1885 / 120 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 26 May 1885 18:00:01 GMT) scan diff

Berlin, 26. Mai 1885.

Der Besuch der Rennen, welche am zweiten Pfingstfeiertage im oppegarten abgehalten wurden, war ein recht lebhafter, und beide Extrazüge, die zur Rennbahn hinausführten, waren bis auf den letzten Platz dicht besetzt. Die Rennen boten mannigfaches Interesse dar und verliefen ohne Unfall. Als Richter fungirte für den auf einer Geschäftreise befindlichen bisherigen Richter, Frei⸗ herrn von Thielmann, Hr. Rittmeister von Keudell, welcher auch die Waage beaufsichtigte. Die Rennen begannen um 3 Uhr mit:

I. Staatspreis IV. Klasse. 1500 Für 3 jähr. inländ. Hengste und Stuten, welche keinen Staatepreis I., II. oder III. Klasse gewonnen haben. 120 Einsatz, halb Reugeld. Distanz 1600 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. 9 Unter⸗ schriften, 4 liefen Es siegte sicher des Hrn. O. Oehlschläger F. H. „Amoroso“ v. Flibustier a. d Lady Grace, 55 kg (Tinsley) mit zwei guten Längen gegen des Hrn. O. Spiekermann br. H. „Marco⸗ brunner“, 55 kg (Sear), des Hrn. J. Jäger br. H. „Puck“ wurde ebensoweit zurück Dritter und des Kgl. Hauvtgestüts Graditz F. H. „Nicky“ Zeit 1 Minute 23 Sekunden. Werth des Rennens 1890 dem Sieger, 390 dem Zweiten. Um 3 ½ Uhr folgte dem Rennen:

II. Adonis⸗Rennen. ältere inländische Hengste

Rennen im Werthe von

8

Staatspreis 2000 Für 3 jähr. und und Stuten, die 1884 und 1885 kein 6000 und darüber gewonnen baben.

Einsatz, halb Reugeld. Distanz 2000 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. 8 Unterschriften, 4 liefen. Es siegte nach schönem Kampf des Kapt. Go⸗ 3 jähr. F. St. „Rosa Alba“ v. Flibustier a d. Nixe, 51 kg (Sopp) mit einer guten Länge gegen des Hrn. W. v. Treskow 3 jähr. schwbr. H. „Harras⸗, 52 kg (Barton). Ebenso weit zurück landete des Kgl. Hauptgestüt Graditz 4 jähr schwbr. H. „Gernot“, und 25 Längen hinter diesem des Grf. Bernstorff⸗Gyldensteen 3 jähr. F. H. „Polster“. Zeit 2 Minuten 21 Sekunden. Werth des Rennens 2300 der Siegerin, 3800 dem Zweiten. Tiesem Rennen schloß sich um 4 Uhr an:

III. Gastgeber⸗Rennen. Graditzer Gestütpreis 1200 Internationales Herren⸗Reiten. Für 3 jähr. und altere inländische Pferde, die nie ein Rennen im Werthe von mindestens 3000 gewonnen haben. 60 Einsatz, halb R⸗ugeld. Distanz 1800 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einfätze und Reugelder, das dritte Pferd rettet seinen Einsatz vorweg. 7 Unterschriften. 3 liefen. Es siegte im Hand⸗ galopp nach Gefallen des Kapt José 3 jähr. br. St „Klippe“ von Grimston g. d. Querrsland, 65 kg (Mr. Beasley gegen des Hrn. v. Tepper⸗Laski 5 jähr. F. St. „Regina“, 76 kg (Besitzer). Eine gute Länge hinter dieser passirte des Frhrn. G. v. Romberg 3 jähr.

