Lage der Finanzen verantwortlich machte. Der Minister wird morgen das Finanzexposé sortsetzen. Die durch das vorgelegte Budget zu erzielenden Ersparnisse werden auf 12 Millionen veranschlagt.
Zeitungsstimmen.
Die „Neue Zeitung“ berichtet über den Versuch einer Altersversorgung für Arbeiter, wie folgt:
Nachdem Deutschland unter der Leitung des Fürsten Bismarck an die schwierige Zeitaufgabe einer sozialen Reformgesetzgebung Hand angelegt hat, ist man in fast allen europäischen Staaten diesem Beispiele gefolgt, und zwar zum großen Theile in unmittelbarer Anlehnung an die Ideen, welche der neuen deutschen Sozialgesetzgebung zu Grunde liegen. Hier und da ist man uns in einzelnen Fragen sogar vorausgeeilt, aber, wie Erfahrungen gereigt haben, nicht überall mit Glück. Im Allgemeinen hat sich erwiesen, daß nicht nur die von Deutschland eingeschlagene Richtung, sondern auch die Art und Weise, sowie das Maß seines Vorschreitens richtig und zweck⸗ entsprechend ist. Während Deutschland für die Erreichung der vor⸗ gesteckten Ziele, unter denen eine Altersversorgung der Arbeiter eins der wichtigsten ist, noch einen langen Zeitraum — wenn auch nicht mehr, wie anfänglich, ein „Menschenalter“ — in Aussicht nimmt, ist die dänische Regierung bereits vor zwei Jahren an die Lösung des schwierigen Problems gegangen, indem sie dem Reichstage ein Gesetz vor⸗ legte, welches die Errichtung einer Altersversorgungsanstalt für Arbeiter mit Staatshülfe bezweckte. Die Vorlage wurde von der oppositionellen Folkethingsmajorität durch eine motivirte Tagesordnung. .. beseitigt, und so lange der jetzige Verfassungskonflikt andauert, ist auch keine Aussicht vorhanden, daß zwischen den gesetzgebenden Faktoren eine Verständigung wegen Errichtung einer staatlichen Anstalt der genannten Art erzielt wird. .
Die große Bedeutung einer solchen Anstalt für die Gemeinden, denen auch hier zu Lande die Armenversorgung obliegt, hat jedoch Veranlassung gegeben, daß man den Gedanken in kommunalen Kreisen weiter verfolat hat, und so ist derselbe nun in Holbaek, einer kleinen Stadt auf Seeland, bereits ohne Staatshülfe lediglich unter that⸗ kräftiger Mitwirkung humaner Bürger, zur Verwirklichung gelangt. Unter Führung des Bürgermeisters haben einige angesehene und wohl⸗ habende Bürger und Beamte in Holbaek die Mittel zur Errichtung einer Altersversorgungs⸗Anstalt zusammengebracht und derselben fol⸗ gende Organisation gegeben:.
Die Apstalt besteht aus zwei Abtheilungen unter einer gemein⸗ samen Leitung. Die 1. Abtheilung zählt nur empfangende, die 2. beitragleistende Mitglieder. In die 1. Abtheilung werden sowohl Männer wie Frauen im Alter von 18 bis 45 Jahren bis zum 1. No⸗ vember d. J. aufgenommen, jedoch dürfen dieselben keine höhere Einnahme als 800 Kronen pro Jahr haben. Der Mitgliederbeitrag ist auf 35 Oere (fast 40 ₰) pro 14 Tage festgestellt. Ein Mitglied, welches 10 Jahre seinen Beitrag gezahlt und ein Alter von 55 Jahren erreicht hat, wenn es ein Mann, und von 60 Jabren, wenn es eine Frau ist, kann verlangen, daß ihm für seinen eingezahlten Beitrag nebst Zinsen eine Leibrente gekauft wird, zu welchem Zwecke die 2. Abtheilung einen Zuschuß gewährt. Falls eine staatliche Alters⸗ versorgungsanstalt ins Leben tritt, dann erhalten die Mitglieder ihre Beiträge nebst Zinsen ausbezahlt, um sich auf diesem Wege versorgen zu können. Die Wittwe eines verstorbenen männlichen Mitgliede tritt in die Rechte des letzteren; Leibeserben wird dagegen nur der Beitrag ohne Zinsen ausbezahlt. Ein Gleiches geschieht, wenn ein männliches Mitglied die Stadtgemeinde verläßt, ohne 10 Jahre Mitglied gewesen zu sein. Die Regeln für die Anwendung der Mittel der 2. Abtheilung bestimmt ein Regulativ. In diese Ab⸗ theilung werden Mitglieder aufgenommen, welche einen jähr⸗ lichen Beitrag von 2 Kronen und darüber leisten. Aus den Mitteln dieser Abtheilung werden die Zuschüsse zur ersten Ab⸗ theilung geleistet; auch bestreitet die zweite Abtheilung alle Verwaltungskosten. Die Generalversammlung der letzteren Ab⸗ theilung verfügt selbständig über ihre eigenen Mittel und Angelegen⸗ heiten. Jede Abtheilung wählt 3 Mitglieder in die gemeinsame Verwaltung, deren Vorsitzender jedoch der 2. Abtheilung angehören muß. Falls eine staatliche Altersversorgungsanstalt nach 10 Jahren nicht besteht, will man die Gemeinde Holbaek zur Uebernahme der errichteten Privatanstalt veranlassen, deren Existenz bis dahin schon jetzt vollständig durch die zusammengebrachten Privatmittel ge⸗ sichert ist.
