1885 / 9 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Jan 1885 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878.

Die Königliche Kreishauptmannschaft als Landes⸗Polizei⸗ behörde hat die nichtperiodische Druckschrift:

„Briefe einer Nihilistin. Mit erklärenden Anmer⸗

kungen versehen. Aus dem Französischen übersetzt und

nebst einer kurzgefaßten Geschichte des Nihilismus heraus⸗

gegeben von F. Stolz, Rechtsanwalt in Appenzell. Buch⸗

druckerei von Gebr. Meyer in Schaffhausen 1884.“ auf Grund von §. 11 und 12 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 verboten.

Leipzig, den 5. Januar 1885. .*

8 Königliche Kreishauptmannschaft. Graf zu Münster.

Nichtamtliches. Deutsches Reich. 1 Berlin, 12. Januar. Se. Majestät de

empfingen gestern Nachmittag den Vize⸗Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Minister des Innern, von Puttkamer. eute hörten Se. Majestät den Vortrag des Chefs des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski, und sodann dem Major a. D., Grafen Theodor Stol⸗ erg eine Audienz.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin wohnte gestern dem Gottesdienst in der Kapelle des Augusta⸗

Hospitals bei. .

Beide Kaiserlichen Majestäten begaben Sich gestern Vormittag zu der Palastdame Ihrer Majestät, Gräfin Hacke, um dieselbe zu ihrem fünfzigjährigen Dienst⸗ jubiläum zu beglückwünschen und ihr ein Chrengeschenk zu überreichen.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin widmet der Jubilarin für die durch einen so langen Zeitraum bewährte treue Hingabe und für die Ihrer Majestät in unermüdlicher Pflichterfüllung geleisteten Dienste die größte Dankbarkeit und Anerkennung.

Das Familien⸗Diner fand gestern bei den Kaiserlichen Majestäten im Palais statt.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz begab Sich gestern Vormittag zum Gottesdienst in den Dom.

Um 11 ½ Uhr beglückwünschten Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin mit Ihren Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe die Palast⸗ dame Gräfin Hacke zu ihrem 50 jährigen Jubiläum.

Um 12 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit der Kron⸗ prinz den Rittmeister von der Reck vom Kürassier⸗Regiment Königin (Pommerschen Nr. 2) und Nachmittags 4 Uhr den Ober⸗Präsidenten Graf zu Eulenburg.

Um 5 Uhr nahmen Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten an dem Familiendiner bei Ihren Majestäten Theil.

Am Sonnabend Abend wohnten die Kronprinzlichen 1e-.-; mit der Prinzessin Victoria der Vorstellung im

pernhause bei.

Preußen. Kaiser und König

Der Bericht über die Reichstages befindet sich in Beilage.

In der heutigen (22.) Sitzung des Reichstages, welcher die Staats⸗Minister von Boetticher und Bronsart von Schellendorff sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien desselben beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗ Etats für das Etatsjahr 1885/86, (Verwaltung des Reichs⸗ heeres) auf Grund mündlichen Berichts der Budget⸗Kommission.

Auf Vorschlag des Präsidenten wurde mit Nr. 16 der An⸗ träge der Budgetkommission begonnen. Derselbe lautet:

Den Antrag des Abg. Richter bezüglich der Fouragerationen abzulehnen, dagegen folgenden Antrag anzunehmen:

dden Bundesrath zu ersuchen, Nachstehendes zu veranlassen:

1) eine Revision der Rationsbezüge im Sinne einer Verminde⸗

g derselben vorzunehmen;

2) in Erwägung zu ziehen, ob es nicht zweckmäßig erscheint, an Stelle des Bezuges von Rationen einen Ansatz von Pferde⸗ haltungsgeldern beziehungsweise Fuhrkostenentschädigungen für Offiziere und Beamten treten zu lassen, mit der Maßgabe, daß für jede Stelle bestimmt wird, wie viele Pferde der Empfänger von Pferdehaltungsgeldern mindestens zu halten hat, und daß für Pferde⸗Manquements ein entsprechender Geldabzug stattfindet;

3) dem Reichstage bis zur nächsten Session das Resultat der Erwägungen vorzulegen.

Der Abg. Köller empfahl als Referent der Budgetkom⸗ mission die Annahme der Vorschläge derselben.

Der Abg. Richter erklärte sich mit der Nr. 1 des Antrags einverstanden, da dieselbe gleichfalls im Prinzip auf Erspar⸗ nisse gerichtet sei; dagegen sei die Nr. 2 unklar in ihrer Fassung. Er werde deshalb, falls auch diese Nummer zur Annahme gelangen sollte, den Gesammtantrag ablehnen.

Bei Schluß des Blattes ergriff der Staats⸗Minister Bronsart von Schellendorff das Wort.

