— Se. Kaiserliche und Kronprinz machte gestern Vormittag 9 Uhr Ihrer König⸗ lichen Hoheit der Großherzogin von Baden einen Besuch, empfing um 10 Uhr den neuernannten Direktor der egyptischen Abtheilung im Königlichen Museum, Professor Adolf Erman, nahm um 12 Uhr militärische Meldungen entgegen und wohnte hierauf einer Abtheilungs⸗Sitzung des Staatsraths bei.
Bei der Trauerfeierlichkeit für den verstorbenen Wirklichen Geheimen Ober⸗Medizinal⸗Rath, Professor Dr. von Frerichs wurden die Kronprinzlichen Herrschaften auf Höchstihren Be⸗ fehl durch den Major von Wildenbruch vertreten.
Abends erschien Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz im Opernhause und fuhr von dort zum Thee zu Ihren Majestäten.
— Die verej Handel und Verkehr und für Zustizwesen sowie der Aus⸗ schuß desselben für Justizwesen hielten heute Sitzungen.
— Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Rerchstages und des Hauses der Ab⸗ geordneten befinden sich in der Zweiten Beilage.
— In der heutigen (70.) Sitzung des Reichstages, welcher die Staats⸗Minister Dr. Lucius und von Boetticher und der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts, von Burchard, sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien desselben beiwohnten, begann das Haus die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli 1879 und zwar mit der Nr. 8 des §. 2, die sich auf die Nr. 13 des Zolltariss: „Holz und andere vegetabilische und animalische Schnittstosfe und Waaren daraus“ bezieht.
— In der heutigen (44.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach und der Finanz⸗Minister Dr. von Scholz nebst Regierungskommissarien beiwohnten, stand zunächst auf der Tagesordnung die Berathung der von den Kommissionen zun Erörterung im Plenum nicht für geeignet erachteten
etitionen. „Das Haus erklärte diese Petitionen als nicht zur Be⸗ rathung geeignet.
Es folgte die Berathung des Antrages des Abg. Letocha wegen Vorlegung eines Gesetzentwurfs, betreffend die Schiff⸗ barmachung des oberen Theils der Oder und die Herstellung einer Wasserstraße von der Oder bei Fürstenberg nach der Oberspree bei Berlin.
Der Antrag hat folgenden Wortlaut:
Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, dem Landtage — womöglich noch in dieser Session — einen Gesetzentwurf vorzu⸗ zulegen, welcher zum Gegenstande hat:
I. die Schiffbarmachung auch des oberen Theils der Oder von der Neisse⸗Mündung zunächst bis Kosel stromaufwärts, —
II. die Herstellung einer leistungsfähigen Wasserstraße, von
der Oder bei Fürstenberg ausgehend nach der Oberspree hei Berlin.
Hierzu lag folgender Antrag des Abg. von Uechtritz vor: 2 h Königliche Regierung aufzufordern, die nothwendigen Vorlagen 1) zur Herstellung einer leistungsfähigen Wasserstraße, von der
Oder bei Fürstenberg ausgehend nach der Oberspree bei
Berlin, — und
2) zur Verbesserung der Schiffahrt auch auf dem oberen Theile
18 22 von der Neisse⸗Mündung zunächst bis Kosel strom⸗
aufwär
em Hause zu unterbreiten und die erforderliche Summe in den nächsten Etat einzustellen.
8 Der Abg. Letocha begründete seinen Antrag, der nicht nur im Interesse der oberschlesischen Montanindustrie liege, sondern ganz Schlesien zu Gute komwen werde.
„Der Abg. Dr. Natorp trat gleichfalls für diesen Antrag ein und bat, denselben zur näheren Prüfung an die Budget⸗ kommission zur Vorberathung zu überweisen.
Der Staats⸗Minister Maybach hob hervor, daß die Re⸗ gierung einer Verbesserung des Wasserweges nach Berlin sympathisch gegenüberstehe. Die Finanzfrage könne in der Kommission geprüft werden, die zugleich auch das Projekt eines Kanals durch die Lausitz untersuchen könne. Auch den Kanalprojekten für den Westen bringe die Regierung Theil⸗ nahme entgegen. Die Einnahmen der Eisenbahnen würden durch die Erweiterung des Kanalnetzes nicht vermindert werden. Kanal und Eisenbahnen müßten Hand in Hand gehen, das “ nur dem Verkehr, sondern auch den Finanzen zu Gute.
Der Abg. Münzer erklärte die Regulirung der oberen Oder für eine dringende Nothwendigkeit im Interesse der oberschlesischen Montanindustrie.
Der Abg. Dr. Goldschmidt trat gleichfalls für das Kanal⸗ projekt für Oberschlesien ein.
Der Abg. Dr. Windthorst erklärte sich durch die Erklärung des Ministers für befriedigt. Die Kommissionsberathung werde hoffentlich der Regierung das Material liefern, um in nächster Session eine Vorlage machen zu können.
Der Abg. von Uechtritz befürwortete seinen Antrag und verlangte vor Allem möglichst schnelle Ausführung des Oder⸗ Spreekanals.
Der Abg. von Schenckendorff wünschte, daß auch das Kanalprojekt durch die Lausitz berücksichtigt werde.
Der Abg. Dr. Graf von Sauerma⸗Ruppersdorf bat die Regierung, jedenfalls schon im nächsten Jahre eine Vorlage im Sinne des Antrages Letocha zu machen.
Nach einem kurzen Schlußworte des Abg. Dr. Meyer (Breslau) wurden die beiden Anträge an die durch 7 Mit⸗ glieder verstärkte Budgetkommission verwiesen.
Das Haus berieth sodann in zweiter Lesung den Antrag der Abgg. Graf Baudissin und Genossen auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend Ergänzung und Abänderung der Bestimmungen über die Aussonderung des steuerartigen Theils aus den sogenannten stehen⸗ den Gefällen in der Provinz Schleswig⸗Holstein.
