1885 / 67 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 19 Mar 1885 18:00:01 GMT) scan diff

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rhr. von nheim, Gebeimrath Ed. Veit wiedergewählt und an

bü. der Geheimrath Gelpcke und Rentier Simon der Justiz⸗Rath Winterfeldt und Kaufmann Rich. Hardt gewählt. Letzterer war bisher Stellvertreter des Centralausschusses. Die durch seine Wahl zum Mitgliede entstandene Vacanz wurde durch Er⸗ nennung des Generalkonsuls Eduard Schmidt ausgefüllt.

Nürnberg, 17. März. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Die feste Tondenz des Marktes hält an. Die Frage ist fort⸗ gesetzt gut. Der tägliche Umsatz betzägt 200 3500 Ballen. Für üte grüne Hopfen wird Milte der 70, für Primawaare 85 95

zahlt. Der Exrport kauft zu den letztgemeldeten Preisen.

Pest, 19. März. (W. T. B.) Die Generalversammlung der ungarischen Kreditbank genebhmigte den Geschäftsbericht und beschloß, die Dividende von 21 Fl. vom 1. April ab auszuzahlen.

London, 19. März. (W. T. B.) Die Bank von Eng⸗ land hat heute den Diskont von 4 auf 3 ½ % herabgesetzt.

Submissionen im Auslande.

Niederlande. 1“

1) Direktion der Harlinger Dampsschiffsgesellschaft zu Harlingen.

Lieferung von ungefähr 2 000 000 kg Steinkohlen, in Harlingen oder Amsterdam in täglichen Partien von 7 bis 10 000 kg.

Auskunft ertheilt die vorgenannte Direktion.

2) 24. März 1885, Nachmittags 5 Uhr. Gemeindeverwaltung zu

Roermond.

Lieferung einer neuen eisernen Ueberdachung für die Gasfabrik.

2) 25. März 1885, Vormittags 11 Uhr. Gemeindeverwaltung zu Sneek.

Lieferung von eisernen und kupfernen Röhren ꝛc. für den Bedarf der Gasfabrik.

4) 26. März 1885, Mittags. ö

Lieferung von 4 000 000 kg gußeisernen Röhren mit Hülfstücken.

Auskunft ertheilt D. de Leeuw jr. zu Amsterdam, Kantoor Singel 299, woselbst Bedingungen für 1 Fl. käuflich sind.

5) 31. März 1880. Gemeindeverwaltung zu Rotterdam im Timmerhuis. Lieferung von 5 000 000 kg Steinkohlen für Dampf⸗ maschinen und Dampffahrzeuge. 8 b

Bedingungen liegen im vorgenannten Timmerhuis und im Bureau der städtischen Bauverwaltung zur Einsicht aus und sind käuflich für 0,10 Fl. bei den Buchdruckern Wed. P. van Waesberge u Zoon zu Rotterdam, Houttuin Nr. 73. 8 b

6) 8. April 1885, Mittags. Kolonial⸗Ministerium im Haag. Loos Nr. 69. Lieferung des metallenen Oberbaues von drei Brücken für die Staatseisenbahnen auf Java.

Bedingungen liegen im technischen Bureau des vorgenannten Ministeriums zur Einsicht aus und sind für 5 Fl. käuflich bei dem Buchhändler Martinus Nijhoff im Haag, Nobelstraat Nr. 13.

Verkehrs⸗Anstalten.

Bremen, 18. März. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Amerika“ ist heute in Baltimore eingetroffen. h

Riga, 19. März. (W. T. B.) Der Schiffsverkehr ist nunmehr ganz frei; außer Dampfern sind auch zwei Segelschiffe in die Bolderaa eingelaufen.

New⸗York, 18. März. (W. T. B.) Der „Noordland“ der Red Star Line ist hier eingetroffen.

Dampfer

Berlin, 19. März 1885. 8

Im Kunstgewerbe⸗Museum ist gegenwärtig ein für das Germanische National⸗Museum zu Nürnberg von der Ber⸗ liner Pflegschaft desselben gestiftetes Glasfenster ausgestellt, das nach dem Entwurf des Professor Wanderer in Nürnberg von dem Glasmaler Eisgruber daselbst ausgeführt wurde. Die Komposition zeigt die unter einem Baldachin thronende Gestalt einer Germania, die das Berliner Stadtwappen gefaßt hält, als Beschützerin von Kunst und Gewerbe. Den Hintergrund füllt ein Blick auf die Thürme und Kuppeln Berlins. In den oberen Feldern sind die Brustbilder des ersten Kurfürsten, des ersten Königs und darüber des ersten Kaisers aus dem Hause Hohenzollern nebst dem brandenburgischen und dem preußischen Wappen angebracht. Die Wappenschilde, die vom Baldachin herabhängen, umrahmen das in der Mitte angebrachte Wappen der Stadt Nürnberg.

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 11. März 1885. Der Major Schnackenburg sprach über die Soldatenfrauen im Heere Friedrichs II. Während der große König seinen Offizieren den Heiraths⸗Konsens so ungern ertheilte, daß es in seinen späteren Regierungsjahren Regimenter gab, in denen sich keine oder doch nur einzelne verheirathete Offiziere befanden, be⸗ günstigte er aus verschiedenen Gründen die Verehelichung der Unteroffiziere und Gemeinen. So hatte z. B. die Berliner Garnison im Jahre 1776 bei 18 000 Mann 5500 Frauen mit 6600 Kindern, und wenn die Beurlaubten eingezogen waren, bei 27 000 Mann 10 800 Frauen mit 13 500 Kindern. Der Vortragende ging auf die rechtlichen und wirthschaft⸗ lichen Verhältnisse dieser Frauen und Kinder des Näheren ein und bewies namentlich auch, wie bei dem Ausmarsch der Männer die Familien derselben nicht ohne die Fürsorge des Königs blieben. Graf zur Lippe⸗Weissenfeld knüpfte an die betreffenden neueren Druck⸗ schriften von Krause und von Fisch einige Bemerkungen über das Verhältniß Friedrichs des Großen zur deutschen Literatur. Gymnastal⸗ lehrer Droysen las einige Abschnitte aus dem ungedruckten, die Jahre 1813 14 umfassenden Tagebuche des Architekten Julius Berends vor, der im März 1813 als freiwilliger Jäger bei dem kombinirten Schle⸗ sischen Husaren⸗Regiment eintrat, die drei Feldzüge des Befreiungs⸗ krieges glücklich mitmachte und als Adjutant Gneisenau's bei Belle⸗ Alliance nach erfochtenem Siege, von einer der letzten Kugeln ge⸗ troffen, fiel.

