1884 / 186 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 09 Aug 1884 18:00:01 GMT) scan diff

In Marseille sind am 7. August 10 Personen an der Cholera gestorben. 1

8. rsailles, 8. Auaust. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung verlangte Laisant eine unbeschränkte Revision und griff das Ministerium und die Majorität der Versammlung 21 das Heftigste an. Der Berichterstatter der Kommission, Gerville⸗Réache, er⸗ klärte gegenüber dem Deputirten Madier de Montjau, welcher die Beseitigung des Senates gewünscht hatte: die Vorgänge in der Sitzung vom letzten Montag würden allein genügen, des Einkammersystems überdrüssig zu werden. Nach einigen Bemerkungen Chesnelongs, in welchen dieser verschiedene Behauptungen des Berichterstatters richtig stellte, ergriff Pelletan das Wort und vertheidigte die Machtvollkommenheit der Nationalversammlung gegen jed⸗ wede Vereinbarung. Dauphin setzte auseinander, daß die vorliegende Vereinbarung aus dem Einverneh⸗ men der beiden Majoritäten der Kammern hervor⸗ gegangen sei. Diese Aussührungen riefen lebhafte Pro⸗ teste der Rechten und der Linken hervor. Dauphin wurde gezwungen, die Rednertribüne zu verlassen. Als hierauf der Schluß der Generaldebatte durch Auf⸗ heben der Hände beschlossen wurde, nahm der Lärm zu. Jolibois bestieg die Tribüne, wurde aber vom Präsidenten am Sprechen verhindert. Zahlreiche Mitglieder der Ver⸗ sammlung verließen sodann ihre Plätze und drängten der Tribüne zu. Der Präsident Leroyer bedeckte in Folge dessen sein Haupt, und die Sitzung wurde suspendirt. Nach Wiederaufnahme der Sitzung ging die Ver⸗ sammlung zur Berathung der einzelnen Artikel über. Ein von Barodet eingebrachtes Amendement, welches die Einberusung einer konstituirenden Ver⸗ sammlung verlangt, wurde bei der Vorfrage mit 493 gegen 286 Stimmen abgelehnt. Barodet und sechs andere Depu⸗ tirte, welche das Amendement mitunterzeichnet hatten, verließen hierauf den Saal. Die nächste Sitzung findet morgen statt.

Italien. Rom, 8. August. (W. T. B.) Nach ofsiziellen, vom 6. d. M., 12 Uhr Nachts, bis zum 7. d. M, 12 Uhr Nachts, reichenden Berichten, sind im Canton Sermezzana, Provinz Massa Carrara, 2 Personen, in Carignan und Osasio je eine Person, in Pancalieri von den Tags vorher Erkrankten 2 Personen an der Cholera ge⸗ storben. Aus Vigneroli sind 5 Cholera⸗Erkrankungen zu verzeichnen; dagegen sind von den in das Lazareth von Cairo eingebrachten Kranken und in Varignano 2 Personen als geheilt entlassen worden; drei andere Kranke in Varignano befinden sich auf dem Wege der Besserung. Der Ort Cairo, im Bezirk Montenotte, und der Kanton Sermezzana sind militärisch abgesperrt worden.

Türkei. Konstantinopel, 9. August. (W. T. B.) Der Kommandant des italienischen Mittelmeer⸗ geschwaders, Admiral Acton ist gestern mit dem Aviso⸗ Dampfer „Barbarigo“ eingetroffen, um dem Sultan einen Besuch abzustatten.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 8. August. (W. T. B.) Der Minister des öffentlichen Unter⸗ richts hatte die Kuratoren der Lehrbezirke durch ein Cir⸗ kular aufgefordert, die Parochial⸗ und Kirchenschulen in Rücksicht auf ihre sittliche und loyale Bestimmung in wirksamer Weise zu unterstützen. Ein weiteres, gestern von dem Minister erlassenes, Cirkular ordnet eine verschärfte häusliche Beaufsichtigung der nicht bei ihren Eltern wohnenden Schüler an und stellt den bezüglichen Aussichts⸗ beamten, welche die sittliche Entwickelung der lernenden Jugend erfolgreich gefördert, verschiedene Bevorzugungen im Dienst in Aussicht. Gleichzeitig wird den Beamten bemerklich gemacht, daß sie für die in ihren Klassen aufgedeckten schädlichen Ein⸗ wirkungen subversiver Ideen und für die Theilnahme der Schüler an verbrecherischen Bestrebungen verantwortlich ge⸗ macht würden.

Asien. (W. T. B.) Dem „Reuterschen Bureau“ wird aus Shanghai, vom 9. August, telegraphirt: nach dort vorliegenden Nachrichten habe das französische Geschwa⸗ der, bestehend aus 5 Kriegsschiffen unter dem Kommando des Generals Lespes, die Stadt Keelung bombardirt und genommen.

Zeitungsstimmen. 1 Politischen lesen wir:

„Die für Freihafenpolitik schwärmenden Hamburger Blätter können es sich nicht versagen, in ihre Besprechung der soeben erschienenen „Tabellarischen Uebersichten des Hamburgischen Handels im Jahre 1883“, aus denen hervorgeht, daß der Verkehr sich stetig gehoben hat, die Wendung einzuflechten, daß Hamburgs bisherige Freihafenstellung doch wohl nicht so unheilbringend gewesen sein müsse, wie gegnerischerseits behauptet worden sei.

