1885 / 73 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Mar 1885 18:00:01 GMT) scan diff

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Es folgte die dritte Berathung des Gesetzentwurfs,

etreffend die Ergänzung des Gesetzes vom 29. Mai 1873 über das Grundbuchwesen in dem Bezirk des EEEE1A““ Kassel mit Ausschluß des Amtsgerichtsbezirks Vöhl. 1

Der Gesetzentwurf wurde ohne Debatte unverändert an⸗ genommen.

Das Haus berieth sodann den vom Herrenhause zurück⸗ gelangten Gesetzentwurf, betreffend die Einführung der Gesetze vom 3. März 1850 und vom 27. Juni 1860 über den erleichterten Abverkauf und Austausch kleiner Grundstücke in dem Regierungsbezirk Kassel ausschließlich der vormals Großherzog⸗ lich hessischen Gebietstheile und in den Hohen⸗ zollernschen Lande.

Der Gesetzentwurf wurde in der vom Herrenhause be⸗ schlossenen Fassung unverändert angenommen, nachdem sich der Abg. Dr. Graf von Posadowsky⸗Wehner gegen die im Herrenhause wider ihn erhobenen Anklagen vertheidigt hatte.

Es folgte die Berathung der Verhandlungen des —-Handes-Eisenbahnrathe im-Zahre 1884—8 ————.

Der Abg. Dr. Natorp hob hervor, daß es im Interesse des rheinisch⸗westfälischen Bergbaues liegen würde, wenn die Kostentarife nach den deutschen Exporthäfen noch weiter er⸗ mäßigt würden, und empfahl die Einführung einer zweiten Stückgutklasse in den Tarif.

Der Abg. von Wedell⸗Malchow bat, die Vorlage durch Kenntnißnahme für erledigt zu erklären. Auch die Gegner der Institution des Landes⸗Eisenbahnraths würden heute an⸗ erkennen müssen, daß derselbe eine ersprießliche Thätigkeit entfaltet habe.

Der Abg. Dr. Windthorst beantragte, den Gegenstand an eine Kommission zu verweisen.

Der Abg. Dr. Langerhans schloß sich diesem Antrage an und hob hervor, daß es ein Mangel des Staatsbahnsystems sei, daß es seine Tarife nicht den lokalen Bedürfnissen an⸗ schließen könne.

Der Abg. Dr. Hammacher bat, in Zukunft die Ver⸗ handlungen des Landes⸗Eisenbahnraths so frühzeitig vor⸗ zulegen, daß sie gleichzeitig mit dem Eisenbahn⸗Etat der Budgetkommission überwiesen werden könnten.

Der Regierungskommissar, Ministerial⸗Direktor Brefeld er⸗ widerte, daß die Vorlage dem Hause bereits bei seinem Zu⸗ sammentritt zugegangen sei. Die Frage der zweiten Stüͤck⸗ gutklasse sei durch die Bezirks⸗Eisenbahnräthe angeregt wor⸗ den; die Staatsregierung werde auf Grund dieser Anregung vorgehen.

Die Abgg. von Rauchhaupt und von Wedell⸗Malchow be⸗ stritten die Behauptungen des Abg. Dr. Langerhans über die Nachtheile des Staatsbahnsystems.

Die Debatte wurde hierauf geschlossen, durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt.

Es folgte die Berathung der Uebersicht über die Verwaltung der fiskalischen Bergwerke, Hütten und Salinen im preußischen Staate für das Jahr

vom 1. April 1883/84. Ministerial⸗Direktor

und die Vorlage

Der Regierungskommissar, Dr. Huyssen, nahm Veranlassung, die vor Kurzem aufgestellte Behauptung, als ob die Arbeitslöhne bei den fiskalischen Bergwerken reduzirt worden seien oder als stände eine solche Reduktion in Aussicht, als völlig unbegründet zurück⸗ zuweisen.

Der Regierungskommissar, Geheime Bergrath von Rönne wendete sich gegen die in früherer Sitzung von dem Abg. Letocha gemachte Bemerkung, daß in den oberschlesischen fiskalischen Bergwerken die Arbeitskraft der Arbeiter in übermäßiger Weise ausgebeutet würde. Diese Behauptung sei unbegründet, auch seien die Löhne durchaus angemessen. (Schluß des Blattes.)

Die Königliche Akademie der Wissenschaften hielt am 19. d. M. zur Vorfeier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers und Königs, eine öffentliche Sitzung, welcher der Staats⸗Minister Dr. von Goßler beiwohnte.

Der vorsitzende Sekretar, Herr Mommsen, eröffnete die Sitzung mit einer Festrede, in welcher er über die Einigung der Nationen durch die Abrechte der Fremdherrschaft sprach.

Der zweite Theil der Sitzung war die statutengemäß vorgeschriebene Erstattung der Jahresberichte über die fort⸗ laufenden großen literarischen Unternehmungen der Akademie sowie über die Thätigkeit der mit ihr verbundenen Stiftungen und Institutionen gewidmet.

Herr Mommsen berichtete sodann über den Fort⸗ gang des lateinischen Inschriftenwerks, der Paläographie der römischen Quadratschrift und der Prosopographie, sowie der Herausgabe der griechischen Inschriften, Herr A. Kirchhoff über die Fortführung der griechischen Inschriften⸗ sammlung, Herr Zeller über die Herausgabe der Aristoteles⸗ Kommentatoren und Herr Duncker uͤber diejenige der politischen Korrespondenz und der Staatsschriften König Friedrichs II., der vorsitzende Sekretar über die Ausgabe der Werke Jacobi's. Der Letztere trug ferner den Jahresbericht der vorberathenden Kommission für die Bopp⸗Stiftung vor, Herr du Bois⸗Reymond denjenigen des Kuratoriums der Humboldt⸗Stiftung für Naturforschung und Reisen; endlich erstatteten die Herren Waitz und Conze die Jahresberichte der Central⸗Direktionen bezw. der Monumenta Germaniae Historica und des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts.

