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der entschiedenen Opposition des Fortschritts in einer Reihe wichtiger
und Nickelvitriol sind nicht dargestellt worden.
8 Braunsberg, welche am 2. Juli 1884 stattfand, hat das Festcomité
des Reichskanzlers stehen und nur das Programm der jeweiligen Regierung in feierlicher Form verkünden”. Von Satz zu Satz ist die Rede des Präsidenten der Wahlversammlung auch in ihrem weiteren Texte nur eine in durchaus loyalem Ton gehaltene Verthei⸗ sigung — um nicht zu sagen: Entschuldigung und Beschönigung —
Fragen, in denen die Nation und die große Mehrheit ihrer Vertretung auf Seiten der Regierung stand und in welcheg die Gesetzgebung zu positiven Resultaten gelangt ist. Das Streben nach einem parla⸗
mentarischen Regiment wurde geradezu in Abrede gestellt. Mit beson⸗
erer Betonung hob der Redner auch hervor, daß es seiner Partei nicht in den Sinn komme, an der Wehrkraft der Nation zu rütteln; er schieg indeß weislich davon, daß der Fortschritt noch in neuerer Zeit gegen das Gesetz über die Ausbildung der Ersatzreserven und die unabweisbar gebotene Vermehrung der Cadres aufs Leidenschaftlichste angekämpft hat und daß sein Hauptpostulat stets auf Ersparnisse am Militär⸗ etat gerichtet ist. Die programatische Forderung der Deutschfrei⸗ sinnigen, daß in Zukunft das Septennat aufhören und der Präsenz⸗ stand von drei zu drei Jahren festgestellt werden solle, wurde in den Schleier der Unschuld gehüllt. Gewiß haben nur wenige der An⸗ wesenden diesen Schleier durchschaut und sich klar gemacht, daß die dreijährige Bewilligung nichts anderes bedeutet als das jedes⸗ malige Hineinwerfen einer Erxistenzfrage für unsere Armee in den
Strudel des Wahlkampfes.
Das Ensemble der Rede des intellektuellen Hauptes der Breslauer Fortschrittspartei zeugt ganz unstreitig von einem Fortschritt in unserem Sinne, der unsere kühnsten Hoffnungen weit hinter sich läßt. Die fortschrittliche Aera, in der man es noch mit Erfolg unternehmen durfte, den Wählern Breslau's anzusinnen, in der Person des verstorbenen Herrn Bürgers einen der radikalsten Demagogen von 1848 als ihren Vertreter zu erklären, liegt erst sechs Jahre hinter uns, aber der Faden zwischen damals und: jetzt ist bereits vollständig gerissen. Auch in den fortschrittlichen Reihen hat eine antifortschrittliche Strömung die Oberhand gewonnen. Die Führer haben erkannt, daß „entschiedene Opposition“ nicht mehr populär ist, daß der völlige Schiffbruch des Manchesterthums sich nicht mehr vor der öffentlichen Meinung verleugnen läßt, daß die großen Reformakte, welche der Regierung im Laufe der letzten Jahre gelungen, die Verstaatlichung der Eisenbahnen, die Tarif⸗ gesetzgebung, die Verbesserungen unserer Gewerbeordnung, die Re⸗ gelung des Aktienwesens, das Krankenkassen⸗ und das Unfeallgesetz, die dankesvollste Anerkennung der Nation gefunden haben und daß die fortschrittliche Opposition nichts aufzuweisen hat als eine Reihe der eklatantesten Niederlagen. Die fortschrittlichen Führer haben gleichzeitig gelernt zu rechnen mit dem die nationale Gesammt⸗ heit immer tiefer erfassenden Gefühl für die welthistorische Bedeutung unseres Kaisers und seines Kanzlers und mit der Bewunderung, welche unser Volk der genialen, des Vaterlandes Ruhm und Größe mit jedem Tage mehrenden Friedenspolitik seines unvergleichlichen Staatsmannes zollt.
Gesegnet sei der Fortschritt — der Fortschritt zu besserer Er⸗ kenntniß!
Sttatistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 12. bis inkl. 18. Oktober er. zur Anmeldung gekommen: 526 Ehe⸗ schließungen, 867 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, 611 Sterbefälle.
— Ueber die Produktion der Hütten im preußischen Staate im Jahre 1883 entnehmen wir dem bereits erwähnten amtlichen Tabellenwerke folgende Daten:
Roheisen wurde in 98 Hütten als Haupt⸗ und in 4 als Nebenprodukt fabrizirt. Es waren hierbei 18 026 männliche und 955 weibliche, zusammen 18 981 Arbeiter beschäftigt. Die Produktion betrug (inkl. 252 023,342 t als Nebenprodukt) 2 575 977,544 t = 143 070 259 ℳ (pro Tonne 55,54 ℳ), und zwar in 21 Hütten 33 369,791 t Holzkohlenroheisen = 3 820 422 ℳ (114,49 ℳ pro Tonne), und in 77 Hütten 2 542 607,753 t Steinkohlen⸗ und Koks⸗ roheise = 139 249 837 ℳ (54,77 ℳ pro Tonne).
Rohzink wurde in 29 Hütten mit 7137 m. und 1291 w., zu⸗ sammen 8428 Arbeitern dargestellt (außerdem in 1 Hütte als Neben⸗ produkt). Das Quantum betrug 116 644,381 t = 33 668 710 ℳ (288,64 ℳ pro Tonne).
An Blockblei fertigten 13 Hütten als Haupt⸗ und 20 als Nebenprodukt mit 2331 Arbeitern (darunter 21 w.) 84 808,781 t = 20 454 057 ℳ (241,18 ℳ pro Tonne), an Kaufglätte 7 Werke als Nebenprodukt 3858,742 t = 894 385 ℳ (231,78 ℳ pro Tonne).
Kupfer wurde als hammergares Block⸗ und Rosettenkupfer auf 9 Werken als Haupt⸗ und auf 2 als Nebenprodukt im Quantum von 18 205,166 t = 24 667 537 ℳ (1354,97 ℳ pro Tonne) mit 2768 m. Arbeitern, als Kupferstein zum Verkauf auf 2 Werken als Haupt⸗ und auf 4 als Nebenprodukt im Gewicht von 544,948 t = 187 983 ℳ (344,96 ℳ pro Tonne) mit 62 Arbeitern hergestellt.
An Silber gewannen 4 Hütten als Haupt⸗ und 14 als Neben⸗ prudukt mit 541 Arbeitern 172 865,54 kg = 25 894 893 ℳ (149,28 ℳ pro Kilogramm), an Gold 5 Werke als Nebenprodukt 101,59 kg = 284 422 ℳ (2799,90 ℳ pro Kilogramm).
Nickel produzirten 2 Werke mit 163 Arbeitern im Gewichte von 109 490 t = 755 000 ℳ (6895,61 ℳ pro Tonne).
