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Kommando, zum Generalstabe der Inf. Div. Nr. 24 kom⸗ mandirt. Meißner, Hauptmann und Comp. Chef im Jäger⸗ Bat. Nr. 12, unter Stellung à la suite dieses Bats., als Comp. Chef auf den Etat der Unteroff. Schule zu Marienberg, Kracke, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 103 und Comp. Chef bei der Unteroff. Schule zu Marienberg, als Comp. Chef in das Inf. Regt. Nr. 106 versetzt. Frhr. v. Wagner, Hauptm. à la suite des Schützen⸗Füs. Regts. Nr. 108, unter Entbindung von dem Kom⸗ mando als Adjut. bei der Inf. Brig. Nr. 46. zum Comp. Chef im Jäger⸗Bat. Nr. 12 ernannt. Vogt, Rasch, Prem. Lts. im Inf. Regt. Nr. 104, Kirchhübel, Prem. Lt. im Inf. Regt Nr. 107, Busse, de Vaux, Prem. Lts. im Inf. Regt. Nr. 133, der Charakter als Hauptm., v. Kospoth, Hauptm. und Comp. Chef im Inf. Regt. Nr. 102, ein Patent seiner Charge, ver⸗ liehen. Schönpflug, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 106, unter Ent⸗ bindung von dem Kommando zum Generalstabe und unter Stellung à la suite des Regts., als Adjut. zur Inf. Brig. Nr. 46 komman⸗ dirt. Gilbert, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 134, kommandirt als Adjut. bei der Inf. Brig. Nr. 48, à la suite des Regts. gestellt. v. Domarus, charakteris. Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 107, zum etatsmäßigen Premier⸗Lieutenant mit einem Patent vom Tage der Charakterisirung. im Infanterie⸗Regiment Nr. 106 ernannt. v. Hagen, Seconde⸗Lieutenant im Jäger⸗Bataillon Nr. 12, empel, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 103, Hottenroth, Sec. Lt. im Schützen⸗Füs. Reg. Nr. 108, der Charakter als Pr. Lt., Kästner, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 106, Rühle, Pr. Lt. im Inf. Regt. Nr. 105, ein Patent ihrer Charge verliehen. Fritsche, Sec. Lt. im Inf. Regt. Nr. 104, zum Inf. Regt. Nr. 103, Freies⸗ leben, Sec. Lt. im Jäger⸗Bat. Nr. 13, zum Inf. Regt. Nr. 106, versetzt. Kürzel, Premier⸗Lieutenant à la suite des Infanterie⸗ Regiments Nr. 134, bei diesem Regiment wieder einrangirt. Hübel, Oberst à la suite des Karabinier⸗Regts. und mit Führung der Kav. Brig. Nr. 23 beauftragt, zum Commandeur dieser Brig., Schultze, Major à la suite des Hus. Regts. Nr. 18 und mit Führung dieses Regts. beauftragt, Preußer, Major à la suite des Ulan. Regts. Nr. 18 und mit Führung dieses Regts. beauftragt. Frhr. v. Wangenheim, Major à la suite des Karabinier⸗Regts. und mit Führung dieses Regts. beauftragt, zu Commandeuren dieser Regtr. ernannt. Frhr. v. Hammerstein, Major u. etatsm. Stabs⸗ offiz. im Husaren Regiment Nr. 18, unter Stellung à la suite des Husaren⸗Regiments Nr. 19, mit Führung letzteren Regts. beauftragt. v. Rabenhorst, Hauptm. und Battr. Chef im Feld⸗Art. Regt. Nr. 12, in den Generalstab, unter gleichzeitiger Kommandirung zum Generalstab des Gen. Kommandos, versetzt. Fliegner, Pr. Lt. im letztgenannten Regt., zum Hauptm. und Battr. Chef befördert. v. atzdorf, Sec. Lt. im Feld⸗Art. Regt. Nr. 28, der Charakter als Pr. Lt. verliehen. v. Wittern, charakteris. Oberst⸗Lt. z. D. und Bez. Commandeur des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 101, in gleicher Eigenschaft zum 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 105 versetzt. Frage; Major z. D., zum Bez. Commandeur des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 101 ernannt. Frhr. v. Gregory, Pr. Lt. z. D., als
Bez. Adjut. bei dem 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 103 angestellt. Im Beurlaubtenstande. 20. September. Schöne, Pr. Lt. von der Landw. Inf. des 2. Bats. Landw. Regts. Nr. 102,
zum Hauptm. der Landw. Inf. befördert.
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 20. Sep⸗ tember. Frhr. v. Gregory, Pr. Lt. à la suite des Gren. Regts. Nr. 101, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches, unter Gewährung der gesetzlichen Pension und mit der Erlaubniß zum Tragen der Regts. Uniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen, zur Disposition gestellt. v. Diebitsch, char. Oberst⸗Lt. und Bez. Commandeur des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 105, in Genehmigung seines Gesuches, unter Fortgewährung der gesetzl. Pension und mit der Erlaubniß zum Fort⸗
tragen der bisher Uniform, von dieser Stellung enthoben. Im Beurlaubtenstande. 20. September. Wiede⸗ San. 1 15 . Sde ä des Res. Landw. Bats. r. , mit der Erlaubniß zum Tragen der Landw. . der kezäütg vh“ 8 m anitäts⸗Corps. 20. September. Dr. Tietz, Ober⸗Stabsarzt 1. Kl. und Regimentsarzt des Feld⸗Art. Rietz⸗ Nr. 12, diesem mit der gesetzl. Pens. und der Erlaubniß zum Fort⸗ tragen seiner bisher. Unif. mit den vorgeschriebenen Abzeichen, Dr. Froriep, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 104, der erbetene Abschied bewilligt.
Nichtamtliches. Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 1. Oktober. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfing gestern Morgen zuerst die Glückwünsche Sr. Majestät des Kaisers und Königs, sodann die der in Baden⸗Baden anwesenden Mit⸗
lieder der Königlichen und der Großherzoglichen Familie. —
ierauf nahm Ihre Majestät die Glückwünsche der Umgebungen und einiger distinguirten Personen entgegen. — Um 5 ½ Uhr fand im Meßmerschen Hause bei den Majestäten die Familien⸗ tafel und gleichzeitig die Marschalltafel statt.
— Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin sind nebst Prinzessinnen Töchtern, wie „W. T. B.“ meldet, heute Vor⸗ mittag nach der Schweiz abgereist. Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich ist noch in Baden⸗Baden geblieben.
