1884 / 40 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 15 Feb 1884 18:00:01 GMT) scan diff

zum Theil aber auch darauf zurückzuführen sein, daß die finanziellen Schwierigkeiten der Einzelstaaten die Vortheile der Reichs⸗Finanzpolitik noch nicht vollständig haben zum Durchbruch kommen lassen. In Hessen wird z. B. durch den Ausfall in den Ein⸗ nahmen der Staatsdomänen der Ueberschuß aus den Einnahmen vom Reich zum großen Theil absorbirt; der Ausfall beträgt in Folge der niedrigen Holzpreise bei den bessischen Forstdomänen im Budget nicht weniger als 1 092 038 ℳ, bei einer Einnahme von 2 434 320 Auch sieht sich Hessen genöthigt, seine Personalsteuern zu erhöhen, um den Bedürfnissen des Staates gerecht zu werden.... Es ergiebt sich hieraus, daß, so groß die Vortheile der bisherigen Reichs⸗Finanzpolitik für die Einzelstaaten sind und so sehr dieselben auch die früher bestandenen finanziellen Schwierigkeiten zu erleichtern geholfen haben, doch noch viele Aufgaben und Bedürfnisse ebenso wie in Preußen auch in den übrigen Bundesstaaten zu lösen und zu befriedigen bleiben, für welche die Finanz⸗ quellen der Einzelstaaten nicht ausreichen dürften. Je mehr die Er⸗ kenntniß zunimmt, daß die Reichs⸗Finanzpolitik von segensreichen Fol⸗ gen begleitet war, desto mehr wird auch wie dies namentlich be⸗ reits in Baden geschehen ist die Ueberzeugung sich befestigen, daß zu befriedigenden Zuständen nur zu gelangen ist, wenn auf den einmal eingeschlagenen Bahnen muthig und rüstig fortgeschritten wird. Aus dem Erzgebirge schreibt man dem „Zwickauer Wochenblatt“: Zu welcher Bedeutung sich die Handschuhfabrikation im Erz⸗ gebirge emporgeschwungen hat, geht aus den Ausweisen der ame⸗ rikanischen Konsulate in Chemnitz, Annaberg und Leipzig hervor; denn für die in Johanngeorgenstadt und Eibenstock bestehen⸗ den Etablissements ist Nordamerika das Hauptabsatzgeliet, wäh⸗ rend das Geschäft in Zwickau außerdem auch noch für olland, England, Südamerika ꝛc,. exportirt. Schon seit längerer it werden für Amerika vorzugsweise lange Handschuhe mit 6 bis 30 Knöpfen verlangt; aber dieselben bieten für die Fabrikation mancherlei Schwierigkeiten dar. Nach Australien hat sich das Geschäft trotz der dortigen Weltausste llung nicht sonderlich Acheben, weil die Engländer nach wie vor die Ver⸗ mittler spielen, und in Rußland, das ein geeignetes Feld für iese Branche sein würde, stehen wieder die hohen Eingangs⸗ zölle als Hinderniß entgegen. In Johanngeorgenstadt und Eibenstock blieben die Erfolge des Jahres 1883 einigermaßen hinter denen des Vorjahres zurück, aber deshalb ist der Lohn nicht ver⸗ mindert worden; auch wird noch anhaltend gearbeitet. Gut war das Jahr 1882, wo bei den 3 genannten Konsulaten insgesammt für ca. 3 ¾ Mill. Mark Kid und lambskin gloves (Glacéhandschuhe) nach Amerika gesandt wurden, d. i. 51 ½8 % mehr als im Jahre vorher. Der Versandt im Jahre 1883 dürfte auf etwa 3 ½ Mi anschlagt werden können.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesamte rn in der Woche vom 3. Februar bis inkl. 9. Februar cr. zur Anmeldung gekommen: 195 Eheschließungen, 887 Lebendgeborene, 39 Todtgeborene, 522 Sterbefälle.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