Die im Reichs⸗Eisenbahnamt aufgestellte, in Nr. 72 des „Reichs⸗Anzeigers“ veröffentlichte Uebersicht der Betriebsergebnisfe deutscher Eisenbahnen für den Monat Februar d. J. ergiebt für die 41 Bahnen, welche auch schon im entsprechenden Monate des Vorjahres im Be⸗ triebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, mit einer Gesammt⸗Betriebslänge von 31 171,16 km, nach⸗ stehende Daten:

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im Februar d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des laufenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: bei 15 Bahnen mit zusammen 3507,75 km höher und bei 26 Bahnen mit zusammen 27 663,41 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei einer Bahn mit 1536,10 km unverändert, bei 14 Bahnen mit zusammen 2193,51 km höher und bei 26 Bahnen mit zusammen 27 441,55 km (darunter 7 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres; b. beim Vergleiche der pro⸗

den Jahres mit den im Vorjahre ermittelten

visorisch ermittelten Ergebnisse des laufen⸗

provisorischen Angaben: bei 20 Bahnen mit zusammen 8729,72 km höher und bei 21 Bahnen mit zusammen 22 441,44 km niedriger, als in demselben Monate des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 20 Bahnen mit zusammen 6630,91 km höher und bei 21 Bahnen mit zu⸗ sammen 24 540,25 km (darunter 6 Bahnen mit vermehrter Be⸗ geringer, als in demselben Monate des Vor⸗ ahres.

Die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war vom 1. Ja⸗ nuar bis Ende Februar d. J.: a. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse des lau⸗ fenden Jahres mit dem Definitivum des Vorjahres: bei 23 Bahnen mit zusammen 28 734,83 km höher und bei 18 Bahnen mit zusammen 2436,33 km geringer, als in dem⸗ selben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilo⸗ meter Betriebslänge bei 19 Bahnen mit zusammen 4903,87 km höher und bei 22 Bahnen mit zusammen 26 267,29 km (darunter7 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres; b. beim Vergleiche der provisorisch ermittelten Ergebnisse mit-den im.⸗Vorjahre ermettelten⸗provisorischen Angaben: bei 25 Bahnen mit zusammen 29 592,20 km höher und bei 16 Bahnen mit zusammen 1578,96 km ge⸗ ringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres, und auf das Kilometer Betriebslänge bei 23 Bahnen mit zusam⸗ men 6739,12 km höher und bei 18 Bahnen mit zusammen 24 432,04 km (darunter 6 Bahnen mit vermehrter Betriebs⸗ länge) geringer, als in demselben Zeitraume des Vorjahres.

Bei den unter Staatsverwaltung stehenden Privatbahnen, ausschließlich der vom Staate für eigene Rech⸗ nung verwalteten Bahnen, betrug Ende Februar d. J. das

esammte konzessionirte Anlagekapital 160 280 000 681 915 000 Stammaktien, 44 595 000 Prioritäts⸗Stamm⸗ aktien und 60 770 000 Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 643,20 km, so daß auf je 1 km 249 192 entfallen.

Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privatbahnen betrug Ende Februar d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 632 024 829 (314 769 650 Stammaktien, 70 914 100 Prioritäts⸗ Stammaktien und 246 341 079 Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapi⸗ EG ist, 3326,21 km, so daß auf je 1 km 190 014 entfallen.

Das neueste „Militär⸗Wochenblatt“ enthält Bestim⸗ mungen, betreffend die Kommandirung bezw. Beurlaubung der im aktiven Militärdienst be⸗ findlichen Militäranwärter im Interesse ihrer Civilversorgung, vom 20. März d. J., welche mit dem 1. April d. J. in Kraft treten.

Generalstabs⸗Uebungsreisen werden in diesem Jahre bei dem Garde⸗Corps, III., IV., v., VI, VII., VIII., IX., X. und XI. Armee⸗Corps stattfinden.

In Bezug auf die Uebungen der Ersatzreser⸗ visten für das Etatsjahr 1885/86 ist bestimmt worden:

Aus der Ersatzreserve 1. Klasse sind einzuberufen:

a. zu einer ersten (10 wöchigen) Uebung: bei der Infan⸗ terie 13 158 Mann, bei den Jägern 360 Mann, bei der Fuß⸗ Artillerie 1100 Mann, bei den Pionieren 700 Mann, beim Train 180 Mang, zusammen 15 498 Mann.

b. zu einer zweiten (4 wöchigen) Uebung: bei der Infanterie 8320 Mann, bei den Jägern 280 Mann, bei der Fuß⸗ Artillerie 900 Mann, bei den Pionieren 500 Mann, zusammen 10 000 Mann und zwar in erster Linie Mannschaften, welche im Etatsjahre 1884/85 zum ersten Mal geübt haben.

c. zu einer dritten aatägigen) Uebung: bei der Infanterie 7182 Mann, bei den Jägern 180 Mann, bei der Fuß⸗ Artillerie 704 Mann, bei den Pionieren 434 Mann, zusammen 8500 Mann und zwar in erster Linie Mannschaften, welche im Etatsjahre 1882/83 zum ersten Mal geübt haben.

In der Armee treten aus Anlaß des Etats für 1885/86 u. A. folgende Formations⸗ec. Aenderungen ein:

Die 1. und 2. Kavallerie⸗Brigade werden zur „Kaval⸗ lerie⸗Division des I. Armee⸗Corps“ vereinigt, deren neu zu formirender Stab in Königsberg i. Pr. garnisonirt.

Beim I. und II. Armee⸗Corps wird je eine „Landwehr⸗ Inspektion“ unter der Bezeichnung 1. bezw. 2. Landwehr⸗ Inspektion errichtet, deren Stab Königsberg i. Pr. bezw. Bromberg als Garnison erhält.

Das Landwehr⸗Bezirs⸗Kommando Berlin, welchem ein zweiter aktiver Regiments⸗Commandeur hinzutritt, zerfällt in 2 Regimenter mit der Bezeichnung: Reserve⸗Land⸗ wehr⸗Regiment (1. Berlin) Nr. 35, Reserve⸗Landwehr⸗Regi⸗ ment (2. Berlin) Nr. 35. -

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Kaiserlicher Unter⸗Staatssekretär Dr. von Mayr und Königlich sächsischer Regierungs⸗Rath Böttcher, sind von hier wieder abgereist.

