1884 / 199 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 25 Aug 1884 18:00:01 GMT) scan diff

stiarben in Toulon 6, in Marseille 9, in den Departe⸗

nothwendigsten Arbeiten zu beschränken, da er Ende des Monats aufgelöst werden würde.

Niederlande. Haag, 22. August. (Köln. Ztg.) Der mit Frankreich abgeschlossene Handelsvertrag sollte am 19. d. ratificirt werden; da aber die französischen Kam⸗ mern, ohne ihn. genehmigt zu haben, auseinandergegangen sind, ist die Frist bis zum 19. Dezember hinausgeschoben worden. Oberst Demmeni ist zum Civil⸗ und Militär⸗ Gouverneur von Atchin an Stelle des in Ehren ent⸗ lassenen Zaging Tobias ernannt worden. Heute hat hier der internationale Kongreß für Gesundheits⸗ pflege seine Sitzungen und Festlichkeiten begonnen.

Großbritannien und Irland. London, 22. August. (Allg. Corr.) Die Nil⸗Expedition wird der „Times“ zufolge von dem General Earle befehligt und ihm General Sir Redvers Buller als Generalstabschef beigegeben werden. Der Letztgenannte verläßt England am nächsten Montag. Das letzte Kontingent wird am 1. November von Kairo nach Dongola abgehen. Die Expedition wird im Ganzen etwa 5300 britische Soldaten zählen. Man erwartet, sie werde in Dongola gegen den 6. Dezember eintreffen. Boote werden von England nicht nach Egypten gesandt, da die erforderliche

Anzahl bereits an Ort und Stelle angekauft worden ist.

Aus Capetown wird dem „Reuterschen Bureau“ unter dem 21. August gemeldet: In Pretoria ist eine Proklamation erlassen worden, welche die Herstellung einer Boeren⸗Republik in Zululand verkündigt, Zululand unter das Protektorat jener Republik stellt und Usibepu zur Unterwerfung auffordert. Es heißt darin ferner, daß Dinizulu, der von den Boeren zum König aus⸗

8 gepufene Sohn Ketschwayos, die Herstellung der Republik ge⸗ nehmigt. 23. August, Abends. (W. T. B.) Ein von einer Anzahl einflußreicher Rheder und von anderen mit China in Handelsbeziehungen stehenden Firmen abgehaltenes Meeting beschloß, Lord Granville zu ersuchen, bei der französischen Regierung anzufragen, ob englische Schiffe, die sich, mit Waffen und Kriegsmaterial beladen, auf der Reise nach China befänden, von dem Admiral Courbet unbe⸗ helligt in chinesische Häfen, wie beispielsweise Foutschou, zu⸗ gelassen werden würden. 24. August, Vormittags. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ läßt sich aus Shanghai, vom heutigen Tage, telegraphiren, daß das europäische Viertel Foutschous bei dem Bombardement des Ortes in keiner Weise beunruhigt worden ist. 1 Kalkutta, 21. August. (A. C.) Die Verhand⸗ lungen mit dem Emir von Afghanistan wegen der Durchreise der Grenz⸗Kommission durch sein Land haben zu keinem Resultat geführt. Die letzte Botschaft von Abdur⸗ rahman, die in Simla angekommen ist, sieht einem Ultimatum ähnlich. Wenn daher die Kommission keinen Umweg ein⸗ schlägt oder von einer starken militärischen Eskorte begleitet wird, bleibt die Abreise bis auf Weiteres verschoben.

Frankreich. Paris, 23. August. (W. T. B.) Die ‚Agence Havas“ erklärt die Nachricht von einer Unter⸗ vrechung der Kabelverbindung zwischen Honkong und Shanghai für unbegründet; nur die telegraphische Ver⸗ bindung mit Amoy sei unterbrochen. Gutem Vernehmen nach erhielt der chinesische Gesandte Li⸗Fong⸗Pao gestern Abend eine längere Depesche seiner Regierung, in

2 deren er den Minister⸗Präsidenten Ferry be⸗

nachrichtigte, daß er seine Abreise von Paris verschoben heabe. Das Journal „Paris“ will wissen: Zweck der De⸗ Pesche sei, von Li⸗Fong⸗Pao Auskunft darüber zu erhalten, welche Aussichten der Vorschlag haben würde, die Entscheidung des chinesisch⸗französischen Konflikts einem internationalen Schiedsgericht zu unterbreiten. Einem Telegramm der „Agence Havas“ aus Shanghai, von heute, zufolge wurde aus Peking dorthin gemeldet, daß Li⸗Hung⸗Tschang zu einem friedlichen Entgegenkommen ermächtigt worden sei.

In Marseille sind am 22. August 12, am 23. August 16 Personen an der Cholera gestorben.

23. August. (W. T. B.) In den letzten 24 Stunden

8 Fea Hérault 9, Gard2 und Aude 12 Personen an der olera.

23. August, Abends. (W. T. B.) Der chinesische Gesandte Li⸗Fong⸗Pao hat Paris heute Abend 8 Uhr verlassen.

23. August, Abends. (W. T. B.) In den letzten e kamen in den Ostpyrenäen 8 Choleratodes⸗ älle vor.

24. August, Vormittags. (W. T. B.) Ein Tele⸗ gramm aus Shanghai, von heute Vormittag 11 ½ Uhr, berichtet, daß das Bombardement von Foutschou gestern Nachmittag um 2 Uhr begann und Abends 8 Uhr aufhörte. Das Arsenal ist zerstört. 7 chinesische Kanonen⸗ boote wurden in den Grund gebohrt, 2 entkamen. Die Nach⸗ ngt, dem Verlust zweier französischer Schiffe bestätigt

24. August, Nachmittags. (W. T. B.) Ein Telegramm ö1“ 851”29 8 hae von heute Nach⸗

b Uhr meldet: Die französische Flotte vor Pgen Ci unnüehet. 8

24. August, Nachmittags. .T. B.) In den letz⸗ ten 24 Stunden wunden in Marseille 18, in Toulon 5 in den Ostpyrenäen 14, in Hérault 8, in Gard 10 und in Aude 5 Choleratodesfälle gezählt.

