1884 / 175 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 28 Jul 1884 18:00:01 GMT) scan diff

1 Die große Freude, welche mit der Geburt eines Sohnes Sr. Koöniglichen Hoheit des Prinzen Wilhelm von Preußen abermals in Miein Haus eingekehrt ist, wird durch die warme Theilnahme noch erhöht, mit welcher, wie Ich aus verschiedenen Kundgebungen ent⸗ nehme, das ganze Land, insbesondere Meine Haupt⸗ und Residenz⸗ stadt Berlin, dieses frohe Familienereigniß begrüßt hat. Ich kann daher nicht unterlassen, dem Magistrat und den Stadtverordneten für die Glückwünsche, welche Mir in der Adresse vom 16. d. M. zu der Geburt dieses Meines jüngsten Urenkels in so herzlicher Weise dar⸗

gebracht werden, Meinen aufrichtigen Dank auszusprechen. Blad Gastein, den 21. Juli 1884. Wilhelm.

An den Magistrat und die Stadtverordneten zu Berlin.

Es gereichte Mir

wahren Freude, den Glückwunsch des

Magistrats und der Stadtverordneten Berlins bei der Geburt des dritten Urenkels zu empfangen und die Theilnahme dankbar zu empfinden, welche das durch Gottes Gnade Uns widerfahrene Familien⸗ glück in weiten Kreisen erweckt. Die Wünsche für das Wohl Meines Hauses begegnen sich mit den Meinigen für das Wohl des Volkes, welches in der Zukunft seines Fürstenhauses die Gewähr finden möge für die demselben durch alle Zeiten treu zu widmende Fürsorge.

Coblenz, den 21. Juli 1884 - Augusta.

An den Magistrat und die Stadtverordneten, Berlin.

4

Der Kaiserliche Minister⸗Resident in Caräcas, Wirk⸗

liche Legations⸗Rath Peyer hat einen ihm Allerhöchst be⸗ willigten Urlaub angetreten.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Grumme in Wennigsen, Dr. Kliemann in Peine, Dr. Brand

in Gnarrenburg, Dr. Wulff in Worpswede, Dr. Henrichs in Herrmann

Doerverden, Dr. Enlau in Frankfurt a. M., Dr. in Homburg v. d. H., Ullmann in Westerburg.

“““ Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 26. Juli. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht ein Kaiserliches Patent vom 22. Juli d. J, betreffend die Einberufung des Landtages von Vorarlberg zum 11. August d. J. ———— Belgien. Brüssel, 25. Juli. (Köln. Ztg.) Die Königliche Familie befindet sich im Seebade Östende. Vorgestern besuchte der König in Blankenberge seinen dort weilenden van Praet. Heute starb hier der iron Vanderton. Er war einer der acht Liberalen, die hier am 15. d. in den Senat gewählt worden sind. Binnen Monatsfrist muß die Ersatzwahl stattfinden.

Großbritannien und Irland. London, 26. Juli.

Allg. Corr.) Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin empfingen im Buckingham⸗Palast gestern Lord Granville, den Premier Gladstone und mehrere andere Kabinets⸗Minister sowie die meisten der am Hofe von St. James beglaubigten fremden Botschafter. Heute werden Ihre Kaiserlichen Hoheiten Ihrer Majestät der Königin in Windsor einen Be⸗ such abstatten.

Der König von Schweden ist hier eingetroffen.

Die Herzogin von Cambridge vollendete gestern hr 87. Lebensjahr. Die greise Fürstin empfing im St. James⸗ Palast die Glückwünsche des Königs von Schweden, des deut⸗

schen Kronprinzlichen Paares, des Prinzen und der Prinzessin von Wales, des Herzogs von Edinburg, sowie der anderen Mitglieder der Königlichen Familie.

Durch die Verwerfung der Bill, betreffend den Modus der Erwählung der Armenpfleger in Irland, hat sich das Oberhaus neue Feinde geschaffen. Die irische Partei im Unterhause ist erbittert über das Verhalten der Lords und wird ihrem Ingrimm voraussichtlich durch Protest⸗ meetings in Dublin, Cork und anderen Städten Irlands Luft machen. Eines ihrer Organe, das Dubliner „Freeman’'s Journal“ schreibt: „Bis jetzt hat die irische Partei davon abgestanden, irgend eine Aktion gegen die Lords zu ergreifen, und sie that ein Uebriges, indem sie ihre Landsleute in England ersuchte, an der Agitation gegen das Oberhaus nicht theilzunehmen. Jetzt indeß haben die Lords ein Uebriges gethan, um irische Interessen anzugreifen, und wir hoffen und glauben, die irische Partei werde ihre Würdigung des Ver⸗ haltens der Pairs in jedweder Weise, die ihr am wirkungs⸗ vollsten erscheint, bekunden.“

Manchester, 27. Juli. (W. T. B.) Gestern fand hier im Pomona⸗Garten eine Kundgebung der Liberalen gegen das Oberhaus statt, an welcher gegen 80 000 Per⸗ sonen theilnahmen. Bright führte den Vorsitz. Der Staatssekretär des Krieges, Hartington, welcher der Versammlung ebenfalls beiwohnte, legte gegen die Aktion des Oberhauses Verwahrung ein, erklärte aber: Agitationen auf eine Reform des Oberhauses seien jetzt nicht rathsam. Bright bezeichnete als den Zweck der Versammlung, das Oberhaus zu nöthigen, die Reformbill im Herbst anzunehmen. Sollte es sich dann weigern, so werde die Nation eine Be⸗ schränkung der Oligarchie fordern. Schließlich wurde ein⸗ stimmig eine Resolution angenommen, in welcher gegen die Aktion des Oberhauses und dessen Veto protestirt wird.

Frankreich. Paris, 26. Juli. (W. T. B.) Der Senat setzte heute die Berathung der Verfassungs⸗ Revisionsvorlage fort und nahm mit 173 gegen 16 Stimmen, in Uebereinstimmung mit der Deputirtenkammer, ein Amendement an, nach welchem die Artikel, betreffend den Modus der Wahl zum Senat, aus der Verfassung ent⸗ fernt werden sollen. Die Rechte enthielt sich der Abstimmung. Bei der Berathnng der Frage wegen der Revision des Artikels 8 der Verfassung erklärte der Berichterstatter der Kommission, Dauphin: die Kommission hege ebenso wie die Regierung den Wunsch, zu einer Lösung der Frage zu kommen; es sei indessen hwheres. eine hinreichende Garantie dafür zu finden, daß die Majorität der Kammer im Kongreß nicht über das vereinbarte Programm hinausgehen werde. Der Conseils⸗Präsident Ferry kündigte eine neue Redaktion an, um die Frage wegen des Artikels 8 zu lösen, und beantragte, die Berathung über diesen Punkt

Votum der Kammer veranlassen zu können, welches eine ge⸗ eignete Garantie für den Senat enthalten solle. Freycinet unterstützte diesen Antrag; Léon Say erklärte sich ebenfalls damit einverstanden, betonte aber ausdrücklich, daß er niemals einer Beschränkung der Rechte des Senats in finanziellen Fragen zustimmen werde. Die Fortsetzung der Berathung wurde sodann auf Dienstag vertagt.

