stimmung zu treffen, ob dieselbe selbst die Veröffentlichung für den ganzen Bezirk zu übernehmen oder solche zur Ver⸗ meidung von Zeitverlust den einzelnen Oberförstern zu über⸗ lassen als angemessen erachtet.
Ferner bestimme ich, daß die spezielle Bekanntmachung jedes einzelnen Holzversteigerungs⸗ oder Submissions⸗ ꝛc. Termines, soweit derselbe für die größeren Holzhändler von Interesse ist, ebenfalls durch das genannte Organ zu erfolgen hat. Die betreffenden Bekanntmachungen sind deshalb der Expedition des „Deutschen Reichs⸗ und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeigers“ hierselbst, Wil⸗ helmstraße 32 SW., mit dem Ersuchen um Ver⸗ öffentlichung von den Oberförstern zuzusenden. Bei diesen Inseraten ist zwar jede überflüssige Weitläufigkeit zu vermeiden, es muß aber der Regierungs⸗ (Landdrostei⸗) Bezirk und der Kreis, welchem das betreffende Forstrevier an⸗ gehört, jedesmal angegeben werden. B1“
Ich bemerke schließlich, daß die Veröffentlichung unent⸗ geltlich erfolgen wird.
Berlin, den 8. August 1884.
Der Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten. Lucius. An sämmtliche Königliche Regierungen, mit Aus⸗ schluß derjenigen zu Sigmaringen, und die FKhünigliche Finanz⸗Direktion zu Hannover.
In der heutigen Handelsregister⸗Beilage wird Nr. 33 der Zeichenregister⸗Bekanntmachungen veröffentlicht.
Nichtamtliches. Deutsches Reich
Ppreußen. Berlin, 15. August. Beide Kaiser⸗ liche Majestäten empfingen gestern den Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Großherzogin von Baden auf deren Rückreise von Schweden.
Auf Schloß Babelsberg fand ein Familiendi dem heute ein größeres Diner folgt.
Der Gouverneur des hiesigen Invalidenhauses, Ge⸗ neral der Infanterie von Ollech, ist von Urlaub aus Wil⸗ helmshöhe bei Cassel hier wieder eingetxoffen.
— Der General⸗Lieutenant von Guretzky⸗Cornitz, à la suite der Armee und kommandirt nach Württemberg als Commandeur der 27. Division (2. Königlich Württembergischen), ist mit kurzem Urlaub hier angekommen.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 14. August. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ hebt bei einer Besprechung der Begegnung des Grafen Kaͤlnoky mit dem Fürsten Bismarck Folgendes hervor: Die Vereinigung der beiden großen Reiche diene ihren speziellen sowie den allgemeinen europäischen Interessen und sei auf der Achtung der fremden und auf der Behauptung der eigenen Rechte ge⸗ gründet; sie wehre die Störung des Friedens ab und sei eifrig bemüht, alle Kräfte zu fördern, welche zum Schutz der Ruhe und Rechtsordnung des Kontinents zusammenwirken. Hieraus gehe prinzipiell hervor, daß weder Graf Kaͤlnoky noch Fürst Bismarck aktive politische Zwecke für die Varziner Aus⸗ einandersetzungen in Aussicht nehmen konnten; es träte vielmehr in der Thätigkeit dieser beiden Staats⸗ männer gerade unverkennbar die Sorge um die Hint⸗ anhaltung von Aktionen hervor, welche zu europäischen Verwickelungen führen könnten. Die Arbeit in Varzin werde dem Frieden dienen und gleichzeitig das Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn verbindende Band noch fester schürzen, wozu es irgend welcher Abmachung nicht bedürfe. Die Ein⸗ müthigkeit beider Minister und ihre gegenseitige rückhaltlose Offenheit seien wichtige Faktoren für die Fortführung des Friedenswerks.
Triest, 12. August. (Prag. Abdbl.) Das Amtsblatt veröffentlicht eine Kundmachung der Statthalterei, mit welcher diejenigen Aerzte, welche gewillt sind, im
üstenlande bei einem allfälligen Ausbruch der Cholera⸗Epi⸗ emie Dienste zu leisten, aufgefordert werden, ihre Bereit⸗ . hierzu zu erklären und die Bedingungen bekannt zu eben.
Pest, 13. August. (Wiener Ztg.) Das Amtsblatt üublizirt heute das Allerhöchst sanktionirte Gesetz über die Inartikulirung des mit der Schweiz abgeschlossenen inter⸗ ationalen Vertrages in Betreff des gegenseitigen Armen⸗ echts, sowie ferner die Durchführungsverordnung u dem Brandweinsteuergesetz.
Großbritannien und Irland. London, 13. August. Allg. Corr.) In dem gestern in Osborne unter dem Vor⸗ itz der Königin abgehaltenen Conseil wurde die Ver⸗ agung des Parlaments bis zum 15. September be⸗ schlossen. Dies ist jedoch noch nicht das Datum, an welchem das Parlament für die Herbstsession wieder zusammen⸗ reten soll. 8
Die meisten Blätter halten Rückschau auf die ver⸗ flossene Parlamentssession, deren Ergebniß fast all⸗ gemein als ein beklagenswerthes bezeichnet wird. Der „Daily Telegraph“ glaubt, die Session werde in der Geschichte als die „Session der Fiaskos“ figuriren. Der „Standard“ charakterisirt die Session als die merkwürdigste und unfrucht⸗ barste in den Annalen des modernen Parlamentarismus.
Nachdem der Volksraad von Transvaal die vor fünf Monaten zwischen dem Präsidenten Krüger und der britischen Regierung vereinbarte Konvention ratifi⸗ zirt hat, wird, wie man erwartet, eine Kommission zur Feststelung einer Grenzlinie zwischen Transvaal und Betschuanaland ernannt werden. Mr. Mackenzie, der britische Resident in Betschuanaland, n sich nach Capetown begeben, um mit Sir Hercules Robinson zu konferiren.
