1884 / 53 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 01 Mar 1884 18:00:01 GMT) scan diff

März 1884.

g des Vereins der Künstlerinnen und

Kunstfreundinnen. 8

In den Räumen der Königlichen Kunstakademie hat der Verein der Künstlerinnen und Kunstfreundinnen gegenwärtig seine neunte Au sstellung eröffnet. An Reichhaltigkeit keiner der früheren nachstehend, füllt sie den Uhrsaal, dessen geschmackvolles Arrangement einen besonders günstigen Eindruck hervorruft, den anstoßenden langen Saal und den entsprechenden südlichen Korridor mit Arbeiten der verschiedensten Art, die ein anschauliches Gesammtbild der durch den Verein und durch seine Zeichenschule gepflegten mannigfachen Kunst⸗ übung gewähren. Der Katalog der ausgestellten Gemälde, Naturstudien, Skulpturen, Zeichnungen und kunstgewerblichen Arbeiten umfaßt 306 Nummern, die sich auf 126 Namen vertheilen. Dazu gesellt sich aber des Weiteren noch eine nicht minder ansehnliche Zahl der ver⸗ schiedenartigsten Objekte, die von Künstlerinnen und Kunstfreundinnen als Gewinne zu der mit der Ausstellung verbundenen Lotterie beige⸗ steuert sind, und endlich die ebenfalls reichhaltige Ausstel⸗ lung von Schülerarbeiten der Zeichenschule des Vereins, die in 13 Abtheilungen im Elementar⸗ und Ornamentzeichnen, im

eichnen nach der Antike und dem lebenden Modell, im Aktzeichnen, im Landschaftszeichnen nach der Natur und Photographie, im Blumen⸗ und Stillleben⸗Malen, im Zeichnen und Aquarelliren von Kostümfiguren, im Portraitmalen, in der Perspektive, der Ana⸗ tomie und de: Kunstgeschichte unterrichtet. Was die mit Arbeiten ihrer Hand betheiligten Künstlerinnen betrifft, so bedarf die Mehrzahl derjenigen, deren Leistungen besonders hervortreten, kaum noch dieser besonderen Veranstaltung, um das kunstliebende Publikum mit ihrem Talent bekannt zu machen. Neben anderen, die sich nicht vertreten finden, wissen sie auch auf den größeren Kunstausstellungen den ihnen gebührenden Platz mit Ehren zu behaupten. Die Sonderausstellung, welche der Verein trotz mehrfach ausgesprochener Zweifel an der Be⸗ rechtigung einer solchen festzuhalten strebt, bietet dagegen mancher minder anerkannten Kraft erwünschte Gelegenheit, innerhalb eines enger gezogenen Rahmens für ein der Pflege nicht unwerthes Talent Beachtung zu gewinnen, und, abgesehen hiervon, ist eine derartige Vereinigung von Erzeugnissen ausschließlich weiblicher Kunstfertigkeit sicher auch für weitere Kreise nicht ohne Interesse.

Tdreffliche Leistungen der Portraitmalerei von Frauenhand haben die letzten Jahre so häufig gebracht, daß von den hier vereinigten sich nur wenige besonders bemerkbar machen. Unter ihnen stehen die von Helene Büchmann in erster Linie. Nicht blos durch tüchtige Charakteristik und Malerei ragen ihre Bildnisse hervor, sondern namentlich auch dadurch, daß die Künstlerin in jedem derselben, aller⸗ dings mit nicht stets gleichem Gelingen, ein eigenartiges koloristisches Problem zu bewältigen strebt. In der Kniefigur einer brünetten jungen Dame in braunrother Sammetrobe vor einem rosig ab⸗ getönten Fond ist ihr dies trefflich geglückt; nur die Haltung der Dargestellten wäre freier und ausdrucksvoller zu wünschen. Weniger spricht die etwas gespreizte Wirkung in dem Brustbild einer jungen Dame in weißem Atlas an, deren Kopf und Büste sich von einem gelbbraunen Fond absetzt. In zwei Pendents endlich, dem Brust⸗ bild eines schwarzbärtigen Herrn in olivenfarbigem Sammetjaquet vor heller getöntem Fond, und dem einer jungen Dame, die dem Beschauer in rosig changirendem Seidenkleide vor einem röthlich braunen Fond entgegentritt, fesselt vor Allem die mit sicherer Hand durchgebildete Modellirung und der individuell belebte Ausdruck der Köpfe. Nicht minder charakteristisch aufgefaßt ist das in schlichter und kräftiger Tonstimmung mit breitem Vortrag durchgeführte Brust⸗ bild eines weißbärtigen Herrn in schwarzem Ueberrock von Fr. Her⸗ mine Gussow, durch den lebendigen, leuchtenden Fleischton und durch plastische Modellirung ausgezeichnet das Brustbild einer jungen Dame mit um die Schultern gelegtem schwarzen Spitzenschleier von Elise Merten. Den Eindruck gut beobachteten individuellen Wesens machen ferner zwei anspruchslos auftretende weibliche Brustbilder von Rosa Behm und Marie Orth, denen sich noch eine ganze Reihe theils mehr oder weniger anerkennenswerther, theils aber auch ziemlich todter und in⸗ haltsleerer Arbeiten gesellt. Als Meisterin der Pastellmalerei be⸗ währt sich Rosa Petzel in mehreren weiblichen und Kinderportraits von vorzüglichster Wirkung, und ihr schließt sich in derselben Technik mit Erfolg Marie Crelinger an, während Lydia von Meibom ein in Aquarell gemaltes, frisch und liebenswürdig anmuthendes Bildniß eines jungen Mädchens im Gretchenkostüm ausstellt.

