Freiheit des Handels und der Schiffahrt auf den großen westafrika⸗ nischen Flüssen zu schützen. 1 2 1
Die zunehmende Menge der Regierungsgeschäfte und die Noth⸗ wendigkeit ihrer geeigneteren Vertheilung unter den Mitgliedern des Staatsrathes haben Mich veranlaßt, gewisse Veränderungen in der Regierungsform vorzuschlagen, welche hauptsöchlich die Einrichtung eines neuen Staatsdepartements für Landwirthschaft, Industrie und Handel bezwecken.
Auch auf dem Gebiete des gemeinen Rechtes werden Ihnen mehrere Vorschläge unterbreitet werden. Andere von hervorragender Bedeutung sind in Vorbereitung. Den ersten Platz unter diesen nimmt der Entwurf, betr. die Reorganisation des Gerichtswesens, ein, welchen die neue Justizkommission während des verflossenen Jahres fertig gestellt hat. Die große und für alle Theile des Rechtswesens tiefeingreifende Bedeutung dieser Frage erheischt für dieselbe eine be⸗ sonders sorgfältige Prüfung. Die Ueberzeugung hiervon hat Meinen Entschluß hervorgerufen, mit der Begutachtung der Grundsätze, auf welchen der neue Entwurf ruht, eine verstärkte Justizkommission zu betrauen.
enn auch einer größeren Reorganisation des Vertheidigungs⸗
wesens des Landes sich Schwierigkeiten entgegengestellt haben, so darf doch die Arbeit für die Verstärkung der Vertbeidigung nicht ruhen. Unter den Maßnahmen, welche zu diesem Zweck erforderlich sind, selbst mit Beibehaltung der jetzt bestehenden Grundregeln für die Organisation des Heeres, stelle Ich die Entwickelung der gegen⸗ wärtigen Bewehrung voran. Für dringende Bedürfnisse der Land⸗ wie der Seevertheidigung, sowie besonders für die Vermehrung des zu dem Torpedowesen gehörenden Schiffsmaterials werden die Mittel von Ihnen verlangt werden.
Das Budget, welches Ihrer Prüfung unterbreitet werden wird, ist unter der Voraussetzung Ihrer Zustimmung zu den besonderen Vorschlägen aufgestellt, welche Ihnen behufs Herabminderung der auf gewissen Ländereien ruhenden Grundsteuern, sowie der Rüstungs⸗ und Rottirungslasten um 30 %, vorgelegt werden sollen. Auch bezüglich der auf die Schiffahrt unter der Bezeichnung Ladegeld gelegten be⸗ sonderen Steuer schlage Ich eine entsprechende Herabsetzung vor. Zur Bestreitung der Staatsbedürfnisse bedarf es keiner neuen oder erhöhten
Steuer.
Bald sind zwanzig Jahre verflossen, seit die letzte skandinavische Industrie⸗Ausstellung hier im Lande stattgefunden hat. Viele In⸗ dustrielle und Förderer der Industrie haben Wünsche wegen Anord⸗
nung einer neuen solchen Ausstellung vorgebracht. Ueberzeugt, daß ein solcher Wettstreit im Lande und mit den Nachbarvölkern wirklichen
Nutzen herbeiführen 89 und einen mächtigen Hebel zur fortgesetzten
Entwickelung der Industrie des Landes bilden wird, will Ich von Ihnen die Mittel zu einer allgemeinen, in Stockholm während des 1886 abzuhaltenden skandinavischen Industrie⸗Ausstellung ordern.
Ich bin gesonnen, Ihnen vorzuschlagen, daß die gelegentliche
Gehaltserhöhung, welche von dem letzten Reichstage auf die außer⸗ ordentlichen Ausgaben für die, Volksschullehrer bewilligt wurde, eine größere Festigkeit erhalte, und somit einer Verbesserung ihrer Pensio⸗ nirung zu Grunde gelegt werden könne.
Unsere schwedische Volksbildung erhielt frühzeitig von der kirch⸗ lichen Reformation ihr Gepräge und genoß den Schutz ihrer Ver⸗ theidiger. In wenigen Jahren erreicht der in unseren Geschichts⸗ Annalen unvergeßliche Beschluß der Versammlung zu Upsala sei dreihundertjährigen Gedenktag. Würdig würde dieses Erinnerungsfest gefeiert werden durch die Wiederherstellung des Tempels des Herrn in seiner früheren Schönheit, in dessen Mauern die Mitglieder der Versammlung so oft zusammenkamen zum Gebet und zur Anrufung des Beistandes des Höchsten. Das warme Interesse für dieses große Unternehmen, das sich durch frei⸗ willige Beiträge zu erkennen gegeben hat, wird, Ich bin dessen gewiß, auch von Ihnen getheilt werden, und Ich hoffe, bereits in dem Laufe üe Session Ihre Mitwirkung zu diesem Zweck in Anspruch nehmen zu können.
8 Gottes Segen herabflehend über diese Reichsversammlung, welche
Ich hiermit für eröffnet erkläre, verbleibe Ich Ihnen, gute Herren und schwedische Männer, mit aller Königlichen Gnade und Huld stets
wohlgewogen!
Afrika. Egypten. Kairo, 21. Januar. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ berichtet: Bei Metammeh hat ein Gefecht stattgefunden, in welchem 800 Aufständische getödtet wurden.
— Ueber dieses Gefecht wird demselben Bureau von seinem Correspondenten aus Abuklei Wills, u. d. 17. d. M., weiter gemeldet: Die englische Kolonne unter dem Obersten
Stewart traf gestern in der Nähe von Abuklei Wills ein und fand die das Terrain beherrschenden Stellungen von twa 10 000 Aufständischen besetzt. Heute früh ging die englische, etwa 1200 Mann starke Streitmacht, im Carré formirt, gegen den Feind vor, welcher plötzlich zum Angriff überging und auf einige Augenblicke das Carré sprengte. Die englischen Truppen schlossen sich alsbald wieder zusammen und richteten ein verheerendes Feuer gegen en Feind, der sich schließlich mit einem Verlust von 1200 Todten zurückzog. Die englischen Truppen verloren an Todten 9 Offiziere, darunter den Oberst Burnaby und 65 Mann; in Verwundeten 9 Offiziere, darunter die Lords St. Vincent nd Airlie und 85 Mann. Dem Obersten Stewart wurde das Pferd getödtet; er selbst blieb unverwundet. Die eng⸗ ischen Truppen besetzten darauf die bisher vom Feinde inne⸗ ehabten Positionen. Oberst Stewart wird unverweilt auf Metamme9h weiter vorrücken.
— (Allg. Corr.) Lord Wolseley hat Befehl gegeben, Briefe an General Earle's Kolonne via Korosko und Abu Hamed zu befördern. Zufolge dieser Nachricht glaubt
nan, daß die Wüstenroute wieder offen stehe.
Zeitungsstimmen.