Die Kommission beantragte, den Gesetzentwurf in der Fassung der Kommissionsbeschlüsse anzunehmen.
Der Finanz⸗Minister Dr. von Scholz erklärte, daß die Regierung den Antrag mit Freuden begrüße, und auch an⸗ erkenne, daß derselbe durch die Kommissionsberathung eine
Verbesserung erfahren habe. Dieselbe sei deshalb auch bereit 8 dem Antrage zuzustimmen, unter der Voraussetzung, daß damit diese seit Jahren streitige Angelegenheit als endgültig erledigt angesehen werde.
Die §§. 1—6 des Gesetzes wurden nach unerheblicher Debatte unverändert nach den Beschlüssen der Kommission an⸗
önigliche Hoheit der
igten Ausschüsse des Bundesraths für
genommen, nachdem der Finanz⸗Minister Dr. von Scholz auf eine Bemerkung des Abg. Dr. Seelig erklärt hatte, daß in die zu bildende Kommission von ihm nur nicht voreingenommene Personen delegirt werden sollten.
§. 7 hat folgenden Wortlaut:
Auf Abgaben von solchen Grundstücken, für welche nach den Gesetzen vom 21. Mai 1861 (Gesetz⸗Samml. S. 327) und vom 11. Februar 1870 (Gesetz⸗Samml. S. 85) eine Grundsteuerentschädi⸗ gung geleistet oder endgültig festgestellt worden ist, kommen die Vorschriften des §. 5 nur dann zur Anwendung. wenn der Besitzer bis zum 1. Juli 1887 den verhältnißmäßigen Theil der geleisteten Grundsteuerentschädigung mit 4 % jährlicher Zinsen seit deren Leistung zurückzahlt, beziehungsweise bis zum gedachten Tage in die verhältnißmäßige Herabminderung der endgültig festgesetzten, noch nicht geleisteten Entschädigung einwilligt.
diss Hierzu lag vor folgender Antrag des Abg. Grafen Bau⸗ issin: Im §. 7 Zeile 8 statt der Worte: „seit deren Leistung“ zu setzen die Worte „seit dem 1. Januar 1878.“ Des Weitern beantragte der Abg. Lassen: Dem §. 7 des Entwurfs folgenden Wortlaut zu geben:
„Auf Abgaben von solchen Grundstücken, für welche nach den
Gesetzen vom 21. Mai 1861 (Gesetz⸗Samml. S. 327) und vom 11. Februar 1870 (Gesetz⸗Samml. S. 85) eine Grundsteuer⸗ entschädigung durch Kapitalzahlung geleistet worden ist, kommen die Vorschriften des §. 5 nur dann zur Anwendung, wenn der Besitzer bis zum 1. Juli 1887 den verhältnißmäßigen Theil des Entschädigungskapitals mit 4 Prozent jährlicher Zinsen vom 1. April 1885 an, zurückzahlt. Hat Grundsteuer⸗ entschädigung stattgefunden durch Kürzung in den auf einem Grund⸗ stück lastenden „stehenden Gefällen“, soll nur eine entsprechende Kürzung stattfinden in den etwa nach §. 5 dieses Gesetzes vom 1. April 1885 als steuerartig zu erlassenden Beträgen. Die in Bezug auf die Grundsteuerentschädigungsfrage bestehende Gesetz⸗ gebung bleibt im Uebrigen von dem gegenwärtigen Gesetz gänzlich unberührt,.
Der Abg. Lassen empfahl den von ihm gestellten Antrag, den der Regierungskommissar, Geheime Finanz⸗Rath Fuisting abzulehnen bat. 5
Der Abg. Lassen zog hierauf den von 8 gestellten An⸗ trag zurück. Die Debatte wurde alsdann geschlossen, und der Antrag des Grafen Baudissin sowie auch §. 7 mit der durch den Antrag des Grafen Baudissin gegebenen Modifikation angenommen.
Auch §. 8 des Gesetzes wurde ohne Debatte unverändert angenommen.
Das Haus berieth sodann die zu diesem Gesetzentwurf eingegangenen Petitionen. Die Kommission beantragte, die⸗ selben durch Annahme des Gesetzentwurss für erledigt zu erklären.
Dagegen beantragte der Abg. Jürgensen, diese Petitionen der Regierung zur Berücksichtigung zu überweisen. .es⸗
Der Antrag der Kommission wurde angenommen, nach⸗ dem sich der Regierungskommissar Geheime Finanz⸗Rath Fuisting gegen den Antrag Jürgensen erklärt hatte. (Schluß des Blattes.)
— Die Akademie der Künste veranstaltet am Ge⸗ burtstage Sr. Majestät des Kaisers, Mittags um 1 Uhr, in der Singakademie eine Feier, zu der Jedermann der Ein⸗ tritt frei steht. Professor Dobbert wird die Festrede hallen; der Hymnus, mit welchem die Feier beginnt, ist von E. von Wildenbruch gedichtet und von Heinrich Hofmann für Chor und Orchester komponirt. Ausführende sind der Chor der Königlichen Hochschule und das Philharmonische Orchester unter Leitung des Komponisten.