Unseres Wissens sind für den Hamburger Zollanschluß in erster Linie

Erwägungen der nationalen Wirthschafts⸗ und Handelspolitik maß⸗ gebend gewesen, und ist unter diesem Gesichtspunkte nur behauptet worden, daß die Freihafenstellung der Hansestädte zwischen ihnen und ihrem natürlichen Hinterlande eine künstliche Schranke aufgerichtet habe, welche eine permanente schwere Schädigung der nationalen Intcressen bildete. Daß übrigens Hamburg in den letzten Jahrzehenden nur mit Mühe und keineswegs immer erfolgreich seine Bedeutung als internationaler Welt⸗ handelsplatz intakt zu erhalten vermochte, namentlich soweit die Konkurrenz der belgischen und holländischen Häfen in Betracht kam, dürfte auch von den eifrigsten Freihafenschwärmern kaum geleugnet werden fönnen. Unseres Erachtens läge es viel näher, zu sagen, daß Hamburgs Handelsverkehr trotz, nicht wegen der bisherigen eximirten Stellung des Platzes im Zunehmen begriffen ist, und daß er einen ganz anderen Aufschwung nehmen muß, sobald nur erst einmal die altberühmte Handelsmetropole an der Elbe voll und ganz in den Rahmen der nationalen Existenz⸗ und Prosperitätsbedingungen Deutsch⸗ lands einbezogen sein wird. Daß in der Lage der Eisen⸗ und Stahlindustrie insofern eine Besserung eingetreten ist, als zu den an sich recht niedrigen Preisen die Aufträge zahlreicher einlaufen, so⸗ daß das Geschäst im Allgemeinen als lebhast bezeichnet werden kann, bestätigt der neueste Marktbericht der Zeitschrift des Vereins deutscher Eisenhüttenleute „Stahl und Eisen“:

Die Situation, heißt es darin, läßt sich dahin charakterisiren, daß die Beisse entschieden Halt gemacht hat. Dieser günstige Umstand ist wohl der großen, im Felde stehenden Ernte zuzuschreiben; man darf also hoffen, daß, wenn bei günstigem Wetter die Ernte ohne Schaden geborgen sein wird, mit den Verhältnissen im All⸗ gemeinen sich auch die Lage der Eisen⸗ und Stahlindustrie wesentlich günstiger gestalten wird. Für das Kohlengeschäft ist die stillste

In den „Berliner Nachrichten“

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Saison eingetreten, da Abschlüsse jetzt nicht gemacht werden; das Geschäft zeigt aber eine durchaus gesunde Entwickelung, da die Abfuhr sich regelmäßig vollzieht und die Preise im Großen und Ganzen eine Aenderung nicht erfahren haben.

Die „Staatsbürger⸗Zeitung“ führt in einem „Mehr Stimmung im Volke für die Regierung“ über⸗ schriebenen Leitartikel u. A. Folgendes aus:

. . Seobald ein Volk findet, daß in einer großen, die Zu⸗ kunft des Reiches berührenden Frage das größere Maß von Intelligenz auf Seite der Regierung war, grübelt es auch weiter. So gab die Dampfer⸗Subventionsfrage mächtigen An⸗ laß, sich zu erinnern, daß auch die großen Erfolge der im Jahre 1879 vollzogenen Aenderung der Zollpolitik nur allein der Initiative des Reichskanzlers und seiner eisernen Energie zu ver⸗ danken waren. Auf einmal fragte man sich, wozu man denn dann auch noch im letzten Reichstage der Regierung eine so große Anzahl von Oppositionsmännern auf den Hals gehetzt habe, und wozu denn all' der große Lärm gut gewesen sei.

Daß die Chancen der Regierung in den letzten Monaten sehr be⸗ deutend stiegen, könnte höchstens noch ein geistig Blinder leugnen. Sogar aus der Spracke der Oppositionsblätter und aus den z. B. auf den Parteitagen der Deutschfreisinnigen gehaltenen Reden geht dies hervor. Man wußte garnicht mehr, wie man es anzufangen habe, um die Regierung erklecklich zu diskreditiren. Die alten Ge⸗ meinplätze ziehen nicht mehr, und mit den neuen, wie z. B. mit der Schnaps⸗ und Schweinepolitik Phrase hat man schmählich Fiasko gemacht. Auch mit der Betheuerung, daß man Schildwache stehen wolle, auf daß keine neuen Steuern dekretirt werden, ködert man nur noch die Dummen, seitdem man im Volke begreifen lernte, daß die neuen Steuern zur Hebung des Gemeinwohls dienten. Auch hat es der Regierung nicht wenig genützt, daß selbst diejenigen Blät⸗ ter des Auslandes, welche sich früher in den feindseligsten Aeuße⸗ rungen über Deutschland ergingen, nun übereinstimmend an⸗ erkennen, daß dieses Reich mit verhältnißmäßig überraschend geringen finanziellen Mitteln überaus solid auszebaut worden und in eiger mustergültigen Weise administrirt sei. Diese unzweideutigen An⸗ erkennungen haben speziell in den deutschen Oppositionsblättern bereit⸗ willigen Abdruck gefunden, und zwar ohne jeden Widerspruch. Hat man doch nicht einmal danach gefragt, wie es komme, daß aus der⸗ selben Verwaltung, welche man zu diskreditiren suchte, mit sehr großer Vorliebe Organisateurs vom Auslande verlangt und sehr hoch geschätzt wurden.

Der Widerspruch zwischen den Thatsachen und der Polemik der Parteiblätter ist häufig in den Redaktionen, aber nicht von den Lesern uͤbersehen worden und diese sind dann schließlich zu der Ueberzeugung gelangt, daß man nicht die Schwarz⸗, resp. Schönfärbereien der Presse, sondern die Thatsachen selber sprechen lassen müsse.

