Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Dem Oberlehrer an der Ritter⸗Akademie zu Branden⸗ burg a./H., Dr. Hermann Hornuna, und dem Oberlehrer am Gymnasium zu Oppeln, Dr. Ernst Wahner, ist das Prädikat Professor beigelegt worden. 8 8 “
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Dem Domänenpächter Hugo Fechner in Unterwalden, Kreis Bomst, ist der Charakter Königlicher Ober⸗Amtmann
eigelegt worden. beigeleg m ö“
Bekanntmachung.
Die in Gemäßheit der Bekanntmachung vom 27. März 1878 (Centralblatt für das Deutsche Reich S. 160) nach dem Schlusse des laufenden Winter⸗Semesters an der hiesigen Thierarzneischule abzuhaltende thierärztliche Fachprüfung be⸗ innt am 10. März cr.; die schriftlichen Meldungen zu dieser Prufung sind bis spätestens zum 5. desselben Monats bei dem unterzeichneten Direktor einzureichen.
Berlin, den 6. Februar 1885.
Der Direktor der Fenihlichen Thierarzneischule.
17. Plenarsitzung des Hauses der Abgeordneten am Mittwoch, den 11. Februar 1885, Vormittags 11 Uhr.
Tagesordnung:
8 Erste und zweite Berathung des Antrages des Abg. Bödiker auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend das Spiel in auswärtigen Lotterien im Geltungsbereiche der Ver⸗ ordnung vom 25. Juni 18s67. — Mündliche Berichte der Kommission für das Gemeindewesen über Petitionen. (I. Deckung von Armenpflegekosten aus Staatsmitteln; Petition des Gutsvorstehers Trödel zu Neuberun. — II. Ent⸗ schädigung der Bürgermeister in der Rheinprovinz in ihrer Eigenschaft als Hülfsbeamte der Staatsanwaltschaft.) — Berathung des sechsunddreißigsten Berichts der Staatsschulden⸗ kommission über die Verwaltung des Staatsschuldenwesens. — Zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Kündi⸗ gung und Umwandlung der viereinhalbprozentigen konsoli⸗ dirten Staatsanleihe. — Erste und zweite Berathung des Gesetzentwurfs zur Abänderung des Gesetzes, betreffend die Landeskreditkasse in Cassel, vom 25. Dezember 1869 (Gesetz⸗ Samml. 1279). — Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗Etats für 1885/86, und zwar: Lotterieverwaltung.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 10. Februar. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute militärische Meldungen und hörten die Vorträge der Chefs der Admiralität und des Militärkabinets.
— Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin besuchten gestern Abend 7 Uhr mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Prinzessin Christian zu Schleswig⸗Holstein sowie den
Prinzessinnen Victoria, Sophie und Margarethe die Auf⸗
führung der lebenden Bilder in der Aula der Kriegs⸗Akader zum Besten eines Asyls für entlassene Strafgefangene.
— Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen hielt heute eine Sitzung.
— In der heutigen (45.) Sitzung des Reichs⸗ tages, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staats⸗Minister von Puttkammer und die Staats⸗Minister Dr. Lucius, von Boetticher und Bronsart von Schellendorff sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kom⸗ missarien desselben beiwohnten, begann das Haus die erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ab⸗ änderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879.
Der Abg. Rickert sprach seine Verwunderung darüber aus, daß von Seiten der verbündeten Regierungen es nicht für nothwendig erachtet worden sei, diese Vorlage hier im Hause noch mit einem erläuternden Vortrage einzuleiten.
Friede erhalten werden könne oder nicht. sicher ein anderes gewesen sein. in Abrede gestellt. Redner
die nationalliberale Partei, die Verhalten die Schuld daran
weise gegen laues
durch trage,
kräftigen Schutzzoll umgewandelt werden solle. der frühere Füͤhrer der Partei, Herr von Bennigsen, jenen früheren Zoll gegen einen höheren einzutauschen. habe auch bisher der Segnungen gebracht? Man wisse
Ausfuhr
unsere Behauptung
auf r seine
ungünstig für
besondere Zum Beweis
habe. er nur nöthig, russische Hafen in Libau nach arifs in Deutschland genommen habe.
tige Waffe in die Hand gegeben werde. seltsames Schauspiel, daß eine kleine Klasse Männer für sich Vortheile auf Kosten der Mitbürger anstrebe.
werden? Man sage, ohne die Erhöhung der Holzzölle werde
Und doch liege dieser Vorlage eine wichtige Bedeutung bei, nicht so sehr in finanzpolitischer als in sozialpolitischer Beziehung. Hänge doch von der Entscheidung über die Vorlage ab, ob der soziale Wäre diese Vorlage vor
den Wahlen bekannt gewesen, so würde das Resultat derselben Aber man habe wohlweislich mit derselben zurückgehalten, ja das Erscheinen derselben zeit⸗ wandte sich hierauf
ihr daß jetzt der frühere mäßige Zoll auf Getreide⸗Einsuhr in einen Und doch habe
gewarnt, Was seit 1879 eingeführte Schutzzoll für zwar viel Rühmens von demselben zu erheben, aber blicke man genauer hin, so ergebe sich als Resultat des Zolls doch nur eine Ueberproduktion, die unsere handelspolitischen Beziehungen verschlechtert und ins⸗ eingewirkt
habe auf den Aufschwung hinzuweisen, den der Einführung des neuen Zoll⸗ Auf die einzelnen ollpositionen könne er nicht eingehen, aber in Betreff des treidezolles, dessen Erhöhung in Aussicht genommen sei, behaupte er, daß damit nur der Sozialdemokratie eine mäch⸗ Er halte es für ein begüterter ärmsten Nun sage man zwar, die Landwirthschaft sei in Noth, und sie gehe zu Grunde ohne Staatshülfe.
eine Staatshülfe nöthig mache, so möchten doch die Betreffenden ihre Bücher vorlegen. Was den Holzzoll betreffe, so zeige sich hier gerade, wie die neue Zollnovelle entstanden sei. Man verlange, daß der Waldbesitzer von seinen Forsten eine an⸗ gemessene Rente beziehe. Könnte aber nicht mit demselben Recht von dem Arbeiter ein angemessener Lohn beansprucht
eine Waldverwüstung eintreten. Dabei vergesse man aber, daß nur ein kleiner Theil der Wälder in der Hand kleiner Besitzer, die event., um die Erträge aus dem Holz zu steigern, größere Quantitäten Holz schlagen lassen könnten. Redner warnte zum Schluß nochmals davor, weiter auf der Bahn einer Wirthschaftspolitik vorzuschreiten, die zum Unheil für unser Land ausschlagen müßte.
