A. emeo In e
Polizei⸗Verordnung.
Auf Grund der §§. 6, 12 und 15 des Gesetzes über die Polizei⸗ Verwaltung vom 11. März 1850 (G.⸗S. S. 265) sowie der §§. 137, 139, 140 des Gesetzes über die allgemeine Landesverwaltung vom 30. Juli 1883 (G.⸗S. S. 195) wird für den Umfang des Regie⸗ rungsbezirks Gumbinnen verordnet:
§. 1. Die Ein⸗ und Durchfuhr von gebrauchter Leib⸗ und Bett⸗ wäsche, gebrauchter Kleider, Hadern und Lumpen aller Art aus Frankreich wird verboten. Ausgenommen bleiben Wäsche und Klei⸗ dungsstücke der Reisenden.
§. 2. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmmungen dieser Verordnung werden mit Geldstrafe von 60 ℳ, im Unvermögenfalle mit verhältnißmäßiger Haft bestraft, sofern nicht nach den Vor⸗ schriften des Reichs⸗Strafgesetzbuchs eine andere bezw. höhere Strafe verwirkt ist,
§ 3. Diese Verordnung tritt am 8. August d. J. in Kraft.
umbinnen, den 4. August 1884. b Der Regierungs⸗Präsident.
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Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee. “
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen Im aktiven Heere. Salzburg, 6. August. Frhr. v. Bredow, Major und etatsmäß. Stabsoffiz. vom Hus. Regt. Nr. 9, zum Com⸗ mandeur des Drag. Regts. Nr. 13, v. Maltzan Frhr. v. Warten⸗ berg und Penzlin, Major, beauftragt mit der Führung des Kür. Regts. Nr. 6, zum Commandeur dieses Regts ernannt. v. Bülow, Major u. Escadr. Chef vom Drag. Regt. Nr. 18, als etatsmäß. Stabsoffiz. in das Hus. Regt. Nr. 9, Frhr. v. Senden⸗Bibran, Rittm. à la suite des Drag. Regts. Nr. 5 und Lehrer bei dem Milit. Reitinstitut, unter Verleih. des Charakters als Major, als Escadron⸗Chef in das Dragoner⸗Regiment Nr. 18, ver⸗ setzt. v. Sanden, Rittmeister und Escadron⸗Chef vom Drag. Regt. Nr. 5, der Charakter als Major verliehen. v. Zitzewitz, Rittm. und Escadr Chef vom Hus. Regt. Nr. 5, unter Stellung a la suite des Regts., als Lehrer zum Milit. Reitinstitut versetzt. v. Hellmann, Pr. Lt. vom Hus. Regt. Nr. 5, zum Rittm. und Escadr. Chef befördert. — Schloß Babelsberg, 9. August. Frhr. v. Baumbach, Sec. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 113 und kom⸗ mandirt zur Dienstl. bei dem Kür. Regt. Nr. 8, in dieses Regt. versetzt.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Salz⸗ burg, 6. August. Wiegrebe, Oberst⸗Lt. und Commandeur des Drag. Regts. Nr. 13, als Oberst mit Pens. und der Regts. Unif. der Abschied bewilligt.
XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 7. August. Raabe, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 125, infolge seiner Entbind. von der Stellung als Platzmajor der Festung Ulm, als Comp. Chef in das Inf. Regt. Nr. 121 versetzt. Schmitt, Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 121, infolge seiner Ernennung zum Platzmajor der Festung Ulm à la suite des Inf. Regts. Nr. 121 gestellt.
Im Beurlaubtenstande. 5. August. Friedel, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 126, Adlung, Sec. Lt. von der Landw. Kav. des 2. Bats. Land. Regts. Nr. 123, Groß, Sec. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 119, zu Pr. Lts. befördert.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 5. August. Kuhnke, Pr. Lt. im Train⸗Bat. Nr. 13, der Ab⸗ schied mit Pension und mit der Armee⸗Unif. bewilligt, unter Ver⸗ leihung des Charakters als Rittm., Deyhle, Sec. L. im Inf. Regt. Nr. 126, der Abschied bewilligt.
Im Beurlaubtenstande. 5. August. Höhn, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 124, der Ab⸗ schied bewilligt.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 16. August. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen vorgestern auf Schloß Babels⸗ berg die Vorträge des Chefs des Militär⸗Kabinets, General⸗ Lieutenants von Albedyll und des Staatssekretärs Grafen Hatzfeldt entgegen.
Nachmittags empfingen Se. Majestät auf dem Bahnhofe Neu⸗Bahelsberg die Großherzoglich badischen Herrschaften.
— Mit dem 1. Oktober d. J. werden, zufolge Allerhöchster Kabinetsordre, vom 12. August d. J., zwei Marine⸗ Inspektionen, die erste mit dem Staksquartier in Kiel, die zweite in Wilhelmshaven gebildet. Sie unterstehen in allen Beziehungen dem Marine⸗Stationskommando der Ost⸗ bezw. Nordsee. Den Marine⸗Inspektionen sind unterstellt: die Matrosendivision, die Werftdivision, die Freiwilligenschul⸗ schiffe, das Maschinistenschulschiff, das Wacht chiff und die in der ersten Reserve oder mit reduzirter Besatzung im Dienst befindlichen Schiffe und Fahrzeuge der betreffenden Marine⸗ station. An der Spitze jeder Marine⸗Inspektion steht ein Contre⸗ Admiral oder älterer Kapitän zur See. Demselben sind die allgemeinen Befugnisse und Pflichten eines Brigade⸗Comman⸗ deurs der Armee, und im Besonderen die Disziplinarstraf⸗ gewalt nach Maßgabe der Disziplinarstrafordnung für die Kaiserliche Marine vom 23. November 1872 übertragen. Die Marine⸗Jaspecteure beaufsichtigen den Dienst der ihnen unterstellten Marinetheile und Schiffe ꝛc. und sind dafür, daß die Ausbildung derselben dem Zweck und den Bestimmungen entspricht, mit verantwortlich. Sie sollen aber hierbei nicht mehr, als unumgänglich ist, in den Wirkungskreis ihrer Unter⸗ gebenen eingreisen, vielmehr vornehmlich bestrebt sein, diese zu hohen Leistungen dadurch zu veranlassen, daß sie Lust und Liebe am Dienst, Freude am Erfolg und Neigung zum selbst⸗ ständigen Handeln zu wecken und zu erhalten suchen. Eine besondere Pflicht der Marine⸗Inspecteure soll es sein, die Ver⸗ bindung zwischen dem Dienst am Lande und dem Dienst an Bord zu unterhalten und dafür zu sorgen, daß die am Lande bestandenen Verbände, soweit als möglich, an Bord übertragen werden. Die durch die Allerhöchste Ordre vom 2. Juni 1867 vorgeschriebenen Bekleidungsmusterungen halten bei den zu ihrem Befehlsbereich gehörigen Marine⸗ theilen und Schiffen ꝛc. in Zukunft die Marine⸗Inspecteure ab. Doch bleibt es den Chefs der Marinestationen überlassen, dieselben selbst abzuhalten, wenn ihnen dies in besonderen Fällen ersorderlich scheint. Ein Adjutant gehört zum Stabe der Inspektion. Die Stellung der zweiten Admirale geht ein.
