1885 / 30 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 04 Feb 1885 18:00:01 GMT) scan diff

Einlagen entfallen Rückzah⸗ lungen.

Anzahl d

er Rück⸗ zahlungen.

Mehr⸗

Einlagen. Einlagen.

1 640 506 419 209 11,40 397 925 12,28 104 756 15

180 250 9,90 53 956 55 709 18 490

1 820 756 473 165 453 634 123 246

in Oesterreich in Frankreich in England in Italien

würde zu den kühnsten Hoffnungen berechtigen, wenn nicht schon durch die Entwickelung der Einlagen in der letzten Hälfte des Jahres darge⸗ than wäre, daß es wohl nur der Reiz der Neuheit war, der den Post⸗ sparkassen im Anfange so viele Klienten zuführte.

Recht günstig aber gestaltete sich das Verhältniß der Rückzahlun⸗ gen zum ganzen Parteienverkehr mit 9,90 %, während dasselbe bei den i ue 6g12e bepegk.

1 a der amtliche Rechnungsabschluß noch nicht erfolgt ist, so 22 68 das Erträgniß der Postsparkasse nur ungefähr wie fele abschätzen:

Einnahmen von Staatspapier⸗Zinsen etwa 180 000 Gulden,

Ausgabe für Einlage⸗Zinsen. 120 000 8

6 Ueberschuß etwa 60 000 Gulden, von welchen die Installations⸗, Verwaltungs⸗ und sonstigen Aüepagen zu bestreiten sind. 1“

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Die Entdeckungsreisen in alter und neuer Zeit Eine Geschichte der geographischen Entdeckungen mit Se.ee 2 Be⸗ rücksichtigung des 19. Jahrhunderts.“ Von Gerhard Stein. 700 Seiten gr. 8, mit 110 Holzschnitten, 4 Aquarellen nach Zeichnungen von C. Berninger und A. Obermüllner, 11 Karten und 1 Faesimile. Preis gebunden 18 Verlag von Karl Flemming in Glogau. Gerade jetzt, wo die junge kolonialpolitische Aera die Blicke von Millionen Deutscher, über die Grenzpfähle der Heimath hinauslenkt, weithin über Länder und Meere, kommt zu guter Stunde ein wichtiges Werk, um eine Lücke in unserer Literatur auszufüllen. Was man wissen wollte über die allmähliche Aufstellung geographischer Problme, über die Errungenschaften und Geschicke der großen Entdecker, edas mußte man sich bis jetzt aus zahllosen den Laien oft unzugänglichen Einzelwerken zusammensuchen, wenn die dürren Notizen der Lexika nicht genügten. Die einzelnen Forschungsreisen finden sich in un⸗ zähligen, umfangreichen, meist sehr selten gewordenen kostspieligen Spezialwerken, daneben aber episodisch in verstreuten Zeitschriftartikeln dargestellt. Ein Kompendium großen Stiles, ein Geschichtswerk welches in zusammenhängender, übersichtlicher Form alle geographischen Resultate verzeichnet und dabei doch hinreichend in die wichtigeren und interessanteren Details der Reisen sich vertieft, ein solches Werk, das, ohne allzu große pekuniäre Opfer zu beanspruchen, doch etwas Ausführliches, auch weitergehenden Ansprüchen Genügendes bietet, war bislang nur ein frommer Wunsch. Jetzt hat Gerhard Stein unter dem Titel: „Die Entdeckungsreisen in alter und neuer Zeit“ eine zusammenhängende Geschichte aller geographischen Entdeckungen von Alterthümern, und zwar mit besonderer Berücksichtigung des neunzehnten Jahrhunderts des wichtigsten Entdeckungs⸗Zeitalters nächst dem 15. und 16. Jahr⸗ hundert geliefert. Das in 16 Lieferungen zu je 1 Mark erschienene Buch, welches sich schon äußerlich durch seine gediegene Ausstattung, durch die große Zahl der durchgehends instruktiven und vortrefflich 1 ausgeführten Karten und Holzschnitte empfiehlt, verfolgt mit seiner vollständigen und klar übersichtlichen Darstellung der Geschichte der Entdeckungsreisen auch die Tendenz, die beabsichtigte Belehrung nicht in steifer, trockener Form, sondern bei genauester Berücksichtigung der geographischen Resultate in der Gestalt angenehmer Unter⸗ haltung zu bringen; es ist lesbar und um so fesselnder, als die ge⸗ schilderten Erlebnisse und Abenteuer der Reisenden in Afrika, Asien Alustralien, Amerika, am Nordpol und am Südpol häufig spannender, packender sind als der phansievollste Roman. Besondere Berück⸗

sichtigung ist naturgemäß dem gegenwärtig im Vordergrunde des Tagesinteresses stehenden schwarzen Erdtheile geworden und zwar reicht die Darstellung bis auf die neuesten Reisen, z. B. Stanley, Pogge, Wißmann zc., ebenso reichen die Nord⸗ polfahrten bis auf die neueste Zeit (Nordenskjöld, Ieannette u s. w.) wie auch die Reisen am Südpol und in Australien, Asien ꝛc. bis zur jüngsten Gegenwart ihre Darstellung gefunden haben. Wie das geo⸗ graphische und das persönliche Element, so findet sich auch das ethnologische vertreten. Der Leser gewinnt ein anschauliches Bild des Lebens, der Sitten, der ganzen Kultur aller der Völkerschaften, welche berührt werden. Um so bedeutsamer ist dies, insofern die kolonialpolitische Strömung, wie sie heutzutage in Fluß gekommen, gerade so gut mit diesen Dingen zu rechnen hat wie mit den bloßen topographischen und klimatischen Faktoren. Und deshalb dürfte das Buch Denjenigen ein nützlicher Rathgeber sein, welche irgend ein allgemeineres oder näheres Interesse nehmen an jener Strömung und welche den Verlauf der Entdeckungen in fremden Welttheilen kennen lernen wollen Andererseits bietet das treffliche und lesenswerthe Werk der reiferen Jugend ein unersetzliches Hülfsmittel zur Ausbildung des Wissens auf dem betreffenden Gebiet und ist zu diesem Zweck um so empfehlenswerther, als es sich durch gediegene Ausstatlung wie durch reichen, schönen Bilderschmuck als ein Geschenk ersten Ranges eignet.

