Wien 24,1, in Budapest 20,8, in Prag 39,2, in Triest —, in Krakau —, in Basel 27,8, in Brüssel 24,4, in Paris 24,7, in Amsterdam 30,9, in London —, in Glasgow —, in Liverpool —, in Dublin —, in Edinburg 16,5, in Kopenhagen 20,2, in Stockholm —, in Chri⸗ stiania 22,2, in St. Petersburg 29,6, in Warschau 25,3, in Odessa 38,1, in Bukarest 29,4, in Rom 27,1, in Turin —, in Madrid 33,0, in Alexandrien 36,8. — Ferner in der Zeit vom 25. November bis 1. Dezember: in New⸗York —, in Philadelphia —, in St. Louis —, in Chicago —, in Cincinnati —, in San Franzisko 22,0, in Kalkutta —, in Bombay —, in Madras —. . Beim Beginn der Berichtswoche herrschten an den deutschen Beobachtungsorten westliche und südwestliche Luftströmungen, die aber an den meisten Stationen am 17., in München am 18. nach Nord und Nordwest, in Cöln und Karlsruhe bis nach Nordost gingen. Am 19. ging der Wind an allen Stationen nach West und Süd⸗ west zurück und blieb bis zu Ende der Woche, in Konitz am 20. mit nochmaligem vorübergehendem Wechsel nach Nordwest, aus dieser Richtung wehend. Die Temperatur der Luft lag an allen Stationen, namentlich zu Ende der Woche, über dem vieljährigen Monatsmittel. Leichte Nachtfröste waren um die Mitte der Woche nicht selten. Niederschläge, zum Theil Schnee, erfolgten häufig und vielfach recht ergiebig. Der beim Wochenbeginn niedrige Druck der Luft nahm in den ei hen Tagen der Woche zu, am 19. sank jedoch das Barometer, behauptete dann jedoch unter mäßigen Schwankungen seinen einge⸗ nommenen Standpunkt bis zu Ende der Woche.
In den meisten größeren Städten Europas blieb die Sterblich⸗ keit in der Berichtswoche eine günstige und wurde besonders in den deutschen Städten eine geringere. Die allgemeine Sterblichkeitsver⸗ hältnißzahl für die deutschen Städte sank auf 23,0 von 24,3 der vorangegangenen Woche pro Mille und Jahr gerechnet. Die Theil⸗ nahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war im Allge⸗ meinen eine geringere, in Berlin und München eine etwas gesteigerte. Von 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 68 Kinder unter 1 Jahre, in Berlin 63, in München 100. — Auch die Sterblichkeit der höheren Altersklasse (über 60 J.) war eine verminderte.
Unter den Todesursachen haben Masern, Scharlach, Diphterie und Ruhr weniger, Croup, Keuchhusten, typhöse und Kindbettfieber
mehr Todesfälle veranlaßt. Masern zeigten vielfach einen Nachlaß der Todesfälle, wie in Breslau, München, Chem⸗ nitz, Apolda, Leipzig, Hamburg, Osnabruück, Berlin, Wien, Amsterdam; in Essen herrschen Masern in sehr großer Ausdehnung, in Paris und Edinburg nahm die Zahl der Todesfälle zu. Das Scharlachfieber verlief in Königsberg, Dresden, Berlin milder, in Danzig, Erfurt, Hannover, Remscheid wurde die Zahl der Todesfälle größer. Auch die Diphtherie zeigt eine Abnahme der Sterblichkeit, wiewohl die Zahl der Opfer noch immer in einer größeren Zahl von Städten eine bedeutende ist, so namentlich in Berlin, Königsberg, Greifswald, München, Nürnberg, Dresden, Breslau, Chemnitz, Altenburg, Leipzig, Halle, Hamburg, Crefeld, Amsterdam, Paris, Warschau, Odessa. Auch in Stuttgart, Stettin, Insterburg, Plauen, Reichenbach i. Sachs, Braunschweig, Mülheim a. Rh. u. a. O. forderte Diphtherie mehrfach Opfer. — Typhöse Fieber wurden etwas häufiger, besonders in Stettin und Posen, Todesveranlassung. Aus Breslau kam je 1 Todesfall an Rückfallsfieber und an Flecktvphus zur Mittheilung. Auch aus Madrid, Valencia, Malaga, Murcia wurden einzelne Todesfälle an Flecktyphus gemeldet. — Der Keuchhusten führte in Berlin, Frankfurt a. M. und Kopenhagen