S. M. S. „Stosch“, 16 Geschütze, Kommandant Kapitän z. S. von Nostitz, ist am 25. März cr. in Kooktown eingetroffen.

Köln, 26. März. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales ist mit seinem Sohne, dem Prinzen Albert Victor, gestern Abend 10 Uhr, von Darmstadt kommend, hier eingetroffen und alsbald nach Brüssel weitergereist.

(Köln. Ztg.) Die

Hessen. Darmstadt, 24. März. Zweite Kammer berieth heute über die durch die Beschlüsse der Ersten Kammer zu dem Budget hervorgetretenen Mei⸗ nungsverschiedenheiten. Dieselben wurden theilweise durch Nachgeben erledigt; über die nicht erledigten wird die Erste Kammer morgen Nachmittag beschließen. Am Donnerstag wird die Zweite Kammer über das Gemeinde⸗Umlagen⸗ gesetz berathen.

Braunschweig. Braunschweig, Von Seiten der staatsrechtlichen Landtages wurde in der heutigen stehende Erklärung verlesen:

Die von der Landesversammlung eingesetzte Kommis⸗ sion für staatsrechtliche Angelegenheiten hat ihre Auf⸗ gabe nicht allein in der Vorprüsung etwaiger Vor⸗ lagen finden zu sollen, sondern den Absichten der Ver⸗ sammlung auch dadurch zu entsprechen geglaubt, daß sie etwa zur Förderung der schwebenden Fragen dien⸗ liche Maßregeln durch eigene Anträge anzuregen habe. Sie hat demgemäß die Frage erwogen, ob die von dem Staats⸗

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25. März. (W. T. B.) Kommission des Landtagssitzung nach⸗

Minister in der Sitzung vom 10. d. M. abgegebene Erklärung Veranlassung zu einer Gegenäußerung der Landesversammlung, insbesondere zu einer Erklärung bezüglich ihrer Auffassung der die Thronfolge betreffenden Fragen geben könne oder müsse. Die Kommission hat diese Erwägung nicht ohne vor⸗ gängige Verständigung mit der Landesregierung abschließen zu dürfen geglaubt und ist in Folge der dieserhalb stattgefundenen Besprechungen zu der Ueberzeugung gelangt, daß ein derartiger Schritt Seitens der Landesversammlung bei der gegenwärtigen Lage der Sache einerseits nicht erforderlich, andererseits nicht wünschenswerth sei. Sie hat deshalb von einer Anregung in dieser Richtung abgesehen, hält sich indessen für verpflichtet, von der stattgehabten Prüfung der Landesversammlung diese Mittheilung zu machen. Die Kommission glaubt noch hervorheben zu sollen, daß bezüglich des Regentschaftsgesetzes vom 16. Februar 1879 zwischen der Landesregierung und der Kommission Einverständniß darüber herrsche, daß einerseits zur schleunigen Durchführung der nach §. 6 dieses Gesetzes event. erforderlich werdenden Maßnähmen, soweit thun⸗ lich schon vor Ablauf der darin festgestellten Frist, vorbe⸗ Preitende Schritte zu rhun Jein werden, daß aber dererseits die Aufgaben und Befugnisse des Regentschaftsraths eintreten⸗ den Fahes erst mit der Durchführung der gedachten Maßnahmen erlöschen.

Diese Erklärung wurde ohne Debatte ad acta genommen. Auf die Anfrage eines Abgeordneten, wie es mit der Zahlung der Erbschaftssteuer von einer halben Million Mark seitens des Herzogs von Cumberland stehe, erwiderte der Staats⸗ Minister Graf Görtz⸗Wrisberg: er sei zur Zeit nicht in der Lage, diese schwierige und delikate Frage zu beantworten.

Sachsen⸗Koburg⸗Gotha. Koburg, 26. März. (W. T. B.) Der Herzog von Edinburg ist über Darmstadt nach England abgereist.

Gotha, 25. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des gemeinschaftlichen Landtages wurde das Gesetz, betreffend die Sanirung der Deutschen Grund⸗ kreditbank, in der Fassung der Regierungsvorlage bei der Endabstimmung mit 16 gegen 13 Stimmen genehmigt.

Anhalt. Dessau, 24. März. (Lpz Ztg.) In der jetzt geschlossenen Diät haben dem Landtage sechs Gesetz⸗ entwürfe vorgelegen und sind durch Beschlußfassung er⸗ ledigt worden: das Etatsgesetz; ein Gesetzentwurf, betr. die Aufhebung der Gesetze wegen Ueberweisung des vierten Theiles des Reinertrages von Leopoldshall an die Staatsschulden⸗ verwaltung; ein anderer wegen Abänderung der Brandkassen⸗ ordnung; ferner eine Ergänzung des Gesetzes über die Ueber⸗ weisung weiterer Staatsstraßen an die Kreise; eine Aenderung der Bauordnung, und eine Ergänzung des Gesetzes wegen Einführung von Grundbüchern. Der Haupt⸗Finanzetat für 1885/86 wurde in Einnahme und Ausgabe auf 9 138 000 festgestellt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. März. (Wien. Abdpst.) Heute waren abermals beide Häuser des Reichsrathes ver⸗ sammelt. Das Herrenhaus verhandelte über die Congrua⸗ vorlage, zu welcher zahlreiche Redner das Wort ergriffen. Vor Eintritt in die Verhandlung wurde eine Erklärung des Episkopats verlesen, worin derselbe seine Stellung gegenüber der Vorlage praäzisirte. Im Abge⸗ ordnetenhause wurde die Generaldebatte über die Nordbahnvorlage zu Ende geführt. Bei der Abstimmung wurde der Antrag der Minorität auf Uebergang zur Tagesordnung über die Vorlage mit 165 gegen 136 Stimmen abgelehnt. Desgleichen fiel der Antrag Zal⸗ lingers auf Vertagung des Gegenstandes bis zum Herbste mit 164 gegen 144 Stimmen. Sodann wurde der Antrag der Majorität, die Vorlage als Grundlage für die Spezial⸗ debatte anzunehmen, mit 166 gegen 141 Stimmen zum Be⸗

schlusse erhoben.