— 14. August. (W. T. B.) In der Thronrede, mit welcher das Parlament vertagt wird, werden die aus⸗ wärtigen Beziehungen als sehr freundschaftliche bezeichnet. Es wird bedauert, daß die Anstrengungen erfolglos geblieben seien, die von den zur Konferenz zusammengetretenen
u““
Mächten gemacht wurden, um die Mittel zur Herstellung des Gleichgewichts in den Finanzen Egyptens zu finden, welches für die Wohlfahrt und die sichere Ordnung des Landes so wichtig sei. Weiter heißt es: „Ich werde fortfahren, mit Gewissen⸗ haftigkeit die Pflichten zu erfüllen, welche sich aus der An⸗ wesenheit meiner Truppen im Nilthale ergeben, und hoffe, daß die besondere Mission, die ich nach diesem Lande zu senden beschlossen habe, mich materiell bei der Er⸗ wägung unterstützen wird, welche Rathschläge der egyptischen Regierung zu ertheilen und welche darauf bezügliche Schritte zu thun sind.“ Es wird sodann die Verminderung der agrarischen Verbrechen in Irland und die sichtliche Besserung der Lage des trischen Volkes hervorgehoben und angekündigt, daß in der nächsten Zeit die Aufmerksamkeit der Gesetzgebung auf die wichtige Frage der Volksvertretung hingelenkt werden solle. Die Thronrede drückt die Befriedigung darüber aus, daß sowohl zahlreiche Anzeichen des Interesses des Volkes für diese Frage, als auch Beweise seiner loyalen Gesinnung gegen den Thron und der Achtung vor dem Gesetz zu verzeichnen seien.
Frankreich. Paris, 14. August. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer berieth heute die Kreditforderung für Tongking. Menard⸗Dorian erklärte: die Budget⸗ kommission habe einen Kredit von 38 Millionen Francs für Tongking genehmigt, da der Minister⸗Präsident Ferry erklärt habe, daß diese Summe genügen werde. Die Kommission wolle indessen in dieser Beziehung keine Ver⸗ antwortung übernehmen. Raoul Duval griff die Haltung des Kabinets heftig an und beantragte schließlich die Ablehnung des Kredits. Der Minister⸗Präsident Ferry erinnerte daran, daß die Beweggründe für die Politik des Kabinets im äußersten Osten die lebhafte Zustimmung der Kammer gefunden hätten. Er wolle die Verantwortung für den Vertrag von Tientsin gern übernehmen. Der Minister⸗Präsident hob sodann hervor: Fournier habe erklärt, daß die Termine für die Räumung der einzelnen Plätze von Li⸗Hung⸗Tschang genehmigt worden seien; der verspätete Protest des Tsungli⸗Namen sei werthlos, da er erst nach dem Zwischenfall von Langson erhoben worden sei. China habe den Vertrag in unwürdiger Weise ver⸗ letzt. Der Zwischenfall von Langson sei ein heim⸗ tückischer Ueberfall gewesen. Der französischen Regierung könne man nicht Ueberstürzung vorwerfen, sondern höchstens zu viel Geduld. Hr. Ferry gab sodann einen historischen Ueberblick über die Verhandlungen, welche dem Zwischenfall von Langson folgten, und die damit schlossen, daß China eine Entschädigung von 3 Millionen angeboten habe. Da⸗ mit sei die Geduld der französischen Regierung erschöpft ge⸗ wesen. Der Admiral Lespés habe die Ordre empfangen, die Forts von Keelung zu zerstören. Es bedeute dies keinen Krieg mit China, denn die Verhandlungen dauerten fort. Die Regierung verlange die Zustimmung der Kammer, ehe sie weiter vorgehe. Der Beschluß der Kammer werde einen großen Einfluß auf die Entschließungen Chinas ausüben, denn er werde den Willen Frankreichs be⸗ zeugen, sein Recht zur Geltung zu bringen. Die Re⸗ gierung verlange von der Kammer die Ermächtigung, Pfänder zu nehmen, wo sie es für geboten halte. Wenn die Kammer diese Ermächtigung ertheile, so werde der Sieg schon mehr als zur Hälfte gewonnen sein. — Nachdem dann noch die Deputirten Lalande und Blancsubé über die Handelsinteressen Frankreichs in Hinterindien gesprochen hatten, wurde die Weiterberathung der Kreditforde⸗ rung für Tongking vertagt.
Der Senat genehmigte heute mit 179 gegen 1 Stimme den Kredit von 5 Millionen für die Expedition nach Madagaskar.
Der Minister des Ackerbaues, Meline, brachte heute im Bureau der Kammer den Gesetzentwurf, betreffend die Erhöhung des Eingangszolles für fremdes Vieh, ein. In dem Entwurf wird vorgeschlagen, den Eingangszoll für Ochsen von 15 auf 25 Frces., denjenigen für Stiere und Kühe von 8 auf 12 Frcs., für Hammel von 2 auf 3 Frcs., für Lämmer von 0,50 Frcs. auf 1 Fres., für Schweine von 3 auf 6 Frcs. und für gesalzenes Fleisch von 4,50 auf 8,50 Frcs. zu erhöhen.
— In Marseille sind am 13. August 15 Personen an der Cholera gestorben.
Italien. Rom, 14. August. (W. T. B.) In den bisher infizirten fünf Provinzen kamen gestern acht Cholerafälle vor; vier Personen starben an der Cholera.
Dänemark. Kopenhagen, 14. August. (W. T. B.) Heute wurde die außerordentliche Session des Reichstages eröffnet. Im Folkething wurde Berg, im Landsthing Liebe zu vorläufigen Präsidenten gewählt.
Afrika. Egypten. Kairo, 12. August. (Allg. Corr.) Major Kitchener befindet sich noch in Debbeh. Er be⸗ stätigt die Meldung, daß der Mudir von Dongola dort einen Sieg über die Rebellen errungen habe und daß viele der Letzteren in dem Kampfe getödtet wurden.
— 13. August. (A. C.) Sir Evelyn Wood trat, begleitet von seinem Stabe und dem Major Sandwith, heute seine Nilfahrt an, um die Befestigungen sowie die eng⸗ lischen und egyptischen Lager in Wady Halfa zu inspiziren.
Assuan, 12. August. (Allg. Corr.) Es sind heute hier Befehle eingegangen, in Wady Halfa ein Lager für ein englisches Regiment herzurichten. Es wird dorthin Fourage für 700 Pferde gesandt. Die jetzt in der Ausführung 28 Transportvorbereitungen deuten ein baldiges Vor⸗ rücken an.
