1884 / 198 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 23 Aug 1884 18:00:01 GMT) scan diff

8 Großbritannien und Irland. London, 21. August. ((LAllg. Corr.) Die Königin empfing gestern in Osborne die abessinische Gesandtschaft, welche der Monarchin leein eigenhändiges Schreiben des Königs Johann über⸗ reeichte. Zu gleicher Zeit wurden der Königin die Geschenke 2— übermittelt, unter denen sich ein junger Elephant efindet. Der Maorihäuptling Tawhiao verließ gestern Eng⸗ land und trat mit seinem Gefolge an Bord des Orient⸗ Dampfers „Poton“ die Rückkehr nach Neuseeland an.

Frankreich. Paris, 22. August. (W. T. B.) Der chinesische Gesandte Li⸗Fong⸗Pao hat Paris heute Ahbend verlassen (s. u.). Wie das Journal ‚„Paris“ mittheilt, hat zwischen demselben und der chinesischen Regierung während der ganzen vergangenen Nacht ein lebhafter Depeschenwechsel stattgefunden; ebenso auch zwischen dem Minister⸗Präsidenten Ferry und dem Gesandten Patenötre. Von Foutschou ist bis jetzt keine Nachricht hier eingegangen. Das Jour⸗ nal „Paris“ zweifelt nicht daran, daß Foutschou uund Keelung heute Vormittag besetzt worden seien,

da der Admiral Courbet bereits gestern Mor⸗ gen Herr der nach Foutschou führenden Zugänge ge⸗ wesen sei. Daß dem General Millot und dem Admiral Courbet demnächst große Verstärkungen zugesandt werden würden, erklärt dasselbe Journal für unbegründet; es handele sich nicht darum, den Krieg in das Innere von China zu tragen, sondern lediglich darum, Foutschou und Keelung zu besetzen und dann das Weitere abzu⸗ warten. Der „Temps“ glaubt zu wissen, daß die dem Befehlshaber der französischen Seestreitkrafte ertheilten Befehle solcher Art seien, daß die etwa im Auslande ehegten Besorgnisse sich beruhigen könnten; von einer Feistrung oder Blokirung von offenen Häfen sei keine ede; das von dem Admiral Courbet augenblicklich ins Auge gefaßte Ziel sei das Arsenal von Foutschou, nicht die Stadt selbst. Falls es nothwendig werden sollte, einen in kommerzieller Beziehung wichtigen Platz als Unter⸗ pfand zu besetzen, so würden solche Punkte gewählt werden, deren Besetzung den internationalen Uandels⸗ beziehungen die möglichst geringsten Hemmnisse bereite. Wenn eine Meldung über die Besetzung von Foutschou noch nicht eingegangen sei, und wenn sich eine solche verzögere, so erkläre sich das durch den Umstand, daß der Admiral Courbet den Konsuln der fremden Mächte den Be⸗ ginn der militärischen Operalionen vorher habe anzeigen müssen. Der „Temps“ macht schließlich noch besonders darauf aufwerksam, daß China und Frankreich sich nicht formell den Krieg erklärt hätten, und glaubt versichern 9 können, daß nach der Ansicht der französischen Regierung ie Folgen, die sich aus dieser Lage ergäben, nicht über die Grenzen der Gewalten hinausgingen, die der Regierung durch das Votum der Kammer gewährt worden seien.

In Marseille sind am 21. August 12 Personen an der Cholera gestorben.

22. August. (W. T. B.) In den letzten 24 Stunden sind in Marseille 13, in Toulon 3, in den Departements Hérault 4, Aude 5, Gard 2 und Ost⸗ Pyrenäen 21 Personen an der Cholera gestorben.

23. August, Vormittags. (W. T. B.) Die Nachricht von der erfolgten Abreise des chinesischen Gesandten bestätigt sich nicht: der Gesandte hat seine Reisedispositionen im letzten Augenblick wieder geändert und befindet sich noch hier. Der „Matin frangais“ will sogar wissen: der Gesandte habe eine Depesche des Tsungli⸗Yamen erhalten, die ihn formell anweise, Frankreich nicht zu verlassen. Aus Foutschou liegen auch heute noch keine Nachrichten vor.

Italien. Rom, 22. August. (W. T. B.) Gestern sind in der Provinz Bergamo 14 Erkrankungs⸗ und 3 Todesfälle, in Campobasso 3 Erkrankungs⸗ und 6 Todes⸗ fälle, in Como 1 Erkrankungsfall, in Cuneo 12 Erkran⸗ kungs⸗ und 6 in Genua 1 Todesfall, in Lodi 1 Erkrankungsfall, in Parma 1 Todesfall, in Turin 1 Erkrankungs⸗ und 3 Todesfälle, in Massa e Carrara 9 Erkrankungs⸗ und 4 Todesfälle an Cholera vorgekommen

Rußland und Polen. St. Petersburg, 23. August. (W. T. B.) Die Reichseinnahmen betrugen bis zum 1. Juli 1884 252 016 705 Rbl., gegen 237 748 400 Rbl. in dem nämlichen Zeitraum des vorigen Jahres, die Reichs⸗ ausgaben 265 984 865 Rbl. gegen 263 495 103 Rbl. in demselben Zeitraum des Jahres 1883.

Amerika. A.eHart⸗ 20. August. (Allg. Corr.) Heute Abend ist ein Brief von Mr. Hendricks veröffentlicht worden, worin derselbe seine Aufstellung zum Kandidaten der demokratischen Partei für die Vize⸗Präsidentschaft der Vereinigten Staaten annimmt.

Asien. China. (W. T. B.) Eine Reutersche De⸗ pesche aus Foutschou, vom heutigen Tage, meldet: Der Admiral Courbet habe seine Absicht angezeigt, das Bom⸗ bardement auf das Arsenal von Foutschou heute zu eröffnen. Ein Telegramm der „Times“ aus Foutschou, von heute Nachmittag 2 Uhr, sagt: die Feindseligkeiten hätten begonnen. Aus Peking von gestern wird gemeldet: die Gouverneure der Provinzen Kwangsi und Nunnan hätten Befehl erhalten, mit ihren Truppen nach Tongking zu marschiren.