Der Kasse sind bereits ca. 100 Arbeiter beigetreten, die vierzehn⸗ tägig 35 Oere Beitrag zahlen, und dieser Beitrag kann schon jetzt durch die für die nächsten 10 Jahre vorhandenen Mittel verdoppelt werden, so daß jedes Mitglied bei einem Jahresbeitrag von kaum 10 Kronen nach 10 Jahren schon ein Kapital von mehr als 200 Kronen zum Einkauf in eine Leibrentenanstalt besitzt.
Ob diese Einrichtung sich dauernd bewährt zund sie genügt, um diejenigen Aufgaben ganz zu erfüllen, welchen eine staatliche Alters⸗ versorgung für Arbeiter als Theil einer organischen Sozialgesetz⸗
ebung dient, das ist eine Frage, welche sich noch nicht ohne
eiteres bejahen läßt, aber immerhbin ist eine solche kom⸗ munale Lösung des Problems von Bedeutung als Provisorium, als Vorversuch für die staatliche Gesetzgebung und eventuell, sofern die Einrichtung allgemeineren Eingang fände, als dankenswerthe Grundlage der staatlich organisirten Altersversorgung. Das dänische Beispiel möchten wir — mit allen etwa beliebten Abweichungen — unseren deutschen Gemeinden zur Nachahmung empfehlen. Der Sozialreform des Reiches würde durch eine derartige kommunale Vorarbeit die denkvar beste Unterstützunz geleistet werden.
— Die „Berliner Börsenzeitung“ schreibt:
Zu einer bevorzugten Geschäftsbranche Berlins gehört die Fabri⸗ kation von Berliner Kurzwaaren, jene Industrie, welche die unzähligen Gegenstände umfaßt, die im Auslande unter dem Namen Articles de Berlin bekannt, die nicht so weit verbreiteten „Articles de Paris“ nicht allein vollständig verdrängt haben, sondern auch überall dort schnellen Absatz finden, wo europäische Kultur Eingang gewinnt. Hierfür sprechen die Aufträge, welche unseren Fabrikanten aus den entferntesten Gegenden Afrikas und Asiens über Hamburg oder über London zugehen. Die Ausdehnung und die Bedeutung der Kurzwaarenfabrikation in Berlin datirt von dem Inkrafttreten der Patent⸗ und Muster⸗ schutzgesetze, welche den Fabrikanten in vortheilhafter Ver⸗ werthung seiner Ideen und seiner Erzeugnisse lebhaft unterstützen. Die Fabrikation umfaßt die verschiedenen Artikel der Leder⸗
aarenbranche, der Bronzeindustrie, der Holzwaarenindustrie und be⸗ schäftigt (meistens im Hausbetrieb) in Berlin allein mehrere Tausend Arbeiter, welche auskömmlichen Verdienst finden. Der Hauptexport⸗ artikel der Lederwaarenbranche, Photographie⸗Albums wird, nachdem sich die Ausfuhr im vergangenen Jahre vermindert hatte, jetzt wieder in großen Quantitäten versandt. Der Export nach Nord⸗Amerika hat sich gehoben, auch Holzwaaren und billige kleine Cuivre⸗poli⸗Artikel fanden guten Absatz. Ebenso haben kleine Gegenstände aus Nickel, Messing und anderen Metall⸗Legirungen flotten Absatz in den Vereinigten Staaten, und die Aufträge, die man seit einer Reihe von Jahren nach Paris zu legen gewohnt war, kommen jetzt nach Berlin, da das hiesige Fabrikat dem Pariser nicht allein mindestens gleichkommt, sondern bei womöglich gediegenerer und soliderer Ausstattung sich be⸗ deutend billiger stellt. Nach West⸗Indien war das Ge. schäft nicht sehr ergiebig, namentlich sind für Spiegel, welche sonst viel dorthin exportirt wurden, die Aufträge nicht sehr umfangreich eingelaufen. Das füd⸗amerikanische Geschäft dagegen liegt nicht un⸗ befriedigend, nach einzelnen Ländern, Brasilien, Peru, war der Absatz recht lebhaft, während wieder nach anveren Ländern Central⸗ und Mittel⸗Amerikas finanzielle Schwierigkeiten der Ausdehnung des Ver⸗ kehrs hindernd im Wege standen. England bildet ein Haupt⸗ absatzgebiet für Berliner Kurzwaaren. Das Geschäft dorthin
hat sich nicht verschlechtert, wir können sogar berichten, daß der allerdings bis an die möglichste Grenze gesteigerte Export nach diesem Lande durch die Mannigfaltigkeit der verschiedenen dort ver⸗ triebenen Artikel immer noch an Ausdehnung zunimmt, nur über recht gedrückte Preise wird Klage geführt. Die übrigen fremden Län⸗ der zeigen normalen Bedarf, während das deutsche Geschäft zufrieden⸗ stellend ist.