W. „Curatel“ unter Lieutn. v. Grävenitz vom 3. Hus.⸗Regt. das

iel. Zeit: 1 Min. 46 Sek. Werth des Rennens: 1320 der Siegerin, 120 der Zweiten und 60 dem Dritten. Um 4 ½ Uhr folgte diesem Rennen:

IV. Wagehals⸗Handicap. Graditzer Gestütspreis 2000 ür 3 jährige und ältere inländische Pferde 100 Einsatz, balb

eugeld. Distanz 1600 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Ein⸗ sätze und Reugelder. 14 Unterschriften. 7 liefen. Es siegte sicher mit ½ Länge nach scharfem Kampf des Hrn. W von Treskow 6 jähr. br. 9. „Harzburg“ v. Savernake a. d. Relie, 61 kg (Milne) gegen des Lieut. Erbprinz Fürstenberg 5jähr. br. H. „Erstling“, 60 kg (Planner) Des Grf. Friz Metternich 5jähr. br. H. „Engelbert* wurde 1 Länge dabinter dritter, dann folate Grf. Herckels F. H. „Chalili“, Mr. E. Kelly's schw. St. „Ode“, Grf. M. Schmettows br. H. „Niklot“ und zuletzt Hrn. O. Oehlschlägers br. St. „Idee“. Zeit: 1 Minute 23 Sekunden. Werth des Rennens: 2525 dem Sieger, 525 dem Zweiten. Um 5 Uhr schloß sich diesem Rennen an:

V. Verkaufs⸗Rennen. Graditzer Gestütspreis 1500 Für Zjährige und ältere inländische Pferde. 60 Einsatz, ganz Reugeld. Distanz 1800 m. 9 Unterschriften, sämmtlich mit doppeltem Einsatz. Alle liefen. Es siegte nach scharfem Kampf mit einer halben Kopf⸗ länge des Hrn. F. Bothe 4jähr. br. H. „Hofmarschall“ von Dalbam a. d. Lady Hester (2000 ℳ), 59 kg gegen des Hrn. Ulrich zjähr. br. St. „Almania“, 50 kg (Sopp). Eine halbe Länge dahinter folgte des Lieut. Erbprinz Fürstenberg br. H. „Paroli“, dann lan⸗ deten Hrn. O. Oeblschlägers schw. H. „Waldhorn“ und weiter zurück „Siegespalme“, „Goldstern“, „Terzine“ und „Die lustige Sieben.“ „Goldmädchen“ wurde angehalten. Zeit: 1 Min. 50 Sek. Werth des Rennens 2580 ℳ, welche dem Sieger zufielen, der in der Auktion für 3600 vom Rittergutsbesitzer Simon (Kapt. Jos) gefordert wurde. Den Schluß des Tages und des Frühjahrs⸗ meetings bildete um 5 ½ Uhr:

VI. Mai⸗Steeple⸗Chase. Internationales Herren⸗Reiten. Für Pferde. 100 Eins., halb Reug. Distanz ca. 5000 Meter. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze und Reugelder. Sicher mit einer halben Länge gewonnen von Grf. Sierstorpff⸗Franzdorffs 5jähr. br. H. „Westerwinkel“ v. Baromeètre a. d. La Verzée, 80 kg (Lt. von Sypdow I) gegen des Hrn. O. Oehlschläger 4jähr. br. H. „Pfeil“ (Mr. Beaslev), Frhrn. E. v. Falkenhausen „Per Dampf“ Dritle. „Bonze“ gefallen. Werth 1850 dem Sieger. 350 dem Zweiten.

Graditzer Gestütspreis 1500 4jähr,. und ältere inländische

In der letzten Sitzung des Wissenschaftlichen Kunstver⸗ eins hielt der Architekt Dahmann einen Vortrag über: „Die Malerei, insbesondere die dekorative Malerei in Italien bis zur Hochrenaissance.“ Der Vortragende entwickelte dieses Thema in großen, allgemeinen Zügen, indem er besonders für das Emporblühen und Sinken der Kunst in den verschiedenen Epochen von der Herrschaft der Römer bis zur Hochrenaissance die Gründe, welche sowohl auf dem politischen und religiösen Gebiete liegen, als auch in der Beeinflussung durch die Schwesterkünste Italiens und der be⸗ nachbarten Staaten zu suchen sind, möglichst anzuführen suchte. Bei dem Hauptabschnitt seines Vortrages legte der Redner die vor⸗ trefflichen Aufnahmen dekorativer Innenansichten des Malers Aug. Grimmer vor, welche derselbe in seltener Treue der Wiedergabe mit einer ganz besonderen Auffassungsgabe für Farbe und Zeichnung zahl⸗ reich in unglaublich kurzer Zeit bei seinem letzten Aufenthalt in Ita⸗ lien angefertigt hat. Diese Aufnahmen boten den Hauptanziehungs⸗ punkt der Sitzung. Der gedrängte Inhalt des Vortrages ist folgender:

Die erobernden Römer führten die Kunstschätze der eroberten Staaten in ihren Triumphzügen mit nach Italien, besonders Rom; der Einfluß der griechischen Künstler und Kunstwerke ist während dieser Periode von besonderer Bedeutung; in der dekorativen Malerei sind die Wandmalereien von Herculanum und Pompeji, sowie die⸗ jenigen der Kaiserpaläste hervorzuheben. Bei dem Verfall des römi⸗ schen Reiches und dem Aufblühen des Christenthums entwickelte sich die altchristliche Kunst, welche später durch die byzantinische Kunst stark beeinflußt und stellenweise verdrängt wird; es ist dieses eine lang⸗ dauernde, fast erstarrte Periode der Kunst, in welcher sich auch später sarazecnische und maurische Einflüsse Geltung verschaffen. Aus dem Be⸗ ginn des 12. Jahrhunderts! gt der Vortragende die Aufnahme aus der Apsis

vor, welche wegen der symbolischen Dar⸗

von S. Clemente in Rom nbolischen wie auch durch das Festhalten an altrömische Zeichnung ist. Auf diesen Zeit⸗

8 Akanthusblattes bemerkenswerth 18 abschnitt der Kunstgeschichte folgt die großartige Entwicklung auf dem

Gebiete der Kunst und Wissenschaft des 13. Jahrbunderts, zu welcher Zeit Dante mit seiner wunderbaren, bilderreichen Sprache in der Poesie glänzt, während Thomas von Aquino, als begeisterter Anhänger der Philosophie des Aristoteles, dieselbe benutzt mit der theologischen Diesziplin vereinigt und tonangebend in der Scholastik wird. Wenn auch die Leistung auf dem Gebiete der Malerei nicht in gleichem Maße wie in der Theologie und der Poesie erfolgt, so ist doch in der Malerei ein bedeutender Fortschritt zu verzeichnen und enthält

ewissermassen die Grundelemente für die spätere Renaissanceperiode.

ährend in Rom die Kunst noch schlummert, ist dieselbe in Toscana und Umbrien mit frischen Kräften erwacht und breitet ihren wohl⸗ thuenden Einfluß über ganz Italien aus. Aus dieser Zeit hat Maler Grimmer prächtige Aufnahmen von den Darstellungen der Unter⸗

8 5 und Oberkirche S Francesco zu Assisi gemacht, welche als Urheber Cimabue, Giotto und andere Meister haben. Es ist in der dekora⸗ tiven Malerei dieser Zeit besonders die geschlossene, ruhige Wirkung in Zeichnung und Farbe trotz des großen Reichthums an ornamentalen, farbenreichen Gliederungen, welche maurische Einflüsse zeigen, im Gegensatze zu der Wirkung in den römischen Wandmalereien und denjenigen der späteren Renaissance⸗Epoche hervorzuheben. Nach der traurigen Zeit für Italien, während welcher die Päpste ihren Sitz in Avignon einnahmen, folgt die Blüthezeit der Kunst; sie wird von dem zurückgekehrten Papste in Rom liebevoll aufgenommen Sund nun fernerhin als ein besonders bevorzugtes Kind mit den bedeutendsten Mitteln gepfleat. Von den Grimmerschen Aufnahmen ist hier zunächst die Decke der Kap Aelle S. Lorenzo im Vatican mit den vier Evangelisten von Fra angelico hervor⸗ zuheben, alsdann mehrere Blätter, welche Darstellungen aus dem appartamento Borgia von Pinturicchio, wahre Perlen der dekorativen Malerei, enthalten. Pinturicchio ist in dieser Art der Malerei ein ganz hbesonders begabter und vielunternehmender Künstler gewesen, von dessen Werken der Vortragende außer dem angeführten noch die libreria des Domes zu Siena, welche in dem Werke von Baurath Köhler gut veröffentlicht ist, erwähnt. Wenn auch alle Aufnahmen Grimmers ungetheilten Beifall der Versammelten fanden, so überraschten doch diese Darstellungen aus dem appartamento Borgia ganz besonders. Der Vortragende machte noch darauf aufmerksam, daß ein Theil der Malerei in dem Werke von Lätaronilld: „Le Vatican“ wohl veröffentlicht, daß die Wiedergabe dahingegen im Vergleich zu den Grimmerschen Aufnahmen ungenüßend sei. Ueber die Blüthezeit der Renaissance äußerte sich der Vortragende nur, indem er auf die zahlreiche Literatur und die zahlreichen Vervielfältigungen über diesen Gegenstand binwies, legte noch die vortreffliche Aufnahme der „Theologie“ mit Umrahmung aus der Segnatura von Raphael und einige Aufnahmen aus den Loggien von Govanni da Udine und anderen Meistern vor und, zeigte sodann, wie die Kombination von verschieden ge⸗ färbten Theilen ein und derselben Wandfläche und das Heranzieben aller⸗ möglichen Formen, manchmal im verschiedensten Maßstabe neben⸗ einander gestellt, den Verfall der Kunst herbeiführte, und wie die Kunst⸗ formen barock wurden. Es ist diejenige Periode, in welcher die Regeln, durch die Vernunft vorgeschrieben, mißachtet werden und nur die Phantasie ungehemmt, befreit von den Zügeln der Vernunft, ihr launiges Spiel treibt.

