1884 / 283 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Dec 1884 18:00:01 GMT) scan diff

lagen, Schulen und Gärten veröffentlicht worden ist, welche regel⸗ mäßigen Untersuchungen in angemessener Jahrzeszeit unterliegen und amtlich als den Anforderungen der Konvention entsprechend erklärt worden sind, hat der Finanz⸗Minister durch Verfügung vom 23. d. M. die Provinzial⸗Steuerdirektoren veranlaßt, die betheiligten Zollstellen ihres Verwaltungsbezirks dahin anzu⸗ weisen, daß für Pflanzensendungen, welche aus einer der in dem Verzeichniß genannten Anlagen stammen, es der Beibringung der im § 4 Nr. 3 a— d der Kaiserlichen Ver⸗ ordnung vom 4. Juli v. J. (Reichs⸗Gesetzblatt Seite 153) er⸗ forderten behördlichen Bescheinigung nicht bedarf.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich württembergische Staats⸗Minister Dr. von Mittnacht, ist von hier wieder abgereist.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren:

Dr. Bourzutschky in Freienwalde a. O., Dr. Peiser in Zerkow,

Cohn in Unruhstadt, Dr. Braun, Dr. Scheven und Dr. Arutz

5 2 Modemann in Oberpleis und Dr. Kohlschein in orbeck.

S. M. Kbt. „Albatroß“ 4 Geschütze, Komdt. Korv.⸗ Kapt. Plüddemann, ist am 30. November cr. in Apia ein⸗ und beabsichtigt, am 13. Dezember cr. wieder in See zu gehen.

Kiel, 29. November. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich empfing heute Mittag die chinesischen Gesandten Hsü⸗Ching⸗Cheng und Li⸗Fong⸗Pao in der von denselben nachgesuchten Audienz. Nachmittags hat Sich Se. Königliche Hoheit zu einem Be⸗ such des Herzogs zu Schleswig⸗Holstein⸗Glücks⸗ burg nach Louisenlund begeben.

Hessen. Darmstadt, 27. November. (Köln. Ztg.) In ihrer heutigen Sitzung nahm die Zweite Kammer den Vortrag des neuen Präsidenten des Finanz⸗Ministeriums, Weber, über den Hauptvoranschlag der Staatsein⸗ nahmen und Ausgaben und diesen selbst entgegen, bildete ihre Ausschüsse (Vorsitzender des Finanzausschusses Th obald, des Geset gebungsausschusses Heinzerling, des Beschwerde⸗ ausschusses List) und beschloß, die Thronrede mit einer Adresse zu beantworten, deren Entwurf sofort verlesen und genehmigt wurde (s. u.). Die Erste Kammer hat schon gestern eine Adresse überreicht und sich sofort vertagt. Bei der gestern zur Feier der Landtagseröffnung statt⸗ gehabten Hoftafel trank der Großherzog auf das Wohl der Stände, worauf der Präsident der Ersten Kammer, Graf Görtz, ein Hoch auf den Großherzog, der Präsident der Zweiten Kammer, Kugler, ein solches auf das Großherzogliche Haus ausbrachte.

29. November. (Darmst. Ztg.) Der Großherzog empfing heute das Bureau der Zweiten Kammer behufs Entgegennahme der die Thronrede beantwortenden Adresse. Dieselbe lautet:

Allerdurchlauchtigster Großherzog! Allergnädigster Großherzog und Herr! Ew. Königliche Hoheit haben geruht, die Stände des Großherzogthums persönlich willkommen zu heißen und denselben, unter Zusßscherung der steten Theilnahme an den Arbeiten derselben und des Wohlwollens Ew. Königlichen Hoheit, von den Aufgaben Kenntniß zu geben, welche derselben harren. Indem die Zweite Kam⸗ mer für jene Beweise Fürstlicher Huld und landesväterlichen Interesses ihren ehrerbietigsten Dank ausspricht, erkennt dieselbe mit Ew. Königlichen Hoheit die Wichtigkeit und die Schwierigkeiten der zu lösenden Auf⸗ gaben in vollem Maße an. Diese Aufgaben betreffen die mannig⸗ fachsten und dabei wichtigsten Gebiete und Interessen des staatlichen Lebens des Landes, und bilden zugleich den Beweis dafür, daß Ew. Königliche Hoheit und Allerhöchstderen Regierung angelegentlich darauf bedacht sind, den Wünschen und Bedürfnissen, welche in ver⸗ schiedenen Richtungen in der Bevölkerung hervorgetreten waren, entgegen⸗ zukommen. Die Zweite Kammer wird bereitwilligst, in Anerkennung rieses Bestrebens, den zu erwartenden Vorlagen die größte Sorgfalt zu⸗ wenden, und giebt sich mit Ew. Königlichen Hoheit gerne der Hoff⸗ nung hin, daß die Erledigung der Vorlagen im Einvernehmen mit der Großherzoglichen Regierung zum Wohle und Segen des Landch gelingen werde. Mit dem aufrichtigen Wunsche unveränderter Fort⸗ dauer des Allerhöchst bekundeten landesherrlichen Wohlwollens ver⸗ harrt in tiefer Ehrfurcht

Ew. Königliche Hoheit allerunterthänigste treugehorsamste 8 Die Zweite Kammer der Stände. Zur Feier des Geburtsfestes des Prinzen Hein⸗ nc⸗ 8 gestern im Großherzoglichen Neuen Palais Familien⸗ afel statt.

