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Freundschaft gelangt, das sonst dem Europäer unzugänglich
gewesen sei, und sei auch bei seiner zweiten Reise von glück⸗ lichem Erfolge gekrönt gewesen. Unter diesen Umständen sei die Minorität der Kommission der Meinung gewesen, daß die Bewilligung von 500 000 ℳ das Geringste sei, was man geben könne. Der Moment des Zusammentretens der allgemeinen Kongokonferenz, welche zum ersten Male nicht blos die Kultur⸗
vbölker Europas, sondern die Kulturvölker jenseits des Ozeans
unter ihren Mitgliedern zähle, habe nun die g ößten Kultur⸗ fragen angeregt, vollständige Freiheit der Strommündung, des Handels innerhalb des Kongobeckens. In einer Denkschrift habe die Afrikanische Gesellschaft, die durch den Freiherrn von Schleinitz in der Kongokonferenz vertreten sei, die voll⸗ ständige Freiheit der Flußkommunikation gefordert, eine Forderung, die auch von der internationalen Kongogesellschaft in Brüssel bestätigt sei. Das Resultat sei, daß die Kommission dies Haus ersuche, die mehrgesorderten 50 000 ℳ abzulehnen. Der Abg. von Massow erklärte, er glaube nicht besser für die Vorlage sprechen zu können, als der Referent. Er habe aber keine große Hoffnung, nachdem sich im Hause eine Mehrheit gefunden, die dem ersten Beamten des Reiches die Mittel zur Entlastung von den Geschäften verweigert habe, daß die Summe jetzt bewilligt werde. Das habe ihn doch nicht abgehalten, die Wiederherstellung der Regierungsvorlage zu beantragen. Man finde den Posten übrigens schon im vorigen Jahre, allerdings mit einer geringeren Summe. Da⸗ mals habe der Reichstag die Forderung anstandslos bewilligt. In diesem Jahre seien 50 000 ℳ mehr gefordert; und die Bundesregierung begründe das mit dem Hinweis, daß die Reisen und Forschungen doch dem Handel dienen und jetzt weiter ausgedehnt werden müßten. Der Referent empfehle nur 100 000 ℳ zu bewilligen und begründe es mit dem Hin⸗ weise auf die finanzielle Lage des Reichs. Es wäre aber schlimm, wenn sich eine Abstimmung, wie die vom De⸗ zember v. J. angeblich aus Sparsamkeitsrücksichten wiederholen würde. Man dürfe die Unterstützung nicht zurückziehen, wenn man die Unternehmungen der Gesellschaft nicht schädigen wolle. Der Reichstag habe einen Wechsel gegeben, den derselbe jetzt einlösen müsse. Was würde es für einen Eindruck machen, wenn es heiße, der Reichstag habe nicht geglaubt, die noth⸗ wendigen Mittel für Reisen zur Disposition stellen zu können. Die 50 000 ℳ mehr seien nothwendig, sonst würden sie von der Regierung nicht gefordert werden. Was für einen Eindruck würde die Verweigerung im Auslande machen bei den großen Erfolgen in der auswärtigen Politik? Der Hinweis auf eine Vorlage, welche den Reichstag bald beschäftigen werde, sollte das Haus doch wohl bewegen, hier zuzustimmen. Es sei ihm interessant gewesen, die Aeußerungen der Presse nicht nur über diese Verhandlungen, sondern auch im speziellen Falle zu lesen. Auch die liberale Presse habe die Sache in wohlwollender Weise behandelt. Er empfehle der freisinnigen Partei namentlich einen Artikel der „National⸗ zeitung“ vom 24. Dezember 1884. Dort sei auch gewünscht worden, es möchte sich das Votum vom 15. Dezember nicht wiederholen. Redner besprach dann noch die Haltung der katholischen Blätter, blieb aber hierbei un⸗ verständlich. Er bitte also, dem Lande nicht das unerfreuliche Schauspiel zu bieten, daß der Reichstag der Bundesregierung eine Forderung ablehne, die wohlbegründet sei. Für solche Zwecke habe das Deutsche Reich noch Geld, der Reichstag müsse es bewilligen; bedenke man doch, was andere Länder für solche Zwecke bewilligt hätten. Deshalb bitte er, für seinen Antrag zu stimmen. 8 Der Abg. Dr. Roemer erklärte, daß die nationalliberale Partei dem Antrage auf Wiederherstellung der Regierungs⸗ vorlage zustimmen werde. Als Mitglied des Ausschusses der deutschen Afrikanischen Gesellschaft könne er mittheilen, daß dieselbe bei ihren Mitteln nur einen kleinen Theil ihrer Pläne habe realisiren können; und nichts destoweniger seien ihre Erfolge, wie ja allseitig anerkannt werde, sehr große. Als der Reichstag sich 1878 in derselben Frage einem auf Wiederherstellung der damaligen Regierungsvorlage erich⸗ teten Antrage des Abg. Fürsten Hohenlohe gegenüber befun⸗ den habe, habe er es ausgesprochen, die Erforschung von Afrika werde nicht blos für die Wissenschaft, sondern auch für Handel und Verkehr große Erfolge bringen. Diese Be⸗ hauptung habe damals freilich wenig Glauben gefunden; und die Bewilligung der 100 000 ℳ sei wohl damals rein im Interesse der Wissenschaft erfolgt, etwa wie man auch für die Expedition nach dem Nordpol u. dergl. Summen bewilligt habe. Heute liege die Sache ganz anders. Die ganze deutsche Nation sei heute von dem Gedanken an Afrika erfüllt, mehr sogar als die Umstände es rechtfertigten. Die Reichsregierung habe große Strecken von Afrika unter ihren Schutz gestellt. Diese Thatsache in Verbindung mit der Abhaltung des Kon⸗ gresses, welcher für alle Welt die Ausnutzung der von dem Kongo und Niger durchströmten Länder freigebe, lege es dem Reichstag nahe, diese kleine Summe zu bewilligen. Kauf⸗ männischerseits werde auch diese praktische Seite der Sache besonders ins Auge gefaßt. Von der Hamburger Han⸗ delskammer sei ausdrücklich darauf hingewiesen worden, in wie innigem Zusammenhang die wissenschaftliche Erforschung dieser Länder mit den Interessen des Handelsstandes sich be⸗ finde. Diese Erforschung sei so wichtig erschienen, daß sich zur Verfolgung dieses Zweckes in Hamburg bereits eine Gesellschaft gebildet habe. Er unterlasse es, dem Hause noch einmal die Verdienste der Afrikanischen Gesellschaft vorzuführen und könne nur dringend die Annahme der Regierungsvorlage empfehlen. Der Abg. Dr. Witte bemerkte, die Rede des Abg. von Massow müsse ganz eigenthümliche Gedanken aufkommen lassen über die Berathung und Abstimmung über diesen Gegenstand in der Kommission. Die Mehrheit der Freisinnigen, wie er selbst, habe für den Antrag der Regierung gestimmt, und die Abstim⸗ mung der anderen Parteien sei keine geschlossene gewesen: einige Mitglieder der konservativen Partei hätten für die Ablehnung gestimmt. Er möchte doch die Insinuation, als ob hier im Hause eine Mehrheit sich gefunden habe, um wohl⸗ begruüͤndete Forderungen der Regierung abzulehnen, zurückweisen. Seine Partei unterziehe jede Forde⸗ rung jeder Zeit einer sachlichen Prüfung; gerade daraus ent⸗ ständen eigenthümliche Zusammensetzungen der Mehrheit des Hauses. Freilich halte seine Partei nicht mit dem Abg. von Massow schon deshalb eine Forbefuhs für wohlbegründet, weil sie von der Regierung gestellt sei. Was er in der Kom⸗ mission vermißt habe und noch vermisse, sei eine Mittheilung darüber, was denn die Afrikanische Gesellschaft für das, was die Regierung ihr bewilligt, geleistet habe, wie die Gelder zur Verwendung gekommen seien. Hierüber möchte er eine nähere Auskunft haben und beantrage deshalb, den Titel zur noch⸗ maligen Berathung in die Budgetkommission zurückzuweisen.
