andere Betriebs⸗Ereignisse, wobei Personen getödtet oder ver⸗ letzt worden sind). 1 1
Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größten⸗ theils durch eigenes Verschulden 175 Personen verunglückt, sowie 52 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 126 unerheb⸗ lich beschädigt. Es wurden von den 16 016 596 überhaupt beförderten Reisenden 5 getödtet, 5 verletzt (hievon entfallen auf die Bahnstrecken in den Verwaltungsbezirken der König⸗ lichen Eisenbahn⸗Direktion Cöln (linksrheinische) 2 Tödtungen und 1 Verletzung, der Königlichen “ Berlin 1 Tödtung und 1 Verletzung, der Königlichen Eisen⸗ bahn⸗Direktion Bromberg sowie auf die Altona⸗Kieler ꝛc. Eisenbahn je 1 Tödtung und auf die Oberschlesische Eisen⸗ bahn, die Württembergischen Staatseisenbahnen, sowie auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisen⸗ bahn⸗Direktion Cöln (rechtsrheinisch) je 1 Verletzung; von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 30 getödtet und 79 verletzt und bei Nebenbeschäftigungen 4 getödtet, 14 verletzt; von Steuer⸗ ꝛc. Beamten 1 verletzt; von fremden Personen (einschließlich der nicht im Dienst befindlichen Bahnbeamten und Arbeiter) 11 getödtet und 9 verletzt, sowie bei Selbstmordversuchen 14 Personen getödtet und 3 verletzt.
Von den sämmtlichen Verunglückungen — mit Ausschluß der Selbstmorde — entfallen auf:
A. Staatsbahnen und unter Staatsverwal⸗ tung stehende Bahnen (bei zusammen 24 886,50 km Be⸗ triebslänge und 644 332 662 geförderten Achskilometern) 138 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Berlin (21), Hannover (18) und Cöln (rechtsrheinische) (16), auch verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der eförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Vängen sind auf den vorgenannten Bahnstrecken die meisten Verunglückungen vorgekommen. 88
B. Größere Privatbahnen — mit je über 150 km
Betriebslänge — (bei zusammen 4127,71 km Betriebslänge und 73 818 477 geförderten Achskilometern) 19 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Rechte Oder⸗Ufer⸗Eisenbahn (7), die Hessische Ludwigsbahn (6) und die Oels⸗Gnesener Eisen⸗ bahn (2), auch verhältnißmäßig sind auf den vorge⸗ nannten Eisenbahnen die meisten Verunglückungen vorge⸗ kommen. “ G C. Kleinere Privatbahnen — mit je unter 150 km Betriebslänge — (bei zusammen 1439,95 km Betriebs⸗ länge und 10 025 899 geförderten Achskilometern) 1 Fall, und zwar auf der Weimar⸗Geraer Eisenbahn.
— Die zwischen der Börse in Berlin und der Börse
in München gewechselten Telegramme wurden zwar bisher schon von dem Telegraphenamt in der Börse in Berlin direkt nach München abtelegraphirt; dort aber wurden sie durch die Telegraphen⸗Centralstation aufgenommen und zur Bestellung gebracht. Nachdem inzwischen entsprechende Ein⸗ richtungen in dem Münchener Börsenlokale getroffen worden sind, werden seit dem 14. Januar die Börsentelegramme wischen Berlin und München in den Mittagsstunden von 11 is 1 ½ Uhr Münchener Zeit unmittelbar von Börse zu Börse befördert. Nach Schluß der Münchener Börse um 1 ½ Uhr werden die bei der hiesigen Börse zur Aufgabe ge⸗ langenden Telegramme, wie bisher, durch die Centralstation in München vermittelt.
1 — Der Kaiserliche Botschafter in Paris, Fürst von Ho⸗
henlohe, ist in Berlin eingetroffen, um dem Kapitel des Schwarzen Adler⸗Ordens beizuwohnen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botsschafts⸗Sekretäär von Bülow als interimistischer Geschäftsträger.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich mecklenburg⸗schwerinsche Ober⸗Zolldirektor Oldenburg ist hier angekommen.
