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Der General der Infanterie, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Militär⸗Bevollmächtigter in St. Petersburg, von Werder, ist gestern früh in Ems ein⸗ getroffen.
Gestern nahmen an der Kaiserlichen Tafel Theil: die Generale von Werder, von Grävenitz und von Rauch, der Oberst von der Müloe, der Landrath Rolshoven, Graf Berghe⸗Trips, Freiherr von der Leyen und Graf Beissel⸗
Heute früh setzten Se. Majestät die Brunnenkur fort, machten eine Promenade und nahmen sodann die Vorträge des Hofmarschalls Grafen Perponcher und des Chefs des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski entgegen.
Um 11 ½ Uhr begaben Sich Se. Majestät der Kaiser mit dem Gefolge mittelst Extrazuges zum Besuch der Königlichen Majestäten von Dänemark und Griechenland nach Wiesbaden.
Se. Majestät trafen Mittags 1 ½ Uhr in Wiesbaden ein und wurden auf dem Bahnhofe von Ihren Majestäten, dem König von Dänemark und dem König von Griechenland, sowie den Söhnen des Letzteren empfangen und von⸗ einer zahlreichen Menschenmenge mit begeisterten Hochrufen begrüßt.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz kam am Sonnabend Abend gegen 9 Uhr nach Berlin zum Empfange Ihrer Königlichen Hoheit der Groß⸗ herzogin Mutter von Mecklenburg⸗Schwerin auf dem Anhalter Bahnhof hierselbst und kehrte um 9 Uhr 50 Minuten nach Potsdam zurück.
Der Schlußbericht über die vorgestrige Sitzung und der Bericht über die Schlußsitzung des Reichstages befinden sich in der Ersten Beilage.
— Der Lauf der Verjährungsfrist eines Antrags⸗ vergehens beginnt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 22. April d. J., mit dem Tage, an welchem die Strasthat begangen ist, und nicht mit demjenigen, an welchem sie durch die Stellung des Strafantrages ver⸗ folgbar wird. Es ist somit ein Antragsvergehen überhaupt nicht verfolgbar, wenn der Antragsberechtigte erst nach Ablauf der Verjährungsfrist von der Strafthat oder dem Thäter Kenntniß erhalten hat.
— Der Inspecteur der Kriegsschulen, General⸗Lieutenant Graf von Schlippenbach hat eine Inspizirungsreise nach Engers und Metz angetreten und wird sich demnächst mit Urlaub nach Wildbad begeben.
— Der Archiv⸗Hülfsarbeiter Dr. phil. Hermann Hooge⸗ weg ist von Marburg an das Staatsarchiv in Münster, und der Kanzlei⸗Sekretär Fritz Lützau beim Staatsarchive zu Schleswig in den Ruhestand versetzt worden.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Friedmann in Joachimsthal, Dr. Luesse in Lühnde, Dr. Nordmann in Hildesheim und Eilers in Felsberg.
Danzig, 30. Juni. (W. T. B.) Die Panzerkorvette „Hansa“ mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzen Wilhelm und Heinrich an Bord traf gestern Abend gegen 9 Uhr vor Zoppot ein und wurde durch Kanonen⸗ und Flaggensalut sämmtlicher vor Zoppot ver⸗ einigten 22 Kriegsschiffe begrüßt. Die „Hansa“ fuhr nochmals um das ganze Geschwader und ging dann vor Anker. Der Chef der Admiralität war mit dem Aviso „Blitz“ der „Hansa“ mehrere Seemeilen weit entgegengefahren.
Bayern. München, 28. Juni. (W. T. B.) Der König der Niederlande ist heute Nachmittag 12 ¾ Uhr von Karlsbad hier eingetroffen und hat nach kurzem Aufent⸗ halt die Reise nach Tegernsee fortgesetzt. Die Königin der Niederlande trifft auf der Fahrt nach Tegernsee heute Nachmittag 3 ¾ Uhr von Kissingen hier ein.
Elsaß Lothringen. Straßburg, 28. Juni. (Els.⸗Lothr. Ztg.) Der Statthalter, welchem die Kur in Karlsbad vor⸗ trefflich bekommen ist, gedenkt seinen Aufenthalt daselbst in den nächsten Tagen zu beenden und sich am kommenden Mitt⸗ woch zunächst nach Bilin (bei Aussig in Böhmen) zur Nachkur zu begeben.
— Der Bürgermeisterei⸗Verwalter hat zur Ausführung des Reichsgesetzes, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, vom 15. Juni 1883, bereits die erforderlichen Einleitungen getroffen. Es wird die Errichtung folgender Ortskrankenkassen für die sämmtlichen im hiesigen Stadt⸗ bezirk befindlichen, nicht in Betriebskrankenkassen fallenden versicherungspflichtigen Personen, unter Vereinigung der ver⸗ wandten Gewerbszweige und Betriebe in je eine Ortskranken⸗ kasse, beabsichtigt und zwar: I. Ortskrankenkasse für Bauhand⸗ werker und damit verwandte Berufsgenossen. II. Ortskranken⸗ kasse für Personen, die sich mit der Gewinnung von Lebensmitteln und dergleichen beschäftigen. III. Orts⸗ krankenkasse für Personen, die sich der Beschaffung und Herstellung von Bekleidungsgegenständen und dergleichen widmen. IV. Ortskrankenkasse für Personen, die bei Her⸗ stellung von Haushaltungsgegenständen, Haushaltungseinrich⸗ tungen und Luxusgegenständen beschäftigt sind. V. Orts⸗ krankenkasse für die Metallarbeiter. VI. Ortskrankenkasse für Personen, welche sich zur Leistung gewisser persönlicher, ge⸗ werblicher und wirthschaftlicher Dienste verpflichten, soweit sie nicht zum Hausgesinde gehören. VII. Ortskrankenkasse für Personen verschiedener Berufe und Beschäftigung, insoweit sie in die unter I. bis incl. VI. benannten Ortskrankenkassen nicht
entfallen. — (W. T. B.) Wie die „Elsaß⸗Lothringische Zeitung“ meldet, ist dem Gewerkverein der deutschen Metall⸗ und Maschinenarbeiter (System Hirsch⸗Duncker) von Seiten des Bezirks⸗Präsidenten des Unter⸗ Elsaß die nachgesuchte vereinspolizeiliche Genehmigung zur Bildung eines Ortsvereins in Bischheim bei Straßburg versagt worden.