Der Minister der Landwirthschaft, Meline, hat heute dem Ministerrath einen Gesetzentwurf vorgelegt, nach welchem der Eingangszoll für Ochsen auf 25, für Kühe und Stiere auf 12, für Schweine auf 6, sür Kälber auf 4 und für Hammel auf 3 Fr. erhöht werden soll.

In Marseille sind am 24. Juli 54, am 25. Juli 46 und am 26. Juli 47 Cholera⸗Todesfälle vorgekommen.

26. Juli. (W. T. B.) Seit gestern Abend bis heute Vormittag 10 Uhr sind in Toulon 13 und in Mar⸗ seille 31 Cholera⸗Todesfälle vorgekommen. Von heute Vormittag 10 Uhr bis zum Abend wurden in Toulon 4, in Marseille 11 Cholera⸗Todesfälle konstatirt.

27. Juli. (W. T. B.) Seit gestern Abend bis heute Vormittag 10 Uhr sind in Toulon 8 und in Marseille 18 Cholera⸗Todesfälle vorgekommen. Von heute Vor⸗ mittag 10 Uhr bis zum Abend starben in Toulon 3, in Marseille 17 und in Aix 6 Personen an der Cholera.

Italien. Rom, 26. Juli. (W. T. B.) Die Regierung hat mit dem Gesandten der Schweiz zu Gunsten der Bewohner der Grenzdistrikte einige Zu⸗ geständnisse bezüglich der von Italien erlassenen Quarantänevorschriften vereinbart.

Serbien. Belgrad, 27. Juli. (W. T. B.) Der heute Nachmittag hier eingetroffene Patriarch Angvelics wurde von einer großen Volksmenge empfangen und begab sich alsbald nach der Kathedrale, wo er von dem Metropolitan Theodosius, dem Bis chof Pantelics und der gesammten Geist⸗ lichkeit begrüßt wurde.

(Prag. Ztg.)

Bulgarien. Sofia, 25. Juli. Der Fürst Alexander ist mit sämmtlichen Ministern, aus⸗ genommen den Minister des Aeußern, hier angelangt. MRußland und Polen. St. Petersburg, 27. Juli. (W. T. B.) Der General⸗Adjutant, Baron Korff, ist zum General⸗Gouverneur des Amurgebiets und zum Commandeur der Truppen des neugebildeten Militärbezirks für das Amurgebiet ernannt worden.

Dr. Batorsky, Arzt im Ministerium des Auswärtigen, begiebt sich heute nach Bagdad, um dort im Auftrage des Medizinalraths Studien über die Pest anzustellen.

27. Juli. (W. T. B.) Die Reichseinnahmen betrugen bis zum 1. Juni 1884 202 311 266 Rbl., gegen 193 147 241 Rbl., in dem nämlichen Zeitraum des vorigen Jahres; die Reichsausgaben 206 389 075 Rbl. gegen 210 021 859 Roöl. in demselben Zeitraum des Jahres 1883.

Zeitungsstimmen.

Die „Deutsche volkswirthschaftliche Correspon⸗ denz“ entnimmt dem Jahresbericht der Handelskammer in Karlsruhe vro 1883 Folgendes

. „Die Blechwaaren⸗Industrie hatte sich einer gesteigerten Thätig⸗ keit zu erfreuen, wobei allerdings das Verlangen nach billiger Waare

die Fabrikation von Concertinas, das Düngemitrelgeschäft, die Seiden⸗ spinnerei, die Spitzenfabrikation, die Glacéhandschuhfabrikation un Handschuhnäherei und die Holzschleiferei einen ganz entschiedenen Rückgang erfuhren Die Gesammtproduktion und der Ge⸗ sammtumsatz mögen den des Vorjahres in normalem Verhältnisfe überschritten haben und die Arbeiterzahl in demselben Verhältniße gleichgeblieben sein. Die Arbeitslöhne haben nur gan vereinzelt und dann auch nur eine geringe Aufbesseran⸗ erfahren, der an anderen Stellen sogar eine Herab. setzung gegenübersteht, doch ist im Allgemeinen bei faf durchgängig regelmäßiger und andauernder Beschäftigung jedenfalls ein Mehrverdienst eingetreten. Der fortgesetzten Nachfrage nach besse⸗ ren Qualitäten ist wiederum bei verschiedenen Industriezweigen ge⸗ dacht, indessen wird sie nicht mehr so häufig wie im Vorjahre er⸗ wähnt und in Bezug auf einzelne Gattungen von Erzeugnissen findet sich sogar die gegentheilige Erscheinung konstatirt. Fast ausnahmslos ist die Klage der Gewerbsunternehmer aller Branchen über stetig, in den meisten Fällen stärker als die in der Regel ebenfalls weichenden Preise der Rohmaterialien und Halb⸗ fabrikate zurückgehende Verkaufspreise und in Folge dessen über empfindlich geschmälerten Geschäftsertrag und Unternehmer⸗ gewinn einen Beweis dafür, daß die Betheiligten den beste henden Zustand einer gesunden und maßvollen, allen bei der Produktion mit⸗ wirkenden Faktoren in der Hauptsache gerecht werdenden wirthschaft⸗ lichen Bewegung und Entwickelung immer noch als einen abnormen ansehen. Auf diese im Wesentlichen irrthümliche Auffassung ist es wohl auch zurückzuführen, wenn der Unternehmungsgeist keinen großen Aufschwung genommen hat und von neuen gewerblichen Anlagen oder von einer nennenswerthen Er⸗ weiterung der vorhandenen Betriebsmittel nur in verhält⸗ nißmäßig seltenen und dann meist solchen Fällen zu berichten ist, wo günstige Produktionsbedingungen durch die Gesetzgebung, wie bei der Gardinenwirkerei, oder durch die technische Entwickelung, wie bei der mechanischen Stickerei und der Papierfabrikation, geschaffen worden sind. Immerhin ist es dieser Auffassung zu danken, daß die wirthschaftliche Entwickelung sich in ruhigen Bahnen weiter bewegt hat und vor der Gefahr einer Ueberstürzung bewahrt worden ist.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 39. Inhbalt: Verfügung: Vom 23. Juli 1884. Einstellung des Postpacket verkehrs mit Portugal.

