1885 / 57 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Mar 1885 18:00:01 GMT) scan diff

an der mittleren Ems gehabt hat, müssen sich sehr bald auch in West⸗ falen und nach dem Rhein hin geltend machen, wenn das noch nicht geschehen it. 1““ E

Was die Einwürfe der Gegner betrifft, so zerfällt die Be⸗ hauptung, daß die geplanten Holzzölle nur den Großgrundbesitzern eine reiche Rente sichern würden, in nichts und macht sich selbst ver⸗ dächtig, weil die Rente, die geschützt werden muß, keineswegs reich ist und werden kann. Es wäre hier gestattet, den Einwurf um⸗ zukehren und zu sagen, daß ein auf unnatürlichen Grundlagen be⸗ ruhender Handel und Industrie zu Gunsten Weniger durch die Zer⸗ störung der deutschen Waldrente aufrecht und blühend erhalten werden soll.

Dem Zweifel, daß der inländische Holzverbrauch, zumal auch der der Industrie der fremden Hölzer entbehren könne, wird sachverständi⸗ gerseits entgegengehalten, daß der deutsche Wald allen Bedarf an Holz reichlich decken kann, wenn er gegen das Ausland geschützt und in sich erwei⸗ tert wird. Fest steht jedenfalls, daß manche fremde Holzart, die im Inlande gesucht ist, cinige wenige Hölzer, die das Kunsthandwerk nicht entbehren mag, vielleicht ausgenommen, auch auf heimischem Boden sich anbauen läßt, sowie daß über die Qualität heimischer und fremder Hölzer vielfach irrige Meinungen umlaufen. Wahr mag es sein, daß das Geschäft mit fremden Hölzern einfacher ist, als mit inländischen; dieser Vorzug ist aber auch für die letzteren zu erreichen.

Weil noch zu erhebliche Vorräthe fremden Holzes vorhanden, noch zu viele Verpflichtungen eingegangen sind, werden die geplanten

Holzzölle ihren Einfluß nicht sofort sichtbar üben. Auch muß die Verlegung der Holzmärkte von den Seeplätzen u. s. w. nach dem Innern des Landes erst vor sich gegangen sein, worüber immerhin Jahre vergehen können. Daß aber dann der Einfluß der Holzzölle zu Gunsten der Preise des inländischen Produkts sich geltend machen wird, dürfte durch das oben gebrachte Beispiel den Preisunterschied der im mittleren Emsgebiet in der Nähe des Flusses und der Bahn, sowie der in bestimmter Entfernung davon fallenden Hölzer im Kleinen bewiesen sein. 1

Der Uebergang von den augenblicklichen Verhältnissen zu denen, welche die Holzzölle anbahnen sollen, mag nicht ohne manche Härten und Schädigung einiger Seeplätze und Personen vorübergehen, allein

schwerer als dieses wiegt das Gesammtwohl des Vaterlands, die Er⸗ haltung des deutschen Walds, die Vermehrung des Nationalvermögens. Auch dürfte es sich wohl nur um eine Verschiebung der Holzindustrie von ihren jetzigen Sihen mehr nach dem Innern des Reichs handeln.

Eins ist sicher: ist die Nothwendigkeit, den deutschen Wald auch durch Zölle zu schützen, einmal eingetreten, so ist auch nicht mehr zu zaudern und die Frage von allen Parteien ohne jede politische oder sonstige Nebenrücksicht zu prüfen. Die Geschichte aller Zeiten lehrt die Erhaltung und Pflege des Waldes als ein unumstößliches Gesetz. Die Folgen, welche die Verletzung dieses Gesetzes zeitigt, haben wir in den alten Kulturländern Europas vor Augen; seien wird deshalb im eigenen Hause vorsichtig!

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 10. In⸗ halt: Eisenbahnmesen: Bekanntmachung, betreffend Ergänzung und Abänderung des Betriebsreglements für die Eisenbahnen Deutsch⸗ lands. Zoll⸗ und Steuerwesen: Abänderung der Tarasätze für Wollengarne. Tarasätze für Mühlenfabrikate aus Getreide und Hülsenfrüchten. Marine und Schiffahrt: Erscheinen eines Nach⸗ trags zur amtlichen deutschen Ausgabe des Internationalen Signal⸗ buches. Konsulatwesen: Exequaturertheilung. Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 10. Inhalt: Amtliches: Personal⸗Nachrichten. Nichtamtliches: Die Frage der Fällzeit des Holzes. Die Statistik der Bau⸗Unterhaltungskosten. (Schluß.) Panama⸗Kanal, Nicaragua⸗Kanal und Schiffseisenbahn von Tehuantepec. (Schluß aus Nr. 8.) Rom und die Tiber⸗ regulirung. Die überseeische Kohlenausfuhr Deutschlands. Ver⸗ mischtes: Preisbewerbung zum Schinkelfest 1885. Preisausschreiben des Vereins deutscher Ingenieure. Römische Funde in Mainz.

