1884 / 194 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Aug 1884 18:00:01 GMT) scan diff

16. August. (Pr.) In der heutigen Sitzung des Landtages erklärte vor Eintritt in die Tagesordnung der Landeshauptmann: er glaube nur nach den Intentionen des Hauses zu handeln, wenn er sich an des Kaisers Geburtstage mit dem Landesausschuß zum Landespräsidenten begebe, um im Namen des Land⸗ tages die Glückwünsche und Versicherungen treuer Ergeben⸗ heit des Landes darzubringen. Das Haus stimmte unter lebhaften Akklamationen zu. Der Landtag nahm sodann den Gesetzentwurf über Bezirksstraßen und Abänderungen des Mauthgesetzes an, votirte den Voranschlag des Propinations⸗ fonds und gewährte mehrfache Subventionen.

Pest, 14. August. (Wien. Ztg.) Die Arader Handels⸗ und Gewerbekammer beschloß in ihrer letzten Plenarversammlung, zur Begrüßung des Kaisers eine Huldigungsdeputation zu entsenden. Die Kammer wird bei diesem Anlaß auch dem Königlich ungarischen Handels⸗ Minister ihre Aufwartung machen. Bei Verlesung der Verordnungen des Handels⸗Ministers betreffs der Durchfüh⸗ rung des Gewerbegesetzes wurde beschlossen, die in dem Gebiet des Kammerbezirkes befindlichen Gewerbegenossenschaften aufzufordern, die Bildung der im Gewerbegesetz vorgesehenen Korporationen zu fördern und dahin zu wirken, daß die nasg enige Zweidrittel⸗Majorität im vorhinein sichergestellt werde.

Schweiz. Bern, 19. August. (W. T. B.) Die hier geführten Verhandlungen über die Diözesan⸗Ver⸗ hältnisse der Kantone Basel und Tessin haben wegen der von der päpstlichen Kurie erhobenen Forderungen eine Unterbrechung erfahren. Der päpstliche Abgesandte Ferrata erwartet neue Instruktionen.

Belgien. Brüssel, 18. August. (W. T. B.) Heute fand hier im Rathhause eine Versammlung der liberalen Vereinigung statt, in welcher beschlossen wurde, sofort den Kammern einen Protest gegen das neue Schulgesetz zugehen zu lassen. Sollte das Gesetz durch die Repräsentantenkammer votirt werden, so will die berale Vereinigung Vertreter der liberalen Partei des ganzen Landes nach Brüssel berufen, um den König zu ersuchen, dem Gesetz die Sanktion nicht zu ertheilen. Diese Versammlung der Liberalen würde voraussichtlich am 31. d. M. stattfinden.

Czernowitz,

Großbritannien und Irland. London, 16. August. Allg. Corr.) Die Vorbereitungen für die Nil⸗ Campagne nehmen ihren raschen Fortgang, doch dürfte der vom Parlament auf Antrag der Regierung bewilligte Kredit von 300 000 Pfd. Sterl. kaum die Kosten für die Beförde⸗ rung der Truppen nach Assuan, welcher Platz als Basis der Operationen ausersehen worden, decken. Das Expe⸗ ditionscorps wird ungefähr 5000 Mann stark sein und aus Infanterie, Seesoldaten, berittener Infanterie und Ma⸗ trosen bestehen. Unter günstigen Umständen wird die erste Flotille mit Truppen gegen Ende Oktober von Assuan nach Khartum abgehen. Man nimmt an, daß die Expedition zu

dem General Gordon (der, wie erwartet vorstoßen wird, um derselben zu begegnen) noch vor Ende des Jahres gelangen werde.

Am Donnerstag begann man mit der Ueberführung des Wellington⸗Denkmals nach Aldershot, wo das⸗ selbe wieder aufgestellt werden wird. Zur Ermöglichung des Transports mußte die ganze Statue auseinandergenommen und das Pferd zersägt werden, eine Arbeit, die mehrere Monate erforderte, aber in jeder Beziehung befriedigend aus⸗ seführt wurde. Mit der Aussührung eines neuen Wellington⸗ Denkmals, das wieder auf dem alten Platz vor Apsley⸗House aufgestellt werden soll, ist der bekannte deutsche Bildhauer Böhm beauftragt worden.

Frankreich. Parie, 17. August. (Fr. Corr.) Die beiden Häuser des Parlaments traten gestern Nach⸗ mittag zusammen, um die Verlesung des Dekrets des Präsi⸗ denten der Republik entgegenzunehmen, welches die ordentliche Session von 1884 für geschlossen erklärt. Die Eröffnung der außerordentlichen Session ist, dem Vernehmen, nach für den 15. Oktober in Aussicht genommen.

189 Nugltst (W. . Die Session der Generalräthe ist heute ohne Zwischenfall eröffnet worden.

Die „Liberté“ glaubt zu wissen, daß die Verhand⸗ lungen zwischen Patenôtre und den Vertretern der chinesischen Regierung in Shanghai fortdauern. Die letzten Noten Patenohtre's trügen einen etwas entschie⸗ deneren Charakter. Die „Liberte“ meint: es wäre möglich, daß Frankreich einwilligen werde, die geforderte Entschädigungs⸗ summe herabzusetzen, als Gegenleistung für gewisse Vortheile, die China in dem Handelsvertrage gewähren werde.

18. August, Nachmittags. (W. T. B.) In den letzten 24 Stunden sind in Toulon 3, in Marseille 14, in Arles 6, in den Ost⸗Pyrenäen 13, in Hérault 5, in Gard 4 und in Aude 5 Cholera⸗Todesfälle vor⸗ gekommen.

Der Dampfer „Rio Negro“ hat heute Abend Algier verlassen; derselbe bringt 1300 Mann und Kriegsmaterial nach Tongking.

Italien. Rom, 18. August. (W. T. B.) Der König hat den Kaiser von Oesterreich telegraphisch zu seinem Geburtstage beglückwünscht.

18. August. (W. T. B.) In den Provinzen Bergamo, Campobasso, Cosenza, Massa e Carrara, Parma, Porto Maurizio und Turin sind gestern insgesammt 17 Er⸗ krankungs⸗ und 10 Todesfälle an Cholera vorgekommen.

Asien. China. (W. T. B.) Die „Times“ läßt sich aus Foutschou, vom 18. August, melden, daß der Vize⸗ König Li⸗Hung⸗Tschang mittelst Kaiserlichen Edikts angew esen worden sei, von Shanghai nach Nangking zurück⸗ zukehren. 5000 chinesische Truppen befänden sich von Süden her auf dem Marsche nach Keelung.