in größerer Zahl zum Tode, in Leipzig Hamburg, Mülheim a. Rh. nahm die Zahl der durch Keuchhusten hervorgerufenen Todesfälle ab. — Darm⸗ katarrhe und Brechdurchfälle der Kinder zeigten keine wesentliche Ver⸗ änderung in ihrem Vorkommen. — Todesfälle an Ruhr kamen aus deutschen Städten nur 1, an Kindbettfieber 31 zur Anzeige. Pocken zeigten sich etwas seltener. Aus deutschen Städten kam nur 1 Todes⸗ fall aus Danzig zur Mittheilung. Auch aus Budapest, Warschau, Rom, Valencia kam je 1, aus Wien und Paris je 2, aus St. Peters⸗ burg, Murcia, New⸗Orleans, Madrid mehrfache, aus Malaga 31, aus Prag 42 Todesfälle an Pocken zur Anzeige. Der Cholera er⸗ 81 in Alexandrien in der Zeit vom 9. bis 15. Dezember 4 Per⸗ onen.
— Summarische Uebersicht über die Zahl der Studirenden auf der Königlichen Universität zu Breslau im Wintersemester 1883/84. Im Sommersemester 1883 waren immatrikulirt 1559, davon sind abgegangen 365, es sind demnach geblieben 1194. In diesem Semester sind hinzugekommen 285. Die Gesammtzahl der immatrikulirten Studirenden beträgt daher 1479. Die evangelisch⸗theologische Fakultät zählt Preußen 132, Nichtpreußen 3, zusammen 135. Die katholisch⸗theologische Fakultät zäͤhlt Preußen 144, Nichtpreußen —, zusammen 144. Die juristische Fakultät zählt Preußen 226, Nicht⸗ preußen 5, zusammen 231. Die medizinische Fakultät zählt Preußen 382, Nichtpreußen 8, zusammen 390. Die philosophische Fakultät zählt: a. Preußen. mit dem Zeugniß der Reife 434, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife, nach §. 3 der Vorschriften ꝛc. vom 1. Oktober 1879, 122, c. Nichtpreußen 23, zusammen 579. Im Ganzen 1479. Außer diesen immatrikulirten Studirenden der hiesigen Universität haben die Erlaubniß zum Besuch der Vorlesungen erhalten: nicht immatrikulirte Zuhörer (Beamte, Aerzte, Lehrer ꝛc.) 110. Es nehmen folglich an den Vorlesungen Theil 1589.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Regierungs⸗Rath im Königlich württembergischen Mini⸗ sterium des Innern, stellvertretende Bundesraths⸗Bevollmächtigte K. Schicker hat die Gewerbe⸗Ordnung für das Deutsche Reich nebst den Ausführungsvorschriften des Reichs in einem Werke erläutert, welches uns gegenwärtig vorliegt (Verlag von W. Kohl⸗ hammer, Stuttgart, Preis 5 ℳ). Dem Werke ist der Text der Gewerbe⸗Ordnung in der auf Grund des Gesetzes vom 1. Juli 1883 veröffentlichten Fassung zu Grunde gelegt. Der Verfasser hat den⸗ selben durch Anmerkungen erläutert, in welchen die Gesetzesmaterialien, die einschlagenden Bestimmungen des Reichsrechts sowie diejenigen des württembergischen Landesrechts, die Literatur und die Entscheidungen der höchsten Gerichtshöfe eingehend berücksichtigt worden sind; auch auf die wichtigsten Ausführungsbestimmungen der übrigen Bundes⸗ staaten ist an zahlreichen Stellen verwiesen. Dem Kommentar schließt sich eine Zusammer stellung der reichsrechtlichen Vollzugs⸗ vorschriften zur Gewerbeordnung an; in einem Anhang ist die unter dem 14. April 1875 erlassene technische Anleitung zur Wahrnehmung der den preußischen Kreisausschüssen durch §. 35 V. Nr. 1 der preu⸗ ßischen Kreisordnung vom 13. Dezember 1872 hinsichtlich der Geneh⸗ migung gewerblicher Anlagen übertragenen Zuständigkeiten abgedruckt, da dieselbe nach der Ansicht des Verfassers für die in allen deutschen Staaten zuständigen Behörden von Interesse sein wird. Ein aus⸗ führliches Sachregister erleichtert die Uebersicht über den Inhalt des Werkes, welches den betbeiligten Behörden und Beamten ein will⸗ kommenes Hülfsmittel für die Anwendung der Bestimmungen der Gewerbeordnung bieten wird.