Als Nebenprodukte wurden gewonnen: (1 Werk) 21 t Blau⸗ farbwerkprodukte = 340 000 ℳ (16 190,48 ℳ pro Tonne), (8 Werke) 2419 kg Cadmium = 21 520 ℳ (8,90 ℳ pro Kilo⸗ gramm), (1 Werk) Uranpräparate 9,40 kg = 275 ℳ (29,26 ℳ pro Kisogramm) und (9 Werke) 3753,394 t reinen Stangenschwefel = 497 385 ℳ (132,52 ℳ pro Tonne).
Die Produktion von Mangan betrug in 1 Werk 11,8 t = 34 200 ℳ (2893,31 ℳ pro Tonne), von Antimon⸗, Zinn⸗ und Bleilegirungen (in 1 Werk als Nebenprodukt) 104,06 t = 56 288 ℳ (540,92 ℳ pro Tonne), von Antimonmetall in 1 Werk 24,428 t = 15 390 ℳ (630,01 ℳ pro Tonne), von Arsenikalien in 2 Werken 57 722 kg = 11 469 ℳ (198,69 ℳ pro Tonne).
Englische Schwefelsäure wurde von 2461 Arbeitern in 46 Werken als Haupt⸗ und in 9 als Nebenprodukt im Quantum von 222 761,160 t = 11 142 618 ℳ (50,02 ℳ pro Tonne) fabrizirt, rauchendes Vitriolöl in 1 Fabrik mit 2219,457 t = 110 975 ℳ (50 ℳ pro Tonne).
Eisenvitriol fabrizirten 2 Werke (5 Arbeiter) als Haupt⸗ und 15 als Nebenprodukt im Quantum von 4872,171 t = 206 517 ℳ (42,39 ℳ pro 2. Kupfervitriol 1 Werk (1 Arbeiter) als Haupt, und 4 als Nebenprodukt mit 2516,692 t = 1 013 195 ℳ (402,59 ℳ pro Tonne), gemischten Vitriol 1 (9 Arbeiter) bezw. 1 Werk mit 410,611 t = 58 522 ℳ (142,52 ℳ pro Tonne), Zink⸗ vitriol 3 Werke als Nebenprodukt mit 567,411 t = 44 754 ℳ (78,87 ℳ pro Tonne) und Farbwerke 2 Werke als Nebenprodukte mit 183,7 t = 11 534 ℳ (62,79 ℳ pro Tonne).
Quecksilber, Wismuth, Zinn, Schwarzkupfer zum Verkauf, Selne
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Kunst, Wissenschaft und Literar.
Der Maler hrefeler Ludwig Burger, bekannt durch seine zahlreichen dekorativen Arbeiten in hiesigen öffentlichen und privaten Bauten (Rathhaus, Universitäts⸗Bibliathek, Flora ꝛc.) sowie durch seine fruchtbare Thätigkeit als Illustrator, ist vorgestern hier nach langen Leiden verstorben.
— Anläßlich der sechshundertjährigen Jubiläumsfeier der Stadt
ein Gedenkblatt für die Bürgerschaft Braunsbergs herausgegeben. (Braunsberg, Druck der Ermländischen Zeitungs⸗ und Verlagsdruckerei J. A. Wichert.) Unter anderen Feierlichkeiten
insbesondere die Entwickelung Braunsbergs, welches seit 112 Jahren der preußischen Monarchie einverleibt wurde, betont und mit Dank die Segnungen anerkennt, welche die Stadt unter der preußischen Regierung erfahren hat. „VVertrauensvoll, heißt es, können wir in das neue Jahrhundert eintreten. Unser erhabener Kaiser, der unser Vaterland zu nie geahnter Größe und Kraft empor⸗ geführt hat, bat wiederholentlich in ernster, zu Herzen gehen⸗ der Weise die Förderung der Volkswohlfahrt als die Aufgabe seines Lebens bezeichnet. Er hat die Durchführung dieser Aufgabe in die feste und erprobte Hand seines Kanzlers gelegt, dessen Ge⸗ burtstag auch der eigentliche Geburtstag unserer Stadt ist. Die feste Hand, die bisher die großen Absichten unseres Kaiserlichen Herrn stets so herrlich durchgeführt hat, wird bei dem Ausbau unserer wirth⸗ schaftlichen und sozialen Verhältnisse auch Raum zu schaffen wissen für die arbeitlose — sowohl die schwache und sieche als die über⸗ schüssige — Arbeitskraft. Ueber die bevorstehenden Eisenbahnvorlagen sagt der Redner: Neuester Zeit vollzieht sich eine Besserung. Dank jener wohlthätigen staatlichen Reformmaßregel auf dem Gebiete des Eisenbahnverkehrs, der Verstaatlichung von Privateisenbahnen, kann das Eisenbahnnetz in unserer Provinz eine große Erweiterung erfahren; das bisher vom großen Verkehr fast ausgeschlossene Erm⸗ land wird von einer Eisenbahn durchzogen werden, welche der Stadt ihr altes Hinterland wieder eröffnet und somit den Ausgangspunkt zu neuem Aufschwunge des Handels bilden kann.“ Desgleichen wird die Innungsfrage berührt. Es heißt in der Rede: „Es kann nicht ver⸗ kannt werden, daß der Handwerkerstand die Erfahrungen des Lebens sich zu Nutze zu machen versucht, daß er die Bedeutung eines besseren Geschmacks, einer größeren Solidität, einer besseren gewerblichen Bil⸗ dung der Lehrlinge erkannt hat und aus dieser Erkenntniß Nutzen zu ziehen sucht; allein wirkliche Hülfe kann nur von jenen erfreulichen Maßnahmen der Staatsregierung erwartet werden, die die erdrückende Konkurrenz des Hausiergewerbebetriebs in angemessene Schranken ge⸗ wiesen, durch die neue Innungsgesetzgebung dem Drange nach korpo⸗ rativer Gestaltung des Handwerks Rechnung getragen und den Schutz der einheimischen Arbeit zum Zwecke haben.“ — Die kleine Schrift, welche einen ausführlichen Bericht des hübsch verlaufenen Festes bringt, wird einen Beitrag zur Geschichte der Stadt Braunsberg bilden.
— Von der 13. vollständig umgearbeiteten Auflage des Brock⸗ hausschen Konversations⸗Lexikons sind wiederum 4 Hefte, Heft 127 bis 130 erschienen. Dieselben führen den Tert von „Honorius“ bis zu „In thesi“ fort, enthalten eine Menge theils längerer theils kürzerer lehrreicher und interessanter Artikel aus den verschiedenen Wissensgebieten und des mannigfaltigsten Inhalts und sind außerdem mit 5 Tafeln Abbildungen (Industriepflanzen I., In⸗ sekten I. u. III., Insektenfresser, Insignien) und 2 kolorirten Karten (Irland und indischer Ozean) ausgestattet.