Am Schlusse des Vortrages wurde den Aufnahmen des Malers Grimmer nochmals ungetheilter Beifall gezollt und dem Herrn Vor⸗ tragenden der Dank der Versammlung ausgesprochen.

Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. Sitzung vom 13. Mai 1885 Der Gymnasiallehrer Dr. Droysen machte Mitthrilungen über eine in der Wolfenbütteler Bibliothek be⸗ findliche handschriftliche „Brandenburg⸗Preußische Armee⸗ und Regi⸗ mentsgeschichte“. Ihr Verfasser ist der Herzog August Wilhelm von Braunschweig⸗Bevern, der, früh in preußische Dienste getreten, nach der Schlacht bei Breslau, 22. November 1757, in österreichische Ge⸗ fangenschaft gerieth, 1758 Gouverneur von Stettin, und wieder im Felde verwendet wurde. Die Handschrift enthält 1) die Geschichte der brandenburg⸗preußischen Armee bis zum Frieden von 1763 mit den damals getroffenen Neuordnungen (die Geschichte des sieben⸗ jährigen Krieges allein auf 180 Seiten), 2) Tabellen über die alten Feldregimenter zu Fuß und mu Pferde, wie sie vor, während und nach dem siebenjährigen Kriege geheißen, der während des Krieges neuerrichteten Feld⸗ und Frei⸗Regimenter und Frei⸗Bataillons, der 1757 und 1758 zur Landesdefension errichteten Truppen nebst der Flotte, 3) die Geschichte der einzelnen Regimenter zu Fuß und zu Pferde nebst der der Kadetten und der Invaliden. Die Handschrift ist von Schreibers Hand geschrieben; der Herzog hat dazu sehr zahlreiche und manchmal sehr umfangreiche und wichtige Zusätze gemacht, an denen er fortgesetzt bis kurz vor seinem Tode gearbeitet hat. Der Regimentsgeschichte, so weit sie von Schreibers Hand ge⸗ schrieben, liegt eine Schrift zu Grunde, die mit dem „Zustand der Königlich preußischen Armee“ sehr häufig wörtlich übereinstimmt, über die Quellen der Armeegeschichte, den sachlichen Werth der Zu⸗ sätze hatte noch nichts Genaueres festgestellt werden können. Assessor Dr. Holtze sprach über Magdalena von Brandenburg, Gräfin zu Arneburg, die aus der Verbindung des Kurfürsten Joachim II. mit Anna Sydow entsprossene Tochter, und wies nach, daß die meisten Nachrichten über beide Frauen von Personen ihrer Ver⸗ wandtschaft (Vizekanzler Kohl, Archiv⸗Rath Schönebeck, M. F. Seidel) herrühren, also mit einer gewissen Vorsicht zu benutzen sind. Magdalena, welche etwa 1561 geboren ist, blieb, wie dies aus bisher unbenutzten Quellen mit höchster Wahrscheinlichkeit gezeigt wurde, seit dem Tode ihres Vaters und der Gefangensetzung ihrer Mutter in der Obhut ihres Oheims Joachim Pasche bis zu dessen im Jahre 1578 erfolgten Tode. Pasche hatte Magdalena schon fruüͤher bei ihrer Eventual⸗Belehnung mit Rosenthal als Vormund vertreten, war unter Joachim Hofprediger gewesen, hatte aber diese Stelle beim Tode dieses Fürsten aufgeben müssen. Im Jahre 1578 vermählte sich Magdalena mit dem Hofrenteisekretär Andreas Kohl, einem Sprößling eines Adelsgeschlechts in der Niederlausitz und älterem Verwandten des späteren

