1885 / 36 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 11 Feb 1885 18:00:01 GMT) scan diff

E 1 8 116“

1) Im §. 4 den Schlußsatz also zu fassen:

„Der Antrag muß binnen einer vom Finanz⸗Minister festzu⸗ setzenden Frist eingereicht werden.“

2) Den §. 9 also zu fassen: . 3

„Dieses Gesetz tritt mit dem Tage seiner Verkündung in Kraft. Der Finanz⸗Minister erläßt die zur Ausführung desselben erforderlichen Anordnungen.“

Der Abg. Dr. Wagner (Osthavelland) hob hervor, daß die Konvertirung in Kreisen kleiner Kapitalisten viel Unzu⸗ friedenheit erregt habe; trotzdem aber werde er derselben zu⸗ stimmen, und er erkenne an, daß die Regierung bei dieser Maßregel vorsichtig und schonend vorgegangen sei.

Der Abg. von Uechtritz sprach sich gegen die Vorlage us, die im Widerspruch mit den sozialpolitischen Reformen er Regierung stehe. Man dränge durch Konversionen nur

vI Zahl kleiner Rentner in die Reihe der Proletarier urück.

Der Staats⸗Minister von Scholz trat der Behauptung entgegen, daß die Regierung sich mit dieser Vorlage zu den sozialpolitischen Reformplänen in Widerspruch setze.

Der Abg. Dr. Hänel hielt die Konversion für vollkommen richtig. Man müsse dem Aberglauben entgegentreten, als ob der Staat, unabhängig von der Lage des Weltmarkts, Schulden kontrahiren, als ob er sich losmachen könne von dem Gesetze der Preisbildung. 8

Der Abg. Dr. Windthorst hielt die Maßregel nicht für ersprießlich, wenn schon die Berechtigung derselben nicht zu bestreiten sei. Der Staat dürfe nicht ohne dringendste Noth Aenderungen an derartigen Dingen vornehmen, und gerade der gegenwärtige Augenblick sei nicht für dieselbe geeignet. Die Maßregel betreffe kleine Kapitalisten, die jetzt durch die für die Landwirthschaft nöthig gewordenen Zölle höher be⸗ lastet werden würden. 1 8

Der Staats⸗Minister von Scholz widersprach der Be⸗ hauptung, als ob die Regierung andere Motive bei der Kon⸗ version verfolge, als sie sie selbst angegeben habe. Wie könne man der Regierung einen Vorwurf machen, wenn sie eine ihr anvertraute Summe unter günstigen Bedingungen wieder zur Verfügung stelle? Der Staat habe doch niemals seinen Gläaͤu⸗ bigern eine bestimmte Rente für alle Zeit in Aussicht gestellt. Er lege Protest dagegen ein, daß die Maßregeln der Regie⸗ rung herabgezogen würden. b

Der Abg. von Eynern sprach sich für die Konversion aus. Ein Widerspruch zwischen dieser Vorlage und der Sozialpolitik bestehe nicht. Von den 50 000 000 ℳ, um die es sich hier handle, sei nach seiner Ansicht auch nicht ein Groschen in der Hand von Arbeitern. ] Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Dr. Mithoff.

Der General⸗Lieutenant Prinz Hugo zu Schön⸗ burg⸗Waldenburg, à la suite der Armee, ist zu längerem ufenthalt hier eingetroffen.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 9. Februar. (Wn. Abdp.) Heute Vormittag waren im Abgeordnetenhause mehrere Ausschüsse versammelt. Auf der Tagesordnung des Budgetausschusses befanden sich folgende Budgettitel: Kultus, Pensionsetat, Finanzverwaltung, Mauthen, Punzirung, Di⸗

asterial⸗Gebäude, Fiskalitäten und Heimfälligkeiten. Der

Gewerbeausschuß setzte die Debatte über das Unfallversiche⸗ sagcnh fort, und der Aktiengesetz⸗Ausschuß beschäftigte sich mit der

Aktiengesetz⸗Vorlage. Für heute Abend ind gleichfalls mehrere Ausschußsitzungen anberaumt. Der Strafgesetz⸗Ausschuß wird den Gesetzentwurf, betreffend die Gerichtsbarkeit der Landwehr, der Spar⸗ und Vorschußkassen⸗ Ausschuß die Anträge der Abgg. Dr. Ritter von Meznik und Dr. Menger, betreffend Gebührenerleichterungen, dann den Antrag des Abg. Dr. Roser, betreffend das Sparkassen⸗Regu⸗ ativ, endlich der Petitions⸗Ausschuß den Bericht über die Petition, betreffend den Seecodex, in Diskussion ziehen. Außerdem ist noch eine Sitzung des Ausschusses für die Fluß⸗ regulirung in Galizien angekündigt.

10. Februar. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhause wurde von der Regierung heute die Vorlage über die Krankenversicherung der Arbeiter eingebracht.

10. Februar, Abends. (W. T. B.) Die Blätter der Linken melden: der Klub der Linken wolle für das Ein⸗

treten in die Spezialdebatte der Gebühren⸗Novelle stimmen und sei auch mit der Börsensteuer, der Be⸗

steuerung des Effektenverkehrs und der ausländischen Werth⸗ papiere einverstanden. Der Klub werde für die bezüglichen Paragraphen stimmen. Dagegen werde derselbe sich gegen ie Bestimmungen betreffs der Uebertragung der unbeweg⸗ ichen Güter, der Gebührenpflicht bei der Intabulation der Kaufschillingsreste und der Stempelpflicht bei der kauf⸗ männischen Korrespondenz erklären und womöglich die Auf⸗ rechthaltung des status quo anstreben.

Pest, 9. Februar. (Wien. Ztg.) Die liberale Partei setzte heute die Generaldebatte über die Oberhaus⸗Reform fort. Nachdem zahlreiche Redner, worunter Minister⸗Präsident von Tisza, Graf Ludwig Tisza und Emerich Ivanka, ge⸗ sprochen hatten, wurde die Vorlage im Allgemeinen ange⸗ nommen. Der Dreier⸗Ausschuß des Oberhauses beendete die Verhandlung über das Budget. Der volks⸗

wirthschaftliche Ausschuß des Abgeordnetenhauses trat heute Nachmittag zusammen, um die Schiffahrtskonvention mit Frankreich sowie den Gesetzentwurf über die Sicherung der

Seidenzucht in Verhandlung zu ziehen.

Niederlande. Luxemburg, 10. Februar. (W. T. B.)