Central⸗Blatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 15. Inhalt: Anzeige der in der Gesetzsammlung und im Reichsgesetz⸗ blatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. Indirekte Steuern: Tara für Zündhölzer und Zündkerzen in Kisten. Entscheidung des Reichsgerichts. Brausteuerdefraudation durch Zusetzen von Zuckerstoff zu bereits abgegohrenem Bier beim Abfüllen auf Flaschen. Debit von Stempelmarken und gestempelten Blankets zur Entrichtung der Wechselstempelsteuer. Stempelsteuer für Kauf⸗- und Lieferungs⸗ verträge im kaufmännischen Verkehr und für Werkverdingungsverträͤge. Stempeipflichtigkeit der von Rechtsanwälten ꝛc. in Prozessen beglaubigten Abschriften ꝛc. Nichtzulassung von Karbolsaͤure als Denaturirungsmittel für Salz. Personalnachrichten Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 30. Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Nichtamtliches: Die Klosterkirche in Priment. Anlazgen für die Zollabfertigung in Häfen. (Schluß.) Die provinzial⸗ bezw. kommunalständische Wegebauverwaltung nach dem Stande von 1883, Vermischtes: Zur Frage des Ziegel⸗ formats. Rathhaus in Aachen. Altes Zeughaus in Dresden. Portal der Primizkapelle in Heilsbronn. Wiederaufbau des Wiener Stadt⸗Theaters. Erleichterung des Ueberganges vom Steinpflaster auf Asphaltbahnen. Außerordentliche Preisbewerbung im Archi⸗ tektenverein in Berlin. Besuchsziffer der technischen Hochschule in Berlin. Ferdinand von Hochstetter †. Georg Eberlein †. Briefkasten.

überall vorherrschte. Obwohl die Zahl der Fabriken im Deutschen stetig zunimmt, kann doch über Ueberproduktion nicht geklagt werden.. .„ Die Nähmaschinenfabrikation hat ihre Produktion wieder wesent⸗ lich erhöht und konnte ihre Erzeugnisse ohne große Schwierigkeiten plaziren. Der Export der deutschen Nähmaschinen nimmt ständig zu; das englische, französische und österreichische Produkt hleibt ganz zurück, und selbst die amerikanische Konkurrenz nimmt mit Staunen die rapid wachsende Verbreitung des deutschen Fabrikats wahr.“ Rhühmend gedenkt der Bericht der Bereitwilligkeit der deutschen Konsulate, über die in ihrem Rayon liegenden Firmen Auskünfte auf einlaufende Anfragen zu geben. Im Geschäftsgange der Maschinenfabriken glaubt man im All⸗ gemeinen einen Fortschritt zum Besseren konstatiren zu dürfen. Chemische Produkte erfreuten sich eines bedeutend belebteren Export⸗ geschäftes. Die Textilindustrie konnte bei der Vielseitigkeit ihrer Fabrikation ihre Thätigkeit auf Artikel lenken, in welchen sie mit Vortheil arbeiten konnte; so waren z B. Baumwoll⸗Sammete sehr begehrt und konnten nach Paris, Lyon, London und New⸗York in größeren Posten zu befriedigenden Preisen abgesetzt werden. Für die tigeres als das vor⸗

Papierindustrie war das Berichtsjahr ein güns⸗

angegangene. In Glacéleder und Handschuhen war das Geschäft nicht günstig. ...

Der ‚Berliner Börsen⸗Zeitung“ entnehmen wir folgende Ausführungen des Jahresberichts der Handels⸗ und Gewerbekammer zu Plauen:

Die allgemeine wirthschaftliche Lage des Kammerbezirks .. . trägt im Großen und Ganzen den gleichen wirthschaftlichen Charakter an sich wie im vorhergehenden Jahre, d. h. den eines ruhigen, stetigen und normalen Geschäftsganges ohne irgend welche auffälligen Schwan⸗ kungen nach der einen oder anderen Seite. Hieran waren allerdings die einzelnen für den Kammerbezirk maßgebenden Industriezweige in verschiedenem und häufig von dem des Vorjahres ziemlich ab⸗ weichendem Verhältniß betheiligt. Während der Bau von Werk⸗ zeugmaschinen, Mühlen und Schneidemühlen, die Fabrikation von Guitarren und Cithern, von Mundharmonikas und Accordeons, die Kammgarnspinnerei, die Segeltuchfabrikation, die Teppichweberei, die Gardinenwirkerei und die Muschelwaarenfabrikation sich auf dem günstigen Standpunkte behaupteten, welchen sie im Vorjahre einge⸗ nommen hatten, verstanden die Fabrikation von Darmsaiten und Blechinstrumenten, die Flanellweberei und die Buntweberei, vor allen aber der Kohlenbergbau sich denselben wiederum bezw. neu zu erobern. Auch die Lage der Baumwollzwirnerei, der Wollkämmerei, der Tuchweberei, der Seidensammtweberei, der Herrenwäschefabrikation, der mechanischen Weißstickerei, der Corsetfabrikation und der Korbwaarenfabrikation ist als eine fortdauernd, die der Streichgarnspinnerei, der Drahtseilfabrika⸗ tion, der Futterstoffweberei, der Gerberei, der Bürsten⸗ und Pinsel⸗ fabrikation und der Faßfabrikation als eine in erhöhtem Grade be⸗ friedigende zu bezeichnen. Schwieriger wurde es schon für den Bau von Dampfmaschinen und Sltickmaschinen, für die Fabrikation von Holz⸗Blasinstrumenten, für die Papierfilzfabrikation, für die Weberei von wollenen Tüchern, Tischdecken, einfarbigen halbwollenen Waaren und seidenen Tüchern, sowie für die Fabrikation von Brett⸗ waaren und von Papiererzeugnissen, sich auf dem Niveau des Vorjahres zu behaupten und fast noch mehr gilt dies von der Buckskinweberei, der Weißhandstickerei und verschiedenen Zweigen der Buntstickerei. Ungünstig wie im Vorjahre blieb die Lage der Cigarrenfabrikation, der Vigognespinnerei und der Weberei von dichten baumwollenen Artikeln und Mulls, während die Eisengießerei, die Schmiedeeisen⸗ und Stahlfabrikation, der Bau von Spinn⸗, Holzstoff⸗ und Papiermaschinen, die Fabrikation von Streichinstru⸗ menten, die Weberei von baumwollenen Tüchern, die Kammgarnweberei, die Gorlnäherei, die Strumpfwirkerei, die Konfektion von Frauen⸗ artikeln, die Puppenfabrikation, die Kunstwollerzeugung und die

bis zum Dienstag zu verschieben, um inzwischen ein neues

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 13. Juli bis inkl. 19. Juli cr. zur Anmeldung gekommen: 220 Ebeschließungen, 870 Lebendgeborene, 32 Todtgeborene, 1042 Sterbefälle. ““

Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisenpro⸗ duktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat Juni 1884 auf 278 877 t, darunter 162 929 t Puddelroheisen, 11,578 t Spiegeleisen, 41 528 t Bessemerroheisen, 34 767 t Thomas⸗ roheisen und 25 175 t Gießereiroheisen. Die Produktion im Juni 1883 betrug 274 857 t. Vom 1. Januar bis 20. Juni 1884 wurden produzirt 1 749 660 ¼ gegen 1 670 354 t im Vorjahr.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von der kürzlich angekündigten zweiten umgearbeiteten, vermehrten und illustrirten Auflage des Götzinger'schen „Reallexikons der Deutschen Alterthümer“ (Eeipzig, Verlag von Waldemar Urban) sind bereits zwei neue Hefte ausgegeben worden, ein Doppel⸗ und ein Tripelheft, welche das Werk bis zur 7. Lieferung fördern und die Artikel „Beowulf“ bis „Gothischer Baustil“ umfassen. Aus dem reichen Inhalt seien nachfolgende, besonders gründlich be⸗ handelte Artikel hervorgehoben: Drama, Edda, Ehe, Eid, Engel, Epos, Erziehung, Ewiger Jude, Fahrende Schüler, Fahrendes Volk Farbensprache, Faust, Faustrecht, Fechtkunst, Femgericht, Feste (christ liche, weltliche), Feuer (Oster⸗, Johannis⸗, Nothfeuer), Feuerwaff

Franziskanerorden, Frauen, Freia, Freidank, Freimaurerei, Friede Fronhöfe, Fronleichnamsfest, Fürst, Garten, Gaunerthum, Gefäße Geißler Geistlicher Ornat, Genovefa, Gerichtswesen, Geschichtsschrei⸗ bung, Glasmalerei, Glocke, Glücksrad, Gothischer Baustil. Jedoch auch die kürzer ausgefallenen sollen davor nicht in den Hintergrund treten; vielmehr dürften sie bei ihrer prägnanten Form ebenso⸗ viel der wissenschaftlichen Arbeit in sich schließen wie jene. Auch die vorliegenden Lieferungen sind mit instruktiven Abbildungen reichlich ausgestattet. So finden wir darin ein Blatt aus der biblia pauperum zu dem betreffenden Artikel, zu dem Artikel „Bo⸗ gen“ drei Bogenschützengestalten des 11. Jahrhunderts, ferner zu den

sie 1869 gefunden worden, „Brunnen“ eine Darstellung des Fischmarkts⸗ brunnens zu Basel, „Christophorus' eines jener vielbeliebten Holzschnitt⸗ bilder dieses Heiligen (aus Schasler's Geschichte der Holzschneidekunst), zu „Christusbilder“ ein Salvatorbild (Weltgericht) nach Urs Graf, dann ein gothisches „Ciborium“ zu dem bezüglichen Artikel, zu „Dichter“ einen Poeta laureatus aus der Horazausgabe des Jacobus Locher und die Darstellung einer Dichterkrönung aus desselben Ver⸗ fassers berühmter Streitschrift „Comparatio Mulae et Musae“, zu Fecht⸗ kunst⸗ 3 Gruppen Bilder aus dem Frankfurter Fechtbuch von 1558, zu „Fenster“: gekuppelte Fenster, Dreipaß, Vierpaß, Fischblase; zu „Fibeln“ mehrere Beispiele solcher, ein Blatt aus der „Margarita

des 16. Jahrhunderts mit einer allegorischen Darstellung der 7 „freien Künste“ zu dem Artikel über die letzteren ꝛc. Kulturgeschichte in Form eines lexikalischen Nachschlagebuches, welche hier geboten wird. Gesittung im Alterthum und Mittelalter dokumentirten, hat der Verfasser zusammenschweißen wollen zu einem Bilde, das klar und anschaulich uns unsere Vorfahren verkörpert; den Strom unserer heutigen deutschen Kultur hat er aufwärts verfolgt bis zu seinen Quellen in ältester Zeit, damit uns das Wie und Warum unserer heutigen Kultur klar werde, damit das deutsche Alterthum uns in Fleisch und Blut übergehe. Die Liebe zum deutschen Volksthum hat

Kunstwollspinnerei, sowie die Schatullenfabrikation einen merklichen,

die Feder geführt, die berufensten und bewährtesten Forscher deutscher

Abschnitten: „Brakteaten“ 8 Abbildungen solcher aus Uberlingen, wo

philosophica“ des Karthäusermönchs Gregor Reisch aus dem Ende Es ist eine deutsche „Die Strahlen, in denen sich deutsche Art und