— Wiener Kunstbriefe von M. Thausing, mit einem Titelbildnisse und einem erklärenden Holzschnitte am Schlusse. Leipzig, E. A. Seemann, 1884. 80. S. 397. Krt. Preis 6 ℳ Der Direktor der Kupferstichsammlung Albertina und Pro⸗ fessor der Kunstgeschichte an der Universität zu Wien Thausing, kürzlich in weiteren Kunstkreisen bekannt geworden durch eine gründ⸗ liche, gediegene, verständnißvolle Biographie von Albrecht Dürer (2. Auf⸗ lage 1884), veröffentlicht in dem genannten Buche eine Sammlung von 28 Aufsätzen kunsthistorischen und kritischen Inhalts. Von den seither in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften erschienenen Ab⸗ handlungen sind nur solche ausgewählt, welche durch Inhalt und Form auf längere Dauer und weitere Verbreitung, als ihnen bisher zu Theil geworden, Anspruch erheben dürfen. Die kleinen Schriften behandeln folgende Gegenstände: In der ersten Abhandlung wird die Stellung der Kunstgeschichte als Wissenschaft geistvoll auseinander gesetzt, deren Aufgabe dahin normirt ist, die Sprache richtig lesen und verstehen zu lernen, welche die Monumente in sichtbaren Formen zu uns sprechen. Die nachfolgende Jugenderinnerung ist in liebevollen Worten dem Andenken und der Dankbarkeit gegen ein seltenes Dresdener Bürgerkind, Clara Heine, gewidmet, unter deren Leitung „der acht⸗ zehnjährige Bursche“ zuerst die Sprache der alten Meister in der Dresdener Galerie verstehen lernte. Die beiden folgenden Aufsätze Deutschland und der gothische Styl, die deutsche Kunstreform des sechszehnten Jahrhunderts sprechen einentheils den Gedanken aus, daß die Wiege der Gothik das Kronland von Frankreich ist, das Doma⸗ nium seiner Könige die Isle de France und daß die Gothik ein ausschließlich kirchlicher Styl ist, denn sie ist auf Zwecke des Kultus lediglich angewiesen, wenn sie ihren strengen struktiven Prinzipien nicht untreu werden will. Die Grundlagen der Kunstreform des sechszehnten Jahrhunderts kann die Kunst nie mehr verlassen. Die — ob Dürers Vater ein Magyare war, hat der Verfasser auf Grundlage neuerer Forschungen in der fünften Abhandlung bejaht. Der deutsche Name Dürer ist kein ursprünglich fester gewesen, hat sich vielmehr, anfangs schwankend, allmählich in der Familie festgesetzt. Dürers Vorfahren, deren Name im magyarischen Ajtos gelautet, hergeleitet von Ajtô, die Thüre, sind Mitglieder jenes freien Kleinadels gewe⸗ sen, der, oft nur mit geringem Landbesitz ausgestattet, vom Ackerbau lebte. Dürers Stellung zur Reformation ist nach den Belegen der sechsten Abhandlung keine andere, als die bisher übliche Anschauung gewesen, somit der neuerdings versuchten abweichenden Ansicht ent⸗ egengetreten. Dem Andenken des unerschöpflich gründlichen Lokal⸗ forschers⸗ dem Archivar der Stadt Nürnberg, welcher die mo⸗ derne Herrschaft des Königreichs Bayern uͤber Nürnberg als eborener Reichsstädter im Herzen eigentlich niemals