1884 / 73 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 25 Mar 1884 18:00:01 GMT) scan diff

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 25. März. (W. T. B.) Der ostda „Gellert⸗ der den ben.Teriranha28 botdempen Aktiengesellschaft hat heute Morgen 5 Uhr Lizard pafsirt.

1 der ostindisch⸗

Alexandrien hier eingetroffen Pncs rerenn heeenhch Isen

Dann enthält dieser Artikel auch eine Beschreibung der Rappoltsweiler 18 B

Schlösser mit Ansicht, Grundriß und anderen Ebvibeiten der Rutne E r st e e 1 a. g e von St. Ulrich (darunter ein interessanter, noch vollständig erhaltener * romanischer Kamin). Ferner seien noch hervorgehoben die Abschnitte: Reichenweier, mit Ansicht des alten Oberthors; Rufach, mit der Kirche des hl. Arbogast, einer großartigen dreischiffigen Basilika im Uebergangsstyl (Ansicht, Grundriß, Säulensystem und Abbildungen einer phantastisch skulpirten Konsole und eines Strebepfeilers) und der gothischen Franziskanerkirche mit ihrer eigenthümlichen Außen⸗ kanzel; Sennheim mit seinem interessanten Thanner Thore; Sigols⸗

Statistische Nachrichten.

Gemäß den uin des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 11. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 23,4, in Breslau 30,5, in Königsberg 36,5, in Cöln 24,9, in Frankfurt g. M. 25,8, in Hannover 17,8, in Cassel 26,4, in Magdeburg 24,3, in Stettin 25,9, in Altona 25,7, in Straßburg —, in Metz 26,2, in München 29,0, in Nürnberg 28,7, in Augsburg 26,8, in Dres⸗ den 23,8, in Leipzig 27,2, in Stuttgart 25,5, in Braunschweig 28,1,

II“ Staats⸗Anzeiger.

Aktiengesellschaften. Auch hier sei der Apparat zu komplizirt,

s⸗Anzeiger und Königlich Preußischen

Berlin, Dienstag, den 25. März

in Karlsruhe 20,0, in Hamburg 25,1, in Lübeck —, in Wien —, in Budapest —, in Prag 38,0, in Triest 46,3, in Krakau 44,5, in Basel 20,9, in Brüssel 23,4, in Amsterdam —, in Paris 27,7, in London 21,6, in Glasgow 23,3, in Liverpool 22,8, in Dublin 27,4, in Edinburg 21,5, in Kopenhagen 22,2, in Stockholm 24,0, in Chri⸗ stiania 21,8, in St. Petersburg 42,5, in Warschau 33,0, in Odessa 33,3, in Bukarest 30,4, in Rom 39,1, in Turin 34,0, in Madrid 38,8, in Alexandrien 29,7. In der Zeit vom 17. Februar bis 23. Februar: in New⸗York 27,2, in Philadelphia 21,3, in St. Louis 19,7, in Chicago —, in Cincinnati —, in San Franzisko 23,5, in Kalkutta 29,6, in Bombay 24,9, in Madras 49,3.

Beim Wochenbeginn und bis um die Mitte der Woche waren an den ost⸗, mittel⸗ und nordwestdeutschen Beobachtungsorten östliche und füdöstliche Winde vorherrschend. Sie gingen dann, in Bremen schon am 10., wo sie auch bis zum Ende der Woche diese Richtung beibehielten, nach West und Südwest, in Breslau und in Berlin bis nach Nordwest, in Konitz bis nach Nordost, drehten aber zu Ende der Woche wieder nach Süd urd Südost zurück. An den süddeutschen Stationen und in Cöln überwogen in den ersten Tagen der Woche westliche und südwestliche Winde, die um die Mitte der Woche nach Ost und Südost, an den süddeutschen Stationen jedoch nach noch⸗ maligem Wechsel mit Südwest, in den letzten Tagen der Woche nach Nordost gingen. Die Temperatur der Luft war beim Wochenbeginn nur eine mäßig hohe, die Morgentempera⸗ turen sanken meist unter —0 Grad C. (in Berlin bis 7,3 Grad C.). Jedoch stieg die Luftwärme bald und erreichte eine für die Jahreszeit ungewöhnliche Höhe (aus Karlsruhe wurden am 15. 19,5 Grad C. ge⸗ meldet). Der Wochendurchschnitt der Luftwärme lag, mit Ausnahme von Konitz, wo er der normalen entsprach, auch an den meisten Sta⸗ tionen um mehrere Grade über derselben. Niederschläge zum Theil Schnee, erfolgten in den ersten Tagen der Woche nicht selten, aber nicht sehr ergiebig. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Luftdruck nahm in den ersten Tagen etwas ab, stieg jedoch am 11. allgemein und behauptete sich mit geringen Schwankungen bis an das Ende der Woche auf seine Höhe.

Die Sterblichkeitsverhältnisse zeigten in der Berichtswoche in den meisten Großstädten Europas nur wenig Veränderung im Vergleich zur vorangegangenen Woche. Für die deutschen Städte blieb die allgemeine Sterblichkeitsverhältniß ahl die gleich hohe, wie in der Vorwoche 26,1 (pro Mille und Jahr). Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine etwas geringere. Von 10 000 Lebenden starben (aufs Jahr berechnet) 77 Säuglinge gegen 79 der Vorwoche; in Berlin 60, in München 102.