Geschichte sind die Pathen dieses Werkes. Es will unterrichten, und zwar gleichzeitig in nützlicher und angenehmer Weise. 6 Mit Vermeidung jeder Prahlerei in Wort und Bild ist stets als Hauptzweck der praktische Nutzen der Darstellung im Auge behalten; Richtigkeit, Klarheit und Anschaulichkeit sind Hauptziel der Darstellung in Wort und Bild. Der Nutzen des Werkes ist offenbar; denn ebenso wie es unmöglich ist, den bedeu⸗ tenden Fortschritten der deutschen Alterthumswissenschaft im Einzelnen zu folgen, ebenso ist es nothwendig, nach bestem Wissen unterrichtet zu sein über die Entwicklung der deutschen Kultur. Diese Kenntnisse sollten in möglichst weite Kreise getragen werden, denn sie verschärfen nicht nur den Geist und die Urtheilskraft über die heutigen Dinge, sondern sie sind zugleich die Wurzel des Patriotismus und der Verehrung des Deutschtbums.“ Wir werden den weiteren Fortgang der neuen Auflage dieses lehrreichen „Hand⸗ ** 522 schlagebuchs der Kulturgeschichte des Deutschen Volkes F verfolgen. Das Lexikon wird in ca. 22 Lieferungen zu je omplet sein. 8 gzge Die Mythen, Sagen und Legenden der Zamaiten, Littauer. Gesammelt und herausgegeben von Dr. Edm Veckenstedt, Oberlehrer der alten Sprachen am Nicolai⸗Gymm asium zu Libau, Kurland. Erster und zweiter Band. Heidelberg, Carl Winters Universitäts⸗Buchhandlung, 1883. Eleg. brosch. 10 Die Landschaft Samogitien, nach der Schreibweise der Gelehrten Zemaite genannt, hat seit Alters her eigenthümliche Tra⸗ dition, Sitte und Sprache bewahrt; heidnische Reminiscenzen sind noch nicht erstorben. Die Sprache ist zweifellos als d zealterthüm⸗ lichste aller arischen Idiome, welche irgendwo in der Welt geredet werden, zu bezeichnen. Der in ihrer reichen und ergiebigen Poesie liegende Stoff konnte für die altlittauische Götter⸗ und Sagenwelt, welche ebenso phantasievoll und farbenreich wie die griechische Mytho⸗ ogie ist, noch nicht ausreichend beachtet werden, weil es an einer vollständigen Sammlung der Ueberlieferungen fehlte Erst der Herausgeber des vorstehenden Werkes hat die mitgetheilten Sagen, Mythen und Legenden in eigener Person dem Munde der Leute entnommen und durch willfährige Unterstützung der Bewohner umfassendes wie sicheres Material ge⸗ wonnen, Einblick in die lettischen ungehobenen Sagenschätze sich ver⸗ schafft. Der Verfasser erschließt uns in der Volksüberlieferung gegen hundert Götter⸗ und Dämonengestalten, von denen bis jetzt nur einige der Wissenschaft, diese kaum mehr als dem Namen vach. be⸗ kannt waren. Aber nicht allein eine Sammlung von Volksüberliefe⸗ rungen wird geboten, sondern auch eine Mpthologie des Volks. Bei⸗ spielsweise sei erwähnt: Christus gab dem Menschen das Feuer, wandelt in der Kleidung des Bettlers durch die Lande, um zu sehen, wie sich die Menschen und Thiere benehmen. Er fragte das Kameel, ob es ihn tragen wollte. Dieses sagte, wenn es gesattelt wäre, so würde es ihn tragen. Sofort gab ihm Christus einen natürlichen Sattel. Kurze Zeit darauf traf Christus einen Esel. Dieser war sogleich bereit, Christus zu trag Zum Andenken an diese Bereitwilligkeit bewirkte Christus, daß c.a dem Rücken des Esels ein dunkles Kreuz zu sehen ist. Ferner er⸗ scheinen die Engel Gabriel, Michael und Raphael als Beschützer der Zamaiten, sie leisten den Bedrängten Hülfe und durchziehen in Bauerngestalt das Land. Besonders interessant sind die Schöpfungs⸗ sagen. Das Erste, was Gott geschaffen hat, war ein riesiges, zweigeschlech⸗ tiges Wesen, Namens Zeste. Von diesem Wesen stammen die Enzel, die Riesen, Zwerge und Menschen ab, der Himmel, die Erde und das Meer haben von demselben ihren Ursprung genommen. Der ge⸗ sammte Inhalt ist unter 156 Nummern je mit Ueberschrift gebracht, ein mit großem Fleiße und rühmlichem Geschick zusammengetra⸗ genes Material, welches als eine unverfälschte Quelle bleibenden Werth behalten wird. Sowohl für die vergleichende Mythologie wie für die Ethnologie und Völkerpsychologie hat das Werk eine un⸗ verkennbar hohe Bedeutung. Der Anbang giebt sprachwissenschaftlich Mpthologisches und ein sehr genaues Register zu den Mythen, Sagen und Legenden. Man muß dem Verfasser für die Fülle des Gebotenen um so mehr zum Danke verpflichtet sein, da der interessante, wissen⸗ schaftlich noch zu verwerthende Stoff vielleicht in wenigen Jahren durch den Druck unserer nivellirenden Zeit verloren gewesen waͤre.

In R. Gärtners Verlagsbuchhandlung (Hermann Heyfelder) hier⸗ selbst erschien soeben: „Die Staatslehre des Aristoteles“, ein Essay von A. C. Bradley, Professor am University⸗College in Liverpool, autorisirte Uebersetzung von J. Imelmann. Die Ver⸗ deutschung dieser anregenden Studie verdankt der Aufforderung des bekannten Aristotelikers Prof. Susemihl ihre Entstehung. Die eng⸗ lische Originalschrift ist mit 8 anderen Abhandlungen über griechische Dichtung, Philosophie, Geschichte und Religion in dem Werke „Hellenica“ vereinigt und von Evelyn Abbot (Oxford und Cambridge) berausgegeben worden. Sie weiß den oft behandelten Gegenstand vielfach in eine neue, klare und interessante Beleuchtung zu rücken und wird daher gewiß gern gelesen werden, namentlich die Stellen, in denen der Verfasser von dem Gegensatz der Sauaggia und der dosch, im antiken Sinne und von dem pädagogischen Grundproblem der Politik des Aristoteles handelt, sowie auch der Schluß, in welchem er die Unrichtigkeit der Ansicht nachweist, als habe Aristoteles in seiner „Politeia“ einen Idealstaat vor Augen gehabt.

Von der 13., vollständig umgearbeiteten Auflage des Brock⸗ hausschen Konversations⸗Lexikons sind vor Kurzem wiederum 5 Hefte, Heft 116—120, erschienen. Dieselben führen den Text von „Gustav IV.“ bis „Heddesdorf“ fort und enthalten außerdem 3 fein kolorirte Karten (Großbritannien, das alte Griechenland, Hamburg und Umgegend) und 2 Bildertafeln (Hebeapparate, Giftpflanzen 10). Mit dem 120. Heft ist der 8. Band zum Abschluß gelangt und damit zugleich die erste Hälfte von Brockhaus Konversations⸗Lerikon vollendet. Dieser 8. Band reicht von „Gewinn“ his „Heddesdorf und weist, gleich den voraufgegangenen Bänden, im Vergleich zu der letzten Auflage, wieder beinahe doppelt so viele Artikel auf: er ent⸗ hält deren 4782 gegen 2689 in der 12. Auflage. Dieselben betreffen die verschiedensten Wissensfächer und sind des verschiedenartigsten Inhalts. Solche Stoffe übrigens, die ihrer Natur nach eine unzerlegte Darstellung verlangen, wie Goethe, Griechenland, Großbritannien, Hamburg, Han⸗ nover, Hebräer, finden wir auf bisher gewohnte Weise in längeren, erschöpfenden und in sich abgerundeten Artikeln behandelt. Mit Illu⸗ strationen, sowohl mit Holzschnittfiguren im Text (35) wie mit be⸗ sonderen (13) Bildertafeln und (5) geographischen Karten, ist der Band wieder reich ausgestattet. Aus der Zahl der ersteren heben wir die beiden in Farbendruck ausgeführten Doppeltafeln mit Gift⸗ pflanzen besonders hervor; gleichfalls auf 2 Doppeltafeln sind die Handfeuerwaffen und ihre verschiedene Konstruktion dargestellt; 9 Tafeln bringen noch viele andere naturgeschichtliche, technische und kunstgewerbliche Gegenstände zur Anschauung. Unter den fünf Karten (das alte Griechenland, Griechenland, Großbritannien und Irland, Hamburg und Umgegend, Hannover, Schleswig⸗Holstein und nordwestdeutsche Staaten) gewährt die von Hamburg und Umgegend, welche das Gebiet des künftigen Freihafens in genauer farbiger Ein⸗ rahmung zeigt, ganz besonderes Interesse.