Bayern, München, 18. Januar. (Allg. Ztg.) Nach Eröffnung der heutigen Plenarsitzung der Abgeordneten⸗ kammer verlas der Staats⸗Minister des Innern, Frhr. von Feilitzsch, ein Allerhöchstes Reskript, durch welches die Dauer des Landtages bis 29. März d. Js. verlängert wird. — Die Kammer erledigte hierauf die Nachweisungen der Staats⸗ ausgaben des Jahres 1882 auf die Etats des Staats⸗ Ministeriums der Justiz. Es wurde diesen Nachweisungen ohne Debatte Anerkennung ertheilt und hierauf zur Berathung des Etats des Staats⸗Ministeriums der Justiz für die Jahre 1884 und 1885 übergegangen, worüber der Abg. Walter referirte. In der allgemeinen Debatte wünschte der Abg. Hessert, es möchte das Staats⸗Ministerium der Justiz bei erforderlicher Wiederbesetzung der Justizstellen in der Pfalz ein etwas rascheres Tempo eintreten lassen, wie dies auch im
diesseitigen Bayern der Fall sei. Der Abg. Herz wiederholte sein schon vor zwei Jahren angeregtes Verlangen in Betreff einer Reform der juristischen Prüfungen. Der Abg. Marquard⸗ sen stimmte dem Vorredner bei und hielt namentlich auch die Einführung schriftlicher neben den münd⸗ lichen Prüfungen für wünschenswerth. Der Abg. Kopp bedauerte, daß der Ausschuß seinen Antrag von vor zwei Jahren in Betreff einer neuen Organisation der Gerichte jetzt nicht wiederholt habe, weil er glaubte, daß eine Zustimmung der Kammer der Reichsräthe hierzu nicht zu erlangen sei. Der Redner hielt eine neue Organisation in mehrfacher Beziehung für erforderlich, da die dermalige dem Bedürfniß vieler Landestheile nicht entspreche. Der Justiz⸗Minister von Fäustle erklärte: daß sich in der Pfalz die Wiederbesetzung der Stellen etwas verzögere, habe seinen Grund darin, daß dort seit fünf Jahren die Uebung bestehe, daß die pfälzischen Gerichtshöfe Vorschläge machen; soweit es an ihm, dem Minister, liege, werde er das Verfahren zu beschleunigen suchen. Eine Reformbedürftigkeit des Prüfungsverfahrens gebe er auch jetzt zu und er werde diesen Gegenstand nicht aus dem Auge ver⸗ lieren. Was die Frage der Organisation der Gerichte betreffe, so beziehe er sich auf seine Rede bei der Berathung des letzten Budgets. Der ganze Organisationsplan sei von der Kammer genehmigt worden, und sie sei nicht berechtigt, be⸗ züglich desselben nun der Staatsregierung Vorwürfe zu machen. Es gehe nicht an, bei jeder Budgetberathung Aenderungen der Gerichtsorganisation zu beschließen; der Gegenstand müsse einige Zeit ruhen gelassen werden. Erst mit der Einführung des allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches werde es wieder an der Zeit sein, an die Frage der Gerichts⸗ organisation heranzutreten. Der Abg. Dr. Frankenburger er⸗ wähnte, daß seine und des Abg. Crämer bei dem Organi⸗ sationsgesetz gestellte Abänderungsvorlage von dem Abg.
Kopp mit der Majorität abgelehnt worden seien; wäre dies nicht geschehen, so würde man jetzt keinen Anlaß k Klagen haben. Der Referent Abg. Walter bemerkte in seinem Schlußwort: auch er würde heute gegen den seiner Zeit acceptirten Gerichts⸗Organisationsplan stimmen. Ebenso wie eine Aenderung dieser Organisation erachtete Referent eine baldige Reform im Prüfungswesen für die Juristen er⸗ forderlich. Der Referent nahm noch Anlaß, die Gründe zu entwickeln, welche der Realisirung des Projekts eines Justiz⸗ gebäudes in München, bezw. der Bewilligung der Mittel hierfür, entgegenständen, und die Umstände zu erörtern, welche bezüg⸗ lich der einschlägigen Petition von Münchener Einwohnern, keinen anderen Schritt zuließen, als dieselbe der Staats⸗ regierung zur Würdigung zu überweisen. Der Justiz⸗ Minister Dr. von Fäustle erklärte, bezüglich des Platzes für das Justizgebäude noch ziemlich rathlos zu sein. Das neue Gebäude würde den größten Aufwand dann erfordern, wenn dasselbe auf den dermaligen Komplex des Landgerichts I. er⸗ baut werden sollte. Ein günstig situirtes Areal in einem anderen Stadtheil sei bis jetzt noch nicht gefunden.
Württemberg. Stuttgart, 17. Januar. Der rus⸗ sische Minister des Aeußern, von Giers, traf, wie der „St.⸗A. f. W.“ meldet, heute Abend um 51 ½ Uhr hier ein,
wurde sofort von der Königin empfangen und besuchte
später die Soirée bei dem russischen Gesandten Geheimen Rath von Staal.
Baden. Karlsruhe, 18. Januar. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammererklärte der Staats⸗ Minister Turban sich bereit, die Interpellation Pflüger — ob dem Bundesrath ein Antrag auf Abänderung der geheimen Reichstagswahl vorliege, und welche Stel⸗ lung Baden zu demselben einnehme — morgen zu beantworten. In der darauf folgenden zollpolitischen Debatte trat die klerikale Partei unbedingt für die neue Zollpolitik ein und for⸗ derte auch für die Landwirthschaft Schutzzölle. Auch einige Liberale plaidirten für mäßige Kornzölle. Die Ausführungen des Abg. Schneider (Karlsruhe) für Schutzzollbeschränkung wurden allseitig bekämpft. Der Abg. Lender konstatirte die volle Uebereinstimmung der Mehrheit des Landtages mit der neuen Zollpolitik und sprach die Hoffnung aus, daß dieses Faktum auf die halbfreihändlerische Haltung der badischen Regierung und auch außerhalb Badens nicht ohne Einfluß bleiben werde.
— 19. Januar. (W. T. B.) Der Staats⸗Minister Turban beantwortete heute in der Zweiten Kammer die Interpellation Pflüger dahin: Bisher sei von keiner deutschen Regierung ein Antrag auf Abänderung des Wahl⸗ rechts, besonders auf Aufhebung der geheimen Wahl, beim Bundesrath gestellt worden. Die badische Regierung sei des⸗ halb noch nicht in die Lage gekommen, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. In der hieran geknüpften Diskussion sprachen sich die Redner aller Parteien für Aufrechterhaltung der geheimen Wahl aus.
(W. T. B.)
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 18. Januar.
Wie die „Presse“ meldet, wird die Regierung die Ge⸗
setzvorlagen über die Verstaatlishung der Franz⸗ Josefbahn, der Rudolfsbahn und der Vorarlberg⸗ bahn bald nach dem Wiederzusammentritt des Reichsraths gleichzeitig einbringen. Hiermit sei die Verstaatlichungsaktion für diese Session abgeschlossen.