Eine weitere Allerhöchste Kabinetsordre, von demselben Tage, bestimmt, daß mit dem 1. Oktober dieses Jahres eine Schiffs⸗ prüfungskommissionzu bilden ist. Dieselbe erhält ihren Sitz in Kiel und soll aus einem Kapitän zur See als Präses, einem Korvetten⸗Kapitän und einem Kapitän⸗Lieutenant als
Mitgliedern und einem Adjutanten bestehen. Die Mit⸗ glieder und den Adjutanten hat der Chef der Admiralität zu bestimmen, welchem auch überlassen bleibt, dieser Kommission Techniker beizugeben und dieselbe zeitweise durch andere Offi⸗ ziere und Beamte zu verstärken. Den Wirkungskreis und den Geschäftsgang der Schiffsprüfungskommission hat derselbe unter der Maßgabe, daß dieselbe in Bezug auf die ihr zugewiesenen Arbeiten direkt vom ihm reessortiren soll, ebenfalls festzusetzen. Im Uebrigen untersteht diese Kom⸗ mission in allen persönlichen Angelegenheiten dem Chef der Marinestation der Ostsee. Dem Präses der Schiffsprüfungs⸗ kommission sind in Bezug auf das ständig zu derselben ge⸗ hörige Personal die Disziplinarstrafgewalt nach Maßgabe des §. 11 Theil I. der Disziplinarstrafordnung für die Kaiserliche Marine vom 23. November 1872 und die Urlaubsbefugnisse eines Regiments⸗Commandeurs verliehen.
— S. M. S. „Elisabeth“, 19 Geschütze, Kommdt. Kapt. z. S. Schering, ist am 14. August cr. in Kapstadt einge⸗ troffen und beabsichtigt, am 21. August cr. die Reise nach Adelaide fortzusetzen.
S. M. S. „Marie“, 10 Geschütze, Kommdt. Kapt. zur See Krokisius, ist am 3. Juli cr. in Guayaquil einge⸗ troffen und am 9. Juli cr. nach Punta Arenas (Costa Rica) in See gegangen.
S. M. S. „Freya“, 8 Geschütze, Kommdt. Korv.⸗Kapt. Schulze, ist am 28. Juli cr. von Halifax nach Plymouth in See gegangen.
S. M. Kbt. „Iltis“, 4 Geschütze, Kommdt. Korv.⸗Kapt. Rötger, ist am 20. Juni cr. in Foochow eingetroffen und am 25. Juni cr. nach Nagasaki in See gegangen.
— Die gedeckten Korvetten „Hertha“ und „Vineta“ sind unter dem 12. d. M. aus der Liste S. M. Kriegsfahrzeuge gestrichen worden.
— Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M. Knbt. „Albatroß“ 24 /6. Sidney. — Beab⸗ sichtigte am 1./8. nach Apia zu gehen. (Poststation: Sidney [Australien]h.) S. M. Knbt. „Cyclop“ 19./7. Wilhelms⸗ haven 29./7. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Knbt. „Drache“ 14./6. Wilhelmshaven 27./6. — Letzte Nachricht aus Bremerhaven vom 16./7. (Poststation: Bremerhaven.) S. M. S. „Elisabeth“ 7./6. St. Vincent [Cap Verds] 11./6. (Poststation: bis 22 /8. Adelaide, vom 23/8. ab Sidney ([Australien)). S. M. S. „Freya“ 26./6. Halifax 28/7. — nach Plymouth. (Poststation: Plymouth.) S. M. S. „Hansa“ Kiel 11./8. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 22. 5. Apia 5 /6. — nach Neu⸗Britannien. (Post⸗ station: Sidney [Australien]l.) S. M. Knbt. „Iltis“ 31./5. Nagasaki 11./6. — nach Foochow. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Leipzig“ 22./6. Port Louis (Mauritius) 25./6. — 12./7. Simonstown 16./7. (Poststation: St. Vincent [Cap Verds].) S. M. Av „Loreley“ 17./7. Smyrna 1./8. — 4./8. Bujukdere. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Marie“ 19./5. Callao. — Letzte Nachricht von dort 18 /6. (Poststation: Panama.) S. M. Knbt. „Möwe“ 9./6. St. Vincent (Cap Verds) 11./6. — (Poststation: Madeira.) S. M. Knbt. „Nautilus“ 16./5. Cänton. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Niobe“ 1./8. Dartmouth 6./8. — 10./8. Queens⸗ town 16./8. (Poststation: Christiansand [Norwegen].) S. M. S. „Nymphe“ 2 /8. Plymouth 14/8. (Poststation: bis 26/8. Madeira, vom 27./8. ab St. Vincent [Cap Verds].) S. M. S. „Prinz Adalbert“ 16./6. Kobe. (Poststation: Honkong.) S. M. Trnsprtfrzg. „Rhein“ Kiel 8./12. — nach Danzig. (Poststation Kiel.) S. M. Briag „Rover“ 23./7. Swinemünde. (Post⸗ station: bis 17/8. Travemünde, vom 18,/8. bis 24./8 Neu⸗ stadt in Holstein, vom 25./8. bis 2./8. Flensburg, vom 28./8. ab Eckernsörde). S. M. S. „Sophie“ 20 /7. Swine⸗ münde 25/7. — 28/7. Neustadt in Holstein. (Poststation: bis 17./8. Kiel, vom 18/8. ab Wilhelmshafen.) S. M. S. „Stosch“ 12./4 Shanghai 25./5. — 25./5. Woosung 27./5. — 31./5. Nagasaki 12./6. — 16.6. Kobe (Poststation: Hong⸗ kong.) S. M. Brigg „Undine“ 20,./7. Saßnitz 4./8. — 5 /8. Neufahrwasser. (Poststation: bis 23./8. Neufahrwasser, vom 24/8. ab Eckernförde.) S. M. Knbt. „Wolf“ 28,/7. Port Elisabeth. — 31./7. Capstadt 5./8. (Poststation: St. Vincent [Cap VerdslJ.) Uebungsgeschwader 26./7. Wil⸗ helmshaven 4./8. — zu Uebungszwecken. (Poststation: Wil⸗ helmshaven). Panzerkanonenbootsdivision 26./7. Wilhelms⸗ haven 1./8. — zu Uebungeszwecken. (Poststation: Wilhelms⸗ haven.) Torpedobootsdivision 8./8. Wilhelmshaven. (Post⸗ station: Wilhelmshaven).