8 Gewerbe und Handel.

Die Jahresberichte der Fabrikinspektoren pro 1883. VII. (N. A. Z.) Die Rheinprovinz zerfällt als die industriereichste der preußischen Provinzen in drei Aufsichtsbezirke, von denen der erste den Reg.⸗Bez. Düsseldorf, der zweite Cöln und Coblenz und der dritte Aachen und Trier umfaßt. Anlangend den Reg.⸗Bez. Düsseldorf wird berichtet, der Auf⸗ sichtsbeamte sei Schwierigkeiten bei Ausübung seines Dienstes nur selten begegnet, doch sei ihm mehrfach die mit seinem Dienste ver⸗ bundene Gefährdung durch mangelhafte Fabrikeinrichtungen vor Augen geführt; dreimal sei er nur durch ein gütiges Geschick schweren Ver⸗ letzungen entgangen. Es wurden 240 Kinder und 10 781 junge Leute beschäftigt, die Zahl der Ersteren stieg um 35 %, die der Letzteren

allgemeinen Aufschwunge der Industrie, namentlich der Textilindustie. Die an sich anderen Ländern gegenüber immer noch geringe Zunahme der Kinderarbeit wird darauf zurück⸗ geführt, daß die neueren Bestimmungen die Beschäftigung schul⸗ besuchender Kinder leichter machen und nicht mehr an Errichtung be⸗ sonderer Fabrikschulen binden, so daß diese Schulen immer mehr verschwinden und nur noch 2 im Bezirk vorhanden sind. In 220 Betrieben wurden Uebertretungen der Schutzbestimmungen für jugend⸗ liche Arbeiter und Kinder festgestellt. Die Aussichtsthätigkeit der Polizeibehörden sei nach wie vor noch ziemlich mangelhaft. In Bezug auf Arbeiterinnen klagt der Bericht, daß die auf Wöchnerinnen be⸗ zügliche Schutzvorschrift von den Arbeiterinnen sehr leicht durch Wechsel der Arbeitsstelle umgangen werde und dies von den Arbeit⸗ gebern nur schwierig, von den Aufsichtsbeamten gar nicht kontrolirt werden fönne. Wichtiger im Interesse der Arbeiterinnen und der Gesammtbevölkerung erscheine, Arbeite⸗ rinnen gegen übermäßige Arbeitsdauer zu schützen und den Umfang ihrer Verwendbarkeit enger zu begrenzen. 12⸗ bis 13 stündige Arbeitszeit in 14— 15 stündiger Schicht sei, besonders wenn die Arbeit „getrieben“ wird, schon für gesunde Männer zu viel, wie viel mehr für Frauen. Unfälle wurden 985 gemeldet, davon 43 mit tödtlichem Verlauf; behufs Unfallverhütung wurde auf Abstellung von 1189 Mängeln hingewirkt. Neben dem seit Jahresfrist bestehenden Unfalkverhütungsverein zu M.⸗Gladbach traten auf Anregunz der Be⸗ zirksregierung solche in Elberfeld⸗Barmen und Crefeld ins Leben. Der Beamte tritt der von ihm in anderen Berichten gefundenen An⸗ gabe ß kleinere Betriebe hinsichtlich ihrer Sicherheits⸗ gabe entgegen, daß kleinere Betrie ins ch ibrer S vorkehrungen und der Neigung ihrer Besitzer zur Verbesserung der⸗ selben hbinter größeren zurückständen. Für den dortigen Bezirk treffe das nicht zu. Die in dieser Beziehung bestehenden Mängel beruhten wesentlich auf unzureichender Erfahrung der Besitzer, und wenn auch wohlhabenderen Firmen die Einrichtung von Schutzmitteln leichter werde, als weniger bemittelten, so sei in kleineren Betrieben ihm gegenüber doch noch nie der Einwand er⸗ hoben, die Kosten einer geforderten Schutzmaßregel seien zu groß, wohl aber in größeren, und zwar zuletzt im vorigen Jahre, als es sich darum handelte, schlechte Aufzugverschlüsse, deren Mängel schon mehrfach Todesfälle veranlaßt hatten, durch bessere zu erseten. Auch in diesem Jahre bietet dieser Bericht wieder Daten zur Lohnstatistik, welche die Angaben der vorjährigen ergänzen und sich auf 10 Walz⸗ und Hammerwerke, 4 Stahlwerke und 6 dazu gehörige Maschinen⸗ fabriken beziehen. Diese 20 Werke hatten 1878 im Durchschnitt 8420 Arbeiter gegen 10 461 in 1882, der an diese gezahlte Lohn be⸗ trug 1878 7 970 181 gegen 10 947 319 in 1882, das ergiebt Jahresdurchschnittslohn für den Kopf 946 in 1878 gegen 1046 in 1882; für den Tag 3,13 resp. 3,45 ℳ; dabei hatte 1872 der Mann keine, 1882 jedoch 117 Ueberstunden pro Jahr. Der Mehrverdienst aus der Vermehrung der Arbeitsgelegenbeit betrug also gegen 1878 fast 3 Millionen Mark, der Mehrverdienst eines Arbeiters 100 = 10,5 %, wovon etwa 7 % aus thatsächlicher Lohnerhöhung und 3 ½ % aus Ueberstunden sich herleiten. Ueber Lohndruückerei sind dem Beamten Beschwerden nur hekannt geworden Seitens der Hausindustriearbeiter und Seitens einiger Fabrikanten von Besatzartikeln in Barmen. Letztere, von Barmer Fabrikanten erhobene Klage richtete sich dagegen, daß bestimmte Konkurrenten die angeblich schlechte Geschäftslage und die Noth der Arbeiter ig übermäßiger Weise benutzten, die Produktionskosten herabzusetzen, sich damit auf kurze Zeit einen Vortheil gegenüber der Konkurrenz verschafften, letztere durch Preisunterbietungen zur Nachfolge, das ganze Geschäft aber in schlechtere Lage gezwungen hätten. Seltsam, so erzählt der Bericht, berührt es den unparteiischen Beobachter, wenn Arbeiter sich darüber beschweren, daß sie, nachdem sie eidlich in einer Unfallsache vernommen worden, plötzlich entlassen seien; derartige Fälle werden einige erzählt, ferner solche, in denen beschädigte Arbeiter gegen eine Quittung von der Unfallversicherung Summen erhalten hätten und erst später gewahr geworden seien, daß sie, ohne es zu wissen, auch ihre Haftpflichtansprüche quittirt hatten. Aber diesen ungünstigen Erfahrungen ständen auch günstige gegenüber, überhaupt träten, neben den dunkeln Punkten, welche dem Frieden zwischen Arbeitgeber und Arbeitrr bedrohlich sind, doch auch gar manche Erscheinungen zu Tage, welche einer Versöhnung der An⸗ schauungsweisen beider Klassen günstig und Zeugnis ablegen für Warmherzigkeit der Betheiligten. Dieses zeige sich vornehmlich in der steigenden Zahl von Wohlfahrtseinrichtungen, von denen einige eingehend geschildert werden. 1 1 In den Regierungsbezirken Cöln und Coblenz war im Großen