Pest, 17. Januar. (Prager Ztg.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses erklärte der Minister⸗ Präsident Tisza, indem er mehrere Anfragen beant⸗ wortete, ein Gesetzentwurf über das ungarische Wappen werde vorbereitet. Die Austragung des Grenz⸗ streits mit Rumänien werde bei günstiger Witterung fortgesetzt und die Angelegenheit betreffs der Sichelburger Gemeinde eingehend studirt werden.
Der „Pester Lloyd“ bespricht die Fusionsgerüchte und sagt: Das Votum der Magnatentafel änderte weder die Stellung des Kabinets, noch die Lage der liberalen Partei. Die Regierung besitzt das Vertrauen der Krone und der Majorität, welche einig in allen Gliedern und fest entschlossen ist, sich durch äußere Einflüsse nicht wan⸗ kend machen zu lassen. Die oppositionelle Allianz der Magnatentafel würde in dem Augenblick zerfallen, wo der Gesetzentwurf über die Mischehe von der Tagesordnung abgestellt wäre. In der parlamentarischen Lage hat sich somit nichts geändert, und ist es daher ungerechtfertigt, von einer Parlaments⸗ oder Regierungskrise zu sprechen. Allerdings ist das Hinausgreifen der destruktiven Bewegung, deren Anstoß die Magnatenopposition gab, zu besorgen, doch giebt es keine politische Partei, die ihre Stellung neben und nicht gegen eine solche Opposition wählen könnte.
Großbritannien und Irland. London, 19. Januar. (W. T. B.) General Gordon, welcher gestern Morgen aus Brüssel hier angekommen war, ist am Abend nach Egypten abgereist und wird sich nach Suakim und Khartum begeben. Wie die „Times“ erfährt, hätte seine Sendung den Zweck, Bericht über die militärische Lage im Sudan zu erstatten, sowie Vorsorge für die europäischen Bewohner Khartums und für die im Sudan verbleibenden Garnisonen zu treffen. Ferner soll ihm auch die Aufgabe der Evakuation des Sudan mit Ausnahme der Küste übertragen sein. — Alle Blätter drücken ihre lebbafte Genugthuung über die Ernennung Gordons aus.
Frankreich. Paris, 18. Januar. (W. T. B.) Der Senat begann heute die Berathung des außerordent⸗ lichen Budgets. Chesnelong von der Rechten sprach sich gegen die Finanzpolitik der Regierung, die das Defizit herbei⸗ geführt habe, sowie gegen die Suspendirung der Amortisirung aus. Der Berichterstatter Dauphin rechtfertigte die Ausgaben und versicherte, daß das Defizit den Betrag von 70 Millionen nicht übersteigen werde. Die Berathung wurde schließlich auf morgen vertagt.
In der Deputirtenkammer wurde die Berathung der Vorlage, betreffend die Uebernahme eines Theils des Budgets der Pariser Polizeipräfektur auf das Ministerium des Innern, fortgesetzt. Allain Targé bekämpfte die Vor⸗ lage als nutzlos und gefährlich; Floquet beantragte, dieselbe an die Kommission zurückzuverweisen. Die Kammer beschloß mit 281 gegen 222 Stimmen auf die Berathung der einzelnen 72 einzugehen. Die Debatte wird morgen fortgesetzt werden.
Spanien. Madrid, 18. Januar. (W. T. B.) Wie verlautet, betrachten die Minister das gestrige Votum der Kammer nicht als ein solches, das ihre Demission zur Folge
haben müßte. Auch heißt es, die Minister wollten dem König zunächst die Aufloͤsung der Cortes anrathen und ihre Ent⸗ lassung erst dann geben, wenn der König die Auflösung ab⸗ lehnen sollte.
— 18. Januar, Abends. (W. T. B.) Wie verlautet, wäre ein konservatives Kabinet konstituirt und soll dasselbe wie folgt, zusammengesetzt sein: Canovas de Castillo Minister⸗ Präsident, Elduayen Auswärtiges, General Quesada Krieg, Antequera Marine, Romero Robledo Inneres, Silvela Justiz, Alexander Pidal öffentliche Arbeiten, Valdosera Kolonien,
Cosgayon Finanzen.
— 18. Januar. (W. T. B.) Die neuen Minister sollen heute Abend den Eid leisten. Wie es heißt, würde Molins zum Botschafter in Paris ernannt werden. — In parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß die Sitzungen der Cortes zunächst vertagt werden und die Auf⸗ lösung erst später eintreten wird. — Das neue Ministerium bezeichnet als das Ziel seines Strebens: Freiheit und Ord⸗ nung zu sichern und die Monarchie zu konsolidiren. Von Seiten des Ministeriums sind 49 Präfekten ernannt worden, welche sofort in die Provinzen abgehen werden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 18. Januar. (W. T. B.) Aus Anlaß des heutigen Wasserweihfestes hat die übliche glänzende Auf fahrt der Hofstaaten, Staats⸗ würdenträger, des diplomatischen Corps, der Generalität und des Offiziercorps nach dem Winterpalais stattgefunden. Die Militärfahnenweihe wurde in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin in der programmmäßigen feierlichen Weise vollzogen.]“
Schweden und Norwegen. Stockholm, 14. Ja⸗ nuar. (Hamb. Corr.) Der bisherige niederländische Minister⸗Resident Witewaal van Stoetwegen welcher an den russischen Hof versetzt worden ist, hat heute dem König sein Abberufungsschreiben überreicht.