So zahlreich wie die Portraits präsentiren sich die verschieden⸗ artigsten Studienköfe und Halbfiguren, unter denen allerdings manche eine genauere Prüfung der Anatomie schwer vertragen würden. Frei von derartigen Mängeln ist das in Ton und Farbe ebenso fein⸗ gestimmte wie in freiem und sicherem Vortrag trefflich durchgebildete Brustbild eines polnischen Bettlers von Natalie von Modl, auf dem Gebiet der Figurenmalerei eine der weitaus erfreulichsten Arbeiten der ganzen Ausstellung. Pikante malerische Effekte erstreben nicht ohne Erfolg Sophie Meyer in einem höchst originellen portraitartigen Frauenkopf, der gleich einem anderen von Hen⸗ riette de Reège aus Anlaß einer Konkurrenz entstanden ist, sowie Anna Ernst in einem frischen weiblichen Studienkopf, der nur der letzten feinen Durcharbeitung noch entbehrt. Von Elise Goebeler ist eine fleißig gemalte, wenn auch wenig originelle capresische Wasser⸗ trägerin und ein malerisch interessanter Studienkopf in bäuerlichem Nationalcostüm mit schwarzer, die Stirn beschattender Tüllhaube, von Antonie Boubong der hübsche Kopf einer jungen blonden Elsässerin, von Paula Kohlschütter der einer Frau in altdeutschem Kostüm, von Marie Pinoff der einer „Sibylle“ zu nennen, der zwar diese Bezeich⸗ nung kaum rechtfertigt, wohl aber das fleißig studirte Gesicht einer alten Frau mit sicheren Strichen wiedergiebt. Adele Tobias endlich bewährt ihr Talent in dem kleinen Brustbild einer runzligen Alten ebenso gut wie in dem eines zierlichen blondharigen Edelfräuleins in blauem Kostüm und in einem lebensgroßen jugendlichen Kopf von lichtester Färbung, die dem eigenartigen Charakter der Züge trefflich entspricht. Ihre ansehnlichste Arbeit aber ist die lebensgroße Figur einer Geflügelhändlerin, die mit einladender Geberde und freundlicher Mienenemn Beschauer über ihren Tisch hinweg einen Hahn ent⸗ gegenhält.

Die Genremalerei, zu der letzteres Bild überleitet, tritt neben anderen Gebieten merklich zurück. Hervorzuheben ist die tüchtig ge⸗ malte Figur einer kleinen, bei der Toilette begriffenen Bauerndirne von Agathe Röstel, bei der nur der lebensgroße Maßstab um so weniger gerechtfertigt erscheint, als der Mangel jedes frischen Humors der Auffassung den Vorgang desto inhaltleerer macht. Auch in einer Genrescene von Ernestine Friedrichsen und mehr noch in denen von Auguste Ludwig fristet der Humor nur ein kümmerliches Dasein. Sehr liebenswürdig muthet dagegen das fein beobachtete Kinder⸗ köpfchen an, das Marie Sturm aus den weißen Kissen seines Bett⸗ chens herausschauen läßt und in gleichmäßig ruhigem Licht trefflich durchmodellirt hat. Ein sehr bemerkenswerthes Talent, elegante und sichere Zeichnung, charakteristische Auffassung und vor allem ein fein entwickelter koloristischer Geschmack bekundet sich sodann in den beiden mit irgend einem Geheimniß beschäftigten jungen Damen in schimmern⸗ den Seidenroben, die man auf dem Bilde von Sophie Meyer auf einer Promenade durch den stillen Park vor einer Satyrbüste Halt machen und lächelnd zu derselben emporblicken sieht. Unbefangene, treue Beobachtung der Natur, der Figuren sowohl wie der Landschaft, zeichnet ferner die Bilder einer Gänsehüterin in Mecklenburg und einer Kartoffelernte an der Ostseeküste von Anna Gerresheim sowie einige in Aquarell gemalte Genrescenen von Mathilde Block aus, während Marie Galle in Scenen aus dem Kindertreiben und in zier⸗ lich aquarellirten Schilderungen des Kobold⸗ und Elfenlebens ein poetisches, bier und da an die Begabung von Marie von Olfers er⸗ innerndes Talent beweist.

Nur durch eine einzige, dafür aber sehr tüchtige Arbeit, einen Stall mit trefflich studirten Pferden, von Minna Stocks, wird das Thierstück repräsentirt. Desto größer ist die Fülle der Landschaften. Hier steht in erster Linie Frau Begas⸗Parmentier mit Bildern aus Taormina und Venedig, zu denen sich als stattlichstes ein Motiv aus einem römischen Park gesellt, ein Stimmungsbild, das mit den ver⸗

des altdeutsch

fallenen Resten antiker Architektur, der ses aufragenden Statue und den vor dem gelblichen Abendhimmel sich dunkel abhebenden Baumgruppen eine ebenso bedeutende poetische wie malerische Wir⸗ kung erzielt. Die Romantik eines stillen Parks, in welchem zwinger⸗ artige, grün umbuschte Mauern aus dem schweigenden Wasser aufragen, schildert ferner ein bemerkenswerthes Bild von Bertha Schrader, während Helene Sietze in ihren malerisch gruppirten venetianischen Fischerhütten eine ihrer gelungensten Arbeiten darbietet und Marie Maul in zwei Bildern aus Danzig ähnliche Motive nordischer Natur mit nicht geringerem Geschick behandelt. Lina von Perbandt in einem Herbstmorgen mit über die Wiese sich

1 9g F oen gbelsun un In einsen he breitendem fenchten Nebeldunst und in einer Partie am Ausgang 8

eines Dorfes, Margarethe von Baczko mit einem Motiv von der Insel Vilm und Frau Johanna Budczies, die in ihren von Möwen umflatterten felsigen Klippen und Küsten, in der Malerei des Meeres und des über zerrissenes Gestein herabschäumenden Flusses die tüchtige Schule Eschke's verräth, beweisen von Neuem ein längst anerkanntes Talent. Marie Kirschner, die in einem Wiesengrund mit blühenden Obstbäumen den zarten Duft des Frühlingsmorgens schildert, Helene Rousset und Mathilde Wurl mit ihren Motiven aus Klein⸗Glinike, Olga Meißner mit ihren Eichen aus dem Park zu Kühnau, Marie von Keudell mit ihren Gebirgslandschaften und nicht zum wenigsten auch Gertrud Wunder und Emma Lobedan mit einer Anzahl aqua⸗ rellirter Architekturen reihen sich jenen bekannten Meisterinnen würdig an.