— Nach der im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat Januar 1885 auf deutschen Bahnen (aus⸗ schließlich der bayerischen) beförderten Züge und deren Verspätungen wurden auf 40 größeren Bahnen beziehungs⸗ weise Bahnkomplexen mit einer Gesammtbetriebslänge von 31 313,66 km befördert an fahrplanmäßigen Zügen: 14 097 Courier⸗ und Schnellzüge, 111 767 Personenzüge, 63 770 gemischte Züge und 114 524 Güterzüge; an außerfahrplanmäßigen Zügen: 1956 Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischte Züge und 25 895 Güter⸗, Materialien⸗ und Arbeitszüge. Im Ganzen wurden 729 992 004 Achskilometer bewegt, von denen 207 115 974 Achskilometer auf die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspäteten von den 189 634 fahrplanmäßigen Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischten Zügen im Ganzen 1458 oder 0,77 vCt. (gegen 0,66 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 1,77„Ct. im Vormonat). Von diesen Verspätungen wurden jedoch 560 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 898 Verspätungen (=— 0,48 vCt.) zur Last fallen (gegen 1,05 pCt. im Vormonat). In demselben Monat des Vorjahres verspäteten auf den eigenen Strecken der in Vergleich zu ziehenden Bahnen von 178 033 beförderten fahrplanmäßigen Zügen mit Personen⸗ beförderung 776, oder 0,44 pCt., mithin 0,04 pCt. weniger. In Folge der Verspätungen wurden 602 Anschlüsse versäumt (gegen 489 in demselben Monat des Vorjahres und 1378 im Vor⸗ monat). Wird eine Gruppirung der Eisenbahnen nach den auf je eine Anschlußversäumniß entfallenden Zugverspätungen vorgenommen, so kommen in erster Reihe: die Weimar⸗ Geraer Eisenbahn (5 Anschluß⸗Versäumnisse auf 2 Verspätun⸗ gen) mit 0,40, die Stargard⸗Küstriner Eisenbahnen (2 Anschluß⸗ Versäumnisse auf 2 Verspätungen) mit 1,00, die Dortmund⸗ Gronau⸗Enscheder Eisenbahn (1 Anschluß⸗Versäumniß auf 1 Verspätung) mit 1,00, während die Elsaß⸗Lothringischen Eisen⸗ bahnen (13 Anschluß⸗Versäumnisse auf 69 Verspätungen) mit 5,31, die Hessische Ludwigs⸗Eisenbahn (18 Anschluß⸗Versäum⸗ nisse auf 99 Verspätungen) mit 5,50, die Bahnen im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Altona (1 Anschluß⸗ versäumniß auf 28 Verspätungen) mit 28,00 die letzten Stellen einnehmen, und auf 9 Eisenbahnen 24 Verspätungen ohne Anschluß⸗Versäumnisse und auf 5 Eisenbahnen weder Ver⸗ spätungen noch Anschluß⸗Versäumnisse vorgekommen sind.
— Der General⸗Lieutenant von Winterfeld, Com⸗ mandeur der Garde⸗Kavallerie⸗Division, ist Allerhöchst zum Ehrendienst bei Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen von Schweden und Norwegen für die Dauer der Annesenheit Höchstdesselben hierselbst befohlen worden.
— Se. Durchlaucht Heinrich XIII. Prinz Reuß, General⸗Major, General à la suite Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 11. Kavallerie⸗Brigade, ist mit Urlaub aus Breslau hier angekommen.
— Das „Marine⸗Ver.⸗Bl.“ veröffentlicht folgende Nach⸗ richten über Schiffsbewegungen (das Datum vor dem Orte
bede utet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort). S. M.
8
Kreuzer „Albatroß“ 30./11. 84 Auckland 15./12. 84 — 27./12. 84 Apia. — Letzte Nachricht von dort 3/2. (Poststation: Sydney [Australien].) S. M. S. „Ariadne“ 15./1. Porto Grande. 1./3. — 8./3. Teneriffa 9./3. (Poststation: 2 mouth.) S. M. S. „Bismarck“, letzte Nachrichten aus Kamerun vom 19./1. S. M. S. „Elisabeth“ 1./10. 84 Sydney 16./10. — 1/11. Matupi 9./11. — 9./11. Kabakada 10./11. — 11./11. Nusa 14./11. — 17./11. Friedrich Wil⸗ helhelmshafen 20./11. — 25./11. Matupi 4/12. 84 — 2./1. 85
okohama. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Friedrich arl“ Wilhelmshaven 9./3. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. S. „Gneisenau“ 27./1. Zanzibar. S. M. Kreuzer „Habicht“ 3./2. Plymouth 7./2. — 20./2. Madeira 22./2. — 1./3 St. Vincent (Kap Verds). S. M. 8 „Hansa“ Kiel 3./3. — 10./3. Kiel. (Poststation: Kiel.) . M. Knbt. „Hyäne“ 21./10. 84 Matupi — 29./1. Kooktown 17./2. — (Poststation: Sydney Australien].) S. M. Knbt. „Iltis“ 22./12. Chemulpo (Korea). — Letzte Nachricht von dort 16./1. (Post⸗ station: Hongkong.) S. M. Aviso „Loreley“ 17./2. Pyräus 28/2. — 2,/3. Konstantinopel. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ Danzig 3/3. — 5,/3. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Marie“ 1./12. 84 Matupi. (Poststation: Sydney ([Australien].)) S. M. Kreuzer „Möwe“ 7./12. 84 St. Paul de Loando 14/12. — 18./12. Banana .I12. 31./12. 84 Kamerun 3./1. 85. (Poststation: Madeira.) S. M. Kreuzer „Nautilus“ 19./8. 84 Tientsin. (Post⸗ station: Hongkong.) S. M. S. „Nymphe“ 19./12. 84 Prince Nuperts⸗Bay (Dominica) 2./2/2. — 6./2. La Guayra 11,/2. — nach Puerto Kabello. (Poststation: Et. Thomas Westindien].) S. M. S. „Olga“. Letzte Nachrichten aus Kamerun vom 19./1. 84. S. M. S. „Prinz Adalbert“ 1./11. 84 Honolulu 10./11. — 30./11. Papeete (Tahiti) 5./12. 84 — 11./1. 85 Kallao 12./3. — nach Valparaiso. (Post⸗ station: Valparaiso [Chilil) S. M. Brigg „Rover“ 20,/1. St. Vincent 10 /2. — Heimreise. (Poststation: Plymouth). S. M. S. „Stosch“ 17./12. 84 Hongkong 3/1. — 4/1. Swatow 5./1. — 6/1. Amoy 12./1. — 17./1. Shanghai. — Letzte Nachricht von dort 4./2. (Poststation: Sydney [Australien].)