Der Abg. Grad erklärte, er und seine politischen Freunde würden für die Bewilligung der Regierungssorderung stimmen. Die deutschen Forscher bätten auf diesem Gebiete überall viel geleistet; das werde allerseits anerkannt, da könne auch das deutsche Reich etwas thun.
Der Abg. Dr. Windthorst bemerkte, der Abg. von Massow hätte diese Angelegenheit für sich und ohne Rücksicht auf an⸗ dere Positionen begründen sollen. geschehen sei resp. noch zu geschehen habe, darüber werde der Reichstag zu einer anderen Zeit zu reden volle Gelegenheit Er halte es für nicht gedeihlich für die weitere Er⸗ örterung des Etats gewisse Bewegungen, die auswärts ge⸗ macht würden, hier in das Haus zu übertragen. Seine Partei sei gesonnen, den Etat zu prüfen, das Nothwendige zu ge⸗ währen und das nach ihrer Ansicht nicht Nothwendige zu versagen. Dazu sei man verpflichtet durch die Stellung, die jeder Abgeordnete an sich schon habe, durch die Aufträge, die die Wähler bei den letzten Wahlen gegeben hätten und gegen⸗ Es sei klar, daß das Haus für alle die Ausgaben, die es bewillige, neue Steuern würde be⸗ willigen müssen; und nach seiner (des Redners) Ansicht würde das deutsche Volk neue Steuern nicht vertragen. Das nach allen Richtungen zu prüfen, ob nicht doch zu weiterer Entwickelung der einhei⸗ mischen Industrie und zur weiteren Beschaffung von Stätten für Ansiedelung der Bevölkerung, welche in der Heimath nicht bleiben könne, neue Mittel nothwendig seien; und er sei ganz und gar einverstanden mit einer Politik, für Deutsche geeig⸗ Darüber sei gar nicht zu streiten; es könne nur darüber ein Streit sein, was geeignet sei und Eine Reihe von Kolonien, die man ins Auge ge⸗ faßt habe, halte er nicht für geeignet, einen Erfolg für den Export und für die Ansiedelung von Menschen zu gewähren. Dazu rechne er Angra Pequenna, wo nach seiner festen Ueber⸗ zeugung Menschen nicht wohnen könnte Ob. Kupferminen finden werde, werde sich ja noch zeigen. . Leute selbst, die dort Geschäfte trieben, riethen von der Ein⸗ wanderung in diese Gegenden ab. — nur hineingeschoben, er für seine jei, sich gegen Kolonisation im Allgemeinen zu erklären. Für geeignete Kolonisation werde er eintreten, soweit die konzentrirte Kraft des Reiches in Europa dadurch nicht ge⸗ Bei der zur Diskussion stehenden Position handele es sich um die Bewilligung einer Summe, welche nicht direkt in die Hände der Regierung gelegt werde. Wenn sie wolle da und dort gründen, dazu brauche sie eine Kommission, die das und dies untersuchen solle, und dazu seien Mittel nöthig, da wäre die Sache eine andere als hier, wo das Haus einer anderen Ge⸗ sellschaft Mittel gewähren solle. 100 000 ℳ bewilligt habe, sei diese Frage ja entschieden, und es handele sich nur um die Erhöhung dieser Summe. Dafür seien aber keine direkten Gründe angegeben worden. Der Berichterstatter habe gesprochen, wie einer, der in der Kom⸗ mission für die Sache gewesen sei, die Gründe, die dagegen vorgebracht worden seien, habe er dem Hause gar nicht mit⸗ Das entspreche nicht der Stellung des Referenten. Er (Redner) empfehle dem Reichstag deshalbd nochmalige Be⸗ rathung des Titels in der Kommission.
Hierauf ergriff der Reichskanzler Fürst von Bismarck das Wort:
Der Herr Vorredner hat seine Bereitwilligkeit ausgesprochen, für Mehrkosten stimmen und wirken zu wollen, wenn dieselben dadurch bedingt würden, daß man eine bestimmte Kolonisation ins Auge faßte und für diese Kosten verwendete, und daß dann, wie der Vorredner sich ausdrückte, wir Kommission des Reichstages in Vertretung mit zu verstehen sein würde — das Terrain näher daraufhin untersuchten, ob dasselbe zur Kolonisation geeignet wäre. Ich würde diesen Weg ja sehr gerne betreten und bin für dieses theilweise Entgegenkommen dem Herrn r; wenn ich ihn nicht betrete, so bin ich genöthigt, die Gründe, die mich davon abhalten, doch wenigstens ein solches Terrain näher bezeichneten: glaubt der Herr Vorredner und glaubt der Reichstag, daß andere Nationen, die unsere Kolonisationsversuche nicht mit dem Entgegen⸗ kommen aufgenommen haben — wie es ihnen meines Erachtens leicht und unschädlich gewesen sein würde —, daß die warten würden, bis wir einen bestimmten Punkt erforscht und erreicht haben? Wenn wir ihn hier andeuten, so reicht das meines Erachtens hin, Flagge morgen dort aufgezogen wird — telegraphisch —, und andere Nationen haben viel bereitere und nähere Kräfte. Sie können hierüber ebenso wenig genauere Auskunft verlangen, wie über manche diplomatische Dinge, deren Erfolg man dadurch nur schädigt, daß man sie vorzeitig veröffentlicht, — andere kann man ja dadurch ß man sie rechtzeitig veröffentlicht, indem man die öffent⸗ liche Meinung dafür zu Hülfe nimmt.