anerkannt at, dem Rektor Dr. Lochner sind sehr liebevolle Blätter gewidmet. Von Linoardo da Vinci handeln drei Aufsätze; in ihm war der univer⸗ sale Mensch, den sich die Renaissance seit einem Jahrhundert geträumt hatte, Fleisch und Blut geworden, — man darf ihn einen in Italien geborenen alten Helenen nennen. Aus eigener Anschauung kann das Urtheil bestätigt werden, daß, je länger man vor Lionardo’s Abend⸗ mahl im Refektorium von Santa Maria delle Grazie zu Mai⸗ land steht und das Bild anschaut, desto deutlicher die Gestalten aus der Fläche heraustreten. Es ist, als schwebten die Seelen, die ihnen Lionardo eingehaucht hat, noch hinter der schadhaften Wand ˖ fläche, als könnte man sie durch beharrliche Betrachtung herauf⸗ beschwören und ihre Charaktere neu aufleben machen. In dem Auf⸗
satz über Sodoma wird dieser mit zu jenem Kreise von Malern gerechnet, in welchem der Genius und das Beispiel Lionardo's den Glanz der lombardischen Schule begründet hat. Drei Aufsätze be⸗ fassen sich mit Rafael und Michel Angelo. Dem Michel Angelo die Urheberschaft des Werkes der Madonna von Brügge absprechen, heißt nicht blos ein Blatt aus seinem Lorbeer reißen, es heißt auch eine durch kein anderes Werk vertre⸗ tene Eigenschaft seines jugendlichen Genius ignoriren. Dagegen stammt nach Thausing (S. 298) die sogenannte Fornarina nicht von Rafael. Unter den übrigen Aufsätzen sei noch auf den über Katharina Cornaro und Lucrezia Borgia sowie auf die heilige Katha⸗ rina von Alexandrien aufmerksam gemacht. Die rein sachliche Aus⸗ einandersetzung sämmtlicher Aufsätze wird jeden Freund der Kunst⸗ geschichte durch eine verständige und geistvolle Darstellung fesseln. Vielleicht hätten die öfter erwähnten persönlichen Erlebnisse und Empfindungen als weniger zur Sache gehörend fortbleiben können. Weshalb die Nationalgalerie das erhabenste und zugleich auch selbst “ Gebäude Berlins, S. 360, genannt wird, ist nicht zu ersehen.
— Die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau hat ihren 60. Jahresbericht ausgegeben (Breslau, Verlag von G. P. Aderholz; Buchhandlung). Derselbe enthält den Generalbericht über die Arbeiten und Veränderungen der Gesellschaft im Jahre 1882, und zwar an der Sxrite den Bericht über die Wirksamkeit und die Verhältnisse der Gesellschaft, erstattet in der allgemeinen Versammlung am 29. Dezember 1882 vom Staats⸗ anwalt von Uechtritz, zeitigem Generalsekretär. Das neue Präsidium hatte sich darnach am 5. Januar 1882 konstituirt und die Herren Geh. Med.⸗Rath Prof. Dr. Göppert zum Vorsitzenden, Geh. Reg.⸗Rath Bürgermeister a. D. Dr. Bartsch zum stellvertretenden Vorsitzenden, Staatsanwalt v. Uechtritz zum ersten Generalsekretär, Gymnasial⸗ Direktor Prof. Dr. Heine zum zweiten Generalsekretär und Stadt⸗ rath Bülow zum Kassenführer erwählt. Am 21. Juni starb jedoch der mehrjährige, um die Gesellschaft wohl verdiente Vize⸗Präses Geh.