Sachsen. Dresden, 17. März. Das „Dresd. Journ.“ meldet: Aus Würzburg ist gestern die Nachricht hier ein⸗ gegangen, daß Se. Königliche Hoheit Prinz Friedrich August, in Folge einer während des „Heimrittes“ ein⸗ getretenen Erkältung, den letzteren hat unterbrechen und nach seiner Ankunst in Würzburg ärztliche Hülfe daselbst in An⸗ spruch nehmen müssen. — Se. Königliche Hoheit Prinz Fried⸗ rich August ist nach dem Ausspruch des Hrn. Prof. Dr. Gerhard an einer leichten Lungenentzündung erkrankt und wird nunmehr zunächst einige Zeit in Würzburg verbleiben, die Weiterreise nach hier und zur Geburtstagsfeier Sr. Majestät des Kaisers nach Berlin daher aufgeben müssen. — Die neuesten im Palais Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Georg aus Würzburg eingetroffenen Nachrichten bezeichnen die Erkrankung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich August fortgesetzt als eine leichte und den Verlauf der Krank⸗ heit als einen normalen.
Schwarzburg⸗Rudolstadt. Rudolstadt, 16. März. (Lpz. Ztg.) Der Landtag des Fürstenthums ist im Anfang der vorigen Woche wieder hier zusammengetreten, um die unterbrochene Etatsberathung zu Ende zu führen und einige kleinere Vorlagen zu erledigen. In seiner letzten öffentlichen Sitzung hat er u. a. die Fürstliche Staatsregierung ermäch⸗ tigt, der Rückgabe des ganzen Betrages des Garantie⸗ fonds oder eines Theiles desselben an die Saalbahn zur freien Verwendung nach pflichtmäßigem Befinden zustimmen zu dürfen. Außerdem ertheilte der Landtag dem Ministerial⸗Dekret, die Abänderung der Gemeindeordnung be⸗ treffend, durch welches eine Erhöhung der Mitgliederzahl des Stadtraths nach Verhältniß der Zunahme der städtischen Be⸗ völkerung festgesetzt wird, sowie dem Dekret, den Betrieb des Hufbeschlaggewerbes betreffend, welcher Gewerbebetrieb in Zu⸗
kunst von Beibringung eines Prüfungszeugnisses abhängig
gemacht wird, seine Zustimmung.
Hamburg, 17. März. (W. T. B.) Die „Ham⸗ burgische Börsenhalle“ veröffentlicht eine Mit⸗ theilung des hiesigen Syndikats für West⸗Afrika, in welcher gegen eine vom hiesigen englischen General⸗ Konsul Annesley gegebene und im englischen Blaubuch abgedruckte Darstellung protestirt wird. Annesley hatte gesagt, das Syndikat erstrebe die Unterdrückung allen eng⸗ lischen Handels in den neuen deutschen Kolonien West⸗ afrikas. Das Syndikat erklärt dagegen: es habe stets das Prinzip gleichmäßiger Zulassung und Behandlung aller handeltreibenden Nationen in den deutschen Be⸗ sitzungen auf das Dringendste betont und befürwortet. Gleichzeitig veröffentlicht die Firma C. Woermann eine hauptsächlich gegen Annesley gerichtete Erklärung gegen dessen Behauptung, die Woermannschen Dampfschiffe gehörten nicht ausschließlich der Firma, sondern es seien auch die Nord⸗ deutsche Bank und August Bolten daran betheiligt. Die
Firma erklärt sich für die ausschließliche Eigenthüͤmerin ihrer
Dampfer.
Oesterreich⸗Uungarn. Wien, 16. März. (Wien. Abdp.) Das Abgeordnetenhaus verhandelte heute über den Etat des Handels⸗Ministeriums. Tit. 1, „Central⸗ leitung“, veranlaßte eine längere Debatte, an welcher sich auch der Handels⸗Minister Baron Pino betheiligte. Bei der Ab⸗ stimmung wurde dieser Titel unverändert genehmigt. Auch Tit. 2, „Gewerbe⸗Inspektoren“, gab zu einer größeren Dis⸗ kussion Veranlassung.
Pest, 16. März. (Wien. Ztg.) Der Kommunika⸗ tions⸗Ausschuß des Abgeordnetenhauses hat den Gesetzentwurf betreffend den Bau einer Eisen⸗ bahn Doboj — Tuzla —Siminha im Allgemeinen und Speziellen angenommen und die Berathung des Gesetz⸗ entwurfs über die Regulirung der Raab und der Nebenflüsse begonnen.
Die liberale Partei des Abgeordnetenhauses genehmigte die Vorlage betreffks Vermehrung der Kupfer⸗ scheidemünze.
In der heutigen Sitzung des Dreier⸗Ausschusses des Oberhauses wurden die vom Fünfer Comité redigirten Modifikationen verlesen. Uebermorgen wird der Bericht “ authenticirt und sodann dem Plenum unter⸗ reitet.
Schweiz. Bern, 17. März. (Bund.) Der Bundes⸗ rath hat die Postbureaux angewiesen, die „Freiheit“, das bekannte Anarchistenblatt, nicht mehr zu befördern.
