Nachdem der Bundeskommissar, Geheime Regierungs⸗ Rath Kraut, erklärt hatte, daß die Regierung zu dem Antrage noch nicht habe Stellung nehmen können, wurde der Antrag zurückgezogen. „Bei der Position „Garn“ XVI. Kommission, welcher lautet: Der Reichstag wolle beschließen: 1) dem §. 2 der Vorlage anzufügen: 22) An Stelle der Nr. 41 c 2 des Tarifs tritt folgende Be⸗ stimmung: 2) Hartes Glanzgarn, aus langhaariger in England produ⸗ zirter Wolle, nicht gemischt mit anderen Spinnmaterialien: Genappes⸗, Mohair⸗, Alpakkagarn— a. einfaches, ungefärbt oder gefärbt;
wurde der Antrag der
dublirtes ungefärbt b1 1 100 kg 3 ℳ 5. dublirtes gefärbt; drei⸗ oder mehrfach gezwirntes, un⸗ ͤaͤ6—“— Auf die Abfertigung dieser Garne findet §. 3 des Zolltarif⸗ gesetzes vom 15. Juli 1879 analoge Anwendung. ach kurzer Diskussion angenommen. Bei Schluß des Blattes trat das Haus in die Berathung der Position „Leder und Lederwaaren“ ein. 3
— Das Herrenhaus bhielt heute seine 13. Sitzung. Der Präsident, Herzog von Ratibor, eröffnete dieselbe um † Uhr 20 Minuten in Gegenwart des Vize⸗Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, Ministers des Innern von Puttkamer. VVyon der Staatsregierung war, wie der Präsident mit⸗ theilte, der Entwurf einer Landgüterordnung für die Provinz Schleswig⸗Holstein als Vorlage eingegangen. Seit der letzten Sitzung ist der durch Allerhöchstes Ver⸗ trauen zum Mitglied des Hauses seit dem 6. April 1880 berufene Domprobst Dr. Holzer gestorben. Die Mitglieder erhoben sich,
m das Andenken des Verstorbenen zu ehren, von ihren
Plätzen.
In die Tagesordnung eintretend, ertheilte das Haus zu⸗ nächst auf Vorschlag des Referenten, Grafen von der Schulen⸗ burg⸗Angern, der Hauptverwaltung der Staats⸗ schulden über die Rechnungen der Staatsschulden⸗Tilgungs⸗ kasse, über die Rechnungen der Hauptkassen der neuen Landes⸗ theile und über die Rechnungen der Kontrole der Staats⸗ papiere Decharge und erklärte:
„Das Herrenhaus erkennt in der Vorschrift des §. 16 des Ge⸗
setzes vom 24. Februar 1850, betreffend die Verwaltung des
Staatsschuldenwesens und Bildung einer Staatsschulden⸗Kom⸗
mission, die Absicht, daß der der Hauptverwaltung der Staats⸗
schulden übertragene Mitverschluß nur durch diese Personen wahr⸗ genommen werde, welche den im §. 9 des Gesetzes angeordneten
Eid geleistet haben.“
Der zweite Gegenstand der Tagesordnung war die ein⸗ malige Schlußberathung über den Gesetzentwurf, betreffend die Dotation der Amtsverbände in den hohenzollern⸗
chen Landen.
Der Berichterstatter Herr Struckmann beantragte, dem Gesetz⸗ entwurf in der vom Abgeordnetenhause beschlossenen Fassung die Zustimmung zu ertheilen, und das Haus trat dem An⸗ trage ohne Diskussion bei.
„Es folgte als dritter Gegenstand der Tagesordnung der mündliche Bericht der Justizkommission, betreffend die Denk⸗ schrift über die Erklärung des Belagerungszustandes für den Stadtkreis Brelefeld und die Amtsgemeinde Gadderbaum⸗Sandhagen.
8 Der Berichterstatter, Herr von der Osten, beantragte Namens der Kommission: die von der Königlichen Staatsregierung gegebene Rechenschaft bezüglich der Ver⸗
hängung des Belagerungszustandes für den Stadtkreis
Bielefeld und die Amtsgemeinde Gadderbaum⸗Sandhagen während der Zeit vom 25. März dis zum 8. April 1885 unter gleichzeitiger Suspension einzelner Verfassungsartikel für genügend anzuerkennen, und das Haus nahm ohne Debatte diesen Antrag an.
Hierauf erstattete Graf von Zieten⸗Schwerin Namens der Agrarkommission Bericht über einige Petitionen, welche sich auf Forstgerechtsame bezogen, und beantragte, über dieselben zur Tagesordnung überzugehen.
Das Haus schloß sich diesem Antrage ohne Debatte an.
Schluß der Sitzung: 2 Uhr. Nächste Sitzung: Sonn⸗ abend 11 Uhr.
— In der heutigen (62.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Minister des Innern von Puttkamer, und der Finanz⸗Minister Dr. von Scholz nebst Kommissarien bei⸗ wohnten, stand auf der Tagesordnung: die Fortsetzung der zweiten Berathung des Antrages des Abg. Frhrn. von Huene auf Annahme eines Gesetz⸗ entwurfs, betreffend die Ueberweisung von aus landwirthschaftlichen Zöllen eingehenden Be⸗ 11. . 9. Kommunalverbände.
ie Berathung wurde fortgesetzt bei §. 2; derselbe lautet nach den Beschlüssen der ““ Die Ueberweisung erfolgt, mit Ausnahme der Hohenzollernschen
Lande, an die Kreise (Land⸗ und Stadtkreise).
In denjenigen Landkreisen, in welchen Kreisausschüsse nicht bestehen, haben die Kreistage zur Vorbereitung und Ausführung ihrer Beschlüsse über die Verwendung der nach Maßgabe des gegenwärtigen Gesetzes ihnen zufallenden Beträge Kommissionen unter dem Vorsitz des Landraths einzusetzen.
Hierzu lag folgender Antrag der Abgg. Enneccerus u. Gen. vor:
3) Den §. 2 wie folgt zu fassen:
Die Ueberweisung erfolgt an die Kreise (Land⸗ und Stadt⸗ kreise), in den Hohenzollernschen Landen an die Amtsverbände, in der Provinz Hessen⸗Nassau an die Gemeinden (Gutsbezirke).