Unter den Todesursachen zeigte das Vorkommen der Infektions⸗ krankheiten im Allgemeinen keine wesentliche Veränderung. Masera und Diphtherie führten etwas weniger, typhöse und Kindbettfieber etwas mehr Sterbefälle herbei. Ansehnlich gesteigert waren aber Todesfälle an akuten entzündlichen Prozessen der Athmungsorgane. Die Masernepidemien in Ulm, Regensburg, Essen, Hamm zeigten einen Nachlaß, in Breslau, München, Neustadt⸗Magdeburg eine

Stteigerung der Todesfälle. Auch in Wien, Paris, London, St. Pe⸗ tersburg, Turin, Madrid herrschen Masern noch immer in großer Ausdehnung. Das Scharlachfieber rief in Königsberg, Danzig, Apolda, Hamburg, Barmen, Elberfeld, Berlin, Prag, St. Petersburg zahlreiche Sterbefälle hervor. Diphtherie und Croup zeigten sich nicht selten, und zwar in einer großen Zahl von Städten, zum Theil mit recht bösartigem Verlaufe; wie in Königsberg, Danzig, Stettin, Elbing, Breslau, München, Stuttgart, Nürnberg, Ulm. Dresden,

Grreiz, Leipzig, Berlin, Halle, Potsdam, Hamburg, Bsnabrück, Elber⸗ feld, Remscheid, Prag, Triest, Amsterdam, Paris, Warschau, Madrid u. a. In Elbing, Dresden, Chemnitz, Plauen, Braunschweig, Frank⸗ furt a. M. war die Zahl der Opfer eine kleinere geworden. Der

Keuchhusten wurde in „Hamburg, Dresden, Cöln seltener, in

Bremen, Deutz, Berlin, Krakau und namentlich in London

bäufiger Todesveranlassung. Typhöse Fieber wurden in

Posen, Liegnitz, Essen, Genf, Paris zahlreicher. Aus Magdeburg kam

1 Sterbefall an Rückfallsfieber, aus Görlitz, London, Madrid je 1,

1 aus Malaga 2, aus Saragossa 3, aus St. Petersburg 4 Todesfälle

an Flecktyphus zur Mittheilung. Darmkatarrhe der Kinder und

Brechdurchfälle, sowie Ruhr wurden allgemein seltener Todesver⸗ anlassung. Dem Kindbettfieber erlagen in deutschen Städten 26

rauen. Sterbefälle an Pocken kamen aus deutschen Städten 3 davon 2 aus Berlin, 1 aus Kiel) zur Anzeige. Auch aus Paris am 1, aus Liverpool, St. Petersburg, Turin, Madrid, Brüssel je 2

3 (aus den Vororten Brüssels 6), aus Lissabon 3 Sterbefälle an Pocken

zur Meldung. In größerer Zahl werden Pockentodesfälle aus War⸗ chau, Murcia, Malaga, Krakau, New⸗Orleans und Prag (43 in der

Berichtswoche) mitgetheilt. In Kalkutta und Bombay kamen Mitte

Januar resp. Mitte Februar nur noch wenige Cholerafälle vor.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Kunst und Alterthümer in Elsaß⸗Lothringen. Be⸗ schreibende Statistik, im Auftrage des Kaiserlichen Ministeriuns für Elsaß⸗Lothringen herausgegeben von Dr. Franz Xaver Kraus, o. ö. Professor an der Universität Freiburg. II. Band, 3. Abthei⸗ lung: Ober⸗Elsaß. Mit 51 Holzschnitten und 3 Tafeln in Licht⸗ druck. Straßburg, 1884. F. Schmidt’s Universitäts⸗Buchhandlung

ull). Mit dieser Abtheilung kommt der erste Theil des ausgezeichneten Werks, die beschreibende Statistik des Elsaß, zum Abschluß. Das starke Heft umfaßt die Bogen 27 bis 44 sowie 1 Fhehe Nachträge und Berichtigungen. Es beginnt innerhalb des Artikels Lümschweiler. Die interessantesten und, der kunsthistorischen Bedeutung der darin behandelten Ort⸗ schaften ꝛc. nach, wichtigsten Artikel sind: Lützel, mit der ehemaligen, 1794 zerstörten Cisterziensier⸗Abtei, auf deren Stelle jetzt ein Eisen⸗ werk steht; Marbach, Augustiner⸗Abtei (illustrirt durch einen Plan aus dem Jahre 1726); Mülhausen, mit dem alten Rathhause, aus⸗ gezeichnet durch seine reich bemalte Fagade (Abbild.), ferner alten interessanten Häusern, seinem reichhaltigen Museum und anderen Sammlungen; Murbach, mit Ansicht des Chors der Abteikirche des hl. Leodegar; „Ottmarsheim, mit seiner merkwürdigen, an den karo⸗ lingischen Münster zu Aachen erinnernden achteckigen Kirche (mit Abb.); Pfaffenheim, mit der im Uebergangsstyl erbauten schönen Chorapsis seiner Kirche und einem spätgothischen Sakramentshaus. Ganz besonders anziehend ist der Abschnitt Rappoltsweiler: In der gothischen Pfarrkirche daselbst ist hinter der Chortäfelung ein altes (dem Heft in Faesimile beigegebenes) Wandgemälde aufgedeckt wor⸗ den, welches für die Sammlung vaterländischer Alterthümer ausge⸗ hoben worden ist. Dasselbe stellt das gegen Ausgang des Mittel⸗ alters in Deutschland häufig wiederkehrende Martyrium der Zehn⸗ tausend auf dem Ararat dar, welche angeblich unter Hadrian von einem Berge herabgeworfen und auf Dornen und Pfählen gespießt wurden. Bemerkenswerth sind ferner die spätgothische Augustinerkirche und das Rathhaus, in welchem eine Sammlung von Trinkgefäßen aus der Renaissance⸗Zeit, eine auserlesene Kollektion von großentheils durch die Rappoltsteiner Grafen gestifteten Rathsbechern, aufbewahrt wird. Zu den Schätzen des Rappoltsteiner Schlosses gehörte auch ein gegen⸗ wärtig im Besitz Sr. Majestaͤt des Königs von Bayern befindlicher großer silberner Pokal aus dem 16. Jahrhundert, von dessen überaus prächtiger und reicher Arbeit eine große beigegebene Lichtdrucktafel eine lebendige Vorstellung giebt, während eine kleinere Tafel den Fuß des Pokals reproduzirt, auf welchem die Gewinnung des Silbers aus den von den Rappoltsweiler Grafen mit Kaiserlicher Geneh⸗