Der soeben veröffentlichte, von dem Direktor A. Essenwein er⸗ stattete 31. Jahresbericht des Germanischen National⸗ Museums in Nürnberg konstatirt, daß im Jahre 1884 das Interesse neuer, weiterer Kreise für die Anstalt angeregt worden und die Zahl der mit Jahresbeiträgen Hinzugetretenen aus allen Ländern, wo sich Deutsche befinden, abermals sehr erfreulich gewachsen ist. Der vierte Nachtrag zu dem 1880 gedruckten Verzeichniß, welcher dem Bericht beiliegt, ist daher wiedernm recht stattlich. Vorzugs⸗ weise sei dieses Ergebniß dem Eifer der Pfleger zu danken, welche allenthalben für das Museum wirken; besonders erfreulich seien die im Berichtsjahr durch die Berliner Pflegschaft er⸗ zielten Resultate, denen sich ferner die der Pflegschaften Ellwangen, Bunzlau u. a. anreihen. Se. Majestät der König Albert von Sachsen hat die Zusage des jährlichen Beitrages von 600 ℳ, nach⸗ dem der Termin abgelaufen war, für den die frühere Zufage gegolten, erneuert. Ferner sind auch manche ansehnliche einmalige Gaben ein⸗ gegangen, theils für die allgemeinen Zwecke der Anstalt, theils als Stiftungen mit besonderen Bedingungen, für bestimmte Ankäufe, dekorative Ausstattung ꝛc. Als besonders reiche Stiftungen verdienen die des Fabrikbesitzers Mesthaler in Nürnberg und des Ge⸗ schlechts der Grafen und Freiherren von der Recke Erwähnung. Die Bauten der Anstalt werden zur Zeit auf Kosten des Reiches aufgeführt. Im Berichtsjahr konnte ein großer Saal für die prä⸗ historischen Alterthümer eröffnet werden, in welchem durch die ge⸗ meinsame Stiftung einer großen Anzahl deutscher Städte eine reich geschmückte Decke mit den Wappen dieser Städte angebracht worden ist. Der Zahl dieser Stifter ist im Berichtsjahr noch die Stadt 1 en beigetreten. Ferner wurden ein großer Saal für häusliche lterthümer, ein kleiner Saal, in dem vorläufig die ältesten Gemälde Plat finden, der aber später eine andere Bestimmung erhalten soll, ein Flügel des Kreuzganges sowie eine große Halle eröffnet, in wel⸗

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cher Gipsabgüsse aufgestellt sind. In der Halle

