1 versammelten Volksmenge mit enthusiastischen Kundgebun⸗
gen begrüßt. Nach kurzem Aufenthalt wurde sodann mittels Erxtrazuges die Reise nach Rosenheim fortgesetzt.
Bald nach 6 ¼ Uhr passirten Se. Majestät den äußeren Bahnhof von München, wo Maschinenwechsel stattfand und der Gesandte Graf von Werthern⸗Beichlingen sowie der Militär⸗ attaché Oberst⸗Lieutenant von Panwitz sich zur Begrüßung eingefunden hatten. Dieselben gaben dem Kaiser bis Rosenheim das Geleit. Dort kamen Se. Majestät Abends
71 ½ Uhr an und nahmen im Marienbad Absteigequartier.
Heute Vormittag 9 Uhr haben Se. Majestät im besten
Wohlsein die Reise über Lend nach Gastein fortgesetzt.
— Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm von Preußen ist am Montag, den 14. d. Mts., von einem Prinzen glücklich entbunden worden. 8
Für diejenigen Personen, welche Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm aus Anlaß dieses Er⸗ eignisses ihre Glückwünsche darzubringen wünschen, liegen im Khöhniglichen Schloß zu Berlin, JI. Archiv⸗Wohnung, sowie im Königlichen Stadtschloß zu Potsdam Meldebogen aus.
— Das heute ausgegebene Bulletin über das Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Wilhelm lautet:
Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm haben in der vergangenen Nacht mit Unterbrechung geschlafen und befinden Sich ebenso wie der neugeborene Prinz recht wohl.
Marmorpalais, den 15. Juli 1884, 8 Uhr Morgens.
Schröder. Ebmeier.
1“
— Das unbefugte Eindringen in eine Wohnung behufs Ausführung eines Diebstahls enthält nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafs., vom 1. Mai d. J., einen Haus⸗ friedensbruch.
— S. M. S. „Freya“, 8 Geschütze, Kommandant Korv.⸗ Kapt. Schulze, ist am 26. Juni cr. in Halifax eingetroffen.
Waldeck. Wildungen, 15. Juli. (W. T. B.) Die Eisenbahn von Wabern nach Wildungen ist heute an der Landesgrenze von dem Fürsten von Waldeck in Gegenwart des Ober⸗Präsidenten Grafen zu Eulenburg und zahlreicher anwesender Gäste eröffnet worden.
Reuß ä. L. Greiz, 13. Juli. (Lpz. Ztg.) Die regierende Fürstin wurde heute Nachmittag 2 Uhr von einer Prinzessin glücklich entbunden
Oesterreich⸗Ungarn. Brünn, 11. Juli. (Prag. Ztg.) Dem Landtage wurden heute von dem Landesausschuß der Voranschlag des Landesfonds und des Grund⸗ entlastungsfonds vorgelegt. Das Erforderniß des Landes⸗ fonds erscheint mit 3 212 229 Fl., die eigene Bedeckung mit 514 502 Fl. und der im Wege von Umlagen zu deckende Ab⸗ gang mit 2 697 727 Fl. beziffert. Der Grundentlastungsfonds weist ein Erforderniß von 1 742 912 Fl. und einen un⸗ bedeckten Abgang von 748 000 Fl. aus. Zur Bedeckung beider Fonds schlägt der Landesausschuß vor, auf Basis der für das Jahr 1885 vorgeschriebenen Staatssteuer von 10 686 463 Fl. für 1885, und zwar bezüglich des Landesfonds eine Umlage von 25 und bezüglich des Grundentlastungs⸗ fonds eine Umlage von 7 Proz., zusammen also eine Umlage von 32 Proz. zu beschließen. Im laufenden Jahre betrugen diese Umlagen bezüglich des Landesfonds 24, bezüglich des Grundentlastungsfonds 7, zusammen also 31 Proz.
Schweiz. Bern, 14. Juli. (W. T. B.) Der Geheime Regierungs⸗Rath Professor Dr. Koch ist, einer Einladung des Bundesraths folgend, gestern hier eingetroffen. Heute kon⸗ ferirte derselbe mit der Cholera⸗Kommission.
St. Gallen, 14. Juli. (W. T. B.) Der Altnational⸗ rath Hungerbühler, welcher vom Jahre 1830 bis zum Jahre 1875 unter den Staatsmännern der Schweiz eine her⸗ vorragende Stellung einnahm, ist heute hier gestorben.
Belgien. Brüssel, 12. Juli. (Wes.⸗Ztg.) Nachdem der König die von dem Ministerium beantragte Auf⸗ lösung aller Kommunalräthe des Landes als über das Maß hinausgehend auf das Entschiedenste abgelehnt, hat das Ministerium von der Ausführung dieser Maßregel Ab⸗ stand nehmen müssen. Es findet daher erst im Oktober die gesetzliche Erneuerung der Hälfte der Kommunalräthe statt.
Der Justiz⸗Minister Woeste hatte von dem Pro⸗ vinzialrath von Brabant die Uebernahme der Unter⸗ haltung des erzbischöflichen Palastes in Mecheln und die Wiederherstellung der Kirche von St. Rombaut auf Provinzialkosten gefordert. Beide Anträge sind jedoch mit großer Majorität abgelehnt worden.
