1885 / 145 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 24 Jun 1885 18:00:01 GMT) scan diff

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Hausindustrie unterrichtet.

fabrikmäßige Massenfabrikation von Goldarbeiten zu begegnen, daneben fehlt es aber auch nicht an erfolgreichen Bemühungen, die Traditionen der altungarischen Goldschmiedekunst wieder zu beleben. In den übrigen Zweigen dieser Gruppe herrscht durchweg der fast nur auf Bestellung arbeitende Handwerksbetrieb, der den inländischen Markt fast ganz gegen das Ausland verloren hat. So wurden z. B. im Jahre 1883 von feinen Lederwaaren für 3 289 918 Fl. ein⸗ und nur für 344 765 Fl. ausgeführt. Im Ganzen betrug die Ausfuhr dieser 1729 selbstänrige und 1741 Hilfsarbeiter zählenden Gruppe 2 034 443 Fl. bei einer Einfuhr von 10 188 615 Fl.

Von den vervielfältigenden Industriezweigen (Gruppe 19) ist die Buchdruckerei schon seit 1473 in Ungarn heimisch, sie blieb bis zu dem Privilegiensystem und der Einführung der Cenfur Anfangs des 18. Jahrbunderts in Blüthe und verfiel

n rasch. Als Ende des vorigen Jahrhunderts ein frischeres geistiges Leben zu pulsiren begayn, hob sich auch die Buchdruckerkunst wieder, die jetzt in Technik und Leistungsfähigkeit auf dem Niveau der europäischen Kulturstaaten steht. In Budapest arbeiten gegen 70 Druckereien, im ganzen Lande ungefähr viermal soviel. Auch die Steindruckerei steht auf der Höhe der Zeit, nicht so der Holzschnitt. Die Photographie hat sich rasch verbreitet und ist dem Auslande gegenuͤber konkurrenzfähig. Die Einfuhr auf diesen Gebieten über⸗ wiegt die Ausfuhr sehr bedeutend (z. B. 1883 in Bildern 5 169 570: 288 239 Fl.), ein Beweis des kulturellen Strebens der Nation, weil rie eingefuhrten Druckerzeugnisse u. s. w. als literarische bzw. artistische Objekte in Betracht kommen.

Die Verfertigung musikalischer Instrumente (Gruppe 20) konzentrirt sich in der Hauptstadt, wo außer einer ziemlich bedeutenden Anzahl von Klaviermachern mehrere ansebnliche Etablissements für die Herstellung von Blase⸗, auch Streich⸗ und Tasteninstrumenten bestehen. Die Violinfabrikation leistet Vorzüg⸗ siches, auch der Orgelbau ist durch ein im großen Style angelegtes Etablissement vertreten. Auch in Previnzialstädten finden sich spora⸗ disch Instrumentenmacher, doch deckt die gesammte Produktion nicht den Bedarf.

Die Herstellung wissenschaftlicher Apparate und In⸗ strumente (Gruppe 21) beschränkt sich im Wesentlichen auf Waagen, die schon konkurrenzfähig geliefert werden, und Uhren, für die in der Hauptstadt mehrere bedeutende Geschäfte bestehen. Die Instru⸗ mentenmacherei im engeren Sinne ist erst seit einem Jahrzehnt in Ungarn heimisch. Auch in diesem Industriezweige ist der Bedarf auf Import angewiesen. 8

Die Baugewerbe (Gruppe 22), die Hülfsgewerbe, wie Ziege⸗ leien, ungerechnet, beschäftigten im Jahre 1880 13 455 Selbständige und 25 390 Hülfsarbeiter, darunter 10 335 bezw. 20588 Maurer. Unter den Hül sgewerben ist die Ziegeleifabrikation in der Umgebung der Hauptstadt besonders beachtenswerth nicht minder die Cement⸗ fabrikation in verschiedenen Theilen des Landes.

In der Gruppe (23) Fuhrwerk nehmen di Wagenfabriken und Werkstätten der Hauptstadt eine hervorragende Stelle ein, auch in vielen Provinzialstädten giebt es tüchtige Wagenmacher, selbst größere Wagenfabriken. Wagen und Kutschen sin Heiner der wenigen Industrieerzeugnisse, bei denen die Ausfuhr größer ist als die Einfuhr.