So Anerkennenswerthes aber in diesen verschiedenen Gruppen geleistet ist, so bildet den Glanzpunkt der Ausstellung doch fraglos die Stillleben⸗Malerei. Frau Schmidt von Preuschen bietet hier zwei große, „vom römischen Frühling“ und „vom römischen Herbst“ betitelte Kompositionen von originellster Erfindung und Tonstimmung, Frau Elise Hedinger ein nicht geringeres Meisterwerk in ihren präch⸗ tig gemalten, in Ton und Farbe gleich ausgezeichneten „Melonen“ und dazu ein reich gruppirtes, aus Büchern, Papieren, Muscheln und den darüber aufragenden Herbstblumen gebildetes Stillleben von fast noch köstlicherer Feinheit des Tons, Frau Hormuth⸗Kallmorgen in ihren „Herbstblumen“ ein Bild von fein abgewogener Komposition bei kaum zu übertreffender. leuchtender Kraft der Farben, zu dem sich zwei andere treffliche Arbeiten, die eine als Ofenschirm montirt, hinzu⸗ gesellen. Eine fast ebenso glückliche Wirkung erzielt Clara Lobedan in einem aus Blumen und Früchten komponirten großen Stillleben von reichem farbigem Effekt, während Marie Remy einen zierlichen Wandschirm mit Blüthenzweigen, auf Goldgrund dekorirt, Hildegard Lehnert in einem Stillleben mit Krammetsvögeln und in einem Glase mit weißen Schneeballblüthen auf durchaus eigenartige und feine Farbenkombinationen ausgeht und Margarethe Hönerbach in einer Majolikavase mit rothen Mohnblumen, in einem Steinkrug mit herbstlich welken Blättern und Blüthen und in weißblühenden, aus kupfernem Gefäß aufragenden Irisstauden mit gleichem Geschick die mannigfachsten Tonstimmungen festhält. Anna Peters, Helene Sietze. Mathilde Kopp, Frau Thekla Bühring, Frau Elisabeth Ha⸗ belt, Frau Elisabeth Meitzen, Adele Esinger, Margarethe Ludolff, Julie v. d. Lage, Eva Stort und noch manche andere der auf der Ausstellung vertretenen Künstlerinnen gesellen dazu eine weitere Reihe fast ausnahmslos anziehender, zum Theil meisterlicher Arbeiten ver⸗ schiedensten Gepräges, so daß neben dem hier bekundeten Geschick und Geschmack die große Mehrzahl landschaftlicher und figürlicher Arbeiten erheblich zurücktreten muß.

Durch zwei Porträtbüsten von Anna von Kehle, die zugleich die lebensgroße Figur einer tanzenden Bacchantin ausstellt, durch eine Ariadnebüste von Helene Krafft, einen männlichen Studienkopf von Henny Spiegel und mehrere Porträtreliefs von Elida Weißenborn ist neben der Malerei endlich auch die Plastik vertreten. Weitaus zahl⸗ reicher präsentiren sich die mannigfachsten Erzeugnisse kunstgewerblicher Thätigkeit, von deren Einzelaufführung indeß umsomehr abgesehen werden darf, als die jährlich wiederkehrenden Weihnachtsmessen ein noch ungleich reicheres Bild der hier in Betracht kommenden Zweige weiblicher Kunstfertigkeit darzubieten pflegen.

Um nach Fertigstellung des prächtigen Tafelsilbers, welches die preußischen Städte Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm als Hochzeitsgabe widmeten, eine würdige Erhaltung der künstlerisch werthvollen Ori⸗ ginalmodelle zu sichern, wurde von dem leitenden Comité die Ueber⸗ weisung derselben an das Kunstgewerbe⸗Museum beschlossen. In zwei ürhßen Glasschränken haben diese Modelle nunmehr als ansehnliche Bereicherung der Abgußsammlung im Soquterrain des Museums ihren Platz erhalten. Von den Spuren der Werkstatt gesäubert und sorgsam restaurirt, theils versilbert, theils, den ausgeführten Arbeiten entsprechend, theilweise vergoldet, geben sie eine unmittelbare An⸗ schauung der hervorragendsten Prachtstücke des gesammten Prunk⸗ geräths, der wesentlichsten ornamentalen Formen desselben und vor Allem des reichen plaͤstischen Schmuckes, der durch die in den Modellen vollständig vertretenen Gruppen und Einzelfiguren und durch die in die Flächen eingefügten Reliefs gebildet wird. Fast einen Schrank für sich allein nehmen die einzelnen Theile des von Eberlein modellir⸗ ten Mittelstücks, des „glückhaften Schiffs“ in Anspruch. Der Gruppe gekleideten Paares, den Figuren des He⸗ rolds, der auf der Kugel einherschwebenden Fortuna und der das Schiff tragenden Tritonen gesellen sich die einzelnen ornamentalen Theile des Schiffes selber, sowie die Voluten und Schilder, die Delphine und Masken des breiten Sockels. Fast voll⸗ ständig aufgebaut erschienen sodann die beiden Tafelaufsätze mit den von Uhlmann und Wiese modellirten schwungvollen Figurengruppen, an die sich die von Geyer und Bergmeier als Träger der großen vasenförmigen Weinkühler komponirten bacchischen Gruppe, die von Brütt und Bräuer mit plastischem Schmuck versehenen beiden Kannen mit den zugehörigen Schalen und Trinkhörnen, die von Ohmann ausgeführten figürlichen Theile der mit Drachen, Tritonen und spielenden Kinderfiguren gezierten Kandelaber und endlich die vier Flußgruppen des Rheins, der Elbe, der Oder urd der Weichsel von den Bildhauern Brunow, Calandrelli und Geyer anreihen. Von den übrigen Stücken sind theils vollständige Modelle, theils einzelne Details zur Ausstellung gelangt, so daß im Wesentlichen die gesammte auf das Tafelsilber verwandte künstlerische Arbeit sich präsentirt, an deren Durchbildung in den ornamentalen Partien neben den genannten Bildhauern namentlich noch Quehl, Schley und Zacharias betheiligt erscheinen. Im Verein mit der in Lichtdruck veranstalteten Publikation des Tafelsilbers ist durch diese Modelle dem Künstler und Kunsthandwerker das eingehendste Studium der in ihrer Art einzig dastebenden Schöpfung des modernen Kunsthandwerks ermöglicht, dem Besucher des Museums zugleich eine Auswahl der gelungensten Leistungen der heutigen Berliner Plastik auf dem Gebiete dekorativer Kunst dauernd zugänglich gemacht worden.

„Im Kunstgewerbe⸗Museum ist neu ausgestellt ein Kamin⸗

schirm von Schmiedeeisen, welchen ein deutscher Arzt, der die Er⸗ öffnung der Northern Pacifichahn als Gast des Hrn. Villard mit⸗ gemacht hat, diesem Herrn als Zeichen des Dankes übersendet. Der Schirm ist ein vollendetes Musterstück der Schmiedekunst aus der rühmlichst bekannten Werkstatt von Ed. Puls. Derselbe ist im Oberlicht⸗Vestibül der oberen Galerie aufgestellt. Dort befinden sich auch noch für einige Zeit die prächtigen gestickten und gemalten japa⸗ nischen Wandschirme aus der Sammlung Riebeck, welche allseitige Bewunderung erregten und auch jetzt noch auf das Eifrigste von einer Schaar von Malerinnen kopirt werden. Im Lichthofe des Museums wird im Anfange nächsten Monats eine neue Sonder⸗Ausstellung eröffnet werden, welche Ent⸗ würfe für Glasmalereien aus älterer und neuerer Zeit umfaßt und besonders den künstlerischen Nachlaß des in Wien verstorbenen Professors Johannes Klein zur Darstellung bringen soll.