Italien. Rom, 23. August, Nachmittags (W. T. B.) Gestern sind in der Provinz Bergamo 18 Erkrankungs⸗ und 3 Todesfälle, in der Provinz Campo basso 8 Erkran⸗ kungs⸗ und 3 Todesfälle, in der Provinz Cosenza 1 Er⸗ krankungs⸗ und 1 Todesfall, in der Provinz Cuneo 13 Er⸗ krankungs⸗ und 10 Todesfälle, in der Provinz Cenua, und zwar im Orte Spezzia 15 Erkrankungsfälle, in der Provinz Massa⸗Carrara 5 Erkrankenings⸗ und 4 Todesfälle, in den Provinzen Neapel und Parnia je 1 Erkrankungsfall, in der Provinz Portomaurizio 6 Erkrankungs⸗ und 3 Todes⸗ fälle und in der Provinz Turin 5 Erkrankungs⸗ und 2 Todes⸗ fälle an Cholera vorgekommen.

23. August, Abends. „(W. T. B.) Wie die heutigen Abendblätter melden, sind in Spezzia bis heute Mittag EEe und 34 Todesfälle an der Cholera vor⸗

24. August. (W. T. B.) Der Marine⸗Minister

5 b E1“ 1u““ 8 8 8 8 1] 8 2

heftigen Gewittersturm, zum Ausbruch gekommen. Bis jetzt kamen im Ganzen 70 Erkrankungsfälle vor, von denen 40 tödtlich verlie⸗ fen. Eine ebenso rapide Zunahme der Krankheit zeigte sich in der Stadt Busca (Provinz Cuneo), wo in den letzten 3 Tagen 108 Erkrankungsfälle und 58 Todesfälle vorkamen. Im Uebrigen werden vom gestrigen Tage aus der Provinz Bergamo 11 Erkrankungsfälle, davon 3 in der Stadt Bergamo, aus Campobasso 5 Erkrankungs⸗ und 2 Todes⸗ fälle, aus Massa 9 Erkrankungs⸗ und 2 Todesfälle, aus Mailand 2 Erkrankungen, aus Neapel 2 Erkrankungsfälle und 1 Todesfall, aus Torano (Parma) 8 Erkrankungsfälle 1 Todesfall, aus Turin 4 Erkrankungs⸗ und 5 Todesfälle gemeldet.

25. August. (W. T. B.) Die Städte Spezzia und Busca werden durch einen Militärcordon ab⸗ gesperrt. Der Marine⸗Minister hat die deshalb nöthigen Anordnungen in Spezzia getroffen und kehrt heute hierher zurück.

Portugal. Lissabon, 22. August. (Allg. Corr.) Von hier und von den portugiesischen Besitzungen in Indien sind Truppen⸗Verstärkungen nach Quilimam am Zambesi dirigirt worden, um den Aufstand unter den dortigen Ein⸗ geborenen niederzuwerfen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 25 August. (W. T. B.) Der Minister des Innern hat die An⸗ ordnung erlassen, daß nur diejenigen aus Frankreich und Italien kommenden Reisenden die Westgrenze passiren dürfen, welche eine Legitimation besitzen, daß sie aus keinem von der Cholera infizirten Orte abaereist sind oder einen solchen schon vor drei Wochen verlassen haben. Ferner wird die Einfuhr von Lumpen und Hadern untersagt und bestimmt, daß im Gebrauch gewesene Wäsche und Kleider nur dann eingeführt werden dürfen, wenn die⸗ selben an der Grenze desinfizirt worden sind.

Amerika. Washington, 24. August. (W. T. B.) Zum diplomatischen Agenten der nordamerikanischen Union bei der internationalen Congo⸗Gesellschaft wurde Tisdel aus Ohio ernannt.

Asien. (Allg. Corr.) Aus Singapore meldet ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ unterm 22. d.: Dem Rajah von Tenom ist ein Ultimatum zugestellt worden, welches ihn auffordert, die gesangen gehaltene Mannschaft des Dampfers „Nisero“ binnen 14 Tagen freizugeben. Sämmtliche Gefangene sind bei guter Gesundheit.

China. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Times“ aus Foutschou, vom 24. August, meldet: Das französische Konsulatsgebäude sei von uniformirten chinesischen Sol⸗ daten geplündert worden. Die Franzosen hätten während des Bombardements den kampfunfähigen sinkenden Schiffen keinen Pardon gegeben. Das Bombardement habe bis 5 Uhr gedauert; der Widerstand der Userbatterien hätte schon gegen 3 Uhr aufgehört. Am Sonntag Mittag sei das Bombarde⸗ ment wieder eröffnet worden; dasselbe sei gegen die Baracken und das Lager in der Nähe von Quantao ge⸗ richtet, von wo aus aber kein Widerstand geleistet werde.

Nach einer in London eingegangenen Meldung aus Tientsin, vom 24. d. M., hat der französische Geschäfts⸗ träger Tientsin verlassen, während der französische Konsul daselbst zurückgeblieben ist. Die gegen die Franzosen bestimm⸗ ten chinesischen Truppen stehen unter dem Oberbefehl Tschang Peituns.

Afrika. Egypten. Kairo, 22. August. (Allg. Corr.) Ein amtliches Telegramm aus Assuan meldet, daß General Wood mittels Dampfers den ersten Katarakt bis auf eine Entfernung von 300 m passirt hat und letztere Distanz auch zurückzulegen hofft. Die Depesche fügt hinzu, daß gegen⸗ wärtig der Nil in befriedigender Weise steige.

Ungeachtet der energischen Vorstellungen von Seiten der hiesigen Militärbehörden über die Räthlichkeit einer Ver⸗ legung der Operationsbasis der Expedition vom Nil nach dem Rothen Meere bestehen die Londoner Behörden darauf, daß die Nilroute beibehalten werde, wäh⸗ rend der von hier gemachte günstigste Zeit für militärische Operationen verloren gehen würde, falls die Expedition auf die Ruderboote von London warten solle, damit abgefertigt worden ist, daß die Boote wahrscheinlich bis zum 1. November Wady Halfa erreichen würden und die Expedition alsdann aufbrechen könnte. Gleichzeitig ist General Stephenson zum Ankauf einer gewissen Anzahl lokaler Boote ermächtigt worden, die zwischen dem zweiten und dritten Katarakt zur Verwendung kommen sollen. Im Kriegsamt wird die Verwendung egyptischer Truppen jenseits Wady Halfa nicht gutgeheißen; aber es wurde ange⸗ fragt, ob dieselben nicht unter der Leitung von Ingenieuren mit dem Weiterbau der kurzen Eisenbahn, die gegenwärtig um den zweiten Katarakt läuft, über jenen Punkt hinaus be⸗ traut werden könnten. Die Ausdehnung dieser Linie würde sich von großer Nützlichkeit erweisen, da auf eine Entfernung von 60 Meilen oberhalb des zweiten Katarakts die Schiffahrt des Flusses durch eine Reihenfolge von Stromschnellen beein⸗ trächtigt wird.