Statistische Nachrichten.
Die Auswanderung Deutscher nach überseeischen Ländern über deutsche Häfen und Antwerpen . u b 1 8 in den fünf Monaten im Jahre im Monat Mai Januar bis Mai 5 18 835 öb 6 döui / “ v — Nr. 338 der „Mittheilungen der Großbherzoglich Hessischen Centralstelle für die Landesstatistik“ hat fol⸗ genden Inhalt: Die landwirthschaftliche Bodenbenutzung (Anbau⸗ erhebung) 1883. — Hunde und Hundesteuer 1884 — 85. — Vorläufige Ergebnisse des Betriebs der Eisenbahnen Mai 1885. — Meteorolo⸗ gische Beobachtungen zu Darmstadt Mai 1885. — Meteorologische Beobachtungen zu Schweinsberg Mai 1885. — Vergl. meteorologische Beobachtungen Mai 1885. — Preise der gewöhnlichen Verbrauchs⸗ üeee wins Mai 1885 Sterblichkeitsverhältnisse Mai 1885. — nzeige.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von dem Werke „Der Preußische Gerichts⸗ vollzieher, Systematisch geordnete Zusammenstellung aller das Gerichtsvollzieher⸗Amt in Preußen be⸗ treffenden reichs⸗ und landesrechtlichen Gesetzes⸗Vor⸗ schriften und ministeriellen Ausführungsbestimmungen, mit Erläuterungen von Heinrich Walter, Rechtsanwalt und Notar a. D.“ (Berlin, 1885. Franz Siemenroth) ist vo Kurzem Lieferung 3/4 erschienen. Dieselbe enthält vom 1. Theile die Fortsetzung der Geschäftsanweisung für die Gerichtsvollzieher vom 24. Juli 1879 (von §. 103 — 185), nebst einem Anhange (Formulare für Anstellungen); ferner die Geschäftsanweisung für die Gerichts⸗ vollzieher vom 23. Februar 1885; hierauf die Gebührenordnung für Gerichtsvollzieher vom 24. Juni 1878, nebst einem Anhange (Tabelle über die Gebühren der Gerichtsvollzieher für Versteigerung oder frei⸗ händigen Verkauf); alsdann die landesgesetzlichen Bestimmungen in Preußen über Gebühren der Gerichtsvollzieher, nebst einem Gebühren⸗ tarif. — Es folgt sodann der 2. Theil. In demselben sind diejenigen, in verschiedenen Reichs⸗ und Landesgesetzen sowie in Ausführungs⸗ verordnungen vereinzelt bezw. zerstreut niedergelegten Bestimmungen, welche das Gerichtsvollzieheramt nicht ausschließlich und im Ganzen zum Gegenstande haben, sondern nur in einzelnen bestimmten Richtungen seiner Ausübung betreffen, nach charakteristischen Gruppen, d. h. nach den Hauptgeschäftszweigen geordnet zu⸗ sammengestellt. Demgemäß behandelt dieser 2. Theil in 7 be⸗ sonderen Abschnitten je das Zustellungswesen (I.), das Vollstreckungs⸗ verfahren (II.), das Hinterlegungswesen (III.), das bei Vornahme von Siegelungen, Entsiegelungen und Inventuren zu beobachtende Verfahren (IV.), die Wechselprotestaufnahme (V.), das Stempel⸗ steuerwesen (VI.) und die Mitwirkung der Gerichtsvollzieher bei der Einziehung und Beitreibung von Gerichtskosten und Geldstrafen (VII.). Der Hauptzweck dieser so geordneten Zusammenstellung besteht darin, dem Gerichtsvollzieher bezw. namentlich dem Anwärter zum Gerichtsvollzieheramte eine gründliche Uebersicht über alle auf die betreffenden Dienstwege bezüglichen Vorschriften zu gewähren und den Gesammtüberblicküber den ganzen zusammengehörigen Rechtsstoff bequem zu vermitteln. Von einer Kommentirung des Inhaits dieses Theils ist Abstand genommen. Die dem 2. Theile beigegebenen knappen Am erkungen bestehen demnach, gum Atößten Theile blos in Mit⸗ theisungen citirter Bestimmungeir und in Hinweisen auf Paralelstellen oder sind lediglich organisatorischen Inhalts. Ferner ist hier auch nur auf eine beschränkte Anzahl der wichtigeren Formulare (zu Hinter⸗ legungsurkunden, Inventaren, Wechselprotesten und Kassengeschäften) Rücksicht genommen worden. — In der vorliegenden Lieferung ist der Schluß des 1. Theiles, vom 2. Theile der 1. Abschnitt vollständig und ein Theil des 2. Abschnittes enthalten