Wir würden fehlgreifen, wenn wir in dieser Erscheinung einen Zug nach rechts erblicken, wenn wir annehmen wollten, daß eine Ab⸗ nahme im liberalen Lager mit einer Zunahme im konservativen Lager Hand in Hand gehe. Unserer Ansicht nach hat sich nur die Zahl derer vermehrt, welche zu der Ueberzeugung gelangt sind, daß die fort⸗ währenden Denunziationen von reaktionären Gelüsten der Regierung durchaus falsch sind und daß somit auch das Mißtrauen, welches derartige Denunziationen erzeugte, ungerechtfertigt sei. Mit einem Wort, die Zahl freiheitlich gesinnter Männer, welche in den Bestrebungen der Regierung nichts erblicken, was der Sache der Freiheit schadet, welche überzeugt sind, daß die Regierung ein mächtiges und wohlgeeintes Deutschland erhalten und die Wohlfahrt des Volkes stärken will, ist eine größere geworden. Mit der Zu⸗ nahme der Zahl dieser Männer wird sich eine Abnahme in allen Parteien vollziehen.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 32. In⸗ halt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Aenderungen im Bestande und in den Befugnissen von Zoll⸗ und Steuerstellen. Konsulatwesen: Bestellung eines Konsularagenten. Exequatur⸗Ertheilungen. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Centralblatt der Bauverwaltung Nr. 32. Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Nichtamtliches: Das ehemalige Cistercienserkloster Eberbach bei Hattenheim im Rheingau. Die Erweiterung des Suezkanals. Schweinestall auf der Königlichen Domäne Grabitz, Kreis Birnbaum. Die Straßenunterführungen in den Anschlußbahnen des Centralbahnhofs in Straßburg. Ueber den Ausbildungsgang und die Stellung der Architekten und In⸗ genieure in Spanien. Vermischtes: Kuonstgewerbliche Preisbewer⸗ bungen. Brand des Knochenhaueramts⸗Hauses in Hildesheim. Zerstörung einer Wasserleitungsröhre durch Blitzschlag. Herzogliche Technische Hochschule in Braunschweig. Restauration der Marien⸗ kirche in Mühlhausen i. Thüringen. Die Wasserversorgung Wiens. Internationale Ausstellung von Motoren und Werkzeugmaschinen für das Kleingewerbe. Wiener Stadtbahnfrage. Bücherschau.

Statistische Nachrichten.

Der „Berggeist“ gieht eine Zusammenstellung der Produktion der Eisenhüttenwerke des Ober⸗Bergamtsbezirks Dortmund im II. Quartal des Kalenderjahrs 1884 an Roheisen, Schweißeisen und Flußeisen. (Amtliche Mittheilung des Königlichen Ober⸗Berg⸗ oamts in Dortmund.) Danach wurden produzirt: 8

Schweiß⸗

Namen 9 eisen.

Reviere.

Flußeisen. der

Laufende Nummer

Tonnen. Tonnen.

Osnabrück...

i. W..

Oestl. Dortmund

Westl. Dortmund

Witten.

Sprockhöve

Bochum

Dahlhausern

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Recklinghausen

Gelsenkirchen.

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Frohnhausen.

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Also insgesammt im Ober⸗

bergamts⸗Bezirk Dortmund

Dagegen im vorhergehenden Eb1““

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also/ mehr weniger.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage der Schultze’'schen Hofbuchhandlung und Hofbuchdruckerei (A. Schwartz) in Oldenburg ist soeben das „Hof⸗ und Staats⸗ Handbuch des Großherzogthums Oldenburg für 1884“ erschienen (Preis 1,30 ℳ). Dasselbe giebt die zuverlässigste Auskunft über den Großherzoglichen Hof sowie über sämmtliche Staatsbehörden des Großherzogthums und ihre Zusammensetzung. Ein genaues alphabetisches Namensverzeichniß bildet den Schluß. Derselbe Verlag hat gleichzeitig den Plan der Residenzstadt Olden⸗ burg mit der Vorstadt Osternburg in vierter, neu bearbeiteter Auf⸗

lage ausgegeben (Preis 1 ℳ). Dem Plan ist ein

die Sehenswürdigkeiten der Stadt nebst Angabe öübrer dns im Herzogthum Oldenburg sowie nach Wilhelmshaven beigenue Eine weitere, soeben erschienene kleine Publikation der Schulör. scken Hosbuchhandlung betitelt sich „Oldenburgs landschaes, licher Schmuck“ (Pr. 75 ₰). Dieselbe hat die Geschicht, e⸗ Gründung und Entwickelung der Garten⸗ und Parkanlagen b— Gegenstande, die der Stadt so viel Reiz und Anmuth verleihen die sie namentlich der Fürsorge des regierenden Großherzogs verd 2 Der prächtige, weit berühmte Schloßgarten, die sorgfältig —— Anlagen beim Schloß, die Wallanlagen und das Everstenhol⸗ eine so eingehende liebevolle Schilderung, daß es nicht Wunder nehme kann, wenn das in neuerer Zeit auch durch geschmackvolle Neubauten stattlich erweiterte Oldenburg sich mehr und mehr zu einer Ar Pensionopolis für in den Ruhestand getretene Beamte, Rentiers b- Proprietäre entwickelt.

Von dem Prachtwerk „Prinz Friedrich Carli

Morgenlande“, nach ihren Tagebüchern und Handzeichnungen b”- seinen Reisebegleitern, Prof. Dr. H. Brugsch und Major von Gar⸗

gten

nier (Frankfurt a. Oder, Trowitzsch u. Sohn, Königliche Hofbuth druckerei), ist soeben die 5. Lieferung versandt worden. In derselben wird die fesselnde Schilderung der Tour von Kairo nach Suez ühen den Sinai fortgesetzt und beginnt in einem besonderen Abschnitt die MBosgcj⸗ mcke 8 8 3 &s 8 ₰: Beschreibung der Eindrücke eines Abends in Ismaelieh. Die Il- strationen im Text des Hefts zeigen eine vornehme Egrpterin den Schah Musa, das Innere des Sinai⸗Klosters, Ansichten des Serbäl und des Rothen Meeres. Ein größeres Holzschnittkunstblat greift bereits der Reise im Heiligen Lande vor und veranschaulicht in gewissenhafter Weise und mit sorgfältiger Charakterisirung den unter strömendem Regen (der die steilen engen Straßen in Sturzbäche ver⸗ wandelt) erfolgenden Einzug des Prinzen und seiner Begleitung in Nazareth. . . Die Nr. 32 von „Schorers Familienblatt“ hat folgenden Inhalt: Ein Brausepulver. Schwank in einem Akte von Ernst von Wildenbruch. (Schluß.) Magenpflege während der Cholerazeit, Von Dr. Julius Stinde. Landtorpedos. Von R. Eckerts. Mit zwei Illustrationen. Flattermine am Schipkapaß den 21. August 1877. Steinmine vor Sebastopol im Mai 1855. Historische Anekdoten Angra⸗Pequena und Namaqualand. Von Dr. F. Müller. Mit einer Illustration: Eine wandernde Namaquafamilie, einer Vignette und einer Karte. Der Gnadenlöhner. Novelle von E. Velp. (S. Fortsetzung.) Rundschau der Erfindungen. Von G. Richard. Sprechsaal. Briefkasten. Plauderecke: Wider die Cholera. Ein betrunkenes Armee⸗Corps. Nitroglycerin als Arzneimittel. Der Phonograph im Dienste der Völkerkunde. Ein Korier⸗ apparat für Geschäftsleute. Sommersprossen. Unsere Bilder Holzschnitte: Ruine des Klosters Heisterbach. Von B. Mannfeld. Beilage: Die Brunnenfeier zu Freienwalde a. O. Mit Illustration von R. Knötel. Humovistisches: Ein billiger Bräutigam Mit Illustr atio⸗ von P. Klette. Edler Wettstreit. Denkübungen.