— Mittelst Allerhöchster Kabinetsordre, d. d. Skierniewice en 16. September 1884, ist bestimmt worden, daß das West⸗ preußische Ulanen⸗Regiment Nr. 1 fortan: „Ulanen⸗Regi⸗ ment Kaiser Alexander III. von Rußland (West⸗ preußisches) Nr. 1 benannt werden soll und daß die Offiziere und Mannschaften des Regiments den Namenszug des erhabenen Chefs auf den Epauletten erhalten.
— Mittelst Allerhöchster Kabinets⸗Ordres vom 20. De⸗ zember v. J., bezw. 20. März und 4. Juli d. J. ist bestimmt worden, daß zum 30. September d. J. das 1. Pommersche
Ulanen⸗Regiment Nr. 4 — unter Rücktritt in den Ver⸗ band des II. Armee⸗Corps und zur 4. Kavallerie⸗Brigade — von Diedenhofen nach Thorn, das Magdeburgische Dra⸗ oner⸗Regiment Nr. 6 — unter Uebertritt in den Ver⸗ band des XVv. Armee⸗Corps und zur 30. Kavallerie⸗Brigade — von Stendal und Tangermünde nach Diedenhofen, der Stab und vier Escadrons des Magdeburgischen Husaren⸗ Regiments Nr. 10 von Aschersleben nach Stendal, zum 31. März 1885: die in Schönebeck garnisonirende Escadron des uletzt genannten Regiments ebenfalls nach Stendal zu verlegen sind.
— (N. A. Ztg.) Aus Anlaß der fünfzigjährigen Ver⸗ einigung des Kreises St. Wendel mit der e. hatten die Kreisstände eine Adresse an Se. Majestät den König gerichtet. Sie haben hierauf folgendes Dankschreiben erhalten:
„Wie Ich in diesen Tagen Meiner persönlichen Anwesenheit in der Rheinprovinz durch zahlreiche Beweise der Liebe und Verehrung
8 stände vom 20. d. M. aus Anlaß der fünfzigjährigen Wiederkehr des⸗ jenigen Tages, an welchem das ehemalige sachsen⸗coburgische Fürsten⸗
Preußens vereinigt wurde, zur hohen Befriedigung. Besonders an⸗ genehm und wohlthuend ist Mir Ihre Versicherung, daß die Be⸗ wohner des Kreises in diesen 50 Jahren unter den Segnungen eines langen Friedens, wie nach den für Preußen geschichtlich großen Ereignissen der letzten Dezennien sich ihrem gegenwärtigen Vaterlande immer enger angeschlossen haben, und daß das Gefühl der Treue und Anhänglichkeit an das Königliche Haus in ihnen immer stärker und mächtiger geworden ist. Ich kann es Mir daher nicht versagen, Ihnen für Ihre patriotische Kundgebung Meinen aufrichtigen landes⸗ väterlichen Dank auszusprechen. 8
Benrath, den 21. September 18N4. Wilhelm.:
— Nach §. 1 des Gesetzes gegen den verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch von Sprengstoffen vom 9. Juni d. Js. ist die Herstellung, der Vertrieb und der Besitz von Sprengstoffen, sowie die Einführung derselben aus dem Aus⸗ lande, soweit sie nicht vom Gesetz ausgenommen sind, nur mit polizeilicher Genehmigung zulässig.
Unter Hinweis auf die unterm 11. v. Mts. auf Grund des 8 2 des Gesetzes erlassene Ausführungs⸗Verordnung hat der Finanz⸗Minister in einem Cirkularerlaß vom 24. v. Mts. darauf aufmerksam gemacht, daß die nach einem Orte des “ bestimmten Sendungen von solchen Spreng⸗ toffen nur unter der Voraussetzung eingelassen werden dürfen, daß der den Adressaten zur Einführung von Spreng⸗ stoffen aus dem Auslande ermächtigende Erlaubnißschein den Begleitpapieren der Sendung beigefügt ist.
Auf die Durchfuhr von Sprengstoffen findet das Gesetz keine Anwendung. Es werden indeß zur Sicherung der Zwecke des Gesetzes für die zollamtliche Kontrole der Durchfuhr nachstehende besondere Vorschriften ertheilt:
1) Die Abfertigung der Sprengstoffe zur Durchfuhr hat stets auf Begleitschein I. unter Anlegung von Colloverschluß zu erfolgen.
MN2) Bei Bestimmung der Frist zur Vorlegung des Begleit⸗ scheins bei dem Empfangsamt sind die Vorschriften des §. 15 des Begleitschein⸗Regulativs genau zu beachten.
3) Das Begleitschein⸗Ausfertigungsamt hat das Empfangs⸗ amt von der erfolgten Abfertigung der in Rede stebenden Waaren zur Durchfuhr und der festgesetzten Frist zur Gestel⸗ lung derselben sofort in Kenntniß zu setzen.
In entsprechender Weise ist auch in den in den §§. 23 bis 27 des Begleitschein⸗Regulativs erwähnten Fällen zu verfahren. Im Fall einer Verhinderung der Fortsetzung des Transports des Begleitscheinguts (§. 28 a. a. O.) hat die betreffende Amtsstelle auch das Begleitschein⸗Empfangsamt von dem Ver⸗ anlaßten zu benachrichtigen.
4) Wenn zur Durchfuhr abgefertigte Sprengstoffe inner⸗ halb der festgesetzten Frist dem Empfangsamt nicht gestellt werden, so hat das Letztere sofort hiervon das Begleitschein⸗ Ausfertigungsamt behufs Erörterung über den Verbleib der Waaren und Benachrichtigung der Polizeibehörde in Kenntniß zu setzen, eventuell die Einleitung des Strafverfahrens gegen den Waarenführer zu veranlassen.
— Nachdem am 1. Oktober 1882 die Grundsätze für die Besetzung der Subaltern⸗ und Unterbeamtenstellen im Reichs⸗
und Staatsdienste mit Militäranwärtern in Kraft getreten sind, hat der Erlaß des Kriegs⸗Ministers vom 22. November 1877 über die territoriale Gültigkeit der Civilversorgungs⸗ scheine nach einem Erlasse dieses Ministers vom 29. Juli d. J. seine Bedeutung verloren. Es berechtigen nunmehr auch die vor dem genannten Termin auf Grund des §. 75 des Militärpensionsgesetzes bezw. der Novpelle vom 4. April 1874 ausgestellten Civilversorgungsscheine ohne Unter⸗ schied zur Anstellung in allen Stellen, welche den Militär⸗ anwärtern bei den Reichsbehörden und den Behörden in sämmtlichen Bundesstaaten vorbehalten sind.