Mecklenburg. Schwerin, 30. November. Aus den Malchiner Landtagsverhandlungen der letzten Tage sind die nachstehenden Hauptpunkte hervorzuheben: Am vorletzten Sonnabend bewilligten die Stände zur Förde⸗ rung der inländischen Pferdezucht auf fünf Jahre je 15 000 Aus der Großherzoglichen Renterei wird außerdem dazu ein jährlicher Zuschuß von 9000 geleistet. Von diesen 24 000 sind für die Doberaner Pferderennen 180 000 bestimmt, während der Rest (6000 ℳ) dem Direktorium des mecklen⸗ burgischen patriotischen Vereins zur Verfügung gestellt werden soll. Ueber den Antrag des Landraths von Bülow⸗Rodenwalde und des Herrn von Dreves⸗Kirch⸗ Mummendorf, zu einer in Rostock zu erbauenden Augenheilanstalt eine Beihülfe bis zu 30 000 aus Landes⸗ mitteln zu bewilligen, ward die Beschlußfassung bis zum nächsten Lantage ausgesetzt. In der Montagssitzung kam ein Regiminalreskript zur Vorlage, welches die Bewilligung der Landeshülfe zu einer Bahn Crivitz Schwerin Gadebusch empfiehlt. Auch wurden Mittheilungen über die Bahn Rostock —-Ribnitz —Stralsund gemacht. Mit Preußen ist die Vereinbarung getroffen, daß Mecklenburg freies Terrain hergiebt und einen Zuschuß von 350 000 à fonds perdu gewähre. Die Regierung fordert nun von den Ständen, nachdem das Terrain von den Adjazenten zugestanden ist, die Bewilli⸗ gung von 10 000 für den Kilometer à fonds perdu als Landeshülfe. Ueber beide Anträge wird die Landtags⸗Sektion für Eisenbahn⸗ und Wegesachen demnächst Bericht erstatten. Auch über eine Sekundärbahn von Röbel nach Waren schweben Verhandlungen. Nach einem von der Stadt Röbel mit den Bau⸗Unternehmern Bachstein in Berlin und Richel in Kiel abgeschlossenen Vertrage hat sich die genannte Stadt ver⸗ pflichtet, auf ihre Kosten bez. auf Kosten der Adjazenten das nöthige Terrain auf der Linie von Rödel bis Waren den Unterneh⸗ mern unentgeltlichzu präst ren. Die Vorsteher der Klöster Malchow und Dobbertin wurden nun am Dienstag vom Landtage er⸗ sucht, sich über die Hergabe des von den Klöstern abzutreten⸗ den Terrains rechtlich zu äußern. Ferner ward ein Zuschuß von 19 350 zur Landesrezeptur⸗Verwaltung, deren Gesammt⸗

ausgabe 3 718 496 beträgt, bewilligt. In der Donnerstags⸗

sitzung legte der Landrath von Bülow den Bericht des Landes⸗!

archivars darüber vor, was bezüglich des landesfürstlichen Hausgesetzes sich in dem ständienen Archiv, bezw. der Landes⸗ bibliothek befinde. Andere Akrenstücke als solche, die in dem 2. Bande des Werkes „Die Hausgesetze der regierenden Deut⸗ schen Fürstenhäuser“, von Dr. Herm. Schulze, abgedru 29’ waren im Archiv nicht vorhanden. Die Landtagsversälgir 4 lung beschloß demnach, den Landtagskommissarien den Däm der Stände für die Mittheilung der den Thronfolgeverzicht des Herzogs Paul Friedrich betreffenden Dokumente auszu⸗ sprechen. Vorgestern und gestern hielt der Landtag keine

1.““

Oesterreich⸗uUngarn. Wien, 29. November. (Prag. Ztg.) In dem Anarchistenprozeß wurden von 20 Ange⸗ klagten 2 freigesprochen, die übrigen zu schwerem Kerker von 3 bis 12 Jahren verurtheilt. 8 8

Linz, 29. November. (Prag. Ztg.) Der Bischof Rudigier ist heute gestorben. 0

Pest, 28. November. (Prag. Ztg.) Das Abgeordneten⸗ haus genehmigte heute die Auslieferung des Abg. Ver⸗ hovay in der Angelegenheit des Unterschleifes der für die Czangos eingegangenen Gelder. Der wegen Ver⸗ gehens des Duells verurtheilte Abg. Szallay wurde zur Vollziehung des Urtheils ausgeliefert.

29. November. (Prag. Ztg.) In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses sprach zur Budgetdebatte Beksito, welcher unter Anderem erklärte, daß die Frage der Kultur für Ungarn eine Existenzfrage bilde. Der Kampf gegen den Slavismus sei nicht mit den Waffen in der Hand, sondern auf kulturellem Gebiet auszutragen. Die slavische Kultur habe in den letzten Dezennien große Fort⸗ schritte gemacht, besonders in Rußland. Heute stehe die un⸗ garische Kultur noch höher. Der Slavismus sei nicht als be⸗ waffnete Macht, sondern als kultureller Faktor gefährlich.

Im Unterhause brachte die Unabhängigkeits⸗ partei einen motivirten Antrag auf Ablehnung des Budgets ein.

Der Einundzwanziger⸗Ausschuß erledigte die Spezialdebatte über die Vorlage, betreffend die Reform des Oberhauses.

Schweiz. Bern, 29. November. (W. T. B.) Die Ratifikation der Verträge, betreffend die Wieder⸗ herstellung des Bisthums Basel und der bischöf⸗ lichen Verwaltung im Kanton Tessin, ist heute zwischen dem Bundes⸗Präsidenten Welti und dem päpstlichen Delegirten Testaferrata ausgewechselt worden. San Domingo hat den Beitritt zu der Inter⸗ nationalen Konvention, betreffs des Schutzes des gewerblichen Eigenthums, erklärt.

Genf, 29. November. (W. T. B.) Der Große Rath des Kantons wählte 2 Radikale in den schweizerischen Ständetath.

Zürich, 29. November. (W. T. B.) Der Regierungs⸗ rath des Kantons hat heute die Anarchisten Neve und Kaufmann Hauser ausgewiesen.

Frankreich. Paris, 29. November. (Fr. Corr.) Der „National“ schreibt: „Wir erfahren aus sicherer Quelle: 1) daß keinerlei diplomatische Unterhandlung, weder in London noch in Shanghai, fortgeführt wird, so lange nicht die neuen Verstärkungen nach Tongking und China abgegangen sind; 2) daß keinerlei Kriegsoperation unternommen wird, ehe eben diese Verstärkungen an ihrem Bestimmungsorte angelangt sind. Diese Absichten gehen deutlich aus den in der letzten Zeit zwischen der Regierung, den Herren Waddington, Pate⸗ notre und dem General Briere de l'Isle ausgetauschten Mit⸗ theilungen hervor.