Ich möchte dann noch darauf aufmerksam machen, e wir seit 2 Jahren in Angriff genommen in der deutschen Nation über meine und, ich glaube, über Anklang und entgegenkommende Aufnahme
Was in dieser Beziehung
über dem enormen Deftizit.
das Haus nicht hindern,
nete Kolonien zu finden.
was nicht.
Er habe diese Bemer⸗ on vornherein keineswegs
schwächt werde.
die Regierung sage: eine Kolonie
Indessen, da es einmal
worunter also vielleicht die
Vorredner schon sehr dankba
anzudeuten.
fördern, da
daß die ganzen Kolonialbestrebungen, di
unser Aller Erwartungen gefunden haben.
Die Regierung hat daraus eine für den Fonds, der gewissermaßen die Kolonisationssinne das Pionierwesen, loniale Ausdehnungen zu leisten hat, — in dieser Position Ihnen
Sie war der Ueberzeugung, in der r Reichstag die öffentliche Meinung ertritt, daß die Regierung hier ein bereit⸗ dliches Entgegenkommen finden, ja, daß sie getadelt wenn sie die Möglichkeit, die Kolonien, die an der gegründet werden, nach dem Innern hin für den für den Abzug unserer überschüssigen e Möglichkeit irgend wie von Ihnen
Mahnung genommen, daß sie Vorbereitung, im amerikanischen den Pionierdienst für künftige ko⸗
eine kleine Verstärkung vorschlug. Voraussetzung, daß natürlich de der deutschen Bevölkerung v williges und freun werden würde, Küste von uns Absatz unserer Industrie, Bevölkerung nutzbar auch nur der Zeit nach versäumte,
zu machen, wenn sie dies und wenn sie
und Ermittelung möglich machen, ob und nach Aussicht haben, Handels⸗ Es hat in der
Vorbereitung
welcher Richtu verbindungen anzuknüpfen und die ganzen Welt Erstaunen erregt, amerikanische Reisende, Zeit uns hier besucht h gischen Leute in der Anknü⸗ ihrer Auftraggeber geh die erst allmählich sich die Anerkennun erwirkt und erkämp Centrum des europä staatliche Macht dahinter stände,
für die Ausdehnung des eigenen H Oeffnung ist natürl forschung des Innern b Wollen Sie uns nun z gesteigerten Betrage g. Meinung genug zu thun, nich higen Sie von Hause aus unsere Kolonisat habe schon einmal bei einer an lonialpolitik lasse si
ng unsere Küstenkolonien selben auszudehnen. welche Erfolge einzelne englische und beispielsweise Mr. Stanley — der vor kurzer , welche Erfolge diese einzelnen ener⸗ pfung neuer Verbindungen im Interesse einer anonymen Gesellschaft, g der bestehenden Staaten größer als das ganze Verfügung und, wenn eine zur Gesetzgebung und Vorbereitung andels geöffnet worden sind. Diese wenn man zuerst die Er⸗ etreibt, wenn man das Terrain rekognoszirt. u dieser Rekognoszirung die Mittel, die wir im fordern zu müssen, um der öffentlichen meine Herren, so ent⸗ ionsbestrebungen. Ich deren Gelegenheit gesagt, eine Ko⸗ ch von Deutschland nur betreiben,
abt haben, so daß t, gewaltige schen Kontinents, zur
ich nur dann möglich,
t bewilligen, ja,
Regierung eine sichere und mit einem gewissen Schwung un Enthusiasmus national gesinnte Reichstagsmajorität hinter sich hat und darum wird die Regierung sich vergewissern müssen, oh si diese Reserve hinter sich hat oder nicht. Hat sie sie, so wird sie wit dem Maßhalten, welches unsere bisherigen Schritte kennzeichnet auch rorwärts gehen; hat sie diese Reserve nicht hinter sich, so wird es eben heißen: contenti estote, seien wir zufrieden mit dem Kom⸗ misbrote, das wir selbst bauen!
Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, die letzte Erklärung des Reichskanzlers sei er geneigt, im Allgemeinen zu accep⸗ tiren, daß nämlich die Regierung, wenn sie mit Erfolg wirken wolle, eine Parlamentsmajorität hinter sich haben müsse. Ge⸗ wöhnlich werde das als parlamentarisches Regierungssystem bezeichnet; und es freue ihn, wenn der Reichskanzler durch sein heutiges Einverständniß mit diesem System viele Mißdeutun⸗ gen zerstreue, zu denen seine sonstigen Reden wiederholt in dieser Hinsicht Anlaß gegeben hätten. Der Kanzler werde veelleicht auch die Bestrebungen seiner Partei nun künftig weniger ungünstig ansehen, als es bisher der Fall gewesen sei. Er konstatire sodann nochmals, daß in der Kommission die Mehrheit der konservativen Vertreter für den Abstrich, und die Mehrheit der Vertreter seiner Partei gegen den Abnrich gestimmt habe. Er würde das nicht besonders hervor⸗ gehoben haben, wenn nicht der Abg. von Massow bei dieser Gelegenheit allgemeine Angriffe gegen seine Partei gerichtet hätte. Wenn die Konservativen zwischen der Kommissions⸗ berathung und heute eine Schwenkung vollzogen hätten, so nehme ihnen das Niemand übel; aber dann solle man nicht Andere angreifen, sondern zufrieden sein, wenn man nicht selbst angegriffen werde. Er meine, daß nach den Aeußerungen des Reichskanzlers die Verweisung der Forderung an die Kommission noch mehr am Platz sei, wie vorher. Niemand werde dem Referenten vorwersen können, daß er mangelhaft die Gründe angeführt habe, die in der Kommission für die Bewilligung ausgesprochen seien. Von den Gründen aber, die der Reichskanzler jetzt anführe, daß durch die Bewilligung gewissermaßen eine Pionierarbeit für die deutsche Kolonisation geleistet werden solle, sei in dem Referat des Abg. von Bunsen nicht ein Wort enthalten. Im Plenum seien vom Reichs⸗ kanzler ganz andere Gründe vorgebracht worden, als in der Kommission von den Kommissarien.