heim, dessen romanische Peter⸗Paulskirche im Tympanon des Haupt⸗ portals ein sehr altes Relief mit den Gestalten des thronenden Heilands, der Heiligen der Kirche und zweier den Zehnten darbringenden Bewohner zeigt; Sulz, mit der gothischen St. Moritzkirche; Sulzbach, wo die spät⸗ gothische Johanneskirche bemerkenswerth, in welcher ein prachtvolles Sakramenthaus (in sorgfältigster Abbildung beigegeben) und mehrere schön skulptirte Grabdenkmäler der Familie von Hatstatt u. a.; end⸗ lich Thann mit der prächtigen gothischen Pfarrkirche zum heiligen Theobald (Ansicht der Westfront und des Hauptportals mit seinem reichen bildnerischen Schmuck) nebst chronikalischen Aufzeich⸗ nungen über das von der Revolution aufgehobene und mehrmals abgebrannte Franziskanerkloster, welches jetzt als Hospital dient. In einer Beilage werden schließlich noch Notizen zur Schongauer⸗ und Grunewaldfrage gegeben, welche das in dem Artikel „Colmar“ darüber enthaltene vervollständigen. Als Illu⸗ stration und zur Vergleichung mit der Colmarer Madonna ist den Ausführungen ein vortrefflicher Lichtdruck von einem Madonnenbilde beigegeben, welches sich im Besitz des Professors Sepp in München befindet. Der erste Abschnitt dieser erschöpfenden Kunst⸗ und Alterthumsstatistik, das Elsaß umfassend, liegt somit abgeschlossen vor. Der Verfasser, welcher 10 Jahre mühevoller Sammelarbeit darauf verwandt, verdient dafür die Anerkennung aller Kunst⸗ und Alterthumsfreunde. Sein vortreffliches Buch wird für alle weiteren Forschungen die nothwendige Grundlage bilden. Die würdige und reiche illustrative Ausstattung, namentlich die vorzüg⸗ lichen Lichtdrucktafeln verdienen noch besondere Anerkennung. Das ganze Werk zerfällt in folgende Abtheilungen: Erster Band: Unter⸗ Elsaß, mit 177 Holzschnitten, 3 photographischen Tafeln und 3 Plänen, geheftet Preis 15 (vergriffen); zweiter Band: Ober⸗ Elsaß, I. Abtheilung, Bogen 1 14, A —K, mit 47 Holzschnitten, einer Tafel in Lichtdruck und 2 Karten, Preis 5 ℳ; II. Abtheilung, Bogen 15 26, K— L, mit 24 Holzschnitten und 12 Tafeln in Lichtdruck, Preis 5 Der dritte Band (Lothringen) wird voraus⸗ sichtlichl im Jahre 1885 unter die Presse gehen.

Paris, 24 März. (W. T. B.) Der Geschichtsschreiber Migner ist heute früh 7 Uhr gestorben. 8

Gewerbe und Handel.

8 Nach amtlicher Bekanntmachung ist in der Konkurssache der Firma C. F. Hultmans Porterfabrik in Ekenäs der Prü⸗ fungstermin auf Montag, den 14. Juli d. J., 11 Uhr Vormit⸗ t ags, im Rathhausgericht zu Ekenäs, festgesetzt worden.

Wie die „Leipz. Nachr.“ mittheilen, wird die Verlagsfirma J. J. Weber zu Leipzig eine Zweigniederlassung in Wesiime begründen, um hierselbst durch persönliche Vertretung eines der Mit⸗ inhaber die Interessen der Firma, besonders aber der in diesem Ver⸗ lage erscheinenden „Illustrirten Zeitung“, in ausgedehnterer Weise fördern zu können. b

In der Generalversammlung der National⸗Hypotheken⸗ Credit⸗Gesellschaft, eingetragenen Genossenschaft zu Stettin, erstattete der Vorstand Bericht über den Geschäftsverlauf während des Jahres 1883. Aus diesem Bericht ergab sich, daß während des Jahres 1883 sich die Mitgliederzahl von 1356 auf 1393 erhöht hat. Die Mitglieder besitzen 3339 Geschäftsantheile im Betrage von 1 001 700 Es gingen 280 Beleihungsanträge über 17 878 000 ein, davon wurden 85 Anträge im Betrage von 5 043 000 realisirt. Dagegen wurden 44 Darlehne im Betrage von 2 584 000 zurück⸗ gezahlt, so daß am Schluß des Jahres im Ganzen 971 Grund⸗ stücke mit 32 927 000 beliehen waren, gegen 930 Grundstücke mit 30 468 000 am Schlusse des Vorjahres. Es cir⸗ kulirten am Schluß des Jahres 1882 Pfandbriefe à 5 % 10 925 000 ℳ, à 4% 12 366 000 ℳ, à 4 % 5 638 000 und am Schlusse des Jahres 1883 à 5 % 6 906 000 ℳ, à 4 ½ % 15 167 000 ℳ, à 4 % 9 298 000 ℳ, während sich also die 5 % igen um ca. 4 000 000 verminderten, vermehrten sich die 4 ½ %igen um ca. 3 000 000 und die 4 %1gen um ca. 3 600 000 ℳ. Es konnten daher auch in diesem Jahre die Hypothekenzinsen möglichst ermäßigt werden. Das bei dem Umsatz der Pfandbriefe entstehende Disagio ist wie stets aus den Provisionen voll gedeckt. Die Gesellschaft besitzt zur Zeit ein ländliches und 12 städtische Grundstücke. An Effekten in Staats⸗ papieren, Landschaftspfandbriefen u. garantirten Eisenbahn⸗Obligationen waren 2 618 000 mit einem Courswerth von 2 667 000 vorhan⸗ den. An Geschäftswechseln 164 000 und im Conto⸗Correntconto ein Saldo von 1 872 000 ℳ, darunter die Beträge für die zum 31. De⸗ zember pr. verloosten aber noch nicht präsentirten Pfandbriefe mit 1 642 200 Der Reservefond ist von 285 270 auf 312 661 gestiegen und der Extrareservefond von 100 000 unberührt geblieben. Die Dividende pro 1883 beträgt für die Geschäftsantheile 8 ½8 % und für die Hypothekenschuldner 9/10 %0 ihrer Hypothekenschuld.