Der Mudir von Dongola telegraphirt, daß, den Aussagen eines aus dem Lager des Mahdi in Tebelgadir zurückgekehrten Kundschafters zufolge, der Typhus die Re⸗ veats narmee dezimire. Slaten Bey befindet sich beim

ahdi.

Zeitungsstimmen.

Die „Wiesbadener Zeitung“ schreibt:

„Die Gedankenlosigkeit, mit welcher manche Leute darauf los politisiren, ohne auf Dinge Acht zu geben, über die sie mit den eigenen Füßen stolpern, übersteigt zuweilen das Maß alles Glaublichen.

In diesen letzten Tagen ist von fortschrittlicher Seite mit erneutem Eifer auf die Kolonial⸗ und wirthschaftspolitischen Pläne des Reichskanzlers losgeschlagen worden. Da setzt man den Leuten auseinander, daß ihnen das Brod vertheuert werden solle, weil man dafür Kokosnüsse aus Australien kommen lassen wolle und daß Nichts gefährlicher sei als der „Schwindel“ mit Kolonial⸗ politik und dergleichen Dingen, mit denen man den Leuten die Köpfe heiß machen und sie zu thörichten Ueberstürzungen verführen wolle. Dicht hinter dem feitartikel, der gegen den angeblichen Reichsappetit nach Kokosnüssen predigt und vor der „Verführung“ zum „Kolonialschwindel“ warnt, steht nichts desto weniger zu lesen, daß das in den Besitz des Gebietes von Angra Pequena getretene

ist auf die Nachrichten über das Auftreien der Cholerai Spezzia sofort dahin abgereist. holera in

Nach einer Meldung aus

Genua ist die Cholera in Spezzia ganz plötzlich, nach einem

Einwand, daß die

Hiladlungshans Lüderitz in Bremen sich vor Anerbietungen nicht zu assen wisse, die ihm von unternehmungs⸗ und auswanderungslustigen

Leuten der verschiedensten Berufsarten gemacht werden und unter dem Strich derselben Zeitung werden Beschreibungen desselben Angra Pequena abgedruckt, deren Ausführlich⸗ keit geradezu sinnlos wäre, wenn sie nicht einem wirklichen Belehrungsbedürfnisse der Leser entgegen kämen. So gut wie andere Leute wissen auch die Fortschrittler, daß es ein Bedürfniß des kinder⸗ reichsten aller europäischen Völker ist, neue Absatz⸗ und Niederlassungs⸗ gebiete ausfindig zu machen, und daß der Reichskanzler nur einem unwiderstehlichen Drange nachgegeben hat, indem er den deutschen Kolonisten in Afrika und Australien den Schutz des Reichs zusagte und gleichzeitig Vorschläge zur Kräftigung unserer Ausfuhr machte. Anlangend den ersten Punkt, ist es die Regierung, die zurückhält und über das Maß des unbedingt Nothwendigen nicht hinaus⸗ geht; die Beweise dafür, daß die öffentliche Meinung in dieser Rücksicht die eigentlich treibende Macht ist, werden, wie gesagt, von der fortschrittlichen Presse selbst beigebracht, indem dieselbe von den zahllosen der Firma Lüderitz gemachten Anerbietungen Kunde giebt und Alles, was üͤber die Erwerbungen derselben verlautet, sorgfältig weiter verbreitet. Weil aber einmal Widerspruch gegen Alles, was von der Regierungsseite berkommt, zum „Geschäft“ gehört, ergehen die Organe, die diese Thatsachen eben erst berichtet haben, sich nichts⸗ destoweniger in Angriffen und Verleumdungen gegen die Maßregeln, deren Unvermeidlichkeit aus ihren eigenen Darstellungen einleuchtet. Sind tollere Widersprüche überhaupt denkbar? Während fest⸗

steht, daß es sich um rein private Kolonialunternehmungen handelt, die das Reich keinen Pfennig kosten, hat man die Stirn, drei Zeilen weiter zu behaupten, die Regierung wolle den Leuten das Brod vertheuern, um dafür Kokosnüsse zu kaufen. Ferner sind die zu Gunsten der Unterstützung neuer Dampferlinien ge⸗ forderten Summen so bescheiden, daß sie ohne Weiteres aus den vorhandenen Mitteln aufgebracht werden könnten; dem Leser aber redet man ein, die lediglich im Interesse der einheimischen Land⸗ wirthschaft geforderten Getreidezölle hätten die Bestimmung, begehr⸗ lichen Großkaufleuten und Industrillen in die Tasche gesteckt und für Expeditionen verwendet zu werden, deren Zweck die Einholung von australischen Früchten sein soll.

„Die Urheber dieser handgreiflichen Widersprüche aber nehmen die Miene tiefsinniger Staatsweisen und Volksfreunde an!

„Zu den Ursachen der Klagen über den jetzigen Geschäfts⸗ gang“ schreibt die „Deutsche Volkswirthschaftliche Correspondenz“:

Bei Besprechung dieses Themas verdient zunächst eine Aeußerung besonders hervorgehoben zu werden, welche in dem jüngsten Jahres⸗ berichte der Dresdener Handelskammer enthalten ist.

In dem Abschnitte über die allgemeine Lage des Handels und der Gewerbe des Kammerbezirks sagt derselbe u. A.: „Auf das Bild, welches wir (in einzelnen Kapiteln) von der fortschreitenden Ent⸗ wickelung der großindustriellen Produktion, der mittleren und kleineren Gewerbebetriebe, sowie des Handels in unserem Kammer⸗ bezirke entworfen haben, fallen nicht ganz vereinzelte, den Gesammteffekt theilweise recht beeinträchtigende Schatten. Wir fassen die aus der Mehrzahl der Branchenberichte herausklingenden Klagen über Absatzerschwernisse, schlechte Preise, mangelnden Verdienst, nicht in dem Maße tragisch auf, wie dies von Einzelnen geschieht. Viel⸗ mehr berücksschtigen wir, daß diejenigen, deren Geschäfte in flottem und hochlohnenden Betriebe stehen, nicht immer das Bedürfniß empfinden, diese Thatsachen in ihrem vollen Umfange sogleich zur Kenntniß der Behörden und bei der Publizität unserer Berichte, zugleich auch der Geschäftswelt zu bringen, während die Unzuträglich⸗ keiten und Mißstände in Handel und Wandel gewohnheitsmäßig in Aller Munde sind.“

Mit diesen Worten hat die Dresdener Handelskammer eine An⸗ sicht weiterhin bestätigt, die schon oft in diesen Blättern niedergelegt wurde, und von diesem Standpunkte müssen thatsächlich die meisten der Handelskammerberichte aufgefaßt werden. Denn dieselben schöpfen in der Hauptsache denn doch nur aus den von ihnen abverlangten, und ihnen alsdann zukommenden Einzelnberichten, mit deren Inhalt sie sich ungern in Kontrast setzen; auch darf es keinem Industriellen verübelt werden, wenn er nicht die Augen der gesammten Konkurren⸗ ten sofort auf sich und bezw. auf diese oder jene Spezies seiner Fabrikate lenken will, wenn ihm darin endlich ein besonders lohnendes flottes Geschäft erwachsen ist.