Großbritannien und Irlaud. London, 17. März. (W. T. B.) Der Premier Gladstone theilte dem Unter⸗ hause heute mit, daß die Deklaration, betreffend das Arrangement zur Regelung der egyptischen Fi⸗ nanzen heute im Auswärtigen Amt von sämmtlichen Bot⸗ schaftern unterzeichnet worden ist, und daß die Kon⸗ vention morgen unterzeichnet werden werde. — Sodann verlas der Premier ein Telegramm des Botschafters Thornton in St. Petersburg, in welchem es heißt: der Minister des Auswärtigen, von Giers, habe erklärt, daß die russischen Truppen an der afghanischen Grenze von ihren jetzigen Positionen nicht vorrücken würden, vorausgesetzt, daß die afghanischen Truppen ebenfalls nicht vorrücken, und daß nicht außerordentliche Ver⸗ anlassungen, z. B. Unruhen in Perndscheh einträten. Es seien strikte Befehle an die russischen Offiziere an der Grenze von Afghanistan gesandt worden, durch jedes Mittel einen Konflikt oder eine Aufreizung zum Konflikte zu ver⸗ meiden; diese Befehle seien wiederholt worden. Der Premier Gladstone fügte hinzu: England acceptire diese Mittheilung als eine bona fide gemachte und selbstverständlich auf beiden Sei⸗ ten anwendbare. Er (Gladstone) und seine Kollegen würden bei der gegenwärtigen Sachlage jede Pression zum Zweck weiterer Erklärungen perhorresciren. — Gibson wünschte zu wissen: ob das Haus dies so verstehen solle, daß die Regie⸗ rung sich ebenfalls das Recht vorbehalte, aus irgend einem außerordentlichen Grunde im Namen der Afghanen zu handeln, und ob das Abkommen die Arbeiten der Grenzkommission be⸗ hindern werde. Der Premier Gladstone erwiderte: die erste Frage sei schon durch die Antwort erledigt: daß das Arran⸗ gement auf beiden Seiten anwendbar sei; zweitens könne das Arrangement die Arbeiten der Grenzkommission nur erleichtern. Auf mehrere andere Anfragen antwortete Mr. Gladstone: Ruß⸗ land habe die Ablehnung der früheren Forderung, sich von den Punkten jenseits Sarrakhs zurückzuziehen mit, dem Rechts⸗ anspruch auf dieses Gebiet begründet. Die englische Forde⸗ rung sei in dem Glauben gestellt worden, daß es sich um afghanisches Gebiet handele. Aus Vorsicht und aus Rücksicht auf die Interessen des Friedens hätte sich die englische Regierung auf Maßregeln zur Herbeiführung einer gehörigen Untersuchung und zur Entscheidung der rivalisirenden Gebietsansprüche be⸗ schränkt. Die frühere englische Rückzugsforderung sei nicht formell zurückgenommen, aber als verfallen zu betrachten.
Im Oberhause erklärte Lord Granville: das neue Abkommen mit Rußland betreffe keineswegs bereits die endgültige Lösung der wichtigen Frage, welche beide Regie⸗ rungen hoffentlich zu einem befriedigenden Abschlusse bringen würden; das jetzige Abkommen habe nur den Zweck, eine Collision zu verhindern, welche die Lösung weit schwieriger machen könnte. — Was die Verhaftung Zebehr Paschas und seiner beiden Söhne angehe, so sei dieselbe auf eigene Verantwortung Englands nach einem Meinungs⸗ austausch mit dem Khedive ersolgt. Die Papiere Zebehrs und seiner Söhne seien mit Beschlag belegt worden; es handele sich dabei um eine nothwendige militärische Maßregel.
— 18. März, früͤh. (W. T. B.) Im weiteren Fort⸗ gange der gestrigen Unterhaussitzung wurde die Be⸗ rathung der einzelnen Artikel der Wahlbezirksbill er⸗ ledigt. Die dazu gestellten wichtigeren Amendements wurden sämmtlich mit großer Majorität abgelehnt, und zum Schluß noch die Berathung der der Wahlbezirkebill beigefügten Anlagen begonnen, welche von rein lokaler Be⸗ deutung sind.
Frankreich. Paris, 15. März. (Fr. Corr.) Die Heereskommission ist darüber einig geworden, das Amendement der Abgg. Garnier und Lecomte, welches, wie schon früher erwähnt, die in Frankreich geborenen Söhne von Ausländern zum Militärdienst heranziehen und ihnen mit allen Rechten auch die Pflichten eines französischen Bürgers aufbürden wollte, als unstatthaft zu verwerfen, weil die Frage auf einer breiteren Basis gelöst werden müsse.
— 17. März. (W. T. B.) Die Suezkanal⸗Kom⸗ mission wird der „Agence Havas“ zufolge am 30. d. M. hier zusammentreten; in der Cröffnungssitzung wird der Conseils⸗Präsident Ferry den Versitz führen.
Eine Depesche des Generals Brieère del'Isle meldet die Blokade von Pakoi. Bridre ist mit den Vor⸗ bereitungen zu neuen Operationen beschäftigt. — Aus Sai⸗ gun, vom 15. d., wird gemeldet, daß in Cochinchina Ruhe herrsche und die Lage in Cam bodscha eine befrie⸗ digende sei; doch sei große Wachsamkeit nothwendig. Mehrere Beamte in Cambodscha seien abgesetzt worden.
Die Deputirtenkammer setzte heute die Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Eingangszölle auf Vieh, fort und genehmigte die Erhöhung des Zolles auf Kühe und Stiere von 8 auf 12 Fr. Der Zoll auf junge Ochsen und junge Kühe wurde von 5 auf 8 Fr., der Zoll auf Kälber von 1,50 Fr. auf 4 Fr., der Zoll auf Hammel von 2 auf 3 Fr., derjenige auf Lämmer, Ziegen und Spanferkel von 50 Cent. auf 1 Fr., derjenige auf Schweine von 3 auf 6 Fr. erhöht. Der Zoll auf frisches Fleisch wurde auf 7 Fr. für 100 kg und derjenige für gesalzenes Fleisch auf 8,50 Fr. festgesetzt. Der Gesetzentwurf im Ganzen wurde mit 281 gegen 194 Stimmen angenom⸗ men. — Bei der Berathung über die Verwendung der aus den erhöhten Eingangszöllen auf Vieh er⸗ zielten Einnahmen sprach sich der Finanz⸗Minister Tirard gegen alle Amendements aus und erklärte: die Mehreinnahmen sollten dazu ⸗dienen, das Gleichgewicht des Budgets pro 1886 herzustellen. Die Aufstellung desselben werde einige Schwierigkeiten bereiten. Das Budget werde in nächster Zeit vorgelegt werden; dann könne man die in Frage stehenden Amendements der künftigen Budget⸗ kommission überweisen. Der Antrag des Ministers wurde schließlich mit 314 gegen 177 Stimmen angenommen.