— Antiquarischer Anzeiger (Nr. 49) von Lehmann u. Lutz in Frankfurt a. M. 813 Nrn. — Inhalt: Curiosa (Humo- ristica. Facetiae. Mystik. Spiritismus. Freimauerei. Flagel⸗ lantismus. Inquisition. Pferdekunde. Spiele, bes. Schach ꝛc. ꝛc.).
Gewerbe und Handel.
Nürnberg, 23. Oktober. (Hopfenmarkthericht von Leopold Held.) Am gestrigen Markt wurden ca. 700 Ballen zu gedrückten Preisen verkauft. Heute betrug die Landzufuhr ungefähr 700 Säcke, wozu annähernd gleich große Bahnabladungen kamen. Das Geschäft war in Folge von Zurückhaltung der Käufer sehr schleppend. Markt⸗ und Gebirgshopfen wurden um ca. 5 ℳ billiger als Dienstag ab⸗ gegeben, und auch auswärtige Hopfen werden zu niedrigeren Preisen angeboten. Der größte Theil der Verkäufe besteht aus Markt⸗ und Gebirgshopfen. Von Elsässern, Württembergern, Badischen und Hallertauern sind nur Prima gesucht. Weniger feine Waare dieser Sorten ist selbst bei Preiskonzessionen schwer verkäuflich. Die Stim⸗ mung ist flau. Die Notirungen lauten: Markthopfen 80 — 100 ℳ, Gebirgshopfen 105 — 115 ℳ, Württemberger, Hallertauer und Ba⸗ discher 95 — 125 ℳ, Aischgründer 95 — 115 ℳ, Elsässer 95 — 110 ℳ. Posener 120 — 135 ℳ
Antwerpen, 23. Oktober. (W. T. B.) Wollauktion. An⸗ geboten 1850 Ballen Laplata⸗Wollen, davon 1249 Ballen verkauft. u.““ Von 202 Ballen Schafvließen wurden 75 Ballen verkauft.
Bradford, 23. Oktober. (W. T. B.) Wolle ruhig, für wollene Garne guter Begehr, wollene Stoffe besser. ürs
Verkehrs⸗Anstalten.
Bremen, 24. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Amerika“ ist gestern in Baltimore und der Dampfer „Ems“ von derselben Gesellschaft gestern Abend 6 Uhr in Southampton angekommen.
Hamburg, 23. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Silesia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Morgen 9 Uhr Kap Lizard passirt.
Triest, 23. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Castore“ ist heute Nachmittag 4 ½ Uhr aus Konstantinopel hier
eingetroffen.
Berlin, 24. Oktober 1884.
Morgen, Sonnabend, findet Königliche Parforce⸗ Jagd statt. Rendezvous: Mittags 1 Uhr am Forsthaus
Plantagenhaus. 1““
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(A. Woldt's Wissenschaftl. Corresp.) Ueber die Ruinen von Groß⸗Friedrichsburg berichtet in dem soeben erscheinenden neuesten Heft der „Deutschen Geographischen Blätter“ Hr. J. Wulfken aus Bremen im Anschluß an die Berichte S. M. Korvette „Sophie“: „Auf einer meiner Touren als Leiter verschiedener Expeditionen an der Goldküste stieß ich auf die Ruinen des ehemaligen Kurfürstlich brandenburgischen Forts Groß⸗Friedrichsburg, in unmittelbarer Nähe des Dreifingerkaps gelegen. An mehreren Stellen waren die noch aufrecht stehenden Ueberreste der massiven Mauern von Bäumen besetzt. Ich fand ein noch gut erhaltenes Gewölbe vor, und da die Bewohner des nahe gelegenen Dorfes Princeß village sich weigerten, mir irgendwie behülflich zu sein, indem sie behaupteten, ein Leopard hätte sein Lager dort aufgeschlagen, nahm ich einige meiner Kru⸗Neger, ließ den Eingang gehörig säubern, fand aber darinnen solch eine Unmasse von kleinen Schlangen vor, daß ich genöthigt war, mich zurückzuziehen. Um einigermaßen Umschau halten zu können, mußte ich, da Alles mit Gestrüpp und Schlingpflanzen undurchdringlich überwuchert war, eine gründliche Reinigung des Platzes selbst vor⸗ nehmen; auch der vom Dorfe dahin führende Weg wurde von mei⸗ nen Leuten gesäubert. Da ich selbst der Apolloniasprache hinreichend mächtig bin, fand ich, daß es von ungemeinem Interesse für die Einwohner des Dorfes war, zu hören, daß das Volk meiner Ab⸗ stammung die Erbauer dieses Forts gewesen und versprach mir der Häuptling, nachdem wir nach landesüblicher Sitte uns gegenseitig unseren „dash“ hätten überreichen lassen, wenigstens für Instandhaltung des Weges zu sorgen. Von den Ruinen des anderen ehemaligen brandenburgischen Forts Dorothea, welche einige Meilen davon entfernt, auf einer Landzunge am linken Ufer des kleinen Flusses Aquadah liegen, ist wenig mehr zu sehen; nur die Stein⸗ haufen zeigen dem aufmerksamen Beobachter, daß sich dort früher Schutzvorrichtungen befunden haben. Es muß dieses nur ein kleines weee gewesen sein, um die Mündung des Flusses zu
ützen.
Aus Wies baden wird uns zur Richtigstellung der durch die Presse
fand im Saale des Rathhauses ein Festakt statt, aus dem die Rede des Bürgermeisters Maraun he ber den verdient, die
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verbreiteten irrigen Nachricht, daß das neu erbaute Hotel „zum
Englischen Hof“ daselbst in Folge eines vor einigen Tagen statte
gehabten Brandes betriebsunfähig geworden sei, mitgetheilt, daß das 1.-2. intakt geblieben und in seinem Betriebe nicht gestört worden ist.
