1884 / 236 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 07 Oct 1884 18:00:01 GMT) scan diff

andwerk übrig bliebe.é Diesem fehle es an ausreichender ertretung, und es sei zweckmäßig, dafür ein Organ zu schaffen. Werde der an vielen Orten mit Erfolg betretene Schritt, die Innungen zu Innungsverbänden zu vereinigen, fortgesetzt, so sei damit auch eine Vertretung des Kleingewer⸗ bes gegeben. Deshalb sei nicht nachgewiesen, daß ein wirk⸗ liches Bedürfniß für die neue Organisation verhanden sei, und darauf, daß die einzelnen Kategorien zu gemeinsamen Be⸗ rathungen zusammenkämen, sei nicht viel Gewicht zu legen. Bedenklich sei es, die Zahl der Vertretungen noch zu vermehren, zumal durch einen solch komplizirten Apparat, der die Laien⸗ bevölkerung zu erneuter Thätigkeit in Anspruch nehmen werde, die so schon so vielfach für das öffentliche Interesse in Thätigkeit gesetzt werde, eine Thätigkeit, die sich noch d. Einführung der Kreis⸗ und Provinzialordnung erheblich steigern müsse. Rechne man dazu noch das Vereinswesen, so werde es bedenklich sein, noch einen komplezirten Apparat zu schaffen, der wieder viele Thätigkeit absorbiren werde. Dazu komme noch ein rechtliches Bedenken; den Handelskammern, die auf einem Gesetz beruhten, sollten zum Theil ihre Funktionen im Verwaltungswege abgenommen und auf ein anderes Organ übertragen werden. Weshalb die Zustim⸗ mung der gesetzgebenden Faktoren nicht eingeholt sei, wisse er nicht; genug, die Regierung wolle im Verwaltungswege vor⸗ gehen und die Kosten von dem betr. Provinzial⸗Landtage tragen lassen. Sollte die Einrichtung wirklich von Erfolg sein, so könne es auf die auch nicht wesentlichen Kosten nicht mmen. ai Der Abg. von Lenthe⸗Lenthe begrüßte die Vorlage mit Freuden, namentlich, da sie solche Fürsorge für den Ackerbau und das Gewerbe zeige, er halte kommissarische Prüsung nicht für erforderlich. Der Handel möge durch die Handelskammern genügend vertreten sein, die Landwirthschaft finde eine ge⸗ nügende Vertretung in den Vereinen nicht, ebenso wenig das Handwerk in den Innungsverbänden, ihnen biete die Vorlage ein vortreffliches Mittel, für ihre Interessen zu sorgen. Auch ein Uebermaß der Anstregungen Einzelner im allge⸗ meinen Interesse fürchte er nicht, die Mitglieder der Gewerbe⸗ kammern könnten ebenso gut Sekretäre anstellen, wie es die Handelskammern machten. Auf die rechtlichen Bedenken Lauensteins wolle er als Landwirth nicht eingehen, eventuell könnte die Gesetzgebung über die Handelskammern ja abgeän⸗ dert werden. Eine Bemerkung zum Schluß könne er nicht unterdrücken, wenn er die Wahlprogramme der National⸗liberalen slese, erinnere er sich, wie er früher wegen Forderungen an⸗ gegriffen sei, die jetzt die national⸗liberale Partei zu den ihren emacht habe beim Schutz der Landwirthschaft, des Gewerbes ꝛc. ie Vorlage werde Landwirthschaft und Gewerbe schützen, deshalb möge auch der Abg. Struckmann dafür stimmen.

Der Abg. Laubinger war durchaus einverstanden mit der Vorlage, die kommissarischer Prüfung gar nicht bedürfe.

Der Abg. von Hammerstein⸗Loxten wies die Angriffe auf den Volkswirthschaftsrath, dem er als Mitglied angehöre, zurück; der Volkswirthschaftsrath habe auch nach Ablehnung der Tabackmonopolvorlage noch zwei epochemachende Vorlagen berathen, Krankenversicherung und Unfallversicherung, die fast

ganz nach dessen Vorschlägen ins Leben getreten seien. Habe der Volkswirthschaftsrath keine größere Bedeutung entwickelt, so sei daran schuld, daß es nicht möglich gewesen sei, ihn zum Volkswirthschaftsrath des Deutschen Reichs zu machen, sondern daß man ihn habe auf Preußen beschränken müssen. Der Entwurf reagire gegen die Mißstände, die in den Berathungen des Abgeordnetenhauses und anderer Vertretungen zu Tage getreten seien; er wolle Besprechungen herbeiführen, die unabhängig seien von jeder Fraktionspolilik. Für das Kleingewerbe und für die Landwirthschaft liege ein dringendes Interesse vor, sich eben solche Organisation zu verschaffen, wie die Handelskammern sie schon längst besäßen. Habe man in den landwirthschaftlichen Vereinen begonnen, sich mit anderen als technischen Fragen zu beschäftigen, so sei gleich in den Zeitungen dagegen geeifert und der Vorwurf erhoben worden: „Ihr treibt Politik“. Landwirthschaft und Industrie ständen namentlich im Westen der Provinz in so engem Zusammenhange, daß die geplante Organisation von ihnen nur mit Freuden begrüßt werden dürste. 8

Der Abg. Freericks war für kommissarische Prüfung der Vorlage; er bezweifele, daß der Provinzial⸗Landtag geeignet sei, die Mitglieder der Gewerbekammern zu wählen.

Der Abg. Struckmann hielt es nicht für erforderlich, an politische Parteiprogramme bei dieser Vorlage zu erinnern und denen, welche für kommissarische Berathung seien, zu imputiren, sie wollten das Zustandekommen der Vorlage ver⸗ eiteln. Er sei für Berathung in der Kommission, aus der die Vorlage hoffentlich in annehmbarer Gestalt heraus⸗ komme. Die Interessenvertretung, die man schaffen wolle, müßte, wie üblich, aus den Wahlen der Interessenkreise hervor⸗ gehen, nicht aus denen des Provinzial⸗Landtages, da aber Innungsverbände noch nicht vorhanden seien, müsse man sich der Vorlage zustimmend gegenüber erklären; die Kommission möge prüfen, ob sich nicht empfehle, für eine Reihe von Jahren die Bewilligung auszusprechen, um, wenn demnächst eine Vertretung des Handwerkerstandes möglich, die Wahlen von den verschiedenen Verbänden anbahnen zu lassen. Die Wahl durch den Provinzial⸗Landtag werde sehr leicht von dem Zufall abhängig sein, während, wenn sie aus dem Interessen⸗ kreise selbst getroffen werde, viel eher eine zutreffende Ver⸗ tretung bringen werde.