Zeitungsstimmen
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ schreibt:
Der Jahres bericht der Handelskammer zu Worms bietet insofern ein besonderes Interesse, als derselbe, eingen zweijährigen Zeitraum — 1882 und 1883 — umfassend, zu der Annahme berechtigt, daß die darin enthaltenen Urtheile, weil eben einen längeren Zeitabschnitt betreffend, noch objektiver sind, als für kürzere Fristen abgegebene, da letztere weit leichter von den Eindrücken der momentanen Kon⸗ junktur beeinflußt werden können. Ueber die allgemeine Geschäftslage äußert sich dieser Bericht:
In unserem letzten Jahresberichte konnten wir eine Besserung in der allgemeinen Geschäftslage in den Jahren 1880 und 1881 kon⸗ statiren, und wir freuen uns, jetzt dasselbe über die Jahre 1882 und 1883 im Ganzen berichten zu können. Im Laufe des letzten Jahres ist dagegen in einigen Geschäftszweigen ein Höhepunkt erreicht worden, der trotz aller Anstrengungen nicht überschritten werden konnte. Eine
Reihe von äußeren Kennzeichen weisen auf eine stetige Fmnabme d durch den Geschäftsverkehr umgeschlagenen Güter und Werthe F. nennen nur die wachsenden Transportziffern der Bahnen und de Schiffahrt, den zunehmenden Post⸗ und Telegraphenverkehr, den steigenden Export und den größeren Umsatz der Geldinstitute. Für unserg Platz verweisen wir auf die unten angegebene Anzahl der hiesi 8 fabrikartigen Betriebe, der daran beschäftigten Arbeiter und tbäͤnge Dampfmaschinen sowie auf die Bauthätigkeit in den beibe letzten Jahren. Der Vergrößerung der Quantität entspricht aber nicht immer eine solche in der Qualität, denn mit dem Umschlar waͤchst nicht in demselben Verhältnisse der Gewinn. Es scheint se vielmehr umgekehrt in gewissen Grenzen das Gesetz auszubilden, daß die Gewinnstauote des Umschlags ebenso abnimmt, wie der Umschlaz selbst zunimmt. hge;
Außer der hiesigen hauptsächlichsten Großindustrie, den Leder⸗ fabriken, haben auch noch andere Zweige der hiesigen Industrie und des hiesigen Handels in den beiden Jahren, über welche wir 89 richten, mit gutem Erfolg gearbeitet. — Die Bierbrauereien haben ihre Betriebe wesentlich vergrößert. — Die Fabrikation cͤemischer Präparate aus Knochen wird jetzt in großem Maßstabe an unserem Platze betrieben, wo sie früher nur durch einige kleinere Etablissements vertreten war. — Die Kunzt⸗ wollenfabrik hat eine Weberei mit ihrem Betriebe ver⸗ bunden, die nach ihrem eigenen Berichte gut beschäftigt ist. — Die hiesige Dampfmüllerei verarbeitet von Jahr zu Jahr größere Quan⸗ titäten, meist ausländischen Getreides. — Der Frucht⸗, der Oel. und der Weinhandel haben ihre Umsätze vermehrt, wenn man die un. günstigen Bedingungen in Betracht zieht, unter welchen in Folge schlechter Ernten die Ausfuhr von einheimischen Landes⸗ produkten und Wein theilweise werden mußte. — Hiesige Möbelhändler haben ihr derart vergrößert daß sie jetzt einen sehr bedeutenden Umsatz, auch in feinen Möbeln, haben, und zwar sind diese nicht nur fremdes Fa⸗ brikat, sondern sie werden von eigenen Arbeitern fabrizirt. — Auch die hiesigen großen Kleiderfabriken scheinen sich in den letzten Jahren eines guten Geschäftsganges zu erfreuen. — Mehrere Fabriken neuer Artikel sind hier in den letzten Jahren erst errichtet worden und sollen gut gedeihen.
Andere Zweige der Industrie und des Handels klagen dagegen sehr über die Schwierigkeiten, die ihnen durch eine übergroße Kon⸗ kurrenz bereitet werden. Auf ihren Gebieten ist eine ständige Ueber⸗ produktion durch Gründung neuer Konkurrenzbetriebe oder durch Aus⸗ dehnung der bestehenden eingetreten, die nicht durch Vergrößerung des Absatzgebietes wieder ausgeglichen werden kann, da das Inland nur eine beschränkte Aufnahmefähigkeit hat, das Ausland sich immer mehr durch Zollschranken gegen die Zufuhr verschließt, und die betreffenden Artikel sich nicht für den überseeischen Vertrieb eignen, wie es z. B. bei Luxusleder der Fall ist.
Die oben erwähnten Angaben lauten:
8 1880 1881 1882 1883 In den hiesigen Fabriken waren Arbeiter beschäftigt v11““ und Dampfmaschinen im Gang... ““ mit Pferdekräften C 11611141414242* Die Bauthätigkeit war in den beiden Berichtsjahren in Worms stärker als je vorher; ein gutes Zeichen für die wirthschaftliche Lage in dieser Zeit. Es wurden ausgeführt: 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 Neubauten.. 36 65 77 65 beEeeee111““ 1611111111116666 Fagçadenverände⸗ rtungen. 47 19 21 21 10 19 Sonstige Ver⸗ änderungen. 77 63 38 31 65 66 8 178 171 E111“”“ Abgesehen von den in den thatsächlichen Mittheilungen des Be⸗
reduzirt Geschäft
richts enthaltenen Momenten, scheinen gerade die Angaben der letzten
beiden Tabellen geeignet, ziffernmäßig zu belegen, wie gleichzeitig mit der gewerblichen Thätigkeit das Vertrauen zu der Dauer der im Ver⸗ gleich zu früher besseren Situation gewachsen ist.