..Von den „Neuen Mittheilungen aus dem Gebiete historisch⸗antiquarischer Forschungen“, welche im Namen des mit der Königlichen ÜUniversität Halle⸗Wittenberg verbundenen Thüringisch⸗Sächsischen Vereins für Erforschung des vaterländischen Alterthums und Erhaltung seiner Denkmale von dem Sekretär dieses Vereins, Gymnasial⸗ Oberlehrer Professor Dr. J. O. Opel, herausgegeben werden, ist kürzlich der XVI. Band erschienen (Halle, in Kommission bei Eduard Anton). Derselbe wird eingeleitet durch eine umfangreiche und gründliche diplomatische Studie von Dr. Albert Naudé in Berlin, welche die in letzter Zeit mehrfach ventilirte Fälschung der ältesten Reinhardsbrunner Urkunden zum Gegenstande hat. Der Verfasser führt darin den Nachweis, daß die in Betracht komntenden 13 wichtigsten der für Thüringen ausgestellten Kaiserurkunden, welche bisher für die ältesten Diplome des Klosters Reinhardsbrunn galten, unecht sind. Dieselben sind in einem Anhange sämmtlich wortgetreu abgedruckt. Ein Excurs handelt von den Hirschauer Kaiserurkunden in ihrer Bedeutung für die Diplomatik und Rechtsgeschichte. In dem zweiten Beitrage theilt Archiv⸗Rath Dr. Burkhardt in Weimar Regesten zur Geschichte der Stadt Weimar mit, welche ein Bild von dem geben, was sich aus den alten, noch in neuerer Zeit dezimirten Beständen dieses Archivs erhalten hat. Den bei Weitem größten Theil des Bandes nimmt eine Abhand⸗ lung von O. Küstermann, Pastor in Geusau, ein, welcher auf Grund alter, in der Kreiskasse zu Merseburg aufbewahrter Flurkarten „alt⸗ geographische und topographische Streifzüge durch das Hochstift Merse⸗ burg“ unternimmt. Die sehr fleißige und umfängliche Arbeit ist mit 7 Kartentafeln ausgestattet. Von demselben Verfasser finden wir am Schluß auch noch urkundliche Nachrichten über Merseburger Kapellen und Kirchen. Ein interessanter literaturgeschicht⸗ licher Beitrag ist die Untersuchung von Paul Mitzschke über Erdmann Neumeister (geb. 1671, gest. 1756 als Hauptpastor an der Jakobikirche zu Hamburg) und sein in gereimten Alexandrinern ver⸗ faßtes Gedicht: „Nachdenkliche Betrachtungen des curieusen Brunnen⸗ gastes zu Biebra“. Das bisher wohl so gut wie unbekannte Gedicht ist am Schluß des Aufsatzes wörtlich abgedruckt. Es ist, gleich einem anderen noch vorhandenen „Lobgedichte des sogenannten Bauer⸗Hundes oder Fürstl. Leib⸗Hundes zu Weißenfels“, von Neumeister, eine urkräftige, derbe Satire, in welcher ein Kurgast das Städtchen Bibra der Lächerlichkeit preisgiebt, zugleich aber dessen einfache Verhältnisse den Zeitgenossen als einen Spiegel vorhält und dabei die G brechen und Untugenden der Mitwelt geißelt. Nach Mitzschke's Ansicht, der eine Abschrift des Gedichts im Geheimen Haupt⸗ und Staatsarchiv zu Weimar aufgefunden hat, ist die Entstehungszeit desselben in das Jahr 1700 zu setzen. In dieser Zeit lebte Neumeister in Bibra und wird der „Brunnengast“ dort von ihm gedichtet worden sein, da eigene unmittelbare Anschauung und Erfahrung darin unverkennbar ist. 1 oben mitgetheilte Titel ist übrigens nicht Original, sondern von dem Entdecker dem Gedicht beigelegt worden. Einen Beitrag zur Geschichte der Königlich privitegirten Zeitungen in Halle lieferte mit Benutzung des Czlolbzacy'schen Nachlasses Hugo Hirt in Burg. Gymnasial⸗Oberlehrer Prof. Dr. H. Größler in Eisleben untersucht die Frage: Wo saßen die Weriner der lex Thuringorum und die ihnen benachbarten Heruler? Der inzwischen verstorbene, um die Geschichte seiner Vaterstadt Zeitz wohlverdiente Kreisgerichts⸗Rath a. D. L. Rothe endlich lieferte eine interessante kleine Arbeit über die theatralischen Aufführungen der Stifts⸗ schüler zu Zeitz im 16., 17. und 18 Jahrhundert. Die „Neuen Mittheilungen des Thüringisch⸗Sächsischen Vereins“ sind bestimmt, die wissenschaftlichen Bestrebungen des Vereins zu ver⸗ öffentlichen, zugleich aber auch die Glieder des Vereins zu einem ge⸗ meinsamen Ganzen einander näher zu bringen. Neben der in ihnen zu gebenden Chronik des Vereins sollen sie Beiträge zu der vaterlän⸗ dischen Geschichte überhaupt, insbesondere aber zu der Geschichte von Sachsen und Thüringen enthalten, welche theils die Geschichte einzelner Städte, Burgen, Klöster, adeliger Geschlechter und das Leben einzel⸗ ner durch wissenschaftliche oder andere Verdienste ausgezeichneter Per⸗ sonen betreffen, theils neue heraldische, numismatische und überhaupt anti quarische Ergebnisse sind, theils die vaterländische Geographie des Mittelalters aufhellen, theils in Mittheilungen noch ungedruckter Urkunden bestehen. Alle Freunde der vaterländischen Geschichte sind Feelaben. geeignete Beiträge dem Präsidium des Vereins zugehen zu assen.

Gewerbe und Handel. Der Aufsichtsrath der Vereinigten Bautzner Papier⸗ fabriken hat die Vertheilung einer Dividende von 9 1⁄ % für das

Wollau niedriger Bra

Wa

London,

weniger gedrückt, Super Skin gefragt, wollene Garne unverändert, wollene Stoffe ruhig. shington,

prokurator hat die Entscheidung getroffen, daß Waaren, welche sich seit mehr als 3 Monaten, vom in den Lagerhäusern befinden, als verlassen anzusehen und zu ver⸗ kaufen sind.

Bremen, 15. Februar. Norddeutschen Lloyd „Herrmann“ ist gestern in Baltimore eingetroffen.

Triest, „Espero“ ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier eingetroffen.

14. Februar. (W. T. B.) Bei der gestrigen ktion waren australische und Kapwollen durchschnittlich „½ als in der Dezemberauktion. üarn

olle

dford, 14. Februar. (W. T. B.) ruhig,

14. Februar. (W. T. B.) Der General⸗

Tage ihrer Einfuhr an gerechnet,

Verkehrs⸗Anstalten. (W. T. B.) Der Dampfer des

14. Fehruar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer

Die

der Tage haben, be waren: 6 schriftliche Tagen. Von

(Schluß.)

und seiner

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Bd. 23. Baer

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Berlin.

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Blätter“ „Staat und ebendaselbst.

vergangene Geschäftsjahr (gegen 9 ½ % pro 1882) beschlossen.

Die Thätigkeit

636 amtliche und 1230 außeramtliche Benutzungen in Anspruch genommen worden. Letztere vertheilen sich auf 1121 Personen und bestanden aus 789 schriftlich ertheilten Bescheiden und 441 persönlichen Benutzungen an Ort und Stelle. Die Summe

Archivverwaltung herausgegebenen größeren „Publikationen aus den Königlich S. Hirzel,

Bd. XVI. G urkunden Schlesiens und seiner einzelnen Fürstenthümer.

Bd. XVII. Schmidt: Urkundenbuch des Hochstiftes Halberstadt

Bd. XXIII Lehmann: 1640. 4. Theil.

Ferner sind im Sybel und Theodor Sickel herausgegebenen „Kaiserurkunden in Abbildungen“, Weidmannsche Buchhand⸗ lung in Berlin, als Fortsetzung zwei neue Lieferungen er⸗ schienen, nämlich die Lieserungen 5 und 6, welche im Ganzen 60 Urkunden enthalten.