Bei Schluß des Blattes nahm der Staats⸗Minister Dr. Lucius das Wort.
— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung der Abgeordneten befindet sich in der Ersten eilage.
— Eine in einen Handels⸗Gesellschaftsvertrag auf⸗ genommene Bestimmung, wonach die Erben eines gestorbenen Gesellschafters kein anderes Recht haben sollen, als auf Grund⸗ lage der letzten Bilanz ihre Abfindung zu verlangen, und daß ihnen die Einsicht der Bücher ec. nicht gestattet sein solle, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, II. Civilsenats, vom 30. Dezember v. J., rechtsgültig, und sie versagt ebenso den Erben eines erst später, nach dem Ausscheiden aus der Gesell⸗ schaft, verstorbenen Gesellschafters wie den Erben des während Bestehens der Gesellschaft verstorbenen Gesellschafters die Ein⸗ sicht in die Bücher.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 9. Februar. Den „Meckl. Anz.“ wird aus Cannes unter dem 5. Februar geschrieben: Die Großherzogin ist von der Erkältung, welche sie sich in der vorigen Woche zugezogen hatte, so weit hergestellt, daß Ihre Kaiserliche Hoheit die gewohnten Spazier⸗ gänge mit Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog in den letzten Tagen wieder hat aufnehmen können. Nach einigen Regentagen im Anfang dieser Woche ist seit gestern klares Wetter eingetreten. Auch während der letzten Tage war der Großherzog täglich stundenlang in seinem Zimmer be⸗ schäftigt und arbeitete viel mit dem Staatsrath von Bülow. Gestern Mittag traf hier der Prinz von Wales zu mehr⸗ wöchigem Aufenthalt ein und stattete sogleich nach der Ankunft den Großherzoglichen Herrschaften in der Villa Isola Bella einen Besuch ab. Heute hat sich der Staatsrath von Bülow von hier über Paris nach Schwerin zurückbegeben, wo er voraussichtlich am Dienstag nächster Woche wieder eintres⸗ fen wird.
Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 8. Februar. (Pr.) Die liberale Partei des Reichstages trat in ihrer heutigen Abendkonferenz in die Berathung der Oberhausreform ein. Nachdem der Referent die Vorlage eingehend motivirt und der Minister⸗Präsident sowie mehrere andere Redner das Wort ergriffen hatten, wurde die Debatte auf morgen vertagt. — Der vereinigte Dreier⸗Ausschuß des Oberhauses er⸗ ledigte heute die Berathung mehrerer Ressortbudgets und wird mor⸗ gen die Budgetdebatte fortsetzen. — Die gemäßigte Oppo⸗ sition beschäftigte sich heute gleichfalls mit der Oberhaus⸗ reform und faßte nach längerer Debatte eine Resolution, welche von einem Parteimitgliede im Hause eingebracht und motivirt werden wird. — Die Unabhängigkeitspartei hat die bekannte Resolution Iranyi's in Betreff der Ober⸗ hausreform mit geringen Aenderungen angenommen.
Großbritannien und Irland. London, 9. Februar. (W. T. B.) Es ist der Befehl ertheilt worden, daß 3 Bataillone der Infanterie der Königlichen Garde und 4 Bataillone Linien⸗Infanterie, von welchen 2 Bataillone in Malta und zwei in Gibraltar stationirt sind, nach Egypten abgehen sollen. Außerdem werden 2 Batail⸗ lone englischer Infanterie und 1 Regiment englischer Kavallerie aus Indien nach Egypten geschickt werden. Alle diese Truppen sind nach Suakim bestimmt. Die Admiralität trifft mit größter Eile die Vorbereitungen für den Trans⸗ port, zu welchem Schiffe von mehreren großen Rheder⸗ Firmen verwendet werden sollen.
Die der Theilnahme an dem Dynamit⸗Attentat auf den Tower in London beschuldigten Cunningham und Burton wurden heute wiederum dem Polizei⸗ gericht in Bowstreet vorgeführt. Der Königliche Pro⸗ kurator theilte mit: die Nachforschungen der Polizei hätten ergeben, daß die von den Angeschuldigten bei den früheren Vernehmungen gemachten Angaben gänzlich unwahr seien. Cunningham traf am 20. Dezember v. J. von New York ein, und Burion kam am 24. Dezember v. J. an; Cunningham und Burton kannten sich und sahen sich auch in London; der Mittelpunkt und Ausgangspunkt der Komplotte befand sich in den Vereinigten Staaten. Der Staatsanwalt erhob gegen Cunningham und Burton die Anklage wegen Hoch⸗ verraths, Brandstiftung und derjenigen Vergehen, welche unter das Gesetz über die verbrecherische Verwendung von Erxplosions⸗ stoffen fallen. Der Staatsanwalt führte aus: die Angeklagten hätte mehrere Male London besucht, und ihr Aufenthalt in London sei stets mit einem Attentat zusammengefallen. Man habe daher Grund zu glauben, daß die Angeklagten auch Mitschuldige an den Dynamit⸗Attentaten seien, die im Junior⸗Carlton⸗Club und im Central⸗Polizeibureau im Scot⸗ land⸗Yard im letzten Frühjahr vorkamen, und daß Cunnigham fich auch an dem Dynamit⸗Attentat auf der unterirdischen Eisen⸗ bahn im Januar betheiligt habe. Bei Burton sei ein Plan des Legislaturgebäudes gesunden worden. — Die weitere Verhandlung gegen die Angeklagten wurde auf 8 Tage ver⸗
8 (W. T. B.)
— 10. Februar, früh. Die formellen
ergangen:
stärkungen wird, so weit nur immer möglich, beschleunigt. — 10. Februar. (W. T.
