8 8 Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 28. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen gestern, Nachmittag 4 Uhr noch den Vortrag des Reichskanzlers Fürsten von
Bismarck entgegen.
Im Laufe des heutigen Vormittags empfingen Aller⸗ höchstdieselben nach dem Vortrage des Polizei⸗Präsidenten militärische Meldungen und ließen Sich darauf von dem Chef des Militärkabinets sowie von dem Chef der Admiralität Vortrag halten. 16 —
Um 1 Uhr stattete Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Wilhelm von Mecklenburg⸗Schwerin Sr. Majestät im Palais einen Besuch ab.
— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz stattete am Sonnabend Vormittag 11. Uhr dem Professor Curtius einen Gratulationsbesuch ab und wohnte der Ueberreichung des Geschenkes seiner ehemaligen Schüler bei.
Um 12 Uhr nahm Se. Kaiserliche Hoheit militärische Meldungen entgegen, und gegen 2 Uhr begab Sich Höchst⸗ derselbe zur Eröffnung der Staatsrathesitzungen in das Königliche Schloß. b
Um 5 Uhr nahm Se. Kaiserliche Hoheit an dem Gala⸗ diner bei Sr. Majestät dem Kaiser Theil und besuchte sodann das Deutsche Theater, wo Höchstderselbe mit Ihren König⸗ lichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm so⸗ wie dem Prinzen Heinrich bis zum Schluß verblieb.
Gestern Vormittag fuhr Se. Kaiserliche Hoheit mit dem 10 Uhr⸗Zuge nach Potsdam, besuchte daselbst den Bazar in der Friedenskirche und machte mehrere Einkäufe, stattete so⸗ dann Ihrer Königlichen Hoheit der Herzogin Wilhelm von Mecklenburg⸗Schwerin einen Besuch ab, frühstückte bei Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm und kehrte mit dem 3 Uhr⸗Zuge nach Berlin zurückk.
Um 4 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit in feierlicher Audienz den neu ernannten großbritannischen Botschafter Sir Edward Malet.
Abends 7 Uhr besuchte Höchstderselbe die Oper.
1““ .““ “
— Von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen ist der hiesigen Stadtverordneten⸗ Versammlung folgendes Dankschreiben zugegangen:
„Mit aufrichtigem Danke habe Ich das freundliche Schreiben erhalten, in welchem die Stadtverordneten Mir ihre Glückwünsche zum 18. Oktober darbringen und Mich zugleich der treuen Ergeben⸗ heit der Bürgerschaft versichern. Mögen Berlins Bürger ihrerseits davon überzeugt sein, daß der erneute Ausdruck der alt bewährten Anhänglichkeit an Mich und die Meinen einen lauten Wiederhall in dem warmen Wohlwollen findet, welches Ich ihnen fortgesetzt bewahre. Der gewaltige Aufschwung, den die sich täglich ver⸗ schönernde Hauptstadt im letzten Jahrzehnt genommen, gereicht der tüchtigen Leitung ihrer Verwaltung, wie dem umsichtigen und fleißigen Streben der Einwohner zu gleicher Ehre. Je lebhafter Mein, wie der Kronprinzessin, Meiner Gemahlin, Interesse an den Fortschritten ist, welche nicht minder in der Vervollkommnung ge⸗ meinnütziger Einrichtungen und Anlagen, wie — auf gewerblichem Gebiete — in der Zunahme von Kunstfertigkeit und Geschmack her⸗ vortreten, desto mehr werden Wir auch in der Zukunft bemüht sein, durch Bekundung Unserer Theilnahme nach besten Kräften da anregend zu wirken, wo es gilt, geistige und leibliche Noth zu lindern, wie Bildung und Wohlstand zu fördern.
Berlin, den 23. Oktober 1884.
Friedrich F
— Am gestrigen Tage hielt der Bundesrath eine Plenarsitzung unter dem Vorsitz des Staats⸗Ministers, Staats⸗ sekretärs des Innern, von Boetticher, ab. Es wurde beschlossen, daß die von dem Regentschaftsrath für das Herzogthum Braunschweig nach Maßgabe der Reichsverfassung zu be⸗ stellenden Bevollmächtigten als Vertreter Braunschweigs im Bundesrath im Sinne des Artikels 6 der Reichsver assung anerkannt werden. Eine Vorlage, betreffend die allgemeine Rechnung über den Landeshaushalt von Elsaß⸗Lothringen für 1880/81, der Entwurf eines Postsparkassengesetzes, endlich eine Vorlage, enthaltend den Antrag Preußens, betreffend die Erledigung einer Streitigkeit zwischen Preußen und Mecklen⸗ burg⸗Strelitz wegen Stauung des Dechower Sees, wurden den zuständigen Ausschüssen überwiesen.
— Der Stadtgemeinde Schönebeck ist durch Allerhöchste Ordre vom 1. d. M. auf Grund des Gesetzes vom 11. Juni 1874 das Recht verliehen worden, die auf dem Grundstück „Falke“ zu Schönebeck, Baderstraße 3, ruhende Servitut zur Benutzung des anstoßenden Elbvorlandes resp. Elbufers im Wege der Enteignung zu erwerben.
— Mit Rücksicht darauf, daß in neuerer Zeit zu den Staats⸗ papieren zehnjährige Zinsscheinserien ausgereicht werden bezw. ausgegeben werden sollen, ist die Bestimmung in den auch für Anleihen der Stadtgemeinden in Inhaberpapieren zu benutzenden Mustern zu den Kreisanleihescheinen und zu den Zinsschein⸗Anweisungen: daß mit dem Anleiheschein Fns⸗
cheine für fünfjährige Zeiträume ousgegeben werden sollen ezw. daß der Inhaber der Zinsschein⸗Anweisung eine Reihe von Zinsscheinen für fünf Jahre zu empfangen habe, dahin abgeändert worden, daß in Zukunst die Ausgabe von Zins⸗ cheinen auch für zehnjährige Perioden als zulässig erachtet wird.