Afrika. Egypten. Kairo, 15. August. (Allg. Corr.) Die Expeditionstruppen werden sobald als möglich nach Wady⸗Halfa vorrücken und sich von dort über Semneh nach Dongola begeben. Dort ist ein genügender Vorrath von Dahabiehs (schmalen zweisegkligen Nilbarken) für den Transport der Truppen ober⸗ und unterhalb aller Katarakte, so 8. die kleinen Boote aus England für überflüssig erachtet werden.

Wie dem „Daily Telegraph“ aus Kairo gemeldet wird, hat die englische Expedition, welche nach Khartum gehen soll, die gemessensten Befehle, sich lediglich auf den Entsatz des Generals

Gordon zu beschränken und sich

aller feindlichen Maßregeln gegen den Mahdi zu enthalten, vorausgesetzt, daß die Expedition selber nicht angegriffen wird.

Zeitungsstimmen.

Die „Allgemeine Zeitung“ bespricht in dem Leit⸗ artikel ihrer neuesten Nummer die indirekten Steuern und sagt darin:

Ueber die Wirkungen der indirekten Steuern wird zwischen den Vertheidigern und den Gegnern derselben in der Regel mit Gründen gestritten, die zu schwer kontrolirbar sind, als daß man hoffen dürfte, es werde aus dem Streit jemals eine allgemein anerkannte Ansicht hervorgehen. Dies wird auch neuerdings wiedern durch den zwischen der gouvernementalen und der „deutsch⸗freisinnigen“ Presse über diese Frage geführten Kampf bestätigt.

Seitens der ersteren wird versichert, daß durch die seit dem Jahre 1879 eingeführten höheren Zölle und Verbrauchssteuern weder die Preise der Lebensbedürfnisse eine Steigerung, noch die Arbeits⸗ löhne eine Verminderung erfahren hätten. Mithin sei aus der in⸗ direkten Besteuerung keine Benachtheiligung der arbeitenden Klassen herzuleiten. Die „freisinnige“ Presse hingegen behauptet das gerade Gegentheil. Da stellt man eine Berechnung auf, wonach einfach der Gesammtertrag der indirekten Besteuerung oder der Ertrag jeder einzelnen indirekten Auflage durch die Kopfzahl der Besteuerten divi⸗ dirt, und so der Satz, der auf jeden Steuerzahler trifft, vermeintlich auf eine sehr leichte und unfehlbare Art ermittelt wird. Auf diese Weise würde sich natürlich bei der indirekten Bestevnerung eine ganz unzweifelhafte Ueberlastung der ärmeren Bevölkerung heraus⸗ stellen. Die fragliche Berechnung ist jedoch nichts weniger als unanfechtbar. Ja man kann geradezu behaupten, daß sie handgreiflich falsch ist. Eine gewisse Ueberwälzbarkeit sowohl der indirekten als auch der direkten Steuern läßt sich un⸗ möglich hinwegleugnen und ist selbst von so unbefangenen volkswirthschaftlichen Denkern wie Adam Smith offen anerkannt worden. Steuern, welche auf die Einnahmen der wohlhabenden Klassen gelegt sind, können unter Umständen auf die armen Klassen abgewälzt werden, so gut wie umgekehrt Steuern, welche man auf die Ausgaben der ärmeren Klassen legt, von den letzteren auf die Wohl⸗ habenderen abgewälzt werden können. Daß die vom Handel oder von der Industrie vorgeschossenen Zölle und Verbrauchssteuern schließlich im Preise der Waaren von den letzten Konsumenten bezahlt werden müssen, kann für einen ebenso unbestrittenen als unbestreitbaren Satz gelten. Daß umgekehrt eine auf den konsumirenden Arbeiter gelegte Verbrauchssteuer von dem Arbeiter auf die grundbesitzenden, handel⸗ treibenden oder irgend wie von Zins oder Gewinn lebenden Klassen abgewälzt werden könne, wird von den Gegnern der indirekten Steuern in der Regel nicht zugegeben, ist aber nichtsdestoweniger eine durch Thatsachen sehr gut unterstützte Ansicht. Adam Smith ist sogar der Meinung, daß eine direkt auf den Arbeitslohn gelegte Steuer, so lange die Nachfrage nach Arbeit und der Preis der Lebensmittel unverändert bleibt, keine andere Wirkung haben könne, als den Arbeitslohn um einen etwas höheren Betrag zu steigern, als die Steuer ausmacht. Ebenso wirke, glaubt er, eine Steuer auf die dringenden Bedürfnisse des Lebens in derselben Weise, wie eine direkte Steuer auf den Arbeitslohn. Sie müsse dem Arbeiter im Laufe der Zeit stets vom Arbeitgeber in dem crhöhten Lohn vorgeschossen werden.

Wir glauben, daß diese Ansicht der Dinge in gewissen Grenzen wohl begründet ist, und daß sich daher weder die indirckten Steuern überhaupt, noch die Steuern auf dringende Bedürfnisse des Lebens in Bausch und Bogen durch die Behauptung bekämpfen lassen, die ärmeren Klassen würden durch dieselben vorzugsweise oder unverhältniß⸗ mäßig belastet. Die ärmeren Klassen werden dadurch unter Umständen nur wenig oder gar nicht belastet. Allerdings hängt dabei, wie schon hervorgehoben, alles von den Umständen, von der steigenden oder sinkenden Nachfrage nach Arbeit u. s. w. ab. Eine ihren Zweck wahrhaft erfüllende Steuer wird aber immer nur die sein, welche wirklich diejenigen trifft, auf welche sie gelegt ist. Steuern, welche diesen Zweck verfehlen, tragen stets die Gefahr in sich, korrumpirend zu wirken. Und eben weil die indirekten Steuern den fraglichen Zweck in der Regel nicht erfüllen, sind sie im Prinzip verwerflich. Dieses Zugeständniß darf uns jedoch nicht verhindern anzuerkennen daß, wenn eine Besteuerung der ärmeren und ärmsten Klassen überhaupt nothwendig ist, die indirekte Besteuerung des Verbrauchs eine zweck⸗ mäßigere und leichtere Methode der Erbebung ist, als die Einforde⸗ rung eines direkten G.ldbetrages.