; der etwa siebzehnjährigen Frau von Kohl

gleichnamigen Vieekanzlers schenkte Johann Georg das in der damals besten Gegend Berlins, Spandauerstraße 19, belegene Haus, welches sie bis zum Jahre 1610 besaß. Außerdem erwarb der Gatte Magdalena's in den Jahren 1586, 1588 und 1596 noch Gärten vor dem Spandauer und dem Georgenthor, und befanden sich die Eheleute, welche Kinder nicht hinterließen, in sehr guten Vermoöͤgensverhältnissen. Die Annahme, daß Johann Georg seine Halbschwester zur Ehe mit Kohl gezwungen habe, um eine von seinem Vater beabsichtigte Verbindung derselben mit einem Grafen Eberstein zu hintertreiben, ist völlig unbegründet und mißverständlich aus den Beziehungen geschlossen worden, in denen ein Graf Eberstein zu dem Vizekanzler Andreas Kohl gestanden. Magdalena erfreute sich bis zu ihrem im Jahre 1616 erfolgten Tode der allge⸗ meinsten Achtung, unterhielt mannigfache Beziehungen zu ihrem Ver⸗ wandten Pasche und vermachte einen großen Theil ihres Vermögens zu frommen Zwecken. Wenn Johann Georg auch die von Magdalena erworbenen Rechte auf Rosenthal unberücksichtigt ließ, so ist sein Andenken doch von dem Flecken einer unritterlichen Behandlung seiner Halbschwester völlig frei. Entstanden ist dieser Vorwurf aus über⸗ triebenen und mißverstandenen Aeußerungen der Verwandten Magda⸗ lena's und seitdem von kritiklosen Nachschreibern immer wieder er⸗ neuert worden. Professor Dr. Fischer las über die ersten Wrangel im Dienste der Hohenzollern. Der Lübecker Helmuth Wrangel mußte den schwedischen Dienst wegen einer schweren That verlassen und bewarb sich bei Georg Wilbelm von Branden⸗ burg um ein Reiter⸗Regiment. Trotz des Abrathens des Ministers Blumenthal, der den kühnen Reiterführer an Gallas empfehlen wollte, übertrug ihm der Kurfürst im Januar 1638 die Werbung von 10 Compagnien und das Kommando in Gardelegen. Wrangel verhandelte sofort mit dem schwedischen Marschall Banér um Begnadigung, welche er auch erhielt, nachdem er die ihm anver⸗ traute Stadt dem Feinde übergeben hatte und mit der gesammten Besatzung übergegangen war. Zu Cölln a/Spree „auff Sr. Churf. D. in der breiten Straße gelegenen Hause⸗ trat darauf im Februar 1639 ein Kriegsgericht über den Verräther zusammen, bestehend aus 5 Obristen, 3 Obristwachtmeistern, 3 Obrist⸗Lieutenants, 3 Ritt⸗ Die gefällte „Rechtmessige

meistern und 3 Hauptleuten.