Die Maschinenindustrie (Gruppe 24) hat sich erst in jüngster Zeit theils aus der Verfertigung landwirthschaftlicher Geräthe und Maschinen, theils oaus dem Kupferschmiedehandwerk (in Folge der Spiritusbrennereien), theils aus der Eisenindustrie beraus entwickelt. Ganz besonders aber haben die Eisenbahnen und Dampfmaschinen für Ungarn eine Maschinen⸗Großindustrie geschaffen. Später hat auch die Mühlenindustrie zu dem Aufschwuns dieser Fabrikation beigetragen, die jetzt dem Ausland fast ebenbürtig ist, wenngleich sie den inlän⸗ dischen Bedarf bei Weitem noch nicht deckt, Am verbreitetsten ist die Fabrikation landwirthschaftlicher Maschinen, mehrere der betreffen⸗ den Etablissements beschäftigen 2 bis 300 Arbeiter. Die große Maschinenfabrikation hat ihren Hauptsitz in der Hauptstadt, die eine Fabrik mit 2500 Arbeitern besitzt. Auch die Mühlsteinfabrikation ist bedeutend. Die Einfuhr von Maschinen übertraf im Jahre 1883 (11 831 031 Fl.) zwar die Ausfuhr (3 163 492 Fl.) noch erbeblich, aber in Pflügen balanziren beide und in Reutern ist die Ausfuhr sogar stärker. Bemerkenswerth ist aber, daß von allen Maschinen, selbst Lokomotiven, Lokomobilen und Torpedos eine Ausfuhr stattfindet. Den erheblichsten Theil des Imports bilden Maschinenbestandtheile (80 785 Meter⸗Ctr. = 5 251 052 Fl. bei 29 348 Meter⸗Ctr. = 1 900 080 Meter⸗Ctr. Export), die der beimischen Industrie Be⸗ schäftigung gewähren.

Als Gruppen 25 28, Kommunikationswesen, Schiffahrt⸗ und Marinewesen, Honvéd⸗Ausrüstungsgegenstände und Sanitätswesen sind ihrer speziellen Bestimmung nach aus den vorerwähnten Gruppen noch wieder einzelne Sachen besonders zusammengestellt. Besonders reich i das Sanitätswesen vertreten, u. A. durch eine Kollektiv⸗ ausstellung von 76 verschiedenen ungarischen Mineralwässern.

In Gruppe 29 erscheint die Hausindustrie,

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die sich in Ungarn noch in großer Ausdehnung und voller Ursprünglichkeit er⸗ balten hat. Sie liefert, je nach den Komitaten verschieden, Holz⸗, Ruthen⸗, Bast⸗, Matten⸗, Binsen⸗, Stroh⸗, Wirk⸗ und Webesachen, Leiterwagen, Bienenkörbe, Spitzen, Kinderspielzeug, Strohstühle, Mühlbeutel, Spindeln, Spinnrocken, Möbel, Töpferwaren u. Wö. u. s. w. Allein im Gebiete der Klausenburger Gewerbekammer be⸗ schäftigt die Hausindustrie 47 000 Webstühle, und in dem Gebiete der Kronstädter die doppelte Anzahl. In mehreren Bezirken wird die Hausindustrie Seitens der Regierung und der Kammern durch Geldbeihülfen und Lehrwerkstätten unterstützt. Die Industrie der weiblichen Handarbeiten hat eine hohe Stufe der Vollkommenheit erreicht.