— In derselben Zeitung lesen wir Folgendes:
„Ein Zeichen der Zeit kann es genannt werden“, so bemerkt das „Frankfurter Journal“, „wenn ein Blatt wie die „Voss. Ztg.“, welche mit allen erdenklichen Mitteln gegen die Dampfersubventions⸗ Vorlage gekämpft hat, sich von ihrem Pariser Korrespondenten heute Folgendes telegraphiren lassen muß: „Des Chanal, Redacteur der „Debats“, hielt in der Akademie einen Vortrag über Frankreichs australische Politik, worin er ausführte, die Vertagung der Bismarckschen Dampfersubventions⸗Vorlage lasfe Frankreich Zeit, Deutschland zuvorzukommen, eine Dampfer⸗ linie durch den Stillen Ozean vorzubereiten, aus Tabiti der großen Verkehrsknotenpunkt der Südsee zu machen und das Protek⸗ torat über die Inseln unterm Winde zu erwerben.“ Eine bessere Illustration der manchesterlichen Politik konnte wirklich nicht geliefert werden.“ . 1
— Die „Schlesische Zeitung“ schreibt:
Nach einer Mittheilung aus Ratibor macht sich in Katscher be⸗ züglich der Textil⸗Industrie ein erfreulicher Aufschwung bemerklic Zu den Firmen, welche seit einigen Jahren die dortigen Weber mit Plüschfabrikation beschäftigen, tritt zum 1. September eine neue hinzu; dieselbe sucht Arbeiter für etwa 200 Webstühle zu gewinnen. Außerdem ist von Elberfeld die Anfrage ergangen, ob es möglich sei⸗ in Katscher Arbeiter für Seidenweberei zu gewinnen.
Statiftische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 3. August bis inkl. 9. August cr. zur Anmeldung gekomma⸗ 190 Eheschließungen, 821 Lebendgeborene, 27 Todtgeborene, 5 Sterbefälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Allgemeines deutsches Handelsgesetzbuch ne r Gesetz vom 18. Juli 1884, betreffend die Kommandie gesellschaften auf Aktien und die Aktiengesellschaften. Textausgabe mit Anmerkungen und Sachregister. Berlin 1884. h2 von Deckers Verlag, Marquardt u. Schenck. 8. kart, Preis 1 ꝙ Die vorliegende Gesetzesausgabe, welcher ein summarisches Sachregtie beigegeben ist, hat auch die neuesten, die Aktiengesellschaften betrefte, den Gesetze aufgenommen, gewährt also dem Benutzer das gesamn zur Zeit gültige handelsrechtliche Material. Nicht aufgenommen, u dagegen das 5., vom Seerecht handelnde Buch. Kleine Anmerkungen welche heils auf entsprechende andere Gesetze, theils auf die gerichtsjudikatur verweisen, dürften die praktische Brauchbarkeit handlichen Ausgabe noch erhöhen. qord⸗
— „Geschichte der Vereinigten Staaten von Nord⸗ amerika.“ I. Abtheilung: Von der ältesten Zeit bis zum Ende 2 Unabhängigkeitskampfes, von Ernst Otto Hopp. Ieb⸗ Wissen der Gegenwart⸗ XXVI. Band.) 80, 232 Sch st 1884. Leipzig, G. Freytag, Prag, F. Tempskv. 1 ℳ — Ferreite überall ein Nachklang der Feste lebendig, mit denen die glorrehe, Republik der Vereinigten Staaten den Abschluß des ersten — hunderts ihres Bestandes gefeiert hat, und mit lebhafter Spahendan erwarten wir heute das Ergebniß der unmittelbar bevorste 85 Präsidentenwahl. Wenn bisher allerdings die Aufmer samkeit und Theilnahme des deutschen Publikums die amerikanische Politik nur bei solchen außergewöhlichen eignissen eine lebhaftere war, im Uebrigen aber der Bed Gegenstandes sehr wenig gerecht wurde, so trug daran zum Theil der Umstand Schuld, daß an guten und allgemein zus
Büchern über amerikanisches Leben und amerikanische Geschichte imn großer Mangel herrschte, dem die zahllosen „Indianergeschichten“ gewis nicht Abhülfe schafften. Das Werk von Hopp, das in seinem eisten Theile hier vorliegt, ist ohne Zweifel berufen, den weitesten Kreisen des deutschen Publikums ein tieferes Verständniß und damit ein dauerndes Interesse der Geschichte und für die Ge⸗ schicke Amerikas, insbesondere der Vereinigten Staaten, zu vermitteln. Der vorliegende Band umfaßt die Vorgeschichte und Ent⸗ stehungsgeschichte der großen Republik. Ausgehend von einer Schil⸗ derung der ersten Bevölkerung Amerikas, der Reste alter Kultur, der Sprache, Religion und Sitte der Indianer, erzählt der Verfasser die Geschichte der Entdeckungen der Nordländer, Portugiesen, Franzosen, Spanier und Engländer, um dann die Geschicke der einzelnen Kolo⸗ nien darzustellen. Dabei sind durchweg jene Männer in den Vorder⸗ rrund gerückt, die als Führer den Gang der Ereignisse bestimmen zalfen. Mit Klarheit und Uebersichtlichkeit entwirft der Verfasser emn lebendiges und farbenreiches Bild des großen Freiheitskampfes, dessen Ursachen und Ziele dem Leser stets deutlich bleiben, dessen Verlauf auch in dieser Erzählung, wie einst zur Zeit seines Ge⸗ scehens, eine erhebende und gehobene Stimmung wachruft. Wen amerikanische Denker und Dichter wie Emerson und Lengfellow nicht von dem Irrglauben zu bekehren vermochten, Amerika sei ein von zllen Idealen verlassenes Geld⸗ und Maschinenland, den werden die geschichtlichen Thatsachen eines Besseren belehren. Wir können den mit 50 Tertillustrationen und Karten reich ausgestatteten Band nur wärmstens empfehlen, und jeder Leser wird mit uns der Fort⸗ setzung mit lebhafter Erwartung entgegensehen.
— Die Verlagsbuchhandlung der „Illustrirten Zei⸗ tung“, die Firma J. J. Weber in Leipzig, begeht am 15. August die Feier ihres 5jährigen Bestehens. Johann Jakob Weber, der Begründer der Firma sowie der seit Juli 1843 erscheinenden „Illu⸗ strirten Zeitung“, hat das sich mehr und mehr ausbreitende und durch seinen illustrirten Verlag, besonders aber durch die „Illustrirte Zeitung“ weit über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannte Ge⸗ scäft 46 Jahre hindurch, bis zu seinem am 16. März 1880 erfolgten Tode, geleitet. Seitdem wird es von seinen drei Söhnen Johannes, Hermann und Dr. Felix Weber fortgeführt, welche neuerdings eine Zweigniederlassung in Berlin gegründet haben.