— Es sind in neuerer Zeit mehrfache Fälle zur Kenntniß des Ministers des Innern gelangt, in welchen eine Bestra⸗ fung kontraktbrüchiger ländlicher Arbeiter auf Grund des Gesetzes vom 24. April 1854 nicht hat stattsinden
können, weil die von den diesseitigen Polizeibehörden gestellten Anträge auf vorläufige Festnahme von den Polizeibehörden in den außerpreußischen Hafenstädten, in welche sich die in Rede stehenden Personen zum Zwecke der Auswanderung begeben hatten, unbeachtet gelassen, bezw. als mit den in dem betref⸗ fenden Staate geltenden Gesetzen unvereinbar bezeichnet worden sind. Der Minister macht deshalb die Ober⸗Präsiden⸗ ten in einem Cirkularerlaß vom 8. August d. J. darauf auf⸗ merksam, daß die vorläufige Festnahme ländlicher Dienstboten und Arbeiter auf Grund des vorerwähnten Gesetzes durch die Polizeibe⸗
hörden zulässig sei, auch daß dieselbe durch Requisition anderer Polizeibehörden bewirkt werden könne, unterliege an sich keinem Bedenken. Handele es sich aber um eine Requi⸗ sition, welche an die Behörde eines anderen deutschen Staats gerichtet werden solle, so komme in Betracht, daß das Gesetz vom 24. April 1854 ein preußisches Landesgesetz ist, und daß, selbst wenn die außerpreußische Behörde dem Ansuchen auf vorläufige Festnahme Folge geben sollte, der Richter des betreffenden Ortes voraussichtlich den Verhafteten wieder in Freiheit setzen würde, weil die polizei⸗ liche Verhaftung auf Grund eines am Orte der Verhaftung nicht geltenden Strafgesetzes erfolgt sei. Diese Möglichkeit sei aber jedenfalls ausgeschlossen, wenn die Verhaftung gerichtlich angeordnet sei, indem die Ausführung gerichtlicher Haftbefehle durch das ganze Deutsche Reich zu geschehen habe, auch wenn die That, auf Grund deren die Verhaftung stattfinden soll, nur landesgesetzlich mit Strafe bedroht ist. Hiernach werde es sich empfehlen, in allen denjenigen Fällen, in denen die kon⸗ traktbrüchigen Dienstboten und Arbeiter in Preußen nicht mehr festgenommen werden können, Behufs ihrer Festnahme und Bestrafung die Mitwirkung der zuständigen Gerichte in Anspruch zu nehmen.
— Der General⸗Lieutenant von Les czynski, Com⸗ mandeur der 11. Division, hat Berlin nach Abstattung per⸗ sönlicher Meldungen wieder verlassen.
Breslau, 27. Oktober. (Schles. Ztg.) Das „Oels'er
Kreisblatt“ veröffentlicht folgende Bekanntmachung: Breslau, den 20. Oktober 1884.
Der Königliche Regierungs⸗Rath Bayer, zur Zeit in Oels, ist von mir mit der Leitung der vorläufigen Verwaltung des Thronlehns Fürstenthum Oels und der außer diesem Thronlehne zum Nachlasse Sr. Hoheit des Hochseligen Herzogs von Braunschweig gehörigen, in der Provinz Schlesien liegenden Fidei⸗Commiß⸗ und Allodialgüter
betraut worden. 8 Der Ober⸗Präsident, Wirkliche Geheime Rath von Seydewitz.
Sigmaringen, 24. Oktober. Die „Hohenz. V.⸗Z.“ veröffentlicht folgende Danksagung:
An die Bewohner der Hohenzollernschen Lande! Es sind Uns
bei dem fünfzigjährigen Jubiläum Unseres Ehebundes aus den Hohen⸗
zollernschen Landen von Privaten, Korporationen, Vereinen und Ge-
meinden so zahlreiche Beweise von Anhänglichkeit und Liebe, theils in mündlichen Ansprachen, theils in inhalts⸗ reichen Zuschriften und Drucksachen oder in kunstvoll ausge⸗ statteten Adressen, theils in sinnigen und kostbaren Geschenken und Ehrungen zugegangen, daß es Uns nicht möglich ist, jedem Einzelnen sofort besonders zu danken. Und doch liegt es Uns am Herzen, ohne Verzug auszusprechen, wie sehr Wir den Werth aller dieser wohl⸗ thuenden Kundgebungen zu schätzen wissen. Wir wählen darum den Weg der Oeffentlichkeit, um von ganzem Herzen Allen auf das Wärmste zu danken. Unser Familienfest gestaltete sich durch die liebevolle allgemeine Theilnahme zu einem öffentlichen, und Wir sprechen mit freudig bewegtem und gerührtem Herzen aus, daß diese Theilnahme Unser durch Gottes Gnade gewährtes Glück auf das Wesentlichste erhöht hat. Insbesondere danken Wir den Einwohnern Sigmaringens, welche durch festliche Ausschmückung der ganzen Stadt sowie durch die berzlichsten Kundgebungen aller Art gezeigt haben, daß Unser Familienfest auch zu dem ihrigen geworden war. Wir füͤhlen Uns zu unvergänglicher Dankbarkeit verpflichtet und können schließlich nur versichern, daß Wir die Uns kundgewordenen Gesinnungen von
ganzem Herzen erwidern. Sigmaringen, 24. Oktober 1884. Karl Anton. Josefine.
Württemberg. Stuttgart, 25. Oktober. (St.⸗A. f. W.) Die Kommission der Kammer der Abge⸗ ordneten für die Vorberathung des Entwurfs eines Ge⸗ setzes, betreffend die Gemein deangehörigkeit, hat gestern ihre Sitzungen geschlossen. Der Kommissionsbericht wird vor⸗ aussichtlich im Laufe der nächsten Woche im Druck erscheinen.
In würdigster und gelungenster Weise ist heute Vormittag die Enthüllung des von dem Bildhauer von Hofer ge⸗ fertigten und gestifteten Denkmals des verewigten Königs Wilhelm und die Uebergabe desselben in die Obhut des Staates erfolgt. Nachdem der Prinz zu Sachsen⸗Weimar als Ehren⸗Prädent des Vereins zur Förderung der Kunst in zün⸗ denden Worten auf die Bedeutung der Feier des Tages hin⸗ gewiesen hatte, fiel die Hülle des Denkmals, dessen erster Eindruck auf die geladene Festversammlung ein durchaus günstiger war. Der Staats⸗Minister des Kirchen⸗ und Schulwesens, Dr. von Geßler, übernahm hierauf sichtlich be⸗ wegt das wohl gelungene Denkmal Namens der Kunstschule, in deren Hofe es steht, worauf Stadtpfarrer Weitbrecht im Festsaal der Kunstschule die treffliche Festrede auf den ver⸗ ewigten König hielt. Es schloß sich hieran die Uebergabe des Kommenthurkreuzes zweiter Klasse des Friedrichs⸗Ordens und einer Dankadresse der bürgerlichen Kollegien von Stuttgart an den Stifter des Denkmals, und ein von dem Prinzen zu Sachsen⸗Weimar ausgebrachtes, begeistert aufgenommenes Hoch auf den König Karl beschloß die Feier.