Andere von Archivbeamten

Ausfeld: „Zur Frage nach

Bülow: „Die Erneuerung der Schützengilde in Cörlin,“ „Der Thürklopfer an der Schloßkirche zu Stettin,“ „Bestallung des Herzoglichen Hoforganisten Andreas Gluck zu Stettin“

schrift des historischen Vereins sionsspiel auf Kurfürst Johann im Neuen Archiv für von Eicken: „Zu

für Geschichte und Kunst. II. Weltunterganges und der Wi

Rittergut Tervoort bei Moers“ schichtsvereins. 88 Endrulat: „Die Düsseldorfer Stadterhebungs⸗Urkunde“ in der

und Titelverleihungen für 1680 bis 1805 im Deutschen Herold.

in den Forschungen zur Deutschen Geschichte. Bd. 23. burger Elektenprozeß vor dem Constanzer Konzil.“ I. in

schaft für Schleswig⸗Holstein⸗Lauenburgische Geschichte. cke: „Jérome Napoleon und das Königreich Westfalen“ in den Preußischen Jahrbüchern. der Westdeutschen Bevölkerung am historischen Vereins für den Niederrhein. die Verwaltung der Stadt Düsseldorf im Jahre 1557“ schrift des Bergischen Geschichtsvereines.

8. A. Perthes.

feld; Sam. in den e des Vereins von Alterthumsfreunden im Rhein⸗ He 4. thums Berg 1715“ Bd. 19.

Herm. Braams.

des thüringisch⸗hessischen schrift für hessische Geschichte. Joachim: baden“ in der

Koser: (Im Auftrage der Akademie der Wissenschaften) Poli⸗ tische Correspondenz Friedrichs des Großen,

Sybels historischer Zeitschrift, Bd. 51. Krusch:

Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde.

Leh mann: in von Syvbels

Meyer:

„Die Deutschen stand im Jahre 1848“, vorigen Jahrhundert.“

seit dem Anfall an von Brandt“ Provinz Posen, 8 Se von 1795 1807“ in den Preußischen Jahrbüchern,

von Mülverstedt: Bd. III. He

Berlin, 15. Februar 1884.

der preußischen Staatsarchive im Jahre 1883.

ö“ Berlin, 13. Februar 1884. preußischen Staatsarchive sind im Jahre 1883 durch

„welche die Privatbenutzer in den Archiven gearbeitet trägt 5706. Die entsprechenden Daten des Vorjahres 55 amtliche, 1245 außeramtliche Benutzungen, 761 Bescheide, 484 persönliche Benutzungen an 5335 den auf Veranlassung und mit Unterstützung der preußischen Staatsarchiven“, Leipzig bei in diesem Jahre die Presse verlassen: rünhagen und Markgraf: Lehns⸗ und 888 8 2. Theil.

haben

Bischöfe. 1. Theil.

Preußen und die katholische Kirche seit

Jahre 1883 von dem durch Heinrich von großen Werke

herrührende Arbeiten sind: dem Verfasser des Epos Carolus in den Forschungen zur Deutschen Geschichte.

: „Nachträge zu den Regesten Karls IV.“ in dem Neuen Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Bd. 9.

Leo papa“

in den Bal⸗

in der Zeit⸗ „Ein Pas⸗ Friedrich den Großhmüthigen“ ische Geschichte. IV. eschichte des Zinsfußes in den nieder⸗ in der Westdeutschen Zeitschrift „Die Legende von der Erwartung des 8 erkehr Christi im Jahre 1000“ in den zur Deutschen Gesscichte. Bd. 23. „Ueber Archive und tzung“ in den preußischen Jahrbüchern. Bd. 51. „Das in der Zeitschrift des Bergischen Ge⸗

1883. „Rechtsdenkmäler der Stadt Münden“ für Niedersachsen. 1883.

dien ner:

stfälischen Terr

Bd. 19.

n Zeitschrift Bd. 18. „Standeserhöhungen, Prädikats⸗ Mitglieder des Reichs⸗Kammergerichts von : „Zur Beurtheilung der Akten des Constanzer Concils“ „Der Straß⸗ . „Straß⸗ dien“ Bd. II. 1. Heft. „Zur Geschichte der Holsteinischen 15. und 16. Jahrhundert“ in der Zeitschrift der Gesell⸗ Bd. 13.

büchern. Bd. 51. „Soult in Bonn 1795“ in beitschrift II. „Ein Beitrag zur Stimmung der tiederrhein 1797 1798“ in den Annalen des Heft 39. „Regulativ für

in der Zeit⸗ Bd. 19

„Schlesische Geschichte“ Erste Lieferung. Gotha; „Schlesien unter Kaiser Karl IV.“ in der Schlesischen

ß: „Schloß, Herrschaft und Amt Hückeswagen“ Elber⸗ Lucas. „Der Baumeister des Münsters zu Altenberg“

hagen:

„Erich Philipp Ploennies, Beschreibung des Herzog⸗ in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins.

Miscellen zur Geschichte Ostfrieslands. Norden;

: Kritische Bearbeitung und Darstellung der Geschichte Erbfolgekrieges 1247 1264“ in der Zeit⸗ Neue Folge. X.

„Briefe Wallensteins im Staatsarchiv zu Wies⸗ Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde.

et:

Bd. X.,

bei A. Duncker, Große und die Familie

Broglie in von

„Die Einführung des griechischen Paschalritus im eine Handschrift des Victurius“ in dem

riedrich der sowie „Ueber

„Das Centrum und die historisch⸗politischen b historischer Zeitschrift Bd. 49, sowie Kirche in Schlesien vor der preußischen Besitzergreifung“

Bd. 50.

„Friedrich der Große und der Netzedistrikt“, Schluß.

der Provinz Posen gegenüber dem polnischen Auf⸗ Schluß. „Posener Gedenkblätter aus dem „Die katholische Kirche in der Provinz Posen w Preußen, I.“ „Aus den Memoiren des Generals in der Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde der 1883. Ferner Besprechung von „Bailleu, Preußen

„Codex diplomaticus Alvenslebianus.“

copatus Magdeburgensis“ Th. III. Bogen 1— 10, ebendaselbst. „Ge⸗ schichte des Hauses Stolberg von Botho Grafen zu Stolberg.“ Herausgegeben und mit Anmerkungen begleitet, ebendaselbst „Wappenbuch des ausgestorbenen Adels der Provnz Sachsen“ Heft 6 und 7. Nürnberg, Bauer und Raspe. „Die Beamten und Comthure des Deutschen Ordens innerhalb des Regrrungsbezirkz Marienwerder“ in der Zeitschrift des historischen Vereins für den Regierungsbezirk Marienwerder. Heft 8— 10. „Etwas über die von Schortz“, ebendaselbst Heft 10.

fotenhauer: „Die Ritterschaft von Teschen hundert“ in der Schlesischen Zeitschrift. Bd. 18.