Der Abg. Tannen glaubte, daß die Vorlage Mittel und Wege zeigen werde, um die gedrückte Lage der Landwirthschaft und des kleinen Gewerbes zu bessern. Auch er sei dafür, daß die Mitglieder der Gewerbekammern von den Interessenten

gewählt würden. Redner vertheidigte dann das Abgeordneten⸗ haus gegen den Vorwurf der Fraktionspolitik. Der Abg. Graf Knyphausen war gegen die Wahlen durch die Interessentenkreise und hielt den Provinzial⸗Landtag für befähigt, die geeigneten Männer zu erwählen. Man sei schon heute in der Lage, sich mit der Regierungsvorlage im Allgemeinen einverstanden zu erklären. Das Weitere müsse jedoch dem künftigen Provinzial⸗Landtage überlassen bleiben. Nach einer weiteren längeren Debatte, an der sich die Abgg. Neubourg, von Rössing, Lauenstein, Brüning, von Hammerstein⸗Loxten, Meyer⸗Riemsloh, von Lenthe⸗Lenthe und von Bennigsen betheiligten, wurde die kommissarische Be⸗ rathung mit Stimmenmehrheit beschlossen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. (Thür. Corr.) Von Seiten der Staatsregierung ist zu der von dem Bundesrath beschlossenen Erhebung einer Armenstatistik für das Jahr 1885 eine sehr detaillirte

Weimar, 6. Oktober.

Der Kaiser,

und Nachweisungen werden verbänden bis spätestens zum

Thüringischen Staaten in W

ie Bezirksdirektoren übermittelt und zwar bis spätestens -4 s Dezember d. J. Dieselben sind von den Ortsarmen⸗

den Bezirksdirektoren zurückzugeben. tel des Mäͤterials ist dem Statistischen Bureau der Vereinigten

den Ortsarmenverbänden durch

25. Februar 1886 fertiggestellt Die Zusammenstellung

eimar übertragen.

Oesterreich⸗ Ungarn. r der König Albert von Sachsen, Prinz Wilhelm von Preußen, Prinz Leopold von Bayern, Erzherzog Ferdinand, Großherzog von Toscana, und die anderen Theilnehmer an den Hochwildjagden in den Kaiser⸗ Revieren Neuberg⸗Mürzsteg treffen a den 9., Abends um 9 Uhr, mittels Separat⸗Hofzuges der Süd⸗ bahn in Hetzendorf ein und begeben sich vom Bahnhofe in das

lichen

Kaiserliche Lustschloß nach den 10., findet im großen

sich König Albert nach reist am Montag, den 13.,

Görgeny⸗Szt.⸗Imre hier helm von Preußen zusan

Schweiz. rath hat in seiner bestrige des Bundesgesetzes, betre

Zolltarif, vom 26. Juni 1

schluß gefaßt:

und vom 1. Januar 1885 an al zur Zeit durch Konventionaltari mäßigten Tarifansätze sind bis Herkunft der Waaren, zu bringen.

vember nächsthin das neue P 7. Oktober.

Enthebung gano von der amtlich mitgetheilt.

Belgien. Brüssel,

vertheilung an die S welcher der König und di zu stürmischen Demonstra vorher den Garten räumen Rufe ertönten. neben den Ruf: 8 Zischen und Pfeifen. dene geendet, als die Rufe

Priestern!“ Allgemeine

Die

bei jedem Preise, der einem zuerkannt worden, stürmische theils Beifall, theils Zischen. aus dem Palast Demonstrationen.

6. Oktober. (W.

gestern in Gegenwart des K

schulen anläßlich gekommen war.

des Souveräns müsse au und Freiheit.

Großbritannien und Kabinetsrath statt

unter Quarantäne gestell

Frankreich. Kriegs⸗Minister Conseil das von ihm vorbe fend die Bildung einer K

werden dürfte.

Regelung des Uebertritts

Ausführungsverordnung ergangen. Die Zählkarten

19. Armee⸗Corps mit einem

Galadiner zu Ehren der fremden Fürstlichkeiten statt, worauf vben Dresden zurückbegiebt.

Rudolf und Kronprinzessin Stephanie langen am kommenden Sonnabend, den 11., von den Bärenjagden in an, um mit dem Prinzen Wil⸗

wird sich voraussichtlich am 14. mit der Kronprinzessin auf Einladung des Deutschen Kaisers , zu den in Ostpreußen stattfindenden Elchjagden begeben.

Bern, 4. Oktober. end einen

dem 26. September unbenutzt abgelaufen ist, folgenden Be⸗

Art. 1. Das unterm 28. Juni 1884 öffentlich bekannt gemachte Bundesgesetz, betreffend einen neuen schweizerischen Zolltarif, vom 26. Juni 1884, wird gemäß Art. 89 der Bundesverfassung in Kraf

d. h. gegenüber allen Staaten in Anwendung

Der „Bund“ schreibt: . lefer 3. d. unbenutzt abgelaufen und die nöthigen Vorarbeiten Seitens der eidgenössischen Postverwaltung beendigt sind, so wird der Bundesrath voraussichtlich schon auf den 1. No⸗

gierung hat dem Bundesrath die vor Kurzem verfügte des italienischen Konsuls Grecchi in Lu⸗ Besorgung der Konsulatsgeschäfte nunmehr

der soeben im Akademie⸗Palast vorgenommenen Preis⸗ die Schüler der Mittelschulen,

Als die Königlichen Wagen erschienen, wurde Begrüßungsrufen 8 Vive la République wiederholt laut und ertönte

Zutritt hatten, begann. mächtig ertönten:

Bestürzung; wurden festgenommen. Der Minister Jacobs

heraustraten,

Pfeifen, Zischen, ertönten. Dasselbe wiederholte sich auf Platze 6 Palast, wo wiederholt „Nieder mit dem Könige!“ gerufen wurde. Die Polizei nahm aller Orten viele Verhaftungen vor.

britische Gesandte Malet überreichte heute dem König sein Abberufungsschreiben.

89 der heutigen Sitzung des Gemeinderaths wurde eine Tagesordnung angenommen, welche dem Bedauern über die tumultuarische Scene Ausdruck giebt, welche

der Preisvertheilung an die Schüler der Mittel⸗ der Rede In der Tagesordnung heißt es:

bleiben. Die Achtung vor der konstitutionellen Monarchie sei die erste Garantie für die Nationalität, für Unabhängigkeit.