Großbritannien und Irland. London, 12. Juli. (Allg. Corr.) Wenn nicht alle Anzeichen trügen, so dürfte der drohende Konflikt zwischen dem Oberhause und der Regierung rechtzeitig abgewendet werden. Es scheint in der That Aussicht darauf vorhanden zu sein, daß die Vorlage zur Ausdehnung des Stimmrechts vermöge eines zwischen den Führern der Opposition im Oberhause und der Re⸗ gierung zu schließenden Kompromisses noch in diesem Monat Gesetzeskraft erhalten dürfte. Die Wahlreform⸗Bill ist, ob⸗
wohl ihre zweite Lesung vom Oberhause abgelehnt worden, nicht todt, und kann mittelst eines Beschlusses der Pairskammer wieder
vor das Forum des Hauses behufs weiterer Erwägung ge⸗ bracht werden. Es sind auch bereits die nöthigen Schritte in
dieser Richtung geschehen. Lord Wemyß wird in der Dienstagssitzung des Oberhauses einen Antrag stellen, welcher geeignet ist, dem von der Regierung angestrebten Kompromiß den Weg zu ebnen. Dieser Antrag lautet: „Das Haus, nach⸗ dem es jetzt in Besitz voller Kenntniß von allem dem ist, was sich mit Bezug auf die Wahlreform⸗Bill, die im Prinzip von diesem Hause bereits angenommen worden, zugetragen hat, ist der Meinung, daß die Erwägung derselben, behufs ihrer Annahme in der gegenwärtigen Session, fortgesetzt werden sollte; das Haus ist ferner der Meinung, daß der Königin eine Adresse überreicht werden sollte, worin Ihre Majestät ersuüucht wird, das Parlament im Oktober einzuberufen zu dem Zweck, die Bill für die Neueintheilung der Wahlkreise zu erwägen, welche zu erledigen, sobald die Wahlreformbill die Königliche Genehmigung erhalten, Ihrer Majestät Minister versprochen haben.“ Die Annahme dieses Antrages würde die drohende Kollision zwischen den beiden Häusern des Parlaments abwenden. —
ollte der Kompromiß an der Unnachgiebigkeit der konser⸗ vativen Pairs scheitern, so dürfte in allen Theilen des Landes eine leidenschaftliche Agitation gegen das Oberhaus ins Werk gesetzt werden, die möglicherweise der Regierung, welche Mäßigung in der Frage empfiehlt, über den Kopf wachsen, könnte. Bei dem gestrigen Festmahl des „Achtziger Clubs“ sagte der Premier Gladstone mit Bezug auf die politische Krisis: „Es ist die Pflicht der Minister der Krone alles Mög⸗ liche zu thun, um jeden politischen Konflikt zu mäßigen. Wir werden uns demnach bestreben, ein besonnenes Temperament in den Diskussionen, die aus der jüngsten Krisis entstehen können, zu bewahren. Wir können es nicht vermeiden, zu sagen, was wir von der unglücklichen Handlung, die be⸗ gangen wurde, denken; aber wir, die wir durch besondere Ein⸗ schränkungen gebunden sind, werden uns sicherlich bestreben, die Anregung jeder anderweitigen Frage für einen organischen Wechsel zu vermeiden, bis und Falls nicht — was Gott ver⸗ hüte — die Erfahrung schließlich lehren sollte, daß eine harte und unwiderstehliche Nothwendigkeit zu deren Anregung zwingt.“ b
— 14. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses zeigte Lord Wemyß an, daß er den bereits gemeldeten Antrag, betreffend die Fort⸗ setzung der Berathung der Wahlreformbill, am nächsten Donnerstag einbringen werde. Lord Salisbury protestirte dagegen und sprach die Ansicht aus, daß das Oberhaus den Antrag des Lord Wemyß nicht eher an⸗ nehmen könne, als bis der Beschluß, nicht in die zweite Be⸗ rathung der Wahlreformbill einzutreten, aufgehoben sei. Der Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Granville, erklärte: die Regierung sei bereit, den Antrag von Lord Wemyß zu unter⸗ stützen und im November eine Bill über die Neueintheilung der Wahlbezirke vorzulegen, wenn die Reformbill noch in der gegenwärtigen Session erledigt worden sei.
Im Unterhause erklärte der Präsident des Local Go⸗ vernment Board Dilke, daß weder in London noch irgend⸗ wo sonst in England ein Fall der asiatischen Cholera vor⸗ gekommen sei.
Brisbane (Australien), 10. Juli. (A. C.) Das Parlament von Queensland wurde heute von dem Gouverneur, Sir Anthony Musgrave, eröffnet, der in seiner bei dieser Gelegenheit gehaltenen Rede u. A. ankündigte, daß die Reichsregierung dringend ersucht worden sei, ihren Protest gegen die Deportation französischer Ver⸗ brecher nach den Inseln des Stillen Oceans zu er⸗ neuern. Mittlerweile würde eine Vorlage eingebracht werden, welche die Landung von Verbrechern an den Gestaden von Queensland wirksam zu verhindern bestimmt sei.
Frankreich. Paris, 13. Juli. (Fr. Corr.) Der Handels⸗Minister hat an den Sekretär der medici⸗ nischen Akademie ein Schreiben mit der Bitte gerichtet: die gelehrte Gesellschaft möchte, um Zweifeln und Irrungen Einzelner wie der Behörden ein Ende zu machen, in ihrer Sitzung vom 15. Juli genau die Vorsichtsmaßregeln aufstellen, welche sie als geeignet erachte, dem Umsichgreifen der Epidemie zu steuern.
Morgen werden die Schülerbataillone, 8000 Knaben, in der Frühe vor dem Stadthause aufziehen. Dieses Er⸗ eigniß giebt demt „Temps“ Veranlassung, über den Werth dieser Einrichtung sich zu äußern, [da dieselbe ja nicht blos eine Unterhaltung für die Jugend, sondern eine Vorbildung für den Kriegsdienst sein soll. Im vorigen Jahre beschloß, dem Blatt zufolge, der Gemeinderath, 24 Bateaillone in Halbbrigaden zu drei Bataillonen, jedes Bataillon 700 Knaben von zehn Jahren und darüber stark, zu bilden. Die Rahmen dieser Bataillone bestehen aus einem Kommandanten, der 1800 Fr. jährlich erhält, aus einem Lehrmeister (officier de détail) mit 1200 Fr., vier Compagnie⸗ führern, vier Trommlern und Pfeifern, deren Gehalt 300 Fr. nicht übersteigt. Die Gesammtkosten belaufen sich auf 106 000 Fr. per Jahr. Das ist aber nicht Alles. Jedes der 20 000 Kinder, welche die Sollstärke der Bataillone ausmachen, ist mit Gewehr und Bajonet bewaffnet, welche 35 Fr. kosten, und außerdem hat sich die Stadt verpflichtet, auch die Kleidung für die Unbemittelten anzu⸗ schaffen. Dadurch werden die Kosten ziemlich bedeutend. Der „Temps“ glaubt, daß bei diefen militärischen Uebungen der Kinder wenig herauskommen werde; das Compagnie⸗Exerziren langweile, Felddienst könne nicht vorgenommen werden, und den eigentlichen Zweck des Exerzirens würden die Kinder nicht gewahr. Einige Stunden Turnen würden nach der Meinung des „Temps“ in jeder Hinsicht, auch für den künf⸗ tigen Kriegsdienst, mehr nützen.