Am gestrigen Tage feierte der Direktor des Neuen Friedrich⸗ Wilbelmstädtischen Theaters, Hr. Julius Fritzsche, das 25 jährige Jubiläum seiner Bühnenthätigkeit. Schon am frühen Morgen trafen zahlreiche Depeschen und Briefe ein. Von nah und fern kamen Grüße, besonders aber aus jenen Städten, in welchen der Direktor früher künstlerisch gewirkt hat. Am Abend fand dann im Neuen Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater eine Fest⸗ vorstellung statt. Zur Aufführung kam die zugkräftige Ope⸗ rette, welche schon seit Wochen allabendlich volle Häuser macht „Gasparone“. Auch am gestrigen Festabend fand sich ein freundlich gesinntes und festlich gestimmtes zahlreiches Publikum zusammen. Die Aufführung ging mit mehr als gewohnter Verve von Statten; jeder Mitwirkende setzte alle Kräfte ein, durch lebensvolleres und packendes Spiel sein Theil zur Erhöhung der Stimmung beizutragen. Das Publikum bewies für solches Bemühen sein reges Verständniß und rauschender Beifall und der Ruf nach Wiederbolungen gab hiervon bis zum Schluß der Vorstellung reichlich Zeug⸗ niß. Besonders lebhaft kam die Theilnahme des Publikumz zum Ausdruck, als Hr. Wellhof eine auf den Jubilar zu beziehende Einlage des „Podesta⸗Couplets“ mit dem ihm eigenen drastischen
umor vortrug. Am Schluß der Operette verhüllte anstatt des
auptvorhanges ein Wolkenschleier den Bühnenraum und ein, aus den beliebtesten, am Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater aufgeführten Operetten zusammengesetztes Potpourri bildete die Einleitung zu einer auf der Scene vorbereiteten Ovation. Beim Emporschweben der Gardine gewahrte man in einer mit Blumen und Kränzen reich geschmückten Halle die Damen und Herren des Kunstinstituts um das festlich geschmückte Bild des Direktors versammelt. Der Jubilar wurde unter Tuschblasen, Hochrufen und unter einem förmlichen Blumenregen hereingeführt, um eine poetische, in humoristi⸗ schem Tone gehaltene Ansprache des Hrn. Wellhof entgegenzunehmen. In tiefer Bewegung dankte der Gefeierte Allen, welche ihm zum Gelingen seines Strebens That, Beistand und Wohlwollen entgegen⸗ gebracht und empfing dann noch die besonderen Glückwünsche aller Derer, welche sich in froher Bewegung in seiner unmittelbaren Nähe befanden. Unter jubelnden Hochrufen sank der Vorhang; der Bühnen⸗ ovation schloß sich eine zweite Feier außerhalb der der Kunst geweihten Räume an, wo bei einem festlichen Mahle Freunde und Verehrer sich um den Jubilar scharten und Zeugniß ablegten von der Be⸗ liebtheit dieses Bühnenleiters.
Walhalla⸗Theater. Die neue Operette „Gillette von Nar⸗ bonne“, zu welcher heute die letzte Probe stattfindet, wird nun be⸗ stimmt morgen, Sonnabend, zur ersten Aufführung kommen. Die äußerst schwierige Inscenirung leitete Hr. van Hell, den musikalischen Theil Hr. Kapellmeister Pleininger. In der Besetzung der Haupt⸗ partien werden wir zwei neu angeworbene Kräfte, Frl. Adolfine Zimaier als „Gillette“ und den Baritonisten Hrn. Kroschen als „Graf Roger“ kennen lernen. Ferner sind in der Operette hervor⸗ ragend betheiligt: Frl. Eugenie Erdösy, der eine sehr dankbare Rolle zugefallen ist, dann Hr. van Hell (König Renz,, Hr. Bollmann (Prinz Olivier), Hr. Link, der alz „Griffardin“ sicherlich wieder die Lacher auf seiner Seite baben wird, demnächst Hr. Worms als „Dorfrichter“, Hr. Suppan (Barigoul), Frl. Ruthenberg (Chauteauneuf) und Frl. Rode (Boislaurier). Auf die Dekonationen, welche dem Atelier des Hrn. E. Falk entstammen, und auf die Kostüme, die von Carl Schäffel entworfen und gefertigt sind, ist diesmal eine ganz besondere Sorgfalt verwendet, und da die Handlung im 15. Jahrhundert, zur französischen Ritterzeit spielt, wird die damals herrschende Pracht, hauptsächlich in der Kostüm⸗ ausstattung, vollständig historisch ausgeprägt sein. Heute, Freitag, bleibt das Theater der Generalprobe halber geschlossen.
Concerthaus. Auf dem Programm des morgigen Symphonit⸗ Concerts steht die 9. Symphonie von Beethoven.
8 Die gestrige Galavorstellung im Cirkus Renz brachte die erste Aufführung der angekündigten neuen komisch⸗phantastischen Pantomime, welche zu den sonstigen Ueberraschungen auch noch die neuesten Erfin⸗ dungen auf dem Gebiete der Elektricität zu Hülfe nimmt und damit ganz eigenartige und außerordentlich brillante Effekte ermöglicht. Den Rahmen für dieselben bietet eine von Hrn. Direktor Renz mit bewährtem Geschick erfundene und arrangirte Harleki⸗ nade mit dem Titel „Harlekin à la Edison oder Alles elektrisch und den Haupttypen der italienischen Volks⸗ komödie: Pantalon, Colombine, Harlequin, Pierrot und Pierrette. Originell ist ein darin vorkommender Spiegeltanz des Pierrot, in welchem die Spiegelbilder durch wirkliche Personen getanzt werden, äußerst komisch aber die mittels elektrischer Entzündung bewirkte Explosion, welche den naseweisen Harlekin, den heimlichen Liebhaber Colombine's, auf Anstiften ihres Vaters Pantalon in fünf Stücke zerreißt, die dann aber mittels einer wunderthätigen Salbe und durch den elektrischen Strom wieder zusammengeheilt und neu belebt werden. Brillante Effekte bieten die mit vielem Geschmack arrangirten großen Ballet⸗Diver⸗ tissements: der Schwertertanz der Harlekin⸗Garde mit den an den Schwerterspitzen funkelnden magischen Lichtern, ein hübscher von 6 Damen ausgeführter Walzer, der Solotanz Colombinens, der Tanz der lustigen Grisetten und ein Ensemble von in reichstem Rokoko⸗Kostüm gekleideten Chevaliers und Koketten. Den Haupt⸗ effekt repräsentirt jedoch die tanzende „elektrische Dame“, eine Königin der Nacht, auf deren tief schwarzem Kostüm und in deren Diadem ein Sternenheer von in allen Farben leuchtenden Glühlichtchen funkelt, welches die schönsten Edelsteine an Glanz überstrahlt. Dieser prächtige einzigartige Effekt erregte einen Sturm des Bei⸗ falls, welcher sich immer wiederholte und nach dem von dem ganzen Ensemble gestellten Pyramidenbilde im Finale sich in lauten Rufen nach Meister Renz Luft machte, der denn auch nicht weniger als dreimal erscheinen mußte, um immer neue Ovationen entgegenzunehmen. Die Vorstellungen des Cirkus Renz haben mit dieser Pantomime eine neue außerordentliche Attraktion er⸗ halten, obgleich sie einer solchen bei den vorzüglichen equestrischen und sonstigen Leistungen des Personals kaum bedürfen. Das bewies im ersten Theil der gestrigen Vorstellung besonders die Vorführung des ganz vorzüglich dressirten, schönen Springpferdes „Har⸗ ras“ durch Hrn. Franz Renz, dann Hr. Hager mit seinem in allen Gang⸗ arten der hohen Schule meisterlich zugerittenen Rapphengst „Trafalgar und am Anfang des zweiten Theils die, trotz ihrer zarten Jugend ganz ausgezeichnete und vielversprechende graziöse Schulreiterin Frl. Clotilde Hager, die Tochter des Vorgenannten, auf ihrem Schulpferd „Adgar’. Der ebenfalls als Reitkünstler längst geschätzte Hr. Wells bot Er⸗ staunliches auf ungesatteltem Pferde, und die anmuthige Equilibristin Miß Mazella mit ihren dressirten Tauben erregte wieder ebenso großes Entzücken, wie Mr. Walton mit seinen vorzüglich dressirten Hunden und Affen am Schluß besonders die kleine Welt in die größte Heiterkeit versetzte. Die Vorstellung war sonach in jeder Be⸗ ziehung eine außerordentlich wohlgelungene.