Wie die „Vossische Zeitung“ mittheilt, ist auf eine aus Wanzleben durch den Abgeordneten dieses Kreises, von Benda, dem Reichskanzler übergebene Adresse gegen die Reichs⸗ tagsbeschlüsse vom 15. v. M. die nachstehende Antwort erfolgt:
„Ew. Hochwohlgeboren gefälliges Schreiben sowie die demselben beigefügte Adresse habe ich empfangen und bitte Sie, Ihren Wählern für diese Beurkundung ihres Wohlwollens und Vertrauens meinen verbindlichsten Dank aussprechen zu wollen. Die große Zahl der Unterschriften unter der Adresse ist ein erfreuliches Zeichen für die fortschreitende Erkenntniß der Gefahr, welche für die Zukunft des Reichs in der Zersetzung unserer Volksvertretung durch die Fraktions⸗ politik liegt, und darin finde ich die Ermuthigung, im Kampfe gegen die feindliche Koalition verneinender Geister auszuharren.
von Bismarck.“
— Dem „Wolff'schen Telegraphischen Büreau“ zufolge ist von dem Comité füͤr die Ehrengabe zum 70. Geburtstage des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck folgender Aufruf erlassen worden:
„Im deutschen Volke ist aller Orten der Wunsch lebendig, dem Reichskanzler Fürsten Bismarck zu seinem 70. Geburtstag eine Ehrengabe als Ausdruck des Dankes der Nation zu überreichen. Die Unterzeichneten haben sich vereinigt, um für dieses Bestreben einen Mittelpunkt zu bilden und ein Zusammenwirken der das gleiche Ziel verfolgenden Comités zu ermöglichen. Wir halten letzteren den Zutritt offen und werden Mitglieder derselben
gern in unsere Mitte aufnehmen. Unser Ruf zur Mitwirkung er⸗ geht an alle Deutsche. Wir ersuchen, wo dies noch nicht geschehen ist, die Sammlungen zu eröffnen und die Zeichnungen und Boträge an unsern Schatzmeister, den Präsidenten der Sechandlung, Hrn. Rötger einzusenden Der Bestimmung der Ehrengabe entsprechend werden auch die kleinsten Beiträge willkommen sein Ueber die Aus⸗ führung werden wir öffentlich Rechenschaft legen. (Folgen die Unter⸗ schriften). 8 8
— Die „National⸗Zeitung“ schreibt mit Bezug auf diesen Aufruf:
Wir veröffentlichen einen Aufruf des Central⸗Comités für Be⸗ schaffung einer Ehrengabe für den Reichskanzler Fürsten von Bismarck im Inseratentheil. Wir halten es für selbstverständlich, daß dieser Aufruf, wie er sich an alle Deutschen wendet, auch bei Allen, ohne An⸗ sehung der Parteistellung, freudige und sympathische Zustimmung finden wird. Die deutsche Bevölkerung wird es sich zur Ehre rechnen, dem Staatsmann, der für Deutschland so Großes gewirkt und erreicht hat, an seinem siebenzigsten Geburtstag, der dem fünfzigjährigen Ju⸗ biläum nur um wenige Wochen vorangeht, ein Zeichen zu geben, daß über die Parteikämpfe des Tages unvergängliche Verdienste um das Vaterland ihre vollste und dankbare Würdigung finden.
— In einem Artikel über die Nothlage der Landwirth⸗ schaft und ihre Abhülfe durch Getreidezölle betont die „Hal⸗ lische Zeitung“ folgende Seite der Sache:
Nicht allein die 28 Millionen direkt an der Landwirthschaft Betheiligten, sondern auch die städtische Bevölkerung findet die Grund⸗ lage ihres Wohlstandes in dem Gedeihen der Landwirthschaft. Nicht aus Wohlwollen für dieselbe, nicht aus einem Gefühl der Gerechtig⸗ keit. sondern aus einfachem Selbsterhaltungstrieb müssen die Städter ihr Theil dazu beitragen, daß der nothleidenden Land⸗ wirthschaft gebolfen werde. Es liegt daher in ihrem eigenen Interesse, nicht gegen die Kornzölle, sondern für dieselben einzutreten. Die Konsequenz dieser Verpflichtung liegt auf der Hand; es ist die höchste Zeit für die Städte, sich von der Führung derjenigen Partei loszumachen, welche sich stets als Gegnerin der Landwirthschaft erweist, welche stets gezeigt hat, daß sie nichts gelernt hat, daß sie wechselnden Verhältnissen nicht Rechnung tragen will, von der wir auch in dieser Frage erwarten müssen, wie ihr Führer Richter dies ausgesprochen hat, daß sie als Gegnerin der Landwirth⸗ schaft, d h. als Feindin der wahren Interessen des Landes auftreten wird. Die landwirthschaftlichen Fragen sind die wichtigsten des Tages, sie dürfen nicht eher von der Tagesordnung verschwinden, als bis sie im Interesse der Gesammtheit gelöst sind.“
— Der „Schwäbische Merkur“ berichtet aus Stutt⸗ gart, u. d. 20. Januar:
Gestern Vormittag war die Königliche Centralstelle für Land⸗ wirthschaft als Gesammtkollegium, bei dem auch die Beiräthe, sowie Vertreter der landwirthschaftlichen Gauverbände anwesend waren, zu einer Sitzung zusammengetreten, welcher theils Staats⸗Minister von Hölder, theils (in Vertretung des in der Genesung begriffenen Prä⸗ sidenten von Werner) Regierungs⸗Rath Schittenhelm präsidirte. Auf der Tagesordnung standen die von der Reichsregierung beantragten Zoll⸗ erhöhungen betr. Getreide, sowie verschiedene andere landwirthschaftliche Produkte. Alle Stimmen, mit Ausnahme einer, waren im Prinzip mit der Zollerhöhung einverstanden. Ferner kam zur Berathung der dringend gewünschte Honigzoll, sodann der Zoll auf Branntwein und auf Schaumweine. Eine Aenderung des Traubenzolles ist nicht in Aus⸗ sicht genommen. In der Einzelberathung kam im Kollegium gegen⸗ über den Vorschlägen der Reichsregierung eine Gleichstellung von Weizen und Roggen (die Einfuhr von Letzterem ist eine sehr beträcht⸗ liche) zur Sprache. Das Kollegium wäre nicht abgeneigt gewesen, auch eine Erhöhung des Zolles auf Mohn und andere zur Bereitung von Speiseöl dienende Früchte zu befürworten.