Sattler: „Ortsregister zum Sudendorf'schen der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg“. „Der Staat des Deutschen Ordens zur Zeit seiner Blüthe“ in von Sybels historischer Zeitschrift, Bd. 49. „Die Hanse und der Deutsche Orden in Preußen bis zu dessen Verfall“ in den Hansischen Ge⸗ schichtsblättern. 1882.

Sauer: Uebersicht über die Bestände des Staatsarchides zu Wiesbaden, sowie Mittheilungen über städtische und Privatarchive im Regierungsbezirk“ in der Westdeutschen Zeitschrift 1883. „Regesten zur Geschichte der Mainzer Stiftsfehde und der Verpfändung des Mainzer Domschatzes während derselben 1461 1476“ in der Zeit⸗ schrift des Mainzer Geschichtsvereins. Bd. 3.

Sello: „Eine Potsdamsche Pfarrchronik aus der Zeit des großen Krieges“ in der Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde 1883.

Wachter: „Geschichtsschreiber Schlesiens des XV. Jahrhundertzs (Cceriptores rernm Silesiacarum Bd. 12) Breslau 1883. „Kriegs⸗ drangsale von Groß⸗ und Klein⸗Kreidel bei Wohlau während der Jahre 1760 1762“ in der Zeitschrift des Vereins für Geschichte und Alterthum Schlesiens, Bd. 17.

Wagner: „Simon Grunau's Preußische Chronik“ Bd. II. Lief. 3. Leipzig 1883.

Warschauer: „Beiträge zur Verfassungs⸗ und Kulturgeschichte der Stadt Posen. III.“, sowie „Zacherts Chronik der Stadt Me⸗ seritz“ (Schluß) in der Zeitschrift für Geschichte und Landeskunde

der Provinz Posen. 1883.

Winter: Fortsetzung der „Geschichte der märkischen Stände von 1540 - 1550⸗ in der Zeitschrift für Preußische Geschichte und Landeskunde. „Zur Geschichte des General⸗Gouvernements Berg“ in der Zeitschrift des Bergischen Geschichtsvereins. Bd. 19 „Die Katastrophe Wallensteins“ in der Zeitschrift Nord und Süd“.

Hierneben haben Archivbeamte Beiträge zur „Allgemeinen Deutschen Biographie“ geliefert, Rezensionen und kleinere Mittheilungen in verschiedenen historischen Zeitschriften ver⸗ öffentlicht und sich an der Redaktion einiger Zeitschriften selbst betheiligt.

. Wir machen darauf aufmerksam, daß die Dr. Sammlung im Kunstgewerbe⸗Museum nur (Sonnabend) zu besichtigen ist.

Der Berliner Zweigverein des Deutschen Samariter⸗ vereins hielt gestern Abend in der Aula der Falk⸗Realschule seine erste Generalversammlung ab. Der von Hrn. von Bunsen erstattete Bericht über die bisherige Thätigkeit des Vereins, der seit 22 Mo⸗ naten besteht, entrollte ein trübes Bild. Von Anfang an haben sich innerhalb des Vereins bedenkliche Meinungsverschie⸗ denheiten geltend gemacht, die eine wiederholte Demission des Vor⸗ sitzenden zur Folge hatten. Zur Zeit ist die Stelle des Vorsitzenden überhaupt nicht besetzt. Es ist erklärlich, daß unter diesen Umständen die Geschäfte nicht sehr gefördert wurden, und daß wiederholt die Frage der Auflösung des Vereins auftauchte. Um die lähmenden Einflüsse der dissentirenden Vorstands⸗ mitglieder zu umgehen, wurden seit Dezember 1882 Vorstands⸗ sitzungen überhaupt nicht mehr abgehalten, die Geschäfte vielmehr von Hrn. v. Bunsen und Major v. Bredau selbständig geführt. Trotz all' dieser mißlichen Umstände ist es doch möglich gewesen, eine An⸗ zahl Unterrichtskurse abzuhalten. So sind u. A. 700 Postbeamte und das Fahrpersonal der Stettiner Bahn in der ersten Hülfleistung bei den Unglücksfällen unterrichtet worden. Eine Anzahl der aus⸗ gebildeten Samariter sind bereits zu einem Verein zusammen⸗ getreten. Für die nächste Zeit stehen weitere Kurse in Aussicht; so hat beispielsweise die Steglitzer Feuerwehr den Wunsch nach Ausbildung kundgegeben. Das Vereinsdepot ist mit Instrumenten und Verbandszeug in genügender Menge aus⸗ gestattet, auch die Finanzen sind befriedigend, wenn auch die Mit⸗ gliederzahl, die bei der Gründung des Vereins 944 betrug, auf 500 gesunken ist. Der von dem Major von Bredau erstattete Kassenbericht weist eine Gesammteinnahme von 2650 und einen Bestand von 288 nach. Die sich an die Berichterstattung an⸗ schließende Diskussion nahm einen erregten Charakter an. Nach langer Debatte wurde ein Antrag auf Versagung der Decharge ebenso wie ein Antrag auf Auflösung des Vereins mit großer Majorität abgelehnt. Eine Anzahl Herren wurde behufs Wahl in 1g vorgeschlagen, eine eigentliche Abstimmung fand jedoch ni att.

Urkundenbuche Göttingen 1883.

Riebecksche noch morgen

Zu der zwölften großen allgemeinen Geflügel⸗Aus⸗ stellung des Vereins „Cypria“, welche in der nächsten Woche am Freitag, den 22. Februar, im Grand Hotel, Alexanderplatz, Ecke der Neuen Königstraße, eröffnet wird, sind bereits über 1300 Katalog⸗ Nummern Hühner, Tauben, Kanarien, Sing⸗ und Ziervögel ꝛc. an⸗ gemeldet. Die Gesellschaft hat pekuniäre Opfer nicht gescheut, die Ausstellung durch elektrisches Licht tageshell zu erleuchten, damit die Vögel Abends in ihren ursprünglichen Farben zur Geltung kommen. Die Firma Siemens & Halske ist mit der Legung der elektrischen Leitung betraut.