Allein die Hauptfrage ist die, ob nicht die Besteuerung lediglich auf denjenigen Klassen ruhen sollte, welche recht wohl direkte Steuern zahlen können. Der gesundeste Gedanke der Bismarckschen Steuer⸗ politik scheint uns der zu sein, daß den ärmeren, bloß auf den Er⸗ trag ihrer Arbeit angewiesenen Klassen eine direkte Besteuerung ganz erspart werden sollte. Nur müßte, meinen wir, dieser Gedanke dahin erweitert werden, daß die ärmeren Klassen nicht blos von direkten, sondern von allen Steuern frei bleiben sollten. Dies kann natürlich nicht der Ausgangspunkt, sondern nur das Ziel einer Steuerreform

Die „Norddeutsche schreibt:

Das von verschiedenen Seiten hervorgetretene Bestreben, die gegenwärtige Lage der Elberfelder Industrie in möglichst ungünstigem Lichte erscheinen zu lassen, giebt dem Inhaber einer der ersten Firmen des dortigen Platzes Veranlassung, uns über die Situation derjeniszen Branchen, die derselbe aus eigener geschäftlicher Kenntniß zu beurtheilen vermag, unter dem 11. d. M. folgende Mittheilungen zu machen:

Das Geschäft in dem hiesigen Ravon muß im Allgemeinen als sehr gut bezeichnet werden.

Namentlich beweist das Inland eine ungewöhnliche Kaufkraft.

Die mechanischen Webereien sind in wollenen und halbwollenen Kleider⸗ und Konfektionsstoffen, desgleichen in Zanella und anderen Futterzeugen, zum Theil bis in das Frühjahr hinein, überreichlich mit Aufträgen zu lohnenden Preisen versehen.

In Schappe⸗Sammet und Schappe⸗Plüsch sind Aufträge bereits pro 1885 in großem Maßstabe gegeben. Der Rohstoff wird knapp.

In Möbelstoffen ist das inländische Geschäft normal, der Export läßt dagegen zu wünschen übrig.

Litzen sind momentan von der Mode sehr berorzugt und können Fabrikanten in den namentlich gefragten breiten Genres die zahlreich eingehenden Aufträge kaum effektuiren. Die Hauptordres giebt die Berliner Konfektion.

Der Handel in englischen und deutschen Wollengarnen geht flott zu langsam steigenden Preisen, dagegen bleibt das Geschäft in baum⸗ wollenen Garnen jeden Genres auf einem mäßigen Niveau, ent⸗ sprechend der Ruhe im Rohstoff.

Die „Schlesische Zeitung“ schreibt:

Der Handelsverkehr Deutschlands mit Rumänien hat sich im verflossenen Jahre beträchtlich gehoben. Während Deutschland im Hahre 1882 mit einer Einfuhr von 30 Millionen Francs etwas über 11,2 % des rumänischen Bedarfes deckte, hat es im Jahre 1883 mit 44 Millionen Francs nahezu 12,2 % beigetragen. Deutschland hat einen großen Theil des Mehrbedarfes an Metallen und Metall⸗ Eagtben einen kleineren an Textilwaaren und Luxusgegenständen ge⸗ eckt.

Allgemeine Zeitung“

Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 31. Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 29. Juli 1884, betreffend das Staatsschuldbuch. GCentralblatt der Bauverwaltung. Nr. 33. Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Nichtamtliches: Die Kohlen⸗

kanäle des östlichen Pennsylvaniens. Noch eine Anwendung . Frostes im Ingenieurwesen. Kanalreinigung mittels selbstthätig⸗ Heberspülbrunnen und Spülwellen. Klosterhbof von S Mare⸗ della verita in Viterbo. Personen⸗Aufzüge in öffentlichen Privatgebäuden Nordamerikas. Vermischtes: Vereinbarungen üt⸗ die Prüfung von Baumaterialien. Internationale Ausstellung de Erfindungen in London. Stuttgart, Führer durch die Stadt un ihre Bauten. Unfälle mit Hängegerüsten. Technische Hochsehund in Wien. Berechnung der Lichtweiten bei den Eisenbahndurchläͤßt⸗ in Rußland. Museum in Olympia. Abadie f. Bücherscha

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 41. Inhalt Verfügungen: vom 7. August 1884, neue Ausgabe des Abschnittz der Allgemeinen Dienstanweisung; vom 8. August 1884, Eréöffnurn der Eisenbahnstrecke Ortelsburg⸗Johannisbarg (Ostpreußen) Bescheidungen: vom 9. August 1884, Verwendung von Bücherzettel⸗ zur Bestellung einzelner Zeitungsnummern; vom 9. August 8se Zuläassigkeit von Streifbändern, deren Innenseite eine geschrieben⸗ Adresse trägt, zur Verpackung von Waarenproben.

Nr. 42. Inhalt: Verfügungen: vom 11. August 1884, Erzs⸗ nung der Eisenbahnstrecke Zollbrück (Pomm) Bütow. .

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 14. Inhalt⸗ Aktenstücke und Auffätze: Die elektrische Beleuchtung der Dienz⸗ räume beim Kai erlichen Haupt⸗Telegraphenamt zu Berlin. Eir römischer Postdirektor in den Rheinlanden. Das Bibliographische Museum von Klemm in Dresden. Kleine Mittheilungen: Ver⸗ einigung der Post⸗ und der Telegraphenverwaltung in Rußland. Ausfühcung von Posthaus⸗Nenbauten in Calais, Sedan, Amiens Mentone und Hvères in Frankreich. Telegraphie in da französischen Kolonie Cochinchina. Lebens⸗ und Rentenversicherunz der britischen Postbeamten in Ostindien. Literatur des Verkehre⸗ wesens: I. Verzeichniß der Post⸗ und Telegraphenämter, ferner der Eisenbahn⸗ und Dampfschiffstationen in Oesterreich⸗Ungarn und ir Bosnien⸗Herzegowina. Verfaßt im Post⸗Coursbureau des K. 8 Handels⸗Ministeriums. Verlag von R. von Waldheim in Wien. II. Die Physik im Dienste der Wissenschaft, der Kunst und des praktischen Lebens. Herausgegeben von Prof. Dr. G. Krebs, Ober⸗ lehrer an der Musterschule (Realgymnasium) zu Frankfurt a. M Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke. 1884. 8. 58v2 Seiten. Zeitschriften⸗Ueberschau.

ri⸗

uür* Ur

Statistische Nachrichten. 8

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 32. Jahreswoche von je 1000 Einwohner, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 35,5, in Breslau 38,5, in Königsberg 29,4, in Cöln 30,9, in Frankfun a. M. 22,3, in Hannover 30,1, in Cassel 23,2, in Magdeburg 282, in Stettin 30,0, in Altona 27,3, in Straßburg 26,8, in Metz 140, in München 29,7, in Nürnberg 25,7, in Augsburg 33,3, in Dres⸗ den 31,9, in Leipzig 27,2, in Stuttgart 27,3, in Braunschweig 281, in Karlsruhe 29,0, in Hamburg 24,4, in Lübeck —, in Wien 21,6, in Budapest 33,1, in Prag 30 6, in Triest —, in Krakau 27,4, in Basel 17,8, in Brüssel 21,6, in Amsterdam 31,7, in Paris 25,1, i London 21,1, in Glasgow 24,4, in Liverpool 25,9, in Dublin 22,4, in Edinburg 16,4, in Kopen hagen 22,0, in Stockholm 18,3, in Chri⸗ stiania 20,1, in St. Petersburg 29,4, in Warschau 37,0, in Odessa 46,8, in Rom 29,1, in Turin 23,9, in Bukarest 25,2, in Madrid 37,1, in Alexandrien 35,3. Ferner aus der Zeit vom 13 bis 19. Juli: in New⸗York 37,0, in Philadelphia 26,4, in⸗ Chicago —, in St. Louis —, in Cincinnati —, in San Frar⸗ zisko 23,5, in Kalkutta 24,3, in Bombay 23,0, in Madras 31,2.