Braunschweig. Braunschweig, 27. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Landtages verlas der Prä⸗ sident von Veltheim ein Schreiben des Fürsten von Bismarck an den Staats⸗Minister Grafen Görtz⸗Wrisberg, in welchem mitgetheilt wird, daß der Reichskanzler das Schreiben des Regentschaftsraths, vom 18. d. M., zur Kenntniß Sr. Majestät des Kaisers ge⸗ bracht und daß Se. Majestät es abgelehnt habe, den von dem Herzog von Cumberland abgesandten Grafen Grote zu empfangen und das Schreiben des Herzogs von Cumber⸗ land entgegenzunehmen. — Der Präsident verlas ferner folgen⸗ den Erlaß Sr. Majestät des Kaisers an den Regentschaftsrath:
„Ich habe Ihr Schreiben vom 18. d. M., in welchem die in Ge⸗ mäßheit des braunschweigischen Gesetzes vom 16. Februar 1879 erfolgte Konstituirung des Regentschaftsrathes zu Meiner Kenntniß gebracht wird, mit Dank entgegengenommen. Indem Ich Ihnen Meine aufrichtige Theilnahme an dem schmerzlichen Verluste aus⸗ spreche, welcher das braunschweiger Land durch den Hintritt des letzten Erlauchten Sprossen einer ruhmreichen Reihe von Fürsten be⸗ troffen hat, erkenne Ich die Konstituirung sowie das Verhalten des Regentschaftsrathes als mit den Gesetzen übereinstimmend an und bin gerne bereit, dem in dem Schreiben vom 18. d. M. an Mich gerichteten Ersuchen zu entsprechen. Demgemäß habe Ich zu der ersten Nummer Ihres An⸗ trages angeordnet, daß im Bundesrathe der Antrag gestellt werde, die von dem Regentschaftsrathe zu ernennenden Bevollmächtigten als berechtigte Vertreter des Herzogthums im Sinne des Artikel 6 der Reichsverfassung anzuerkennen, und werde bezüglich des zweiten Punktes die in Artikel 66 der Reichsverfassung dem Herzoge als
8 11“ EE 8 EE1
Bundesfürsten vorbehalten gewesenen Rechte rüdssichtlich des braun⸗ schweigischen Kontingents, gestützt auf die Vorschriften der Artikel 63 und 64 der Reichsverfassung, für die Dauer der Regentschaft selbst ausüben. Ich werde es Mir angelegen sein lassen, die sich aus der Situation ergebenden Reichs⸗ und Verfassungsfragen, welche mit der Zukunft des Herzogthums verknüpft sind, in Ge⸗ meinschaft mit den verbündeten Regierungen verfassungsmäßig zu lösen und dabei die Rechte und die Interessen des Herzogthums und seiner Bevölkerung der Verfassung und den gegenwärtig bestehenden Gesetzen entsprechend sicher zu stellen.“
Hierauf wurde der Bericht der staatsrechtlichen Kommission verlesen und folgende, von derselben beantragte Resolution einstimmig angenommen:
Die Landesversammlung hat die Seitens des Regentschaftsrathes und des Staats⸗Ministeriums in der Sitzung vom 24. Oktober d. J. ihr gewordenen Mittheilungen entgegengenommen, mit vollster An⸗ erkennung des von denselben eingenommenen Rechtsstandpunktes bei der Konstituirung des Regentschaftsrathes und gegenüber sowohl der Reichsgewalt als auch der Kundgebung Sr. Königlichen Hoheit des Ferogs von Cumberland. Die Landesversammlung spricht dem
egentschaftsrathe und dem Staats ⸗Ministerinm den Dank des Landes aus und erwartet mit demselben die weiteren Schritte, welche die ordnungsmäßige Erledigung der Thronfolzefrage erforderlich machen in der durch die vorlaͤufige Aeußerung Sr. Majestät des Kaisers begründeten Hoffnung, daß dabei das aus der Verfassung des Landes sich ergebende Recht nicht minder als die Sr. Majestät dem Kaiser und dem Reiche gebührenden Rechte werden gewahrt werden.
Sodann wurde der außerordentliche Landtag durch Reskript des Regentschaftsraths bis auf Weiteres vertagt.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Feier der Einweihung des neuen Universitätsgebäudes, welcher der Statthalter General⸗ Feldmarschall Frhr. von Manteuffel, die Spitzen der Civil⸗ und der Militärbehörden und ein sehr zahlreiches Publikum beiwohnten, wurde heute Vormittag 10 Uhr durch die Uebergabe der von den Frauen Straßburgs der Studenten⸗ schaft gewidmeten Fahne eröffnet. Sodann setzte sich der Festzug von der bisherigen Universität nach dem neuen allge⸗ meinen Kollegiengebäude in Bewegung. Der Weiheakt, der im Lichthofe desselben vollzogen wurde, wurde durch eine Festcantate eingeleitet. Hierauf hielt der Rektor Sohm eine Rede, welche mit dem Wahlspruch „Literis et patriae“ schloß. Das Ende der Feier bildete die Publikation der Ernen⸗ nungen zum Ehrendoktor und zwar des Kurators der Universität, Ledderhose, des Landesausschuß⸗Präsidenten Schlumberger und des Architekten Professor Warth. 18
— 27. Oktober, Abends. (W. T. B.) Bei der Fest⸗ tafel in der Aula des neuen Kollegiengebäudes, an welcher 176 Personen theilnahmen, brachte der Rektor der Univer⸗ sität, Prof. Sohm, das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus, der Statthalter, General⸗Feldmarschall Frhr. von Manteuffel, toastete auf die Universität und Elsaß⸗ Lothringen, Prof. von Recklinghausen auf den Statthalter, Prof. Baumgarten auf den Reichskanzler Fürsten von Bis⸗ marck. Weitere Toaste galten der philosophischen Fakultät, den deutschen Studenten, der Stadt Straßburg ec.