Anlage von Sicherheitsweichen. Beschädigung von Mauerwerk durch ungleiches Setzen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Jahre 1875 ist im Verlage von W. Kohlhammer in Stutt⸗ gart erschienen: „Fürst Bismarck', eine Lebensbeschreibung, be⸗ rbeitet von Dr. Wilhelm Görlach. (kl. 8⁰, 1 ℳ) Von diesem

ismarck⸗Büchlein, welches sich durch knappe Form, anschauliche Dar⸗ stellung und systematische Anordnung empfiehlt, und sofort nach Erscheinen vier Auflagen erlebt hat, ist zum 70. Geburtstag Sr. Durchlaucht eine neue Ausgabe veranstaltet, die an Stelle des ver⸗ storbenen Verfassers der Professor Dr. Egelhaaf in Heilbronn in altem Geiste bis auf die neueste Zeit fortgesetzt hat. Das kleine Buch hat besonders durch den neu hinzugefügten Abschnitt „Zoll⸗, 8.B-,e⸗ und Sozialreform“ eine schätzenswerthe Bereicherung erfahren.

—, Praktische Rathschläge für Offiziere des Be⸗ urlaubtenstandes und Solche, die es werden wollen. Von Leo von Wenckstern. Jena, Herm. Costenoble, 1885. Das vorstehende Buch eine Fortsetzung des im Verlage von H. Risel & Co. (Hagen i. W.) erschienenen „Praktische Rathschläge für Einjährig⸗Freiwillige“ hält sich vom Schematismus und von dienstlichen Instruktionen gänzlich fern und will dem gedienten Ein⸗ jährig⸗Freiwilligen, dem Offizier⸗Aspiranten, dem jungen Reserve⸗ Offizier allgemeine und speziehle, aus der Praxis geschöpfte Rath⸗ schläge ertheilen über das dienstliche und außerdienstliche, das kamerad⸗ schaftliche und gesellschaftliche Verhalten des Unteroffiziers, Vize⸗ Feldwebels und Offiziers der Reserve. Als Anhang ist dem Buche eine übersichtliche Zusammenstellung der betr. wichtigen gesetzlichen Bestimmungen über Dienstverhältnisse, Kompetenzen, Beschwerden und Ehrengericht heigegeben, sowie ein Coupon, unter dessen Benutzung kostenlose Auskunft in Detailfragen vom Verfasser zu erhalten ist. Der Preis beträgt 1 15 ₰.

Die vollständig umgearbeitete vierte Auflage von Brockhaus Kleinem Conversations⸗Lexikon“, kürzlich als bevorstehend angekündigt, hat soeben zu erscheinen begonnen. Das erste Heft, Anfang März ausgegeben, zeigt eine große Reichhaltigkeit. Es bringt 64 Spalten Text in kompressem Druck, der aber Dank den scharfgeschnittenen Lettern und dem weißen holzfreien Papier auch für schwache Augen leicht lesbar ist, ferner 4 Tafeln: eine gute Karte von Afrika mit Bezeichnung der vom Deutschen Reich dort er⸗ worbenen Gebiete wie der andern europäischen Kolonien, eine Chromo⸗ tafel (Giftpflanzen) und zwei schwarze Bildertafeln (Architektonische Stilarten: Bauwerke und Arabesken) von sorgfältigster Ausführung und kostet nur 25 ₰. Das ganze Werk wird 60 Hefte in 2 Bän⸗

den umfassen. Veterinärwesen. In dem Dorfe Sochocino⸗Czyzewo, Kreis Plock (Russisch⸗ Polen), ist die Rinderpest ausgebrochen.

Gewerbe und Handel.

Glasgow, 7. März. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich 587 900 Tons, gegen 593 600 Tons im vorigen Jahre. Sagl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 93, gegen 97 im vorigen Jahre.

New⸗York, 6. März. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen vatonehefen 55 000 B., Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 28 000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 33 000 B., Vorrath 770 000 B.

Die New⸗York⸗Centralbahn setzte eine Quartals⸗Divi⸗ dende von 1 % anstatt der gewöhnlichen 1 ½ % fest.

SEnbmissionen im Auslande. Niederlande. 1) 16. März 1885, Nachmittags 42 Uhr. Hollandsche Pzeren Spoorweg⸗Maatschappy im Central⸗Administrationsgebäude zu Amsterdam am Droogbak, Zimmer Nr. 46:

Loos Nr. 364. Lieferung von eisernen Ueberdachungen für die Perrons und einen Theil der Tunnels auf der Station Delft. Taxwerth 20 000 Fl. 1 Bedingungen sind für 1,50 Fl. käuflich beim Ingenieur, Zimmer Nr. 154, im vorgenannten Administrationsgebäude, woselbst auch Auskunft ertheilt wird.

2,) 16. März 1885, Mittags. Kolonial⸗Ministerium im Haag:

Loos La. F. Lieferung von metallenen Oberbauen für Brücken in Niederländisch⸗Indien.

Bedingungen liegen im technischen Bureau des vorgenannten Ministeriums zur Einsicht aus und sind für 3,00 Fl. bei dem Buch⸗ händler Martinus Nyhoff im Haag, Nobelstraat 18, käuflich.

3) 18. März 1885, Nachmittags 1 Uhr. Gemeindegasfabrik zu Dordrecht:

Lieferung von 89 000 hl Gaskohlen.

Bedingungen liegen zur Einsicht aus und sind käuflich für 0,25 Fl. in der vorgenannten Gasfabrik.

14) 20. März 1885. Gemeindegasfabrik zu Zutphen:

Lieferung von 3 000 000 kg Gaskohlen in zwei Abtheilungen. .“ sind bei dem Direktor der vorgenannten Fabrik zu

erhalten.

5 28. März 1885. Gasfabrik Utrecht:

Lieferung von 28 790 t bezw. 47 490 t Gaskohlen für die

Zeit vom 1. Mai 1885 bis 30. April 1886 bezw. vom 1. Mai

1885 bis 31. Dezember 1886.