Im Residenz⸗Theater beendete gestern Frau Franziska Ellmenreich als „Fedora“ ihr mehrwöchentliches, an Ehren reiches Gastspiel. Vor Beginn der Aufführung theilte Hr. Haack dem über⸗ aus zahlreichen Publikum mit, daß dieselbe durch eine plötzlich ein⸗ getretene Heiserkeit leider indisponirt, jedoch entschlossen sei, die Rolle zu spielen. Der gefeierten Künstlerin gelang es, trotz sichtbarer Anstrengung, ihre schwierige und anstrengende Aufgabe in dewunderns⸗ werther Weise zu lösen, sodaß es ihr auch diesmal nicht an dem reichsten Beifall und Beweisen der ehrendsten Anerkennung fehlte. Hr. Heinrich Keppler setzt sein Gastspiel fort und zwar zunächst in dem lustigen Labiche'schen Schwank „Unsere Sonnabende“, der ereits am Sonntag, den 17. d. M., neu einstudirt in Scene geht.

Der Schnöpfsche Gesangverein führt am Montag, den 18. d. Mts., Abends 7 ½ Uhr, in der Petrikirche zum Besten des Oberlin⸗Vereins für die Stadt Berlin Werke von Bach, Beethoven, Händel, Palestrina, Schubert u. A. unter Mitwirkung von Frl. Ramme und der Hrrn. Musik⸗Direktor Dienel, Kammermussker F. Struß (Violine) und H. Posse (Harfe) auf. Einlaßkarten zu 2 und 1 sind bei den Herren Ed. Bote und G. Bock käuflich.

Im Saale der Sing⸗Akademie giebt am Dienstag, den 19. Februar, Abends 8 Uhr, der Fengh⸗ Hr. Felice Mancio ein Concert, in welchem der Pianist Hr. Carl Pohlig mitwirken wird. Billets zu 4, 3 und 2 sind in der Hofmusikalienhandlung von Ed. Bote u. G. Bock zu haben.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck 8 Vier Beilagen

Berlin:

ft 2. Magdeburg. Bänsch jon. „Regesta archiepis-

Winschließlich Börsen⸗Beilage).

Verlaufe der gestrigen (49.) Sitzung des Hauses

der Kommissionen über Petitionen entgegen.

von Schulbeiträgen, und der Stadtverordnetenversammlung

Demnächst berichtete

Deutschen Re

Erste Beilage 8 ““ ichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

8

Berlin, Freitag, den 15. Februar

8 8 8

1884.

Nichtamtliches.

Berlin, 15. Februar. Im weiteren

Preußen. der Abgeordneten nahm das Haus die weiteren Berichte

Die Petitionen des Magistrats und des katholischen Schulvorstandes in Gnesen wegen Ausschulung mehrerer länd⸗ lichen Ortschaften aus der Gnesener katholischen Schule des Vikars May in Goniembice um Freilassung der Geistlichen

von Geldern um Wiedergewährung früher bezogener Staats⸗ zuschüsse zu Lehrergehältern wurden auf den Antrag der Unterrichtskommission durch Uebergang zur Tages⸗ ordnung erledigt.

Es folgte der erste Bericht der Justizkommission über eine Petition von 114 geprüften Civilanwärtern des Justizdienstes, welche bei den Landgerichten I und II, den Staatsanwaltschaften bei denselben und den Amtsgerichten 1 und II Berlin beschäftigt werden, und welche sämmtlich die Prüfung als Gerichtsschreiber beziehungsweise Aktuar erster Klasse abgelegt zu haben behaupten, diese bitten in einer Petition um Abhülfe ihrer traurigen Lage. 1

Auf Antrag der Kommission beschloß das Haus Erledi⸗ gung der Petition durch Uebergang zur Tagesordnung.

Namens derselben Kommission berichtete der Abg. Rübsam über die Petitionen einer Anzahl Lohnschreiber, in welchen sich dieselben über die durch die neue Gerichtsorganisation herbeigeführte Verschlechterung ihrer Lage beklagen und um Aufbesserung resp. Sicherung ihrer Existenz bitten.

Die Petitionen wurden, dem Antrage der Kommission entsprechend, ohne weitere Debatte der Staatsregierung als Material überwiesen.

Es folgte der Antrag des Abg Beisert auf Einstellung des gegen den Abg. Dr. Meyer (Breslau) wegen Uebertretung des Preßgesetzes bei dem Königlichen Kammergericht schwe⸗ benden Strafverfahrens während der Dauer der Session. Der Antrag lautet:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: 8 Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, das Strafverfahren gegen den Abg. Dr. Meyer (Breslau) wegen Uebertretung des Preß⸗ gesetzes, in welchem gegen die freisprechende Entscheidung der Straf⸗ kammer V des Königlichen Landgerichts 1 zu Berlin vom 19. No⸗ vember 1883 von der Königlichen Staatsanwaltschaft die Revision ein⸗ gelegt und zur Hauptverhandlung auf den 28. Februar er. vor dem Königlichen Kammergerichte Termin anberaumt ist, auf die Dauer der gegenwärtigen Sitzungsperiode sistiren zu lassen.

Das Haus genehigmte einstimmig diesen Antrag. die Unterrichtskommission über die Petitionen der städtischen Magistrate zu Posen und Tilsit, welche dahin gehen, die Staatsregierung zu ersuchen, nach dem Vorbilde der Unterrichtsverwaltung von Elsaß⸗ Lothringen eine Kommission von Aerzten behufs Erstattung eines Gutachtens über das höhere Schulwesen Preußens ein⸗ zusetzen, um auf Grund desselben die genügenden Maßnahmen zur Verhütung einer für die gebildete Jugend Deutschlands immer drohender werdenden Gefahr des körperlichen Rück⸗ ganges zu treffen.