„Der lebenden Wesen Ursprung und Fort 8 nach Glauben und Wissen aller Zeiten sowie nach 1 gen, von Professor Dr. Carl Jessen (Berlin 1885, Abenheim'sche Verlagsbuchhandlung G. Joél, Pr. 7 ℳ). Als Motto hat der 8 Verfasser ein Wort des den Lesern des „Reichs⸗Anzeigers“ aus ben Besprechungen der „Internationalen Wissenschaftlichen Bibliothek“ 8 bekannten Naturforschers Huxley vorangestellt: „Gesunder Menschen⸗ vperstand und Wissenschaft sind Eins“, zusammengezogen aus Hurxleys Worten: „Es giebt keine Kluft zwischen Wissenschaft und dem ge⸗ sunden Menschenverstand des gewöhnlichen Lebens. Beide haben dassel be Ziel, nämlich sie wollen die Wahrheit suchen, beide wenden dasselbe Mittel dazu an ; sie suchen gründlich, genau und sorgsam zu unterscheiden zwischen wirklichen feststehenden Thatsachen und den Träumen oder Bildern der Phantasie. Der gesunde Menschenverstand ist wirklich nichts als Wissenschaft, wenn er mit genügender Sach⸗ kenntniß Gegenstände unbefangen so zu begreifen sucht, wie sie wirklich sind, ohne sie sich durch vorgefaßte Meinungen verzerren und entstellen zu lassen. Ebenso ist Wissenschaft nichts als gesunder Menschen⸗ verstand, d. h. zuerst ziemlich genaues Beobachten, dann Schluß⸗ folgerungen mit schärfstem und klarstem Nachdenken, mit logischer Schärfe, wie man das nennt, gezogen, wobei jedes Andere, das sich einschmuggeln möchte, auch wenn es noch so glänzend aussieht mit unerbittlicher Strenge abgewiesen wird.“ Da dieses Motto welches die Laien zum Lesen des Buches ermuntert, auf Darwin zielt, so ergiebt sich schon hieraus der Standpunkt des Verfassers gegenüber der Des⸗ cendenztbeorie, und in der That ist bisher wohl auch kein so ver⸗ nichtendes wissenschaftliches Urtheil über Darwin und besonders ber Häckel gefällt worden, wie in diesem Buche: ein Urtheil das bei den Häckelianern um so schwerer wiegen muß, als der Verfasser ihnen von seinem religiösen Standpunkt aus kaum als Gegner gelten kann. Er will zwar das Wissen mit dem christlichen Glauben ver⸗ söhnen, aber er legt sich das Christenthum so zurecht, daß von dem christlichen Glauben nichts übrig bleibt. Wohl aber ist er, woran die Häckelianer auch schon Anstoß nehmen mögen, Theist, denn er erkennt 3 e Ausspruch, daß die erste Bewegungsursache, der höchste 1 Ie 1ö“ ser. 8 8 der Natur⸗ 8 eweist in dem Verlauf seiner Unter wie 8 wahr dieses Wort sei.“ Der Verfasser 1 gelehrten, aber verständlich und interessant geschriebenen Untersuchungen 29 einer eingehenden Kritik der verschiedenen Schöpfungsgeschichten ee den Glauben an einen Weltschöpfer bis in das fünfte Jahrtaufend

Auf je 100

1 8 1“

philosophie und die Begründung der Naturwissenschaft durch Aristoteles. Nach Schilderung des Kampfes zwischen der Kirche und der Natur⸗ wissenschaft führt uns der Verfasser durch alle Irrwege der neueren Naturforschung von Albertus magnus an auf den Weg, den Linné und Göthe eingeschlagen haben und dem er selbst gefolgt ist, den Weg thatsächlicher Erforschung, auf welchem er erkennt, was Aristoteles schon glaubte, daß eine gleichmäßig thätige, nie ruhende Bildungs⸗ kraft alle Körper der Natur durchzieht, alles verbindend und doch wieder jeden Einzelnen zu einem besonderen für sich einheitlich gesetz⸗ mäßig zusammengefügten Körper gestaltend, eine Einheit der Naturkräfte, die auch die Naturschönheit, ja selbst das geistige Wesen aller Naturgestalten umfaßt. Wir können dem gelehrten und geistreichen Verfasser selbstverständlich hier nicht auf diesem Wege folgen, müssen uns auch einer Kritik der von ihm gewonnenen Resultate enthalten, müssen seiner Arbeit aber schon um deshalb eine ganz be⸗ sondere Bedeutung zuschreiben, weil sie sich in so eingehender Weise mit Darwin und den Darwinianern beschäftigt, deren Beobachtungen und daraus abgeleitete Theorien als phantastische Märchen nach⸗ gewiesen werden. In dieser Beziehung könne man Häckel unbedingt Recht geben: „wo der Glaube anfängt, hört die Wissen⸗ schaft Ganz besonders interessant und werthvoll sind die beiden Tafeln, welche dem Werk aus dem „Kanon aller menschlichen Gestalten und der Thiere“ von Johannes Bochenek (Berlin, Poly⸗ technische Buchhandlung) einverleibt sind. Sie zeigen die auf mathe⸗ matischem Wege und aus geraden Linien gebildeten Normalfiguren des Menschen, aus denen mathematisch ersichtlich wird, daß zwischen dem Menschen und dem Affen keine Blutsverwandtschaft besteht. Auch -vv. höͤchst Aetersssente EE Detalls, us dem dem Verfasser am nächsten liegenden b Botanik, wird der Leser in diesem Buche finden. 1 Sxib

Gewerbe und Handel.

Dem Geschäftsbericht der Lübecker Privatbank für da 8 e 8 Jahr 1884 entnehmen wir Folgendes: Das Geschäftsjahr 188b ist g5 weniger günstiges als das Vorjahr gewesen, in welchem eine Dividende von 7 ½ % vertheilt wurde, während die vorzuschlagende Dividende dieses Mal nur 6 ½ % beträgt. Der Ertrag aus Zinsen und Discont ist gegen das Vorjahr um ca. 15 000 zurückgeblieben, ebenso der Gewinn auf Effekten⸗Conto um ca. 3500 Die Bank mußte sich entschließen, die mit 4 % verzinslichen Depositen zu kündigen; dieselben sind bereits um 200 000 geringer geworden, doch sind für den größten Theil noch auf längere Zeit die verhältnißmäßig hohen Zinsen ö1 B 85 Bank nicht gehabt. Der Gewinn as Jahr eträg 53 ℳ, wovon ei ivi 1. vagc egelae 1e von eine Dividende von ien, 3. Februar. (W. T. B.) In der heutigen neral⸗ versammlung der österreichisch⸗ungarischen hegtiger Bericht des Generalraths einstimmig ohne Debatte genehmigt. Der⸗ elbe setzt das Verhalten der Bank gegenüber dem Konkurs der Böhmischen Bodenkreditgesellschaft und dem ernsteren Zwischenfall mit der niederösterreichischen Eskompte⸗Gesellschaft auseinander, durch welches weiteren Konsequenzen möglichst vorgebeugt worden sei. Die Dividende pro 1884 wurde auf 42 Fl. 30 Kr. festgesetzt wovon auf das Hallsahe 1884 eine Restquote von 24 Fl. 30 Kr. entfällt. Deglde g eden Staatsverwaltungen zufallende Gewinnantheil beträgt London, 3. Februar. (W. T. B.) Bei d . nürer, ,, eüe. New⸗York, 2 Februar. (W. T. B.) Weizenverschif⸗ fungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Fif. einigten Staaten nach Großbritannien 83 000, do. nach Frank⸗ 5 88 88 Hgfen 8 5 Kontinents 32 000, do. von sen un regon nach Großbritannien 140 0 . deren Hgfen 86 Fon. QOrts. vI11 3. Februar T. B.) Der Werth der in v Woche ausgeführten Produkte betrug 7153000 ö““