Die Verhaftungen in Folge des Anarchisten⸗ Meetings in der Salle Levis dauern fort. Der Deputirte Laguerre will den Minister des Innern über die An⸗ wesenheit von Polizei⸗Agenten bei dem Meeting inter⸗ pelliren. Hr. Waldeck⸗Rousseau erklärte, daß er vor Beendigung der Budgetdebatte darauf nicht antworten werde. Hr. Laguerre bringt trotzdem seine Interpellation ein.

Der „Temps“ erhielt aus Saigon folgenden Bericht über die Niederlage, welche die Landungs⸗Compagnien des französischen Geschwaders jüngst bei Tamsui erlitten haben:

Die Schiffe der Dioision des Admirals Lespès hatten sich fast ganz von Mannschaft entblößt, um etwas über 600 Mann zu dem Zweck ans Land zu setzen, die Torpedoposten wegzunehmen, welche den Eingang zum Flusse vertheidigten. Vom Feuer der Schiffe geschützt, landete die kleine Truppe sehr muthig, formirte sich und avancirte lebhaft auf einer offenen Gegend, die in einigen Minuten passirt wurde. Jenseits derselben ist das Terrain be⸗ waldet, mit vielen 1vS bedeckt und mit dichtem Gebüsch besetzt. Die Marinesoldaten stürzten sich muthig, vielleicht sogar zu muthig, zum Angriff, aber das Terrain war fürchterlich. Die Chinesen, welche in den Wäldern unsichtbar und hinter den Häusern gedeckt waren, ließen die Franzosen herankommen und eröffneten auf einmal gegen sie ein schreckliches Feuer. In weniger als zwanzig Minuten hatten die Truppen 21 Todte und 44 Verwundete. Sie wichen nicht, verrichteten Wunder der Tapferkeit, aber die Zahl der Chinesen verstärkte sich immerfort, und ihr Feuer war außerordentlich heftig. Es wäre eine zahlreiche schwere Artillerie nothwendig ge⸗ wesen, um den Angriff vorzubereiten, und man hatte nichts als einige leichte Feldgeschütze. Die beiden Hauptleute der an der Téte befindlichen Compagnien, Fontaine und Dehorter, wurden schwer verwundet. Sehr stark hergenommen, ihrer Anführer beraubt, griffen die Leute nicht mehr mit demselben Zusammenwirken an. Es trat ein Schwanken ein, und der Fregatten⸗Kapitän Bonlineau, welcher während des ganzen Gefechtes die Zielscheibe für den Feind gewesen war, hielt es für gerathen, den Rückzug anzutreten, umsomehr als das Meer anzuschwellen begann und die Wiedereinschiffung mit dieser Masse von Todten und Verwundeten hätte gefährlich werden können. Die Landungstruppe war gerade un Uhr Morgens von Bord abgestoßen und kehrte um 1 Uhr zurück.

29. November. (Köln. Ztg.) Während der anzen Woche fanden Anarchisten⸗Versammlungen staßt und heute Abend um 8 oder 10 Uhr sollten wieder dergleichen abgehalten werden, aber die Regierung hat bis zur Stunde in den Arbeitergegenden 6 verboten, weil heute der Zahltag für die Löhne des Monats ist und deshalb mehr als an ge⸗ wöhnlichen Tagen Unruhen zu befürchten waren. Auf morgen sind zwei Versammlungen in der Vorstadt du Temple ausge⸗ schrieben, wie denn überhaupt in den revolutionären Kreisen stark geughet

29. November. (W T. B.) Der Ministerrath hat heute beschlossen, die Steuer auf fremdes Gernrh hnt um 2 Fr. zu erhöhen. Die Gesammtsteuer wird also, ein⸗ schließlich des schon bestehenden Satzes von 60 Cent., 2 Fr.

60 Cent. betragen.

In der Kammer wurde heute von dem Deputirten Laguerre eine Interpellation über das Vorhandensein von Agents provocateurs bei der Pariser Polizei ein⸗ gebracht. Die Kammer beschloß, die Berathung dieser Inter⸗ pellation bis nach der Erledigung des Budgets zu vertagen.

Bei der sodann begonnenen Berathung der Vorlage üͤber

Nie Senats⸗Wahlreform zog die Kammer, entgegen der

vom Senat beschlossenen bezüglichen Bestimmung, ein Amen⸗ dement auf Beseitigung der lebenslänglichen Senatoren in Betracht. Die Weiterberathung der Vorlage wurde in Folge dessen vertagt. 1 88

Im Senat wurden von dem Ministerpräsidenten Ferry die Vorlagen über die Kreditforderungen für Tong⸗ king eingebracht. Der Senat beschloß, dieselben einer beson⸗ deren Kommission zu überweisen. 1

Nach Meldungen aus Brasilien stände in Folge des Erlöschens der Cholera in Paris eine baldige Aufhebung der angeordneten QOuarantäne⸗Maßregeln zu erwarten.

Eine Depesche des Admirals Courbet meldet, daß am 19. d. M. an Bord des Kriegsschiffs „Rigault de Genouilly“ eine Kessel⸗Explosion stattgefunden hat. Die Ursache des Unfalls sei nicht zu ermitteln gewesen. Getödtet wurden in Folge der Explosion 2 Maschinisten und 11 Matrosen oder Heizer. Admiral Courbet ließ die übrigen Kessel des „Rigault de Genouilly“ einer sorgfältigen Prüfung unterziehen und erklärt: das Resultat derselben sei ein durchaus zufrieden⸗ stellendes gewesen; der „Rigault de Genouilly“ werde an den weiteren Operationen zur See theilnehmen können.

30. November. (W. T. B.) Die Regierung hat drei neue Schiffe zum eventuellen Truppentransport nach Tongking gemiethet.

1. Dezember. (W. T. B.) Wie die „Agence Havas“ meldet, hat der Minister⸗Präsident Ferry in einem Cirkular den diplomatischen Agenten empfohlen, den Mächten von dem vollständigen Erlöschen der Cholera in Frankreich Mittheilung zu machen und die Aufhebung der Quarantäne zu beantragen.

In Avallon ist Garnier (Bonapartist) mit 5541 Stimmen gegen Hervieu (radikal), welcher 5275 Stimmen erhielt, zum Deputirten gewählt worden.

Spanien. Madrid, 29. November. (W. T. B.) An⸗ läßlich des Geburtstages des Königs fand heute ein großer Empfang im Palais statt, zu dem auch Anhänger der dynastischen Linken und Sagasta's erschienen. An der Galatafel nahmen 120 Personen Theil.