— 13. Juli. (Köln. Ztg.) Clémenceau, der mit 31 gegen 30 Stimmen zum Vorsitzenden der äußersten Linken gewählt worden ist, hat die Wahl angenommen. Die Minder⸗ heit, welche von Barodet geführt wurde, war unzufrieden mit Cléemenceau, weil er in seiner Rede über die Verfas⸗ sungsrevision zugestanden hatte, daß der Kongreß konsti⸗ tuirende Befugniß besitzen soll. Man spricht von einer Tren⸗ nung innerhalb der äußersten Linken. — Da der „Figaro“ sich in einem Artikel gegen die Schulbataillone ausge⸗ sprochen hatte, versammelten sich gestern Abend etwa 150 Schüler vor seinem Redaktionsgebäude, um ihm eine Katzen⸗ musik zu bringen. Die Kundgebung nahm aber keine größere Ausdehnung an, da sich keine Erwachsenen betheiligten. — Das Nationalfest -.g h schon heute. Seit dem Morgen durchziehen mehrere Gesellschaften mit Muskbanden die Straßen, und viele Häuser sind festlich geschmückt. Bis jetzt macht der Häuserschmuck aber nicht den prächtigen Eindruck wie in früheren Jahren. Der Mangel an Begeisterung erklärt sich durch die Furcht vor der Cholera und auch durch die furchtbare Hitze, die heute 36 Grad Celsius erreicht. Die 211' Gebäude tragen auch dieses Jahr den herkömmlichen Schmuck. 1
Das Transportschiff „Shamrock“ sollte am 1. Juli von Toulon absegeln und 600 Mann Marine⸗Infan⸗ terie nach Cochinchina und Tongking bringen. 8. des Ausbruchs der Cholera mußten jedoch andere Maßregeln ergriffen werden. Wie die „Ag. Havas“ meldet, hat der Marine⸗Minister andere Schiffe bestimmt, welche ver⸗ muthlich zu Ende Juli oder in den ersten Tagen des August von Brest absegeln werden. Diese Schife werden ungefähr 1800 Mann aufnehmen, die dem General Millot gestatten sollen, die Lücken seines Corps auszufüllen und den durch das Klima sehr mitgenommenen Theil seiner Mannschaft nach Frankreich zurückzuschicken.
— 14. Juli. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet: Die heutige Feier des Nationalfestes verlief in derselben Weise wie in den vorhergehenden Jahren.
Den am Vormittag stattgehabten Truppenrevüen und der
Revue der Schülerbataillone auf dem Platz vor dem Stadthause wohnte eine zahlreiche Volksmenge bei. Vor dem Hotel Continental wurde die Feier gegen Mittag durch einen Zwischenfall gestört: Mehrere Schüler eines Colléges ge⸗ wahrten eine deuts he Fahne und forderten durch Rufen und Schreien zum Zurückziehen derselben auf. Gamins, welche hinzukamen, zerrissen die Fahne und schlugen mehrere Fenster⸗ scheiben an der Eingangsthüre zum Hotel in der Rue Casti⸗ glione ein. Die Polizei zerstreute die Ruhestörer.
— 15. Juli. (W. T. B.) Die Morgenzeitungen sprechen sich mißbilligend über den gestrigen Vorfall aus. Der „Figaro“ sagt: weder die Bevölkerung von Paris, noch die Regierung sei für derartige Vorfälle verant⸗ wortlich; es seien keine Patrioten, die sich solche Handlungen zu Schulden kommen ließen, sondern Schwachköpfe oder Agents provocateurs.
— 15. Juli, Mittags. (W. T. B.) Seit gestern Abend sind in Marseille 35 und in Toulon 13 Cholera⸗ Todesfälle vorgekommen.
— In Marseille sind am 13. d. M. 62 Cholera⸗ Todesfälle vorgekommen.
Toulon, 14. Juli, früh. (W. T. B.) Von gestern Abend bis heute früh starben 11 Personen an der Cholera.
Marseille, 14. Juli, früh. (W. T. B.) Die Zahl der von gestern Abend bis heute früh an der Cholera Ge⸗ storbenen beträgt 32.
— 14. Juli, Abends. (W. T. B.) Seit heute früh sind hier 29 Personen an der Cholera gestorben.
Spanien. Madrid, 14. Juli. (W. T. B.) Die Zeitungsmeldungen, daß Italien wegen der von dem Minister Pidal in der Deputirtenkammer gehalte⸗ nen Rede, unter Androhung des Abbruchs der diplomati⸗ schen Beziehungen, offiziell reklamirt habe, werden in Regierungskreisen für unbegründet erklärt; die Rede Pidals, welche weder für Italien, noch für das italienische Königshaus irgend etwas Verletzendes enthält, ist der e; Regierung dem ganzen Wortlaut nach mitgetheilt worden.
Der König hat sich mit dem Minister des Aus⸗ wärtigen Elduayen nach Granja begeben, reist dann zur Brunnenkur nach Betelu in Navarra und wird im August der Einweihung der neuen Eisenbahn in Asturien beiwohnen. — Der Minister-Präsident Canovas del Castillo gebraucht eine Badekur in Mondariz in Galizien. — Der Shluß der Sitzungen der Cortes erfolgt in der nächsten Woche.
— 15. Juli. (W. T. B.) Zwischen dem spanischen Gesandten und dem Minister des Auswärtigen, Elduayen, haben sehr freundschaftliche Erklärungen bezüglich der Rede des Ministers Pidal stattgefunden. Der Zwischenfall ist damit erledigt.
Bulgarien. Sofia, 14. Juli. (W. T. B.) Das neue Kabinet ist konstituirt und, wie folgt, zusammengesetzt: Karaveloff, Präsident und Finanzen, Ezanoff Auswärtiges, Laveikoff Inneres, Radoslavoff Justiz, Caroleff Unterricht. Zum Präsidenten der Kammer wurde Stanbuloff ernannt.
Afrika. Egypten. Cairo, 11. Juli. (Allg. Corr.) Das „Reutersche Bureau“ berichtet: Ein heut Nachmittag hier eingegangenes Telegramm von dem Obersten Taylor in Assuan meldet, daß der Mudir von Dongola als Emir des Mahdi proklamirt worden sei und erklärt habe: er wolle auf Wady Halfa marschiren. Er habe sämmtliche Christen in Dongola gezwungen, den mohamedanischen Glauben anzunehmen. Diese Nachricht erhielt ein Kaufmann in Assuan von einem Bruder in Dongola.
Der Korrespondent der „Times“ in Alexandria meldet: Der Gouverneur von Massauah, Mason Bey, ist in Kairo angekommen. Die Bedingungen des mit Abyssinien geschlossenen Vertrages umfassen den freien Waarentransit durch Massauah und die Abtretung von Zoghos gegen den Entsatz von Kassala, Gelahat, Gedari und Girah. König Johann mit einer Armee von 10 000 Mann und eine andere Armee von 30 000 Mann unter Ras Macail und Ras Alula mit weiteren 10 000 Mann sollten jetzt in Kassala sein. Ehe Mason Bey⸗ Massauah verließ, hieß es, daß die Garnison von Kassala die Rebellen besiegt habe, worauf letztere die Belagerung auf⸗ gehoben hätten und abgezogen seien, um ihre Felder zu be⸗ stellen. Eine lange Karawane war in Massauah von Kassala angekommen, welche berichtete, daß dort alles ruhig sei und kein Wechsel eingetreten sei.
Wie die „St. James Gazette“ erfährt, erhielt die Regierung die Meldung, daß Osman Digma von Asis, einem etwa 60 Meilen südlich von Suakim gelegenen Hafen des Rothen Meeres Besitz ergrifsen habe.
Zeitungsstimmen.