Amerika. Washington, 19. Januar. (W. T. B.) Das Subcomité der Kommission für Handelssachen in der Repräsentantenkammer hat beschlossen, der Kom⸗ mission eine Resolution vorzuschlagen, nach welcher der Prä⸗ sident Arthur ermächtigt werden soll, den Import solcher Waaren zu verbieten, welche er nach Anhörung der Sach⸗ verständigen als der Gesundheit der amerikanischen Bevölkerung schädlich betrachtet würde, sofern dieselben aus Ländern kommen, die aus gleichem Grunde den Import amerikanischer Waaren und Produkte verbieten.
Asien. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ berichtet aus Hongkong vom 18. Januar: Die Zeitung „China⸗Mail“ meldet: in Folge der Vorstellungen der englischen Behörden seien die Vorbereitungen zur Sperrung des Kantonflusses eingestellt worden.
Afrika. Egypten. Kairo, 17. Januar. (W. T. B.) Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ hat der Khedive eine Depesche des Generalgouverneurs des Sudan erhalten, wonach die Insurgenten den egyp⸗ tischen Garnisonen in der Provinz Sennaar den Rückzug ab⸗ geschnitten und auch die Nilpassage etwas unterhalb Duem (2) durch Versenken von Schiffen mit Steinladungen blockirt haben. Nach Meldungen aus Massowah ist dort Alles ruhig.
— 18. Januar. (W. T. B.) Das Syndikat der hiesigen Kaufleute hat in an den Khedive und an die hie⸗ sigen Konsuln gerichteten Petitionen sich gegen die Räumung des Sudan ausgesprochen.
— 18. Januar, Abends. (W. T. B.) Ein amtliches Telegramm aus Khartum meldet, das ganze umliegende Land sei in offenem Aufruhr.
Zeitungsstimmen.
Dem „Deutschen Handelsarchiv“ wird aus Glogau (im Oktober) berichtet:
Aus den gewerbreichen Städten unseres Bezirks, Grünberg und Sagan, welche hauptsächlich Tuchindustrie betreiben, wird uns mitgetheilt, daß das verflossene Quartal in geschäftlicher Beziehung zwar nicht sehr lebhaft, aber doch rege geblieben ist, und daß namentlich gute reelle Tuchsorten sich einer besseren Nachfrage zu erfreuen hatten. Auf der letzten Leipziger Messe waren einfache reelle Stoffe bevor⸗ zugt, und unsere Fabrikanten sind deshalb schon seit Monaten bemüht, die Fabrikation dementsprechend zu gestalten.
Die großen Shoddyfabriken sind zwar in vollem Betriebe ge⸗ blieben, doch sind die Preise für derartige unreelle Tuchsorten erheb⸗ lich zurückgegangen und lassen befürchten, daß diese Fabrikation jetzt keinen nennenswerthen Nutzen bringen wird.
Im Wollgeschäft geht es flott und es haben wiederholt große Verkäufe bei etwas steigenden Preisen stattgefunden; der Absatz be⸗ traf hauptsächlich inländische Wollen.
Die mit der Stadterweiterung Glogaus verbundene Bauthätig⸗ keit b für die hiesigen Handwerker und Arbeiter sehr nutzbringend gewesen.
— Dasselbe Blatt meldet aus Münster i. W. (Mitte Oktober):
Die Spinnerei von baumwollenen Kettengarnen hat lebhaft mit der englischen Konkurrenz zu kämpfen. Die englische Ueberproduktion warf auf dem deutschen Markte die Preise, und nur dem Schutzzolle ist es zu verdanken gewesen, daß noch genügender Absatz zu mäßigen Preisen zu erreichen war. Dagegen lag die Kopsspinnerei, namentlich in groben Nummern, recht günstig. Bei recht guten Preisen konnten die Spinner den Bedarf kaum decken. Vergrößerungen sind theils in Angriff, theils in Aussicht genommen. Der Grund hierfür ist in den bedeutenden Vergrößerungen der Webereien zu suchen.
Die Webereien sind stark beschäftigt gewesen, haben aber wegen der billigen Baumwollenpreise erhebliche Konzessionen in ihren Preisen machen müssen. Die im hiesigen Bezirke stark fabrizirten ge⸗ webten und bedruckten Hemdenflanelle erfreuen sich eines flotten Ab⸗ saßes zu mäßigen Preisen. Die Hoffnungen auf ein großes Herbst⸗ geschäft haben sich bisher nicht verwirklicht. Das Exportgeschäft stellt sich nach wie vor recht günstig, und man darf der Hoffnung Raum geben, daß die durch die Vergrößerungen eingetretene Mehr⸗ produktion durch den Export bald absorbirt wird.
Wie im zweiten ist auch im dritten Quartal in der Kunstwollen⸗ branche über den gedrückten Preis der Shoddys zu klagen gewesen, während die Lumpen den früheren unverhältnißmäßig hohen Preis nicht haben behaupten können. Zu gedrückten Preisen ist der Absatz flott, und die Fabriken sind wieder stark beschäftigt.
Das Geschäft in reinem Leinen ist bei sehr mäßigen Preisen recht schleppend gegangen. Bei der Zunahme des Halbleinenverbrauchs machen die vorhandenen Webereien sich eine empfindliche Konkurrenz.
Die Halbleinenfabrikation hat bei den äußerst billigen Baum⸗ wollenpreisen sehr florirt.
Für die Eisen⸗ und speziell die Draht⸗Industrie war das abge⸗ laufene Quartal ein sehr ungünstiges....