Unter dem Titel „Przeglad powszechny“ („All⸗ gemeine Rundschau“) giebt der in Krakau lebende Jesuit P. Morawski in Verbindung mit verschiedenen Ordens⸗ und Gesinnungsgenossen eine Monatsschrift heraus, deren Tendenz darauf gerichtet ist, den Gedanken einer Wiederherstel⸗ lung Gesammt⸗Polens unter den polnisch redenden Unter⸗ thanen Preußens, Oesterreichs und Rußlands wach zu er⸗ halten. Bezeugt wird diese Absicht insbesondere dadurch, daß die Zeitschrift Mitarbeiter aus allen irgend zur polnischen Nationalität in Beziehung stehenden Ländern angeworben, und von „polnisch Livland“ (den drei westlichen Kreisen des russischen Gouvernements Witepsk) bis nach Dalmatien hinüber, publizistische Verbindungen angeknüpft hat. Daß Deutschenhaß und ultramontaner Fanatismus sich wie rothe Fäden durch diese Publikation ziehen und daß unter der Firma katholischer Glaubenstreue der bestehenden staat⸗ lichen Ordnung feindliche Stimmungen gepflegt werden, ver⸗

gestrige Sitzung des der Ersten bezw. Zweiten

Freimaurerei, H. Lisicki (der Verfasser der bekannten Bücher über den Marquis Wielopolski und über A. Helgel) die Memoiren des Fürsten Metternich, der Jesuit P. Bierling (Verfasser des Buchs „Rome et Demetrius“) die Briefe des Kardinal de Côme an den einflußreichsten jesuitischen Propa⸗ gandisten des 16. Jahrhunderts und Beichtvater des konvertirten Johann von Schweden, Antonio Possevin, ein Herr Ostoja „Das Lutherfest in Deutschland“, der Jesuit von Jackowski die Geschichte des (innerhalb der unirten Kirche maßgebend gewesenen) Brasilianer⸗Ordens, ein Ungenannter die für den April des nächsten Jahres in Aussicht ge⸗ nommene spezifisch katholische Millenniumsfeier des Slawen⸗ apostels Methodius in Mähren, rücksichtlich welcher die Hoff⸗ nung ausgesprochen wird, „Polen werde die ihm gebührende Stellung einig einnehmen.“

Das Motto des „Przeglad“ lautet: „Gesegnet das Volk, dessen Herr sein Gott ist.“ In Wahrheit ist damit gemeint: „Gesegnet das Volk, das keinen andern Herrn als die katholische Geistlichkeit anerkennt.“ Ob und in wie weit die ausschließliche Anerkennung dieses Herrn mit der be⸗ schworenen Treue gegen den Landesherrn und den Staat in Einklang zu bringen ist, kümmert die polnisch⸗jesuitischen Herausgeber selbstverständlich nicht. Daß dem Interesse der katholischen Kirche durch den durch polnisch⸗nationale Träumereien geleisteten Vorschub kein Segen erwachsen kann, steht für unbefangene Beurtheiler in⸗ dessen ebenso unzweifelhaft fest, wie der unheilvolle Einfluß eines solchen, durch überlebte Reminiscenzen künstlich ge⸗ fristeten nationalen Traumlebens auf die realen Zustände in den polnisch redenden Theilen des Staatsgebiets.

Die bereits durch das „W. T. B.“ in abgekürzter Form mitgetheilte Depesche der „Kölnischen Ztg.“ aus Kamerun lautet wörtlich wie folgt:

Kamerun, 23. Dezember (telegraphisch von St. Vincent, 9. Januar, Nachmittags 1 ¼ Uhr): Unsere Kriegsschiffe „Bismarck“ und „Olga“ langten am 18. Dezember in Kamerun an und landeten am 20. daselbst 330 Mann mit vier Kanonen, weil Hickorytown und Fosstown den König Bell verjagt, die Kaufleute bedroht und Belltown verbrannt hatten. Hickorytown wurde bei geringem Widerstande ohne Verlust genommen. Ein Offizier der „Olga“, Riedel, welcher erfahren hatte, daß die Fossleute Woermanns Agenten, Pantenius, gefangen genommen, beschloß mit seiner Abtheilung dessen Rettung zu versuchen. Unter heftigem Feuer landete die Abtheilung in Belltown und stürmte einen hundert Fuß hohen Abhang mit Verlust von einem Todten und sieben Verwundeten. Sechszig Mann hielten das Plateau zwei Stunden lang gegen 400 aus Buschwerk und englischen Missionen feuernde Feinde. Die Munition wurde knapp, als Unterstützung vom „Bismarck“ anlangte; Fosstown wurde mit Hurrah gestürmt und niedergebrannt. Inzwischen ermordeten die Empörer Pantenius. Nach Verlust von zwanzig Todten und vielen Verwundeten, darunter vier Häupt⸗ lingen, entkam der Feind ins Innere. Am 21. Dezember wurde das verödete Fosstown abermals besetzt; am 22. bom⸗ bardirte die „Olga“, den Fluß befahrend, Hickorytown. Die Ordnung ist jetzt völlig hergestellt. Die Neger beginnen die bethörten Genossen auszuliefern. Eine Bekanntmachung des Admirals verbietet den Waffenverkauf und droht weißen Hel⸗ fern der Empörung mit Ausweisung.

Wie „W. T. B.“ meldet, sind in den Gefechten bei Kamerun von Mannschaftenverwundet worden: von S. M. S. „Olga“ die Matrosen Gludau, Kuhnert und Krüger schwer, Meier und Leverentz leicht; von S. M. S. „Bismarck“ Ober⸗ matrose Schlosser leicht, Maschinistenmaat Pfeiffer durch Ver⸗ lust eines Auges.

Dem Kreise Pr. Holland, welcher den Bau einer Chaussee von Alt⸗Dollstädt über Powunden, Grundmühle und Hohendorf nach der Chaussee Schönwiese⸗Reichenbach un⸗ weit Gr. Tippeln beschlossen hat, ist durch Allerhöchste Ordre vom 22. Dezember 1884 das Enteignungs⸗ recht für die zu dieser Chaussee ersorderlichen Grundstücke verliehen worden; ebenso gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straße das Recht zur Er⸗ hebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des Chausseegeldtarifs vom 29. Februar 1840 einschließlich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusätzlichen Vor⸗ schriften vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen vor⸗ aufgeführten Bestimmungen. Auch sollen die dem Chausseegeld⸗ tarif vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizei⸗Vergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen.