Der Abg. Rickert ging zunächst auf das Verhalten der nationalliberalen Partei ein, die, früher eine eifrige Gegnerin des Gesetzes, jetzt sich mit demselben befreundet zu haben scheine. Bei der finanziellen Lage im Reiche wie in Preußen sei eine Mög⸗ lichkeit, das Defizit zu decken, nicht vorhanden, wenn, dem Antrage von Huene gemäß, die Mehreinnahmen aus den Getreide⸗ und Viehzöllen überwiesen würden. Nachdem den Großgrundbesitzern durch die Getreide⸗ und Viehzölle Vortheile zugeführt worden seien, solle ihnen durch den Antrag eine neue Steuererleich⸗ terung zugewendet werden. Er bitte, die Vorlage abzulehnen.
Der Abg. von Rauchhaupt meinte, daß die Ausführungen des Abg. Rickert mehr einen agitatorischen Charakter besäßen. Derselbe klage über das Defizit im Staate Preußen; aber weshalb träten er und seine Freunde im Reichstage nicht dafür ein, dieses Defizit durch die Bewilligung neuer Zölle zu beseitigen?
Der Abg. Freiherr von Zedlitz (Mühlhausen) erklärte, in einer Ueberweisung an die Kreise eine Entlastung der Ge⸗ meinden nicht erblicken zu können. Wenn diesen geholfen werden solle, so empfehle sich vor Allem eine Erleichterung der
Ludowieg,
Der Abg. Dr. Enneccerus hob hervor, daß es für die westlichen Provinzen besser sei, wenn die Ueberweisung an Kommunen erfolge. 8
Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Büchtemann.
— Die Tarifbestimmung II 4a zum Reichs⸗Stempel⸗ gesetz, betreffend Schlußnoten ec., findet nach einer Plenar⸗ entscheidung der vereinigten Strafsenate des Reichsgerichts, vom 31. Januar d. J, ebenso Anwendung auf Schriftstücke, durch weiche bereits anderweitig geschehene Abschlüsse nur be⸗
stätigt werden, wie auf Schriftstücke, —durch welche die Ab⸗ schlüsse erst erfolgen. —
Die im §. 23 des Reichs⸗Stempelgesetzes angedrohte ge⸗ ringe Ordnungsstrafe für Steuerhinterziehungen, welche nicht beabsichtigt worden, tritt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 16. Februar d. J., auch in dem Falle ein, in welchem der Thäter die rechts⸗ irrthümliche Ueberzeugung hat, daß sein Unternehmen nicht stempelpflichtig sei, oder in welchem der Thäter das bezügliche Gesetz überhaupt nicht kennt.
— Nach der im Reichs⸗Eisen bahn⸗Amt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung der im Jahre 1884 auf den deutschen Eisenbahnen (ausschließ⸗ lich der bayerischen) beförderten Züge, deren Ver⸗ spätungen und Verspätungsursachen betrug am Ende des Jahres die Gesammtlänge von 40 größeren in Betracht gezogenen Bahnen bezw. Bahnkomplexen 31 302,24 km, wovon 10 241,81 km zweigeleisia waren. An fahrplanmäßigen Zügen wurden befördert: 163 237 Courier⸗ und Schnellzüge, 1 311 401 Personenzüge und 729 781 gemischte Züge, welche durchschnittlich pro Stunde Gesammtfahrzeit (einschließ⸗ athalt) bezw. 45,31 und 24 km zurücklegten, sowie
1 263 134 Güterzüge. An außerfahrplanmäßigen Zügen wurden befördert: 37 022 Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischte Züge und 350 459 Güter⸗, Materialien⸗ und Arbeitszüge. Hiernach sind durchschnitilich pro Tag 10 562 Züge befördert (gegen 9852 im Vorjahre, 9148 im Jahre 1882, 8584 im Jahre 1881, 8151 im Jahre 1880, 7668 im Jahre 1879, 7416 im Jahre 1878, 7379 im Jahre 1877, 7273 im Jahre 1876 und 6956 im Jahre 1875. Im Ganzen wurden 8 791 211 981 Achskilometer bewegt = 24 085 512 durchschnittlich pro Tag (gegen 23 306 811 im Vorjahre, 22 253 284 im Jahre 1882, 20 716 227 im Jahre 1881, 20 141 307 im Jahre 1880, 19 259 517 im Jahre 1879, 19 004 139 im Jahre 1878, 19 338 399 im Jahre 1877, 19 154 138 im Jahre 1876 und 19 289 354 im Jahre 1875), von denen 2 620 360 696 auf die fahrrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Die Zahl der fahrplanmäßigen Courier⸗ und Schnellzüge hat sich gegen das Vorjahr um 5,2 Proz. (durchschnittlich 232 Züge pro Tag), die der Personenzüge um 7,0 Proz. (durchschnittlich 250 Züge pro Tag), die der gemischten Züge um 6,8 Proz. (durchschnittlich 135 Züge pro Tag), die der fahrplanmäßigen Güterzüge um 1,0 Proz. (durchschnittlich 352 Züge pro Tag) vermehrt, die Zahl der außerfahrplanmäßigen Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischten Züge dagegen um 1,0 Proz. (durchschnittlich 1 Zug pro Tag) und die außer⸗ fahrplanmäßigen Güterzüge um 5,0 Proz. (durchschnittlich 51. Züge pro Tag) vermindert. Ein Vergleich mit den Jahren 1882, 1881, 1880, 1879, 1878, 1877, 1876 und 1875 ergiebt: für die Courier⸗ und Schnellzüge eine Zunahme von bezw. 6,3 Proz., 8,8 Proz., 14,0 Proz., 15,5 Proz., 12,8 Proz., 12,5 Proz., 15,3 Proz. und 16,0 Proz. (durchschnittlich