A .

Bremen, 4. Februar. (W. T B.) Der D f Norddeutschen Llovd „Elbe“ ist gesterr Vorwttas 11 ue in New⸗York angekommen., e“ ist gestern Vormittag 11 Uhr

7954

Berlin, 4. Februar 1885.

Ohne daß bisher öffentlich darauf hingewiesen worder der Gemäldegalerie der Königlichen Deaern Wand mit dem seinerzeit vielbesprochenen und lebhaft angefochtenen Rubens aus der Gräflich Schönborn'schen Sammlung, ein in un⸗ gleich kleinerem Maßstabe durchgeführtes Bild des jüngeren Teniers seinen Platz gefunden, dessen Abhängigkeit von jenem großen Gemälde sich auf den ersten Blick ergiebt. Der ganzen Darstellung nach ist es identisch mit dem Teniers'schen Bilde, das Smith in seinem Cata- logue raisonné unter Nr. 123 als damals im Besitz von John Webb befindlich beschreibt. Zutreffend bemerkt er, daß es in der Manier des Rubens gemalt sei, erinnert sich dabei aber nicht des in der Auf⸗ zählung der Rubens schen Werke von ihm gleichfalls verzeichneten jetzt in Berlin befindlichen Bildes, und der ganz auffälligen Ueber⸗ einstimmungen mit letzterem. Bis auf die geringsten Details des Arrangements, des Kostüms, der Bewegung und der Beleuchtung hat Teniers aus dem großen Gemälde die Hauptgruppe des sitzenden Gottes und der stehend an ihn sich anschmiegenden jugendlichen Frau entlehnt. Das dort über der Gruppe ausgespannte Segel ist fort⸗ gelassen, der unverändert gebliebene Schatten, den es über Kopf Brust und Oberarm der stehenden Figur wirft, dafür durch einen von ihr aufgespannt gehaltenen Schirm motivirt. Aus dem Felsen, auf dem Neptun in dem großen Gemälde thront, ist der Sessel eines goldschimmernden Triumphwagens geworden, der von Amoretten ge⸗ lenkt und von zwei braunen Seepferden durch die Fluth gezogen wird. Die auf die Nilgegend hinweisenden Thiere und die um die Hauptgestalten gruppirten Figuren haben zugleich mit dem festen Lande weichen müssen; die Szenerie wird durch das offene Wasser und durch die zur Rechten in der Ferne auftauchende Küste gebildet Das Motiv des aus den Wellen auftauchenden, eine Muschel mit schimmerndem Geschmeide darbietenden greisen Tritonen findet sich allerdings merklich abgeschwächt, in der Figur einer blonden Tritonin wieder, die der Amphitrite einen Schmuckkasten entgegenhält. Im Uebrigen sind es die in derartigen Darstellungen von Triumphzügen gewohnten mythologischen Gestalten, die muschelblasenden Tritonen und in der Luft flatternden Amoretten, welche die Mittelgruppe des Bildes umgeben und zu denen sich in der oberen linken Ecke der Tafel die das Fahrzeug mit ihrem Hauch dahintreibenden Winde ge⸗ sellen. Der Vergleich beider Bilder ist in hohem Grade interessant die Entscheidung darüber, wo das Original und wo die Kopie zu suchen ist, nicht einen Augenblick zweifelhaft. Dem großen Gemälde von origineller Erfindung, beziehungsreichem Inhalt und in sich ge⸗ schlofsener, einheitlicher und im Einzelnen wohlmotivirter Komposition tteht eine Arbeit gegenüber, die, ganz abgesehen von den direkten Ent⸗ lehnungen, mit bereitliegenden, ziemlich äußerlich zusammengestellten Motiven üblicher Art operirt und dem oft behandelten Thema in keiner Weise einen neuen Gedanken abgewinnt. Der seinerzeit aus⸗ gesprochene seltsame Einfall, die Entstehung des großen Bildes in das vorige Jahrhundert zu verweisen, ist bereits durch die in Gotha befindliche Kopie aus dem Ende des 17. Jahrhunderts und durch die von 1703 datirte in München längst als unhaltbar dargethan; die 5 sich sehr charakteristische Arbeit des Teniers, der sein bekanntes alent, die Manier des Rubens und anderer Meister täuschend zu opiren, in ähnlicher Weise häufig bethätigte, läßt vollends keinen

Zweifel darüber, daß schon von ihm die große, in d genau wiedergegebene Komposition des Mafoßs, Unr vfer ehbe

vor Christus zurückverfolgt und behandelt dann die altgriechische Natur⸗

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mendem Einfluß er sich entwickelte, mit besonder

trachtet wurde. Der aufgeregte Streit, den K 87. 28

born’'schen Bildes entflammte, darf heute als abgeschlossen 48.

einer ruhigeren Betrachtung aber wird der Vergleich di ben;

Teniers'schen Bilde jedenfalls von Neuem zu denken geben. dem Stolze'scher Stenographen⸗Verein

lung: Donnerstag, 5. Februar 1885, Abends 8 Uhr,

Kurfürstenkeller, Poststr. 5, Hof, I. part. Tagesordnung: 1) V

des Hrn. Parlamentsstenographen Taube über den stenographiftng

Dienst im österreichischen Reichsrath; 2) Referat des Hrn ischen

Dreinhöfer über ein neu entdecktes altgriechisches Schriftspst 8

Eö’ von 6 Verbandsvertretern Besclm⸗

er Einziehun itrã 1 f faanse z g der Beiträge durch die Packetfahrtgesel⸗⸗

Im Belle⸗Alliance⸗Theater kann der S 1) Blanecemignon“ nur noch zweimal gegeben werden, da vchneant. Hota schon „Der Salontiroler“ von G. von Moser mit den Gästen end Wallner⸗Theater in Szene gehen soll.