Beim Begian der Berichtswoche waren an den deutschen Beobachtungsorten schwache westliche und südwestliche, in Heiliger⸗ stadt füdöstliche, aber bald allgemein nach Nordwest drehende Wind⸗ richtungen vorherrschend, die um die Mitte der Woche, in Karlsruhe schon am 4., nach Nord, Nordost bis Ost gingen, und bis an des Ende der Woche, wo der Wind in Breslau, Bremen, Cöln und Karlsruhe wieder nach Süd und Südost lief, vorwiegend blieben. Die Temperatur der Luft war eine hohe; sie entsprach in Berlin nahezu der normalen, an den übrigen Stationen überstieg sie dieselbe, am erheblichsten in Cöln und Karlsruhe; in letz⸗ terem Orte zeigte das Thermometer am 3. August 320 w(. Bei meist heiterem Wetter ersolgten Niederschläge felten, meist nur nach clektrischen Entladungen, von denen besonders die am 4. in München und in Breslau am 8. niedergegangenen

Gewitter von heftigen Regengüssen begleitet waren. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft nahm unter geringen Schwankungen bis um die Mitte, in Konitz bis gegen das Ende der Woche hin, zu; dann behauptete sich das Barometer bis zu Ende der Woche, wo es eine auffälligere Abnahme zeigte, an allen Stationen auf seinem Standpunkte. Auch in dieser Woche war die Sterblichkeit in den meisten Grof⸗ städten Europas, namentlich in den deutschen, eine hohe, wenn auch wiederum eine etwas kleinere, als in der Vorwoche. In den meisten deutschen Städtegruppen zeigte sich eine Abnahme der Gesammtsterk⸗ lichkeit, nur in den Städten an der Nordseeküste eine Steigerung derselben. Insbesondere erfuhren Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder eine weitere Abnahme, obwohl die Zahl der durch sie ber vorgerufenen Todesfälle namentlich in Berlin, Königsberg, Stettin Breslau, Braunschweig, Stuttgart, Leipzig, Halle, Frank⸗ furt a. O., Hamburg, Hannover, Altona, Cöln, Barmen, Aachen, Dortmund, Frankfurt a. M., Straßburg u. a. voc immer eine größere, in Danzig, Dresden, Magdeburg, Görlitz, Elher⸗ feld, Düsseldorf, Crefeld, München, Mannheim, Karlsruhe, Wiesbaden, Darmstadt u. a. sogar eine gegen die Vorwoche gesteigerte war. Auchin London und in den größeren englischen Städten, ferner in St. Petersburg, Warschau, Odessa, Vencdig nahm die Zahl der Sterbe⸗ fälle an diesen Krankheitsformen ab, in Pest, Prag, Paris, Christiarie, Bukarest a. a. O. zu. Der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war deshalb auch noch immer ein bedeutender. Von 10 000 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 147 Säuglinge geger 149 der vorangegangenen Woche; in Berlin 188, in Münwen 165. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte ging auf 29,7 von 30,4 der Vorwoche berab (aufs Jahr und 100 Bewohner berechnet). Wesentlich gesteigert waren Todesfälle 19 Ruhr, namentlich in Berlin. Aus deutschen Städten kam kein Steree fall an Cholera nostras zur Mittheilung, wohl aber je 1 Todesfal an Cholerine (aus Hamburg und Cassel). Von den Infektion⸗ Krankheiten riefen Masern,. Typhus und Pocken etwas weniger Todes⸗ fälle hervor, Scharlach, Diphtherie und Keuchhusten zeigten keir⸗ wesentliche Veränderung. Die Masernepidemien in Breslau, Eher, Barmen, Halberstadt, Rotterdam, Haag, London, Liverpool weres einen Nachlaß, in Paris und Amsterdam eine Zunahme der Sterbe⸗ fälle auf. Das Scharlachfieber hat in Danzig, Hamburg, Altonz, Berlin, Bremen, Amsterdam mehr, in London, Glasgow wensge⸗ Todesfälle hervorgerufen. Die Sterblichkeit an Diphtherie war in Danzig, Stargard i. Pomm., Dresden, Hamburg, Elberfeld 2 größere, in Berlin, Lespzig und Paris eine geringere. 2 vpbol⸗ Fieber zeigten vielfach eine Steigerung der durch sie hervorgerufene⸗ Todesfäͤlle, wie in Breslau, Erfurt, Hannover, Braunschmeis Turin, Zürich, Paris, St. Petersburg. An Flecktyphus kamen aus London, Warschau, Saragossa, Granada einzelne, aus Palma mehrfache Todesfälle zur Mirtheilung. Der Keuchhusten fordert⸗ in Colberg, Dresden, Berlin, Frankfurt a. M., Glasgow, Liverpos mehr Opfer. Einzelne Pockentodesfälle kamen aus Metz, Parid St. Petersburg. San Franzisko zur Anzeige, mehrfache aus Prag. Brüssel, Liverpool, Odessa, Turin, New⸗Orleans. In London uer Madras haben die Epidemien abgenommen. Die Tholera hat 88 Toulon und Marseille abgenommen, zeigt sich aber dafür vns größeren Zahl anderer französischer Ortschaften, sowie in verschiedenen Orten Italiens, bis jetzt jedoch in beschränkter Zahl. erlagen der Cholera vom 22.— 28. Juni 26 Personen.