Osman Digma’'s
würden auch drei Regimenter Infanterie
Anordnungen der Regierung zur Absendung der Truppenverstärkungen nach Egypten sind nunmehr die Garde⸗Bataillone schiffen sich nächsten Sonnabend ein und gehen direkt nach Suakim. Der Abgang der Ver⸗
B.) Dem ‚Reuterschen Bureau“ wird aus Suakim, von heute, gemeldet, daß ungefähr 10 000 Insurgenten von Agig nach dem Lager bei Tamai herangezogen wären. —
Einer Meldung desselben Bureaus aus Bombay zufolge und ein Regiment
— 10. Februar. (W. T. B.) Nach einem Telegramm aus Korti, von gestern, sind Sir Charles Wilson und seine Begleiter durch den Dampfer „Lord Beresford“ von der in der Nähe des Katarakts von Shabluka gelegenen Insel, wo sie chiff⸗ bruch erlitten hatten, gerettet worden. Wilson ist bereits in Korti eingetroffen und wird dem General Wolseley über die Einzelheiten der Rekognoszirung von Khartum Bericht erstatten. Während der Reise wurde der Dampfer bei Gubat durch die Aufständischen angegriffen, die Letzteren jedoch zurückgeschlagen. . — (Allg. Corr.) Ueber die Ereignisse im Sudan hat das Kriegsamt in London das nachfolgende Schrift⸗ stück veröffentlicht: 1 — G Nachstehendes ist der detaillirte Rapport des Lieutenants Stuart Wortley, der Sir Charles Wilson nach Khartum begleitete:
Wir begaben uns in Dampfern mit Sir C Wilson am 28. Ja⸗ nuar nach Khartum, wobei wir bei Halfiveh das heftige Feuer aus vier Geschützen sowie ein anhaltendes Gewehrfeuer zu passiren hatten. Auch wurde auf die
Insel Tutti, von Omdurman und Khartum ein
Feuer eröffnet. Sie konnten unter solchem Widerstande nicht landen, wandten um und fuhren stromabwärts. Auf dem Re⸗ gierungspalast in Khartum wehte keine Flagge und das Gebäud schien in Trümmern zu sein. Auf den Dampfern hatte man nu einen Mann getödtet und fünf verwundet. Am 31. Januar scheiterte der Dampfer, auf welchem sich Sir C. Wilson und alle seine Begleiter befanden, ungefähr 4 Meilen oberhalb der feindlichen Stellung und am Fuße des Shabluka⸗Katarakts, nachdem der andere
erreichten in kleinen Booten Gubat um 2 Uhr Nachmittags an dem
selben Tage. . Lieutenant S. Wortley meldet ferner, daß über den Fall Khar⸗ tums am 26. Januar kein Zweifel herrsche; aber das Geschick Gor dons sei ungewiß, da die Gerüchte daruüͤber sich widersprechen; aber die allgemeine Meinung sei, daß er getödtet worden, wenngleich die Beweise nach keiner Seite hin ein Uebergewicht haben. Einige sagen, er sei mit einigen Griechen in einer Kirche in Khartum eingeschlossen. Der Fall von Khartum hat die Shukriyeh⸗Stämme bestimmt, si dem Mahdi anzuschließen, so daß uns gegenwärtig sowohl das öf liche ÜUfer des Nils, als auch das linke Gestade feindselig gesinnt ist. Unter den Eingeborenen herrscht große Furcht vor den Eng⸗ ländern, dem Vorrücken General Earle's wird von ihnen mit großer Besorgniß entgegengesehen. 8
Die Eingeborenen sagen, daß der Mahdi in Omdurman großen Mangel an Lebensmitteln litt. Auch behaupten Eingeborene, daß es ihm große Mühe kosten wird, seine Emirs zu bewegen, uns anzu⸗ greifen. Ein Bote vom Mahdi kam bei Sir C. Wilson an, als sich derselbe am 29. Januar im Dampfer befand. Der Mahdi theilte mit, daß Gordon seine Uniform angenommen habe, und forderte ihn zur Uebergabe auf. Er sagte: er würde nicht noch einmal schreiben, aber wenn wir nicht zum mohamedanischen Glauben übergingen
würde er uns vom Angesicht der Erde vertilgen. 1 Es verlautet, daß Farag Pascha verrätherische Unterhandlungen
mit dem Mahdi hatte und den Truppen des Letzteren die Thore der
Stadt öffnete. Lord Wolseley fügt hinzu, daß der Transportzug unter Talbot,
der am 28. Januar Gakdul verließ, in Gubat glücklich angekommen ist. Der Feind in Metammeh feuerte am 28. Januar aus schweren Geschützen Salven ab, da er augenscheinlich von dem Fall Khartums gehört hatte; aber seitdem hat er keine vermehrte Thätigkeit gezeigt. Die Streitkraft in Metammeh wird auf 2000 bis 3000 Mann ge⸗ schätzt, darunter 250 Reiter und etwa 400 bis 600 mit Gewehren bewaffnet. 1
Die Truppen befinden sich bei bester Gesundheit und die Ver⸗ wundeten machen befriedigende Fortschritte. 8
Gegenwärtig hat der Kabbabische Stamm sich bereit erklärt, uns
als Lastträger nach Gakdul zu dienen. “ Lord Wolseley hat Boten ausgesandt, um Gewisses über das
Schicksal Gordons zu ermitteln. 1 Die Truppen in Gakdul sind im besten Wohlsein, und die dor⸗
tigen Verwundeten gehen ihrer Wiederherstellung entgegen. 1
Die Regierung hat Instruktionen an Lord Wolseley gesandt, worin ihm vollständig freie Hand gelassen wird, alle solche Maßregeln zu ergreifen, wie er sie zur weiteren Führung seiner Operationen für nöthig erachten dürfte; und er versichert wird, daß er irgend welche weitere Unterstützung erhalten werde, die er wünschen dürfte, entweder durch die Entsendung von Truppen nach Suakim und Berber, oder in irgend einer anderen von ihm anzudeutenden Weise. Er wird natürlich jede Anstrengung machen, General Gordon zu retten, falls dieser noch am Leben sein sollte. Kriegsamt, 6. Februar 1885. . Ottawa (Canada), 10. Februar. (W. T. B.) Die canadische Regierung beabsichtigt, besondere gesetz⸗ geberische Maßnahmen zu treffen, um zu verhindern, daß sich in Canada eine Basis für die Operationen der Dynamit⸗Verschwörer gegen England und die fremden Staaten bilde.