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Oesterreich Ungarn. Wien, 30. Juni. (W. T. B.) Die Statthalterei von Nieder⸗Oesterreich hat an den Magistrat einen Erlaß -gerichtet, nach welchem, im Falle eintretender Choleragefahr, diejenigen Maßnahmen zu treffen sind, welche im vorigen Jahre auläßlich der Cholera in Unter⸗Egypten von dem Ministerium des Innern ange⸗
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Agram, 28 Juni. (Prag. Ztg.) Im Landtage ent⸗ spann sich heute anläßlich der Genehmigung des gestrigen rotokolls eine längere Debatte, nach welcher schließlich mittels namentlicher Abstimmung das Protokoll authentizirt wurde.
Schweiz. Bern, 28. Juni. (W. T. B.) Der Bundesrath hat an die Regierungen der verschiedenen Staaten die Einladung gerichtet, an der für den 8. September d. J. in Bern in Aussicht genommenen diplomatischen Konferenz zur Feststellung der allgemeinen Grundsätze für die internationale Konvention zum Schutz des literarischen und künstlerischen Urheberrechts theilzunehmen. 1“ 8
Die französische Regierung ist für ihre Besitzungen in Cochinchina dem internationalen Telegraphen⸗ vertrage beigetreten.
Großbritannien und Irland. London, 28. Juni. (W. T. B.) Die Konferenz trat heute Nachmittag um 3 Uhr im Auswärtigen Amt zusammen. Die Vertreter der Mächte waren mit ihren finanziellen Beirtäthen anwesend. Dieselben wurden von Lord Granville empfangen.
— 29. Juni. (W. T. B.) Dem „Oserver“ zufolge ist der Entwurf der englischen Regierung für die Regelung der egyptischen Finanzen den Delegirten der Konferenz gestern unterbreitet worden. Die Haupt⸗ punkte desselben sind, dem genannten Blatte nach, folgende: 1) Herabsetzung des Zinsfußes der unifizirten Schuld auf 31 ½ Proz.; 2) Herabsetzung des Zinsfußes der privilegirten Schuld auf 4 ½ Proz.; 3) Die Daira⸗Schuld soll nicht herab⸗ gesetzt werden, vorausgesetzt, daß die zur Bezahlung der Zinsen dieser Schuld bestimmten Einkünfte aus der Daira hierzu ausreichen; andernfalls soll die egyptische Regierung den fehlenden Betrag unter Abzug von 1 ½ Proz. zuschießen; 4) der Zinsfuß der Domanialschuld soll keinerlei Reduktion erfahren; 5) die Funktionen der Kasse für die Amortisation der privilegirten und unifizirten Schuld soll gegenwärtig suspendirt werden; 6) der Zinsfuß der Suez⸗ kanal⸗Obligationen, welche sich in den Händen der englischen Regierung befinden, soll um ½ oder ¾ Proz. herabgesetzt werden; 7) die englische Regierung wird einen Vorschuß von 8 Millionen Pfund Sterling zur Zahlung von Entschädi⸗ gungen oder anderen Kosten selbst vorschießen oder garantiren; diese Anleihe wird allen übrigen Anleihen vorangehen; 8) die in Egypten zu erhebenden Steuern sollen um 3 ½ bis 4 Millionen Pfund Sterling reduzirt werden.
— 29. Juni. (W. T. B.) Bei dem gestern in Green⸗ wich abgehaltenen Jahresbanket des Cobdenklubs brachte der Lord⸗Präsident des Geheimen Raths Carlingford, welcher den Vorsitz führte, einen Toast auf den Cobdenklub aus, wobei er die Hoffnung aussprach, daß ein Handelsvertrag mit Mexiko bald abgeschlossen werden würde. In Betreff Spaniens hoffe die Regierung ernstlich, daß dieses Land den von Seiten Englands gehegten Wünschen sowie den eigenen Bedürfnissen Rechnung tragen und daß die bisher zwischen beiden Ländern bestehenden Beziehungen auf liberalere Grundlagen als bisher gestellt würden. Der Minister betonte, daß Cobdens Friedensprinzipien und sein System der internationalen Schiedsgerichte bei den europäischen Nationen Früchte zu tragen begännen. Cobden würde den von der englischen Regierung gegenwärt ig ge⸗ machten Vorschlag, ein Arrangement mit Frankreich herbeizuführen und so die starken Bande des Wohlwollens zwischen beiden Nationen zu kräftigen, mit der größten Be⸗ friedigung begrüßt haben — ein Arrangement, welches die Eintracht der europäischen Mächte aufrechterhalten und die Oberhoheit des Sultans in Egypten, welches jetzt die große Straße zwischen dem Osten und dem Westen bilde, unter die vereinte friedliche Vormundschaft aller europäischen Mächte feöe werde, sobald die englische Okkupation aufgehört haben werde.
— 30. Juni. (W. T. B.) Dem „Daily Tele⸗ graph“ wird aus Kairo gemeldet, daß der dortige russische General⸗Konsul Chitrowo sich heute nach London begeben werde.
Frankreich. Paris, 27. Juni. Die von der fran⸗ zösischen Regierung nach Toulon entsendeten Aerzte sind der Ansicht, daß die dortige Epidemie die asiatische Cholera nicht sei. Der Handels⸗Minister hat dies gestern ausdrücklich in der Kammer erklärt. Diejenigen Bewohner Toulons, welche die Stadt verlassen haben, stehen unter ärzt⸗ licher Aufsicht; bis jetzt ist kein Cholerafall unter ihnen vor⸗ gekommen. Zur Zeit ist die Krankheit auf Toulon beschränkt. — Eine endgültige Erklärung der Aerzte über den Charakter der Epidemie steht noch aus, wird jedoch binnen kürzester Frist erwartet.
