1885 / 103 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 04 May 1885 18:00:01 GMT) scan diff

kong 16./3. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Friedrich Carl“ 11.,4. Wilhelmshaven 20/4. 28./4. Wilhelmshaven. (Post⸗ station: Wilhelmshaven.) S. M. S. „Gneisenau“ 27./1. Zanzibar 1,/4. (Poststation: Sydney [Australien]) S. M. Kreuzer bicht“ 1.,3. St. Vincent (Kap Verdes) 16./3. Freetown 16./3. oststation: Kamerun.) S. M. S. „Hansa“ 10,/4. Kiel 11./4. 14./4. Kiel 28./4. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 16/4. Sea Hill (Queensland). (Poststation: Sydney ([Australien].) S. M. Knbt. „Iltis“ 4./2. Shanghai. (Post⸗ station: Hongkong.) S. M. Aviso „Loreley“ 2./3. Konstantinopel. Letzte Nachricht von dort 25/4. (Poststation: Konstantinopel.) S. M. S. „Luise“ 5./3. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Marie“ 27./12. 84 Nusa 16./4. Sea Hill (Queens⸗ land). (Poststation: Sydney [Australien]l.) S. M. Kreuzer „Möwe“ 26./1. Lagos. Beabsichtigte, in 8 bis nach Kamerun zurückzukehren. (Poststation: S. M. Kreuzer „Nautilus“ 19./8. 84 Letzte Nachricht von dort 4./2. (Post⸗ station: Hongkong.) S. M. S. „Nymphe“ 4./4. 9./4. (Poststation: Norfolk [Virginia] Nordamerika.) ’1 „Olga“. Kamerun 2./4. 12./4. Freetown 13./4. 4. St. Vincent (Kap Verdes) 24,/4. (Poststation. Plymouth.) S. M. Aviso „Pommerania“ Wilhelmshaven 16./4. 24./4. Wilhelmshaven 29./4. (Poststation: Wilhelms⸗ haven.) S. M. S. „Prinz Adalbert“ 21./3. Valparaiso 28./3. S. M. Brigg „Rover“ 29.,3. Vigo 7./4. 28./4. Christian⸗ sand 29./4. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Sophie“ Wilhelmshaven 15./4. 18,/4. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Stein“ Wilhelmshaven 23./4. 25,/4. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Stosch“ 25./3. Kooktown. 11./4. Sydney. (Poststation: Sydney [Australien].)

1

Oesterreich⸗Ungarn. Pest, 2. Mai. (W. T. B.) Die feierliche Eröffnung der Ausstellung fand heute Mittag durch den Kaiser im Beisein des Kronprinzen und der Kronprinzessin und der hier anwesenden anderen Mitglieder des Herrscherhauses, des preußischen Ministers Dr. Lucius, des deutschen Botschafters Prinzen Reuß, der anderen Botschafter, der Gesandten und Konsuln statt. Ferner waren erschienen: die ungarischen Minister, zahlreiche Parlamentsmitglieder, Hofwürdenträger, die Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden sowie Deputationen aus allen Landestheilen und ein zahlreiches distinguirtes Publikum. Der Protektor der Ausstellung, Kronprinz Rudolf, richtete eine Ansprache an den Monarchen, in welcher er die Wichtigkeit der Ausstellung betonte, welche den Aufschwung der ungarischen Kultur auf allen Gebieten bezeuge, und bat, die Ausstellung zu eröffnen. In der Erwiderung gab der Monarch der Freude Ausdruck, dem hochbedeutenden Feste beiwohnen zu können, welches Zeugniß gebe für den Aufschwung der ungarischen Nation; er erbitte Gottes Segen für die Ausstellung. Hierauf erklärte der Kaiser die Aus⸗ stellung für eröffnet. Der Minister⸗Präsident Tisza dankte, worauf unter tausendstimmigen, enthusiastischen Eljenrufen, Glocken⸗ geläut und Entfaltung der Trikolore die feierliche Eröffnung verkündet wurde. Sodann begann der Rundgang des Kaisers und seiner Begleitung durch die Industriehalle zu den übrigen der Ausstellung. Die Stadt prangt im Flaggen⸗ schmuck.

Agram, 1. Mai. (Wien. Ztg.) Der Landtag ge⸗ nehmigte das Budget in erster Lesung und ging sofort in die Spezialberathung ein, in welcher der Titel „Dispositions⸗ fonds“ nach längerer Debatte votirt wurde.

Der Verifikationsausschuß des Landtages be⸗ schloß, dem Plenum die Verifikation der Wahl Kumicic nicht vorzuschlagen.

Belgien. Antwerpen, 2. Mai. (W. T. B.) In der Festhalle des Ausstellungs⸗Palastes fand heute Nachmit⸗ tags 2 ½ Uhr die feierliche Eröffnung der Ausste⸗⸗ lung statt. Der König und die Königin, der Graf und die Gräfin, sowie der Prinz Balduin von Flandern, sämmtliche Minister, zahlreiche Mitglieder des Senats und der Kammer, sowie die diplomatischen Vertreter der fremden Mächte nahmen an der Feier Theil. Der Ausstellungs⸗Präsident Lynen dankte in einer Ansprache dem König für seine För⸗ derung des Ausstellungswerks, ebenso auch den Vertretern der fremden Mächte und den auswärtigen Comités, die durch ihre fördernde Thätigkeit zu dem Gelingen der Ausstellung beigetragen hätten. Der König erwiderte mit den besten Wünschen für den Erfolg der Ausstellung. Hierauf folgte ein von Pierre Benoit komponirter, von 1400 Sängern aus⸗ geführter Festgesang, worauf der König die Ausstellung für eröffnet erklärte.

Großbritannien und Irland. London, 2. Mai. (W. T. B.) Die Königin ist heute Abend aus Darmstadt in Windsor wieder eingetroffen.