Bedingungen sind zu erhalten bei dem Direktor der vorgenannten

Gasfahrik, woselbst auch Auskunft ertheilt wird. 1“

Verkehrs⸗Anstalten. 1““

Bremen, 6. März. (W. T. B.) Der Dampfer „e⸗ Norddeutschen Lloyd „Eider“ ist heute Vormittag in Southampton eingetroffen.

Bremen, 7. März. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Elbe“ ist gestern Abend 10 Uhr in Rew⸗York, und der Dampfer „Nürnberg“ von derselben Gesell⸗ schaft gestern in Baltimore eingetroffen.

Berlin, 7. März 1885.

Die Direktion der Kaiser⸗Wilhelms⸗Spende, Allgemeine Deutsche Stiftung für Altersrenten⸗ und Kapitalversicherung, hat ihrem Zahlstellen⸗Inspektor, Hrn. W. Schuppelius, in Breslau außer dem ihm bereits zugetheilten Regierungsbezirk Breslau nunmehr auch den Regierungsbezirk Oppeln überwiesen. Das vom 1. April 1884 ab laufende Geschäftsjahr wird für die Kaiser⸗Wilhelms⸗Spende einen sehr günstigen Jahresabschluß nachweisen. Es waren beim Schlusse des Geschäftsjahres 1879/80 337 Mitglieder mit 41 855 Einlagen 1646 8 1. 4 2790 8 159 875 4712 8 229 975 1883/84 6198 8 kkbEeeeeö 5 am 18. Februar 1885 7930 660 900 5 so daß also das neue Geschäftsjahr nahezu 100 % Einlagen mehr als das Vorjahr nachweisen wird. Im Regierungsbezirk Breslau sind seit 1. April 1884 über 40 000 eingezahlt. Es beträgt zur Zeit der Garantiefond der Anstalt 1 930 000 ℳ, der Sicherheitsfond 156 000 ℳ, und haben die Einlagen die Höhe von 1 652 125 erreicht. 1““

Vaterländischer Frauenverein. Nach Allerhöchster Be⸗ stimmung Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin findet die dies⸗ jährige Generalversammlung des Paterländischen Frauenvereins am Mittwoch, den 25. März d. J., Abends 6 ½ Uhr, im Adler⸗Saale des Königlichen Palais, Eingang durch das ehemals Niederländische Palais, Unter den Linden 36 statt, wozu wir die Mitglieder des Hauptvereins und der Zweigvereine hierdurch freundlichst einladen.

Zur Legitimation beim Eingange dient die Mitgliedskarte.

Zugleich bemerken wir, daß nach §. 5 und 6 des Vereinsstatuts zur Aufnahme in den Verein als ordentliche Mitglieder unbescholtene Frauen und Jungfrauen ohne Unterschied des Glaubens und Standes befähigt sind, welche für die Dauer ihrer Mitgliedschaft sich ver⸗ pflichten, einen Beitrag von monatlich mindestens 50 zur Vereinskasse zu zahlen und weibliche Handarbeiten für die Zwecke des Vereins un⸗ entgeltlich auszuführen oder sonst für den Verein nach Maßgabe der Umstände thätig zu sein.

Außerordentliches Mitglied des Vereins wird ein Jeder, der einen regelmäßigen Geldbeitrag zur Vereinskasse zu zahlen sich verpflichtet.

Etwaige Gesuche um Aufnahme in den Verein mit Angabe des zu zahlenden Geldbeitrages bitten wir an unser Bureau, Wilhelm⸗ straße 73 hierselbst, zu richten. 1

Berlin, den 23. Februar 1885.

Der Vorstand des Vaterländischen Frauen⸗Vereins.

Charlotte Gräfin von Itzenplitz.

Das neue städtische Schul⸗Museum, das in der 2. Etage des Hauses Stallschreiberstraße 54 errichtet ist, wurde heute Vor⸗ mittag durch einen feierlichen Aktus eingeweiht. In dem großen Bibliotheksaal, in dem die Feier stattfand, hatte sich eine zahlreiche geladene Versammlung eingefunden. Kurz vor Beginn der Feier erschien der Staats⸗Minister Dr. von Goßler in Begleitung des Geh. Ober⸗Regierungs⸗Raths Wätzold. Nachdem der Minister Platz genommen hatte, intonirte der von Lehrern des vierten Schulkreises gebildete Sängerchor den 23. Psalm in der Kleinschen Komposition. Dem folgte das von Lehrerinnen desselben Schulkreises gesungene Terzett der Engel aus „Elias“ von Mendelssohn⸗Bartholdy, bierauf nahm Stadtschulrath Bertram das Wort zu einer weihevollen Ansprache, in der er zunächst auf die gewaltig gesteigerten An⸗ forderungen hinwies, die an die Schulverwaltung unserer Stadt heran⸗ treten. Während 1873 56 000 Kinder die städtischen Kommunal⸗ schulen besuchten, während 1877, als die 100. Gemeindeschule einge⸗ weiht wurde, diese Zahl schon auf 75 000 angewachsen war, haben die städtischen Volksschulen z. Z. für den Unterricht von 134 000 Kindern zu sorgen. Die Zahl der Kinder hat sich seit 11 Jahren mehr wie verdoppelt, die Gesammtbevölkerung ist in derselben Zeit dagegen nur um kaum gewachsen. Für diesen Kinderreichthum haben die seit 1877 neu errichteten 27 Schulgebäude nur ungenü⸗ gende Unterkunft bieten können, 16 weitere Gebäude nahen der Vollendung, der Bau von ebensoviel hat bereits geplant werden müssen. Der Redner verbreitete sich sodann über die bis 1875 zurückreichende Geschichte des Schul⸗Museums, das in andern großen Städten bereits segensreich wirkende Vorgänger hat, und skizzirte endlich die speziellen Aufgaben, die das Museum zu erfüllen bestimmt ist. Nachdem Gesang die Feier geschlossen, nahmen die Anwesenden die schönen Räume des Museums in Augenschein. v 1“