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““ Redacteur: Riedel. Berlin:
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage)
Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elsner.
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Deutschen Reichs⸗An
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Berlin, Freitag, den 24. Oktober
zeiger und Königlich Preußischen
nzeiger. 8 1884.
„Deutsches Reich.
Bekanntmachung, betreffend die Ausloosung von elsaß⸗lothringi⸗ schen Landes⸗Obligationen.
Bei der am 14. d. M. vorgenommenen 12. Ausloosung ber auf Grund der Gesetze vom 10. Juni 1872 (Ges.⸗Bl. 5. 171), vom 29. November 1875 (Ges.⸗Bl. S. 191) und vom 31. März 1879 (Ges.⸗Bl. S. 5) zur Abfindung der In⸗ haber verkäuflicher Stellen im Justizdienste ausgegebenen Landes⸗Obligationen sind folgende Nummern gezogen worden:
Serie 1872.
Stücke zu 1000 Fr.: Nr. 183 210 289 555 596 1010 1076 1083 1215 1259 1287 1316 1329 1399 1501 1540 1555 1610 1698 1715 1761 1874 1906 1991 2075 2076 2077 2091 2272 2350 2428 2483 577 2632 2770 2791 2836 2899 3457 3636 3662 3664 3678 3878 3916 3964 4339 4606 = 48 Stück.
Serie 1873.
Stücke zu 1000 Fr.: Nr. 4746 4747 4784 4852 5186 5238 5285 5370 5420 5464 5726 5728 5792 5967 6030 6043 6072 6199 6289 6451 6588 6798 6846 7035 7129 7149 7332 7481 7491 7521 7532 7562 7708 7788 7816 8004 8080 8114 8339 8413 8423 8470 8500 8604 8685 8823 8834 8922 9033 9233 9283 9432 9548 9638 9793 9877 9880 10 113 10 312 10 452 10 537 10 922 10 965 11 112 11 125 11 131 11 137 11 542 11 736 11 824 11 889 12 045 12 264 12 318 12 340 12 375 12 537 12 782 12 896 13 012 13 031 13 044 13 123 13 168 13 284 13 318 13 324 13 546 13 892 13 963 14 081 14 235 14 316 14 360 14 394 14 419 14 453 14 537 = 98 Stück.
Stücke zu 500 Fr.: Nr. 33 73 105 228 247 = 5 Stück.
Stücke zu 100 Fr.: Nr. 224 258 = 2 Stück.
Serie 1874.
Stücke zu 1000 Fr.: Nr. 14 639 14 684 14 707 14 777. 14 874 15 066 15 141 15 267 15 319 = 9 Stück.
Stücke zu 500 Fr.: Nr. 309 376 = 2 Stück.
Stücke zu 100 Fr.: Nr. 329 423 518 548 = 4 Stück.
Serie 1875.
Stücke zu 1000 Fr.: Nr. 15 548 15 602 15 733 15 786 15 820 15 913 = 6 Stück.
Stücke zu 500 Fr.: Nr. 485 510 = 2 Stückk.
Stücke zu 100 Fr.: Nr. 633 = 1 Stück.
Serie 1876.
Stücke zu 1000 Fr.: Nr. 16 191 16 269 16 283 16 366 16 506 16 532 16 626 16 784 16 827 16 874 16 958 f66 17 0891 17 277 17 294 17 340 17 347 17 401 459 17 652 17 722 17 857 18 036 18 145 18 151 18 171 18 220 18 299 18 411 18 413 18 710 18 804 18 806 18 852 18 865 18 906 18 981 18 996 19 008 19 099 19 102 19 139 19 166 19 265 19 300 19 306 19 378 19 405 19 415 19 705 19 733 19 787 19 788 19 796 19 924 20 039 20 189 20 448 20 511 20 637 651 20 780 20 785 20 821 20 924 20 996 21 076 1 203 21 403 21 517 21 540 21 872 21 894 21 916 M1 921 22 014 22 316 22 612 22 848 23 140 23 285 919 24 428 24 511 24 518 24 607 = 86 Stück.
Stücke zu 500 Fr.: Nr. 848 869 1091 1093 1372 1392 1481 1499 1515 1521 1763 1827 1841 1999 2028 2092 A44 2192 2200 2253 2350 2482 2706 = 23 Stück.
Stücke zu 100 Fr.: Nr. 781 887 933 1063 1069 1071 1121 1536 1606 1834 1992 = 11 Stück.
Serie 1877. 8
Stücke zu 1000 Fr.: Nr. 24 653 = 1 Stück.
Serie 1879. 1
Stücke zu 500 Fr.: Nr. 2784 2815 = 2 Stück.
Die Auszahlung des Kapitalbetrages der ausgeloosten Obligationen erfolgt nach § 22 des Gesetzes vom 10. Juni 1872 gegen Rückgabe der Obligationen und der dazu gehöri⸗ gen, am 2. Januar 1885 noch nicht verfallenen Zinscoupons mit dem Talon. Der Betrag fehlender Zinscoupons wird am Kapital gekürzt. Die Verzinsung der ausgeloosten Obli⸗ gationen endet mit dem Schlusse des Jahres 1884.
Die Einlösung der Obligationen wird durch die Landes⸗ ptraße in Straßburg, sowie durch die Ober⸗Postkassen in
öln und Frankfurt a. M. bewirkt und wird mit der Aus⸗ fahlung der Kapitalbeträge schon am 22. Dezember 1884 be⸗ gonnen werden. Zu dem Zwecke können die “ Obligationen mit Coupons und Talon vom 2. Dezember d. J. ab den genannten Stellen eingereicht werden. Da die Obli⸗ sicenert vor der Auszahlung von der Kontrole der Landes⸗ chulden verifizirt werden müssen, liegt die frühzeitige Ein⸗ reichung derselben im Interesse der Besitzer. “
Zugleich wird bekannt gemacht, daß von den in früheren
ahren ausgeloosten Obligationen folgende noch nicht zur nlösung präsentirt sind:
Stücke zu 1000 Fr.: Nr. 3462 7311 7483 8213 16 049 16 529 19 280 21 767. “ “
Stücke zu 500 Fr.: Nr. 2137.