Afrika. Egypten. Kairo, 20. August. (Allg. Corr.) Die vor einiger Zeit gehegten Befürchtungen, daß der niedrige Wasserstand des Nil die Operationen der bri⸗ tischen Expedition nach Khartum in ernster Weise beeinträchtigen dürfte, haben sich verwirklicht. Ein amt⸗ liches Telegramm aus Assuan meldet, daß in Folge des jüngsten Steigens des weißen Nils der Fluß täglich mehrere Zoll falle. Die Passage der Katarakte ist zur Zeit ganz unmöglich, und keiner der Dampfer 7* auch nur den ersten Katarakt bis jetzt passirt. In militärischen Kreisen in Kairo glaubt man, es werde schließlich nothwendig werden, die Operationsbasis von Wady⸗Halfa nach Suakim zu verlegen, wenn der Nil nicht bald schnell zu steigen beginnen sollte. In⸗ zwischen ist der endgültige Befehl zum ufbruch der Expedition vom Kriegsamt in London noch nicht eingegangen, obwohl die brittischen Truppen so schnell als möglich vorgeschoben werden. Sollte die Operationsbasis nach dem Rothen Meere verlegt werden, dann werden wahrscheinlich die jetzt in Ober⸗Egypten stehenden Truppen von Keneh am Nil nach Kosseir an der Küste des Rothen Meeres marschiren und dort nach Suakim dneegagt warden.

ajor ener telegraphirt unterm heutigen Datum aus Deb beh, daß der Emir des Mahdi, El Hoda, eine

Abtheilung des befreundeten Stammes Sheikiyeh bei Meraweh angegriffen und besiegt habe. Die Leichen der Gefallenen, mit auf den Rücken gebundenen Händen, schwammen bei Debbeh vorüber. Der Emir El Hoda befindet sich auf dem Marsche nach Ambukol, um sich mit einem anderen Re⸗ bellencorps zu vereinigen, das in Abu Taka, drei Tagemärsche von Debbeh auf der Straße nach Kordofan, stehen soll. Major Kitchener sagt, daß er Briefe des Mahdi an den Mudir von Dongala und an Osman Digma gesehen habe, —22— General Gordons zweiten Brief, dessen Unterschrift er verifizirte.

Wady⸗Halfa, 20. August. (A. C.) Ein Detachement des 35. Royal Sussex⸗Regiments ist hier angekommen. Lieutenant Inglesield wurde zum Stabsoffizier des Eisenbahn⸗ Transportdienstes hierselbst ernannt.

Zeitungsstimmen.

Der „Westfälische Merkur“ schreibt:

„Die Frage der Erhöhung der Getreidezölle scheint als Wahl⸗ parole mehr und mehr in den Vordergrund zu treten. Die offiziösen, sowie die meisten katholischen und konservativen Blätter scheinen dem Hrofeft geneigt zu sein; die liberale Presse bekämpft es in der leiden⸗ chaftlichsten Weise. Wir haben uns bereits in Nr. 220 des „West⸗ fälischen Merkur“ unumwunden für die Erhöhung dieser Zölle aus⸗ gesprochen, da wir von der Ueberzeugung ausgehen, daß eine Ver⸗ theuerung des Brotes, welche wir vermeiden wollen, durch eine Zollerhöhung nicht erreicht wird Amerika, Australien und Rußland müssen ihren Ueberfluß an Getreide an uns verkaufen, besonders für Roggen haben sie keinen anderen Abnehmer. Sie werden daher die Zollerhöhung einfach auf sich nehmen. Hieraus folgt, daß selbst ein erhöhter Getreidezoll kein Schutzzoll, sondern lediglich ein Finanzzoll ist. Diejenigen landwirthschaftlichen Vereine, welche an den Kanzler um Erhöhung der Getreidezölle petitionirten, weil sie glaubten, daß dadurch die inländische Getreideproduktion geschützt und gekräftigt, daß Landwirthschaft auf diese Weise gründlich aufgeholfen werde, sind in einem starken Irrthume. Unsere Landwirthschaft würde von einer Verdreifachung des Getreidezolles keine Kräftigung ver⸗ spüren, wenn ihr ein Getreidezoll wirklich derart helfen soll, daß die inländischen Produkte eine angemessene Preissteigerung erführen, müßte er viel, viel höher sein. Einen Getreidezoll von einer Höhe, daß er in der That den Charakter eines Schutzzolles für die Landwirthschaft trägt, wollen wir aber auch nicht, denn dann hätten die „Freisinnigen“ endlich Recht, wenn sie uns vorwürfen, daß wir dem armen Manne das Brot vertheuern wollten. In diesem Dilemma bleibt uns nichts Anderes übrig, als für eine mößige Er⸗ höhung des Getreidezolles entweder für eine Verdoppelung oder Verdreifachung einzutreten. Nun wollen wir aber auch nicht ohne Noth neue Reichseinnahmen bewilligen, und da ferner wie wir eben darlegten der Landwirthschaft durch eine mäßige Zollerhöhung nicht geholfen wird, wollen wir ihr auf diesem Wege eine indirekte Hülfe angedeihen lassen. Wir werden daher überhaupt keine Zollerhöhung bewilligen, ohne eine Art Herö nn e, Es soll Sorge ge⸗ tragen werden, daß der Ertrag der Landwirthschaft (etwa durch Er⸗ mäßigung der Grund⸗ und Gebäudesteuer), sowie den ärmeren Klassen der Bevölkerung zu Gute komme. Eine nähere Präzision dieser Tendenz muß selbstredend die Aufgabe des Bundesraths und Reichs⸗ tags sein. Wir begnügen uns mit dieser Andeutung, und fügen hinzu, daß nach unseren Informationen das Projekt der Erhöhung WECX nur auf diesem Wege Aussicht hat, perfekt zu werden.“

In einer Schlußbetrachtung des bereits früher von uns angeführten Artikels über „Kornzölle und Kornpreise“ sagt die „Wiesbadener Zeitung“: Neben Mißernten, wucherischen Spekulationen und den willkürlich hohen Gewinnen des Zwischenhandels bildet die steuerliche Ueber⸗ bürdung des Grundbesitzes die Hauptursache der Vertheuerung des Getreides und des Brodes. Die Prägravirung des unbeweglichen Vermögens im Vergleich zum beweglichen ist bei uns eine so eklatante, daß man die Geduld bewundern muß, mit welcher die deutsche Landwirthschaft den bisher auf ihr ruhenden harten Druck ertragen hat. Der Landwirth hat das Einkommen, welches er aus der Getreideproduktion bezieht, in derselben Weise zu versteuern, wie der Rentier, dessen erwerbende Thätigkeit nur im Couponschneiden besteht. Die Klassen⸗ und Einkommensteuer trifft jenen so gut wie diesen. Dann aber wird sein Einkommen zum zweiten Mal durch die Grundsteuer getroffen, die sich auf 5 % bei einem schuldenfreien Gute, auf 10 % bei einem zur Hälfte verschul⸗ deten Gute beläuft. Es tritt die Gebäudesteuer hinzu, welche 2 5 % von dem Ertrage des Getreidebaues vormeg nimmt. Dies macht, wenn die Einkommensteuer mit 3 % gerechnet wird, eine Belastung von mindestens 10 % bei schuldenfreiem Grundbesitz, von 20 % bei verschuldetem, während das bewegliche Einkommen immer nur die 3 % Einkommensteuer zu tragen hat. Aber nicht genug hiermit. Es treten nun noch die Zuschläge zu den Gemeinde⸗, Kreis⸗ und Provinzialsteuern hinzu, und hierbei wird wiederum das Einkommen des Landwirths nicht nur nach Maßgabe seiner Einkommensteuer, deees aufs Neue zum zweiten und dritten Male nach Maßgabe einer Grund⸗ und Gemeindesteuer getroffen. Wenn man gewöhnlich von einer Doppelbesteuerung des Grundbesitzes spricht, so ist das eine sehr schüchterne Bezeichnung. Man könnie mit größerem Rechte von einer dreifachen, vierfachen, ja zehnfachen Besteuerung reden.