⸗ Rath Bartsch, sodaß eine Neuwahl erforderlich wurde, welche, am 31. Oktober vorgenommen, auf den Geh. Med.⸗Rath Prof. Dr. Biermer fiel. Die Gesellschaft zählte nach dem Bericht 345 wirkliche einheimische Mitglieder, 80 wirkliche auswärtige Mitglieder, 42 Ehrenmitglieder und 179 korrespondirende Mitglieder. Die Sektion für Obst⸗ und Gartenbau besteht für sich aus 365 Mitgliedern; sie erfreut sich unter Leitung ihres langjährigen Sekretärs, des Stadtraths Müller, einer gedeihlichen Entwickelung; auch für das Jahr 1882 war ihr vom Provinzial⸗Landtage eine Unterstützung von 1650 ℳ gewährt worden. — Allgemeine Versammlungen, außer der Generalversamm⸗ lung, sind nicht abgehalten worden, und die eigentliche Thätigkeit der Gesellschaft konzentrirte sich daher wie in früheren Jahren in den Arbeiten der einzelnen Sektionen. Es sind deren 8, nämlich die medizinische, die Sektion für öffentliche Gesundheitspflege, die natur⸗ wissenschaftliche, die botanische, die entomologische, die geographische, die Sektion für Obst⸗ und Gartenbau und die historische Sektion. Ueber die Verhandlungen dieser haben die Sektionssekretäre einzeln Bericht erstattet. — Nach dem Kassenabschluß fär 1881 betrug das Gesammtver⸗ mögen der Gesellschaft am Schluß dieses Jahres 39 000 ℳ in Effekten und 2652 ℳ baar. — Außer den umfänglichen Sektionsberichten enthält der Band noch die Berichte des Konservators der naturhistorischen Sammlungen und Berichte über den Zugang zu den Bibliotheken der Gesellschaft. Am Schluß sind den verstorbenen Mitgliedern und Ehrenmitgliedern Nekrologe gewidmet.
—. Die Buchdruckerei, Lithogr. Anstalt und Steindruckerei von Gebrüder Grunert, Junkerstr. 16, hat wie früher zum Beginn des neuen Jahres ihren Kunden und Geschäftsfreunden einen vermit⸗ telst des Buchdrucks hergestellten mehrfarbigen Kalender gewidmet. Die Ausführung desselben bekundet wiederum den Geschmack der Firma und legt Zeugniß ab von ihrem Bestreben, die Leistungen der Typographie nach jeder Richtung hin zu vervollkommnen. Die Haupteinfassung bildet eine breite Goldbordure mit aufliegender, mehrfarbiger, vorzüglich gezeichneter Renaissance⸗Einfassung, wie über⸗ haupt die ganze Zusammenstellung im Styl der modernen Renais⸗ sance gehalten ist. Die Farbenwahl ist geschmackvoll, der Druck sehr sorgfältig hergestellt, sodaß der künstlerisch ausgeführte Kalender jedem Comptoir und Zimmer zur Zierde dienen wird.
— Auch die Buchdruckerei und Steindruckerei von H. S. Her⸗ mann, Berlin SW., Beuthstraße 8, hat einen Wandkalender für 1884 in sauberer Ausstattung hergestellt, der die Leistungsfähigkeit dieser Offizin beweist. Er ist nach einer Zeichnung des Hrn. Emil Döpler jun, reich mit Figuren in Golddruck geziert, in der Umrah⸗ mung in fünf Farben photolithographisch gedruckt und enthält an den Rändern Notizen über Post⸗ und Telegraphengebühren, Münzen und Maße, Banken, Messen und Märkte.