— 28. Juni. (W. T. B.) In Folge andauernden Unwohlseins des Conseils⸗Präsidenten Ferry ver⸗ tagte die Deputirtenkammer die Berathung über die Revision der Verfassung auf Montag. Die heutige Sitzung wurde aufgehoben.
— 28. Juni, Abends. (W. T. B.) Der Marine⸗ Minister hat befohlen, in Toulon zwei Truppentrans⸗ portschiffe neu auszurüsten, damit dieselben im Nothfall nach China abgehen können. 4
Wie der, Temps“ meldet, hhat der Conseils⸗Präsident Ferry den Gesandten Patenotre angewiesen, sofort durch das unter dem Admiral Co urbet stehende Geschwaderdie schärfsten Re⸗ Repressalien in Anwendung bringen zu lassen, falls China nicht sofort Genugthuung für den Zwischenfall von Langson leiste. — Nach einer Depesche des „Temps“ aus Haiphong, vom 26. Juni, haben die Feindseligkeiten anläßlich des Zwischenfalls bei Langson wieder in vollem Umfange be⸗ gonnen. Ein von Suongtong abgesandter Transportdampfer bringt 95 Verwundete nach Hanoi und Haiphong. General Négrier setzt seinen Vormarsch fort; doch ist derselbe wegen des gebirgigen Terrains schwierig, zumal die Gebirgs⸗ flüsse ausgetreten sind. 1
Zahlreiche Deputirte haben in Vorschlag gebracht, die Feier des 14. Juli zu verschieben, um ein unter den gegenwärtigen Umständen gefährliches Zusammenströmen zahl⸗ reicher Menschenmassen zu vermeiden.
Aus Toulon und Marseille liegen folgende Tele⸗ gramme vor:
Toulon, 28. Juni. (W. T. B.) Seit gestern Mittag sind hier 6 Cholerafälle vorgekommen.
— 29. Juni. (W. T. B.) In der Zeit von gestern Mittag bis 8 Uhr Abends ist ein Todesfall an der
— 29. Juni, Nachmittags. (W. T. B.) Von gestern Abend 6 Uhr bis heute Mittag sind hier vier Personen an der Cholera gestorben. 1 Marseille, 28. Juni, Mittags. (W. T. B.) Heute Morgen sind hier 3 Todesfälle an Cholera oder Cholera ähnlicher Diarrhoe verzeichnet worden. Von Seiten der Behörden werden alle erforderlichen Sanitätsmaßregeln angeordnet und energisch überwacht. Die Bureaus der Standesämter sollen Tag und Nacht geöffnet bleiben, damit in verdächtigen Fällen die Beerdigung nicht verzögert zu werden braucht.
— 28. Juni, Abends. (W. T. B.) Hier sind heute 6 Fälle von Cholera⸗Erkrankung konstatirt worden.
— 29. Juni. (W. T. B.) Von gestern Vormittag 10 Uhr bis Abends 10 Uhr starben hierselbst 4 Personen an der Cholera.
— 29. Juni, Mittags. (W. T. B.) In der vergangenen Nacht und heute im Laufe des Vormittags ist hier kein Choleratodesfall vorgekommen. b
— 29. Juni, Abends. (W. T. B.) Von gestern Abend 6 Uhr bis heute Abend 6 Uhr sind hier zwei Personen an der Cholera gestorben. In den Hospitälern befindet sich kein Cholerakranker.
— 30. Juni, Vormittags. (W. T. B.) Auf dem Standesamte wurden heute früh 5 in der letzten Nacht vor⸗ gekommene Cholera⸗Todesfälle registrirt.
— 30. Juni, Morgens. (W. T. B.) Aus Algier, vom 29., wird gemeldet: In Folge von Streitigkeiten zwischen Konscribirten, wobei es zu Schlägereien kam, entstanden Aus⸗ schreitungen gegen die Juden. Mehrere den Juden gehörige Häuser wurden geplündert. Die Behörde stellte die Ruhe wieder her; die Schuldigen wurden verhaftet.
Spanien. Madrid, 28. Juni. (W. T. B.) Heute früh wurden in Gerona zwei Offiziere, welche an den Zorillaistischen Umtrieben betheiligt waren, erschossen.
Italien. Rom, 28. Juni. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer berieth heute die Vorlage, betreffend die Verlängerung des ttalienisch⸗französischen Schiffahrtsvertrages. Die Vorlage wurde mit 158 gegen 73 Stimmen angenommen. — Im Senat und in der Kammer erklärte der Minister⸗Präsident auf die Interpellationen über die Cholera, daß Italien hin⸗ reichende Maßnahmen getroffen habe.
Serbien. Nisch, 27. Juni. (Prag. Ztg.) Die Skupschtina nahm heute mit allen gegen zwei Stimmen die Budgets für 1884 und 1885 mit einer Mehrbelastung von 9 Millionen, im Ganzen also 46 Millionen Frank an. Nachmittags wurde die Skupschtina durch den König ge⸗ schlossen.
Bulgarien. Sofia, 27. Juni. (Wien. Ztg.) Fürst Alexander hat sich heute Morgen nach Varna begeben. Die Minister Zankoff und Saratoff sind nach Tir⸗ nowo abgereist.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. Juni. (W. T. B.) Die Kaiserliche Yacht „Zarewna“, welche den Breitwimpel des Kaisers gehißt hatte, ist heute, Nach⸗ mittags 4 Uhr, begleitet von zwei anderen Kaiserlichen Nachten, aus Peterhof längs Kronstadt in See gegangen. Der Zweck der Reise des Kaisers und der Kaiserin, welche von der Herzogin von Edinburg begleitet sind, ist die Besichtigung der finischen Skären.
Schweden und Norwegen. Christiania, 29. Juni. (W. T. B.) Heute Abend begab sich ein großer, festlich geordneter Zug, in welchem etwa 30 Fahnen getragen wur⸗ den, nach dem Schlosse und dem Storthing. Die Theil⸗ nehmer des Zuges brachten dem König und der Königin, welche auf dem Balkon des Schlosses erschienen, begeisterte Ovationen dar.