Stücke zu 100 Fr.: Nr. 449 1095...
Ghee re, den 15. Oktober 1884.
Miinisterium für Elsaß⸗Lothringen.
Abtheilung für Finanzen und Domänen. Der Unter⸗Staatssekretär. von Mayr.
Statistische Nachrichten.
‚Nach dem zweiten Theil des Berichts über die Ge⸗ meindeverwaltung der Stadt Berlin in den Jahren 1877 bis 1881 (Berlin in Kommission bei Jul. Sittenfeld) wurden in den Berichtsjahren 355 317 am Straßen neugepflastert (224 037 gm für Rechnung der Stadt, 131 280 am von Privaken und der Pferdebahngesellschaft). Die Stadt verwendete 3 632 536 ℳ auf Neupflasterungen. In dem vorhergehenden Jahrfünft, 1872 — 76, waren 740 600 qam Straßen für Rechnung der Stadt mit neuem
mität, theils dadurch veranlaßt worden, daß Anfangs der siebenziger Jahre zahlreiche neue Straßen entstanden waren; dazu kam, daß die städtische Verwaltung seit dem Ortsstatut vom 8. Oktbr. bezw. 25. Novbr. 1875, welches das Errichten von Wohngebäuden an ungepflaster⸗ ten und nicht ordnungsmäßig entwässerten Straßen untersagt, in eine ünstigere Lage gebracht war. Uebrigens sind von den Pflasterungs⸗ osten 2 279 080 ℳ von den Adjazenten wieder eingezogen worden. Durch die Uebernahme der fiskalischen Straßen im Jahre 1876 ist das von der Stadt zu unterhaltende Straßenarcal von 1 820 000 auf 3 302 000 qm gestiegen, von denen bis Ende 1881 275 997 qm mit einem Kostenaufwande von 5 056 606 ℳ umgepflastert worden sind (ungerechnet, was die Pferdebahngesellschaft für ca. 43 000 qm ver⸗ ausgabt hat). Durch Vereinbarung unter den verschiedenen betheiligten Behörden soll auch dem Uebelstande des allzuhäufigen Aufreißens des Pflasters thunlichst abgeholfen werden. Von den tiefen Rinnsteinen sind bis Ende 1881 172 000 m beseitigt worden, es blieben aber noch 258 000 m rückständig. An Chausseen befanden sich im Besitze der Stadt Anfangs 1877 26 700 m, wovon 102 200 am in Chaussirung, 35 400 qm in Steinpflaster und 186 300 am als Sommerweg und Bankette zu unterhalten waren. Durch den Hinzutritt der bis dahin fiskalischen Chausseen erweiterte sich dieser Besitz im Jahre 1877 auf 70 600 m mit 96 600 qm Pflaster, 361 300 qm chaussirter Bahn und 534 400 qm Sommerwegen und Banketten, zusammen 992 300 qm; bis zum Schluß der Berichtsperiode war die Länge der Chausseen auf 91 000 m gestiegen, davon 95 400 qm Steinpflaster, 381 400 qm Chaussirung und 550 800 qm Sommerwege und Bankette. Die Unterhaltungs⸗ kosten betrugen 1877 bis 1. April 1878 295 561 ℳ, 1878/79 404 646 ℳ, 1879/80 392 127 ℳ, 1880,81 360 807 ℳ, 1881/82 350 867 ℳ Neubeschüttet wurden durchschnittlich jährlich 102 000 qm.
Die 20 öffentlichen Bedürfnißanstalten wurden im Jahre 1882 von 755 804 Personen (268 847 m. und 486 957 w.) benutzt. Die Zahl der Anschlagsäulen beträgt 350, die der Rohr⸗ brunnen hat sich bis Ende der Berichtsperiode auf 162 gehoben, die der Kesselbrunnen 3 786 vermindert. Die Baumanpflan⸗ zungen auf den Straßen und Plätzen haben sich seit 1876 um ca. 2000 auf 31 600 vermehrt, die Schmuckanlagen um ca. 4 ha auf 24 ha. Die 91,5 1 städtischen Baumschulen haben in der Berichtsperiode 1 284 000 Bäume und Sträucher im Werthe von 324 000 ℳ ab⸗ gegeben und sich dadurch sehr rentabel erwiesen. Aus dem Humboldt⸗ hain erhielten 142 städtische Lehranstalten wöchentlich 500 bis 600 Pflanzenexemplare in 4 bis 6 verschiedenen Spezies, außerdem wurden verschiedene Privatschulen mit Pflanzen versehen. Der Vogelschutz wurde sorgsam geübt. Die Unterhaltungskosten für die Park⸗, Garten⸗ und Baumanlagen betrugen in der Berichtsperiode 1 232 500 ℳ
Die Gesammtfläche der Straßen und Plätze einschließlich der Bürgersteige betrug 1876 480, 1881 678 ha, hat sich also in diesen 5 Jahren um 198 ha vermehrt; nichtedestoweniger haben sich die Kosten der Straßenreinigung vermindert, von 1 756 452 ℳ in 1876 auf 1 457 031 ℳ in 1878, 1 290 548 ℳ in 1880 und 1 405 452 ℳ in 1881. Die Gründe dieser auffallenden Erscheinung liegen theils in dem Fortschreiten der Kanalisation und Verbesserung des Straßenpflasters, theils in der vollkommneren Organisation der Straßen⸗ reinigungs⸗Verwaltung. Im Jahre 1881 waren bei der Reinigung 560 Arbeiter und 36 Maschinen thätig. Die Größe des Spreng⸗ gebiets hat sich von 2 720 000 qm in 1877 auf 3 674 500 qm in 1881 vermehrt; der Unternehmer erhält für die Bespannung der 100 Wagen jährlich 170 000 ℳ, der Wasserverbrauch ist von 584 000 cbm in 1880 auf 568 500 chm in 1881 herabgegangen.
Die Zahl der öffentlichen Gasflammen ist von Ende Juni 1876 bis Ende März 1882 von 10 796 auf 13 377 gestiegen; von letzteren versorgte die englische Gasgesellschaft 441 (in Schöne⸗ berg). An Petroleumflammen brannten in entlegenen Straßen Ende
Juni 1876 677, Ende März 1882 848. Die Gesammtkosten der
öffentlichen Beleuchtung sind vom Jahre 1875/76 von 1 114 487 ℳ bis 1881/82 auf 1 283 547 ℳ gestiegen. Die Zahl der Privatflammen hat sich im Jahre 1878/79 um 30 609 oder 4,75 % ver⸗ mindert, nachher nur unbedeutend zugenommen. Das Gasrohrnetz ist von 513 479 m Ende Juni 1876 auf 587 433 m Ende März 1882 ver⸗ längert, der mittlere Durchmesser der Röhren von 226 auf 244 mm. erhöht worden. Der Buchwerth der städtischen Gasanstalten betrug Ende März 1882 40 262 064 ℳ, nach Abzug der Schulden 26 225 491 ℳ, 6 974 490 ℳ mehr als Ende 1875 — 76.