.Eine besondere Anziehungskraft wird auf die Besucher der internationalen Ausstellung von Arbeiten aus edlen Metallen und Legirungen in Nürnberg die Abtheilung der Maschinen und Werkzeuge ausüben, nicht nur durch die Zahl der Aussteller, sondern weit mehr noch durch die Gediegenheit der ausge⸗ stellten Gegenstände und namentlich durch den Umstand, daß auf ver⸗ schiedenen Maschinen gearbeitet wird. Am Umfangreichsten wird sich wohl das Arrangement der chemischen Fabrik des Dr. G. Langbein in Leipzig gestalten. Diese hervorragende Fabrik, deren Spezialität die Herstellung von Materialien und Utensilien für Galvano⸗ plastik, dynamo⸗elektrische Maschinen für Vernickelung, Ver⸗ kupferung, Vermessingung, Versilberung, Vergoldung, sowie Schleif⸗ und Polirmaschinen bilden, wird eine Musterwerkstätte für Galvanoplastik bringen und in derselben während der Dauer der Ausstellung arbeiten lassen. Um das Verfahren in seiner ganzen Ausdehnung zu zeigen, ist hierzu ein sehr großer Raum nöthig.

E sich die Thonwaarenfabrik Annawer Geith in Coburg, welche durch ihre, für die Galvanoplastik so wichtig fäurefesten keramischen Apparate und Wannen, durch ihre Emailllir⸗ und Muffelöfen rühmlichst bekannt ist. Die berühmte sächsische Maschinen⸗ und Werkzeugfabrikation wird in den Sppezialitäten, welche bei den Metallgewerben in Frage kommen, durch einen hervor⸗ ragenden Repräsentanten, durch die Werkzeugfabrik von Erdmann Kircheis in Aue vertreten sei, welcher außer einer Reihe von Maschinen namentlich eine Kollektion von Werkzeugen zur Bearbeitung von Blechen ausstellt. Die Firma J. V. Reinholdt in Pforzheim bringt eine Guillochir⸗ maschine, die zu den interessantesten Dekorationswerkzeugen der Metall⸗ technik gebört, indem sie die Uhrgehäuse, die Gold⸗ und Silbergeräthe u. s. w. mit jenen durcheinander gezogenen Kreis⸗ und Wellenlinien versieht und so den Flächen ihren blanken Metallglanz nimmt. Neben der Maschine wird eine große Anzahl von fertigen Gegenständen die Leistungsfähigkeit der Pforzheimer Guillocheure vor Augen führen. Louis Schuler in Göppingen bringt ebenfalls Metallbearbeitungs⸗ maschinen und darunter besonders eine Medaillen⸗Prägmaschine, auf welcher die bekannte Firma L. Chr. Lauer in Nürnberg während der ganzen Dauer der Ausstellung arbeiten lassen, wird. Diese Vor⸗ führung des Medaillenprägens darf um so größeres Interesse in An⸗ spruch nehmen, als das Geld in Aller Händen ist, die Herstellung desselben aber nur Wenige je gesehen haben. Von den übrigen Aus⸗ stellern ein andermal.

Wernigerode, 4. März. Das hiesige „Int.⸗Bl.“ schreibt: „Ueber die nunmehr festgestellte Linie der Bahn Wernigerode⸗ Brocken, deren Bau in der Mitte des Sommers beginnen soll, erhalten wir folgende Mittheilung: Am Bahnhof Wernigerode beginnend, geht die Brockenbahn am Hospital St. Georgii vorbei, dann auf der linken Seite der Holtemme entlang an der Fabrik von Berger und Mayburg vorbei nach dem Hotel Hohnstein, von da auf der rechten Seite der Holtemme bis zum Silbernen Mann, um nun, dieselbe wieder überbrückend, rechts am Berge in fortwährendem Steigen, bis zur Höhe der Steinernen Renne hochgehend und dann rechts abbiegend, ungefähr parallel der Chaussee in der Richtung nach der Plessenburg zu ziehen. Hier dicht an der Wolfsklippe vorbei, diese links lassend, durch die Steinbrüche hindurch, um den Wolfsberg und Gebbertsberg herum nach der Ver⸗ einigung der vier Chausseen am Schlußbach und von hier neben der Buchhorstklippe durch das Schneeloch den Brocken gerade hinauf in die Höhe. Haltestellen werden wir folgende erhalten: 1) Bahnhof Wernigerode, 2) Westernthor, 3) an der Fabrik von Berger und Mavyburg, 4) Hotel Hohnstein, 5) Silbernen Mann, 6) Steinernen Renne, 7) am Wege nach der Plessenburg und den Wolfsklippen, 8) an der Vereinigung der Chausseen am Schlußbach, 9) Brocken.“

Leipzig, 7. März. (W. T. B.) In dem Landesverraths⸗ prozeß gegen Janssens und Knipper fand heute die Verkündigung des Urtheils statt. Janssens wurde wegen Landesverraths und Verleitung von deutschen Unteroffizieren zur Verletzung des Dienst⸗ geheimnisses zu 8 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Knipper wurde freigesprochen.