bezw. 28, 39, 63, 69, 57, 56, 69 und 72 Züge pro Tag), für die Personenzüge eine Zunahme von bezw. 14,4 Proz., 22,5 Proz, 27,3 Proz., 30,3 Proz., 29,1 Proz., 29,3 Proz, 30,5 Proz. und 31,6 Proz. (durchschnittlich 517, 809, 980, 1089, 1044, 1052, 1096 und 1134 Züge pro Tag), für die gemischten Züge eine Zunahme von 12,5 Proz., 14,4 Proz., 18,9 Proz., 28,5 Proz., 37,2 Proz., 41,8 Proz., 44,2 Proz. und 51,6 Proz. (durchschnittlich 240, 287, 378, 569, 743, 835, 815 und 1031 Züge pro Tag), für die fahr⸗ planmäßigen Güterzüge eine Zunahme von bezw. 19,1 Proz., 24,4 Proz., 29,1 Proz., 33,3 Proz., 35,9 Proz., 36,3 Proz., 34,7 Proz. und 36,4 Proz. (durchschnittlich 662, 843, 1007, 1154, 1242, 1256, 1201 und 1261 Züge pro Tag. Von den 2 204 419 Courier⸗, Schnell⸗, Personen⸗ und gemischten Zügen verspäteten im Ganzen 23 772 Züge oder 1,08 Proz. (gegen 1,09 Proz. im Vorjahre, 1,18 Proz im Jahre 1882, 1,40 Proz. im Jahre 1881, 1,30 Proz. im Jahre 1880, 1,43 Proz. im Jahre 1879, 0,79 Proz. im Jahre 1878, 0,82 Proz. im Jahre 1877, 1,35 Proz im Jahre 1876 und 1,70 Proz. im Jahre 1875. Von diesen Verspätungen wurden jedoch 10 087 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, so daß den aufgeführten Bahnen nur 13 685 Verspätungen = 0,62 Proz. zur Last fallen (gegen 0,63 Proz. im Vorjahre, 0,63 Proz. im Jahre 1882, 0,73 Proz. im Jahre 1881, 0,63 Proz. im Jahre 1880, 0,74 Proz. im Jahre 1879, 0,41 Proz. im Jahre 1878, 0,46 Proz. im Jahre 1877, 0,76 Proz. im Jahre 1876 und 1,00 Proz. im Jahre 1875). Die Gesammt⸗ dauer der letztgenannten Verspätungen betrug 381 855 Min. oder 265 Tage 4 Stunden 15 Minuten (gegen 243 Tage 8 Stun⸗ den 24 Minten im Vorjahre, 238 Tage 6 Stunden 15 Mi⸗
8
Die 13 685, den aufgeführten Bahnen zur Last fallenden Verspätungen (im Jahre 1883 12 913, im Jahre 1882 12 115 und im Jahre 1881 13 092) find hervorgerufen: in 1384 Fällen durch Schadhafthaftwerden der Fahrzeuge (im Vorjahre 1341, 1882 1185, 1881 1383); in 203 Fällen durch mangelhaften Zustand der Bahnanlagen (im Vorjahre 258, 1882 132, 1881 300); in 4461 Fällen durch Sperrung der Geleise (im Vorjahre 3809), 1882 3926, 1881 4136); in 104 Fällen durch Post⸗ und Steuerabfertigung (im Vorjahre 58, 1882 187, 1881 168); in 3681 Fällen durch starken Ver⸗ kehr (im Vorjahre 3395, 1882 3226, 1881 3725); in 2132 Fällen durch Rangiren, Umsteigen der Reisenden, Umladen von Reisegepäck und Gütern (im Vorjahre 2352, 1882 1794, 1881 1134); in 719 Fällen durch Dampfmangel ꝛc. (im Vorjahre 736, 1882 696, 1881 593); in 838 Fällen durch atmosphärische Einflüsse (im Vorjahre 803, 1882 764, 1881 1464); in 120 Fällen durch Entgleisungen und Zu⸗ sammenstöße der betreffenden Züge (im Vorjahre 117, 1882 123, 1881 142) und in 43 Fällen durch sonstige Be⸗ triebsereignisse (im Vorjahre 44, 4882 32, 1881 47). Wird eine Gruppirung der Eisenbahnen nach den auf eine Anschlußversäumniß entfallenden Zugverspätungen vorgenommen, so kommen in erster Reihe die Dort⸗ mund⸗Gronau⸗Enscheder Eisenbahn (7 Anschlußversäum⸗ nisse auf 5 Verspätungen) mit 0,71, die Oberhessischen Eisenbahnen (19 Anschlußversäumnisse auf 27 Verspätungen) mit 1,44, die Stargard⸗Küstriner Eisenbahn (11 Anschluß⸗ versäumnisse auf 18 Verspätungen) mit 1,64, während die Werrabahn (9 Anschlußversäumnisse auf 88 Verspätungen) mit 9,78, die Württembergischen Staatseisenbahnen (56 An⸗ schlußversäumnisse auf 548 Verspätungen) mit 9,79, die Altona⸗Kieler Eisenbahn (18 Anschlußversäumnisse auf 244 Ver⸗ spätungen) mit 13,56 die letzten Stellen einnehmen, und auf der Altdamm⸗Kolberger Eisenbahn (bei 19 Verspätungen), der Kiel⸗Eckernförde⸗Flensburger Eisenbahn (bei 12 Verspätungen), der Breslau⸗Warschauer Eisenbahn (bei 2 Verspätungen), der
Marschbahn (bei 24 Verspätungen), der Marienburg⸗Mlawkaer Eisenbahn (bei 2 Verspätungen), der Wismar⸗Rostocker Eisenbahn (bei 1 Verspätung) Anschlußversäumnisse nicht vor⸗ gekommen sind.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich schwarz⸗ burg⸗sondershausensche Staats⸗Minister Reinhardt ist von hier abgereist. 1
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich belgischen Hofe, Graf von Brandenburg, ist von dem ihm Allerhöchst be⸗ willigten kurzen Urlaube nach Brüssel zurückgekehrt und hat
— Der Königliche Gesandte am Großherzoglich hessischen Hofe, Legations⸗Rath Stumm, ist von dem ihm Aller⸗ höchst bewilligten Urlaube nach Darmstadt zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder über⸗ nommen.
Der Chef der Admiralität, General⸗Lieutenant von Caprivi, ist aus Karlsruhe hier wieder eingetroffen.