In der Kammer richtete Charles Simons heute eine Interpellation an die Regierung über die Gründe der letzten Ministerkrisis und fragte gleichzeitig an: ob die Ministerkrisis endgültig beigelegt sei und ob die Regie⸗ rung des König⸗Großherzogs definitiv darauf verzichte, das durch einen europäischen Vertrag garantirte Thronfolge⸗ Recht zu modifiziren. Der Staats⸗Minister von Bloch⸗ hausen erklärte, daß er die Interpellation morgen beant⸗ worten werde.

1 Großbritannien und Irland. London, 10. Februar. (W. T. B.) General Newdegate wird den Befehl über das für Suakim bestimmte Expeditionscorps über⸗ nehmen, und General Greaves wird Chef des General⸗ stabes dieses Corps sein. Das Corps soll in der Richtung auf Berber vormarschiren und dort die Verbindung mit dem General Wolseley herzustellen suchen. Man rechnet darauf, daß die Operationen von Suakim aus um die Mitte März würden beginnen können. Wie es heißt, beabsichtige die

einzuberufen. Den Waffendepots sind Befehle zur Lieferung der ersorderlichen Ausrüstungsgegenstände zugegangen.

11. Februar. (W. T. B.) Die „Times“ spricht sich erneut fur die Nothwendigkeit aus, in den Ländern zwischen dem Nil und dem Rothen Meere eine per⸗ manente, unter englischem Einfluß stehende Regie⸗ rung herzustellen. Die Herstellung einer solchen Regierung sei, welchen Schwierigkeiten sie auch unterliegen oder welche Kosten sie auch verursachen möge, das wesentliche Erforderniß für die dauernde Pazifizirung des östlichen Sudan.

Frankreich. Paris, 10. Februar. (W. T. B.) Das „Bulletin des Lois“ veröffentlicht die von dem Prä⸗ sidenten Grévy vom November 1883 bis zum 12. De⸗ zember 1884 unterzeichneten Dekrete, welche die zahlreichen früheren Verträge mit den Häuptlingen der Ein⸗ geborenen an der Westküste Afrikas bezüglich der Souveränetät, Souzeränetät oder des Protektorats Frank⸗ reichs regeln. Einzelne dieser Verträge reichen 30 bis 40 Jahre zurück; die Mehrzahl fällt indessen in die Jahre 1883 und 1884. Die Deputirtenkammer setzte heute die Berathung der Zolltarife sort. Der Ackerbau⸗Minister trat für den Zuschlagszoll ein und hob hervor: alle Großmächte mit Ausnahme Englands seien gegenwärtig Anhänger des Schutzzollsystems. Die Deputirtenkammer wird am Don⸗ nerstag den Tag festsetzen für die Berathung der Inter⸗ pellation der äußersten Linken, betreffend die dem Ver⸗ treter Frankreichs auf der Berliner Konferenz er⸗ theilten Instruktiongsg Italien. Rom, 10. Februar. (W. T. B.) Die „Agenzia Stefani“ meldet: die italienische Regie⸗ rung habe erklärt, daß sie den letzten französischen Vor⸗ schlägen zur Lösung der egyptischen Finanzfrage zustimme. Dieselbe Agence veröffentlicht aus Suakim noch folgende Einzelheiten über die Okkupation von Massovah: Sofort nach der Ankunft der Expedition im Hafen perfügte sich Admiral Caimi zu dem Gouverneur, welcher erklärte, daß er die Landung der Italiener nicht zulassen könnte, ohne gegen dieselbe durch eine Note, die er seiner Regierung übersenden werde, zu protestiren. Hierauf erfolgte die Ausschiffung der Truppen und die wider⸗ standslose Besetzung der Stadt und der Umgebungen, sowie der Forts, deren Kommandanten gleichfalls insgesammt Protest erhoben. Gleichzeitig wurde die italienische Flagge neben der egyptischen gehißt. Der Admiral erließ sodann eine Proklamation, in welcher er den friedlichen Zweck der Okkupa⸗ tion darlegte. Ein Theil der Truppen, welche für die Forts bestimmt sind, lagert noch außerhalb der Stadt. Die Bevölke⸗ rung bereitete den Italienern einen freundlichen Empfang. Die egyptische Garnison ist in ihren Quartieren verblieben. Oberst Saletto hat das Kommando über die italienische Garnison übernommen. . Wie verlautet, hat der König von Abessinien in Folge der Reklamation des italienischen Konsular⸗Agenten in Massovah die Verhaftung des Führers Mandaisu, welcher den Afrika⸗Reisenden Bianchi und dessen Ge⸗ fährten verrathen hatte, angeordnet und wird Mandaisu den Italienern ausliefern.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 10. Februar⸗ (W. T. B.) Zum Zweck der angekündigten Regierungs. kontrole über die Umsätze der Privat⸗Eisenbahnen ordnet eine nunmehr veröffentlichte Gesetznovelle die Um⸗ bildung der gegenwärtigen Eisenbahnabtheilung der Reichs⸗ kontrole in eine Eisenbahnsektion mit den Rechten eines Revisionsdepartements und die Kreirung von Lokal⸗ kontrolen auf der baltischen, Moskau⸗Brest⸗ und Losowo⸗ Sewastopol⸗Bahn an.

Afrika. Egypten. Korti, 9. Februar. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ berichtet: Wil⸗ son, Stuart und Wortley, die nach einer 4tägigen Reise von Gubat hier eingetroffen sind, haben die Meldung über⸗ bracht, daß General Gordon todt sei. Ueber die Ein⸗ zelnheiten der Einnahme von Khartum berichtet ein von dem Obersten Boscawen in Gubat abgeordneter Bote: ein ver⸗ rätherischer Pascha habe die Garnison von Khartum seitwärts von Khartum bis nach Omdurman hin marschiren lassen, unter dem Vorgeben, daß auf dieser Seite ein Angriff des Mahdi zu erwarten sei, und ein anderer Pascha habe wäh⸗ rend dessen die Thore Khartums öffnen lassen; die Auf⸗ ständischen seien mit großer Macht in die Stadt einge⸗ drungen, und General Gordon habe in dem Augenblick, in welchem er das Gouvernementshaus verlassen, einen Dolch⸗ stoß erhalten.

Ein Telegramm der „Daily News“ aus Gakdul, vom 8. d. M., sagt: Aus Khartum entkommene Eingeborene be⸗ stätigen, daß Gordon getödtet worden, als er aus dem Hause trat, um die ihm treu gebliebenen Truppen zu sammeln. Letztere seien sämmtlich von den Aufständischen nieder⸗ gemacht worden. Bei dem mehrere Stunden dauernden Gemetzel seien selbst Frauen und Kinder nicht verschont wor⸗ den und hätten auch alle Notablen von Khartum, mit Aus⸗ nahme zweier zum Feinde übergegangener Paschas, dabei den Tod gefunden.