— Zu der Zeitungs⸗Preisliste für das Jahr 1884 ist am 8. August d. J. der 13. Nachtrag erschienen. Derselbe, ebenso an⸗ zordnet wie die Preisliste, bringt in der 1. Abtheilung 1) die (35) neu hinzutretenden Zeitungen und Zeitschriften in deutscher Sprache, 2) die Veränderungen bei (24) schon aufgenommenen Zeitungen u. s. w. in deutscher Sprache, 3) die (23) zu löschenden Zeitungen u. s. w. in deutscher Sprache; in der 2. Abtheilung aber 1) die (8) neu hinzu⸗ tretenden Zeitungen u. s. w. in fremden Sprachen, 2) die Verände⸗ wungen bei (5) schon aufgenommenen Zeitungen u. s. w. in fremden Sprachen, 3) (7) zu löschende Zeitungen u. s. w. in fremden Sprachen. Von den ins Leben gerufenen neuen Blättern in fremden Sprachen sind 4 dänische, 3 englische und 1 französisches, während dagegen ein⸗ gingen 3 englische, 2 dänische, 1 französisches und 1 polnisches.
Gewerbe und Handel.
Die Jahresberichte der Fabrikinspektoren pro 1883. XI.
(N. A. Ztg.) Das Königreich Württemberg zerfällt in zwei Aufsichtsbezirke, von denen der erste den Neckar⸗, Jagst⸗ und Donau⸗ kreis, der andere den Schwarzwaldkreis umfaßt.
Aus dem Neckar⸗, Jagst⸗ und Donaukreis wird gemel⸗ det, von den im Bezirke besonders hervorragenden Industrien beute die Cementfabrikation das vorhandene vorzügliche Rohmaterial immer mehr aus, die Maschinenziegeleien wurden durch die im Allgemeinen schwache Bauthätigkeit nicht voll beschäftigt, der Glashütten⸗ hetribb habe nur noch im Schwarzwalde Bedeutung. Gün⸗ stigeres sei bezüglich der Metallverarbeitung zu melden. Silberwaarenfabriken, besonders solche, die veredeltem Ge⸗ schmack und solider Ausführung Rechnung tragen, waren voll beschäftigt. Bijouteriefabriken in Gmünd und Stuttgart vermehrten rielfach ihr Personal, namentlich nahm die Fabrikation von Silber⸗ schmuck ungemein zu. Noch bedeutenderen Aufschwung zeige die Ver⸗ arbeitung unedler Metalle, zu welchem Zweck eine Reihe neuer Betriebe entstanden. Maschinenfabriken waren nicht voll beschäftigt, Spezialitäten berstellende jedoch theilweise mit Aufträgen überhäuft. In der Terxtil⸗ industrie klagen manche Webereien, während Spinnereien mit dem Geschäftsgange zufrieden waren. Möbelfabriken hatten zahlreiche Auf⸗ träge, deren Betrieb wurde jedoch in Stuttgart durch dreimonatigen Strike bedauerlich gestört. Die wirthschaftliche Lage der Ar⸗ beiter habe sich nicht wesentlich geändert, in den Zwei⸗ gen mit lebhafterem Geschäftsgang sei Gelegenheit gewesen, das Einkommen zu erhöhen; in vielen dichtbevölkerten Landestheilen sei Verlangen nach vermehrter Arbeitsgelegenheit vorhanden, nament⸗ lich für weibliche Arbeitskräfte. Die Beziehungen zu den Arbeit⸗ gebern waren mannigfache; Arbeiter nahmen die Hülfe der Beamten nicht nur in Unfallangelegenheiten, sondern auch in Prozessen behufs Herbeiführung außergerictlicher Vergleiche in Anspruch. Betreffs der jugendlichen Arbeiter wurden die Bestimmungen fast überall inne⸗ zehalten; als erfreulich ward erwähnt, daß dem Lehrlingswesen auch in Fabriken vermehrte Aufmerksamkeit geschenkt werde. Für die. Lage des Arbeitsangebots sind folgende Angaben von Interesse; bei dem öffentlichen Arbeitsnachweisebureau in Stuttgart gingen ein:
“ Mehr⸗
von Arbeitgebern von Arbeitern angebot
1881 6074 7872 1798 1882 5383 6522 1139
1883 5663 6657 994
Diese Zahlen scheinen betreffs der Beschäftigungsgelegenheit eine erhebliche Veränderung zum Bessern zu bedeuten. Unfälle gelangteu nur 54 zur Kenntniß der Beamten, jedenfalls — wie er meint — nickt alle, die Mehrzahl derselben hätte durch größere Vorsicht der Arbeiter verhütet werden können. Die Arbeitgeber gingen auf Vor⸗ schlaͤge zur Unfallverhütung meist bereitwillig ein, die Arbeiter ver⸗ hielten sich jedoch meist sehr gleichgültig dagegen. 8
Fuͤr den Schwarzwaldkreis wird berichtet, die besuchten Betriebe seien mit verschwindenden Ausnahmen vollbeschäftigt an⸗ getroffen worden, manche sogar mit verlängerter Arbeitszeit. Eine Anzahl Neuanlagen seien entstanden, auf der andeken Seite seien auch Konkurse zu erwähnen, doch sei die Weiterbeschäftigung der Arbeiter meist gelungen. Interessant ist die Angabe des Berichtes, daß nach der Berufszählung 48,3 % der in ge⸗ werblichen Betrieben Erwerbsthätigen auf Orte unter 20 Seelen, 20,9 % auf Orte von 2 — 5000 Seelen, 16,1 % zuf Städte von 5 — 20000 Seelen, 5,7 % auf solche von 20— 50 000 Seelen und 9,0 % auf Städte über 100 000 Seelen entfielen. Kinder unter 12 Jahren wurden nirgends beschäftigt angetroffen, auch solche von 12—14 Jahren wurden nirgends zu lange beschäftigt, bei jungen Leuten (14— 16) kam solches vor. In der Höhe der Löhne wurde keine Aenderung bemerkt. Betreffs des Trucksystem sei eine erfreuliche stoßendng insofern zu berichten, als zwei der früher als dagegen ver⸗ sioßend geschilderten Kramladenbetriebe eingestellt wurden. Unfälle wurden 25 ermittelt, von denen 1 über 13 Wochen, 2 13 Wochen, 8 8* Wochen, 14 2—3 Wochen Arbeitsunfähigkeit, zur Folge hatten. Als bedauerlich wird erwähnt, daß in Fabriken eingerichtete Speise⸗ enstalten so wenig benutzt würden und deshalb eingingen.