— Der Präsident des Königlichen Geodätischen Instituts und des Central Bureaus der Europäischen Gradmessung, General⸗Lieutenant z. D. Baeyer, hat seine Sommer⸗ öW angetreten und sich zunächst nach Leipzig egeben.
Sachsen. Dresden, 30. April. (Dr. J.) Die Prinzessin Maria Josepha ist gestern Abend 10 Uhr von Meran hier wieder eingetroffen. — Der Prinz Georg hat mit seiner Familie heute die Villa zu Hosterwitz bezogen.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 30. April. (Ldes⸗Ztg.) Der erste Gegenstand der gestrigen 25. und letzten Plenar⸗ sitzung des Landesausschusses war der Antrag Grad und Genossen über die Verwendung des auf Elsaß⸗Lothringen entfallenden Antheils der Getreidezölle. Derselbe wurde wegen der vorgerückten Zeit von den Antragstellern zurück⸗ gezogen. Den zweiten Gegenstand der Tagesordnung bildete der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Unter⸗ stützung von dienstunfähigen Forstschutzbeamten der Gemeinden und öffentlichen Anstalten, sowie von Hinterbliebenen solcher Beamten, dritte Lesung. Der Abg. Bägert meinte, daß ältere Forstschutzbeamte oft unnöthigerweise entfernt würden, um jüngeren Kräften Platz zu machen, und ersuchte die Regierung, derartige Gesuche genau zu prüfen und erforderlichen Falls zurück⸗ zuweisen. Nachdem der Unter-Staatssekretär Dr. von Mayr diese Angabe widerlegt und hervorgehoben hatte, daß der für den beregten Zweck vorgesehene Kredit im Laufe der letzten Jahre hätte von 20 000 ℳ auf 13 000 ℳ herabgesetzt werden können, wurde der Gesetzentourf ohne weitere Debatte angenommen. Die Versammlung schritt hierauf zur Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Verzinsung der Gelder der Sparkassen und der auf Gegenseitigkeit beruhenden Hülfsas- nossenschaften, dritte Lesung. Nach einer kurzen Debatte wurde der Gesetzentwurf nach den Anträgen der 3. Kommission ange⸗
[b
je
Krefelder Eisenbahn (bei 2 Verspätungen), der Holsteinischen
die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.
EEEEE Lemberg, 29. April. (Presse.) Unter Vorsitz des Metropoliten Sembratowicz ist ein ruthe⸗ nisches Landes⸗Wahlcomité in der Bildung begriffen. Delegirte aus allen Dekanaten werden nach Lemberg zur Be⸗ rathung eingeladen. Die polnischen Journale begrüßen dieses selbständige Auftreten der wahren, vom Russophilismus ver⸗ schonten Ruthenen.
Krakau, 29. April. (Presse.) Laut telegraphischer Nachricht verwarf das Handels⸗Ministerium sämmtliche Proteste gegen die Handelskammerwahlen, bestätigte die letzteren sämmtlich und ordnete die konstituirende Sitzung
auf den 5. Mai an.
Pest, 29. April. (Wien. Ztg.) Der Einund,⸗ zwanziger⸗ Ausschuß des Abgeordnetenhauses authentizirte den Bericht, betreffend die Vorlage über das Wasserrecht. 1“
Der Justi der Vorlage ü
Agram, 29. April.
z⸗Ausschuß erledigte die Spezialberathung ber die öffentlichen Notare.
(Wn. Ztg.) Die Nationalpartei des Landtages beschloß, die Cloture zu beantragen, da die Budgetdebatte bereits neun Tage andauert. — Der Serben⸗Klub hielt eine Sitzung, in welcher Kongreß⸗ angelegenheiten besprochen wurden.
Großbritannien und Irland. London, 30. April. (W. T. B.) Im Oberhause zeigte Lord Granville heute an: der russische Botschafter von Staal habe ihm gestern mitgetheilt, daß die russische Regierung keine Kenntniß habe von dem Vormarsch russischer Truppen auf Merutschak; ein Telegramm Lumsdens, welches gestern Abend eingegangen sei, erkläre das Gerücht von einer Besetzung von Merutschak für gänzlich unbegründet.
Im Unterhause brachte der Kanzler der Schatz⸗ kammer, Childers, den Voranschlag für den Staats⸗ haushalt ein. Das Defizit des vorigen Finanzjahres hat danach thatsächlich 1 050 000 Pfund betragen; die Aus⸗ gaben für das laufende Finanzjahr werden, mit Ausschluß des geforderten Elfmillionenkredits, auf 88 800 000 Pfund, die Einnahmen auf 85 200 000 Pfund veranschlagt. Das D efizit des laufenden Finanzjahres ist auf 3 750 000 Pfund und das Gesammtdefizit, einschließlich des Elfmillionenkredits und der Nachtragskredite, auf 14 900 000 Pfund veranschlagt. Vorgeschlagen wird eine Erhöhung der Einkommen⸗ steuer auf 8 Pence per Pfund Sterling; ferner soll die Erbschaftssteuer wesentlich abgeändert und auf die im Aus⸗ lande liegenden Güter von in England ansässigen Personen ausgedehnt, ebenso soll das Eigenthum der Korporationen besteuert und eine Stempelgebühr von 10 Schilling pro 100 Pfund für alle auf den Inhaber lautenden Werth⸗ papiere eingeführt werden. Die Steuer auf einheimischen und ausländischen Sprit soll um 2 Schilling per Gallone, die Biersteuer um 1 Schilling per 36 Gallonen erhöht, die Weinzölle sollen in Gemäßheit des mit Spanien abgeschlosse⸗ nen Vertrags abgeändert, ausländische patentirte Medikamente denselben Reglements wie englische unterworsen und der Tilgungsfonds der 1883 kreirten Annuitäten soll suspendirt werden. Das Defizit wird hierdurch auf 2812 000 Pfund herabgemindert. Die Bedeckung dieses Defizitrestes wird auf das nächste Jahr verschoben. — Das Haus genehmigte schließlich das Budget in erster Lesung. 1
Die „Pall⸗Mall⸗Gazette“ schreibt: die Aussich⸗ ten auf Erhaltung des Friedens würden gegenwärtig als erheblich günstiger denn bei Anfang der Woche betrachtet. Man glaube, daß der Zwischenfall von Pul⸗i⸗Kisti durch die detaillirteren Depeschen, die jetzt eingingen, sich in befrie⸗ digender Weise erklären werde; derselbe werde als erledigt angesehen werden, wenn die russische Regierung die Aktion des Generals Komaroff rechtfertigen könne. Die Frage der Grenzregulirung sei bereits geordnet; die neue Grenz⸗ linie laufe nördlich von Zulfikar und Merutschak. Die Ge⸗ rüchte von der Absendung eines englischen Ultimatums nach St. Petersburg seien unbegründet.