Reichskanzler Fürsten von Bismarck und seinen Acnaten sowie das von der Berliner Pflegschaft gestiftete Fenster eingesetzt. Die Fenster sind vom Prof. Wanderer in Nürnberg entworfen und von dem Glasmaler Eisgruber ausgeführt worden. Die Cirkulation hat durch Eröffnung zweier neuen Treppenhäuser Regelung und Ver⸗ besserung erfahren. Das von Sr. Majestät dem Kaiser dem Museum überwiesene Portal aus dem Kloster HSaep. ist bereits aufgestellt. wird jedoch erst nach Vollendung des nächsten größeren Baues sichtbar und benutzbar werden. Für diesen Bau, welchen man im Jahre 1886 zu beendigen hofft, sind auch mehrere alte Täfelungen erworben worden. Der Augustinerbau h durch drei alte Nürnberger Dacherker, welche Hr. Pri⸗ vatier Viehbeck zum Geschenk machte, einen charakteristischen Schmuck erhalten. Der neue Zuwachs an Räumen machte auch eine Verschiebung und gänzlich neue Aufstellung fast sämmtlicher Sammlungen nöthig. Lm Ganzen sind nunmehr 65 größere und kleinere Räume dem Besuch geöffnet; aber auch diese neue Aufstellung bedingt, wie der Bericht beklagt, wieder manches Provisorium. Eine definitive Aufstellung werde eben nicht eber möglich sein, als bis der gesammte Ausbau beendet und alle Ab⸗ theilungen wenigstens im großen Ganzen die entsprechende Abrundung haben werden; doch lasse die jetzige Anordnung von Jahr zu Jahr deutlicher die künftige Gestaltung erkennen. Die Samm⸗ lungen haben auch im Berichtsjahre manchen Zuwachs erhalten. Die Zahl der angekauften Stücke sei freilich geringer ale in früheren Jahren, da die Sen Preissteigerung manche Erwerbung unmöglich gemacht habe; indessen sei es doch gelungen, so manches Stück, welches sonst wohl nach dem Auslande gegangen wäre, Deutschland zu erhalten. Unter der nicht unbedeutenden Anzahl von Geschenken findet sich manches wichtige, lange ersehnte Stück. Die Abtheilung der prähistorischen Alterthümer wurde vermehrt durch eine Anzahl von Gegenständen aus den Pfahlbauten der Schweiz, be⸗ sonders aus Robenhausen, unter denen interessante Ge⸗ webe sowie Nephrit⸗ und Jadeitwerkzeuge zu nennen sind. Die Sammlung der in Deutschland gefundenen römischen Reste erhielt Zuwachs durch einige Thongefäße aus Andernach. Die Abtheilung des früheren Mittelalters (4. bis 10. Jahrhundert) wurde durch eine ziemlich übersichtliche Zusammenstellung der Waffen jener Zeit aus fränkischen, schwäbischen und longobardischen Gräbern bereichert und erhielt ferner eine Anzahl überaus kostbarer Schmuck⸗ gegenstände aus Gold und Silber mit Steinen, Email und Filigran geziert, welche meist in Mertloch bei Polch auf dem Maifelde ge⸗ funden worden sind. Diese Schmucksachen repräsentiren die bedeutendste Erwerbung des Berichtsjahres. Die Abtheilung der Bauüberreste wurde durch einzelne, nicht uninteressante Stücke, wie Fußbodenfliesen und Anderes, vermehrt. Die Sammlungen zur Geschichte der Skulptur runden sich immer mehr ab. Die Sepsaborssonmeufah erhielt beträchtliche Zugänge, wie den Ab⸗ guß vom Grabmal des Grafen Eberhard JI. von Württemberg und seiner Gemahlin, als Geschenk Sr. Majestät des Königs von Württemberg. Von der Stadt Ulm ist eine große Reihe von Ab⸗ güssen der schönsten Skulpturen der Münsterchorstühle gespendet worden. Von den Hrrn. Stärk und Lengenfelder in Nürnberg erhielt die Anstalt die Büsten zweier hervorragend schöner Figuren vom Hochaltar des Domes zu Eichstätt. Eine ganze große Reihe von Abgüssen interessanter Werke schenkte Hr. Kling in Darmstadt, darunter manche größere, so insbesondere eine vergoldete und gefärbte Kopie der Pala d'oro im Münster zu Aachen, eine solche des Adlerpults daselbst, des Grabsteins der Katha⸗ rina Krifts zu Cues und m. A. Die Hrrn. Freiherren Alfred, Otto, Karl und Joseph von Ellrichshausen schenkten einen Abguß des Grab⸗ steins des 1565 verstorbenen David von Ellrichsbausen. Den Abguß eines messingenen Taufbeckens und eines Adlerpults aus der Kirche zu Hael in Belgien erhielt die Anstalt von der Brüsseler Tausch⸗ kommission als Gegengabe für Abgüsse, die ihr von dem Museum vermittelt worden waren. Ferner wurden aber auch einige Originale, hölzer ze geschnitzte Figuren von besonderem Kunstwerth erworben. Die Sammlung der kirchlichen Geräthe, Gefäße und Gewänder erhielt zwei Kaseln aus Stoffen des 14.—15. Jahrhunderts und ein kleines Re⸗ liquienkästchen des 14. Jahrh aus Zinn. Das große metallene Ante⸗ pendium des 12. bis 13. Jahrhunderts, das seit einigen Jahren sich im Museum befand, wurde durch Zahlung des Koufpreises nunmehr Eigenthum des Museums. Die Sammlung der Hausgeräthe erhielt einen gothischen Stollenschrank vom Rhein, mehrere Sessel ebendaher sowie aus Nürnberg und einge schöne Renaissancetruhe aus Westfalen. Die Pflegschaft Berlin bestimmte die 1883 bei ihr eingegangenen Gelder zum Ankauf eines emaillirten Beckens vom 13. bis 14. Jahrhundert, die Gelder des Jahres 1884 aber zum Ankauf cines sehr schönen lnischen Renaissance⸗Stollen⸗ schranks. Ferner konnten einige interessante Fayencen sowie ein getriebener kleiner Krug aus vergoldetem Silber erworben werden. Die Waffensammlung erhielt als Geschenk eine Hirnhaube aus der Zeit Kaiser Maximilians I. Die Kostümsammlung wurde durch einige kleinere, aber interessante Stücke verschiedener Art vermehrt. Der Zuwachs der Münzsammlung bestand in einigen Hundert Num⸗ mern meist höchst seltener Münzen aus allen Perioden von der Zeit der Völkerwanderung an bis zu Ende des 18. Jahrhunderts, der der Medaillensammlung besonders in zahlreichen modernen Stücken, aber auch mehreren holländischen Medaillen des 17. Jahrhunderts und einer Anzahl brandenburgisch⸗preußischer aus dem 17. und 18. Jahr⸗ hundert. Die Kupferstichsammlung wurde durch eine Anzahl Blätter von Aldegrever, Virgil Solis, Sibmacher, Flint und anderen Meistern des 16. und 17. Jahrhunderts vermehrt. Ferner kam eine große Sammlung von Landkarten und eine Reihe neuer Sliche, meist als Geschenke der Künstler selbst, hinzu. Für das Archiv wurden eine Serie interessanter Kaiserurkunden und päpstlicher Bullen sowie sonstige Pergamenturkunden des 10. bis 15. Jahrhunderts angekauft. Die Bibliothek erhielt von den deutschen Verlegern und Schrift⸗ stellern wieder reichen Zuwachs. Der Tauschverkehr mit dem „Anzeiger“ hat seit der Umgestaltung dieses Organs des Museums einen großen Aufschwung genommen. Die Akademien, Vereine und Gesellschaften Deutschlands und des Auslandes sind durch ihre Schriften fast voll⸗ ständig vertreten. Auch sämmtliche deutsche Universitäten senden dem Museum jetzt die für die Zwecke der Anstalt in Betracht kommenden Dissertationen und die Gymnasien und höheren Lehranstalten die Programme oder wissenschaftlichen Abhandlungen ein, welche für dasselbe von Interesse sind. Sodann gedenkt der Bericht des Verlustes, welchen die Gemäldegalerie, wie seiner Zeit mitgetheilt worden, durch die Zurückziehung des an die Berliner Galerie verkauften Dürerschen Porträts des Hieronymus Holzschuher erfahren hat. Ne Publikationen des Museums bestanden im Berichtsjahr aus einer neuen Auflage des „Wegweisers durch die Sammlungen“ (für das Jahr 1885), sowie dem ersten Jahrgang des „Anzeigers“ nebst der wissenschaftlichen Beilage, betitelt „Mittheilungen aus dem Ger⸗ manischen Nationalmuseum“, und dem Katalog der Glasgemälde. Die Buchdruckerei von Knorr und Hirth in München (rühm⸗ lich bekannt durch die in ihrer Offizin gedruckten Publi⸗ kationen des Hirthschen Verlages) hat die Jahreskarten für 1884 unentgeltlich geliefert; für 1885 sind dieselben von der Literarischen Anstalt von Dr. M. Huttler in München un⸗ entgeltlich hergestellt worden. Aus dem Verwaltungsausschuß ist Oberst Ising (Berlin) ausgeschieden. Durch den Tod verlor der Ausschuß den hochverdienten Ober⸗Baurath Gnauth. Neu ein⸗ getreten sind als Mitglieder die Hrrn. Museums⸗Direktor Dr. Bode in Berlin und Ober⸗Schulrath Dr. Wagner in Karlsruhe. Der Gesellschaft, welche sich in Nürnberg zum Ankauf nürnbergischer Werke für das Germanische Museum gebildet hat, sind im Be⸗ richtsjahr 6 Personen hinzugetreten, so daß die Zahl der Mit⸗ glieder sich zur Zeit auf 1188 Personen mit 3572 16 Jahres⸗ beiträgen beziffert. Für das Handelsmuseum sind von 24 Korpo⸗ rationen, Firmen und einzelnen Personen 26 Antheilsscheine neu ge⸗ zeichnet worden, so daß die Zahl der gezeichneten Antheilsscheine nun⸗ mehr 762 beträgt. Nachdem von dem Deutschen Apothekerverein und dem Germanischen Museum ein bezüglicher Vertrag abgeschlossen

sind das vom

temps und Sarrasate.