In Kalkutta

Kunst, Wissenschaft und Literatur

Das Unfallversicherungsgesetz vom 6 Juli 1884, nebst der dazu ergangenen Anleitung, ist in einer korrekten Textausgabe, mit Inhaltsverzeichniß und Sachregister, in R. von Deckers Verlag, Marquardt u. Schenck. hierselbst, zum Preise von 40 erschienen. Fine sehr handliche Duodez⸗Ausgabe (Preis 50 ₰) hat der Verlag der „Eisenzeitung“ (W. Kirchner, Luisen⸗Ufer 19, hierselbst)

swn; e „Die Kometen und Meteore in allgemein faßlicher Form dargestellt,“ von W. Valentiner („Das Wissen der Gegenwart“ XXVII. Band), 80, 248 Seiten. 1884. Leipzig, G. Freytag, Prag, F. Tempsky. 1 Ein Buch, das alle willkommen heißen werden, die im Aufblick zu den Sternen, in der Beobachtung der Vorgänge im Himmelsraum, in der denkenden Be⸗ nachtung des unendlichen Weltenspvstems Freude, Anregung. Erhebung suchen; ein Buch, das in angenehmster Weise ihnen Mittel und Wege weist, das Gesuchte zu finden und das Gefundene als dauern⸗ den Besitz festzuhalten. Und wem könnte das Interesse für diesen Gegen⸗ stand fremd sein, gerade jetzt, wo wir wiederholt Gelegenheit hatten, solche seltene Gäste in ihrer vollen glänzenden Herrlichteit bewundernd zu begrüßen! In dem Buche steht es genau verzeichnet, wie und in welchen Bahnen die Kometen sich bewegen, wie man sie zu suchen hoat, woran man sie erkennt, wie viele ihrer im Weltraum einher⸗ jiehen. Die wichtigsten werden namentlich aufgerufen und müssen Rede stehen, wann, wie und wo sie vordem erschienen sind, wann, wie und wo sie wieder erscheinen werden. Sternschnuppen, Feuerkugeln, Meteorsteine werden in ähnlicher Weise genau behandelt, ihre Erscheinungsformen und Erscheinungsgesetze klargelegt, ihr Zusammenhang mit den Kometen und ihre Stellung im Weltensystem erörtert. Die streng sachgemäße, dabei wirklich allgemein faßliche Darstellung des gelehrten Verfassers, Professor Dr. Valentiner, dem als Vorstand der Sternwarte in Karlsruhe, eigene Beobachtung reiches Material lieferte, wird durch 62 treffliche in den Tert gedruckte Abbildungen zweckmäßig unterstützt. Die zahlreichen Besitzer des 10., 16. u. 20. Bandes des „Wissens der Gegenwart“ (Becker, die Sonne und die Planeten, Peters, die Firsterne, Lehmann, Erde und Mond) werden diesen neuen Band als will⸗

Len

kommene Ergänzung begrüßen.

Gewerbe und Handel.

Der Cours für die jetzt hier zahlb Zilber⸗Coupons ist auf 167 75 für ilber herabgesetzt worden.

Die Dividende der Staßfurter Chemischen Fabrik ist für das mit dem 30. Juni beendigte Geschäftsjahr auf 10 % für die alten und auf 5 % für die neuen Aktien festgestellt worden.

Der Aufsichtsrath der Braunschweigischen Aktien⸗ gesellschaft für Jute⸗ und Flachsindustrie hat nach Vor⸗ leaung des Rechnungsabschlusses für das letzte Geschäftsjahr be⸗ schlossen, eine Dividende von 20 % zur Vertheilung zu bringen und außerdem aus dem vorhandenen Reingewinn nach den Abschreibungen eine weitere Dotirung des Reservefonds mit 14 % seines Bestandes sowie eine Erhöhung des Invaliditätskassenfonds auf 75 000 vorzunehmen.

Pest, 18. August. (W. T. B.) Nach der Semestralbilanz der Ungarischen Kreditbank beziffert sich das Gesammterträgniß auf 866 776 Fl. Die Gesammtlasten betragen 234 996 Fl.; hierzu gerechnet die Quote der österreichischen Kreditanstalt von 121 337 Fl., verbleibt für das erste Semester ein Reingewinn von 510 443 Fl. Der Gewinn aus den Konsortialgeschäften ist nur insofern berücksich⸗ tigt, als die letzteren am 30. Juni cr abgewickelt waren.

London, 18. August. (W. T. B.) Bei der am Sonnabend abgehaltenen Wollauktion waren australische Wollen fest, Cape fleece und scoured oft einen halben Penny billiger.

Glasgow, 18. August. (W. T. B.) Die2 von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 11 14 884 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 18. August. (W. T. B.) Wolle stramm; von Garnen in Twofolds besserer Begehr für Elberfeld; Lustres gesucht, Stoffe ruhig. ““

aren österreichischen 100 Fl. österreichisches

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 19. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Moravia' der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern Abend 6 Uhr in New⸗York angekommen.

Wien, 19. August. (W. T B.) Nach einer Meldung der „Presse“ wird die Theilstrecke der serbischen Bahnen, Belgrad⸗ Nisch, am 3. September in Anwesenheit des Königs Milan er⸗ öffnet werden.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

1 Rußland.

Nach einer Mittheilung der Odessaer Zeitung „Neurussischer Telegraph“ vom 13./1. August sollen auf Anordnung des temporären General⸗Gouverneurs von Odessa alle aus den Häfen Italiens ein⸗ laufenden Schiffe mit reinem Gesundheitspaß einer 24stüͤndigen Ob⸗ servation, und Schiffe mit unreinem Gesundheitspaß einer 14tägigen Observation unterzogen werden.

Dänemark.

Nach einer Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz⸗ Ministeriums vom 11. d. M. sollen die Bestimmungen im 2. Ab⸗ schnitt I des Gesetzes vom 2. Juli 1880, betreffend Maßregeln gegen die Einschleppung ansteckender Krankheiten, bis auf Weiteres auch auf solche Schiffe Anwendung finden, welche aus den italienischen Festlandshäfen der Bucht von Genua oder des toskanischen Meeres kommen oder mit diesen Häfen in Verbindung gestanden, beziehungs⸗ weise Personen von Schiffen aus solchen Häfen aufgenommen oder von solchen Schiffen aufgenommene Personen an Bord gehabt haben.

Ferner ist zufolge Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz⸗ Ministeriums von demselben Datum jede Einfuhr von gebrauchter Leinwand und Bettwäsche und von gebrauchten Kleidungsstücken, sofern diese Gegenstände nicht zum Reisegut der Personen gehören, ferner von Lumpen, gebrauchter Watte, Kratzwolle, Papierabfall, Haaren und Häuten durch Schiffe, welche aus französischen Häfen oder italie⸗ nischen Festlandshäfen der Bucht von Genua und des toskanischen

eeres kommen, verboten.

Madeira (Portugal).