Die Pianistin Frl. Eugenie Cohn üleri Schwantzer, veranstaltete gestern im Saale he⸗ Aechl ah xde pa ihr erstes öffentliches Konzert. Das Programm enthielt meistens W. 8 von nicht großer Schwierigkeit, was bei dem ersten Hervortreten 68 ; Virtuosin nicht zu tadeln ist. In dem D-dur-Konzert von Mo 8 sowie in einigen bekannten Piecen von Chopin, Liszt und Moskowatg zeigte die Vortragende eine gut ausgebildete Technik, ein sicheres und klares Spiel, dem nur noch eine freiere Auffassung zu wünschen wäre. Frl. Gos selmann unterstützte auf einem zweiten Flügel die Konzertgeberin in den jetzt so beliebt gewordenen Variationen g Saint⸗Saöéns auf das Wirksamste. Durch das vortreffliche Violinspie des Königlichen Concertmeisters Fabian Rehfeldt lernten . eine sehr interessante Sonate von Rust kennen. Der Komponif⸗ bereits vor seiner Berufung an das Leipziger Konservatarium bierselbft als Lehrer im Contrapunkt wohlbekannt, bewegt sich in dem ersten Satze seines Werks in strenger Stylkunst voller polyphoner Gestaltung, während der zweite, melodiöser gehalten, und seine Motive feiner behandelnd, einen willkommenen Gegensatz zu krsteiem bildet. Hr. Rehfeldt spielte dieses nicht leichte Werk sowie die Legende von Wieniawsski mit bekannter Virtuosität und feinster Schattirungsweise. Unter den Gesangs⸗ vorträgen des Fil. von Mitzlaff heben wir besonders den Vortrag der Lieder aus Riedels „Trompeter von Säckingen“ hervor die der mit kräftiger und wohlklingender Stimme begabten Sängerin am besten gelangen. Das Publikum war zahlreich erschienen und begleitete die Vorträge wiederholt mit lebhaften Beifallsbezeugungen

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

„Erinnerungsblätter“ (dem Geheimen Kommissions⸗Rat Se der Fertigstellung des 15 000. 1ce 8 n 8 . 7 * Rrazeise überreicht). RN. Pohls Verlag, Berlin SW., Wilhelm⸗

„Deutsche Kolonialzeitung. Organ des Deut al⸗ vereins in Frankfurt a. M. 3. Heft. Inhalt: Deutschen Kelenia verein. Aufruf zur Gründung eines mittelbadischen Zweigvereins. Sektion Greiz. Sektion Hannover. Zweigverein Goslar. Oberbadischer Zweigverein in Freiburg. Henry Stanley in Frank⸗ furt a. M. und Wiesbaden. Die erste Waffenthat in Deutsch⸗ Afrika und ihr Widerhall im Reichstage. Das erste deutsche „Blaubuch“. Westafrikanische Konferenz zu Berlin. Englische kolonialpolitische Verirrungen und Verwirrungen. Von Baron von der Brüggen. Die „Afrikander“. Von Dr. A. Fick. Der bevor⸗ stehende Krach in Argentinien und seine Ursachen. Aus Lüderitz⸗ tesees 1gens dee Export⸗Firmen“, III. Band. 8 allen Welttheilen. eue i zergrei aeg 18 Neftan spanische Besitzergreifungen in

eu e Landwirthschaftliche Presse. Nr. 9. In⸗ halt: Die „Wagnerschen“ Versuche über 89 Wirkung Formen der Phosphorsäure und ihre Bedeutung für die deutsche Phosphorit⸗Industrie. Von Dr. Ernst Wein in München. Die Benutzung der elektrischen Kraft zur Bodenbearbeitung. (Schluß.) Hauswirthschaft. Wirthschaftsplaudereien für Landwirthsfrauen. Correspondenzen. Buchholz bei Fürstenwalde a. d. Spree. Bres⸗ lau. Hermanstadt. Paris. Miscellen. Sprechsaal. Briefkasten. Handel und Verkehr. Blätter für Moorkultur Torfverwerthung und Meliorationswesen. Kleine Erfahrungen im Felobahnwesen. Von Kulturtechniker V. Schweder⸗Gr Lichterfelde.

Centralblatt für allgemeine Gesundheitspflege. 1. Heft. Inhalt: Die Sterblichkeit in Danzig vor und nach Einführung der Quellwasserleitung und Kanalisation. Die Prüfung und Verbesserung der Luft in Wohn⸗ und Versammlungsräumen in Bezug auf Temperatur. relative Feuchtigkeit und Reinheit. Freier Vortrag von Prof. Dr. Wolpert. Nachweisung über Kranken⸗ aufnahme und Bestand in den Krankenhäusern aus 54 Städten der Provinzen Westfalen, Rheinland und Hessen⸗Nassau pro Monat No⸗ Rüttsrichtetettctat von 57 Städten der Pro⸗

en, einlan en⸗Nas . vne 9 und Hessen⸗Nassau pro Monat No

„Blätter für höheres Schulwesen. Nr. 2. 1 Böhmer (Konitz), Ueber falschen und wahren Idealismus. Srebalt Neubauer (Erfurt), „Ein Wort über Schulordnungen. Dr. Kling⸗ hardt (Reichenbach i. Schl.), Vereinfachung der Alphabete. (Schluß.) Dr. Werner (Ratibor), Noch einmal zur Stellung der Lehrer an den Progymnasien. (Schluß folgt.) Gründung des Provinzialvereins Posen. Kleine Mittheilungen. Bücherschau. Personalia een la 1 1884 bis 18 Januar 1885).

„Prof. Dr. G. Jägers Monatsblatt. Nr. 1. J. : 111“ 8 des Herrn E. E. H Fähalt Vorsitzen e resdener Jägeri ins. Ei 18 vgren 2 Bnene. ag rianervereins. Ein Mißerfolg.