Zeitungsstimmen. Wie der „Neuen Preußischen Zeitung“ aus Stutt⸗ gart, u. d. 9. Februar, gemeldet wird, hat in Erwiderung auf die Adresse der Lehrer des Polytechnikums der Reichskanzler Fürst von Bismarck das nachfolgende Schreiben an den ersten Unterzeichner, Ober⸗Baurath von Hänel, den Senior des Lehrerkollegiums, gerichtet: 8 Berlin, den 7. Februar 1885. Die Adresse, mit welcher Ew. Hochwohlgeboren und Ihre Herren Kollegen mich beehrt haben, gereicht mir zur besonderen Freude. Von der Unterstützung unserer Wirthschaftspolitik Seitens der technischen Hochschulen ver⸗ spreche ich mir besonderen Erfolg, weil ich weiß, wie bestimmend der Einfluß derselben auf die Anschauungen und Bestrebungen der industriellen Kreise ist. Ew. Hochwohlgeboren bitte ich ergebenst, den Ausdruck meines verbindlichsten Dankes Ihren Herren Kollegen übermitteln zu wollen. G von Bismarck. Wie dasselbe Blatt mittheilt, ist die auf der land⸗ wirthschaftlichen Versammlung zu Regensburg beschlossene Resolution zu Gunsten der Erhöhung der Getreidezölle, mit

In dem „Rügenschen Kreis⸗ und Anzeigeblatt“ lesen wir über die Erhöhung der Getreidezölle:

Der Bundesrath hat die Vorlage über Abänderung des Zolltarifs nach den Anträgen des Ausschusses und damit auch die Erhöhung der Getreidezölle angenommen. Gegen diese Erhöhung laufen die Gegner der Regierung schon Sturm, ehe sie eingetreten ist und insceniren eine Massenagitation. Der Zoll ist selbst bei einer Verdreifachung des jetzigen Zolles ein äußerst mäßiger und beispielsweise geringer, als der Getreidezoll, mit welchem die Vereinigten Staaten ihre inländische landwirthschaftliche Pro⸗ duktion schützen. Er dürfte auch nicht das Ziel haben und erreichen, das Getreide in Deutschland zu vertheuern, sondern höchstens be⸗ wirken, daß die auf das Aeußerste herabgedrückten Preise nicht noch weiter herabsinken. Fürst Bismarck hat den Nagel auf den Kopf getroffen, indem er erklärte, man müsse dahin streben, daß die Landwirthschaft wenigstens einen solchen Zollschutz erhalte, daß die Getreideproduktion nicht etwa, weil unlohnend oder Zuschüsse erfordernd, gänzlich einge⸗ stellt werde.

„Die jetzige Kalamität niedriger Getreidepreise gefährdet die Existenz der Landwirthschaft. Allerdings könnte man ja sagen, wenn das Getreide von Kanada und Amerika immer billiger wird, und drei vorzügliche Erntejahre stellen dies in Aussicht so ist es ja am besten, man läßt einmal ein Jahr lang die deutschen Felder brach liegen und kauft das billige Getreide im Auslande. Aber wer bezahlt, beschäftigt, ernährt dann unsere 7 Millionen ländliche Arbeiter? Der Freihandel zeigt im Extrem seine Unhaltbarkeit, in solchen Ausnahmzeiten guter Ernten während einer Reihe von Jahren zeigt es sich, daß ein mächtiger Zollschutz auch für die Landwirth⸗ schaft nothwendig ist, wenn man sie nicht ruiniren will. Das ist die einfache und logische Konsequenz eines nationalen Tarifsystems. Er⸗ kennt man den nationalen Schutz der Arbeit und der Industrie an, warum soll er nicht auch der Landwirthschaft zu Theil werden? Amerika hat eine solche Massenernte von Weizen und Mais, daß es die ganze Welt schon für das nächste Jahr mit Brodstoffen versehen könnte. Die Farmer heizen bereits mit Mais ihre Oefen! Wird Deutschland und der englische Markt noch weiter überschwemmt, so dürfte das Getreide auf einen Preis sinken, der nicht ¾ seiner Produktionskosten in Deutschland deckt. Damit würde aber jeder Landwirth bankerott werden und ein großes Elend über’ das ganze Land hereinbrechen. Gegen die Wirklichkeit einer Landeskalamität richtet sich die Erhöhung der Getreidezölle, und deshalb wird sie durchgehen, denn die Mehrheit des Reichstages wird dafür Verständniß haben und nicht die Verantwortung auf sich laden, durch die Ver⸗ weigerung des mächtigen Schutzes das bedeutendste Gewerbe Deutsch⸗ lands zu ruiniren.

Die Landwirthschaft hat, indem sie an die geschützten Industrien ihren Tribut Jahre lang entrichtet hat, die Industrie heben helfen; jetzt, wo sie selbst in Noth gerathen ist und ihr eine Kalamität droht, deren Folgen kaum abzusehen sind, wird es Sache der gestärkten In⸗ dustrien sein, auch an die Landwirthschaft einen Theil jenes Tributes zurückzuzahlen. Ihre Lage hat sich gebessert; die Lage der Landwirthschaft ist eine verzweifelte. Die Regierung aber erfüllt nur ihre Pflicht, wenn sie durch Erhöhung der Getreidezölle eine Erhöhung des Getreidepreises und damit eine Kapitalstärkung der Landwirthschaft erstrebt, welche wiederum der Industrie und dem Staate zu Gute kommen wird. Der neue Zolltarif mit der Erhöhung der Getreidezölle wird damit zu einem Akt der ausgleichenden Billigkeit und Gerechtigkeit, und schon wenn er eine weitere Deroute auf dem Getreidemarkte verhindert, vollführt er ein Werk wirthschaftlicher Errettung. So gern wir billiges Getreide haben, spottbillige Preise liegen nicht im nationalen Interesse; Ueberschwem⸗ mungen sind immer verheerend, gleichviel, ob das Land vom elemen⸗ taren Wasser oder von Fabrikaten oder von Rohprodukten so über⸗ schwemmt wird, daß die großen Interessenkreise in der Fluth elendig⸗ lich versaufen. 8

Reichstags⸗Angelegenheiten.