4. Mai, früh. (W. T. B.) Die „Daily News“ erfahren: die Antwort des St. Petersburger Kabi⸗ nets auf Lord Granville's Depesche sei am Sonn⸗ abend Morgen hier eingetroffen, an Lord Granville vom russischen Botschafter von Staal sofort übermittelt und in einem am Sonnabend Nachmittag abgehaltenen Kabinets⸗ rath berathen worden. Ueber die Antwort der engli⸗ schen Regierung habe man sich in dem Kabinetsrath bereits im Prinzip geeinigt und heute werde die formelle Antwort er⸗ folgen. Die russische Depesche sei in Form und Inhalt ver⸗ söhnlich, und die Antwort Lord Granville’'s werde dieselbe Eigenschaft tragen. In der russischen Antwort heiße es, daß der günstige Eindruck, den der Kaiser und die Minister aus dem telegraphischen Resumé der Depesche Lord Granville's vom 25. April gewonnen hätten, nach Prüfung des Wort⸗ lauts derselben noch verstärkt worden sei. Den „Daily News“ zufolge wird heute oder morgen ein Courier mit dem vollen Text der russischen Depeschen erwartet.

Lord Granville wurde am Sonnabend nach dem Ka⸗ binetsrath von der Königin in Windsor in Audienz empfangen.

Die „Times“ will über die Antwort Rußlands auf die englischen Vorschläge wissen, daß die russische Regierung Willens sei, die englischen Vorschläge als Basis für weitere Ver⸗ handlungen zu behandeln, daß sie es indeß als mit der Ehre der Armee unverträglich betrachte, die Vorgänge vom 30. März d. J. in irgend einer Form einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Als Alter⸗ native solle vorgeschlagen werden, daß während der Dauer der Grenzabsteckung durch die gemeinsame Kommission die russischen Truppen von den infolge der provokatorischen Hal⸗ tung der Afghanen durch General Komaroff besetzten Po⸗ sitionen zurückgezogen würden. 8

Ein Telegramm der „Times“ aus Tientsin, vom 3. d. M., meldet: ein englisches Geschwader habe Port Hamilton besetzt; von den Chinesen werde dies für eine Verletzung der Integrität von Korea erklärt.

ankreich. Paris, 2. Mai. (W. T. B.) Die . Havas“ meldet: Der diplomatische Ver⸗ treter Frankreichs bei der egyptischen Regierung, Taillandier, ist heute nach Kairo zurückgekehrt. Eine Depesche aus Hanoi sagt: Die chinesischen Truppen am Rothen Fluß haben mit dem Rückmarsch nach Nunnan begonnen.

Italien. Rom, 3. Mai. (W. T. B.) Der Pap st empfing heute Mittag 200 deutsche Pilger. In der von dem Fürsten Löwenstein verlesenen Adresse heißt es: die Pilger seien im Namen des katholischen Kongresses Deutschlands gekommen. Die Adresse erinnert an die Encyklika des Papstes über die Freimaurerei und sagt: die Katholiken Deutschlands arbeiteten an der Ver⸗ wirklichung der Ideen des Papstes über die soziale Frage, erwähnt schließlich des Kulturkampfes und versichert den Papst der Treue der Katholiken. Der Papst beglück⸗ wünschte die Pilger wegen ihrer Anhänglichkeit an den Heiligen Stuhl, ermahnte sie zu der für sie besonders noth⸗ wendigen Tugend der Ausdauer, zum Gehorsam, zur Einig⸗ keit und zur ferneren Ergebenheit gegenüber dem Papst und dem Episkopat, erklärte die Anstrengungen der Freimaurerei für verderblich und erinnerte daran, daß seine Bemühungen seit Anbeginn seines Pontifikats dahin gingen, den religiösen Frieden wiederherzustellen. Die Zeit habe diesen Eifer nicht erkältet, und er wünsche, daß diese Bemühungen zu einem 15 die Kirche und das Reich gedeihlichen Ergebniß führen möchten.

Serbien. Nisch, 2. Mai. (Wien. Ztg.) Die Skupschtina hat die Modifikationen des Steuergesetzes im Sinne der Regierungsvorlage angenommen.

Temeswar, 3. Mai. (W. T. B.) Fürst Alexander Karageorgiewitsch ist heute Morgen gestorben; die Bei⸗ setzung wird in Wien stattfinden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 3. Mai. (W. T. B.) Der „Regierungsanzeiger“ veröffentlicht ein aus Anlaß der heute stattfindenden Säkularfeier des Erlasses der Kaiserin Katharina II., durch welchen der Grund zu den gegenwärtigen Adelsprivilegien gelegt worden ist, erlassenes Kaiserliches Reskript an den Adel, in welchem der Verdienste desselben um Thron und Vaterland huldvollst gedacht und in Anerkennung hierfür die Gründung einer besonderen Adels⸗Agrarbank auf den von dem Kaiser selbst vorgezeichneten Grundlagen angekündigt wird. Das Reskript schließt mit dem Wunsche, daß der Adel in seinem treuen und eifrigen Dienst für Thron und Vater⸗ land fortfahren möge.

Süd⸗Amerika. Peru. Lima, 2. Mai. (W. T. B.) Die Segierunmg.. haben bei Ayacucho eine Niederlage erlitten. General Caceres befindet sich auf dem Marsch gegen Lima, wo man sich auf eine größere Schlacht in der Nachbarschaft vorbereitet. Die Nationalversammlung hat sich vertagt.

Afrika. Egypten. (Allg. Corr.) Aus Kairo wird der „Times“ unterm 1. d. telegraphirt: Die egyptische Re⸗ gierung benachrichtigte gestern offiziell den hiesigen öster⸗ reichischen Agenten: sie könne ohne die Zustimmung sämmtlicher Mächte dem Ersuchen, in der Quarantäne⸗Ver⸗ waltung Veränderungen vorzunehmen, nicht willfahren. Nach Empfang dieser Mittheilung fragte der österreichische Agent an: ob erwartet werde, daß er diese Antwort als eine direkte Ablehnung des Gesuches seiner Regierung auslegen sollte. Hierauf wurde ihm wiederholt zu verstehen gegeben, daß, wenn sämmtliche Mächte sich dem Ersuchen anschließen, die egyptische Regierung demselben willfahren würde.“

Suakim, 30. April. (A. C.) Eine Anzahl aus⸗ erlesener Scharfschützen der Shropshirer leichten Infanterie überrumpelte in verwichener Nacht die Ara⸗ ber, welche versuchten, die Eisenbahn zu zerstören, und fügte ihnen einige Verluste bei. Das Surrey⸗Regiment erhielt Befehl, hierher zurückzukehren. Das Berkshire⸗Regiment ist nach Handup zurückgekehrt.

2. Mai. (W. T. B.) General Wolseley ist heute Nachmittag hier eingetroffen.

Zeitungsstimmen.