Das gewerbliche Unterrichtswesen (Gruppe 30) wird auf der untersten Stufe durch Gewerbe⸗Lehrlingsschulen, welche jede Gemeinde ein urichten gesetzlich verpflichtet ist, gefördert. Dem mittleren Unterricht dienen die Budapester staatliche Gewerbe⸗Mittel⸗ schule, mit welcher das K. ungarische technologische Gewerbe⸗Museum in Verbindung steht, und die Kaschauer Maschinen⸗Gewerbeschule. Dem hoheren Unterricht dient die K. ungarische Kunst⸗Gewerbeschule, welche durch das ungarische Museum für Kunstgewerbe ergänzt wird. Uebrigens ist der gewerbliche Unterricht in den Rahmen

Volksschulen eingefügt, und mit den höheren Volks⸗

Bürgerschulen sind gewerbliche Lehrwerkstätten verbun⸗ en. Neuerdings ist in Budapest auch eine staatliche mechanische Landes⸗Central⸗Lehrwerkftätte ins Leben getreten, in welcher die Herstellung feinerer mechanischer Instrumente gelehrt wird. Die staatliche Lehrerpräparandie in Budapest I. bildet diplomirte Gewerkschullehrer für Tischlerei, Kunstschnitzerei und Drechslerei aus, n den übrigen (58) Lehrerpräparandien werden die Zöglinge in der Eine Landeskommission sorgt für Förde⸗ rung und Organisation des gewerblichen Unterrichts.

Die letzte (31.) Gruppe ist der Erziehung und dem Unter⸗ richt gewidmet. Ungarn hatte im Jahre 1883 bei 13 726 622 Ein⸗ wohnern (nach der Zählung von 1880), die in 12 684 Gemeinden wohnen, 15 893 Elementarschulen, 68 höhere Volks⸗, 129 Bürger⸗ und 9 höhere Mädchenschulen, zusammen 16 099 (1869 13 798) Flementarschulen mit 1 757 353 (1869 1 152 115) Zöglingen, außer⸗

em 346 Kinderbewahranstalten mit 36 228 Kindern. Von den schul⸗ pflichtigen Kindern besuchten im Jahre 1869 50,42 im Jahre 1883 78,34 % die Schule. Seminare waren 1869 46, 1883 71 mit 1144 bezw 3923 Lehramtszöglingen vorhanden. An Gymnasien und Realschulen wurden 1869 166, 1883 178 mit 38 138 bezw. 40 473 Schülern gezählt. Höbere Unterrichtsanstalten sind die beiden Universitäten (3846 Hörer), das Polytechnikum (645 Hörer), 13 Rechtsakademien (763 Hörer) und 55 theologische Anstalten (1857 Hörer). Zu den Fachschulen gehören 6 Hebeammen⸗Bildungs⸗ anstalten (381 Hörer), die Budapester Staats⸗Gewerbe⸗Mittelschule mit 98 Zöglingen und 40 Handelsschulen mit 379 Schülern. Von anderen Anstalten sind zu erwähnen: 2 Taubstummenanstalten mit 153, 1 Blindenanstalt mit 86, 1 Anstalt für Blödsinnige mit 18, und 58 Waisen“ und Rettungshäuser mit 2001 Zöglingen; an kulturellen Instituten: die Landes Theaterschule mit 40, die Landes⸗Mussk⸗

akademie mit 134, die Maler⸗Meisterschule mit 11, die Landes

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Musterzeichenschule mit 97 und die Kunstgewerbeschule mit 35 Zög⸗ lingen; von öffentlichen Sammlungen: das National⸗Museum, die Landes⸗Bildergalerie und ungarisch⸗historische Bilderhalle, das Landes⸗ Kunstgewerbe⸗Museum, das Landes⸗Lehrmittel⸗Museum und das Ge⸗ werbe⸗Museum. Endlich sei noch die Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus mit ihren ca. 250 Beobachtungsstationen hervor⸗ gehoben. Wie das öffentliche Unterrichtswesen in neuerer Zeit ge⸗ fördert worden ist, ergiebt die Thatsache, daß das Budget des Kultus⸗ und Unterrichts⸗Ministeriums von 1 074 000 Fl. in 1868 auf 5 548 668 Fl. in 1885 gestiegen ist.