Frankreich. Paris, 8. Februar. (Köln. Ztg). Nach Depeschen aus Dongson, vom 6. d., betrug der Ver⸗ lust der Franzosen in dem Kampfe vom 4. an Todten und Verwundeten 80 Mann. Die Verluste in dem Kampf vom 6. kennt man noch nicht. General Brisre beschränkte sich einfach auf die Meldung, daß sie gering seien. Neue Ver⸗ stärkungen scheinen jedoch nothwendig zu sein, da der Kriegs⸗Minister gestern Befehl ertheilt hat, aus jedem Re⸗ giment 15 bis 20 Freiwillige zu wählen, die den algerischen Zuaven⸗Regimentern einverleibt werden sollen. — Bekanntlich hat der Armee⸗Ausschuß Ballue beauftragt, einen Entwurf über eine Wehrsteuer auszuarbeiten, mit denen diejenigen belegt werden sollen, welche vom Militärdienst befreit sind. Diese Abgabe soll während der drei ersten Jahre, welche die Befreiten unter der Fahne hätten zubringen müssen, die Höhe der Mo⸗ biliarsteuer betragen, während der Zeit der Reserve die Hälfte und während der Zeit der Territorial⸗Armee ein Viertel. Man hofft auf diese Weise acht Millionen zu erhalten, d. h. die nämliche Summe, welche bis jetzt die einjährig Freiwilligen für ihren Unterhalt (1500 Fr.) jährlich bezahlten. — Der Vertrag zwischen Frankreich und Spanien in Bezug auf die Eisenbahnlinien durch die Pyrenäen wird nächster Tage in Madrid unterzeichnet werden. Er be⸗ stimmt die Linie zweier Bahnen, wovon die eine über Can⸗ franc, die andere über Noquera Palareso führen wird. — Die Pariser Stadtzölle ergaben im Monat Januar 9 871 393 Fr., 650 806 Fr. weniger als vorausgesehen war und 461 731 Fr. weniger als im Januar 1884.
— 9. Februar. (W. T. B.) Die für heute Abend durch die Anarchisten beabsichtigte Versammlung unbe⸗ schäftigter Arbeiter auf dem Opernplatz hat nicht stattgefunden; nur einige Neugierige fanden sich ein. Die Polizei hatte alle ersorderlichen Vorsichtsmaßregeln getroffen. Heute früh wurden drei neue Verhaftungen von Anarchisten
vorgenommen. 1 b Eine Depesche des Generals Bridre de l'Isle
Kavallerie eingeborner Truppen in
Aber in dieser Allgemeinheit müsse er diese Behauptung be⸗ streiten; wenn wirklich eine Nothlage vorhanden sei, welche
nach Egypten eingeschifft werden.
der nächsten Zeit
aus Dongfong, vom 7. d. M., 9 Uhr Abends, meldet: „Wir haben heute fünf Forts, welche vom Feinde ohne
Dampfer bereits am 29. Januar zu Grunde gegangen war. Wir 8
Kampf geräumt worden waren, durchsucht und zerstört.
ben bane bis auf 12 km vor
belaufen sich auf 21 Todte und 162 Verwundete.
— 10. Februar, früh. drang
der Polizei verhaftet.
falls die Fenster eingeschlagen.
— 10. Februar, des gestrigen Abends
Um Mitternacht herrschte überall völlige Ruhe.
setzung Mas
der Sultan nur aus der Stadt nicht zurückziehen.
dort bleiben.
Zeitungsstimmen. Wie die „Norddeutsche Allgemeine
gangen:
om Direktorium des landwirthschaftlichen Vereins von Waldeck
und Pyrmont,
om landwirthschaftlichen Kasino zu Heddesdorf (Kreis Neuwied), bestehend aus bäuerlichen Besitzern, Handwerkern, Kaufleuten,
Beamten und Lehrern, von den Bewohnern des Amtes Schwartau, vom landwirthschaftlichen Kränzchen in Unterfranken,
aus Gemünden am Main von mehreren unterfränkischen land⸗
wirthschaftlichen Vereinen.
Diese letzteren machen zu Guͤnsten der Getreidezölle insbesondere geltend, daß die Produktionskosten des Weizens, welche sich in Nord⸗ f 4 ½ ℳ, in Deutschland dagegen auf 7 ¾ — 8 ½ ℳ pro übersteigen. Besonders belastet wird unsere Landwirthschaft durch die hohen Gemeindeumlagen, die sich in Süddeutschland bis zu 500 % der
amerika au
a belaufen, den erheblich
Marktpreis bereits
Staatssteuern belaufen.
Das landwirthschaftliche Kränzchen in Unterfranken macht 6g London
die Konkurrenz des indischen Weizens aufmerksam, der in
6 ℳ 30 ₰ per Zentner gilt. — In der Wiener „Presse“ lesen wir
Die Darlegungen, welche wir vor wenigen Tagen der parlamen⸗ tarischen und publizistischen Behandlung der deutschen Kolonialpolitik gewidmet haben, wurden durch die letzten Ereignisse in der trübselig⸗ , wie sie bezüglich Kommis⸗ negatives Resultat ergeben und die Parteien der Opposition rüsten sich zu einem verhängnißvollen An⸗ sturm gegen die ihnen so unbequeme Superiorität der Kanzlerpolitik. Daz deutsche Volk ist freilich anderer Ansicht gerade in Sachen der Kolonialpolitik. Es will diese um ihrer selbst willen erörtert, ge⸗ sie nicht zum Zankapfel partei⸗ 1 Das arbeitende, gewerbthätige und handeltreibende Deutschland weiß, wie sehr es leidet an dem Mangel eines natürlichen überseeischen Absatzgebietes für den Ueberschuß seiner Industrie⸗Erzeugnisse und eines mit dem Heimathlande ver⸗ bundenen Kolonialgebiets für den Ueberschuß an Menschenmaterial, welches die Heimath nicht ernähren kann und das zum kleinen Theile durch Auswanderung verloren geht, zum größten Theile das Pro⸗ 1— Dieser wirthschaftlichen und sozialen Erstickungsgefahr soll vorerst g
Wiederholung der .... offenbarte, steht befürchten.
sten Weise bestätigt. Eine der 15. Dezember v. J. Postdampfervorlage neuerlich zu sionsberathungen haben ein
Die
würdigt und gebilligt wissen, und taktischer Manöver gemacht haben.
letariat vermehrt und die sozialistischen Parteien verstärkt.
deutsche Kolonien vorgebeugt werden.