— Verzeichniß der Sammlungen des Börsenvereins der deutschen Buchhändler. I. Katalog der Bibliothek. Leipzig, Verlag des Börsenvereins der deutschen Buchhändler. 1885. — Der vorliegende starke Band (XXXVI, 708 S.) enthält — außer einem ausführlichen Vorwort von F. Herm. Meyer, das eine Ge⸗ schichte der Bibliothek, ihrer Entstehung und allmähligen Bildung sowie eine allgemeine Angabe über die Disposition des vorstehenden Bücherverzeichnisses bringt — einen sehr genauen und sorgsam ge⸗ arbeiteten Katalog der reichhaltigen und werthvollen Bibliothek des Börsenvereins der deutschen Buchhändler in Leipzig. Nach dem von Dr. Kirchhoff von Anfang an festgehaltenen Plane ist der Rahmen der genannten Bibliothek, wie er in dem Katalog zum Ausdruck kommt, die Geschichte des Buchs und der Manipulationen mit dem⸗ selben als materiellem Objekt. Hieraus ergeben sich als Kon⸗ sequenz folgende Unterabtheilungen: die Schrift, der Stoff, die (materielle) Herstellung des Buchs, der Handel mit dem Buche, die Rechtsverhältnisse des Buchs und des Ver⸗ kehrs mit demselben, die Annalen (Verzeichnung) des Buchs, der Schutz (die Bewahrung) desselben. Die weitere Ausführung dieses Spstems, das auch für die der Bibliothek parallel laufenden Samm⸗ lungen des Börsenvereins in Anwendung kommen soll, ist aus dem genauen Inhaltsverzeichnisse, das dem Kataloge selbst vorausgeht, ersichtlich. Nach demselben gliedert sich der vorliegende Katalog in folgende Hauptabschnitte: Die materielle Herstellung des Buchs (die Schrift, der Schreibstoff, das Vervielfältigungsverfahren [Buchdruck, Holzschnitt, Lithographie u. s. w.], die Ausstattung des Buchs u. s. w.), Geschichte des Buchhandels und der Buchdruckerkunst (im Allgemeinen und in den einzelnen Ländern), der Vertrieb des Buchs (Buchhandel, einschl. des Zeitungswesens), die Rechtsbeziehungen des Buchs und des Buchhandels (einschl. des Preßrechts), die Bücherkenntniz und Bücherliebe, die Bibliothekwissen⸗ schaft. Daran schließt sich ein Verzeichniß werthvoller Handschriften. Den Schluß bildet ein ausführliches und genaues alphabetisches Register. Bei der Anordnung war das Hauptprinzip möglichste Spezialisirung, um Verwandtes mit Verwandtem zusammen⸗ zubringen und so eine leichtere Uebersicht, ein deutlicheres Bild zu erzielen. Bei der Geschichte des Buchhandels und des Buchdrucks in den einzelnen Ländern, Provinzen und Ortschaften war im All⸗ gemeinen die gegenwärtige politische Zugehörigkeit maßgebend. — Der vorliegende Katalog, in dem man eine Menge werthvoller Schriften verzeichnet findet, enthält, ungerechnet die Verweisungen, 7564 selbständige Titel, die Bändezahl ist natürlich viel größer.
— Das Juliheft der „Internationalen Revue über die gesammten Armeen und Flotten“ hat folgenden Inhalt: Einige Betrachtungen über den Werth des Gefechts zu Fuß für größere Kavalleriekörper von O. S. Ueber Dauerleistungen zu Pferde von Otto v. Monteton. Das Tagebuch des Feldpredigers Balke vom Serddlitzschen Kürassier⸗Regiment aus den Jahren 1759 — 62. Bearbeitet von Lieutenant Buxbaum. Napoleon als Feldherr. Studie, angeregt durch das gleichnamige Werk des Haupt⸗ manns Graf York von Wartenburg. Von Oberst Walter v. Walt⸗ hoffen. Geschichtlich⸗statistische Daten über Torpedo⸗Fahrzeuge von ... n. Operatione concentriche non concentriche di B... i. Italienische Correspondenz von R... n. Die Jagd in ihrer Bedeutung für die Ausbildung der Truppen, unter spezieller Beachtung russischer Verhältnisse La France en Chine et le droit des gens Recent Armourplate-Trials by Norton. Eine Darstellung der Kämpfe um Plewna von türkischer Seite. Aus dem Russischen übersetzt von
A. von Drygalski. Enthüllungen und Erinnerungen eines französischen
Generalstabs⸗Offiziers aus den Unglückstagen von Metz und Sedan. Aus den hinterlassenen Papieren des Baron de la Belle Croix. Die russischen Sommerlager 1884 mit besonderer Berücksichtigung des Lagers von Krasnoe Selo von A. v Drygalski. Die Ausbildung der Artillerie⸗Zugremonten von B. v. Oettingen.