Demselben Blatt wird aus Reutlingen, vom 19. Ja⸗ nuar, geschrieben:
Die von dem Ausschusse des Gauverbandes der 7 landwirthschaft⸗ lichen Vereine Reutlingen, Tübingen ꝛc. beschlossene Eingabe an den Reichstag wegen Erhöhung der Kornzölle ist nun, wie die „Schw. K. Ztg.“ berichtet, in Umlauf gesetzt. Es heißt in derselben: Wäh⸗ rend die Industrie unter dem Einfluß der neuen Zollgesetzgebung sich allenthalben im Gebiete des Deutschen Reiches wieder mehr und mehr zu heben und den heimischen Markt zu behaupten be⸗ ginnt, liegt die Landwirthschaft, welcher man nicht den gleichen Schutz gewährt hat, tief darnieder. Es läßt sich mit Sicherheit vor⸗ hersehen, daß die deutsche Landwirthschaft, namentlich in den nicht be⸗ sonders gesegneten Lagen, ohne ihr Verschulden immer weniger ren⸗ tabel wird, wenn nicht die deutsche Gesetzgebung sich ihr günstiger gestaltet und die Zölle auf die Produkte der Landwirthschaft endlich in ein richtiges, der nationalen Arbeit auch auf diesem Gebiet Schutz gewährendes Verhältniß zu den Industriezöllen gebracht werden. Ein dauerndes Darniederliegen der Landwirthschaft muß ein Erkranken des gesammten Staatswesens nach sich ziehen. Soll aber die deutsche Landwirthschast wieder gesunden, soll dem deutschen Grundbesitzer Muth und Kraft erhalten werden, so ist es höchste Zeit, die dazu geeigneten Schritte zu thun. Wenn auch neben der Erhöhung der Getreidezölle sonstige gesetzgeberische und wirthschaftliche Maßregeln nöthig sind, um die Landwirthschaft aus ihren gegenwärtig unbefrie⸗ digenden Zuständen zu erheben, so wird doch zunächst eine Erhöhung der Getreidezölle nothwendig, um die Preise des wichtigsten Produktes der Landwirthschaft, des Getreides, in ein richtiges Verhältniß zu dessen Produktionskosten, wie sich solche im Inlande ergeben, zu setzen. Sollte auch nur der doppelte Betrag des bisherigen Eingangszolles auf Getreide, statt 50 ₰ auf 1 Ctr. Weizen 1 ℳ und statt 25 ₰ auf 1 Ctr. Gerste 50 ₰ erreicht werden, so wird damit doch für die in⸗ ländischen Produzenten der Vortheil erreicht, daß die Einfuhr von ausländischem Getreide sich ermäßigt und damit der Absatz von inlän⸗ dischem Getreide zu mittleren Durchschnittspreisen erleichtert wird. Die Landwirthschaft treibenden Bewohner des VIII. Gauverbands, bestehend aus den 7 Oberamtsbezirken: Böblingen, Herrenberg, Mün⸗ singen, Reutlingen, Rottenburg, Tübingen, Urach, beehren sich deshalb dem hohen Reichstag die ehrfurchtsvolle Bitte zu unterbreiten: Den Zolltarif vom 15. Juni 1879 im Sinne einer Erhöhung der Ein⸗ gangszölle auf Getreide abändern zu wollen.
Landtags⸗Angelegenheiten.
„ Der Etat der Domänenverwaltung 1885/86 stellt sich in den Einnahmen (Kap. 1) auf 2 623 640 ℳ, 329 600 ℳ höher als der laufende Etat. Zu dem Mehr tragen die Domänen⸗Amor⸗ tisationsrenten (6 470 060 ℳ) durch weitere Regulirung von Ge⸗ fällen 14 000 ℳ bei, die 1071 Domänenvorwerke (13 935 328 ℳ) 199 651 ℳ (davon 148 417 ℳ durch neue Verpachtung), die anderen Domänen⸗Grundstücke, Mühlen und Fischereien (4 881 660 ℳ) 94 194 ℳ (davon 100 000 ℳ für das Mühlenetablissement zu Bu⸗ bainen), die Mineralbrunnen und Badeanstalten (1 978 000 ℳ) 46 800 ℳ und das Bernsteinregal (625 000 ℳ) 25 000 ℳ Andere Titel ergeben Ausfälle von insgesammt 50 045 ℳ, darunter die grundherrlichen Hebungen in Folge von Ablösungen ꝛc. 3000 ℳ
Die dauernden Ausgaben (Kap. 1) betragen 6 977 740 ℳ + 112 800 ℳ, davon 56 570 ℳ durch Wiederzusetzung eines Theils des bei dem Titel „zur Unterhaltung und zum Neubau der Domänen⸗ gebäude“ im Etat 1879/80 abgesetzten Betrags, so daß dieser Titel sich auf 2 500 000 ℳ stellt, und durch Einstellung von 95 000 ℳ Betriebskosten für das Mühlenetablissement in Bubainen. Bei ein⸗ Titeln sind Ermäßigungen von zusammen 40 789 ℳ ein⸗ getreten.
Als einmalige und außerordentliche Ausgabe sind (Kap. 9) 600 000 ℳ zur Bewilligung von Darlehnen an Domänen⸗ pächter, wie im laufenden Etat ausgeworfen.
Die Gesammtausgaben stellen sich dadurch auf 7 577 740 ℳ (+ 107 800 ℳ) und der Ueberschuß auf 22 045 900 ℳ (+ 221 800 ℳ).
In dem Etat der Forstverwaltung erhöhen sich die Ein nahmen (Kap 2: 52 985 9000 ℳ) um 652 000 ℳ, wozu die Holz nutzung (46 764 000 ℳ) 792 000 ℳ und die Sägemühlen (596 000 ℳ 41 000 ℳ beitragen. Die Forstenbenutzungen (4 198 000 ℳ) sind mit 161 000 ℳ, die Torfgräbercien (300 000 ℳ) mit 17 000 ℳ weniger angesetzt.
Die dauernden Ausgaben (Kap. 2—4) belaufen sich au
30 660 000 ℳ (+ 49 000 ℳ). Davon entfallen auf die Verwaltung und den Betrieb (Kap. 2) 27 664 140 ℳ (+† 8770 ℳ), und zwar Besoldungen 5 873 320 ℳ (+ 13 710 ℳ), Wohnungsgeld⸗Zuschüsse 105 560 ℳ, andere persönliche Ausgaben 2 170 300 ℳ (+ 20 000 ℳ für verstärkten Forstschutz) Dienstaufwands⸗ und Miethsentschädigung
1 881 337 ℳ (+ 63 876 ℳ, davon 60 000 ℳ zu Stellenzulagen für Oberförster à 100 — 600 ℳ), materielle und Betriebskosten 9 928 000 ℳ (196 000 ℳ sind bei Bewerbungs⸗ und Transportkosten abgesetzt, zu Wege⸗ und Wasserbauten 1 660 000 ℳ (+ 13 200 ℳ), Forstkulturen 4 300 000 ℳ, Jagdverwaltung 74 000 ℳ, Betriebskosten der Torf⸗ gräbereien, Flößereien u. s. w. 734 198 ℳ (+A 14 000 ℳ), Berich⸗ tigung der Grenzen u. s. w. 140 000 ℳ (— 10 000 ℳ), Holzverkaufs⸗ kosten u. s. w. 140 000 ℳ (+ 1000 ℳ), Druckkosten u. s. w 675 425 ℳ (+ 88 984 ℳ)
Zu forstwirthschaftlichen und Lehrzwecken sind (Kap 3) 193 170 ℳ (+ 480 ℳ) ausgeworfen, zu allgemeinen 3 802 690 ℳ (+ 39 750 ℳ), zu einmaligen und außerordent⸗
lichen Ausgaben wie im laufenden Etat (Kap 10) 2 450 000 ℳ
Die Verwaltung ergiebt 19 875 000 ℳ (+ 603 000 ℳ) Ueberschuß.
Der Etat der Centralverwaltung der Domänen und
Forsten hat sich in den Einnahmen (Kap. 2a 9450 ℳ) nur um 40 ℳ, in den Ausgaben (Kap. 5 426 020 ℳ) nur um 2870 ℳ erhöht.
Statistische Nachrichten.