Um seine fast unerschwinglich erscheinenden Steuern bezahlen zu können, muß der Landwirth bestrebt sein, sie auf das Getreide aufzu⸗ schlagen, das er verkauft, und letzteres wird dadurch in erheblichster eise, etwa für ein bis anderthalb Mark pro Scheffel vertheuert.

Nicht von den geringen Zöllen an der Grenze, die der ausländische Getreideproduzent oder der Zwischenhändler zu tragen hat, sondern von den exorbitanten Steuern des deutschen Landwirths sind die hohen Kornpreise herzuleiten.

Wem es wirklich Ernst ist mit dem Verlangen, dem armen Mann billigeres Brod zu verschaffen, der muß auf eine Entlastung des Grundbesitzes vom Steuerdrucke hinwirken, der muß bestrebt sein, den inländischen Getreidebau so steuerfrei als möglich zu machen, da⸗ mit der Konsument so wohlfeil wie mzglich versorgt werden kann. Aber freilich, wem ist es Ernst mit jenem Rufe nach billigem Brod? den Fortschrittlern und Freihändlern sicherlich nicht! Diese wissen so zut wie wir, daß der das Brod angeblich ver⸗ theuernde Getreidezoll ein hohles Gespenst ist, lediglich erfunden, um schwache Gemüther graulich zu ch Die Politik des Fortschritts und des Freihandels kann nur floriren, wenn aöglichst viel Unzufriedenheit im Lande herrscht, wenn der Druck der direkten Steuern möglichst empfindlich ist, wenn die Re⸗ ierungskassen leer und die Steuerexekutoren beschäftigt sind. Dann allen die Wahlen fortschrittlich aus, dann ist die Regierung ge⸗ nöthigt, mit den parlamentarischen Führern der Linken zu paktiren und jede Geldbewilligung durch Preisgebung von Regierungs⸗ und Kronrechten zu erkaufen

„— Die „Breslauer Zeitung“ will, wie wir der „Ber⸗ liner Börsen⸗Zeitung“ entnehmen, entgegen ihrem bisherigen Brauch, monatlich einen Ueberblick über den oberschlesischen Montanmarkt zu geben, nunmehr wöchentlich „ein Bild über die Marktlage der einzelnen Industriezweige vorführen“. Der erste Bericht lautet in seinen wesentlichen Theilen, wie folgt:

In der Walzeisenbranche hat das Geschäft lebhaften Fortgang ge⸗ nommen: die Werke sind bekanntlich bis Ende November mit laufen⸗ den Schlüssen engagirt, aber auch der Eingang von Spezifikationen läßt nichts zu wünschen übrig und finden bei neuen Käufen die bis⸗

1 10,50 Grund

herigen festen Marktpreise von 11 Grundpreis für Grobeisen, reis für Feineisen willige Annahme. uch

12

Drahtindustrie herrscht weiter angespannte Thätigkeit, denn nicht nur

bedeutende Abschlüsse, sondern auch fortdauernd günstiger Eingang von Spezifikationen sichert den Werken volle Beschäftigung, so daß den Liefe⸗ rungsansprüchen der Kundschaft noch immer nicht vollkommen entsprochen werden kann. Leider läßt sich trotz dieser günstigen Vor⸗ bedingungen vorläufig weder für Walzeisen, noch für Drahtfabrikate eine Aufbesserung der bestehenden, nur mäßigen Preise erzielen, denn die Berichte aus dem Westen lauten über den Beschäftigungsgrad der dortigen onkurrenzwerke nicht derartig, daß eine gemeinsame Preis⸗ erhöhung durchzusetzen wäre. Die hiesige Industrie aber wird sich hüten, einseitig mit einem Preisaufschlage vorzugehen, und da⸗ durch der westlichen Konkurrenz im eigenen Absatzgebiete Be⸗ schäftigung zu schaffen. Wenn also auch die biesigen Werke über die Nothwendigkeit einer Preisaufbesserung völlig im Einver⸗ nehmen sind und die Möglichkeit einer solchen recht bald herbei sehnen, müssen sie vorläusig von einem Aufschlage so lange Abstand nehmen, als die Verhältnisse im Westen einer gemeinsamen Preis⸗ erhöhung entgegen stehen. Auf dem Roheisenmarkte hat das Ge⸗ schäft einige Abschwächung erfahren und zwar in sofern, als der Export nach den russisch⸗polnischen Hüttenwerken in Folge der russischen Zollerhöhung ins Stocken gerieth, die inländischen Walzwerke aber ihren diesjährigen Gesammtbedarf schon früher geschlossen hatten. Gleichwohl blieben sämmtliche Hochöfen in vollem Betriebe, ohne daß die geringen Bestände auf den Werken einen nennenswerthen Zu⸗ wachs erhielten. Einerseits erklärt sich das aus der hohen Beschäf⸗ tigung und dem entsprechend starken Konsum von Roheisen Seitens der Walzwerke, andererseits aber auch aus erhöhter Thätigkeit der Eisengießereien, welche mit vermehrtem Verbrauch von Gießerei⸗ Roheisen hervortreten und den Hochöfen Gelegenheit geben, sich mit einem Theile ihrer Produktion auf Gießerei⸗Roheisen einzurichten. Ein Anwachsen der Roheisenbestände half auch den Produktions⸗ ausfall vermeiden, welcher durch vierwöchentlichen Be⸗ triebsstillstand des Gleiwitzer Hochofens entstand, bis der von Hrn. Ober⸗Hütteninspektor Wiebner erbaute neue Hochofen von noch bedeutenderer Produktionsfähigkeit angelassen werden konnte. Außer diesem neuen Hochofen kam ebenfalls an Stelle eines niedergegangenen in Antonienhütte ein neuer Hoch⸗ ofen in Betrieb, welcher von Herrn Direktor Bremme erbaut ist und außerordentlich gute Resultate liefern soll. In der Metallbranche war der Geschäftsgang mit geringen Ausnahmen ein stiller zu nennen, ae. und Preise erhielten sich aber auf dem normalen Niveau. er Kohlenmarkt liegt ziemlich ungünstig, der Absatz steht mit der Produktion nicht im Einklang, weshalb an mehreren Gruben die Bestände nicht unerheblich gewachsen sind. Es müssen demnach eine Anzahl Schichten gefeiert werden, damit nicht durch event. kolossale Bestände ein weiterer Preisdruck entstehe. Volle Beschäftigung und ununterbrochenen Absatz finden nur die Gaskohlen mit backfähigen Eigenschaften, da dieselben von den Kokesanstalten aufgebraucht worden. Aber auch auf dem Kokesmarkte ist die That⸗ sache fühl en, daß die Produkti

übersteigt. ö“

ro

Reichstags⸗Angelegenheiten.

Rostock, 22. August. (W. T. B.) Das definitive Resultat der am 18. d. M. hier stattgehabten anderweiten Wahl eines Reichstagsabgeordneten war folgendes: Es wurden im Gan⸗ zen 4060 Stimmen abgegeben; hiervon erhielt Senator Behm (liberah) 3044, Sattler Auer (Soz.) 415 Stimmen; E i bwe’’́ a ““ 1

Landtags⸗Angelegenheiten.