Die XV. Kommission des Reichstages zur Vorberathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ergänzung des Gerichtsverfassungsgesetzes, hat sich wie folgt konstituirt: Dr. Hartmann, Vorsitzender; Dr. Marquardsen, Stellvertreter des Vorsitzenden; Müller (Marienwerder), Schriftführer; Freiherr von Bodenhausen, Stellvertreter des Schriftführers; Dr. von Cuny, Geiger, Dr. Horwitz, Klemm, Lerche, Rintelen, Senestrey, Spahn, Träger, Viereck. 1

Statistische Nachrichten.

IZAEEECC616 der Studirenden an den landwirthschaftlichen Akademien während des Winter⸗Semesters 1884/85.

Studi⸗ Neu

rende einge⸗ .

ic ospi⸗ zusam⸗

Bezeichnung der Akademie. aus tretene Hospit früheren Stu⸗ 1

Semestern dirende

91, as, 22

88 p zusammen .. 122 96 325

ad 1. Außerdem nehmen an den Vorlesungen bezw. praktischen Uebungen der landwirthschaftlichen Hochschule Theil: 135 Studirende der Universität und 4 Studirende der Thierarzneischule, zusammen 139 Studirende. 8 Von den obigen 325 Studirenden sind: 3 aus der Provinz Ostpreußen . . . . 16 Studirende Weth 17 8 69 1 .“ 26 11 31 öe6“*“ 20 Schleswig⸗Holstein . 4

39

1) Landwirthschaftliche Hochschule 4“ 2) Landwirthschaftliche Akademie zu Poppelsdorf .

23 12 SoebeT 8 aus Preußen 267 Studirende aus den übrigen deutschen Staaten 33 8 aus Deutschland. 300 Studirende aus dem Auslande 25 8 1 zusammen wie oben ..325 Studirende.

(Just⸗Minist.⸗Bl.) Der Umfang der Geschäfte der Justiz⸗ Prüfungskommission gestaltete sich im Jahre 1884 wie folgt: Die Zahl der neuen Prüfungsaufträge betrug 814. während im Jahre 1883 674, 1882 709, 1881 705, 1880 597, 1879 545, 1878 470 Aufträge eingingen. Beim Schlusse des Jahres 1883 war ein Bestand von 526 Kandidaten verblieben, von denen 3 im Jahre 1881, 28 im Jahre 1882, 495 im Jahre 1883 der Prüfungsbehörde überwiesen waren. Die Gesammtzahl der Kandidaten belief sich im Jahre 1884 auf 1340. Von diesen hatten 194 die Prüfung zu wiederholen, 1146 dieselbe zum ersten Male abzulegen. Vor Ablegung der Prüfung sind

47 008 Unte schriften versehen an die betreffenden Stellen

Regierung, von den Reserven 10 000 Mann Infanterie

abgegangen.

vorweg zurückgewiesen oder zurückgetreten 7, aus dem Justizdienste ausgeschieden bezw. gestorben 10, wegen verspäteter Ablieferung der