Hesterreich Ungarn. Pest, 29. September. (Pr.) Bei
Verlesung der Thronrede wurden die ersten lebhaften Bei⸗ falls bezeugungen bei der Stelle über die Erneuerung des Aus⸗ gleichs mit Oesterreich laut und steigerten sich zu besonderer Wärme bei dem Passus, welcher die Wichtigkeit dieser Frage betont und die Hoffnung ausspricht, daß auf beiden Seiten bei Lösung derselben die erforderliche Billigkeit herrschen werde. Lebhaft akklamirt wurde der Passus über die intimen Be⸗ ziehungen zu Deutschland, und enthusiastische Aufnahme fanden die Schlußsätze, welche die Aufmerksamkeit des Reichs⸗ tags auf Maßregeln hinlenken, durch welche Agitationen und Hetzereien zwischen Nationalitäten, Klassen und Konfessionen Einhalt gethan werden soll. Nachdem die Thronrede verlesen war, ertönten abermals laute Eljenrufe, die so lange an⸗ hielten, bis der Kaiser den Saal verlassen hatte. — 1. Oktober. (W. T. B.) Die Sektionen des Ab⸗ geordnetenhauses haben sich konstituirt. In acht Sektionen hat die liberale Partei die Majorität, in einer die Opposition. Görgény Szent⸗Imre, 29. September. (Wien. Ztg.) Das Kronprinzenpaar, welches in den passirten Ort⸗ schaften Gegenstand enthusiastischer’“ Ovationen Seitens der Bevölkerung gewesen, ist nach. 3 ½stündiger Fahrt um 10 ½ Uhr hier eingetroffen, 8
Belgien. Brüssel, 29. September. (Wes.⸗Ztg.) Der Kommunalrath beschloß heute einstimmig, die beiden vom Minister aufgehobenen Lehrer⸗Seminare auf Kom⸗ munalkosten zu erhalten. Die jährliche Mehrbelastung des städtischen Budgets beträgt 150 000 Fr.
Großbritannien und Irland. London, 29. Sep⸗ tember. Die „Allg. Corr.“ schreibt: Obwohl das englische Volk jetzt gehört hat, was die Führer der beiden großen Parteien, Gladstone und Lord Salisbury, über die obschwe⸗ bende große Wahlreformfrage zu sagen haben, und die Ent⸗ scheidung ziemlich nahe gerückt ist, nehmen die Massenkund⸗ gebungen im Lande für und wider die Annahme der Wahl⸗ reformbill ihren Fortgang. Zur Klärung der Lage haben indeß die verschiedenen Redner verzweifelt wenig beige⸗ tragen. Die Liberalen dringen auf die bedingungslose An⸗ nahme der Wahlreformbill; die Konservativen dagegen wollen die Erweiterung des Wahlrechts nicht genehmigen, so lange mit demselben nicht die Neueintheilung der Wahlkreise ver⸗ bunden ist. Unter diesen Umständen könnte nur ein Kom⸗ promiß das Dilemma, in welchem die Parteien sich befinden,
wahrhaft erfreut werde, so gereicht Mir auch die Adresse der Kreis⸗
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thum Lichtenberg, der jetzige Kreis Sankt Wendel, mit der Krone
Versuch gemacht, das am Marktplatz gelegene Rathhaus in die Luft zu sprengen. Gegen 11 Uhr wurde eine furchtbare Explosion gehört und die schüell angesammelte Volksmenge sah das Rathhaus in Rauchwolken eingehüllt Die ganze Nachbarschaft war mit Glasscherben bestreut in dem Rathhause sowie in den gegenüber befindlichen Häusern des Marktplatzes war kaum eine einzige Fensterscheibe ganz geblieben. Nachforschungen nach der Ursache der Explosion führten zur Entdeckung eines Blechstreifens und Ueberresten einer schwefelhaltigen Substanz, woraus gefolgert wird, daß die Explosion durch eine Höllenmaschine verursacht
Den Urhebern der Ausschreitung ist man noch nicht auf der Spur.
— 30. September. Bureau“ aus Mozambique vom 30. d. gemeldet wird, wird die Expedition Serpa⸗Pinto in nächster Zeit von dort auf⸗ brechen, um das Land zwischen Mozambique und Nyassa zu erforschen. Es heißt, daß die Expedition auch via Tanganyka nach dem Kongo gehen werde. Dieselbe nimmt eine Begleitung von 100 Zulus und 250 Trägern mit.
Frankreich. Paris, 29. September. (Köln. Ztg.) Der Arbeits⸗Minister Raynal wohnte gestern der Eröffnung der Eisenbahn in Cham bery an und hielt beim Festessen eine Rede, in welcher er über die auswärtige Politik äußerte: Bemerken Sie wohl, wie sehr die auswärtige Politik den Wünschen des Landes entspricht. Die Politik der Republik ist die Politik des Friedens, aber nicht des Zurücktretens, und nach langen Jahren der Sammlung glaubt die Regierung, daß es ihre strenge Pflicht sei, Frankreichs Interessen zu vertheidigen, wo sie gefährdet sind. Seien Sie überzeugt, im Auslande täuscht man sich nicht über unsere Absichten. Man weiß, daß die Republik sich nicht durch krie⸗
wird, daß Frankreich groß und geachtet bleibe. — Admiral Courbet meldete gestern von der Rhede von Matsu, er werde morgen von dort abfahren. Courbet wird, wie es heißt, Kelong besetzen und den Hafen von Tamsui, von wo Kelong Truppen und Munition erhätt, besetzen oder blockiren. — Der Minister des Innern empfing heute den Bürgermeister von Lyon, der von seinem Generalsekretär und zwei Ge⸗ meinde⸗Räthen begleitet war. Es handelte sich um Berathung der Maßregeln in betreff der unbeschäftigten Arbeiter in Lyon.
— 30. September, Abends. (W. T. B.) Mehrere Abendblätter wollen wissen, Admiral Courbet werde morgen die Anker lichten, das Ziel der Expedition sei noch unbekannt. — Im Departement der Ostpyrenäen kamen in den letzten 24 Stunden 5 Choleratodesfälle vor.