Hirschberg i. Schl., 23. August. (W. T. B.) Bei der heute hier stattgehabten Ersatzwahl eines Landtaggabgeord neten für den verstorbenen Landtagsabgeordneten Ottow wurde de Kandidat der freisinnigen Partei, Halberstadt (Görlitz), mi v ee gewäͤhlt; der freikonservative Kandidat Conrad erhiel

mmen.

Statistische Nachrichten.

Die Augustnummer (1884) der „Mittheilungen der Groß herzoglich hessischen Centralstelle für die Landes statistik“ hat folgenden Inhalt: Hunde und Hundesteuer 1883 84 Zölle und gemeinschaftliche Verbrauchssteuern 1883 84. Ge sundheitszustand und Todesfälle vom I. Quartal 1884. Muthunge

und Belehnungen 1883. Vergleichende meteorologische Beobach.

tangen Juni 1884. Vergleichende meteorologische Beobachtungen Juli 1884. Preise der gewöhnlichen Verbrauchsgegenstände Juni 1884. Eisenbahnen Juni 1884. Meteorologische Beobachtunger

zu Darmstadt Juli 1884. Meteorologische Beobachtungen zu

Schweinsberg Juli 1884. Veränderungen an den Einkommensteuer Kaäpitalien 1870 bis 1884 85. Anzeige.

Die Bergbauproduktion in Oesterreich hat, wie wi der „Berg⸗ und hüttenmännischen Ztg. Glückauf“ entnehmen, abgelaufenen Jahre eine ansehnliche Steigerung erfahren. Einem dieser Tage vom Ackerbau⸗Ministerium herausgegebenen Berich zufolge hat die Produktion von Steinkohlen um 6,35 Millionen Metercentner, das ist um 9,68 %, zugenommen, während sich de Produktionswerth um 1,43 Millionen Gulden, das ist um 6,69 %, hob. Der Durchschnittspreis der Steinkohle ist in Folge der größeren Produktion und des die Nachfrage meist überwiegenden Angebotes zurückgegangen; er betrug in Böhmen 30,32 Kreuzer per Metercentne (—, 0,25 Kreuzer), in Mähren 88,51 Kreuzer (— 3,33 Kreuzer), in Schlesien 32,69 Kreuzer (— 1 Kreuzer). Der beim Steinkohlenbergbau verwendete Arbeiterstand (35 830 Männer, 3077 Frauen und 787 Kinder) stieg um 1822 Individuen. Von der gesammten Steinkohlen Produktion entfallen auf Böhmen 48,86 %, auf Schlesien 31 % auf Mähren 14,2 %, auf Galizien 5,25 %, der geringfügige Rest auf Niederösterreich (0,5 %) und auf Steiermark (0,005 %). Das Gros der Produktion wurde im Inlande verbraucht, denn es gelang⸗ ten nur 3,6 Millionen Metercentner zur Ausfuhr. Die Braunkohlen⸗ Produktion hat gleichfalls eine beträchtliche Steigerung aufzuweisen Die Produktionsmenge hob sich um 8,57 Millionen Metercentner oder um 9,5 %; hiervon entfallen 7,08 Millionen Metercentner auf Böhmen und 1,86 Millionen Metercentner auf Steiermark. Die Steigerung der Produktion ist sowohl dem größeren Konsum im Inlande, namentlich für Lokalbahnen, als dem größeren Exporte zu danken. Die Ausfuhr von Braunkohlen betrug 37 Millionen

Metercentner 8. 1,89 Millionen). Der Werth der Produktion ist

um 1,34 Millsonen Gulden = 7,9 %, demnach nicht im selben Ver⸗ hältnisse wie die Menge gestiegen. Die Erklärung bietet auch hier die allerdings nicht bedeutende Ermäßigung der Preise. Der Ar⸗ beiterstand (27 767 Männer, 1885 Frauen und 393 Kinder) hob sich um 623 Individuen. Der Geldwerth der Bergbauproduktion wird mit 50,2 Millionen (+ 3,06) angegeben. Die Anzahl der beim Berg⸗ bau beschäftigten Personen beträgt 89 668. Auch die Hüttenproduktion hat einen erfreulichen Fortschritt aufzuweisen. Die Roheisenproduk⸗ tion hat zwar in Salzburg und Steiermark etwas abgenommen (im ganzen nur um ca. 35 000 Metercentner), dagegen in allen anderen Ländern, ins besondere in Böhmen (um 336 000 Metercentner), Mäh⸗ ren (um 278 000 Metercentner) und Schlesien (um 168 000 Meter⸗

centner) zugenommen. An der Roheisenproduktion waren Steiermaerkr

mit 30,2, Mähren mit 24,2, Böhmen mit 16,9 und Kärnten mit 10,7 % betheiligt. Im Jahre 1883 bestanden für die Roheisen⸗ produktion 102 Unternehmungen (— 4), wovon 59 (wie im Vorjahre) im Betriebe waren. Von 140 Hochöfen (— 6) standen 84 (+ 2) durch 3856 Wochen (+ 244) im Betriebe; hierbei waren 9738 Männer, 279 Frauen und 350 Kinder, zusammen 10 376 Arbeiter

2 oder 7,65 % gegen das Vorjahr. 1“

den Konsum an Kokes

8 E11 eEEE1““ 8 8 —1 *

sttellt sich auf 70,4 Millionen Gulden und erhöhte sich um 5 Millionen Kunst, Wissenschaft und Literatur. u“

„Die Entscheidungen des vormaligen preußischen Ober⸗Tribunals auf dem Gebiete des Civilrechts“, von Rehbein, Reichsgerichts⸗Rath. Verlag von H. W. Müller in Berlin. Dem vor Kurzem vollendeten ersten Bande des Werkes hat der Herausgeber die erste 1“ des zweiten Bandes bald folgen lassen. Dieselbe umfaßt die Titel 10 und 11 des I. Theils des Allgemeinen Landrechts unter Berücksichtigung des Einflusses der neueren Gesetzgebung, insbesondere des hierbei vielfach eingreifenden Subhastationsgesetzes vom 13. Juli 1883 und der Judikatur des Rieichs⸗Oberhandelsgerichts und des Reichsgerichts. Der junge Jurist findet in dem Werke eine reiche Quelle praktischer Entscheidungen und Fingerzeige, welche ihm das Studium des preußischen Rechts naach dem Gesetz und den vorhandenen Lehrbüchern ungemein erleichtern müssen und gleichzeitig Muster für seine eigenen praktischen Arbeiten nach der Ordnung der einzelnen Rechtsmaterien bieten. Aber auch für den Praktiker, der in diesen ausgewählten, noch heute bedeutungs⸗ vollen Urtheilen und den dazu gelieferten Anmerkungen des Heraus⸗ gebers das wünschenswerthe Material systematisch in größter Voll⸗ ständigkeit erhält und über den gegenwärtigen Stand der Praxis ein getreues Bild gewinnt, wird der Gebrauch des Werkes von Nutzen sein. „Sammlung von Vorträgen für das deutsche Volk.“

Herausgegeben von Wilhelm Frommel, Professor in Heidelberg, und Dr. Friedrich Pfaff, Professor in Erlangen. Erster bis zwölfter Band. Heidelberg, C. Winters Universitätsbuchhandlung, 1879 1884. 80°. Durch die in dieser Sammlung vereinigten Auf⸗ sätze über brennende Tagesfragen und Gegenstände von bleibendem

Interesse wollen bewährte Fachmänner den nivellirenden, auflösenden Tandenzen und Bestrebungen, welche so drohend die Gegenwart be⸗ drängen, durch einfache aber kräftige und gesunde Nahrung entgegen⸗ wirken. Die christliche Weltanschauung wird auf den verschiedensten

Gebieten vertreten: von diesem einheitlichen Geiste sind sämmtliche Mitarbeiter durchdrungen, ein eigenthümlicher gewichtvoller Vor⸗ zug dieser Sammlung vor einer Menge ähnlicher Zusammenstellungen.