Am nächsten Mittwoch sindet abermals ein

Nach einer Meldung aus Assuan wurde vorgestern bei der Ankunft eines Regiments Infanterie ein Fall von Pocken entdeckt und in Folge dessen das betreffende Bataillon

Paris, 4. Oktober. unterbreitete dem gestrigen Kabinets⸗

die Zustimmung seiner Kollegen erhielt und im heutigen Ministerrath durch den Präsidenten der Republik unterzeichnet General Campenon hat auf das Uebergangs⸗ projekt, das er vor den Ferien Admiral Peyron in der Kammer einbrachte, verzichtet. nene Entwurf bezweckt die definitive 1 Kolonialtruppen und besonderen Truppen für Afrika“. So lautet auch der Titel des neuen Projekts. Der provisorische Entwurf, der nunmehr zurückgezogen wird, bestand 1) in der

Marine⸗Infanterie zur Stärkung der Cadres der letzteren, und 2) in der zeitweiligen Wiedereinführung der Anwerbungen mit

rämien, um das Effektiv der Marine⸗Infanterie vollständig zu machen. Das neue, definitive Projekt stellt die Marine⸗Infanterie unter das Kriegs⸗Ministerium, statt, wie bisher, unter das der Marine. Gleichzeitig bezweckt dasselbe die Bildung eines be⸗ sonderen afrikanischen Heeres an Stelle des in Algier stehenden

5. Oktober.

Wien, (Pr.)

am Donnerstag,

Schönbrunn. Am Freitag, Galeriesaale zu Schönbrunn ein

Der Kaiser nach Gödöllö. Kronprinz

mmenzutreffen. Kronprinz Rudolf

nach Berlin und von dort

(Bund.) Der Bundes⸗ n Sitzung über die Vollziehung neuen schweizerischen 884, dessen Referendumsfrist mit

ft s vollziehbar erklärt. Art. 2. Die fe gegenüber einzelnen Staaten er⸗ auf Weiteres ohne Unterschied der

Da die Referendumsfrist am

osttaxengesetz in Krast erklären. Die italienische Re⸗

5. Oktober. (Wes. Ztg.) Bei

e Königin beiwohnten, kam es tionen. Die Polizei hatte schon lassen müssen, da aufrührerische für den König auch der zu der nur Eingela⸗ hatte die Musik „Nieder mit den mehrere Personen ielt die Rede; von ihm unterdrückten Athenäum r Beifall. Am Ende seiner Rede

Als der König und die Königin wiederholten sich die Vive la République! dem Platze vor dem

Feier, Kaum

T. B.) Der bisherige hiesige

önigs und der Königin bei

des Ministers Jacobs vor⸗ die Person ßerhalb der politischen Kämpfe

Irland. London, 7. Oktober.

t.

(Fr. Corr.) Der

reitete Gesetzesprojekt, betref⸗ olonial⸗Armee, welches auch

im Einvernehmen mit dem Der „Organisirung von

der Offiziere der Landarmee zur

2

Kolonial⸗Expeditionen besondere Corps gebildet werden können, ohne daß man hierzu Leute aus dem Kontinentalheere benöthigt. Die Marine⸗Infanterie, verstärkt durch eine oder mehrere Abtheilungen der afrikanischen Armee, würde für alle durch die französische Kolonialpolitik bedingten Unter⸗ nehmungen genügen, wie auch das afrikanische Heer ohne Mit⸗ hülfe der Kontinentaltruppen der Vertheidigung der französischen Besitzungen in Afrika gewachsen wäre und sogar einen Theil für die Okkupation von Tunesien abgeben könnte. Das neue Gesetz wird, wenn es in Kraft getreten ist, eine Mehraus⸗ gabe von jährlich zehn Millionen mit sich bringen, welche durch die Anwerbungsprämien und die mit der Länge der Dienstzeit wachsenden Löhnungen verursacht werden. Das Projekr wird nach dem Wiederzusammentritt der Kammer an die Armeekommission verwiesen werden, so daß es nicht gleich bei Beginn der Session zur Berathung gelangen kann. Die Vor⸗ prüfung des Ausschusses dürfte jedoch keine allzu lange Zeit in Anspruch nehmen, da das Projekt des Kriegs⸗Ministers nicht viel von dem der Kommission abweicht. Auch das letztere stellt die Marine⸗Infanterie unter das Kriegs⸗Ministerium und vertheilt diese in gleiche, den Armee⸗Corps attachirte Theile, zwischen denen der Uebergang zum Dienst in Algier und den Kolonien geregelt würde.

Die Budgetkommission wird die Konversion der alten 4 ½ prozentigen Rente in 4⸗ resp. 3 prozentige bean⸗ tragen. Es würde hierdurch eine Ersparniß von jährlich 3 Millionen erzielt werden. Die neue 4 ½ prozentige Rente (konvertirte 5 prozentige) ist bekanntlich während zehn Jahren gegen jede neue Konversion garantirt.

5. Oktober. (Fr. Corr.) Die Minister traten gestern früh unter dem Vorsitz des Präsidenten der Republik im Elysée zu einem Ministerrath zusammen. Mit Ausnahme des in Moissac weilenden Unterrichts⸗Ministers Fallières waren die Mitglieder der Regierung vollzählig erschienen. Herr Ferry gab einen kurzen Abriß der seit den Parla⸗ mentsserien eingetretenen Ereignisse. Der Marine⸗Minister, Admiral Peyron, theilte seinen Kollegen eine Depesche des Befehlshabers des Expeditions⸗Corps in Tongking, Ge⸗ nerals Brière de l'Isle, mit, welche besagt, daß der Ge⸗ neral auf die Kunde von der Anmesenheit chinesischer Streit⸗ kräfte zwischen Bacle und Langson diesen entgegengegangen sei. Drei Kanonenboote, „Massue“, „Mousqueton“ und „Hache“, haben auf einer Rekognoszirung im Loochuan, einem Nebenflusse des Songkau, bei dessen Mündung bei Langson 4000 Chinesen eine glänzende Schlacht geliefert und ihnen große Verluste beigebracht. Auf französischer Seite hatte man an Verwundeten 21 Matrosen und 10 Soldaten sowie den Verlust des Kapitäns Chalié von der „Massue“, der sofort todt blieb. Der Ministerrath beschäftigte sich hierauf mit der Ernennung von Präfekten.

5. Oktober. Das „Journal officiel“ veröffent⸗ lichte heute das vom gestrigen Tage datirte Dekret, welches die Kammern zu einer außerordentlichen Session auf den 14. Oktober einberuft. .