So kam es denn auch, daß selbst in jenen Zeiten, wo der soge⸗ nannte Milliardensegen über Deurschland hereinbrach, und wo sich in allen Branchen ein ungeheurer Verkehr entwickelte, die landesüblichen Klagen über schlechten Geschäftsgang und allzu minimen Geschäfts⸗ nutzer, alles Andere überwogen, und bezw. gar nicht aufbörten, bis endlich die so verfehlte frühere Tarifpolitik des Reiches die Milliarden wieder verschwinden machte und eine thatsächlich recht schlechte Ge⸗ 81; herbeiführte, deren Nachwehen sich noch heute fühlbar machen.

„Uebrigens gehören dabei die Klagen bei uns so zu sagen zum Geschäft. 1

Freilich ist die Industrie zur Zeit in einer meist wenig beneidens⸗ werthen Lage, theils wegen der Ueberproduktion, theils wegen der Absatzerschwerung nach den von Jahr zu Jahr noch höhere Schutzzölle dekretirenden Staaten, während Deutschland einerseits unbegreiflicher⸗ weise bei seinen minimen Zollsätzen verharrt und andererseits aus begründeter Furcht vor übertriebenen Anforderungen der Freihandels⸗ partei sich zu einer Revision des Tarifs im Sinne der Reduktion jener Zollsätze und bezw. zur Rückvergütung einzelner Zölle auf solche Artikel, welche von Zöllen entlastet werden sollten, um unsere In⸗ dustrie auf fremden Markten konkurrenzfähig zu machen, leider nicht entschließen kann, bezw. darf. Würde es möglich sein, ein ähnliches Kom⸗ promiß zu schließen, wie es jüngst zwischen der französischen Regierung und den Kammern der Abgeordneten und der Senatoren bezüglich der Revision der französischen Verfassung geschlossen worden ist, daß nämlich die Revision nicht über ein gewisses Ziel hinausschieße, so würden wir die Ersten sein, welche für eine Reduktion gewisser Zölle eindringlichst plaidiren würden, wenn gleichzeitig die Gewißheit gegeben wäre, daß dafür andere Zollsätze in jenem beträchtlichen Maße erhöht werden, welches sich zum Schutze des heimischen Marktes als unum⸗ gänglich nothwendig darstellt. 88

Jene Industrien, welche durch Zölle nachweislich exportunfähig geworden sind, mögen sich einzig und allein bei unseren Manchester⸗ männern und sonstigen verblendeten Geistern dafür bedanken, welche für die Kontinuität des gegenwärtigen Zolltarifs eintreten.

Ein namhafter Theil von Klagen über nicht mehr lohnenden Geschäftsgewinn hängt jedoch keineswegs mit dem Zolltarif zusammen, sondern mit dem Umstande, daß eine Reihe von Rohprodukten fortwährend im Preise gefallen sind und nun schon den niedrigsten Stand erreichten, den sie in diesem Jahrhundert über⸗ haupt hatten. Denn indem niemand einen solchen Preisrückgang be⸗ stimmt vorauszusehen vermochte, glaubten bei den einzelnen Etappen dieses Preisrückganges wohl die meisten der Fabrikanten, jetzt sei die Zeit gekommen, wo man große Posten von Materialien und bezw. Rohprodukten einthun müsse, denn an einen noch weiteren Fall der Preise sei nun und nimmermehr zu denken. Aber das Sinken ging weiter und weiter, die theureren älteren Lagerbestände mußten aber in Kalkulation gestellt werden, und nun fand sichs, daß in gar vielen Fällen der Preis des fertigen Fabrikats in keinem richtigen Verhält⸗ nisse mehr zu dem der inzwischen viel billiger gewordenen Roh⸗

materialien stand. Die Konkurrenz richtete sich aber nach den letzte⸗

ren, und so entstand jenes Jagen und Treiben im Zuvorkommen des Absatzes, welches jenen minimen Geschäftsgewinn und in einzelnen Fällen jene Verluste brachte, von welchen in so manchen Handels⸗ kammerberichten gesprochen wird.

Diesen so überaus klar zu Tage liegenden Grundursachen gegen⸗ über, nimmt es sich wahrlich sonderbar aus, wenn die manchester⸗ lichen Organe ihren Lesern noch immer glauben machen möchten, daß an den zu Tage getretenen Erschernungen nur einzig und allein „die angeblichen Segnungen der 1879er Tarifpolitik“ die Schuld trügen

19

healt: Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom 1. April bis Ende Juli 1884. Zoll⸗ und Steuerwesen: Befugnisse

8 Inhalt: I. Allgemeine Verwaltungssachen. Ausführungs bestimmungen u dem Gesetz vom 20. Juli 1883, betr. das Staatsschuldbuch. Ueber⸗ siicht über die Thätigkeit der Schiedsmänner i. J. 1883. Stempel

Stadt Guben aus dem Kreise Guben und Bildung eines Stadt⸗

stellen. Verrechnung der Kosten für die Unterhaltung der Dienst⸗

heeiner Eisenbahn von St. Vith nach Ulflingen. Vom 21. Juli 1883. ² Schlußprotokoll zu vorstehendem Vertrage. Vom 21. Juli 1883. Allerhöchster Erlaß, betr. die Annahme eines Nebenamtes in einem anderen Staate. Vom 27. Juni 1884. Erlasse des Ministers der

KKrreisgerichts⸗Direktor a. D. Ottow der Stadtrath Halberstadt zu Görlitz (freisinnig) mit 204 Stimmen gegen den Hauptmann

rtnung in den katholischen Kirchengemeinden, die Bestimmungen über ddie Kirchengüter und über die Parochien, über den Pfarrer und dessen MRechte). In der 13. Leserung werden vom 1. Theile die Fortsetzung und der Schluß des 8. Abschn

ddes 11. Titels und der 9. Abschnitt des 11. Titels (von Schenkungen sowie Nachträge und Berichtigungen veröffentlicht. Mit dieser 13.