Aus Simla (Indien) wird unter dem 30. April tele⸗ graphirt: Der Herzog und die Herzogin von Connaught befinden sich in Meerut und werden vorläufig in Indien verbleiben. — Wie es heißt, wird eine mili⸗ tärische englische Misston nach Teheran gesandt werden.
— 1. Mai, früh. (W. T. B.) Die „Daily News“ konstatiren, daß bisher weder von Rußland an England, noch von England an Rußland ein Ultimatum gerichtet worden sei. Die englische Regierung habe nicht von Port Hamilton Besitz ergriffen; der Umstand, daß ein englischer Kreuzer in der Nachbarschaft des Hafens weilt, habe wahrscheinlich zu dem Gerücht von der Besetzung Veranlassung
gegeben.
Die
Admiralität hat weitere 9 große Dampfer
— gemiethet, von denen jeder über 1000 Mann transportiren
kann. nur in versiegelten Ordres bezeichnet werden. Das Geschworenengericht in Ipswich hat die
nuten im Jahre 1882, 264 Tage 19 Stunden 57 Minuten im Jahre 1881, 234 Tage 1 Stunde 35 Minuten im Jahre 1880, 317 Tage 10 Stunden 52 Minuten im Jahre 1879, 147 Tage 16 Stunden 31 Minuten im Jahre 1878, 155 Tage 7 Stunden 37 Minuten im Jahre 1877, 311 Tage 13 Stunden 29 Minuten im Jahre 1876, 381 Tage — Stunde 14 Minuten im Jahre 1875). In Folge der Ver⸗ spätungen wurden 7914 Anschlüsse versäumt (gegen 6392 im Vorjahre, 4728 im Jahre 1882, 4042 im Jahre 1881, 3363 im Jahre 1880, 3859 im Jahre 1879, 1938 im Jahre 1878, 1605 im Zahre 1877, 3128 im Jahre 1876 und 4191 im Jahre 1875). Von den zurückgelegten Achskilometern sämmtlicher Züge kommen auf jedes Kilometer Bahnlänge im mittleren Jahresdurchschnitt 280 849 Achskilometer (gegen 281 214 im Vorjahre, 275 306 im Jahre 1882, 259 872 im Jahre 1881, 256 637 im Jahre 1880, 254 914 im Jahre 1879, 262 757 im Jahre 1878, 278 050 im Jahre 1877, 284 790 im Jahre 1876 und 307 800 im Jahre 1875). Die für das Jahr 1884 sich ergebende Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der auf je eine eigene Verspätung entfallen⸗ den Zug⸗ und Achskilometerzahl stellt sich gegen die vom Vor⸗ jahre um 0,3 Proz., vom Jahre 1881 um ca. 13 Proz., vom Jahre 1879 um ca. 12 Proz., vom Jahre 1876 um ca. 15 Proz. und vom Jahre 1875 um ca. 50 Proz. höher und gegen diejenigen vom Jahre 1882 um ca. 11 Proz., vom Jahre 1880 um ca. 5 Proz., vom Jahre 1878 um ca.
Armen⸗ und Schullasten.
Unterstützung und
nommen. Den vierten Gegenstand der Tagesordnung bitdeten A. Entwurf eines Gesetzes, betreffend Rechtsgeschäfte über Grundeigenthum und Nießbrauch, sowie das Hypothekenwesen; B. Entwurf eines Gesetzes, betreffend den Erwerb und die Belastung der Grundstücke und Bergwerke, sowie Einführung von Grundbüchern, und C. Entwurf eines Gesetzes, be⸗ treffend die Aufstellung gerichtlicher Erbbescheinigungen und die Zuständigkeit der Amtsgerichte, zweite Lesung. Nach einer kurzen Debatte wurde von einer weiteren Behandlung der Gesetzentwürfe für diese Session abgesehen. Ein Gleiches geschah mit dem Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Kosten in Grund⸗ buchsachen. Den sechsten Gegenstand der Tagesordnung bildeten Petitionen. — Der Präsident Dr. Schlumberger theilte hierauf mit, daß das Berathungsmaterial der 12. Session des Landes⸗ ausschusses erschöpft sei und dankte der Versammlung für die Nachsicht, welche sie ihm bei der L. Verhandlungen habe angedeihen lassen. Der Abg. Frhr. Zorn von Bulach (Vater) sprach Namens der Versammlung dem Präösidenten für seine Mühe und seine Unparteilichkeit in der Leitung der Ver⸗ handlungen den Dank des Hauses aus, sowie auch dem ersten Schriftführer, Baron Charpentier, für die Sorgfalt und den Fleiß, welche er in seinem Amte dargethan. — Der Staats⸗ sekretär verlas hierauf den Kaiserlichen Erlaß, durch welchen die zwölfte Session des Landesausschusses geschlossen wurde, und dankte im Anschluß daran der Versammlung für den pa⸗ triotischen Eifer, mit welchem sie sich auch in dieser Session
Leitung der
37 Proz. und vom Jahre 1877 um ca. 31 Proz. niedriger.
“
den Geschäften des Landes gewidmet.
Propse, Clapham,
ddie vorgestern und gestern in Bezug auf die Kolonial⸗ politik der Regierung eingebrachten Interpellationen bei Gelegenheit der Berathung des rektifizirten Budgets pdischen in Panama, General Aizp
Es verlautet, der Bestimmungsort der Truppen werde
den mit den centralen Mächten, denen sie stets treu zu bleiben beabsichtige.