Aus aller Verirrung und Verwirrung soll die Erkenntniß der um⸗ gebenden Welt durch Wahrheit und Klarheit gefördert, die Ueberzeugung bestärkt werden, daß Religiosität und Kultur

sich gegenseitig bedingen. Damit die Gesellschaft nicht der äußersten Zerrüttung anheimfalle, damit sie nicht im So⸗ ziglismus und Nihilismus die letzten Folgen einer fast hundert⸗ zährigen Verirrung erlebe, ist die Rückkehr zu den Grundsätzen des Christenthums gebieterische Pflicht. Unter den Verfassern der Vor⸗ träge in den vorliegenden, elegant ausgestatteten zwölf Bänden finden sich größtentheils längst anerkannte Namen, welche in wissenschaft⸗ lichen Kreisen einen guten Klang haben. Als besonders lesens⸗ werth seien die Aufsätze genannt von Prof. Pfaff in Erlangen über

Kraft und Stoff, über den Einfluß des Darwinis mus auf unser staatliches Leben, Gott und die Naturgesetze, Großes und Kleines in Raum und Zeit; von Professor Frommel in Heidelberg Christenthum und bildende Kunst; von Prof. H. Geffcken in Straßburg: Staat und Kirche nach Anschauung der Reformatoren, die angelsächsische Herrschaft in England; von Hof⸗ und Domprediger

Stööcker in Berlin die Bewegungen der Gegenwart im Lichte der

ecbbhristlichen Weltanschauung; von Abt Dr. Uhlhorn in Loccum: das

Christenthum und das Geld; von Prof. Zöckler in Greifswald der

Himmel des Naturforschers und der Himmel des Christen, Darwins Großvater als Arzt, Dichter und Naturphilosoph; Sanitäts⸗Rath Dr. Niemeyer in Berlin über gesundes und ungefundes Aussehen; Prof. Schott in Stuttgart Blücher, ein Charakterbild; Prof. Schaarschmidt in Bonn der Atheismus; Dr. König in Leipzig Kurt

Mez, der Vater der Arbeiter, Anette von Droste⸗Hülshoff, ein

Lebens⸗ und Litteraturbild; Dr. Perrot in Frankfurt die Börse und

die Börsensteuer; Peff. Wagner in Göttingen über Gründung

deutscher Kolonien; Prof. Kehrer in Heidelberg über Blutmangel. Da jeder der zwölf Bände zehn Vorträge enthält, so kann die vor⸗ stehende Uebersicht allerdings nur einen annähernden Begriff von dem ge⸗ sammten Reichthum des Inhalts geben. Nur die Thatsache wird wohl ein⸗ leuchten, daß die verschiedenartigsten Gegenstände des menschlichen Wissens behandelt werden, einsichtig und einfach, aber gründlich und belehrend. Der zugewiesene Raum verbietet, auf den Inhalt einzelner besonders interessanter Aufsfätze genauer einzugehen möchte der Leser sich selbst durch Einsicht den Genuß verschaffen. Nur wollen wir zur Emvfehlung des jungen Unternehmens hervorheben, daß in dem etzten Bande Heft 7—9 auch ein wissenschaftlicher Beitrag für eine noch schwebende Tagesfrage geliefert ist. Der frühere Missionar in Damaraland weiset zum Theil uns us eigener Erfahrung nach, was Deutschlands Söhne in mühevoller Arbeit bereits in denjenigen Theilen Südwesta rikas gearbeitet haben, u denen Angra Pequena und die Walfischbai die Thore sind. Wird in jenen Häfen die deutsche Fahne aufgehißt, so geschieht es nicht in dem Sinne, in welchem ein zufällig ansegelnder „Entdecker“ durch eine äußerliche Ceremonie „herrenloses“ Land für sein eigen erklärt, sondern seit fast fünfzig Jahren haben bereits Deutsche dort gearbeitet und Christenthum wie Kultur in jene wil⸗ den Gegenden hineinzupflanzen angefangen. Der Verfasser hofft, daß alle Deutschen, welche in Südwestafrika die Kulturarbeit ortsetzen wollen, sich bemühen werden, ein reines Gewissen und reine Hände zu behalten, damit Gottes Segen auch auf ihren Wegen ruhen möge. Wenn die verdienstvolle Sammlung fortan gleiche Vorträge, n demselben wissenschaftlichen Geiste abgefaßt, bringen wird, so darf man zuversichtlich hoffen, daß die seitherige Gunst des Publikums für das zeitgemäße Unternehmen immer noch zunehme.

1 Zu den Hülfesuchenden, welche die Kliniken frequentiren oder n private ärztliche Behandlung gebracht werden, stellen erfahrungs⸗ mäßig die skrophulosen Kinder mit ihren fungösen Knochen⸗

und Gelenkleiden das größte Kontingent. Wollte man den Eltern

dieser Kinder jedesmal alle die Rathschläge mündlich mit auf den Weg eben, welche zur Bekämpfung der Skrophulose zu ertheilen sind, so würde es nicht möglich sein, den Strom der Kranken in absehbarer Zeit zu bewaͤltigen. Und doch sind die Rathschläge ebenso wichtig, ja ftmals noch wichtiger als das Rezept, welches den Leidenden ver⸗ chrieben, oder die kleine Operation, die an ihnen vollzogen wird. Zudem ist es eine alte Erfahrung, daß das gesprochene Wort, wenn g nicht gar mißverstanden wird, leicht in Vergessenheit geräth. Um iesem Uebelstande abzuhelfen und es zu ermöglichen, einerseits asch zu handeln und zu rathen, andererseits gründlich zu belehren, at Prof. Dr. Esmarch in Kiel ein fliegendes Blatt drucken lassen, as den Titel führt: „Rathschläge für die Eltern skrophu⸗ loser Kinder“ (verlegt bei Lipsius u. Tischer in Kiel, Pr. 20 ₰).