— In Nr. 4 der diesjährigen „Mittheilungen von F. A. Brockhaus in Leipzig“, in welchen die genannte Firma dem Publi⸗ kum über die neuen Unternehmungen ihres Verlags sowie über Er⸗ scheinungen der deutschen und ausländischen Literatur, welche durch ihr Sortiment und Antiquarium zu beziehen, Bericht erstattet, werden aus dem neuesten Verlag der erwähnten Buchhandlung 33 Werke verschiedenen Inhalts mit kurzen Besprechungen oder Inhalts⸗ angaben aufgeführt, darunter mehrere Dichtungen, mehrere Reisewerke, Schliemanns „Troja“, Martins Naturgeschichte der Thiere, des neuen Pitawall Bd. 18, Landsberg's Lehre vom Eigenthum, mehrere Schriften über verschiedene Sprachen, wie die deutsche, italienische und englische; Historisches Taschenbuch, hrsg. von Maurenbrecher, C. F. 3. Jahrg.; Ersch's und Gruber'’s Allg. Encyklopädie der Wissen⸗ schaften und Künste, Thl. 31; Brockhaus Konservations⸗Lexikon in 13. Aufl., von der d. 6. Bd. (Elektrizität — Forckenbeck) mit 8 Karten, 25 Tafeln und 165 Abbildungen im Text; d. 18. Drittelband (6. Bd., Bogen 41— 60, Feilenhaumaschine — Forckenbeck) mit 3 Karten und 9 Tafeln und 19. Drittelband (7. Bd., Bog. 1— 20, Ford — Friedrich IV.) mit 1 Karte und 5 Tafeln vorliegen. Außerdem verzeichnen die Mit⸗ theilungen verschiedene Kommissionsartikel, sowie 4 neue Kataloge von Brockhaus' Sortiment und Antiquarium, endlich 17 neue Erscheinungen der französischen und 1 Werk der englischen Literatur. Den Schluß der Mittheilungen bilden ausführliche Besprechungen über die Natur⸗ geschichte von Martens, das Brockhaussche Konversations⸗Lexikon und über Schliemanns neues Werk „Troja“. 1 8
Gewerbe und Handel.
In der General⸗Versammlung der Casseler Straßenbahn- Gesellschaft wurde der Jahresbericht und die Bilanz genehmigt und die Dividende auf 5 ¼ % = 26,25 ℳ per Aktie festgesetzt; die Aus⸗ zahlung erfolgt von heute ab. Die Abschreibungen betragen auf Immobilien⸗Conto 1250 ℳ, Maschinen⸗ und Wagen⸗Conto 10000 ℳ, Utensilien⸗Conto 1000 ℳ, Bahnkörper⸗Conto 5000 ℳ Die Divi⸗ dende beträgt 44 625 ℳ — Der Antrag, das Aktien⸗Kapital auf die Hälfte zu reduziren und an Stelle der einzuziehenden 425 000 ℳ den entsprechenden Betrag in 5 % Obligationen auszugeben, wurde gleich⸗ alls genehmigt.
Nürnbera, 29. Dezember. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Im ruhigen Verkehr aber bei äußerst fester Tendenz wurden gestern und heute je ca. 300 Ballen am Hopfenmarkte umgesetzt. Preise waren theilweise etwas höher als Donnerstag. Da die Eigner auf den Produktionsplätzen ihre Forderungen täglich steigern, ist die Zufuhr eine fortgesetzt unbedeutende und die quantitative und quali⸗ fative Reduktion der ohnedies bereits sehr zusammengeschmolzenen Lagerbestände des Marktes schreitet daher rasch vorwärts. Auch in den Pflanzungsdistrikten ist übrigens der Vorrath nur noch ein geringer. Die gezahlten Preise sind die folgenden: Württem⸗ berger prima 175 — 185 ℳ, mittel 165 — 170 ℳ, Hallertauer prima 175 — 180 ℳ, mittel 155 — 165 ℳ, Polen prima 175 — 182 ℳ, mittel 155 — 165 ℳ, Elsässer prima 155 — 100 ℳ, mittel 150 — 155 ℳ, Gebirgshopfen 160 — 170 ℳ, Marktwaare 150 — 160 ℳ, Aischgründer 155 — 165 ℳ Teplitz, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Dux⸗Bodenbacher Bahn hat sämmtliche Anträge der Ver⸗
waltung mit 1141 gegen 99 Stimmen genehmigt Dr. d eitze hatte vorher gegen dieselben Protest eingelegt. Am Schlusse der Versamm-