Spalato, 24. März. (Wien. Abdpst.) Die Nacht „Miramar“ mit Ihren K. und K. Hoheiten dem Kron⸗ prinzen Erzherzog Rudolph und der Kronprinzessin Erzherzogin Stephanie an Bord ist heute Morgens hier eingelaufen. Es herrscht Regenwetter.

Pest, 24. März. (Wien. Abdpst.) Der volkswirth⸗ schaftliche Ausschuß des Abgeordnetenhauses be⸗ schloß, die Vorberathung der Zollnovelle auf den 9. April öö Zum Referenten wurde Alexander Hegedüs gewählt. 8

Großbritannien und Irland. London, 25. März. (W. T. B.) Wie das „Reutersche Bureau“ erfährt, wären alle zur Zeit beurlaubten Offiziere der eng⸗ lischen Truppen in Indien und der eingeborenen in⸗ dischen Regimenter heute zurückberufen worden. t

Aus Malta wird unter dem heutigen

j . Tage gemelde daß der Aviso „Iris“, mit Zebehr Pascha an Bord, nach Gibraltar abgegangen ist. 1

Frankreich. Paris, 23. März. (Köln. Ztg.) Die Regierung wünscht, daß die Kammer ihre Osterferien erst am 2. April antrete und bereits am 20. ihre Arbeiten wieder aufnehme, damit das Budget möglich erledigt werde. Der legte deshalb auch heute das Budget für 1886 auf den Tisch des Hauses. Dasselbe unterscheidet sich nur wenig von de für 1885; umgänglich nothwendigen aufgenommen. Der Marine Minister wird dieser Tage die neuen Kredit für den Kongo verlangen, die in Folge machungen in Berlin nothwendig geworden sind. Für das erste Jahr schätzt man sie auf 2 ½, für die späteren Jahre auf 1 ½ Millionen. Das Gesetz über das Wahl⸗ verfahren für die Deputirtenkammer ist mit 412 gegen 99 Stimmen so angenommen worden, wie der Conseils⸗ Präsident es gewünscht und vorbereitet hatte. Auch die Frage über die Frist für die neuen Wahlen ist nach Herrn Ferry's Plan entschieden worden: die Regierung darf 60 Tage vor Ablauf der Vollmachten der Deputirten die allgemeinen Wahlen anberaumen.

Italien. Rom, 25. März. (W. T. B.) Der „Osservatore Romano“ veröffentlicht den lateinischen Text eines unter dem 1. Februar von dem Papst an den Kaiser von China gerichteten Schreibens, in welchem der Papst dem Kaiser empfiehlt, den Missionären und Christen in dem chinesischen Reiche stets, namentlich aber

in so schwierigen Zeiten wie jetzt, seinen Schutz angedeihen zu lassen 1

Veli Riza Pascha ist nach Berlin abgereist.

vvom 25. d. M., eingegangenes Telegramm meldek:

1 so schnell wie Finanz⸗Minister Tirard

von den neuen Ausgaben wurden nur die un⸗

der Ab⸗

(W. T. B.)

Türkei. Konstantinopel, 25. März.

RNußland und Polen. St. Petersburg, 25. März. (W. T. B.) Das an der Londoner Börse verbreitete Gerücht, wonach die Antwort Rußlands auf die Pro⸗ positionen Lord Granville’'s vom 16. d. keine befriedigende sei, wird von der „Nordischen Telegraphen⸗Agentur“ als vollständig aus der Luft gegriffen bezeichnet; dieselbe ist ermächtist, mitzutheilen, daß die Antwort auf jene Pro⸗ positionen von hier noch nicht abgesandt ist.

26. März. (W. T. B.) Anläßlich der Erklärung des Premiers Gladstone, daß es keinen Vortheil biete, an⸗ gesichts der Fortdauer der Verhandlungen über die afghanische Grenzfrage detaillirte Aufschlüsse zu geben, sagt das „Journal de St. Pétersbourg“: Dies ist ein weises und wohl angebrachtes Wort. Wir werden es nicht sein, die den Rath, welchen der englische Premier seinen Zu⸗ hörern gegeben hat, unberücksichtigt lassen werden.

—Mittxl⸗Amerika. (W.-TX. B.). Ein über New⸗N 8

er Präsident von San Salvador befindet sich mit 10 000 Mann an der Grenze von Guatemala und ist bereit, dem Präsidenten Barrios entgegenzutreten. Nach einer Depesche aus Panama sind die Führer der Aufstän⸗ dischen und die Vertreter der Regierung in Panama zusammengekommen und haben beschlossen, eine Kommission zur Regelung der Streitfragen zu ernennen.

Afrika. Egypten. (Allg. Corr.) Ueber das Gefecht, welches am letzten Sonntag, fünf Meilen von Suakim, stattgefunden, hit der Kriegs⸗Minister von dem General Graham nachstehende Telegramme empfangen:

Suakim, 23. März. Me Neill meldet: Berkshire Re⸗ giment getödtet Lieutenant Swinton und 12 Mann. See⸗ truppen 8 Mann todt, 12 verwundet. Flottenbrigade: Getödtet Lieutenant Seymour und 6 Mann. Genietruppen: Kapitän Romilly und Lieutenant Newman todt. Indisches Kontingent: Etwa 25 Todte, darunter Major von Bever⸗ houdt, und 70 Verwundete. Es ist unmöglich, vorläufig wei⸗ tere Information zu erlangen. Der Feind drang in das Carrée der Zeriba ein, das unrvollkommen gebildet worden. Der Angriff dauerte etwa 20 Minuten. Der Feind verlor nahezu 1000 Mann. Der Verlust an Transport⸗ Kameelen, Pferden und Mauleseln ist sehr groß. Gegen⸗ wärtig feuert der Feind nicht. Als das Schießen zuerst hör⸗ bar wurde, um 2 Uhr 45 Minuten, ließ ich die Garden aus⸗ rücken, mit Ausnahme eines Bataillons, das vorher mit einem Wagenzuge nach Haschin gesandt worden war. Die übrigen Bataillone rückten mit reitender Artillerie zwei Meilen in der Richtung der Zeriba vor, wurden aber nach Empfang eines Telegramms von Me Neill zurückgezogen. Zwei Bataillone marschiren morgen mit weiteren Zufuhren aus. Ich werde die Garden begleiten und weitere Details senden.