Das Stabeisengeschäft liegt verhältnißmäßig günstig, doch gehen
“ 8
auch hierbei die Preise, obgleich die Beschäftigung noch eine starke ist,
immer mehr herünter. 5
8 In Achsen und Nieten sind die Werke leidlich beschäftigt; ebenso in Schwarz⸗ und Weißblech, doch lassen auch hierin die Preise viel zu wünschen übrig. 1
In der Kleineisenzeug⸗Branche hat sich in dem abgelaufenen Quartal das Geschäft nicht zur Zufriedenheit entwickelt. In den Monaten Juli und August betrug auf 24 rheinisch⸗westfälischen Werken die Produktion in Stabeisen 44 369 177, der Versandt 43 315 819, der Eingang neuer Aufträge 44 052 711 t, d. h. bei der Produktion 3 712 351, bei dem Versandt 2 607 827 und beim Ein⸗ gang neuer Aufträge 1 200 014; t mehr, wie im gleichen Zeitraume des vorigen Jahres. 1 4
.. Die hiesigen Ziegeleien haben in diesem Sommer so schlecht prosperirt, wie lange nicht.
... Dagegen sind die Cementfabriken wieder gut und lohnend Fne gewesen. Sie haben kaum die Lieferungsfristen einhalten önnen.
Wenn auch der Bierverkauf dieses letzten Quartals den des vorjährigen übertrifft, so hat er doch, was ja auch natürlich ist, den des zweiten Quartals nicht erreicht. Immerhin sind unsere Brauer zufrieden, da ihr Absatzgebiet sich mehr und mehr erweitert.
Die Brennereien sind in gutem Betriebe und machen bei den billigen Getreidepreisen ein lohnendes Geschäft. Der Absatz ist namentlich nach den Bergischen Industriebezirken ein großer.
Die in unserem vorigen Berichte erwähnte günstige Konjunktur für die Glashütten hat im abgelaufenen Quartal fortgedauert.
Der Holzhandel zeigte recht reges Leben bei ziemlich unver⸗ änderten Preisen. Bau⸗ und Grubenholz ist sehr begehrt, und fordern die Produzenten schon höhere Preise, ohne jedoch bis jetzt damit Er⸗ folg zu haben. 8
Der Viehhandel war im verflossenen Quartal recht lebhaft....
— Aus Annaberg wird der „Schlesischen Zeitung“
geschrieben:
Der amtlich angegebene Werth der im vierten Quartal 1883 aus dem Konsularbezirke Annaberg nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika ausgeführten Waaren betrug insgesammt 1 691 580 ℳ; der größere Theil dieser Summe fiel auf Musikinstrumente, Glacé⸗ handschuhe, Knöpfe und Stickereien. Im Jahre 1883 belief sich die Gesammtausfuhr auf 9 220 613 ℳ gegen 5 224 989 ℳ im Jahre 1882; die Steigerung ist demnach eine bedeutende.
— Ein in der „Wochenschrift für Spinnerei und Weberei“ enthaltener Artikel über die Wollwaarenweberei in Gera, Greiz und Umgebung beginnt, wie folgt:
Es ist eine recht erfreuliche Erscheinung, daß unsere deutsche Textilindustrie einen steten Aufschwung genommen und sich durch Fleiß, Geschick und Energie zu einer Bedeutung erhoben hat, welche elbst die ausländische Konkurrenz anerkennen muß und zum Theil fürchtet. Diese Thatsache gewinnt um so höheres Interesse, wenn man das Aufstreben Schritt für Schritt selbst beobachtet und mit reudigen Gefühlen verfolgt hat.
„Wohl wenige Branchen haben im letzten Jahrzehnt so erfolg⸗ reich gegen die englische und französische Wollwaarenfabrikation ge⸗ ämpft, wie die Industriezweige von Gera, Greiz ꝛc.; aber sie haben auch nunmehr die Genugthuung, im Kampfe Sieger geblieben zu ein und sogar den Gegner im eigenen Lande aufgesucht zu haben, um daselbst den Wettkampf weiter mit Erfolg auszufechten.
... Gera, die jetzt zu ansehnlicher Größe angewachsene Fabrik⸗ tadt, war die Wiege genannten Industriezweigs. Das benach⸗ barte Greiz, wo schon früher Wollwaaren auf Handstühlen angefertigt wurden, konnte sich den Einflüssen seiner Geraer Schwester nicht ver⸗ chließen und hielt seit Beginn dieses Jahrhunderts mit derselben leichen Schritt.
So schön auch die verschiedenen Thibetmuster waren, welche von Gera und Greiz aus in die Welt gesandt wurden, so schwer war es doch, mit der französischen Konkurrenz zu wetteifern, denn uns Deutschen fehlten doch damals noch die Mittel, welche noth⸗ wendig waren, um die Mode zu beeinflussen. Deshalb blieb auch unsere Textilindustrie noch bis vor etwa einem Jahrzehnt vom Aus⸗ lande abhängig. Die ersten Proben von Cachemir, welche in den Jahren 1850—55 in Gera und Greiz gewebt wurden, waren noch nach französischen Mustern gefertigt; doch heute steht unser Fabri⸗ kantenstand auf eigenen Füßen und ersinnt selbst allerlei schöne Muster, um im Welthandel dem französischen Rivalen zuvorzukommen.
Es ist zur Genüge bekannt, welchen Einfluß der mechanische Webstuhl auf die ganze Webwaarenindustrie ausübte, und der Kampf des Handwebers gegen denselben hat sich als ohnmächtig erwiesen. Auch Greiz und Gera konnten sich der neuen Erfindung nicht ver⸗ schließen, wollten sie anders im Stande sein, die Ansprüche ihrer Kundschaft zu befriedigen. In den Jahren 1860—63 wurden die ersten mechanischen Webstühle daselbst aufgestellt und man ahnte wohl damals nicht, daß man dadurch die industrielle Thätigkeit der ganzen Gegend in neue Bahnen leiten würde, in Bahnen, die sicher als glückliche bezeichnet werden müssen.