6. Oktober. (W. T. B.) In einer heute Vormittag stattgehabten Konferenz des Kriegs⸗Ministers Cam⸗ penon mit der Budgetkommission wurde ein Ein⸗ vernehmen bezüglich der Herabsetzung des Budgets des Kriegs⸗ Ministeriums erzielt und die abzusetzende Summe auf 14 Mill. anstatt auf 23 Mill. festgesetzt. Der „Liberté“ zufolge beabsichtigte der Marine⸗Minister Peyron aus Gesund⸗ sundheitsrücksichten seine Entlassung zu nehmen, habe sich jedoch auf Ersuchen des Conseils⸗Präsidenten Ferry entschlossen, bis zur Beendigung des Konflikts mit China auf seinem Posten zu bleiben.

Von Seiten der Präfektur des Seine⸗Departe⸗ ments sollte heute die Uebernahme der Sakristei der Kirche St. Nicolas des Champs erfolgen, welche be⸗ hufs Verbreiterung der Straße beseitigt werden soll. Da der Delegirte der Präfektur die von dem Geistlichen ver⸗ langten Ausweise seiner Identität nicht mit sich führte, so verweigerte der Geistliche die Herausgabe der Schlüssel. In⸗ zwischen hatte sich eine große Menschenmasse in der Straße angesammelt, welche in die Kirche drang und dort die Mar⸗ seillaise sang. .

Ein Telegramm aus Hongkong vom heutigen Tage bestätigt die nach vorausgegangenem Bombardement erfolgte Besetzung von Tamsui. Drei Bataillone der Marine⸗ Infanterie verlassen Tamsui wieder, um die Verbindung mit den Truppen in Kelong herzustellen.

Italien. Rom, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Cholera⸗ Bericht vom gestrigen Tage meldet: Es kamen vor: In Alessan⸗ dria 2 Erkrankungen, 2 Todesfälle, Aquila 2 Erkrankungen, 1 Todesfall, Bergamo 8 Erkrankungen, 2 Todesfälle, Bologna 2 Erkrankungen, Brescia 3 Erkrankungen, 2 Todesfälle, Caserta 2 Erkrankungen, 1 Todessall, Cremona 16 Erkrankungen, 11 Todesfälle, Cuneo 57 Erkrankungen, 27 Todesfälle, Genua 43 Erkrankungen, 28 Todesfälle, davon in der Stadt Genua 27 Erkrankungen, 12 Todesfälle, und in Spezzia 3 Erkran⸗ kungen, 7 Todesfälle, in Modena 2 Erkrankungen, 2 Todes⸗ fälle, in Neapel 66 Erkrankungen, 36 Todesfälle, davon in der Stadt Neapel 36 Erkrankungen, 25 Todesfälle, in Novara 2 Erkrankungen, 1 Todesfall, in Parma 5 Erkrankungen und 3 Todessälle, in Reggio nell' Emilia 3 Erkrankungen, in Rovigo 3 Erkrankungen, 2 Todesfälle, in Turin 7 Erkran⸗ kungen, 4 Todesfälle, und in der Stadt Venedig 1 Erkrankung, Ferrara 5 Erkrankungen, 4 Todesfälle.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. tober. (W. T. B.) Der General⸗Gouverneur Ge⸗ neral Gurko ist, unter Belassung auf seinem bisherigen Posten, zum Mitglied des Reichsraths und der kom mandirende General des zweiten Armee⸗Corps, General Lieutenant Nikitin zum kommandirenden General der

des General⸗Admirals Großfürsten Alexis fand heute die feierliche Grundsteinlegung zu dem ersten südrussischen Trockendock statt.

Dänemark. Kopenhagen, 6. Oktober. (W. T. B.) Der deutsche Gesandte von Philippsborn wurde heute von dem König empfangen und sprach Sr. Majestät im Namen des hiesigen diplomatischen Corps dessen Theil⸗ nahme an dem Verluste aus, von welchem der König und das Land durch den Brand des Schlosses Christiansborg betroffen worden. 8

Der Reichstag ist heute im Festsaale der Universität eröffnet worden. Der König berührte in der von ihm verlesenen Thronrede auch die Feuersbrunst im Schlosse

etwas höheren Effektiv, so daß für die

S

Christiansborg und sagte: das Königliche Schloß, welches

dem HReichstage ganz besonders ans Herz, die Selbständigkeit

ssiichern, und schließt mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß auch die übrigen Arbeiten für das Wohl des Landes von dem

Truppen des Wilnaer Militärbezirks ernannt worden. Sewastopol, 6. Oktober. (W. T. B.) In Gegenwart

nur wenig gutem

den Vertretern liege in Trümmern und es müsse dies zu ernstem Nach⸗ denken stimmen, zugleich aber als eine ernste Aufforde⸗ rung betrachtet werden, in Eintracht für das Wohl des Landes und des Volkes zu arbeiten. Die Thronrede legt

des Landes durch zweckmäßige Vertheidigungsmaßregeln zu

besten Erfolg begleitet sein möchten. Der König wurde bei seinem Eintritt in den Saal und als er denselben wieder ver⸗

ließ, mit neunmaligen Hochrufen begrüßt. Bei der hierauf vorgenommenen Präsidienwahl wurden die bisherigen Prä⸗ sidenten wiedergewählt. Der Reichstag wurde alsdann auf 4 Wochen vertagt.

Afrika. Egypten. Kairo, 6. Oktober. (W. T. B.) ine Depesche des Obersten Kitchener aus Ambukol erichtet: ein Dampfer Stewarts, welcher von Khartum am, habe an dem Felsen des Katarakts von Wadigarna chiffbruch gelitten und sei gesunken. Stewart habe einen

Boten an Kitchener abgesandt, welcher Hülse von Dongola us verlangen sollte.

Das „Reutersche Bureau“ meldet: Ein offizieller Be⸗ icht des Obersten Kitchener sagt, daß nach dem Schiff⸗

bruch des Dampfers Stewarts ein Scheikh sich erboten

habe, Stewart durch die Wüste bis nach Merawi zu führen.

Auf dem Wege dorthin seien Stewart und seine Begleiter rmordet worden.

Zeitungsstimmen.