Die vorstehenden kurzen Andeutungen werden genügen, um nicht

nur den belehrenden reichen Inhalt des Katalogs nachzuweisen, son⸗ ern auch darzuthun, mit welcher Umsicht und Sachkunde die Aus⸗ stellung geleitet und geordnet worden iß. Bei dem umfeassenden Zweck, den man bei derselben im Auge gehabt hat, ein Bild der ge⸗ sammten Kultur des Landes zu geben, mußte die Ausstellung selbst⸗ verständlich sehr reichhaltig werden: der uns vorliegende vorläufige Katalog führt auf 396 Seiten 4363 Hauptnummern auf, wobei große Kollektivausstellungen je unter einer Nummer zusammen⸗ gefaßt sind.

Stettin, 24. Juni. (W. T. B.) Zur Feier des 400 jährigen Geburtstages des Reformators Johannes Bugenhagen finden heute größere Feierlichkeiten der Kirchen und Schulen statt; die letzteren sind geschlossen. Für den Abend sind außerdem von ver⸗ schiedenen Vereinen festliche Versammlungen vorbereitet.

Jobann Bugenhagen, nach seiner pommerschen Heimath von seinen Amtsgenossen auch gewöhnlich „Der Pommer“ (Pomeranus) oder Dr. Pommer genannt, erblickte am 24. Juni 1485 in Wollin das Licht der Welt. Seine theologischen und philologischen Studien absolvirte er auf der im Jahre 1454 gestifteten und am 17. Oktober 1456 durch den Herzog Wartislaw IX. von Pommern eingeweihten Universität zu Greifswald seit dem Jahre 1502, und im Jahre 1505 schon (Einige wollen sogar 1503) wurde er Rektor an der Lateinischen Schule zu Neu⸗Treptow an der Rega. Von dort aus ging er im Jahre 1517 als L ktor an das im Jahre 1208 vom Herzoge Casimir von Pommern gestiftete Prä⸗ monstratenser⸗Kloster im Dorfe Belbuk an der Rega und lebte ruhig in diesem Verhältnisse bis zum Jahre 1520, wo ihn Dr. Luthers Büchlein „Ueber die babylonische Gefangenschaft“ (De captivitate babylonica) veranlaßte, aus dem Kloster zu treten und sich (im Jahre 1521) nach Wittenberg zu wenden, wo er sogleich mit Dr. Martin Luther (10. November 1483 bis 18. Februar 1546) und Dr. Philipp (16. Februar 1497 bis 19. April 1560) Freundschaft schloß.

Kiel, 23. Juni. (W. T. B.) Die chinesische Korvette Tsi⸗Puen“ ist, von Stettin kommend, hier eingetroffen. Die rei chinesischen Panzerschiffe werden am 3. Juli die Fahrt ach China antreten.

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Das Polizei⸗Präsidium bringt nachstehende Zeit⸗ und Platz⸗ Eintheilung für die jedesmal Morgens um 7 Uhr beginnende diesjährige Schießübung des ersten Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗ Regiments auf dem Schießplatze bei Tegel zur öffentlichen Kenntniß: Freitag, den 26. Juni, Montag, den 29 Juni, Donnerstag, den 2. Juli, Sonnabend, den 4. Juli, Dienstag, den 7. Juli, Donnerstag, den 9. Juli, Sonnabend, den 11. Juli, Dienstag, den 14. Juli, Donnerstag, den 16. Juli, Sonnabend, den 18. Juli, Montag, den 20. Juli: Prüfungsschießen vor dem General⸗Inspecteur.

Um die dem Publikum drohende Gefahr, durch abirrende Ge⸗ chosse aus den Schießständen der Hasenhaide getroffen zu werden, nach Möglichkeit abzuwenden, nimmt das Polizei⸗Präsidium in einer Bekanntmachung vom 20. d. M. Veranlassung, vor unvor⸗ sichtiger Annäherung an den Exercierplatz hinter der Hasenhaide zu warnen, und fordert zugleich die Eltern und alle Diejenigen, welchen die Obhut von Kindern anvertraut ist, auf, die Letzteren auf die Ge⸗ fahr aufmerksam zu machen, welcher sie sich beim Betreten des

Exercierplatzes aussetzen.