23. März, 6 ½ Uhr Abends. Ich langte um 12 Uhr Mittags bei der vorgeschobenen Zeriba mit den Garden und einem großen Wagenzuge an. Ich schicke die Verwundeten und Lastthiere mit der indischen Brigade und den Grenadier⸗ garden unter Fremantle zurück und lasse zwei Bataillone der Garden hier bei Mo⸗Neills Brigade. Eine starke Zeriba ist errichtet worden und ich halte die Stellung für gesichert gegen jede Anzahl des Feindes. Der gestrige Angriff war überaus plötzlich und entschlossen und war unglücklicher⸗ weise gegen unseren schwächsten Punkt gerichtet. Die Sikhs griffen den Feind mit dem Bajonnet an. Das Berkshire⸗ Regiment hielt sich ausgezeichnet, säuberte die Zeriba vom Feinde, wo er eingedrungen war, und erbeutete drei Stan⸗ darten. Die Seesoldaten führten sich ebenfalls gut auf. Die Flottenbrigade war sehr exponirt und hat stark gelitten. Auch die Genietruppen haben stark gelitten, da sie während ihrer Arbeiten angegriffen wurden. Der Feind litt empfindliche Verluste; mehr als 1000 Leichen wurden gezählt, und mar glaubt, daß viele an⸗ gesehene Chefs gefallen sind. bbedauere sehr unsere ernsten Verluste, bin jedoch der Meinung, daß MoxNeill Alles that, was unter den Umständen möglich war. Die Ka⸗ vallerie, nämlich das 5. Ulanen⸗Regiment, that bei der Recog⸗ noscirung ihr Bestes; da jedoch das Terrain buschig war, war es unmöglich weit zu sehen. Die Truppen hielten sich außer⸗ ordentlich gut. Alle Stabs⸗ und Regiments⸗Offiziere thaten ihr Aeußerstes. Der Feind stürmte mit tollkühnem Muthe heran. Er sprang über die niedrige Zeriba sicherem Tode entgegen, und obgleich er einen temporären Erfolg durch Ueberrumpelung erzielte, hat er eine ernste Lektion erhalten und bis jetzt nicht wieder versucht, unsere Zeriba zu behelligen.

Zeitungsstimmen.

Auus dem Regierungsbezirk Stettin wird der „Nord⸗ deutschen Allgemeinen Zeitung“ geschrieben:

daß dort die ländliche Bevölkerung allgemein über wirtschaft⸗ schaftlichen Rückgang klage. Trotz der größtentheils befriedigenden Ernte lasse sich bei den vielfach nicht einmal die Produktionkosten deckenden Preisen aller landwirthschaftlichen Erzeugnisse eine Wendung zum Bessern nicht bemerken. Man hoffe unter den Landwirthen, daß die Erhöhung der Kornzölle Wandel schaffen werde. Wie sehr die ausländische Konkurrenz an dem niedrigen Stande der Getreidepreise betheiligt ist, beweist auch die Höhe der Einfuhr, welche im Jahre 1884 über Stettin stattfand. Dieselbe betrug an Weizen 75 116 t gegen 44 337 t im Jahre 1883, an Roggen 123 412 t gegen 193 498, an Gerste 14 861 gegen 36 473, an Hafer 114 641 gegen 61 013, an Erbsen 8411 gegen 5795 t. Danach hat also die Einfuhr, abgesehen von Roggen und Gerste, überall gegen das Vorjahr bedeutend zugenommen, trotz⸗ dem die Ernte besser war. Ausfuhr fand fast nur in Gerste statt, blieb aber auch darin unbedeutend Außer durch den niedrigen Stand der Getreidepreise hatten die Landwirthe auch noch unter den gedrückten Spirituspreisen zu leiden, welche bis auf 40,10 für 10 000 Liter⸗ Prozent fielen und damit einen so niedrigen Standpunkt erreichten, wie er bisher kaum jemals dagewesen ist. Inzwischen ist zwar eine geringe Preissteigerung eingetreten, die jedoch den Absat nicht wieder beleben konnte. Es lagern zeitweilig am Stettiner Platz 2 ¾ bis 3 Millionen Liter Spiritus. Unter solchen ungünstigen Preiskon⸗ junkturen arbeiten die Brennereien nur mit Verlust und steht daher der Schluß der Spiritusproduktion früher als sonst zu erwarten.

Das „Dresdener Journal schreibt:

Die sächsischen Sparkassen, deren Ergebnisse für das Jahr 1884 nun zusammengestellt sind, haben sich auch in diesem Jahre in Weise weiter entwickelt, wie nachstehende Uebersicht ergiebt: ““

ork,-]

Rückzahlungen

Zahl Betrag (Tausend) (Mill. ℳ)

Einzahlungen

Zahl Betrag (Tausend) (Mill. ℳ)

Jahr

1880 1881 1882 1883 1884

769 801 938 1085 191 1187 96,8 83,2

Summa 4780 445,4 1“

Wäͤhrend der letzten 5 Jahre sind hiernach im Königreich Sachsen 16 Sparkassen entstanden, und bei sämmtlichen Sparkassen 445 Mil⸗ lionen Mark in 4,8 Millionen Posten eingezahlt, sowie 417 Millionen Mark in 3,1 Millionen Posten zurückerhoben worden. Das Spar⸗ guthaben der Einleger wuchs in dieser Zeit durch den Einzahlungs⸗ überschuß um 28 Millionen Mark, durch Einlagenzinsen um etwa 50 Millionen Mark, insgesammt also um etwa 78 Millionen, d. i um etwa 26 für jeden Kopf der etwa 3 Millionen Köpfe zählen⸗ den Bevölkerung.