Die „Norddeutsche schreibt:

Nach längerer Zeit ist die radikal⸗freihändlerische „Neue Stettiner Zeitung“ wieder einmal in der glücklichen Lage, einen Brotvertheue⸗ rungsfall zu berichten; sie schreibt:

»Eine neue Illustration für die Behauptung der Kornzöllner, daß die Erhöhung der Getreidezölle das Brot nicht vertheuere, bietet eine Bekanntmachung der Nürnberger Brotfabrik, welche einen großen Theil der Einwohnerschaft Nürnbergs mit Brot versorgt. Dieselbe lautet: „Vom 1. Mai d J. ab erböhen sich in Folge der Getreide⸗ zölle die Brotpreise in sämmtlichen Qualitäten um 1 pro Pfund.““

„Daß seit Einführung des höheren Zollsatzes durch das Sperr⸗ gesetz die Getreidepreise nicht gestiegen sind, also auch darauf hin eine Erhöhung der Brotpreise „in Folge der Getreidezölle“ sich nicht rechtfertigt, darüber besteht ein Zweifel nicht mehr. Gestern hat uns jedoch die „F.⸗H.⸗C.“ belehrt, das Steigen der Ge⸗ treidepreise sei bereits, seit man im vorigen Herbste die Zu⸗ sammensetzung des Reichstages übersehen konnte etwa vom

vember ab —, langsam und stetig erfolgt und habe sein Marimum am Tage des Erlasses des Sperrgesetzes erreicht. In einer gegen die Erhöhung der Getreidezölle gerichteten, von dem sich selbst als Frei⸗ händler bekennenden Sekretär der Handelskammer in Posen verfaßten Broschuͤre finden wir nun für den Posener Markt also einen den „Eigenthümlichkeiten einer Exportbörse“ nicht unterworfenen, wie für die „Danz. Ztg.“ bemerkt sein mag über Bewegung der Getreide⸗ preise Folgendes: Für Waare mittlerer Qualität wurde per Tonne gezahlt in Mark am Ende des h“

1 Weizen Roggen September 18848 1149 127 Oktober 5 1q 132 November 151 127 Dezember 147 124 Januar 1885 154 129 Februar ““ 133 März . 158 127 142

Die „Freihandelscorrespondenz“ dürfte aus diesen Zahlen leicht erkennen, daß auch die jetzt behauptete langsame und stetige Steige⸗ rung der Getreidepreise um den Betrag des Zolles, „seit man die Zusammensetzung des Reichstages hat übersehen können“, eitel

Zeitunz“

Allgemeine

Flunkerei ist; denn gerade Gerste, deren Zollsatz weniger erhöht wurde, als der für Weizen und Roggen, ist am meisten gestiegen; Roggen ist gar nicht gestiegen und Weizen bei Weitem nicht um den Betrag des Zolles.. b 8

Jener Presse aber, die fortfährt, durch Verbreitung von Brotvertheuerungsnotizen die Brotproduzenten zu ähnlichem Vorgehen aufzuhetzen, wirs allein die Schuld an derartigen unberechtigten par⸗ tiellen Vertheuerungen zugeschoben werden müssen, da dieselben in der Bewegung der Getreidepreise keine Rechtfertigung finden.

In den „Berliner Politischen Nachrichten“ lesen wir:

Das englische Budget, welches ein Defizit von 14,5 Mill. auf⸗ weist, ist in erster Lesung in einer Sitzung erledigt worden, obwohl mit der Einbringung des Voranschlages schwerwiegende Steuer⸗ erhöhungen in Vorschlag gebracht sind. Abgesehen von einer erheb⸗ lichen Erhöhung der Einkommensteuer und der Steuer auf geistige Getränke soll eine Steuergebühr von 10 Sh. auf je 100 f auf alle Inhaberpapiere gelegt werden. Es handelt sich dort also um eine Steuer, welche gegen die bei uns in Deutschland in Kraft befindliche um das fünffache höher ist. Bei uns beträgt die Steuer für auf den In⸗ haber lautende Werthpapiere 1 pro 1000 ℳ, also 10 pro 100 ℳ, während in England diese Papiere mit 50 pro 100 belegt werden sollen. Ohne Zweifel wiegen die Interessen des Geld⸗ verkehrs in England diejenigen Deutschlands weitaus auf, ist doch London noch immer der Mittelpunkt des Weltverkehrs in Geld und Kreditwerthen. Regierung und Parlament verstehen diese Thatsachen zu würdigen und trotzdem ist das Budget sammt den neuen Steuervorschlägen ohne Weiteres in erster Lesung in einer Sitzung erledigt worden. Wie so ganz anders bei uns: eine Budget⸗ debatte an einem Tage erledigen, das wäre unerhört! Da muß erst ein volles Dutzend Agitationsreden zum Fenster hinausgehalten werden, und wenn gar noch zur Deckung des Deftzits neue Steuern, und seien sie noch so mäßig und träfen noch so sehr das Richtige, von der Regierung vor⸗ geschlagen werden, da müssen erst alle Schichten der Bevölkerung auf⸗ gewühlt, da muß erst ordentlich über die Steuerschraube geredet wor⸗ den sein, ehe so eine erste Lesung zu Ende geführt werden kann. Unsere Oppositionsparteien verweisen ja so oft in ihren Beispielen auf das vielgepriesene Land des musterhaften Parlamentarismus, daß es gewiß am Platze ist, wenn an der Hand von beredten Thatsachen nachgewiesen wird, wie himmelweit verschieden die englischen Par⸗ lamentarier von den unseren sind.

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 18. Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Nachtrag zu den Ausführungsbestimmungen, betreffend die vorläufige Einführung von Eingangszöllen auf Getreide. Marine und Schiffahrt: Erscheinen des 1. Nachtrags zur amtlichen Schiffsliste für 1885. Konsulat⸗ wesen; Ernennung. Excequatur⸗Ertheilung. Eisenbahnwesen: Druckfehler⸗Berichtigung. Polizeiwesen: Ausweisung von Auslän⸗ dern aus dem Reichsgebiete.

Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 17. Irhalt: Verfügungen: vom 28. April 1885. Post⸗Dampfschiffverbindung mit Colon.