In einem „Der Kampf des manchesterlichen Liberalismus

ms Dasein“ überschriebenen Artikel der „Schlesischen Zeitung“ heißt es:

.. Von jener Zeit ab nahm Fürst Bismarck die sozialen und irthschaftlichen Dinge in die eigene starke Hand. Der Kampf, en er begann, war ein Kampf gegen das Manchesterthum, das ch plötzlich zweier mächtiger Feinde zu erwehren hatte. In iner Front sah es den reformatorischen Kanzler, in seinem ücken die revolutionäre Sozialdemokratie. Die nationalliberale artei, bis dahin noch eifrige Anhängerin des manchesterlichen aisser faire und des radikalen Freihandels, zerbrach in Stücke. Ihr nker, am manchesterlichen Prinzip eisern festhaltender Flügel näherte ch dem Fortschritt und hat sich schließlich mit demselben verschmolzen; er rechte Flügel verharrte lange in unentschiedener Stellung, hat sich ber, nachdem er in derselben mehr und mehr an Einfluß und Anhang

verloren, nunmehr vollständig zu der sozialen und wirthschaftlichen Politik der Regierung bekannt. 8 Das Manchesterthum, von dem sich auch die nationalökonomische Wissenschaft inzwischen vollständig abgewandt hat und dessen einziger tepräsentant heute die Koalitionspartei der „Deutschfreisinnigen“ ist, kämpft auf Leben und Tod um seine Existenz das ist die augen⸗ blickliche Phase des unsere Zeit erfüllenden, weltgeschichtlichen Prozesses, nd in dieser Phase treten wir in den Wahlkampf. Die Deutschfreisinnigen wissen, was zur Zeit für sie auf dem Spiele steht. Ist die manchesterliche Doktrin überwunden,

)9 bricht auch der politische Boden unter ihren Füßen zusammen. Die soziale Reform ist die entschiedenste Negation

nes nackten Individualismus, auf welchen alle fortschrittlichen doktrinen und Bestrebungen hinauslaufen. Sie will nicht die Auf⸗ ösung der Gesellschaft in ihre Atome, sondern organische Gliederungen, korporative Verbände. Sie beschränkt die Willkür es Individuums, soweit das Wohl der Gesammtheit dies fordert. ie soziale Reform bewegt sich nicht in abstrakten Theorien, son⸗ ern greift tief hinein ins volle Menschenleben. Sie ist gleich un⸗ ereinbar mit einem parlamentarischen Parteiregiment, wie mit epublikanischen Velleitaäten, denn ein starkes Königsthum ist den ozialen Problemen gewachsen.

Der Kampf um das Dasein, den der Fortschritt zur Stunde ührt, erklärt vollkommen dessen gegenwärtige Haltung. Wir haben

nicht mehr, wie in den Jahren nach dem letzten Kriege mit einer

artei zu thun, deren Streben vornehmlich dahin ging, gewisse demo⸗ kratische Prinzipien zur Geltung zu bringen und zu diesem Zwecke in positiver Weise an der Gesetzgebung mitzuwirken, sondern mit einer Partei, die sich einzig und allein „entschiedene Opposition“, also kon⸗ sequente Negation, zur Aufgabe stellt und alles andere als „vom Uebel“ erklärt. Eine solche Partei kann nie und nimmer die Partei der⸗ jenigen sein, die ein Verständniß für den großartigen sozialen Ent⸗ wickelungsprozeß haben, in dessen Verlaufe wir leben, sie kann nie und nimmer die Partei unseres Bürgerthums sein, das einen fried⸗ lichen Ausgang dieses Prozesses anstrebt. Was sich noch zu ihr be⸗ kennt, thut es unbewußt und verwirrt durch die alten Schlagworte liberal und konservativ, Worte, die in der sozialen Bewegung unserer Zeit eine entscheidende Bedeutung nicht mehr haben. Heute heißt es einfach: Soziale Reform oder soziale Revolution. Wer nur negirt, beschwört die letztere herauf. .“

„— Das „Leipziger Tageblatt“ schreibt zur Unfall⸗ versicherung:

Je näher der Endtermin für die Einbringung von Anträgen beim Reichs⸗Versicherungsamte zur Bildung freiwilliger Berufsge⸗ nossenschaften rückt, einen desto größeren Eifer entfalten auch die In⸗ dustriellen und die industrielle Interessen vertretenden Vereine. Daß bei diesem Eifer für die Aufgaben des Unfallversicherungsgesetzes auch manche falsche Auffassung und Verkennung der Prinzipien des Gesetzes mit unterläuft, ist ja nicht zu verwundern. Nicht mit einem Schlage kann dem großen Publikum die Bedeu⸗ tung dieses wesentlichsten Schrittes zur Sozialreform klar werden und zumeist am allerwenigsten können sich Diejenigen mit dem Wesen desselben vertraut machen, welche an die Unfallgenossenschaften und Unfallaktienbanken denken, sobald sie den Namen Berufsgenossen⸗ schaften hören. Für diese ist es besonders schwer, sich in Gedanken die neuen Berufsgenossenschaften zu konstruiren, und es ist dies, Falls sie nur eine günstige Meinung von den alten Genossenschaften hatten, leicht erklärlich. Es macht sich daher, wie es immer geht, wean man sich von lieb gewordenen Gewohnheiten trennen muß, hier und da eine kleine Unzufrieden heit mit der neuen Organisation breit, eine Unzufriedenheit, welche weniger im Gesetz selbst seinen Grund hat, sondern welche durch die Unbequemlichkeit, sich in neue Verhältnisse einarbeiten zu müssen, erkärt wird.

Die Blätter der deutsch⸗freisinnigen Partei, deren Anhänger im Reichstage bekanntlich gegen das Gesetz stimmten, suchen nun diese Unzufriedenheit, diese mißverständliche Auslegung des Gesetzes nach Kräften auszubeuten und betrachten die durch die Unbequemlich⸗ keit hervorgerufenen Aeußerungen und Bestrebungen als einen willkommenen Keil, den sie zwischen die sozialpolitischen Pläne des Reichskanzlers treiben können. Sei es Unkenntniß der thatsächlichen Verhältnisse, sei es Parteileidenschaft oder das be⸗ kannte frivole Spiel mit den Interessen der Nation, welche die mißverständliche Auffassung des Gesetzes in kleinen Kreisen zu einer Staatsaktion aufbauscht und womöglich daraus die Undurch⸗ führbarkeit des Gesetzes herleitet, Pflicht der nationalen Presse ist es immer wieder, auf den großen Gedanken der Sozialreform hinzu⸗ weisen und das Verständniß für die Berufsgenossenschaften als die Träger der letzteren zu fördern. Die von deutsch⸗ freisinnigen Blättern ausposaunte Unausführbarkeit des Un⸗ fallversicherungsgesetzes besteht selbstverständlich nur in der