England und Frankreich lieferten die ersten mit Dampf zu be⸗ treibenden Stühle und ersteres hat dafür hübsche Summen aus diesen Orten erhalten, da dessen mechanische Stühle sich auch den Vorrang vor den französischen zu erhalten wußten. Auch in dieser Beziehung hat die Zeit einen Wandel geschaffen, insofern, als nach und nach auch das deutsche Manchester, die Stadt Chemnitz, bestkonstruirte mechanische Webstühle baute und damit den Engländern erfolgreiche Konkurrenz bereitete!
Heute stehen in Gera etwa 8000, in Greiz 8500 mechanische und etwa 2500 Handwebstühle und im sächsischen Vogtlande etwa 2200 mechanische Webstühle, welche Schafwolle verweben, daraus Cachemir, Thibets, Ripse, Diagonals, Cheviots, Konfektionsstoffe ꝛc. fertigen, welche in die weite Welt hinausgesandt werden. Namentlich sind England und Amerika große Abnehmer für diese Artikel; in feinen Waaren gehen sogar große Quantitäten nach Frankreich, welche den Stoffen aus Roubaix den Rang ablaufen.
Daß sich mit dem Emporblühen der Webwaarenindustrie auch die verwandten Zweige, wie Färberei, Appretur, theilweise auch die Kammgarnspinnerei, Wollkämmerei ꝛc. lehhaft entwickelt haben, läßt sich leicht denken, und man kann wohl kühn behaupten, daß diese Peneig⸗ mit der Zeit in das Gebiet der Kunstindustrie übergegangen ind; denn wer die herrlichen Muster sieht, wer ferner die mancherlei Manipulationen kennt, welche die Stoffe durchmachen müssen, der wird gestehen, daß nur wenige Industriezweige ähnliche Leistungen ausweisen können..
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 3. — In⸗ halt: Marine und Schiffahrt: Erscheinen der zweiten Auflage der amtlichen deutschen Ausgabe des Internationalen Signalbuchs. — Zoll⸗ und Steuerwesen: Titelverleihungen an einen Reichsbevoll⸗ mächtigten und drei Stationscontroleure. — Befugnisse von Zoll⸗ und Steuerstellen. — Konsulatwesen: Todesfall. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 3. — Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. — Richtamtliches: Das Heidelberger Schloß. (Fortsetzung.) — Die normalspurige Nebenbahn Schneide⸗ mühl — Deutsch⸗Krone. (Fortsetzung.) — Vervollständigung des preußi⸗ schen Staatseisenbahnnetzes und Anlage neuer Eisenbahnen unter⸗ geordneter Bedeutung. — Zum Einsturz der Straßenbrücke bei Rykon⸗Zell in der Schweiz. — Vermischtes: Feldmesser⸗Prüfungen in Preußen. — Berathung weiterer Maßnahmen für die Erhöhung der Sicherheit des Eisenbahnbetriebs. — Preisaufgabe im Verein für Eisenbahnkunde in Berlin. — Neubau der katholischen Kirche in Gozdowo. — Altegyptische Steinmetzgeräthe. — Durch Federkraft be⸗ triebene Straßenbahnwagen. — Bücherschau. — Rechtsprechung.
— ———
Landtags⸗Angelegenheiten. b Dem Hause der Abgeordneten ist folgender Entwurf eines Gesetzes, betreffend die weitere Herstellung von Eisen⸗ bahnen untergeordneter Bedeutung für Im. des Staates, die Betheiligung des Staates bei dem Bau einer Eisen⸗ bahn von Heide nach der Landesgrenze bei Ribe, sowie die Beschaf⸗ fung von Mitteln für die Vervollständigung und bessere Ausrüstung des Staatseisenbahnnetzes, vorgelegt worden:
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc. verordnen, unter Zustimmung beider Häuser des Landtages Unserer Monarchie, was folgt: 4
1
Die Staatsregierung wird ermächtigt: I. Zur Herstellung von Eisenbahnen und der durch dieselbe bedingten Vermehrung des Fuhrparks der Staatsbahnen und zwar: 1 a. zum Bau einer Eisenbahn: b 1) von Labiau nach Tilsit die Summe Jööö,——— 2) von Allenstein über Soldau nach Illowo die Summe von . . . 8 950 000 6 005 000
3) von Jablonowo nach Soldau die
Summe von “ 4) von Simonsdorf oder Mavrien⸗ burg nach Tiegenhof die Summe ö111ö1“X*X 5) von Posen nach Wreeschen die 66ßfß6ß6V66 6) von Lissa nach Jarotschin die d68690000 „ 7) von Lissa nach Ostrowo die 6 6—6——116kß6 8) von Bentschen nach Wollstein ö11688000 „ 9) von Bitterfeld nach Stumsdorf Ss E˙˙15288 000 10) von Cönnern über Bernburg und Nienburg an der Saale nach Calbe an der Saale die Summe 16“ 11) von Merseburg nach Mücheln “ 12) von Naumburg an der Saale nach Artern die Summe von. 13) von Dahlerau nach Langerfeld (Rittershausen) die Summe von 14) von Ründeroth nach Derschlag Eööö1—“” 15) von St. Vith oder einem an⸗ deren geeigneten Punkte der Linie Prüm⸗St. Vith⸗Montjoie⸗Rothe Erde (Aachen) bis zur Landes⸗ grenze in der Richtung auf Ulf⸗ lingen die Summe von 8 16) von Bretzenheim nach Simmern “ 17) von Trier nach Hermeskeil die eeeee““ b. zur Beschaffung von Betriebs⸗ mitteln: die Summe von
11 390 000
8 „Zusammen 69 557 000 ℳ, II. Zur Betheiligung an dem Bau einer Eisenbahn von Heide über Friedrichstadt, Husum und Tondern nach der Land esgrenze bei Ribe durch Uebernahme von Aktien die Guaume vhdnn e— III. Zur Anlage des zweiten Geleises auf den nach⸗ stehend bezeichneten Strecken und zu den dadurch be⸗ dingten Ergänzungen und Geleisveränderungen auf den Bahnhöfen: 1) Westend⸗Hundekehle die Summe 9 Lhi „ 280 000 ℳ,
Bohmte⸗Kirchweyhe die Summe 3) Troisdorf⸗Niederlahnstein ein⸗
von. 2 500 000 schließlich der Höherlegung der unter Hochwasser liegenden Theile dieser Strecke, sowie Höherle⸗ gung und Umbau des Bahn⸗ hofes Caftel die Summe von 4) Saarbrücken, Saargemünd die Summe von W“
2 999 700)0 „
5 930 000
950 000 „ Zusammen
9 660 000 ℳ, IV. Zu nachstehenden Bauausfüh⸗ rungen:
1) für die Anlage einer Haltestelle der Berliner Stadteisenbahn an der Charlottenburger Chaussee ee“]
2) für den Ausbau des Bahnhofes der Berliner Stadteisenbahn am Zoologischen Garten für den Fernverkehr die Summe von .