——— In der „Berliner Zeitungs⸗Rörrespondenze lesen wir unter der Ueberschrift „Der hanseatische Geist der Bürgerschaft Bremens“:

Am 14. März d J vollzog sich in der freien Stadt Bremen ein Ereigniß, dessen Bedeutung für Deutschland von der Presse eben⸗ sowenig genugsam gewürdigt worden ist, als die Größe der Opfer, die dabei von den Bürgern dieses Kleinstaates zur Tragung über⸗ nommen worden sind. Wohl noch niemals ist von Einwohnern Bremens seit dem Wiederaufbau dieses Staates nach der Franzosen⸗ zeit ein Beschluß von größerer Tragweite gefaßt worden, als der, für den sich diese Bürgerschaft am obigen Tage in einer einzigen Sitzung entschied. Denn es wurde der Anschluß des Bremischen Gebietes an das Reichs⸗Zollgebiet beschlossen, ob⸗ wohl hierdurch diesem kleinen, nur den dreihundertsten Theil der Be⸗ völkerung Deutschlands umfassenden Staatswesen, eine Summe von mehr als 50 Millionen Mark Kosten aufgebürdet wird; denn ab⸗ gesehen davon, daß Bremen für eigene Rechnung einen Freihbezirk mit einem Kostenbetrage bis zu 22 ½ Millionen auszugestalten hat, muß es weitere 30 Millionen für die nun bedingte Korrektion der Unter⸗ weser auf sich nehmen. Der vom Reiche bewilligte Zuschuß hat auf diese beiden Installirungen keinen Bezug.

Nachdem das Reich dem Bestehen der Freihäfen ein Ziel gesetzt, stand Bremen vor der Wahl, auf seine Stellung als Emporium des Welthandels zu verzichten oder unter Tragung verhältnißmäßig ungeheurer Lasten in ganz neue, noch unsichere Verhältnisse einzu⸗ treten. Hätte in diesem Kleinstaat nicht der Geist der alten Han⸗ seaten fortgelebt, und häͤtten in ihm solche kleinkrämerische Erwägungen Platz gegriffen wie sie im Deutschen Reichstage in einigen Reden bei Gelegenheit der Dampfersubventions⸗ und Kolonialdebatten. zu Tage traten, so würden seine Bürger die zu bringenden wahrhaft großartigen Opfer gescheut und sich der Zukunft eben aufs Gerathe⸗ wohl überlassen haben. Aber der fortlebende hanseatische Geist zog es vor, Bauwerke und Wasserstraßen für Jahrhunderte zu schaffen, um den Schiffen, die die gewohnte Freiheit in der Stadt nicht mehr vorfinden, eine stattliche Herberge in dem Freigebiet anzuweisen, das mit allen sowohl bisher üͤblichen, wie auch in den Koukurrenzhäfen üblich gewordenen Anstalten auszustatten ist.

Die im Reichstage bei der Dampfersubventions⸗ und bei der Kolonialdebatte aufgeworfene Frage, wo denn der Nachweis sei, daß solche Ausgaben sich auch wirklich rentiren werden, kam den Bürgern des Staates Bremen nicht in den Sinn. Das Vertrauen in ihre eigene Thatkraft und der Glaube an Bremens Zukunft war zu mächtig, um sich auf solche Erörterungen zu einer Zeit noch einlassen zu sollen, wo durch eine gewaltige Umgestaltung der volitischen Ver⸗ hältnisse Deutschlands sich dem deutschen Arbeitsfleiße und der deutschen Handelsmarine mächtige neue Arbeitsfelder eröffnen.

Wohl ist auch in Bremen vorher Jahrelang darüber herum⸗ gestritten worden, ob der Zollanschluß an das Reich Bremen Segen oder Unsegen bringen werde. Als aber die Frage in offtzieller Form vor die ürgerschaft selbst kam, da zögerte man nicht lange, um sich für den Anschluß zu entscheiden. Aber noch mehr. Dieser sowohl hinsichtlich seiner Finanzen wie des gesammten Erwerbslebens keineswegs auf Rosen gebettete Kleinstaat hätte sichs auch noch überlegen können, ob er sich mit einem kleinen Hafen bescheiden will, so daß die Kosten von 30 Millionen für Korrektion der Unterweser ganz in Wegfall hätten kommen können. Man entschied sich aber hochherzig sogleich für das Ganze, indem man die Hoffnung auf bessere Zeiten und auf den guten Stern Bremens setzte. Man besann sich, daß Bremen seither viel zu sehr nur mit den überseeischen Ländern verkehrt habe, und daß man jetzt sich viel enger an das deutsche Mutterland anschließen und weit mehr als seither mit dessen Industrie verkehren könne. Auch zog man in Betracht, daß Bremen selbst Raum, Thatkraft und Kapital für eine eigene Industrie habe, und daß daher die schweren Lasten, die man sich nun auferlegt, dem Gemeinwesen, das sie zu tragen hat, vielleicht erst recht zum Segen gereichen.

Diese Erwägungen erleuchteten die Bremer Bürgerschaft an dem Tage des denkwürdigen 14. März d. J., an dem sie in einer einzigen Sitzung den Anschluß der Stadt Bremen und ihres Zollgebietes an das Reich, und die Uebernahme der dadurch bedingten so überaus schweren Lasten beschloß. .

Diese an den Tag gelegte Thatkraft, dieses Vertrauen in die eigene Schaffenskraft, sticht wahrlich sehr grell von dem kleinkräme⸗ rischen Geiste 8b, welcher einigen Parteien des Deutschen Reichstages innewohnt, wenn es sich um Entscheidung von Vorlagen des Reichs⸗ kanzlers handelt, welche dem ganzen Reiche eine große Zukunft er⸗ schließen sollen und bei denen es sich um Opfer dreht, deren Belang verschwindend gering im Vergleiche zu jenen Opfern ist, die der Kleinstaat Bremen im Vertrauen auf seine Thatkraft ganz allein übernommen hat.