gcbeit von der Prüsung ausgeschlossen 1, zusammen 18, mithin ver⸗ 28 1322 (gegen 1196 im Vorjahre). Die Prüfung haben bestanden: n⸗ dem Prädikat „gut“ 47, mit dem Zeugniß „ausreichend“ 538, zu⸗ 7 men 585, nicht bestanden. haben 135, sind 720. Es bleiben als Bestand 602, wovon überwiesen sind: 1 im Jahre 1881, 3 im Jahre 192, 17 im Jahre 1883, 581 im Jahre 1884. Auf die einzelnen diereandesgerschts. Bejirke A sch nle sandäde en wie 12 in 249, Breslau „Cassel 31, Celle 113, Cöln „Frank⸗ a92 M. 82 ——— 1.5. 89n ags 2 78, 52, Naumburg a. S. 137, Posen 69, Stettin 61, vom veench Anhaltischen Ministerium in Dessau präsentirt 8, vom ürstlich Schwarzburgischen Ministerium in Sonders hausen präsentirt 1, usammen 1340. Dresden, im Januar 1885. Soeben erschien das Doppel⸗ heft I. und II. der Zeitschrift des Königlich sächsischen Statistischen Bureaus pro 1884, redigirt von dessen Direktor, tb. Regierungs⸗Rath Professor Dr. Böhmert. Dasselbe enthält zurächst 85— Ln. Slelerr. 8 Geißler über „Die Entwickelung des sächsischen Impfwesens mit besonderer nüirsict auf die Jahre 1880 bis 1883⸗. In diesem Aufsatze wird ür Sachsen ein wesentlicher Fortschritt in der Ausübung des Impf⸗ geschäfts konstatirt. Es sind nunmehr in Sachsen seit Elaß des Reichsimpfgesetzes in den neun Jahren 1875 bis 1883 über 800 000 Kinder (80051) mit Erfolg geimpft worden. Da von den in Sachsen durchschnitt⸗ lich etwa e b .. 1 5 .“ I. min⸗ ns der vierte Theil vor au es ersten Lebensjahres bereits 815⸗ verstirbt, jährlich etwa 89 000 Kinder mit Erfolg geimpft worden sind, so läßt 1 leicht ermessen, daß es unter Berück⸗ sihtigung der .“ 158 5 8 5 ö1“ siclich nur wenig Ungeimpfte aus den Generationen der letzten Jahre b wird, welche älter als zwei oder drei Jahre sind. Die Zahl der mit Erfolg ege ecnpftema getran F“ den gten neun Jahren 3 Schulkinder. ie vor⸗ bhitzwidrig Entzogenen haben sich ganz bedeutend vermindert. Der vächste Aufsatz von demselben Verfasser enthält einen Beitrag zur Statistik f. Iv Wrer dem Ffter 858 8 re Lebensstellung und ihr Beruf.“ Es sind in demselben die bei ’3 Volkszählung am 1. Dezember 1880 ermittelten Hochbejahrten 80 EEE1. nsemmengesteht. v Berücksichtigung der Beschäftigung, welcher sie früher obgelegen haben bez. noch jetzt zur Zeit der Zählung ausübten. Hierauf folgt ein diitter Aufsatz von dem gleichen Verfasser über „Die Bewegung der Bevölkerung im Königreich Sachsen während des Jahres 1883“, vorin die Eheschließungen, Geburts⸗ und Sterbefälle unter Ver⸗ gliitung mit früheren Jahren nach verschiedenen Richtungen hin tabellarisch zusammengestellt und einer wissenschaftlichen Prüfung unterogen worden sind. In dem nächsten (vierten) Aufsatze be⸗ spricht Regierungs⸗Assessor Dr. von Studnitz „Die wirthschaftliche Stellung des Königreichs Sachsen im Deutschen Reiche“. Dieser Lufsatz gliedert sich in folgende Abschnitte: A. Das Land. Flächen⸗ inhalt; Höhenverhältnisse; Klima. B. Die Bevölkerung. Stand und Dich⸗ tigkeit der Bevölkerung; Geschlecht; Geburtsort; Staatsangehörigkeit; ö itgesseschertfele; n der die evölkerung nach dem Beruf. C. Ueber einige Erwerbszweige der Bevölkerung: a. Landwirthschaft; b. Viehzucht; c. Bergbau; 1 Hüt⸗ tenvroduktion. D. Dampfmaschinen. E. Verkehr: a Eisenbahnen; d Post und Telegraphie; c. Schiffahrt. F. Ueber einige Verbrauchs⸗ ariikel: a. Salz; b. Zucker; c. Taback; d. Branntwein; e. Bier. Der gedachte Aufsatz enthält eine Fülle von interessanten Ver⸗ glechungen der sächsischen Verhältnisse mit denen der übrigen deut⸗ sten Staaten und giebt ein treffendes Bild von der Entwickelung dr Statistik nach einheitlichen Grundsätzen im neuen Deutschen Recche. Der letzte Aufsatz von Dr Victor Böhmert bespricht Die sächsischen Viehzählungen von 1834 1883“. In diesem Auf⸗ saze werden nach einigen vorausgeschickten allgemeinen Bemer⸗ nngen die Methode und die Hauptergebnisse der sächsischen Vieh⸗ ühlungen von 1834 1883, die Gesammtergebnisse der sächsischen Vieh⸗ sählung von 1883 im Vergleich mit früheren Zählungen und mit den Eigebnissen der übrigen deutschen Staaten, ferner die Einzel⸗ ergebnisse der sächsischen Viehzählung und endlich der Verkaufswerth 1 LE““ Thiere dem Aufsatze ersehen daß die Viehzu eine ganz andere Bedeutung und Richtun alangt hat als früher. Die steigende Nachfrage nach Milchprorakten und Fleisch drängt darauf hin, auf die Wahl, Zucht und Haltung des W verwenden und namentlich das rchschnittliche Gewicht und den Nutzungswerth des Viehes immer mehr zu steigern. Die Viehhaltung wird natürlich immer abhängig llaiten von dem Areal des Landes und namentlich von der landwirth⸗ dit G 1“ 49 üft kerten Lande wie Sachsen n. ebenso wie die Einwohnerza wahsen; man wird daher bei einer Beurtheilung der Viehhaltung nesciedener Staaten der Vergleichung der Zahl der Viehstücke mit er Bodenfläche einen höheren Werth beilegen müssen, als der Ver⸗ gleitung mit der Einwohnerzahl. Das Königreich Sachsen hat im Vethältniß zur Gesammtfläche unter allen deutschen Staaten den gün⸗ Uhien 1“ Es 8n 18 8 1883 auf den Quadrat⸗ lometer in Sachsen 8, erde (in Preußen 6,9), 43,4 Rindvie ii Preußen 25,1), 23,7 Schweine (in Preußen 16,7), 7,8 Ziegen 88 gunfen 4,9) Nur in der Schafzucht zählte Preußen auf den Quadrat⸗ rer 889 42,3 und Sachsen nur 9,9 Schafe. In dem 50 jährigen Zeit⸗ inag on 1264 88* 8 pchc 6 Zahl 8 Nn 1 von auf 8d8 indviehes von 546 942 auf 651 329, der Füweine von 104 689 auf 355 550, der Ziegen von 48 553 auf 9 und der Bienenstöcke von 40 808 auf 53 756. Dagegen ist ü88”” 1 ee aöeb 8 604 68 82 Das Werth von 238 755 304 die Pferde se if ℳ., h von z e Pferde 83,6 Mill. ℳ, uf die Rinder 133 Mill., auf die Schafe 3,4 Mill., auf die Schweine 18 Nill. und auf die Ziegen 1,8 Mill. Der durchschnittliche 1G b e. 1r 659,4 ℳ, eines Stückes Rindvieh * 9, eines Schafes 23 ℳ, eines Schweines 47,1 und nh Ziege 16,1 Bezüglich der weiteren detaillirten se en db und Berechnungen müssen wir auf den Auf⸗ 16 88 st verweisen. Die Viehzählungs ⸗Ergebnisse lrc hh nasnen Gemeinden werden den sich dafür Interessirenden ftes uh eröffentlichung eines bereits in Druck befindlichen Separat⸗ v er die Viehzählung vom Jahre 1883 in einiger Zeit geboten

wer

beidie Zeitschrift des Königlich sächsischen Statistischen Bureaus er⸗ g. im Kommissionsverlag der Königlichen Expedition der „Leipziger dräbe in Leipzig und der Buchhandlung von R. von Zahn in n. 30 1.““ jährlich 3 bei einem Umfange von jährlich

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

gundeiträge zur Reform des Strafprozesses. Auf an Vorträge, gehalten in der Juristischen Gesellschaft zu Berlin ersen tober 1884 und 10. Januar 1885, von Dr. Justus Ols⸗ dehannti Landrichter. Berlin, 1885. Verlag von Franz Vahlen. nirn M ich hatten in der Reichstagssession 1884 einerseits die Abgeord⸗ be ne und Gen., andererseits der Abgeordnete Reichensperger⸗ d Urth fraͤge auf Einführung des Rechtsmittels der Berufung gegen inführheile der Strafkammern in erster Instanz gestellt. Die Wieder⸗ netschäftder Berufung wurde sodann in verschiedenen juristischen Frrstächri en besprochen und befürwortet und auch vom deutschen Söhnift bage 1884 angenommen. Auch der Verfosser der vorstehenden erührte in seinen beiden im Winter 1884 —85 in der Juristischen Berlin gehaltenen Vorträge die Berufungsfrage, ohne b 8. das „Für“ und „Wider“ einer neuen Erörterung zu unter⸗ keor,n d . wendete er sich nur dagegen, daß eine blos partielle aftnstan Strafprozeffes durch Einführung der Berufung gegen die nen snziellen Uͤrtheile der Strafkammern vorgenommen werde, indem

8 1.“ 1“

Strafprozeßordnung lediglich soweit abzurunden, als solches die Durch⸗

führung jenes Desideriums bedingen würde. Er bestritt einmal, daß

das Bedürfniß nach Einführung der Berufung ein so dringendes sei⸗ und behauptete ferner, daß es sich wegen des engen Zusammenhanges der Berufungsfrage mit vielen anderen, zum Theil sehr wichtigen