Italien. Rom, 30. September. (W. T. B.) Dem Cholera⸗Bericht vom 29. d. M. zufolge kamen vor: In Alessandria 6 Erkrankungen und 4 Todesfälle, in Aquila 7 Erkrankungen und 4 Todesfälle, in Bergamo 18 Erkrankun⸗ gen und 10 Todesfälle, in Brescia 1 Erkrankung und 1 Todesfall, in Campobasso 2 Erkrankungen und 1 Todes⸗ fall, in Cremona 4 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Cuneo 33 Erkrankungen und 20 Todesfälle, in Ferrara 7 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Genuag 117 Er⸗ krankungen und 67 Todesfälle, davon in der Stadt Genua 66 Erkrankungen und 47 Todesfälle, und in der Stadt Spezzia 8 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in Lucca 2 Erkrankungen, in Mantua 3 Todesfälle, in Massa e Carrara 3 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Mailand je 1 Erkrankungs⸗ und Todesfall, in Modena 2 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Neapel 184 Erkrankungen und 78 Todes⸗ fälle, davon in der Stadt Neapel 122 Erkrankungen und 51 Todesfälle, in Novara 2 Erkrankungen und 1 Todesfall, in Parma 5 Erkrankungen und 2 Todesfälle, in Piacenza je 1 Erkrankungs⸗ und Todesfall, in Reggio nell' Emilia 10 Er⸗ krankungen und 9 Todesfälle, in Rovigo 5 Erkrankungen und 3 Todesfälle, in Salerno 3 Erkrankungen und in Turin 2 Erkrankungen.
Genua, 1. Oktober. (W. T. B.) Der Ackerbau⸗ Minister Grimaldi besichtigte in Begleitung mehrerer Mitglieder von Behörden und mehrerer hiesigen Deputirten die industriellen Etablissements und die von der Cholera heim⸗ gesuchten Ortschaften Voltri, Sestri di Ponente und San Pier d'Arena, darauf das hiesige Hospital Galliera und die Wirthschaftsküchen. Minister Grimaldi hat den Minister des Aeußeren, Mancini, ersucht, die Nachricht französischer Blätter, daß die Munizipalbehörden aus Genua ge⸗ flohen seien, dementiren zu lassen; im Gegentheil hätten Alle ihre Pflicht strengstens erfüllt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Oktober. (W. T. B.) An Stelle des Obersten von Dahler ist der Oberst⸗Lieutenant Butakoff, Zweiter Geschäftsführer der Kanzlei des militärischen Gelehrten⸗Comités, zum Militär⸗ bevollmächtigten in Berlin ernannt worden.
Moskau, 30. September. (W. T. B.) Bezüglich des Zwischenfalls bei der Feier des Jubiläums der Univer⸗ sität Kiew theilt die „Moskauer Zeitung“ auf Grund authentischer Informationen mit, der Rektor der Universität habe keineswegs Studenten von der Feier ausgeschlossen, sich vielmehr bemüht, dieselben zur Theilnahme an der Feier zu bewegen, bis die Studenten, von außen her angestiftet, Anforderungen stellten, welchen der Rektor nicht hätte entsprechen können. Trotzdem hätten die Studenten ohne Beschränkung Zutrittskarten zu dem Festaktus erhalten, allein die die Studenten beein⸗ flussenden Rädelsführer hatten mittelst Proklamationen erklärt, daß die Karten ungültig seien und hatten den Studenten die Theilnahme an dem offiziellen Festprogramm untersagt. Wenn irgend eine Unregelmäßigkeit Seitens der Universitätsbehörde vorgekommen sei, so sei es lediglich etwa die gewesen, daß in dem Festprogramm ein spezielles Studentenfest in Aussicht genommen war, welches Unterhandlungen zwischen dem Rektor und jenen Studenten veranlaßte, welche als die Repräsentanten der Studentenschaft auftraten.
8 Afrika. Egypten. Kairo, 28. September. (Allg. Corr.) Lord Wolseley hat sich mit seinem Generalstabe nach der Front begeben. Im britischen General⸗Konsulat wurde gestern eine Konferenz über finanzielle Angelegenheiten abgehalten. — Die erste Sendung Nilboote, 30 an der Zahl, kam am 26. d. in Assiut per Eisenbahn von Alexandrien an. — General⸗Major Sir Evelyn Wood, der in Wady⸗Halfa ange⸗ kommen ist, telegraphirt von dort wichtige Nachrichten über die wankelmüthige Haltung einiger Stämme, die bisher zu
beseitigen, und wenn nicht alle Anzeichen trügen, bereitet die Regierung ein solches Kompromiß vor.
den wärmsten Anhängern des Mahdis zählten. Der General
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worden. Der angerichtete Schaden ist ziemlich beträchtlich.
(W. T. B.) Wie dem ‚Reuterschen
gerischen Ehrgeiz fortreißen lassen, sondern darauf halten
meldet, daß sechs der einflußreichsten Bischarinstämme jetzt ge⸗ neigt sind, dem Khedive Treue zu schwören und daß drei Scheichs sich bereits unterworfen haben.
ZBeitungsstimmen.