Nach Aufhebung der Tafel wurden das Kollegiengebäude und der Universitätsplatz bengalisch beleuchtet und auf dem gegen⸗ über liegenden Ufer der Ill ein Feuerwerk abgebrannt. 8
Oesterreich Ungarn. Wien, 27. Oktober. (W. T. B.)
Das den Delegationen vorgelegte gemeinsame Budget beläuft sich im Ordinarium auf 109 000 000 Fl., im Extra⸗ ordinarium auf 7 000 000 Fl. Nach Abzug der Einnahmen
aus den Zöllen mit 18 000 000 Fl. verbleibt ein Gesammt⸗ erforderniß von 97 800 000 Fl.; die auf Oesterreich entfallende Im Extraordinarium der
Quote beträgt 67 000 000 Fl. 1 Kriegsmarine werden für ein Torpedoschiff 300 000 Fl. und für 10 Torpedoboote 840 000 Fl. gefordert. Pest, 27. Oktober. (W. T. B.) Die österreichische Delegation wählte einstimmig Sm olka zum denten und Ceschi
Mittag empfangen werde. Unter den gemeinsamen Vor⸗
lagen befindet sich ein Exposé, betreffend die Einführung eines neuen Gehaltssystems für die Konsularbeamten, wofür
pro zweites Semester 1885 27 837. Fl. beansprucht werden.
Das Gesammtnetto⸗Erforderniß für das Kriegsbudget ist gegen 1884 um 163 017 Fl. geringer, das des Marinebudgets um
1 205 659 Fl. größer; der Okkupationskredit ist um 837 000 Fl geringer, und Ueberschuß von 65 353 Fl. auf.
Agram, 27. Oktober. (W. T. B.) Im Landtage
gab heute der Banus eine Erklärung ab über den Stand punkt der Regierung zu den Wahlen und dem Aus gleich. Mazuranic erklärte, Starcerics von den Verhandlungen ausgeschlossen seien, auch
die Unabhängigen nicht mehr an den Verhandlungen theil⸗ Die Linke verließ sodann in corpore den Saal. Das Haus beschloß schließlich, in die Spezialdebatte
nehmen würden.
des von der Majorität beantragten Adreße ntwurfs ein zutreten.
Schweiz. Bern, 27. Oktober. (W. T. B.) Von den gestern stattgehabten 145 Wahlen zum Nationalrath ist bis jetzt das Resultat von 141 definitiv bekannt. Gewählten gehören 85 den Freisinnigen und Demokraten, 37 den Ultramontanen und Konservativen, 19 dem Centrum oder keiner bestimmten Partei an.
Belgien. Brüssel, 27. Oktober. (W. T. B.) Auf die Beschwerde des Bürgermeisters bei dem Polizei chef wegen Verwendung von Ge nsd'armen in Civilkleidung ist ein Schreiben des Polizeichess eingegangen, in. welchem derselbe mittheilt, daß er auf Befehl des Justiz⸗Ministers ge handelt und nicht nöthig habe, dem Bürgermeister Rechen⸗ schaft abzulegen. Der Bürgermeister verlas dieses Schreiben in der heutigen Sitzung des Kommunalraths und erklärte, daß diese Frage bei dem Zusammentritt der Kammern zum Gegenstande einer Interpellation gemacht werden solle. — Der Kommunalrath hat ferner eine auf Aufhebung des Schulgesetzes gerichtete Resolution beschlossen. Moti⸗ virt wird dieselbe durch den Hinweis, daß die Kommunal⸗ wahlen die klerikale Politik verurtheilt und daß die zu den Kommunalwahlen Berechtigten den Protest des Kompromisses der Gemeinden auf das Entschiedenste ratifizirt hätten; es sei 88s eine dringende Nothwendi keit, den durch die Aus
Während der Tafel wurden Telegramme an Se. Maäajestät den Kaiser und an den Reichskanzler Fürsten von Bismarck abgesandt.
Präsi⸗ zum Vize⸗Präsidenten. Der Präsident theilte mit, daß der Kaiser die Delegation morgen
das Budget für Bosnien weist einen
daß, nachdem die Anhänger
Von den
111““ EIE“ 8
8
führung des neuen Schulgesetzes hervorgerufenen Agitationen ein Pel zu setzen. on den gestrigen Kommunal⸗Stichwahlen sind bis jetzt die Ergebnisse aus 92 Kommunen bekannt. In 53 Kommunen siegten die Kandidaten der Liberalen, in 29 die Klerikalen; in 10 Kommunen wurden theils Liberale, theils Klerikale gewählt. Antwerpen, 27. Oktober. (W. T. B.) Der hiesige Kommunalrath hat sich ebenfalls für die Aufhebung des neuen Schulgesetzes ausgesprochen.
Großbritannien und Irland. London, 25. Oktober, (Allg. Corr.) Der Hof wird Ende November in Windsor eintreffen und dort bis gegen Weihnachten verbleiben, um dann, wie sonst, nach Schloß Osborne überzusiedeln. — Lord Dufferin, der neu ernannte Vizekönig von Indien, welcher in wenigen Tagen abreisen wird, hatte am Mittwoch in Balmoral Abschieds⸗Audienz bei der Königin.
— 27. Oktober. (W. T. B.) Das Blaubuch enthält u. A. folgende Aktenstücke über die Sudan⸗Ange⸗ legenheiten: eine Depesche des Generals Gordon an den Mudir von Dongola, welche zwar ohne Datum ist, jedoch aus der Zeit vor dem 23. Juli herrühren muß, und in welcher es heißt: „Ich bin hier wie eine Geisel und wie ein Wächter; es ist unmöglich für mich, Khartum zu verlassen, ohne eine regelmäßige, von irgend welcher Macht aufgerichtete Regierung zu hinterlassen;“ — ferner die Instruktionen der englischen Regierung an den General Wol⸗ seley; dieselben lauteten dahin: Gordon und dem Obersten Stewart den Abzug aus Khartum zu ermöglichen; sobald dies Ziel erreicht sei, solle keine offensive Operation irgend welcher Art weiter unternommen werden; sie schließen damit: daß weder England noch die egyptische Revierung die geringste Verantwortlichkeit für eine Regierung im Nilthale südlich von Wady Halfa übernehmen wollten.