Fragen der Verfassung und des Verfahrens nicht empfehle, nur jene

zu regeln. Den wesentlichen Inhalt dieser seiner beiden Vorträge hat

nun Dr. Olshausen in vorstehender Schrift wiederholt. Dieselbe zerfällt in zwei Haupttheile. In dem ersten handelt der Verfasser von dem

Zusammenhange der Berufungsfragen mit anderen Fragen der

Organisation und des Verfahrens und zwar I. über die Punkte, welche in den im Reichstage gesteüten Anträgen berührt sind (Protokollirung, weitere Beschwerde, Wiederaufnahme des Verfahrens wegen nova); II über die Punkte, welche in den beim Reichstage gestellten Anträgen keine Berücksichtigung gefunden haben (1) Kostenpunkt, Besetzung der Berufungskammern gegen schöffengerichtliche Urtheile; 2) Ausschluß des Berichterstatters von. der Theilnahme an

der Hauptverhandlung; 3) Bestimmung des Umfanges der

Beweisaufnahme durch das Gericht, 4) Erforderniß der Zwei⸗Drittheil⸗ mehrheit bei Entscheidung der Schuldfrage, 5) Regelung des Be⸗ rufungsverfahrens in der Strafprozeßordnung). Nach Erörterung dieser verschiedenen Punkte wirft der Verfasserschließlich die Frage auf, ob wirklich die Wiedereinführung der Berufung sich empfeble oder ob nicht die Zulassung einer noch⸗ maligen Verhandlung der Sache bei einer, mit anderen Richtern be⸗ setzten, Kammer desselben Landgerichts vorzuziehen sei. Olshausen spricht sich nun entschieden für das Letztere aus und sucht in Kürze den Vorzug des letzteren Verfahrens zu erweisen. Hierauf wendet sich der Verfasser im zweiten Haupttheile seiner Schrift zu den Reformen, welche nach seiner Meinung auch ohne Rücksicht auf die Einführung der Berufung gegen erstinstanzliche Urtheile der Strafkammern bei dem Strafprozeß einzuführen seien, und bespricht nun als einer Aenderung bedürftig: 1) die Vorschriften über Ablehnung der Gerichts⸗ personen, 2) die auf die Vorbereitung des Hauptverfahrens bezüglichen Bestimmungen, 3) die Eidesleistung (insbesondere die Vorvereidigung, den äußeren Hergang der Eidesleistung, die Verpflichtung zur Eides⸗ abnahme), 4) die Frage der nothwendigen Vertheidigung, 5) die Vor⸗ schriften, betreffend die Entscheidung über die Eröffnung des Haupt⸗ verfahrens, 6) die Fragestellung im schwurgerichtlichen Verfahren, 7) die Belastung des zur Strafrechtspflege herangezogenen Laien⸗ elements, 8) die Bestimmungen über Aufstellung der Jahreslisten der Schöffen sowie der Vorschlagslisten für die Geschworenen, 9) die Ge⸗ staltung des Privatklageverfahrens, 10) das Verfahren bei Unbrauchbar⸗ machung von Preßerzeugnissen, 11) die Strafvollstreckung betreffenden Punkte. Der Verfasser weist allenthalben in Kürze auf die Mängel bin, die sich in den erwähnten Punkten bei dem Strafprozeß ebenso⸗ wohl wie auch bei dem Privatklageverfahren zeigen und seiner Meinung nach einer Abänderung bedürfen.

Die Zwangsvollstreckungsordnung in Immobilien. Neue Subhastationsordnung.) Gesetz vom 13. Juli 1883. Textausgabe mit Einleitung, Parallelstellen, Kostengesetz, nebst Ministerialverfügungen und Sachregister zum praktischen Gebrauch von Dr. Paul Jäckel, Landrichter. Siebenter Abdruck, Berlin 1885. Verlag von Franz Vahlen. Das neue Gesetz vom 13. Juli 1883 ist bekanntlich cine Kodifikation des gesammten Zwangsvollstreckungs⸗ verfahrens in Gegenstände des unbeweglichen Vermögens, und es tritt als solche an die Stelle aller bisherigen denselben Gegenstand betreffenden Vorschriften, soweit nicht für bereits anhängige Zwangsvollstreckungen eine Ausnahme zugelassen ist. Es bestimmt endlich selbst das Ver⸗ hältniß der Immobiliar⸗ zur kollidirenden Mobiliarexekution und entscheidet damit eine Kontroverse des bestehenden Rechts. Was nun den inneren Zusammenhang des Gesetzes anlangt, dessen Tert in vorliegender Ausgabe nochmals revidirt worden, und das in 5 Haupt⸗ abschnitte zerfällt, so steht im Mittelpunkt, auf den die übrigen Theile mehr verweisend Bezug nehmen, die Schulden halber betriebene Zwangsversteigerung von Grundstücken. Dieser Titel (Tit. 3 des 1. Abschnitts) ist vollständig behandelt. An ihn schließt sich die Schulden halber betriebene Zwangsverwaltung von Grundstücken (Tir. 4 des 1. Abschn.); während die Zwangseiatragung vorweg (Tit. 2 des 1. Abschn.) abgehandelt ist. Die Zwangsvollstreckung in andere Gegenstände des unbeweglichen Vermögens (Abschn. 2), und die Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung in besonderen Fällen (Abschn. 3) stehen vollständig auf dem Boden des 3. und 4. Titels (Zwangsversteigerung und Zwangsverwaltung) und enthalten nur diejenigen Besonderheiten, welche durch den Zweck des Verfahrens und die Natur seines Gegenstandes bedingt werden. Mit Rücksicht auf die noch nicht überall vollendete Ausführung der Grundbuch⸗ ordnung sind endlich (in Abschn. 4) besondere Bestimmungen gegeben, und den Schluß bilden (in Abschn. 5) einige allgemeine und Ueber⸗ gangsbestimmungen (Gesetz, betr. die Gerichtskosten bei Zwangs⸗ versteigerungen und Zwangsverwaltungen von Gegenständen des unbeweglichen Vermögens, und 3 ministerielle Ausführungsbestimmungen vom 2. November 1883, 2. April und 8. Okrober 1884). Am Schluß ist ein Sachregister beigefügt.