30. November. (W. T. B.) Die amtliche Zei⸗ tung veröffentlicht einen Königlichen Erlaß, durch welchen eine Untersuchung hinsichtlich der Studenten⸗Unruhen angeordnet und der Zusammentritt des oberen Universitäts⸗ raths untersagt wird.

Italien. Rom, 30. November. (W. T. B.) Der zu Ehren des Königs und der Königin veranstaltete Fackelzug hat heute Abend unter zahlreichster Theilnahme der Bevölkerung stattgefunden. Der Zug traf gegen 7 Uhr auf dem Platz vor dem Quirinal ein, der von einer dicht ge⸗ drängten Volksmenge besetzt war. Der König, die Königin und die anderen hier anwesenden Mitglieder der Königlichen Familie, welche auf einen Balkon herausgetreten waren und dort längere Zeit verweilten, wurden von den Volksmassen mit unausgesetzten stürmischen Zurufen begrüßt.

Afrika. Egypten. Kairo, 27. November. (Allg. Corr.) Es ist ein Gerücht im Umlauf, daß Zebehr Pascha den Befehl erhalten habe, Kairo zu verlassen und seinen Wohn⸗ sitz in Alexandrien zu nehmen, wo sein Thun und Lassen überwacht werden werde.

Wady⸗Halfa, 28. November. (A. C.) Truppen kommen hier fortgesetzt rasch an. Die in den Walfisch⸗ booten abgesandten machen gute Fortschritte und stoßen nur selten auf Schwierigkeiten.

Dongola, 28. November. (A. C.) Lord Wolseley begab sich heute Nachmittag, begleitet von einer Eskorte, nach dem Mudrieh und investirte in Gegenwart einer zahlreichen Versammlung den Mudir von Dongola mit dem Medschidje⸗ Orden II. Klasse.

Zweihundert Mann des Sussex Regiments gehen nach Debbeh zur Bewachung des dortigen Depots. Es wird jetzt eine Flottenbrigade gebildet, welche Lord Charle Beresford befehligen wird.

Zeitungsstimmen.

Das „Leipziger Tageblatt“ sagt über die Budget⸗ debatte im Reichstage:

Es war vorauszusehen, daß der Abg. Eugen Richter seine Kennt⸗ nisse und Erfahrungen in Finanzsachen benutzen würde, um an dem Reichsbudget Kritik zu üben. Das Defizit bedeutet nach seiner Mei⸗ nung den Zusammenbruch der Finanzpolitik des Reichskanzlers. Und doch hat Richter Alles aufgeboten, um die Finanzpolitik des Reichs⸗ kanzlers zu durchkreuzen und lahm zu legen. Was wollte er aber an die Stelle dieser Finanzpolitik setzen? Reform der Rübenzuckersteuer und Spiritussteuer. Das hätte also Ersatz bieten sollen für das abgelehnte Tabackmonopol und für den neuen Zolltarif, die Steuer auf Pe⸗ troleum, Getreide u. s. w.) Die ganze Weisheit des Hrn. Richter beschränkt sich auf die beiden Sätze: „Es ist besser, daß manche nüͤtz⸗ liche Ausgabe unterbleibt und dafär eine schädliche Steuer vermieden wird.“ Und —: „Je entwickelter ein Staat ist, desto mehr kann der Privatthätigkeit überlassen werden. Wenn das Deutsche Reich nach diesen Rezepten verwaltet worden wäre, dann würde es vermuthlich heute ganz anders in Deutschland aussehen.....

M Es ist außerordentlich beschämend für den Reichstag, daß der Reichskanzler zu dem Geständniß genöthigt war, er habe sich geirrt, als er vor 18 Jahren befürchtete, es könnten der deutschen Einheit von den deutschen Fürsten Gefahren drohen und der Reichstag werde das eigentliche Bindemittel sein; die Erfahrung hätte im Gegentheil bewiesen, daß die Gefahr für den Bestand des Deutschen Reiches vom Reichstage drohe, der in seiner Parteizerklüftung und in dem Streben der einzelnen Parteien nach Herrschaft den Interessen des Reiches die schlimmsten Schäden bereitet. Nicht das Defizit von 40 Millionen ist es, was uns wegen der Zakunft des Reiches mit ernsten Befürchtungen erfüllt, sondern das unpatriotische und unpolitische Gebahren von Parteien, welche sich als Hüter des Reichs und seiner Verfassung hinstellen, während sie Alles thun, um den Bau des Reichs zu lockern und es den Stürmen preiszugeben, welche von allen Seiten auf dasselbe hereinbrechen.

In einem Augenblicke, da die Vertreter Europas in Berlin ver⸗ sammelt sind, um völkerrechtliche Fragen von höchster Wichtigkeit zu lösen, da Deutschland einen vielversprechenden Anlauf nimmt, um mit den großen seefahrenden Nationen in Wettbewerb zum Zweck der Kolonisirung fremder Welttheile zu treten, genirt sich Hr. Richter nicht, äͤußerste Sparsamkeit in der Marine anzuempfehlen und die

Dampfersubvention als eine den Anforderungen der Sparsam⸗ zit zuwiderlaufende Ausgabe zu erklären. Was sollen denn jie anderen europäischen Mächte von der deutschen Nation denken, wenn sie solche Dinge aus dem Munde eines Parteiführers im Reichstage zu hören bekommen? Angenommen, unsere finanzielle uage wäre in Wahrheit bedenklich, dann wäre es doch das Vernünf⸗ igste, dem Reiche neue Einnahmequellen zu eröffnen; und diese stehen dem Ausspruch Sachverständiger in sicherer Aussicht, wenn die e Kolonialpolitik mit Energie ins Werk gesetzt wird. Deutsch⸗ bedarf des Zuflusses von reichen iom gebührenden Blüthe zu gelangen, aber Hr. Richter stellt den Satz auf, daß nützliche Ausgaben unterbleiben müssen, um eine etwa schädliche Steuer zu verbindern. Was ist denn eine schädliche Steuer? Doch nur eine solche, welche die finanzielle Lage eines Staates verschlechtert, statt sie zu verbessern. Das Arkanum, durch welches ein mustergültiger nanzieller Zustand hergestellt werden kann, ist noch nicht gefunden. b direkte oder indirekte Steuern das Richtige sind, ob Freihandel oder Schutzzoll, darüber gehen die Ansichten auseinander; aber dar⸗ über, daß nützliche Ausgaben nöthiger und vernünftiger sind, als übel angebrachte Sparsamkeit, darüber besteht keine Meinungsver⸗ iedenheit. 3 3 sh Der „Baugewerks⸗Zeitung“ schreibt Dr. B. Hilse über die Bedeutung der Postsparkassen für das Baugewerbe:

Von nicht zu unterschätzer dem Werthe für die arbeitenden Klassen der Staatsbürger ist das dem Staats⸗ und dem Bundesrath im Entwurf vorliegende Reichsgesetz über die Einrichtung von Post⸗ svarkassen, welche thunlichst bereits mit Beginn des neuen Etatsjahres (l. April 1885) durchgeführt sein sollen, so daß dessen Berathung eine der ersten Vorlagen des neu zusammentretenden Reichstages bilden dürfte. Namentlich sind die im Gewerbebetriebe vorübergehend beschäftigten Personen durch das Gesetz betroffen, so daß in deren Interesse dessen Zweckmäßigkeit oder Ungeeignetheit geprüft werden muß, um die Stellungnahme zu dem Entwurfe zu bestimmen. b

Das wesentlichste unterscheidende Merkmal zwischen den zur Zeit bestchenden Gemeinde⸗Sparkassen und der Postsparkasse ist darin zu finrden daß dort als Einzahler nur die im Gemeindeverbande auf⸗ haltsamen Personen zugelassen sind, welche ihre Einlagen am Sitze der Sparkasse in den für den Betrieb meist kurz bemessenen und daher ungeeigneten Geschäftsstunden zu machen und zu erheben haben, während hier Jeder an der ihm genehmen Post⸗ anstalt durch eine erste Eirlage sich ein Sparkassenbuch erwerben und auf dasselbe bei jeder beliebigen Postanstalt (§. 3) weitere Einzahlun⸗ gen bewirken und (§. 15) Ganz⸗ oder Theil⸗Auszahlungen erheben iinn. Gerade dieser Umstand macht die Neueinrichtung für die Handwerksgehülfen und ländlichen Arbeiter vornehmlich geeignet, denn durch sie wird der entweder von einem zum anderen Orte nach Beschäftigung ausziehende Gewerbegehülfe oder während der Sommermonate fern von seinem Wohnorte Arbeitnehmende in den Stand gesetzt, der Sparkasse seines jedesmaligen Beschäftigungsortes leicht seinen erübrigten Arbeitsverdienst anzuvertrauen und sich dadurch außer Versuchung zu setzen, dasselbe gelegentlich wieder anzugreifen, weil er nicht on den Aufgabeort gebunden ist, vielmehr bei jedem Aus⸗ enthaltswechsel unbesch änkt über seine Einlagen allerorts ver⸗ fügen kann. Der z. B. aus der Provinz in Berlin während der Bau⸗ periode beschäftigte Arbeiter wird hier die für die beschäftigungs⸗ und verdienstlosen Wintermonate bestimmten Ersparnisse einzahlen und solche nach Bedarf in seinem Heimathsorte wieder erheben. Der Umstand, daß bei jeder Postanstalt die Einzahlung gestattet ist, ermöglicht es ihm, un⸗ mittelbar nach empfangenem Wochenlohn den wegzulegenden Theilbetrag durch Einzahlung zu sichern. Dadurch wird der jetzt so häufig eintreten⸗ den Gefahr vorgebeugt, den Verlockungen des zwischen dem Lohnempfang und dem nächsten einzahlungszulässigen Werktage liegenden Sonntags seine Ersparnisse zu opfern. Andererseits wird bei den jetzt bestehenden Sparkassen er gezwungen, die Vormittagsstunden zur Einzahlung zu wahlen. Dies bestimmt ihn, zur Vermeidung von Zeit⸗ aufwand die Beträge ansammeln zu lassen, bevor er solche niederlegt, oder hält ihn ganz von der Einzahlung zurück, während in Zukunft er ohne Zeitaufwand Beträge von schon 1 einzuzahlen vermag und sich hierzu leicht geneigt finden wird. Der Erfolg wird also sein, daß die von den außerhalb ihres ständigen Wobnortes beschäftigten Personen für die verdienstfreie Zeit zurück⸗ gelegten Lohn⸗Theilbeträge statt wie bisher bei diesen zukünftig bei der Postanstalt angesammelt und dadurch mindestens die in der Zwischenzeit von dem dem Einzahlungstage folgenden bis zu dem dem Auszahlungstage vorangehenden Monat aufgelaufenen Zinsen diesen gewonnen werden.

Der Möglichkeit eines Verlustes der Ersparnisse, sei es durch Veruntreuung Seitens Dritter, oder durch eigene Unachtsamkeit, wird dadurch vorgebeugt, daß .. Weil (§. 26) alle in Sparkassen⸗An⸗ gelegenheiten gepflogene Correspondenz mit der Postbehörde Porto⸗ freiheit genießt, werden dem berechtigten Eigenthümer lästige Kosten⸗ aufwendungen daraus vermieden.

Uebrigens kann durch den Umstand, daß für Minderjährige oder weibliche Einzahler die Auszahlung auf einen späteren Zeitpunkt, Eintritt der Großjährigkeit oder Verheirathung (§. 4) bei der Ein⸗ zahlung beantragt bezw. festgesetzt werden kann, der Empfangnahme durch einen Unberechtigten wirksam vorgebeugt werden. . . ..