Veterinärwesen.

Die Rinderpest hat im Gouvernement E sich gegriffen und namentlich in dem östlichen T ments eine große Anzahl von Opfern gefordert.

Auf den Dörfern des Gouvernements Esthland hat sich Milzbrand weiter verbreitet.

hei

Gewerbe und Handel.

Jahresberichte der Fabrikinspektoren pro 1883 X.

(N. A. Ztg.) Von den Berichten aus dem Königreich Sachsen behandelte unser letzter Artikel diejenigen aus den Auf⸗ sichtsbezirken Dresden, Chemnitz und Zwickau, so daß noch die Be⸗ richte für Leipzig und Löbau zu berücksichtigen blieben.

Aus dem Inspektionsbezirke Leipzig wird gemeldet, eine größere Anzahl neuer Fabriken und sonstiger gewerblicher Anlagen seien er⸗ richtet, auch hätten sich neue Industriezweige dort seßhaft gemacht. Die Lage der Industrie sei im Allgemeinen als befriedigend zu be⸗ zeichnen. Wenn auch einzelne Zweige oder Betriebe aus den verschiedensten Gründen, meist jedoch nur voruüͤbergehend, über flauen Geschäftsgang klagten und der Ernteausfall, die mit der Landwirthschaft in Verbindung stehenden Gewerbszweige ungünstig beeinflussen, so sei andererseits die emsige Thätigkeit und fortschreitende Vorwärtsbewegung, die auch im Be⸗ richtsjahre größtentheils bemerkbar war, nicht unberücksichtigt lassen. Bei einer Anzahl wichtiger Industriezweige konnte ein nam⸗ hafter Aufschwung festgestellt werden, der in Herstellung neuer Be⸗ triebe, Vergrößerung bestehender, Verbesserung der inneren Einrich⸗ tungen und erhebliche Vermehrung der beschäftigten Arbeiter sich zeigte. Wenn mehrfach über niedere Verkaufspreise und Rentabilität geklagt werde, so müsse daran erinnert werden, daß Zufriedenheit ein zelner Industrieller überhaupt kaum eintreten werde, weil sich deren An⸗ forderungen am Verdienst nicht immer in bescheidenen Grenzen hielten, und daß überdies viele Fabrikanten bei umsichtiger und sachkundiger Leitung ihrer Geschäfte, wie bei tüchtigen Leistungen, voller Be⸗ schäftigung und oft überhäuften Aufträgen befriedigende Preise für ihre Erzeugnisse erzielten und Aktiengesellschaften mehrfach sehr be⸗ achtenswerthe Dividenden vertheilen konnten. Die im Wesentlichen als günstig zu bezeichnende Lage der Industrie habe auf die wirth⸗ schaftliche Lage der Arbeiter insofern vortheilhaft eingewirkt, als für dieselben in deren Berufskreis leichter Unterkommen zu fi wesen und Arbeiter bei Fleiß und tüchtigen Leistungen sicherer im Stande waren, angemessenen Verdienst zu erlangen. Könne von allgemeiner Lohnerhöhung auch nicht berichtet werden, o seien im einzelnen kleine Aufbesserungen zu rerzäichnen. Günstiger noch liege die Sache bezüglich des Arbeiter⸗ verdienstes; erstens waren viele Betriebe durch drängende Aufträge genöthigt, Ueberstunden arbeiten zu lassen, dann aber sei in manchen Betrieben ein beachtenswerther Mehrverdienst zu verzeichnen, der auf anhaltender Thätigkeit, Erwerbung größerer Fertigkeit, Ver⸗ wendung zweckmäßiger Einrichtungen ꝛc. beruht. Beispielsweise konnte aus den Büchern einer größeren Maschinenfabrik nachgewiesen werden, daß von 1876 bis jetzt eine Steigerung des Wochendurchschnittsver⸗ dienstes der Arbeiter von 16,60 auf 21,14 stattgefunden habe, und zwar bei durchschnittlich 61stündiger Arbeitszeit pro Woche, Auch in Begründung neuer und Zuwendung neiterer Mittal von Wohlfahrtseinrichtungen habe sich der befriedigende Geschäftsgang vielfach bethätigt. Der Bericht giebt nun eine große Anzahl von Detaillsnachrichten über die Si⸗ tuation einzelner Geschäftszweige und Betriebe, u. A. führt er für 22 Betriebe der verschiedensten Branchen die Arbeiterzahl pro 1881 resp. 1882 im Verglesche zu 1883 auf. Donach beschäftigten diese 22 Betriebe 1881 resp. 1882; 3729 Arbeiter gegen 5929 in 1883, was eine Zunahme der beschäftigten Arbeiter um 59,5 % ausmacht. Die Zahl der von den Ortspolizeibehörden vorgenommenen Revisionen hat zugenommen, das Verhältniß des Aufsichtsbeamten zu den Arbeit⸗ gebern war fortdauernd gut, das Verhalten der Arbeiter war mehr gleichgültig und zurückhaltend, von Letzteren wurde der Inspektor meist nur für Entschädigungsansprüche bei Unfällen angerufen. Be⸗ züglich jugendlicher Arbeiter und Arbeiterinnen wird im Allgemeinen günstig berichtet, die beobachteten Verstöße gegen die Schutzvorschriften der Gewerbeordnung sind keine schweren und meist formaler Natur. Von Truck bei Arbeitern wurde nichts bekannt, jedoch erhielt der Beamte Mittheilung, daß in einigen Fabriken ganze Stücke von Waaren, die fehlerhafte Stellen enthalten, an Arbeiterinnen über⸗ lassen und der Betrag vom Lohne gekürzt würde. Unfälle gelangten 352 zur Anzeige, in 793 Fällen wurden Anondnungen zur Unfall⸗ verhütung getroffen. Am Schlusse des Berichts erfolgt Mittheilung über eine große Anzahl theils sehr umfangreicher Wohlfahrts⸗ einrichtungen.