Sentenz vnd Urthel“ wurde durch Druck publicieret Ein Eremplar der seltenen Flugschrift ist im Besitz der hiesigen Königlichen Bibliothek. Der Spruch lautete auf Viertheilung, da Wrangel aber in Sicherheit war, wurde sein Bild „an die Justiz ge⸗ heftet“’. Auf die Fürsprache Torstensons begnadigte 1643 der Große Kurfürst den „Schelmenmann“, der sich in den letzten Jahren des 30 jährigen Krieges durch die verwegensten Unternehmungen hervor⸗ that. Der „tolle Wrangel“, wie ihn die Soldaten nannten, war der würdige Gegner des Johann de Werth auf liguistischer Seite. So wäre es ihm 1647 fast gelungen, sich durch einen kühnen Ueberfall auf das Kaiserliche Heer der Person Kaiser Ferdinands III. zu be⸗

mächtigen und denselben aus dem eigenen fangenschaft zu schleppen.

Der soeben zur Versendung gelangte Katalog einer stich⸗Auktion, die vom 9.—12. Juni im Lepke'schen Kun

mern bestehend, umfaßt das Werk des Chodowiec

Lager in die schwedish

Kupf, hause stattfindet, darf für zwei ansehnliche Kollektionen von ragendem Werth besondere Beachtung fordern. Die eine, aus 738 N ki in vorzüglig,

berrn

alten Abdrücken mit meist breitem Rande, unter denen eine große Arn seltener erster Plattenzustände und zahlreiche unzerschnittene Fel

sich befinden; die andere, die aus englischem Privatbesitz

stammt

366 Nummern zählt, bietet das gestochene Werk des Thiermalers 1

hann Elias Ridinger in gleichfalls ausgezeichneten Drucken. Sammlungen, von denen die erstgenannte außer den

Drucken nicht an solchen von großer Seltenheit; in dem Chodowiecki finden sich zahlreiche erste Drucke, Literatur bisher noch unbekannt sind. verzeichnet der Katalog schließlich noch Stiche unter denen besonders französische und englische hunderts vortrefflich vertreten sind.

verschiedener Meister des

Nach einer polizeilichen Bekanntmachun presse gegenwärtig unter dem Namen „H omeriana⸗ lich gegen Lungen⸗, Halsleiden und Asthma wirksames angepriesen, welches von dem Agenten A. Wolffsky,

on denen die m. den Stichen wiecki's noch die Bildnisse des Meisters, sowie als Anhan Handzeichnungen desselben enthält, fehlt es neben den durchwe

die der betreffende

In einer dritten Abtheilen

Geheimmt Alte

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Werk

Künflg

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g wird in der Tags. Thee“ ein gn

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straße 93 bierselbst wohnhaft, in Päckchen mit 65 ge. Inhalt z.

einem Werthe von 5—6

für den Preis von 1,20

der

wird und nach dem Ergebniß der amtlich veranlaßten sachverstän

Untersuchung lediglich aus Vogelknöterich besteht, wie er Wegen und namentlich auch oft in wenig Straßen zwischen den Pflastersteinen wächst. Ei wirkung hat das obengenannte Kraut nicht.

Kunstgewerbe⸗M lung trojanischer Al- des Museums für Ausstellung von ist bereits zum dritten Male lichen Hoheit dem Kron Kaiserliche und Königli prinzessin hat dieselbe eingehend sichtigt.

bergeführt.

be ucht worden. eit

Pr., 24. Mai. (W. T. B.) llung in der „Flora“

ffnet worden. brück, 26. Mai. 8 g des naturhistorischen V W stfalen ist zahlreich besucht. Geheimer Rath Dr. vo

Lahr, 25. Mai. (W. T. B) Heu

öffnung des „Re 1

8 Den Vorsitz bei Dechen aus Bonn.

ichs⸗Waisenhauses“ statt.

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liemannsche Samn bereits in den deub

und Reis serlichen und Kön Auch J

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verkehrsreichen städtische spezifische Hei⸗

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8 Die Inten⸗ g Lora“ ist heute Nachmittzg hber⸗Präsidenten von Schlieckmann feierlich

e!”

(W. T. B.) Die hier tagende Ver⸗

ereins für Rheinlan!