Marineverordnungsblatt. Nr. 8. Inhalt: Reichs⸗ flagge. Schiffsbücherkisten. Marinegüter. Mützenbänder. Organisatorische Bestimmungen. 3,7 em Revolver⸗Kanone. Kohlenbriquettes. Marine⸗Etat. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 18. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Die Bedeutung des grünen Lichtes im Eisenbahn⸗Signalwesen. Der Neubau der Kirche zum Heiligen Kreuz in Berlin. Die Schleusengröße der neuen Kanalentwürfe. Von der internationalen elektrischen Aus⸗ stellung in Philadelphia. Vermischtes: Preisbewerbung für das Redoutengebäude in Innsbruck. Brand des Theaters in Szegedin. Werth von Prüfungszeugnissen und Titeln für Techniker. Tachograph. Neue Signalvorrichtung für Eisenbahnzüge. Bücherschau.

Statistische Nachrichten.

Im Monat April 1885 wurden bei Unfall⸗Versicherungs⸗Bank in 4 lebensgefährliche Verletzungen, 3 Unfälle, die ihrer Natur nach eine gänzliche oder theilweise Invalidität erwarten lassen, und 918 Unfälle von voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit der Verletzten, zusammen 931 Unfälle angemeldet.

Ueber Bremen wurden nach dem Jahrbuch für Bremische Statistik an Auswanderern direkt befördert: im Jahre 1880 80 330 Personen, 1881 122 767, 1882 114 955, 1883 109 881, 1884 103 051 Personen (außerdem im letztgenannten Jahre indirekt 70 Personen). Die Mehrzahl der Auswanderer wendete sich stets nach New⸗York (52 600 bzw. 75 886, 77 947, 71 483, 71 284) und Baltimore (24 553 bzw. 44 308, 34 477, 34 937, 30 233); außerdem gingen im Jahre 1884 912 nach Galveston und Indianola, 237 nach Brasilien und 385 nach Argentina und Uruguayv. Unter den Auswan⸗ derern des Jahres 1884 befanden sich 75 709 deutsche und 27 342 Angehörige anderer Staaten; unter den Deutschen 19 696 männliche und 18 445 weibliche im Alter von weniger als 21 Jahren, 19 092 m. und 14 365 w. von 21 50 J., 1949 m. und 2162 w. von mehr als 50 J., zusammen 40 737 m. und 34 972 w. Von den Auswanderern des Jahres 1884 waren 49 355 (26 238 m. und 23 117 w.) Preußen (1883 53 722), 26 354 (14 499 m., 11 855 w.) Angehörige anderer deutscher Staaten (1883 32 666). Von den preußischen Provinzen stellte Hannover das größte Kontingent mit 9234 (1883 10 276), demnächst Westpreußen 8682 (8604), Pommern 8231 (9382), Posen 7541 (7120), Brandenburg 3327 (4211). Die Zahl der Auswandererschiffe betrug im Jahre 1884 169 Dampfer, gegen 177 im Jahre 1883. .

Kunst, Wissenschaft Literatur.

Die Beeidigung der Zeugen im Strafverfahren Ein Beitrag zur Revision der Strafprozeßordnung. Von Dr. v. Schwarze, Königl. sächs. General⸗Staatsanwalt zu Dresden. Berlin, 1885. Verlag von Franz Vahlen. In vor⸗ stehender Schrift hat ihr Verfasser die Materie der Zeugen⸗ beeidigung zum Gegenstande der Prüfung gemacht, jedoch nicht in ihrer ganzen weitschichtigen Ausdehnung, sondern nur bezüglich der Hauptfragen: 1) über den Vor⸗ und Nacheid, 2) über die Eidesformel, 3) über die Zulassung der Zeugenbeeidigung in dem Vorverfahren und über die anderweite Vereidigung des im Vorverfahren bereits eidlich abgehörten Zeugen in der Hauptverhandlung, 4) über den Verzicht der Parteien auf die Beeidigung der Zeugen. Uebrigens ist wie der Verfasser ausdrücklich bemerkt die vorliegende Schrift nieder⸗ geschrieben worden, ehe der dem Bundesrath gegenwärtig vorgelegte Entwurf zu einer Novelle der Strafprozeßordnung, welche sich gleich⸗ falls mit der Materie der Zeugenbeeidigung beschäftigt, bekannt gegeben worden ist. Der Verfasser stimmt, wie er sagt, mit dem Entwurf nicht durchgängig überein, obgleich er mit dem Grundgedanken, aus welchem die vorgeschlagenen Bestimmungen hervorgegangen sind, sich einverstanden erklärt.

Die Nr. 18 VI. Bandes von blatt⸗ hat folgenden Inhalt: 888 Fortsetzung.) Junger Frühling. Aus dem Bilder⸗ uche eines Antimaterialisten. Von Gerhard von Amvntor. Prärie⸗Idyll. Unsere Freunde und Feinde unter den Bakterien. Von A. Woldt. (Schluß) Mit 2 Illustrationen. Milzbrand⸗

ii der Allgemeinen Leipzig 6 Todesfälle,

„Schorers Familien⸗ Spottdrossel. Von E. Vely.

ferner prämiirten Maschinen erwerben.

bakt erien. Kommabeacillen. Die Seelenfängerin. Von Leop. von Sacher⸗Masoch. (17. Fortsetzung.) Mai. Plauderecke: Das Sinken des Zinsfußes. Deutschlands koloniale Bestrebuncen. Karl Stieler. Von dem amerikanischen Präsidenten Clev⸗ land. Ein X für ein U machen. Ein aztekischer Tiger⸗ ritter. Holzschnitte: Junger Frühling. Von R. Beyschlag. rärie⸗Idyll. Beilage: Bilder vom Senegal. Von Hans Peter⸗ Mit Illustrationen von Demselben. Aus der Frauenwelt: Gute Gedanken. Damenkaffees. Von E. von Hohenheim. Neuheiten für Haus und Familie: Webe⸗Apparat für Damenareit. Mit Abbildung. Unsere Dienstboten. Humoristisches: Gerechte Würdigung. Die leidende Form. Villa Levi. Der gute Mai. Denkübungen. Sprechsaal. Briefkasten.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ueber den Aufschwung, welchen die Fabrikation von konden⸗ sirter Milch genommen hat, wird der „Neuen Freien Presse“ aus Luzern Folgendes berichtet. Die Erfindung der Milchkondensation wurde von dem amerikanischen Chemiker Podi gemacht. 1866 errichtete der amerikanische Consul Page in Zürich unter dem Namen Anglo⸗ Swiß Condensed Milk Companvy eine Fabrik in Cham am Zuger See, die, nur in bescheidenem Rahmen arbeitend, für ihre Produkte anfänglich keinen Markt fand. Nach halbjährigem Betriebe mußte sie ihre Produktion einstellen, bis die Absatzverhältnisse sich gebessert hatten. 1867 nahm sie ihre Thätigkeit wieder auf und produzirte 22 800 Büchsen kondensirter Milch. In den nächsten Jahren stieg die Production in riesigen Dimensionen; 1871 bezifferte sie sich schon auf mehr als anderthalb Millionen Büchsen, drei Jahre später auf sieben Millionen, 1877 auf zehn Millionen, 1881 auf 12 425 520, 1883 auf