Sachsen. Dresden, 15. August. (Dr. J.) Der Prinz Georg nebst Familie ist gestern Abend von der am 16. vor. Mts. nach Süddeutschland und der Schweiz unternomme⸗ nen Reise nach der Prinzlichen Villa zu Hosterwitz zurück⸗ gekehrt. Prinz Friedrich August hat sich von Straßburg aus seinem erlauchten Vater in Sigmaringen zur Reise hier⸗ her angeschlossen, während Prinzessin Maria Josefa sich zu einem achttägigen Aufenthalt nach Tegernsee be⸗ geben hat.
Elsaß Lothringen. Metz, 15. August. (W. T. B.) Der Statthalter, General⸗Feldmarschall Freiherr von Manteuffel ist heute Nachmittag 4 Uhr, aus Straßburg kommend, hier eingetroffen und beabsichtigt, verschiedene Ort⸗ schaften des Landkreises Metz zu besuchen.
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Großbritannien und Irland. London, 14. August. (Allg. Corr.) Das Parlament wurde heute Nachmittag durch nachstehende Botschaft der Königin vertagt:
„Mylords und Gentlemen! .““
Die Befriedigung, mit welcher ich gewöhnlich Sie von der Er⸗ füllung der Pflichten der Session entbinde, wird bei der gegenwärtigen Gelegenheit gemäßigt durch das aufrichtige Bedauern, daß ein be⸗ deutender Theil Ihrer legislatorischen Arbeiten ermangelte, Gesetzes⸗ kraft zu erhalten.
Der freundschaftlichste Verkehr besteht fortgesetzt zwischen mir und allen auswärtigen Mächten. Die diplomatischen Beziehungen mit Mexiko sind wieder aufgenommen und ein vorläufiges Abkommen Unterzeichnet worden, welches Fürsorge trifft für die Unterhandlung eines neuen Handels⸗ und Schiffahrtsvertrages.
Ich habe das Fehlschlagen der Anstrengungen zu beklagen, die von den in der jüngsten Konferenz versammelten europäischen Mächten gemacht wurden, um Mittel ausfindig zu machen für die Wiederher⸗ stellung jenes Gleichgewichts in den Finanzen Egyptens, das ein so wichtiges Element in seiner Wohlfahrt und auten Ordnung bildet.
Ich werde fortfahren, mit Treue die Pflichten zu erfüllen, die aus der Arwesenheit meiner Truppen im Nilthale erwachsen,
und ich hoffe, daß die Sondermission die ich nach diesem d senden beschlossen habe, mich wesentlich unterstützen werde j b wägung, welche Rathschläge der egyptischen Regierung 82 sind und welche Schrirte im Zusammenhange damit zu ergreifen e Die Reichsautorität ist im Basutolande wieder dier b und in der Regelung der Angelegenheiten dieses Land ergestet Fortschritt gemacht worden, als ich vernünftigerweise erwa ten, ses Die mit den Abgeordneten vom Transvaal geschloss tion ist von dem Volksraad ratifizirt worden. Ich bed Lage von Zululand, außerhalb des Reservatgebiets, gestörte ist. Gentlemen vom Hause der Gemeinen! Ich danke Ihnen e die liberale Fürsorge, welche Sie zur Aufrechthaltung der 8 r. tungen des Landes getroffen haben. Uona. Mvlords und Gentlemen! Ich fahre fort, mit unvermind⸗ Befriedigung die Abnahme der agrarischen Verbrechen in Irlanbenh die wesentliche Besserung in der Lage seines Volkes zu betrachte. Ich bin von Dankbarkeit erfüllt für die günstige Jabn⸗ und die Aussicht, welche sie auf eine Milderung des Druckes geröhe der auf der landwirthschaftlichen Industrie des Landes so lange n so schwer lastete. Es bereitete mir großes Vergnügen, dem Ah 8 Erlcichterung der Bürden der Nationalschuld durch die Ko versiondeuce sols, dem Akt für die Unterdrückung von Bestechungen bei Gemeinderdiss wahlen, dem Akt in Bezug auf die vom Auslande eingeschlerre⸗ ansteckenden Viehkrankheiten und dem Akt für die Ausdehnungd Abstimmungsstunden in Wahlflecken meine Sanktion zu ertheilen 8 Es ist meine Absicht, bald wieder, wie ich dies während o jetzt verstrichenen Session gethan habe, Ihre Aufmerksamkeit du 5 große Frage der Vertretung des Volkes zu lenken. h Ich freue mich, inmitten der zahlreichen Merkmale des Intereste das allgemein an dieser Frage bethätigt wird, beständige Beweise . Treue für den Thron und der Achtung für das Gesetz, wahrzunehmen Diese Merkmale beseelen mich mit der vollkommenen Ueberzeugunn daß ein großes nationales Ziel bei dieser wie bei anderen Geleza⸗ heiten mit Ordnung und Mäßigung verfolgt werden wird — die dan Gewähr für eine Regelung die, unter dem Segen der göttlichen Vor sehung, der Glückseligkeit und den Freiheiten des Volkes sowie z Stärke des Reiches dienlich sein wird.“ 8
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rten kornh ene Konge. zauere, daß fortgesett „
Frankreich. Paris, 15. August. (W. T. B.) gn der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte e Minister⸗Präsident Ferry auf eine bezügliche Anfrag⸗ daß die Nachricht des „Matin“: die Howas häxtten Ta⸗ matava genommen, erfunden sei. Der Minister va⸗ las darauf eine Depesche des Admirals Miot, n welcher die vollständige Sicherheit und die gute Lax der Dinge auf Madagaskar konstatirt wird. — Bei Fortsetzung der Berathung über die Kredite für Tongking sprachen die Deputirten Passy, vom linken Centrun, und Perin, Radikaler, dagegen. Dieselben machten der Regierung den Vorwurf, den Versprechungen Chinaz zu leicht Glauben geschenkt zu haben, und gaben den Gedanken Ausdr.ck, die chinesische Streitfrage einem Schiede⸗ gerichte zu unterbreiten. — Schließlich nahm die Kammer die Kreditforderungen mit 350 gegen 152 Stimmen an. — Sodann beantragten Sidi Carnot und Proust eine Tagesordnung, in welcher das Vertrauen der Kammer auf den festen Entschluß der Regierung, den Vertrage von Tientsin Achtung zu verschaffen, ausge⸗ sprochen wird. Der Minister⸗Präsident nahm die Tagesore⸗ nung an, über die sodann abgestimmt wurde. Da aber die Rechte und die äußerste Linke sich der Abstimmung ent⸗ hielten und die Zahl der Stimmenden in Folge dessen un⸗ genügend war, so wird die Kammer heute Abend eine noch
alige Abstimmung vornehmen.