Die Arbeiter⸗Versorgung. Central⸗Organ für di . und Gemeinde⸗Verwaltungsbehörden, Iasndekeriene 1 Aiesfötnate der Gesetzgebung. betreffend das Arbeiter⸗Versicherungswesen im Deut⸗ schen Reiche, Nr. 3. Inhalt: I. Amtliche Verfügungen. II. Nichtamtlicher Theil: Die Unfallversicherung III. Zur Aus⸗ legung des §. 75 des Krankenversicherungsgesetzes. Die Fabrikanten und die Krankenversicherung der Arbeiter. Uebersicht über die Höhe des ortsüblichen Tagelohnes im Regierungsbezirk Leipzig. flen Vermischtes. Litera⸗

. Briefkasten. Di jali ich vctie vadach ie Materialien des Unfallversicherungs⸗

er Berliner. Nr. 18. Inhalt: Unter Rosen. d n von Martin Bauer. (Fortsetzung) Ein Blick auf Flerr enmen (Mit Illustration.) Berliner Stellenvermittler. Mitgetheilt von Felix von Stenglin. Durch das Auge geschossen. Erzählung aus dem wilden Grenzerleben in Texas von Ed. v. M. (Fortsetzung.) e Des Kindes erste Schritte. (Mit Illustration.) Die Frauen der St. Petersburger Gesellschaft. Zeitroman von Wladimir Fürst Meschischersh. (Fortseßzung.) 89 Lungenschwindsucht. Aus nen. Fürs Haus. Allerlei Heiteres. Spiele und Denkaufgaben: Sche Mosaik, Bri ie aasd Heh aücg. chach, Skat, Mosaik, Räthsel. Brief⸗

Redacteur: Riedel. ““

Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elsner. Vier Beilagen

Berlin:

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

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zum

Erste

schen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen

Berlin, Mittwoch, den 4. Februar

1“

Staats⸗Anzeiger. 2

--

88 Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für das. Etatsjahr 1885/86,

mit dem Etat verwaltung auf Gund

kommission fortgesetzt.

Tit. 1 der Ausgaben: Staatssekretär 24 000 ℳ, lag folgender Antrag des Abg. Dr. Lingens vor:

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 4. Februar. In der gestrigen 40.) Sitzung des Reichstages wurde die zweite Berathung

der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ mündlichen Berichts der Budget⸗

Die Einnahmen wurden ohne Debatte genehmigt. Zum

Der Reichstag wolle beschließen:

den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, darauf Bedacht zu neh⸗ men, daß an Sonn⸗ und Festtagen nur Briefe, Postkarten und mittelst Postdebits zu beziehende Zeitungen anzunehmen und zu be⸗ stellen, dagegen Waarenproben, Drucksachen, Packete, Geld⸗ und Werthsendungen, insofern solche nicht als durch Eilboten zu be⸗

stellende aufgegeben werden, vom Dienste auszuschließen seien. Der Antragsteller bezog sich auf die früheren Verhand⸗ lungen des Hauses über ähnliche, von ihm gestellte Anträge. Derselbe führte aus, daß die öffentliche Meinung mehr und mehr für die von ihm verfolgten Tendenzen gewonnen sei und daß die Majorität des Hauses dadurch, daß sie in frü⸗ heren Jahren seinen Antrag, trotz des Widerspruchs des Staatssekretärs Stephan, angenommen, ihr richtiges Verständniß für die große sittliche und religiöse Bedeutung des Antrages dokumentirt habe. Der Antrag sei auch praktisch vollkommen durchführbar, und es sei auf den Verkehr dabei die nöthige Rücksicht genommen. Zwar habe die Postverwal⸗ tung ja in anerkennenswerther Weise für ihre Beamten viel⸗ fach Erleichterungen eintreten lassen, aber es genüge doch nicht, daß die Sonntagsruhe und die Sonntagsheiligung der Post⸗ beamten lediglich vom diskretionären Ermessen der Vorgesetzten abhänge. Man müsse eine gesetzliche Grundlage dafür haben. Wenn die Durchführung des Antrages der Postver⸗ waltung nur einige Millionen Mark einbringen würde, dann würde der Staatssekretär dem Antrage gewiß gern Folge geben. Die Verwaltung möge nur wollen, dann werde sie die Schwie⸗ rigkeiten mit Leichtigkeit überwinden. Nicht das Verkehrs⸗ interesse, sondern das sittliche Interesse des Staates stehe