Ueber die Kolonialfrage in der Wahlbewegung äußert sich die „Magdeburgische Zeitung“ folgendermaßen:
Zu den Wünschen der Nation gehört ganz ohne Zweifel die Gründung von Kolonien, wie sie jetzt begonnen worden ist. Die ge⸗ waltige Kraft, welche in dem deutschen Einheitsgedanken liegt, drängt mit Naturnothwendigkeit dahin, daß uns von den Vortheilen, welche andere Nationen in den überseeischen Landen sich schon lange gesichert haben, endlich auch ein Antheil gewonnen werde. Die Be⸗ völkerung unserer Seestädte ist zwar auch früher unter⸗ nehmungslustig und rastlos thätig gewesenz, um überseeische Handelsverbindungen zu unterhalten, aber es ist etwas Anderes, ob die Unternehmer dies thun müssen, indem sie mit dem Hut in der Hand bei fremden Behörden um Schutz und Gunst bitten, und etwas Anderes, ob sie über See gewisse kräftige Srützpunkte haben, wo sie sich unter dem direkten Schirm des deutschen Mutterlandes dem Er⸗ werb widmen können und wo sie in der Lage sind, anderen Nationen Dienste zu leisten, für welche sie dann auch Gegendienste zu verlangen ein gutes Recht haben. 1
Es mag ja in den auf Kolonialbesitz gerichteten Wünschen der Freunde und Förderer mancherlei Ueberschwänglichkeit mit unterlaufen, im All⸗ gemeinen aber wird man nicht sagen können, daß die Gegner Recht haben, wenn sie jenen Bestrebungen den Vorwurf machen, daß sie phanta⸗ stisch seien. Die Agitation des Kolonialvereins, über dessen Eisenacher Generalversammlung wir berichtet haben, hält sich in sehr maßvollen und vernünftigen Grenzen und ist weit entfernt davon, eine wüste Schwarmpolitik zu verfolgen und unerreichbaren Zielen nachzujagen. Es wäre thöricht, zu glauben, daß, wenn Deutschland auf diesem wichtigen Gebiete seiner nationalen Handelspolitik sich rühriger zeigt, uns alsbald unermeßliche Schätze von selbst in den Schooß fallen werden. Was hier erreicht werden kann, ist nur mit großer Arbeit, zäher Ausdauer und nicht ohne schwere Opfer zu erringen, aber es ist dieser Mühen werth, wenn es den Handel unserer Nation mehr und mehr hebt und ihm neue Absatzgebiete sichert. Die frische Seeluft wird auch den Nerven der Nation wohl thun, der kühne Wagemuth, welcher jenseits der Meere sich erprobt, wird auch eine heilsame Rück⸗ wirkung auf die Seele unseres Volkes ausüben, dem kräftige Antriebe noth thun, damit es sich aus einem kleinlichen, philisterhaften Partei⸗ treiben, in welches wir nach alter Gewohnheit gern wieder zurück⸗ fallen, herauszureißen vermöge. Und diese moralischen Wirkungen sind neben den materiellen Erfolgen, welche nicht ausbleiben werden, doch ebenfalls recht schätzbar. 1 b
Die ganze Kolonialbewegung, welche zu unserer großen Freude an Kraft beständig zunimmt, ist so gesund, daß ihr auf die Dauer keine Partei, wie abhold sie ihr auch Anfangs gegenüber trat, wird zu widerstehen vermögen. Die Frage ist gewiß nicht die wichtigste unter denen, welche dem nächsten Reichstag zur Entscheidung vorliegen werden, aber sie ist immerhin von solcher Bedeutung und Folgen⸗ schwere, daß die Wähler ein Recht haben, von ihrem Kandidaten auch Aufschluß über die freundliche oder feindliche Stellung, welche er dazu einnimmt, zu verlangen. ...
— Die „Deutsche Volkswirthschaftliche Cor⸗ respondenz“ schreibt:
Es ist uns von freihändlerischer Seite verübelt worden, daß wir wiederholt auf die schutzzöllnerische Bewegung in England aufmerk⸗ sam gemacht haben. Ist es wahr, daß unsere Industrie von der⸗ selben Gefahren drohen. so wäre es doch wahrlich thöricht, davor den Kopf in den Sand zu stecken, und gar Nichts be⸗ merken zu wollen. Aus dem vom „Board of Trade“, dem englischen Handels⸗Ministerium, herausgegebenen „Statistical Ab- strart of the United Kingdom“ geht, was zu konstatiren wir uns für verpflichtet halten, ganz unzweifelhaft die Thatsache hervor, daß die Schutzzollpolitik der europäischen Kontinentalstaaten die domini⸗ rende Stellung der englischen Industrie auf dem Weltmarkt bereits erschüttert hat. Großbritannien hat im Jahre 1883 gegenüber dem Jahre 1873 dem Werthe noch absolut wie relativ weniger exportirt und zwar belief sich der Werth seines Exports im Jahre 1873 auf 253 164 603 £ = 7,18 £ pr. Kopf der Bevölkerung, im Jahre 1883 dagegen auf nur 239 799 473 £ = 6,14 f pr. Kopf der Bevölkerung. Dieser bedenklichen Abnahme des britischen Erx⸗ ports steht eine Zunahme der Einfuhr fremder Erzeugnisse gegenüber, da sich von 1873 bis 1883 die Einfuhr um 55 604 207 £ vermehrt hat. Zu den Ursachen dieser Erscheinung dürfte außer der Schutz⸗ zollpolitik der europäischen Kontinentalstaaten auch die wirthschaft⸗ liche Emanzipation der englischen Kolonien, insbesondere Indiens und Australiens, beigetragen haben, deren industrielle Produktion sich be⸗
1 trächtlich gehoben hat.
— Wir lesen in den „Berliner Politischen Nach⸗ richten“:
Der französische Minister⸗Präsident und der Minister für Land⸗ wirthschaft haben kürzlich den Generalrath des Aisnedepartements empfangen. Die Mitglieder des Generalraths legten den Ministern die schlimme Lage der Landwirthschaft in ihrem Departement dar und empfahlen zur Abhülfe die Erhöhung der Zölle auf Vieh und Cerealien. Die Redner wiesen dabei auf die Erleichterung hin, welche das neue Zuckersteuergesetz dem Rübenbau bereits gebracht habe. Beide Minister bestätigten in ihrer Antwort, daß der Minister⸗ rath die Erhöhung der Viehzölle im Prinzip angenommen habe. Diese Erhöhung wird in dem der Kammer vorzulegenden Gesetz⸗ dahin vorgeschlagen werden, daß in Zukunft zu zahlen ind für: 1AA“ . pr. Stück (bisher 15,00 Fr.) Sire , kühe . 8 „ 8,00 „ Jungvieh (Ochsen, Stiere u. Kühe) 5,00 1“ 1,50 Schafe (Widder, Mutterschafe,
„Hammel). 11.“ 2,00 Lämmer und Ziegen. 0,50 Schweine. 3 3,00
— 8 2
α½, — Ootb’e G
Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 17. — Inhalt: Beurlau⸗ bung der in Freistellen der Forst⸗Akademien kommandirten Mann⸗ schaften der Jäger⸗Bataillone ꝛc. zum einjährigen Besuch einer Uni⸗ versität. — Dislokation von drei Kavallerie⸗Regimentern. — Ander⸗ weite Benennung des Westpreußischen Ulanen⸗Regiments Nr. 1 ꝛc. — Eröffnung einer neuen Eisenbahn. — Postsendungen nach oder von Orten außerhalb des Deutschen Reiches. — Anfertigung und Vorlage der Qualifikationsberichte über die bei den Erziehungs⸗ und Bildungsanstalten ꝛc. befindlichen Offiziere. — Zulage für Ver⸗ tretung manquirender Unteroffiziere. — Eröffnung neuer Eisen⸗ bahnen. — Ertraordinäre Verpflegungszuschüsse pro 4. Quartal 1884.
Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 22. — Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 11. September 884, betr. territoriale Gültigkeit der Civilversorgungsscheine; vom 12. September 1884, betr. Umschreibung von Freikarten versetzter
eamten auf den Namen der Amtsnachfolger; vom 17. September 1884, betr. Zahlung der Gehaltskompetenzen an entlassene Beamte. — Nachrichten.
Sttatistische Nachrichten.
Die Betheiligung der verschiedenen Religion bekenntnisse am humanistischen und am realistisch
Lehranstalten in Preußen, d. h. die Gymnasien und Progymnasien, die Realgymnasien und Realprogymnasien, die Ober⸗Realschulen, Realschulen und höheren Bürgerschulen, die gemeinsame Aufgabe haben, eine höhere allgemeine (d. h. nicht Fach⸗-) Bildung zu ge⸗ währen, so bringen es doch die den Anstalten der humanistischen Richtung von Alters her zugewiesenen Vorrechte (Berechti⸗ gungen“) mit sich, daß die Gymnasizn den Hauptstock der den ge⸗ lehrten Berufen Obliegenden (der Beamten, der Richter, der Rechts⸗ anwalte, der Aerzte, der Lehrer u. s. w) liefern; erst das vorige Jahrzehnt hat auch den Realgymnasien einen bescheidenen Antheil daran zuge⸗ standen. Schon die größere Zahl der Gymnasialabiturienten (i. J. 1881: 3273 gegenüber 767 Realgymnasialabiturienten) läßt erkennen, daß die humanistische Vorbildung heute unser öffentliches Leben be⸗ herrscht und auch die nächste Zukunft noch beherrschen wird. Genug, die Thatsache, daß die humanistische Vorbildung nach Lage der Dinge für Leben und Beruf die größeren Vortheile bietet und die weitesten Aussichten eröffnet, besteht. Unter diesem Gesichtspunkte ist denn auch eine Betrachtung der Religionsverhältnisse der Schüler der humanistischen und der realistischen Lehranstalten zweifellos von all⸗ gemeinem Interesse, insofern sie darthut, in wie weit die verschie⸗ denen Religionen der Bevölkerung auch in den oberen, leitenden Schichten der Gesellschaft ihre Vertretung finden.
Das uns vorliegende, für den angedeuteten Zweck verwerthbare statistische Material umfaßt die Zeit vom Wintersemester 1859/60 bis zum Wintersemester 1881/82. Nach demselben befanden sich Schüler:
““ evan⸗ katho⸗ dissiden⸗ jü⸗ gelische lische tische dische
8 611881I1 86 61 070 15 333 17 9408 1 277’ͤ1283 . 94 2 466 1 430 — 402 9 630 1 483 8 1204 27 849 4011 31 2835 6 725 471 1 509 5 316 591 — 1176
688 37 1 106 12 524 2 886 6 1095 qqIq17868668 63 8 16 b 8 “
“ 1859/60 17 043 1 991 1819 realistischen Anstalten.. (1837%82 45 689 7488 37 5106
Hiernach waren unter je 100 Schülern der höheren Lehranstalten (unter Weglassung der Dissidenten):
Uthe füdische in humanistischen Anstalten 8 11887,89 9 ¾ 298 157 1887/89 81,7 9,6 8,7
in realistischen Anstalten 1881/82 78,3 12 8 8,8.
Eine Vergleichung dieser Zahlen mit den kürzlich mitgetheilten läßt erkennen, daß von den Katholiken und den Juden der huma⸗ nistische Unterricht mehr, der realistische weniger als der Unterricht der höheren Schulen im Ganzen besucht wird; die Evangelischen da⸗ gegen treten beim humanistischen Unterrichte gegen den Durchschnitt ihrer Betheiligung am gesammten höheren Unterrichte zurück, erscheinen aber stärker als dieser beim realistischen Unterrichte betheiligt. In dem hier behandelten Zeitraume sind, wie weiter bei Betrachtung der Zahlen sofort in die Augen springt, mannigfache Verschiebungen ein⸗ getreten, auf die indessen hier nicht weiter eingegangen zu werden braucht. Im Ganzen geht auch aus diesen, nach der Art des Unter⸗ richtes getrennten Zahlen über die Betheiligung der verschiedenen Religionen am höheren Unterrichte hervor, daß die Evangelischen und die Juden im Vergleiche zu ihrem Antheile an der Gesammt⸗ bevölkerung einen mehr als normalen, die Katholiken dagegen einen unternormalen Prozentsatz von Solchen aufweisen, welche eine höhere Lehranstalt absolvirt oder irgend eine Zeit lang besucht haben.
Noch größere Verschiedenheiten, als die oben gekennzeichneten, treten hervor, wenn man die einzelnen Anstaltskategorien bezüglich der Religionsverhältnisse ihrer Schülerbevölkerung vergleicht. Hierzu eignen sich wegen der Gleichwerthigkeit ihres Lehrzieles vor Allem die Gymnasien und die Realgymnasien (früher Realschulen I. O), auch deshalb, weil diese Anstalten über 80 % der Schüler aller höheren Lehranstalten (1881/82 148 446) umfassen, dann aber, weil sie, wenn auch nicht gleichmäßig, so doch dicht genug über das Land vertheilt sind, um der Bevölkerung fast überall die Wahl zwischen dem huma⸗ nistischen und realistischen Unterrichte zu gestatten. Die Betheiligung an dem Gymnasial⸗ und am Realgymnasialunterrichte ist nun aber bei den einzelnen Religionsgemeinschaften sehr verschieden. fanden sich unter je 100 Schülern:
8 atho⸗
in den lische
28,6 17,9 12,0
Progymnasien . . . . 188789 Realschulen I. Ordnung.
1859/60 1881/82 Realschulen II. Ordnung.
(11882/80 1881/82 11887/80 1881/82 1185/89 1881/82
höheren Bürgerschulen ..
humanistischen Anstalten
evan⸗ gelische
evan⸗ gelische - 7 CVV1 111’
1859/60 78,2 Realschulen I. Ordn. 1867/68 78,9 1881/82 80,2 3 8,2
Diese Zahlen sind höchst charakteristisch; da die hier behandelten beiden Anstaltskategorien das am weitesten gesteckte Lehrziel im Ge⸗ biete des gesammten mittleren Unterrichts haben, so sind sie gleichsam ein ziffermäßiger Ausdruck für die konfessionelle Mischung der geho⸗ benen Schichten der Gesellschaft, bis zu einem gewissen Grade sogar für die Vertheilung der Konfessionen in bestimmten zusammen⸗ gefaßten Berufsgruppen, wenn man die „Berechtigungen“ dieser An⸗ stalten berücksichtigt.