— In Marseille sind am 14. August 21 Personen an der Cholera gestorben.
— 15. August, Abends. (W. T. B.) Die Depu⸗ tirtenkammer nahm die Tagesordnung Sidi Car⸗ not-Proust in der Abendsitzung mit 173 gegen 50 Stimmen an.
— 15. August, Abends. (W. T. B.) Seit gestern sind in Toulon 3, in Marseille 18 Personen an der Cholere⸗ gestorben. Einige Cholera Todesfälle sind außerdem im. anderen südlichen Departements vorgekommen.
— 16 August, Mittags. (W. T. B.) Der Senat trat heute Vormittag 9 Uhr behufs Berathung des für Tongking geforderten Kredits zu einer Sitzung zusammen. Graf St. Vallier beantragte, als Berichterstatter der Kommission, den verlangten Kredit zu bewilligen, die Berathung der Tongkingfrage aber bis nach dem Wiederzusammentritt der Kammern zu vertagen und dieselbe gelegentlich der Berathung der Supplementarkredite vorzunehmen. Der Herzog von Broglie hielt es für un⸗ möglich, der Regierung ein Vertrauensvotum zu geben. Der Minister⸗Praäsident Ferry erklärte sich mit der Ler⸗ tagung der Berathung der Tongkingfrage einverstanden und fügte hinzu: die Regierung werde die Bewilligung des geforderten Kre⸗ dits als ein Vertrauensvotum betrachten. Bei der Abstimmung über die Kreditvorlage im Ganzen erfolgte deren Annahme mit 193 Stimmen gegen Stimme. — Der Justiz⸗Minister brachte die von der Nationalversamm⸗ lung beschlossene neue Vorlage, betreffend die Reformen bei der Wahl der Senatsmitglieder, ein. Der Senat vertagte sich sodann auf heute Nachmittag 3 Uhr, wo das Dekret über den Schluß der Session zur Verlesung gelangt.
Italien. Rom, 15. August. (W. T. B.) Malc⸗ nussi ist zum italienischen General⸗Konsul in Tunts ernannt worden. 8
Gestern sind in der Provinz Parma zwei Erkrankungen und ein Todesfall an Cholera vorgekommen, in be⸗ Provinzen Turin und Cuneo je ein Erkrankungsfall und ein Todesfall, in der Provinz Cosenza zwei Erkrankungs⸗ fälee. Das Lazareth in Varignano ist geschlossen worden, da sämmtliche erk ankte Personen als geheilt enr— lassen werden konnten.
Rumänien. Bukarest, 15. August. (W. T. 2 Der Minister⸗Präsident Bratiano ist nach Marien⸗ bad abgereist. Für die Zeit seiner Abwesenheit hat de⸗ Minester des Aeußern, Sturdza, interimistisch die Geschäft des Minister⸗Praͤsidenten übernommen.
Bulgarien. Sofia, 14. August. (Pr.) Ein vo⸗ Fürsten genehmigter Erlaß des Kriegs⸗Minister⸗ Fürsten Kantakuzen, verbietet den bulgarischen Qp, zieren ohne Bewilligung der Vorgesetzten jede journaliftish Thätigkeit.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. Augun. (W. T. B.) Der Kaiser empfing gestern in Kraßne Selo in feierlicher Audienz den persischen Spezia⸗ gesandten Daule⸗Jahia⸗Khan, welcher später 1 Kaiserin und auch dem Thronfolger vorgestellt ber Letzterem überreichte der Gesandte ein Porträt des Schat
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Den von auswärtigen Blättern über die Entdeckung eines Komplotts in Warschau gebrachten Nachrichten gegenüber theilt das „Journal de St. Péetersbourg“ mit: es sei aller⸗ dings in Warschau eine Untersuchung gegen eine ver⸗ brecherische Gesellschaft eingeleitet worden, welche revolutionäre Zwecke verfolgt habe; die Zahl der Verhafteten betrage 32, von denen 3 der orthodoxen Kirche, 21 der kathol schen Kirche angehörten und 7 Juden seien. Bei den vorgenommenen Haussuchungen seien weder Dynamit, noch Waffenvorräthe gefunden worden, sondern lediglich verschiedene Publikationen, Proklamationen und Schriftstücke subversiver Tendenz, wie sie das gewöhnliche Inventar revolutionärer Verbindungen bildeten.
Afrika. Egypten. Kairo, 15. August. (W. T. B.) Sämmtliche für die Expedition nach Khartum bestimmten Truppen sollen so bald als nur möglich nach Wady⸗ Halfa abgehen und von dort aus nach Semneh, auf dem Wege nach Dongola, dirigirt werden.
Zeitungsstimmen. .
Unter der Ueberschrift: „Zum Kapitel der Besteuerung des Brotes ꝛc. des armen Mannes“ entnimmt die „Deutsche Reichs⸗Post“ der „Deutschen Volkswirthschaftlichen Correspondenz“ folgende Ausführung:
Der große Einfluß, den sich die Manchesterpartei auf einen sehr beträchtlichen Theil der Prorinzialpresse zu verschaffen wußte, spiegelt sich unter Anderem darin ab, daß jetzt, sozusagen am Vorabende der Reichtaaswahlen, in den betreffenden Blättern, wie auf einen Wink hbin, unisono das Lied von der Vertheuerung des Brotes, des Lichtes ꝛc. des „armen Mannes“, nach den bekannten deutsch⸗frei⸗ sinnigen Melodien gesungen wird.