In diesem Sinne versteht das deutsche Volk die Kolonialpolitik des Fürsten Bismarck. Es begreift sich, daß eine solche Aktion aller Vorsichten und Rücksichten einer großen und schwierigen diploma⸗ tiscen Campagne bedarf. Würde es sich um eine Grenzstreitigkeit swischen Montenegro und der Türkei handeln, so würde jeder deutsche Parteimann begreifen, daß er während der Verhandlungen und ein⸗ leitenden Schritte nichts zu thun habe, als im Vertrauen auf die Sorgfalt uswärtig Weil es sich aber um eine große Aktion im Interesse Deutschlands handelt, so verlangen Politiker und Rheder und Kaufleute und Industrielle, daß man ihnen frank und offen sage, was eigentlich geschehen solle und geschehen werde. Fhre Neugier erstreckt sich auf Dinge, welche heute überhaupt noch vct gesagt werden können, weil die Acteure selbst sie noch nicht wissen.
o wenig ein Feldherr, der seine Vorposten nach allen Seiten hin aus⸗ geschickt hat, anzugeben im Stande ist. wo er den Feind zu fassen und un schlagen gedenke, so wenig und noch viel weniger läßt sich in diesem feldiuge des Friedens heute schon das Ziel, der Umfang und die Qua⸗ 3 der Erwerbungen feststellen, welche zum Zwecke der deutschen
olonialpolitik endgültig gemacht und festgehalten werden sollen. Mit er Dampfervorlage verlangt Fürst Bismarck die Bewilligung von Porposten, von Eclaireurs, die ohne das Prestige der deutschen ahegeflagge, mit den Mitteln und friedlichen Ansprüchen von Kauf⸗
rern Versuchsstationen finden, erproben und entwickeln helfen sollen,
des Auswärtigen Amtes — zu schweigen.
und — dies mit dem Bilanzfragen vertieft.
nndisch „Statt mit allem Tiefsinne auszurechnen, daß nur die of⸗ en e Linie einer Subvention würdig sei; statt mit allen möglichen Fnsern der Regierung die unerläßliche Aktionsfreiheit zu verkümmern, vn⸗ en sich ehrliche Patrioten die Frage folgendermaßen stellen: Die mennial⸗politische Aktion bedingt eine Reihe von Versuchen und Experi⸗ velgen von denen sich heut in keiner Weise sagen oder auch nur ahnen läßt, er Versuch oder welches Experiment gelingen wird. Schwierigkeiten
noch alcher wirthschaftlicher und internationaler Natur stehen heute allen diesen Versuchen etg gen und um Bagatellen kann und wird sich bestimmen
welche
klimatisch
darf es sich nicht handeln.
ach Jahren lassen, welche Positionen
ositi behauptet werden können, c19 bcten wirthschaftlich und klimatisch den Handels⸗ niezwecken entsprechen. Inzwischen muß eine
vlonialpolitik alle möglichen Punkte ins Auge fassen
Mäg enisprechende Mittel das Beste vom Guten sondern, das olche * vom Unmöglichen, das Nützliche vom Unnützlichen. Eine Kolonialpolitik darf nur auf Basis praktischer Erfahrungen nügend und muß die Mittel haben, solche Erfahrungen in ge⸗ 88 em Maße zu machen. Eine solche Politik wird für die nächsten t Opfer fordern, dann wird sie erst ihre definitiven Ziele be⸗ 1 8 und anstreben und dann erst wird die Bevölkerung und die Wirth⸗ — enationale Arbeit der 8rS beginnen können. Wollen
sortichreiten
urch eine solche Politik die
8
sehr viel Proviant, Pulver und Munition vorgefunden. 1b vorgenommene Rekognoszirung er⸗ ab, daß sämmtliche chinesischen Streitkräfte in schnellem Kudzuge auf Langson begriffen sind. Unsere Verluste
(W. T. B.) Gestern Abend ein aus etwa hundert jungen Leuten bestehender Haufen, nach Zertrümmerung des Schaufensters, in den Laden eines Waffenhändlers in der Rue Lafayette ein und raubte dort mehrere Gewehre und Revolver. Mehrere der Plün⸗ derer, darunter der 18jährige Führer derselben, wurden von
In dem Laden eines Optikers auf dem Boulevard Poissonniéère wurden von Ruhestörern gleich⸗
Vormittags. (W. T. B.) Im Laufe wurde eine große Anzahl von Verhaftungen vorgenommen; etwa dreißig der Verhaf⸗ teten wurden in Haft behalten, die übrigen wieder in Freiheit gesetzt. Afrika. Egypten. Kairo, 9. Februar. (W. T. B.) Der Khedive erhielt erst heute früh Nachricht von der Be⸗ sowahs. Auf verschiedene, angesichts der bevor⸗ stehenden Besetzung Massowahs nach Konstantinopel erichtete Anfragen wegen Verhaltungsmaßregeln, hatte nur erklärt: man dürfe die egyptischen Truppen In Folge dessen werden
wei Garnisonen, eine italienische und eine egyptische
Zeitung“ mittheilt, sind dem Reichskanzler weitere Zustimmungen zu der beabsichtigten Erhöhung der landwirthschastlichen Zölle zuge⸗
iesem Anspruche gegenüber haben die Parlamentsweisen sich Bleistifte in der Hand in Rentabilitäts⸗Berechnungen und
sorgfältige
eilung unserer wirthschaftlichen
8
Wir
der
und
und
sozialen den versuchen? Haben wir zu dem Staatsmanne Ver⸗ trauen, der in dieser Campagne das von der Oeffentlichkeit unkontrolir⸗ bare Kommando führen muß? Sind diese beiden Fragen beiaht, dann giebt es, dann kann es keine Debatten geben, dann haben Parlament und Nation im eigenen Interesse die Pflicht, alle geforder⸗ ten Mittel für einen Friedensfeldzug zu bewilligen, wie sie es für einen Krieg thun würden, ohne den Feldherrn zur Enquete über seinen Kriegsplan einzuladen. Das Volk in Deutschland begreift diese Sachlage. Aber die Parteien! „Die Wacht am Rhein“ wird zum Spottliede und die letzten Zeilen des Gesanges müssen lauten:
Lieb' Vaterland, magst ruhig sein,
Dein Voik sagt: Ja — der Reichstag: Nein.