Die Deputation für Handel und Schiffahrt in Hamburg ver⸗ öffentlicht die „Uebersicht des Schiffsverkehrs an den Quai⸗ Anlagen in Hamburg i. J. 1884.“ Es kamen danach i. J. 1884 im Ganzen an 2604 Schiffe mit einem Raumgehalt von 5 483 045 cbm resp. 1 935 514 Reg.⸗Tons (1883: 2411 Schiffe mit 5 026 294 cbm resp. 1 774 281 Reg. Tons, 1882: 2180 Schiffe mit 4 419 047 cbm resp 1 559 923 Reg.⸗Tons). Unter den i. J. 1884 angekommenen Schiffen befanden sich 776 deutsche Dampfschiffe mit 2 149 556 cbm resp. 758 793 Reg⸗Tons und 16 deutsche Segelschiffe mit 3115 cbm resp. 1099 Reg.⸗Tons (1883: 639 deutsche Dampfschiffe mit 1 804 641 chm resp. 637 038 Reg.⸗Tons und 4 deutsche Segelschiffe mit 1666 chm resp. 588 Reg.⸗Tons), ferner 1345 englische Dampf⸗ schiffe mit 2 663 533 cbm resp. 940 227 Reg.⸗Tons (1883: 1345 englische Dampfscheffe mit 2 627 490 chm resp. 927 503 Reg.⸗Tons und 1 engl. Segelschiff mit 200 chm resp. 70 Reg.⸗Tons), 116 fran⸗ zösische Dampfschiffe mit 236 281 chm resp. 83 407 Reg.⸗Tons (1883: 118 französische Dampfschiffe mit 233 103 chm resp. 82 285 Reg.⸗Tons), 61 norwegische Dampfschiffe mit 87 396 chm resp. 30 850 Reg.⸗Tons (1883: 51 norwegische Dampfschiffe mit 62 762 chm resp. 22 154 Reg.⸗Tons), 53 schwedische Dampfschiffe mit 42 998 chm resp. 41 418 cbm resp. 14 620 Reg.⸗Tons), 150 holländische Dampfschiffe mit 157 982 chm resp. 55 767 Reg.⸗Tons und 6 holländische Segel⸗ schiffe mit 1042 chm resp. 367 Reg.⸗Tons (1883: 150 holländische Dampfschiffe mit 160 210 chm resp. 56 554 Reg.⸗Tons und 1 holländisches Segelschiff), 80 spanische Dampfschiffe mit 140 627 cbm resp. 49 641 Reg.⸗Tons (1883: 48 spanische Dampfschiffe mit 90 996 chm resp. 32 121 Reg.⸗Tons) ꝛc. Von den i. J. 1884 an⸗ gekommenen 2604 Schiffen kamen mit Ladung 2452 Schiffe mit einem Raumgehalt von 5 239 764 chm resp. 1 849 636 Reg.⸗Tons; leer kamen 152 Schiffe mit 243 281 chm resp. 85 878 Reg.⸗Tons (1883 kamen mit Ladung 2223 Schiffe mit 4 706 550 chm resp 1 661 412 Reg.⸗Tons).
— Verwaltungsbericht der Stadt Brüssel für das Jahr 1883. — Dem allgemeinen Verwaltungsbericht, welchen der Magistrat von Brüssel der Stadtvertretung am 6. Oktober 1884 über das Jahr 1883 und die erste Hälfte des Jahres 1884 erstattet hat, entnehmen wir Folgendes. Die Bevölkerung Brüssels, welche sich am 31. Dezember 1882 auf 166 351 Personen belief, vermehrte sich im Laufe des Jahres 1883 durch Geburten und Zuzug um 30 040 Köpfe; dagegen starben und zogen ab 28 362 Personen, so daß am Jahresschlusse 168 029 Einwohner verbliehen, was einer Ver⸗ mehrung von 1,01 Proz. entspricht. Die Einnahmen der Stadt im Jahre 1883 betrugen 24 605 649,56 Fres,., die Ausgaben 24 592 198,87 Frcs., so daß ein Nettoüberschuß von 13 450,69 Fres. erzielt wurde. Die ordentlichen Einnahmen, einschließlich der Rück⸗ stände aus früheren Rechnungsjahren, haben in den letzten drei Jahren stets die ordentlichen Ausgaben überstiegen, im Berichtsjahre um 133 940,98 Fres., obgleich Brüssel seit 1882 sehr bedeutende Ausgaben für Schulzwecke, sowie Verbesserung und Reinigung der Straßen gehabt hat. Unter den innerhalb der Berichtszeit neu errichteten Gebäuden sind die Fischverkaufshalle, ein neuer Wagenschuppen mit den dazu gehörigen Nebenräumen auf dem städtischen Schlacht⸗ hofe, sowie die Wohnhäuser für die Arbeiter der städtischen Gasanstalt hervorzuheben. Daneben wurde das Rathhaus ausgebessert, der Ausbau des königlichen Palastes nahezu vollendet und einige für die Sicherheit des Publikums wichtige Neuerungen bei den beiden großen städtischen Theatern eingeführt. In der Zeit vom 1. Sep⸗ tember 1883 bis 31. August 1884 wurden über 46 000 qm Straßen⸗ land umgepflastert und weit über 60 000 qm neu gepflastert, dazu wurden außer den wieder benutzten alten Steinen 805 000 neue Pflastersteine verwendet; ca 20 000 qm Straßenfläche wurden chaussirt, asphaltirt oder mit Holzpflaster versehen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur
„Der preußische Steuerbeamte in Bezug auf seine Dienste und seine Rechtsverhältnisse“. Ein Handbuch für die Behörden und Beamten der Verwaltung der indirekten Steuern, früher bearbeitet von L. Rumpf. Herausgegeben von O. Schütze, Rechnungsrath im Finanzministerium zu Berlin. Siebente, vermehrte und verbesserte Auflage. Leipzig, R. Bredow. 1885. — Ein sehr nütz⸗ liches und brauchbares, ja für den Beamten fast unentbehrliches Buch, da es über alle Verhältnisse und Bestimmungen, welche für ihn von Wichtigkeit und Interesse sind, in 29 Abschnitten jederzeit eine klare und genügende Auskunft gewährt; so in Abschnitt 1 über Erwerbung von Anstellungsberechtigung; in Abschnitt 2 über Vereidigung, In⸗ stallation und Bestallung; in Abschnitt 3 über Stellung und Pflichten der Beamten im Allgemeinen; in Abschnitt 4 über Stellung und Pflichten der einzelnen Beamtenkategorien bei der Verwaltung der indirekten Steuern im Besonderen; in Abschnitt 5 über Anstellung der Beamten in den einzelnen Dienststellen, Beförderung, Versetzung, Abgrenzung der Befugnisse der einzelnen Behörden; in Abschnitt 6 über Rangordnung, Titel⸗ und Ordensverleihungen; in Abschnitt 7 uͤber Uniform, Bewaffnung und Waffengebrauch; in Abschnitt 8 über Besoldung der Beamten; in Abschnitt 9 über Wohnungsgeldzuschuß; in Abschnitt 10 über Pfändung des Diensteinkommens; in Abschnitt 11 über Pferdegelder, Remontefonds, Vorschüsse zum Fourageankauf; in Abschnitt 12 über Büreaukostenentschädigungen; in Abschnitt 13 über dienstliche Nebenbezüge, Gehaltsvorschüsse, Remunerirung von Hülfsbeamten; in Abschnitt 14 über Entschädigungen für Dienstreisen; in Abschnitt 15 über Benutzung von Dienstwohnungen; in Abschnitt 16 über Uebernahme von Nebenämtern und Gewerbebetrieb seitens der Beamten; in Abschnitt 17 über Kautionsbestellung; in Ab⸗ schnitt 18 über Heranziehung der Beamten zu den Reichs⸗, Staats⸗ und Gemeindelasten; in Abschnitt 19 über Verpflichtung der Beamten zum Militärdienst und Einkommensbezüge während der Einziehung zum Militär; in Abschnitt 20 über Urlaubsertheilung und Stell⸗ vertretung beurlaubter Beamten; in Abschnitt 21 über Bestrafung der Beamten; in Abschnitt 22 über Festsetzung und Ersatz von Kassen⸗
Ausgaben (Kap. 4)
15 178 Reg.⸗Tons (1883: 52 schwedische Dampfschiffe mit
defekten; in Abschnitt 23 über Feier des Dienstjubiläums; in Abschnitt 24 über Uebertritt der Beamten in den ze tweiligen Ruhestand; in Ab⸗ schnitt 25 über Uebertritt in den dauernden Ruhestand (Pension); in Abschnitt 26 über Bewilligungen an Hinterbliebene von Beamten; in Abschnitt 27 über Anstalten für Erziehung von Beamtenkindern; in Abschnitt 28 über besondere Verhältnisse der zeitweise in den Reichs⸗ dienst oder in den Dienst anderer Staaten getretenen Beamten; Ab⸗ chnitt 29 endlich bringt Nachträge und Ergänzungen. Der Text der einzelnen Abschnitte, der die Bestimmungen, Anordnungen u. . w. enthält, ist mit Erläuterungen und Anmerkungen des Herausgebers v n.