Es liegt nun die Frage nahe, warum man sich denn nicht gleich⸗ zeitig über die Vertheuerung des „Bieres des armen Mannes“ be⸗ klazt, da dasselbe doch einen hervorragenden Bedarfsartikel auch der ärmeren Bevölkerungsklassen bildet. 8—
Der Grund, warum man gerade diese „Vertheuerung“ nicht an⸗ tastet, liegt wahrscheinlich darin, daß speziell auf diesem Gebiete eine Replik nicht herausgefordert werden will, an die eine äußerst unlieb⸗ same Beleuchtung der beiden Kardinalfragen geknüpft werden könnte und müßte: warum man solche Steuern crhebt, und wozu sie ver⸗ wendet werden. 3
Es ist bekannt, daß unter allen deutschen Staaten Bayern die höchste Malzsteuer erhebt. Anträge auf Wiederherabsetzung dieser, erst veor wenigen Jahren nahezu verdoppelten, Staatssteuer wurden mit dem Hinweise auf den Umstand abgelehnt, daß abgesehen davon, daß ohne diese Steuer dos Budget des bayerischen Staatshaushaltes nicht im Gleichgewichte erhalten werden könnte, bis jetzt auch der Beweis noch nicht erbracht worden sei, daß diese Steuer die ärmeren Klassen ungebührlich bedrücke.
Nun cristirt aber in den meisten Städten Bavyerns neben der beträchtlichen staͤatlichen Malesteuer noch ein sogegannter Malzauf⸗ schlag d. i. eine Zuschlagssteuer, welche schon in den früheren Zeiten 1 bis 2 Pfennige bayerischer Währung (ca. 3 und bezw. 51 ½ Pfen⸗ nige jetziger Reichswährung) betrug und je nach dem Vermögens⸗ grade und bezw. den dringlichen Verhältnissen der einzelnen Ge⸗ meindeverbände, unter einzuholender Genehmigung der Kreisregie⸗ rung, auf Jahre hinaus festgestellt wird. Eine Lokalzuschlagssteuer von z. B. 4 ₰ pro Liter beträgt schon allein 20 % vom Preise des Bieres in den kleineren Städten, wo das Liter à 20 ₰ zum Aus⸗ schank gebracht wird. Allerdings beträgt diese Lokalsteuer in vielen b zs Sr 8 1 2j se A gr * z⸗ bayerischen Städten nur 3 ₰ pro Liter, so daß sich dann der Pro zentsatz um so viel vermindert. 1 6
Aber speziell die höhere Steuer trifft die ärmere Bevölkerung um so härter, weil gerade die ärmeren Gemeinden gezwungen sind, um eine höhere Lokalzuschlagssteuer zu petitioniren, die dann ihre eigenen Insassen zu tragen haben. Aber es hat noch Niemand darüber gemurrt. Die Gründe dieses Nichtmurrens sind aber überaus interessant.
Denn erstens spielt der Brauer gegenüber den Gemeindeinsassen ganz die nämliche Rolle, welche im gesammten Staatsleben die Ver⸗ mittler zwischen dem Großhandel und den Konsumenten spielen. Letz⸗ tere erhalten das gebackene Brot und die fertige Wurst nicht größer und nicht kleiner, ob nun der Wispel Roggen um etliche Mark billiger oder theurer wird, und ob im Großhandel der Centner Fleisch um einige Markniedriger oder höher geht. Ebenso hat man bezüglich des Bieres die Erfahrung gemacht, daß, falls man den Lokalmalzaufschlag um ein oder zwei Pfennige herabsetzt, oder ganz fallen läßt, das Bier um keinen Deut billiger und um keinen Grad besser wird, sondern daß blos der Brauer reicher wird. Auch mögen Hopfen und Gerste so niedrig stehen, daß die Erzeuger selbst dabei zu Grunde gehen, so bleibt für das Bier der alte Preis, aber besser wird es dann schon gar nicht, denn der Brauer klagt alsdann, daß die „Agrarier“ jetzt kein Geld mehr haben, so daß sie weniger Bier trinken. Er klagt — wie alle Vermittler des Konsums, selbst in den goldensten Ge⸗ schäftszeiten stets noch klagten. 8 1— 1
Eine durchgreifende Veränderung im Bierpreise und in der Qua⸗ lität des Bieres geht ebenso wie bei der übrigen Konsumversorgung erst dann vor sich, wenn die zur Bereitung erforderlichen Artikel ein⸗ mal sehr theuer werden. Da wird auch das Bier sogleich theurer, aber auch schlechter. Erst in Folge der eintretenden beträchtlichen Verringerung des Konsums sehen sich die Brauer gezwungen, mög⸗ lictt auf den früheren Bierpreis herabzugehen und auch die frühere Qualität zu offeriren. Käme da ein gewissenhafter Handels⸗ kammer⸗Sekretär, um die Brauer ob ihres Jahresberichts aus⸗ zuhorchen und das Angegebene aber auch ein wenig zu kontroliren, würde der Brauer wenigstens so viel eingestehen, daß auch bei ihm ‚wenigstens“ immer noch „gleiche Produktion bei schmalem Verdienst die Signatur des abgelaufenen Jahres sei“. 8
Inzwischen wurden aber von dem von dem Brauer entrichteten Lokal⸗ zuschlag (genannt Bierpfennig) Gemeindehäuser, Lazarethe, Kirchen, Schulen gebaut, Straßen gepflastert, kanalisirt, Wasserleitungen ein⸗ gerichtet, den Arbeitern Beschäftigung gewährt, Stiftungen dotirt, reichlichere Almosen vertheilt, Gemeindebesoldungen erhöht, nament⸗ lich unerträglich gewordene Armenlasten ins Gleichgewicht ge⸗ bracht. Das Alles wurde nicht blos von der „Vertheue⸗ rung des Biers des armen Manncs“, sondern auch aller anderen Leute hereingebracht, dabti aber ist ganz speziell dem armen Mann geholfen worden. Das, was hier im Kleinen gilt, gilt vom Staat im Großen. Die Konsequenzen ergeben sich von selbst; man raucht nur die Dinge richtig auszuscheiden, aber dann soll man sie auch unter dem richtigen Sehwinkel betrachten, und nicht mit der Brille der „Opposition um jeden Preis.“ IE111u“ Hutmacher⸗Zeitung“ giebt über das Gesetz, betreffend die Kommanditgesellschaften auf Aktien und die Aktiengesellschaften, vom 18. Juli 1884, folgen⸗ des Urtheil ab: “
Das Gesetz wird einen mehr oder minder tiefgreifenden Einfluß auf die Gestaltung des Aktienwesens ausüben. Wir können uns der nsicht Derer nicht anschließen, die eine schädliche Wirkung desselben auf unsere wirthschaftlichen Verhältnisse voraussagen. Be⸗ miß wird es vielen Gesellschaften schwer fallen, sich stimmungen desselben anzupassen, und von dieser Seite aus wird si voraussichtlich ein Schmerzensschrei über die Härte des Gesetzes hören assen. Im Großen und Ganzen wird es aber eine wichtige Wirkung hoben und manchem Mißbrauch steuern, wenn es in einzelnen Punkten auch unreif und unverständlich ist. Die Zukunft wird lehren, 8e einen großen Fortschritt gegenüber dem bisherigen Rechtszustand be⸗
zeichnet und einen segensreichen Einfluß auf die wirthschaftliche und sittliche Entwickelung unseres Volkes äußern wird.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die Direktion der Berliner Viehmarkt⸗Aktien⸗Ge⸗ sellschaft veranstaltet mit Genehmigung der Königlichen Behörden in der Zeit vom 24. bis 29. September cr. auf den neuen großen Anlagen des Central⸗Pferde⸗ und Zuchtviehmarktes die erste große Ausstellung von Pferden aller Länder, verbunden mit Prä⸗ miirung, sowie von Lurus⸗ und anderen Wagen, Reit⸗ und Fahr⸗ geräth und landwirthschaftlichen Maschinen, und lädt unter Be⸗ tonung des großen Interesses das dieser Ausstellung, die künftig
jährlich stattfinden soll, in den weitesten Kreisen des In⸗ und Aus⸗
landes entgegengetragen wird, zur Betheiligung an der Ausstellung ein. Anmeldungen vor dem 20. August cr. unter Beifügung des Be⸗ trages werden besondere Berücksichtigung auch in Auswahl der Stallungen finden. — Das Standgeld beträgt pro Pferd vom 24. bis 29. September inkl. 10 ℳ; Futterpreise nach bestehendem Tarif.