13 Millionen. In dem letzteren Jahre hatte die englische Produktion

die schweizerische nahezu erreicht; sie erzielte 12 500 000 Büchsen.

Im Ganzen arbeitet die Anglo⸗Swiß mit sieben Fabriken, zwei in

der Schweiz, drei in England, eine im bayrischen Allgäu und eine in Newyork. Das Obligations⸗Kapital der Gesellschaft beträgt 2 ½8, das eingezahlte Aktie kapital ca. 7 Millionen und der Reservefonds ca. 1 150 000 Fr. Der Gesammt⸗Fakturenb trag aller Produkte machte 17 090 603 Fr. aus im Jahre 1882. Die Fabrikation von konden⸗ sirter Milch ist zu einem der einträglichsten Industriezweige der Schweiz geworden.

11““

Gewerbe und Handel.

In Lecce wird in der Zeit vom 15. September bis 15. Oktober d. J. eine mit einer Preisausschreibung verbundene internationale Ausstellung von Wasserhebungsmaschinen und Wind⸗ motoren stattfinden, an welcher sich Erfinder und Fabrikanten italienischer und fremder Nationalität betheiligen können.

Die erste Prämie besteht in einem Ehrendiplom Außerdem wird der Königlich italienische Ackerbau⸗Minister zwei Maschinen des⸗ jenigen Systems, welchem die erste Prämie zuerkannt worden, sowie ferner nach seiner Wahl für die Summe von 8000 Lire einige der

Die Anträge wegen Zulassung zur Konkurrenz sind spätestens bis zum 15. August d. J. an das Ausschuß⸗Comité (comitato ordinatore)

zu richten.

In Port Elizabeth wird am 10. Dezember d. J. eine Ausstellung eröffnet werden, zu welcher auch fremde Fabrikate, sofern das für die Herstellung derselben benutzte Rohmaterial nach⸗ weislich der Kapkolonie entstammt, zugelassen werden. Anmeldungen sind vor dem 10. November d. J. an den Sekretär der Ausstellung, Fred. Levick in Port Elizabeth, zu richten.

Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im

Avpril cr. 1 033 886 000 abgerechnet worden, gegen 1 054 898 700 im März d. J.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende April 1885 1 257 300 3 ½ % ige, 19 779 300 4 %ige, 44 350 800 4 ½ %-ige und 9 389 700 5 %ige, zusammen 74 777 100 Pfand⸗ briefe ausgegeben, wovon noch 1 257 300 3 ½0 %ige, 19 219 200 4 % ige, 33 222 600 4 ½ %K ige und 6 043 800 5 % ige, zusammen 59 742 900 Pfandbriefe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 62 700 ℳ, im Laufe des Monats April 1885 angemeldet 1 Grundstück mit einem Feuerversicherungswerthe von 75 750

In der ordentlichen Generalversammlung der Bergbau⸗ Aktiengesellschaft „Pluto“ wurde die Bilanz genehmigt und die Vertheilung einer Dividende von 5 % an die Inhaber der Prioritäts⸗Stammaktien beschlossen. Die ausscheidenden Mitglieder des Verw altungsraths wurden wieder gewählt.

Ueber den Schiffsverkehr auf der unteren Donau von Galatz abwärts bringt das neue Organ für den Verkehr und für die wirthschaftlichen Interessen der Donauländer, „Danubius“, in seiner Nummer 2 vom 9. April 1885 folgende Uebersicht für das Jahr 1884. Die Donaumündung passirten

aus 3 mit Tonnen Deutschland. .“ v1I1Inn Frankreich 55 110 Griechenland M 80 791 Großbritannien und Irland 448 990 Holland 1“] H Italien 1 Norwegen.. Oesterreich⸗Ungarn Rumänien vöö1öö1“;

Aus dieser Zusammenstellung ergiebt sich zunächst, wie geringfügig der Antheil Oesterreich⸗Ungarns an der Ausnützung einer Wasserstraße ist, welche fast sein gesammtes Gebiet durchschneidet. Sowohl was die Zahl der Schiffe als was die Menge der Waaren betrifft, steht dieses gewaltigste Donauland hinter viel kleineren Staaten zurück, hinter Staaten, die nicht von der Donau durchflessen werden und deren Grenzen weit abliegen ron diesem Strom. Die englischen und griechischen Schiffe passirten die Donau⸗ mündung in allen Moraten des Jahres, die fran,ösischen und öster⸗ reichischen Dampfer während einer Zeit von zehn Monaten mit Aus⸗ schluß von Januar und Februar, die türkischen Segelschiffe in allen Monaten mit Ausnahme des Januar, die österreichischen Segelschiffe blos in den Monaten Mai, Juli, Oktober und Dezember, das hängt natürlich mit der Eisbildung auf der mittleren und unteren Donau zusammen. Der österreichische Schiffsverkehr war am stärksten im Juni mit 10 Dampfern, die Belastung im Oktober mit 5004 t.