höher. Hierauf ergriff der Bevollmächtigte zum Bundesrath,

Staatssekretär des Reichs⸗Postamts Dr. Stephan das Wort: Meine Herren! Ich erkenne gern an, daß der Herr Vorredner die Frage in einer durchaus ruhigen und der Würde des Gegenstandes angemessenen Weise behandelt hat. Ich sage ihm auch meinen Dank für die freundlichen Gesinnungen, die er bei dieser Gelegenheit für die Bestrebungen der Verwaltung wenn sie in ihrem Effekte nicht voll seinen Wünschen entsprochen haben, so ist das ja eine andere Sache aber für die Bestrebungen und Bemühungen der Verwal⸗ tung gehabt hat; und er darf überzeugt sein, daß wir in diesen Be⸗ strebungen innerhalb der Grenze, in der wir uns bisher bewegt haben, fortfahren werden. Ich habe auch weiter noch anerkennend hervorzuheben, daß der Antrag, den er Ihnen vorgeschlagen hat in der Form der Resolution, erhebliche Verbesserungen enthält gegenüber den Anträgen, die der Herr Abgeordnete in früheren Sessionen an das Haus brachte. Nichtsdestoweniger bin ich doch verpflichtet, erklären zu müssen, daß diese Resolution, wie sie hier vorliegt, nicht annehmbar erscheint. Es würden von derselben, wenn sie zum Beschluß des S erhoben werden sollte, und wenn ihr auch die verbündeten egierungen beitreten würden, nicht weniger als 50 Millionen Sen⸗ dungen wir haben das nach der Statistik genau berechnen lassen jährlich betroffen werden, die in ihrem Lauf völlig aufgehalten werden würden, obwohl sie von den Adressaten in vielen Fällen drin⸗ gend erwartet werden, und obwohl, was ich noch höher stellen möchte, die Absender unbedingt darauf gerechnet haben, daß die Zuverlässigkeit der Postverwaltung sich bewähren und diese die Sendungen pünktlich an ihre Adressen bringen werde. 3 Ich möchte mir dann noch gestatten, einen Blick auf die Fassung der Resolution zu werfen. Was heißt das: „die Zeitungen, die Waarenproben, die Drucksachen, die Packete, Geld⸗ und Werth⸗ sendungen mit Ausnahme der im Abonanementswege debitirten Zeitungen?“ vom Dienste auszuschließen? Fassen wir erst die einzelnen Gegenstände in Betracht: warum sollen denn die im Wege des Abonnements debitirten Zeitungen ein Vorrecht ge⸗ nießen vor den Zeitungen, die unter Kreuzband verschickt werden, die nach der postalischen Terminologie unter den Ausdruck „Drucksachen“ fallen? Gerade die unter Kreuzband versendeten Zeitungen sind solche, welche sich wesentlich zur Sonntagslektüre eignen; es sind die belletristischen, die literarischen, die Sonntagsblätter, während die im Abonnements⸗ wege debitirten Zeitungen, die der geehrte Herr Vorredner begünstigen will, die politischen Zeitungen sind, von denen man nicht grade unter allen Umständen wird behaupten wollen, daß sie zur Erhöhung der feier⸗ lichen Stimmung am Sonntage beitragen. Was heißt das ferner, diese Sendungen vom Dienst auszu⸗ schließen? Denken Sie sich ich will nur einen kurzen Blick darauf werfen, um Sie nicht zu ermüden —: wie wird der Dienst versehen? Nehmen Sie einen Briefkasten an. Ich spreche nicht von dem Nacht⸗ wandler, der von Frankfurt a. M. nach Darmstadt an den Wagen angehängt wird, sondern von einem Briefkasten in einer großen be⸗ lebten Stadt. Der wird des Sonntags geöffnet, und es liegen 200 oder 300 Sendungen darin; darunter sind 30 Sendungen mit Drucksachen, alles andere sind Briefe. Alle diese Drucksachen müßten also vorher aussortirt werden, um sie vom Dienst auszu⸗ schließen. Das ist eine viel umständlichere Handlung, als sie einfach zu stempeln und in den Briefbeutel hineinzulegen. Ebenso ist es am Bestimmungsort; da kommt der Briefbeutel an, der am Sonnabend abgegangen ist, und da sollen bei der Entkartung diese übrigen Sen⸗ dungen heraussortirt werden. Damit erschweren Sie für die Beamten den Dienst weit mehr, als es das jetzige Verfahren thut. Ferner machen Sie sich doch klar, daß die Beamten ohnehin am Sonntag im Dienst sein müssen, und daß die Behandlung der Sendungen, 8gce auszuschließen wären, ihnen wahrlich keine größere Arbeit ver⸗ ursacht. Nun denken Sie weiter bei dem „vom Dienst ausschließen“: es kommen die Landbewohner, wie das vorzugsweise am Sonntag der 8 ist, nach der Stadt; sie haben ihre Packete fertig, vielleicht um ie an ihre Söhne zu schicken, die in entfernten Garnisonen ihrer Pflicht für das Vaterland genügen. Da kommt der Bauer mit seinem Packet an den Postschalter, uns der Beamte sagt ihm: die Briefe kann ich annehmen, a das Packet kannst Du ge⸗ trost wieder nach Hause tragen! Was sind das für Zu⸗ stände? Machen Sie sich klar: auf einem Gebiete, in welchem

Sie, daß das die Stimmung für die Sonntagsfeier, an der auch wir

ein großes Interesse haben, wie Ehr nachber auszuführen im Hause erhöhen wird?

erwähnt hat, sehr beachtenswerthe Eingaben von Seiten der Handels⸗

kammern gekommen. G von Handelskammern vor, und ich möchte mir erlauben, ganz kurz einige Anführungen derselben mitzutheilen. Frankfurt a. M. sagt:

und Schnellzug führt; 1 von einander entfernte Orte, wo die Verbindung heute noch so lang⸗

sam ist, daß die Sendungen erst am Sonntag ankommen und auch Sonntags noch nicht ausgegeben werden können. ganz große Zahl von Sendungen.

Die Handelskammer in Colmar sagt:

genen Bestellungen

40 Millionen Einwohner sind, und in dem 14 000 Postanstalten be⸗ stehen! Wie viel einzelne Fälle trifft dies am Sonntage! Glauben

ich die Ehre haben werde, das Mit nichten! Es sind gegen den vorigen Antrag, den der Herr Abg. Lingens

Es liegen 34 Eingaben gegen diesen Antrag

Die Handelskammer von

Die ganze geschäftliche Wochendisposition bringt es mit sich, daß gerade am Schluß der Wochen die meisten Sendungen zu expe⸗ diren sind. Wenn diese Sendungen 24 Stunden liegen bleiben müssen, würde nicht nur die Zuverlässigkeit der Postverwaltung, sondern auch die Sicherheit des Geschäftsverkehrs aufhören.

Die Handelskammer in Osnabrück sagt: 1

Bei weit entfernten Orten würden ja auch die am Freitag abgeschickten Sendungen noch betroffen werden, es würde also eine Sendung, die Freitags von Königsberg abgeht, am Samstag Abend in Constanz ankommen und Sonntags nicht ausgegeben

werden.

Es sind das zwar weit entlegene Orte, zu denen kein Nacht⸗

es giebt aber vielleicht noch nicht 20 Meilen

Es trifft also eine

Die Handelskammer in Breslau sagt: 8 1 Gegen Schluß der Woche würde eine große Unsicherheit in Betreff der Vorbereitung der Geschäfte einreißen und für manche Geschäftszweige würde damit direkt eine Verminderung des Absatzes

herbeigeführt werden.

Die Verschiebung der Ausführung von Sonnabends eingegan⸗ bis Montags von gewissen Sendungen würde dem Handel bei den immer steigenden Anforderungen der Käufer

bedeutenden Schaden zufügen.

Die Handelskammer in Hagen i. W. sagt: 8

ür die Kleinindustrie ist Sonnabend der allgemeine Liefertag.

Die Handelskammer in Erfurt sagt: 2 Die Gärtnerei Erfurts, welche den postalischen Einrichtungen ihren Aufschwung verdankt, würde empfindlich getroffen werden. Etwa der dritte Theil aller Sendungen von frischen Blumen wird Sonntags zur Post geliefert. 1

Baden und Kiel verwenden sich für den Handelsverkehr: 8

Viele Gewerbtreibende und Detailhändler haben gerade für den Sonntag Bestellungen auszuführen und Bezüge mit der Post zu machen, Handwerker und Landleute können sich in der Woche nicht mit Correspondenz befassen, desgleichen Arbeiter. Die Stö⸗ rung würde auch die auswärtigen Arbeiter, welche Sonntags ihren Wochenverdienst an ihre Familien in der Heimath senden, treffen. Auf sichere, rasche und regelmäßige Versendung würde nicht mehr zu rechnen sein; denn mit der Zahl der Unterbrechungen würden die Unregelmäßigkeiten zunehmen.