Dasselbe giebt in kurzen, bündigen, klaren Worten eine erschöpfende Belehrung für die Heilung der Skrophulose, und es ist ihm deshalb ie weiteste Verbreitung zu wünschen. b

—. Die Ostfagade des Augsburger Rathhauses, ein ationales Monument Elias Holls, allen Deutschen ans Herz gelegt on Weorg Hirth.: Zweite Auflage. Mit einer Ansicht in hotographischem Lichtdruck. München und Leipzig 1884, G. Hirths

Kunstverlag. Diese bereits in zweiter Auflage erschienene, vor⸗ üglich ausgestattete Schrift hat den Streit zum Gegenstande, er gegenwärtig zwischen einer Anzahl von Kunst⸗ und Alterthums⸗ reunden und der Gemeindeverwaltung Augsburgs deshalb entbrannt st, weil diese Letztere die eben erst durch Abriß der die Ostfront des erühmten alten Rathhausbaues bisher verdeckenden Baulichkeiten, n ihrer imposanten Pracht freigelegte zweite Facade desselben durch einen großen Anbau für Bureauräume wieder zu verdecken geson⸗ en ist. Den von den Gegnern dieses Unternehmens unter dem

9. August erlassenen, in der vorliegenden Publikation abgedruckten

Aufruf und Protest haben eine Reihe angesehener Augsburger Bürger nterzeichnet und vier Münchener Kunstfreunde wohlbekannten Namens: ie Architekten Hauberisser, Gabriel Seidl, Fr. Thiersch und der urch seine prächtigen, kunstgewerblichen und kulturhistorischen Publi⸗ ationen hochverdiente Herausgeber der Agitationsschrift, Dr. Georg

E1111.“

757) beschaftigt. Der Gesammtwerih der Bergweiks⸗Produktion

Hirth sich ihnen angeschlossen. Der Letztere hat ferner noch in einem mit glühender Ueberzeugung geschriebenen Artikel für die „Münchener Neuesten Nachrichten“ seine persönliche Ansicht und die des Augs⸗ burger Comités verfochten und plaidirt in einem aaderen, gleichfalls abgedruckten Aufsatze derselben Zeitung für die Umwand⸗ lung des alten Prachtbaues mit seinem herrlichen Saale in ein Museum sowie in der Einleitung für die Anlegung eines garten⸗ geschmückten „Hollplatzes“ an Stelle des projektirten Neuanbaues, während das alte Polizeigebäude nach seiner Ansicht zu einem Rath⸗ hause umgebaut werden könnte. Ein großes schönes Lichtdruckblatt veranschaulicht die mächtige, 50 m bohe Fagade mit den beiden und unterstützt den Protest auf das Lebendigste und Ueber⸗ zeugendste.

Gewerbe und Handel.

Der Vorstand des Deutschen Buchdrucker⸗Vereins Vorsitzender: Dr. Eduard Brockhaus in Leipzig hat an 17vv,2 Besitzer von Buchdruckereien und damit verbundenen Gewerbebetrieben in Deutschland ein Schreiben gerichtet, um auf diesem Wege die er⸗ forderliche Unterstützung zu einem Antrage auf Einberufung einer Generalversammlung durch das Reichs⸗Versicherungsamt her⸗ beizuführen. Es handelt sich dabei um die Bildung einer „Berufs⸗ genossenschaft für das deutsche Buchdruckergewerbe und die damit ver⸗ wandten Eewerbebetriebe“ zum Zweck der Unfallversicherung der Arbeiter.

Die Aktien⸗Maschinenfabrik und Eisengießerei Sangerhausen bringt für das verflossene Geschäftsjahr eine Di⸗ vidende von 90 pro Aktie, gleich 30 %, zur Vertheilung.

Nach dem Geschäftsbericht der Direktion der Kiel⸗Eckern⸗ förde⸗Flensburger Eisenbahn für die Zeit vom 1. April 1883 bis 31. März 1884 betragen die bis ult. März 1883 veraus⸗ gabten Baukosten 4 824 239 Im Berichtsjahr 1883/84 sind für die noch rückständigen Objekte sowie die als nothwendig erkann⸗ ten Ergänzungen 230 985 ausgezahlt worden, wonach für dieselben Zwecke ult. März d. J. noch 59 9883 sich als lich herausstellten. Hiermit haben die Totalanlagekosten 5 115 208 erreicht, d. h. pro Bahnkilometer 64 914 Die bhauptsächlichsten der nachträglich erfolgten Ausgaben betreffen Grunderwerb (für ver⸗ größerte Bahnhofsanlagen) 143 882 ℳ, Brücken und Durchlässe 51 376 ℳ, Werkstattanlagen 27 491 ℳ, Betriebsmittel 19 312 u. s. w. Demnach ergiebt sich gegen das im Voraus festgesetzte Anlagekapital von 5 000 0000 ein Mehrbetrag von 115 208 Die Einnahme betrug 466 972 ℳ, der Ueberschuß beträgt 245915 Die Einnahme aus dem Personenverkehr beträgt 290 238 (62 %), das Erträgniß aus dem Güter⸗ und Viehverkehr 157 971 (34 %). Unter den Ausgaben stehen die Besoldungen mit 77 422 ℳ, andere persönliche Ausgaben mit 27 239 ℳ, Kosten der Benutzung fremder Bahnanlagen 32 718 ℳ, allgemeine Kosten 22 637 ℳ, Kosten der Unterhaltung und Erneuerung der Bahnanlagen 23 446 ℳ, Kosten des Bahntransports 31 337 u. s. w. Insgesammt nehmen die Kosten des Bahnbetriebes 47 % der Roheinnahme, gegen 59 % im Vorjahr, in Anspruch. Von dem Ueberschuß des Rechnungsjahres 1883/84 gehen die konzessions⸗ und statutenmäßigen Rücklagen in den Erneuerungsfonds und Reservefonds, sowie 4 % Zinsen für das begebene Prioritäts⸗Obligationenkapital von 800 000 ℳ, 4 % Zinsen, des Prioritäte⸗Stammaktien⸗Kapitals von 2 099 000 und Eisen⸗ bahnsteuer mit zusammen 161 919 ab. Von dem verbleibenden Ueberschuß von 91 028 kommt eine Dividende von 4 % = 84 040 auf das Stammaktien⸗Kapital, und der Rest von 6988 wird als Extrareserve zu Ergänzungen der Bahnanlagen und des Be⸗ triebsmaterials bestimmt.

. London, 22. August. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗ auktion waren Preise unverändert.

New⸗York, 22. August. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren tn allen Unionshäfen 3000 B., Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 10 000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 2000, Vorrath 147 000 B.

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Submissionen im Auslande.

I. Belgien. Verwaltung der Staats⸗Eisenbahnen.

3. September, Mittags. Börse zu Brüssel. Lieferung von 50 Waggons von 20 Tons, sowie von 50 desgleichen von 10 Tons Ladefähigkeit. Preis der Pläne 2 Fr. 25 Cts. pro [Im. Lastenheft Nr. 134 in der Expedition des „Reichs⸗Anzeigers“.

II. Spanien.

1) 9. September, Mittags. Madrid. Finanz⸗Ministerium. Postzeichen⸗Fabrik. Lieferung von 4000 kg Gummi arabicum. Vor⸗ anschlag 4 Pes. für 1 kg.