9, 11 und 13. Dieser 1. Band umfaßt außer den 2 Publikations⸗

und deren Rechten überhaupt, von Handlungen und den daraus ent⸗ stehenden Rechten, vpon den Ve entstehen, vom Gewahrsam und Besitz, vom Eigenthume, vpon der baren Arten derselben im Besonderen, von der mittelbaren Erwerbung des Eigenthums, von den Titeln der Erwerbung des Eigenthums,

ist außerdem darauf gehalten worden, den ursprünglichen Text des Landrechts vollständig mitzutheilen, aber die obsolet gewordenen und aufgehobenen Bestimmungen in die Anmerkungen zu verweisen, da⸗ gegen die neueren Gesetze, welche den Text des Landrechts abändern,

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 34. In⸗

von Zoll⸗ und Steuerstellen. Militärwesen: Ermächtigung zur Autstellung ärztlicher Zeugnisse für militärpflichtige Deutsche in Rußland Konsulatwesen: Bestellung eines Konsular⸗Agenten. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. Ministerial⸗Blatt für die gesammte innere Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 7.

zu Lieferungeverträgen zwischen Staatsbehörden und Gewerbtreibenden. II. Bebörden und Beamte. Abrechnung der Wittwen⸗ und Waisengeldbeiträge bei Regulirung des Diensteinkommens suspendirter bezw. beurlaubter Beamten. Portofreie Uebersendung von Dienst⸗ einkommensbeträgen der Beamten. Zahlung des Diensteinkommens eines vom Amte suspendirten und darauf aus demselben entlassenen Beamten. III. Verwaltung der Kommunen, Korporationen und Institute. Umänderung des Namens der Stadt Neustadt im Kreise Gummersbach in „Beraneustadt“. Desgl. der Stadt Stadt Königshütte in „Königsbütte Ober / Schlesien-’. Ausscheiden der

kreises. IV. Polizeiverwaltung. A. Im Allgemeinen. Verhältnisse der freiwilligen Feuerwehren. B. Gewerbepolizei. Ausführung des Gesetzes über die Bezeichnung des Raumgehalts der Schank⸗ gefäße. Abänderung der Ausführungsbestimmungen für die Ge⸗ werbeordnung vom 21. Juni 1869. C. Gensd'armerie. Tagegelder und Reisekosten für Gensd'armen bei Dienstreisen zur Rapport⸗ erstattung. V. Verwaltung der öffentlichen Arbeiten. Kranken⸗ versicherung der Arbeiter im Bereiche der allgemeinen Bauverwaltung. Regelung der Verpflichtung zur Unterhaltung der in Folge von Eisenbahnbauten veränderten öffentlichen Wege. Fortgewährung von Remunerationen bei Einberufung zum Militärdienst im Ressort der allgemeinen Bauverwaltung. VI. Militär⸗ und Marine⸗ Angelegenheiten. Verzeichniß der Lehranstalten, welche zur Aus⸗ stellung von Zeugnissen für den einjährig⸗freiwilligen Militärdienst berechtigt sind.

Central⸗Blatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 17.

Inhalt: Anzeige der im Reichs⸗Gesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Verände⸗ rungen in dem Stande und in den Besugnissen der Zoll⸗ und Steuer⸗

gebäude. Personalnachrichten. Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 20. Inhalt Vertrag zwischen Deutschland und Luxemburg, betr. die Herstellung

öffentlichen Arbeiten: vom 20. Juli 1884, betr. die Zahlung der Gehalts⸗ ꝛc. Kompetenzen an solche Beamte, an deren amtlichem Wohnsitze eine Königliche Kasse sich nicht befindet; vom 22. Juli 1884, betr. Ermittelung der Bruttoeignahmen aus dem Güterverkehr für die Aufnahme in Spalte 5 der Stationsstatistik; vom 4. August 1884, betr. Aenderung der Vorschriften für die gemeinschaftliche Wagenbenutzung der Staatsbahnen; vom 9. August 1884, betr. die Verrechnung verschiedener Ausgaben, welche sich für die Staatskasse aus dem Besitz von Verwaltungs⸗ und Dienstwohngebäuden ergeben. Nachrichten.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 34. Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Cirkularerlaß vom 9. August 1884. Nichtamtliches: Die Erhaltung der Baudenkmäler, be⸗ sonders der Wehrbauten. Elektrisches Correspondenz⸗Uhrensystem mit hydro⸗pneumatischem Betriebe. Thurmfront der Liebfrauen⸗ kirche in Chalons a. d. M. Der Panama⸗Kanal. Vermischtes: Die Freilegung des Rathhauses in Augsburg. Kunstgewerbliche Weihnachtsmesse in Hannover. Paris und London. Ver⸗ steinerungsgründung in Schwimmsand. Die Drahtseile der Allegheny⸗Hängebrücke bei Pittsburgh. Technische Hochschule in Berlin. A. v. Nordheim †. Bücherschau. Rechtsprechung.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Im siebenten Liegnitzer Wahlbezirk (Hirschberg Schönau) ist für den verstorbenen Geheimen Justiz⸗Rath und

a. D. Conrad zu Hirschberg mit 117 Stimmen zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Brüssel, 24. August. (W. T. B.) Der Professor des Völkerrechts an der hiesigen Universität, ECgide Arntz, ist heute gestorben.