Griechenland. Athen, 1. Mai. (W. T. B.) Das neue Ministerium, welches heute den Eid leisten wird, hat sich in folgender Weise gebildet: Delyannis: Finanzen und Aeußeres, Papamikalpulo: Inneres, Mavromicheli: Krieg, Antonopulo: Justiz, Zygomalas: Kultus, und Roma: Marine.
Serbien. Nisch, 30. April. (W. T⸗B⸗) — Die von Belgrad aus verbreiteten Gerüchte von einer Minister⸗ krisis sind unbegründet; es fehlt jeder Anlaß dazu, da das Kabinet über eine große Majorität in der Skupschtina
Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. April. (W. T. B.) Anläßlich der im englischen Parlament mitge⸗ theilten Depesche des Obersten Lumsden, vom 17. d. M., über den russisch afghanischen Zusammen⸗ stoß am 18. (30.) März schreibt der „Regierungs⸗An⸗ zeiger“: Ungünstige lokale Verhältnisse, namentlich der schlechte Zustand der Wege in Folge des außergewöhnlichen Austretens der Flüsse und Kanäle verzögerten die Ankunft des Offiziers, mit welchem General Komaroff den ausführlichen Bericht über die Affaire vom 18. (30.) März geschickt hat. Unge⸗ achtet dessen enthalten die bereits vorliegenden Auskünfte, gleichwie die früher eingegangenen Depeschen Komaroffs, ge⸗ nügende Daten, auf Grund deren es möglich wird, einen richtigen Schluß über den Grad der Begründung des Zwei⸗ fels Lumsdens hinsichtlich der Authentizität des Komaroffschen Berichts zu ziehen. Aufrichtigst wünschend, daß die russisch⸗ afghanische Grenzfrage mittelst freundschaftlicher Unterhandlun⸗ gen mit England im Sinne der früher zwischen Rußland und England getroffenen Uebereinkunft gelöst werde, willigte die russische Regierung gern ein, die Festsetzung der Grenzlinie den hierzu beiderseits bestimmten Kommissaren zu übertragen; allein der unerwartete Einmarsch der Afghanen in Pendjeh und das Vorgehen afghanischer Truppen strom⸗ abwärts des Murghab und des Herirud nöthigten Rußland, auch Sorge zu tragen für eine faktische Wahrung seiner Rechte gegen villkürliche Besitzergrei⸗ fungen durch die Afghanen. Angesichts dessen wurde Komaroff in den ersten Tagen des Januar vorge⸗ schrieben, die Linie von Zulfagar längs dem Herirud über Kechri Silias, Kechri Zsume, Tscheminibid und Chon⸗ zichan bis Tasch⸗Kepri (Pul⸗i⸗Kisti) mit Wachtposten zu besetzen. (Bei Tasch⸗Kepri befindet sich eine alterthüm⸗ liche Bruͤcke über den Kuschk⸗Fluß, welcher die Westgrenze der Pendjeh⸗Oase bildet.) Den russischen Truppenführern wurde hierbei zur Pflicht gemacht, sich eines bewaffneten Zusammen⸗ stoßes mit den Afghanen sorgfältigst zu enthalten, es sei denn, die Afghanen forderten selbst dazu heraus. Die Besetzung obiger Punkte erfolgte zum 8. (20.) Februar, und am 20. Februar (4. März) theilte die englische Regterung uns durch den Botschafter Thornton mit, daß die Afghanen aufgefordert wor⸗ den seien, die russischen Truppen Zwecks der Herausdrängung aus ihren Stellungen nicht zu überfallen, sich vielmehr ledig⸗ lich einem weiteren Vormarsch der russischen Truppen zu widersetzen. Gleichzeitig sprach die englische Regierung den Wunsch aus, daß bis zur Entscheidung der Grenzfrage den Befehlshabern der russischen Wachtposten vorgeschrieben würde, sich des Vorrückens zu enthalten. Die russische Re⸗ gierung ging hierauf mit einigen Beschränkungen ein, und da nach russischen Informationen ein russischer Vorposten damals bereits in Tasch⸗Kepri stand und ein afghanischer in Ak⸗Tepe, so wurde General Komaroff aufgefordert, sich der Besetzung der Hase von Pendjeh zu enthalten. Hierbei hatte man im Auge, daß die bei der englischen Regierung eingelaufenen Berichte Lumsdens obige Daten vollständig bestätigten, da der russische Wacht⸗ posten in Pul-;⸗Kisti gestanden, der afghanische in Pendjeh (rechts vom Kuschk⸗Flusse). Die Erklärung der englischen Re⸗ gierung, daß die Afghanen aufgefordert seien, die Vorwärts⸗ bewegung einzustellen, schloß vollständig die Möglichkeit aus, anzunehmen, daß der afghanische Vorposten auf das linke Ufer des Kuschk-⸗Flusses vorgerückt werden könnte. Als General Komaroff sich am 13. (25) März Tasch⸗ Kepri näherte, fand er auf dem linken Ufer des Kuschk, also außerhalb des Rayons von Pendjeh, eine afghanische Befestigung, und da das seinen In⸗ formationen widersprach, so erachtete er sich verpflichtet, zur Sicherstellung seines geringzähligen Detachements von dem Commandeur der afghanischen Truppen die Räumung des linken Ufers des Kuschk zu verlangen. Die Weigerung der Räumung von Seiten des afghanischen Commandeurs war die unmittelbare Ursache des Zusammenstoßes vom 18. (30.) März. Hieraus geht klar hervor, daß General Komaroff die ihm zugeschriebene Absicht, einen Zusammenstoß herbeizuführen, gänzlich durch Thatsachen widerlegt hat, und daß General Komaroff, als er auf der Räumung des linken Ufers des Kuschk bestand, die erhaltenen-Befehle-nicht über⸗ schritt. Die russische Regierung ist einstweilen der Möalichkeit beraubt, die Frage zu entscheiden,
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Smacksbesitzer Chalk, Ruß und Preston wegen Beraubung fehle, welche, wie oben ausgeführt, mit den Informationen der
des deutschen Schiffes „Diedrich“ der Seeräuberei, Timmeson, Hughes, Jarvis wgen Be⸗ Schiffes „Anna“ des einfachen
raubung des deutschen Der Urtheilsspruch wurde
Diebstahls schuldig befunden. verschoben.