2) 18. September, 11 Uhr. Artillerie⸗Fabrik Trubia. Lieferung von 180 t Schienen. Voranschlag 223,84 Pes. pro Tonne. Kaution 5 % des Werthes.

.3) 18. September. Madrid. Finanz⸗Ministerium. General⸗ direktion der Regie. Lieferung von 620 000 Kisten für Cigarren aus Cedernholz. Voranschlag 64 resp. 53 Cent per Kiste. Kaution

15 000 Pes.

4) 20. September. Madrid. Finanz⸗Ministerium. General⸗ direktionen der Zölle. Kommissionen für die Provinzen Barcelona, Valencia, Guipuzcoa. Lieferung von Waagen für das Zollhaus von Irun. Voranschlag 7760 Pes. Kaution 300 Pes.

5) 30. September, 1 Uhr. Madrid. Ministerium des Innern. Generaldirektion der öffentlichen Arbeiten. Konzession für eine Gürtel⸗Pferdebahn für die Stadt Valencia.

6) 6. Oktober, 1 Uhr. Madrid. Fomento⸗Ministerium. Ge⸗ neraldirektion der öffentlichen Arbeiten. Konzession für Bau und Betrieb einer Eisenbahn von der Stadt Las Palmas (Gr. Canaria) zum Hafen La Luz.

7) 30. Oktober, 1 Uhr. Fomento⸗Ministerium. Generaldirektion der öffentlichen Arbeiten. Arbeiten am Hafen Santa Cruz in Tene⸗ riffa. Voranschlag 4 351 483,76 Pes. Kaution 130 544,52 Pes.

Nähere Bedingungen für diese sämmtlichen Ausschreibungen an Ort und Stelle.

Berlin, 23. August 1884.

Rach dem Jahresbericht der Königlichen akademi⸗ schen Hochschule für die bildenden Künste hierselbst auf das Lehrjahr vom Oktober 1883 bis August 1884 erstattet von dem Direktor Prof. A. von Werner trat im Wintersemester 1883/84 zu den vorhandenen Unterrichtsklassen als neue Klasse die für Kupferstechen und Radiren. Dieselbe wurde in einem gemiethe⸗ ten Lokale untergebracht und mit der Leitung des Unterrichts der Kupferstecher Hans Meyer betraut. Der Vorsteher des Ateliers für Kupferstich in Schwarzkunstmanier, Prof. Gustav Lüderitz, ist am 13. Februar d. J. verstorben. Der Lehrer für Kostüm⸗ kunde, Geheime Regierungs⸗Rath Prof. Hermann Weiß, ist mit dem Ende des letzten Wintersemesters auf seinen Antrag pensionirt worden, nachdem derselbe bereits seit Beginn des Wintersemesters 1882/83 beurlaubt und durch den Geschichtsmaler A. von Heyden vertreten worden war. Bisher ist die Stelle noch nicht wieder besetzt und fiel deshalb der Unterricht in der Kostüm⸗ kunde während des letzten Schuljahres aus. Der Hülfslehrer der Ornamentklasse, Maler Marschalk, welcher bisher nur in der 2. Hälfte des Wintersemesters und im Sommersemester an der Anstalt thätig war, ist nunmehr für die Dauer des ganzen Unterrichtsjahres angestellt worden. Dem Vorsteher des Ateliers für Landschaftsmalerei, Maler Eugen Bracht, ist der Titel Professor verliehen worden. Am 16. Oktober v. J. feierte Prof. Ferdinand Bellermann sein 50jähriges Künstlerjubiläum, zu welchem der Direktor und das Lehrerkollegium dem Jubilar eine Glückwunschadresse widmeten. Wie im Jahre 1882 so bewilligte auch für das Berichtsjahr der Minister der geist⸗ lichen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. von Goßler, einen namhaften Betrag zu einem Studienausflug einer Anzahl von Schülern der Ornament⸗

erforder⸗

klasse, unter Leitung ihrer Lehrer Kuhn und Marschalk, nach Goslar. Am 19. Juli d. J. wurde durch den Direktor im langen Saale des Akademiegebäudes vor den versammelten Lehrern und Schülern die Preisvertheilung vorgenommen. Die ersten Preise erhielten: im Bildhauer⸗Aktsaal (150 ℳ): Fritz Zadow, Bildhauer aus Nürnberg, im Maler⸗Aktsaal (600 ℳ): Max Kuschel aus Breslau, Letzterer gegen die Verpflichtung, eine Gruppe des Bildes der Dresdener Galerie: „Die Anbetung der heiligen drei Könige“ von Paolo Veronese für die Anstalt zu copiren. Atelier⸗Unterricht nahmen: bei dem Prof. Schrader im Winter⸗ semester 3, im Sommersemester 1 Schüler, bei dem Prof. Michael in jedem Semester je 1 Schüler, bei dem Prof. Hildebrand in jedem Semester 2 Schüler, bei dem Prof. Knille je 1 Schüler, bei dem Prof. Schaper im Wintersemester 3, im Sommersemester 1 Schüler bei dem Prof. Bracht im Winter 21, im Sommer 23 Schüler, bei dem Kupferstecher Hans Meyer im Winter 14, im Sommer 13 Schüler. Im Winter⸗Semester betrug die Gesammtzahl der Studirenden 300 und zwar: 235 immatrikulirte Studirende, 41 Aspiranten, 24 Hospitanten; oder nach ihren Fächern: 233 Maler, 53 Bildhauer, 5 Kupferstecher, 1 Holzschneider, 1 Ciseleur, 5 Lithographen, 1 stud. phil., 1 stud. rer. natur. Im Sommer⸗Semester bezifferte sich die Gesammtzahl der Studirenden auf 240, und zwar waren 207 immatrikulirte Studirende, 18 Aspiranten, 15 Hospitanten; oder nach ihren Fächern: 191 Maler, 40 Bildhauer, 4 Kupferstecher, 1 Kylograph, 1 Lithograph, 2 Zeichenlehrer, 1 Lehrer. Unterstützungen, verbunden mit Freiunterricht erhielten im Winter⸗ semester: 22 Studirende (21 Maler, 1 Bildhauer); Freiunterricht 22 Studirende (21 Maler, 1 Bildhauer) und 2 Hospitanten in je 1 Fache; ermäßigtes Honorar 6 Studirende; im Sommersemester: Unterstü ungen, verbunden mit Freiunterricht, 22 Studirende (21 Maler, I Bildhauer); Freiunterricht 17 Studirende (15 Maler, 2 Bild⸗ hauer) und 1 Hospitant in 1 Fache; ermäßigtes Honorar 2 Studirende. Aus der Ernst Reichenheim⸗Stiftung wurden Stipendien zuer⸗ kannt für das Jahr Oktober 1884/85 dem Studirenden Louis Schmidt und für das Quartal April/ Juli 1884 dem Studirenden Ernst Geyer. Zum Andenken des am 28. Juli 1883 auf Jschia verstorbenen Malers Adolf Ginsberg aus Berlin haben dessen Ge⸗ schwister, Hr. Philipp Ginsberg in Berlin und Fr. von Boschan, geb. Ginsberg, in Wien eine Stiftung errichtet, welche den Namen „Adolf Ginsberg⸗Stiftung“ trägt, und über welche s. Z. amtlich aus⸗ führliche Mittheilung gemacht worden ist. Durch Allerhöchste Kabinets⸗Ordre d. d. Ems, den 18. Juni 1884, ist die Stiftungs⸗ Urkunde und das Statut dieser Stiftung d. d. Berlin, den 21. Mai, und Wien, den 24. Mai 1884, bestätigt worden. Am 28. Juli d. J. deponirte außerdem Fr. Ritter von Boschan die Summe von 60 ℳ, welche, dem Wunsche der Stifterin entsprechend, einem würdigen und bedürftigen Schüler der Malklasse zugewiesen wurde.