Alle diese Umstände in ihrem Zusammenhange lassen die ge⸗ plante Neueinrichtung als eine für den Arbeiterstand, insbesondere im Baugewerbe anstrebenswerthe erscheinen, deren Durchführung umso⸗ mehr geboten erscheint, als durch sie nicht einmal das Interesse der bestehenden Sparkassen gefährdet, vielmehr blos eine wesentliche Er⸗ leichterung für den Sparenden geschaffen wird. Letztere wird um so anstrebenswerther, als (§. 20) jederzeit die Umwandlung der Einlage in Schuldverschreibungen des Reichs oder eines Bundesstaates durch die Post auf Antrag des Sparenden bewirkt, also im Zusammenhang mit dem durch Gesetz vom 20. Juli 1883 geschaffenen Staatsschuld⸗ buche die Möglichkeit sowohl einer höheren Verzinsung als auch die ermeidung der Nichtverzinsung vorgesehen wird.

nd ist arm und

Ländern, um zu der

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 48. Inhalt: Umtliches: Personal-Nachrichten. Nichtamtliches: Die Melioration der Elbniederung bei Magdeburg und das Wehr bei Pretzien. Die Frage des Kanalbaues in Preußen. Das akademische Kunst⸗ museum in Bonn. Die Klosterkirche von Jerichow. (Schluß.) Hie neue Themsebrücke beim Tower in London. Vermischtes: Kaiserdenkmal in Werden a. R. Preisbewerbung zu einem Börsen⸗ Pfüude in Amsterdam Brand des Thaliatheaters in Stettin. Betor Emanuel Denkmal in Rom. Preisbewerbung in London.

ogenlicht mit Reflektoren zur Straßenbeleuchtung. August Graeff †.

Statistische Nachrichten.

16 Das Okoberheft 1884 der Monatshefte des Kaiser⸗ lichen Statistischen Amts hat folgenden Inhalt: 1) Die Pro⸗ uktion der Bergwerke, Salinen und Hütten im Deutschen Veic und in Luxemburg für das Jahr 1883; 2) Erwerbung und nerlust der Reichs⸗ und Staatsangehörigkeit durch 8 undenertheilung im Jahre 1883; 3) überseeische Auswande⸗ 88 von Januar bis Oktober 1884; 4) Durchschnittspreise

chtiger Waaren im Großhandel, Oktober 1884; 5) Ein⸗ und wusfuh r für Oktober und Januar bis Oktober 1884; 6) die von be übenzucker⸗Fabrikanten des deutschen Zollgebiets versteuerten übenmengen, sowie Einfuhr und Ausfuhr von Zucker im Oktober 1884. Ein Die Postsparkassen Italiens. Welchen wohlthätigen soaluß die Postsparkassen augf den Sparsinn der Bevölkerung, be⸗ 8 ers der ärmeren Klassen ausüben können, zeigt die Entwickelung e. Anstalten in Italien. Wie das „Annuario statistico italiano“ * 1884) berichtet, begannen die genannten Kassen ihre Thätigkeit mn Jahre 1876 mit 123 246 Einzahlungen im Betrage von 3 709 357

e; die 18 490 Rückzahlungen beliefen sich auf 1 296 454 Lire, das uthaben der Einleger betrug am Ende des Jahres 2 443 404 Lire,

8

welche sich auf 57 354 Sparbücher vertheilten. Im Jahre 1883 fan⸗ den nach derselben amtlichen Quelle 1 305 743 Einzahlungen in Höhe von 105 582 730 Lire statt, während 81 724 112 Lire in 570 408 Posten zurückgezahlt wurden; das Guthaben der Einleger belief sich am Jahresschlusse bei einer Gesammtzahl von 804 633 Sparbüchern auf 108 809 854 Lire, so daß der Durchschnittswerth eines Sparkassen⸗ buches 135,23 Lire betrug. Wir geben im Folgenden eine kurze Uebersicht der Vermehrung der bezüglichen Posten pro Jahr in Prozent: Einlagen. Bücher. Zahl. Betrag. Guthaben. 1876 1 H üas e EE

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Die Abnahme in der Vermehrung der einzelnen Posten hat mancherlei Ursachen; zum Theil mögen die Aenderungen in der Ge⸗ schäftsführung der Postsparkassen, welche seit einigen Jahren vor⸗ genommen sind, zum Theil die Wirkungen der Valutaregulirung sie veranlaßt haben. Jetzt hat sich die Betheiligung nach der oben an⸗ gegebenen Uebersicht in jeder Hinsicht gebessert. Im Jahre 1883 stieg die Zahl der Bücher um 212 615, die der Einzahlungen um 451 422, der Betrag derselben um 22 089 785 Lire und das Guthaben der Einleger um 26 447 337 Lire gegen das Vorjahr. Ein Haupt⸗ grund für den neuen Aufschwung der Geschäfte bei den Postsparkassen Italiens ist die Einführung der Sparkarten, durch welche neuerdings die Bethätigung des Sparsinns der Bevölkerung wesentlich erleichtert worden ist. Sie dienen zum Sammeln ganz kleiner Ersparnisse bis zu einem Lire, was durch aufgeklebte Postmarken erreicht wird. Auch die Zahl der Annahmestellen ist von 3488 im Jahre 1882 auf 3584 im Jahre 1883 gestiegen. Die Einzahlungen erreichten in den 8 Jahren eine Höhe von

374 651 497 Lire, während die Rückzahlungen in demselben Zeitraume 272 775 192 Lire, also 73 % betrugen.

Land⸗ und Forstwirthschaft

Unterrichtskurse für praktische Landwirthe. Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule in Berlin sollen im Laufe des jetzigen Wintersemesters Unterrichtskurse für praktische Landwirthe stattfinden. Der Veranstaltung liegt die Ueber⸗ zeugung zu Grunde, daß kaum ein gewerblicher Beruf zu finden sein dürfte, der es in gleichem Maße wie der landwirthschaftliche erschwert, sich bezüglich des praktischen Wirkens in einer umfassenden Unter⸗ nehmung auf der Höhe der Zeit zu halten und zu diesem Zweck mit den einschlägigen theoretischen Erkenntnissen fortdauernd vertraut zu bleiben. Und doch liegt in der Schwierigkeit und Komplizirtheit des Betriebes der Wirthschaft des Landwirths die dringendste Aufforderung, durch gediegenes Wissen und Können die sich der Rentabilität des Landbaues heute mehr denn je entgegenstellenden Hemmnisse zu über⸗ winden. Die Isolirtheit, in welcher der Landwirth gemeinhin zu leben gezwungen ist, und die ihm obliegende angestrengte Thätigkeit in seiner Wirthschaft bringen es mit sich, daß ihm nur zu leicht jene Summe von Anregungen und Belehrungen verschlossen bleibt, ohne die er heutigen Tages hinter den hochgespannten Anforderungen des Gewerbslebens zurückzubleiben in Gefahr geräth. Wenn die Fach⸗ literatur auch belangreiche Mittel bietet, sich mit den Vorgängen in der Praxis und mit den Eroberungen der Wissenschaft vertraut zu halten, so sind diese doch in unseren Tagen zu umfassend, als daß der praktische Landwirth die Muße gewinnen könnte, sie gründlich genug zu durchschauen, um Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen und ihnen kritisch zu folgen.