Die Kommission beantragte:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: 8 die Petitionen der Staatsregierung mit der Maßgabe zur Berück⸗ sichtigung zu überweisen, daß die Frage, ob eine Ueberbürdung der Schüler an unseren höheren Lehranstalten stattfinde und welche ge⸗ eignete Vorschläge zur Abhülfe zu machen seien, der eingehendsten Prüfung im Anschluß an die bereits eingeleiteten Untersuchungen unterzogen werde. 1

Der Referent Abg. Dr. Kropatscheck führte aus, daß die Petenten die Einsetzung einer ärztlichen Kommission zu Prü⸗ fung der schwebenden Fragen wünschten. Die Kommission habe sich mit dem bezüglichen medizinischen Gutachten der wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen noch nicht beschäftigen können, weil dasselbe erst nach den betreffen⸗ den Verhandlungen vorgelegt sei. Es handle sich jedoch nicht allein um rein technisch⸗medizinische Fragen, sondern auch wesentlich um pädagogische; er behalte sich weitere Aus⸗ führungen vor, bis sich die Resultate der Diskussion ergeben hätten. 8 Der Abg. Dr. Langerhans beantragte, die Petitionen der Staatsregierung dahin zur Berücksichtigung zu überweisen, daß sie auf dem eingeschlagenen Wege der größeren körper⸗ lichen Ausbildung der Schuljugend und der Verbesserung der Lehrmethode an den höheren Schulen mit größerem Nachdrucke vorgehen möge. Wenn wirklich ein körperlicher Rückgang der Schuljugend eingetreten sei, so genüge der Vorschlag der Kom⸗ mission nicht, sondern das Haus müsse sich hinter die Regie⸗ rung stellen, und sie zu einem weiteren Fortschritt auf der be⸗ tretenen Bahn ermuntern. Es sei eine gleichmäßige Uebung von Körper und Geist der Schüler anzustreben. Mit welcher Lernbegierde erfasse das Kind jeden neuen Gegenstand, welcher seinen Wissenskreis erweitere, und wie gern würfen dagegen die jungen Leute auf den höheren Schulen die Bücher weg und wie froh seien sie, daß sie aus der Schule entlassen seien! Darin liege ein Fingerzeig, daß für ihre körperliche Ausbildung während der Schulzeit zu wenig geschehe. Höchstens zwei Turnstunden wöchentlich genügten gar nicht. Die Meisten gingen gar nicht einmal gern hin, und betrachteten sie als eine Last. Die Turnstunden müßten vermehrt und ihre Methode reformirt werden. Der Sohn des Abg. Virchow habe in einer Schrift auf den gesundheitlich günstigen Einflußdes preußischen Parademarsches auf die körperliche Ausbildung hingewiesen. Möchten die Turnlehrer diesen Wink beachten! Die schöne Haltung der Armee in Bezug auf die körperliche Erziehung sei nicht zu unterschätzen. Dann müßten die Kinder und jungen Leute öfter von ihren Lehrern ins Freie geführt werden, am liebsten in den Wald, den die Rechte freilich durch das Forst⸗ und Feldpolizeigesetz so ziemlich verschlossen habe. Die Turnspiele müßten von den wissenschaftlichen Lehrern beaufsichtigt werden, die überhaupt ihren Schülern persönlich näher treten müßten, als es bisher geschehen sei. Das Stu⸗ dium der lateinischen und griechischen Sprache dürfe sich nicht