3) für die Umgestaltung und Er⸗ weiterung des Bahnhofes Steglitz Ebbbee“
4) für die Herstellung einer zweiten Verbindung der Löderburger Zweig⸗ bahn mit der Hauptbahn Schöne⸗ beck⸗Güsten bei Staßfurt die öbeeöeöe.“]
5) für die Herstellung einer besseren Verbindung zwischen Bochum und Wanne die Summe von ..
6) für die Umgestaltung des Bahn⸗ hofes Rittershausen, Herstellung einer Verbindung zwischen Rit⸗ tershausen (B. M.) und Ober⸗ barmen (Wichlinghausen), sowie für die anderweite Einführung der Rittershausen⸗Remscheider Zweigbahn in den Bahnhof Rittershausen die Summe von für den Umbau des Bahnhofes Herbesthal die Summe von. für die Erweiterung und bessere Ausrüstung der vorhandenen Reparatur⸗Werkstätten und Loko⸗ motivschuppen die Summe von
1 8 Zusammen 16 110 000 ℳ V. Zur Beschaffung von Betriebsmitteln für die bereits bestehenden Bahnen
X“ VI. Zur Deckung von Mehrkosten für den Bau der Berliner Stadteisenbahn
“ VII. Zur Deckung der Mehrkosten für den Bau der
Bahn von Walburg nach Großalmerode
ebbbe“”“
20 000 000 „ 3 700 000 „
“ 120 000 „ insgesammt 127 146 700 ℳ zu verwenden
„Mitit der Ausführung der vorstehend unter Nr. I Litt. a aufge⸗ führten Bahnen ist erst dann vorzugehen, wenn nachstehende Be⸗ ingungen erfüllt sind:
—— —yö— — — -—— —
A. Der gesammte zum Bau der unter Nr. I Litt. a 1 bis 14, 16 und 17 bezeichneten Bahnen und deren Nebenanlagen nach Maß⸗ gabe der von dem Minister der öffentlichen Arbeiten oder im Ent⸗ eignungsverfahren festzustellenden Projekte erforderliche Grund und Boden ist der Staatsregierung in dem Umfange, in welchem derselbe nach den §§. 4 und 23 des Gesetzes über die Enteignung von Grund⸗ eigenthum vom 11. Juni 1874 (Gesetz⸗Samml. S. 221) der Enteignung unterworfen ist, unentgeltlich und lastenfrei — der dauernd erforder⸗ liche zum Eigenthum, der vorübergehend erforderliche zur Benutzung für die Zeit des Bedürfnisses — zu überweisen, oder die Erstattung der sämmtlichen staatsseitig für dessen Beschaffung im Wege der freien Vereinbarung oder der Enteignung aufzuwendenden Kosten, einschließlich aller Nebenentschädigungen für Wirthschaftserschwernisse und sonstige Nachtheile in rechtsgültiger Form zu übernehmen und sicher zu stellen und zwar:
a. bezüglich der Linien unter Nr. I Litt. a 1, 3 bis 14, 16 und 17 in der ganzen Ausdehnung,
b. bezüglich der Linie unter Nr. I Litt. a 2 für die Strecke von Allenstein bis Soldau.
Vorstehende Verpflichtung erstreckt sich insbesondere auch auf die unentgeltliche und lastenfreie Hergabe des für die Ausführung der⸗ jenigen Nebenanlagen erforderlichen Terrains, welche nach §. 14 des eben erwähnten Gesetzes vom 11. Juni 1874 für nothwendig erachtet werden sollten.