Königsberg i. Pr., 4. Mai. (W. T. B.) Die Betriebs⸗ einnahme der Ostpreußischen Südbahn pr. April 1885 betrug nach vorläufiger Feststellung: im Personenverkehr 80 130 ℳ, im Güterverkehr 365 387 ℳ, an Extraordinarien 20 000 ℳ, zusammen 465 517 ℳ, darunter auf der Strecke Fischhausen Palmnicken 6202 ℳ, im Monat Avpril 1884 definitiv 261 647 ℳ, mithin gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres mehr 203 870 ℳ, im Ganzen vom 1. Januar bis ultimo April 1885 1 616 755 gegen 1 137 874 im Vorjahre, mithin gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres mehr 478 881

Elberfeld, 2. Mai. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Vaterländischen Feuer⸗Versicherungs⸗Aktien⸗Ge⸗ sellschaft beschloß die Vertheilung einer Dividende von 40 %

gleich 240 per Aktie. Prag, 4. Mai. (W. T. B.) Die Generalversammlung der beschloß, den Reingewinn von

Böhmischen Nordbahn 983 841 Fl. folgendermaßen zu verwenden: Den Aktiencoupon an Tantième des Ver⸗

mit 7 % gleich 10 ½ Fl. einzulösen, waltungsraths 35 000 Fl. auszuzahlen und den Rest von 68 309 Fl. zuzüglich des Uebertrags vom vorigen Jahre im Betrage von 201 667 Fl. auf neue Rechnung vorzutragen. Die Generalversamm⸗ lung ermächtigte ferner den Verwaltungsrath zur Erwerbung kleiner 8 und zur Feststellung des hierzu erforderlichen Geld⸗ aufwande

8

7 145 9 690 4 863

900⁴ ³020SbrnS

-9

Glasgow, 2. Mai. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 595 000 Tons, gegen 592 600 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 90, gegen 97 im vorigen Jahre.

Madrid, 28. April. Inhalts einer in der heutigen „Gaceta de Madrid“ veröffentlichten, vom 20. April d. J. datirten Real Orden des Königlich spanischen Finanz⸗Ministers muß bei Ein⸗ führung der Maschinen, auf welche sich die Positionen 217, 219 und 220 des spanischen Zolltarifes beziehen, angegeben werden, aus welchem Material sie ganz oder vorzugsweise bestehen. Ferner ist ihre Gattung oder Bestimmung zu bezeichgen, z. B, Pflug⸗, Dresch⸗, Webe⸗Maschinen, Maschinen zur Zuckerfabrikation oder ein anderer Industriezweig, dem sie dienen sollen.

New⸗York, 3. Mai. (W. T. B.) Der Werth der Waareneinfuhr in der vergangenen Woche betrug 7 900 000 Doll., davon 1 900 000 Doll. für Manufakturwaaren.

Verkehrs⸗Anstalten.

Lloyd „Elbe“ ist gestern Abend in New⸗

Hamburg, 3. Mai. (W T. B.) Der Postdampfer „Westphalia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packet⸗ fahrt⸗Aktiengesellschaft hat, von New York kommend, heute Vormittag Scilly passirt.

Bremen, Dampfer des Norddeutschen

York eingetroffen.

Berlin, 4. Mai 1885.

ö.“]; aus den Königlichen Kunstsammlungen.

Aus dem „Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen“ Sechster Band, II. Heft (erscheint vierteljährlich in der G. Grote'’schen

2.%

Verlagshandlung zu Berlin zum Preise von 30 für den Jahrgang). I. Königliche Museen. 1. Oktober 31. Dezember 1884.

A. Gemälde⸗Galerie.

Der Umbau der Gemälde⸗Galerie ist in dem laufenden Viertel⸗ jahre zu Ende geführt worden, nachdem der letzte größere Theil des⸗ selben, der wenliche Flügel, schon vor Oktober fertig gestellt war. Als letzte Arbeit der ganzen Umgestaltung kam in diesem Vierteljahr hinzu die Herstellung der nord⸗östlich gelegenen „Inkunabeln⸗Räume“ zu einem Kabinet, das in unmittelbarem Zusammenhang mit dem großen Saal der niederländischen Schule steht, und zu zwei Arbeits⸗ räumen für Museums⸗Beamte; ferner die neue Ausstattung des nach Süd⸗Ost gelegenen Oberlichtsaals und der nach Norden gelegenen Säle der italienischen Schule, im Einklang mit den übrigen neuhergestellten Räumen. Es konnte mithin nun die definitive Anordnung der Samm⸗ lung in allen Räumen durchgeführt werden. Demgemäß nahm der eben vollendete westliche Flügel die italienische, spanische und fran⸗ zösische Schule vom XVI. bis zum XVIII. Jahrhundert auf und brachte somit eine Anzahl Gemälde wieder zur Aufstellung, welche Jahre lang in den Magazinen hatten verbleiben müssen. Näher theilt sich hier die Anordnung folgendermaßen ein:

1) erster nach Westen gelegener Saal: italienische Schulen des XVI. Jahrhunderts;

2) erstes Kabinet: italienische Schulen d

3) zweites Kabinet: italienische Schulen d hunderts;

4) drittes Kabinet: französische und italienische XVII. und XVIII. Jahrhunderts;

5) zweiter nach Westen gelegener Saal: venezianische Schule des XVI. Jahrhunderts;

6) Großer nach Süd⸗West gelegener Saal: italienische, spanische und französische Schule des XVII. und XVIII. Jahrhunderts;

7) Korridor: italienische, spanische und französische Schule des XVI. und XVII. Jahrhunderts.

In dem umgebildeten, nach Nord-Ost gelegenen Kabinet fanden einige auserlesene kleinere Bilder der deutschen und niederländischen Schule vom XIV. bis XVI. Jahrhundert ihren geeigneten Platz,

8 XVI. Jahrhunderts; 8 XV. und XVI. Jahr⸗

e e

Schulen des

„während der neu ausgestattete nach Süden gelegene Saal des west⸗

lichen Flügels eine Anzahl zumeist größerer Bilder aus der vlämischen und holländischen Schule des XVII. Jahrhunderts in neuer An⸗ ordnung aufzunehmen hatte. Auch der Korridor des westlichen Flügels erhielt cine neue Aufstellung, wie andererseits die Eröffnung des ganzen westlichen Flügels einige Umstellungen in den Sälen der italienischen Schule des Quattrocento bediagte. Unter den Gemälden, welche Jahre lang der Oeffentlichkeit entzogen und in den Magazinen verwahrt, nun wieder zur Aufstellung gelangt sind, befindet sich auch das dem Leonardo da Vinci jetzt zugetheilte Gemälde (s. den Aufsatz von W. Bode im fünften Band des Jahrbuches der Königlich preußischen Kunstsammlungen), der auferstandene Christus zwischen den hhl. Leonardo und Lucia, das in den alten Katalogen (vor 1843) als „mailändische Schule unter Leonardo's Einfluß“ bezeichnet ist.