Italien. Rom, 17. März. (W. T. B.) In der heu⸗ tigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Mi⸗ nister Mancini in Beantwortung der verschiedenen Inter⸗ pellationen betreffs der Kolonialpolitik der Regie⸗ rung: er werde demnächst die Aktenstücke der Berliner Konferenz vorlegen. Die Politik der Regierung sei fest darin gewesen, den europäischen Charakter der egyptischen Frage zu betonen. Im Jahre 1882 sei die Regierung nicht abgeneigt gewesen, sich um eine gemeinsame Intervention zu betheiligen. Am Rothen
Meere habe Italien wesentlich italienische Politik getrieben,
unter Berücksichtigung der durch die Triplealliance ihm auf⸗ erlegten Verpflichtungen. Die Beziehungen Italiens und Englands seien sehr herzliche. Der Fall von Khartum sei nicht der geeignete Moment gewesen, um England die Mitwirkung Italiens anzubteten; der Botschafter Nigra sei nur beanstraat worden, falls England formell um die Mitwirkung Italiens nachsuche, solche unter gewissen Kompensationen zuzusagen; er sollte dabei nur die Be⸗ dingung stellen, daß Italien niemals Verpflichtungen übernehmen würde, welche dem Geist und den Be⸗ stimmungen der Triplealliance entgegen ständen. England solle in Afrika die Verpflichtung übernehmen, daß weder jetzt noch später das Gleichgewicht am Mittelmeer gestört werde. Die englische Regierung habe in freundschastlicher Weise gedankt und erklärt, daß augenblicklich eine Mitwirkung Italiens das Prestige Englands erschüttern würde. Der Minister erklärte ferner: wenn man ihm vorwerfe, daß keinerlei Stipulationen er⸗ erfolgt seien, so habe er darauf hinzuweisen, daß die Ereig⸗ nisse, die im Sudan eingetreten seien, die darauf bezüglichen Debatten im englischen Parlament, serner der russisch⸗englische Zwischenfall, sowie endlich die bevorstehende heiße Jahreszeit zeitweilig jede Entschließung verhindert hätten. Die freund⸗ schaftlichen Beziehungen zu Deutschland und Oesterreich, deren wohlthätige Wirkungen der Minister besonders betonte, beständen nach wie vor fort. Was die Zukunft angehe, so müsse die Regierung Aktionsfreiheit bei den internationalen Verhandlungen haben. Wenn es im Interesse der Sache der Civili⸗ sation sein müsse, so werde Italien und seine Armee die ihnen zukommende Rolle bei der ehrenvollen Aufgabe übernehmen. Ohne Genehmigung des Parlaments werde die Regierung sich zu keiner ernsten Mitwirkung im Sudan verpflichten. — Der Kriegs⸗Minister erklärte: die in Massowah stehenden Truppen seien für jetzt ausreichend. Die Regie⸗ rung würde aber nicht in Verlegenheit kommen, 15 — 20 000 Mann zu expediren, ohne die Armee wesentlich zu schwächen. Die Weiterberathung der Interpellation wurde auf morgen vertagt.
8 18. März. (W. T. B.) Der Kapitän der Artillerie, Gioppi, ist zum Attaché bei dem Hauptquartier des Generals Graham ernannt und wird demnächst nach Suakim abreisen.
Griechenland. Athen, 16. März. (Wien. Abdp.) Von der Königin, den Königlichen Prinzen und dem Großfürsten Paul von Rußland geleitet, nahm der Kronprinz Erzherzog Rudolph und die Kronprinzessin Erzherzogin Stephanie gestern die Akropolis, die sonstigen Alterthümer und das Observatorium in Augenschein. Dem Familiendiner bei dem König waren die Hofwürdenträger, das Personal der österreichisch⸗ungarischen Gesandtschaft, die Minister Trikupis und Contostavlos und das Gesolge der Kaiserlich⸗König lichen Hoheiten zugezogen. Das Kronprinzliche Paar über⸗ nachtete auf der „Miramar.“
Dänemark. Kopenhagen, 17. März. (W. T. B.) Da keine Wahrscheinlichkeit zur Erzielung einer Einigung betreffs des Budgets, welches am 1. April fertiggestellt sein muß, vorliegt, so brachte die Linke des Folkethings heute einen Adreßantrag an den König ein, in welchem sie es der Weisheit des Königs anheimstellt, die Mittel zur Beilegung des gegenwärtigen Kampfes zwischen Regierung und Folkething zu finden.
— Central Amerika. (W. T. B.) Nach einer in New⸗ York eingegangenen Meldung aus Panama, vom 17. d. M., ist der Angriff der Aufständischen gegen die Stadt gestern Abend abgebrochen worden und haben die Aufstän⸗ dischen sich zurückgezogen. Von einem vor Anker liegenden englischen Kanonenboot waren zum eventuellen Schutz des Eigenthums 75 Mann gelandet worden.
Afrika. Egypten. Alexandria, 18. März. (W. T. B.) Die Verhandlung über die von der Regierung in dem Prozeß der Staatsschuldenkasse eingelegte Be⸗ rufung ist wiederum, und zwar bis zum 25. d. M., ver⸗ tagt worden.
— (Allg. Corr.) gramme vor: “
— 14. März. Die Eingeborenens setzten gestern ihre in der Belästigung der Schildwachen bestehende Taktik fort. In den Scharmützeln, die in den verschiedenen Lagern stattfanden, wurden zwei englische Soldaten verwundet. Dem Vernehmen nach sollen die Angreifer empfindliche Verluste erlitten haben. Das 20. Husarenregiment und das 28. bengalische Regiment sind hier angekommen. Meldungen aus Kassala vom 1. d. zufolge hielt die Garnison zur Zeit noch aus.