Frankreich. Paris, 27. Oktober, Abends. (W. T. B.) Das Journal „Paris“ führt aus: es handele sich gegen⸗ wärtig nur darum, soviel Mannschaften nach Tongking zu senden, als nothwendig seien, um die Effektivstärke der Com⸗ pagnien wieder zu ergänzen. Die Entsendung von 10 000 Mann, welche bestimmt sein sollten, die Angelegenheit mit China rasch zu Ende zu bringen, dürfte nur mit Genehmi⸗ gung der Kammern erfolgen.
Aus Tanger wird gemelbet, daß gegen den fran⸗ zösischen Konsularagenten in Fez ein Attentat be⸗ gangen und wegen dieser Angelegenheit bereits diplomatische Schritte eingeleitet worden seien.
Italien. Rom, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Eisenbahnkommission hat ihre Arbeiten beendet, den erstatteten Bericht genehmigt und dessen Vorlegung an das Kammerpräͤsidium beschlossen. Sämmtliche Vorschläge der Kommission sind im vollen Einvernehmen mit der Regierung gewhnct und auch von den drei Eisenbahngesellschaften acceptirt worden.
Gestern kamen in 5 von der Cholera infizirten Pro⸗ vinzen 35 Erkrankungen und 21 Todesfälle vor, davon in der Stadt Neapel 6 Erkrankungen und 6 Todesfälle.
Bulgarien. Sofia, 27. Oktober. (W. T. B.) Die Session der Nationalversammlung ist heute mit einer Thronrede des Fürsten eröffnet worden. In der Thronrede wird auf die im ganzen Lande herrschende Ruhe hingewiesen und gleichzeitig das fortdauernde Wohlwollen aller Mächte, namentlich Rußlands, Bulgarien gegenüber be⸗ tont. Die Thronrede lenkt die Aufmerksamkeit der Kammer auf die Verbindung der serbisch⸗türkischen Eisenbahnen durch Bulgarien, konstatirt, daß die zur Ausführung bestimmte Frist abgelaufen sei, und giebt schließlich der Hoffnung auf eine baldige Beilegung der Differenzen zwischen Serbien und Bulgarien Ausdruck.
MRußland und Polen. St. Petersburg, 28. Okto⸗ ber. (W. T. B.) Die Einführung der Friedens⸗ richter in den baltischen Provinzen ist auf Kaiser⸗ lichen Befehl bis zum Erlaß des neuen Regulativs für die Bauerngerichte daselbst aufgeschoben worden.
Afrika. Egypten. Suakim, 24. Oktober. (Allg. Corr.) Major Chermside ist von Massauah zurück⸗ gekehrt. Massauah ist in keiner Gefahr. Die Häupt⸗ linge in der Umrunde sind loyal und wünschen nur Beistand von der Regierung. König Johann hat Ras Alula Befehle ertheilt, auf Kassala zu mar⸗ schiren. Major Chermside bemüht sich, dies zu verhindern. Die Concentrirung von Osman Digma's Streitkräften ist nicht von Erfolg begleitet, und die Beniamers und Amarars, die sich ihm zwangsweise anschlosse lassen ihn, sobald sich eine Chance bietet. bb“
Nun, wir glauben, daß ein großer Theil der Wählerschaft, namentlich einer an den Interessen von Handel und Industrie so innig bethei⸗ ligten üÄv e durch eine solche Taktik sich nicht abhbalten lassen werde, diese wahrhaft nationalen Unternehmungen aufrichtig und ernstlich zu unterstützen. Wir wollen nicht dazu thun, daß die ganze weite Erde unter die anderen Völker vertheilt werde und nur der deutsche Michel wie der Schillersche Poet immer wieder post festum komme; und darum wählen wir keinen Deutschfreisinnigen.
2) Der Militäretat und das Septennat. Die Deutschfreisinnigen wollen alle Jahre den Militäretat diskutiren, jährlich die Präsenz⸗ stärke, die Zahl der Regimenter, die Länge der Dienstzeit beschließen u. s. w. Angenehm und ersprießlich wäre das Geschäft nicht, etwa so, als ob Einer immer beschließen wollte, wie viel Athemzüge und Herzschläge er machen wolle. Es möchte indessen noch angehen, wenn irgend welche Aussicht wäre, daß dabei das Urtheil kompetenter Sachverständigen Beachtung fände. Aber die Grund⸗ lagen unserer Armee⸗Organisation und damit unserer nationalen Sicherheit und Existenz alljährlich auf die Schneide, sei es ultra⸗ montan⸗ konservativer, sei es ultramontan⸗fortschrittlicher Kompromisse oder solcher Zufalls⸗Abstimmungen zu stellen, wie sie in neuerer Zeit bei uns so häufig gewesen, das wollen wir nicht. Am allerwenigsten aber wollen wir die Entscheidung über militärische Fragen in die Hände einer Partei legen, die ihre besondere Befähigung für die⸗ selben durch ihren Abstufungsantrag vom Frühjahr 1870 so glänzend dargethan hat. 88
3) Das Sozialistengesetz. Die deutschen Fortschrittler haben aus der Verwerfung der Verlängerung dieses Ausnahmegesetzes einen wesentlichen Punkt ihres Parteiprogramms gemacht. Hr. von Forckenbeck hat erst in diesen Tagen im Nachbarwahlkreise gezeigt, wie schwer es sei, im Wege der Abänderung des gemeinen Rechts wirksame Handhaben zur Hintanhaltung der auf den Umsturz von Staat und Gesellschaft gerichteten Bestrebungen der Sozialdemokratie zu gewinnen und hat deshalb die Uebernahme einer derartigen Ver⸗ bindlichkeit abgelehnt. *8 Büchtemann hat sich durch diese Schwierig⸗ keiten nicht abhalten lassen, auch diesen Punkt zu vertreten. Darum werden Alle, die sich nach gewichtigeren Garantien, als papierene Pro⸗ gramme sie gewähren können, gegen jene Gefahren umsehen, ihm ihre Stimmen nicht geben können.