Bei den Progymnasien, den Realprogymnasien bezw. höheren Bürgerschulen, sowie bei den Realschulen II. Ordnung bestehen zwar ebenfalls merkwürdige Unterschiede in der Konfessionsmischung ihrer Schüler; es mögen aber in Anbetracht der kleinen Zahlen und der räumlichen Vertheilung dieser Anstalten bei der Gestaltung derselben Zufälligkeiten mitwirken, weshalb wir hier nur nachrichtlich anführen, daß sich 1881/82 unter je 100 Schülern befanden: 8
in den evangelische katholische jüdische Progymnasien.. ö 33,3 9,3 V1 16,6
6,6
Realschulen II. Ordnung 75,]
höheren Bürgerschulen. 75,8 5 1I Dagegen bietet eine Betrachtung der provinziellen Verschieden⸗
heiten in dieser Richtung ein hervorragendes Interesse. Des Raumes
wegen beschränken wir uns lediglich auf den Abdruck folgender Tabelle,
deren Zahlen übrigens kaum weiterer Erläuterungen bedürfen. Unter 100 Personen der Gesammtbevölkerung bezw. unter 100
Schülern der Gymnasien oder der Realgymnasien befanden sich 1881/82
Evangelische Katholiken
jüdische
Gymnasien.
Juden
in den Gym⸗
L
in der Be⸗
völkerung in den Gym
in den Provinzen
jin den Rea nasien in den Real⸗
nasien in der Be⸗ schulen I. O. in der Be⸗ völkerung nasien
völkerung
in den Gym⸗
schulen I. O.
schulen I. O.
in den Real⸗
Ostpreußen. Westpreußen Brandenburg mit “ Pommern 8 F Posen. 7,7 Schlesien 1,6 11161616 4,9 Schleswig⸗Holstein . 98. 8 1,5
6
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Hannover 86,9 82, Westfalen . 46,5 51, essen. Nassau. . . 70,0 73,
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— Kunst, Wissenschaft und Literatur.
In diesen Tagen ist der II. Theil des vom Magistrat heraus⸗ gegebenen Berichts über die Gemeindeverwaltung der Stadt Berlin in den Jahren 1877 bis 1881 erschienen, der den Behörden und Kommunalbeamten zugänglich gemacht werden wird. Für den Buchhandel ist der Kommissionsverlag, auch für diesen Theil, der Firma Julius Sittenfeld, Mauerstr. 63/65 W., übertragen. Der Preis für den II. Theil ist derselbe, wie der vom I. Theil, 5 ℳ für ein elegant gebundenes Exemplar.
— Mit dem soeben zur Ausgabe gelangten Oktoberbeft der „Deutschen Rundschau“ eröffnet diese Revue ihren XI. Jahr⸗ gang. Aus dem diesem Heft beigelegten Prospekt ersehen wir, daß auch der neue Jahrgang reich an den erlesensten Beiträgen sein wird, so erwähnen wir u. a. von den bevorstehenden Publikationen neue Romane von Gottfried Keller, Conrad Ferdinand Meyer. Ossip Schubin, Alexander L. Kielland, neue Novellen pon Salvatore Farina, Hans Hoffmann, Wilhelm Berger ꝛc. Ferner „Persische Briefe“ von Dr. Heinrich Brugsch; Paul Güßfeldts „Reisen in den Andes von Chile und Argentinien“. „Prinz Louis Ferdinand“. Nach bisher unbenutztem archivalischen Material. Von Dr. Paul Bailleu. „Heinrich Heine und Johann Hermann Detmold“. Mit zahlreichen bisher ungedruckten Briefen Heine’s aus dem Jahre 1827 — 1854. Von Professor Dr. H. Hüffer. „Die englische Politik unter dem Ministerium Gladstone“. Von Prof. F. H. Geffcken, und „Französische Reformgedanken im 18. Jahrhundert’. Von Lady Blennerhasset. Hieran schließen sich Beiträge von Beorg Ebers, Ernst Häckel, Wilhelm Scherer, Julian Schmidt, H. Grimm, Ed. Hanslick, C. Freiherrn von der Goltz, Gerh. Rohlfs, Erich Schmidt ꝛc. ꝛc. — Das Oktoberheft der „Heutschen Rundschau“ eröffnet eine stimmungsvolle, fein durch⸗ gearbeitete Novelle von Ernst Wichert: „Mutter und Tochter“, welche interessante Kulturbilder aus Littauen bietet. — Der Beginn der: „Reise in den Andes von Chile und Argentinien“ von Paul Güßfeldt spannt unsere Erwartungen auf die folgenden Artikel. Der berühmte Reisende schildert in lebhaften Farben seine mühselige Unternehmung, welche ihn in Gegenden führte, die noch nie vor ihm eines Menschen Fuß betreten. — Mit Theilnahme und Wehmuth wird man die fesselnde Memoiren⸗Publikation: „Charlotte Diede. Mit und nach ungedruckten Briefen“ von Otto Hartwig lesen; zum ersten Male überhaupt wird uns hier das Lebensbild dieser seltenen Frau geboten, welcher ein Wilhelm von Humboldt seine Freundschaft schenkte und an die er durch viele Jahre hindurch seine „Briefe an eine Freundin“ richtete. — Prof. G. Hirschfeld entrollt in seinem „Delos“ ein ungemein anziehendes Bild aus dem klassischen Alter⸗ thum, und Prof. F. H. Geffcken behandelt in seinem Artikel „Deutsche Kolonialpolitik“ im Anschluß an einen früheren, bereits vor zwei Jahren in der „Rundschau“ veröffentlichten Aufsatz über „Deutsche Kolonisation“ die inzwischen erfolgte weitere Entwickelung der deutschen kolonialen Bestrebungen. — Ein anmuthiges und liebens⸗ würdiges Idyll aus den Tagen unserer Großmütter ist Helene Böhlau's Skizze: „Die Rathsmädel“; für Engländer und Deutsche gleich interessant der aus der Feder Julius Rodenbergs, des Heraus⸗ gebers der „Rundschau“, stammende Essay über Joseph Neuberg, den edlen deutschen Freund Thomas Carlyle's. — Die treffliche objektive „Politische⸗“ wie die gediegene „Literarische Rundschau“, ferner litera⸗ rische und bibliographische Notizen schließen das gehaltvolle Heft ab.