reitung zur Universität nutzlos seien. Ueberhaupt sollte man die Kenntniß des Lateinischen nicht vom Einjährig⸗Freiwilligen verlangen, und demgemäß auch die Schüler der lateinlosen Gewerbe⸗ und Realschulen zu diesem Dienst zulassen. Es liege ja in der Hand der Offizier⸗Corps, solche Einjährig⸗ Freiwillige, die in geistiger und gesellschaftlicher Bildung nicht genügten, nicht zu wählen. Er bitte, also seinen Antrag an⸗ zunehmen. 8 88 Der Abg. Dr. Perger bemerkte, er möchte auf einige Punkte in der hiesigen Lehrmethode aufmerksam machen, von denen er überzeugt sei, daß sie wesentlich zur Ueberbürdung in den höheren Schulen beitrügen. Allgemein werde Klage darüber geführt, daß in den höheren Klassen der Eifer für den Unterricht bei den Schülern fehle, fast überall trete der Mangel an Lust zum Lernen hervor. Er glaube den Grund für diese Erscheinung darin suchen zu müssen, daß die Schüler in den unteren Klassen bis zur Tertia, zu viel Wissen sich an⸗ eignen müßten, Knaben von 8, 9 und 10 Jahren würden von 6 und 7 Lehrern gleichzeitig unterrichtet. Gerade diese Ueberfülle von Lehrern sei ein wesentliches Hemmniß für die Ent⸗ wickelung der Schüler. Die Lehrer seien jetzt allerdings meistens viel besser vorbereitet, als vor vielleicht fünfzig Jahren, aber sie träten mit ihrem Wissen in der Regel an Kinder heran, welche für dasselbe noch gar nicht empfänglich seien. Nach dem Entwicklungsgange, welche die preußischen Gymnasien genommen hätten, sei es ja schwer, Wandel zu schaffen, indeß glaube er doch dem einen Versuch nach dieser Richtung empfehlen zu müssen. vhtung Frhr⸗ von erklärte, dem Antrage des Abg. Langerhans könne er nur zum Theil beistimmen. Daß der Turnunterricht in den höheren Schulen befördert werden müsse, könne er hier im Hause um so mehr befür⸗ worten, als das Haus ja nach den neulichen Aeußerungen des Abg. Hobrecht bestimmt sei, bezüglich des neuen Bau⸗ platzes auf dem Trapez zu arbeiten. Was er vom Parade⸗ marsch und dessen prächtiger Wirkung von jener Seite gehört habe, sei gewissermaßen eine Erfrischung für ihn. Wenn der Abg. Langerhans aber das Feld⸗ und Forstpolizeigesetz als ein Hinderniß für die körperliche Bewegung angebe, so könne er dem nicht zustimmen. Die Besitzer der Wal⸗ dungen hätten allerdings durch das neue Gesetz mehr Rechte auf ihr Eigenthum bekommen, aber in der Nähe größerer Kommunen ständen die Waldungen immer noch so offen wie früher. Klagen hierüber seien nicht erfolgt, und wie gelinde auch die Königlichen Behörden das Gesetz handhabten, könne man alle Sonntage im Grunewald sehen. Er halte es für geboten, daß auch die Rechte dieses Hauses Stellung zur Frage der Ueberbürdung auf den höheren Lehr⸗ anstalten nehme. Die Häufung der Unterrichtsstoffe be⸗ klage auch seine Partei, er meine aber, daß die häus⸗ lichen Arbeiten hier in erster Linie in Betracht kämen, mit denen wirklich wohl eine Ueberbürdung stattfinde. Wenn von der linken Seite gesagt werde, die Leibesübungen wären in Bezug auf die Wehrpflicht gar nicht so beachtenswerth, da ja alljährlich ein Uebermaß von körperlich geeigneten Stellungs⸗ pflichtigen vorhanden sei, treffe das auf die höheren Lehr⸗ anstalten nicht zu, die Zahl der Einjährig⸗Freiwilligen sei ja unbeschränkt. Und da aus diesem Soldatenstande sich die aktiven Offizierscorps ergänzten, so sei gerade bei den höheren Lehranstalten die körperliche Ausbildung besonders zu berücksichtigen. In den niederen Gym⸗ nasialklassen werde durch das Auswendiglernen von Grammatikregeln geradezu eine Gedächtnißdressur vor⸗ genommen, und ein schädlicher Einfluß auf den kleinen Orga⸗ nismus geübt. Der Verstand werde zu wenig geübt, und es komme doch in diesen Klassen weniger auf das Wissen als auf die Erziehung an. In den mittleren Klassen gebe es häufig sogenannte Paradepferde oder Musterknaben, die nach der Schablone wirklich Mustergültiges leisteten, im späteren Leben aber nur zu häufig die Hoffnung nicht rechtfertigten, weil hauptsächlich die Bildung des Charakters bei ihnen nicht statt⸗ efunden habe. 88 Der Geh. Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Bonitz entgegnete, die Unterrichtsverwaltung unterwerfe die Pflege der körperlichen Uebung ununterbrochen und syste⸗ matisch einer genauen Prüfung. Ueber den Werth des Tur⸗ nens sei bei ihr kein Zweifel, und die günstigen Resultate in dieser Beziehung sehe man an der Abnahme des Prozentsatzes der vom Turnen dispensirten Schüler, der jetzt im Durch⸗ schnitt nur noch 10 Proz. betrage. Auf einigen Anstalten gebe es überhaupt keine Dispensationen, auf anderen seien die loka⸗ len Entfernungen ein Hinderniß. Der Erlaß des Kultus⸗Ministers habe im Allgemeinen sehr günstig gewirkt; wo es nicht ge⸗ schehen, da liege dies an einem Mangel der finanziellen Mittel oder an den geeigneten Persönlichkeiten. Die Form einer Anregung, welche die Verfügung gehabt habe, habe sich durchaus bewährt, eine Anordnung hätte vielleicht eine gegen⸗ theilige Wirkung hervorgebracht. Was die Ueberbürdung betreffe und die Klagen über das Vielerlei bei den Unterrichts⸗ gegenständen, so sei dieses Vielerlei keineswegs eine Schöpfung der jetzigen Unterrichtsverwaltung. Keine Unterrichtsverwaltung werde daran ändern können. Es sei der Auslauf der gemeinsamen Bildung, für welche das Interesse der Jugend geweckt werden müsse, die be⸗ stimmt sei, einstmals die leitenden Kreise auszumachen. Diesen Unterrichtsgegenständen sei in den letzten 50 Jahren nichts hinzugefügt worden, und wenn man von einem Vielerlei von Unterrichtsgegenständen häufig sprechen höre, so möge man sich die Lehrpläne der Berliner Gymnasien aus dem vorigen und vorvorigen Jahrhundert ansehen, welche Gegenstände damals noch gelehrt seien. Von dem jetzigen Vielerlei werde sich schwerlich etwas streichen lassen. Was den geschicht⸗ lichen Unterricht in der Sexta anbetreffe, so sei derselbe für diese Klasse nicht angeordnet, sondern nur bestimmt, daß ein Theil der für Geographie festgesetzten Zeit auch für biographische Erzählungen verwendet werden könne. Daß man damit nur dem betreffenden Lebensalter Angemessenes biete, beweise die Aufmerksamkeit, welche die Schüler diesen