87,7

3,5 88,4 89,0

78,8 84,9 87,1 83,1

Armee⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 6. Inhalt: General⸗ stabs-Uebungsreisen bei den Armee⸗Corps im Jahre 1885. Weg⸗ fall der Schießprämien bei den Landwehr⸗Bezirks⸗Kom mandos. Uebungen der Ersatzreservisten für das Etatsjahr 1885/86. For⸗ mations⸗ ꝛc. Aenderungen aus Anlaß des Etats für 1885/86. Kommandtrung bezw. Beurlaubung der im aktiven Militärdienst be⸗ findlichen Militäranwärter im Interesse ihrer Civilversorgung. Verhütung von Flurbeschädigungen durch das Publikum ꝛc. bei den größeren Truppenübungen. Einfetten der Schußwaffen. Materialienverkehr im Garnisonhaushalt. Quittungsausstellung. Wohlthätigkeit.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 10. Inhalt: Verfügungen vom 16. März 1885. Durchfuhr von Tafeltrauben in Fäßsern durch das Reichsgebiet. 1

Nr. 11. Inhalt: Verfügungen: vom 15. März 1885. Vollziehen der Postanweisungen und Ablieferungsscheine Seitens der preußischen Justizkassen. 8

Nr. 12. Inhalt: Verfügungen: vom 19. März 1885. Leitung der Briefsendungen nach Persien. 1

Nr. 13. Inhalt: Verfügungen: vom 21. März 1885. Seepost⸗ verbindung mit Norwegen.

Central⸗Blatt der Abgaben⸗Gesetzgebung und Ver⸗ waltung in den Königl ich preußischen Staaten. Nr. 6. Inhalt: Anzeige der in der Gesetz⸗Sammlung und im Reichs⸗Gesetz⸗ blatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. Allgemeiue Ver⸗ waltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Be⸗ fugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Zulassung der Prioritäts⸗ Anleihen der Berlin⸗Stettiner und der Cottbus⸗Großenhainer Eisen⸗ bahnen zur Bestellung von Amtskautionen. Indirekte Steueru:

Abänderung der Tarasätze für Wollengarne. Ausstellung von Ursprungszeugnissen bei der Einfuhr von Roggen. Berechnung der Stempelabgabe für Lotterieloose. Personalnachrichten. Beilage: Handels⸗ und Schiffahrtsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Griechenland vom 9. Juli 1884.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 12 A. Inhalt: Nichtamtliches: Herstellung der Preßeylinder für senkrechte Schiffs⸗ hebevorrichtungen. Die Preisbewerbung für Entwürfe zum Reichs⸗ gerichtshause in Leipzig. III. Getreidebeförderung und Elevatoren in Amerika. Vermischtes: Honigmanns feuerloser Dampffkessel. Dr. von Quintus⸗Icilius f†. 8

Eisenbahn⸗Verordnungs⸗Blatt. Nr. 7. Inhalt: Allerhöchster 7 vom 9. März 1885, betr. Einsetzung einer König. lichen Direktion für die Verwaltung des durch das Gesetz vom 23. Februar 1885 auf den preußischen Staat übergehenden Braun⸗ schweigischen Eisenbahnunternehmens, anderweite Abgrenzung der Eisenbahn⸗Direktionsbezirke und Errichtung von Betriebsämtern in den Eisenbahn⸗Direktionsbezirken Berlin, Breslau, Altona und Köln (rechtsrheinisch). Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 11. März 1885, betr. die vom 1. April 1885 ab festgesetzten Betriebsamts⸗Bezirke der Staatseisenbahn⸗Verwaltung, vom 14. März 1885, betr. Wagenmieth⸗Berechnung, vom 16. März

-18857 betr- Abänderung.und-Ergänzung des Betriebskhlements für⸗-

die Eisenbahnen Deutschlands. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Die Mittheilungen des Statistischen Bureaus der Stadt München, VI. Band, 3. und 4. Heft, bringen auch für das Jahr 1883 in einer Tabelle eine Uebersicht der wichtigsten auf Geburten und Sterbefälle bezüglichen Zahlen aus einigen größeren deutschen Städten, wie eine solche bereit im Vorjahre gegeben wurde.

Nach dieser Tabelle zeigt die höchste Geburtziffer wie im Vorjahre Elberfeld, das mit 38,07 nöchst Hamburg (37,39) über München steht; letzterem reihen sich an Wien mit 36,89, Berlin mit 36,63, Breslau mit 36,17. Viel geringer ist die Geburtziffer schon in Nürnberg mit 33,48, dann in Augsburg mit 33,06 und in Stuttgart mit 30,43 und am geringsten wie im Vorjahre in Frankfurt mit 28,62 und in Darmstadt mit 23,12. 8 G b

Die allgemeine Sterblichkeitziffer hält nicht die gleiche Reihenfolge ein. Sie steht wie im Vorjahre am höchsten in München mit 31,98, außerdem in Breslau mit 31,20; dann folgen Berlin und Augsburg, jedes mit 29,04, Wien mit 28,27, Nürnberg mit 26,69, Hamburg mit 26,31, Elberfeld mit 23,40, Darmstadt mit 20,87, Stuttgart mit 20,84 und wie im Vorjahre Frankfurt mit 19,56.

Die Kindersterblichkeit für sich betrachtet, d. h. das Ver hältniß der in ihrem ersten Lebensjahre gestorbenen Kinder zur Zah der Lebendgeborenen, steht am höchsten, wie im Vorjahre, in Augsburg mit 36,16 und in München mit 35,21; daran reihen sich Bresla mit 30,62, Berlin mit 29,52, Nürnberg mit 27,95, Stuttgart mi 26 09, Darmstadt mit 21,54, Hamburg mit 21,53, Wien mit 19,27, Elberfeld mit 17,41 und Frankfurt mit 16,34. 6

Der Ueberschuß der Geburts⸗ über die Sterblichkeit⸗Ziffer beträgt 14,67 in Elberfeld, das auch im Vorjahre an erster Stelle sich befand, 11,08 in Hamburg, 9,59 in Stuttgart, 9,06 in Frankfurt, 8,62 in Wien, 7,59 in Berlin, 6,79 in Nürnberg, 4,97 in Breslau. 4,95 in München, 4,02 in Augsburg, 2,25 in Darmstadt, das auch im Vor⸗- jahre den Schluß bildete. 1 8 b