— Der ungarische „Nemzet“ bringt über die Haltung der Opposition im deutschen Reichstage gegenüber der Kolonial⸗ politik der Regierung einen Leitartikel, dessen wesentlicher Inhalt folgender ist:
„Nicht eine einzige der Reichstagsparteien ist im Stande, irgend eine Idee, sie sei groß oder klein, den groß angelegten Plänen des Fürsten Bismarck entgegenzustellen, und doch setzt sich aus den hete⸗ rogensten Elementen stets eine zufällige Mehrheit zusammen, welche den F Bismarck verhindert, einen Schritt vorwärts zu thun. Man indet den Riesen mit Stecknadeln nieder, so daß er sich nur in starken Worten Genugthuung verschaffen und seine geistigen und politischen Ziele dem Publikum darlegen kann. Nach den Begebenheiten vom 15. Dezember v. J., als die öffentliche Meinung einen starken An⸗ griff gegen die regierungsfeindlichen Reichstagsparteien führte, so daß diese in ihren eigenen Organen in aller Form das Bedauern über das Geschehene zu hören bekamen, konnte man annehmen, daß die Opposition in sich kehren und die Lage objektiv beurtheilen würde. Wie es scheint, haben aber die deutschen Parteien nichts vergessen und nichts gelernt. Man hat in den Kommissionen abermals eine kleinliche Taktik beobachtet; man strich von den geplanten Seefahrtslinien die afrikanischen und australischen, und als blos der einzige asiatische Postweg übrig blieb, wurde auch dieser niedergestimmt, um in solcher Weise die Ge⸗ setzvorlage zum Falle zu bringen. Jedermann sollte wissen, daß ohne ständige und sichere Schiffahrtsverbindungen eine Kolonisation oder ein überseeischer Handel nicht möglich ist; denn nur eine direkte Ver⸗ bindung mit dem Mutterlande sichert einerseits die stabile Geschäfts⸗ verbindung und andererseits das politische Band zwischen den Aus⸗ gewanderten und der Heimath. Man kann also nur in dieser Weise eine Kolonialpolitik und überhaupt eine dauernde internationale Geschäftsverbindung sichern. Andernfalls kann wohl der Handel und die Bevölkerung des betreffen⸗ den Staates zur Kolonisirung fremder Länder und zur Hebung des Handels derselben beitragen; aber für das Mutterland sind diese Elemente vom Standpunkte sowohl materieller, wie nationaler Inter⸗ essen vollkommen verloren. Eben deshalb hat Fürst Bismarck seine Aktion damit begonnen, daß er einerseits die deutschen Niederlassungen unter deutschen Schutz stellte und neue Punkte besetzte, andererseits eine ständige überseeische Schiffahrtsverbindung mit den fremden Welttheilen anstrebte. Wer keine Schiffs⸗ verbindung will, der will die deutschen Kolonien, Niederlassungen und den überseeischen Handel nicht nähren und schützen, und wer sich von der überseeischen Konkurrenz zurückzieht, der liefert die Kolonialkonkurrenz des vaterländischen Marktes den Fremden aus. Die kleinliche Auffassung, welche die deutschen Parteien bekunden, wird Deutschland in den wichtigsten Fragen entweder zur Unthätigkeit verdammen, oder sie wird in der öffentlichen Meinung die Ueberzeugung zur Reife bringen, daß das parlamentarische System für eine große Polttik nachtheilig ist.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Verein für Lübeckische Geschichte und Alter⸗ thumskunde hat über seine Thoͤtigkeit im Jahre 1883 Bericht erstattet. Was die Publikationen des Vereins betrifft, so hat das Werk, dessen Veröffentlichung die wesentlichste Aufgabe des Vereins ausmacht, das von Hrn. Staatsarchivar Dr. Wehrmann bearbeitete Urkundenbuch der Stadt Lübeck im Laufe des Jahres seinen regelmäßigen Fortgang gehabt. Es erschienen das dritte und vierte Doppelheft (Lieferung 5— 8) des siebenten Theiles, welche die Urkun⸗ den vom Juli 1429 bis Oktober 1435 enthalten. Mit dem Druck eines neuen Heftes der Zeitschrift ward begonnen. Ebenso sind die Arbeiten für das gemeinsam mit dem „Verein von Kunstfreunden“ herauszugebende Werk über die Lübeckischen Bau⸗ und Kunstdenkmäler auf das Eifrigste weitergeführt worden. Die Munifizenz des Senats, welcher auf den Antrag der Vorsteherschaft der „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit“ als eisernen Fonds zur Förderung des Unternehmens vorschußweise die Summe von 4300 ℳ der Gesellschaft bewilligte, hat es ermöglicht, daß mit der Herstellung des ersten Hefts jenes Werkes begonnen werden konnte Dasselbe enthält die Aufnahme der Domkirche und ihrer Kunstschätze und ist bis auf die Bearbeitung des Textes vollendet. — Ferner hat der Verein eine neue Publikation unternommen. Es bewogen ihn dazu in gleichem Maße äußere wie innere Gründe. Da der Verein bemüht ist, den Grundsatz zu verwirklichen, daß in die Zeitschrift nur solche Aufsätze Aufnahme finden, die den Forde⸗ rungen gerecht werden, welche die strenge historische Wissenschaft an die Behandlung vergangener Dinge stellt, so vermag die Zeitschrift nicht regelmäßig zu erscheinen, und ein neues Heft derselben gelangt immer erst nach Verlauf eines längeren Zeitraums zur Ausgabe. Sie findet auch nur einen verhältnißmäßig kleinen Leserkreis. Es mußte deshalb für wünschenswerth erachtet werden, ein häufiger erschei⸗ nendes Organ zu begründen, welches geeignet sei, dem in einem großen Theile der Bevölkerung regen Interesse für die vater⸗ städtische Geschichte Rechnung zu tragen und dasselbe zu fördern und zu beleben. Diese