Die Verlagshandlung J. Guttentag (D. Collin) in Berlin und Leipzig hat kürzlich 2 weitere Lieferungen, 12. und 13., des gegen⸗ wärtig in 8. Auflage erscheinenden, mit besonderer Berücksichtigung der Reichs⸗Gesetzgebung von dem Ober⸗Landesgerichts⸗Rath A. Achilles, dem Geh. Justiz⸗Rath, und ord. Professor der Rechte Dr. P. Hinschius, dem Geh. Ober⸗Justiz Rath R. Jochow und dem Landrichter F. Vierhaus bearbeiteten, Allgemeinen Land⸗ rechts für die preußischen Staaten von Dr. C. F. Koch, versandt. Die 12. Lieferung enthält die Fortsetzung des 11. Titels des 2. Theils (§§. 148— 344, betr. die Kirchenobern; die Kirchengemeinde⸗ und Synodalordnung für die Provinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen, sowie für Westfalen und die Rheinprovinz; das Gesetz, betreffend die evangelische Kirchenverfassung vom 3. Juni 1876; den Allerhöchsten Erlaß vom 20. Januar 1876, das Gesetz über die Vermögensverwal⸗

ttes (von Verträgen über Hanelungen,

7

Lieferung hat der 1. Band der 8. Auflage von Kochs Landrecht seinen Abschluß gefunden; zu demselben gehören die Lieferungen 1, 3, 5, 7,

Patenten vom 5. Februar 1794 und vom 11. April 1803 nebst den späteren Einführungen, eine Einleitung (über die Gesetze überhaupt und allgemeine Grundsätze des Rechts) und sodann die 11 Titel des 1. Theils (von Personen und deren Rechten überhaupt, von Sachen

Verträgen, unerlaubten

von Willenserklärungen, von Pflichten und Rechten, die aus

Erwerbung des Eigenthums überhaupt und den unmittel⸗ welche sich in Verträgen unter Lebenden gründen), die allenthalben

mit einem reichhaltigen Kommentar versehen sind. Den Schluß des 1. Bandes bilden Nachträge und Berichtigungen. Bei dieser 8. Auflage

in diesen einzuschalten und durch kleineren Druck auszuzeichnen. Der Text des Landrechts, sowie derjenige sämmtlicher eingeschaltenen Gesetze, Verordnungen u. s. w. ward mit dem offiziellen Gesetzestext Wort für Wort verglichen und kann als unbedingt korrekt bezeichnet werden. Was den Charakter der neuen Bearbeitung im Allgemeinen anlangt, so haben die Herausgeber es sich angelegen sein lassen, in dieser neuen Auflage des Werkes überall die Einwirkung der Reichs⸗Justizgesetze und der im Anschlusse an dieselben ergangenen preußischen Ausführungs⸗ gesetze auf die landrechtlichen Bestimmungen zur Anschauung zu bringen, sowie auch den Stand der Praxis des Reichsgerichts in preußisch⸗rechtlichen Fragen eingehend darzulegen. Bearbeitet sind in diesem 1. Bande die Publikations⸗Patente, die Einleitung, die Titel 1— 7 von ꝛc. Johow, Tit. 8 von ꝛc. Achilles, Tit. 9 von ꝛc. Tit. 10 von ꝛc. Achilles, Tit. 11, Abschn. 1— 7. von ꝛc. Vierhaus, Tit. 11, Abschn. 8 u. 9 von ꝛc. Achilles.

—. Alban Stolz““ nach authentischen Quellen von J. M. Hägele, mit Porträt und einem Handschreiben von Alban Holz in Autotypie. Freiburg im Breisgau, 4,— b. Verlagshandlung, 1884. 80. S. 265. Pr. 2,50 Den Bewohnern Freiburgs im Breisgau wird wohl noch lange ein Mann im Gedächtniß bleiben, welcher die Straßen durchschritt, langsam und gemessen, immer vor sich auf den Boden schauend, den jederzeit schadhaften Hut tief herabgedrückt, in den Mantel sich hüllend bei rauherer Jahreszeit, so daß vom Gesicht nur ein Bruchtheil sichtbar war. Er schien gleichgültig an den Leuten vorüber zu wandeln, aber seine Augen waren die stets wachen Diener seiner ausgezeichneten Beobachtungsgabe. remde, welche „die Perle des Breisgaues“ besuchten, haben sich vielfach an seiner Unterhaltung voll gesunden Menschenverstandes, Witz und Humor erfreut. Dieser Mann war bedeutend als Schriftsteller, noch größer als Mensch und Christ, weil er in unablässigem Kampfe mit sich selbst sich zum Muster eines Christen emporgeorbeitet hat. Daher ist dankenswerth, daß die wesentlichen und entscheidenden Ereignisse aus seinem Leben übersichtlich in der obengenannten Biographie zusammen⸗ gestellt und die eigenen Geständnisse zur Beurtheilung seiner Seelen⸗ zustände aus den Schriften ausgewählt werden. Alban Stolz, geboren zu Bühl im Großherzogthum Baden am 3. Februar 1808, starb am 16. Oktober 1883 als Professor der Pastoraltheologie und Pädagogik an der Universität Freiburg. Er war ein tüchtiger akademischer, die Jugend durch Wissen wie Eigenthümlichkeit anregender Lehrer, ein geistvoller Volksschriftsteller, welcher, wie Wenige, so verstanden, die Seiten im deutschen Gemüthe durch seine Kalender und durch die die Wbbegierde anregenden Schriften mit meistens seltsamem Titel zu berühren das Leben der heiligen Elisabeth ist wohl seine schönste und anziehendste Schrift er war vor Allem ein glaubenstreuer Katholik, eine durch und durch wahrhaftige Natur, ein wahres Muster selbstloser Demuth. ge⸗ stimmt für diese Welt keinen Wunsch zu haben. Der Verfasser, welcher das Glück gehabt hat, mit dem Verstorbenen länger als ein Menschenalter hindurch nicht blos in lebhaftem, sondern in vertrautem Verkehr zu stehen, schildert diesen seltenen, durchaus ureigenen Mann auf Grund zuverlässiger Unterlagen ebenso treffend, wie liebevoll und frisch, so daß die an wohlthuendem Inhalt reiche Schrift eine ange⸗ legentliche Empfehlung verdient.

Gewerbe und Handel.

Bei Durchführung des Beschlusses des schweizerischen Bundes⸗ rathes vom 29. Juli d. J.*), durch welchen der Einfuhrzoll auf laut amtlichen Ausweisen zu Desinfektionszwecken be⸗ stimmter roher Karbolsäure von 1,50 Fr. per q auf 60 Rp. herabgesetzt worden ist, haben sich mit Bezug auf das Erforderniß der Vorlage amtlicher Ausweise Schwierigkeiten ergeben. Dieses Requisit wird nun fallen gelassen. Die Zollreduktion bleibt so lange in Kraft, als die Behörden die vom Bundesrath zum Schutze gegen die Cholera aufgestellten Vorschriften zu vollziehen haben.

Nürnberg, 23. August. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Der Markt hält seine weschende Tendenz inne. Die Preise der 83er und 84er gehen bei schwacher Frage zurück. Frühhopfen kommen täglich 40—50 Ballen an; die Preise derselben sind: Württemberger und Steiermarker 150 162 ℳ; gut getrocknete Markthopfen 120 130 ℳ; nasse Markthopfen 90 100 ℳ; 83er kosten je nach Qualität 80 120 Im Verlaufe der nächsten Woche wird fast allenthalben die Pflücke beginnen.