und Ganzen die gewerbliche Thätigkeit eine recht rege, und trat, trotz vielseitig auftretender Klagen über große Konkurrenz und niedrige Preise, weder ein Mangel an Arbeit, noch eine Lohnherabsetzung von nennenswerther Bedeutung irgendwo merkbar hervor. Eine im Juni 1883 für den Regierungsbezirk Coblenz angestellte, auf die letzten 5 Jahre sich erstreckende Erhebung über die Lohn⸗ verhältnisse in einer Reihe hervorragender gewerblicher Anlagen verschiedener Industriezweige hat als Ergebniß geliefert, daß die Löhne in diesem Zeitraum fast überall, wenn auch nicht bedeu⸗ tend, gestiegen und nur da sehr vereinzelt zurückgegangen sind, wo, wie z. B. in der Tabackindustrie, die Geschäftslage schon lange viel zu wünschen übrig ließ. Das über die Lage einzelner Industriezweige Beigebrachte entspricht im Allgemeinen dem aus anderen Bezirken bereits erwähnten, wonach mit Ausnahme der Eisenindustrie fast alle anderen Branchen Fortschritte machten. So haben denn viele Be⸗ triebe ihre Anlagen erweitert und sind mannigfache Neuanlagen ent⸗ standen. Das Verhältniß des Beamten zu den Arbeitgebern wird als fortdauernd recht gut bezeichnet; die Fälle mehren sich von Jahr, wo Letztere Unterstützung und Rath beanspruchen. Zum Bedauern des Beamten geschieht solches von Seiten der Arbeiter nicht in gleichem Grade. Die Zahl der jugendlichen Arbeiter stieg im Bezirk Cöln um 281 oder 9,5 % gegen die Zahl in 1882, in Coblenz um 35 oder 2,5 %. Gröbere Verstöße gegen die Schutzbestimmungen kamen nur in einzelnen Fällen vor, geringere Versehen öfter. Unfälle wurden 197 bekannt, darunter 27 Todes⸗ und 9 Invaliditätsfälle. Wenngleich die Anwendung von Schutzvorrichtungen bebufs Unfall⸗ verhütung merklich zunimmt, mußte noch auf 257 Mängel hinge⸗ wiesen werden. Die nach dieser Richtung ertheilten Rathschläge wurden meist gern und bereitwilligst Seitens der Arbeitgeber ent⸗ gegengenommen, insbesondere wird gegen frühere Gewohnheit jetzt vielfach unverweilt mit der Ausführung vorgegangen; häufig werde geklagt, daß es so schwer sei, die Arbeiter zum richtigen Gebrauch der Schutzmittel zu bewegen und ihre Mitwirkung dafür zu gewinnen, daß die vorbandenen in gutem Zustande erhalten und zweckentsprechend benutzt werden. Der Bericht konstatirt eine Reihe neugeschaffener Wohlfahrtseinrichtungen, wie die Begründung eines Vereins rbeinischer Basaltindustrieller, der ebenfalls im Interesse der Arbeiterwohlfahrt thätig ist. 1“

8 Aus den Regierungsbezirken Aachen und Trier wird berichtet: Wesentliche Veränderungen in der Lage der Fabrikisdustrie seieg nicht eingetreten; letztere habe sich in den erreichten, fast ausnahmelos be⸗ friedigenden und zum Theil schwungvollen Betriebsverhä tnissen er⸗ halten; vereinzelt sei weitere Hebung unverkennbar. Im Allgemeinen asse sich die gegenwärtige industrielle Lage bezeichnen als stetiges ruhiges Fortschreiten auf der seit 1879 wiedergewonnenen und festgehaltenen Bahn gedeihlicher Entwickelung. Auch der nãchsten Zukunft sahben im Großen und Ganzen die Industriellen mit guter Zuversicht entgegen, nur in der Blei⸗Industrie fürchte man, anläßlich des unablässigen Sinkens der Bleipreise, einem Niedergange entgegenzugehen. Die Lage der Fabrikarbeiter sei wieder eine auskömmliche geworden, mehr freilich durch reichlichere Arbeit als durch Erhöhung der Lohnsätze. Die 1883 sehr bemerkbare größere Zuziehung „billigerer“ Arbeitskräfte Arbeiterinnen und jugendlicher Arbeiter lasse annehmen, daß Mangel an erwachsenen Arbeitern fühlhar werde, und daß, wenn, wie zu erwarten, die Industrie in ihrer gebesserten Lage verharre, auch allgemeinere Erhöhung der Löhne nicht ausbleiben werde. Die Arbeiterzahl erhöhte sich um etwa 3 % auf 65 000, wovon 70 % auf Aachen, 30 auf Trier entfallen. Amtliche

Sum 10 % gegen das Vorjahr.

Letzteres Verhältniß entspricht dem

Erhebungen für Aachen ergeben folgende Arbeiterzahlen:

Prozente 28 mehr oder

Hüttenindustrie 1 Steine und Erden .. Metallverarbeitung und Maschinen Chemische und verwandte Industrie Textilindustrie 1— . Papier⸗ und Lederindustrie Tabackindustrie

Diverse Industrien

2

—90 -—, tDee Sno &

9o SDrocgne

10— 00 D. Ol 15D=

Dent

1

Summa 388 170 44 686 Dabei ist in allen Branchen die Steigerung der Arbeiterzahl eine dauernde während der ganzen Zeit gewesen, nur Papier und Leder zeigen eine Abnahme um 30 Köpfe gegen 1882; die allein ein Minus ergebende Tabackindustrie befindet sich jedoch seit 1881 eben⸗ falls wieder in Zunahme, bei dieser betrug die Arbeiterzahl E6ö 1595,

1881 997,

1882 1187,

1883. 4 1393.