Der Verein ehemaliger Kameraden des Kaiser Alexander Garde⸗Grenadier⸗Regiments Nr. 1 feiert sein 11 jähriges Stiftungsfest am Montag, den 9. d. M., Abends 8 ½ Uhr, in den Gesammträumen der Berliner Ressource, Komman⸗ dantenstraße 57, durch Concert, Vorträge, gemeinschaftliches Abend⸗ essen und Ball.

Der „Stenographische Verein zu Berlin“ beginnt unter Leitung des langjährigen Lehrers der früheren Vereinskurse in der Gewerbe⸗Akademie, Herrn L. Loepert, vor der Sommerpause noch einen letzten theoretischen Unterrichtskursus in der von den Parlaments⸗ stenographen vereinfachten Stolze’'schen Stenographie am Mittwoch, den 11. März, Abends 8 ½ Uhr, in der 51. Gemeindeschule, am Wer⸗ derschen Markt 7, im Fürstenhause, linker Flügel, 2 Treppen. Der Kursus, an welchem Damen, Herren und Schüler theilnehmen können, umfaßt nur 12 Lektionen, welche Mittwoch und Sonnabend, Abends von 8 ½ 9 ½ Uhr, stattfinden. Eintrittskarten sind vorher zu haben im Abgeordnetenhause, Leipzigerstraße 75, im Bureau des Invaliden⸗ dank und, soweit es der Raum gestattet, auch vor Beginn. (Kosten⸗ beitrag 6 prän. inkl. Lehrbuch.)

Im Deutschen Theater wird morgen, Sonntag, „Die große Glocke“ und am Montag „Wilhelm Tell“ gegeben. Außerdem bringt das reich abwechselnde Repertoire der nächsten Woche Aufführungen von „Der letzte Brief“, „Der Hüttenbesitzer“, „Die Welt, in der man sich langweilt“, „Fiesko“, „Die Journalisten“. Auf Sonntag, den 8 ist das Lustspiel „Der Weg zum Herzen“, von L'Arronge, angesetzt.

Am Dienstag, den 10. März, findet in den zu diesem Zweck reich dekorirten und ausgemalten Sälen des Krollschen Etablissement das diesjährige große Künstlerfest statt. Die Uebereinkunft, welche die Direktion mit dem Verein Berliner Künstler getroffen hat, die prachtvolle neue Ausstattung bleibend zu erhalten, wird es er⸗ möglichen, auch dem weiteren Publikum die Anschauung und den Genuß derselben zu gewähren.

Im Belle⸗Alliance⸗Theater ist von den Mitgliedern des Wallner⸗Theaters die längere Zeit vom Repertoire abgesetzt gewesene Jakobson’'sche Posse „Ein gemachter Mann“ wieder mit großem Er⸗ folg gegeben worden. Die Besetzung der einzelnen Rollen ist eine von den anfänglichen wesentlich verschiedene. Doch garantiren auch hier die vortreff⸗ lichen Gäste unter Beihülfe der besten Kräfte des Belle⸗Alliance⸗Theaters eine gelungene Darstellung. Die Soubrettenrolle (Toni Sendler), welche früher dauernd in den Händen des Frl. Neumann gelegen hatte, bot gestern Abend einer neu engagirten Künstlerin, Frl. Bäckers, Gelegenheit, in dem Rahmen des bewährten Ensembles ihr Können zu zeigen. Die Dame verfügt über ein für ihr Fach beson⸗ ders nothwendiges Requisit, über eine frische und kräftige Stimme. Sie brachte in Folge dessen die verschiedenen Gesangs⸗ Nummern recht gefällig zur Geltung, auch im Uebrigen besitzt sie das Wesen einer tüchtigen Soubrette und ihr munteres Mienenspiel und ihre lebendigen Bewegungen kommen ihr sehr zu Statten. In der Rolle der Toni allerdings hätte sie eine noch größere Wirkung er⸗ zielen können, wenn sie sich mehr von der Nachahmung ihrer Vor⸗ gängerin losgelöst und größere Originalität in der Darstellungsweise gezeigt hätte; die Figur darf nicht so sehr in das Derbe und Drastische hinübergezogen werden, wie Frl. Bäckers es that, um die Lacher für sich zu gewinnen. Einzelne Momente, in denen ein trockner Humor zum Durchbruch kam, gelangen der Dame dagegen sehr gut. Die Dar⸗ stellung war im Ensemble eine vortreffliche und erregte bei dem zahl⸗ reich versammelten Publikum andauernde Heiterkeit. Die Darsteller, welchen reicher Beifall gezollt wurde, mußten nach jedem Akt mehr⸗ mals vor der Gardine erscheinen.

Belle⸗Alliance⸗Theater. Das Revpertoire der nächsten Woche wird aus Wiederholungen von „Der Raub der Sabinerinnen“, „Doctor Klaus“ und „Ein gemachter Mann“ bestehen. Am Sonn⸗ abend, den 14., geht der vieraktige Schwank „Die Schwiegermutter“, von Hermann Hirschel und Carl Hartmann⸗Plön, mit den Gästen vom Wallner⸗Theater, zum ersten Mal in Szene.

Redacteur: Riedel. .“ Berlin: 1“ Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elzner.