Die Handelskammer in Leipzig sagt was die Waarenproben speziell betrifft —;

Es ist ein Irrthum, wenn man Drucksachen und Wgaren⸗ proben für minderwerthig hält als Briefe und Postkarten. Es sei hervorgehoben, daß in diesen sehr häufig auf die gleichzeitig über⸗ sandten Drucksachen (Preislisten u. s. w.) und Waarenproben Be⸗ zug genommen wird. Das Personal müßte auch Sonntags am Platze

sein, jeder Montag würde dem Personal große Ueberbürdung bringen. In dieser Weise, meine Herren, haben sich die verschiedenen Handelskammern ausgesprochen, und diese Urtheile, welche ja doch von überaus sachverständiger Seite ausgehen und keineswegs in der Weise, wie der geehrte Herr Vorredner angenommen hat, von gewissen Kaufleuten beeinflußt werden, sondern welche man doch als Ausdruck der allgemeinen Geschäftslage betrachten muß, beweisen, daß es unmöglich ist, diesen Antrag zur Ausführung zu bringen, auch wenn wir den besten Willen hätten. Nun kann ich aber dem Herrn Abgeordneten mittheilen, daß die Postverwaltung auf dem Wege ist, den sie von vorn herein ins Auge gefaßt hat und der ja mit den Ansichten des Herrn Antragstellers insofern über⸗ einstimmt, als sie bemüht ist, die Sonntagsruhe der Beamten und damit auch indirekt die Sonntagsheiligung zu fördern, weiter fort⸗ geschritten ist und daß sie dabei doch sehr anerkennenswerthe ich glaube 2s sagen zu dürfen Ergebnisse erzielt hat. Es sind die Berichte der Ober⸗Postdirektionen eingefordert worden aus allen Theilen des Reiches über die Erleichterungen, welche für die Beamten an Sonntagen eingetreten sind, und es ist darauf unterm 25. Dezember 1883 eine Verfügung ergangen, in der Fol⸗ gendes gesagt ist: es wäre aus den Berichten mit Beefriedigung zu ersehen, daß Seitens der Kaiserlichen Ober⸗Postdirektionen den Bestimmungen volles Verständniß entgegengebracht sei und bei Ausführung derselben unter allmählicher Beseitigung der im Reichspostgebiete aus früherer Zeit noch überkommenen Ver⸗ schiedenheiten zweckmäßig verfahren, und daß im Allge⸗ meinen innerhalb der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung sowohl in Bezug auf die des Sonntags als auch auf die Sonntagsruhe der Beamten unter gleichzeitiger Beachtung der Inter⸗ essen des Verkehrs schon jetzt gebührend Rücksicht genommen worden ist. Die in jenen Berichten in Betreff der weiteren Ausstattung der bezüglichen Einrichtungen gemachten Vorschläge seien hier eingehender Prüfung unterworfen worden. Auf Grund des Ergebnisses der letz⸗ teren und unter Berücksichtigung der sonstigen über den Gegenstand gesammelten Erfahrungen empfehle ich bezüglich der Handhabung des Sonntagsdienstes Nachfolgendes: 1

1) Die Ortsbriefbestellung ist der Regel nach so einzurichten, daß dieselbe bis Mittags etwa um 1 Uhr beendigt ist, und daß sie während des Hauptgottesdienstes, sowie an den Nachmittagen ruht.

Ich darf hier das Beispiel von Darmstadt einschalten. Wenn dort eine zweite Bestellung am Sonntag Vormittag stattfindet, so liegt das an dem Gange des großen Zugs von Berlin nach Frankfurt a. M., der die Hauptverkehrsader für Darmstadt bildet. Der Zug ist, wie den Herren wohl allgemein bekanat ist, des Morgens zwischen 7 und 8 Uhr in Frankfurt, geht oder ½9 Uhr von Frankfurt weiter und trifft ½10 Uhr in Darmstadt ein. Der Zug bringt die Abendpost, die wichtigsten Sendungen von den Behörden, bringt die Zeitungen, besonders die auf Abonnement be⸗ zogenen, für die sich der Herr Antragsteller ja besonders interessirt hat, bringt alle anderen Nachrichten und ist für die Correspondenz von Darmstadt, auch für die dienst⸗ lichen Sachen von größter Wichtigkeit. Es ist nöthig, daß die Sendungen noch Vormittags ausgegeben werden, sonst würden sie erst Montag zur Ausgabe kommen, und 24 Stunden Versäumniß würde die Möglichkeit entziehen, noch umgehend die Correspondenzen zu beantworten, so daß am Montag schon wieder die Antworten in Berlin sein können, und das ist von der größten Wichtigkeit.

2) Die Geld⸗ und Packetbestellung an den Postorten hat nur einmal, in der Regel des Vormittags stattzufinden, während der Dauer des Hauptgottesdienstes aber thunlichst zu ruhen. Das „thunlichst“ bezieht sich auf den Fall mit dem Weihnachts⸗

nicht näher berühren, ich glaube, das ist ein Verfahren im einzelne Falle gewesen, denn dazu liegt in der That keine Veranlassung vor aber die Packete müssen am ersten Weihnachtsfeiertage ausgefahren werden, weil sie Weihnachtsangebinde enthalten, von denen manche schon im Rückstand geblieben sind und bei denen die Anfuhr so groß ist, daß wik von den Bureaus auf die Straße gehen müssen, um die Arbeit zu bewältigen. b 8 1 Was die Geldbestellung betrifft, so habe ich erwähnt, daß ich darauf nicht eingehe. möchte überhaupt den 1 Herrn Vorredner bitten, daß, wenn solche

vorkommen, wie beispielsweise mit dem Briefkasten stadt, ich kann doch nicht in einem jeden Briefkast n, wir haben 60 000 angenblicklich in Deutschland daß er da die Güte hat, sich an die betreffende Postanstalt zu wenden, die wird ihm, wie Jedermann aus dem Publikum bereitwillig Auskunft er

theilen. Die angeordnete Beschränkung der Geld⸗ und Packetbestellung ist auch bei denjenigen Postanstalten durchzuführen, bei welchen di eee der verschiedenen Arten von Sendungen vereinigt statt findet. 3) Bei den Verkehrsanstalten mit mehreren Geschäftsstellen ise auch ferner darauf zu halten, daß die verschiedenen Dienst zweige, soweit als thunlich, in eine Hand gelegt werden, um Persona zu ersparen. 8 Nicht minder ist auch künftig darauf Bedacht zu nehmen, daß an bedeutenderen Orten der Verkehr mit dem Publikum an den Feiertagen an einer geringeren Anzahl von Schaltern wahrgenommen wird,

als sonst. 3 8 4) Zum Zwecke einer weiteren Einschränkung des Sonntags

dienstes sind zunächst versuchsweise

diese Maßregel hat nachher definitiv gemacht werden können, da für liegen schon weitere Berichte vor

die Schalter künftig des Sonntags Nachmittags von 5 Uhr ab auch bei den Postanstalten mit vollem Tagesdienst im Allgemeine nicht länger als 2 Stunden und nicht weniger als 1 Stunde offen zu halten.