Kunst und Gewerbe', Zeitschrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie, herausgegeben vom Bayerischen Gewerbe⸗ museum zu Nürnberg, redigirt von Dr. J. Stockbauer. 19. Jahr⸗ gang. Nürnberg, Verlagsanstalt des Bayerischen Gewerbemuseums (C. Schrag). 2. Heft 1885. Im Februarheft dieser Zeitschrift schil⸗ dert unter der Ueberschrift „Ein Schatzkästlein der Renaissance in Südtirol“ G. Dahlke die Sommerresidenz der Fürst⸗ kischöfe von Brixen, welche Jahr für Jahr mehr Künst⸗ ler und Kunstfreunde zur Besichtigung ihres bildnerischen Schmuckes und ihres Holzgetäfels anlockt. Leider sind der Schilde⸗ rung, wenigstens dem ersten Theil, welchen das vorliegende Heft bringt, Abbildungen nicht beigegeben. Dann folgt eine Charakteristik der römischen Stickereien, von dem so früh verstorbenen, kenntniß⸗ reichen Eugen Kalesse (mit der Abbildung eines gestickten Kelchtuches aus dem 16. Jahrhundert). In dem nächsten Beitrage untersucht Carl Friedrich die Frage bezüglich der Persönlichkeit des Meisters J. S. P., dessen Monogramm mit der Jahreszahl 1543 auf einer Radirung erscheint, die man dem Augustin Hirsvogel zugeschrieben hat. Das Resultat der Untersuchung ist, daß sich darunter Jacob Seisenegger Pictor, der intime Freund Hirsvogels und Hofmaler Könia Fer⸗ dinands I. († 1568) verberge. Es folgt dann, wie sonst, der Bericht über die permanente Ausstellung des Bayerischen Gewerbemuseums, welche gegenwärtig u. a. eine Sammlung von Stickereien bietet, die in dem Kunstinstitut von Frl. M. Jörres in München gearbeitet worden sind. Mittheilungen über neue Erwerbungen für die Bil⸗ dersammlung und die Bibliothek des Museums schließen sich an. Weiterhin folgen Berichte über die Fachschule für Maurer und Zimmerer in Berlin, über das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg, über die Ausstellung der Union centrale des arts déco- ratifs in Paris und aus dem South Kensington⸗Museum in London. Unter den „Mittheilungen aus dem Kunsthandel“ verdienen diejenigen über die Versteigerung von Kupferstichen, Holzschnitten und Hand⸗ zeichnungen bei G. Gutekunst in München (im November v. J.), sowie über die Auktion Kolbow in Berlin (im Dezember 1884) Her⸗ vorhebung. Nachrichten über Neuheiten des Buchhandels, eine Ueber⸗ sicht der neuen und alten periodischen Literatur der Kunst und des Kunstgewerbes sowie kleinere Nachrichten machen den Beschluß. Von den Kunstbeilagen des Hefts zeigt die erste ein streifenförmig gemustertes, mit cyprischen Goldfäden durchschossenes Seidengewebe palermitanischen Ursprungs aus dem 12. Jahrhundert (in vortrefflicher Chromolithographie von J. Herr in Nürnberg); die zweite eine prächtige Boule⸗Uhr aus der Mustersammlung des Museums (Licht⸗ druck von J. Einberger in Nürnberg); die dritte eine ornamentale Malerei (vermuthlich nach Giulio Romano) aus dem Palazzo Ducale in Mantua, aufgenommen von Prof. C. Mell in Salzburg (Zinkographie von Thuringer u. Co. in Nürnberg). Ferner sind in den Text u. a. folgende Illustrationen eingedruckt: Fußbodenplatten aus Fayence in San Sebastiano (Venedig); Kron⸗ leuchter für Gas, von K. Rothmüller in München, von der König Ludwigs⸗Preisstiftung des Bayerischen Gewerbemuseums preisgekrön⸗

darauf beschränkte, das Gerichtsverfassungsgesetz und die

.““ 8

Florenz; altindisches Kupfergefäß; Ofenkachel aus Schloß Viehofen in Nieder⸗Oesterreich; Albumdecke, entworfen von J Miltenberger; Rathsherrengestübl in der Marienkirche zu Zwickau (von Paulus Corbinianus Hallensis Saxoniae Scrinarius, 1617); alter Messingstempel für Buchdeckelpressung; Becken aus Bidri (Srinagar), Halsband aus Gold, Edelsteinen, und Perlen und emaillirte Goldplatte aus Tschamba (alle drei aus dem Werk von Uifalvy: „Aus dem westlichen Himalaya“). Gleichzeitig wurden als Beilagen zu dem Heft die Nummern 2 und 3 der „Mittheilungen“ ausgegeben. Denselben entnehmen wir die Notiz, daß dem Bayerischen Gewerbemuseum von Seiten des Direk⸗ tors der Kaiserlichen Reichsdruckerei in Berlin, Geheimen Re⸗ gierungs⸗Rath Busse, zum neuen Jahre ein höchst interessantes Ge⸗ schenk zugegangen ist, nämlich ein prachtvoll ausgestattetes Werk, ent⸗ haltend Rand⸗Einfassungen, Initialen und Zierschriften für den Buch⸗ druck, entworfen und geschnitten in der Reichsdruckerei. Dem Werk ist eine gedruckte Widmung an das Museum beigegeben.

Laud⸗ und Forstwirthschaft.

Dem „Bericht des Ministers für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Lucius, an Se. Majestät den Kaiser und König über Preußens landwirthschaftliche Verwaltung in den Jahren 1881, 1882 und 1883“ (Ver⸗ lag von Paul Parey in Berlin) entnehmen wir folgende weiteren Einzelheiten:

Das Jahr 1881. Die Ernteergebnisse des Jahres 188 waren ebenso wie diejenigen der beiden Vorjahre, von höchst un günstigen Witterungs⸗Verhältnissen beeinflußt. In den meisten Haupt früchten standen sie selbst gegen das Jahr 1880, dem ungünstigsten Jahre der letzten Berichtsperiode, beträchtlich zurück.

„Ein ganz ungewöhnlicher Futtermangel, welcher durch di dings sehr reiche Kartoffelernte nur theilweise und erst spät im Jahr wurde, lag lähmend auf den landwirthschaftlichen Be⸗

rieben. 8 .Aunuch die Preisverhältnisse waren der preußischen Landwirthscha 8 im Ganzen nicht günstig; für Kartoffel namentlich, di Ernte im Ueberfluß vorhanden waren, fehlte der Absatz und die Preise erreichten gegen Ende des Jahres einen Stand, welcher die Selbstkosten des Landwirthes nicht decken konnte; dagegen waren di fehlenden Futtermittel nur zu den höchsten Preisen zu beschaffen.

Die Viehwirthschaft litt außerordentlich unter der Futternoth die Landwirthe waren vielfach gezwungen, ihre Rindviehbestände zu vermindern und das große Angebot führte zu einer ganz erheblichen Preisermäßigung für Fett⸗ und Magervieh. Nur Molkereiprodukte und Produkte der Schweinezucht waren für gute und zum Theil hohe Preise dauernd gesucht.