hantasie derselben und es läßt auf wenig Geist schließen,

der Nation bisher zum Obdach gedient,

8 8

bestrebungen, welche sich in manchen Kreisen, allerdings nur sehr ver⸗ einzelt, geltend machen und welche von über das ganze Reich aus⸗ gedehnten Genossenschaften nichts wissen wollen. Diese Bestrebungen sind, wie wir schon bemerkten, sehr vereinzelt und auf gewisse lokale Ver⸗ hältnisse zurückzüuführen.. . Ganz abgesehen davon, daß wir in allen Fragen nur unseren eigenen Standpunkt einnehmen, sind wir doch in diesem Falle in vollkommener Uebereinstimmung mit dem Reichs⸗ Versicherungsamt.. . Für uns ist die Berufsgenossenschaft die 8 sammenfassung der einzelnen Betriebe zu einer durch das Gesetz be⸗ dingten Organisation. Wir legen Gewicht auf das Wort „Beruf“, denn nur in ihm finden die Angehörigen der Genossenschaften die Be⸗ ziehungen und gleichartigen Bestrebungen im ganzen Reich wieder. Wir legen deshalb auch Werth auf die über das ganze Reich aus⸗ gedehnte Genossenschaft und treten für sie mit aller Kraft ein, weil der Beruf eben die Basis derselben ist.

Wie die Stimmung nun im Allgemeinen in Deutschland ist, das beweisen am besten die zahlreich in Aussicht gestellten Berufsgenossen⸗ schaften über das ganze Reich, das Interesse, welches daran fast alle Industriellen nehmen und gegen welches die sehr vereinzelte Mißstim⸗ mung oder die ungerechtfertigte Befürchtung der „Nichtdurchführbar⸗ keit“ verschwindet, trotzdem man sich befleißigt, aus der Mücke einen Elephanten zu machen. Bezeichnend jedoch ist diese Art und Weise für die Deutsch⸗Freisinnigen. In der ganzen Bewegung sehen wir aber wieder recht deutlich, welchen großen Anklang in der Nation dieser Schritt zur Sozialreform und ihrer Aus⸗ führung gefunden hat. Die Voertreter des Volkes im Reichs⸗ tag, ebenso wie die Regierung haben sich nicht gedacht, daß in so kurzer Zeit die gesammte Industrie, mit den bekannten Ausnahmen, den Geist des Gesetzes oder besser den Gedanken der Gesetzgebung so richtig auffaßte und wie sie, allen kleinlichen Bedenken zum Trotz, welche im Reichstage die Aenderung des §. 9 herbeiführten, einzig und allein die zuerst ausgesprochene Meinung der Regierung, die Bil⸗ dung von über das Reich ausgedehnten Genossenschaften, zu der ihrigen gemacht hat, und damit heute schon die vom Reichstage dem §. 9 gegebene Form gründlich desavouirt hat. 8

Seitens der Redaktion der „Frankfurter Zeitung“ sind um Aufnahme nachstehender „Berichtigung“ ersucht worden:

In Nr. 229 vom 29. September d. J. hat der „Reichs⸗ Anzeiger“ eine Auslassung des „Schwäbischen Merkurs“ wiedergegeben, in der es heißt:

„Was schreibt nun die „Frankfurter Zeitung“ jetzt, nachdem sie früher in dasselbe Horn gegen das Verbot des amerikanischen Speckes und Schmalzes geblasen. Man traut seinen Augen nach diesen tollen Prophezeiungen kaum. Die 16“ Zeitung“ sagt in einem von Berlin datirten Artikel: „Entgegen den vielfachen kundgegebenen Befürchtungen, daß diese Maßnahme (Verbot) den Preis des Speckes und Schmalzes erheblich steigern würde, ist gerade das Gegentheil eingetreten. Seit einer langen Reihe von Jahren ist der Preis des und des Schmalzes niemals so billig gewesen, als gegen⸗ wärtig.“

Diese Angabe (des „Schwäbischen Merkur“) ist unwahr. Die der „Frankfurter Zeitung“ in den Mund gelegten Worte sind dem Bericht der Handelskammer zu Bochum ent⸗ nommen und im weiteren Verlauf des Artikels von der „Franz arter Zeimmg“

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 39. Jahreswoche von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 26,4. in Breslau 27,8, in Königsberg 33,1, in Cöln 22,7, in Frankfurt a. M. 16,0, in Hannover 19,4, in Cassel 18,4, in Magdeburg 26,2, in Stettin 21,8, in Altona 27,9, in Straßburg 20,7, in Metz 20,6, in München 26,4, in Nürnberg 27,7, in Augsburg 27,6, in Dres⸗ den 25,6, in Leipzig 17,7, in Stuttgart 15,1, in Braunschweig 23,0, in Karlsruhe 17,0, in Hamburg 21,9, in Lübeck —, in Wien 20,9, in Budapest —, in Prag 31,5, in Triest —, in Krakau 24,5, in Basel 7,0, in Brüssel 27,9, in Amsterdam 24,5, in Paris 21,4, in London 16,1, in Glasgow 24,5, in Liverpool 25,1, in Dublin 30,2, in Edinburg 19,5, in Kopenhagen 27,5, in Stockholm 27,9, in Chri⸗ stiania 20,1, in St. Peterßburg 20,4, in Warschau 31,7, in Odessa 27.4, in Rom 23,9, in Turin 19,1, in Bukarest 25,0, in Madrid 30,3, in Alexandria 40,0. Ferner aus der Zeit vom 1.—6. September er.: in New⸗York 26,8, in Philadelphia 22,8, in Chicago —, in Cinecinnati —, in St. Louis —, in San Fran⸗ zisko 13,5, in Kalkutta 25,2, in Bombay 28,8, in Madras 36,5. Beim Wochenbeginn herrschten an den deutschen Beobachtungs⸗ stationen meist südliche bis südwestliche, in München östliche Luft⸗ strömungen und blieben, vorübergehend mit nordwestlichen, in Karls⸗ ruhe mit nordöstlichen Winden wechselnd, auch an den meisten Stationen bis zum Schlusse der Woche überwiegend, nur in München

26. September an, Nordwestwinde die Oberhand. Die Temperatur der Luft lag an den meisten Stationen (am erheblichsten an den süd⸗ deutschen) etwas unter der normalen und entsprach der letzteren nur in Heiligenstadt und Bremen; namentlich waren die Morgentempe⸗ raturen sehr niedrige in München, Konitz und Berlin sank das Thermometer bis zu 2, bezw. 2,2 und 2,50 C. Niederschläge waren selten und spärlich. Der beim Wochenbeginn mäßig hohe Druck der Luft sank in den ersten Tagen, stieg vom 22. Abends an wieder rasch, zeigte am 25. an allen Stationen wiederum eine Ab⸗ nahme, um am Schluß der Woche allgemein wieder zu steigen.