Gewerbe und Handel.
verbe“, Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie, heraus⸗ gegeben vom Bayerischen Gewerbemuseum zu Nürnberg, redigirt von Dr. Otto von Svorn (Druck und Verlag von G. P. J. Bieling — G. Dietz — in Nürnbera) bietet Fr. Otto Schulze anregende, mit vielen Illustrationen ausgestattete „Studien über Schmiede⸗ arbeiten.“ Die beigegebenen Abbildungen führen ältere schöne Erzeug⸗ nisse dieser Art von Florenz und Bologna vor Augen. Dann folgt die 6. Forisetzung der „Bronzestudien“, welche diesmal das „Sarg⸗ gehäus“ des heiligen Sebald in der St. Sebaldskirche zu Nürnberg zum Gegenstande haben. Beigefügt sind eine außerordentlich sorgfältige Aufnahme des berühmten Kunstwerks und mehre⸗ rer Einzelheiten desselben. Hermann Billung berichtet so⸗ dann über das Museum der dekorativen Künste in Paris. Daran reihen sich Mittheilungen über die Kunststickerei⸗Ausstellung im Berliner Kunstgewerbe⸗Museum, über das projektirte Grassi⸗ Museum in Leipzig, über die Hessische Landesausstellung kunstgewerb⸗ licher Alterthümer in Kassel, über das Gewerbemuseum in Bremen, über die Verwendbarkeit des Liaser Marmors ꝛc. In der Rubrik „Für die Werkstatt“ finden wir den Schluß des Vortrages von Paul Lohmann über die Verwendung flüssiger Kohblensäure in den Gewer⸗ ben. Den Schluß des Hefts bilden literarische Besprechungen und kleine Notizen. — Von den drei Kunstblättern des Hefts zeigt das erste (in schönem Farbendruck reproduzirt) einen prachtvollen alten spanisch⸗maurischen Stoff aus dem 13. Jahrhundert, das zweite ein Prunkschränkchen aus Ebenholz mit reichen Elfenbeineinlagen von feinstem ornamentalen Geschmack, aus dem Ende des 17. Jahrhunderts (im Besitz des Herzogs von Sachsen⸗Coburg), das letzte Detail jenes Schränkchens, wie das Innere der Thüren und die mittlere Füllung. Den Text des Hefts zieren ebenfalls mehrere kunst⸗ gewerblich verwendbare Aufnahmen, wie 2 Fapence⸗Fußbodenplatten aus San Sebastian in Venedig, eine Schachfigur aus Wallroßzahn (12. Jahrh.) aus dem South⸗Kensington⸗Museum in London, eine Ofenkachel mit phantastischer Maske aus Riegersburg in Steyer⸗ mark, u. A. — Gleichzeitig wurden als Beilagen ie Nrn. 14 und 15 der „Mittheilungen des Bayerischen Ge⸗ werbemuseums“ versandt. Diesen entnehmen wir Folgendes: Für die Abtheilung der Metallarbeiten wurde in letzter Zeit ein außerst seltenes, schönes und gut erhaltenes Bronzegefäß erworben, das, in der Nähe von Capua gefunden, aus dem 5. Jahrhundert vor Christus stammt. Dasselbe hat einen mittleren Durchmesser von 54 em und die Gestalt einer unten eiförmig zulaufenden Urne, oben mit einem eingezogenen Hals und einem gegossenen Rand. Es ist aus äußerst dünnem Bronzeblech getrieben und mit eingegrabenen Ornamenten verziert. Zum Zweck des Stehens dient ein Fußreif mit 3 Löwentatzen, aus Bronze gegossen. Der Deckel besteht aus einem etwas aufgetieften einfachen Bronzeblech; darauf stehen die Voll⸗ figuren eines Diskuswerfers und 4 geflügelter Pferdchen. Die ganze Höhe einschließlich des Fußes und der Figuren beträat 70 cm. Von großem Interesse und die Abtheilung der Schmuckgegenstände er⸗ gänzend sind 5 gallische Bronze⸗Armbänder. Das eine läuft in keiden Enden in dünnen Draht aus, der spiralförmig je das andere Ende umwickelt und dem Ganzen Schluß und Elastizität giebt; das andere ist aus doxpelt gewundenem Draht gefertigt und schließt sich durch ein Häkchen; das dritte ist an beiden Enden platt in Form eines Vogelschnabels gebildet; in gleicher Weise ist das vierte be⸗ handelt; das fünfte endlich ist ein einfacher Drahtreif. Zugleich mit diesen Gegenständen wurden Schmuckstücke aus einem fränkischen Grabe bei Gondorf erworben, bestehend aus einem Armreif von Bronze mit eingefeilten Linienverzierungen, einer Fibula von Bronze in Form eines glatten Knopfes mit charakteristischen Arabeskenverzierungen, einer Nadel mit viereckigem an den Ecken abgefeiltem Kopfe und endlich zwei Ohrgehängen von Silber mit stilisirten Glockenblumen. — Vom 6. bis 20. Juli fand im Hörsaale des Gewerbe⸗Museums cine vom Nürnberger Gewerbeverein, dem Verein selbständiger Hand⸗ werker und Fabrikanten und dem Industrie⸗ und Kulturverein ver⸗ anstaltete