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te fand die feierliche Er⸗

Der Gtof⸗

herzogliche Landes⸗Kommissar, der Stadt⸗Direktor, die hiesige evangs lische Geistlichkeit, die Spitzen der Civil⸗Behörde sowie zahlreic

Mitglieder von Korporationen und Vereinen wohnten der

Darmstadt, 26. Mai. (W. T. B.) deutsche Lehrerversammlu g wesenheit des Großberzogs eröffnet.

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œ,1 Feier ba

Die allgemeint ng wurde heute Vormittag in A⸗ Namens der Regierung ie

grüßte der Geheime Ober⸗Schulrath Greim die Versammlung.

Im Deutschen Theater rei kleinere Novitäten auf Erfolg wie bei dem ersten Abends. das Drama, welches die Vorstellung eröffnete: ein Trauerspiel in zwei Abtheilungen von Carl Caro. besteht aber das Ganze nur aus einem Akte und leitenden Scene, wird ermordet aufgefunden; schwankt hin und her,

einmal und Versuch einer

Verdacht der Thäterin in der

der bis die

gab man am Sonnabend wiede hatte damit ebenso gutn solchen Dreitheilung des Die äußerlich bei weitem durchschlagendste Wirkung erzielt „Am Herzogshof“,

Eigentlis

einer kurzen ein⸗ Der mit Carlotta heimlich vermählte Ortenst schwarzen Tou stolzen, den

Todten mit sündiger Leidenschaft zugethanen Herzogin entdeckt wird;

die Herzogin rächt die offenbar gewordene Schmach an sich eigener Hand. Auf diesem düsteren

selbst mit Hintergrunde zeichnen sich di

Charaktere in kräftigen Umrissen ab; die Handlung baut sich ir

natürlicher Folgerichtigkeit bis zum

Schluß auf; dabei zeigt die

„8

Sprache eine edle Vornehmheit, wenn auch nicht immer Einfachbet

und Klarheit. Aus dem engen Rahmen strahlt ein Mustern nachstrebendes Kunstwerk hervor. der „Carlotta“ gewann noch erhöhte

Darstellung des Frl. Geßner.

klassischer

Die prächtige Zeichnun⸗ Bedeutung durch die vorzüglike Das schwärmerisch sich hingebende

junge Weib und die von Schmerz erbebende, wild um Rache rufende Frauengestalt wurde mit herzerschütternder Wahrheit, die Leidenschaf

in Ton und Bewegung treu zum Ausdruc gebracht. gödin besitzt offenbar ein großes Talent, gleichstrebenden Kunstgenossinnen an die Leistungen des Frl. Haverland (Herzogin) Kraußneck (Herzog), Nollet (Leontio) und würdig zu einem harmonischen Ganzen Gabe des Abends wurde eine einaktige Plauderei „Funken Asche“ von Heinrich Stobitzer geboten.

Seite

und

Die junge Tra⸗⸗ welches sie den stellt. der 8 Pobl (Clodio) fügten sit zusammen. Als zweit

1 7 2 bester

Dr

Herren

unter der

Die Idee, ein lange getrenn

gewesenes liebendes Paar durch das Vorlesen der jugendlichen Liebesbriet

zu neuer Zuneigung samkeit. durch manche humoristischen und Fr. Niemann⸗Rabe glänzte durch Spiel, welches sich als ein immer noch harmloser Naivetät und neckischer Sie fand in Hrn. Kadelburg

gewandten und warmblütigen es „Baron Bretten“ wurde von

Schalkhaftigkeit (Hr. von Partner; die Hrn. Merten mit feiner

Stein) kleine Rol⸗ Charakterifte

zu entflammen, erwies sich von ansprechender Wirt⸗ Der leichte Koaversationston war glücklich getroffen ur! s geistvollen Bemerkungen gewürtt ihr ungezwungenes anmuthiget frisch sprudelnder Quel

erwien eines Rolle

durchgeführt. Weniger glücklich war die Wahl der dritten Novität

„Aus cour, Posse übermüthige Komik ins

Freundschaft“,

ausgefallen. Das Werk, welches

Lustspiel in 1 Aufzug von Moreau und Del⸗ schon stark in das Gebiet der binübergreift, gab Hrn. Engels (Moutonet) Gelegenheit, sein Treffen und zum Siege zu führen, so dar

auch diese dramatische Kleinigkeit einen vollen Lacherfolg erzielte.