Bei den im Auftrage einer Partei zu bewirkenden Zustellungen sind, nach einer allgemeinen Verfügung des Justiz⸗Ministers, vom 3. d. M, die erforderlichen Abschriften der zuzustellenden Schriftstücke, sofern sie nicht von der Partei übergeben sind, durch den mit der Zustellung beauftragten Gerichtsvollzieher anzufertigen. Es macht hierbei keinen Unterschied, ob der Auftrag von der Partei unmittelbar oder durch Vermittelung des Gerichtsschreibers ertheilt ist. Der Gerichts⸗ vollzieher hat für die Abschriften nach Maßgabe des §. 80 des Deutschen Gerichtskostengesetzes Schreibgebühren in Ansatz zu bringen. In Ansehung der von Amtswegen oder ohne Mit⸗ wirkung des Gerichtsvollziehers erfolgenden Zustellungen ver⸗ bleibt es bei den bisherigen Vorschriften. Diese Verfügung tritt am 1. April 1885 in Kraft.

Der Vorschrift des §. 679 der Civilprozeßordnung, nach welcher bei der Zwangsvollstreckung vom Gerichts⸗ vollzieher, wenn Widerstand geleistet wird oder wenn der Schuldner und seine Angehörigen abwesend sind, zwei großjährige Männer (oder ein Gemeinde⸗ oder Polizeibeamter) als Zeugen zuzuziehen sind, wird nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strassenats, vom 30. Oktober v. 8 schon durch die Zuziehung derjenigen zwei Personen als Zeugen genügt, welche der Gerichtsvollzieher zur Hülfeleistung bei der Zwangsvollstreckung (beispielsweise zur Fortschaffung des Mobiliars) mitgebracht hat.

Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat November 1884 auf deutschen Bahnen (aus⸗ schließlich der bayerischen) beförderten Züge und deren Verspätungen wurden auf 40 größeren Bahnen beziehungs⸗ weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebslänge von 31 282,81 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 13 577 Courier⸗ und Schnellzüge, 107 899 Personenzüge, 61 535 gemischte

steht sich von selbst. In diesem Sinne erörtert der frühere Weihbischof Janiszewski die päpstliche Encyklika gegen die

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Züge und 111 881 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 2033 Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischte Züge und I 8

30 357 Güter⸗, Materialien⸗ und Arbeitszüge. Im Ganzen wurden 744 888 403 Achskilometer bewegt, von denen 211 642 571 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten von den 183 011 fahrplanmäßigen Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischten Zügen im Ganzen 3567 oder 1,95 pCt. (gegen 0,85 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 1,50 pCt. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 1968 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 1599 Verspätungen (= 0,87 „Ct.) zur Last fallen (gegen 0,89 pCt. im Vormonat). In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 172 179 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ beförderung 986, oder 0,57 pCt., mithin 0,30 pCt. weniger. In Folge der Verspätungen wurden 997 Anschlüsse versäumt (gegen 570 in demselben Monat des Vorjahres und 850 im Vor⸗ monat). Wird eine Gruppirung der Eisenbahnen nach den auf je eine Anschlußversäumniß entfallenden Zugverspätungen vorgenommen, so kommen in erster Reihe: die Westholstei⸗ nische Bahn (1 Anschluß⸗Versäumniß auf 1 Verspätung) mit 1,00, die Stargard⸗Cüstriner Bahn (2 Anschluß⸗Versäum⸗ nisse auf 2 Verspätungen) mit 1,00 und die Dortmund⸗ Gronau⸗Enscheder Bahn (3 Anschluß⸗Versäumnisse auf 3 Ver⸗ spätungen) mit 1,00, während die Sächsischen Staatseisen⸗ bahnen (9 Anschluß⸗Versäumnisse auf 65 Verspätungen) mit 7,22, die Braunschweigischen Eisenbahnen (4 Anschluß⸗ Versäumnisse auf 36 Verspätungen) mit 9,00 und die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Altona (1 An⸗ schluß⸗Versäumniß auf 19 Verspätungen) mit 19,00 die letzten Stellen einnehmen, und auf 8 Eisenbahnen 28 Verspä⸗ tungen ohne Anschluß⸗Versäumnisse und auf 5 Eisenbahnen e noch Anschluß⸗Versäumnisse vorgekom⸗ men sind.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich sächsische Geheime Finanz⸗Rath Golz ist in Berlin an⸗ gekommen.

S. M. S. „Prinz Adalbert“, 12 Geschütze, Kom⸗ mandant Kapitän z. S. Mensing J., ist am 11. Januar cr. in Lima eingetroffen; S. M. Brigg „Rover“, 6 Geschütze, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Cochius, ist am 10. Januar cr. in Madeira eingetroffen und am folgenden Tage nach St. Vincent (Kap Verdes) in See gegangen.

Braunschweig. Braunschweig, 8. Jannuar. (Hannov. C.) Der Finanz⸗Etat des Herzogthums ist aufgestellt und lautet sehr günstig; er weist einen Ueber⸗ schuß von einer Million Mark nach.