Stolze'scher Stenographen⸗Verein. Hauptversammlung: nnerstag, den 25. Juni, Abends 8 Uhr, im Restaurant Kur⸗ fürstenkeller, Poststraße 5, Hof, l. p. Tagesordnung: 1) Vortrag des Prof. Dr. Michaelis über: John Lockes, die Stenographie be⸗ treffende Aeußerung. 2) Vereinsangelegenheiten.

Im „Deutschen Theater“, welches gestern Abend Schillers „Kabale und Liebe“ zur Aufführung brachte, rechtfertigte Frl. Teresina Geßner das bereits früher über ihr Können und Leisten Gesagte. Auch hier zeigt sie sich als denkende, nach eigener Auf⸗ fassung gestaltende Künstlerin, welche vollständig in der Rolle aufgeht und deren Spiel durch dieses Hineinleben und Nachempfinden von er⸗ schütternder Wirkung ist. Ob nun freilich die Louise der Frl. Geßner ganz den Intentionen des Dichters entsprach, könnte doch angezweifelt werden. Ganz so sentimental hat derselbe dieses Mädchen nicht ge⸗ zeichnet, es steckt etwas in ihr von der trotzigen Natur ihres Vaters, die sich zuweilen in ihr aufbäumt und ihr Kraft, wenn auch nur für wenigce Augenblicke, verleiht. Die Louise des Frl. Geßner war zu zerflossen, zu thränenselig, zu schwächlich, vor allen Dingen war sie kein Bürgermädchen jener Zeit Zudem beging die Künstlerin den Fehler, die erwähnten Affekte gleich von dem ersten Augenblick ihres gestrigen Auftretens an zu stark zu markiren, so daß eine Steigerung zugleich mit der sich fürchterlich entwickelnden Tragödie garnicht mehr möglich war, und der Zuschauer die ganzen fünf Akte hindurch denselben Eindruck behielt. Hr. Kainz, der doch in andern Rollen so packende Leidenschaftlichkeit zu zeigen weiß, ließ es an der⸗ selben besonders beim Zusammentreffen mit der Lady Milford recht fehlen; vielleicht litt der tüchtige Künstler gestern unter einer Indisposition. Ausgezeichnet war Hr. Pohl als Präsident; die Darstellung dieser Rolle zeigte von solchem Fleiß im Studium, von solcher Tüchtigkeit der Charakterisirung, daß ste Iu den besten des Hrn. Pohl zählen wird. Dasselbe gilt in vollem Umfange von dem Miller des Hrn Förster, welcher wohlverdienten Beifall errang. Die übrigen Darsteller lösten ihre Aufgabe recht tüchtig. Die prächtige Inscenirung zeugt von dem lobenswerthen Streben der Direktion, auch hier bahn⸗ brechend zu wirken; die historische Treue in Dekoration und Kostüm verdient Anerkennung, nur sollte dieselbe auch auf die Tracht sämmt⸗ licher weiblichen Mitwirkenden angewendet werden.

Auch der „Alessandro Stradella“, den Hr. Heinrich Bötel gestern in der Krollschen Sommer⸗Oper während seines diesjährigen Gastspiels zum ersten Male sang, bekundete wieder die bedeutenden Fortschritte, welche der Künstler inzwischen gemacht hat. Derartige Rollen, welche keine großen Ansprüche an dramatische Vertiefung stellen, sondern ihm vor Allem Gelegenheit bieten, seine schönen stimm⸗ lichen Mittel brillant zu entfalten, werden der ganzen Veranlagung des Gastes stets mehr zusagen als Partien wie der Raoul, welche tiefere Verinnerlichung und Wahrheit des leidenschaftlichen Ausdrucks, in warmer, satter, nüancirter Tonfärbung, unterstützt durch überzeugende Erscheinung und Spiel, erfordern. Der leichtlebige verliebte Sänger Stradella mit seinem liebenswürdigen Humor scheint dem Künstler besonders congenial. In seinen tändelnden Serenaden, seiner über⸗ müthigen coupletartigen Romanze, den sentimentalen Duetten mit der entführten Geliebten und der Hymne an die Jungfrau mit ihren ohren’älligen Effekten fand Hr. Bötel vielfältigen Anlaß, seine schönen Gaben in das bellste Licht zu setzen. Die Serenade freilich im ersten Akt ließ beinahe jede Spur von seelischer Wärme, Empfindung und entsprechender Schattirung des Tons vermissen. Die humoristische Romanze vom Salvator Rosa im zweiten Akt dagegen gelang viel besser, wurde stürmisch da capo verlangt und zum Theil auch gewährt. Daß Hr. Bötel darin auch wieder die er⸗ staunliche Höhe seiner Stimme brilliren ließ, ist selbstverständlich, größere Deutlichkeit der Aussprache aber wäre uns lieber gewesen. Der Lconore des Frl. Hadinger gebührte alle Anerkennung, welche ihrem wohlgelungenen Vortrage der Arte im zweiten Akt auch nicht