Sechs Beilagen

zum Deutschen Reichs⸗Anz

8 8

8

Erste

Berlin, Sonnabend, den 7. März

Beil ag e

11““

eiger und Königlich Preußischen

i Staats⸗Anzeiger. 22.

8

8

Deutsches Reich. der in den deutschen Münzstätten bis Ende Februar 1885 stattgehabten Ausprägu

1) Im Monat Februar Goldmünzen

1885 sind geprägt wor⸗ Doppel. Halbe auf

rivatrech⸗ 4 nung Markstücke Markstücke

Kronen 1es

den in:

Zwanzig⸗ Pfennig⸗

stücke

Fünfzig⸗ ennig⸗ tücke

Ein⸗ Markstücke

Fünf⸗

Zwei⸗

Berlin. EE““ Bü.

ä he2 1“

Hamburg . . 878 18 Summe 1 . . 216 840 2) Vorher waren geprägt*).

1440 722 040]455 745 300 27 969 925,603 996 24071 653 095 ,102 515 678,168 707 229 71 486 552

73 520 —ö— 35 717 922 80

3) Gesammt⸗Ausprägung 4) Hiervon wieder einge⸗

zogen. 648 000 496 270 7 505

1470 938 880 155 7755 300 77 960 925 (604 069 560 71 653 0095 102 515 678 168 707 7270 77 186 552 4 480

35 717 922 80 8 000 889 80

4 990 4 031 1 946 50

12S eS 1925 502 330

5) Bleiben

71648615102 510 688168 703 198 71 8 605 50 27717033

442 064 139,50

*) Vergl. den „Reichs⸗Anzeiger“ vom 6. Februar 1885 Nr. 32.

Berlin, den 6. März 1885.

Haupibuchhalteret 9 Reichs⸗Schatzamts.

1III“

der in der Zeit vom 1. Januar bis 28. Februar 1885 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch uuf Zoll⸗ und Steuervergütung abgefertigten Zuckermengen. ¹)

Menge des abgefertigten Zuckers.

Kandiszucker und Zucker in weißen vollen harten Broden, (Nr. 697 des statistischen Waarenverzeichnisses)

Staaten bezw. 8

er waltungs⸗

Bezirke.

111 8 JB“

der Zeit der Zeit vom vom 11. Jan. bis 16. bis

15. Febr. V 28. Febr.

WVE1

Alller übrige harte Zucker, pwje weisen Sen ucker in Krystall⸗, Krümel⸗ m und von mindestens s 069 vorerisation, 8 olarisation 8 Nr. 608 des statistischen MWlaarenverzeichnifses) Waarenverzeichnisses) v“

ö11I1 8 in

der Zeit der Zeit 8 der Zeit der Zeit vom vom vom vom

1. Jan. bis 16. bis 1. Jan. bis 16. bis 15. Febr. 28. Febr. 15. Febr. 28. Febr.

V kg ].

Rohzucker von mindestens

zusammen zusammen

Preußen. Provinz Ostpreußen.. RSSeeeeeeeee] Brandenburg . . . . Z11ö11““ 517 029 öbeöö“] Sachsen einschließlich der Schwarzb. Unterherrschaften 3 281 933 1 162 142. Schleswig⸗Holstein.... 825 105 278 080 18 175 543

Hannover. 8 Westfalen. 9 866 5 978 1 628 007 499 077

*

1104 1104 44 425 561 454

4 444 075 1 103 185 18 718 15 844

2 127 084

119 600 219 600 2 662 869 19 010 543

- 1 767 768 7 551 915

100 000 16 347 674

5 784 147 V 2150 975 500000 2650 975 7918 421 1 483797 9402 218

35 476 863 17 337 494 52 814 357 28 883 516 3 108 392 31 991 908

1 303 972 2 328 338 2 441 463

325 037 923 028 217 781

89 690 20411]7 —110 101 2 399 326 1 603 128. 4002 454

Hessen⸗Nassau 6 280 115 1 991 349

Rheinprovinz v Sa. Preußen 905 582 263 197 6 465 14 573

19 630 104 444 49 882

8 271 464

1 168 779 6 465

34 203 154 326

Sachsen .. Württemberg Baden 4*“ Thüringen, einschließl. d. Großh. sächsischen Aemter Allstedt und Oldisleben Oldenburg. Braunschweig 4*“ Elsaß⸗Lothringen .. . . .. .

1 181 766 1 623 729

127 643 970 626 667

99 060 922 28 583 048 473 682 152 85

6 183 463 7 679 720

1496 257

299 900 299 900

149 883

1020 684 710 850 390 775 1 101 625

100 200 97 996 198 196

503 48] 939 198 81 486

573 876

92 662 200 523

410 819 373 353

Luxemburg. . 8 2 760 964

6 967 635 1 785 222 8757 077 101 434 735 25 606 190 131 040 925

Ueberhaupt im deu hen⸗ ollgebiet 8 498 002 11 258 966 In demselb. d. Fegsücns 7 468 878 2 904 516] 10 373 394

¹) Die Nachweisung bezieht sich auf diejenigen Zuckermengen, welche zum Export oder zu einer öffentlichen Niederlage abgefertigt d dadurch 12 nie hachxee Markte entzogen worden sind, nicht also auf die wirklich zur Ausfuhr die Zollgrenze gelangten M

8

Berlin, den 6. März 1885.

4 597 824] 1 449 147 6 046 9711 76 816 175 21 016 968] 97 833 143

MRichtamtliches.