Im ferneren Verlauf der gestrigen letzten Sitzung des Deutschen Landwirthschaftsrathes wurde die weitere Be⸗ rathung der Frage über die Verschuldung des ländlichen Grundbesitzes wieder aufgenommen, und gelangte nach längerer Debatte der gemein⸗

same Antrag der Referenten nach einigen Abänderungen mit großer Majorität in folgender Fassung zur Annahme:

„Der Deutsche Landwirthschaftsrath wolle beschließen:

I. Der Deutsche Landwirthschaftsrath konstatirt, daß auf Grund⸗ lage der bisherigen Ermittelungen ein Nothstand des bäuerlichen Grundbesitzes in großen Theilen Deutschlands schon zur Zeit anerkannt werden kann, und beschließt: in der Erwägung jedoch, daß über den Um⸗ fang und die Intensivität des Nothstandes sichere statistische Anhalts⸗ punkte noch fehlen, in Verfolg des in der vorigen Sitzung an die Reichsregierung gerichteten Antrags und der vom Staatssekretär des Innern ertheilten Antwort, den Herrn Reichskanzler zu ersuchen,

sämmtliche Bundesregierungen zu Erhebungen, und zwar nach einem

möglichst einheitlichen System, darüber zu vermögen: a. wie hoch die gegenwärtige hypothekarische Verschuldung des ländlichen Grundbesitzes, und b. wie hoch die gegenwärtige Belastung des ländlichen Grund⸗ besitzes mit staatlichen, kommunalen, Genossenschafts⸗ und ähnlichen Lasten sich gestaltet hat.

II. In der Erwägung, daß ausweislich des vorliegenden Erhebungsmaterials die bestehenden Kredit⸗ und Erbrechtsverhältnisse allgemein als hervorragende Ursachen der mißlichen Lage des Bauernstandes anzusehen sind, sei a. eine Reform des Kredit⸗ wesens auf Grundlage staatlicher oder genossenschaftlicher Organi⸗ sationen allenthalben in der Weise anzubahnen, daß der Realkredit fernerhin durch öffentliche Anstalten (event. nach dem Muster der preußischen Landschaften) mittels unkündbarer und amortisirbarer Kapitalen der Personalkredit mittels lokaler Darlehnskassen (System Raiffeisen) unter Zulassung beschränkter Haft⸗ pflicht unter möglichster Errichtung von Verbänden befriedigt wird; b. die Regelung der Erbrechtsverhältnisse für den landwirthschaftlichen Grundbesitz in der Weise vorzunehmen, daß das Prinzip des deutschen Anerbenrechts ebenso wie jenes des Pflichttheilsrechts in der deutschen Civilgesetzgebung zum Ausdruck gelangt und demnächst dort, wo die Verhältnisse es gestatten, durch die Partikulargesetzgebung einge⸗ führt wird.

III. Den Vorstand zu beauftragen: die Frage über die Lage des bäuerlichen Grundbesitzes ꝛc. wieder auf die Tagesordnung der näch⸗ sten Plenarversammlung zu setzen und den ständigen Ausschuß zu beauftragen, die in den Referaten und im Laufe der Verhandlungen gemachten Vorschläge und allenfalls weiter sich ergebendes Material zur verbessernden Reform der bäuerlichen Verhältnisse zu prüfen und zur Berathung im Plenum vorzubereiten; dabei insbesondere die Frage zu erörtern, ob der auf Ein⸗ kommen aus Holzkultur und Schafzucht angewiesene bäuerliche Grundbesitz leichterer Bodenarten nicht durch Finanzzölle auf Holz und Wolle geschützt werden muß.“

Hierauf schloß der Vorsitzende, Hr. von Wedell⸗Malchow, die Verhandlungen mit einem Hochruf auf Se. Majestät den Kaiser, die deutschen Fürsten und die Freien Städte des Reichs, in den alle Anwesenden drei Mal begeistert einstimmten.

Ueber den Internationalen Ornithologen⸗Kongreß in Wien, welcher im April d. J. stattfinden soll, veranstaltet die „Ornis“, Verein für Vogelkunde und ⸗Liebhaberei zu Berlin, am Montag, den 3. März, Abends 9 Uhr, in Knorrs Bierhallen, Ein⸗ gang Kaisergallerie und Behrenstraße 50, eine öffentliche Besprechung. In Anbetracht dessen, daß die auf jenem Kongreß unter dem Pro⸗ tektorat Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen Rudolf von Oester⸗ reich zur Verhandlung gelangenden Punkte: 1) Vogelschutz, 2) Hebung der Geflügelzucht, 3) Errichtung von ornithologischen Beobachtungsstationen, von hoher Wichtigkeit, sind zum Besuch der Versammlung auch die Mit⸗ glieder der verwandten Vereine sowie alle Ornithologen, Vogelliebhaber, Geflügelzüchter, Mitglieder der Thierschutzvereine, Mitglieder der Landwirthschaftlichen und Gartenbauvereine u. a. m. eingeladen.

Unentgeltliche stenographische Lehrkurse beginnen die hiesigen Rollerschen Stenographen⸗Vereine wieder am Montag, den 3. März in den Restaurants: Buckowerstraße 9; Dienstag, den 4. März: Auguststraße 24 und Markgrafenstraße 6 und Mittwoch, den 5. März: Grüner Weg 29 überall Abends 8 ½ Uhr. Die Kurse erfordern 4 Lehrstunden, wöchentlich eine. Für die Lehrmittel hat jeder Theilnehmer 2 ℳͤℳ, zu den Unkosten der Bekanntmachung 1 beizutragen. Meldungen zur Theilnahme werden an den ge⸗ nannten Abenden in den betr. Lokalen von den Lehrern entgegen⸗ genommen.