Demnächst nahm der Reichskanzler Fürst von Bismareh das Wort:
Die letzten Worte des Herrn Vorredners veranlassen mich, ledig⸗ lich, eine Verwahrung gegen die Voraussetzung einzulegen, daß die Kommissarien in den Kommissionen von mir irgend welche Instruk⸗ tionen empfingen. Ich würde mich ja dadurch sehr in Nachtheil setzen, wenn ich meine Ueberzeugung — was der Kommissar in meinem Namen amtlich erklärt, das bindet mich —, festlegen wollte, ehe in Plenum überhaupt noch verhandelt ist, und ehe ich weiß, ob sie eine Billigung von den verbündeten Regierungen, von denen ich ja nur einen Theil darstelle, hinter sich hat. Die Kommissarien in den Kom⸗ missionen sind meines Erachtens dazu da, Erläuterungen und Auf⸗ klärungen über solche Punkte zu geben, welche die Vorlage dunkel läßt, unter Umständen, wenn sie sie nicht selbst in prompto haben, diese durch Rückfrage bei der Regierung zu beschaffen. Aber bin⸗ dende Erklärungen für die verbündeten Regierungen abzugeben, dazu ist nicht einmal ein Kommissar der einheitlichen preußischen Regierung in den preußischen Landtagskommissionen berechtigt. Er würde sich einer disziplinarischen Ahndung aussetzen, wenn er dies thäte, am allerwenigsten aber existirt eine solche Berechtigung hier, wo der Vollmachtgeber ein beschließender gesetzgebender Körper ist, dessen Voll⸗ macht nicht von jedem Kommissar über jede in der Kommission zu Tage kommende Frage vorweggenommen werden kann; es kann sehr wohl vorkommen — mitunter, es wird nicht die Regel sein, aber es kann mitunter vorkommen — daß ein Regierungskommissar in der Kommission Ansichten äußert, die nicht die meinigen sind. In der Regel hat er garnicht mit mir darüber gesprochen, sondern er ist ein sachkundiger Mann und hat seinerseits als ein ehrlicher Anwalt die Interessen der Regierung wahrzunehmen, noch mehr aber den Mit⸗ gliedern der Kommission in zuvorkommender Weise diejenigen Auf⸗ klärungen zu geben, die etwa noch nicht geliefert sind und deren sie, oder ein einzelnes Mitglied der Kommission, bedarf. Weiter geht die Machtvollkommenheit eines Kommissars nicht, und ich muß mich dagegen verwahren, die Regierung oder gar die verbündeten Regierungen durch das gebunden zu halten, was ein einzelner Kommissar in der Kommission erklärt hat.
Der Abg. Hartwig bemerkte, wenn man einmal eine Chaussee oder eine Eisenbahn gebaut habe, pflege man es sich reiflich zu überlegen, ehe man sie etwa aus Sparsamkeitsrück⸗ sichten wieder eingehen lasse. Ebenso dürfe man die Resul⸗ tate der bisherigen deutschen Afrikaforschung nicht dadurch in Frage stellen, daß man die Mittel zu weiteren Forschungen verweigere. Schon deshalb müsse man der Regierungsforde⸗ rung zustimmen. Er wenigstens wünsche aus diesem Grunde und noch aus mehreren anderen, daß die Bewilligung ausge⸗ sprochen werde. Es werde z. B. die Kolonisation von Afrika reichlich Gelegenheit bieten, überflüssige Intelligenzen dort nutzbar zu machen; und man sollte gerade die Begeisterung, die jetzt durchs Land gehe, möchte sie auch von vielen Seiten als purer Schwindel bezeichnet werden, benutzen, um die Kolonialbestrebungen zu fördern und dadurch auch einen Al⸗ fluß zu schaffen für das wissenschaftliche Proletariat, das in Deutschland vorhanden sein solle und das man sonst immer als so sehr gefährlich bezeichnet habe. Ferner werde für die heimischen Erzeugnisse und gerade auch für den kleineren deutschen Kaufmann in Afrika ein neues Absatzgebiet eröffnet. In den letzten Ferien habe er mit einem sächsischen Buntpapierfabrikanten zwei Worte ge⸗ wechselt. Derselbe habe ihm erzählt z. B., daß die Japanesen sächsisches Buntpapier kauften, Streifen daraus machten, diese wieder in kleine Quadrate zerschnitten und damit bei Begräb⸗ nissen den Weg vom Trauerhause bis zur Todtenstätte be⸗ streuten. Aehnliche Bedürfnisse hätten jedenfalls auch die Neger, und so spaßhaft die Sache auch klinge, so erfreulich sei es, wenn die deutschen Waaren dadurch Absatz fänden.
Denke man z. B. an die Fabrikation von Musikinstrumenten
in Sachsen. Bekanntlich liebe der Neger Musik ungemein; er würde sehr gern auf der Mundharmonika blasen, und es wäre sehr erfreulich, wenn die deutschen Fabrikanten ihre Waaren dort verkaufen könnten. Geeignete Kolonien aber könnten nur dann gegründet werden, wenn vorher Forscher ausgesendet würden, um die betreffenden Länder zu erschließen. Die Be⸗ willigung der Position ließe sich rechtfertigen sowohl gegen⸗ über der Finanzlage, gegenüber den bestehenden Bedürfnissen, als auch gegenüber dem Bewußtsein, das im Volk lebe, und auf welches doch auch das Haus bei aller Hoheit seiner Stel⸗ lung einige Rücksicht zu nehmen habe.
Der Abg. Günther (Sachsen) (auf der Journalistentribüne schwer verständlich) bat um sofortige Bewilligung der Re⸗ gierungsforderung, da eine nochmalige Kommissionsberathung nichts nennenswerthes Neues zu Tage fördern würde.
Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, mit dem „vbiee, al welchem der Reichskanzler Anstoß genommen habe, habe er
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durchaus nicht das bezeichnen wollen, was der Kanzler anzu⸗ nehmen scheine, und wenn derselbe angedeutet habe, seine (des Redners) Partei strebe das sogenannte parlamentarische System an, so irre der Kanzler sich sehr. Er könne sich auf seine Vergangenheit dafür berufen, daß er nie Lust gehabt hätte, in die Regierungsinitiative irgendwie einzugreifen oder gar das monarchische Prinzip zu beeinträchtigen; ob das alle anderen Leute auch gethan hätten, sei eine andere Frage. Er wünsche weiter nichts, als eine nochmalige kommissarische Prüfung der Sache, die ernst genug sei. Es gebe ja hier Herren, die sich immer gleich klar über Alles seien, sobald irgend eine Autorität darüber ihre Meinung geäußert habe, zu diesen Leuten gehöre er nicht. Er wünschte — und äußere das in aller Bescheidenheit —, daß der Reichskanzler bei so wichtigen Fragen selbst in der Kommission erschiene. Es handele sich hier, wie bei vielen anderen Dingen, über die sehr viel Lärm gemacht sei, um die neuen Pläne der Koloni⸗ sation, um eine ganz neue Politik; und er meine, daß die Arbeiter der Ministerien gar nicht voll und ganz diese Dinge überschauen könnten, und daß nur der Autor selbst ganz und vollständig seine Pläne mittheilen könne. Wäre das geschehen, so würde viel Staub nicht aufgewirbelt worden sein. Er billige allerdings die Bestrebungen, Afrika genauer zu erforschen; denn dort allein werde überhaupt weiter kolonisirt werden können, es müßte denn ein zweiter Kolumbus noch einen neuen Welttheil entdecken. Ob es aber zweckmäßig sei, daß die Erforschung Afrikas gerade durch diese Gesellschaft geschehe, sei ihm zweifelhaft; darüber könne er in der Kommission nähere Aufklärung erhalten. Das Haus müsse sicher sein, daß das von demselben bewilligte Geld auch zweckmäßig im Interesse Deutschlands und Deutschlands allein verwendet werde. Das sei ein durchaus loyaler und korrekter Stand⸗ punkt. Die Absicht, der Regierung Schwierigkeiten zu machen, habe er nicht.
Hierauf ergriff der Reichskanzler Fürst von Bismarck das Wort:
Ich weiß nicht, was dem Herrn Vorredner in meinen Worten Anlaß gegeben haben kann, hier mit einer gewissen sittlichen Ent⸗ rüstung eine Verwahrung für seine monarchische Gesinnung und für sein Nichtübergreifen einzulegen, und einen verdächtigenden Seiten⸗ blick auf andere, weniger monarchisch gesinnte Leute zu werfen. Ich verstehe das gar nicht. Ich halte mich ganz genau an seine Worte.
Ich habe auch gar nicht geglaubt, daß er mit dem „wir“ etwas anderes bezeichnete als die Mitglieder der Kommission, wie er jetzt auch wieder von mir verlangt, daß ich denen gegenüber die Dinge klar⸗ legen soll. Ich habe schon vorher den Grund angedeutet, warum es nicht nützlich ist, diese so offen klarzulegen. Außerdem aber muß
ich sagen: was die Herren mir hier nicht glauben, das werden sie mir auch in der Kommission nicht glauben.
ch habe ja unter Umständen Kredit gehabt, — Dispositions⸗
b fonds von 50 000 ℳ und von sehr viel höheren Beträgen, und es ist mir auch ohne die Kontrole der Afrikanischen Gesellschaft, wie
sie hier vorhanden ist, getraut worden, daß sie verständig verwendet werden würden. Warum Sie nun gerade über diese 50 000 ℳ, falls
Sie sie bewilligen sollten, einer vorgängigen Rechnungslegung be⸗ dürfen, wozu sie auf Heller und Pfennig verwendet werden sollen,
das verstehe ich nicht recht. Wenn Sie koloniale Zwecke über⸗
haupt nicht wollen, ja, meine Herren, dann setzen Sie uns bei Zeiten in den Stand, darauf zu verzichten, indem Sie Alles, was dafür gefordert wird, einfach ablehnen, damit wir nicht noch größere Kosten und Mühe darauf verwenden; dann ist eben opera et oleum verloren. Aber wegen 50 000 ℳ, ob die für die Erforschung von Afrikg in dem Moment, wo die Küsten sich mit neuen Kolo⸗
ien bedecken, verwendet werden sollen — wenn Sie dafür nach
Allem, was darüber gesagt ist, noch von mir verlangen, daß ich über meine Kräfte hinaus spät nächtlichen Kom nissionssitzungen beiwoh⸗
nen soll, — ja, meine Herren, ich erfreue mich leider nicht des rüstigen Alters des Herrn Vorredners; es ist für mich schon eine Schwie⸗
rigkeit, hier den Sitzungen beizuwohnen, und ich würde, wenn der Herr Vorredner sich in ähnlichem leidenden Zustande befände,
meinerseits nicht die Grausamkeit haben, ihm zuzumuthen, zu einer
Zeit, wo ich sonst schon schlafe, zwei steile Treppen in die Höhe zu steigen, um der Kommission beizuwohnen. Ich habe es auch schon
gethan bei außerordentlichen Gelegenheiten; ich habe es zu bereuen,
und mein Arzt hat es zu beklagen gehabt; und ich bedauere, daß 8
ich für diesen Fall dem Herrn Vorredner nicht den Gefallen thun kann, die Unterhaltung in der Kommission fortzusetzen. Hier aber, wo ich stehe, bin ich vollkommen dazu bereit.
Alle Auskunft, die ich geben kann, habe ich gegeben, d. h. ich habe Ihnen angedeutet — es ist mir schon nicht ganz lieb. daß Sie mich in die Nothwendigkeit dazu versetzt haben —, daß wir eine ge⸗ wisse Vorsicht zu beobachten haben. Wenn Sie mehr von mir darüber verlangen, — nun, dann 8 ich mich in das Schicksal G daß ich keine Chancen habe, bei Ihnen diese Sache durch⸗ üsetzen.
Dann möchte ich aber fragen: wozu noch das Spiel verlängern? hohn noch in der Kommission? Neues werden Sie nicht mehr er⸗ ahren.