worden, ist das Pharmazeutische Centralmuseum als begründet bse. Der Apothekerverein hat 5000 ℳ, zahlbar in 10 Jahresraten, dafür bestimmt und die Angehörigen des Standes aufgefoördert, sich d

Sache anzunehmen Der mittelfränkische Bezirksverein hat 1884 300 gespendet; bereits haben auch einzelne Apotheker sich zu Jahresbeiträgen verpflichtet oder einmalige Gaben gegeben. Um die Namen im Zusammenhange geben zu können, sollen sie im nächsten Jahresbericht mit den im Laufe dieses Jahres noch beitretenden Kollegen genannt werden. Für die Sammlungen des Pharmazeutischen Central⸗Museums sind wieder interessante Gegenstände, namentlich aber Beiträge für die Bibliothek eingegangen. Einige ältere seltene Werke wurden aus den eingegangenen Geldern gekauft. Der mit⸗ getheilte summarische Ausweis aus den Jahresrechnungen des Ger⸗ manischen National⸗Museums für 1883 ergiebt 130 617 98 Ein⸗ nahme und 118 042 95 Ausgabe. Das Defizit hat sich im Jahre

1883 gegen das Vorjahr um 12775 3 vermindert, und das Rest.

defizit betrug 10 145 51 ₰. Beigefügt ist dem Jahresbericht

das Verzeichniß der im Berichtsjahr eingegangenen einmaligen Gaben für allgemeine Zwecke der Anstalt und der fünfte Nachtrag zu dem

Verzeichniß der dem Germanischen National⸗Museum aus Privat⸗ mitteln gespendeten Jahresbeiträge, enthaltend die im Berichtsjahre neu angemeldeten Jahresbeiträge nebst den erfolgten Pflegschafts⸗ veränderungen. 8

1 Saarbrücken, 18. März. (W. T. B.) Die gemeldete Ex⸗ plosion schlagender Wetter hat sich in Flötz 3 der Grube „Camphausen“ bei Dudweiler zugetragen. Von 219 Mann,

welche zur Nachtschicht eingefahren waren, sollen nach der „Saar⸗

brücker Zeitung“ 30 gerettet sein, darunter 16, die vor der Kat-

strophe zu Tage gefahren waren. Der vielen Brüche wegen erscheinen die Rettungsarbeiten ziemlich aussichtslos. b

Kaiserslautern, 18. März, Abends. (W. T. B.) Wie die „Pfälzische Presse“ vernimmt, sind bis heute Abend 92 Todte zu

Tage gefördert worden. 8 8

Nach einer langjährigen Pause ging gestern im Königlichen Schauspielhause Shakespeare’s „Kaufmann von Venedig“ neu einstudirt in Scene und errang durch die vortreffliche Darstellung und Inscenirung besonders in den letzten 3 Akten einen ungewöhn⸗ lichen Erfolg. Hr. Kahle erfreute in der großen Rolle des „Shylock“ vor Allem durch das künstlerisch Maßvolle seines Spiels, welches sich von Uebertreibungen, zu welchen diese Partie nur zu leicht ver⸗ lockt, in jeder Beziehung fern hielt. Nicht nur der habgierige und rachsüchtige Jude, sondern auch der mit äußeren Gütern gesegnete, selbstbewußte Mensch, der das Recht in seiner kalten Grausamkeit höher stellt als die Liebe, und welcher jede Beeinträchtigung und Kränkung wie einen Dolchstich fühlt und sich ingrimmig dagegen aufbäumt, kommt in der abgerundeten Darstellung des Hrn. Kahle voll zur Geltung. Den größten Triumph seierte der Künstler in der Gerichtsscene im 4. Akt, das wilde, teuflische Frohlocken, der unbezähmbare Haß, mit welchem Shylock auf seinen Schein be⸗ steht, die geistige und körperliche Empörung und dann das Zusammen⸗ stürzen bei dem vernichtenden Spruch des Richters wurde mit über⸗ raschender Wucht der Empfindung und ergreifender Wahrheit gespielt. In dem „Antonio“ des Hrn. Nesper nahm die passive Melancholie einen mehr als berechtigten Raum in Anspruch und drängte das Mit⸗ gefühl sehr in den Hintergrund. Sehr gewandt fanden sich die Herren Müller (Bassiano) und Keßler (Graziano) mit ihren Rollen ab, warme Innigkeit und derber Uebermuth wurden trefflich in die äußere Form umgesetzt, ohne den tieferen Gehalt der Rolle dar⸗ unter leiden zu lassen. Ein kleines Meisterstück der Dar⸗ stellungskunst war der „Tubal“ des Hrn. Krause, welcher in der einen kurzen Scene aus dem armen Juden Tubal ein lebensvolles Bild von beinahe erschütternder Wahrheitstreue schuf; fast gleiche Anerkennung verdient Hr. Vollmer, welcher die kleine Rolle des „Lanzelot“ mit rührendem Humor und frischem Gefühl ausstattete. Auch die Leistungen der Herren Ludwig (Prinz von Marokko) und Behnicke (Prinz von Arragon) sind als Beispiele einer kurzen, vorzüglichen Charakteristik hervorzuheben. Die liebenswürdige „Porzia“ fand in Frl. Meyer eine überaus sympathische und glück⸗ liche Interpretin. Der schelmische Humor stand ihr prächtig, und mit glänzender Gewandtheit führte sie die Rolle des jugendlichen Richters durch; mit Recht folgte dieser Scene der reichste Beifall des Abends. Frl. Abich (Nerissa) fand sich mit ihrer Rolle in ansprechender Weise ab; Frl. von Hansen ließ die muntere „Jessika“ weniger zu ihrem Recht kommen als die sentimentale, führte aber sonst ihre Partie einfach und natürlich durch. Die Regie hatte bei der Inscenirung Vorzüg⸗ liches geleistet, auch im Spiel und in der Bewegung der stummen Personen. Markt und Straße wurden in fortwährender Belebtheit gehalten, um ein möglichst naturgetreues äußeres Bild zu dem Inhalt zu liefern; vielleicht war für manchen Zuschauer ein Wenig des Guten zuviel gethan; wie bei der lärmenden Entführung der „Jessika“. Jedoch hat das tünst⸗ lerische Streben seinen Zweck, stimmungsvolle Scenen zu schaffen, er⸗ reicht. Das anfangs etwas zurückhaltende Publikum steigerte seine Theilnahme und seinen Beifall von Akt zu Akt und rief die Dar⸗ steller vielfach vor die Gardine.