Am 13. d. M. wurde in Elberfeld unter sehr zahlreicher Betheiligung der nationalliberale Parteitag für die Rhein⸗ lande abgehalten. Der einleitenden Rede des Professors Enneccerus entnehmen wir nach der „Elberfelder Zoi⸗ tung“ folgende Stelle:
Als die Heidelberger Erklärung und das Berliner Programm. festgestellt wurden, war die Kolonialfrage noch nicht in dem Sta⸗ dium, um die Erklärung einer Partei zu erfordern, und doch glaube ich nach dem Auftreten unserer Freunde im Reichstage und nach den vielfachen Erklärungen nationalliberaler Versammlungen im Lande mit völliger Sicherheit behaupten zu können, die nationalliberale Partei stimme mit
das Streben nach Kolonien geschaffen. Es ist aus dem Volke hervor⸗ egangen. Sie, meine Herren, im Rheinland, hier in Elberfeld, Feten die Ehre, den Mann den Ihrigen zu nennen,
den Gedanken an deutsche Kolonien auf den hoben und am allerlebhaftesten und erfolgreichsten vertreten hat. Ich meine Herrn Dr. Fabri. (Bravo) Seit langer Zeit, in verstärktem Maße aber in unserm Jahrhundert übte in üͤberseeischen Laͤndern deutsche Kolonisationskraft eine großartige und erfolgreiche Thätigkeit. Nicht nur wir, auch das Ausland weiß es
und noch neuerdings hat es die „Times“ hervorgehoben, das deutsche
Volk ist nächst dem englischen das größte kolonisirende Volk der Erde. Aber alle diese jährlich hunderttausende von Auswanderern gingen der deutschen Nation verloren. Meist schon in der zweiten Generation ver⸗ lernten sie die deutsche Sprache, vergaßen sie den Zusammenhang mit dem Vaterlande. Ihre Kraft, ihr Erwerb kam andern Völkern zu Gute. Und wenn nun die neugeeinte deutsche Nation diesen enormen Verlust an Volkskraft und Wohlstand doppelt schwer empfindet, wenn sie den Ruf nach deutschen Kolonien erhebt, dann wagt ein
und der am 23. —. 1 1 unserer Parteigenossen schließt sich die Versammlung der Berliner Resolution vom 18.
vorgelegte Gesetzentwurf,
das lebhafteste Interesse unnd gewerblichen Chätigkeit
. ganzem Herzen der Kolonialpolitik des Reichskanzlers zu. Nicht der Reichskanzler hat
it Hohn zu übergießen und von Schützenfest⸗ stimmung zu reden. (Pfui) Dann wagt dieser Herr zu behaupten,
die Kraft des deutschen Volkes reiche zum Kolonisiren nich aus, und
nimmt keinen Anstand, von den Nasenstübern zu sprechen, welche sich as Deutsche Reich von anderen Nationen werde geben lassen müssen.
Ich hoffe, das deutsche Volk wird ihm und seiner freisinnigen Partei bei bleiben. (Bravo!)
den Wahlen die Antwort darauf nicht schuldig
Jetzt ist die Kolonialpolitik in ein weiteres Stadium getreten.
Was ich vorhin schon sagte, daß Fürst Bismarck die großen Gedanken Gedanken der Nation erfaßt, zu praktisch ausführbarer Gestalt ver⸗
arbeitet und dann zur Ausführung schreitet, was ich durch die Ein⸗
heitsbestrebungen, die Sozialpolitik und andere Dinge hätte belegen
können, das hat sich auch hier bewährt. Mit einem Schlage hat er
alle die nebelhaften und ungeheuerlichen Vorstellungen, welche nament⸗
lich die Gegner der Kolonialpolitik in Umlauf setzten, zerstört und
mit knappen, klaren Strichen dem Reiche die Aufgabe vorgezeichnet, die selbstthätige Kolonisationskraft des deutschen Volkes durch Gewährung seines Schutzes und durch andere Mittel zu fördern.
Sofort beginnt aber auch die Ausführung. Die Uebernahme des
Schutzes über Angra Pequena, die Einsprache gegen den englisch⸗ portugiesischen Kongovertrag, die Dampfervorlage und die Vorberei⸗ tung zur Unterstützung der Bildung einer überseeischen Bank sind
edeutsame Schritte nach dem gesteckten Ziele . 1 Freilich ist das wichtigste dieser Schritte, die Dampfervorlage,
zunächst gescheitert, andere harren noch der Vollendung, aber ich heoffe, daß das deutsche Volk nicht wieder eine Majorität in den Reichstag sendet, welche die Dampfervorlage zum zweiten Male in der Kom⸗ mission begraben könnte. (Bravo!)
Die Versammlung nahm einstimmig nachstehende Re⸗
solution an:
Im Einklange mit dem Parteiprogramme vom 29. Mai 1881 März d. J. in Heidelberg erfolgten Kundgeburg
Mai d. J. mit voller Zustimmang an. Sie erklärt ihre Uebereinstimmung mit der Haltung der national⸗ liberalen Fraktion des Reichstages, insbesondere auch bei der Be⸗
schlußfassung des Unfallversicherungsgesetzes.
Sie begrüßt mit Freude die in der Rede des Reichskanzlers
Fürsten Bismarck entwickelten Grundzüge einer deutschen Kolonial⸗ politik und beklagt die engherzig verschleppende Behandlung, welche der hochwichtigen Postdampfervorlage im Reichstage zu Theil ge⸗
worden ist. 3 “ 1 Mit gleicher Entschiedenheit glaubt sie indessen gegen den preußi⸗
schen Entwurf einer Geschäftssteuer Verwahrung einlegen zu müssen, da seine Annahme eine schwere Benachtheiligung und Belästigung des
soliden Waarengeschäftes zur Folge haben würde. 1ö81“ Sie verpflichtet ihre Mitglieder, in ihren Wahlkreisen eine
dauernde Organisation der nationalliberalen Partei herbeizuführen, und fordert sie zu hingebender Thätigkeit bei den nächsten Wahlen auf, damit der begeisterte Aufschwung, der alle national und liberal
gesinnten Kreise unseres Vaterlandes mächtig ergriffen hat, seinen
thatsächlichen Ausdruck finde.
— Der „Deutsche Leinen⸗Industrielle“ sagt in
seiner letzten Wochen⸗Umschau:
... Das Unfallversicherungsgesetz ist fertig geworden und, — wir dürfen es mit besonderer Freude hervorheben, — ganz im Sinne
der vom Verbande Deutscher Leinen⸗Industrieller vertretenen An⸗ sschauungen..
Das zweite Gesetz von Bedeutung, welches glücklich zu Ende be⸗ rathen wurde, ist das neue Gesetz über die Aktiengesellschaften..