. Preußen. Berlin, 7. März. Im weiteren Verlauf der gestrigen (60.) Sitzung des Reichstages wurde die dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1885/86, auf Grund der Zusammenstellung der in zweiter Berathung gefaßten Beschlüsse mit der Diskussion des Kap. 68 Tit. 10 des Ordinariums des Reichs⸗Schatzamts (Münzwesen) fortgesetzt. 8 Hierzu lag folgender Antrag der Abgg. Dr. Frhr. von Schorlemer⸗Alst, von Kardorff und Genossen vor: Der Reichstag wolle beschließen: ö 8 1 den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, die Initiative zu einer Wieder⸗ einberufung der im Jahre 1881 abgebrochenen Münzkonferenzen zu ergreifen, um eine Wiederaufnahme der Ausprägung vollwerthiger Silber⸗ münzen Seitens der Vereinigten Staaten, des lateinischen Münz⸗ bundes, des Deutschen Reichs und aller derjenigen Staaten herbei⸗ zuführen, welche sich diesen Ländern anschließen wollen. b Der Abg. von Kardorff erklärte, daß der Erlaß eines einheitlichen Münzgesetzes für das Reich im Jahre 1871 ein Akt von der höchsten ee. politischen und natio⸗ nalen Bedeutung gewesen sei, darin seien alle Parteien einig. Es sei der Münzwirrwarr, der Münzunfug, der bis dahin in Deutschland geherrscht habe, durch eine einheitliche nationale deutsche Münze ersett worden; und seinem Gegner, dem Abg. Bamberger bleibe das Verdienst unvergessen, daß der⸗

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selbe von Anfang an darauf hingedrängt habe, in Deutsch⸗ land diese Aufgabe zu lösen. Ganz getrennt hiervon sei aber die Frage, ob es richtig gewesen sei, die Goldwährung zu adoptiren. Man sei in deren Durch⸗ führung ja bereits stehen geblieben, indem man die Silberver⸗ käufe sittnt habe. Es habe sich sehr bald gezeigt, daß die Voraus⸗ setzungen, unter denen die Reichsgoldwährung eingeführt sei, großen Theils irrig gewesen seien. Man habe zunächst gedacht, daß alle übrigen Kulturstaaten ebenfalls zur Gold⸗ währung gelangen würden, und man habe diesen einen Vor⸗ sprung abgewinnen wollen. Das sei nicht eingetroffen. Nur ganz kleine Länder mit nicht nennenswerthem Verkehr seien Deutschland im Uebergange zur Goldwährung nachgefolgt. Dagegen sei der große Kulturstaat Nordamerika von der Goldwährung wieder zurückgekommen. Auch die Voraus⸗ setzung sei nicht eingetroffen, daß die Goldimporte aus Australien und Kalifornien sich in demselben Maße wie früher vermehren würden, und noch weniger habe sich die Annahme als richtig erwiesen, die Abg. Bam⸗ berger früher aufgestellt habe, daß das Verhältniß des Werthes von Gold und Silber stets gleich 1:15 sein würde. Der Abg. Bamberger habe sich ferner mehrfach im Laufe der Zeit erheblich widersprochen. Früher habe derselbe die jähr⸗ liche Goldproduktion beispielsweise auf 400 bis 500 Millionen Mark angegeben, später auf ebenso viel Millionen Thaler. Eine genaue Kenntniß der jährlichen Goldproduktion sei doch aber gewiß einer von den Punkten, auf die man überhaupt

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nur eine Goldwährung aufbauen könne. Die Konsequenz der

Einführung der Goldwährung sei nun eine allgemeine große Kalam tät durch die Silberentwerthung in allen Ländern ge⸗ worden. Auch Frankreich habe seine Silberausprägung sistirt, ebenso die Vereinigten Staaten. Die beiden Münzkonferenzen

seien hoffnungslos verlaufen. Die deutschen Kommissarien

hätten auf der zweiten nicht einmal erklären können, daß sie einer

bimetallistischen Union, bei der England sich betheiligen würde, ge⸗

neigt wären. Den Verlust, den Deutschland bisjetzt durch die Silber⸗ entwerthung direkt erlitten und der 72 Millionen Mark be⸗ tragen habe, den der Abg. Bamberger einen nur ideellen ge⸗ nannt habe, würde er noch für sehr erträglich halten, wenn Deutschland dafür zu einem dauernden, festen, soliden Münz⸗

system kommen könnte. Auch die Regierungen hätten ja nicht wegen jenes Verlustes die Silberverkäufe sistirt, sondern weil

sie gefürchtet hätten, daß Frankreich sonst auch nicht mehr die Doppelwährung aufrecht erhalten würde, und daß durch die Milliarden französischen Silbers, die dann auf den Markt ge⸗ kommen sein würden, die allgemeine Silberentwerthungs⸗