Der jetzt von der landwirthschaftlichen Hochschule ins Auge ge⸗ faßte Plan, den hervorgehobenen Unzulänglichkeiten zu begegnen, stützt sich auf die günstigen Ergebnisse ähnlicher Einrichtungen für die För⸗ derung der Lehre auf verwandten Gebieten des Wissens. Es sei hier z. B. erinnert an die wohlthätigen Wirkungen der Ferienkurse für praktische Aerzte, an die von dem Verein für Spiritusfabrikanten ins Leben gerufenen Unterrichtskurse für landwirthschaftlich⸗industrielle Betriebe und an ähnliche Veranstaltungen.

Es leuchtet ein, daß eine gewisse Vertrautheit mit den Unterrichts⸗ gegenständen, auf welche sich die Kurse erstrecken sollen, von der Hörer⸗ schaft erwartet werden muß. Einem Laienpublikum in flüchtigen Umrissen ein allgemeines Bild von dem Wesen landwirthschaftlicher Forschungs⸗ und Produktionsgebiete zu entwerfen, wird nicht beab⸗ sichtigt. Die Unterrichtskurse werden dem Bedürfnisse des praktischen Landwirths entgegenzukommen suchen, indem es ihm durch dieselben erleichtert werden soll, ein selbständiges Urtheil darüber zu gewinnen, ob, inwieweit und in welcher Art die Erkenntnisse der modernen Wissenschaft und die neuesten Erscheinungen des wirthschaftlichen und Verkehrslebens neugestaltend den heutigen oder künftigen Landwirth⸗ schaftsbetrieb zu beeinflussen vermögen.

Die Unterrichtskuese für praktische Landwirthe werden am Mon⸗ tag, den 23. Februar 1885, beginnen und am Mittwoch, den 4. März desselben Jahres geschlossen werden Zur Theilnahme an ihnen ist Jeder berechtigt, der sich bei dem Rechnungs⸗Rath Müller im Sekretariat der landwirthschaftlichen Hochschule meldet und unter Nennung seines Namens und seiner persönlichen Verhältnisse das Unterrichtshonorar für die von ihm gewählten Vorträge entrichtet.

Wünschenswerth wenn auch nicht Bedingung für die Theil⸗ nahme an den Kursen oder zu derselben definitiv verpflichtend ist eine vorgängige schriftliche oder mündliche Meldung mit Bezeichnung der Vorträge, welche der Betreffende anzunehmen wünscht. Die Meldungen werden im Sekretariat, Invalidenstraße Nr. 42, entgegen⸗ genommen. An dasselbe sind auch alle etwaigen Anfragen in Betreff der Unterrichtskurse zu richten.

Folgende Vorträge werden angemeldet:

1) Geh. Regicrungs⸗Rath Professor Dr. Settegast: Standpunkt, Aufgaben und Ziele der deutschen Viehzucht überhaupt und ihrer ein⸗ zelnen Zweige insbesondere. (6 Stunden.)

2) Professor Dr. Orth: Fortschritte in der Verwendung der käuflichen Düngemittel. (6 Stunden.)

3) Oekonomie⸗Rath, Dr. Frhr von Canstein: a. Anbau und Pflege alter und neuer Futterpflanzen. (4 Stunden.) b. Ausnutzung der Gewässer durch Fischzucht, mit Demonstrationen. (4 Stunden.)

4) Dr. Grahl: a. Ueber Moorkultur, insbesondere die Kultur der Grünlandsmoore. (6 Stunden.) b. Ueber Kartoffelkultur. (6 Stunden.)

5) Dr. Lehmann: Die Fortschritte auf dem Gebiete der Fütte⸗ rungslehre. Stunden.)

6) Universitäts⸗Gärtner Lindemuth: Obstbau. (10 Stunden.)

7) Benno Martiny: Fortschritte und Zielpunkte des modernen Molkereiwesens. (4 Stunden.)

8) Ingenieur Schotte: a. Beurtheilung von Dampfmaschinen. (6 Stunden.) b. Neue Geräthe und Maschinen für Kartoffel⸗ und Rübenbau. (4 Stunden.) c. Feldeisenbahnen. (2 Stunden.)

9) Ingenieur Goslich: Die Behandlung der Dampfkessel und Dampfmaschinen. (6 Stunden)

10) Professor Dr. Kny: Einführung in den Gebrauch des Mi⸗ kroskops. (12 Stunden.)

11) Professor Dr. Frank: Wichtige und neue Pflanzenkrankheiten. (6 Stunden.)

12) Professor Dr. Wittmack: Die wichtigsten Kapitel der land⸗ wirthschaftlichen Botanik einschließlich der Samenkunde. (8 Stunden.)

13) Geh. Regierungs⸗Rath Professor Dr. Landolt: Ueber Spec⸗ tral⸗Analyse, mit Experimenten. (4 Stunden.)

14) Dr. Degener: a. Standpunkt und Ziele der Rübenzucker⸗ Fabrikation. (10 Stunden.) b. Praktische Uebungen im Labora⸗ torium über neue Fabrikation und analytische Methoden. (16 Stunden).

15) Professor Dr. Delbrück: Die Kontrole des Betriebes durch den Brennereibesitzer. (9 Stunden.)

16) Dr. M. Hayduck: Die wissenschaftlichen Grundlagen der Preßhefefabrikation. (9 Stunden.)

17) Dr. O. Saare: Kartoffelstärke⸗Fabrikation. (9 Stunden.) Uebungen zu den Vorträgen ad 15—17. 18) Professor Dr. Gruner: Der Boden Norddeutschlands. (6

Stunden.) Das Wetter und seine Voraus⸗

19) Professor Dr. Börnstein: sagung. (8 Stunden.)

20) Professor Dr. Nehring: Ueber den Darwinismus im Hinblick auf die Abstammung unserer Hausthiere. (8 Stunden.)