Lebhaft zu bedauern ist es, daß der von der Reichsregierung betreffend die Subventionirung über⸗ feeischer Postdampferlinien, vor der Majorität des Reichstages keine Gnade fand. Die Gründe, welche von den Führern der gedachten Parteien für die Ablehnung geltend gemacht wurden, sind in ihrer Verschmitztheit und in ihrer Kleinlichkeit höchst bezeichnend. Sie zeigen,
daß von der deutsch⸗freisinnigen Partei eigentlich nationale Gedanken in Folge des diese Fraktion beherrschenden Doktrinarismus über⸗ haupt nicht erfaßt werden können, — zumal wenn dieselben aus einer Initiative der Regierung hervorgehen. 1 regierung sich in der Verfolgung ihres Zieles nicht beirren lassen und dürfte die Resolution des deutschen Kolonialvereins ziemlich getreu den Aurdruck der Stimmung wiedergeben, von welcher die wirth⸗
... Zum Glück wird die Reichs·
schaftlichen Kreise des Volkes anläßlich dieser Materie durch⸗
drungen sind..
Auch neben den Gesetzesvorlagen hat uns die Reichstagssession noch einige Errungenschaften gebracht, welche aus den industriellen Kreisen allgemein freudig begrüßt werden dürften. Es sind das die
Rcaktivirung des preußischen Staatsraths und die von der preußischen
Regierung beabsichtigte Bildung von wirthschaftlichen Bezirksräthen.
Beide Schöpfungen sind von solcher Bedeutung und Wichtigkeit, daß
sie es verdienen, in einer besonderen Besprechung gewürdigt zu werden. — Wie die Münchener „Allgemeine Zeitung“ mit⸗
theilt, hat die Handels⸗ und Gewerbekammer für Schwaben und Neuburg zufolge eines in der Plenarsitzung vom 30. Juni
gefaßten Beschlusses folgendes Schreiben an den Reichskanzler
gerichtet:
Durchlauchtigster Fürst! Hochgebietender Herr Reichskanzler!
Der dem Reichstage über die Subventionirung deutscher Post⸗
Gesetzentwurf hat im Bezirke der Handelse und Gewerbekammer Sowohl die Angehörigen des Handelsstandes, als auch die Träger der industriellen begrüßen freudigst das Bestreben, dem nationalen Erwerbsleben im Verkehre nach außen eine ebenso wirksame Förderung angedeihen zu lassen, wie dies in Folge der mächtigen Initiative Ew. Durchlaucht durch die Zolltarifreform des Jahres 1879 in Ansehung des inneren Marktes geschehen ist. Im Bewußtsein völliger Uebereinstimmung mit der in unserem Be⸗ zirke herrschenden Auffassung hat die Kammer in ihrer Plenarsitzung
vorgelegte unterzeichneten angeregt.
dampferlinien ehrerbietigst
vom 30. Juni 1884 den einstimmigen Beschluß gefaßt, Ew. Durch⸗ laucht den tiefgefühlten Dank für die auch bei dieser Gelegenheit den wirthschaftlichen Bedürfnissen des deutschen Volkes gewidmete Sorg⸗ falt darzubringen.
Im Vollzuge dieses Beschlusses geben wir der Hoffnung Ausdruck, daß auch in diesem Falle eine geläuterte Auf⸗
fassung über die Aufgaben des Staates den Sieg erringen werde
über kleinliche Bedenken und eine mechanische Werthschätzung wirthschaftlicher Verhältnisse. Durch die Erfahrung über⸗ zeugt von der Gemeinnützigkeit der nunmehrigen Handelspolitik des Reichs, fügen wir hinzu, daß unsere Zustimmung unabhängig ist von der Frage, aus welchen Mitteln die beabsichtigte Subvention zunächst beschafft werden soll. Wir halten es vielmehr für recht und billig, daß dieselbe von allen Interessenren, sohin von der Gesammt⸗ heit der im Reiche vereinigten deutschen Stämme, aufgebracht werde. In tiefster Ehrerbietung verharrt die Handels⸗ und Gewerbekammer von Schwaben und Neuburg. Der Vorstand: Albert Hertel. Augs⸗ burg, den 7. Juli 1884.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 27. Jahreswoche von je 1000 Einwohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 32,7, in Breslau 36,0, in Königsberg 29,4, in Cöln 35,7, in Frankfurt a. M. 30,9, in Hannover 26,9, in Cassel 21,6, in Magdeburg 28,7, in Stettin 28,0, in Altona 26,8, in Straßburg 27,7, in Metz 28,1, in München 32,1, in Nürnberg 30,2, in Augsburg 35,8, in Dres⸗ den 31,9, in Leipzig 25,6, in Stuttgart 24,1, in Braunschweig 29,3, in Karlsruhe 18,0, in Hamburg 29,0, in Lübeck —, in Wien 24,0, in Budapest —, in Prag 38,6, in Triest 28,1, in Krakau 32,6, in Basel 13,9, in Brüssel 24,4, in Amsterdam —, in Paris 23,0, in
London 19,6, in Glasgow 25,9, in Liverpool 20,8, in Dublin 21,0, in
Edinburg 18,1, in Kopenhagen 24,0, in Stockholm 24,6, in Chri⸗ stiania 19,3, in St. Petersburg 27,7, in Warschau 27,9, in Odessa 41,7, in Rom 26,6, in Turin 30,7, in Bukarest 29,4, in Madrid 28,3, in Alexandrien 38,0. — Ferner in der Zeit vom 8. bis 14. Juni: in New⸗York 24,7, in Philadelphia 20,5, in Chicago —, in St. Louis —, in Cincinnati —, in San Fran⸗ zisko 22,2, in Kalkutta 32.7, in Bombay 26,6, in Madras 37,3.
Beim Beginn der Berichtswoche herrschten an den deutschen Beobachtungsorten, mit Ausnahme von Cöln, wo die ganze Woche hindurch südöstliche Luftströmungen überwogen, schwache nördliche und nordöstliche Windrichtungen, die an den meisten Stationen in den ersten Tagen des Juli, in Karlsruhe erst am 4. nach Südost gingen und mit nordöstlichen wechselnd bis an das Ende der Woche, wo in Konitz, Breslau, Bremen, Karlsruhe West und Südwest, in München Ostwind die Oberhand gewann, vorwiegend blieben. — Die Tempe⸗ ratur der Luft stieg, besonders um die Mitte der Woche, bedeutend, und überstieg das vieljährige Monatsmittel an den meisten Statio⸗ nen 2 — 3, in Cöln 3,5 Gr. C. Nur in Karlsruhe entsprach die Luftwärme der normalen, in München lag sie nur wenig unter der⸗ selben. — Temperaturen von 30 Gr. C. und darüber (in Berlin am 5. Juli 32,4 Gr. C.) wurden aus Berlin, Cöln und Karlsruhe ge⸗ meldet. Niederschläge erfolzten wenig, meist nur nach Niedergängen von Gewittern. Der beim Wochenbeginn hohe Luftdruck nahm in den ersten Tagen der Woche ab, stieg am 30., sank am 2. Juli an allen Stationen langsam, zeigte jedoch zu Ende der Woche an den süddeutschen Stationen steigende Tendenz.