Schaumburg Lippe. Bückeburg, 9. Januar. (Hann. Corr.) Der Landtag hat, trotz energischen Widerspruchs der Fürstlichen Regierung, den Antrag, das selbstän dige Land⸗ gericht aufzuheben, sobald der wegen des Ober⸗Landesgerichts mit Oldenburg abgeschlossene Vertrag abgelaufen ist, mit 8 gegen 5 Stimmen angenommen.

Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 10. Januar. (Wien. Abdp.) Das ungarische Abgeordnetenhaus hat heute seine Berathungen wieder aufgenommen. Zunächst wurde eine Zu⸗ schrift des Minister⸗Präsidenten verlesen, wonach die Kaiserin die Glückwünsche des Hauses anläßlich ihres Geburtsfestes entgegengenommen und hierfür ihren Dank ausgesprochen hat. Diese Mittheilung wurde mit stürmischen Eljenrufen beantwortet. Der Handels⸗Minister Graf Szechenyi überreichte einen Gesetzentwurf, betref⸗ fend die Regelung der Wasserrechte. Außerdem wurde eine Reihe von Interpellationen eingebracht.

Die Enquetekommission für die Schiffahrts⸗ ordnung hielt gestern die zweite und heute die dritte Sitzung ab. Die Verhandlung gedieh bis zum 60. Paragraphen. Agram, 9. Januar. (Wien. Ztg.) In der heutigen Sitzung des Landtages erklärte bei Fortsetzung der Debatte über die Indemnitätsvorlage Dr. Sram: gegen die Indemnität sei kein einziger sachlicher Grund an⸗ geführt worden. Kroatien habe in den letzten fünfzig Jahren durch das Verdienst einer verhältnißmäßig geringen Zahl von Männern riesige Fortschritte in seiner geistigen Entwicklung gemacht. Wenn die politische Lage schier unerträglich sei, so treffe die Schuld nur die Opposition, welche die Politik überallhin trage, wohin sie nicht gehöre, für sich einen exklusiven Patriotismus in Anspruch nehme und Jeden einen Verräther nenne, der sich ihr nicht anschließe. Die Starce⸗ vicianer arbeiteten auf die Anarchie hin. Redner führte seine Kritik des Vorgehens der Opposition des Weiteren aus und erklärte schließlich, die Indemnität votiren zu wollen. Nach⸗ dem hierauf die Interpellationen erledigt waren sprach Mazzura, welcher die Indemnität verweigerte und die Ab⸗ lehnung der Theilnahme an der Regnicolar⸗Deputation motivirte. Redner nannte die Nationalpartei nur eine „Gesellschaft“ und griffdie Serben an, welche er als interessirte Consorteria bezeichnete, weil sie die Regierung unterstützten. Gyurkovic (für die Vorlage) widerlegte die jüngsten Aus⸗ führungen Franks über die angeblich ungesetzliche Zusammen⸗ stellung des ungarisch⸗croatischen Budgets. Die Einstellung der autonomen croatischen Budgetziffer unter die Ausgaben des gemeinsamen Budgets sei schon darum korrekt, weil alle Einnahmen Croatiens, welche unter der Kontrole des gemeinsamen Finanz⸗Ministers stünden, im gemeinsamen Budget als Einnahmen figurirten. Die Kontrole über die richtige Repartirung des 45 proz. Antheiles Croatiens geschehe unter Mitwirkung der kroatischen Landesregierung. Die Behauptung der Opposition, Ungarn könnte Kroatien jährlich um Millionen verkürzen, sei grundlos. Redner widerlegte durch Anführung von Daten die Behauptung Franks, daß im ungarischen Budget die Einnahmen Kroatiens nur kumulirt mit denjenigen Ungarns erscheinen. Er wies Kamenars Angriffe auf die Serben zurück und schloß mit einem vehementen Angriffe gegen die Starcevic⸗Partei. Morgen wird die Generaldebatte geschlossen.

Schweiz. Bern, 4. Januar. Die gestern erschienene Nummer 1 des „Bundesblattes“ enthält eine Bekanntmachung, der zufolge der Bundesrath die unter dem 29. Juli/16. August v. J. beschlossene Herabsetzung des Einfuhrzolles auf rohe Karbolsäure mit dem 31. Dezember 1884 als auf⸗ gehoben erklärt. Vom 1. d. M. an hat daher der tarifmäßige Ansatz von 1 Fr. per Q. (neuer Zolltarif Nr. 17) in An⸗

10. Januar. (Bund.) Der Bundesrat at die zwischen dem Eisenbahndepartement und 88 waltungen der Jura⸗Bern⸗Luzern⸗Bahn, der Ver⸗ einigten Schweizerbahnen und der Emmenthal⸗ bahn im Sinne der Ziffer 1 der Uebergangsbestimmungen zu dem Bundesgesetz über das Rechnungswesen der Eisenbahn⸗ gesellschaften vom 21. Dezember 1883 abgeschlossenen Verein⸗ barungen, betreffend den Gesammtbetrag der nach Art. 2 des Gesetzes unter den Aktiven der Bilanz zu verrechnenden Bau⸗ kosten, genehmigt. Demnach sind als Betrag der bis zum 31. Dezember 1883 auf die Bahnanlagen und Einrichtungen verwendeten Kosten anerkannt worden: bei der Jura⸗Bern⸗ Luzern⸗Bahn 66 760 379 Fr.; bei den Vereinigten Schweizer⸗ bahnen 70 934 008,30 Fr.; bei der Emmenthalbahn 4 666 573,58 Fr.