Die „Hamlet“⸗Vorstellungen im Deutschen Theater werden von jetzt ab nur bis 10 ¾ Uhr dauern. Am nächsten Sonntag beginnt die Aufführung bereits um 6 8 Uhr. Ein Prolog zur Feier des Geburtstages des Kaisers, gesprochen von Frl. Anna Haverland, geht derselben voraus.

Frl. Alexandrine von Brunn, als Concertsängerin bereits vortheilhaft bekannt, gab gestern im Saale des Hôtel de Rome ein Concert, in welchem sie außer zwei selten gehörten, willkommenen Gesängen von Scarlatti und seinem Fena nste Carissimi (1628 Kapellmeister der Apollinariskirche zu Rom), Lieder von Bendel, Franz, Rubinstein, Thomas Mattei, dem Lehrer Rossini's und Doni⸗ zetti's, Tosti, Schumann, Brahms, Chopin und Sachs vortrug. Mit einer wohlklingenden, wenn auch nicht umfangreichen Sopranstimme verbindet die Künstlerin eine edle, empfindungsvolle Ausdrucksweise und eine vorzüglich geschulte, technische Durchbildung. Das eben mäßige Verbinden der Töne, das Verschwinden des Athemansatzes, das Be⸗ herrschen aller Schattirungsgrade vom leisesten Piano bis zum Forte bei stets deutlicher Aussprache sind besondere Vorzüge ihres Gesanges. Außer den erstgenannten italienischen Kompositionen er⸗ warben sich die Lieder von Franz, Rubinstein und Schumann ganz besonderen Beifall, während unbedeutendere Lieder von Tosti und Sachs weniger zusagten. Der 17jährige Violinist Hr. Charles Grigorowitsch, ein talentvoller, bereits sehr weit vor⸗ geschrittener Schüler des Professor Joachim, unterstützte das Concert durch den Vortrag einer Polonaise von dem in Moskau lebenden Komponisten Besekirski, und einiger Salonstücke von Vieux⸗ Seiner schönen Straduart entlockte er die reizvollsten Klangeffekte, alle Lagen bis in das höchste Flageolet mit Sicherheit beherrschend. Außer ihm erfreute auch der Pianist Hr. Georg Liebling, ein jüngerer Bruder des Virtuosen Sally L., durch den sehr gelungenen Vortrag der Chopinschen G⸗moll Ballade und zweier Klavierstücke von Schumann und Liszt. Sein Spiel verbindet mit technischer Sicherheit und untadelhafter Deutlichkeit zugleich einen zarten modulationsfähigen Anschlag, der bei der jetzigen Neigung, das Klavier wie ein volles Orchester zu be⸗ handeln, immer seltner zu werden scheint. Hr. Charton führte die Begleitung sämmtlicher Piecen auf einem schönen Duysenschen Flügel mit lobenswerther Decenz aus. Das zahlreich erschienene Publikum belohnte die Vortragenden durch lebhaften Beifall.

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elsner.

b Sechs Beilagen 8 (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

. Antrag der Kommission.

lschen Reichs⸗Anze

iger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger

Berlin, Donnerstag, den 19. März

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 19. März. In der gestrigen 70.) Sitzung des Reichstages begann das Haus die weite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die

bänderung des Zolltarifgesetzes vom 15. Juli

1879 und zwar mit der Nr. 8 des §. 2, die sich auf die

Nr. 13 des Zolltariss: „Holz und andere vegetabilische

und animalische Schnittstoffe und Waaren

daͤraus“ bezieht. 1“

Die Kommission hatte beantragt:

In Nr. 13 treten an Stelle der Positionen a. und c. sol⸗ gende Bestimmungen:

a. Brennholz, Schleifholz, Holz zur Cellulosefabrikation, nicht über 1 m lang und nicht über 18 cm am schwächeren Ende stark, Reisig, auch Besen von Reisig; Holzkohlen; Korkholz, auch in Platten und Scheiben; Lohkuchen (ausgelaugte Lohe als Brenn⸗ material); vegetabilische und animalische Schnitzstoffe, nicht beson⸗ ders genannt, frei.

c. Bau⸗ und Nutzholz: 1 1) roh oder lediglich in der Querrichtung mit der Axt oder Säge

bearbeitet oder bewaldrechtet, mit oder ohne Rinde,

a. nicht über 15 ecm Zopfstärke und 3 m Länge:

100 kg 0,20 oder DEEEEö“ 5. bei größeren Dimensionen, eichene Faßdauben: 100 kg.. 0,30 oder “¹“

2) in der Richtang der Längsachse beschlagen oder auf anderem Wege als durch Bewaldrechtung vorgearbeitet oder zerkleinert; Faßdauben, welche nicht unter 1 fallen; ungeschälte Korbweiden und Reifenstäbe; Naben, Felgen und Speichen

oder 1ö5868860

3) in der Richtung der Längsachse gesägt; nicht gehobelte Bretter; gesägte Kanthölzer und andere Säge⸗ und Schnittwaren:

109 . 1,0 oder 1 fm 9,00 Anmerkung zu c;

Vorbehaltlich der im Falle eines Mißbrauchs örtlich anzuord⸗

nenden Aufhebung oder Beschränkung

a. Bau⸗ und Nutzholz, wie unter e 1 bezeichnet für Bewohner

unnd Industrien des Grenzbezirks mit Zugthieren, gefahren,

sofern es direkt aus dem Walde kommt und nicht auf einen Verschiffungsplatz oder Bahnhof gefahren wird. frei. 5. alle unter c 1 genannten, in Mengen von nicht mehr als 70 kg nicht mit der Eisenbahn eingehend, für Bewohner P161P61616646*

d. grobe, rohe, ungefärbte Böttcher⸗, Drechsler⸗, Lischler⸗ und blos gehobelte Holzwaaren und Wagnerarbeiten, mit Ausnahme der Möbel von Hartholz und der fournirten Möbel; geschälte Korb⸗ weiden; grobe Korbflechterwaaren, weder gefärbt, gebeizt, lackirt, polirt noch gefirnißt; Hornplatten und rohe, blos geschnittene Knochenplatten; Stuhlrohr, gebeiztes oder gespaltenes