desselben Lebensbildes ein anderes Wort zu gebrauchen, weil dieses den Schülern sofort auffalle Was die geistige Anstrengung betreffe, so falle z. B. in einer Klasse von 40 Schülern doch 8 nicht auf jeden Schüler die ganze Thätigkeit des Lehrers, und der Schüler sei nicht während der ganzen Zeit thätig. Wenn nun verlangt werde, daß die Zahl der Lehrer in den unteren Klassen möglichst gering sei, so sei dies auch der leb⸗ hafte Wunsch der Unterrichtsverwaltung, aber es sei doch 2 selbst für die untersten Klassen eine Grenze zu ziehen. Es sei nicht als ein Vortheil anzusehen, daß der Lehrer des Latei⸗ nischen und Deutschen auch den Rechnenunterricht gebe, wenn 9 derselbe auch genügende Fähigkeiten dazu besitzen sollte. Der Unterricht müsse aber von dem ertheilt werden, von dem die Kinder am leichtesten lernten. Auf den Standpunkt ferner, daß nur auf wenige Unterrichtsgegenstände Werth gelegt werde, während auf die anderen nichts gegeben werde, könne sich eine Unterrichtsverwaltung nicht stellen. Ein gewisser Unterschied müsse aber innerhalb bestimmter Gren⸗ zen gemacht werden. Es werde auch bei der Abiturienten⸗ prüfung darauf Rücksicht genommen, ebenso bei allen verstän⸗ digen Versetzungen. Man könne z. B. nicht zugeben, daß Jemand in die oberen Klassen einer höheren Schule komme, welcher von den einfachsten Operationen des Rechnens, und 8 von den einfachsten geometrischen Figuren keine Ahnung habe. 8 Ferner sei verlangt worden, daß sich die Bestrebungen der Unterrichtsverwaltung auf eine Beschränkung des Gedächtniß⸗ stoffes richten müßten. Er verweise auf die Erläuterung, zu dem Ostern 1882 publizirten Lehrwesen und möchte bitten, diese Erläuterungen doch nicht als bloße erfolglose Worte an⸗ zusehen, weil gewisse Gegenstände, wie z. B. Geschichte, ausdrücklich bei den Anforderungen in „Betreff des Gedächtsnißstoffes gegen früher zurückgeschoben seien. Es sei nun gesagt, die Ueberfüllung der höheren Schulen liege daran, daß die Erwerbung des ein⸗ jährigen Zeugnisses, wenn er recht verstanden habe, nicht leichter sei. Er bemerke dazu, daß die Berechtigung zum ein⸗ jährigen Dienst nicht nur auf Gymnasien erworben werde, sondern auch auf Bürgerschulen nach einem sechsjährigen Kursus, und daß überhaupt auf allen höheren Schulen, gleich⸗ viel ob sie die alten Sprachen trieben oder nicht, die Berech⸗ 8 tigung nach einem sechsjährigen Kursus ertheilt werde. Es sei also zur Entlastung der höheren Klassen soviel als möglich gethan. Er schließe mit dem Dank für die freundlichen Winke und Anregungen und versichere, daß diese Frage die Unterrichtsverwaltung nicht minder beschäftige, als dieses hohe 8 Haus und daß die Unterrichtsverwaltung so lange arbeiten werde, bis endlich Abhülfe geschafft sein werde.

Im Schlußworte bat der Reserent Abg. Dr. Kropatscheck, den Antrog Langerhans abzulehnen, derselbe enthalte eigent⸗ lich den Tadel, daß die Regierung bisher nicht energisch genug vorgegangen sei. Die Forderung des Abg. Langerhans, der 1 Lehrer solle mehr mit den Schülern leben, sei bereits in der Kommission mit dem Hinweis auf die Frage entgegengetreten, wo dann die Pflicht der Eltern bleibe; ebenso sei man in der 8 Kommission der Ansicht gewesen, daß die Anforderungen üim das Einjährigfreiwilligen⸗Examen nicht herabgemindert werden müßten. Die Ueberwachung der Kinder außerhalb der Schulen gebühre den Eltern nicht den Lehrern. Diese seien schon durch die Lehrstunden, Korrekturen und ihre eigenen häuslichen Pflichten überbürdet. Uebertrage man ihnen noch die häusliche Ueberwachung der Kinder, so überlaste man sie noch mehr, so, daß ihre Zahl erhöht werden müßte, und ver⸗ leite die Eltern sich um ihre Kinder noch weniger zu kümmern, als es bisher leider geschehen.

Der Antrag Langerhans wurde abgelehnt, und der An⸗ trag der Kommission angenommen.

9 cs folgte 18 Petstion des Lehrerkollegiums des Real⸗ Gymnasiums zu Perleberg, worin das Abgeordnetenhaus ge⸗

ten wird . der gegenwärtigen Session dahin wirken zu wollen, daß das 1“ 20. Mai 1882, betr. die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der unmittelbaren Staatsbeamten auf die Lehrer an 8 den höheren städtischen Anstalten und Stiftsschulen ausgedehnt und die dadurch entstehenden Mehrkosten auf die Staatskasse über⸗ nommen werden.“

Wörtlich gleichlautende Petitionen sind von den Lehrer⸗ kollegien von weiteren 41 höheren Lehranstalten sowie von den Oberlehrern der Königlichen Ober⸗Realschulen zu Breslau, Brieg und Gleiwitz eingegangen. Die Kommission beantragte:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

die Petitionen der Königlichen Staatsregierung zur möglichst baldigen Berücksichtigung zu überweisen. 1

Der Abg. Dr. Kropatscheck erklärte, die Sorgen der Lehrer an den höheren städtischen Schulen, daß für sie das neue Pensionsgesetz nicht gelten würde, seien ja durch den Regie⸗ rungskommissar neulich zerstreut, und als haltlos hingestellt worden. Wenn sie nun auch von dieser Sorge befreit seien, so hätten sie doch mit der Klage Recht, daß das Reliktengesetz nicht auf sie, sondern nur auf die Lehrer der Staatsschulen angewendet werde. Er halte nun dafür, daß die Wohlthat des Gesetzes auch auf diese Lehrer angewendet werde, dem Vorschlag der Kommission zuzustimmen.

Der Abg. Schmidt (Stettin) bemerkte, man habe nur zwei Städte, Berlin und Cöln, die aus eigener Initiative das Reliktengesetz ausgeführt hätten. Diese Ausführung müsse also wohl für andere Kommunen große Schwierigkeit bieten. Er erinnere daran, daß der Normal⸗Etat von 1872 noch nicht einmal bei einer Reihe von Progymnasien eingeführt sei, ebensowenig auch der Wohnungsgeldzuschuß. Auch das Pensionsgesetz stoße vielfach auf Schwierigkeiten. Daher sei es kein Wunder, daß sich die Anträge der Städte an die Staatsregierung, ihre höheren Schulanstalten zu verstaatlichen, so sehr mehrten. Der Abg. Kropatscheck habe auf die durch den Regierungskommissar zerstreute Sorge der betreffenden Lehrer hingewiesen, aber es sei doch noch gar nicht die Art und Weise dieser Hülfe und der dafür in Aussicht genomme⸗ nen Hülfe angegeben. Er ersuche das Haus, den Antrag der Kommission anzunehmen.

Das Haus nahm den Antrag der Kommission einstimmig an.

in müßige grammatikalische Interpretationen verlieren, die für den Philologen vom Fach von Interesse, aber für die Vorbe⸗

1

Erzählungen widmeten, eine Aufmerksamkeit, die so groß sei, daß sich de Lehrer hüt üssse, bei einer zweiten Erzählung

Hierauf vertagte sich das Haus um 2 ³l Uhr auf Dienstag 11 Uh 1

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