4) Ultramontan⸗Deutschfreisinniger Wahlkompromiß. Die Deutsch⸗ freisinnigen betrachten sich als die alleinigen Liberalen... . Da muß es denn doch Wunder nehmen, wie diese Partei, die den ganzen Libe⸗ ralismus gepachtet zu haben meint, sich so trefflich mit dem Ultra⸗ montanismus, d. i. der ärgsten Reaktion, wie sie im Syllabus theoretisch und im belgischen Schulgesetz praktisch ihre Ziele vor Aller Augen klar gelegt hat, abzufinden weiß... Da Bismarck trotz manches Entgegenkommens zum Gange nach Canofsa sich nun einmal doch nicht bequemen will, wollen diese kreuz⸗ liberalen Leute ihn an seiner Stelle antreten. Möge es ihnen nach Verdienst bekommen! Der gehoffte Lohn ist schon jetzt nicht aus⸗
geblieben... Oktober) wird derselben
— Aus Könnern (23. Zeitung berichtet:
Am 22. d. M. fand im Gasthof zur Preußischen Krone eine Versammlung der Wähler der nationalliberalen, freikonservativen und konservativen Partei statt, die zahlreich besucht war. Hier führte der Professor Dr. Boretius⸗Halle den Vorsitz. Derselbe begründete in seiner Ansprache die Vereinigung der drei politischen Parteien zum gemeinsamen Handeln im bevorstehenden Wahlkampfe da⸗ mit, daß in Folge der entschiedenen Opposition der deutschfreisinnigen Partei die des Fürsten⸗Reichs⸗ kanzlers unterstützt werden müsse und daß sich zur Er⸗ reichung dieses Zweckes alle staatserhaltenden Parteien ihre Sonder⸗ interessen bei Seite setzen und gemeinsam handeln müßten. Die Be⸗ fürchtungen, die Nationalliberalen könnten sich mit den Konservativen verschmelzen, seien nicht gerechtfertigt. Die nationalliberale Partei werde auch fernerhin für sich bestehen bleiben, aber da, wo es gelte, den Staat zu unterstützen, sich mit anderen Parteien zum gemeinsamen Handeln vereinigen. Die Kandidatur des Dr. Alexander Meyer müsse auf das Entschiedenste bekämpft werden, erstens wegen seiner Zu⸗ gehörigkeit zur deutschfreisinnigen Partei und dann zweitens wegen seiner Opposition gegen die Regierung.. Mit großer Majorität wurde die Kandidatur Täglichsbeck vorgenommen.
1ö“ „Kölnischen Zeitung“ wird über die bereits mitgetheilte regierungsfreundliche Acbeiterkundgebung aus Leipzig geschrieben:
Aus dem von sozialdemokratischen Elementen besonders bearbei⸗ teten Leipziger Landkreise, in dem von den vereinigten National⸗ liberalen und Konservativen als Reichstagskandidar der Gutsbesitzer Dr. Heine aus Plagwitz, von den Sozialdemokraten dagegen der Re⸗ ferendar a. D. Viereck, von dem Fortschritt endlich (als bloßer Zähl⸗ kandidat) Redacteur Krieger aufgestellt worden, ist heute ein Ereigniß zu melden, welches von nicht zu unterschätzender Tragweite sein kann. Es hat sich daselbst nämlich eine neue Arbeiterpartei gebildet, welche sich offen sowohl von den sozialdemokratischen Agitatoren als auch von den alles negirenden Deutschfreisin⸗ nigen lossagt und sich freudig bereit erklärt, für die arbeiterfreundlichen Pläne der Reichsregierung und für den diese Pläne unterstützen wollenden Kandidaten der Oidnungsparteien, Hrn. Dr. Heine, einzustehen. Der mit fünfzehn Unterschriften von Arbeitern bedeckte Aufruf macht im schroffen Gegensatze zu den sozialdemokra⸗ tischen Schreiereien und Hetzereien einen äußerst wohlthuenden Ein⸗ druck und ist bezeichnend genug, um wenigstens die Hauptpunkte des umfangreichen Schriftstücks auch für weitere Kreise hervorzuheben. (Es folgt eine Analyse und ein längeres Citat aus dem Aufruf.) Jeder wirkliche Arbeiterfreund wird seine Freude über diese offene Kundgebung aus einem der von der Sozialdemokratie seit Jahren ge⸗ Gweiwkebebean.
Zeitungsstimmen.
Die „Magdeburgische Zeitung“ tritt in ihrem Wahlaufruf gegen die Fortschrittspartei auf; sie sagt:
Die Erwartung hat sich nicht bestätigt, die hier und da anfäng⸗ lich gehegt wurde, daß . . die gemäßigtere Seite der Fortschrittsparrei zu erhöhtem Einfluß auf die neue Gesammtpartei gelangen werde. Vielmehr ist in dieser heutzutage der Einfluß Richters unumschränkter, als er je in der Fortschrittspartei gewesen.
Dies hat sich in der noch jungen Geschichte der Deutschfrei⸗ sinnigen, namentlich aber im Verlaufe dieser Wahlbewegung, während welcher wir es erleben mußten, daß diese Partei sogar so gut liberale Männer, wie Hrn. von Benda, auf das Heftigste befehdet, deutlich kundgethan. Wir erinnern nur an folgende vier Hauptpunkte, in Bezug auf welche die Haltung der Deutschfreisinnigen die höchsten und fundamentalsten Lebensinteressen der Nation so empfindlich be⸗ rührt, daß jeder liberale Mann, der nicht aufbören will, national gesinnt zu sein, sich sagen muß: „Hier kann ich mit der deutsch⸗ freisinnigen Partei nicht zusammengehen“.