— 15. März. Eine hestige Füsillade wurde gestern Nacht in allen Theilen des Lagers zwischen der Garnison und den Rebellen unterhalten. Auf englischer Seite fanden keine Verluste statt. Eingeborene Spione unter⸗ halten die bnastfcha “ über Osman Digma’'s Bewegungen wohlunterrichtet. 8 1 März. (Allg. Corr.) General Sir Evelyn Woods Kolonne, bestehend aus Compagnien des Königlich irischen, des West⸗Kent⸗, des Königlich Sussex⸗ und des Essex⸗Regiments, sowie der be⸗ rittenen Infanterie und der Genietruppen ist heute hier von Gakdul angekommen. Den Truppen gelang es, die bei den verschiedenen Brunnen in der Wüste lagernden Proviant⸗ und Munitionsvorräthe fortzuschaffen. Einige kleine Räuberbanden, die um die Kolonne auf ihrem Wege von Gakdul umherlungerten, ließen ab ihr zu folgen, nachdem sie die Howeiyatt⸗Brunnen verlassen hatte.
Aus Suakim liegen folgende Tele⸗
Zeitungsftimmen. 8 e“
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ theilt mit,
88 mehrere westpreußische Interessenten im Holzhandel an den Reichskanzler eine Vorstellung gerichtet haben, in der sie sich für die Er⸗ höhung der Holzzölle aussprechen. Dieselben machen geltend, daß die Fabrikation und der Handel in inländischem Holz seit Jahren zurück⸗ gegangen sind in Folge der ausländischen Konkurrenz, und daß auch die ärmere Bevölkerung unter diesem Rückgang leidet, weil sie früher einen bedeutenden Verdienst in Holzfuhren gefunden hat.
— In Sachen der Getreidezölle bringen die „Hamburger Nachrichten“ eine Zuschrift, welche, ausgehend von einem deutschen Getreidehändler in London, auch die Frage berührt, wer den Zoll zahlt. Darüber wird gesagt:
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Ich möchte Ihnen als Beleg für die Wahrheit der Behauptung, daß wirkliche Schutzzölle, wie z. B. der Getreidezoll einer ist vom Ausland, wenn nicht ganz, so doch jedenfalls zum größeren Theil 82 getragen werden, mittheilen, daß, während Getreide und Mehl in Amerika und auch hier am Platze seit 8 Wochen ziemlich unverändert geblieben, Mehl sogar 10 % gestiegen ist, die australischen und kalifornischen Ladungen Getreide, die Kanal für Ordre gehen, und nach Ankunft in Wahl des Käufers nach irgend einem Platze Nordeuropas dirigirt werden können, im Januar cc. 38 s pr. Quarter cif Kontinent kosteten, heute 34 s 6 — 35 s cif, gleich einer Differenz von 31s 6 pr. Quarter oder ca. 0,80 ℳ per — 50 kg, um welchen Betrag also diese Sorte Getreide, die nament⸗ 8 lich für Deutschland und Frankreich gekauft wird, billiger ge- worden ist. England reflektirt weniger auf diese sogenannten Kanal- ladungen, da durch direkten Steamerverkehr für seinen Bedarf auch ohne diese Ladungen gesorgt ist, und so influirt der „Weltmarkt“, wie die Freihändler London nennen, durchaus nicht allein in Bezug auf die Werthbestimmung des von Deutschland und Frankreich zu impor⸗ tirenden Getreides an seinem Produktionsorte, sondern sehr wesentlich auch die Zollpolitik der betreffenden Länder.
— Die „Presse“ schreibt: 1b
Die beiden bedeutsamen Reden, mit welchen Fürst Bismarck in die Debatten des deutschen Reichstages über die Dampfersubrentioncn eingriff, werden um ihres friedlichen und loyalen Inhalts willen in ganz Europa eine sympathische und achtungsvolle Aufnahme finden. Noch selten hat ein Staatsmann so offen seine Pläne, seine Lage und seine Wünsche an die Volksvertretung einbekannt, als der deutsche Reichskanzler das gestern gethan hat. Es wäre beschämend für den Parlamentarismus, wenn angesichts dieser Reden, deren letzte wir an anderer Stelle wiedergeben, die Fortschrittler und Centrumsleute die seltsame — Klugheit hätten, Kanzler und Reich noch unter das Joch ihrer Partei- diktatur zwingen zu wollen. Fürst Bismarck hat den Appellprozeß von den Parteien an das deutsche Volk diesmal mit aller staats⸗ männischen Mäßigung eingeleitet, und die Maßlosigkett der paclamen⸗ tarischen Fronde kann ihm nur helfen im Ersiegen seines Streites.
Marineverordnungsblatt. Nr. 5. — Inhalt: Ver⸗ messungsdirigenten und Hafenkapitäne. — Rekrutirung. — Uebungen. — Handwaffen. — Strümpfe für Matrosen ꝛc. — Geldbeschaffungen. — Uebungsberichte. — Lazarethverpflegungskosten. — Kohlenbeschaf⸗ fung. — Jackenärmeltressen. — Amtskautionen. — Personalverände⸗ rungen. — Benachrichtigungen.
Statistische Nachrichten.