Erwägungen veranlaßten den Beschluß des Ver⸗ eins, nach dem Vorgange des Geschichtsvereins der Schwesterstadt Hamburg, hinfort neben der Zeitschrift und als eine Ergänzung der⸗ selben „Mittheilungen“ herauszugeben. Von denselben soll alle zwei Monate ein Stück erscheinen. Sie haben die Aufgabe, namentlich Aufsätze von allgemeinerem Interesse sowie kürzere Mittheilungen zur lübischen Geschichte zu bringen. Die „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätig⸗ keit“ hat dem Verein in dankenswerther Weise die Ausführung des Unternehmens erleichtert, indem sie als einen Beitrag zu den Kosten desselben für das Jahr 1883 die Summe von 200 ℳ bewilligte. Von diesen „Mittheilungen“, deren Redaktion der Sekretär des Vereins, Dr. Hagedorn, übernommen hat, sind im Laufe des Jahres sechs Nummern zur Ausgabe gelangt. Sie wurden allen Mitgliedern der Gesellschaft zur Beförderung gemein⸗ nütziger Thätigkeit zugestellt; einzelne Artikel derselben sind durch Wiederabdruck in den Tagesblättern, welchen der Verein bei Angabe der Quelle gern gestattet, dem großen Publikum zugänglich gemacht worden. Die „Mittheilungen“ haben in Lübeck gleichwie aus⸗ wärts eine günstige Aufnahme gefunden, und ein Beweis, daß sie ihrer Aufgabe entsprechen, liegt darin, daß die „Gesellschaft für Be⸗ förderung gemeinnütziger Thätigkeit“ ihren Beitrag für das Jahr 1884 auf 300 ℳ erhöht hat. — Die monatlichen Winterzusamn⸗ menkünfte des Vereins haben unter reger Betheili⸗ gung regelmäßig stattgefunden. In denselben wurden u. a. folgende Vorträge gehalten: von Hrn. Dr. Staunau „über Analogien zwischen dem Rechte des Sachsenspiegels und dem älteren Rechte Lübecks, besonders auf dem Gebiete des Prozesses“; von Hrn. Dr. Th. Hach „über die ZE“ des Lübeckischen Staats“; von Hrn Staatsarchivar Dr. Wehrmann „öüber Schuld⸗ und Kreditverhältnisse in Lübeck während des 15. Jahrhunderts nach Inscriptionen in den Niederstadtbüchern“; von Hrn. Hauptmann von Rüdgisch „über die alten Befestigungen von Lübeck“; von Hrn. Senator Dr. Brehmer über „Lübecks messingene Grabplatten aus dem
1473“. Außerdem gaben die Versammlungen Veranlassung zu ver⸗ schiedenen kürzeren Mittheilungen. Namentlich verdient eine solche von Hrn. Dr. C. Curtius Erwähnung, welcher zur Kenntniß brachte. daß die Pergamentblätter, in welche 12 Heste der dem Verein gehörigen Rehbeinschen Chronik eingebunden wurden, Fr mente einer Plinius⸗Handschrift des 15. Jahrhunderts seien. Diese Fragmente hat der Verein der Stadtbibliothek überwiesen. — Die Verhandlungen über die Trennung der Sammlung von Gipsabgüssen von dem kulturhistorischem Museum und die Ueberweisung derselben an den „Verein von Kunstfreunden“ gelangten zum Abschluß, indem die „Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Thätigkeit“ die Ver⸗ waltung und Beaufsichtigung jener Sammlung auf den genannten Verein übertrug. — Gemeinsam mit der Geographischen Ge⸗ sellschaft richtete der Verein eine Eingabe an die Schul⸗ deputation für das Katharineum, durch welche dieselbe ersucht wird, die Verwaltung der Stadtbibliothek anzuweisen, auf die Bearbeitung eines Lubecensien⸗Kataloges Bedacht zu nehmen. — Die Bibliothek des Vereins ist, wie das mitgetheilte Verzeichniß beweist, durch Geschenke sowohl wie im Wege des Schriftenaustausches nicht unbeträchtlich vermehrt worden. Der Kreis der Institute, Ge⸗ sellschaften und Vereine, mit denen der Lübecker Verein im Schriften⸗ austausch steht, bat sich wiederum erweitert. — Der angehängte Jahres⸗ bericht der Vorsteherschaft des kulturhistorischen Museums kann eine Vermehrung von gegen 300 Nummern aufweisen. Die neu hinzugekommenen Gegenstände bestehen zum größten Theil aus Ge⸗ schenken, unter denen namentlich einige von der Hand im Auslande lebender Lübecker besonders hervorgehoben zu werden ver⸗ dienen. Hr. Hermann Grösser, welcher seit mehreren Jahren 8 in der von dem Handlungshause Robertson u. Hernsheim in Ham⸗ burg auf der Insel Jaluit begründeten Faktorei thätig ist, überwies dem Museum abermals eine reiche Sammlung von Waffen und Ge- brauchsgegenständen der Südsee⸗Insulaner. Der Geographischen Ge⸗ sellschaft dankt das Museum die Uebermittelung werthvoller Ge⸗- schenke der Herren Carl Pantaenius (Vater des in letzter Zeit so viel genannten heklagenswerthen Opfers ruchlosen Mordes von der Hand der Kamerun⸗Neger) und Kapitän Voß in Kamerun (Waffen und Ge⸗ brauchsgegenstände der Eingeborenen), sowie des Hrn. Jörß in Papete (Götzenbilder von den Neu⸗Hebriden). Endlich hat Hr Prof. Grupe dem Museum einen Theil der von ihm in China und auf den Philippinen gesammelten ethnographischen Gegenstände zur Verfügung gestellt. — Das Museum Lubecense hat gleichfalls, wie das diesem Berichte angeschlossene Verzeichniß ousweist, mannigfache Bereicherung erhalten. Der Verein übergab demselben eine werthvolle Sammlung von Aqua⸗ 8 rellen Lübeckischer Baudenkmäler und historischer Kostümbilder, welche Hr. Chr. W. Stolle ausgeführt und dem Verein zum Geschenk gemacht hat. — Das spezielle Verzeichniß der einzelnen Erwerbungen für die kulturhistorische Sammlung und für das Museum Lubecense bildet den Schluß des Berichts. — Auf den Inhalt der „Mittheilun⸗ gen“ und der „Zeitschrift“ des Vereins kommen wir noch zurück. Gewerbe und Handel.