ae- Amerika in Wort und Bild. Eine Schilderung der Vereinigten Staaten von Friedrich von Hellwald. 36. bis 40. Liefe⸗ rung (je 1 ℳ). Mit etwa 700 Illustrationen. Leipzig, Schmidt u. Günther. — Diese Lieferungen schildern die Golfstaaten, und zwar: Alabama, Mississippi, Louisiana und Texas. Hochinteressant ist des Verfassers Abhandlung über die Baumwolle. Unter den sogenannten Cotton States der Union ist Mississippi der bedeutendste Baum⸗ wollenstaat, wenngleich die sogenannte „See Island⸗Baumwolle“, die auf den Gestadeinseln von Karolina und Georgia wächst. die ge⸗ schätzteste ist. Die gesammte Baumwollenernte der Vereinigten Staaten betrug im Jahre 1879 — 80. 5 757 597 Ballen, in den beiden nachfolgenden Jahren aber 6 589 000 und 7 000 00) Ballen; das Ge⸗ wicht eines folchen Ballen schwankt zwischen 199,9 und 208,8 kg. Ein schlimmer Feind in der Baumwonenregion ist das gelbe Fieber. Ebenfalls hochinteressant ist die Beschreibung eines Riesen⸗ dampfer des Mississippi, gegen welchen unsere Rheindampfer geradezu klein sind. Unter den trefflichen Textillustrationen dieser Lieferungen erwähnen wir nur folgende: Sonnenuntergang in einem Mississippisumpf, Negerwohnungen auf einer Plan⸗ tage, eine Baumwollpflanzung: das Pflücken, ein Baumwollzug, ein Bahn⸗ hof im Süden, ein Riesendampfer, Vicksburg, Pflanzenwohnung am Mississippi, Cypressensumpf in Louisiana, Dammbruch des Mississippi, im Hafen von New⸗Orleans, Garten bei New⸗Orleans. Negertypen, Neger aus der Zuckerplantage, Negerandacht, Gefängniß in Galveston, texanisches Flußbild, Ackerland in der texanischen Prairie, texanische Getreidefarm bei Taylor ꝛc. Von den Vollbildern nennen wir eben⸗ falls einige: Sonnenuntergang auf dem Michigansee, Rock Island am Mississippi, Kapellenstrand am oberen See, Silberkaskade, Blick auf Detroit, Dubuque, Teufels⸗Thorweg am Teufelssee, Milwaukee, St. Paul von Daytons Bluff ꝛe.
— Förster, „Berather in Kauf⸗ und Hypotheken⸗ sachen“. Verlag von J. B. Schorpp in Leipzig. 8 Hefte zu je 30 8988 — Mit den nunmehr vorliegenden Heften 6 bis 8 ist das Werk voll⸗ ständig geworden. In diesen Heften bespricht der Verfasser den An⸗ und Verkauf von kaufmäaͤnnischen Geschäften, sowie von Hotels und Restau⸗ rants in technischer, finanzieller und rechtlicher Beziehung. Gleichwie in den vorhergehenden Kapiteln giebt er nicht allein positive Rath⸗ schläge, sondern zeigt auch an „Beispielen“, wie man es nicht machen soll. — In besonders ausführlicher Weise ist sodann das Hypotheken⸗ wesen dargelegt; sowohl die Interessen der Hypothekengläubiger, wie diejenigen der Pfandschuldner werden eingehend beleuchtet. Die bei⸗ gegebenen Formulare zu Kaufkontrakten ꝛc. sind ausführlich und verdienen wegen der darin enthaltenen Gesichtspunkte besondere Be⸗
tung.
6 „Allgemeine deutsche Schul⸗ und Seminar⸗ kalender für Seminar⸗ und Schul⸗Direktoren, Rektoren und Lehrer, Seminaristen und Präparanden, auf das Jahr 1885, bearbeitet und herausgegeben von E. Treske“, der soeben zu Cottbus im Verlage von F. Kaatz erschienen ist, enthält, außer dem gewöhnlichen Kalendarium für 1885, 106 leere Seiten zu einem Tagebuch für sämmtliche Tage des Jahres 1885, Blätter zu Stun⸗ denplänen, Blätter zu einem Schülerverzeichniß, einem Seminaristen⸗ verzeichniß, zu Censurentabellen, zu Fachcensuren, den Ausfall der 1. bezw. 2. Lehrerprüfung betreffend; zu Notizen, die Ferien⸗ Avufgaben betreffend; zu Notizen, die Abiturienten⸗ bezw. erste Lehrerprüfung betr.; zu Notizen, die zweite Lehrerprüfung betr.; ferner Formulare zur Verzeichnung der Prüfungsresultate, sowie zu Verzeichnissen geliehener und verliehener Bücher. An diese verschiedenen Notizenblätter, Formulare u. s. w. schließt sich an die Biographie des Königl. Regierungs⸗ und Schulraths G. Ed. Sperber in Bres⸗ lau, dessen Bild sich an der Spitze des Kalenders befindet; ferner eine „Blumenlese von Aussprüchen hervorragender Pädagogen, (Luther, Melanchthon, Trotzendorf, Basedow, Pestalozzi u. s. w.), und ein Aufsatz über „Das Strafrecht der Volksschule“. Den Schluß des Kalenders bildet ein Verzeichniß der Lehrer⸗Seminare des Deutschen Reichs. 1. 8 Von der vollständig umgearbeiteten und mit Abbildungen und Karten auf besonderen Tafeln und im Text reich ausgestatteten 13. Auflage des Brockhausschen Konversations⸗Lexikons, das in 16 Bänden oder 240 Heften im Verlage von F. A. Brockhaus zu Leipzig erscheint, sind vor Kurzem wiederum 4 Hefte, Heft 136— 139, veröffentlicht worden. Dieselben führen den Text von „Kadett“ bis zu „Khassia“ fort, enthalten ebenso, wie die vorangegangenen Hefte, eine Menge interessanter und lehrreicher Artikel aus den ver⸗ schiedensten Wissensfächern und bringen außerdem 6 Bildertafeln (Kaktusgewächse, Kamele und Kamelopardaliden, Korvette, Kolibris, Kölner Dom, Kuckucksvögel). 1
— Die in Leizig und Berlin am 24. d. M. erscheinende Nr. 2169 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Das Erdbeben in Südspanien. Nach Skizzen unseres Spezial⸗ zeichners Francesco Reinhard. 2 Abbildungen: Albunnelas in der Provinz Granada am Abend des 25. Dezember 1884. Alhama in der Provinz Granada am Abend des 25. Dezember 1884. — Die Jordansprozession am 6. Januar in Rußland. Originalzeichnnng von A. Baumann. — Prinz August von Württemberg, † am 12. Januar. — Die Zulukaffern im Berliner Panoptikum. Nach photograph. Aufnahmen von Karl Günther in Berlin. — Berliner Neubauten. I. Originalzeichuung von G. Theuerkauf. 5 Abbildungen: Das Mosse'sche Haus am Leipzigerplatz Das Grand Hotel am Alexander⸗ platz. Das Fuchssche Haus am Nollendorfplatz. Das von Liebermannsche Haus in der Mohrenstraße. Maurischer Hof in den Kaiserhallen. — Von der deutschen Kriegsmarine: Die im Bau begriffene Ersatz⸗ korvette Medusa. Originalzeichnung von H. Penner. — Eine Karten⸗ partie. Nach einem Gemälde von Matteo Lovatti. — Polizei⸗Rath Dr. Rumpff. — Amerikanische Skizzen: Weihnachtsabend in New⸗ Orleans. — Theseus besiegt den Centauren. Marmorgruppe von A. Canova im Theseus⸗Tempel des Volksgartens zu Wien. Nach einer photographischen Aufnahme von Dr. Heydt in Wien. — Poly⸗ technische Mittheilungen: Jagdstuhl. Jasdstuhl in zusammengeklapptem Zustand als Stock. Amerikanisches Jagdhaus, nebst Grundriß. Patent⸗Hyacinthenglas. Aufnehmbare Fußböden, 6 Figuren. Pa⸗ tentirte Fünffarbendruck⸗Schnellpresse. — Moden: Gemalter Fächer.