Das portugiesische Regulamento de Sanidade maritima von 1874 unterscheidet zwischen reinen, verdächtigen und angesteckten Häfen. zu letzteren gehören gegenwärtig die südfranzösischen, zu den ver⸗ dächtigen nach den von Lissabon ausgegangenen Instruktionen unter anderen die deutschen, englischen, holländischen, belgischen Häfen. Der Civil⸗Gouverneur in Funchal hat, über die Vorschriften des Regulamento hinausgehend, nach Anhörung eines Gesundheits⸗Co⸗ mités verfügt, daß auch die aus einem blos „verdächtigen“ Hafen ommenden Schiffe unter keinen Umständen weder Passagiere noch adung absetzen dürfen.

Berlin, 19. August 1884.

Das Programm für die Generalversammlung des Deut⸗ schen Buchdrucker⸗Vereins om 20,, 21. und 22. September 1884 in Cöln a. Rh. ist folgendermaßen entworfen: Sonnabend, den 20. September, Vormittags 10 Uhr: Plenar⸗Sitzung des Vorstandes im Hôtel du Nord, Abends 8 Uhr: Gesellige Vereinigung in der Garten⸗

alle des Hôtel du Nord. Sonntag, den 21. September, Vormittass 10 Uhr: Generalversammlung im IJsabellensaale des Gürzenich. achmittags 2 ½ Uhr: Festessen im Civil Casino. Hierauf je nach dem Wetter: Besuch der Flora, des Zoologischen

Gartens oder des Stadt⸗Theaters. Montag, den 22. September, Vormittags von 8 Uhr an: Besichtigung der Sehenswürdigkeiten Cölns; Vormittags 9 Uhr: Zweite Plenarsitzung des Vorstandes im Hôtel du Nord; Nachmittags 2 Uhr: Bei günstiger Witterung Aus⸗ flug von Deutz nach Königswinter und dem Drachenfelsen. Voraus⸗ bestellungen auf Wohnungen nimmt Hr. J. P. Bachem in Cöln ent⸗ gegen.

Die Tagesordnung der am Sonntag, den 21. September, Vormittags 10 Uhr, stattfindenden ordentlichen Generalver⸗ sammlung lautet: 1) Geschäftsbericht des Vorsitzenden. 2) Rechenschaftsbericht des Kassirers über das Jahr 1883; Budget und Feststellung des Jahresbeitrags für das Jahr 1885. 3) Er⸗ gänzungswahlen für den Geschäftsführenden Ausschuß an Stelle der der Reihe nach ausscheidenden Herren Stadtrath W. Volkmann und Theodor Naumann, sowie des ausgeschiedenen Herrn A. Th. Engel⸗ hardt und des zurücktretenden Herrn Carl Ruschpler, sämmtlich in Leipzig. 4) Bestimmung über den Ort der nächsten Generalversammlung. 5) Stellungnahme des Deutschen Buchdrucker⸗Vereins zum Krankenver⸗ sicherungsgesetz der Arbeiter. 6) Bericht über den vom Vorstande des Deutschen Buchdrucker⸗Vereins beschlossenen Antrag auf Einberufung einer Generalversammlung durch das Reichs⸗Versicherungsamt bebufs Bildung einer Berufsgenossenschaft für das Deutsche Buchdruckerei⸗ Gewerbe und die damit verwandten Gewerbebetriebe auf Grund § 13 Abs. 2 des Unfallversicherungs⸗Gesetzes. 7) Antrag des Geschäfts⸗ führenden Ausschusses auf Gesammtrevision des Statuts auf Grund §. 52 des Statuts. 8) Diskussion und beziehentlich Beschlußfassung über sonstige, aus der Mitte der Versammlung hervorgehende An⸗

Am Sonnabend, den 20. September, Vormittags 10 Uhr, Montag, den 22 September, Vormittags 9 Uhr, finden Plenar⸗ sitzungen des Vorstandes statt.

Der VI. Deutsche Bäckerkongreß ist gestern, Vormittags 11 Uhr, in Anwesenheit des Regierungs⸗Raths Grundmann vom Polizei⸗Präsidium, durch den Präsidenten des Bäckerbundes „Ger⸗ mania“, Hrn. Kuntze in der Tonhalle, Friedrichstr. 112, mit einer An⸗ sprache eroffnet worden. Nach dem Bericht des Vorsitzenden zählt der Verband in 635 Städten 14 218 Mitglieder. Es wurden bereits im Ganzen 13 098 Arbeitsbücher, 12 927 Lehrbriefe und 8328 Lehr⸗ verträge ausgestellt. Sodann gelangte der Antrag des Unter⸗ verbandes Brandenburg auf Umwandlung des Verbandes „Germania“ zu einem Innungsverbande zur Annahme. Hierauf referirte Hr. Meier⸗Magdeburg über das Thema: „Wie verhält sich der Verband gewerbetreibender Bäckermeister Deutschlands zur allgemeinen deutschen Handwerkerfrage?* und führte aus, daß die Lehrlinge jetzt einen bedauerns⸗ werth geringen Grad an Bildung hätten; es müsse daher eine Reform der Lehrlingsausbildung vor Allem angestrebt werden, und das könne nur auf dem Wege der obligatorischen Innung erreicht werden. Nach einer länger Tagesordnung übergegangen. Nachdem man sodann die Lehrzeit mit dem Zusatz „in der Regel“ angenommen und die Noth⸗ wendigkeit der Fach⸗ und Fortbildungsschulen betont hatte, wurde die Sitzung vertagt.

Essen. 18. August. (W. T. B.) Wie der Rheinisch⸗West⸗ fälischen Zeitung“ aus erne gemeldet wird, fand heute auf der Zeche Shamrok bei Herne eine Explosion schlagender Wetter statt, welche durch verbotswidriges Schießen verursacht wurde. Acht Personen, darunter 3 Familienväter, kamen bei der Explosion ums Leben. Die Wetterführung der Grube ist in Ordnung und der Betrieb nicht gestört.

Die auf Kunstreisen ausgesandte Theilgesellschaft des Neuen Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theaters kehrt am 22. d. M. von ihrem in jeder Hinsicht erfolgreichen Baden⸗Badener Gast⸗ spiel zurück und weilt jetzt in Aachen. In Baden⸗Baden, wo sich jetzt, um die Zeit der großen Rennen, ein internationales Publikum versammelt, haben zuletzt „Hoffmanns Erzählungen“ von Offenbach und „Eine Nacht in Venedig“ von Joh. Strauß ganz außerordentliche Erfolge gehabt. Hr. Direktor Fritzsche hat sich in Folge dessen auch entschlossen, die beiden genannten Werke in das hie⸗ sige Repertoire wieder aufzunehmen, und so wird die „Nacht in Ve⸗ nedig“ bereits am Sonnabend mit dem Gesammtpersonal die Saison eröffnen.