Afrika. Egypten. Kairo, 26. Juni. (Allg. Corr.) Der finanzielle Rathgeber der egyptischen Regierung, Edgar Vincent, ist aus Ober⸗Egypten hierher zurück⸗ gekehrt. — Amtlichen Telegrammen aus Wady Halfa zu⸗ folge soll ein Beduine, welcher früher Lieutenant in der Armee Hicks Pascha's war, berichtet haben, daß der Mahdi einen Angriff gegen Chartum unternahm, der indeß mit starkem Verlust für die Rebellen zurückgeschlagen wurde. Wann der Angriff erfolgte, ist nicht bekannt; auch fehlen weitere Einzelnheiten darüber. Major Kitchener wird morgen aus der Wüste in Wady Halfa zurückerwartet. Zebehr Paschas Boten haben Korosko in der Richtung nach Char⸗ tum verlassen, und man glaubt, daß es ihnen glücken werde, dahin zu gelangen. Feindselige Stämme sammeln sich in der Nachbarschaft von Dongola. Der Nil steigt rasch.
Wie der „Daily News“ gemeldet wird, ist in Kairo endlich ein amtlicher Bericht über den Fall von Berber eingegangen. Die Besatzung wurde darnach am 26. Mai in früher Morgenstunde überrumpelt. Nach heißem Kampfe er⸗ gab sich Hussein Khalifa Pascha, und es folgte ein Gemetzel, dem nur wenige entgingen. Die Frauen und Kinder wurden indeß geschont.
Kairo, 27. Juni. (A. C.) Der Mahdi hat Abdelraman Beg Benaga zum Gouverneur von Berber ernannt. Dieser Fanatiker war früher einer der ersten Kaufleute Char⸗ tums und begleitete die Expedition Hicks Paschas gegen El Obeid als Geißel für die treue Haltung der Stadt während der Abwesenheit der Garnison. Der General schenkte ihm leider Vertrauen und wurde von ihm verrathen; Abdelraman stand von Anfang bis zu Ende der unglücklichen Expedition im täglichen Verkehr mit dem Mahdi. 8
Der Gouverneur von Dongola telegraphirt, daß der mächtige Stamm der Kababischen sich für den Mahdi erklärt habe, man schenkt jedoch seinem Bericht keinen Glauben. Man ist hier allgemein überrascht, daß der Gouverneur von Dongola, dessen Treue zweifelhaft ist, mit der Mission be⸗ traut wurde, diesen Stamm für die Regierung zu gewinnen. Die Aufgabe hätte dem Mudir von Assiut übertragen werden sollen, dem es nicht schwer geworden wäre, dieselbe erfolgreich zu lösen. — Erfahrene Leute glauben, daß die Pilger von Chartum, welche vor einigen Tagen in Suakim ankamen und aussagten, auf dem Wege keinen feindlichen Stämmen begegnet zu sein, eine Mission bilden, die der Mahdi an die hervorragendsten Personen in Mekka gesandt hat.
Die Rebellen schaaren sich bei Abu Hamed zusammen. Man glaubt, daß sie nach dem Ramadan⸗Feste vorrücker werden. I“ General Grenfell ist in Cairo angekommen. Er wir
ordnet wurden
Cholera vorgekommen.
am Freitag die Nilreise nach Assuan antreten.
Berichte aus Suakim besagen egyptischen Przeen eine * sst. „Suakim, 27. Juni. (A. C.) Während d etzte Nacht war das feindliche Feuer arce ren 28.“”
Zeitungsstimmen.
8* „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt: Noch immer gehen dem Reichskanzler aus den verschiedensten Theilen Deutschlands Kundgebungen zu, die das hohe Interesse, welches das deutsche Volk an der Dampfersubventions⸗Vorlage nimmt, deut⸗ lich bekunden. Wir lassen “ hier folgen: — 8 11 „Marburg, den 27. Juni 1884.
Die im Saalbau ohne Unterschied der Parteistellung versammel⸗
ten Einwohner Marburgs begrüßen einstimmig mit Freude und Dank⸗ barkeit die auf Förderung der übersceischen Interessen Deutsch⸗ lands gerichteten Bestrebungen der hohen Reichsregierung. Sie er⸗ blicken in der Uebernahme des Schutzes der deutschen Niederlassungen in Angra Pequena, in der Einsprache gegen den Kongovertrag und in der Gesetzvorlage wegen Errichtung und Unterhaltung von Post⸗ dampfschiff⸗Verbindungen mit Ostasien und Australien den werth⸗ vollen Beginn einer Reichspolitik, welche der selbständigen kolonisa⸗
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torischen Kraft des deutschen Volkes ermöglichen wird, sich ohne Auf⸗ gabe des Zusammenhanges mit dem Vaterlande zu bethätigen Sie hoffen von der Vertretung des deutschen Volkes, daß sie die Reichs⸗ regierung in der Verfolgung dieser hohen Ziele kräftig unterstützen und namentlich die für die Dampferlinien geforderten Mittel be⸗ willigen wirrdde. G Im Auftrage der Vorsitzende L. Bücking.“
“ „Leipzig, den 26. Juni 1884.
Der Verein für Handelsgeographie und Förderung deutscher Interessen zu Leipzig hat beschlossen: 1 Der Verein begrüßt die von Ew. Durchlaucht geplante deutsche überseeische Politik mit größter Freude und dem aufrichtigsten Danke und würde eine Ablehnung oder Verschleppung der Subventions⸗ vorlage für eine wesentliche Schädigung der deutschen wirthschaftlichen e und der nationalen Entwickelung des Deutschen Reiches halten.
Der Adresse des Württembergischen Vereins für Handelsgeographie an Ew. Durchlaucht schließt der Verein sich vollständig an.