Die meisten todtgeborenen Kinder nach dem Verhältniss derselben zur Gesammtheit der Geburten finden sich in Nürnber mit 6,28, in Darmstadt mit 5,99 und in Breslau mit 5,00, dann in Wien mit 4 77, Augsburg mit 4 /68 und Elberfeld mit 4,04; daran reihen sich Frankfurt mit 3,94, Stuttgart mit 3 75, Berlin mit 3,72, Hamburg mit 3,33, während München hier mit 2 85 den besten Platz einnimmt. Auch hier war im Vorjahre Nürnberg an der Spitze, München am Schlusse der Reihe. 8

Der höchste Prozentsatz der außerehelichen Kinder trat wieder in Wien auf mit 42,35; dann folgt München mit 28,78, Augsburg mit 18,20, Nürnberg mit 17,78, Breslau mit 16,04, Berlin mit 13,21, Frankfurt mit 10,24, Darmstadt mit 9,89, Ham⸗ burg mit 8,05, Elberfeld mit dem auffallend geringen Antheile 3,42 während für Stuttgart die Angaben fehlen. Wien und Elberfeld bildeten auch im Vorjahre die Endpunkte der Reihe, die überhaupt nur durch die neu einbezogenen Städte geändert ist. 1 5

Das männliche Geschlecht war auch in diesem Jahre wieder in allen Vergleichstädten unter den Lebendgeborenen vorherrschend und zwar am stärksten mit 52,15 in Hamburg, mit 52,11 in Frankfurt, mit 52,02 in Augsburg, mit 51,92 in Elberfeld, mit 51,32 in Stutt⸗ gart, 51,30 in Darmstadt, 51,05 in Wien und 51,04 in München, weniger mit 50,97 in Berlin, 50,72 in Breslau und 50,50 in Nürnberg.

Auch unter den Gestorbenen war das männliche Geschlecht in fast 8 sämmtlichen Vergleichstädten im Uebergewichte und zwar am stärksten mit 54,07 gleichfalls in Hamburg, mit 53,44 in Frankfurt, 53,22 in Stuttgart, 53 10 in Wien, 53,06 in Breslau, minder stark mit 52,48 in Berlin, 52,08 in Elberfeld sowohl als in Nürnberg, 51,39 in München, 50,05 in Darmstadt während in Augsburg die Zahl der männlichen ganz gleich mit jener der weiblichen Gestorbenen ist.

Der Prozentantheil der Sterbefälle aus dem ersten Le bensjahre an der Gesammtsterblichkeit des Jahres war am höchsten, wie im Vorjahre, in Augsburg mit 41,16 und in München mit 40,66. Dann folgen Stuttgart mit 38,11, Berlin mit 37,24, Breslau mit 35,50, Nürnberg mit 35,06, Hamburg mit 30,59, Elberfeld mit 28,33, Wien mit 25 14, Frankfurt mit 23,90 und Darmstadt mit 23,86, das auch im Vorjahre den Schluß bildete. Die Reihe ist demnach wieder eine vielfach andere, als sie oben nach dem Verhältnisse der jüngsten Gestorbenen zu den Lebendgeborenen des Jahres ausgewiesen wurde.

Das erste Lebens⸗Jahrfünft zeigt den höchsten Prozent⸗ antbeil an der Gesammtsterblichkeit, nicht etwa in München oder Augsburg, sondern wie im Vorjahre in Berlin mit 57,73; dann folgen München mit 52.92, Augsburg mit 51,57, Nürnberg mit 49,59, Breslau mit 49,25, Stuttgart mit 49,15, Elberfeld mit 47,71, Hamburg mit 46,79, wogegen Wien mit 37,42, Frankfurt mit 35,53 und bze⸗ im Vorjahre schließlich Darmstadt mit 35,93 sich bedeutend abheben.

Für die Altersgruppe vom 6. zum 15. Lebensjahre steht Berlin voran mit 5,93, dagegen München mit 2 89 am Schlusse der Reihe,

für die Altersgruppe 16/20 wieder Wien mit 3,62 an oberster und München mit 1,24 an unterster Stelle, b

für die Gruppe 21/30 gleichfalls Wien mit 10,61 an erster und Augsburg mit 4,88 an letzter (München mit 4,98 an B“ Stelle,

für die Gruppe 31/40 dagegen Frankfurt mit 10,84 an erster und Augsburg mit 5,26 wieder an letzter (München mit 6,41 gleich⸗ falls an vorletzter),

für die Gruppe 41/60 gleichfalls und wie im Vorjahre Frankfurt mit 18,77 an erster und Berlin mit 11,56 an letzter (München im letzten Jahre mit 13,70 auch hier an vorletzter), 3

für die Gruppe 61/80 ebenfalls Frankfurt mit 19,87 an erster und wie im Vorjahre Berlin mit 9,18 an letzter (München mit 15,41 an dritter, mit Einrechnung von Darmstadt, das mit 19,59 unmittelbar an Frankfurt sich anschließt, an vierter) Stelle.

Für die Gruppe über dem 80. Lebensjahre endlich zeigen Darmstadt, das schon im Vorjahre sich an erster Stelle fand, mit 5,40, Hamburg mit 3,55 und Frankfurt mit 3,25 die höchsten Antheile; es folgen Elberfeld mit 2,83, Augsburg mit 2,55, München mit 2,45, Stuttgart mit 2,32, Wien mit 2,13, Nürnberg mit 1,96, Berlin, das im Vor⸗ jahre den Schluß bildete, mit 1,87 und Breslau mit 1,81.

In allen genannten Städten ist das erste Lebensjahrfünft mit den größten Prozentantheilen in der ganzen Reihe der Altersgruppen vertreten. Nach dieser jünasten Gruppe zeigt die stärkste Vertretung die Gruppe 41/60 in Berlin, Wien, Hamburg, Breslau und Elber⸗ feld, dagegen die Gruppe 61/80 in München, Frankfurt, Stuttgart, Augsburg, Nürnberg und Darmstadt 8 8