(Woldts W. C.) Eine ethnologische Sammlung aus Argentinien ist soeben in den Besitz des hiesigen Königlichen Museums gelangt. Dieselbe besteht aus dem größten Theil der⸗ jenigen ethnographischen Gegenstände, welche kürzlich zu Abtheilung IX der von der Geographischen Gesellschaft zu Bremen veranstalteten Argentinischen Ausstellung in Bremen gehörten. Es ist das Verdienst des Prof. A Seelstrang von der Universität Cördoba, diese Gegen⸗ stände über den Ocean mit herübergebracht zu haben. Im höchsten Grade interessant ist in dieser Sammlung eine Kollektion von 45 schwarzen Thongeschirren, die von den christlichen Indianern in Cruz del Eje (Provinz Cördoba) angefertigt sind. Diese Thongefãße zeigen sowohl in ihrer Form und äußeren Gestalt wie in ihrer Orna⸗ mentirung unverkennbare Anklänge an die altperuanische Keramik; sie eröffnen also der Forschung neue Hülfsmittel. Weiterhin sind zu nennen 3 Wassergefäße von schwarzem Thon, von den Indianern des Chaco gefertigt, 6 Steinäxte aus dem Gebirge von Cördoba, Beklei⸗ dungsgegenstände und Gebrauchsartikel des häuslichen Lebens. Von den kriegerischen und zahlreichen Mataco⸗Indianern, deren Stamm die dichten Wälder am mittleren Laufe des Bermejo bewohnt, rühren Bogen, Pfeile und Streitkolben her. Aus derselben argentinischen Ausstellung hat auch die Berliner anthropologische Gesellschaft eine Anzahl von Gegenständen, Schädel, Graburnen eꝛc. erhalten.

Das 3. Garde⸗Regiment z. F. hat heute früh behufs Theil⸗ nahme an den Herbst⸗Exercitien der 1. Garde⸗Infanterie⸗ Brigade und den Corps⸗Manövern bis inkl. 30. d. Mts. die Garnison verlassen. Zur Theilnahme an den Herbstübungen rückte heute früh das 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiment Königin Elisa⸗ beth von Spandau hier ein. Während die Offiziere Bürger⸗ quartiere erhalten haben, sind die Mannschaften des Regiments in der Kaferne des 3. Garde⸗Regiments z. F. in der Wrangelstraße ein⸗ quartiert und werden vom 28. d. Mts. ab in Bürgerquartiere gelegt. Die Bataillone des 4. Garde⸗Regiments z. F., von dem nur der Regimentsstab in Berlin untergebracht wird, haben Can⸗ tonnementsquartiere in Schöneberg und Tempelhof bezogen.

Leipzig, 23. August. (W. T. B.) Die hier veranstaltete Gartenbau⸗Ausstellung ist heute in Gegenwart des Königs und der Königin feierlich eröffnet worden.

Im Personal des Krollschen Theaters ist insofern eine Veränderung eingetreten, als Hr. Georg Heine aus dem Verbande der Bühne geschieden ist und sich am letzten Mittwoch vom Berliner Publikum verabschiedet hat. Hr. Heine hinterläßt bei vHnselben ein durchaus gutes Andenken und darf bei einem etwaigen Gastspiel der freundlichsten Aufnahme sicher sein. Die Rolle des „Rigoletto“, welcher gestern Abend zur Aufführung gelangte, und mit zu den besten des Hrn. Heine gerechnet werden durfte, lag in den Händen des Hrn. Rathjens, eine Aenderung, welche nothwendig zu einem Vergleich mit Hrn. Heine führt. Was das Organ, seine Schulung, Farbe und den Umfangz betrifft, so giebt Hr. Rathiens seinem Vorgänger wohl hierin nichts nach, gesanglich steht sein Rigoletto mit demjenigen des Hen. Heine auf derselben Stufe. Nicht dasselbe läßt sich jedoch bezüglich der Darstellung sagen. Zunächst hatte Hr. Rathjens eine zu jugendliche Maske gewählt, die des erforderlichen charakteri⸗ stischen Gepräges entbehrte. Sodann gab er auch den immerhin schon⸗ alternden Hofnarren viel zu jugendlich, Bewegung und Spiel waren zu lebhaft; Rigoletto schien nicht Vater, sondern eher Liebhaber der Gilda zu sein, ein Fehler, der störend wirkte. Hilft Hr. Rathjens diesen Mängeln ab, so darf er den Rigoletto ebenfalls zu seinen besten Leistungen zählen. Sgra. Fohström erregte durch ihren herrlichen Vortrag und ihr prächtiges Spiel, wie schon neulich, wahre Beifalls⸗ ftürme. Ueber den „Herzog“ des Hrn. Himmer sei nochmals gesagt, daß diese Leistung keineswegs den Ansprüchen genügt, welche man mit Recht en diese Rolle stellt. Die Besetzung der übrigen Partien war ie frühere.

Die morgige „Lucia“⸗Aufführung darf durch das gemein⸗ schaftliche Auftreten der beiden ausgezeichneten Gäste, der Sgra. Alma Fohström (Lucia) und des Hrn. Franz Nachbaur (Edgardo) ein ganz besonderes künstlerisches Interesse beanspruchen. Die Eintrittspreise sind trotz der hohen Künstlerhonorare, welche diese außergewöhnliche Vorstellung bedingt, nicht erhöht, sondern bleiben, wie bereits angezeigt, die gewöhnlichen. Am Dienstag tritt Hr. Nachbaur in Flotows Martha⸗ auf. Am Montag geht der „Wildschütz“ mit Hrn. Rathjens als „Graf Eberbach“ n Scene.

Belle⸗Alliance⸗Theater. Zur Eröffnungs⸗Vor⸗ stellung der Wintersaison ist nun definitiv „Mutter und Sohn“ mit Fr. Seebach als Generalin von Mansfeldt gewählt, während am 20. September „Maria Stuart“ in vollständig neuer Aus⸗ stattung an Dekorationen, Kostümen, Requisiten ꝛc. zur ersten Auf⸗ führung gelangt. Der Umstand, daß die Gesellschaft des Meininger Hoftheaters die Tragödie ebenfalls bereits zu Anfang September zur Darstellung bringt, konnte die Direktion sowie Fr. Ellmenreich und Fr. Seebach nicht abschrecken, ihren schon im Februar geplanten Vorsatz fallen zu lassen.