Der Aufsichtsbeamte für das Großherzogthum Baden hesdet die im vorigen Jahre geschildrrte gebesserte 8 “ und Guch im Berichtsjahre angehalten, es könne dieselbe im O 2 en 8 “ als normale bezeichnet werden; in besonders Eüs tiger fole segr-en. sich theilweise die Maschinenfabriken, Schlußf 5 nder außerordentlich gesteigerten Produktion n
eschäfte es Vorjahres einen kleinen Rückgang dge he. vit mit hästiung jugendlicher Arbeiter (14 E111““ . Köpfen auf dem höchsten Stande des Jahres 1874 wiede
gelangt, den niedrigsten Stand hatte 1877 mit 4736 Köpfen. agegen ist die Beschäftigung von Kindern noch um 1200 Köpfe ge⸗
1
ringer als 1874, wo deren 2883 beschäftigt wurden, die dann all⸗ mählich bis auf 1156 in 1881 herabgingen, um 1882 auf 1512, 1883 auf 1664 zu steigen. Die gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze jugendlicher Arbeiter wurden fortdauernd strenge gehandhabt. Zum ersten Male in Baden kamen drei Fälle von Bestrafung wegen des Trucksystems vor, alle drei Uhrenfabriken des Schwarzwaldes betreffend. Unfälle wurden 112 gemeldet und 269 Anordnungen behufs Unfall⸗ verhütung getroffen.
„Aus dem Großherzogthum Hessen wird berichtet, es sei in einzelnen Industriezweigen Besserung der Geschäftslage bemerkbar geworden, zu diesen gehörten: Kunstwollefabrikation, größerer Müllerei⸗ betrieb, Mälzerei und Bierbrauerei, Zweige der Lederfabrikation, Maschinenfabrikation, Hutfabrikation für Export, Wagenfabrikation und Gold⸗ und Silberfadenindustrie. Dagegen klagten über Rück⸗ gang: Portefeuillewaaren⸗ und Album⸗, Gürtlerwagren⸗, Wachstuch⸗, Papierstramin⸗Fabrikation und Metallschleiferei. Seit dem Tage des Dienstantrittes des Aufsichtsbeamten (1. Oktober 1883) kamen 199 Un⸗ fälle zu seiner Kenntniß, darunter 13 Todesfälle.
„In Mecklenburg⸗Schwerin fand der Beamte die Lage der In⸗ dustrie überall gegen das Vorjahr etwas gebessert, wofür er die Ur⸗ sache in der auten Ernte von 1882 erblickt. In der wirthschaftlichen Lage der Arbeiter sei keine Veränderung bemerkbar, sie sei wie im vorigen Jahre als günstis zu bezeichnen. Die Kinderarbeit (12 — 14 Jahre) hat im Aufsichtsbezirk so aut wie aufgehört. Die Arbeiter⸗ zahl in din 200 beaufsichtigten Betrieben betrug 1882 5696, 1883 5695. Unfälle kamen 170, darunter 7 Todesfälle vor.
In Sachsen⸗Weimar hatte die Mehrzahl der Betriebe regelmäßige, günstige, in den Zweigen der Maschinen⸗, Porzellan“, Glas⸗, Spiel“ und Schnitzwaaren⸗Industrie sogar gesteigerte Thätig⸗ keit. Dagegen klagte die Wollenwaaren⸗Phantasie⸗Industrie über schlechtes, schleppendes Geschäft, so daß die darin beschäftigten Ar⸗ beiter — 40 % aller Fabrikarbeiter im Lande, — unter der Ungunst der Verhältnisse zu leiden hatten. Der Grund soll nicht allein in der ungewöhnlich milden Witterung des Winters liegen, sondern auch in einer Verschiebung des Ausfuhrgeschäftes, welches vielfach aus den Händen der Großfabrikanten in die der Händler überzugehen scheine. In Folge der in fast allen anderen Zweigen hervorgetretenen Lebhaftigkeit des Geschäftes sei die allge⸗ meine Lage der Fabrikarbeiter eine günstige zu nennen, und wäre dies um so erfreulicher, als Tuchmacher, Pfeifen⸗ und Korkschneider, Glas⸗ Instrumentenmacher dꝛc., in an und für sich ärmeren Gegenden wohnend, sich in den letzten Jahren vielfach in ungünstiger Lage be⸗ fanden.
In Oldenburg änderte sich die Lage der Gesammtindustrie nur wenig. für die Tertil⸗ und Eisenindustrie gestalteten sich die Verhältnisse günstiger, dagegen ging die Torfstreufabrikation zurück, ebenso die Holzindustrie und der Bau hölzerner Schiffe. Die wirth⸗ schaftliche Lage der Arbeiter blieb unverändert, die Löhne behielten ihre vorige normale Höhe.
Für Braunschweig wird die allgemeine Geschäftslage wie im Vorjahre als eine günstige bezeichnet, in allen ausschlaggebenden Industriezweigen herrschte lebhafte Thätigkeit. Unfälle kamen 62 zur Kenntniß der Beamten, von denen 8 den Tod zur Folge hatten.
— Die „Leipz. Ztg.“ berichtet von der Ledermesse in Braunschweig unter dem 12. August: Im Einzelhandel wurden bei ganz geringer Zufuhr bezahlt für: gute Trierer und Luremburger Sohlleder 190 — 194, für geringere Sorten 180 — 185 ℳ, für franz. Kalbleder 4,50, geringe Sorte nur 3,75 — 4, Fahlleder 1,81 — 2,45, Brandsohlleder 1,50 — 1,65 ℳ, Vacheleder 1,60 — 1,85 ℳ Der Decher Schafleder kostete 20 — 24 ℳ Die Vorräthe werden geräumt.