Wenn der Herr Vorredner bestimmte Fragen, über die er noch beunruhigt ist, an mich zu richten hätte, so würde ich bitten, das gegenwärtig zu thun. Die Kommission hat dieselbe Oeffentlichkeit. Alles, was ich da sagen kann, kann ich auch hier sagen. Und dazu bin ich hergekommen mit einiger Anstrengung und Ueberwindung meiner Schwäche, aber mit dem Gefühl, daß es meine Pflicht ist. In der Kommission zu erscheinen, ist meine Pflicht nicht. Ich bin gesetzlich nach dem Stellvertretungsgesetz vertreten. Es ist überhaupt nicht der Platz der Minister, in der Kommission zu sein; denn die Minister sprechen in letzter Instanz, und die Kommission spricht nicht in letzter Instanz, sondern das Ple⸗ num allein. Dazu bin ich zu alt in diplomatischen Verhandlungen, um mit Unterhändlern ohne Vollmacht definitiv unterhandeln zu können, Die Kommission ist die Stelle für Kommissarien, die Aufklärun⸗ gen zu geben haben, und nur in seltenen Fällen wird es sich em⸗ pfehlen, daß Minister, die das letzte Wort in einer Sache zu sprechen haben, schon in der Kommission ihr Pulver verschießen und nachher erleben, daß die Kommission vom Plenum desavouirt wird, und das Plenum anders abstimmt. Auf diesen taktischen Irrweg wer⸗ den Sie mich nicht verleiten, es gehören andere Fälle und andere Nothwendigkeiten dazu, um mein Erscheinen in der Kommission politisch und taktisch zu rechtfertigen. Diesen Fall rechne ich nicht dazu, aber ich bitte Sie nochmals dringend, im Interesse unserer Kolonialbestrebungen im Allgemeinen, und um dieselben nicht zu entmuthigen und von Hause aus eine Hand voll kalt Wasser dar⸗ auf zu schütten — ich bitte Sie: bewilligen Sie diese Forderung und verzögern Sie die Bewilligung nicht durch eine weitere Kommissions⸗ verhandlung. 1
Es knüpfen sich mehrere provisorische Forderungen auch an diese: auch der Nachtragsetat von 1884, den wir Ihnen zu bringen haben, ist nur deshalb Nachtragsetat, weil die Sache eilig ist. Es sind das alles ganz unentbehrliche Vorausgaben und gleichzeitige Aus⸗ gaben für das Kolonisationssystem überhaupt, und wir präjudi⸗ ziren die Sache durch diese Entscheidung im Kleinen und entmuthigen den Enthusiasmus, der augenblicklich dafür vorhanden ist. Ob das in der Absicht liegt, ob das nützlich ist, das will ich nicht in Ihrem
ginne entscheiden; in meinem Sinne halte ich es nützlich, jeder be⸗ geisterten Anregung der Nation, die nicht oberflächlich und keine Schützenfeststimmung ist, sondern die in den gebildetsten Kreisen un⸗ serer Nation tief wurzelt, die Berücksichtigung nicht zu versagen.
Der Abg. Rickert konstatirte, daß der Reichskanzler seine ommissare für die Kommissionen nicht instruirt habe. Wie
solle nun die Budgetkommission arbeiten? Der Abg. von Benda sei es ja gewesen, der auch über diesen Punkt die Kommissionsberathung beantragt habe, weil er eine Prüfung für nöthig gehalten habe. Der Reichskanzler gebe dem Hause keine Informationen. Seine Partei wolle das noch eine Weile mit ansehen, dann werde man immer zwischen erster und Kommissionsberathung noch eine Vorberathung einschieben müssen. Es treffe nicht zu, daß die Kommission dieselbe Oeffentlichkeit habe, wie das Plenum. Die Kom⸗ mission könne sogar das Amtsgeheimniß proklamiren. Die Verzögerung, welche die Angelegenheit durch eine noch⸗ malige Verweisung in die Kommission erfahren würde, könne nicht in Betracht kommen, er schließe sich deshalb dem An⸗ trage des Abg. Windthorst auf eine nochmalige kommissarische Prüfung des Titels an. (Widerspruch rechts.) Die Rechte halte das für nicht erforderlich; es sei aber bis jetzt immer Brauch gewesen, daß, wenn von einer großen Partei ein der⸗ artiger Antrag gestellt werde, die übrigen Parteien sich dem⸗ selben anschlössen. Der Reichskanzler meine, es sei gar nicht Sache des Ministers, in die Kommissionssitzungen zu gehen. Hätten denn die Minister von Bronsart, Marine⸗Minister von Caprivi und Staatssekretär Stephan, die des öfteren in der Kommission erschienen seien, etwas Unrichtiges gethan? Er habe sich gefreut, die Herren dort zu sehen, und wenn nach der Rede des Reichskanzlers hierin eine Aenderung ein⸗ treten sollte, so würde dieselbe sehr zum Nachtheil der Sache ausfallen. Er habe es stets erlebt, daß, wenn innerhalb der Kommission Mehrforderungen zwischen Ministern und Ab⸗ geordneten gründlich erörtert seien, dieselben im Plenum fast debattelos bewilligt seien.
Hierauf nahm der Staats⸗Minister von Boetticher das Wort:
Mieeine Herren! Der Hr. Abg. Rickert hat die Aeußerung des Herrn Reichskanzlers über die Stellung der Regierungskommissarien in der Kommission offenbar mißverstanden. Der Herr Reichskanzler ist, — wie das füglich nicht hätte bezweifelt werden sollen, — selbst⸗ verständlich der Meinung, daß die Kommissarien zu dem Zwecke an den Kommissionsberathungen theilnehmen, damit sie die zur Erläuterung der Vorlagen erforderlichen In⸗ formationen geben, und die Kommissarien werden selbstredend auf die Fragen, die behufs Beschaffung dieser Information aus der Mitte der Kommission gestellt werden, so erschöpfend zu antworten haben, wie ihnen dies nach Lage der Akten und nach der ihnen be⸗ kannten Entwickelung des Gegenstandes möglich ist.
Etwas anderes aber — und das ist das, was der Herr Reichs⸗ kanzler heute hervorhob, — ist es, ob die Kommissarien in der Lage
ind, die Politik, welche die Regierung nur in dem Falle, wo es sicchh um eine Reichstagskommission handelt, die verbündeten Regie⸗ rungen befolgen werden, von vornherein zu kennzeichnen und ihre Ziele darzulegen. Dazu ist der Kommissarius nicht in der Lage, und er ist um so weniger in der Lage, wenn es sich um einen Gegenstand handelt, für den die Richtung der Regierungspolitik durch einen Beschluß der verbündeten Regierungen noch gar nicht zur Feststellung gekommen ist. Das hat der Herr Reichskanzler sagen wollen, das liegt so auf der Oberfläche, daß er einem Mißverständ⸗ nisse in dieser Beziehung füglich nicht hätte ausgesetzt sein sollen.