Der Vorstand. Hasse. Schnoor. Sellin. Glenck. Graf Hohenthal. Mayer.“ 1 „Meerane, den 27. Juni 1884. „Der hiesige Gewerbeverein — Mitgliederahl 375 — spricht hierdurch der hohen Reichsregierung das vollste Einverständniß mit der durch die Dampfersubventions⸗Vorlage dokumentirten nationalen Politik derselben und den ehrerbietigsten Dank für ihre ununter⸗ brochenen Bestrebungen um die Welthandelsstellung des Deutschen Reiches aus. Vorstand des Gewerbevereins zu Meeraͤne i. S.“ „Meerane, den 27. Juni 1884. Derr städtische Verein zu Meerane — 700 Mitglieder — begrüßt die Vorlage, betreffs Subventionirung deutscher überseeischer Post⸗ dampferlinien, mit höchster Freude und fühlt sich gedrungen, für dieses echt nationale Unternehmen, sowie die patriotische Vertretung der Vorlage in der Kommissionssitzung Eurer Durchlaucht innigen Dank ehrerbietigst auszusprechen. Bürgermeister Beutler.
Der Vorstand des städtischen Vereins: Stadtverordneten⸗Vize⸗Vorsteher Dr. Scheitz. Stadtrath Reinhold. Färbereibesitzer Emil Bornemann. Fabrikant Fritz Orzschin jr. M. E. Petzold, Stadtverordneter. Post⸗Direktor Hänel, Stadt⸗
verordneter. Realschuldirektor Bauer. Rechtsanwalt Martini.
Die Handelskammer in Dresden hat folgende Resolution an⸗ genommen und zur Kenntniß des Reichskanzlers zu bringen beschlossen:
„Die Handels⸗ und Gewerbekammer zu Dresden erklärt den über die Subvention deutscher Postdampferlinien vorgelegten Gesetzentwurf als eine durch die nationale Entwickelung Deutschlands bedingte, die wichtigsten deutschen Handels⸗ und Verkehrsinteressen fördernde Maß⸗ regel. Die Kammer erklärt ferner, daß sie die gegen den Gesetzent⸗ wurf erhobenen Einwände wirthschaftlicher Art in keiner Weise an⸗ zuerkennen vermag, und hat demgemäß heute beschlossen, an den Reichs⸗ tag eine Petition auf unverweilte Annahme der Vorlage zu richten. Ew. Durchlaucht spricht die Kammer für das kräftige Vorgehen in dieser Richtung aufrichtigsten Dank aus.“
Der „Deutsche Kolonial⸗Verein“ in Frankfurt und die „Abtheilung Berlin“ desselben Vereins haben an der Fürsten von Bismarck Flachfocscgbe⸗ Schreiben gerichtet:
„Deutscher
Kolonial⸗Verein 8
Euerer Durchlauch
beehre ich mich im Namen des Vorstandes des Deutschen Kolonial⸗
Vereins in der Anlage eine von diesem gesaßte Resolution zu sehr geneigter Kenntniß ganz ergebenst zu überreichen.
Ich gestatte mir, diese Gelegenheit zu benutzen, um der Hoffnung Ausdruck zu geben, daß Euerer Durchlaucht Bemühungen zur Herbei⸗ führung einer der Würde Deutschlands und seiner Macht entsprechen⸗ den Stellung unter den seefahrenden Nationen trotz der bis jetzt noch vielfach entgegenlaufenden Tagesströmungen schließlich von dauerndem Erfolge gekrönt sein mögen.
Der Deutsche Kolonial⸗Verein wird jederzeit Alles aufbieten, um das Verständniß für die weitausschauenden Bestrebungen Ew. Durchlaucht im deutschen Volk zu fördern.
Genehmigen Ew. Durchlaucht die Versicherung meiner größten Ergebenheit, mit welcher ich die Ehre habe zu sein
Euerer Durchlaucht gehorsamst ergebenster Fürst zu Hohenlohe⸗Langenburg, Präsident
des Deutschen Kolonial⸗Vereins. Deutscher Frankfurt a. M., den
Kolonial⸗Verein. 21. Juni 1884.
Resolution.
Der Vorstand des Deutschen Kolonial⸗Vereins ermächtigt seinen Präsidenten, Sr. Durchlaucht dem Herrn Reichskanzler Fürsten von Bismarck den Dank des Deutschen Kolonial⸗Vereins auszusprechen für den der Niederlassung des Herrn Lüderitz, nördlich des Oranje⸗ Flusses, zugesagten Schutz des Reiches.
Der Vorstand des Vereins schöpft aus dieser Zusage die Hoff⸗ nung, daß auch weiteren unter günstigen Verhältnissen stattfindenden Erwerbungen deutscher Staatsbürger der gleiche Schutz und die gleiche Förderung von Seiten des Reiches zu Theil werden und somit ein sicherer Boden für deutsche Kolonialbestrebungen gewonnen wer⸗ den wird.
v“
Frankfurt a. M., den 21. Juni 1884.
Für die Richtigkeit des Auszuges der Geschäftsführer Fhtel. 2. „Kolonial⸗Verein. Abtheilung Berlin. Berlin, den 24. Juni 1884.
(
8 Euere Durchlaucht
wollen dem ehrerbietigst unterzeichneten Vorstande der Abtheilung Berlin des Deutschen Kolonial⸗Vereins gestatten, den ebenso dank⸗ baren, als freudigen Gefühlen Ausdruck zu geben, welche das in öffentlichen Blättern mitgetheilte Vorgehen Euerer Durchlaucht in der Angra Pequena⸗Angelegenheit nicht blos bei den hiesigen Mit⸗
aß die Haltung der
In dem Hrn. Lüderitz gewährten Schutz und in der Abwehr unberechtigter Einmischung fremder Mächte erkennen wir 12— — Wahrung deutschen Interesses ein mächtiges Mittel zur Förderung des nationalen Selbstgefühls und Unternehmungsgeistes bei allen Deutschen im In⸗ und Auslande. Erymw. Durchlaucht haben dadurchkerneueten Anspruch auf die unaus⸗ 118,. — der Nation erworben.
er unterzeichnete Vorstand kann sich nicht versagen, bei di Gelegenheit gleichzeitig Ew. Durchlaucht seinen lese. Bi dieser die zu Gunsten des überseeischen Verkehrs neuerdings ergriffenen Maßregeln und insbesondere für die in Anregung gebrachte Begrün⸗ dung einer Bank für überseeischen Handel auszusprechen.