Unter dem Einflusse der in der Berichtswoche herrschenden außergewöhnlich hohen Temperatur hat die Sterblichkeit in den meisten größeren Städten Europas, namentlich aber in den deutschen, erheblich zugenommen (Wien und Prag melden geringere Sterblich⸗ keitsziffern). Insbesondere war das Vorkommen von Darmkatarrhen und Brechdurchfällen ein bedeutend gesteigertes; doch blieb auch in dieser Woche die Zahl der aus deutschen Städten gemeldeten Sterbefäller (691), namentlich in Berlin (213), sehr erheblich hinter der ent⸗ sprechenden Woche des Vorjahres zurück, in welcher 1578 Todesfälle aus deutschen Städten gemeldet wurden. In Folge dieser Sterbefälle war die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit in allen Städtegruppen Deutschlands eine ansehnlich gesteigerte, so daß von 10 000 Lebenden (aufs Jahr berechnet) 126 Säuglinge starben gegen 92 der Vorwoche (in Berlin 175, in München 134). Die allgemeine Sterblichkeitsverhältrißzahl für die deutschen Städte stieg auf 29,1 von 24,5 der Vorwoche (pro Mille u. Jahr).
Die Infektionskrankheiten zeigten dagegen im Allgemeinen ein selteneres Vorkommen, nur Todesfälle an Ruhr und an Croup waren etwas zahlreicher. Die Masernepidemien in Ratibor und Bielefeld. London, Turin bekunden eine Abnahme, in Breslau, Ber⸗ lin, Göttingen, Essen, Prag, Paris und Liverpool eine Zunahme der Sterbefälle. Scharlach und Diphtherie verlief meist milder. Todes⸗ fälle an ersteren waren in Danzig, Elbing, München, London, an letz⸗ terer in Elbing, Königsberg, Breslau, Ratibor, Frankfurt a. O., Hamburg, Berlin, Prag, Triest, Turin, St. Petersburg, Warschau etwas häufiger. In Dresden und Leipzig hat die Zahl der Todesfälle an Diphtherie erheblich abgenommen. — Typhöse Fieber zeigten sich meist in beschränkter Zahl, aus Zürich und Genf wird je 1 Todesfall gemeldet. In Paris und London nahm die Zahl der Typhusfälle zu. Auch Flecktyphus wurde selten Todesveranlassung, nur aus Saragossa und Granada wird je 1 Todesfall gemeldet. — Der Keuchhusten rief in Heilbronn, Aachen, Tilsit, Berlin, Glasgow mehr, in Hamburg, Cöln weniger Todesfälle hervor. — Dem Kindbett⸗ fieber erlagen in dcutschen Städten 15 Frauen. — Todesfälle an Darm⸗ katarrhen und Brechdurchfällen der Kinder waren in Königsberg, Danzig, Stettin, Breslau, München, Nürnberg, Augsburg, Berlin, Dresden, Magdeburg, Hamburg, Braunschweig, Cöln, Düsseldorf, Aachen, Frankfurt a M., Paris, London, St. Petersburg, Warschau u. a. häufig Todesveranlassung. — Pocken zeigen meist Nachlässe; aus Wien, Krakau werden einzelne, aus St. Petersburg, Odessa, Paris, Liver⸗ pool, Turin, Malaga mehrfache, aus Metz 2, aus Dresden 1 Todes⸗ fall an Varicellen gemeldet. In Prag, Brüssel, New⸗Orleans, Ma⸗ dras hat die Epidemie nachgelassen; in London ist das Vorkommen von Pocken noch ein zahlreiches. — Die Cholera in Toulon und Marseille hat an Ausdehnung zugenommen. Aus Kalkutta und Madras kamen um die Mitte des Mai 67 bezw. 1 aus Bombay (1. Juniwoche) 7 Todesfälle an Cholera zur Meldung.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Im Verlage von Strumper u. Co., Artistische Anstalt und Verlagshandlung in Hamburg (Bachstraße 27, Uhlenhorst), erschien soeben ein künstlerisch hergestelltes und sauber ausgestattetes Album „Friedrichsruh“. Dasselbe enthält in einer reich vergoldeten Mappe 10 Blätter photographischer Aufnahmen im Format von 24—32 ecm. Das erste Blatt bringt das wohl gelungene Porträt des Fürsten von Bismarck in ganzer Figur, die Kopfstellung nach rechts, im Park sitzend, mit dem Faesimile der Unterschrift des Fürsten „v. Bismarck, Friedrichsruh 4. 6. 84.“ Auf den anderen Blättern sind dargestellt: 2) Das Schloß. 3) Yecbeitszimmer des Reichskanzlers, mit dem Tisch, auf dem der Präliminar⸗Friede 1871 zu Versailles unterzeichnet wor⸗ den. 4) Das Schlog vom Park gesehen. 5) Insel im Park. 6) Blick auf Friedrichsruh. 7) Oberförsterei (früheres Wohnhaus des Fürsten). 8) Die Steinerne Lohe (romantische Tannenparthie im Sachsenwald). 9) Das Thurmhaus. 10) Die Kupfermühle. — Die malerischen photo⸗ graphischen Aufnahmen sind in Lichtdruck (Glanzdruck) in der Anstalt der Verlagshandlung kunstvoll reproduzirt. Der Preis des Albums stellt sich auf 25 ℳ; das Bild des Fürsten wird im Format von 21—26 cm Bildfläche auf feinstem Glacécarton mit schrägen vergoldeten Ecken zum Preise von 6 ℳ auch einzeln versendet.