Krolls Theater. Das Repertoire dieser Woche

neues künstlerisches Interesse durch das Auftreten der Fr.

wird ein Carlotte

Grossi echalten, welche von ihrem Engagement an der Königlichen

Oper hier noch in gutem Andenken stebt. Freitag) wird die Gilda in „Rigoletto“

trifft am 30. d. M. ein und Im Belle⸗Alliance⸗Th Lustspiels „Ein Pensionskind“ schluß finden, da am Sonntag, Wallner⸗Theater ein Gastspiel in dem eficit“ von Julius Rosen eröffnet.

ebt. Ihre erste Rolle (an sein. Hr. Heinrich Bötel beginnt am 1. Juni sein Gastspiel.

eater werden die Aufführungen des vorläufig am Sonnabend ihren Ab⸗ den 31., Hr. Emil Thomas vom vieraktigen Lustspiel „Ein

Redacteur: Riedel.

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

sowie der Sommerfahrplan für den Eisenbahn⸗Direktion (rechtsrheinische) Kölu.

(749)

Bezirk der Königlichen

und Königlich

den 26. Mai

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nach dem Stande am Ende des Monats April 1885.

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aus dem Personen⸗ und Gepäckverkehr

aus dem Güterverkehr

überhaupt auf 1 km

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überhaupt

Für 1885 sind z. Ver⸗ zinsung und Amortisat. der Prior.⸗ Oblig. und sonst. Dar⸗ lehen aus Betriebs⸗ Einnahm erford.

Verwendetes Anlage⸗Kapital

auf 1 km

Für 1885 sind zur Theilnahme an etwaiger Dividende bezw. Verzinsung berechtigt Priori⸗ täts⸗ Stamm⸗ Aktien

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Aktien

In den beiden letzten Jahren sind an Divi⸗

denden bezw.

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gezahlt Proz. auf

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1884

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444 879 139

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221 639

115 401

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2.

29 054 598 168 922

85 989 703 961 112 454 225 288 175 757 12) 960 000

221 511 1 111 439

3 450 058 226 965 V 69 250

731 168

0 043 115 291 961

58 111 900 000

V

18 000 000 1 500 000

2 400 000

4 192 650 4 307 400 421 286 18 474 000 12 840 000 12 840 000 16 200 000 3 750 000 4 500 000 500 000 13 500 000 V 6 742 800 6 750 000 10 00 00 9 000 000 9 900 000

15

13

4 ½

22²/10

41½

garantirt

2

65 690 000

19 500 000 5 400 000

208 871 429

24 000 700

600 000 30 474 000 25 680 000 16 200 000 19 200 000 13 250 000

49 200 000

17 000 000 23 500 000 20 400 000 ¹) 24 770 700

005 5750 000

18 000 000 2 400 000

1 500 000

111 900 000

7 692 180 600 000 18 474 000 12 840 000 16 200 000 3 750 000 13 500 000

7 807 950

6 750 000 23 500 000 9 000 000 15 020 700

22 940 000

) 19 200 0

22 200 000

710,00 4

240,10

126,18 149,83 349,17 u2) 121,88

5 000 000 211

79,02 103,32 68,65 9 750 000 150,00

2 476,47

1 148 243 340 000 540 000 960 000 235 000 111 439

173 520

71 625

731 168;.

498 046 829

259 627 450 56 797 950

660 000 35 676 709 594 79 551

233 574 16 595 128 554 4 957 + 6 109 1 087 + 11 972

9 239 657

4 619 178 461 82

892 278 233 081 5 360 733 192 624 149 900 33 929

1 117 279 46 553

5 000 2 205

1 560 000 2 340 000 300 0000 249 900 1 200 000

5 400 000 549 900 1 200 000

25,28 27,83 13,26 24,00

90,37

944 +

6 300 000

8 905 201 160 918

9 334 281 233 357 51 584

180 000

1

3 013 200 1 800 000 3 150 000 3 150 000

4 005 000 4 005 000

5 5 garantirt 4 ½ 41 ½ ¹²) garantirt

15 759 900

10 200 000

40,00 122,13

55,34