Ausstellung von Lehrlingsarbeiten statt, an welcher sich 57 Aussteller aus den verschiedensten Gewerben betheiligten. — Die „Permanente Ausstellung“ des Bavyerischen Gewerbe⸗ museums nimmt, wie der Direktor Stegmann neuerdings bekannt macht, neuere Erzeugnisse der Gewerbsindustrie, namentlich aber kunst⸗ gewerbliche Arbeiten zur zeitweiligen Ausstellung kostenfrei auf, und es werden die näheren Bedingungen auf Ersuchen mitgetheilt. Die Transportkosten gehen auf Rechnung des Ausstellers. Da der Be⸗ such der Ausstellung fortwährend ein außerordentlich lebhafter ist, so liegt die Beschickung im Interesse der Gewerbs⸗ und Kunstindustrie und werden sowohl die deutschen als ausländischen Industriellen zu recht zahlreicher Betheiligung eingeladen. Die Aussteller können sich bei der „König⸗Ludwigs⸗Preisstiftung“ bewerben, welche jährlich 1 goldene, 3 silberne und 7 bronzene Medaillen fur die besten der ausgestellten Arbeiten vertheilt. — Für den Entwurf eines künstlerisch ausgestatteten Plakats der internationalen Ausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen und Legirungen in Nürnberg 1885 hat das Museum eine internationale Konkurrenz eröffnet. Das Plakat, in litho⸗ graphischem Farbendruck auszuführen, soll danach ohne Rand 77 cm hoch und 52 cm breit werden. Die Komposition steht den Künstlern frei. Die in Antiquabuchstaben anzubringende Schrift ist: „Unter dem Protektorate Sr. Majestät des Königs Ludwigs II. von Bayern. Internationale Ausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen und Legirungen in Nürnberg. 15. Juni bis 30. September 1885. Veranstalter vom Bayerischen Gewerhemuseum.“ Die Entwürfe müssen in allen Theilen durchgeführt sein und mit Motto versehen, begleitet von einem verschlossenen Briefe, der den darauf bezüglichen Namen des Künstlers enthält, bis zum 15. Ok⸗ tober d. J. franko an das Baperische Gewerbemuseum in Nürnberg eingesendet werden Ein Preisgericht entscheidet über die Prämiirung. Als Preise sind ausgesetzt: 500 ℳ und zweimal 300 ℳ Die prä⸗ miirten Entwürfe werden Eigenthum des Bagyerischen Gewerbe⸗ museums, welches sich die Auswahl unter den eingegangenen Ent⸗ ürfen vorbehält. ü Dem Jahresbericht der Vereinigten Breslauer Oel⸗ fabriken pro 1883/81 entnehmen wir Folgendes: Ueber den Ver⸗ lauf der letzten Campagne ist nur Ungünstiges zu berichten: sämmt⸗ liche Fabriken arbesten in normalen Jahren mit 70 hydraulischen Pressen, davon war das Unternehmen nur in der Lage, 16 Pressen 8 Monate lang, 6 Pressen 5 Monate lang, 18 Pressen 3 ½ und 14 Pressen 1 ½ Monate lang zu beschäftigen. da nicht mehr als 6847 t Saat gegen 16000 t im vorigen Jahre aufzubringen waren. Wenn trotz dieser seit Bestehen des Jastituts nicht vor⸗ handen gewesenen mißlichen Verhältnisse, außer ca. 80 000 ℳ Handlungsunkosten, Assekuranz, Steuern u. s. w. n ch weitere
62 884 ℳ Gewinn erzielt wurden, so ist dies nicht allein dem Fabri⸗ kationsnutzen, sondern einem möglich gewesenen Zwischenhandel mit Artikeln der Branche zuzuschreiben. In der abgelaufenen Campagne wuͤrden 136 744 Ctr. Oelsaaten verarbeitet und daraus 23 588 kg Oele, 41 371 kg Kuchen gewonnen, und unter Berücksichtigung des vorerwähnten Zwischenhandels wurden 22 807 kg Oele, 79 498 kg Kuchen verkauft resp. abgeliefert. Die Bilanz pro 1883/4 ergiebt einen Nutzen von 62 884 ℳ, wovon 25 988 ℳ abgeschrieben werden, und vom Restgewinn ad 36 896 ℳ können ¼ % Dividende = 33 750 ℳ vertheilt werden. Breslau., 16. August. (W. T. B.) Nach dem Bericht der „Schlesischen Zeitung: über den Schlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt war der Absatz in den letzten Tagen beschränkter und der Rückgang des Außenhandels in der Roheisenbranche fühibar. Die Roheisenpreise erhielten sich auf der vorwöchent⸗
lichen Höhe; ebenso hat sich die günstige Position der Eisen⸗ gußwaaren⸗Industrie und der Kesselfabrikation nicht geändert. Das Waljzeisengeschäft befindet sich nach Uebernahme langandauernder Abschlüsse in ähnlich guter Lage. Die Preise des Walzeisens sind unverändert. Der Zinkmarkt war gleich dem der vorigen Woche, der Bleimarkt im Vergleich zum Rohzinkgeschäft eher noch ruhiger. Die Preise desselben beharren bei dem niedrigen Stande.