In demselben Verlage erscheinen: A. Schütz: Die Renais⸗ sance in Italien“. Komplet in 4 eleganten Mappen 320 ℳ Abth. A. Architektur, Früh⸗Renaissance 95 Bl. Lichtdruck in Mappe 100 ℳ Abth. B. Architektur, Hoch⸗Renaissance 72 Bl. Licht⸗ druck in Mappe 75 ℳ Abth. C. Dekoration in Stein und Terra⸗ cotta 104 Bl. Lichtdruck in Mappe 110 ℳ Abth. D. Dekoration in Holz 60 Blatt Lichtdruck in Mappe 60 ℳ Die Aufnahmen sind durch erste italienische Photographen direkt nach der Natur gemacht und durch Lichtdruck vervielfältigt. Die Abtheilungen können einzeln bezogen werden, einzelne Hefte mit je 12 Blatt zu 12 ℳ Einzelne Blätter, nur wenn überschüssig vorhanden, 1,50 ℳ — Hamburgs Privatbauten. Band I. Herausgegeben vom Archi⸗ tekten⸗ und Ingenieurverein in Hamburg. 72 Blatt Lichtdruck in Mappe 60 ℳ, do. do. Band II. 72 Blatt Lichtdruck Heft 1 und 2 ie 10 ℳ — Die neue Kirche in Harvestehude. 4 Blatt Lichtdruck in Umschlag 5 ℳ — Die prämiirten Entwürfe für die Kirche St. Gertrud in Hamburv-g. 12 Blait Lichtdruck in Umschlag 10 ℳ — Die preisgekrönten Entwürfe zum Bau der Wester⸗ Kirche in Altona. 12 Blatt Lichtdruck in Umschlag 10 ℳ Diese theils fertigen, theils der Vollendung nahen Kirchen sind für jeden Architekten von großem Interesse. — Die prämiirten Ent⸗ würfe der Hamburger Rathhaus⸗Konkurrenz 1876. 56 Blatt Lichtdruck in Mappe 45 ℳ Einzelne Entwürfe 6 ℳ — Hervorragende Projekte für den Hamburger Rathhaus⸗ bau 1876. 120 Blatt Lichtdruck in Mappe 80 ℳ Einzelne Ent⸗ würfe 5 ℳ — Die prämiirten Entwürfe zum Bau von kleinen Häusern in Hamburg. 8 Blatt Lichtdruck in Umschlag 6,50 ℳ — Asmus: Wie Europa baut und wohnt. 45 Blatt Photolithographie 15 ℳ — Fünf Karten des alten Ham⸗ burg. 5 Blatt Photolithographie gr. Imperial 12 ℳ — Aus dem alten Hamburg. 6 Blatt Photolithographie 8 ℳ — Bilder des alten Hamburg. 10 Blatt Lichtdruck in Mappe 15 ℳ Für Sammler von Hamburgensien ꝛc. von größtem Interesse. — Vor dem Zollanschluß. 10 Blatt Lichtdruck mit Karte in Mappe 12 ℳ Von diesem Werk mußten zu Weihnachten vier Auflagen gedruckt werden und wird ein zweiter Theil zum Herbst erscheinen. — Tischtuch und 24 Servietten. 12 Blatt Lichtdruck in Mappe 15 ℳ Hoch⸗ zeitsgeschenk der Schleswig⸗Holsteinischen Städte für Prinz und Prin⸗ zessin Wilbelm von Preußen. — Hamburger Ansichten — pro Blatt 2 ℳ% Elegante Mappen zu denselben 6,50 ℳ Von diesen höchst interessanten und malerischen Blättern, photographischen Auf⸗
nahmen, Bildformat 20 — 26 cm, sind über 100 Nummern vor⸗ handen. — Ansichten von Wilhelmshöhe. 12 Blatt Licht⸗ druck — pro Blatt 2 ℳ% Elegante Mappen zu denselben 6,50 ℳ Diese schönen Aufnahmen wurden auf verschiedenen Ausstellungen mit den ersten Preisen gekrönt. Veterinärwesen.
Nachdem laut Bekanntmachung des Königlich schwedischen Kommerzkollegiums vom 28. v. Mts. ein Thierarzt nunmehr in Bstad angestellt worden ist, darf die Einfuhr seewärts von Rind⸗ vieh, Schafen, Ziegen und anderen wiederkäuenden Thieren über Astad wieder stattfinden.
Gewerbe und Handel Die Jahresberichte der Fabrikinspektoren pro 1883. II.
(N. A. Z.) Die Provinz Brandenburg zerfällt in zwei Aufsichtsbezirke, von denen der eine Berlin, Charlottenburg und die Kreise Niederbarnim und Teltow, der andere den übrigen Theil der Provinz umfaßt.
Der Aufsichtsbeamte für Berlin und Umgebung konstatirt zu⸗ nächst, daß das stetige Anwachsen der industriellen Thätigkeit in seinem Aufsichtsbezirke, über welches er habe in den Vorjahren be⸗ richten können, auch im abgelaufenen Jahre keinen Stillstand erfahren habe, wenn auch die Zunahme der Zahl der Fabriken und der Ar⸗ beiter nicht so bedeutend gewesen sei als früher. Die Zahl der mit Dampfkraft arbeitenden Fabriken stieg von 1236 auf 1287, also um 51 oder 4 %, der mit sonstigen Motoren von 420 auf 446 oder um 6 %, dagegen gingen die Anlagen ohne Motoren von 1799 auf 1618 zurück; jedoch ist diese Verminderung um 181 Betriebe nur eine scheinbare, da 198 Schläch⸗ tereien, die früher genehmigungspflichtige Betriebe waren, nach Ein⸗ führung des Schlachtzwanges ausschieden, in Wirklichkeit also eine Vermehrung um 17 Betriebe stattfand. Die Gesammtzahl der Ar⸗ beiter stieg von 96231 auf 99 319 oder um etwa 3 %. Daran waren vornehmlich betheiligt die Textilindustrie, welche am Schlusse des Jahres 12 340 Arbeiter beschäftigte mit 13 % ihres Bestandes, die Metallverarbeitung (10 672 Arbeiter) 12 %, Bekleidungsindustrie (9929 Arbeiter) 9 %, polygraphische Gewebe (7275 Arbeiter) 7 %, dagegen zeigten Verminderung der Arbeiterzahl die Maschinenindustrie von 22 643 auf 21 122 um 7 % und die Industrie der Nahrungs⸗und Genußmittel von 6277 auf 6129 um 2 %. Bezüglich der Abnahme der Arbeiter in der Maschinenindustrie wird berichtet, dieselbe sei nicht etwa lediglich als ein Zeichen des Niedergangs der Industrie zu betrachten, obwohl gerade diese Industrie in Berlin wegen des hohen Werthes für die nothwendige Bodenfläche und der hohen Kosten für Transport des Rohmaterials und der Kohlen erhebliche Schwierigkeiten in der Kon⸗ kurrenz mit günstiger gelegenen Etablissements zu überwinden habe. So wurden allein durch Schließung der Wöhlert'schen Fabrik 994 Ar⸗ beiter entlassen, eine andere Fabrik entließ 215 Arbeiter. Dagegen haben andere, namentlich größere Maschinenbauanstalten ihre Arbeiter⸗ zahl erheblich vermehrt und ausreichende Beschäftigung für längere Zeit. In den Nähmaschinenfabriken wurde mit vollen Kräften lohnend gearbeitet.