Bei dieser Ungunst der Verhältnisse war es für die preußische Landwirthschaft von der höchsten Bedeutung, daß die beiden wich⸗ tigsten Nebengewerbe, die Spiritus⸗ und Zuckerfabrikation, gute Ab⸗ schlüsse erzielten. Für beide gestalteten sich die Absatzverhältnisse äußerst günstig und die Preise befriedigend, zum Theil gewinnreich Die Spiritusfabrikation insbesondere gewann in Folge der reichlichen Kartoffelernte und der befriedigenden Verwerthung ihrer Produkte eine außerordentliche Ausdehaung und leistete dem herrschenden Futter⸗- mangel gegenüber der Landwirthschaft zur Erhaltung der Webbestände die wesentlichsten Dienste.

Was nun die Ernte des Jahres 1881 speziell anlangt, so waren die Witterungsverhältnisse, die Nässe im Herbst und die Kälte im Frühjahr für die Bestellung der Feldfrüchte so ungünstig, daß mit Ausnahme der Kartoffeln, die in Menge geerntet waren, sämmtliche Getreidearten einen nur sehr mäßigen Ertrag ergaben. Es wurden im Jahre 1881 geerntet: Roggen: Sommerroggen 597 934 Doppel⸗ centner Körner (1 152 164 Doppelcentner Stroh), Winterroggen 36 271 073 Doppelcentner Körner (68 045 694 Doppelcentner Stroh), durchschnittlich pro Hektar Sommerroggen 521 kg Körner (1003. kg Stroh), Winterroggen 833 kg Körner (1562 kg Stroh). Hafer: 22 317 316 Doppelcentner Körner (30 859 678 Doppelcentner Stroh), durchschnittlich npro Hektar 905 kg Körner (1252 kg Stroh). Kartoffeln: 155 554 824 Doppelcentner. Winterweizen: 10 294 289 Doppelcentner Körner (17 841 128 Doppelcentner Stroh), Sommerweizen 549 713 Doppelcentner Körner (811 638 Dovppel⸗ centner Stroh), durchschnittlich pro Hektar 1056 kg Körner (1820 kg Stroh). Gerste: Wintergerste 660 312 Doppelcentner Körner (769 438 Doppelcentner Stroh), Sommergerste 9 402 072 Doppelcentner Körner (11 335 549 Doppelcentner Stroh), durch⸗ schnittlich pro Hektar Wintergerste 1257 kg Körner (1464 kg Strob), Sommergerste 1140 kg Körner (1375 kg Stroh).

Die Durchschnittspreise des Jahres 1881 betrugen per 1000 kg: für Weizen 220 ℳ, Roggen 202 ℳ, Gerste 166 ℳ, Hafer 159

In den Hauptgetreidefrüchten bedurfte Deutschland während des Jahres 1881 einer gesteigerten Zufuhr von außen. Der Zuschuß (Einfuhr abzüglich der Ausfuhr) bezifferte sich in 1881 auf Weizen 3 085 610 Doppelcentner, Roggen 5638 903 Doppelcentner, Gerste 1 285 102 Doppelcentner, Hafer 2 309 992 Doppelcentner. Die Haupt⸗ bezugsquellen lagen für Deutschland in Rußland, Oesterreich⸗Ungarn und Amerika.

In der Thierzucht war im Jahre 1881 eine ruhige Fortent⸗ 8 wickelung in den bis dahin eingeschlagenen Zuchtrichtungen erkennbar. Eine gute, durch Verabreichung von Kraftfutter unterstützte Haltung der Thiere wurde mehr und mehr zur allgemeinen Regel. Von Kraft⸗ futtermitteln fanden neben Kleien und Oelkuchen die exotischen Futter⸗ mittel: Palmkernkuchen, Erdnußkuchen, auch Baumwollensamenkuchen erweiterten Eingang; auch die aus Rußland zugeführten Hanfkuchen 8 fanden mit Rücksicht auf ihren mäßigen Preis steigende Beach⸗ tung. Der geringe Aussall der Futter⸗ und Strohernte des Jahres 1881, für welche die reichliche Ernte an Hackfrüchten nur theil⸗ weisen Ersatz bot, erschwerte die Ernährung der Thiere. Wo es an Mitteln zur Anschaffung von Kraftmitteln fehlte und wo nicht die Futterung durch Abfälle technischer Gewerbe unterstützt wurde, trat im Spätherbst einfach die Nothwendigkeit hervor, die Vieh⸗ bestände zu vermindern. Durch das starke Angebot fielen die Preise für Magervieh und für Fettvieh gegen Ende des Jahres ganz erheb⸗ lich, nur fette Schweine und Schafe blieben begehrt, und die Preise der Molkereiprodukte waren zufriedenstellend. Neben der Futternoth machte sich der Streumangel fühlbar. Man war genöthigt, zu Sur⸗ rogaten aller Art, Waldstreu, Moorerde u. s. w. zu greifen, wodurch die Düngerproduktion beeinträchtigt wurde. Der Gesundheitszustand der Hausthiere war im Allgemeinen befriedigend.

(Fortsetzung folgt.)

Washington, 11. Februar. (W. T. B.) Die Berichte des Departements der Landwirthschaft für den Monat Fe⸗ bruar ergeben, daß das Verhältniß der bis zum 1. Februar von den Plantagen auf den Markt gebrachten Baumwolle 89 ½ % der Ernte ist. Der Ertrag der Baumwollen⸗Ernte wird auf ungefähr Ballen oder 99 % der Ernte des letzten Jahres geschätzt.

ländischen Gemeinden Echt, St.

Limburg) aufgetreten.

Gewerbe und Handel. Der in Mainz domizilirte Verein „Concordia“ hielt vor einigen Tagen in Berlin (Restaurant Julitz) unter dem Vorsitz des Reichstags⸗ abgeordneten Kalle eine außerordentliche Generalversamm⸗ lung zur Berathung der im Reichstage von den Abgeordneten Hertling, Lohren, Stöcker und Kropatschek eingebrachten, die Herbeiführung eines

wirksamen Arbeitergesetzes bezwecenden Anträge ab. Die Ver⸗ sammlung, welcher verschiedene Reichstagsabgeordnete, ferner der Vor⸗-

ter Entwurf; geschnitzte Cartouche von einer Thür der Uffizien in

sitzende des Centralverbandes deutscher Industrieller, Kommerzien⸗Rath

.“