Im Königlichen Schauspielhause hat vorgestern Hr. Joseph Nesper sein Gastspiel mit dem „Fiesko“ beendigt. Seine vortreffliche Leistung in dieser Rolle ist von dem Gastspiel der Mei⸗ ninger Hoftheatergesellschaft her bereits rühmlich bekannt. Im Sep⸗ tember kehrt Hr. Nesper zurück, um dauernd dem Königlichen Theater anzugehören. Wie das „B. Frmdbl.“ meldet, hat Fr. Pauline Ullrich, welche die erste Schülerin der unvergeßlichen Frau Krelinger war, den General⸗Intendanten Hrn. von Hülsen gebeten, ihr ge⸗ legentlich ihres 25jährigen Künstlerjubiläums ein Ehrengastspiel auf der Bühne des Königlichen Schauspielhauses zu bewilligen. Hr. von Hülsen hat diese Bitte erfüllt, und so werden wir Gelegenheit haben, die in Dresden sehr beliebte Schauspielerin im Mai in einigen Rollen im Schauspielhause zu sehen.

Das „Deutsche Theater“ bringt in der nächsten Woche am Montag zum ersten Male „Die Valentine“ von Gustav Freytag. Außer⸗ dem enthält das Repertoire Wiederholungen von: „Richter von Zalamea“, „Probepfeil“, „König Lear“, „Kabale und Liebe“ und „Othello“.

Residenzs⸗Theater. Ottilie Genée beginnt ihr Gast⸗ spiel bereits am Donnerstag, den 6. März, und zwar zunächst in zwei Rollen, die ihrer speziellen künstlerischen Eigenart sich anpassen, nämlich als Frau Wankelmann in der Neubearbeitung des Puttlitzschen Lustspiels „Der Salzdirektor“, welches unter dem Titel „Die Frau Deputirtin“ zur Aufführung gelangt, und in der Titelrolle des Görlitzschen Schwanks „Madame Flott“.

Belle⸗Alliance⸗Theater. Von dem heiteren Schwank „Mit Vergnügen“ sindet morgen die letzte Sonntagsaufführung statt, da im Laufe der nächsten Woche die bereits angekündigte Novität: 8— .““ kontraktlichen Verpflichtungen zufolge, in Scene gehen muß.

Nach den Concerten in der Sing⸗Akademie, durch welche sich die Meininger Hofrapelle so vortheilhaft in Berlin eingeführt bHat, hatte dieselbe gestern Abend im Saale der Philharmonie ein

Volksconcert unter der Bezeichnung „Deutscher Styl“ veranstaltet. Es gelangten je drei Ouverturen der drei deutschen Meister Spohr, Weber und Wagner unter des Intendanten Dr. Hans von Bülo persönlicher Leitung in vollendeter Weise zur Aufführun

Mit einer genialen Auffassung aller Kompositionen verband sich

präzises Zusammenspiel und meisterhafte Technik, die alle Nuancen zur vollsten Wirkung brachte, ganz vorzüglich das Piano; den Forti erwies sich der Saal weniger günstig. Der Beifall des zahlreich ver⸗ sammelten Publikums steigerte sich von Nummer zu Nummer des ge⸗ wählten Programms. Besondere Anerkennung wurde auch dem Diri⸗ genten zu Theil, der schon bei seinem Erscheinen lebhaft begrüßt und nach der Tannhäuser⸗Ouverture, die den Schluß des Concerts bildete, wiederholt stürmisch gerufen wurde. der Gefeierte darauf hin, wie wenig Erfolg er im Jahre 1855 mi dieser von ihm zum ersten Mal hier in Berlin dirigirten Ouvertur

gehabt habe, und wie erfreulich der seitdem eingetretene Umschwung sei.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage

Druck: W. Elgner.

Steckbriefe und Untersuchungs Sachen.

bung: Alter 26 Jahre, Größe 1 m 72 em, Statur

gefängniß zu Potsdam abzuliefern.

Dahre, geboren 24. Juni 1847,

gewöhnlich, Gesicht gewöhnlich, Gesichtsfarbe gesund.

In einer kurzen Anspruche wies

Erste B

8

eilage

Arzeiger und Königlich Preußische

Berlin, Sonnabend, den 1. März

„Anzeiger.

des Deutschen Reichs-Anzeigers und Königlich Preußischen Staats-Anzeigers: Berlin SW., Wilhelm⸗Straße Nr. 32.

AR †Inserate für den Deutschen Reichs⸗ und Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger und das Central⸗Handels⸗ register nimmt an: die Küönigliche Expedition

Steckbriefe und Untersuchungs-Sachen.

Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.

Verkäufe, Verpachtungen, Submissionen etc.

Verloosung, Amortisation, Zinszahlung

NR. u. s. w. von öffentlichen Papieren.

entlicher Anzeiger.

5. Industrielle Etablissements, Fabriken und Grosshandel. 6. Verschiedene Bekanntmachungen.

7. Literarische Anzeigen. 8. Theater-Anzeigen.

Inserate nehmen an: die Annoncen⸗Expeditionen des „Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren

E. Schlotte,

Ahnnoncen⸗Bureaux.

In der Börsen- 9. Familien-Nachrichten. beilage. l.

[10480] 3

Steckbrief. Gegen den Arbeiter Karl August Ambos, geboren am 17. Januar 1850, zu Letschin, Kreis Lebus, zuletzt in Grünau wohnhaft, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen schweren Diebstahls in den Akten c./a Pieper und Genossen III. J. 1535/83. verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Untersuchungs⸗ gefängniß zu Berlin, Alt⸗Moabit 11/12 abzuliefern. Berlin, den 25. Februar 1884. Der Untersuchungs⸗ richter bei dem Königlichen Landgerichte II.

110479]

Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Rudolf Sigismund Tenzer, ge⸗ oren am 4. Juni 1857 zu Branau, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchungshaft wegen Unterschlagung in actis 84. G. 594. 84. J. IVc. 172. 84. verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Untersuchungsgefängniß zu Berlin, Alt⸗Moabit 11/12, abzuliefern. Berlin, den 23. Februar 1884. Königliches Amtsgericht I., Abtheilung 84. Beschrei⸗

schmächtig, Haare dunkelblond, Stirn niedrig, klei⸗ nen, sehr dünnen Schnurr⸗ und Kninbart, Augen dunkelblau, Nase lang und gebogen, Mund breit, Kinn lang, spitz, Gesicht schmal und klein, Gesichts⸗ farbe blaß. Kleidung: bräunlicher alter Winter⸗ überzieher mit Sammetkragen, dunklen Anzug; trägt goldene Brille. 8

[10477]

Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen Kauf⸗ mann August Josef Marschall, am 7. Februar 1861 zu Wien geboren, welcher flüchtig ist, ist die Untersuchunagshaft wegen Betruges Vergehen gegen §. 263 Strafgesetzbuches verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Gerichtsgefängniß zu Potsdam, Lindenstraße 54, ab⸗ uliefert. Potsdam, den 23. Februar 1884. önigliche Staatsanwaltschaft. Beschreibung: Alter 23 Jahre, Größe 1,70 m, Statur kräftig, Haare unkelblond, Stirn schmal, hoch, Bart braun, Augenbrauen braun, Augen braun, Nase sehr vor⸗ tehend, etwas gebogen, Mund gewöhnlich, Zähne ollständig, Kinn oval, Gesicht lang, oval, Gesichts⸗ Arbe gesund, Sprache deutsch. Besondere Kenn⸗ zeichen fehlen.