In der Berichtswoche gestalteten sich die Sterblichkeitsverhältnisse in den meisten Großstädten Europas günstiger. Unter den deutschen Städten sind es namentlich die Städte in den beiden rheinischen Gruppen und an der ‚Nordseeküste, die eine geringe Sterblichkeit aufweisen. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank pro Mille und Jahr berechnet auf 23,9 von 25,4 der Vorwoche. Sehr bedeutend vermindert war der Antheil des Sauglingsalters an der Sterblichkeit. Von 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr be⸗ rechnet, 95 Säuglinge (gegen 107 der Vorwoche); in Berlin 113, in München 104.

Unter den Todesursachen hat eine weitere, ziemlich allgemeine Abnahme von Darmkatarrhen und Brechdurchfällen der Kinder statt⸗ gefunden. Doch betrug [die Gesammtzahl der gemeldeten Sterbe⸗ fälle aus deutschen Städten noch immer 623. Während in Bre lau, München, Dresden, Berlin, Braunschweig, Cöln und in den größeren rheinischen Städten, ferner in Wien, St. Petersburg, Odessa die Zahl der Sterbefälle an diesen Krankheiten eine geringere wurde, nahm sie in Königsberg, Nürnberg, Halle, Görlitz, Hamburg, Altona, Straßburg, Paris, London, Liverpool, Warschau u. a. zu. Auch Todes⸗ fälle an Ruhr wurden, besonders aus Berlin, seltener gemeldet. Aus Paris kam ein Todesfall, aus Berlin eine Erkrankung an Cholera nostras zur Anzeige. Von den Infektionskrankheiten zeigen Schar⸗ lach, Keuchhusten, typhöse Fieber und Pocken eine Ab⸗, Masern, Dyphtherie und Kindbettfieber eine Zunahme der Sterbe⸗ fälle. Masern wurden in Brieg, Augsburg, Berlin, Worms häufiger, in Paris und London seltener Todesveranlassung. Die Sterblichkeit an Scharlach war in Königsberg, Graudenz, Leipzig, Berlin, Neuß, Prag, Amsterdam, Warschau, Stockholm, Bukarest eine gesteigerte, in Elbing, Stargard i. Pom., Greifswald, Bremen eine verminderte. Diphtherie forderte, besonders in deutschen Städten, wieder mehr Opfer, namentlich war ihre Zahl in Königsberg, Danzig, Stettin, Rostock, Elbing, Stolp, Graudenz, Breslau, Dresden, Magdeburg, Berlin, Frankfurt a. O., Spandau, Hamburg, Altona, St. Petersburg, Warschau, Madrid eine größere. Der Keuchhusten wurde in Dresden, Osnabrück häufiger, in Berlin seltener Todesveranlassung. Typhöse Fieber

daß sie eine JZ. für undurchführbar halten, welche mit illen und Verwaltungstalent herzustellen ist.

Was ihnen den Anlaß zu einem Zweifel bietet, sind die Sonder⸗

gewannen von der Mitte der Woche, in Konitz und Breslau vom

dition des „Reichs⸗Anzeigers“.

Aus Breslau. Posen, Dortmund kamen mehrfache Todesfälle zu

Anzeige. Sterbefälle an Flecktyphus wurden nur aus Danzig und Murcia je 1 gemeldet. Pocken zeigten sich seltener, aus Cöln,

Tilsit, Brüssel, Wien, Liverpool, Odessa, Rom, Venedig werden ein⸗ zelne, aus Paris, St. Petersburg, Lissabon, New⸗Orleans je 2, aus Prag und London mehrfache Todesfälle gemeldet. Die Nachrichten über die Cholera lauten aus Südfrankreich und Spanien günstiger. In Italien hat sich die Epidemie über fast alle Provinzen verbreitet, wenn auch in den meisten derselben, besonders in Neapel, ein Nachlaß ersichtlich ist.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die in Nr. 232 des „Reichs⸗Anzeigers“ angekündigte illustrirte Wochenschrift „Der Berliner“ (Verlag von S. Schottländer in Breslau und Berlin) kostet nicht, wie dort angegeben, 2,25 ℳ, son dern nur 1,30 pro Quartal.

Gewerbe und Handel.

Der Cours für die hier zahlbaren österreichischen Silber⸗ Coupons ist auf 167 für 100 Fl. österreichisches Silber herab⸗ gesetzt worden.

Die „Leipz. Ztg.“ theilt folgenden Bericht von der Leip⸗ ziger Michaelismesse über Baumwollen⸗ und Leinen⸗ waaren mit: Weder das herrliche Herbstwetter, noch das voran⸗ gegangene befriedigende Geschäft vermochten gegenwärtiger Messe ein animirtes Gepräge zu verleihen. Rohkattune waren wenig gefragt und hielten namentlich Druckereien mit ihren Käufen sehr zurück. 34“9 19/17 notirten 21 ¼ per Meter Berliner Konditionen, 36 Warpcops und ½ Pincops 98 bis 100 per ½ kg netto. In veredelten Baumwollenwaaren fand zwar nur geringer Umsatz statt, doch stellten sich die Preise ziemlich fest. Was Leinengarne anlangt, so sind die Spinner mit ihren Forderungen höher, während die Webereien zu alten Preisen verkaufen müssen. Das Geschäft der Leinenbranche verlief zwar still, da weder in sächsischen noch schlesischen Leinen größerer Bedarf auftrat und auch schlesische und englische Taschentücher, dabei auch weiß⸗ leinene Monopoltaschentücher, diesmal vernachläßigt blieben; immer⸗ bin jedoch ist die Branche eine gesunde. Am ungünstigsten lag das Geschäft in der Jute⸗Branche, deren Gewebe einen Rückgang erlitten, es machen sich die Folgen der Ueberproduktion in diesem Artikel geltend. Auch Jutegarne waren ungemein niedrig offerirt. Spiel⸗ waaren: Die Herbstmesse hat für die Fabrikanten dieser und ver⸗ wandter Branchen bei Weitem nicht die Bedeutung, wie man anzu⸗ nehmen geneigt ist; sie wird deshalb von vielen größeren Häusern gar nicht mehr beschickt. Wenn die diesjährige Messe auch etwas leb⸗ hafter besucht war als ihre Vorgängerin, so sind die Einkäufer zum Theil nur Detaillisten, deren Aufträge nicht zu Buche gehen. Grossisten, sowie die größeren und fachkundigen Detaillisten haben ihren Bedarf für das kommende Weihnachten schon lange vor der der Herbstmesse gedeckt.