Do für

fehlte. Das lustige Banditenpaar Malvolio und Barbarino hatte in den Herren v. Bongardt und Bollé in Spiel und Gesang treffliche Darsteller. Die undankbare, unfreiwillig komische Rolle des Vormundes Bassi gab Hr. Miller angemessen. Chor und Orchester hielten sich unter der Leitung des Hrn. Kavellmeisters Ruthardt recht brav. Der große Saal war nicht nur bis auf den letzten Sitzplatz ausverkauft, sondern auch in allen Gängen dicht gefüllt. Das so erfolgreiche Gastspiel des Sängers ist denn auch, wie die Direktion mittheilt, um 3 Abende verlängert worden. Hr. Bötel tritt zunächst morgen, Donnerstaaz, wieder mit Fr. Carlotta Grosst zusammen auf, und zwar als Lyonel in „Martha“ von Flotow, worin Fr. Grossi die Titelrolle singt. Am Sonnabend folgt eine Wieder⸗ holung der „Regimentstochter“ mit Frl. Betty Frank als Marie. Am Freitag trifft Fr. Katharina Klaffskyv, die bekannte Wagner⸗ sängerin, hier ein, welche als „Fidelio“ debütiren wird.

Aachen (seit dem 1. Januar d. J.) bis zu ] Ahlbeck (Seebad) bis zum 15. Juni . . . . . . . . Augustusbad (bei Radeberg) bis zum 9. Juni (100 Parteien) 127 Baden⸗Baden bis zum 19. Juni (Fremde).. h Bertrich bis zum 15. Juni (Fremde) . . . . . . . 219 Burtscheid bis zum 17. Juni (Kur⸗ u. Badegäste) . . . 540 Charlottenbrunn bis zum 18. Juni (nebst 244 Durchreisenden; Kurgäste) C%11 Cudowa bis zum 18. Juni (nebst 93 Durchreis.; Kurgäste). 199 Elmen bis zum 15. Juni (Besuchear) . 1 320 Elster bis zum 16. Juni (nebst 162 Durchreisend.; Kurgäste Ems bis zum 14 Juni (nebst 1392 Durchreisenden; Kurgäste) Goczalkowitz bis zum 10. Juni (nebst 10 Durchreisenden; ssI3IZbö.“ Görbersdorf bis zum 18. Juni (Kurgäste). Heringsderf bis zum 15. Junii . . . . Karlsbad bis zum 15. Juni (einschl. der Durchreisenden ca. 29 670 Fremde, darunter Kurgäste) . . . . . . . . Kissingen bis zum 15. Juni (Besucher). Kösen bis zum 12. Juni (Kurgäste 184 Nrn.) Kolberg bis zum 7. Juni (Badegäste) .. Kreuznach bis zum 21 Juni (Kurgäste) . . . . . . Landeck bis zum 18. Juni (nebst 412 Durchreis.; Kurgäste). Langenau bis zum 18. Juni (nebst 506 Durchreis.; Kurgäste) Langenschwalbach bis zum 14. Juni (nebst 146 Besuchern und 121126665 Lauterberg bis zum 13. Juni (Badegäste). ͤ14A212““ Münster a. Stein bis zum 21. Juni (Kurgäfte). Neuenahr *) bis zum 13. Juni (Fremde) . . . . . .. Deynhausen bis zum 16. Juni (nebst 1787 Durchreisenden; v1““ 1 hbö71818585 Pyrmont bis zum 13. Juni (Kurgäste und Durchreisende) Rehburg**) bis zum 15. Juni (Kurgäfte) . . . . . . Reinerz bis zum 20. Juni (nebst 506 Erholungsgästen und ubbblö Salzbrunn bis zum 18. Juni (nebst 398 Durchreis.; Kurgäste) Salzdetfurth bis zum 15. Juni (Kurgäste) Schandau bis zum 16. Juni (nebst 4254 Kurgäste 258 Parteien) 1 Schwalbach s. Langenschwalbach. Soden bis zum 17. Juni (Kurgäste) . . . . . . . Sooden a. d. Werra bis zum 12. Juni (129 Nrn.) . Tharand bis zum 18. Juni (93 Parteien) . . . . . . Juni (nebst 743 Erholungsgästen