10478] Steckbrief. Gegen den unten beschriebenen MNaurer Johannes Friedrich Wilhelm August eckroth aus Potsdam, welcher flüchtig ist, ist die Intersuchungshaft wegen Diebstahls, Vergehens gegen 57 242 des Reichsstrafgesetzbuches verhängt. Es wird rsucht, denselben zu verhaften und in das Gerichts⸗ Potsdam, den 27. Februar 1884. Der Untersuchungsrichter bei dem Königlichen Landgerichte. Beschreibung: Alter 36 Größe 1,68 m, Statur mittel, Haare dunkel, Stirn frei, Bart rasirt, Augenbrauen dunkel, Augen braun, Nase ge⸗ wöhnlich, Mund gewöhnlich, Zähne gesund, Kinn

[10481]

Steckbriefs⸗Erledigung. Der von dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte I., Abtheilung 84, gegen den Commis Salo Türkheimer in den Akten 84. G. 1253. 82, J. IV. d. 400. 82 wegen Unterschlagung, Urkundenfälschung und Betruges unter dem 11. Mai 1882 erlassene Steckbrief wird in den Akten U. R. II. 480. 82 zurückgenommen. Berlin, Alt⸗Moabit Nr. 11/12 (NW.), den 25. Februar 1884. König⸗ liches Landgericht I. Der Untersuchungsrichter.

[10482]

Der gegen die unverehelichte Wilhelmine Friede⸗ rike Ostwald aus Magdeburg unterm 21. d. M. erlassene Steckbrief hat sich erledigt. Naumburg a. S., 28. Februar 1884. Königliches Amtsgericht.

[10487]

Der gegen den Zimmergesellen Hermann Friedrich Wilhelm Tänzer aus Altenburg a. S. unterm 24. November 1883 erlassene Steckbrief hat sich er⸗ ledigt. Naumburg a. S., 27. Februar 1884. Königliches Amtsgericht. 1“ .

110486] 8 Der Lotterie⸗Collecteur Joel Werber aus Ham⸗ burg, dessen Aufenthaltsort unbekannt, ist durch Urtheil des Königlichen Schöffengerichts hierselbst vom 24. Januar 1884 zu einer Geldstrafe von 30 ℳ, im Unvermögensfalle 6 Tagen Gefängniß verurtheilt worden. Bebufs Strafvollstreckung wird um Mit⸗ theilung des Aufenthaltsortes des p. Werber ersucht. Naumburg a./S., den 25. Februar 1 liches Amtsgericht. 8

[10077] 818 „Der Jakob Ahlbach von Limburg wird beschul⸗ digt, als beurlaubter Reservist ohne Erlaubniß aus⸗ gewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Aus⸗ wanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben, Uebertretung gegen §. 360 Nr. 3 des Straf⸗ gesetzbuchs. Derselbe wird auf Anordnung des Kö⸗ niglichen Amtsgerichts hierselbst auf Freitag, den 16. Mai 1884, Vormittags 9 Uhr, vor das Königliche Schöffengericht hierselbst zur Haupt⸗ verhandlung geladen. Bei unentschuldigtem Aus⸗

stestens in dem auf

er Strafprozeßordnung von dem Königlichen Schöffen gerichte zu Limburg ausgestellten Erklärungen ver⸗ urtheilt werden. Limburg, den 19. Februar 1884. Der Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts.

[6529] Ladung.

Der Handlungslehrling Emil Herrmann Boelter, geboren am 20. März 1858 in Libartowo, Kreis Schroda, zuletzt dort aufhaltsam, wird beschuldigt, als Wehrpflichtiger in der Absicht, sich dem Ein⸗ tritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundes⸗ gebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben, Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 Nr. 1 Str. G. B.

Derselbe wird auf

den 14. Mai 1884, Vormittags 9 Uhr, vor die II. Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Posen zur Hauptverhandlung geladen.

Bei unentschuldigtem Ausbleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472 der Strafprozeßordnung von dem Königlichen Landrath als Civil⸗Vorsitzen⸗ den der Ersatz⸗Kommission zu Schroda über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausgestellten Erklärung verurtheilt werden.

Durch Beschluß der Strafkammer V. des König⸗ lichen Landgerichts hierselbst vom 24. Januar 1884 ist das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen des Angeschuldigten mit Beschlag belegt.

Posen, den 25. Januar 1884. .

Königliche Staatsanwaltschaft.

Subhastationen, Aufgebote, Vor⸗ ladungen n. dergl.

[10499] In Sachen der Wittwe des Halbmeiersd zu Grave, Klägerin, wider 1) die Wittwe des Halbmeiers Tacke, 2) die unverehelichte Henriette Tacke, 3) die unverehelichte Caroline Tacke, daselbst, Beklagte, wegen Forderung, wird, nachdem auf Antrag der Klägerin die Be⸗ schlagnahme der den Beklagten gehörigen Grund⸗ stücke, als: 1) des Halbmeierhofes No. ass. 32 zu Grave, 2) der Brinksitzerstelle No. ass. 31 daselbst, 3) Heendes flüchtiger Länderei auf Graver Feld⸗ mark: a. 7 a 9 qam Gartenland an der Lake im Orte, Plannummer 8, b. 3 a 75 qm Gartenland an der Weser, Plan⸗ nummer 24, c. 14 a 18 qam Gartenland an den Werlkens, Plannummer 21, d. 21 a 89 qm Feldländerei 3 Wanne Sommer⸗ feld, am Leinebrinke, Plannummer 21, e. 1 ha 7 a 36 am Feldländerei daselbst, Plan⸗ nummer 24, f. 29 a 71 qm Feldländerei daselbst von Plan⸗ nummer 36, g. 27 a 10 qm Feldländerei 5 Wanne im lütgen Felde, Plannummer 10, & h. 14 a 59 qm Feldländerei 4 Wanne Winter⸗ feld, auf den Werlkens Plannummer 6, zum Zwecke der Zwangsversteigerung durch Beschluß vom 16. d. Mts. verfügt, auch die Eintragung dieses Beschlusses im Grundbuche an demselben Tage er⸗ folgt ist, Termin zur Zwangsversteigerung auf Montag, den 23. Juni 1884, Morgens 9 Uhr, in der Räker’'schen Gastwirthschaft zu Grave an⸗ gesetzt, in welchem die Hypothekgläubiger die Hypo⸗ thekenbriefe zu überreichen haben. 8 Ottenstein, den 22. Februar 1884. Herzogliches Amtsgericht Reinbeck.

akemann

[47492] Aufgebot.