Aus dem Inspektionsbezirk Löbau wird gemeldet, der Geschäfts⸗

gang sei im Allgemeinen ein befriedigender, bei einzelnen Induftrie⸗

zweigen, als Maschinenbau, Papier⸗ und Pappenfabrikation, Bunt⸗

pavier⸗ Pianoforte⸗, Knopf⸗ und Blumenfabrikation, den polygraphi⸗ scen Gewerben und Glashütten ein recht lebhafter gewesen. Dagegen klagten einzelne für die Ausfuhr arbeitende Etablissements der Textil⸗ industrie. Bei den jugendlichen Arbeitern machte sich eine Steigerung der Zahl der beschäftigten bemerkbar, hauptsächlich Seitens der Tertilindustrie, grobe Verstöße kamen nicht vor; Kinder unter 12 Jahren wurden bei Herstellung künstlicher Blumen beschäftigt gefunden; in der gerichtlichen Entscheidung wurde deren Beschäftigung als den gesetzlichen Bestimmungen zuwiderlaufend nicht angesehen. —e Lehrlingsbeschäftigung in Fabriken zeige sich in weiterem Ab⸗ nehmen. Unfälle wurden 131 gemeldet, deren 9 mit tödtlichem Aus⸗ 1 von den übrigen werden 31 als schwer und 91 als leicht be⸗

3 Wohnungs⸗ und Lohnverhältnisse der Arbeiter seien als im Allzemeinen erträglich zu bezeichnen, für eine befriedigende Ernäh⸗ rungsweise spreche der Umstand, daß in den industriereichen Ort⸗ shaften die Zahl der Schlächtereien, Kaffeeschankstätten und Speise⸗ bäuser stetig zunehme, während sich Konsumvereine und Speise⸗ anstalten in den Fabriken nur ausnahmsweise als lebensfähig er⸗ rA Dem Geschäftsbericht der Emder Herings⸗Fischerei⸗ Aktiengesellschaft, für das Betriebsjahr 1883/84 entnehmen wir

kendes: Bei ziemlich großen Abschreibungen bleibt ein bilanz⸗ mäßiger Reingewinn von 30 320 ℳ, ein Resultat, welches beweist, daß das Unternehmen bedeuteno an Stabilität gewonnen hat. Die Fangresultate des vorigen Sommers waren nicht sehr glänzende. Venngleich der Fang ungefähr derselbe wie im Vorjahre gewesen, waren die Preise um so viel besser, daß im Ganzen für den Fang 291 937 gegen 260 666 im Vorjahre erzielt wurden. Der Status pro 15. Juni cr. schließt auf beiden Seiten mit 665 418 ab. Unter den Passiven figuriren das Aktien⸗ kzxital mit 429 300 ℳ, die Prioritäts⸗Anleihe mit 19 800 ℳ, das Darlehen des preußischen Staats mit 150 000 ℳ, die Konto⸗Korrent⸗Kreditores mit 63 686 ꝛc.; dem gegenüber stehen zuf aktiver Seite die 13 Schiffe der Gesellschaft mit 232 938 zu Buche, während sämmtliches mit den Logzern auf See befindliche Material einen Werth von 374 070 repräsentirte; ferner betrug an Land das Fischereigeräthe⸗Konto 39 207 ℳ, das Böttcherei⸗Konto 43 820 ℳ, Salzkonto 4009 ℳ, Immobilienkonto 79 543. ꝛc.

New⸗York, 8. August. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 2000 B., Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 15 000 B., Ausfuhr nach dem Kontigent 1000, Vorrath 193 000 B.

Verkehrs⸗Anstalten.

Auf den Linien der Großen Berliner und der Gr Internationalen Pferde 2 Eisenbahn Aktien⸗Ges schaft sind im Monat Juli 1884 5 993 606 Personen befs und dafür 750 278,30 oder durchschnittlich pro Tag 24 202,53

beiden Gesellschaften eingenommen. Die Einnahme im Juli

. f sich auf 688 447,80 oder durchschnittlich pro Tag

mburg, 8. August. (W. T. B.) Der Postdampfer

nonia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗

ngesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute früh 8 Uhr York eingetroffen.

burg, 9. August. (W. T. B.) Der Postdampfer

sia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗

ngesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in

omas angekommen. 8

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Die in den Häfen von Uruguay und Argentinien gegen die

Provenienzen Brasiliens bestehende Quarantäne (vergl. Nr. 47 des

„Reichs⸗Anzeigers“ vom 23. Februar d. Is.) ist nunmehr gänzlich auf⸗

gehoben.

Berlin, 9. August 1884.

Am 7. d. Mts. verschied hierselbst nach schwerem Leiden der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. jur. Frölich, vor⸗ tragender Rath im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. Noch nicht fünfzig Jahre alt, hat ihn zur tiefsten Trauer Aller, die im Leben ihm nahe gestanden ein vorzeitiger Tod aus voller blühender Manneskraft und aus einem amt⸗ lichen Wirkungskreise abberufen, welcher nach menschlicher Voraussicht noch auf lange Jahre hinaus für ihn das Feld eines ehrenvollen, erfolgreichen Wirkens zu bieten schien.