Esssen, 24. März. (W. T. B.) Der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ zufolge hat die hier abgehaltene, zahlreich heeeen Generalversammlung des Vereins für die bergbaulichen Inter⸗ essen des Ober⸗Bergamtsbezirks Dortmund einstimmig eine Förderkonvention beschlossen, der gemäß das Förderquantum des 5 1883 für das neue Etatsjahr vom 1 April c. ab maßgebend ein soll.

München, 21. März. (Allg. Ztg.) In der heutigen Ver⸗ sammlung von Delegirten des 1gwe ee ns. des Poelr⸗ technischen Vereins, des allgemeinen Gewerbevereins, der Handels⸗ und Gewerbekammer für Oberbayern und des Vereins zum Schutz deutscher Interessen im Ausland die Geographische Gesellschaft hat ihre Be⸗ theiligung zugesichert wurde die Errichtung eines „Bayerischen Export⸗Musterlagers München“ beschlossen. Die genannten Vereine konstituirten sich als provisorisches Comité und beauftragten ein aus ihrer Mitte gewähltes Bureau, das Programm zu entwerfen und sodann die Einladungen an die Interessenten zu erlassen.

„Wien, 24. März. (W. T. B.) Die heute veröffentli Bilanz der Kreditanstalt pro 1883 weist auf an seanglichte Effektenbestand 3 230 373, Portefeuille 32 291 221, Effektenvor⸗ schüffe 12 404 095, Waarenvorschüsse 23 350, Kassabestände 4 668 161, Inventar 57 513, Reaalitäten 1 554 000, Debitoren 97 046 997. An Passiven: Aktienkapital 40 000 000, rückstän⸗ dige Dividenden 14 432, Accepte 17 068 466, Reservefonds⸗ konto 3 303 014, verzinsliche Einlagen 15 182 119, Kreditoren 71 596 473, Saldogewinn 4 111 206. Gewinn⸗ und Verlustkonto: Gehalte 865 476, Spesen 340 287, Abschreibungen 6772, Steuer Stempel, Pensionsfonds 567 783, Verluste 7789 Fl. Dagegen Effektengewinn 609 508, Zinsenkonti 3 266 558. Provisionskonto 1 192 333, Miethszinserträgniß 28 576, Devisenkonti 554 463 Waarenkonto 17 439, Gewinnantheil an der Ungar. Kreditbank I Gewinnvortrag und unbehobene verfallene Dividenden ꝗFl. Die Staatsbahngesellschaft hat der österreichi E1“ 88 Legung 18 zweiten Gelster 1b ecke Stadlau⸗Marchegg zur Genehmi 8 Kosten hierfür betragen 800 000 Fl. Tchis . Glasgow, 24. März. (W. T. B.) Die Verschi von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 11 Sleh fabgen Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. Bradford, 24. März. (W. T. B.) Wolle und Garne

ments

Berlin, 25. März 1884. Die zur diesjährigen Generalversammlun des Vat ü dichen Frauen⸗Vereins erschienenen mehr cs 809 Plernaän. der Zweizvereine waren gestern zu einer Vorbesprechung im Adler⸗ saale des Königlichen Palais versammelt. Nachdem gegen 7 Uhr Abends Ihre Majestät die Kaiserin und Königin, begleitet von Ihren Königlichen Hoheiten den Großherzoginnen von Baden und Sachsen⸗Weimar und von Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Albrecht von Preußen erschienen war, wurde die Versamm⸗ lung durch den Staats⸗Minister Dr. Friedenthal eröffnet. Der erste Gegenstand der Berathung betraf die Frage der Unterstützung der Armen durch Zuweisung lohnender Arbeit anstat; durch Geschenke. Eingeleitet durch einen kurzen Vortrag des Pastor Steinberg, Delegirten des Zweigvereins in Hansdorf, führte die Diskussion bald auf die von dem Hauptvereinsvorstande hierselbst im s. g. Rothen Schloß eingerichtete Central⸗ verkaufsstelle für die Produkte der von den Zweigvereinen unterstützten Hausindustrie. Von den sämmtlichen Rednern wurden die Schwierigkeiten betont, welche die hier empfohlene Art der Armen⸗ unterstuͤtzung mit sich bringe, theils weil nicht immer die erforderliche Arbeit beschafft werden könne, theils weil der Absatz der durch die Arbeit gewonnenen Produkte nicht immer gelinge. Trotzdem blieb die Richtigkeit des zur Besprechung gestellten Grundsatzes unange⸗ fochten, und ein werthvolles Zeugniß dafür wurde aus einer auf Ver⸗ anlassung Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin von Hessen aus dem Englischen ins Deutsche übersetzten kleinen Schrift geschöpft, in welcher die um die Londoner Armenpflege hochverdiente Miß Octavia Hill die von ihr gemachten Erfahrungen mittheilt. Das von der verewigten Großherzogin der kleinen Schrift mitgegebene Vorwort betont, wie es der genannten Dame gelungen sei Freundin ihrer Armen zu werden, ohne deren Liebe durch Almosen zu erkaufen, und wie es bei der Wahl der Art der Unter⸗ stützung immer darauf ankomme, daß nicht bei den Unter⸗ stützten die Selbstachtung, der Wille und die Fähigkeit zur Selbst⸗ hülfe untergraben werde. Ein zweiter Gegenstand der Berathung betraf die gegenwärtigen und zukünftigen Aufgaben der Provinzial⸗ und Bezirksverbände. Der Geheime Ober⸗ Regierungs⸗Rath von Boetticher, Schriftführer des Hauptvereins, gab zur Einleitung der Besprechung eine kurze Darstellung der bis in das Jahr 1872 zurückreichenden Geschichte dieser Verbände. Während die für eine Entlastung des Hauptvereins⸗Vorstandes schon frühzeitig als nothwendig erkannte Decentralisation und ein Zusammenschließen der nunmehr 550 Zweigvereine zu größeren provinziellen Gruppen An⸗ fangs auf manchen Widerstand stieß, ist das letztverflossene Jahr für die Bildung solcher Gruppen überaus produktiv gewesen, und sind neben den älteren Provinzialverbänden von Hannover, Brandenburg Sachsen, Schlesien und Westfalen und dem Verbande für den Regierungs⸗ bezirk Cassel im Jahre 1883 neu entstanden Provinzialverbände in Pom⸗ mern und Westpreußen, ein Landesverband in den Reichslanden Elsaß⸗ Lothringen und Bezirksverbände in den Regierungsbezirken Wies⸗ baden, Aachen, Coblenz, Cöln, Trier und Düsseldorf. Die Bildung eines Provinzialverbandes in der Provinz Ostpreußen darf in Kürze erwartet werden. Werthvolle Mittheilungen über die Thätigkeit dieser Verbände wurden von den Delegirten derselben gemacht. Nach Schluß der Berathungen, um 9 ÜUhr, geruhte Ihre Majestät die Vorstellung der erschienenen Delegirten huldvollst entgegen⸗