100 kg 4,00 ℳ;

e. Holz in geschnittenen Fourniren, unverleimte, ungebeizte Parquetbodentheiile . 100 kg 9,00 ℳ;

t. hölzerne Möbel und Möbelbestandtheile, nicht unter d und g begriffen, auch in einzelnen Theilen in Verbindung mit unedlen Metallen, lohgarem Leder, Glas, Steinen (mit Ausnahme der Edel⸗ und Halbedelsteine), Steinzeug, Fayence oder Porzellan; an⸗ dere Tischler⸗, Drechsler⸗ und Böttcherwaaren, Wagnerarbeiten und grobe Korbflechterwaaren, welche gefärbt, gebeizt, lackirt, polirt, ge⸗ firnißt oder auch in einzelnen Theilen mit den vorbenannten Ma⸗ terialien verarbeitet sind; verleimte, auch fournirte Parquetboden⸗ theile uneingelegt; grobe Korkwaaren (Streifen, Würfel⸗ und Rindenspunde); grobes ungefärbtes Spielzeug; Fischbein in Stäben

100 kg 14,00

5 8 8

Hierzu lagen vier Anträge vor: 1) von dem Abg. Grillenberger: Der Reichstag wolle beschließen: in Nummer 13 hinter a einzufügen sub a l: Rohholz von Cedern für 100 kgl .. Geschnittenes Holz von Cedern für 100 kg .. Bruyeère⸗ (Erika⸗) Holz in geschnittenen Stücken freizu⸗ lassen, eventuell den Zollsatz auf. 1116““ für 100 kg festzusetzen. 2) von den Abgg. Kröber, Stiller u. Gen.: Der Reichstag wolle beschließen: in Nummer 13 hinter a einzufügen unter a 1: „Rohholz von Buchsbaum, Bruyeère, Cedern, Kokos, Ebenholz, Mahagoni für 100 kg. 0,10 oder 1 1 1113131 1e“] 0,60 ℳ“* 3) von den Abgg. Rickert, Haupt u. Gen.: v1u1“ Der Reichstag wolle beschließen: in Nummer 13 c 1 5 wie folgt zu fasse:: „5. bei größeren Dimensionen; ferner Faßdauben, Naben, Fellgen, Speichen, Deichsel; Pfahlholz, nicht über 2 m lang und nicht über 18 em Zopfstärke; Leiterbäume, nicht über 9 m Länge und nicht über 15 cm Zopfstärke XXX“ 1 fm.

L 4“ ferner in Nr. 13 e 2 die Worte zu streichen: „Faßdauben, welche nicht unter 1 fallen, Naben, Felgen und Speichen“. 4) von den Abgg. Letocha, Menken u. Gen.: Der Reichstag wolle beschließen: . jzu Nr. 13 Litt. g des bestehenden Zolltarifs folgende An⸗ mmerkung anzunehmen: 3 „Anmerkung zu g: Hornfischbein. Der Referent Abg.

Frhr. von Göler befürwortete den Er erkenne in den Anträgen alte Bekannte wieder, die in der Kommission trotz der Begrün⸗ dung, daß Hölzer, die in Deutschland nicht gewachsen seien, Deutschland auch keine Konkurrenz machen könnten, zurück⸗ gewiesen seien, weil diese Hölzer einen so hohen Werth und Preis hätten, daß der beantragte Zoll dagegen kaum in Be⸗ tracht komme, bei Cedernholz für Bleistifte, der 14— 30 pro Doppelcentner koste (das für Cigarrenkisten sei nur wenig theurer), bei Buchsbaum, das 16—50 ℳ, bei Ebenholz, das je nach der Bezugsquelle 20 50 koste (aus Ceylon bezogen 50 ℳ), bei Mahagoni, das in

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Blöcken bezogen 120 150 pro Kubikmeter koste, würde der Zollsatz durchweg nur 1 Proz. vom Werth be⸗ tragen. Bei Mahagoni in Pyramiden bezogen schwanke der Preis zwischen 425 1500 ℳ, so daß, wenn man den Durchschnitt annehme, der Zollsatz sich auf ⁄0 Proz. berech⸗ nen würde. Das Bruydre⸗Holz, das aus Südfrankreich be⸗ zogen werde, habe einen höheren Werth, so daß auch da der Zollsatz gegenüber dem hohen Werth der Waare kaum in Be⸗ tracht gezogen werden könne. Außerdem habe aber die Kom⸗ mission noch einen anderen Grund gehabt, die fremden Hölzer nicht von der allgemeinen Zollerhöhung auszuschließen: es habe sich in Deutschland eine Industrie entwickelt, derartige Hölzer nachzuahmen, und es sei kein Grund vorhan⸗ den, ihr die Rücksicht zu versagen, die man jeder an⸗ deren Industrie geschenkt habe. Durch den Antrag Grillenberger sei der Zolltarif außerordentlich komplizirt, indem derselbe für eine besondere Holzart zwei neue und für eine dritte Holzart auch eine neue Position schaffe, und es einem Zollbeamten kaum mehr möglich sein würde, einen so belasteten Zolltarif voll⸗ ständig zu übersehen. Außerdem entspreche der Zollsotz von 10 zu 25 nicht dem Mehrwerth, den geschnittenes Cedern⸗ holz gegen rohes habe. Der Zollsatz für ersteres müsse min⸗ destens 50 betragen. Er bitte also die schon in der Kommission abgelehnten Anträge auch hier im Plenum ab⸗ zulehnen.