Die städtischen Wasserwerke lieferten im Jahre 1881— 82 21 897 908 cbm Wasser (pro Tag 59 994 cbm, pro Kopf 64,14 chm) und ergaben 1 036 366 ℳ Ueberschuß. Der Selbstkostenpreis betrug 14 150 ℳ, der erzielte Preis 18 882 ℳ pro 100 chm.
Für die Kanalisationsarbeiten sind bis Ende 1881 — 82 37 006 844 ℳ und für die Rieselgüter (5354,76 ha) 10 729 025 ℳ verwendet worden.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Im Verlage von A. Hohmann in Plauen erschien: Joh. Chph. Friedr. Guts Muths: Ueber vaterländische Erziehung, eine Abhandlung vom Jahre 1814; bei Gelegenheit der Feier des 100 jährigen Bestehens der Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal, neu herausgegeben von Dr. Karl Waßmannsdorff. Mit einer Rede des Schnepfenthaler Zöglings Gottlieb Lermund von Heinrich, vom Jahre 1796: De gymnicorum exercitiorum utilitate et vero con- silio, und einer Rede Christ. Gotth. Salzmanns im Betsaale des Dessauer Philantropins vom Jahre 1781: Ueber die Gesundheit, und die Mittel, sie zu erhalten. Das Jubelfest hundertjährigen Bestehens, welches die Erziehungsanstalt zu Schnepfenthal im Juni d. J. feierte, lenkte die Blicke aller Freunde des Erziehungswesen auch auf Guts Muths, den langjährigen Mitarbeiter an jener Anstalt, den Schöpfer des allerersten Lehrbuchs für die Leibeserziehung. Als eine Art Ergänzung zu einer bereits früher vom
erausgeber verfaßten Arbeit über Guts Muths soll nun eine
chrift Guts Muths' aus der Zeit der Abschüttelung des Jochs der Fremdherrschaft zur allgemeinen Kenntniß gebracht werden, die Abhandlung nämlich: Ueber vaterländische Erziehung; in Guts Muths Neuer Bibliothek für Pädagogik, Jahrgang 1814 und 1815 abgedruckt, mag sie wohl nur wenigen bekannt sein. Sie zeigt, wie der wackere Turnmeister auch im Jahre 1814 über vaterländische Er⸗ ziehung gedacht, wie er für sie mit derselben Feder gefochten, die schon 1795 der Leibeserziehung in Deutschland gerade auch deutsche Ziele gesteckt hat. Zu einer gerechten und allseitigen Würdigung des am 21. Mai 1839 aus dem Leben geschiedenen deutschen Erziehers scheint die Kenntniß dieser Arbeit, mögen die neueren Verhältnisse im Vaterlande Einzelnes auch nicht mehr ganz zutreffend erscheinen lassen, durchaus nothwendig. Die Ueberschrift der betreffenden Rede giebt zugleich den Inhalt derselben und kennzeichnet den guten Patrioten; sie lautet: „Was müssen Eltern, Erzieher und Lehrer als Freunde des deutschen Vaterlandes bei der Erziehung der Ihrigen von jetzt an thun, um das Schicksal unseres Vaterlandes und die freie Selbst⸗ ständigkeit unseres Volkes auch für unsere Nachkommen zu sichern ?“ Schon aus dem Thema läßt sich der Geist des Verfassers, der den guten Patrioten mit dem Pädagogen verbindet, erkennen. Eine eingehende Beschäftigung mit ihr wird auch noch heute eine Menge Belehrung und Anregung mit sich bringen, und dürfte daher Erziehern und Lehrern zu empfehlen sein. ätze, wie solche:
flaster versehen worden. Der bedeutende Rückgang in der späteren Heriode ist theils durch die 1874 eingetretene wirthschaftliche Kala⸗
114.“
Es walte die Liebe zur Deutschheit durchaus und immer in euerm
111“
thätigen Leben und in euern Aeußerungen, und dringe von euch in die Herzen der Jugend, und: Macht die Jugend mit der Geschichte des deutschen Volkes vertraut; oder: Lenket die Herzen der Jugend zum festen Vertrauen auf Gott; den Kopf fülle der Sinn für Recht und Rechtschaffenheit, verdienen stets von Neuem wiederholt zu wer⸗ den. Den Freunden der Geschichte des deutschen Turnwesens mag der Aufsatz im Jahre 1814 auch um deswillen von Bedeutung sein, weil diese Arbeit Guts Muths zur Abfassung seines „Turnbuches“ für die Söhne des Vaterlands geführt hat. Durch die vorliegende Schrift hat der Verfasser die Zahl der gedruckten Bücher Guts Muths um eines vermehrt; er wird sich dadurch den Dank aller Verehrer des Pädagogen erwerben und trägt damit zum größe⸗ ren Verständniß und zur Würdigung desselben erfreulich bei. Die Schülerarbeit: De gymnicorum exercitiorum utilitate et vero consilio, oratiuncula, qua die tertio mensis Julii anno 1796 vale dixit paedagogeo Schnepfenthaliano auctor Gottlieb Lexmund de Heinrich, Havniensis, mag ein weiteres Zeugniß dafür ablegen, in welchem Sinne und mit welchen Mitteln die Leibeserziehung unter Guts Muths Leitung in Schnepfenthal erfolgte. Dem Herausgeber schien die diesjährige Jubelfeier der Schnepfenthaler Anstalt der geeignete Aufenthalt, dieses Aktenstück zur inneren Geschichte der Er⸗ ziehungsanstalt der Vergessenheit zu entreißen. Die dritte Rede: Ueber die Gesundheit und die Mittel, sie zu erhalten, soll nach Wunsch des Herausgebers dazu dienen, abgesehen von ihrem turnerischen Inhalte, eine Anschauung davon zu gewähren, wie der würdige Stifter der Schnepfenthaler Erziehungsanstalt die Aufgabe, die er als Liturg sich stellte, schon in Dessau, wo Salzmann früher war, zu lösen ge⸗ sucht hat. — Die kleine Schrift bildet einen dankenswerthen Beitrag zur pädagogischen Literatur und wird als solche in Fachkreisen will⸗ kommen üehe werden. 1 “
— Im Verlage von Franz Siemenroth in Berlin erschien soeben das „Betriebs⸗Reglement für die Eisenbahnen Deutsch⸗ lands. Vom 11. Mai 1874 (Centralblatt für das Deutsche Reich). In der durch die Beschlüsse des Bundesraths abgeänderten Fafiing nebst Spezialbestimmungen.“ — Die vorliegende Ausgabe, welche si durch übersichtliche Anordnung des Stoffes, handliche Form und Wohlfeilheit auszeichnet, hat eine dankenswerthe Bereicherung des Inhalts durch die im Anhange abgedruckten Spezialbestim⸗ mungen erfahren. Das v weist folgende Nummern auf: I. Allgemeine Bestimmungen. II. Beförderung von Personen, Reise⸗ gepäck, Leichen, Fahrzeugen und lebenden Thieren. III. Beföederung von Gütern. IV. Schlußbestimmung. Ferner: Anlagen zum Bahn⸗ betriebs⸗Reglement. Anlage A. Erklärung des Absenders im Falle des Fehlens oder des mangelhaften Zustandes der Verpackung. Anlage B. und C. Formular zum Frachtbriefe und zum Eilfrachtbriefe. D. Bestimmungen über bedingungsweise zur Beförderung auf Eisenbahnen zugelassenen Gegenstände. Der Anhang enthält folgende Nummern: A. Allgemeine Bedingungen und Tarif für die Ausgabe von Abonne⸗ mentskarten. B. Abonnements für Schüler. Lehrer⸗ und Schüler⸗Bade⸗ Abonnements. C. Gewährung von Fahrpreisermäßigungen an größere Gesellschaften, sowie bei Schulfahrten. D. Fahrpreisermäßigungen für Vereine und Genossenschaften, welche sich der öffentlichen Kranken⸗ pflege widmen. E. Fahrpreisermäßigungen bei Badereisen mittelloser Kranker. F. Arbeiter⸗Retourbillets. Berechnung der Preise von Wochen⸗Abonnements für Arbeiter und von Arbeiter⸗Retourbillets. G. Bewilligung freier Fahrt an die Kinder von Beamten zum Schul⸗ besuch. H. Unentgeltliche Beförderung von Medikamenten ꝛc. an Beamte und Arbeiter an Orten ohne Apotheke. Der Preis des elegant ausgestatteten Buches in Ganzleinwandband beträgt 80 ₰.