1 1) Die Kolonial⸗ und Dampfersubventionsfrage. Die ganze Art und Weise, wie die Deutschfreisinnigen im Bunde mit den Ultra⸗
montanen diese wichtige, die Lebensbedingung des deutschen über⸗
seeischen Handels⸗ und Unternehmungsgeistes eben so wie der ein⸗
heimischen Industrie innig berührende Frage in der letzten Session behandelt haben, mußte in den weitesten Kreisen der Bevölkerung tiefe Verstimmung
erregen. Was die Vertreter der Partei seitdem in den Wahlreden über diese Frage geäußert haben, ist nicht sehr geeignet, diesen Eindruck abzuschwächen. Jetzt stellt man sich, theils, als ob man gegen die Vorlage gar nichts ein⸗ zuwenden hatte, und eigentlich genau Alles das auch will, was Bis⸗ marck vorgeschlagen habe, theils als ob es sich überhaupt bei der ganzen Kolonial⸗ und Dampferfrage, um nebensächliche Dinge handle, die von Bismarck nur um von der Wahrung der Verfassungs⸗ rechte abzulenken, durch ein pfiffiges Manöver hervorgeholt seien.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die Nr. 43 von „Schorers Familienblatt“ hat folgenden Inhalt: Apotheker Heinrich. Von Hermann Heiberg. (3. Fortsetzung). — Vom bayerischen Volksstamm. Von A. Woldt. Mit Illustrationen nach Skizzen Fr. Defreggers. — Das Geheimniß der Wünschelruthe. Von Julius Stinde. II. (Schluß) Mit einer Illustration. Ein moderner Rutengänger. — Altes Gold in neuer Prägung. Von E. Jakobsen. — Aus dem Tagebuche eines Kriminalbeamten. Von A. Oskar Klaußmann. III. Falsches Papiergeld. (Fortsetzung.) — Sprech⸗ saal. — Briefkasten. — Plauderecke: Wie findet man den sechsten Sinn? — Sehr gern. — Die Vögel und die Epidemien. — Japa⸗ nisches Reisbier in Deutschland gebraut — Ein Werk in zwei Bän⸗ den. — Das Erwachen Scheintodter in ihren Gräbern. — Unsere Bilder. — Holzschnitte: Ein Opfer des Irrwahns. Von Franz Reiff. — Erste Beilage: Deutschland in Westafrika. Mit 8 Illu⸗ strationen nach Originalaufnahmen und einer Handschrift. — Zweite Beilage: Humoristisches: Ode an meinen Freund, den Bildhauer, als er auf Freiersfüßen ging. Mit Illustration von P. Klette. — Kindliche Rache. — Hauswirthschaftliche Neuheiten, Laubsägearbeiten. — Denkübungen. — Graphologischer Briefkasten
Veterinärwesen.
In Distrikten Virginiens und Marylands ist neuerdings die sogenannte Schweine⸗Cholera ausgebrochen, welche im Westen der Vereinigten Staaten von Amerika schon vor längerer Zeit auf⸗ getreten war. 3
Gewerbe und Handel.
Das 9. Heft 18. Jahrgangs 1884 von „Kunst und Gewerbe“, Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie, herausgegeben vom Bayerischen Gewerbemuseum zu Nürnberg (Druck und Verlag von G. P. J. Bieling (G. Dietz) in Nürnberg) bringt den Schluß der Studien über Schmiede⸗Arbeiten, von Fr. Otto Schulze. Auch
dieser Theil des interessanten Essays ist mit einer Reihe von Abbil⸗ 1
dungen bemerkenswerther älterer und neuerer Arbeiten, diesmal aus
Italien, ausgestattet. Carl Friedrich sucht eine präcise Antwort fest⸗ zustellen für die Frage „Was nennt man Kanne und was Krug?“*
Die 10 geläufigsten Typen beider Gefäßarten illustriren den Aufsatz.
Sodann beschreibt Hermann Billung die Ausstellung der Kron⸗ diamanten zu Paris. — Daran reihen sich kleinere Artikel über den
Augsburger Rathhausbau und die urgirte Freihaltung der Ostfagade,
über die Glasperlenindustrie zu Frankfurt a. M., über den Erwei⸗
terungsbau des Provinzial⸗Museums in Hannover, über das Gewerbe-
Museum in Bremen, über die Ausstellung für das Kleingewerbe zu über die Ausstellung von kirchlichen Gegenständen in
rünn, über den Verfall des maurischen Kunstgewerbes und Handwerks in Algier und über die neuesten Ausgrabungen in Athen. — Von den 3 Kunstblättern des Hefts zeigt das erste (Radirung)
über das Landes⸗Museum „Rudolfinum“ in Klagenfurt,
eine Reihe alter Schmuckgegenstände aus der Mustersammlung des
Bayerischen Gewerbemuseums: ein schönes emaillirtes Armband aus Gold, italienischer Herkunft (16. Jahrh.), einen Halsbandschmack und ein Halsgehänge (deutsch, 18. Jahrh) und eine Guͤrtelschnalle (deutsch, 17. Jahrh.); das zweite den schönen Taufstein (aus Sandstein und
Zinn mit hölzernem Deckel) in der Marienkirche zu Zwickau (aus dem Jahre 1538), das dritte den Entwurf zu einem Rähmchen in
Metall mit geätzten Ornamenten, von Otto Häberle. den wir ferner den schönen Entwurf zu einem Majolikateller, von C. Mell und eine Ofenkachel mit Löwenmaske aus dem Schlosse Vie⸗ hofen in Steyermark. 1
„Im 10. Heft der Zeitschrift berichtet zunächst Richard Steche über die letzte Ostermeß⸗ usstellung des Börsenvereins der deutschen Buchhändler zu Leipzig. Dann folgt ein Auszug aus dem interessan⸗ ten Vortrage des Kustos Dr. Stockbauer über die Textilabtheilung in der Mustersammlung des Bayerischen Gewerbemuseums und eine amt⸗
Im Text fin⸗
liche Darstellung der Entwickelung der gewerblichen Fachschulen in
reußen. über die in Baden;
Kleinere Aufsätze enthalten Nachrichten aus Karlsruhe, Organisation zur Förderung des Gewerbewesens aus Brünn, über die Ausstellung der K. K. Fach⸗
schule für Weberei daselbst; aus Buda⸗Pest, über das Königlich ungarische technologische Gewerbe⸗Museum daselbst und über die ge⸗
plante Einrichtung des orientalischen Pavillons auf der nächstjährigen ungarischen Landesausstellung; aus Zürich, über das dortige Gewerbe⸗ Museum, nach dem 9. Jahresbericht. Rathschläge für die Werkstatt, Mittheilungen aus dem Buchhandel und kurze Notizen reihen sich an. — Ein dem Heft beiliegender schöner Farbendruck reproduzirt eine schöne türkische Fayence⸗Platte von Jechil Dami in Brussa; die zweite Tafel zeigt die sorgfältige Aufnahme eines schönen durchbrochen gearbeiteten Kugelleuchters von Messing aus der Marienkirche zu Zwickau, die dritte den Entwurf zu einem Schreibtisch in modernem Renaissancestil, erfunden von Paul Koch. Im Text wird auch noch eine Seitenansicht dieses Schreibtisches, sowie zwei Zeichnungen von geschmackvollen, dazu passenden Stühlen gegeben, welche denselben Urheber haben. Fernere Textillustrationen bieten die Aufnahmen zweier Fayence⸗Fußbodenplatten aus San Sebastian in Venedig und eine Tafel von dem Diptychon des Fensals Fl. Theodorus Valentinianus im Berliner Königlichen useum.