Großbritannien und Irland. London, 10. Januar. (W. T. B.) In Betreff der von der Regierung von Neu⸗ seeland geforderten Annexion der Samoa⸗Inseln durch England findet mit dem Kolonialamt ein Schriftwechsel statt. Lord Derby hat jedoch bereits der Regierung Neusee⸗ lands in einer Weise geantwortet, welche die Ausfühxung des Verlangens unwahrscheinlich erscheinen läßt.

Frankreich. Paris, 9. Januar. (Köln. Ztg.) Der Präsident Grévy hat das Dekret zur Herstellung des Budgets für die Polizeipräfektur, welches der Pariser Gemeinderath gestrichen, unterzeichnet. Die neuesten De⸗ peschen aus Tongking melden: General Negrier habe den Marsch auf Langson mit 10 000 Mann angetreten. Außer den zehn Bataillonen Algerier werden 1000 Mann, welche aus den Garnisonen in Frankreich genommen werden, zwischen dem 12. und 18. Januar nach Tongking in See ehen. geg 10. Januar, Abends. (W. T. B.) In dem heute Vormittag stattgehabten Ministerrath zeigte der Marine⸗ Minister Peyron an, daß das Transportschiff „Colon“ mit Truppen und Kriegsmaterial am 6. d. M. in Kelung eingetroffen sei. Der Kriegs⸗Minister Lewal machte Mittheilungen über die Organisation der neuen für Tongking bestimmten, 6000 Mann zählenden Verstärkungen, welche Anfang k. M. abgehen sollen. Die Einnahme von Langson gilt als unmittelbar be⸗ vorstehend; die Truppen sollen sodann zur Besetzung des Défilés von Thatke aufbrechen, welches den Eingang von Nord⸗Tongking schließt. Das Journal „Paris“ bestätigt, daß der Minister⸗Präsident Ferry alle zur Zeit in Shanghai befindlichen diplomatischen Agenten Frankreichs angewiesen habe, China zu verlassen.

Italien. Rom, 10. Januar. (W. T. B.) Der Senat begann heute die Berathung des Gesetzentwurfs über die gesundheitlichen Maßnahmen für Neapel. Der Minister Mancini erklärte auf eine Anfrage Majorana's: bei der Ausweisung des „Diritto“⸗Korrespon⸗ denten Cirmeni aus Berlin handele es sich um eine durchaus legale Maßregel, die sich jeder Diskussion entziehe. Andere auswärtige Korrespondenten seien eben⸗ falls von der Ausweisung betroffen worden. Die deutsche Botschaft habe ihn vorher von dem gegen Cirmeni beabsichtig⸗ ten Vorgehen verständigt und zwar in einer Form, die den ausgezeichnet freundschaftlichen Beziehungen entspreche, wie sie zwischen Italien und Deutschland beständen. Eine nochmalige Prüfung der Angelegenheit und Rücknahme der Maßregel sei für unthunlich erklärt worden, da anderen ausgewiesenen fremden Correspondenten gegenüber die Ausweisung trotz diplomatischer Verwendung aufrecht erhalten worden sei.

11. Januar. (W. T. B.) Der Senat hat heute den Gesetzentwurf über die gesundheitlichen Maßnahmen für Neapel mit 96 gegen 21 Stimmen angenommen.

Der Zusammentritt der lateinischen Münzkon⸗ ferenz ist bis zum 15. April verschoben worden.

Der Kapitän Cecchi wird sich, dem Vernehmen nach, den

nach Assab bestimmten Truppen anschließen und, nachdem die Garnison in Assab ausgeschifft sein wird, mit dem „Ga⸗ ribaldi“ und dem „Amerigo Vespucci“ nach dem Congo gehen. 11. Januar, Abends. (W. T. B.) Die „Rassegna“ sagt: die kleine Expedition nach Assab bezwecke lediglich, die Erforschung und Bestrafung der Mörder Bianchi's und seiner Gefährten zu erleichtern und die Oertlichkeiten zu studiren für den Fall, daß eine Expedition in das Innere des Landes nothwendig werden sollte. Die Expedition nach dem Kongo sei bis jetzt suspendirt worden, weil man den „Garibaldi“ und, Vespucci“ zum Transport von Truppen zwischen Assab und Aden ver⸗ wenden wolle. Der „Duilio“ sowie andere von Zeitungen genannte Schiffe würden gegen Ende des Frühjahrs armirt werden, um für die im Sommer stattfindenden großen Manöver sich zu einem Geschwader zu sammeln.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 11. Januar. (W. T. B.) Die Akademie der Wissenschaften hat den Geheimen Regierungs Rath Dr. Koch in Berlin und den Professor Pasteur in Paris zu correspondirenden Mit⸗ gliedern ernannt.

Dem „Journal de St. Pétersbourg“ zufolge sollen die der Reichsbank behufs Deckung der in diesem Jahre von dem Reichsschatzamt an die Reichsbank für temporãr emittirte Kreditbillets abzutragenden Schuldquote von 50 Millionen übergebenen neuen Renten vorläufig nicht auf den Markt gebracht werden.

Mittel⸗Amerika. Mexiko, 10. Januar. (W. T. B.)

Das „Reutersche Bureau“ meldet: Die Regierung hat die

tempelsteuern und Waarensteuern in einer den Handelsstand befriedigenden Weise modifizirt.