— Von dem illustrirten Prachtwerk Amerika in Wort und Bild, von Friedr. von Hellwald (Verlag von Schmidt & Günther in Leipzig), sind die Lieferungen 31—34 erschienen, welche den ersten Band dieses trefflichen Werkes schließen. In der 31. Lieferung be⸗ ginnen die „südatlantischen Staaten“, von denen Virginien zuerst be⸗ schrieben wird. Dann folgen Karolina und Georgia, an die sich der Staat und die Halbinsel Florida anschließen. Von der Küstenregion abgesehen, besitzt Virginien die abwechselungsreichsten Landschaften in Amerika, und vereinigt in seinen Grenzen eine Fülle der anziehendsten Scenerien, die der Verfasser und die Zeichner uns in höchst ansprechender Weise schildern. Unter den vielen prächtigen Illustrationen erwähnen wir nur: der James River oberhalb Rich⸗ mond, St. Johns Church in Richmond, der Jumpberg in den Alleghanies Virginiens, die „natürliche Brücke“ und ihre Umgebung, das Innere des „natürlichen Tunnels“, Sykomoren am New⸗River in Virginien, die Otter Peaks, die „natürlichen Thürme“ der Potomac oberhalb Harpers Ferry, Maryland Road bei Harpers Ferry, Hügel um Moorfield, die Chimney Rocks in West⸗Virginien, der Kathedral⸗ felsen ꝛc. Das Gebiet, welches die Staaten Nord⸗ und Südkarolina nebst Georgia einnehmen, ist beinahe dreimal so groß wie Bayern und Böhmen. Wahrhaft plastisch schildert der Verfasser die großartigen Sümpfe mit ihrem Thier⸗ und Pflanzenleben. Da finden sich Panther, Bären und Wildkatzen, Waschbären, Opossums ꝛc. Großartig wüst, aber auch großartig schön sind diese Sümpfe. Die Vegetation erstickt hier geradezu in ihrer eigenen Ueppigkeit. Die Palmettopalme bis 24 m Höhe ist sehr häufig, sowie mehrere Nußarten, Kastanien, Tulpenbäume, Cy⸗ pressen, unzählige Schlingpflanzen, und der Weinstock von bedeutender Dicke und ungeheurer Ausdehnung läßt seine reifen Beeren in den Sumpf fallen, um unbenutzt zu verfaulen. Dann führt uns Hr. von Hellwald in das sonnige halbjungfräuliche Florida. Unter den Bil⸗ dern erwähnen wir nur einige als, die Lebenseiche, Charleston, ein Garten in Charleston, „Magnolia“ Friedhof, im Park von Magnolia bei Charleston, Negertypen, Savannah, Mündungsgebiet des Savan⸗ nah, Gespann am French Broad River, eine Straße in St. Augustin, Mündung des St. Johns River (vom Meere aus gesehen, und Innen⸗ ansicht), auf dem Ocklawaha bei Nacht, das Schiffsfeuer, Begegnung mit Alligatoren, Aasgeier, ein Sumpf mit Thierleben in Florida, im Urwald (Panther), junge Wildkatzen ꝛc. Der Text und die stim⸗ mungsvollen Illustrationen vereinigen sich mit einander, um das Werk zu einer ebenso anziehenden wie belehrenden Lektion zu machen.
— Der Gerichtssaal. Zeitschrift für Strafrecht, Straf⸗ prozeß, Gerichtliche Medizin, Gefängnißkunde und ausländische Lite⸗ ratur. Unter ständiger Mitwirkung von den Professoren Dr. L. v. Bar zu Göttingen, Dr. Alb. Berner zu Berlin, Dr. Hugo Hälschner zu Bonn, Dr. F. v. Holtzendorff zu München, u. Anderen, herausgegeben von Dr. Fr. O. v. Schwarze, General⸗Staatsanwalt zu Dresden. Band XXXVI. Heft 7. (Stüttgart. Verlag von Ferdinand Eake. 1884). — Das vorliegende Heft hat folgenden Inhalt: Zur Bestim⸗ mung des Begriffs „Telegraphie“, vom Geheimen Ober⸗Postrath Scheffler in Berlin. — Ueber die Wahl zwischen dem Gerichtsstand der Deliktsverübung und dem des Wohnsitzes, vom Landgerichts⸗Rath Dr. H. Ortloff zu Weimar (Schluß). — Zur Lehre von der Neben⸗ klage, von Dr. Fri drich Zimmermann, Hofgerichtsdirektor zu Darm⸗ stadt. — Ueber die Zueignung im Sinne der §§. 242, 246 des St. G. B., vom Landrichter Rotering zu Lyck. — Ausländische Lite⸗ ratur, besprochen von A. Teichmann, Professor Dr. König zu Bern, v. Kirchenheim zu Heidelberg. — Miscellen: 1) Das Betteln der Bettelmönche, von Dr. Fuld in Mainz. 2) Entschädigung schuldlos Verurtheilter in England. — Literarische Anzeigen.
— In Friedr. Schulze’s Verlag, Berlin SW., Wilhelmstr. 1 a., ist erschienen: Preußischer Termin⸗ und Notiz⸗Kalender auf das Jahr 1885. Zum Gebrauch der Beamten der allgemeinen Verwaltung und der Verwaltung des Innern, einschließlich der Bürgermeister sämmtlicher Städte Preußens ꝛc. Unter Benutzung offizieller Quellen von Beamten des Ministeriums des Innern be⸗ arbeitet. Sechszehnter Jahrgang. Preis 2 ℳ 50 ₰, mit Papier durchschossen 3 ℳ Der Kalender hat folgenden Inhalt: Kalendarium. — Genealogie des Königlich preußischen Hofes. — Die gebräuchlichen Eide. — Portotaxe. — Gebührentarif für Telegramme. — Zins⸗ tabelle. — Münztabelle. — Die neuen Maße und Gewichte. — Ab⸗ gekürzte Bezeichnung der neuen Maße und Gewichte. — Zeitverglei⸗ chungstabelle. — Register der in den bisher erschienenen Jahrgängen des Termin⸗Kalenders abgedruckten Gesetze und Verordnungen. — Gesetz, betr. Abänderungen des Pensionsgesetzes vom 27. März 1872, vom 30. April 1884. — Zusammenstellung der Grundsätze über die Festsetzung der Reise⸗ und Umzugskosten der Staatsbeamten. —
s Unterrichte in Preußen. (Stat. Corr.) Obschon die höher
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Wiederum erweitertes Verzeichniß der Behörden und Beamten der
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