„Der Abg. Rickert befürwortete seinen Antrag. Ein eigenthümlicher Zufall wolle es, daß am Eingange der Be⸗ rathung über den Holzzoll, der am krassesten die Kon⸗ sequenzen der neuen Wirthschaftspolitik zeige, diese Spezial⸗ frage entschieden werden müsse, bei welcher die Freunde der Holzzölle und der Wirthschaftspolitik in einige Ver⸗ legenheit gerathen müßten. Alle ihre mit so vieler Ostenta⸗ tion vorgetragenen Theorien würden hier zu Boden geschlagen. Hier handele es sich nicht um Schutz des nationalen Waldes, diese Hölzer seien nicht in Deutschland gewachsen, die Industrie könne sie aber nicht entbehren; wohl aber handele es sich um Schutz einer nationalen Arbeit, indeß nicht die Rechte, sondern seine Partei wolle diese Arbeit schützen. Das Cedernholz zunächst sei un⸗ entbehrlich für die Bleistiftfabrikation. In Nürnberg und in der Nähe davon gebe es 25 Bleistiftfabriken (u. A. die be⸗ kannte Fabersche Fabrik), welche einen bedeutenden Ruf und sich auch auf dem Weltmarkt behauptet hätten, ob⸗ wohl Amerika, Frankreich, Oesterreich und Rußland die Zölle auf Bleististe erhöht hätten. In ganz ungerechtfertigter Weise greife nun die Vorlage hier ein, ohne daß man irgend eine eingehende Prüfung habe eintreten lassen, welche Wir⸗ kung der höhere Zoll haben, und ob nicht die Konkurrenz⸗ fähigkeit der Industrie in bedenklicher Weise erschüttert werde. Und aus welchem Grunde wolle man auch hier den höheren Zoll? Der sinanzielle Effekt sei doch gewiß unwesentlich. Eine Industrie, auf die Deutschland stolz sein könne, kämpfe unter ungünstiger werdenden Umständen um den Platz auf dem Weltmarkt und da komme, die Regierung und dekretire einen dreifachen Zoll! Der Referent sage, wenn die Position an⸗ genommen werde, werde der Tarif zu komplizirt. Sei das ein Grund, wenn es sich um eine solche Industrie handele? Er möchte bitten, daß man hier wenigstens auf Grund eigener Theorien Halt mache. Das letzte übrig bleibende Argument sei, es handele sich um ein werthvolles Objekt. Habe man aber nicht in der Kommission die werthvolleren eichenen Faßdauben mit geringerem Zoll belegt als die anderen? Sei das Konsequenz? Die Bleistiftfabriken in Bayern be⸗ schäftigten ca. 6000 Arbeiter und verbrauchten das größte Quantum Cedernholz (2 000 000 kg in Blöcken, 200 000 kg in Brettern). Ein kleines Quantum von Cedernholz diene zur Cigarrenkistenfabrikation. Diese werde durch den höheren Zoll nach dem Auslande verdrängt. Die fertige Waare könne zu billigerem Zoll hereingebracht werden als das zu dem⸗ selben Quantum Waare nothwendige Rohmaterial. Ferner komme hier in Betracht die besonders im Nordwesten betriebenen Fournierschneidereien. Gerade diese Gegend Deutschlands treffe der neue Tarif ohnehin sehr schwer. Hier könne man wenigstens, ohne dem Prinzip etwas zu vergeben, eine Schädigung verhindern. In Lübeck würden 200 Waggons amerikanischer Edelhölzer verarbeitet und nachher exportirt, hauptsächlich nach Schweden und Rußland. Trotz der Zölle dort habe man bis jetzt konkurrenzfähig bleiben können. Noch eigenthümlicher stehe die Sache mit Beuydreholz (Erika⸗ wurzel), das in Deutschland nicht zu haben, sondern aus Süd⸗ frankreich, Italien und Spanien komme. Eine junge Industrie, welche 600 Arbeiter beschäftige (in Nürnberg) und welche die Bruyèrepfeifen exportire, würde der sechsfache Zoll sehr schaden, da ohnehin schon die französische und österreichische Konkurrenz entgegenstehe und Oesterreich dieses Holz zollfrei einführen lasse. Es seien eingeführt 700 000 kg, der Zoll betrage jetzt ca. 1800 ℳ. Der sechsfache Zoll wäre finanziell auch eine Kleinigkeit. Nach dem Gange der Verhandlung in der Kommission habe er, da die Rechte bereits ihre Position genommen habe, wenig Hoffnung, daß man jetzt sachlichen Erörterungen noch Gehör schenken werde. Aber durch Nichts könnte die Rechte ihr System mehr diskreditiren, als durch solche Beschlüsse, die nicht einmal von ihrem Stand⸗ punkt aus vertheidigt werden könnten. Seine Partei verlange hier den Schutz einer nationalen Arbeit gegen die unberechtig⸗ ten Eingriffe der Rechten. Das interessanteste Moment sei in der Ausführung des Referenten das gewesen, daß die Mahagonihölzer desbalb keine Berücksichtigung finden könnten, weil sich in Deuschland Industrien entwickelt hätten, welche das Mahagoniholz nachahmten. Also die Rechte setze eine Prämie darauf, daß man schlechtes, billiges, nachgemachtes Zeug dem werthvollen Material entgegenstelle. Das könne doch nimmer⸗ mehr die Aufgabe der Gesetzgebung sein, daß man solche Fabrikate bevorzuge, die das Publikum täuschen würden. Im Interesse einer deutschen Industrie nehme man wenigstens davon Abstand, diesen finanziell unerheblichen, ganz unberech⸗ tigten Zoll zu beschließen. b 1

Der Abg. Udo Graf zu Stolberg⸗Wernigerode erklärte, der von der Regierung vorgeschlagene Zoll betrage 1 Proz. des Werthes des Rohmaterials, aber dadurch werve nicht auch das Fabrikat um 1 Proz. vertheuert, da das Ausland,

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wenn nicht ganz, so doch zum Theil, den Zoll tragen werde. Habe die Rechte bei den Fußdauben ein anderes Prinzip be⸗ folgt, als bei den Edelhölzern, so beweise das nur, daß die Rechte diese Dinge nicht nach Theorien, sondern nach prak⸗ tischen Erwägungen behandele. Der Lübecker Holzindustrie gewähre man, auch wenn man den Zoll erhöhe, durch die Bestimmungen, die über den Zollnachweis getroffen würden, einen völlig ausreichenden Schutz. Bis man ihm ziffermäßig und sachlich nachweise, daß die bezeichneten Industrien durch die Zollerhöhungen leiden würden, werde er gegen die An- träge und für die Regierungsvorlage stimmen. 3

Der Bundeskommissar, Königlich bayerische Ministerial⸗ Rath Ganghofer entgegnete, die Zollerhöhung könne in der That auf den Preis der Industrieprodukte nicht einwirken, wenn man die kolossalen Preisschwankungen z. B. des Maha⸗ goni⸗ oder des amerikanischen Nußbaumholzes bedenke. Wenn die bayerische Bleistift⸗ oder Kunstmöbel⸗Industrie auch nur im Mindesten durch die Zollerhöhung geschädigt würde, so würde die bayerische Regierung ganz bestimmt gegen eine solche sein. Er bitte, die Anträge abzulehnen und die Position nach der Vorlage anzunehmen. Der Zoll werde jedenfalls vom Auslande getragen werden.