Gewerbe und Handel.
Dem Bericht der Effekten⸗Makler⸗Bank über da verflossene Geschäftsjahr entnehmen wir Folgendes: Die Provisions⸗ erträge zu Gunsten der Bank erreichten die Höhe von 276 806 ℳ, die Zinserträge 80 141 ℳ. Die Gelder werden nur für Depots und Reportirungen börsenmäßiger Effekten verwendet. Eigene Effekten besitzt die Bank nicht. Der Reingewinn beträgt, unter Hinzuziehung des Vortrages von 1883, 250 269 ℳ Von demselben sollen 5 % statutenmäßige Zinsen und 3 % Superdividende an die Aktionäre vertheilt werden. 8
Essen, 22. Januar. (W. T. B.) Dem Bericht der „Rheinisch⸗ Westfälischen Zeitung“ über die Lage des rheinisch⸗westfälischen Kohlenmarkts zufolge, haben die Lieferungsquantitäten nicht zum wenigsten infolge des konstanten Winterwetters überall erhöht werden müssen. Die Zuckerfabriken nehmen lebhaft ab, und die Gasanstalten gehen meistens über die ursprünglich kontrahirten Quantitäten hinaus, so daß namentlich die Zechen des Gelsenkirchener Reviers vollauf be⸗ schäftigt sind. Der Streckenabsatz ist der regste und ersetzt voll⸗ st aͤndig den Ausfall in den Hafensendungen. Die Hausbrandkohle hat
gute Nachfrage, und die Aufbereitungsprodukte von Magerkohle be⸗ haupten wieder voll ihre frühere Preisposition.
Nürnberg, 21. Januar. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) In der ersten Hälfte dieser Woche wurden, bei unge⸗ fähr gleich große Zufuhren, ca. 600 Ball. zu völlig unveränderten Preisen umgesetzt. Das Geschäft verkehrt in ruhigen Bahnen. Der Export kaufte, wie seither, geringe Hopfen; eine Firma nahm auch etwas Mittelwaare zu 70 — 75 ℳ Seitens der Kundschaftshändler liegt mäßige Frage für gute Mittelhopfen vor. Die Stimmung des Marktes ist ruhig. Bezahlt wird für Primawaare 95 — 100 ℳ, für gut Mittel 808 85 ℳ und für leichte grüne Mittelhopfen 70 — 75 ℳ Scheckige und gelbe Hopfen sind unbeliebt und faßt außer Verkehr. Liverpool, 21. Januar. (W. T. B.) Bei der heute er⸗ öffneten Wollauktion waren 13 300 Ballen angeboten; beste white mitunter †¼ d. niedriger, loco grades ½ d. theurer, andere Sorten unverändert.
St. Petersburg, 22. Januar. (W. T. B.) Nach der Re⸗ partition der hiesigen Zeichnungen auf die Obligationen der Wladi⸗ kawkas⸗Eisenbahn⸗Gesellschaft erhalten die Zeichner von dem angemeldeten Betrage 4 ½ %. Buenos⸗Ayres, 21. Januar. (W. T. B.) Der Wechsel⸗ cours auf Europa ist noch weiter gefallen; die Goldprämie ist deshalb bis auf 28 % gestiegen.
Verkehrs⸗Anstalten.
Neuester Mittheilung zufolge sind die Quarantäne⸗Maß⸗ regeln, welchen die Briefsendungen nach Portugal sowie nach überseeischen Ländern über Lissabon an der spanisch⸗portu⸗ giesischen Grenze seither unterworfen waren, nunmehr aufgehoben.