Ebenso ist es ein Mißverständniß vom Hrn. Abg. Rickert, wenn er die Meinung geäußert hat, es habe der Herr Reichskanzler in Bezug auf die Theilnahme der Minister an den Kommissionsverhand⸗ lungen irgendwelche Aenderung intendirt. Es wird keinem Ressort⸗ chef verweigert werden, an den Kommissionsberathungen Theil zu nehmen, und ich selber habe es mir gerade zur Pflicht gemacht, bei den Gegenständen, die mein Ressort berühren, in der Kommission zu erscheinen, theils aus Konnivenz gegen die Kommission, theils aus Interesse für die Sache. Das will auch der Herr Reichs⸗ kanzler nicht abstellen, er sagt blos: ich kann die Verpflichtung als Minister nicht anerkennen, daß ich in jede Kommission zu gehen habe, ich muß die Befugniß offen haben, mich durch Kommissarien ver⸗ treten zu laßsen.
Aber nun, meine Herren, gestatten Sie mir, da ich den Kommissionsberathungen über diesen Gegenstand von A bis Z beigewohnt habe, die bescheidene Bemerkung, daß bei den heutigen Verhandlungen auch nicht der Schatten eines neuen Arguments vor⸗ gebracht ist, und ich setze die höchfte Prämie aus, wenn jemand mir den Nachweis liefert, daß heute, sei es aus dem Hause, sei es vom Regierungstisch irgend ein Gesichtspunkt aufgestellt ist, der in der Kommission nicht bereits zur Sprache gebracht wäre.
Ich appellire an das Urtheil sämmtlicher Kommissions⸗ mitglieder, auch der Gegner der Vorlage, und ich bin der Mei⸗ nung, man kann es nur einer sehr mangelhaften Information des Hrn. Abg. Windthorst und des Hrn. Abg. Richter zu⸗ schreiben, wenn sie haben behaupten können, daß noch neue Gesichts⸗ punkte für die Forderung heute beigebracht wären, die in der Kom⸗ mission ihre Erledigung nicht gefunden haben. Meine Herren, selbst von dem Pionier, den einer der Herren Vorredner als einen noch näher zu erörtenden Gegenstand hingestellt hat, selbst von diesem Pionier ist die Rede gewesen, und ich selber habe bei der Diskussion in der Kommission erklärt, gerade mit Rücksicht auf unsere neuen Kolonial⸗ unternehmungen sollten die Mittel bewilligt werden, damit Forscher als Pioniere zur Untersuchung der Territorien, auf die jene Unter⸗ nehmungen sich etwa ausdehnen könnten, nach Afrika hinauszugehen im Stande sind.
Nun frage ich Sie, meine Herren, was nach diesem Hergange, dessen Widerlegung ich, wie gesagt, von keiner Seite erwarten darf, was nach diesem Hergange eine nene Kommissionsberathung solle? Ich kann meinerseits erklären, daß auch nicht das Titelchen eines Novums in der Kommission von Seiten der Regierung noch beizu⸗ bringen ist, daß ich mich vielmehr lediglich darauf zu beschränken haben werde, alles das zu wiederholen, was ich in der Kommission gesagt habe, und was heute von Seiten des Herrn Reichskanzlers gesagt worden ist.
Und nun, meine Herren, zum Schluß. Wo bleibt bei Ihnen, die Sie in der Opposition sitzen, die Konsequenz? Neulich, als es sich um das Konsulat in Kapstadt handelte, da ieß es: nur keine zweite Kommissionsberathung, man giebt ja der Regierung dadurch die Möglichkeit, daß sie mit ihren Gründen erst im Plenum hervortritt, das müssen wir ihr abgewöhnen, eine zweite Kommissionsberathung dürfen wir nicht zulassen. Heute, wo es nicht opportun ist, sogleich auf der Stelle schwarz oder weiß di hestfeh da will man die Kommissionsberathung um der Obstruktion willen.
Der Abg. von Köller suchte das Verhalten der konserva⸗ tiven Mitglieder der Budgetkommission gegenüber den Aus⸗ führungen des Abg. Richter zu rechtfertigen. Unter denjenigen Kommissionsmitgliedern, welche gegen die Forderung gestimmt hätten, hätten sich nur 2 Konservative befunden. Die An⸗ gabe des Abg. Richter, daß die Mehrzahl der Konservativen gegen die Forderung gestimmt hätte, sei also den thatsäch⸗ lichen Verhältnissen nicht entsprechend. Von den 6 Konserva⸗ tiven, welche der Kommission angehört hätten, hätten 2 mit Ja, 2 mit Nein gestimmt, 2 seien nicht anwesend gewesen. Da könne man doch nicht sagen, daß die Mehrheit der Konserva⸗ tiven gegen die Forderung gestimmt habe. Der Abg. Windt⸗ horst habe gesagt: Das Centrum prüfe genau und je nachdem die Verhältnisse seien, bewillige dasselbe eine Forderung oder lehne sie ab; seine Partei sei aber nicht gleich dabei, Ja zu sagen, wenn die Regierung für irgend eine Forderung sei. Er könne sich diesen Ausführungen gegenüber für ihr Verhalten
nur auf das Protokoll beziehen. Seit Jahr und Tag befinde
sich diese Position im Etat; neu an ihr sei nur, daß die derung von 100 000 auf 150 000 ℳ erhöht worden Wenn eine Position wie diese seit I befinde, könne doch s eine wichtige hochpolit ungerechtfertigte Wäre auch jetzt nur die
anger Zeit sich im Etat icher nicht gesagt werden, daß dieselbe ische Angelegenheit sei.
Aufbauschung frühere Summe gefordert worden, tein Wort über dieselbe verloren worden höhung stimmen werde, habe sich Durch die Ko⸗ Forschung mehr in das Innere Er wünsche dringend eine weitere Arbeiten der Afrikanischen Gesellschaft, und wenn derselben nach dem von ℳ bewilligt würden. 1 hätten beantragt, den ssion zu verweisen. Das Haus sei schon heute in der Lage,
Das sei nichts
Seine Partei, die für die Er überzeugt, daß diese d lonialpolitik sei es geboten, die des Erdtheils auszudehnen. Ausbreitung der ei er einverstanden, Massowschen Antrage 150 000 Abgg. Richter und Windthorst nochmals an die Kommi was derselbe da solle.
sein Votum abzugeben. g. von Benda erklärte,
e Berathung dieser Posit chtig genug für eine selbst könne auch er nur bemerke 8 der Kommission au Referat des Ab der heutige
urchaus begründet sei.