Nach dem Geschäftsbericht der Sächsischen Maschinen⸗ fabrik zu Chemnitz, vorm. im vergangenen Geschäftsjahre um 303 832 gesteigert und dem⸗ nach 1 002 635 gegen 698 803 in 1882/83 betragen. Der Rei

gewinn beziffert sich mit 749 829 und gelangt mit 675 000 zur Vertheilung an die Aktionäre gleich 9 % Dividende, mit 61 573 zu Tantièmen an Direktion und Verwaltungsrath und mit 13 256 zum Vortrag auf neue Rechnung. Die Abschreibungen betragen ins⸗ gesammt 252 806 Im Ganzen sind 3190 Maschinen der ver⸗ schiedensten Gattungen und 523 725 kg Transmissionen angefertigt und abgeliefert worden, im Werthe von 9 538 322 Für Modelle sind in der 1883/84er Betriebsperiode 100 657 ver⸗ ausgabt worden. Die Betriebsmittel beziffern sich mit 4 570 170 ℳ, von welchen 1 826 646 für Reserven, Dividenden, Tantièmen ꝛc. in Abzug zu bringen sind, so daß 2 743 524 verbleiben. Seit dem Bestehen der Gesellschaft sind 57,36 % des Aktienkapitals ich 4 302 111 auf Abschreibungen und 314 400 auf Hypotheken⸗ rückzahlungen verwandt und der Reservefond auf die statutenmäßige Höhe von 750 000 gleich 10 % des Aktienkapitals gebracht worden.

Danzig, 7. Oktober. (W. T. B.) Die Einnahmen de Marienburg⸗Mlawkaer Eisenbahn betrugen im September d. J. 200 666 ℳ, mithin 25 800 mehr als in demselben Zeitraum des Vorjahres.

Nürnberg, 4. Oktober. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Das Geschäft war am gestrigen Markt, Vormittags ein sehr schleppendes; Nachmittags befestigte sich die Tendenz in Folge vermehrter Frage jedoch wieder. Verkauft wurden im cg. 1300 Ballen. Heute traf nur eine Landzufuhr von ca. Säcken ein und die Bahnabladungen hatten ebenfalls keinen großen Umfang. Die Frage war eine gute, wenn auch die Exporteure sich zurückhielten. Bis Mittag mag der Umsatz ca. 800 Ballen be⸗ tragen. Die Preise sind im Großen und Ganzen, die vorgestern ge⸗ meldeten. Die Stimmung ist ruhig fest. Die Notirungen lauten: Markthopfen, prima 95 —- 105 ℳ, mittel 82 88 ℳ; Gebirgs hopfen, prima 112 120 ℳ, mittel 100 105 ℳ; Aischgründe prima 120 125 ℳ, mittel 105 110 ℳ; Württemberger, Haller tauer, Badische und Elsässer, prima 128 130 ℳ, mittel 115 bi 118 ℳ; Posener fehlen. G „Neustrelitz, 7. Oktober. (W. T. B.) Die Direktoren de hiesigen Vorschußanstalt, welche wegen ungestempelt ausgegebener au porteur Papiere von dem hiesigen Landgericht zu 130 000 Strafe verurtheilt worden waren, während der Staatsanwalt 33 Ordnungsstrafe für jeden Angeklagten beantragt hatte, haben die Revision des Erkenntnisses bei dem Reichsgericht beantragt. b

Weimar, 6. Oktober. (Th. C) Die Apolda'ische In dustrie erfreut sich fortgesetzt einer regen Thätigkeit. Namentlich in einzelnen Branchen sind trotz der vorgerückten Jahreszeit Arbeits⸗ kräfte noch immer gesucht. Der anfänglich in Folge der durch di mit dem Ausbruch der Cholera im Zusammenhang stehenden Ver kehrshindernisse eingetretene Stillstand ist bald ausgeglichen worden

Wien, 7. Oktober. (W. T. B.) Die „Wiener Zeitung meldet, daß die Länderbank die Konzession zu einer Aktien gesellschaft für die Ergänzungslinien der östereichisch ungarischen Eisenbahnen erhalten hat.

(Glasgow, 6. Oktober. (W. T. B.) Die Verschiffunge von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 9600 gege 12 000 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. 1

Bradsord, 6. Oktober. (W. T. B.) Wolle flauer, Realisirungen Käufer zurückhaltend, da Konsumenten genügend Vor⸗ rath haben.’'Garne stetig. Stoffe: besserer Begehr für den Kontinent. 18 Submissionen im Auslande.

Spanien. 8 30. Oktober. General⸗Direktion der öffentlichen Arbeiten in Madrid und Provinzial-⸗Civilregierung in Huelva. Beschaffung von 3 Bojen, Sypstem Nebert, für die Barre des Hafens von Huelva. Voranschlag: Pesetas 13 427,40. Nähere Bedingungen in der Erxpe⸗-

Verkehrs⸗Anstalten.

Ueber den deutsch⸗österreichischen Tarifkonflikt schreibt der „Brl. Aktionär“’: Unter dem Rubrum „Neuer Tarifkonflikt deutscher und österreichischer Bahnen“ bringen die österreichischen Blätter Mittheilungen, welche, wie dies schon bei den Verhandlungen vor ungefähr zwei Jahren der Fall gewesen ist, Unrichtiges und . treffendes in bedenklicher Weise vermischen. Uasere Leser werden sich noch erinnern, wie das im Februar v. J. geschlossene Abkommen ins besondere auf der Grundlage aufgebaut ist, daß alle geheimen Fracht⸗ nachlässe vermieden, alle geltenden Tarife und deren Nachträge in ge höriger Weise publicirt und die Wasserum schlagaplae nicht günstiger be handelt werden sollten, als die direkten Bahnverkehre. Die vtes cg Staatsbahnen baben s. Z. keinen Zweifel gelassen, daß ohne die An

wurden seltener, namentlich in Berlin, Paris und London.

nahme dieser S. deren weitere Durchführung das Berliner Uebereinkommen vom 10. Februar v. J. enthält, auf den Fortbestand

Hartmann, hat der Bruttogewinn sich