Die im Januarheft der Statistik des Deutschen Reichs für das deutsche Zollgebiet veröffentlichte Uebersicht über die Ein⸗ und Ausfuhr der wichtigeren Waarenartikel im Monat Januar weist in Folge der Einführung eines neuen, durch Ver⸗ mehrung der Anzahl der aufgeführten Waarengattungen wesentlich erweiterten statistischen Waarenverzeichnisses die Ein⸗ und Ausfuhr einer Reihe von Waarenartikeln besonders nach, welche nach dem früheren statistischen Waarenverzeichniß in der Statistik des aus⸗ wärtigen Waarenverkehrs des deutschen Zollgebiets in s. g. Sammel⸗ positionen oder gemeinschaftlich mit anderen Waarenartikeln geführt wurden. Hierzu gehören: Alkaloide und deren Salze, Chlor⸗ kalium, chlorsaures Kali, schwefelsaures Kali Schwefelkohlenstoff, gesalzene Kalbfelle, trockene Kalbfelle, grüne und gesalzene Rindshäute, gekalkte und trockene Rindshäute, Eisenbahnschwellen von Holz, Faß⸗ dauben, Nähmaschinen, Jutegarn und Jutegewebe, roher und raffinirter Spiritus, Chokolade, entölter Kakao, Kaknomasse, konsistentes Kakaoöl, chemisch bereiteter Holzstoff, feuerfeste Steine und andere feuerfeste Waaren ꝛc. Ferner ist in dieser Monats⸗ übersicht zum ersten Mal argegeben, welche Mengen von wollenen und halbwollenen Lumpen, anderen Lumpen, mit Einschluß der nicht sortirten, natürlichem Cement (Tuff, Traß ꝛc.), Geschützmunition, Schrau⸗ ben und Schraubenmuttern, Kartoffelstärke und Kartoffelmehl, seidenen und halbseidenen Bändern ꝛc. zur Ausfuhr gelangten. Durch diese neue Eintheilung der Waarengattungen ist bei einigen Waarenartikeln die Vergleichbarkeit der vorliegenden Nachweise mit den früheren auf⸗ gehoben oder doch beschränkt worden. — In Bezug auf die Einfuhr zollpflichtiger Waaren im Monat Januar d. fft aus der Ueber⸗ sicht zu ersehen, daß bei einigen derselben die Einfahr eine erheblich größere war als im Monat Januar des Jahres 1884. Es wurden nämlich eingeführt (alles in Doppelcentnern zu 100 kg) an Roggen 1 161 406 (+ 241 959); eizen 2 211 289 (+ 907 878); Buchweizen 12468 (+ 2000); Gerste 592 393 (+ 20 759); Malz 101, 413 (+ 30,195); Mehl 52 570 (+ 22 638); Schaum⸗ wein in Flaschen 6707 ⸗◻ 4518). Für diese Artikel sind vom 20. bezw. 22. Februar d. J. an höhere Einfuhrzölle in vorläufige Hebung gesetzt worden. Außerdem weisen erhebliche Mehreinfuhren auf: Hülsenfrüchte (+ 12 933), unbearbeitetes weiches Bau⸗ und Nutzholz (+ 46 556), frische und getrocknete Südfrüchte, Rohtaback, Thee und Schmalz; erhebliche Mindereinfuhren dagegen: Hafer (— 174 117), Mais (— 115 496), Raps und Rübsaat, andere Mühlenfabrikate, als Mehl (geschrotene oder geschälte Körner, Grau⸗ pen, Gries, Grütz⸗), Reis, Petroleum, Vieh, unbearbeitetes hartes Bau⸗ und Nutzholz, Baumwollengarn. Von der Einfuhr an Hülsen⸗ früchten entfallen auf die Einfuhr von Bohnen 18 891, Erbsen und Wicken 56 131, roher Hirse (auch Dari) 16 152 und Linsen 5161 Doppel⸗ centner. Diese Hülsenfrüchte gehören zu denjenigen Waarengattungen, für welche der spezielle Nachweis der Einfuhr zum ersten Mal ver⸗ öͤffentlicht wird.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Befehlsführung und Selbständigkeit. Von einem alten Truppenoffizier. (Berlin, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königl. Hofbuchhandlung. Preis ℳ 1,50). — In dieser kleinen Schrist wird eine nicht nur die deutsche, sondern auch andere Armeen be⸗ wegende Frage: — die von der selbständigen Thätigkeit der Unter⸗ führer, und wie weit dieselbe gehen darf, ohne Zügellosigkeit uad In⸗ disziplin herbeizuführen, — von bewährter Feder und auf Grund ker geschichtlichen. Entwickelung dieses Ge enstandes einer objektiv ge⸗ haltenen, sachgemäßen Erörterung unterzoger. Verfasser vertritt die gemäßigte Anschauungsweise, weist auf die alten Grundlagen jedes geordneten Heerwesens hin, warnt ernstlich davor, in Extreme zu ver⸗ fallen und sucht den für die Anerziehung einer wahren Selbständig⸗ keit möglichen Weg zu bezeichnen. (Auch das gestern besprochene Buch die Disziplin, von Isenburg, ist ign demselben Verlage er⸗
ienen.
s8 — 1““ Allgemeine Roman⸗Bibliothek⸗“ (Stuttgart, J. Engelhorn) bringt im 13. und 14. Heft die letzte Er⸗ zählung des kürzlich verstorbenen, beliebten englischen Novellisten und Dramatikers Charles Reade: „Ein gefährliches Ge⸗ heimniß“, eine Novelle, die sich den fesselndsten, die Reade ge⸗ chrieben hat, zur Seite stellt. Das 15. Heft enthält eine anmuthige, schrie Erzählung aus dem Leben einer kleinen französischen Provinzial⸗ stadt: „Gérards Heirath“, von André Theuriet (deutsch von Natalie Rümelin). 1
— Der Historische Verein von Oberpfalz und Regensburg versendet soeben den 38. Band seiner „Verhand⸗ lungen“ (den 30. Band der neuen Folge). Die „ausführliche Ge⸗ schichte der Studienanstalten zu Regensburg (1538 — 1880)“, von Christian Heinrich Kleinstäuber, qu. Kgl. Konrektor und Gymnastial⸗ Professor, (Mitglied des Vereins) wird in diesem Bande fortgesetzt. Der hier folgende 3. und letzte Theil enthält die Geschichte des ver⸗ einigten paritätischen Gymnasiums (1811 — 1880). Der Verfasser schildert zunächst die auf Befehl des Königs Maximilian im Jahre 1811 erfolgte Vereinigung des proteãantischen Gymnasium poetieum und des katholischen Gymnasiums zu St. Paul, sowie den Ruhm und die Frequenz der vereinigten Anstalt. Dann