In demselben Verlage erschien ferner: „Bahnpolizei⸗Regle⸗ ment für die Eisenbahnen Deutschlands, vom 4. Januar 1875, nebst den Bestimmungen über die Befähigung von Bahnpolizei⸗ beamten und Lokomotivführern vom 12. Juni 1878; in der durch die Beschluͤsse des Bundesraths abgeänderten Fassung. — Der⸗ neueste Beschluß des Bundesraths über Abänderung und Crgämamg der Bahnpolizei⸗Reglements und der Bestimmungen über die Befähigung von Bahnpolizeibeamten und Lokomotivführern (vom 7. Juni 1883) bezieht sich auf zulässige Abweichungen in Betreff der Befähigung der Bahnpolizeibeamten auf Eisenbahnen untergeordneter Bedeutung und ist den preußischen Eisenbahnbehörden durch Erga des Ministers der öffentlichen Arbeiten vom 7. Januar 1884 im Eisenbahn⸗Verord⸗ nungsblatt (Seite 7) bekannt gegeben. Die ergänzenden Spezial⸗ bestimmungen sind den betreffenden Paragraphen unterm Strich bei⸗ gefügt. Das Inhaltsverzeichniß, welches vom üeen eber zum Zwecke der Föeren Orientierung beigegeben worden ist, weist folgende Num⸗ mern auf: I. Zustand, Unterhaltung und Bewachung der Bahn. II. Ein⸗ richtung und Zustand der Betriebsmittel. III. Einrichtungen und Maß⸗ regeln für die Handhabung des Betriebes. IV. Bestimmungen für das Publikum. V. Bahnpolizeibeamte. VI. Beaufsichtigung. VII. Ueber⸗ gangsbestimmungen. VIII. Schlußbestimmung. Normalprofil des lichten Raumes für die Eisenbahnen Deutschlands. Bestimmungen über die Beis tspag von Bahnpolizeibeamten und Lokomotivführern. Vor⸗ bedingungen für Nachtwächter, Thürhüter, Wagenwärter, Bremser, Rangirmeister, Schaffner, Packmeister, Ober⸗Zugmeister und Zug⸗ meister, Ober⸗Bahnwärter, Bahnwärter undHülfs⸗Bahnwäͤrter, Weichen⸗ steller, Haltestellen⸗Vorsteher, Bahnmeister und Hülfs⸗Bahnmeister, Stationsaufseher und Stationsassistenten, Stationsvorsteher, Loko⸗ motivführer. Lebensalter bei dem ersten Eintritt in den Eisen⸗ bahndienst. Ausnahmen. Allgemeine Bemerkungen. Die vorliegende Ausgabe, welche sich ebenfalls durch Handlichkeit und Uebersichtlichkeit auszeichnet, kostet kartonnirt 50 ₰. .
— Von „Engelhorns allgemeiner Romanbibliothek“ (Stuttgart, J. Engelhorn, Pr. 50 ₰), liegt der 4. Band vor, enthaltend: „Z6ro“, eine Geschichte aus Monte Carlo, von Mrs. Campbeu e übersetzt von Eugen Conin. Der Inhalt dieser drastischen
rzählung läßt sich aus dem Titel ungefähr errathen; sie ist aber so spannend geschrieben, daß man sie mit Interesse lesen wird.
— Die Buch⸗ und Antiquariatshandlung von Joseph Jolowicz in Posen hat über ihr antiquarisches Bücher⸗ lager 2 Kataloge, Nr. 85 und 86, ausgegeben. Nr. 85 enthält ein Verzeichniß von 616 Schriften, die unter folgende 5 Abtheilungen vertheilt sind: 1) Sagen, Legenden, Märchen, Volksbücher, Mythologie; 2) Volkslieder; 3) Sprichwörter, Emblemata, Räthsel ꝛc.; 4) Kultur, Gebräuche, Sitten, Ceremonien ꝛc.; 5) Magie, Alchemie, Astrologie, Magnetismus, Hexen, Geister, Aberglaube ꝛc. — Nr. 86. bringt ein Verzeichniß von 550 Medizin betr. Schriften, darunter 13 über Thierheilkunde und Viehseuchen. 1
— Kirchhoff & Wigand in Leipzig haben über ihr anti⸗ Fb. Bücherllager 2 Kataloge, 716 und 717, ausgegeben. 16 bringt ein Verzeichniß von 1497 Schriften, betreffend Philo⸗ sophie, Freimaurerei und Pädagogik; 717, enthaltend die besonders im Gebiete der Dogmen⸗ und Sektengeschichte reichhaltige Bibliothek des Konsist.⸗Raths Prof. Dr. Erbkam in Königsberg, nebst einem Anhange, enthaltend wichtigere theologische Werke aus dem älteren Lagerbestande des genannten Antiquariats, führt im Ganzen 4041 theologische Schriften auf.