— Die „Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr“, welche vom Statistischen Departement des österreichischen Handels⸗Ministe⸗ riums herausgegeben werden, enthalten im IV. Heft des XXIX. Bandes die „Hauptergebnisse der österreichischen Eisen⸗ bahnstatistik im Jahre 1883“. Wir entnehmen denselben fol⸗ gende Mittheilungen: Ende 1882 hatte das Netz der, beiden Reichs⸗ hälften der Monarchie gemeinsamen Eisenbahnen und der Eisenbahnen in den im Reichsrath vertretenen Königreichen und Ländern, welche für den öffentlichen Verkehr bestimmt sind, eine Ausdebnung von 14 595,6 km. Davon entfielen auf die gemeinsamen Eisenbahnen 5377,6, auf die österreichischen 9132,7 und auf die ausländischen Bahnen auf öster⸗ reichischem Staatsgebiet 85,3 km. Von den gemeinsamen Eisenbahnen gehören 2697,2 km dem österreichischen und 2680,4 km dem ungarischen Staatsgebiet an. Von den österreichischen Eisenbahnen waren 976 29 km Staatsbahnen und 8156,4 km Privatbahnen. In 1883 erfuhr das für den öffentlichen Verkehr bestimmte Eisenbahnnetz einen Längenzuwachs von 392 km, an welchem die gemeinsamen Eisenbahnen mit 116, die österreichischen mit 265,8 und die aus⸗ ländischen Bahnen auf österreichischem Staatsgebiet mit 10,1 km, ferner das österreichische Staatsgebiet mit 294,8 und das ungarische Staategebiet mit 97,2 km partizipiren. Durch die in 1883 neu hinzu gekommenen Bahnen, sowie durch Richtigstellungen erreichte das Netz der beiden Reichshälften gemeinsamen und der Eisenbahnen in den im Reichsrathe vertretenen Königreichen und Ländern Ende 1883 15 018,2 km; davon waren gemeinsame Eisenbahnen 5514,5, öster⸗ reichische Eisenbahnen 9408,3, ausländische Bahnen auf österreichischem Staatsgebiet 95,4 km. Die Länge der gemeinsamen Bahnen vertheilt sich mit 2716 km auf das österreichische und mit 2798,49 km auf das ungarische Staatsgebiet; von den österreichischen Eisenbahnen waren 1048,3 km Staatsbahnen und 8359,99 kr Privatbahnen. Ende 1883 befanden sich im Ganzen 2715,89 km. Bahnen im inländischen Staatsbetriebe, wovon 2417,9 km das der Direktion für Staatseisenbahn Betrieb in Wien unterstehende Bahnnetz ausmachten. Von der Länge aller gemeinsamen und öster⸗ reichischen Eisenbahnen waren Ende 1883 1738,28 km oder 11,65 % doppelgeleisig. Die Gesammtlänge aller für den öffentlichen Verkehr bestimmten Eisenbahnen innerhalb der Grenzen des österreichischen Staatsgebiets betrug 12 215,89 km. Die Ende 1883 auf österreichi⸗ schem Territorium im Betriebe befindlichen Eisenbahnen hatten 52. Besitzer, nämlich 3 Staatsverwaltungen (Oesterreich, Bayern, Sachsen), 2 ausländische, 5 gemeinsame und 42 österreichische Aktiengesellschaften. Die im Reichsrathe vertretenen König⸗ reiche und Länder wiesen Ende 1883 bei einem Flächeninbalt von 299 9884 qkm und einer Bevölkerungszahl (31. Dez. 1880) von 22 144 244 Seelen eine Bahnlänge von 12 215,89 km auf, d. h. es kommt 1 km Bahn auf 24,55 qkm Flächeninhalt; auf 1 qkm kommen 40 m Eisenbahn; 1 km Eisenbahn kommt auf 1812 Ein⸗ wohner, und auf 100 000 Einwohner kommen 55,165 km Eisenbahn. Die auf dem österreichischen Staatsgebiet Ende 1883 im Betriebe befindlichen Bahnen waren mit dem Auslande an 41 Punkten und mit Ungarn an 11 Punkten in Verbindung; von den ersteren An⸗ schlüssen entfallen 12 auf Preußen, 10 auf Sachsen, 10 auf Bayern, 3 auf Rußland, 3 auf Italien, 2 auf die Schweiz und 1 auf Romanien.
Bremen, 21. Vanuar. (. T. B.) Der Hampfer des Norddeutschen Lloyd „Salier“ ist heute Vormittag 11 Uhr in Southampton eingetroffen.
Berlin, 22. Januar 1885.
Bei Eintritt der Kälte sind dem Verein der Berliner Volksküchen 300 ℳ zur Vertheilung von Speisemarken an Bedürftige, und der Gesellschaft zur Versorgung verschämter Armen mit Brennmaterial ebenfalls 300 ℳ von Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin als außerordentliche Beiträge überwiesen worden.
reußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 171. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:
2 Gewinne von 15 000 ℳ auf Nr. 21 240. 70 962.
5 Gewinne von 6000 ℳ auf Nr. 29 158. 37 611. 69 680. 83 733. 85 852.
40 Gewinne von 3000 ℳ auf Nr. 2523. 3280. 6968. 7031. 8614. 11 234. 12 506. 12 836. 13 601. 16 784. 18 530. 24 878. 27 540. 32 711. 34 117. 35 810. 36 773. 38 002. 38 413. 39 136. 42 631. 46 692. 48 372. 48 715. 52 065. 52 368. 57 077. 58 656. 62 192. 64 920. 66 037. 66 349. 68 049. 71 612. 72 069. 80 983. 82 074. 88 847. 92 548. 92 813.
52 Gewinne von 1500 ℳ auf Nr. 1291. 5991. 7532. 8382. 8457. 8633. 13 310. 14 207. 14 354. 15 972. 17 918. 18 540. 21 418. 27 059. 30 083. 30 841. 32 335. 32 779. 35 726. 36 882. 39 672. 45 283. 50 738. 50 828. 51 951. 55 547. 55 663. 58 063. 59 818. 61 479. 64 309. 65 659. 65 791. 67 336. 68 419. 68 973. 73 330. 73 516. 79 759. 79 803. 80 547. 81 291. 83 675. 84 630. 85 407. 86 829. 88 247. 90 898. 92 975. 92 990. 93 603. 94 408.
79 Gewinne von 550 ℳ auf Nr. 1426. 1754. 4493. 4576. 7572. 7842. 9776. 9794. 11 561. 12 154. 12 247. 12 553. 14 794. 15 846. 16 078. 18 367. 19 575. 20 272. 20 584. 21 109. 23 970. 24 119. 25 300. 25 947. 27 362. 27 735. 28 119. 31 146. 31 584. 31 702. 31 997. 32 097. 32 836. 34 902. 35 313. 36 026. 40 983. 42 050. 46 053.
56 315. 66 467. 70 940. 80 284. 90 113.
59 568. 60 218. 63 017. 68 701. 68 832. 68 878. 76 136. 78 361. 79 252. 85 346. 85 807. 88 748.
56 837. 67 048. 71 141. 81 849. 90 840.
“
Unter dem Vorsitz Sr. Kaiserlichen und Königlichen
Hoheit des Kronprinzen fand am Dienstag, Nachmittag 4 Uhr, im
Englischen Hause die statutengemäße Generalversammlung der Victoria⸗National⸗Invalidenstiftung statt. Der Kron⸗ prinz begrüßte die zahlreich erschienenen Mitglieder des geschäfts⸗ führenden Ausschusses und schritt sofort zur Erledigung der Tages⸗ ordnung. General von Beyer erstatteie den Jahresbericht. Derselbe gedenkt mit Worten des Dankes der segensreichen Thätigkeit des langjährigen Schatzmeisters, Kommerzien⸗Raths Zwicker, welcher im Laufe des Jahres seines vorgerückten Alters wegen vom Amt zurückgetreten ist. Im Laufe des vergangenen Jahres sind 1540 Gesuche und Anträge auf Unterstützung eingegangen, von denen 448 an andere Vereine abgegeben worden sind. Von den verbliebenen 1092 sind erledigt: 863 durch laufende oder einmalige Bewilligungen, 54 durch Abgabe an andere Stiftungen, 175 durch Ablehnung wegen mangelnder Hülfsbedürftigkeit ꝛdc. In Bezug auf neue Bewilligungen hat in dem letzten Jahre bei den Invaliden gegenüber dem Vorjahre ein geringer Zuwachs, dagegen bei den Hinterbliebenen eine weitere Abnahme stattgefunden. Es wurden aus dem Centralfonds unter⸗ stützt: 934 Invaliden und Hinterbliebene Gefallener ꝛc. fort⸗ laufend mit zusammen 128 153 ℳ 25 ₰, 437 Invaliden und Hinterbliebene Gefallener cinmalig mit 22 300 ℳ 25 ₰, überhaupt also 1371 Personen beziehungsweise Familien mit zusammen 150 453 ℳ 50 ₰. Unter Hinzurechnung von 14 208 ℳ Subventio⸗ nen an Zweigvereine ist mithin bei der Centralverwaltung eine Ge⸗ sammtsumme von 164 661 ℳ 50 ₰ an Unterstützungen in Ausgabe gekommen. Im Vergleich zum Vorjahre haben sich die laufenden Unterstützungen der Zahl nach um 64 Personen beziehungsweise Fa⸗ milien mit einem Betrage von 13098 ℳ 86 ₰, die einmaligen Unterstützungen der Zahl nach um 7 mit einem Betrage von 365 ℳ
2 ₰, die Subventionen an Zweigvereine um 255 ℳ, die Gesammt⸗ ausgabe an Unterstützungen also um 13 718 ℳ 88 ₰ verringert. An Bade⸗ und Kurkostenbeihülfen sind an 3 invalide Offiziere, 26 invalide Mannschaften und an 5 Hinterbliebene zusammen 3275 ℳ gewährt worden. Das Vermögen der Centralverwaltung beträgt
1 530 798 ℳ 58 ₰, d. h. 97 004 ℳ 20 ₰ weniger als im Vor- jahre. Die 118 Zweigvereine unterstützten 423 Javaliden mit 21 036 ℳ 55 ₰ und 549 Hinterbliebene ꝛc. mit 40 182 31 ₰, zusammen also 972 Personen beziehungsweise Familien mit 61 818 ℳ 86 ₰. Das Kapitalvermögen der Zweigvereine stellt sich auf 615 462 ℳ 14 ₰, d. h. 7091 ℳ weniger als im Vor⸗ jahre. Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz drückte Seine Befrie-⸗ digung über den Stand der Verwaltung aus, und mit der Decharge⸗Ertheilung schloß die Generalversammlung.