Hermann Frölich, im Dezember 1834 zu Münster i. W. geboren, nach beendetem Universitäts⸗Triennium zum Doctor der Rechte promovirt, im Jahre 1864 zum Regierungs⸗ Assessor ernannt, wurde im Anfang des Jahres 1865 auf seinen Wunsch in die Staatseisenbahn⸗Verwaltung über⸗ nommen und bereits im Mai 1866 in die Eisenbahn⸗ Abtheilung des Ministeriums berufen, welcher er seit⸗ dem zunächst als Hülfsarbeiter, seit dem Jahre 1874 als vortragender Rath bis zu seinem Tode angehört hat. Nur während der Kriege gegen Oesterreich und Frank⸗ reich hat seine Thätigkeit in der Central⸗Verwaltung vor⸗ übergehende Unterbrechungen erlitten, indem Frölich in dem ersteren Kriege mit der Einrichtung und Leitung der Eisen⸗ bahn⸗Betriebskommission in Prag beauftragt, während des letzteren bei der Betriebsleitung der okkupirten französischen Bahnen in Nancy, Epernay und Reims verwendet wurde. Für seine Verdienste in diesen Stellungen ist er durch Aller⸗ hochste Verleihung des Rothen Adler⸗Ordens IV. Klasse und des eisernen Kreuzes ausgezeichnet worden. ung zum Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath April 1877.

Frölichs treffliche Veranlagung für das Verwaltungsfach, gepaart mit scharfem Verstande, großer Energie und un⸗ ermüdlichem Diensteifer, haben die Leistungen Desselben während seiner gesammten amtlichen Thätigkeit zu besonders ervorragenden gestaltet. Sein einnehmendes Wesen und eine ungewöhnliche geschäftliche Gewandtheit befähigten ihn vorzugsweise für die Erledigung schwieriger und verwickelter Verhandlungen. Eine große Zahl solcher Geschäfte und Aus⸗ einandersetzungen ist unter semner geschickten Behandlung un⸗ geachtet aller Schwierigkeiten zu einem befriedigenden Ab⸗ chllusse geführt worden; auch bei der Verstaatlichung wichtiger Frivatbahnunternehmungen hat er in hervorragendem Maße mitgearbeitet. Seine verdienstvolle Thätigkeit auf diesem Ge⸗ biete hat in mannigfachen hohen Ordensauszeichnungen, welche von Allerhöchster Stelle wie von fremden Souveränen ihm zu

heil geworden, auch nach außen wohlverdiente Anerkennung gefunden. Seine Loyalität und strenge amtliche Pflichttreue, seine schlichte Liebenswürdigkeit machten ihn Vorgesetzten wie ollegen und Untergebenen gleich werth und sichern ihm bei len, welche geschaftlich oder persönlich ihm näher getreten, ein freundliches Andenken. 8

Die Staats⸗Eisenbahnverwaltung erleidet durch seinen od einen herben Verlust.

Seine Beförde⸗ erfolgte im

Die Ernteaussichten in Preußen im Juli 1884. Um die Größe der jährlichen Produktion an landwirth⸗ scaftlichen Erzeugnissen zu ermitteln, finden gegenwärtig in Preußen im Laufe jedes Jahres drei verschiedene Erhebungen

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statt; die eine im Juni oder Juli des Erntejahres über die Ernteaussichten, die andere in der zweiten Hälfte des Monats Oktober nach einer hinlänglichen Anzahl von Probe⸗ druschen, die dritte schließlich im Februar des auf die Ernte folgenden Jahres, nach fast beendetem Abschluß der Erdruscharbeiten. Von diesen Erhebungen werden die beiden ersteren auf Anordnung des Herrn Mini⸗ sters für Landwirthschaft, Domänen und Forsten durch die landwirthschaftlichen Vereine vorgenommen, doch erstrecken sich dieselben grundsätzlich nur auf die wichtigsten Feldfrüchte und auf wenige Gemeinde⸗ und Gutsbezirke der einzelnen Kreise, während die dritte, auf Anordnung des Bundesrathes statt⸗ findende Ermittelung über den definitiven Ausfall der Ernte sich auf sämmtliche Gemeinde⸗ und Gutsbezirke erstreckt.

Die Berichte über den voraussichtlichen Ernteertrag der wichtigsten Feldfrüchte des laufenden Jahres sind durch die landwirthschaftlichen Kreisvereine im Juli erstattet worden, wobei, wie in den Vorjahren, die Schätzung der bevorstehen⸗ den Ernte in Bruchtheilen einer gleich 100 gesetzten Mittel⸗ ernte nach dem Stande der Früchte in der zweiten Hälfte des Monats Juli erfolgte.

Die Resultate dieser Erhebung liegen gegenwärtig, mit Ausnahme weniger Erhebungsbezirke, die hauptsächlich auf den Regierungsbezirk Merseburg entfallen, vor. Zieht man aus den verschiedenen, die einzelnen Kreise betreffenden Schätzungen einen arithmetischen Durchschnitt, d. h. ohne die mit den genannten Früchten bestellten Flächen dabei zu be⸗ rücksichtigen, so ergeben sich für den Staat, die Provinzen und Regierungsbezirke nachstehende Zahlen. Im Verhältniß zu einer Mittelernte wird in landwirth⸗ schaftlichen Kreisen die zu erhoffende durchschnittliche Ernte geschätzt:

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a. im Staate.