Der Weinhändler Daniel August Wecker und dessen Ehefrau Anna Louise, geborne Forsberg, zu Lübeck haben das Aufgebot des angeblich abhanden gekommenen Depositalscheins der Lebensversicherungs⸗ Aktien⸗Gesellschaft „Germania“ zu Stettin vom 12. Juli 1879, Inhalts dessen die Antragsteller die Peceise der „Germania“ Nr. 153125 vom 22. Fe⸗ bruar 1867 über 1000 Thlr. für ein ihnen gewährtes Darlehn als Unterpfand gegeben haben, beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, spä⸗

den 18. Juni 1884, Vormittags 11 ½ Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 53, anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzu⸗ melden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung derselben erfolgen wird. Stettin, den 27. Oktober 1883. Königliches Amtsgeri

[10503] Aufgebot. Die Wittwe des Arbeiters Carl Ludwig Ahleidt, Amalie, geb. Fritzner, zu Posen, und deren Kinder haben das Aufgebot des angeblich verloren gegangenen Depositalscheins der Lebensversicherungs⸗Aktien⸗Ge⸗ sellschaft „Germania“ zu Stettin vom 16. August 1880, inhalts dessen der Arbeiter Carl Ludwig Ahleidt die Polize der „Germania“ Nr. 117143 vom 24. Juni 1865 über 1200 für ein ihm gewährtes Darlehn als Unterpfand gegeben hat, beantragt. Der Inhaber der Urkunde wird aufgefordert, späte⸗ stens in dem auf den 18. November 1884, Vormittags 10 Uhr,

anberaumten Aufgebotstermine seine Rechte anzu⸗ melden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunde erfolgen wird. Stettin, den 26. Februar 1884.

Königliches Amtsgericht.

Bekanntmachung. Aufgebot von Urkunden. Es hat das Aufgebot beantragt: der Halbbauer Ferdinand Dobbrisch zu Rädnitz des für ihn ausgestellten Sparkassenbuches der Stadt Crossen a. Oder Nr. 10298 über 829,03 ℳ, ver⸗ treten durch den Rechtsanwalt Weber zu Crossen a. Oder. Die Inhaber der betreffenden Urkunde werden aufgefordert, spätestens in dem auf den 14. Juli 1884, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 15, anberaumten Termine ihre Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraft⸗ loserklärung derselben erfolgen wird. Crossen a. O., den 12. November 1883. Königliches Amtsgericht.

Bekanntmachung.

Aufgebot von Urkunden.

Es hat das Aufgebot beantragt 1 der Ausgedinger Johann Friedrich Tornow des für seinen Sohn, den Arbeiter Christian Wißlaug zu Tornow unter Nr. 1307 ausgestellten Fferlofeh der Stadt Bobersberg über 117 80 ₰.

Die Inhaber der betreffenden Urkunde werden aufgefordert, spätestens in dem auf den 14. Juli 1884, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 15, anberaumten Termine ihre Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftlos⸗ erklärung derselben erfolgen wird. Crossen a. Oder, den 12. November 1883.

Königliches Amtsgericht.

116082 Aufgebot.

Auf den Antrag der Wittwe Johanna Schakat, früher derwittwet gewesenen Ernst, hierselbst, wird deren Sohn erster Ehe, der Matrose Carl Robert Ernst, welcher im Jahre 1870 nach England aus⸗ gewandert und von Glasgow aus zur See nach Californien gegangen ist, aufgefoördert, sich spätestens im Aufgebotstermin den 29. Dezember 1884, Vormittags 11 Uhr, bei dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 7, zu melden, widrigenfalls seine Todeserklärung er⸗ folgen wird.

Tilsit, den 21. Februar 1884.

Königliches Amtsgericht. V.

Aufgebot.

Die Firma Josef Stauch Nachfolger in Heidel⸗ berg hat den Antrag auf Amortisation eines von ihr am 11. Oktober 1883 auf J. Henninger in Mannheim gezogenen und von diesem acceptirten Wechsels über 2253 80 ₰, zahlbar zwei Monate nach dato in Mannheim, welcher verloren gegangen ist, gestellt. .

Es wird deshalb der Inhaber des Wechsels auf⸗ gefordert, spätestens in dem auf

Dienstag, 12. August 1884, Vormittags 19 Uhr, 1 vor dem Großh. Amtsgerichte V. hierselbst bestimm⸗ ten Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und den Wechsel vorzulegen, widrigenfalls die Kraftlos⸗ erklärung desselben erfolgen wird.

Mannheim, den 21. Januar 1884.

Der Gerichtsschreiber Großh. Amtsgerichts:

[573611 Aufgebot.

Auf Antrag des Magistratsbeamten L. Rohde in Insterburg wird der Inhaber des angeblich ver⸗ brannten Wechselblanquets, versehen mit dem Namen August Naujocks als Acceptant und dem Vermerk „ℳ 148⸗ hierdurch aufgesordert, sein Recht auf dieses Wechselblanquet spätestens im Aufgebots⸗ termine

den 10. Juli 1884, Vormittags 11 Uhr, bei dem unterzeichneten Gericht, Zimmer 22, anzu⸗ melden und das Wechselblanquet vorzulegen, widri⸗ genfalls die Kraftloserklärung desselben erfolgen wird.

Insterburg, den 19. Dezember 1883.

Königliches Amtsgericht.

[47493] Aufgebot. .

Die unverehelichte Anna Hubbelt zu Everswinkel hat das Aufgebot des für sie auf den Namen Anna Hubeld zu Everswinkel ausgefertigten Sparkassen⸗ buchs der Stadtsparkasse Warendorf Nr. 5617, lau⸗ tend an Kapital und Zinsen bis April 1883 über 669 22 ₰, beantragt.