8* 8 8 8
Gleichzeitig mit den beiden Heften wurden die Nrn. 16 bis 19 der „Mittheilungen“ des Bayerischen Gewerbe⸗Museums ver⸗
sandt, deren Redaktion an Stelle des erkrankten Hrn. Dr. Otto von Schorn, gleichwie die der Zeitschrift „Kunst und Gewerbe“, der Kustos der Mustersammlung, Hr. Dr. J. Stockbauer, übernommen hat. Wir entnehmen denselben zunächst, daß das chemische Laboratorium des Museums in den sogenannten Nonnengarten verlegt und dort seit dem 24. v. M. in Thätigkeit ist, sowie daß mit dieser Ver⸗ legung auch Aenderungen der Bureaus im Gewerbe⸗Museum ver⸗ bunden gewesen sind und sich das Auskunftsbureau jetzt im Erd⸗ geschoß mit dem Zugange vom Glashof aus befindet. Diese Ver⸗ änderungen wurden dadurch nothwendig, daß, um einem dringenden Bedürfniß abzuhelfen, die Vorbildersammlung u der Zeichensaal vergrößert und für letzteren der gege wärtige Bibliothekraum mit benützt werden muß.
wird in der Nr. 18 das Programm für die Abtheilung auf der Internationalen Arbeiten aus edlen Metallen und Legirungen in Nürnberg 1885 veröffentlicht. Dasselbe lautet: Der Zweck dieser historischen Abtheilung ist, einen Ueberblick über die Entwickelun der Arbeiten aus edlen Metallen und Legirungen zu geben, die Vor züge der alten Arbeiten in technischer und künstlerischer Beziehun zur Anschauung zu bringen und dadurch zu erhöhten Fort schritten und Verbesserungen auf dem Gebiete der neuen hierher ge⸗ hörigen Metallarbeiten anzuregen. Die historische Abtheilung um faßt kunstgewerbliche Arbeiten ältester, alter und neuer Zeit bis zu dem Beginn dieses Jahrhunderts, und zwar: Gold⸗ und Silber⸗ schmiedearbeiten, Juwelierarbeiten, Kunstarbeiten aus Kupfer, ein schließlich der Emaillen, kunstgewerbliche Bronze⸗ und Messingarbeiten Kunstarbeiten der Zinngießer. Die Gegenstände der historischen Ab theilung werden in bevorzugter Weise aufgestellt und mit den Namen der Besitzer versehen Für den Schutz und die Sicherheit der aus gestellten Gegenstände wird in gleicher Weise wie für die Objekte der eigenen Sammlungen gesorgt und werden hierfür die umfassendsten Maßregeln getroffen werden. Das Bayerische Gewerbemuseum trägt sämmtliche Kosten dieser Abtheilung; es übernimmt die Kosten der Verpackung, des Transports hierher und zurück und der Transport
Ausstellung von
versicherung, der Versicherung gegen Feuersgefahr, soweit dies von
den Ausstellern verlangt wird, es besorgt die Ausstellungsbehälter,
das Ausstellen der Gegenstände und deren Bewachung. Die Ein⸗ sendung der Gegenstände für die historische Abtheilung wird bis zum 30. April 1885 erbeten. Zum Zwecke der Kontrole der eingesendeten Gegenstände werden Lieferscheine ausgegeben, welche in triplo aus⸗ gefüllt den Kisten beigelegt werden müssen. Bei Oeffnung der Kisten wird deren Inhalt mit den Lieferscheinen verglichen, über den Befund ein Protokoll aufgenommen und der eine Lieferschein mit der Empfangsbestätigung zurückgesendet. Die eingesendeten Gegen⸗ stände können von den Besitzern als verkäuflich bezeichnet und ver⸗ kauft, aber erst nach Schluß der Ausstellung an die Käufer abgegeben werden. Die Versendung der verkauften Gegenstände an die Käufer besorgt im besonderen Auftrage der Besitzer das Baverische Gewerbe⸗ museum auf deren Kosten und Gefahr. Von allen Verkäufen ist an 11 Gewerbemuseum eine Provision von 10 % zu ent⸗ richten.
„— Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Koheisenpro⸗ duktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luxemburgs) im Monat Septbr. 1884 auf 294 330 t, darunter 165 428 t Puddelroheisen, 11 033 t Spiegeleisen, 37 200 t Bessemerroheisen, 44 641 t Thomas⸗ roheisen und 32 928 t Gießereiroheisen. Die Produktion im September 1883 betrug 278 48s6 t. Vom 1 Januar bis 30. September 1884 wurden produzirt 2 678 953 1 gegen 2 514 358 t im Vorjahr.
— Die Generalversammlung der Chemnitzer Werkzeug⸗ maschinen⸗Fabrik, vorm. Joh. Zimmermann, ertheilte dem Vor⸗ stande einstimmig Decharge und genehmigte die Vorschläge desselben, wonach von dem erzielten Rohgewinn von 591 019 ℳ 5 ½ % Divi⸗ dende = 297 000 ℳ an die Aktionäre zur Vertheilung gelangen, 204 910 für normale Abschreibungen, 14 920 ℳ für statutarische Do⸗ tirung des Reservefonds, sowie außerdem 47 314 ℳ als außerordent⸗ liche E“ auf vorräthige Maschinen verwendet werden. Der nach Abzug der Tantièmen verbleibende Rest in Höhe von 10 141 ℳ wird auf neue Rechnung vorgetragen.
Essen, 28. Oktober. (W. T. B.) Laut dem Wochenbericht der „Rheinisch⸗Westfälischen Zeitung“ über den rheinisch⸗west⸗ fälischen Kohlenm arkt ist die Lage gegen die Vorwoche nur insofern geändert, als für Hausbrandkohle allgemein lebhaftere Nach⸗ frage herrscht. Die Lebhaftigkeit des Geschäfts früherer Jahre ist hauptsächlich wegen andauernd niedrigen Wasserstandes des Rheins und geringerer Konsumtion der Eisenindustrie und der Zuckerindustrie noch nicht erreicht.