„b. in den Provinzen. I. Ostpreußen. II. Westpreußen III Berlin 44A“ IV. Brandenburg ö 692 99 100 100 93 100 96 90 104 Y. ern. 997 107 97 94 95 99 96 92 100 . [100 103 98 96 103 100 99 119 106 VII. u 8966 102 97 92 98 97 93 109 100 VIII. ac 101 103 105 105 104 103 102 110 107 19.8 swig stein [105 104 98 99 107 105 101 85 118 X. 2 ...77796 95 93 99 96 101 105 XI stfalen. 694 101 100 100 104 99 91. XII. Hessen⸗Nassau 97 91 93 97 93 93 92 87 104 XIII. Rheinland ö .99 95 98 90 88 101 101 83 104 XIV. Hohenzoller 90 85 99 93 85 90, 85/,100 103 c, in den

b““] 94 99 83 83 94 91 106 131 117 2) Gumbinnen. 1 109 113 96 99 104 101 123/ 147 124 3) Danzig 8 100 104 96

Marienwerder. 104 111 98

5) Berlin Potsdam 91 100 98 102

) Frankfurt 92 98 101 99 89 100 98 100 108 Stettin 97 109 99 93 88 99 98 97 101 ) Köslin 87 104 94 92 106 101 101 107 105 Stralsund 108 107 99 97 91 97 90 73 93 Posen.. 100 104 102 95 104 100 103 119 103

12) Bromberg 99 102 94 97 102 99 94 119 108 13) Breslau. 96 101 98 91 99 99 91 111 102 14) Liegnitz 98 104 96 92 96 96 96 113 106 15) Oppeln... 93 100 97 92 99 96 93/104 93 16) Magdeburg. s97 102 109 110 108 103 101,107 113 1eeee“ . 105 105 109 108 103 105 109 116 111 18) Gunt 101 101 98 97 101 100 95/106 96 19) Schleswig 71105 104 98 99 107 105 101 85 118 20) Hannover . . . . . 1.102 100 99 107 102 103 102 96 117 bb“] 96 91 93 95 83 95 90 98 101 22) Lünebuiupgrg . 98 99 94 98 84 99 100 84 107 23) Stade 6898 89 95 95 103 103 101 128/114 v11616121X2X*X“ 98 92 95/ 103 85 99 106 2D ZZZ 90 63 94 84 89 93 97 98 84 26) Münster.. . 683 95 96 96 99 93 85 79 99 T . 95 98 102 102 105 99 98 97 110 4* 103 111 102 103 107 105 90 100 112 29) Cassel 97 86 91/101 101/100 96 98 102 v4* 96 96 94 93 85 86 87 76 106 31) C v111114141“*“* 32) v 102 107 100 90 87 95 96 77 105 3299 S“ 103 95 107 95 92 100 102 94 113 34) Trier.. 93 90 92 80 82 93 101 81 100 14*“ 96 113 111 73 101 36) Sigmaringen. . 90 85 99 93 85 90 85 100 103 Für den preußischen Staat stellt sich hiernach der Durch⸗ schnittsertrag (eine Mittelernte in jeder Frucht = 100 gesetzt), für Weizen auf 98, für Roggen auf 99, für Gerste auf 98, für Hafer auf 96, für Hülsenfrüchte auf 97, für Kartoffeln auf 98, für Kleeheu auf 102 und für Wiesenheu auf 106. Da der Begriff einer „Mittelernte“ quantitativ überaus un⸗ bestimmt und wechselnd und weit mehr eine individuelle An⸗ sicht als ein bestimmtes Maß ist, so ist hierdurch dem Ur⸗ theile der Einzelnen allerdings ein sehr weiter Spielraum gelassen, doch wird erfahrungsgemäß unter einer „Mittelernte“ eine annähernd gute Ernte verstanden. Nach den vorliegen⸗ den Schätzungen der landwirthschaftlichen Vereine würde hier⸗ nach, mit Ausnahme weniger Distrikte, die Ernte des laufen⸗ den Jahrecs als eine gesegnete zu bezeichnen sein. Ein end⸗ gültiges Urtheil über den Ausfall derselben wird auf Grund der vorstehenden Zahlen zwar noch nicht ausgesprochen werden können, immerhin konstatiren dieselben die erfreuliche Thatsache, daß nach den in gleicher Weise durch die landwirthschaftlichen Vereine vorgenommenen

102 106 90 91 99 96 115 ,139 121 102 108 97 104 95 101 115 101

92 107

96 103 99 101 124 100

96 100 94 80 100

Ermittelungen über die Ernteaussichten des laufenden Jahres⸗

und der beiden Vorjahre, im Jahre 1884 bei sämmtlichen in Betracht gezogenen Früchten (Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Hülsenfrüchten, Kartoffeln, Raps und Rübsen, Kleeheu und Wiesenheu) ein erheblich höherer Ertrag als im Jahre 1883, im Vergleich mit dem gesegneten Erntejahre 1882 bei Weizen, Gerste und Hafer ein annähernd gleicher, bei den Hülsen⸗ früchten, Kartoffeln, Raps und Rübsen, Kleeheun und Wiesen⸗

94 105 91 100 106 101.

heu ein noch günstigerer Ernteausfall erwartet wird, wie nach⸗ stehende, die bezüglichen Zahlen der Jahre 1882, 1883 und 1884 gegenüberstellende Uebersicht ergiebt, wonach der Ernte⸗ ertrag geschätzt wurde:

in Pr zonfg

Mittelernte

Weizen Gerste Raps und Rübsen Kleeheu Wiesenheu

Preußische Klassenlotterie.

(Ohne Gewähr.) Bei der heute beendigten Ziehung der 4. Klasse 70. Königlich preußischer Klassenlotterie siele:

1 Gewinn von 450 000 auf Nr. 5656.

1 Gewinn von 30 000 auf Nr. 55 680.

2 Gewi Nr. 66 131. 91 960.

3 Gewinne von 6000 auf Nr. 7155. 36 740. 39 171.

9 Gewinne von 3000 auf Nr. 211. 815. 881. 4274. 11 120. 15 225. 15 074. 18 356. 19 494. —. 27 014. 28 690. 32 430. 38 119. 41 307. 9. 45 065Q. 48 122. 49 157. 53 375. 53 723. 55 285. 57 726. 61 449. 61 738. 62 598. 64 160. 67 800. 68 522. 70 682. 73 586. 76 619. 77 392. 80 387. 85 539. 86 895. 91 022. 7 Gewinne von 1500 auf Nr. 174. 5944. 7448. 10 092. 14 903. 18 118. 19 612. 24 24 009. 34 258. 36 182. 36 613. 44 468. 48 448. 50 072. 50 316. 53 051. 56 151. 59 377. 61 983. 66 743. 575 72877. 274961. 77674. 86 846. 40 87 526. 91 084. 91 970. 94 440.