Warmbrunn bis zum 17. Juni ꝑ1“ Weißer Hirsch mit Oberloschwitz (klimat scher Ort) bis zum 11112141A4242A*A*“ Werne (Bez. Münster) bis zum 15. Juni (auswärtige 11“ Wildungen bis zum 14. Juni (626 Nru.). ““ 774 u4“*“ʒ 115 Von den bis jetzt noch weniger benutzten Bädern wurden besucht: Althaide bis zum 18. Juni von 33 Kurgästen (nebst 56 Durchreisen⸗ den), Binz bis zum 15. Juni von 14 Personen, Breege bis zum 15. Juni von 2 Personen, Bukowine bis zum 18. Juni von 26 Kur⸗ gästen, Dievenow bis zum 15. Juni von 78 Personen, Göhren (Rügen) bis zum 15. Juni von 60 Personen, Gr. und Kl. Horst bis zum 15. Juni von 8 Personen, Karlsruh (Schles.) bis zum 15. Juni von 43 Personen, Königsdorff⸗Jastrzemb bis zum 8. Juni von 74 Kur⸗ gästen und 85 Durchreisenden, Krampas bis zum 15. Juni von 18 Personen, Lohme (Rügen) bis zum 15. Juni von 12 Personen, Polzin bis zum 14. Juni von 76 Personen, Prerow bis zum 15. Juni von 7 Personen, Rügenwaldermünde bis zum 15. Juni von 16 Per⸗ sonen, Salzhemmendorf bis zum 15. Juni von 59 Kurgästen, Saßnitz bis zum 15. Juni von 45 Personen, Warmbad bei Wolkenstein bis zum 11. Juni von 83 Parteien mit 127 Personen, von denen 98 Kur⸗ gäste, Zingst bis zum 5. Juni von 9 Personen.

*) Zur näheren Information über Bad Neuenahr und Um⸗ gegend (Klima, Krankheiten, Promenaden ꝛc.) dienen ein „Leitfaden für die Besucher und Freunde des Bades Neuenahr, mit Ansichten, 1 Karte und Geschichte der Grafen von Neuenahr; 9. Aufl.“, (bearbeitet nach den zuverlässigsten Chroniken und Doku⸗ menten), 1ℳ und „Die Therme zu Bad Neuenahr“, 30 ₰. Diese Broschüren sind zu haben zu Neuenahr im Direktionsbureau, in der Trinkhalle und beim Portier des Kurhotels.

**) Vergl. „Bad Rehburg, eine Heilstätte für Lungen⸗ kranke, Rekonvaleszenten“ u. s. w., von Dr. med Pet. Kaatzer, Königl. Badearzt in Rehbburg.