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Friedrich der Große nach Catt's „Memoiren“ (Fortsetzung.)
Der König hatte oft gegen eine oppositionelle Strömung im Lager anzukämpfen. Während er selbst über seine Leute klagt, kritisirt das Generalquartier seine Aktionen. In Zeiten der Gefahr, des Un⸗ glücks, zumal in Abwesenheit des Königs war diese Art von öffentlicher Meinung nicht zu unterschätzen; denn man weiß, wie sehr voreilige Urtheile über die Kapazität oder das Schicksal des obersten Feld⸗ herrn und pessimistische Vorhersagungen auf die Stimmung einer ganzen Armee influiren, ihre Begeisterung lähmen. Und trotz der hohen Verehrung, welche seine Offiziere dem Könige zollten, ent⸗ ging auch er nicht solchem Klatsch, sobald er sich durch seine Ope⸗ rationen mit den traditionellen Ansichten der Armee in Widerspruch setzte. Selbst der Prinz Heinrich befand sich nicht selten auf der Gegenseite, und ein Beispiel, welches in seinen Folgen unheilvoll wurde, bieten in dieser Rücksicht die Rathgeber des Prinzen Wilhelm (S. 107). — Catt war ein aufmerksamer Beobachter solcher Vor⸗ gänge. Er nimmt schon aus Neigung für seinen Herrn Partei, ist aber kraft seiner besseren, oft unmittelbar ge⸗ schöpften Einsicht — denn der König bespricht regelmäßig mit ihm seine Operationen — auch im Stande, den irrigen oder übereilten Urtheilen, wie den unbegründeten Befürchtungen dieser Coterie mit Erfolg zu begegnen. Der König, dem schon an sich alle Kritik der Offiziere über ihre Generale ein Dorn im Auge war (S. 137), ist seinerseits dieser Art von Kritik gegenüber keineswegs gleichgültig: er erkundigt sich fortdauernd bei Catt nach der Stimmung des Lagers und verheimlicht sorgfältig seine Pläne, um sie nicht der Debatte preiszugeben. 1
Die „Memoiren“ verzeichnen einzelne markante Vorgänge, von welchen bestimmte Grundsätze des Königs, an denen er später konsequent festhielt, ihren Ausgangspunkt genommen haben. Wir sahen, daß die Lebensregel: „sich niemals lenken zu zu lassen“, auf die Lehren der Markgräfin von Bayreuth zurückgeführt wurde. Auch für einzelne strategische Grund⸗ sätze läßt sich die Quelle nachweisen Als seine Vorbilder in der Taktik rühmt der König den großen Condé, Turenne und den Prinzen Eugen, den er in der Rheincampagne noch selbst gesehen und mit dem er persöuliche Unterhaltung gepflogen hatte. Die Leichenreden Bos suets für Condé und Fléchiers für Turenne bilden seine stebende Lecture — die letztere wußte er auswendig. Eine so fein und edel ange⸗ legte Natur wie Turenne hätte des Königs Sympathien für sich gebabt, auch wenn ihr Träger kein so großer General gewesen wäre: seine strategische Begabung machte ihn zu des Königs Lehrer. Der Auf⸗ schwung dieses „Adlers“ begeistert ihn, und für seine Fehler nimmt er das Wort Turenne's, des „Meisters unser Aller“, in Anspruch, daß „derjenige von unserem Metter, welcher keinen Fehler besging, ein Neuling in der Kriegskunst ist“.
Der Grundsatz „seine strategischen Pläne ins Weite zu bauen“ war eine Erbschaft vom Prinzen Eugen. Hören wir des Königs eigenes Bekenntniß: . 1
„Der Prinz würdigte mich seiner Unterweisung und vertraute mir jene großen Regeln und jene Grundsätze, welche ich nie vergessen habe. — „Stecken Sie sich immer ein großes Ziel, wenn Sie Feld⸗ zugspläne entwerfen; legen Sie dieselben so weit als möglich an, denn man bleibt immer hinter seinen Erwartungen zurück; studiren Sie unaufhörlich Ihr Metier. Ihre Operationen und die Operationen der Generale, die sich berühmt gemacht haben: dieses Studium ist das einzige Mittel zur Erlangung jener Gewandtheit des Geistes, welche im Augenblick Alles erfaßt, Alles findet, was in der jedesmaligen Lage der Dinge entscheidet.. .. Wenn ich etwas tauge, wenn ich mein Metier etwas verstehe, besonders in seinen schwierigeren Partien, so danke ich dem Prinzen Eugen diesen Vortheil. Und so gehe ich immer auf ein großes Ziel lob, ich entfalte alle meine Kräfte, und ich lasse die Nebensachen liegen, wenn sie nicht etwa ein besonders wichtiges Resultat haben können .. . Mit einem erstaunlich tiefen Scharfblick für alle Operationen, im Kriege wie in der Politik, verband der Prinz hervorragende Talente, sei es, sich Vortheile zu schaffen und sie zu nutzen, sei es, seine Fehler wieder gut zu machen: denn auh die größten Männer machen Fehler. Fest, weise und tugendhaft, ohne Furcht vor den Feinden des Staats wie vor seinen eigenen, schlug er die erstern und zwang die letzteren, ihn zu achten und zu fürchten. Das ist Prinz Eugen!“ 2 1
Aus dem Hauptprinzip der Erstreckung des Planes ins Weite folgt als Anwendung die Regel: „Der Hinterhalt muß stark sein, sehr stark, und an seiner Spitze ein sehr erfahrener Offizier — oder lieber gar keinen Hinterhalt“ (S. 142). 8 1
Dem erwähnten Hauptprinzip entspricht das ausgeprägte Selbst⸗ gefühl des Königs, welches ihn, den Gegner gering achten und mit der größten Siegesgewißheit in die Schlacht gehen läßt. Der König
48 181. 49 447. 49 628. 51 672. 53 265. 53 421. 53 890.
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ist unerschöpflich in der Erfindung sarkastischer Epitheta für seinen