— Der Rechnungsabschluß der Transkaukasischen Eisen⸗ bahn⸗Gesellschaft pro 1883 weist eine Gesammteinnahme von 3 458 383 Rbl., 1 232 607 Rbl. mehr als im Vorjahre auf. Nach Tilgung der sich auf 3 882 545 Rubel, 1 691 627 Rbl. mehr als im Vorjahre beziffernden Betriebskosten ergiebt sich ein Defizit vo 424 162 Rbl.
Wien, 15. August. (W. T. B.) Der Verwaltungsrath der Albrechtbahn war, wie die „Presse“ meldet, vom Handels⸗Minister aufgefordert worden, wegen Durchführung der Einlösung der Albrecht⸗ bahn⸗Prioritäten bestimmte Vorschläge zu machen und hat darauf erwidert, daß er eine Konvertirung der Goldprioritäten in Silber⸗ prioritäten nicht befürworten könne. Gleichzeitig bat der Verwal⸗ tungsrath um weitere mündliche Verhandlungen.
London, 14. August. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗ auktion waren Preise unverändert.
Bradford, 14. August. (W. T. B.) Garne stramm, Stoffe unverändert.
Konstantinopel, 15. August. (W. T. B.) Die Einnahmen der türkischen Taback⸗Regie⸗Gesellschaft in der ersten Hälfte dieses Monats belaufen sich auf 4 761 000 Piaster.
St. Petersburg, 15. August. (W. T. B.) Nach einer Meldung der „Deutschen Petersburger Zeitung“ hat die Bank⸗ firma Gebrüder Felser in Kiew ihre Zahlungen eingestellt; die Passiva sollen 400 000 Rbl. übersteigen.
Wolle besser, stetig,
Submissionen im Auslande
I. Oesterreich. 26. August, 11 Uhr. Wien. K. K. Jassy Eisenbahn⸗Gesellschaft: Lieferung von circa 2620 t Stahlschienen, 123 t Laschen, 61 t Unterlagsplatten, t t
priv. Lemberg⸗Czernowitz⸗
21 t Schrauben s. Sicherheitsplättchen, 73 t Schienennägel für die österreichischen Linien, und von circa 2100 t Stahlschienen, 99 t Laschen, 49 t Unterlagsplatten, 17 t Schrauben s. Sicherheitsplättchen, 58 t Schienennägel für die rumänischen Linien. Kaution 5 % des Lieferungswerths. II. Ungarn. 23. August, 12 Uhr. Budapest. Direktion der K. ungarischen taatsbahnen: Lieferung von Schwellen, Weichen, Kreuzungen, und Schienennägeln.
u Näheres in der Ervpedition des „Deutschen Reichs⸗Anzeigers“.
Näheres an Ort und Stelle.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 15. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Fulda“ ist gestern Abend 8 Uhr in Southampton und der Dampfer derselben Gesellschaft „Hannover“ am 11. d. M. in Montevideo eingetroffen.
Hamburg, 15. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Suevia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute früh 9 Uhr auf der Elbe angekommen.
Triest, 14. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Vorwärts“ ist heute Nachmittag aus Konstantinopel hier ein⸗ etroffen.
1 New⸗York, 14. August. (W. T. B.) Der Dampfer „Denmark“ von der National⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, 15. August 1884.
Auf die rasche Abfertigung des Publikums am Postannahmeschalter ist es bekanntlich von Einfluß, ob der Beamte mehr oder weniger durch das Ausschreiben ein⸗ zelner Einlieferungsscheine in Anspruch genommen
wird. Die Postverwaltung wirkt daher fortgesetzt darauf hin, daß Behörden, Korporationen, sowie größere Geschäfte ꝛc. möglichst von Posteinlieferungsbüchern, welche kostenfrei verabfolgt werden, Gebrauch machen. Erfah⸗ rungsmäßig werden aber auch von zahlreichen Privatpersonen, welche Einlieferungsbücher nicht benutzen, regelmäßig zu ge⸗ wissen Zeiten, z. B. beim Monats⸗ oder Vierteljahrswechsel, gleichzeitig mehrere Postanweisungen zur Post gegeben. Um auch in Fällen dieser Art eine beschleunigtere Abfertigung des Publikums zu erzielen, sind neuerdings die Postanstalten an verkehrsreicheren Orten ermächtigt worden, über mehrere von demselben Absender gleichzeitig aufgegebene Postanweisungen stets dann eine gemeinschaftliche Bescheinigung zu er⸗ theilen, wenn der Absender von einem Einlieferungsbuche nicht Gebrauch macht und auch die Ausstellung von Einzel⸗ bescheinigungen nicht ausdrücklich fordert.
Das Postamt auf dem Festplatze für das achte deutsche Bundesschießen in Leipzig hat während einer zwölftägigen Betriebsdauer 12 943 Postsendungen und 1029 Telegramme zu behandeln gehabt.
Nunmehr ist auch der Termin für das Herbstmeeting der⸗ jenigen Rennen, welche der Unionklub auf der Rennbahn zu Hoppegarten abhält, festgestellt worden, und zwar sind hierzu der 11., 12., 13. und 14. Oktober festgesetzt worden, so daß also, da der Hinderniß⸗Rennverein sein Herbstmeeting am 16, 19., 22. und 26. Oktober auf seiner Rennbahn bei Charlottenburg abhält, in dem Zeitraum vom 11. bis 26. Oktober 8 Renntage auf der Berliner Rennbahn abgehalten werden. — Die am künftigen Sonntag auf der Rennbahn zu Charlottenburg stattfindenden Rennen haben wieder eine zahlreiche Betheiligung gefunden, trotzdem zu gleicher Zeit in Frankfurt a. M. ein dreitägiges Meeting abgehalten wird. Das Hoffnungs⸗Hürden⸗Rennen hat 13 Unterschriften erhalten, unter denen sich wieder mehrere neue Kräfte befinden, die, wie es scheint, erst für die Hindernißrennen ein⸗ gebracht ind. Das Seeburger Hürden⸗Rennen, zu dem die Unterschriften noch offen sind, haben bis jetzt 7 Pferde angenommen. Das Evendale⸗Jagd⸗Rennen hat eine Betheiligung von 17 Pferden gefunden, von denen allein zehn als unverkäuflich angemeldet sind, also mit hohem Gevicht laufen werden. Das Tempelhofer Jagd⸗Rennen wird 8 Pferde zum Pfosten bringen, unter denen die neue Acquisition des Ritt⸗ meister von Schmidt⸗Pauli, der irische Wallach „Roscrea“ und „In⸗ dian Warrier“ neue Erscheinungen sind. — Zu dem Importeur⸗ Hürden⸗Rennen werden die Anmeldunzen erst am 16. geschlossen; es ist deshalb über die Betheiligung an demselben jetzt noch nichts zu melden; dagegen hat das Ernte⸗Jagd⸗Rennen eine sehr zahlreiche Betheiligung gefunden, und es ist zu erwarten, daß von den angemel⸗ deten 19 Pferden mindestens zehn am Pfosten erscheinen und wir unsere schneidigsten Reiter — es ist ein Herren⸗Reiten — bei dem⸗ selben im Sattel sehen werden.