Afrika. Egypten. Korti, 8. Januar. (Allg. Corr.) Ein Reuterscher Correspondent kam heute aus dem Lager in Gakdul mit Depeschen für Lord Wolseley an. Er ver⸗ ließ am Montag Mittag das Lager in Begleitung zweier

siener und eines Führers. Als er die Brunnen von Abu

Halsa passirte, sah er in einer Entfernung von einer Meile einige lose Kameele und zwei bewaffnete Araber. Er erreichte ie Howeyatt⸗Brunnen am Dienstag Morgen und fand ort eine Anzahl von Frauen und Kindern, die sich unter dem Schutze von zwei, mit Säbeln und Speeren bewaffneten Eingeborenen mit Wasser versorgten. Als der Reutersche Correspondent sich mit den Leuten in ein Gespräch einließ, erklärten letztere sich für Freunde der Engländer und wiesen auch den Correspondenten auf den richtigen Weg, da dessen Führer

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sich geirrt hatte. Das Land ist ungefähr 80 Meilen von Korti

nach Gakdul zu offen, aber dann wird die Gegend für kleine Abtheilungen gefährlich, da bei jenem Punkte die Route von den Straßen nach Merawi gekreuzt wird, von wo der Mahdi seine Vorräthe bezieht und wo fortwährend Karawanen unter der Eskorte von Rebellen passiren. Die Gefangenen im Lager versichern einstimmig, das Heer des Mahdi werde keinen ernsten Widerstand leisten, da der Vorstoß der Brigade des Generals Stewart bereits die Herzen der Anhänger des Mahdi mit Schrecken erfüllt habe.

„— (W. T. B.) Eine Depesche des Generals Wol⸗ seley aus Korti vom 11. Januar meldet: es sei ein unter dem 28. v. M. aus Khartum abgegangener Bote einge⸗ troffen, welcher berichte: General Gordon und seine Trup⸗ pen befänden sich wohl; Gordons Dampfer hätten zur Verproviantirung der Stadt Vieh und Getreide aus dem Norden beschafft.

Zeitungsstimmen.

Dem Reichskanzler sind, wie die „No rddeutsche All⸗ gemeine Zeitung“ mittheilt, aus Anlaß der Reichstags⸗ sitzung vom 15. Dezember v. J. noch Zustimmungsadressen zugegangen:

aus Heldrungen von einer Versammlung der Handwerksmeister und einer solchen von Männern aller Parteien, beide mit zahlreichen Unterschriften,

aus Eisenach mit 5169 Unterschriften aus 109 Gemeinden des II. Weimarischen Wahlkreises,

aus Rothenburg a. Tauber mit 550 Unterschriften,

aus Marburg vom konservativen Verein (1226 Unterschriften),

aus Kronach in Bayern von Industriellen,

aus Dresden von Privatpersonen,

aus Adelebsen mit zahlreichen Unterschriften, 9

aus Gertenbach i. Hessen desgl.,

aus Pforzheim von der altkatholischen Gemeinde,

aus Freiburg i. B. desgl.,

aus Antwerpen von den dortigen Deutschen,

aus Stade vom nationalliberalen Verein,

aus E1“ Mülheim a. Ruhr mit zahlreichen Unter⸗ schriften,

aus Riesenburg i. Westpr. mit 522 Unterschriften,

aus Hemeln i. Hannover von den dortigen Nationalliberalen,

aus Burscheid von Bürgern aller Stände,

aus Dresden Abschrift einer mit 6170 Unterschriften bedeckten Adresse an den Reichstag,

aus Holzminden⸗Gandersheim mit 3930 Unterschriften aus dem III. braunschweigischen Wahlkreise,

aus Eckernförde und Borby mit 502 Unterschriften,

aus Cöln und Vororten mit über 3000 Unterschriften,

aus dem Erfurter Wahlkreise mit ca. 5550 Unterschriften,

aus Zschoppau und Umgegend mit 1193 Unterschriften,

aus Sondershausen Nachtrag (zusammen 2877 Unterschriften

aus Rottweil mit 3293 Unterschriften,

aus Bautzen mit 1057 Unterschriften,

aus Pirna mit 3616 Unterschriften,

aus Metz mit ca. 1300 Unterschriften,

aus Hohenlimburg mit 210 Unterschriften,

aus Kempten, Immenstadt, Sonthofen, Burgber Algäu von dem liberalen Verein mit ca. 15

aus Schkeuditz mit ca. 250 Unterschriften,

aus Sonsbeck, Godesberg a. Rh. und Kaiserswerth mit zahlreichen Unterschriften,

aus Ueberlingen mit zahlreichen Unterschriften, 8

aus Konstanz von einer Volksversammlung,

aus Wanne mit ca. 1400 Unterschriften,

aus Esens, Bensersiel, Neuharlingersiel, Werdum, Dunum, Fulkum, Roggenslede, Wesleraccum und Westerbur in Ostfriesland mit zahlreichen Unterschriften,

aus Gardelegen mit zahlreichen Unterschriften,

aus Bad Wildungen mit zahlreichen Unterschriften,

aus Norden mit ca. 1300 Unterschriften,

Ferner ist dem Herrn Reichskanzler nachstehendes Telegramm zugegangen:

„Euer Durchlaucht spricht der zum Festessen versammelte land⸗ wirthschaftliche Verein Klötze seinen ehrfurchtsvollen Dank aus für Euer Durchlaucht Eintreten für die Landwirthschaft, welcher in ei begeisterten Trinkspruch soeben Ausdruck fand.“

Die „Weimarische Zeitung“ meldet:

Der landwirthschaftliche Hauptverein im II. Verwaltungsbezirke hat sich in seinen vorjährigen Ausschußsitzungen unter dem Vorsitze des Hrn. Oekonomie⸗Rath Dr. Huschke in Lehesten mehrfach mit dem Zustandekommen einer Petition an den Reichskanzler Fürsten Bis⸗ marck, um Erhöhung des Eingangszolles auf fremdes Getreide von 0,5 auf 1,5 pro Centner beschäftigt. Die Petition ist bereits Anfang Dezember vorigen Jahres, bedeckt mit 577 Unterschriften, welche ausschließlich von landwirthschaftlichen Vereinsmitgliedern des II. Verwaltungsbezirks bewirkt wurden, an ihre Adresse nach Berlin abgegangen.