5) An den allgemeinen (gesetzlichen) Feiertagen, welche nich auf einen Sonntag treffen, sind die Dienststunden für den Verkehr mit dem Publikum, sowie der Ortsbestelldienst fortan in demselbe Umfange zu beschränken wie Sonntags.

Das ist ein sehr wesentlicher Fortschritt, meine Herren, es bestan das vorher nicht, wie der Herr Abgeordnete weiß; an Feiertagen war bisher der Dienst ausgedehnter, als an Sonntagen, es ist das eine sehr wichtige Maßregel, die durch das ganze Land getroffen ist. 8 7) Bezüglich der Telegraphendienststunden bleiben die Fest⸗

setzungen im §. 3 der Telegraphenordnung mit der Maßgabe

in Kraft, daß bei den Telegraphenanstalten mit be schränktem Tagesdienst an den nicht auf einen Sonntag fallenden allgemeinen Feiertagen die Dienststunden ebenso zu be schränken sind, wie Sonntags. Die Kaiserlichen Ober⸗Postdirek⸗ tionen wollen auch ferner dauernd im Auge behalten, daß da, wo der Umfang des telegraphischen Verkehrs und die sonstigen Ver hältnisse es gestatten, bei den Telegraphenanstalten mit vollem

Tagesdienste sowohl an den Sonntagen, als auch an den allge⸗

meinen Feiertagen die Dienststunden in ähnlicher Weise

eingeschränkt werden, wie es bei den Telegraphenanstalten mit be⸗ schränktem Tagesdienst bisher schon geschehen ist.

8) Die Arbeiten für Telegraphenneuanlagen und für Linien⸗ ““ sind auch ferner Sonntags und Feiertags aus zusetzen. 8

10) Was die Sonntagsruhe des im Betriebsdienst beschäftig⸗ ten Personals betrifft, so habe ich aus den Berichten mit leb- hafter Befriedigung ersehen, daß schon jetzt 98 ½ % aller Beamten und Unterbeamten (mit Ausschluß der Postagenten) durch den Dienst nicht behindert sind, dem Gottesdienst und zwar in über wiegender Mehrzahl allsonntäglich beizuwohnen, und daß auch im Uebrigen auf die auskommliche Dienstbefreiung des Personals wirksam Bedacht genommen wird.

Es ist auch ferner darauf hinzuwirken, daß die Beamten und die im innern, im Postbegleitungs⸗ und im Bestelldienst beschäf tigten Unterbeamten, ferner die Packetträger, Stadtpostboten, die Landbriefträger und die ständigen Hülfsboten in einem drei⸗ wöchigen Zeitraum mindestens für einen Sonntag sei es für einen ganzen Tag oder für zwei halbe Tage völlig dienstfrei gemacht werden.

Nun kommen Maßregeln, welche darauf abzielen, die Anordnun gen durchzuführen: Bewilligung von Hülfskräften, von außerordent lichen Vergütungen. Ebenso ist dafür gesorgt, daß den einzelstehen den Postverwaltern auf ihr Verlangen Stellvertreter gestellt werden welche aus der Kasse bezahlt werden, damit sie am Sonntag den Gottesdienst besuchen können. Sie werden hieraus entnehmen meine Herren, wie weit die Verwaltung auf dem bisher von ihr inn gehaltenen Wege fortgeschritten ist, und ich glaube, Sie dürfen das Vertrauen zu der Verwaltung haben, daß sie auf diesem Wege, den ich stets als den richtigen bezeichnet habe, der auf der einen Seite einen gewaltsamen Einbruch in den Verkehr vermeidet, von dem die Folgen ganz unabsehbar sind, auf der anderen Seite den jenigen Anforderungen gerecht wird, die vom Standpunkt der Sonn⸗ tagsheiligung, namentlich der Sonntagsruhe der Beamten gestellt werden können, daß die Verwaltung, sage ich, auf diesem Wege durch thatsächliches Vorgehen in den einzelnen Fällen mehr erreicht, als es durch die Annahme einer so allgemeinen Resolution, wie sie hier vorgeschlagen ist, geschehen würde. 3

Ich schließe damit, daß ich sage: die Post ist ja in allen diesen Fällen nur der sekundäre Faktor. Fangen Sie doch damit an, über⸗ haupt das ganze Gewerbsleben, den ganzen Verkehr am Sonntag gesetzlich zu untersagen, dann braucht die Post auch nicht zu funktioniren. Die Post 888 nur die Dienerin, die ancilla dieses großen Verkehrs. Schließen Sie die Häfen, schließen Sie die Flüsse, schließen Sie die Eisenbahnen, schließen Sie den sämmtlichen Verkehr auf den Straßen, in den Läden ꝛc., vor allen Dingen die Vergnügungslokale und die Theater, dann wird die Post auch nicht nöthig haben, ihren Dienst am Sonntag zu verrichten.

Der Abg. Dr. Baumbach erklärte, der Staatssekretär habe dem Hause eben in schlagender Weise gezeigt, daß es unmög⸗ lich sei, mit den vom Antragsteller vorgeschlagenen Maßregeln in das heutige hoch entwickelte Verkehrsleben einzugreifen. Es gebe übrigens auch andere Beamte in Deutschland, die ebenso 8 viel und noch mehr Dienst hätten, als die Postbeamten. Er wünsche, daß auch für diese Kategorien ein Lingens erstehen möchte, um ihnen Sonntagsruhe zu erwirken. Wenn der Abg. Lingens die durch Eilboten zu bestellenden Sendungen am Sonntag zulassen wolle, so sei das eine Bevorzugung der bemittelten Bevölkerungsklassen gegenüber dem armen Manne. Gerade die Arbeiter, Dienstboten und Hand⸗ werker gäben am Sonntag ihre Packete und Correspon⸗ denzen zur Post. Im höchsten Grade zu tadeln sei der Ausschluß der Drucksachen. Denke man an die Konsequenzen, die derselbe für Leipzig mit seinem Buchhandel haben würde.

dienst, dessen der Herr Vorredner auch Erwähnung gethan hat. Wie

es mit den Privatgeldbriefen zu Weihnachten gewesen ist, möchte 8

Die Drucksachen seien ebenso bedeutungsvoll wie die Briefe