Krolls Theater. Eine Indisposition der Sgra. Fohström nöthigte am gestrigen Montage zur Aenderung des Repertoires. Die ursprünglich angekündigte letzte Wiederholung von Donizetti’'s „Linda von Chamounir“ mit dem gefeierten Gast in der Titelrolle findet nunmehr morgen (Mittwoch) statt; zugleich verabschiedet sich an die⸗ sem Abend Hr. Heine vom Berliner Publikum. Der folgende Donnerstag Abend bringt sodann die Fortsetzung des Gastspiels des Hrn. Nachbaur (als „Fra Diavolo“), der von seinem kurzen Ausfluge nach Leipzig und München zurückgekehrt ist. Auf besondere Ein⸗ ladung des Intendanten Hrn. von Perfall wirkte der berühmte Tenorist nämlich in der Münchener Musteraufführung von Beethovens „Fidelio“ mit. Bäder⸗Statistik.

Peersonen Aachen bis zum 12. August (Fremde und Kurgäste).. 13 264 Baden⸗Baden bis zum 15. August (Fremde und Kurgäste) 33 106 c e 230 Borby (Eckernförde) bis zum 8. August (Kur⸗ u Badegäste) 435 Burtscheid bis zum 13. August (Kur⸗ und Badegäste) Elster bis zum 11. August (2727 Nrn.) . . . .. . . Ems bis zum 14. August (nebst 7022 Durchreisenden, Kur⸗ gaste) . 8 .

Homburg bis zum 12. August Karlsbad bis zum 12. August Kissingen bis zum 12. August Kösen bis zum 8. August (726 Nru.). Kreuznach“) bis zum 15 August (Kurg Lippspringe bis zum 17. August (Kurg Münster am Stein bis zum 8. Augu Nauheim bis zum 12. August Neuenahr bis zum 13. August (Fremde) . . . . Oeynhausen bis zum 14. August (nebst 4063 Durch⸗ l4*“*“ Petersthal bis zum 9. Aungust (einschl. der Durchreisenden) Pyrmont bis zum 14. August (Kurgäste und Durchreisende) Reinerz bis zum 13. August (nebst 2052 Erholungsgästen und Durchreisenden) (Kurgäste) . . . Salzuflen bis zum 14. August (außer 175 einheimischen Kur⸗ gästen) (Nrn.) ““ Schlangenbad bis zum 12. August . Schwalbach bis zum 12. August . . . . . Soden im Taunus bis zum 6. Auzust (außer den Durch⸗ Sooden a. d. Werra bis zum 7. August (446 Nrn.). 1 Teinach (Württemberg. Schwarzwald) bis zum 14. August G 4* Warmbad bei Wolkenstein bis zum 7. August (351 Par⸗ teien mit 595 Personen, darunter Kurgäste) Weilbach bis zum 12. August. . .. Weißer Hirsch mit Oberloschwitz (klimat. Kurort) bis zum 16 ‧9916 2142* Wiesbaden bis zum 12. August (Kurgäste u. sonstige Fremde) Wildungen bis zum 10. August (1666 Nrn.) . . . . .

. .

1 302 61 058 2 123

*) Bad Kreuznach, 15. August. Zum Kurgebrauch sind hier ein⸗ getroffen: Fürst von Hohenlohe⸗Bartenstein, Prinzessin Mary und Prinzessin Eleonore von Hohenlohe aus Lemberg, Prinzessin Leopoldine von Croy und Erbprinz Leopold von Salm⸗Salm

en Debatte wurde über die ganze Frage zur. dreijährige

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Monatschrift für deutsche Beamte. 8. Heft. In⸗ halt: Angelegenheiten des Vereins: Bekanntmachungen der Direktion des Preußischen Beamten⸗Vereins. Rechtsverhältnisse der Beamten: A. Gesetzgebung, Verordnungen, Erkenntnisse. B. Abhandlungen und Nachrichten über Fragen des Beamtenthums: Der Beamte und die publizistische Vertretung seiner Interessen. Einige Worte über die Lebensversicherung. Wohlfahrts⸗Einrichtungen (Stifungen ꝛc.) für Beamte und deren Hinterbliebene: Klosterschule zu Roßleben, Waisen⸗ hHaus in Königsberg, Peter Wilbelm Müller⸗Stiftung zu Frankfurt a M. für Wohlthätigkeit und Förderung von Kunst, Wissenschaft und Gewerbe. Abhandlungen und Aufsätze allgemeinen Inhalts. Vermischtes. Sprechsaal Bücherschau.

Preußisches Verwaltungs⸗Blatt. Nr. 45. Inhalt: Ausführungsanweisung zur Gewerbeordnung. Verfahren A. bei der Errichtung oder Veränderung gewerblicher Anlagen, B. bei der Er⸗ richtung oder Veränderung von Dampfkessel⸗Anlagen, C. behufs Unter⸗ sagung der ferneren Benutzung gewerblicher Anlagen. Verlust des Unterstützungswohnsitzes durch Abwesenheit; Rückkehr. Selbstän⸗ diger Erwerb des Unterstützungswohnsitzes Seitens der Ehefrau; gesetzlicher Grund für die Entfernung der Ehefrau nach ge⸗ meinem Recht. Einwand der rechtskräftig entschiedenen Sache Vernachlässiung der vorläufigen Unterstützungspflicht. Einfluß dieser Vernachlässigung auf Erwerb und Verlust des Uaterstützungs wohnsitzes, auf den Erstattungsanspruch des vorläufig unterstützenden Armenverbandes gegenüber den zur definitiven Fürsorge ver⸗ pflichteten Armenverbänden. Verschiebung der Armenlast und Ab⸗ schiebung derselben. Gewährung freien Schulunterrichts, Bezahlung von Schulgeld als Akt der Armenpflege? Ruhen des Fristenlaufs für Erwerb und Verlust des Unterstützungswohnsitzes in Folge von Ge⸗ währung freien Schulunterrichts? Anmeldung des Erstattungs⸗ anspruchs der Armenverbände bei der vorgesetzten Behörde. Land⸗ armeneigenschaft. In welchem (Landarmenrerbands⸗) Bezirke die

Hülfsbedürftigkeit, den Umständen des Falles nach, als eingetreten zu betrachten ist? Fortbestand der Hülfsbedürftigkeit oder Eintreten einer neuen? Ueberführungspflicht der Armenverbände. Ueberführungs⸗ antrag. Ausländer; verpflichtet zur Kostenerstattung ꝛc. ist der⸗ jenige Bundesstaat bezw. derjenige Armenverband desselben, in dessen Gebiet sie der Armenpflege anheimgefallen sind.