Zu den Grunderwerbskosten für nachfolgende Bahnen soll staats⸗ seitig ein Zuschuß gewährt werden, und zwar:
a. für die Bahn zu Nr. 3 (Jablonowo⸗Soldau)
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b. für die Bahn zu Nr. 16 (Bretzenheim⸗Simmern)
RR+RRQTQKQ₰ 2₰44 1“*“
c. für die Bahn zu Nr. 17 (Trier⸗Hermeskeil) von 300 000 „
B. Für sämmtliche vorstehend unter Nr. Ia. bezeichnete Bahnen ist die Mitbenutzung der Chausseen und öffentlichen Wege, soweit dies die Aufsichtsbehörde für zulässig erachtet, Seitens der daran betheiligten Interessenten unentgeltlich und ohne besondere Ent⸗ schädigung für die Dauer des Bestehens und Betriebes der Bahnen zu gestatten.
C. Für die unter Nr. Ia 4 und 10 bis 12 benannten Bahnen muß außerdem von den Interessenten zu den Baukosten ein unver⸗ “ nicht rückzahlbarer Zuschuß geleistet werden, und zwar zum
etrage:
a. bei Nr. 4 (Simonsdorf beziehungsweise Marien⸗
burg⸗Tiegenhof) von .... . .7
b. bei Nr. 10 (Cönnern⸗Calbe an der Saale) von 100 000 „
c. bei Nr. 11 (Merseburg⸗Mücheln) von „ . 156 000 „
d, bei Nr. 12 (Naumburg an g aale⸗Artern) von 270 000
§ .
375 000 ℳ,
Die Staatsregierung wird ermächtigt:
1) zur Beschaffung der für die Herstellung einer Eisenbahn von Naumburg an der Saale nach Artern im §. 1 unter Nr. I Litt. a. 12 vorgesehenen Mittel von 4 623 000 ℳ die Be⸗
ände der von der vormaligen Unstrut⸗Eisenbahngesellschaft ur Sicherung des Zustandekommens des von ihr projektirten Unternehmens bestellten und seit dem 1. Januar 1875 dem Staate verfallenen Kaution nebst den inzwischen aufgelaufenen Pates in dem vorläufig auf 603 215 ℳ 48 ₰ ermittelten Betrage,
2) zur Deckung des alsdann noch verbleibenden Restbetrages im §. 1 Nr. I Litt. a 12 von 4 019 784 ℳ 52 ₰, sowie zur Deckung der zu den im §. 1 unter Nr. I Litt. a 1 bis 11 und 13 bis 17, sowie unter Litt. b vorgesehenen Bauausfüh⸗ rungen und Beschaffungen erforderlichen Mittel von zusammen 64 934 000 ℳ die Bestände derjenigen Reserve⸗, Selbst⸗ versicherungs⸗ und Erneuerungsfonds, welche in Gemäßheit des Gesetzes vom 1884, betreffend den weiteren Erwerb von Privateisenbahnen für den Staat (Gesetz⸗Samml.
S. h), zu dem vorläufig auf 49 110 342 ℳ ermittelten Be⸗
trage dem Staate zufallen. zu verwenden, und zwar ad 2 insoweit, als über diese Fonds durch das eben erwähnte Gesetz vom 1884 nicht anderweit verfügt ist, und als die Bestände ad 1 und 2 nach dem Ermessen des Finanz⸗Ministers ohne Nachtheil für die Staatskasse flüssig gemacht werden können.
Die den Beständen der vorstehend unter Nr. 1 und 2 bezeich⸗ neten Fonds angehörenden, mit einem höheren Zinsfuß als mit Vier vom Hundert belasteten Prioritäts⸗Obligationen der durch die Gesetze vom 20. Dezember 1879 (Gesetzsamml. S. 635), 14. Februar 18 (Gesetz⸗Samml. S. 20), 28. März und 13. Mai 1882 (Gesetz⸗Samml. S. 21, 269) und ʒ1884 (Gesetz⸗Samml. S. ) für den Staat erworbenen Privateisenbahn⸗Unternehmungen und zwar:
a. die 4 ½ % Magdeburg⸗Leipziger Prioritäts⸗Obli⸗ gationen der Magdeburg⸗Halberstädter Eisenbahn⸗ Gesellschaft Litt. A. im Betrage von ... 8
. die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Berlin⸗
Görlitzer Eisenbahn⸗Gesellschaft Litt. B. im Be⸗
„o0 01““
die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Berlin⸗
Görlitzer Eisenbahn⸗Gesellschaft Litt. C. im
VIV ““
die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Ober⸗
schlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft Litt. F. im
o 1‧ “*“]
die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Ober⸗
schlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft Litt. F., II.
Em11 *
die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Ober⸗
schlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft Litt. G. im
14*“]
die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Ober⸗
schlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft Litt. H. im
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die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Ober⸗ schlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft, Emission von 1X“X“;
die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Ober⸗ schlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft. Emission von 1X“ die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Ober⸗ schlesischen Eisenbahn⸗Gesellschaft, Emission von
111444*“
die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Breslau⸗
Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn⸗Gesellschaft
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die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Breslau⸗
Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn⸗Gesellschaft
I4tt E. im Betrage von. ..
die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Breslau⸗
Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn⸗Gesellschaft
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die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Breslau⸗
Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn⸗Gesellschaft
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die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Breslau⸗
Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn⸗Gesellschaft
Ee. H. gn Bettage von . . . . . . ..
die 5 % Prioritäts⸗Obligationen der Breslau⸗
Schweidnitz⸗Freiburger Eisenbahn⸗Gesellschaft
Emission von 1879 im Betrage von . . . .
die 4 ½ % Prioritäts⸗Obligationen der Rechte
Oder⸗Ufer Eisenbahn⸗Gesellschaft im Betrage
4 654 500 ℳ
483 200 „ 2 868 800 ℳ
zusammen sind zu vernichten und an deren Stelle, sowte für den alsdann noch zu deckenden Restbetrag im §. 1 Nr. I.,