Es wird deshalb ein Jeder, der an diesem Spar⸗ kassenbuche ein Anrecht zu haben vermeint, aufge⸗ forden seine Rechte vor oder ‚spätestens in dem auf den

17. Mai 1884, Pormittags 11 Uhr,

(53954]

vor dem unterzeichneten Amtsgerichte Aufgebotstermine seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklä⸗ rung der Urkunde erfolgen wird.

[5991]

vor dem unterzeichnenen Amtsgerichte anberaumten

.

Sparkassentuch für erloschen erklärt wird. . Warenvorf, den 29. Oktober 1883. 8

bleiben wird derselbe auf Grund der nach §. 472

vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 53,

Königliches Amtsgericht, Abtheilung UI.

Amtsgericht Bergedorf.

Aufgebot.

Des Hufners Hermann, richtig Harm Heitman

in Altengamme, Wittwe zweiter Ehe, Margaretha, geb. Buhk, in Altengamme, und Erben,

a. dessen Kinder I. Ehe:

1) Mette, geb. Heitmann, des Käthners Michael Buhk in Curslack Ehefrau, im Beistande ihres genannten Ehemannes,

Peter Heitmann in Altengamme, Catharina, geb. Heitmann, des Zimmer⸗ meisters Ernst Carsten Hamester in Alten⸗ gamme, Ehefrau, vormals verwittwet gewe⸗ sene Puttfarcken, im Beistande ihres genann⸗ ten Ehemannes, 8

b. dessen Kinder II. Ehe:

4) Gesche Heitmann,

5) Hinrich Heitmann,

6) Hermann Heitmann,

7) Heinrich Heitmann,

8) Nicolaus Heitmann

9) Bertha Heitmann,

sämmtlich in Altengamme, die vier letztgenann⸗ ten Kinder vertreten durch ihre Vormünderin, Wittwe Margaretha Heitmann, geb. Buhk, im Beistande ihrer Vormundschafts⸗Assistenten, Hufner Claus Puttfarcken in Altengamme und

Käthner Carsten Buhk in Curslack, sämmtlich vertreten durch den Hufner Claus Puttfarcken in Altengamme,

haben das Aufgebot beantragt zur Kraftloserklärung des Extraktes vom 14. April 1858 über in Carsten Lorenz Meyn Hof, Landbuch für Altengamme Vol. A. Fol. 35, als das erste Geld versicherte Ct. 750 zu 3 ½ %.

Der Inhaber dieser Urkunde wird aufgefordert, spätestens in dem auf 1“

in Altengamme halben Kathen und

Freitag, den 4. Juli 1884 Vormittags 10 Uhr, angesetzten

Bergedorf, den 5. Dezember 1883. Das Amtsgericht. Lamprecht. Aufgebot. Es ist Aufgebot beantragt zwecks Kraftlos⸗

I. des Intabulats von 500 Thlr. Crt. Ultimat

erklärung:

für den Altentheil der im Jahre 1879 verstorbenen Wittwe Wrahncke, geb. Kroop zu Belsch, eingetragen Fol. 12 des Grund⸗ und Hypothekenbuchs der Büdnerei Nr. 2 daselbst, worüber ein Attest unterm 12. April

1861 von der damaligen Hypothekenbehörde, dem Domanial⸗Amte zu Hagenow, ertheilt, welches Attest⸗ angeblich verloren gegangen ist, Seitens des Schullehrers Drenckhahn daselbst, als Vormund resp. Bevollmächtigter der Erben des früheren Be⸗ sitzers der Büdnerei Nr. 2 daselbst,

II. der angeblich verloren gegangenen Hypotheken⸗ scheine, nämlich:

1) d. d. 14. August 1869, ausgestellt von dem früheren Domanial⸗Amte hieselbst, als damaligen Hypothekenbehörde, über 500 Thlr. Crt. für den wail. Erbpächter Blanck zu Trebs, eingetragen Fol. 2 des Grund⸗ und Hypothekenbuchs der Erbpachthufe Nr. 11 daselbst, Seitens der Blanck'schen Vor⸗ münder, Erbpächter Beuch zu Trebs und Tischler Mohr zu Lübtheen, 8

2) d. d. 10. März 1863, ausgestellt von dem früheren Domanial⸗Amte hieselbst, als damaligen Hypothekenbehörde, über 100 Thlr. Crt. für den Einlieger Johann Griese zu Pr. Jesar, eingetragen

Fol. 3 des Grund⸗ und Hypothekenbuchs der Büdnerei

Nr. 4 zu Pr. Jesar, Seitens des gedachten Gläubigers, 1

3) d. d. 14. Februar 1883, ausgestellt von dem unterzeichneten Amtsgerichte über 1500 für den Büdner Fritz Soost zu Lübbendorf, eingetragen

Fol. 7 des Grund⸗ und Hypothekenbuchs der Büdnerei

Nr. 6 zu Ramm, Seitens des gedachten Gläu⸗ bigers,

9) d. d. 23. Februar 1857, ausgestellt von dem früheren Domanial⸗Amte hieselbst, als der dama⸗ ligen Hypothekenbehörde, über 300 Thlr. Crt. für die erstehelichen Kinder Fritz und August des Büd⸗ ners Christian Brüning hieselbst, eingetragen Fol. 5 des Grund⸗ und Hypothekenbuchs der Vollbüdnerei Nr. 52 hieselbst, Seitens der gedachten Gläubiger.

Die Inhaber der betr. Hypothekenscheine werden hierdurch aufgefordert, ihre Ansprüche und Rechte spätestens in dem auf

den 10. Mai 1884, Mittags 12 Uhr, vor dem unterzeichneten Amtsgerichte angesetzten Auf⸗ gehotstermine anzumelden, widrigenfalls die betr. Hypothekenscheine für kraftlos, ad I. auch das In⸗ tabulat für ecloschen werden erklärt werden.

Lübtheen, 30. Januar 1884.

Großherzogliches Amtsgericht. Begla'ibigt: A. Laubinger, A.⸗G.⸗Aktuar.

Aufgebot.

Der Inhaber des von der Spar⸗ und Leihkasse füar die Hohenzollernschen Lande zu Sigmaringen am 30. November 1878 auf den Namen der minder⸗

9864 ausgestellten Sparkassen⸗ buchs, dessen Stand ult. Dezember 1883 22 6. 56 betrug, und welches angeblich verloren gegan⸗

Termine anzumenoen, midrigensall das bezeichnete, zährigen Katharina Kromer in Harthausen an der Scheer unter Nr.