z men.

Der unter dem Protektorat Ihrer Königlichen Hoheit Herzogin Wilhelm von Mecklenburg⸗Schwer Ae Bazar zum Besten des Diakonissen⸗Mutterhauses zu Kaiserswerth ist heute in den Sälen des Reichs⸗Justizamts Voßstraße 4, eröffnet worden. Auch der Frauen⸗Verein der Gustav⸗Adolph⸗Stiftung hat einen Bazar arrangirt, der heute be c den Eülen des Anhalter Bahnhofs eröffnet worden und reich es ist.

Seit gestern tagt hierselbst im Architektenhause unter Vorsztz Gewerbekammer⸗Präsidenten Schorer⸗Lübeck eine Cöö sammlung der Gewerbekammern und größeren gewerb⸗ lichen Vereinigungen aus allen Theilen Deutschlands um ein Normalstatut für Innungsverbände festzustellen und das Unfallversicherungsgesetz einer eingehenden Be⸗ rathung zu unterziehen. Vertreten sind u. a. der Verband deutscher Baugewerksmeister, der Tapezierbund, die Innungsverbände der Schuhmacher, der Schneider, der Bäcker, der Schmiede, der Schläch⸗ ter, der Färber, der Stellmacher und Wagenbauer, der Uhrmacher und der Barbierherren sowie die Gewerbekammern von Münche Hamburg, Lübeck, Würzburg, Heidenheim, Zittau u s. w.

Bei dem von dem Offizier⸗Corps des Reserve⸗Landwehr⸗Regi⸗ (Berlin) Nr. 35 veranstalteten Festmahl zur 1 des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers kam eine Hymne zum Vortrag, welche ihren Ursprung deutschen Patrioten aus dem Bayernlande verdankt. Von dem Kreisarchiv⸗Rath Dr. Schäffler und dem Stadtkämmerer Becker in Würzburg rühren Dichtung und Kom⸗ position her. Der poetische Text und die schwungvolle, leicht ins Ohr fallende Weise waren besonders geeignet, die festliche Stimmung der Versammlung zu erhöhen.

Die Ausstellung des Vereins Berliner Kü⸗ (Kommandantenstr. 77/79) ist am Sonntag wieder eröffnet 1” Das Kolossalgemälde von Giron in Paris: „Die beiden Schwestern“ eine interessante Scene des Pariser Sittenlebens darstellend, welches im Pariser Salon, in Brüssel, München ꝛc. großen Erfolg hatte wird auch in Berlin berechtigtes Aufsehen machen. Neben Ge⸗ mälden beliebter Berliner Künstler ist eine Sammlung von Bildern Münchener Künstler von bestem Rufe ausgestellt.

Im Concerthause veranstaltet Hr. Hof⸗Musikdirektor Bilse morgen, am Todestage des großen Meisters, einen Abend, auf dessen Programm die drei ersten Sätze der neunten Symphonie, das für Orchester bearbeitete Septett, die 3. Leonoren⸗ Ouverture, ein Largo appassionato für Orgel u. a. Kompositionen des Gefeierten stehen.

Redacteur: Riedel. Verlag der Expedition (Kessel). Druck!

Berlin:

migung ausgebeuteten Minen von Markirch dargestellt ist.

thätiger, stetig, Stoffe ruhig.

Deutsches Reich

der Zeit vom 1. Januar bis 15. März 1884 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Zoll und Steuervergütung abgefertigten Zuckermengen. ¹)

Menge des abgefertigten Zuckers.

Kandiszucker und Zucker in weißen vollen harten Broden, (Nr. 470 des statistischen

Staaten, 1 Weaarenverzeichnisses)

bezw. Verwaltungs⸗

iittie in ““ b der Zeit vom 1. Jan. bis 29. Febr.

in der Zeit vom 1. bis 15. März

zusammen

und

1. Jan. bis 29. Febr.

Aller übrige harte Zucker, sowie alle weißen trockenen Zucker in Krystall⸗, Krümel⸗ Mehlform von mindestens 98 % Polarisation (Nr. 471 des statistischen Waarenverzeichnisses)

Rohzucker von mindestens 88 % Polarisation (Nr. 472 des statistischen Waarenverzeichnisses)

der Zeit vom

1. Jan. bis 1. bis

29. Febr. 15. März

kg 12 kg

in der Zeit

in in der Zeit der Zeit vom

vom vom 1. bis 15. März

zusammen zusammen

Preußen.