Gotha, 16. August, Mittags. (W. T. B.) In der bheutigen Generalversammlung der Deutschen Grund⸗Kredit⸗Bankwaren 9273 Aktien, 3179 alte und 6094 junge, mit 488 Stimmen, ange⸗ meldet; bis 10 ½ Uhr waren 56 Aktionäre erschienen; das Stimmen⸗ verhältniß war noch festzustellen. Den Vorsitz der Versammlung führte Stürcke (Erfurt). Namens der Vertrauenskommission erhielt Jacobs das Wort, der den erstatteten Bericht rekapitulirte und binzu⸗ fügte, daß seitdem 2 Güter schlechter verkauft worden seien. Beer, Polke & Co. beantragten, der Kommission weitere Vollmachten zu ertheilen, die Geschäftsleitung der Direktion zu suspen⸗ diren und wegen statutenwidriger Handlungen gegen letztere vorzu⸗ gehen. Die Kommission beantragte, dem Fünfer⸗Ausschuß Voll⸗ machten zur Verhandlung mit den großen Banken über eine Rekonstruktion zu ertheilen. Cohnitz beantragte, mehrere Mit⸗ glieder des Verwaltungsraths für die fahrlässige Geschäftsführung verantwortlich zu machen. Bankdirektor von Holtzendorff suchte die gegen die Verwaltung gerichteten Angriffe zu widerlegen; derselbe hält nur 20 Millionen für nothleidend, acceptirt Abschreibungen im Be⸗ trage von 5 ¼ Millionen, giebt Irrungen zu, meint, ein Theil der Schuld treffe das Statut und den Aufsichtsrath und stimmt dem Sanirungsvorschlage bei. Ahrends (Berlin) hält die Lage der Bank für weniger schlimm, als sie im Allgemeinen engesehen werde, eine Zinsreduktion aber nicht für ausführbar. Die Versammlung dauert fort.
London, 15. August. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗ auktion waren Preise unverändert.
St. Petersburg, 15. August. (W. T. B.) Die Bank⸗ firma Gebrüder Felser in Kiew hat nicht, wie die deutsche „Petersburger Zeitung“ meldete, ihre Zahlungen eingestellt, sondern wird vielmehr liquidiren.
New⸗York, 15. August. (W. T. B.) Der Werth der Ausfuhr von Brodstoffen im Juli betrug 12 Millionen Dollars.
New⸗York, 15. August. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 3000 B., Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 12 000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 3000, Vorrath 172 000 B
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 16. August. (W. T. B) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Eider“ ist gestern Nachmittag 4 Uhr in New⸗York angekommen.
Hamburg, 15 August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Lessing“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Mittag 12 Uhr in New⸗York angekommen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Egypten. Nachdem die Cholera in Deli (Insel Sumatra) erloschen ist, werden diejenigen Schiffe, welche von dort nach dem 14. August abgegangen sind, zum freien Verkehr in egpptischen Häfen wieder zugelassen
Berlin, 16. August 1884.
Im Neuen Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater wird sich am Montag Frl. Emma Leoni dem Berliner Publikum in der Rolle des „Boccaccio“ vorstellen. Frl. Leoni ist früher schon in Berlin mehrfach als Opernsängerin thätig gewesen, hat aber neuer⸗ dings und besonders in ihrem letzten Engagement am Hoftheater in St Petersburg äußerst beifallsreich als eine gesanglich wie auch dra⸗ matisch ausgezeichnete Operettendiva gewirkt.
In Krolls Theater gab man gestern zum ersten Mal in dieser Saison die Maillartsche Oper „Das Glöcklein des Eremiten“. Wenngleich diese Oper, welche unserer heutigen Geschmacksrichtung nicht mehr recht zusagt, entschieden als veraltet zu betrachten ist, so findet sie trotzdem wegen der gefälligen Musik immer noch ihre Zu⸗ hörer, welche die wenig interessante Handlung und die recht be⸗ denklichen Ldängen gern in den Kauf nehmen. Daß allerdings die Besetzung der Rollen wesentlich dazu beiträgt, dem Werkchen zu einem Erfolge zu verhelfen. darf nicht vergessen werden. Gespielt wurde gestern Abend mit Ausnahme der Rolle des Belamy von dem ständigen Personal der Bühne. Der Belamy wurde von Hrn. Rathjens gegeben, und darf als eine recht anerkennenswerthe Leist ang angesehen werden. Das sympathische Organ des Hrn. Rathjens findet in dieser Rolle genügend Gelegenheit, sich im vortheilhaftesten Licht zu zeigen. Hr. Theile als Thibaut ließ sich zwar angelegen sein, die komischen Seiten seiner Rolle nach Kräften herauszukehren, blieb aber auch hierin wie im Gesang einen Theil seiner Aufgabe schuldig. Die Rose Friquet wurde von Frl. Horst gespielt. Das Organ dieser Dame läßt hier und da die gute Schulung vermissen, in den höheren Lagen klingt die Stimme gewaltsam und nicht ganz rein, die junge Dame wird noch fleißige Studien machen müssen, um die gewünschte Vollendung zu erzielen. Frl. Reichardt sang die Georgette. Frl. Reichardt verfügt über ein nicht allzugroßes Organ, es fehlt der Stimme an Umfang und vor allem an Gehalt, ein Fehler, dem selbst das gefällige Spiel und die an⸗ muthige Erscheinung der Dame nicht abhelfen kann. Hr. Schreiber sang den Silvay recht ansprechend, doch läßt sein Spiel noch recht viel zu wünschen übrig. Die im dritten Akt gemachten Einlagen „Soldatenart“, für diese Oper komponirt von Franz Abt, gesungen von Hrn. Rathjens, sowie „Die selige Zeit’, komponirt von Götze, gesungen von Hrn. Schreiber, fanden allgemeinen Beifall.
Krolls Theater. Heute wird „Linda von Chamounirx⸗- mit Sgra. Alma Fohström in der Titelrolle wiederholt. Morgen (Sonn⸗ tag) gebt Lortzings „Undine“ in Scere Es ist dies zugleich das vor⸗ letzte Auftreten des trefflichen Baritonisten Hen. Heine, dessen künst⸗ lerische Leistungen auch in dieser Saison sich die weiteste Anerkennung erworben haben. — Am Montag findet eine nochmalige Auf⸗ führung von Donizetti's „Linda“ statt, welche von vielen Seiten ge⸗ wünscht wird. Hr. Heine verabschiedet sich an diesem letzten Abend in der Rolle des Marquis vom Berliner Publikum. Auch das Gast⸗ spiel der Sgra. Fobström, die als Linda so enthusiastischen Beifall erntete, neigt sich dem Schlusse ii dh Abende
fassen. Am Dienstag wird der „Freischütz“ wiederholt. ugsstsen. h e g,. Theater. Das Volksstück „Buchholzens!“ bleibt auch in der nächsten Woche auf dem Repertoire, welches nur durch die am Mittwoch stattfindende Extravorstellung zu halben Kassenpreisen unterbrochen werden wird; zu letzterer ist auf Verlangen noch einmal das Spielhagensche Schauspiel „Hans und Grete“ ge⸗ wählt. — Im Sommerzgarten sind es immer noch die kleinen Tylophon⸗Virtuosen Elsa und Paul Florus, welche im Verein mit den Hrrn. Schmutz und Katzer und dem Damen Quartett „Alpen⸗ veilchen“ das Publikum unterhalten.