21) Dr. Karsch: Die thierischen Parasiten unserer Hausthiere und die durch sie verursachten Krankheiten. Mit Demonstrationen. (10 Stunden.)

22) Professor Dr. Zuntz: a. Thierphysiologische Umschau. (6 Stunden.) b. Ueber Verhütung der menschlichen Infektions⸗Krank⸗ heiten. (4 Stunden)

23) Professor Dieckerhoff: a. Ueber Infektions⸗Krankheiten der Hausthiere. (8 Stunden.) b. Ausgewählte Kapitel aus der Gesund⸗ heitspflege der Hausthiere. (8 Stunden.)

24) Professor Schlichting: Ueber die Mittel gegen Ueberschwem⸗ mung der Flußthäler. (3 Stunden.)

25) Dr. E. Lange: a. Die Grundsätze der rationellen Boden⸗ kultur in ihrem Einflusse auf die staatliche Verkehrs⸗ (Eisenbahn⸗) und Zollpolitik (6 Stunden). b. Das Hagel⸗Versicherungswesen in Deutschland. (3 Stunden.)

26) Ingenieur Max Eyth: Das landwirthschaftliche Vereins⸗ und Ausstellungswesen und die deutsche Landwirthschafts⸗Gesellschaft. (3 Stunden.)

27) Professor Dr. Alex. Müller: Die dungwerthigen Abfälle der Städte und ihre Gewinnung für die Landwirthschaft. (4 Stunden.) Der Rektor der Königlichen landwirthschaftlichen Hochschule Prof. Dr. H. Settegast,

Geh. Reg.⸗Rath.

Gewerbe und Handel.

Englische Bergwerksproduktion außer Eisen und Kohle im Jahre 1883. Der Werth aller untergeordneten Bergbauprodukte in England hat sich im Jahre 1883 nach den An⸗ gaben des „Iron“ vom 17. Oktober 1884 gegen das Vorjahr um 359 456 £ vermindert. Die Produktion von Kupfererzen, welche sich auf 46 820 Tons belief, verminderte sich um 12 % und im Werthe um 60 791 £ gegen 1882; dagegen stieg die Einfuhr um 11 713 Tons und die Ausfuhr von British copper unter dem sich ein großer Theil des importirten befindet um 13,3 % gegen das Vorjahr. Die Bleiproduktion betrug 39 190 Tons (22,1 % weniger gegen 1882), welche aus 50 980 Tons Bleierzen gewonnen wurden. An Bleierz wurden 20 249 Tons, an Blei in Mulden und Walzblei 101 715 Tons und an Bleifabrikaten 789 Tons eingeführt, 25,7 bezw. 15,8 und 75,3 % mehr gegen das Vorjahr; dagegen war der Export nur wenig höher als in 1882. Das bei der Bleiproduktion gewonnene Silber wog 344 053 Ounces = 9754 kg oder 7,6 % weniger als 1882. In Merionethshire wurde auch wieder Gold gewonnen, aller⸗ dings in sehr geringer Menge, 66 Ounces = 1,871 kg oder 70,8 % weniger als im Vorjahre. Beim Zinn stieg die Zahl der geför⸗ derten Tons um 3 %; dagegen verminderte sich der Werth diefes Produktes um 8,8 %. Die geringe Produktion von 14 469 Tons im Werthe von 735 189 genügte bei Weitem nicht für den Be⸗ darf, und deshalb wurden 26 052 Tons reinen Metalls in Stücken und Barren und 1166 Tons an Zinnerz eingeführt, + 72,7 bezw. 72. 8 % gegen das Vorjahr. Die Zinneinfuhr erreichte damit ihre größte Höhe in den letzten 10 Jahren. Nahezu 96 % alles eingeführ⸗ ten Zinns stammte aus Australasien und den Straits Settlements. An Zinkerz wurden 29 728 Tons (8,6 % weniger gegen 1882) im Werthe von 92 895 £ (0,7 % weniger) gefördert, welche 13 603 Tons metallischen Zinks ergaben; die Einfuhr stieg um 32,9 % auf 45 835 Tons. Nächst Kohle und Eisen sind der Schiefer, der Thon und das Salz die wichtigsten Bergbauprodukte Englands, die geförderte Menge derselben belief sich auf 498 062 bezw. 2 853 353 und 2 325 720 Tons; bei den ersteren beiden hat sich die Produktion und der Werth nur bei dem letztgenannten stiegen beide um 8,9 und

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Essen, 30. November. (W. T. B.) Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ berichtet über die Lage des rheinisch⸗westfälischen Metall⸗ marktes, daß die Nachfrage nach Eisenerzen eine anhaltend rege ge⸗ blieben ist, ohne daß höhere Preise haben erzielt werden können. Roh⸗ eisen andauernd aus dem In⸗ und Auslande lebhaft gefragt, doch ist es unmöglich, bei den Konsumenten höhere Preisnotirungen durchzusetzen. Amerika hat bedeutende Posten Spiegeleisen im Siegerlande gekauft. Deutsches Bessemereisen ist steigend. Stabeisen und Fagconeisen gehen ziemlich flott. Kesselbleche sind in anhaltend stockender Nach⸗ frage mit weichenden Preisen. Eisenbahnmaterialien ohne wesentliche Aenderung.

London, 29. November. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗ auktion waren Preise unverändert.

Glasgow, 29. November. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 579 600 Tons, gegen 584 700 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betriebe befindlichen Hochöfen 93 gegen 100 im vorigen Jahre. 8

New⸗York, 29. November. (W. T. B.) Der Werth der Waareneinfuhr in letzter Woche betrug 7.271 000 Dollars davon entfallen 750 000 Dollars auf Manufakturwaaren.

Sanitätswesen und Quarantänewesen.

Italien. Uebersicht der dem italienischen Ministerium des Innern gemeldeten Neuerkrankungen und Todesfälle an Cholera. 1

Eingegangen in der Zeit vom

25./26. 26./27. 27./28. 28./29. [29./30.] 30./31. 131./1 Oktober Mitternachts. Nov

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Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 29. November. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Elbe“ ist heute Vormittag 11 Uhr in New⸗York eingetroffen. 8

Hamburg, 1. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfe Moravia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, gestern Abend auf der Elbe eingetroffen.