Provinz Ostpreußen Westpreußen. Brandenburg Pommern. Sachsen einschließlich der Schwarzb. Unterherrschaft Schleswig⸗Holstein. Hannover. 8 Rheinland

684 674 764 965

5 109 323 1 223 585

17 674 3 094 112

1 200 516 259 373

765 810

3 908 807 964 212 17 674

2 328 302

9 11 071 601 1 250 352]

2 331 739 683 809

501 100 12 321 953

3 015 548

10 099 378 1 774 899 40 599 800 12 862 461 25 635 163 3 382 542 29 017 705

2 243 131 653 291 2 896 422

11 874 277

654 329 694] 2 529 348 53 462 261

685 426 2 540 266 267 969 1 891 668 4 955 11 892

7 903 669 10220 435

1 033 384 4 665

Sa. Preußen 2 316 766 241 146 15 019

35 660

1 274 530 19 684 95 250 1 789 458

Bayern Sachsen. Württemberg Babden Mecklenburg Braunschweig Anhalt

59 590

1372 086 417 372

1““

92 481 912 20 607 354 113 089 266 707 478

25 293 732 7008 757 1 000

607 478 100 000

995

280 220 621 118

8 100 000 152 8066 2451 481

330 363 1 901 817 2 522 935 290 455 290 455

100 995 51 681 2 731 701 100 042

101 125 230 321

ö“ 1 Ueberhaupt im deutschen Zollgebiet 10 373 394 3 025 963 In demselb. Zeitraum d. Vorjahres 7 876 249 1 999 307]

13 399 357 9 875 556

¹) Die Nachweisung bezieht sich auf diejenigen Zuckermengen, welche zum Export oder zu einer öffentlichen Niederlage abgefertigt und dadurch dem inländischen Markte entzogen worden sind, nicht also auf die wirklich zur Ausfuhr über die Zollgrenze gelangten Mengen. ²) Die Abweichungen gegen die vorjährige Nachweisung beruhen auf

Ergänzungen. Berlin, den 21. März 1884.

Kaiserliches Statistisches Amtt. Becker.

6 046 971 1 445 955 7 492 926 97 833 143 21 609 687] 119 442 830 2)6 407 152 ²)1 111180 2²)7 518 332 ²) 87 428 226 14 267 572 2²)101 695 798

nachträglich eingegangenen Berichtigungen bezw.

““

v

Preußen. Berlin, 25. März. Im weiteren Ver⸗ laufe der gestrigen (11.) Sitzung des Reichstages trat das Haus in die erste Berathung des Entwurfs eines

Gesetzes ein, betreffend die Kommanditgesellschaften cher Dur r klarer Uebersichtlichkeit den besten legislatorischen Arbeiten an⸗

auf Aktien und die Aktiengesellschaften.

Der Abg. Dr. Perrot bemerkte zur Geschäftsordnung: Trotz der Wichtigkeit der Vorlage sehe er kaum hundert Abgeordnete im Hause. Es scheine ihm daher nothwendig, daß eine Auszählung vorgenommen werde.

Der Präsident von Levetzow erwiderte, eine Auszählung sei in diesem Augenblicke nach der Geschäftsordnung nicht zu⸗ lässig, da es sich jetzt nicht um eine Abstimmung handle.

Der Abg. Dr. Horwitz erklärte, dieser Gesetzentwurf solle eine alte Schuld einlösen, und wenn die Vorarbeiten dafür lange gedauert hätten, so sei diese Langsamkeit des Tempos bei der Schwierigkeit der Materie wohl zu begreifen. Die Motive hielten den gegenwärtigen Zeitpunkt für den Abschluß geeignet auf Grund des günstigen Bildes, das sie von der Gegenwart entwürfen. Die hochgradige Bewegung, welche das ruhige Gleichmaß, das die Reformarbeit verlange, nicht aufkommen lasse, sei abgelaufen, und Handel und Industrie nähmen einen solchen Aufschwung, als stünde man unmittel⸗ bar vor dem Eintritt jener Gesundung, welche die wirthschaft⸗ liche Bewegung wieder auf die Form der Vergesellschaftung des Kapitals hinweise. Entspreche die Wirklichkeit diesem gün⸗ stigen Bilde in allen Zügen, und sei dieser Augenblick auch in anderem Betracht für eine solche Arbeit der gegebene? Er müsse dies verneinen. Das Haus sei in der letzten Session der Legislaturperiode und trete in die Berathung dieses höchst wichtigen Gesetzentwurfs vor ziemlich gelichteten Bänken ein. Es deute das auf eine gewisse Schwierigkeit der Behandlung der Sache hin, die auch für die Folge schwer zu vermeiden sein werde. Sie habe nicht die

nziehungskraft großer politischer Fragen, sondern sei schwierig, sehr ernst, und zugleich so rein technischer Natur, daß sie die Neigung eines großen Zuhörerkreises, auch des Kreises der Gesetzgeber selbst, kaum gewinnen könne. Vor dem Abschluß einer solchen Berathung in diesem Augenblick könnte auch die Erinnerung an das Gesetz vom 11. Juni 1870 warnen, das damals in solcher Ueberhast zu Stande ge⸗ kommen sei, daß nicht einmal Zeit genug geblieben sei, es in einer Kommission vorzuberathen, sondern daß eine sog. freie Kommission in der letzten Stunde sich zwischen Thür und Angel zusammengefunden habe, um einige kleine nicht wesent⸗ liche Aenderungen zu beschließen, die demnächst in zweiter und dritter Lesung angenommen seien. Man habe dann in der Folge alle Mißstände und Kalamitäten der Gründerzeit auf die Mangelhastigkeit dieses Gesetzes zurückführen können; ob mit Recht oder Unrecht, lasse er in diesem Augenblicke dahin⸗ gestellt sein. Der Entwurf gehe ferner von der Auffassung aus, daß die politischen Gegensätze sich in diesem Augenblicke so weit abgetönt hätten, daß die Besorgniß ausgeschlossen sei, die ruhige und sachliche Erwägung der Frage, um die es sich hier handele, könnte durch einseitige Parteipolitik beeinträchtigt werden. Ob diese Voraussetzung zutreffe, werde erst die weitere Berathung zeigen können. Der vorliegende Gesetzentwurf sei