London, 23. August. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗ auktion waren Preise unverändert.

Glasgow, 23. August. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 586 000 Tons, gegen 581 000 Tons im vorigen Jahre. Zesl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 95 gegen 109 im vorigen Jahre.

New⸗York, 24. Augusft. (W. T. B.) Der Werth der Waareneinfuhr in der letzten Woche beträgt 7 683 000 Dollars, von denen 2 617 000 Dollars auf Manufakturwaaren entfallen.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 23. August. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Werra“ ist heute Vormittag 10 Uhr in New⸗York eingetroffen.

Hamburg, 23. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Hammonia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute, Vor⸗ mittag 11 Uhr, Kap Lizard passirt.

Hamburg, 24. August. (W. T. B.). Der Postdampfer „Gellert“ der Hamburgs⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, am 23. Angust, 11 Uhr Morgens, in New⸗York eingetroffen, und der Postdampfer „Holsatia“ derselben Gesellschaft hat, von Westindien kommend, am 23. August, Nachmittags 5 Uhr, Lizard pafsirt.

Hamburg, 25. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Hammonia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft, ist, von New⸗York kommend, heute Vor⸗ mittag 11 Uhr, auf der Elbe eingetroffen.

Triest, 24. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Achille“ ist mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandspost aus Alexandrien heute Mittag hier eingekommen.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

1 8 Oesterreich⸗Ungarn. Die Kaiserlich Königliche Seebehörde zu Triest hat auf Anord⸗ nung des Handels⸗Ministertums folgendes bestimmt: b Schiffe, welche vom 16. August ab aus italienischen Häfen ab⸗ gereist sind, unterliegen bei der Landung in einem österreichischen Hafen im Falle der gesunden Ueberfahrt einer Observation von 10 Tagen, im Falle der ungesunden Ueberfahrt oder bei Ankunft unter verdächtigen Umständen einer Observation; von 20 Tagen, welcher Termin nöthigenfalls von der Seebehörde verlängert werden kann. Fahrzeuge, welche lokale Kommunikationen an der öster⸗ reichischestalienischen Grenze mit aus italienischen Häfen kommen⸗ den Fischerbarken unterhalten, können vorläufig nur in den Häfen von Grado, Porto Rosega und Triest unter Aufsicht der afen⸗ und See⸗Sanitätsbehörden an geeigneten eigens dazu be⸗ timmten Stellen unter entsprechenden Vorsichtsmaßregeln, und ohne das Festland zu berühren, Fische, Gemüse und andere Viktualien ausschiffen oder Lebensmittel einschiffen. Wenn sie Personen aus⸗ schiffen oder mit dem Festlande in Verbindung treten wollen, müssen sie sich der vorgeschriebenen Observation unterziehen. Die Verlänge⸗ rung der Observationsreserve von 20 Tagen kann nöthigenfalls aus⸗ geführt und auch auf Provenienzen aus den französischen Häfen des Mittelmeers sowie aus Algier und Tunis ausgedehnt werden. Die Observationsreserve von 10 Tagen kann in den Häfen, wo sich ein Kalserlich Königliches Hafen⸗ oder Sanitätsamt befindet, ausgehalten werden, falls sich in dem betreffenden Hafen ein Arzt aufhält; es bleibt jedoch der Seebehörde vorbehalten, für ungesunde oder unter verdäch⸗ tigen Umständen anlangende Provenienzen die Orte zu bestimmen, wo

boten, in welchen Cholerafälle konstatirt worden sind.

sie sich den Sanitätsmaßregeln zu unterziehen haben. Die Wäsche und andere gebrauchten Effekten von Personen gesunder Provenienzen sind zu desinfiziren. Handelt es sich um Provenienzen mit ungesunder oder verdächtiger Ueberfahrt. so sind von Zeit zu Zeit die behörd⸗ lichen Anordnungen einzubolen. Die Lloydlinie Triest⸗Venedig und Zara⸗Ancona ist bis auf Weiteres eingestellt. 111“ Durch Verordnung des Königlich ungarischen Ministeriums für Handel, Gewerbe und Ackerbau vom 18. August ist bestimmt worden, daß die Einfuhr und die Durchfuhr von Hadern, alten Abfällen und alten Stricken, benütztem Bettzeug, bereits getragenen Wäsche⸗ und Kleiderarten aus Italien, insofern diese Waaren Gegenstand des Handelsverkehrs bilden, zu Wasser und zu Lande, vom 18. August angefangen, bis auf weitere Verfügung verboten ist.

Schweiz. S Nachdem in Genf die Räucherung und Desinfizirung der aus Südfrankreich kommenden Reisenden eingestellt ist, fiadet eine solch an keiner Station der Schweizergrenze mehr statt. .

Italien. Durch Verordnung des Königlich italienischen Ministeriums des Innern vom 16. August ist das bereits bestehende Verbot der Einfuhr von Lumpen und alten nicht gewaschenen Kleidern aus Frankreich auch auf gebrauchtes Bettzeug, Sahlleisten und Charpie, selbst wenn diese Gegen⸗ stände nur für den Transit bestimmt sind, ausgedehnt worden. Dieselben sollen auch von der Schweiz und von Tyrol aus nur dann eingeführt werden, wenn sie von einem Zeugniß der betreffenden Behörde des Herkunftsortes begleitet sind, aus welchem hexrvorgeht, daß sie aus einer schweizerischen oder tyroler Gemeinde kommen, welche von der Cholera bisher befreit war. Schließlich ist bis auf Weiteres die

Ausfuhr der genannten Gegenstände aus allen jenen Gemeinden ver⸗

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8 Berlin, 25. August 1884. Berliner Rennbahn bei Charlottenburg. Verein für Hinderniß⸗Rennen. Sonntag, 24. August, Nach⸗ mittags 3 ½ Uhr: b

I. Preis von Ruhleben, 500 ℳ, Rittmstr. Grf. Bismarck (1. Garde⸗Drag.) 4jähr. br. H. „The Ranger“ 1., Lieut. H. v. Arnim (1. Garde⸗Ul. Regt.) a. F. St. „Flighty“ 2., Hrn. v. d. Osten⸗War⸗ nitz a. br. W. „Eversley“ 3. b

II. Steglitzer Hürden⸗Rennen. Preis 1000 Rittm. von Schmidt⸗Pauli 3 jahr. br. H. „Republican“ 1., Hrn. C. Pitzschke 3 jähr. br. St. „Comet“ 2.