Wie die „Staatsbürger⸗Zeitung“ mittheilt, ist dem Reichskanzler von Seiten des Vorstandes des Greifs⸗ walder Landwirthschaftlichen Vereins folgende Petition zu⸗ gegangen:

„Durchdrungen von der festen Ueberzeugung, daß so niedrige Ge⸗ treidepreise, wie sie seit Monaten herrschen, ein nationales Unglück für Deutschland sind, indem nicht nur die Landwirthe in ihrer Mehrzahl bei längerer Fortdauer so schlechter Konjunktur ihrem sicheren Untergange entgegengehen, sondern auch eine große Anzahl anderer Produktivgewerbe, die im wesentlichen auf den Konsum der Landwirthe angewiesen sind, in deren finanziellen Ruin mit hineingezogen werden, erlauben sich die Unterzeichneten ganz gehorsamst zu bitten: Ew. Durchlaucht wolle bei der Deutschen Reichsregierung vorstellig werden, daß die Zölle auf Getreide und Oelfrüchte, gegenüber dem russischen und transatlantischen Import, von einer Mark auf drei Mark für den Doppelcentner erhöht werden.“

und Weiler im Unterschriften,

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 2. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Die Kanalisation von Berlin. (Fortsetzung.) Ueber Form und Stärke umgekehrter Fundamentbögen. Waschtischeinrichtungen im großen Militär⸗ Waisenhause in Potsdam. Elektrische Beleuchtung der Eisenbahn⸗ züge. Das Judenbad in Speier. Vermischtes: Ludwig Bohn⸗ stedt †. Die Theaterbrände im Jahre 1884. Die italienischen Eisenbahnen am 31. Oktober 1884. Spurweiten der amerika⸗ nischen Eisenbahnen. Wasserkraft der Niagarafälle. Bücherschau.

Statistische Nachrichten.

e““ Nach den Mittheilungen des Kaiserlichen Statistischen Amts aus der Kriminalstatistik der Jahre 1882 und 1883 (im Novemberheft 1884 seiner Monatshefte) ergiebt sich folgende Zu⸗ sammenstellung über die Verbrechen und Vergehen x Relichsgesetze ohne Einrechnung der Vergehen gegen Vor⸗ schriften über die Erhebung öffentlicher Abgaben und Gefälle, sowie

derjenigen gegen landesgesetzliche Vorschriften und der von Militär⸗ gerichten erledigten Strafsachen; und abgesehen von sämmtlichen

Uebertretungen, d. i. mit Haft oder mit Geldstrafe bis zu 150 bedrohten Handlungen. . im Jahre 1882 a) Es wurden von deutschen Gerichten ab⸗ geurtheilt: Handlungen Personen 1 b) Zur Verurtheilung kamen: andlungen.. T1 11146“ c) Von den verurtheilten Personen waren: unter 18 Jahre alt. ;

Veterinärwesen.

n den Staaten Kentucki und Illinois ist die Lungen⸗ seuche unter dem Rindvieh neuerdings in bedeutendem Umfange aufgetreten.

Die sogenannte Schweine⸗Cholera ist auch in den Staaten Ohio, Indiana, West⸗Virginia, Connecticut und in Ilatbush bei New⸗ York ausgebrochen. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 254 vom 28. Oktober 1884).

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Gewerbe und Handel.

Dem Rechenschaftsbericht der Stärkezucker⸗Fabrik Aktien⸗ gesellschaft, vorm. C. A. Koehlmann u. Co., in Frankfurt a. O., für

1883/84 sind in Folge der guten Kartoffelernte die Preise für Roh⸗ material heruntergegangen, demgemäß aber auch die Fabrikate im

ohne Einfluß auf Stärkezucker und Syrup. lich gewesen, durch die Leistungsfähigkeit der vier Fabriken und der guten Geschäftsverbindungen der Gesellschaft im In⸗ und Auslande lohnenden Absatz und so auch befriedigende Resultate zu erzielen, so daß der Generalversammlung eine Dividende von 9 % zur Vertheilung vorgeschlagen werden kann. Sämmtliche Reparaturkosten in Höhe von 81 288 sind aus den Erträgen des Betriebes gedeckt und außerdem die Aktiven durch Abschreibungen um 141 921 vermindert. Das Conto⸗ Current⸗Conto weist Außenstände nach in Höhe von 199 110 ℳ, das Wechsel⸗Conto einen Wechselbestand von 450 785 ℳ, das Cassa⸗Conto einen Baarbestand von 44 662 ℳ, das General⸗Waaren⸗Conto nennt die vorhandenen Waarenbestände im Werthe von 216 084 Von dem Reingewinn in Höhe von 205 523 werden 162 000 = 9 % als Dividende zur Vertheilung vom Aufsichtsrath vorgeschlagen, 5 % = 10 276 werden dem Reservefonds überwiesen, welcher sich da⸗ nach auf 136 009 stellt; 5 % erhält als Tantième der Aufsichts⸗ rath, und 10 % werden an den Vorstand und die Beamten vertheilt, es sind somit noch 2419 auf neue Rechnung vorzutragen.