Deutsche Landwirthschaftliche Presse. Nr. 66. In⸗ halt: Der Werth unseres Viehstandes. Von Geh. Reg.⸗Rath H. v Scheel. Zur Theorie der Düngung. Von Dr. Gustav Drechsler ordentl. öffentl Professor und Direktor des landwirthschaftlichen Instinuts der Universität Göttingen. ( das Leben im Meer und seine Beziehungen zum Festland. TW C. Graf von Wartensleben in Rheinsberg. (Schluß.) Wirth schaftsplaudereien für Landwirthsfrauen. Correspondenzen: Hildes heim. Hannoder. Wissel. Personalien. Miscellen Blätterbefestigung an Rübenhacken. Obstkonsum und Hygiene. Einsäuern des Grünfutters. Sprechsaal. Antworten: Düngekalk. Anlage eines Kalkofens. Enthülsen des Wund⸗ oder Tannen klees. rtilgung des Getreiderüsselkäfers. Fragen. Aus dem Rechtsgebiet. Handel und Verkehr: Getreide. Wolle. Oelsaaten. Spiritus. Kartoffelfabrikate und stärke.

Deutsches Grundeigenthum. 3 Recht des Vermiethers auf die Illaten des Miethers. eigenthümer, das Meldewesen und die Prostitution. sächsische Bauerntag. Aus den Hausbesitzervereinen Kommunales. Gerichtliche Entscheidungen. Subhastationswesen.

Monatsschrift für das Turnwesen, mit besonderer Be⸗ rücksichtigung des Schulturnens und der Gesundheitspflege. Dritter Jahrgang. Heft 8.9. Inhalt: Abhandlungen: Ueber die Spiele mit dem kleinen Ball bei den Alten. Von Dr. H. Marquardt, Gym⸗ nasiallehrer zu Güstrow. Ueber die Grundsätze bei Auswahl de Turnübungen für Mädchen. Von Justin Oechsler, Lehrer und Turn lehrer in Gorbitz⸗Dresden. Die Leibesübungen am Philanthropin zu Marschlins. Mitgetheilt von Rektor Bartholomäus in Hamm i Westf. Ein Bericht Eiselens über die Berliner Turnanstalt wäh rend der Jahre 1813 1816. Mitgetheilt von Alfred Böttcher (Fort setzun)). Bekanntmachung. Befähigungszeugnisse aus der Turn lehrerinnen⸗Prüfung im Frühjahr 1884. Beurtheilungen und An zeigen. Brendicke, Dr. H.: Allgemeine Turnkunde. Berlin 1883 Besprochen von Dr. Blumenthal. Hupfer, F.: Uebungsplan den Turnunterricht in der preußischen Volksschule. 3. Aufl. Berlin 1884. Besprochen von Broschinski. Fiedler, Dr. A. und Dr. J Blochwitz: Der Bau des menschlichen Körpers. 3. Aufl. Dresde 1883. Besprochen von Dr. E. Angerstein. Birch⸗Hirschfeld Dr. F. V.: Die Bedeutung der Muskelübung für die Gesundhei besonders der deutschen Jugend. Leipzig 1883. Besprochen von Dr E. Angerstein. Vermischtes.

Unteroffizier⸗Zeitung. Nr. 33. Inhalt: Vater ländische und geschichtliche Haupt⸗Gedenktage. Die Pommern ir Feldzuge von 1866.— Militärische Mittheilungen. Auszeichnungen einelner Truppentheile für Tapferkeit im Kriege. Lose Blätter. Vakanzen für Militär⸗Anwärter. Der freiwillige Polizeiagent. Gesellige Kurzweil.

Friedreichs Blätter für gerichtliche Medizin und

rnitätspolizei. Heft V. Inhalt: Ueber die nächsten Folgen schwerer Schädelverletzungen in Bezug auf bewußte Hand⸗

ungen der Verletzten. Von Prof. Dr. Carl Emmert in Bern. Schluß.) Aus der gerichtsärztlichen Praxvis von Dr. Rehm. Kgl. Landgerichtsarzt in Regensburg. (Fortsetzung.) Ueber die Ein⸗ wirkung der Metallstaubinbalation auf die Gesundheit. Von Dr. H. Boßmann, prakt. Arzt in Isselburg (Rheinpreußen). Körperver⸗ letzung Zweifelhafte geistige Gesundheit des Thäters. Verfolgungs

vahnsinn neben wirklichen Kränkungen. Gerichtsärztliches Gutachten

mitgetheilt von Prof. Dr. v. Krafft⸗Ebing in Graz. Schwer

Verletzung der Mutter und der Frau, wahrscheinlich in transitorische

Geistesstörung a potu. Fakultätsgutachten der Grazer med. Fakultät

Mitgetheilt von Prof. Dr. v. Krafft⸗Ebing in Graz. Statistik der Strafrechtspflege in Bayern nebst Beiträgen zur gerichtsärztlichen

Casuistik für das Jahr 1882. Von Dr. med. Carl Majer, Kgl

Rath. Einige Notizen über die Nabelschnur von Dr. J. Chr

Huber, Kgl. Landgerichtsarzt zu Memmingen.

Vergiftung durch Schwefelkohlenstoff und nachfolgende geistige Störung, mitgetheilt von Dr. Kelp, Ober⸗Medizinal⸗Rath in Oldenburg. Rezensionen un Referate. Die Arbeiter⸗Versorgung. Nr. 16. Inhalt: Di Unfallversicherung. Die Ausdehnung des Krankenversicherungs zwangs auf die Arbeiter der Hausindustrie. Formulare zur Ein richtung der Buch⸗ und Rechnungsführung —. Correspondenzen. Festsetzung der ortsüblichen Tagelöhne gewöhnlicher Tagearbeiter. Briefkasten. Die Materialten des Gesetzes, betreffend die Kranken versicherung der Arbeiter. Die Materialien des Unfallversicherungs esetzes. 8 8 3 Illustrirte Berliner Wochenschrift SNe Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin W., redigirt von Emi Dominik. Nr. 47. 10. Jahrgang Inbalt: Joachim II. und sein Zeit, historische Erzählung von Carl Görlitz. (Fortsetzung.) E alter Wechsel⸗Courszettel der Berliner Börse (mit Illustration). Berlin vor hundert Jahren, von A. Trinius. (Svluß.) Di Engländer vor Berlin, eine Scene aus dem XVII. Jahrhundert von W. Netizen aus Akten der Königlichen Berliner Armen⸗Direktio des vorigen Jahrhunderts. (Fortsetzung.) Professor Bergaus Werk Walhalla⸗Tunnel. Eberhard von Danckelmann (mit Porträt) Brockhaus Lerikon (mit Illustrationen) Inserate.