kalamität sich noch verdoppeln und verdreifachen würde. Einer

der Hauptnachtheile, die Deutschland das jetzige System bringe, sei die Verminderung der metallischen Basis, auf welcher der deutsche Verkehr ruhe. Der Geheime Rath Schraut habe Zahlen über die Verhältnisse des Metallgeldes in Deutschland veröffentlicht, die nur an dem einen Mangel gelitten hätten, daß sie falsch seien, wie Professor Nasse in Bonn ausführlich nachgewiesen habe. In den letzten zehn Jahren habe sich der Goldbestand Deutsch⸗ lands um 400 Millionen Mark verringert; im nächsten Dezennium werde vielleicht ein noch stärkerer Gold⸗ verlust eintreten. Die immer steigende Kaufkraft des Goldes habe eine solche Preisreduktion aller Produkte zur Folge gehabt, daß dadurch die Wirkung der Zölle von 1879 fast vollständig paralysirt worden sei. Gerade die noch vorhandene Thalercirkulation sei, wenn man nicht das Silber remonetisire, eine außerordentliche Gefahr; denke man sich in Kriegszeiten oder bei Krisen den Werth des Silbers noch weiter reduzirt, sodaß der Thaler nicht mehr 2,50, sondern nur noch 1,50 gelte; denke man daran, daß das Silbergeld gerade unter den ärmeren Klassen zirkulire und daß durch die Entwerthung der Silbermünzen Unruhen und Revolutionen mit ver⸗ anlaßt worden seien. Deshalb sei eine solche Ent⸗ werthung des zirkulirenden Silbergeldes viel gefährlicher, als

eine ähnliche Entwerthung des Papiergeldes sein würde, weil

das Papiergeld mehr unter den wohlhabenden Klassen zirkulire. Die Bimetallisten seien in hohem Grade erfreut gewesen, als sie von den ersten Sistirungen der Silberverkäufe gehört hätten. Dieselben hätten geglaubt, man wolle nun endlich Schritte thun, um England zu nöthigen, in die bimetallistische Union einzutreten, aber die Freude habe sich in Betrübniß umgewandelt, als man gesehen habe, daß die Regierung den damaligen Zustand für befriedigend und ausreichend gehalten habe. Da hätten die Bimetallisten selbst verlangt, die Regierung solle mit den Silberverkäufen fortfahren, weil sie darauf gerechnet hätten, daß dadurch und mit der wahr⸗ scheinlichen Suspendirung der Blandbill eine so akute Krisis eintreten würde, daß man dann die Gefahr erkennen und allgemein zur Doppelwährung übergehen würde. Der Abg. Bamberger sei es damals gerade gewesen, der die weitere Sistirung der Silberverkäufe verlangt habe, da mit ihrer Fort⸗ setzung die ganze Goldwährung über den Haufen geworfen würde. Die Silberentwerthung habe zahlreiche unheilvolle Folgen gehabt. Zunächst habe der Handel nach den Silber⸗ ländern sofort abgenommen. Der Kaufmann, der dorthin Waaren geschickt habe, habe nicht mehr gewußt, was derselbe in Wirklichkeit für einen Preis herausbekommen würde. Noch viel unheilvoller sei aber die Preisreduktion aller heimischen Produkte gewesen. Der Professor Nasse freilich führe das nicht auf die Geldvertheuerung, sondern auf zahlreiche andere Umstände zurück. Anders die bedeutendsten englischen Vor⸗ kämpfer der Goldwährungspartei; Gibbon habe den Preis⸗ rückgang in der Zeit von 1873 bis 1879 auf durchschnittlich 24 Prozent geschätzt und gemeint, der Preisrückgang würde sich auf die Dauer noch verschärfen, wenn nicht eine Aenderung in der Währungspolitik eintreten würde. Den Hauptgrund des Preis⸗ rückgangs habe Gibbon in dem Uebergang Deutschlands zur Goldwährung gesehen. Ebenso hätten andere englische Par⸗ lamentsmitglieder und Nationalökonomen geurtheilt. Am Interessantesten sei das Urtheil der „Times“. Nach derselben hätten diejenigen, welche den Rückgang der Preise aus dem Uebergang zur Goldwährung erklärt hätten, wahrscheinlich Recht, aber, heiße es dann, was gehe das die Engländer an, sie seien es ja, die die Vortheile davon hätten. Sie seien ja die Bankiers der ganzen Welt, und der Verlust, den sie durch Verminderung der Preise hätten, sei verschwindend gegen den roßen Vortheil, den sie dadurch hätten, daß alle ihre Schuldner eien und in Gold zahlen müßten. Dieser charakteristische Standpunkt zeige jenen gesunden Egoismus, von dem er (Redner) wohl wünsche, daß Deutschland etwas mehr besäße. Das schlimmste an der Silberentwerthung sei aber, daß sie hauptsächlich eine agrarische Kalamität sei. Die Industrie sei immer in der Lage, wenn ihre Produkte niedrig im Preise ständen, das auf die Arbeitslöhne zu übertragen. Die Landwirthschaft könne die Arbeitslöhne nicht reduziren, die landwirthschaftlichen Löhne blieben auch bei geringen Kornpreisen dieselben. Man stelle sich die Lage des deutschen Landwirths nach der Einführung der Goldwährung vor. Auf der einen Seite zahle derselbe die Zinsen in Gold, die Arbeitslöhne in Gold, auf der anderen Seite verkaufe der Landwirth seine Produkte 24 Proz. nie⸗ driger als vorher. Zwischen diesen beiden Mühlsteinen sei die deutsche Landwirthschaft in ihre jetzige Nothlage gelangt. Geradezu komisch wirke es, daß man der Landwirthschaft ge⸗ droht habe, wenn sie nach der Doppelwährung strebe, werde man ihr die Hypotheken kündigen. Die Hypotheken würden doch nicht im Interesse der Landwirthe gegeben, sondern weil die Kapitalisten in den Grundstücken eine sichere Kapitalsanlage zu haben glaubten. Die Sicherheit dieser Kapitalsanlage wachse mit dem Ertrag der Güter. Wenn nun durch die Einführung der Doppelwährung der Ertrag der Güter und damit die Sicherheit