Kopenhagen, 15. August. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung des Aerzte⸗Kongresses wurde eine von Sir William Gull beantragte Resolution, die Einführung von internationalen, kollektiven Untersuchungen bei Krankheiten durch ein internationales Comité betreffend, angenommen. Zu Mitgliedern des Comités sind gewählt worden, für Deutschland: Ewald und Bernhardt; für Frank⸗ reich: Bouchard und Lepine; für Großbritannien: William Gull, Humphry und Mac Cormac. Zum General⸗Sekretär wurde Owen aus London gewählt.
Das gegenwärtige, so genuß⸗ wie erfolgreiche Gastspiel der Sgra. Fohström im Krollschen Theater vermittelte der jüngeren Ge⸗ neration gestern die Bekanntschaft mit einem Werke Donizetti's, welches wohl seit Jahrzehnten hier nicht mehr zur Aufführung ge⸗ kommen ist, seiner „Linda di Chamounixr“. Wie noch jetzt häufig Charlotte Birch⸗Pfeiffers Schauspiel „Muttersegen oder die neue Fanchon“, welchem derselbe französische Novellenstoff zu Grunde liegt, so hat auch das Schicksal des lieblichen Savoyardenkindes aus dem allen Touristen bekannten Montblanc⸗Dörfchen einst viele Thränen⸗ ströome der Rührung hervorgelockt und seinen Erfolg haupt⸗ sächlich dem sentimentalen Stoff zu verdanken gehabt. Denn in der Partitur ist der an Erfindung und an sprudelnden Melodien so reiche Komponist der „Locia di Lammermoor’ und der „Regiments⸗ tochter“ kaum wieder zu erkennen, und es erscheint wie Ironie, daß er mit dieser vokal wie instrumental ziemlich reizlosen Kapellmeistermusik sich vor nunmehr 42 Jahren den Posten eines Dirigenten der Wiener Hofopernmusik erschrieben haben soll. Sein Streben nach einer dem deutschen Charakter mehr zusagenden Verinnerlichung ist unverkennbar, aber er erreicht mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln nicht diese, sondern bietet uns rührselige Sentimentalität, und in der Instrumentation manchmal geradezu Rohheit oder doch Trioialität. Auf der anderen Seite sucht der kränkelnde, aber noch immer ruhmbegierige Meister nach neuen Kombina⸗ tionen, und so bekommen wir ein zwar dankbares, aber überlanges Duett zwischen Bariton und Baß und dann ein Männer⸗Quartett mit hinzutretender, führender weiblicher Altstimme zu hören, übrigen trotz ihrer Gesuchtheit zwei der besten Nummern aus der Oper. Neben der Titelrolle ist die des Savovarden Pierolto am liebevollsten behandelt. Jene fand durch Frl. Fohström durch glockenreine, saubere und in den schwierigen Fiorituren eine ebenso meisterhafte wie in Bezug auf die Darstellung namentlich des visionären Zustandes der sich betrogen Wähnenden und des dann folgenden Erwachens zum schönsten Liebesglück auch schauspielerisch so gut wie vollendete Wieder⸗ gabe. Der Beifall des überfuͤllten und vollständig ausverkauften großen Saales folgte ihrer Leistung in allen Einzelnheiten, gipfelte aber am Schluß nach der Einlage des beliebten effektvollen Venzano⸗Walzers, in dem sie ihre Gesangs⸗ kunst im Brillantfeuer zeigen konnte, zu jubelndem Enthusias mus, der nicht eher nachließ, als bis sie denselben wiederholt hatte, worauf ein Regen von Blumen folgte. — In der Rolle des Pierotto lernten wir zu unserer freudigen Ueberraschung eine Sängerin kennen, der man nach dieser Debürleistung, nach menschlichem Ermessen, eine aus⸗ sichtsvolle Zukunft prognostiziren darf: Frl. Götze brachte dafür nicht nur eine sehr angenehme Erscheinung, sondern auch eine sehr wohl⸗ klingende ausdrucksvolle Altstimme von seltener sonorer Tiefe mit, welche in der vortrefflich vorgetragenen Ballade die Hörer sofort gefangen nahm und zu lautem Beifall und Hervorruf hinriß, die sich auch nach den andeten Nummern wiederholten. Den geckenhaften Marquis von Boisfleury gab Hr. Heine so komisch, wie er vermochte. Alles Lob verdienen Hr. Rathjens als Pächter Anton und Vater Linda's, welcher auch im Svpiel in musterhafter Weise ernstlich bei der Sache war, und He. Biberti als Rektor (wie er auf dem Zettel hieß, waͤhrend er die Funktionen eines Pfarrers und Vorsängers zu verrichten hatte und andererseits, verwunderlich genug, von Linda mit Sgr. prefetto angesungen wurde). Das schöne Duett sangen beide des reichen Beifalls, der ihnen dafür wurde, durchaus würdig. Dem Tenor, Hrn. Grüning, welcher den Grafen Arthur gab, fehlt es an der rechten Höhe, jedoch war auch er an⸗ erkennenswerth und wußte sein in der Mittellage allen Ausdrucks fähiges Organ wirksam zu verwerthen. Für die in jeder Beziehuug Aufführung gebührt schließlich
forgfältig einstudirte, wohlgelungene Hrn. Kaxpellmeister Ruthardt noch besondere Anerkennung.