— Der Freiberger Alterthumsverein — jetzt aus 401 Mitgliedern bestehend — wurde am 11. März 1860 gegründet und hat den Zweck, durch Forschen und Sammeln, Schrift und Wort die städtischen und vaterlä dischen (sächsischen) Geschichtsquellen zu erschließen, sowie die Zeugen denkwürdiger Vergangenheit Freibergs, der Berghauptstadt Sachsens, der Mit⸗ und Nachwelt zu erhalten. Dieses Ziel erstrebt der Verein durch fortwährende Vervollständigung des von ihm im Jahre 1861 eröffneten Freiberger Alterthums⸗ Museums und seiner Bibliothek, durch Vereinsversammlungen und Vorträge, sowie durch Herausgabe seiner „Mitteilungen“. Zum 25 jährigen Stiftungsfeste des gedachten Vereins, den 14. März 1885, sind „Mitteilungen vom Freiberger Alterthums⸗ verein, herausgegeben von Heinr. Gerlach, Stadt⸗ rath ꝛc., 21. Heft, 1884“ als Jubiläumsheft erschienen. Dasselbe enthält zunächst ausführliche Mittheilungen über die Arbeiten und Schriften des Vereins, sowie über seine letztjährigen Versammlungen und die in denselben gehaltenen Vorträge. Daran schließt sich ein Verzeichniß der gegenwärtigen Mitglieder des Vereins. Hierauf folgt Nr. £ der Bilder aus Freibergs Vergangenheit „Die Stadt Freiberg um das Jahr 1620“, von Heinr. Gerlach, mit Facsimile nach Dilichs († 1655) Federzeichnung von Freiberg. Kantor Hingst aber berichtet eingehend über die Sanitätsverhältnisse Freibergs und die darauf bezüglichen obrigkeitlichen Maßnahmen im Mittelalter (die ursprüngliche Anlage und Bauart Freibergs, die älteste Feuerordnung, die Wasserversorgung, Wald und Weide, Fleischbänke, Weinschank, Gasthöfe, Hospitäler u. s. w., Begräbniß⸗ plätze, Getreide⸗ ꝛc. Zufuhr, hohe Jaad, Luxus in Schmausereien, Kleidern ꝛc., das Freiberger Bier, Trinkstuben, Garküche, Polizeistunde, Apotheken und Badereien, Wehmütter und Polter⸗ nonnen, Frauenhaus); wozu als Anhang die Angabe seltsamer Familiennamen des Mittelalters in Freiberg von Dr. Ed. Wernicke. Den Schluß und zugleich den Hauptbestandtheil des Heftes bildet als besondere Festgabe ein „Bibliographisches Repertorium über die Ge⸗ schichte der Stadt Freiberg und ihres Berg⸗ und Hüttenwesens, vom Gymnasial⸗Oberlehrer Dr. Ed. Heydenreich, mit alphabetischem Autoren⸗ und Sachregister“ (128 S.). Der Verfasser hat für seine mühsame Arbeit alle einschlägigen Bibliotheken benutzt und zahlreiche historische Zeitschriften durchgesehen.
— In R. Gärtners Verlagsbuchhandlung (Herm. Heyfelder) hier⸗ selbst erschien vor Kurzem das aus der Mitte des 5. vorchristlichen Jahrhunderts stammende alte Stadtrecht von Gortyn auf Kreta, nach der von Halbherr und Fabricius im Herbst 1884 auf⸗ gefundenen und abgeschriebenen Inschrift, herausgegeben von Heinrich Lewy. Diese Ausgabe enthält den griechischen Text nebst zahlreichen Anmerkungen, eine möglichst wortgeteeue deutsche Uebersetzung von dem Herausgeber und ein Wörterverzeichniß. Die erste Veröffentlichung des Textes geschah gleichzeitig durch Fabricius im 9. Bande der „Mit⸗ theilungen des archäologischen Instituts zu Athen“ und durch Comparetti im 1. Bande seines Museo italiano di antichità classica. Der Letztere lieferte auch eine italienische Uebersetzung des Textes, während eine französische, im Bualletin de correspondance
von Dareste, hellénique IX. 301flg. erschien.
—, Joseph Baer u. Co., Buchhändler und Antiquare in Frankfurt a. M. und Paris, haben Lagerkatalog 168 (Supple⸗ ment zu den Lagerkatalogen 136, 142, 149 und 158) versandt. Der⸗ selbe enthält ein Verzeichniß von 523 Schriften über Malerei, Skulptur und Architektur, meist aus den Bibliotheken des verst. Bauraths Burnitz zu Frankfurt a. M. und des verst. Kunst⸗ schriftstellers Pinchart in Brüssel. Die aufgeführten Schriften, unter denen sich viele werthvolle befinden, sind in deutscher, italienischer, französischer und englischer Sprache, ein Paar in lateinischer und holländischer Sprache verfaßt und gehören mit wenigen Ausnahmen dem 18. und 19. Jahrhundert an.
— Die in Leipzig und Berlin den 11. d. M. erscheinende Nr. 2193 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Das am 13. Mai 1885 enthüllte Linné⸗Denkmal in Stockbholm. Nach einer photographischen Aufnahme von Axel Lindahl in Stock⸗ holm. — Aus den bayerischen Alpen. 2 Abbildungen. Nach Zeich⸗ nungen von M. Kuhn. 1) Partenkirchen und die Zugspitze. 2) Das Königshaus auf dem Schachen. — In der Andrässistraße zu Buda⸗ pest während der Ausstellung. Originalzeichnung von W. Gause. — Feierabend. Nach einem Gemälde von Otto Günther. — Georges Ohnet. — Geierschildkröte im Berliner Aquarium. Nach dem Leben gezeichnet von G. Mützel. — Russel Thayers Dynamitballon. —
as stärkste Pferd der Gegenwart. Nach dem Leben gezeichnet von Franz O'Stückenberg. — Hand und Fackel der Freiheitsstatue für den Newyorker Hafen. — Sogen. Rübenthaler des Erzbischofs Leon⸗ hard von Keutschach von Salzburg. — Polytechnische Mittheilungen: Neue Touristentasche. — Eiszerkleinerungsapparat. 2 Figuren. — Frauenzeitung: Gräfin Valeska Bethusy⸗Huc (Moritz von Reichen⸗ bach). — Moden: Modernes Crocketkostum.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
St. Petersburg, 8 Juli. (W T. B.) Aus den Go vernements Ssaratow, Ssamara, Pensa, Orenburg, Je⸗ katerisnoslaw und Cherson eingelaufene Depeschen berichten, daß durch anhaltende Dürre der Stand der Saaten sehr ver⸗ schlechtert worden ist.