58 Gewinne von 550 auf Nr. 1121. 3272. 4646. 6036. 8187. 14 975. 18 196. 20 116. 20 740. 21 023. 21 423. 26 705. 27 013. 27 388, 27 870. 28 116. 31 344. 32 014. 35 736. 36 336. 38 539. 38 981. 42 652. 44 217. 44 255. 48 092. 49 543. 53 746. 53 805. 53 983. 54 675. 54 692. 58 950. 59 145. 61 041. 61 604. 66 157. 70 342. 70 483. 72 339. 73 232. 73 866. 74 109. 74 616. 777. 76 299. 78 649. 80 157. 80 751. 83 786.

80 157. 3 955. 85 375. 87 478. 90 372. 91 538. 94 40bg8.

40 898. 52 577. 65 933. 65 937. 80 608. 81 181. 94 034. 94 132.

Der amtliche stenographische Unterricht im Hause der Abgeordneten beginnt am Donnerstag, den 14. August. Neben verschiedenen Anfängerkursen, die hauptsächlich für Schüler der oberen Klassen höherer Lehranstalten bestimmt sind und in 12 Unter⸗ richtsstunden beendet sein werden, finden auch praktische Uebungen für Diejenigen statt, welche sich zu Fachstenographen ausbilden wollen. Die Kurse sind unentgeltlich. Anmeldungen werden von Montag,

11. d., ab im stenographischen Bureau des Hauses der Ab⸗ geordneten, Vormittags von 11 bis 1 Uhr, angenommen.

8. August. (W. T. B.) Der Pulverthurm an Giorgio ist heute Nachmittag in die Luft en wurden getödtet, drei andere verwundet.

Person

Das nicht allein in den Kreisen der Archi⸗ rbauungszeit nach auf der Grenze zwi⸗ u stehende Knochenhaueramts⸗Haus am Markt in Hildesheim, ist in verwichener Woche in Brand gerathen und nur mit großer Anstrengung vor völliger Vernichtung bewahrt worden. Das gewaltige Satteldach mit den Giebeln ist gänzlich zerstört, die aufgehenden S jedoch gelang es zu retten. In der gesammten Bärgerschaft herrscht eine einzige, dahin⸗ gehende Stimme, daß es nothwendig, die zu Grunde gegangenen Theile möglichst bald und in derselben Gestalt, die sie vor dem Brande zeigten, wieder herzustellen. Mit der Restauration der Marienkirche in Mühlh i. Thüringen, dieser Perle der gothischen Baukunst, ist jetz gonnen worden.

(Ctrlbl. d. Bauv.) tekten hochberühmte, seiner E schen Gothik und Renaissance

il

2

Belle⸗Alliane Bei der am Mittwoch statt⸗ findenden Ertravorstellung zu halben Theaterkassenpreisen ist auch der Eintrittspreis für Garten auf 50 ermäßigt. Am Dienstag tritt zum ersten Male die Concertsängerin Seüora Esmenia de Oliveira auf.

Das Central⸗Thea

t geschlossen hatte, öffnete dieselbe

r 1 a

er, welches längere Zeit seine Hallen n unter der neuen Direktion des Hrn. Ad. Ernst vor einigen Tagen wieder. Die günstigen Erwartungen, welche sich hieran knüpften, scheinen in Erfüllung gehen zu wollen, denn die Novität, mit welcher sich das Etablissement in die neue Saison einführte, erfreut sich einer sehr beifälligen Aufnahme, und dürfte das „Jägerliebchen“, Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow, eine große Anzahl von Liebhabern allabendlich in den geschmackvollen Räum⸗ lichkeiten des kleinen Musentempels versammeln. Das Stück bewegt sich in dem auf jener Bühne heimischen Volksstückgenre, mehr dazu bestimmt, dem Pablikum einen lustigen Abend zu bereiten, als an seine Empfindungen und Phantasie große Anforderungen zu stellen. Man freut sich an den scherzhaften Situationen, den drolligen Witzen und dem naiven, frischen Humor, welcher in drastischer Weise zum Ausdruck gelangt. Die Darsteller lassen es denn auch an nichts fehlen, das Publikum durch ihr lebendiges, gut durchgeführtes Spiel in der heitersten Laune und in beständiger Lachluf bis zu Ende des Stücks zu erhalten, obgleich es hier und da nicht an Ausdrücken komischen Entsetzens über die oft gewaltsam herbeigezogenen Witze fehlt. Hr. Ernst als Eugen Kloß, Fabrikant künstlicher Mineralwässer, nimmt wie immer die erste Stelle ein, und erfreut allgemein durch seinen unerschöpflichen Humor und sein urkomisches Spiel; seine zum Schluß erfolgte Verlobung mit der korpulenten Minona Backobst, welche in Fr. Lid eine vorzügliche Darstellerin findet, erregte die allgemeinste Heiterkeit. Frl. Marie Voigt spielte die Eugenie Duval frisch und gewandt, obgleich zuweilen etwas zu lebhaft und im Vortrag mit zu scharfer, schneidender Stimme. Frl. Mark⸗ wardt giebt die Elise Schmidt durchaus sympathisch. Die Rollen der drei Heirathskandidaten werden von Hrn. Weiß als Jäger, Hrn. Loeber als Fispel und von Hrn. Tielscher als Hans Dampf mit Geschick und Beifall gegeben, insbesondere er⸗ wirbt sich Hr. Tielscher als Hamburger Kind den allge⸗ meinen Beifall; Hr. Fichtner als Lork und Frl. Brandt als Anna rürfen ebenfalls auf Anerkennung rechnen. Wenn zum Schluß bei sechsfacher Verlobung das ganze Personal im bunten Chor ein lustiges Lied erschallen läßt, da stimmt wohl Jeder vergnugt in den allge⸗ meinen Beifall ein, welcher der flotten und wohlgelungenen Vor⸗

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stellung gezollt wird