Die hiesige Firma Steinsieck & Co. lädt zur Zeichnung ein auf 2 ½ Millionen Fl. 4 ½% Prioritäts⸗Anleihe der Königlich Niederländischen Eisenbahn König Willem III. Die Zeichnung findet am 15. und 16. d. M. statt. Der Emissionscours

ist auf 93 ½ % festgesetzt.

Strelitz, 12. Januar. (W. T. B.) Gegenüber der über die Dahmer Zuckerfabrik umlaufenden Nachricht bemerkt die „Mecklenburgische Zeitung“, daß von einer Beseitigung einer Zah⸗ lungsverlegenheit gar keine Rede seine könne; die Fabrik sei keine eingetragene Genossenschaft, sondern eine Aktiengesellschaft, deren Aktien nicht begeben seien, sondern sich heute noch in festen Händen befänden. Das Institut sei mit einer Schuld, die eine Zahlungsverlegenheit bereiten könne, gar nicht belastet; die einzige auf der Fabrik lastende Schuld bestehe in einer unkündbaren Anleihe von annoch 948 000 Divi⸗ denden seien überhaupt nicht vertheilt worden, vielmehr hätte man die nicht unbeträchtlichen Ueberschüsse zu Abschreibungen und Rück⸗ zahlungen verwendet. Im letzten Rechnungsjahre habe die Zucker⸗ fabrik Dahmen einen Reingewinn von 162 341 90 gehabt.

Lübeck, 12. Januar. (W. T. B.) Die Einnahmen der Lübeck⸗Büchener, Lübeck⸗Hamburger und Lübeck⸗Trave⸗ münder Eisenbahn betrugen im Monat Dezember v. J. provi⸗ sorisch 330 356 ℳ, gegen Dezember 1883 definitiv 298 908 ℳ, mit⸗ hin im Dezember 1884 mehr 31 448 Die Gesammt⸗Einnahmen bis ult. Dezember v. J. betrugen 4 200 017 gegen 4 093 997 definitiv im gleichen Zeitraum des Jahres 1883, mithin mehr 106 020 Die Vergleichung der provisorischen Einnahmen ergiebt pro Dezember ein Plus von 29 245 und bis ult. Dezember ein Plus von 168 715

Hamburg, 10. Januar. (W. T. B.) Die außerordentliche Generalversammlung der Hamburg⸗Amerikanischen Packet⸗ fahrt⸗Aktiengesellschaft zur Statutenberathung verlief resultat⸗ los, da nur 4583 Aktien angemeldet waren. Die nächste General⸗ versammlung ist auf den 4. Februar anberaumt.

k. London, 10. Januar. (W. T. B.) Der „Pall Mall Gazette“ zufolge hat sich eine Gesellschaft unter dem Titel Vrestifh Congo⸗Company“ mit einem Grundkapital von einer halben Million Pfd. Sterl. gebildet. Im Verwaltungsrath befindet sich Jakob Bright Houldsworth.

Ein Reutersches Telegramm aus Buenos⸗ Aires, vom 8. d. M., sagt: in Folge des Fallens der Wechselcourse seien ziemlich kritische Zustände eingetreten; die Banken würden wegen Rückzahlung von Einlagen bestürmt, und man befürchte die Suspen⸗ dirung der Baarzahlungen.

Glasgow, 10. Januar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 579 400 Tons, gegen 586 700 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 93, gegen 100 im vorigen Jahre.

New⸗York, 11. Januar. (W. T. B.) Der Werth der Waareneinfuhr in der letzten Woche betrug 8 774 000 Dollars davon entfallen 2 668 000 Dollars auf Manufakturwaaren.

Submissionen im Auslande.

Spanien.

31. Januar, 1 Uhr. Königlich spanische General⸗Direktion der öffentlichen Arbeiten in Madrid. Lieferung von 3 Bojen, System Hebert, und 3 Bojen, Modell Ff, behufs Kenntlichmachung der Mün⸗ gung des Guadiana. 1

Voranschlag 16 325,40 Pes. Kaution: 816 Pes.

Die näheren Bedingungen bei der genannten Behörde im Fomento⸗ Ministerium öoder in Huelva, Bureau des Civil⸗G d Provinz, einzusehen.

Bremen, 10. Januar. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Main“ ist heute Vormittag in New York angekommen.

Berlin, 12. Januar 1885.

Ihre Kaiserlichen Majestäten haben dem Central⸗ Comité der Deutschen Vereine vom Rothen Kreuz in Erwiderung der Allerhöchstdenselben überreichten Glückwunschadresse zum neuen Jahre nachfolgende Antworten zugehen lassen:

Ich danke dem Central⸗Comité verbindlichst für die Mir bei Ja hreswechsel dargebrachten Glückwünsche und nehme unter herzlicher Erwiderung derselben gern den Anlaß wahr, Ihnen Meine An erkennung auszusprechen für die unermüdliche Thätigkeit, welche Sie auch im verflossenen Jahre dem Interesse des deutschen Heeres ge⸗ widmet haben. . Berlin, den 7. Januar 1885.

Wilhelm.

An das Central⸗Comité der Deutschen Vereine

vom Rothen Kreuz.

das letzte Geschäftsjahr entnehmen wir Folgendes: In dem Geschäftsjahr

Preise gesunken; auch die Krisis in der Rübenzuckerbranche blieb nicht Trotzdem ist es mög⸗

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