Er wisse nicht,
er habe allerdings die ion beantragt, aber die⸗ solche Behandlung. Zur Sache daß die Angelegenheit in erörtert sei. Auch das aus⸗ g. von Bunsen sei ein Beweis Diskussion au Reichs kanzler ätigt worden, was bereits in der Kom⸗ es sei auch richtig, daß neue Ge
seien. Zwar sei bisher e nochmalige Verweisun ese bisherige Praxis s Partei stimme gegen die e Momente für die
kommissarisch selbe sei wi
f das Eingehendste
beigebracht sei dem Hause nur best mission gesagt sei und punkte nicht me gewesen, den Wunsch auf ein unberücksichtigt zu lassen, nicht bindend für alle Fälle. Verweisung an die Kommission, vorliegende Frage nicht mehr zu erwarten ter (Hagen) bemerkte, das sei doch heute In der Kommission habe die 3 gegen 2 Stimmen unter den an gung der vollen Forde keinen Anhalt,
hr zu erwarten
Der Abg. Rich die verkehrte Welt. seiner Partei Mitgliedern für die Bewilli Man habe ja gar muthen, daß die Gesammtheit s Mitglieder konservative mit Stimmengleichheit die Bewilligung in der Kommission aus servativen Mitglieder hätten mit 2 geg 3 gegen 1 Stimme in de vorlage gestimmt. der Kommission die durch das
rung ge⸗ 1 irgendwie zu ver⸗
einer Fraktion sich anders
der Kommission. Umgekehrt habe festgestellt, und gegen gesprochen. 2 gegen 2, noch andere mit r Kommission gegen die Regi Es gehe also klar daraus hervor, Regierungsforderung nur abgelehnt sei . Nun sollte die gend ein Theil des Hauses sch und vollständig zu in keit gethan habe, wenn sie eine größere formelle In der Weise, wie der Reichs gesprochen habe, könne nicht in der Kommis sprochen worden sein, oder der Kommis von Bunsen sei unvollständig. Nach den berichtet hätten, sei überhaupt der Abg Kommission der Einzige gewesen, wel Gelder etwas Näheres gewußt habe, die Vertreter der Reg eigentlich? Nicht daß Reichskanzler irrthüm den, sondern eine N dieser Summe. Gleichgültig, welche Ste willigung selbst dann einne seien jetzt 800 000 ℳ für solche Forschungs und die Jahresraten dafür s 50 000 ℳ an. sellschaft geleistet habe, deutsche Forschungsreisen erschienen und da eine verlorene Andeutung darüber, er sie zu
Verhalten der konservativen Partei. Rechte doch, wenn ir Stande sei, sich so ra es außerhalb der Oeffentlich es Anderen nicht verübeln, Behandlung verlangten.
formiren, wie sie dann sollte sie
sionsbericht des Abg. n, was seine Freunde .von Bunsen in der cher über die Verwendung der selbst mehr gewußt habe, als ijerung. Was verlange seine Partei denn die künftigen Forschungspläne, wie der ich angenommen habe, dargelegt wür⸗ erigen Verwendung llung man zur Be⸗ hme, es sei doch nichts na erlauf der Jahre schon 1 bewilligt worden, eien fortwährend gewachsen von sehr wohl, was die Afrikanische Ge⸗ llen Büchern, stehe nur hier aber nirgends eine Man sage die Erforschung höhere Bedeutung n, die nur diese Summe eine höhere Summe teresse des Reichstages, In welcher eigenthüm⸗ gedruckten mindeste An⸗ Wichtigkeit,
achweisung der bish
als dies.
aber in a
Uebersicht, erhalten wünsche. daß wenn in den Augen der Welt eine habe, ganz abgesehen von Kolonialpläne lich damit zusammenhingen, höher zu bemessen, in Betracht komme, wachse auch das In zu sehen, was damit gemacht werde. das Haus doch! enthielten kolonialpolitische num durch die Rede des Reichskanzlers Es gehe heute genau so wie mit der In den Motiven sei
so sei es natürlich, als früher.
lichen Lage Auch die
hervorgehoben sei. neulichen 20 000 ℳ⸗Position. Hauptgewicht auf die Abgrenzung der Abtheilungen des Aus⸗ der Unter⸗Staatssekretär habe das auch hier ausgeführt; gleich darauf sei der erschienen und habe gerade das Gegentheil i Abgrenzung
an, die Sachen ließen sich auch gar nicht so scheiden ft alle Abtheilungen bei derselben Sache zusan der Vertrauenspersonen er die seinige beisetzen ch also plötzlich die ganze i Hause vielfach verübelt, enen Posten nicht an die
Amts gelegt,
müßten o arbeiten, nur auf die Vermehrung käme es ihm an, deren Unterschrift Mitten im Plenum habe si Sachlage verändert. Man habe der daß es unter diesen Umständen j zurückverwiesen sachlichen Grunde in die Kommission beantragt, und das schon in der Kommissio rungsforderung gestimmt habe und nun sei Sie suchten eine einfache künstlich aufzubauschen. Es solle ihn gar wenn die Rechte demnächst versuche, aufzubauschen; draußen wieder derselbe Lärm entstehen, den man erlebt habe. einzuwenden, dann mache sich lich. Wie man si namentlich in Fra
Kommission aus einem
die Zurückverweisung zwar noch dazu von n für die Regie⸗ es den Herren formale Frage nicht wundern, auch diese Frage zu dann werde
einem Mitgliede,
auch nicht recht. nationalen
diese Bewegung vollends lächer⸗ ch sachlich mit einem Reichstage verständige, gen, wo auswärtige Beziehun kämen, dafür habe der Kriegs⸗Minister ein M Es seien zuerst hier im wisser neuer General⸗ un
een in Betracht uster gegeben. Reichstage für die Bewilligung ge⸗ d Offizierstellen wenig Stimmen vor⸗ handen gewesen, darauf habe der Kriegs⸗Minister selbst in der Aufklärung gegeben, die sich zum Theil
Kommission nähere — zur e im Plenum eigneten, darauf hätten die
nicht zur Wiedergab