Frankreich. Paris, 30. April. (W. T. B.) General de Courcy hat sich heute früh in Toulon nach Tongking eingeschifft. — Eine Depesche aus Hanoi, von heute, meldet: Die Chinesen haben Langson geräumt.
Italien. Rom, 30. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Minister des Auswärtigen, Mancini: er werde auf
antworten. Der Kammer⸗Präsident erklärte sich namens Cairoli's damit einverstanden; die übrigen Interpellanten, Camporeale, Branca und Derenzis äußerten ebenfalls ihr Einver⸗ ständniß, vorausgesetzt, daß diese Budgetberathung nicht auf sich warten lasse. Der Minister erwiderte: wenn eine Verzögerung in der Berathung des Budgets eintrete, könne man auch vorher über die Interpellationen berathen. Nicotera beklagte, daß die Regierung das Parlament über einen so wichtigen Gegen⸗ stand im Dunkeln zu lassen suche. Der Minister wies diesen Vorwurf zurück und versicherte, daß die Regierung keinerlei anderes Engagement eingegangen sei als die bereits bestehen⸗
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englischen Regierung übereinstimmten, durch die englischen Offiziere, welche dem afghanischen, Pendjeh besetzt haltenden Detachement zukommandirt waren, anders aufgefaßt wurden. Eine Depesche des Generals Komaroff, vom 6. (18.) d., enthält Aufklärungen über einige Punkte der Depesche Lumsdens vom 17. d., über die ein endgültiges Urtheil Koma⸗ roffs selbstverständlich noch nicht eintreffen konnte.
Moskau, 30. April, Vormittags. (W. T. B.) Die „Moskauer Zeitung“ sagt: wena England den Krieg nicht wolle, so müsse es Port Hamilton räumen; andern⸗ falls sei Rußland genöthigt, mit der Besetzung von Herat zu antworten.
Mittel⸗Amerika. (W. T. B.) Einer von den Lon⸗ doner Blättern veröffentlichten Depesche aus New⸗York, vom 30. April, zufolge, hat der Führer der Aufstän⸗ urn, seine Truppen aus Panama zurückgezogen, und ist die Stadt von Truppen des Staates Columbia besetzt.
Afrika. Egypten. Suakim, 28. April. (Allg. Corr.) General Graham empfing eine weitere lange Depesche von Lord Wolseley, die sich über Details bezüglich der Einschiffung der Truppen verbreitet Die Rebellen feuerten in verwichener Nacht wieder auf das Lager in Otao. Die Eisenbahn wird sich über diesen Punkt hinaus nicht erstrecken. Das Lager in Tambuk wurde ebenfalls beschossen,
warum die gedachten Be⸗für Stahldraht sind mit
wurden dagegen „drei Gardisten und mehrere Troßknechte ver⸗ wundet. Gerüchtsweise verlautet, daß 300 Fanatiker sich verschworen haben, das britische Lager zu zerstören oder bei dem Versuch zu Grunde zu gehen.
Zeitungsstimmen.
Das „Berliner Fremdenblatt“ sagt unter der Ueberschrift „Die deutsche Kolonialpolitik, ein deutsches Botks⸗ bedürfniß“: So oft in öffentlichen Blättern von den zahlreichen Anerbietun⸗ gen Und Anstellungsgesuchen die Rede war, welche von Deutschen der ver schiedensten Berufs⸗ und Bildungsklassen an die Regierung und an die zu Angra Pequena und zu Kamerun ansässigen großen Firmen gerichtet worden, ist die Oppositions⸗Presse mit den Schmäh⸗ und Tadelworten „Kolonial⸗Schwindel“ und „Kolonial⸗Fieber“ bei der Hand. Höhnisch vergleicht man die in Veranlassung der vorjährigen Ereignisse durch das Volk gehende Bewegung mit der Spekulationswuth, ron welcher die Eng⸗ länder und Franzosen des 17. und 18 Jahrhunderts ergriffen worden, als alle Welt in Lawschen Mississippi⸗Aktien und anderen abenteuer⸗ lichen überseeischen Unternehmungen sein Heil versuchte, bis die ganze Sache ein Ende mit Schrecken nahm. Schuld daran sollten natür⸗ lich die Regierung und die konservative Presse sein, die das Feuer entzünden geholfen hatten, um auf die Abstimmungen des Reichstages zu drücken. Seit Wochen ist im Reichstage von kolonialen Unternehmungen gar nicht mehr, in der Presse nur noch ausnahmsweise die Rede. Die ein Mal in Zug gekommene Bewegung aber nimmt ibren Fort⸗ gang, ohne daß von äußerem Zuthun, oder auch nur von mittel⸗ barer Ermuthigung derselben Etwas zu spüren wäre. Immer wieder hört man von Unternehmungen, die auf die Erwerbung von Koloni⸗ sations⸗ und Handelsgebieten in Afrika gerichtet sind und von Männern, die sich zusammenthun, um ihre Kräfte auf fremder Erde zu ver⸗ suchen. Von eigentlichen Spekulationen von Unternehmungen, bei denen ohne Mühe und Arbeit Geld erworben oder in der beque⸗ men⸗- Comtoirstube „Kolonialpolitik“ getrieben werden soll, ist nur beiläufig Etwas zu hören, wesentlich handelt es sich um das Aufsuchen neuer Arbeit und neuer Arbeitsgebiete, um Unternehmungen, die an Ort und Stelle ins Werk gerichtet und mit deneigenen Händen der Unternehmer angegriffen werden sollen. Nicht Aktienzeichner, sondern Männer der Arbeit sind es, die sich den neuen Thätigkeiten zuwenden und die Möglichkeit aufsuchen, ihre Kräfte lohnender, als in der Heimath geschehen kann, zu verwerthen. Daß dabei Abenteuerlust, unruhige Begehrlichkeiten und falsche Vorstellungen mitspielen, wird eberesowenig bestritten werden können, wie das gute Recht der Warnungen, an denen man es von berufener nicht hat fehlen lassen. Unverkennbar aber ist und bleibt es, daß die Erschließung neuer, noch unausgebeuteter Arbeits: und Erwerbs⸗ gebiete einem wirklichen Bedürfniß der Nation entspricht. Deutsch⸗ and ist eines der kinderreichsten Länder der Erde, ein Land, das eine Zahl höherer Bildung und Leistungsfäbigkeit theilhaftig ge⸗ zählt, um Allen die gehörige Beschäftigung und Unterbringung sichern zu können. Mit zunehmender Dringlichkeit suchen deutsche Hände auskömmlibe und lobnende Beschäftigung, deutsche Gewerbeerzeugnisse neuve Märkte und Absatzgebiete. Dazu kommt ein allseitig anerkanntes Talent der Deutschen, in fremden Verhältnissen rasch beimisch zu werden und auf kolonisatsorischem Gebiete allen übrigen Völkern die Spitze zu bieten. — Länger als ein Jahrhundert sind die überschüssigen Kräfte der Nation dem Vaterland so gut wie vollständig verloren gegangen allein nach Nordamerika sind im Laufe zweier Jahrzehnte fast 2 Mill. Deutscher ausgewandert. Ist es da zu verwuadern, daß von der neu erschlossenen Gelegenhelt zu nationaler, unter deutscher Flagge unternommener kolonialer Thätigkeit der umfassendste Gebrauch ge⸗ macht wird? Kann da von bloßem „Schwindel“ und von Speku⸗ larionen die Rede sein, bei denen ohne Arbeit „Geld gemacht“ wer⸗ den soll? .