Nach der nunmehr durchgeführten neuen Aufstellung theilt sich die Sammlung in zwei spstematisch geordnete Hauptgruppen, ent⸗ sprechend der Gliederung der Galerie von dem in der Mitte ge⸗ legenen Eingangsraum aus, in zwei gleich große und symmetrische Haupttheile: die nach Osten gelegene Hälfte umfaßt die germantschen Schulen, d. b. die altdeutsche, die altniederländische, die vlämische und die holländische; die westliche Hälfte dagegen die romanischen Schulen, d. b. die italienische, spanische und französische; beide Gruppen in chronologischer Abfolge vom Eingangsraum aus. Die Eröffnung der ganzen fertig gestellten Galerie konnte am 9. Dezember stattfinden, nachdem die beiden neu geordneten, nach Süden gelegenen Säle schon früher dem Publikum waren erschlossen worden.

Gleichz itig fand die Aufstellung der folgenden neu erworbenen Gemälde statt:

1) Albrecht Dürer, das Bildniß des Hieronymus Holzschuer. Lebensgroßes Brustbild. Oben links bezeichnet: Hieronymus Holz-

schuer anno doni 1526 etatis sue 57; auf dem Grunde rechts das Monogramm. Der von Rotermundt im Jahre 1816 aufgemalte schwere violett⸗bräunliche Hintergrund (auf der Rückseite der Holztafel unten die Inschrist: J. L. Rotermundt Bambergensis restauravit 1816) ist abgenommen und so der ursprüngliche helle Grund wieder herge⸗ stellt (vgl. die Notiz im „Kunstfreund*). Trefflich erhalten und wohl das schönste Bildniß des Meisters aus seiner späteren Zeit. Auf Lindenholz; in seinem ursprünglichen Rahmen, auf dessen Deckel die vereinigten Wappen der Familien Holzschuer und Münzer in einem Kranze und mit der Jahreszahl MDXXVI.

2) Fra Giovanni da Fiesole, das Jüngste Gericht, auf drei⸗ theiliger Tafel. In der Mitte oben: Christus als Weltrichter in der von Cherubim und Seraphim gebildeten Mandorla; zu beiden Seiten derselben, in symmetrischer Anordnung Maria, Johannes d. T., Apostel, Evangelisten, Propheten, Heilige und Engel; unten die Scheidung der Auferstandenen in Selige und Verdammte. Linker Flügel unten: Auf blumiger Wiese werden Selige Gumeist Domini⸗ kaner) von Engeln im Reigen aufwärts geleitet. Ganz oben die Pforte des Paradieses, goldene Strahlen entsendend; in feierlichem Zuge ihr entgegen wandelnd Paare von Engeln und Dominikanern; zur Seite einige Ordensbrüder und Engel, welche noch zur Umgebung des Heilands gehören. Unter diesen der heilige Antonius, abwärts auf einige Gestalten deutend, welche am Ausgang der Wiese ver⸗ weilend beisammen stehen: ein Kardinal im Dominikaner⸗Gewand in Begleitung eines Papstes und eines Engels. Rechter Flügel oben: Engel und Heilige, namentlich Mitglieder von geistlichen Orden, zu der himmlischen Heerschaar gehörig, welche Christus umgiebt. Unten die Hölle, in deren verschiedenen Abtheilungen die Verdammten von Teufeln gepeinigt werden: in ihrer Mitte die kolossale Gestalt des dreiköpfigen Höllenfürsten Lucifer (mit der Umschrift Superbia), in jedem seiner drei Rachen einen Verdammten zermalmend (diese ganze

Darstellung zum Theil noch im Anschluß an Dante's Göttliche Komödie). Das Bild, von sehr guter Erhaltung, gehört gleich dem Jüngsten Gericht desselben Meisters in der Akademie zu Florenz, zu Fiesole’'s Hauptwerken und bildet, da es an einem größeren Gemälde des hervorragenden Meisters noch fehlte, eine wesentliche Ergänzun zu der in der Berliner Sammlung besonders gut vertretenen Malerei des Quattrocento. Kam aus der Galerie des Kardinals Fesch in Rom an den Fürsten Musignano, Sohn des Lucien Bonaparte; von diesem verkauft an Lord Ward, den späteren Earl of Dudley. 3) Palma Vecchio, Bildniß einer jungen Frau, lebensgroße Halb⸗ figur; den Obertheil des purpurrothen Gewandes, das ihre Hüften umgiebt, mit beiden Händen vor der Brust haltend. Das Bild gehört zu jenen ins Ideale erhobenen Gestaltungen jugendlich reifer weiblicher Schönheit, in denen Palma sich auszeichnete, und zählt durch seine selten treffliche Erhaltung, wesche die emailartige Leuchtkraft und Fülle der Färbung zu voller Wirkung bringt, zu den besten Werken dieser Gattung. Auf Pappelholz. Erworben in Florenz.

Julius Meyer.

B. Sammlung der Skulpturen und Gipsabgüsse. I. Abtheilung der antiken Skulpturen.

Die einzigen nennenswerthen Erwerbungen waren der Abguß des Nymphenreliefs aus Thasos im Loupre (Fröhner Nr. 9 11), welcher uns durch Vermittelung des Herrn Sidney Colvin zu Theil wurde, 25 Abguß des athenischen Grabreliefs aus dem Ilissos (Sybel

Der Friedrichs⸗Wolterssche Katalog wurde bis zam 31. Bogen im Druck vollendet; Herr Wolters schloß das Manufkript ab.

Für eine illustrirte Ausgabe des Verzeichnisses der Original⸗ Skulpturen wurden die Zeichnungsarbeiten in Angriff genommen.

Sämmtliche hier befindlichen Inschriften aus Pergamon wurden geordnet. Auch die provisorische Ordnung der mit dem letzten Trans⸗

te einge enen Stü s Pergamon wurde im Magazin beendet.

C. Antiquarium.

In dem oben angegebenen Zeitraum wurden erworben:

Geschnittene Steine. Fünf Steine aus Kreta mit Bildern ältesten Stils (sogen. Inselsteine). Ein größerer auf seinen sechs Seiten mit sehr alterthümlichen Bildern verzierter Stein aus Cyvern. Gpold. Fingerring aus Vettersfelde, wohl zu dem großen Gold⸗ funde gehörig.