V I

ausdrücke. Sie erkennten einstimmig an, daß hier eine werth⸗

eine Arbeit von der höchsten wissenschaftlichen Bedeutung. Er sage das, um der Mißdeutung zu begegnen, als ob er auch nur einen Augenblick verkenne, wie verdienstlich diese Arbeit sei, wie sie das seit langer Zeit gesammelte Material kritisch zu sichten, und zu verarbeiten gewußt habe zu einer Vorlage, die an logischer Durchdringung, organischer Gliederung und

zureihen sei. Aber die berufenen kritischen Organe, die sich über den Gesetzentwurf geäußert hätten, schlössen doch mit einer formalen Konklusion, die einen materiellen Vorbehalt

volle Grundlage für ein tüchtiges Aktiengesellschaftsrecht ge⸗ geben sei. In diesem Lobe und seiner Beschränkung liege ein Belag für das Bedenken, welches er äußere. Bei aller schul⸗ digen Ehrerbietung vor dem hohen Hause, den anwesenden wie den abwesenden Mitgliedern, überkomme ihn ein schweres Bedenken, ob, wenn es der Reichsregierung nicht gelungen sei, einen wirklich reifen Gesetzentwurf auszuarbeiten, in diesem hohen Hause und in der Kommission von 21 oder 28 Mit⸗ gliedern diejenigen Kräfte in genügender Anzahl vorhanden seien, die nicht allein das Für und Wider wissenschaftlicher Gegensätze zum Austrag zu bringen, sondern auch die Ausgleichung herbeizuführen vermöchten zwischen gewissen grundsätzlichen Diversitäten, die nach der Natur der Sache nicht zu vermeiden seien. Man werde ihm zwar ent⸗ gegenhalten, daß der Reichstag eine gesetzgebende Versamm⸗ lung sei. Alles mit Unterschied! Die gesetzgebende Versamm⸗ lung werde niemals ein derartig weitschichtiges Material, das aus so vielen technischen Einzelfragen bestehe, in befriedigender Weise lösen können. Solle ein solches Gesetz einen einheit⸗ lichen Charakter tragen und einheitlich wirken, so müsse es von einer Hand geschaffen werden. Vielleicht wäre es noch indizirt gewesen, den Zusammentritt der Körperschaft abzu⸗ warten, die wie keine andere berufen sei, über diese Fragen ein maßgebendes Votum abzugeben; er meine den Deutschen Handelstag. Er wisse nicht, welche Gründe es verhindert hätten, diesen Zeitpunkt innezuhalten, er stelle auch anheim, ob es nicht zweckmäßig gewesen wäre, das Maß der dem Bundesrath für seine Entschließung bewilligten Zeit etwas weiter auszudehnen, trotzdem müsse jetzt der Reichstag mit Ernst prüfen, wie er die Vorlage gestalten könne. Höchst dan⸗ kenswerth sei es, daß die Verfasser des Entwurfs sich frei gehalten hätten von dem Einfluß politi⸗ scher Stimmungen auf dieses rein praktische und tech⸗ nische Gebiet. Von einer Abneigung gegen die Form der Gesellschaftung des Kapitals sei nichts zu verspüren. Redner ging auf einzelne Mängel des Gesetzes ein, welche auch bei der Berathung der Novelle im Jahre 1870 und 72 von allen Parteien anerkannt worden seien. Es beträfe dies na⸗ mentlich die Einschränkung der Beaufsichtigung Seitens der staatlichen Behörden. Redner bedauerte sodann, daß man bei dem Gesetzentwurf an der äußeren Form des alten Aktien⸗ gesetzes festgehalten habe, namentlich sei dies mit Rücksicht auf die Kommanditgesellschaften zu rügen. Die Bestimmungen darüber seien Erschwerungen und störten den einheitlichen Charakter des Gesetzes. Ebenso setze das Gesetz einen viel zu großen Apparat voraus. Weitere Bedenken richteten sich