St. Petersburg, 1. Februar. Die neuen Zollsätze“*) für Heringe, Thee, Traubenweine, gesponnene Seide, Oliven⸗ und Baumöl sind am heutigen Tage mit der Bekanntmachung im hiesigen Gesetz⸗ blatt in Kraft getreten. 1 — Dem Geschäftsbericht der Schlesischen Aktiengesell⸗ schaft für Portland⸗Cement⸗Fabrikation zu Groschowitz bei Oppeln entnehmen wir Folgendes: Der seit Jahren steigende Bedaif an Portland⸗Cement, die Vergrößerung der Produktion fast aller bestehenden und die Begründung neuer, umfangreicher Etablisse⸗ ments legte der Gesellschaft das Bedürfniß nahe, auch ihrerseits den Zeitverhältnissen entsprechende Erweiterungen ins Auge zu fassen. Behufs Beschaffung der nöthigen Geldmittel wurde der außer⸗ ordentlichen Generalversammlung der Beschluß zur Erhöhung des Aktienkapitals von 1 950 000 ℳ auf 2 730 000 ℳ zur Beschlußfassung vorgelegt. Dieselbe genehmigte die Vorlage. Die nothwendigen Er⸗ 8 gänzungsbauten für die beiden älteren Fabriken sind fertiggestellt und die Steinbrüche erworben. Der Bau einer dritten Fabrik nebst An⸗ lagen ist soweit vollendet, daß die Jabetriebsetzung im März cr. zu gewärtigen ist. Durch die bereits fertig gestellten Erweiterungen ist die Produktion auf 207 808 Normaltonnen, um 25 939 Normal⸗ tonnen gegen das Vorjahr gewachsen, während der Absatz 200 414 Normaltonnen betrug gegen 180 395 im Jahre 1883. Der erzieste Gesammtgewinn betrug 640 924 ℳ, wovon 139 492 ℳ für Ausgaben in Abzug kommen, so daß sich ein Reingewinn von 501 432 ℳ ergiebt. Hiervon sollen 14 % Dividende auf die Aktien I. Emission vertheilt, 7918 ℳ auf neue Rechnung vorgetragen und der Rest zu Abschreibungen verwandt werden. 1
Die Nassauische Landesbank erzielte im Jahre 1884 einen Reingewinn von 370 424 ℳ (1883 396 144 ℳ). Da die Reserve (1,604 411 ℳ) den statutarischen Betrag von 3 % aller Verbindlich⸗ keiten bereits um ca. 200 000 ℳ überschritten hat, steht der Ge⸗ sammtgewinn zur Verfügung der Kommunalstände, ebenso der mit 106 293 ℳ (1883 106 399 ℳ) resultirende 1884er Gewinn der Spar⸗ kasse. Ueber den 1883er Gewinn der Landesbank wurde in der Weise verfügt, daß 309 050 ℳ (1882 266 650 ℳ) der allgemeinen ständischen Verwaltung, 15 000 ℳ der Unterstützungskasse für verunglückte Feuerwehrleute und deren Hinterbliebene und 72 094 ℳ dem Bau⸗Fonds der Heil⸗ und Pflegeanstalt Eichberg überwiesen wurden. Ende 1884 schuldete die Landesbank aus den Anlehen von 1840/42 noch 0,31 Mill. Mark (Ende 1883 0,51 Mill. Mark) und hatte an verzinsbaren Obligationen 35,50 Mill. Mark (Ende 1883 32,22 Mill. Mark), an kündbaren 8,19 Mill. Mark (Ende 1883 8,21 Mill. Mark) in Umlauf. Ausgeliehen waren an Gemeinden und Verbände 47,30 Mill. Mark (1885 45,93 Mill. Mark) Das eigene Vermögen 5 8. ha⸗ 8 mncl. 129 die Reserve 1,60 Mill. Mark.
ie Einlagen der Sparkasse betrugen 10,45 Mill. Mark (1882 9,43 Mill. Mark). —
„Breslau, 10. Februar. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung des Verwaltungsraths der Schlesischen Bodenkredit⸗ bank wurde die Dividende für das abgelaufene Jahr auf 6 % fest⸗ gesetzt und beschlossen, die ordentliche Generalversammlung auf den 13. März einzuberufen. 8
Leipzig, 9. Februar. (W. T. B). Die Allgemeine 1 Kreditanstalt hat die Dividende auf 9 ½ % fest⸗ gesetzt.
„Lübeck, 10. Februar. (W. T. B.) Die Einnahmen der Lübeck⸗Büchener, Lübeck⸗Hamburger und Lübeck⸗Trave⸗ münder Eisenbahn betrugen im Monat Januar d. J. provi⸗ sorisch 284 145 ℳ, gegen Januar 1884 definitiv 288 497 ℳ, mit⸗ hin im Januar 1885 weniger 4352 ℳ Die provisorischen Einnahmen im Januar des Vorjahres beliefen sich auf 272 062 ℳ, folglich im verflossenen Monate gegen das vorjährige Provisorium mehr 12 083 ℳ London, 7. Februar. (Allg. Corr.) Nach dem heute veröffent⸗ lichten Handels⸗Ausweise belief sich der Werth der im Januar aus dem Vereinigten Königreich exportirten Waaren auf 18 109 525 Pfd. Sterl, oder 1 243 016 Pfd. Sterl. weniger als im Januar 1884, welche Abnahme hauptsächlich der verminderten Ausfuhr von Metallen und Metallwaaren, sowie von Maschinen zuzuschreiben ist, Dec bri⸗ tische Import erreichte im Januar einen Werth von 36 049 005 Pfd. Sterl. oder 403 784 Pfd. Sterl. mehr als in dem entsprechenden Monat des Vorjahres, welche Zunahme meistens von der erhöhten Zufuhr von Rohstoffen für Textilfabrikate herrührt, während die Einfuhr von Brodstoffen mit einer Abnahme von 512 861 Pfd. Sterl. figurirt.
— 9 Februar. (W. T. B.) Bei der am Sonnabend abge⸗ haltenen Wollauktion waren Preise unverändert.
Glasgow, 9. Februar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 6500 gegen hüöee nen. .h — 2 S Jahres.
radford, 9. Februar. T. B.) Wolle ruhig, flauer, Kreuzzucht fest, Garne ruhig, Stoffe geschäftslos.
St. Petersburg, 10. Februar. (W. T. B.) Die Verwal⸗ tung der Russischen Gesellschaft für mechanisch
14. Jahrhundert“; von Hrn. Dr. Hagedorn „öüber die Schützengilden
und
im Mittelalter und über das Schützenfese zu Straßburg im Jahre
F Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ vom 7. d. M. Nr. 33. 1