Derselbe ist der festen Ueberzeugung, daß eine solche Bank ein wesentliches Förderungsmittel des deutschen Ausfuhrhandels werden wird, und giebt sich der Hoffnung bin, daß es Euerer Durchlaucht gelingen werde, die anscheinend sich dem Unternehmen entgegen⸗ stellenden Schwierigkeiten baldigst zu beseitigen. Deutscher Kolonialverein — Abtheilung Berlin — in vollster Ehrerbietung
der stellvertrende Vorsitzende Hammacher.“ 2 r. ; C Von Seiten des Heilbronner Handelsvorstandes ist dem Reichs⸗ kanzler das folgende Telegramm zugegangen:
»Aufrichtigen Dank für Dampfersubvention und Anbahnung der Kolonialpolitik. Wir ersuchen heute unseren Abgeordneten Härle dafür zu stimmen. “ „ Ivn gleichem Sinne hat sich der Ausschuß der Gesellschaft für deutsche Kolonisation ausgesprochen. Die an den Reichs⸗ kanzler gerichtete Zuschrift lautet:
„Cuerer Durchlaucht weitblickender Initiative verdankt das deutsche Volk den zur Zeit dem Reichstage vorliegenden Gesetzentwurf, betreffend die Subventionirung direkter deutscher Dampferlinien nach Ostasien und Australien.
Aus allen Gauen unseres Vaterlandes giebt sich eine immer wachsende Begeisterung über die Thatsache kund, daß unsere Reichs⸗ regierung die lebendige Pflege und Förderung unserer überseeischen Beziehungen klar ins Auge gefaßt hat und kraftvoll bethätigt.
Die Gesellschaft sür deutsche Kolonisation fühlt sich in ihrem patriotischen Gewissen gedrungen, ihren tiefgefühlten Dank für Ew. Durchlaucht nationale That auszusprechen und der bestimmten Hoff⸗ nung Ausdruck zu geben, daß der deutsche Reichstag nicht säumen werde, den vorliegenden Gesetzentwurf noch in dieser Session zur Berathung und Beschlußfassung gelangen zu lassen!“
Reichstags⸗Angelegenheiten.
1 „Die Erklärungen des Staatssekretärs Dr. Stephan in der letzten Verhandlung der Budgetkommission lauteten im Wesentlichen dahin:
Auf die Anfragen des Abg. Bamberger (ob, wie er vernommen habe, die Vorlage mit finanziellen Projekten, Spekulationen in Samoa Aktien ꝛc. in Zusammenhang stehe) antworte ich mit einem kategorischen „Nein“. Daß ein solcher Zusammenhang nicht möglich ist, geht, abgesehen von der über jede derartige Vermuthung erhabenen Stellung der verbündeten Regierungen, schon aus der historischen Thatsache hervor, daß der Plan der Begründung überseeischer Post⸗ dampferlinien bereits im Jahre 1874, und zwar, wie ich persönlich versichern kann, am Lendemain der Geburt des Weltpostvereins zu Bern entstanden ist und so zu sagen entstehen mußte, weil gerade bei den Verhandlungen des Weltpostvertrages die Schwierigkeiten und Abhängigkeiten deutlich hervortraten, in welchen sich Deutsch⸗ land des Mangels an solchen Verbindungen den an⸗ deren Großmächten gegenüber befand. Daß nicht soforf an die Ausführung gegangen wurde, lag einfach daran, daß im Innern des eben erst durch die Verschmelzung einer großen Zahl von Einzel⸗Postgebieten entstandenen Reichs⸗Postwesens noch große Or⸗ ganisationsaufgaben zu erfüllen waren, welche sehr bedeutende Mittel in Anspruch nahmen, so z. B. die Ausbreitung der Post⸗ und C1161“ über das ganze Reich, durchgreifende Reformen des Land⸗Postwesens in allen Provinzen, Erhöhung der Beamtengehälter, Wohnungsgeldzuschüsse, Herstellung unterirdischer und überseeischer Telegraphenanlagen ꝛc. Nachdem der Ueberschuß der Postverwal⸗ tung von 6 Millionen Mark im Jahre 1875 auf mehr als 21 Mil⸗ lionen Mark im letzten Jahre gestiegen war, woran der Aufschwung des vaterländischen Erwerbslebens in Folge der neuen Wirthschafts⸗ politik wesentlichen Antheil hatte, konnte an die Verwirklichung des überseeischen Plans herangetreten werden. Es wurde diese Vorlage im Reichs⸗Postamt bearbeitet und Mitte August 1883 eine Denkschrift an den Herrn Reichskanzler nach Kissingen abgesandt. Es kommt in der⸗ selben auch nichteinmal das Wort,Samoa“ vor, und was den⸗ Zusammenhang mit Neu⸗Guinea betrifft, so würde dem Hrn. Abg. Dr. Bamberger ein Blick auf die Karte klarlegen, daß Neu⸗Guinea über mehr als 300 deutsche Meilen von dem Endpunkte unserer Dampferlinie entfernt liegt. Bereits binnen wenigen Tagen ging von Gastein die Genehmigung des Herrn Reichskanzlers zur weiteren Verfolgung der Angelegenheit ein. Demnächst haben, wie ich dem Hrn. Abg. Richter ausdrücklich erwidere, sogleich Verhandlungen zwischen den einzel⸗ nen Ressorts, und zwar der Marine, dem Auswärtigen Amt, dem Reichs⸗ Schatzamt, dem Reichsamt des Innern und dem Reichs⸗Postamt stattgefunden, bei welchen auch eine genaue Prüfung der finan⸗ ziellen Frage erfolgt ist, über deren angeblich nicht genügende Be⸗ rücksichtigung einzelne Herren Abgeordnete Ausstellungen zu erheben beliebt haben. Nachdem der Schriftwechsel zwischen den einzelnen Ressorts beendigt war, haben unter den Kommissarien derselben mündliche Berathungen stattgefunden. Es ist von denselben sodann eine Subkommission gebildet worden, welche sich nach Hamburg und Bremen begeben hat, um durch Einziehung von Erkundigungen bei sachverständigen Rhedern eine sichere Unterlage für die Ausführung der Vorlage zu erhalten. Die Sache ist mit dem größten Eifer Seitens aller Ressoris behandelt worden, so daß der definitive Bericht an den Herrn Reichskanzler in der zweiten Hälfte März er⸗ stattet und von demselben am 23. März d. J. bei Sr. Majestät die Genehmigung zur Einbringung einer Gesetzesvorlage nachgesucht werden konnte. Wie Ihnen der Hr. Staats⸗Minister von Boetticher bereits im Plenum mitgetheilt hat, ist die Ermächtigung Sr. Majestät in kürzester Frist erfolgt, und der Entwurf demnächst an den Bundesrath gelangt, von welchem er zunächst an die Ausschüsse für Finanzen, für Eisenbahnen, Posten und Telegraphen und für Handel und Gewerbe überwiesen worden ist. In diesen Ausschüssen ist die Vorlage ebenfalls ohne allen Verzug eingehend behandelt worden; sie hat da⸗ selbst nicht mehr Zeit gebraucht, als zur Einholung von Instruk⸗ tionen Seitens der Vertreter der Bundesregierungen nothwendig war Der Herr Reichskanzler hat im Plenum bereits ausgeführt, welcher erhebliche Unterschied in dieser Beziehung zwischen den Ver⸗ handlungen des Reichstags und des Bundescaths besteht. Der Gesetz⸗ entwurf konnte nach Berathung im Bundesrath dem Reichstag am 23. Mai vorgelegt werden. Der Reichstag hat somit zur Be⸗ rathung desselben fast ein Drittel der Zeit gehabt, wie alle übrigen Instanzen zusammen.