Gewerbe und Handel.
Berlin, 9. Juli. (W. T. B.) Die Subskription auf die 4 prozentigen Südbahn⸗Prioritäten ist sofort nach Er⸗ öffnung wegen starker Ueberzeichnung geschlossen worden.
London, 8. Juli. (W. T. B.) Wollauktion. Tendenz stetig, Preise für Kreuzzuchtwollen fest.
Petersburg, 8. Juli. (W. T. B.) Das Börsen⸗ comité hat nunmehr definitiv festgesetzt, daß die Kapitalrenten⸗ steuer für die an der Börse in St. Petersburg gehandelten Effekten vom Verkäufer zu tragen in; d. h. der Käufer vergütet die abge⸗ laufenen Couponzinsen nur nach Abzug von 5 % Rentensteuer.
₰ * SI.
Submissionen im Auslande.
8 Oesterreich.
22. August, Mittags. Budapest.
Königlich ungarisches Ministerium für öffentliche Arbeiten und Kommunikationen.
Regulirungsarbeiten auf der Donaustrecke Dévény⸗Dunar advänv. Die Pläne und näheren Bedingungen im Königlich ungarischen Strom⸗ bauamte zu Komorn. Kaution 350 000 Fl.
Verkehrs⸗Anstalten.
Auf den Linien der Großen Berliner Pferde⸗Eisenbahn⸗ Aktien⸗Gesellschaft sind im Monat Juni 1885 6765 168 Personen befördert und dafür 826 050,97 ℳ oder durchschnittlich pro Tag 27 535,03 ℳ eingenommen worden. Die Einnahme im Juni 1884 betrug 775 926,80 ℳ oder durchschnittlich pro Tag 25 864,23 ℳ
Hamburg, 8. Juli. (W T. B.) Der Postdampfer „Muravia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahr:⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Nach⸗ mittag 3 Uhr Scilly passirt; der Postdampfer „Allemannia“ derselben Gesellschaft hat, von Westindien kommend, heute Lizard passirt, und der Postdampfer „Rhaetia“ derselben Gesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Vormittag 11 Uhr auf der Elbe eingetroffen. 8
Berlin, 9. Juli 1885.
Mittheilungen über den Stand der Saaten und
der Ernte⸗Aussichten nach den bei dem landwirth⸗
schaftlichen Ministerium eingegangenen Berichten n 8*
Provinz Ostpreußen.
1) Reg.⸗Bez. Königsberg: Weizen und Rübsen ver⸗ sprechen im Allgemeinen eine gute Ernte. Der Roggen hat während der Blüthezeit vielfach durch Frost und starke Regen⸗ üsse gelitten und steht stellenweise eine schlechte Ernte zu befürchten. Die Sommerhalmfrüchte versprechen im All⸗ gemeinen eine mittlere Ernte. Kartoffeln und Klee haben in einigen Kreisen durch Frost gelitten. Die Futterernte wird von gutem Wetter begünstigt und dürfte einen zufrieden⸗ stellenden Ertrag liefern. b“
2) Reg.⸗Bez. Gumbinnen: Das Wintergetreide steht in Litthauen im Allgemeinen gut, weniger in Masuren. In einzelnen Gegenden ist in der ersten Hälfte des Juni durch Nachtfröste Schaden angerichtet worden, welche den Roggen an mehreren Stellen während der Blüthe getroffen haben. Abge⸗ sehen hiervon sind die Ernteaussichten nicht ungünstig. Die Heu⸗ und Kleeernte ist in vollem Gange und durchaus be⸗ friedigend. Der Stand der Kartoffeln ist bisher ein absolut
ünstiger. sht⸗ Provinz Posen. 1
1) Reg.⸗Bez. Posen: Nachtfröste zu Anfang Juni haben die Kartoffeln und Rüben, auch den Roggen vielfach beschädigt. Im Allgemeinen verspricht der Roggen nur eine dürftige, der Weizen eine eben befriedigende Ernte. Kartoffeln und Rüben stehen mittelmäßig. Die Klee⸗ und Heuernte war wenig er⸗ giebig aber von guter Qualität. 8
2) Reg.⸗Bez. Bromberg: Im Allgemeinen ist der Saatenstand ein sehr ungleichmäßiger. Am besten steht fast durchweg der Weizen; derselbe ist zwar wegen Regenmangels kurz im Halm, hat sich aber ausreichend bestockt und eine gute Blüthezeit gehabt, so datz er eine Mittel⸗ ernte zu liefern verspricht. Der Roggen ist im All⸗ gemeinen nur dünn bestanden, aber mit langen Aehren ver⸗ sehen. Allem Anschein nach wird die diesjährige Roggenernte den Betrag einer Mittelernte nicht erreichen. Die Sommerung leidet in Folge der lang andauernden Trockenheit sehr, sie wird höchstens eine Mittelernte geben. Die Gerste steht im Allgemeinen weniger gut als der Hafer. Kartoffeln stehen im Allgemeinen gut. Der Stand der Rübenfelder ist als ein ziemlich befriedigender zu bezeichnen. Die Kleeheuernte ist be⸗ friedigend ausgefallen. Auch der Ertrag der Wiesen ist ein guter gewesen. Der Hopfen steht recht gut und ist frei von Ungeziefer.