III. Treptower Jagd⸗Rennen. Preis 1000 Lieut. von Kramsta (Garde⸗Kür.) 4jähr. dor H. „Wagner“ 1., Rittm. von Schmidt⸗Pauli (1. Garde⸗Ul.) 5jähr. br. W. „Bravo“ 2., von Tresckow (1. Garde⸗Ul.⸗Regt.) 6jähr. br. W. „Kühle⸗ orn“ 3.

IV. Nauener Jagd⸗Rennen. Preis 1000 Hrn. C. Pitzschke a. F⸗S. „Hunger“ 1., Hrn. von Tepper⸗Laski 5 jähr. br. St. „Alma I“ 2.

V. Preis von Schlachtensee. 1200 Rittm. von Schmidt⸗ Pauli 5 jähr. F.⸗St. „Whinberry“ 1., Hrn. H. Peschke 6 jähr. dbr. H. „Van Diemen“ 2. G 2

VI. Pony⸗Hürden⸗Rennen. Preis 200 dem Ersten, 100 dem Zweiten. Mr. Kelly br. St. „Miß Nathan“ 1., Hrn. G. Thiele F.⸗St. „Olga“ 2. 1

Im großen Saale des Buggenhagenschen Etablissements (am Moritzplatz) begannen heute Vormittag die Verhandlungen des Kongresses der Tischlermeister Deutschlands. Es waren etwa 80 Delegirte aus allen Theilen Deutschlands anwesend. (In einer gestern Abend stattgehabten Versammlung wurde ein Gesuch des Tischler⸗Gewerkvereins (Gesellenvereinigung Hirsch⸗Dunckerscher Rich⸗ tung) um Zulassung von Delegirten zu dem Kongreß abgelehnt.) Noch vor Beginn der heutigen Sitzung erschien im Auftrage des Polizei⸗Präsidiums der Geheime Regierungs⸗Rath Friedheim. Der Obermeister der Berliner Tischler⸗Innung, C. W. Brandes (Berlin), welcher den Kongreß leitete, eröffnete denselben mit Worten freundlicher Begrüßung und gedachte alsdann „des mächtigsten Förderers, Schutz⸗ und Schirmherrn des deutschen Handwerks, Sr. Majestät des Kaisers“. Auf Auffordern des Vorsitzenden erhob sich die Versammlung und stimmte in ein dreifaches Hoch auf Se. Majestät den Kaiser ein. Der Vorsitzende begrüßte hierauf die anwesenden Vertreter des Königlichen Polizei⸗ Präsidiums, worauf Geh. Regierungs⸗Rath Friedheim antwortete. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Vorlage eines deutschen Tischler⸗Innungs⸗Verband⸗Statuts. Ueber dasselbe ent⸗ spann sich eine lange, lebhafte Debatte. Nach dem Statut führt der Innungsverband den Titel „Bund deutscher Tischler⸗ Innungen“. Der Bund bezweckt u. A.: einen tüchtigen und ange⸗ sehenen Meisterstand zu schaffen, das Arbeitsverhältniß zwischen Meistern, Gesellen und Lehrlingen zu regeln, die neuesten Erfindungen und Fortschritte auf dem Gebiet des Tischlergewerbes ganz besonders durch Veranstaltung von Fach⸗Ausstellungen zu ver⸗ breiten, die Errichtung von Einkaufs⸗, Betriebs⸗ und Verkaufs⸗ genossenschaften zu fördern, Unterstützungs⸗, Kranken⸗, Invaliden⸗, Wittwen⸗, Waisen⸗ und Unfallversicherungskassen einzurichten, eine gemeinsame deutsche Tischler⸗Feuerversicherunzs⸗Gesellschaft. zu be⸗ gründen sowie das Tischlergewerbe in technischer und gewerblicher Be⸗ ziehung durch Errichtung von Fachschulen zu heben. Es erfolgte sodann die Konstituirung des Bundes, worauf die Sitzung auf morgen (Dienstag) Vormittag 9 Uhr vertagt wurde.

Zur Verwendung bei den diesjährigen Herbstübungen der 5. Division ist durch kriegsministerielle Verfügung die Formirung eines Milirär⸗Telegrapben⸗Detachements in der Stärke von 1 Offizier, 8 Militär⸗Telegraphisten des hiesigen Militär⸗Tele⸗ graphen, 2 Unteroffizieren und 14 Mann (Pioniere und Trainsoldaten), 1 vierspännigen Telegraphenwagen und 5 Pferden angeordnet worden. Das Detachement ist heute hierselbst zusammengetreten, um zunächst bis zum 27. d. Mts. Vorübungen in der Umgegend von Berlin abzuhalten. Am 28. d. Mts. wird dasselbe per Eisenbahn in das Manöver⸗ Terrain bei Lübbenau abrücken und am 12. k. Mts. wieder hierher zurückkehren. 8

Stuttgart, 25. Auzust. (W. T. B.) Die Generalver⸗ sammlung des Verbandes deutscher Architekten und Ingenieure wurde heute Vormittag hierselbst eröffnet und Namens⸗ des Königs und der Regierung von dem Präsidenten von Schuez be⸗ grüßt. Die Versammlung ist von etwa 400 Theilnehmern besucht. Heute Abend findet zu Ehren der Gäste eine Festvorstellung im Ho jheater statt.

Das Deutsche Theater beginnt seine neue Saison am nächsten Sonntag, den 31. d. M. Der Eröffnungsabend ist dazu be⸗ stimmt, nachträglich eine Pflicht der Pietät gegen Heinrich Laube zu erfüllen, dessen Hinscheiden vor Kurzem alle deutschen Bühnen in Trauer versetzt hat. Dem Andenken des Dichter zu Ehren wird deshalb als erste Vorstellung „Graf Essex“ gegeben. Am Montag, den 1. September, soll sodann „Die Welt, in der man sich lang⸗ weilt“ als Novität in Scene gehen. 1 .

Krolls⸗Theater. Sgra. Alma Fohström tritt nur noch zweimal auf und zwar am Mittwoch zunächst als Amina in der „Nacht⸗ wandlerin“, da die Wiederholung dieser Rolle von vielen Seiten ge⸗

*) Vgl. Nr. 182 des „Reichs⸗Anzeigers“ vom 5. d. M.