Bronze. Frosch aus der Peloponnes, mit archaischer Inschrift.

Terrakotta. Statuent einer Frau mit Kithara (Muse) aus dem Piräus.

Vasen. Italien. e Der Vasenkatalog ist vdis auf die Register fertig gedruckt; auch sind die neuen Nummern in der Sammlung bereits angebracht.

J. V.: Furtwängler.

Kan ne mit Dmeter und Kore im schönsten Stile; aus

11616A6“*“; as Münzkabinet erwarb im verflossenen Vierteljahr 142 Münzen, 39 griechische, 4 römische, 46 orientalische, 53 mittelalterliche und neuere; 30 Gold⸗, 43 Silber⸗ und 79 Kupfer⸗ (Blei⸗ ꝛc.) Münzen. Unter den griechischen Manzen befanden sich gute und seltene klein⸗ asiatische, größtentheils unter den Kaisern geprägte, z. B. Parium, Cornelia Supera, Cilbiani Antonius Pius mit dem Flupgott HI50C, Tmolus, ein äußerst seltenes, leider nicht vollkommenes Stück des M. Aurelius u. s. w., ferner eine noch unedierte Varietät der interessanten Kupfermünze der in Imbros wohnenden athenischen Kleruchen mit Pallaskopf und Hermes und der Beischrift 410 ½ VQ2Vv von weit älterem Stil als die bisber bekannten.

Unter den mittelalterlichen Münzen befanden sich einige Stücke ersten Ranges, noch völlig unbekannt und von hervorragendem histo⸗ rischen Interesse: ein unter den Merowingern gevprägter Goldtriens mit dem Namen des Kaisers Anastasius und der Beischrift FRIS, d. i. nach Analogie eines ähnlichen bereits bekannten Stückes eines Dynasten Audulfius, die Provinz FRISIA Ferner eine Silbermünze der beiden Söhne des Pisaner Machthabers Ugolino Gberardesca: Guelfo und Lotto Gherardesca, Grafen von Donoratico, „Herren des dritten Theiles des Königreichs von Cagliari, von Iglesias, bei den Silberbergwerken von Segario“, wie sie sich im Aufstand gegen die Pisanische Oberherrschaft in Sardinien von 1289—1295 nannten. Sehr selten ist auch das in der Geöße eines halben Thalers aus⸗ geprägte Sechsgroschenstück Sigismunds I von Polen (1529).

Unter den erworbenen Medaillen der Renaissance zeichnet sich ein sehr schönes Original der kleineren, sicher in Burgund verfertigten Gußmedaille des Bastards Anton von Burgund († 1504) und ein alter guter Bleiguß einer ovalen Medaille auf den Feldherrn Karls V., Sebastian Schärtlin, aus

Geschenke erhielt die Sammlung vom Herrn General⸗Direktor Dr. Schöne, vom Königl. österreichischen Regimentsarzt Herrn Dr. Rilter in St. Pölten, von den Herren Major Gabriel, Regterungsrath Braken⸗ hausen, Bankier Hablo, Schendel (reiche Sammlung japanischer Gold⸗ und Silbermünzen), Wiedemaan in Smyrna und Assessor Friedensburg.

A. von Sallet.

E. Ethnologische Abtheilung.

I. Ethnologische Sammlung

Bezüglich Afrikas hat die Thätigkeit des Reisenden 2 Flegel aus dem viel versprechendste Aussicht eröffnenden Flußgeh des Benue, die ethnologische Abtheilung aufs Neue durch werthvolle Sammlungen bereichert; auch von der dortigen Küste konnten einige Erwerbungen gemacht werden

Für Amerika ist aus Guatemala durch Ihre KK. Hoheit die Frau Kronprinzessin das sorgfältig gearbeitete Abbild eines Dorfes huldvollst überwiesen, welches der Minister⸗Resident, Herr Werner von Bergen, dort anfertigen ließ. Aus Maracaibo verdankt die Ab⸗ theilung eine Sammlung von Geräthen der dortigen Indianerstämme dem gütiger Interesse des deutschen Konsuls, Herrn Bornhorst.

Für Asien hat aus altbewährter Gönnerschaft der Gesandte, Herr von Brandt, aufs Neue eine wichtige Sammlung chinesischer Kultusgegenstände den früheren zugefügt, und aus Korea steht ein interessantes Geschenk zu verzeichnen durch Frau C. Arnou, sowie aus Siam durch Herrn Konsul Kurzhals und aus Ceylon durch Herrn Konsul Freudenberg. Angekauft wurden die ethnologischen Gegen⸗ stände des Reisenden Grabowsky aus Borneo, und von dem im Auf⸗ trage des ethnologischen Comités in Sibirien thätigen Reisenden Jacobsen liefen vorläufige Sendungen ein.

Ebenso solche aus Mikronesien des Reisenden Kubary, mit dem die Anknüpfung von Beziehungen ebenfalls der Thätigkeit des ethno⸗ logischen Comités zu danken ist.

In Europa ist den Herren Telge, v. Schicp und Weisstein für Geschenke zu danken.

II. Nordische Sammlung.

Als Zuwachs der Sammlung sind für dieses Vierteljahr eine Reihe von Geschenken zu verzeichnen, unter denen besonders erwähnens⸗ werth ist eine sehr reiche und interessante Zuwendung des Herrn Grafen Saurma⸗Jeltsch in Stuttgart, bestehend in einer Kollektion von Urnen und Gefäßen nebst Beigaben, darunter ein Beil aus nephrithaltigem Gestein, sowie die Hälfte eines größeren Silberfundes

des X. Jahrhunderts, von Gnichwitz, Kreis Breslau.

Außerdem gingen folgende Gegenstände als Geschenke ein:

Aus der Provinz Brandenburg:

Von Herrn Juwelier Gust. Schoder in Sommerfeld zwei Gefäße von Muckrow.

Von Frau Sanitätsrath Gallus in Sommerfeld zwei Urnen von Mallwitz.

Von Herrn Rentier Th. Wilke in Guben: größeres Fragment einer eisernen La Téne⸗Fibel von Guben.

Von Herrn Goulbier jr. in Berlin: Feuersteinmesser, Nuclei und Abfallsplitter vom großen Werder bei Schmöckwitz, Kreis Teltow.