um in der beabsichtigten Weise wirken zu können. Redner sprach sich ferner über einige fernere Bestimmungen des Ge⸗ setzentwurfs, die größtentheils nur zu sehr geeignet seien, Ver⸗ wirrung in Fragen der Kompetenz zu veranlassen, abfällig aus. In Betreff der Höhe der Aktien habe sich die öffentliche Meinung mit Einstimmigkeit gegen die Steigerung ausgesprochen. Man wolle ein Vormund des kleinen Mannes sein. Sollte man demselben doch diese Fürsorge selbst überlassen! Aber der kleine Mann, der sich ein Pöstchen Aktien kaufe, sei das stabilste und soli⸗ deste Element bei solchen Unternehmungen. Diese Leute sollte man nicht brüskiren. Man habe kein Recht, immer als war⸗ nender Eckhard vor den Leuten zu stehen, und sie von dem Börsenspiel zurückzuhalten, in dem Augenblicke, wo alle Staats⸗ weisheit aufgeboten werde, um das Lottospiel zu rechtfertigen. Gewisse Etablissements könnten auch gar nicht aufrecht er⸗ halten werden, ohne daß man die Betheiligungsziffer niedriger normire. Alles zusammen genommen frage er blos: wie denke man sich denjenigen persönlich haftenden Gesellschafter, der auf der Grundlage dieser gesetzlichen Bestimmungen es über sich gewinne, diese Verantwortung auf sich zu nehmen und einer Haftung zu unterliegen, die nicht blos die fünf Sperrjahre dauere, sondern auch noch über seinen Tod hin⸗ aus von den übelsten Folgen sein könne. Er glaube nicht, daß man unter solchen gesetzlichen Normen Männer finden werde, die gefunden zu haben, Einem zur Freude gereichen dürfte. Seine weiteren Bedenken gegen die Vorlage richteten sich gegen die Form des Zustandekommens der Aktien⸗ gesellschaft, die Gründung, Konstituirung und Prü⸗ fung. Der ganze Apparat sei viel zu komplizirt, trotz vieler vortrefflicher Bestimmungen; derselbe werde eben wegen seiner Komplizirtheit im praktischen Leben so viel Friktionen erzeugen, daß nicht abzusehen sei, wie sich über⸗ haupt Unternehmer finden sollten, die in dieser schwierigen Weise zu einem Abschluß von Unternehmungen kämen, die ihrer Natur nach gar keinen solchen Aufschub erduldeten. Be⸗ sonders bedenklich sei es ihm ferner, die vielgestaltige Thätig⸗ keit, die der Entwurf dem Registerrichter zumuthe, namentlich dessen Mitwirkung bei den Generalversammlungen, die bisher ohne Analogie sei. Damit, daß die Verantwortlichkeit der Verwaltungsorgane der Gesellschaft verschärft werde, sei er einverstanden; aber so weit dürfe man doch nicht gehen, daß man sage, jedes Mitglied müsse erweisen, daß es nicht peccirt habe. Das sei eine Umkehr von der Rechtsregel, Jeden so lange für unschuldig zu halten, bis das Gegentheil erwiesen sei. Der Entwurf räume den Minoritäten Rechte gegenüber der Verwaltung ein, die gar nicht mehr im Verhältniß stän⸗ den zu der Nothwendigkeit eines Rechtsschutzes. Es sei eine große Täuschung, zu glauben, daß das Recht immer bei den Minoritäten sei, namentlich bei Erwerbsgesellschaften. Man dürfe den Minoritäten nicht die Wege öffnen zu Malversa⸗ tionen, wie das Gesetz es thue. Er meine also, daß der Ent⸗ wurf im Großen und Ganzen eine sehr gute Grundlage für eine praktische und organische Gesetzgebung biete. Ob man aber die bisherige Gliederung des Stoffes beibehalten und nicht vielmehr allgemein gültige Bestimmungen für beide Gattungen von Aktiengesellschaften geben, und nur das, was speziell dem eigensten Gebiet der Kommanditgesellschaften auf Aktien angehöre, aussondern sollte, diese Fragen der juristische Technik werde die Kommission behandeln. Er hoffe, dort werde man sich über gewisse allgemein gültige Normen ver⸗ ständigen können, die den Ausgangspunkt bilden könnten für ein Gesetz, welches, indem es die Minderheit und das Publ kum schütze, doch zugleich die wohlberechtigten Interessen derer wahre, welche diese Form der Vergesellschaftung des Kapitals gewählt hätten. Es würde ein großer Fehler sein, wenn da Haus sich bei dieser Berathung leiten ließe von irgend welche Verstimmung gegen den ehrenwerthen Handelsstand der deutschen Nation; denn wenn man demselben zu nahe tret trete man sich selber zu nahe. Man sollte hier nicht irgend einen einzelnen Stand mit irgend welchen weitgehende Institutionen begünstigen, sondern die Quellen der volkswirth schaftlichen Wohlfahrt erhalten, welche ohne entsprechen Würdigung der Interessen des Handelsstandes unmöglich sei und dazu könne ein derartiges Gesetz eine wirksame Hand habe bieten. Er bitte, die Vorlage an eine Kommission vo 28 Mitgliedern zur Vorberathung zu überweisen.

Der Abg. Büsing hob hervor, gegenüber der seit lange Zeit in der Nation unzweifelhaft vorhandenen tiefgehende Strömung, die einen weitergehenden Schutz der Aktionäre als nothwendig verlange, als ihn die bisherige Gesetzgebung ge⸗ währt habe, dürfe das Haus sich nicht ablehnend verhalten und mit der Regelung dieser Materie nicht bis zum Erlaß des allgemeinen bürgerlichen Gesetzbuches warten. Es sei richtiger, sie im Wege der Spezialgesetzgebung zu ordnen, und er erkläre sich im Namen seiner politischen Freunde mit dem Vorgehen der Regierung einverstanden: seine Partei sei bereit, sie in den Versuchen zu unterstützen, ein Spezialgesetz übe das Aktienwesen zu schaffen. Unbestritten seien im Aktien wesen seiner Zeit die schlimmsten und verderblichsten Aus schreitungen vorgekommen, welche viel Erbitterung gegen di Aktiengesellschaften erzeugt hätten. Man sei sogar von ge wissen Seiten so weit gegangen, ein Verbot der Aktiengesell schaften überhaupt zu beantragen. Diese ihre fanatischen Feinde schössen aber doch weit über das Ziel hinaus. Die Aktiengesellschaft sei eine unentbehrliche Form des wirthschaft lichen Lebens; sie habe auf den verschiedensten Gebieten Großartiges geleistet, was sonst nicht zu Stande gekommen wäre. Ein Verbot würde die Wahrnehmung großer wirthschaft⸗ licher Interessen unmöglich machen. Das in der Gründerzeit von den Aktiengesellschaften angerichtete Unheil, die schweren Wunden, die sie damals dem Volkswohlstande geschlagen hätten, seien nicht entfernt zu vergleichen mit dem, was sie auf den Gebieten der Industrie, des Verkehrs, der Erfindungen, der gemeinnützigen Unternehmungen produktiv für das wirth⸗ schaftliche Leben geleistet hätten. Ihre Verdienste seien un⸗ endlich viel größer, als die von ihnen in einer Zeit der Ausschreitungen verursachten Schäden. Die Gründerzeit sei

gegen die Bestimmungen über Gründung und Konstituirung der

ja nun vorüber; der krankhafte Unternehmungsgeist sei wieder