Provinz Pommern. 1
1) Reg.⸗Bez. Stettin: Der Stand des Weizens und des Winterroggens auf gutem Boden wird als günstig be⸗ zeichnet. Der Roggen auf leichterem Boden dagegen sowie fast das sämmtliche Sommergetreide hat durch Dürre empfindlichen Schaden gelitten, so daß nur auf sehr mäßige Ernteerträgnisse gerechnet werden kann.
2) Reg.⸗Bez. Köslin: Der Stand des Winterkorns war fast durchweg als ein recht guter zu bezeichnen. Leider aber haben Nachtfröste im Juni dem Roggen erbheblich geschadet, so daß namentlich der Körnerertrag zum Theil auch der Stroh⸗ ertrag hinter dem einer guten Mittelernte zurückbleiben wird. Raps, Rübsen und Weizen stehen fast durchweg gut und be⸗ rechtigen zu den besten Hoffnungen. Die Sommersaaten sind gut aufgegangen und haben im Allgemeinen einen hoff⸗ nungsvollen Stand. Kartoffeln, welche durch Nachtfröste ge⸗ litten, haben sich theilweise wieder erholt, so daß die Hoffnung auf gutes Gedeihen nicht ausgeschlossen ist. Wiesen und Kleeschläge versprechen für den ersten Schnitt nur geringen Ertrag.
Provinz Brandenburg. 3
1) Reg. Bez. Potsdam: Die höher gelegenen Felder und Wiesen haben durch Nachtfröste vielfach gelitten. Der Stand des Winterroggens und meist auch des Weizens ist ein nicht befr'edigender. Besser steht es um das Sommer⸗ getreide, Sommerroggen, Gerste und Hafer, welche in der ersten Entwickelung sehr zurückgeblieben waren, haben sich meist erholt. Erfreulich sind die Ernteaussichten bei den Hack⸗ früchten. Der Stand der Kartoffeln und Rüben kann als ein guter bezeichnet werden. Die Heuernte hat begonnen und ist der Ertrag im Allgemeinen ein befriedigender. Die Kleefelder sind meist gut bestanden und stellen einen befriedigenden ersten Schnitt in Aussicht. Die Obsternte verspricht nur einen mittelguten Ertrag. 8
2) Reg.⸗Bez. Frankfurt a. O.: Winter⸗ und Sommer⸗ korn werden im Durchschnitt hinter einer Mittelernte zurück⸗ bleiben. Nur auf kräftigen Böden ist der Stand des Weizens ein guter. Der Strohertrag bleibt hinter dem Körnerertrag noch zurück. Die Rüben im Bruch stehen gut, Klee⸗ und Wiesenheu ist verhältnißmäßig gut gewonnen, jedoch in ge⸗ ringer Qualität. Der Stand der Kartoffeln ist theilweise vor⸗ züglich. Die Obsternte verspricht theilweise gut zu werden.
Provinz Sachsen. 8 8
1) Reg.⸗Bez. Magdeburg: Die Ernteaussichten sind zwar nicht so gute, wie zu der gleichen Zeit im Vorjahre, sie sind jeboch im Ganzen immerhin noch recht zufriedenstellend. Die Halmfrüchte stehen durchweg gut, ebenso die Kartoffeln. Nur die Rüben und Cichorien sind durch Kälte im Wachsthum zurückgehalten. Die Futterkräuter haben fast durchweg einen guten ersten Schnitt gegeben. Die Obsternte scheint im Allgemeinen nur eine geringe zu werden. ö“
2) Reg⸗Bez. Merseburg: Raps ist die einzige Frucht, welche durchweg gut gerathen ist. Weizen laßt auf besseren Böden eine gute Mittelernte erhoffen. Roggen steht großen⸗ theils dünn, hat aber lange Aehren angesetzt und eine günstige Blüthezeit durchgemacht. Auf den Sandböden fällt Roggen vollständig aus. Gerste hat von Kälte gelitten, besser steht der Hafer. Rüben und Kartoffeln stehen durchgehends be⸗ friedigend. Der Ertrag an Klee⸗ und Wiesenheu bleibt quantitativ hinter dem des Vorjahres erheblich zurück; die Qualität ist eine gute. Die Obsternte verspricht eine reichliche zu werden. b
3) Reg.⸗Bez. Erfurt: Der Stand der Winterfelder wie der Sommersaaten ist im Allgemeinen ein guter zu nennen. Der Raps steht fast durchweg gut und läßt sowohl in quali⸗ tativer als in quantitativer Hinsicht einen guten Ertrag er⸗ hoffen. Der Roggen steht zwar etwas dünn, hat aber kräftige Halme und gut entwickelte Aehren und verspricht eine ziem⸗ lich gute Körner⸗ und mittelmäßige Strohernte. Der Weizen steht fast überall sehr gut und verspricht mehr als eine gute Durchschnittsernte. Gerste und Hafer werden voraussichtlich
ernte.