Auf die Frage des Hrn. Abg. Dr. Windthorst, ob mit bestimmten Gesellschaften über die zu vergebenden Leistungen bereits Verhandlungen gepflogen oder bestimmte Gesellschaften in Aussicht genommen seien, kann ich ebenfalls mit einem kurzen und bestimmten „Nein“ antworten. Der Herr Abgeordnete scheint die Vorlage nicht genau gelesen zu haben, da in der⸗ selben ausdrücklich hervorgehoben ist, daß die Vergebung der Leistungen im Wege des öffentlichen Anbietungsverfahrens erfolgen soll. Die Uebertragung wird an Diejenigen stattfinden, welche bei größter Garantie für die Erfüllung der Bedingungen die wohlfeilsten Preise stellen. Es wird hierbei, wie auch der Herr Reichskanzler bereits hervorgehoben hat, auf Berücksichtigung der bereits bestehenden Ge⸗ sellschaften thunlichfst Bedacht gevommen werden, da die Vermuthung
gliedern des Deutschen Kolonial⸗Vereins, sondern auch in den weite⸗ ☛ 4 „ 8 4¼ sten Schichten der Bevölkerung hervorgerufen hat.
“ “ 1““ “ 1u6 Uebrigens nehme ich mit Besriedigung Akt von der ausdrück⸗ lichen Erklärung des Hrn. Abg. Dr. Windhorst, daß er die Kolonialpolitik des Herrn Reichskanzlers in dem Sinne, wie derselbe sie im Plenum und in der Budget⸗ kommission entwickelt hat, acceptire.
Mit Bezug auf die Aeußerung des Grafen Ballestrem, daß die Regierung die Bewilligung der Vorlage als Bertrauenssache be⸗
möchte ich hervorheben, daß es sich in diesem Sinne gar nicht um eine Vertrauenssache handelt, und daß ich nur mein lebhaftestes Bedauern darüber ausdrücken kann, wenn eine so große nationale
wirthschaftlichen Verhältnise nicht minder für das Ansehen und die Stellung Deutschlands von eminenter Wichtigkeit ist, unter solchen Gesichtspunkten behandelt wird.
meintlichen Enthüllungen eines der Herren Vorredner beobachtet wurde ist doch gar zu durchsichtig! Nachdem die freisinnige Partei mit allen Einwänden zurückgewiesen und aus allen Positionen siegreich herausgeschlagen worden ist, und nachdem die von anderer Seite ge⸗ hegten augenscheinlichen Verschleppungsbestrebungen an ihr Ende gelangt sind, versucht man jetzt, um in der öffentlichen Meinung die Vorlage zu diskreditiren, ihr die garstige Schlappe einer „faulen Gründung“ — ich acceptire diesen von dem Abgeordneten Richter soeben gebrauchten Ausdruck anzuhängen! Das ist mindestens nicht schön, noch viel weniger aber klug von Ihnen, und wird Ihnen vor dem Lande noch mehr zum Schaden gereichen, als Sie dies bei dieser Ange⸗ legenheit ohnehin schon besorgt haben.
Statistische Nachrichten.