Der Abg. Dr. Frhr. Schenk von Stauffenberg erklärte, die Preisschwankungen der ausländischen Edelhölzer würden hauptsächlich durch ihre Qualität bedingt. Wenn sich der bayerische Bundeskommissar bei den interessirten Fabrikanten würde erkundigen wollen, so würde derselbe sehr bald die Unrichtigkeit seiner Behauptungen erkennen. Das Prinzip des „Schutzes der nationalen Arbeit“ trage in der That immer schönere Blüthen. Bisher habe man die Rohstoffe, die die deutsche Industrie vom Auslande zur Verarbeitung beziehe, möglichst zollfrei gelassen; jetzt gehe man davon aus, daß Zölle für alle Importartikel nöthig seien; und während früher der, welcher einen Zoll verlangt habe, dessen Nothwendigkeit habe be⸗ weisen müssen, werde umgekehrt jetzt auf alle Dinge ein Zoll ge⸗ legt, wenn nicht bewiesen werden könne, daß der Zoll schädlich sei. Das von der Rechten so oft emphatisch vorgebrachte Argument, der Schutz des deutschen Waldes, komme bei diesen ausländischen, für die deutsche Industrie aber unentbehrlichen Hölzern, gar nicht in Betracht. Die Bleistiftfabrikation nehme das Cedernholz doch nicht etwa seines bohen Werthes wegen, sondern weil es erfahrungsgemäß das bei Weitem brauchbarste für Bleistifte sei. Die bayerische Bleistiftindustrie erziele keineswegs so hohe Gewinne, um die projektirte Zollerhöhung des Cedernholzes tragen zu können. Für die übrigen, in den Anträgen Grillenberger und Kroeber genannten Edelhölzer bitte er, ebenfalls die Zollerhöhungen abzulehnen. Es könnte der Antrag Kroeber noch vervollständigt werden. Es fehlten darin z. B. das amerikanische Nußbaum⸗ und das Polisander⸗ holz. Die Industrie, welche diese Hölzer in Deutschland ver arbeite, sei gerade jetzt in erfreulichem Aufschwunge begriffe In den beiden Konkurrenzländern Frankreich und Oesterreich hüte man sich wohl, der Kunstmöbel⸗Industrie das Rohma rial zu vertheuern. Namentlich die Münchener Kunstmöbel⸗ Industrie, welche sich um das ganze deutsche Kunstgewerbe das höchste Verdienst erworben habe, und welche bereits notorisch in der Technik die Pariser Industrie übertroffen habe, würde durch die höheren Zölle konkurrenzunfähig wer⸗ den. Die Bruyoère⸗Industrie sei in Deutschland erst seit der Einwanderung der aus Frankreich 1870 ausgewiesenen Deutschen begründet worden, die darauf vertraut hätten, daß sie den Schutz der deutschen Regierung für ihre Industrie g nießen würden. Das Bruyeèreholz werde aus der Wurzel einer italienischen, spanischen oder sranzösischen Erika ge wonnen. Die französische Konkurrenzindustrie sei also schon deshalb gegen die deutsche im Vortheile, weil sie ihr Ro material aus dem eigenen Lande und aus größerer Nähe be⸗ ziehen könne. Man dürfe daher keineswegs der heimischen Industrie dieses Rohmaterial noch außerdem durch Zölle v theuern. (Redner legte ein Stück gesägtes Bruysreholz au den Tisch des Hauses nieder.) Wenn man die Zölle auf dies Hölzer erhöhe, so belaste man die ganze Wirthschaftspoliti mit einem Odium, das so stark sei, daß es nicht mehr ertragen werden könne. Gerade im Interesse des Schutzes der natio⸗ nalen Industrie bitte er die Anträge Kroeber und Grille berger anzunehmen.

Hierauf nahm der Staatssekretär des Reichs⸗Schatzamts von Burchard das Wort:

Meine Herren! Der Herr Vorredner irrt vollständig, wenn er glaubt, daß die Regierung prinzipiell auf einem andern Standpunkte stände, als er ihn bezeichnet hat, nämlich auf dem, die Rohstoffe möglichst frei zu lassen. Das ist auch vollständig der Gesichtspunk der die Regierung und die Freunde des Zolltarifs bisher geleitet hat und auch ferner leiten wird. Dieser Gesichtspunkt ist bei der ganzen Gestaltung des Zolltarifs zur Anerkennung gekommen, und wenn die Ausführung des Herrn Vorredners richtig wäre, wenn die von dem Herrn Vorredner berührten Industriezweige in der That 1 dadurch gefährdet sein würden, daß man auf diese Hölzer nicht den bisherigen Zoll von 10 ₰, sondern einen höheren Zoll legte, dann glaube ich, würde es keinem Zweifel unterliegen, daß man dieses Holz im Zoll nicht erhöhen dürfte. Aber alle die Deduktionen, die der Herr Vorredne beigebracht hat, sind, glaube ich, nicht zutreffend, und zwar deshalb nicht zutreffend, weil der Werth des Rohholzes in dem Fabrikat ein ganz untergeordnete Rolle, (oh! links) vor allen Dingen aber die Zollerhöhung eine vollständig untergeordnete Rolle gegenüber dem Preise des Fabrikats spielt.

Meine Herren, ich kann Ihnen allerdings keine Zahlen nennen; das liegt aber doch auf der Hand. Ich glaube, man darf die Frage nur einfach näher betrachten, so kommt man unzweifelhaft zu dieser Anschauung. Es soll für Mahagoniholz der Zoll erhöbt werden. um ich glaube % vom Werthe; also schom von dem Werthe des Rohholzes bildet die Zollerhöhung nur 8 %,., Nun frage ich Sie, meine Herren, welchen Weoth. repräsentirt in der Kunsttischlerei ein von diesem Holze hergestelltes Produkt und welchen antheiligen Werth hat das Mahagoni⸗Roddolz, das in diesem Produkt steckt, und wie boch ist die bezeichnete Zoll⸗ differenz dem gegenüber? Ich kann die Sache ja nicht in Prozenten bezeichnen, ich glaube aber, es sind vielleicht nur einige Hunderttheile von Prozenten, nicht viel mehr.

Aehnlich liegt die Sache bei der Bleistiftfabrikation. Die Blei⸗ stifte bilden dem Gewichte nach ein sehr hochwerthiges Produkt, sie werden sehr hoch bezahlt, der Werth des Holzes in den Bleistiften bildet aber einen sehr geringeren Theil, und nun gar dieser Prozent⸗

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