Bezüglich der jugendlichen Arbeiter trat eine Vermehrung der⸗ selben von 4192 auf 4611 oder um 11 % ein; von sämmtlichen jugendlichen Arbeitern sind nur 2 % unter 14 Jahren, davon ent⸗ fallen 1,5 % auf Knaben und 0,5 % auf Mädchen. Von 44 Knaben waren in Berlin beschäftigt: 22 bei der Luxuspapierfabrikation, 9 in Druckereien, 7 in der Holz⸗ und 6 in der Textilindustrie, 28 Knaben wurden in den beiden Kreisen beschäftigt. Mädchen waren in Berlin nur 2, in den Kreisen 21 beschäftigt. Bei der Revision wurde in 54 Fällen konstatirt, daß die Vorschriften bezüglich der jugendlichen Ar⸗ beiter nicht beobachtet waren, in 41 Fällen trat Bestrafung ein. Diese Ueberwachung falle trotz der durch die Ge⸗ werbeordnungs⸗Novelle von 18è78 eingetretenen Erleichte⸗ rungen den Fabrikanten noch immer besonders lästig, man verkenne vielfach die humanitären Absichten jener Bestim⸗ mungen, sehe besonders in kunstgewerblichen Anlagen in deren An⸗ wendung auf Lehrlinge eine Erniedrigung Letzterer zu Arbeitsburschen und füge sich den Anforderungen nur mit Widerstreben. Von In⸗ teresse ist, daß bezüglich der Kinder das Arbeitsangebot weit stärker als die Nachfrage ist, besonders für Knaben. Arbeitskarten wurden nämlich ertheilt für 152 Knaben und 27 Mädchen, davon wurden aber nur 27 Knaben gegen 21 Mädchen wirklich in Fabriken beschäftigt. Der Aufsichtsbeamte vermuthet, daß weil in der Maschinene, chemischen, Metallwaaren⸗, und Papier⸗ und Leder⸗ waarenindustrie von 100 Arbeitern nur je 2, 4, 5 und 6 im Alter unter 16 Jahren waren, der bereits beregte aus der Ueber⸗ wachung entspringende Widerwille, jugendliche Arbeiter zur Fabrik⸗ arbeit anzunehmen, einen schädigenden Einfluß auf Heranbildung solcher im Lehrlingsverhältnisse ausübe. Schädigende Einflüsse auf die Gesundheit durch die Beschäftigungsweise jugendlicher Arbeiter wurden nicht beobachtet, auch in sittlicher Beziehung sei nichts zu be⸗ merken, da, soweit als möglich, die Trennung der Geschlechter durch⸗ geführt werde. Der Beamte hat meist gefunden, daß die Aufsicht der Leiterinnen fördernd auf Ordnungsliebe, Pünkt⸗ lichkeit und Reinlichkeit der Mädchen einwirkte. Bedauert wird, daß sich nur selten besondere Räume zum Aufenthalte jugendlicher Arbeiter während der Arbeitspausen vorfänden; die Pausen würden — wo es gestattet werde — oft benutzt, um in ein Schanklokal zu gehen; durch den Verkehr in diesen Lokalen und auf den Straßen nach Schluß der Arbeit wird, nach Ansicht des Fabrik⸗ inspektors, der Entsittlichung der jugendlichen Arbeiter weit mehr Vorschub geleistet und deren körverliche Entwickelung weit mehr ge⸗ schädigt als durch die Fabrikarbeit. Fabrikanten, welche, um dem entgegenzuwirken, Speisen und Eetränke in der Fabrik zum Selbst⸗ kostenpreise abgeben ließen, haben mit diesen Bemühungen günstige Erfolge nicht erzielt. —
Von den 60 320 über 14 Jahre alten Fabrikarbeitern Berlins wurden 3785 als Lehrlinge ermittelt, von diesen standen im Alter von 14 Jahren 416 = 11 %, 15 Jahren 934 = 24 %, 16 Jahren 862 = 23 %, 17 Jahren 902 = 24 %, 18 Jahren 465 = 12 %, 19 bis 21 Jahren 176 = 6 %. In 2055 Fällen beruhte das Lehr⸗ verhältniß auf schriftlichem, in 1527 auf mündlichem Vertrage; letzterer sindet sich besonders bei Kunstgießern, Metalldrehern, Metall⸗ drückern, Ciseleuren, Graveuren, Gürtlern, Schlossern, Mechanikern, b Instrumentenmachern, Maschinenbauern, Posamentierern,
ischlern, Holzbildhauern, Vergoldern, Buch⸗ und Steindruckern, Schriftsetzern, Schriftgießern und Lithographen.
Die Dauer der Lehrzeit war der Regel nach 4jährig; nämlich in 2801 Fällen = 78 %, kürzer, nämlich 3 resp. 3 ½ Jahre, in 390 resp. 109 Fällen = 11 resp. 3 % länger, nämlich 4 ½ resp. 5 Jahre, in 190 resp. 92 Fällen = 5 resp. 3 %. Von den 3785 Lehrlingen wohn⸗ ten 2598 = 69 pCt. bei den Eltern, 99 = 3 % beim Vater, 540 = 14 % bei der Mutter, 183 = 5 % bei sonstigen Verwandten, 233 = 6 % beim Meister und 132 = 3 % bei Fremden. Der Meister nimmt also in Berlin in 100 Fällen den Lehrling nur 6 Mal in seine Wohnung auf; an Stelle der Wohnung und Kost des Lehr⸗ lings ist Geldlohn getreten. Dieser betrug: 517 Lehrlinge = 14 % erhielten keinen Lohn, 217 = 6 % 3 ℳ wöchentlich, bei 500 = 13 % betrug der Lohn 3 ½ — 4 ℳ, bei 941 = 25 % 4 ½ —- 5 ℳ, bei 814 = 22 % 5 ½ — 6 ℳ, bei 240 = 6 % 6 ½ —7 ℳ, bei 292 = 7 % 7 ½ — 8 ℳ und bei 264 = 7 % 8 ½ —6 11 ℳ Der Durchschnitts⸗ Wochenverdienst eines Lehrlings betrug also 5 ½ ℳ Von den Lehr⸗ lingen thaten 2741 = 72,5 % nichts für ihre Fortbildung, 679 = 17,9 % besuchten eine Fortbildungsschule, 270 = 7,1 % die Hand⸗ werkerschule, 55 = 1,4 % die Kunstschule, 21 = 0,6 % die Unter⸗ richtsanstalt des Kunstgewerbemuseums und 19 = 0,5 % erhielten Privatunterricht.
Arbeiterinnen betreffend waren von 100 in Fabriken beschäftigten Personen weiblichen Geschlechts über 16 Jahre 1881: 21,2, 1882: 11,7, 1883: 22,7. Die Inanspruchnahme von Arbeiterinnen für Fabrikarbeit ist also im Wachsen; beschäftigt wurden 22 572. Die höhere Inanspruchnahme betrifft die Tertilindustrie, die polygraphi⸗ schen Gewerbe, die Industrie der Nahrungs⸗ und Genußmittel und