„ Das neulich angezeigte 2. Vierteljahrsheft (Heft 4 bis 6) 34. Jahrgangs 1884 der „Zeitschrift für Bauwesen“ (herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten; Verlag der Gropiusschen Buch⸗ und Kunsthandlung (Ernst u. Korn)] hierselbst) bringt die XIII. Fortsetzung der Statistischen Nachweisungen, betreffend die in den Jahren 1871 bis einschließlich 1880 vollendeten und ab⸗ gerechneten preußischen Staatsbauten (im Auftrage des Ministers der öffentlichen Arbeiten aufgestellt von dem Geheimen Baurath Endell und dem Regierungs⸗Baumeister Frommann). Der jetzt veröffentlichte neue Abschnitt enthält eine Uebersicht der Gefängnisse und Strafanstalten. Der Statistik sind wieder zahlreiche Grundrisse mit den Legenden beigegeben. Voran steht Berlin mit 54 Bauten, welche einen Aufwand von 6,287 007 ℳ erfordert haben (darunter hauptsächlich die großartige Anstalt zu Plötzensee mit ihren Einzelbauten, wie dem Verwaltungs⸗
Wirthschaftsgebäuden ꝛc. ꝛc)). Dann folgt der Regierungsbezirk Schleswig⸗Holstein mit 30 Bauten, welche einen Aufwand von 3 895 470 ℳ beanspruchten (darunter die Strafanstalt zu Rendsburg); der Regierungsbezirk Aäachen mit 11 Bauten und einem Aufwande von 831 333 ℳ (darunter die Strafanstalt zu Aachen); der Regie⸗ rungsbezirk Posen mit 10 Bauten, auf welche 921 250 ℳ verwandt wurden (darunter das Strafgefängniß bei dem Landgericht zu Posen); der Regierungsbezirk Gumbinnen mit 8 Bauten, welche 326 283 ℳ kosteten; der Regierurgsbezirk Stettin mit 7 Bauten und einem Erforderniß von 539 521 ℳ; der Regierungs⸗ bezirk Potsdam mit 6 Bauten, welche mit 421 826 ℳ ver⸗ zeichnet sind, und der Regierungsbezirk Düsseldorf ebenfalls mit 6 Bauten und einem Aufwande von 431 375 ℳ Die anderen Regierungsbezirke bezw. Landdrosteien haben für Gefängniß⸗ bauten den Staatssäckel in dem Jahrzehnt 1871/80 im Ganzen weniger in Anspruch genommen, denn es kamen auf Marienwerder, Frank⸗ 1 Bromberg, Liegnitz. Magdeburg, Osnabrück, Arnsberg Trier je 3, auf Königsberg. Cöslin, Oppeln, Merseburg, Lüneburg, Cassel je 2, auf Danzig, Stade, Aurich, Münster, Minden, Sig⸗ maringen nur je 1 Bau. — Die Gesammtzahl der Bauten der an⸗ gegebenen Kategorie betrug in dem Dezennium 176 und die Aus⸗ gaben für dieselben bezifferten sich auf 18 455 633 ℳ gege 20 034 550 ℳ nach dem Voranschlage.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die soeben erschienene Nr. 6 (32. Jahrgangs 1884) des „Correspondenzblatts des Gesammtvereins der Deut⸗ schen Geschichts⸗ und Alterthumsvereine“ (herausgegeben von dem Verwaltun sschuß des Gesammtvereins in Frankfurt a./M. unter Redaktion von Ernst Wörner in Darmstadt; Kom⸗ missionsverlag der Hofbuchhandlung von A. Klingelhöffer in Darm⸗ stadt; jährlich 12 Nummern, Ab⸗Pr. 5 ℳ) bringt interessante Mittheilungen von Dr Lotz über die römischen Funde, die man auf dem sogenannten Kuhhornshof, jenem einstigen schönen Patcizierbofe vor den Thoren von Frankfurt a./M. gemacht hat. Dann setzt Friedrich Ritsert auch in dieser Nummer noch seine Geschichte der Herren und Grafen von Heusenstamm fort. Unt Rubrik „Literarisches“ bespricht Oberst von Cohausen das von Ernst Wör ner, dem Redacteur der Zeitschrift, in Gemeinschaft mit Mar Heckmann verfaßte, bei Franz Frey in Mainz erschienene Werk: „Orts⸗ und Landesbefestigurgen des Mittelalters, mit Rücksicht auf Hessen und die benachbarten Gebiete. Am Schluß, unter den Notizen über Funde, Restaurationsarbeiten ꝛc. giebt E. Wörner eine Beschreibung des alten Wallbrunnschen Schlosses bei Ernsthofen im Odenwalde, nach welchem der Historische Verein für das Großherzogthum Hessen am 17. Mai d. J. seinen ersten Sommerausflug unternommen hat. Endlich wird dann noch über interessante Funde berichtet, welche dem Antiquarischen Museum der Gesellschaft für pommerische Geschichte und Alterthumskunde in Stettin zugewiesen worden sind, und das Protokoll der Monatsversammlung vom 2. Mai des Historischen Vereins von Oberbayern mitgetheilt.
Gewerbe und Handel. Nachdem schon im Dezember 1882 durch eine Verordnung des russischen Finanz⸗Ministers den Zollämtern zu Michalowez, Moskau und St. Petersburg die Erlaubniß zur Annahme der Deutschen Reichsbanknoten bei Zahlung von Zoll⸗ gebühren ertheilt worden war, sind hiezu jetzt auch die nachdezeich⸗ neten russischen Zollämter ermächtigt worden: Alexandrowo, Nowomesty, Grajewo, Slupe, Sosnowice, Warschau, Wirballen, Neschawa, Mlawa, Philippowo, Jurburg, . Michalowece, Szezypiorno, Dobrzin, Tauroggen, Moskau, Granica, St. Petersburg, Hafe Gorschdowo, zollamt, Kretingen. Radziwilow. Nürnberg, 28. Juni. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Am Markte herrschte in der ersten Hälfte dieser Woche reger Verkehr, seit Donnerstag ist das Ge schäft jedoch wieder ganz still. Verkauft wurden während der letzten Tage ca. 200 Ballen, und die Zufuhr repräsentirt ungesähr die gleiche Ziffer. — Preise sind einige Mark höher als in der Vorwoche: man bezahlte Prima Waare mit 190 — 198 ℳ, gute Originalmittel⸗Hopfen mit 180 — 187 ℳ und ge⸗ packte je nach Qualität mit 170 — 185 ℳ Aloster brachten 115, 120 und 135 ℳ, Russen 90 — 115 ℳ und Amerikaner 115 — 130 ℳ — Stimmung ist ruhig fest. Glasgow, 28. Juni. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Styores belaufen sich auf 589 100 Tons, gegen 584 600 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen
dafür spricht, daß sie die meisten Garantien für guten Betrieb bieten können.
Hochöfen 95 gegen 113 im vorigen
Die Taktik der Freisinnigen, welche heute mit den ver⸗
zeichnet habe, und daß dies ein Grund mehr für ihn wäre, gegen die Vorlage zu stimmen, da er dieser Regierung, welche den Kultur⸗- kampf heraufbeschworen habe, kein Vertrauen entgegenbringen könne,
Sache, welche für die gesammte Industrie und unsere
gebäude nebst Kirche, den Gefängnißhäusern, dem Krankenhause, den