1 299 2 736 128 658

33³0

. 5

Durchreisenden;

(Nordd. Verlagsanstalt O. Goedel in Hannover.) Der Verfasser weist nach, daß Bad Reh⸗ burg (Reg.⸗Bez. Hannover), von großartigen Wäldern umgeben, in feiner herrlichen Luft, seiner altberühmten, vor 40 Jahren erbauten Ziegen⸗Molkenanstalt, seinen Quellen, Einrichtungen für Bäder, Lungengymnastik u. s. w. sämmtliche Bedingungen in sich vereinigt, unter welchen Krankheiten aller Art, besonders Lungenleiden, zur Heilung gelangen können. B

Auch in diesem Jahre ist bei H. Braams in Norden ein Führer und Rathgeber für Kurgäste in Norderney in Taschenformat unter dem Titel „Fluth⸗Tabelle für 1885 nebst Ortsbeschreibung und den offiziellen Taxen und Nachweisen für das Königl. Seeba Norderney'“ erschienen. Eine Karte ist zur Orientirung beigegeben.

Die kleine, soeben erschienene Monographie „Die Nordsee⸗ bäder auf Sylt, Westerland und Wenningstedt⸗ (Verlag der Badedirektion, Preis 40 ₰) enthält in knapper Form alles Wissenswerthe über die Einrichtungen der beiden genannten Seebäder nebst den Fahrplänen der betreffenden Eisenbahnen, Post⸗ und Passagier⸗ dampfer. Eine Anzahl gelungener Holzschnitte gereicht dem Büchlein zur Zierde

Die Nr. 114 des Wochenblatts eigene Erfahrung begründete Rathsch bad, Malmedy, Münster am Stein, Neuenahr, Oeynhausen, R hall und Schwarzeck bei Wildungen sind darin besprochen.

giebt gute, auf x Karls⸗ ichen⸗

ürs Haus“ gie ge für Badereisende.

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Redacteur: Riedel. Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. E

Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

den 24. Juni

nach dem Stande am Ende des Monats Mai 1885.

15.

18.

19.

20.

21.

22. e

25. 26.

27.

31.

32.

M

bis Ende Mai Einnahme

überhaupt

aus dem sn.

un Gepäckverkehr

auf 1 km

überhaupt

aus dem Güterverkehr

auf 1 km

Verwendetes Anlage⸗Kapital

überhaupt

auf 1 km

Für 1885

sind z. Ver⸗ zinsung und Amortisat.

der Prior.⸗

Oblig. und sonst. Dar⸗ aus

lehen Betriebs⸗ Einnahm erford.

Für 1885 sind zur Theilnahme an etwaiger Dividende bezw. Verzinsung berechtigt Priori⸗

täts⸗ Stamm⸗ Aktien

Stamm⸗ Aktien

In den beiden letzten Jahren sind an denden bezw. Zinsen

gezahlt

Stamm⸗ Aktien

1884 1883

ivi⸗

oz. auf Proritste⸗

Stamm⸗ Aktien

konzessionirtes

nlage⸗Kapital

Länge der für das Anlage⸗

davon in

Prioritätz⸗ Prioritäts⸗ Stammaktien Obligationen

*

12— Sp. 28 *, lenden Bahn⸗ strecken

Kilom.

Nach Ver⸗ ausgab. des esammten nlagekapi⸗ tals (Sp. 28 sind z. jährl. Verzinsung u. Amortis. der Prior.⸗ Obligat. er⸗ forderlich

61 950 838

1 942 282 7 338 940 624 767 + 3 541 201 111 483 + 3 971 797 149 440 + 816 612 13 021 + 161 650 2 354 + 467 101 12 411 +

114 915 5 642 +

77 15 311

185 751 561 + 834 472 19 049 033 + 104 914

6 966 121 127 456— 8 119 167 199 385,— 1 130 934 256 579 + 203 639 5 945 774 913

137 886 + 6 650 +

589 102 145 444 879 139 411 553 206 22 846 105 38 948 640 32 510 893

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7 104 348

7) 462 519 493 356 970.

276 615 284 440 289 616 319 142 241 758 221 639 115 401

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372 279 16 910 + 74 646

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18 900 000 5 400 000 ¹⁰) 203405077 11 V

9 381 447

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16

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209 203

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4 ½

2 ½

22/10

4 ½ garantirt

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2

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0

5

5

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) 19 200 000

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V

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—.—

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ℳ) 19 200 0

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23₰-

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8s

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garantirt 4 ½ 4 ½ *0) garantirt

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4 005 000

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55,34