Vorsicht, Maß und Besonnenheit sind, wie bei allen Dingen, so auch bei kolonialen Unternehmungen nothwendig und rathsam. Unbestreitbar hat aber bereits der bisherige Gang der Ereignisse ge⸗ lehrt, daß die neue deutsche Kolonialpolitik keine Erfindung der Re⸗ gierung, überhaupt nicht das Werk eines Einzelnen, sondern das Er⸗ gebniß eines tief empfundenen und berechtigten Volksbedürfnisses gewesen ist, dem die verbündeten Regierungen entsprochen haben. Das sollte man ehrlicher Weise auch da anerkennen, wo man der deutschen Kolonialpolitik abgeneigt ist, weil dieselbe keinen fortschrittlichen Ursprung aufzuweisen hat.
— Die „Austria“ veröffentlicht folgenden Bericht des K. K. Konsulats zu Köln: 1
Die Gesammtlage der falen ist gerade keine ungünstige, ob — tungen industrieller und merkantiler Kreise in Bezug auf ihre Hebung und Weiterentwicklung unerfüllt geblieben sind. Auf den meisten Gebieten der industriellen Thätigkeit haben die neuen Einfuhr⸗ zölle sich als bedeutsames Förderungsmittel erwiesen. Es geht das — schon aus der Thatsache hervor, daß die deutsche Eisenproduktion von 1878 — 1883 einen Zuwachs von 61,4 % bei den Fabrikaten und von 45,4 % beim Geldwerthe derselben er⸗ fahren hat. Die Eisenindustrie der beiden westlichen Provinzen befündet sich schon seit einiger Zeit in keiner erfreulichen Lage, ob- gleich die Nachfrage im Inlande etwas reger geworden ist. Die Preile der meisten Artikel halten sich auf einem so niedrigen Standpunkte, daß der Gewinn für die Produzenten ein spärlicher sein muß. Es gilt dies namentlich von Roheisen, Bessemereisen und Gußeisen, wäh⸗ rend Thomaseisen stärker in Frage kommt, so daß die Preise dieses Hkxrrikets-fich halten konnten. Di tenenwe e sind gut be⸗ schäftiat. In Blechen ist die Nachfrage sehr flau, während die Ma⸗ Sfchinenfabriken und Eisengießereien besser situirt siad. Die Werke
ihrem Absatz zufrieden. Auch die Werke
für Eisenbahnmaterial haben gute Aufträge erhalten.
Kr
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zu große
wor dener Söhne
Großindustrie in Rheinland⸗West⸗ obgleich manche Erwar⸗
Statiftische Nachrichten.
preußischen Knappschaftsvereine 1883
re 1883. (Stat. Corr.) im preußischen
Die — Die Zahl der Knappschaftsvereine eußisch 1883 ebenso wie im Vorjahre 83 Die mit einigen derselben ver⸗ bundenen Krankenkassen hatten sich um zwei vermehrt und stellten sich nunmehr auf 78. Läßt man den Altenbekener Knappschaftsverein außer Betracht, weil die zu ihm gehörigen Werke nicht in Betrieb waren, so umfaßten die übrigen 82 Vereine 2135 Berg⸗, Hütten⸗ und Salzwerke, gegen 2189 im Jahre 1882; es waren hinzu- getreten 30, ausgeschieden 84 Werke. Die Anzahl der auf den Wereinswerken durchschnittlich beschäftigt g⸗ en — Kaappschafts⸗ genossen belief sich auf 308 283, nämlich 171 637 ständige (meist⸗ berechtigte) und 136 646 unständig: (minder berechtigte) Im Vorjahre waren 294 029 Mitglieder, 166 692 ständige und 127 337 umnständige vorhanden; die Anzahl der Meistberechtigten ist demnach um 2,97 %, die der Minderberechtigten um 7,31 %, die Gesammt⸗ zabl um 4,85 % gegen das Jahr 1882 gestiegen. Der Bestand an vollbeitragenden Mitgliedern belief sich zu Anfang 1883 auf 303 697, mämlich 168 851 ständige und 134 846 unständige, und zu Ende des⸗ selben Jahres auf 320 019, nämlich 175 363 ständige und 144 656 umnständige Mitglieder; es ergiebt das eine Vermehrung um 5,37 % bezw. 3,86 % der ständigen und 7,27 % der unständigen Mitglieder.
Der gesammte Zugang der Vollbeitragenden bestand aus 60 459 Mann, gegen 57 823 Mann im Vorjahre. Der Gesammt⸗ abgang betrug 44 137 Mann (17192 Ständige und 26 945 Un- ständige), von denen 2891 invalid geworden, 3881 beurlaubt, 34 140
ohne daß dadurch Schaden angerichtet wurde. In Otao
ausgeschieden und 3225 gestorben waren. Auf je 1000 Mitglieder