Auch in der Hausindustrie, welche im Bezirk Aachen etwa 10 000 Personen beschäftigt, haben sich in den letzten Jahren die Ver⸗ hältnisse fast durchweg sehr gehoben. Die Stellung des Beamten zu Ortsbehörden und Arbeitgebern läßt nichts zu wünschen übrig, allen amtlichen Anforderungen wurde bereitwillig entsprochen; Arbeiter wandten sich in 11 Fällen an den Fabrikinspektor. Die Beschäfti⸗ gung jugendlicher Arbeiter sties um 7 %, auf 5690, womit die Zahl des Jahres 1876 wieder erreicht wurde; seit 1870 stand diese Zahl am höchsten 1873, am niedrigsten 1877. Die Zahl der beschäftigten Kinder hat sich nicht wieder gehoben, sondern ist seit 1877 immer weiter gefallen. 145 Uebertretungen der Schutzbestimmungen wurden ermittelt, davon gerichtlich 15 be⸗ straft, 19 befinden sich noch in Untersuchung Wegen Fälschung von Arbeitsbüchern mußte in 13 Fällen eingeschritten werden gegen jugend⸗ liche Arbeiter. Ueber Beschäftigung weiblicher Arbeiter, die eine sehr ausgedehnte ist, 15 000 oder 23 % aller Arbeiter, wird in der Haupt⸗ sache Günstiges berichtet. Unfälle wurden 409 gemeldet, von denen 28 den Tod, 9 dauernde Arbeitsunfähigkeit, 79 solche von 13 Wochen und mehr, 103 solche von 4 bis 12 Wochen zur Folge hatten; gegen Unfall waren 25 % der Verletzten versichert, 82 % waren in einer Krankenkasse. Behufs Unfallverhümmnng wurde Beseitigung von 446 Mängeln veranlaßt Auch aus diesem Bezirk wird über Wobl⸗ fahrtseinrichtungen berichtet, namentlich sehr eingehend über die Wirk⸗ samkeit des Arbeiterinnenhospizes zu Aachen. 1

Aus den Berichten der preußischen Berabehörden über die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter auf den Bergwerken, Salinen und Aufbereitungsanstalten ist zu entnehmen, daß beschäf⸗ tigt wurden in 203 Steinkohlenwerken 4820 jugendliche Arbeiter, davon 4575 über Tage, 245 unter Tage, gegen das Vorjahr 555 mehr; in 83 Braunkohlenwerken 400, davon 372 über, 28 unter Tage, gegen das Vorjahr um 50 mehr; in 355 Erzbergwerken und Aufbereitungsanstalten 4653, davon 4026 über, 627 unter Tage, 218 mehr als im Vorjahre; in 17 Dachschiefer⸗Bergwerken 45, davon 39 über. 6 unter Tage, 11 weniger als im Vorjahre; in 9 Salz⸗ bergwerken und Salinen 109, davon 94 über, 15 unter Tage, 30 mehr als im Vorjahre. Zusammen waren in 667 Werken 10 027 jugendliche Arbeiter beschäftigt, von denen 9106 über, 92y1 unter Tage arbeiteten. Im Ganzen beträgt bei den hier in Betracht kommen⸗ den Werken die Vermehrung der jugendlichen Arbeiter 842. 1

Damit ist die Berichterstattung aus den preußischen Provinzen abgeschlossen. Der aus den so verschiedenartig gestalteten Verhält⸗ nissen aller gewonnene Gesammteindruck ist unzweifelhaft, daß die Gewerbsthätigkeit im Großen und Ganzen weitere Fortschritte ge⸗ macht habe, wenn es auch, wie z. B. in der Eisenindustrie, nicht an Fällen fehlt, wo Stillstand oder gar Rückschlag eingetreten ist. Be⸗ sonders erfreulich ist ebenfalls im Großen und Ganzen das über die Arbeiterverhältnisse und über die Willfährigkeit der betheiligten Kreise gegenüber den Anordnungen und Anregungen der Aufsichtsbeamten Berichtete.

Nürnberg, 26. Juli. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) In Folge des Drängens der Eigner zum Verkauf trat mit Beginn dieser Woche ein rapider Preisrückgang aller Sorten ein, der erst Donnerstag sein Ende nahm. Man zahlt heute in Folge dessen für Prima Waare nur noch 138 145 ℳ, für Mittelhopfen 120— 135 und für Gepackte 115 135 Verkauft wurden während der letzten acht Tage etwas über 100 Ballen. Die Zufuhren waren wesentlich größer. Die Stimmung ist flau.

Antwerpen, 26. Juli. (W. T. B.) Wollauk

eboten 1587 Ballen Laplata⸗Wollen, davon verkauft Weniger belebt, mittlere Auswahl, Preise unverändert. Glasgow, 26. Juli. (W. T. B.) Die Vorräthe von isen in den Stores belaufen sich auf 587 700 Tons, gegen 8 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen chöfen 94 gegen 115 im vorigen Jahre. eh N. IJult. 1“ S.) Der Werth her

in fuhr in der letzten Woche beträgt 7 208 000 Dollar

2 108 000 Dollars auf Manufakturwaaren entfallen.

tion. An⸗ 784 Ballen.

Submissionen im Auslande. .“ 1. Italien. General⸗Direktion der Eisenbahnen. 34 190 für die Eisenbahn Ascoli Provisorische Kaution:

5. August. Rem. i tück Schwellen und 43 167 cbm Holz an Benedetto. Voranschlag: 182 968 Lire. 50, definitive: 18 300 Lire. 8

Näheres an Ort und Stelle.

II. Niederlande.

5. August 1884. Timmerhuis zu Rotterdam. Lieferung von

a. 10 eisernen Schiffsbojen, Gewicht je 1150 kg, b b. 10 eisernen Schraubenankern mit Ketten für die Bojen c. 2000 Rammpfählen, 17 19 m lang. 1 8

Bedingungen liegen im Timmerhuis zur Einsicht aus und sind käuflich bei Wittwe P. van Waesberge & Zoon, Buchdrucker, Houttuin Nr. 73, zu Rotterdam.

EN(ih .“ 8 6. August, Wien, K. K. Direktion für Staatseifen⸗ bahnbetrieb: 25 Stück Lokomotiv⸗Cylinde 500 kg Roste und Roststäbe, 16 000 Kolberinge⸗Cylinder, 300 000 Bremsklötze. 18 000 sonstige Abgüsse 1. 8* 60 000 8 über 5 kg.

i or Lieferung der Bremsklötze Hist die Peacpfiestang ve. bunden, die für den Guß derselben als Zusatz noshen den späne nach Maßgabe des Vorrathes auf Gegenrechnung 8 ezlehen.

Die näheren Bedingungen sind von der Abtheilung b v nannten Direktion zu beziehen. Kaution 5 % des Lieferungswertbs.

Mittags.

Verkehrs⸗Anstalten.

8 26. Juli. (W. T. B.) Der Dampfer des S.ee Lloyd „Elbe“ ist heute früh 6 Uhr in New⸗

York eingetroffen. 27 Zali. (W. T. B.), Der Postdampfer Gellert“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Morgen

Scilly passirt. 7 9 Ubs Seil defsigs. Iuh. (W. T. B.) Der Postdampfer Saxonia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗

Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in Vera⸗ cruz angekommen