eine gute Mittelernte liefern. Wiesen und Kleeselder werden im Ganzen einen reichlichen und guten Ertrag liefern. Die Kartoffeln sind mit geringen Ausnahmen gut aufgegangen. Die verschiedenen Obstarten versprechen annähernd eine Mittel⸗
Provinz Schlesien.
1) Reg.⸗Bez. Breslau: Die Entwickelung der Feldfrüchte ist eine außerordentlich verschiedenartige gewesen, so daß auch gegenwärtig noch der Stand von höchst ungleicher Qualität ist. Am ungünstigsten muß im Allgemeinen der Stand der Hackfrüchte bezeichnet werden. Der Klee hat qualitativ wie quantitativ einen guten ersten Schnitt gegeben; ebenso war die Heuernte, wenigstens der Qualität nach, durchaus be⸗ friedigend. Hülsenfrüchte befriedigen im Allgemeinen.
2) Reg.⸗Bez. Oppeln: Die Wintersaaten stehen im All⸗ gemeinen ziemlich befriedigend und versprechen immerhin noch eine Mittelernte. Die Heuernte war in Quantität und Qua⸗ lität eine gute, und konnte der erste Schnitt früh und gut eingebracht werden. Die Sommerung wird voraussichtlich kaum eine Mittelernte ergeben. Roggen, Gerste und Hafer stehen dünn. Der Raps steht zumeist gut und verspricht eine gute Mittelernte. Der Weizen hat zwar kleine Körner, wird aber voraussichtlich noch eine Mittelernte liefern. Zeitig gelegte Kartoffeln stehen gut, spätere lückenhaft und schwach entwickelt.
3) Reg.⸗Bez. Liegnitz: Das Wintergetreide hat durch die Dürre bei der Blüthe und Körnerentwickelung gelitten und ist vielfach zur Nothreife gebracht. Der Körnerertrag wird daher im Durchschnitt nur ein mittlerer sein. Das Samengetreide ist vielfach verbrannt. Dasselbe gilt von den Futterkräutern, besonders vom Klee in Bezug auf den zwei⸗ ten Schnitt. Die Kartoffeln und Rüben haben bisher wenig gelitten und gewähren noch Aussicht auf gute Erträge.
Provinz Schleswig⸗Holstein.
Reg.⸗Bez. Schleswig: Die Berichte lauten in Bezug auf die Oelsaaten gut; dieselben hatten eine gute Blüthezeit. Der Stand des Roggens ist äußerlich ein befriedigender, jedoch sind die Hoffnungen auf eine ergiebige Körnerernte herab⸗ gestimmt. Der Stand des Weizens ist im Allgemeinen gut, in den Marschen und auf besserem Boden sogar recht gut. Hafer und Gerste zeigen einen verschiedenen Stand. Am ungünstigsten lauten zur Zeit die Nachrichten über den Buch⸗ weizen. Auch die Kartoffeln haben hin und wieder einigen Schaden genommen. Der Stand des Klees ist im Ganzen gut. Im Allgemeinen darf man augenblicklich wohl der Hoff⸗ nung auf eine mittelgute Ernte Ausdruck geben.
Provinz Hannover.
1) Reg.⸗Bez. Lüneburg: Die Ernte⸗Aussichten sind im Allgemeinen nicht ungünstig. Weizen könnte besser sein. Roggen verspricht auf gutem Boden eine reichliche Ernte. Hafer steht meist recht gut. Gerste steht ziemlich befrie⸗ digend. Buchweizen ist auf moorigem Boden veelfach abge⸗ froren, auf den Feldern aber steht er zum Theil sehr üppig. Erbsen und Bohnen versprechen eine gute Ernte. Die Kar⸗ toffeln versprechen reichlichen Ertrag. Klee und Futterkräuter stehen sehr gut. Auch die Wiesen zeigen gutes Gedeihen.
2) Reg.⸗Bez Stade: Die Aussichten für die kommende Ernte sind bei fast allen Früchten als recht günstig zu be⸗ zeichnen. Der Stand des Weizens ist ein vorzüglicher. Be⸗ züglich des Roggens sind die Aussichten gut. Früh gefäeter Hafer und Erbsen versprechen gute Erträge. Raps und Rübsen versprechen große Erträge. Die Kartoffeln stehen aus⸗ gezeichnet. Klee steht so gut wie seit Jahren nicht. Wiesen und Weiden stehen im Allgemeinen recht gut.
3) Reg.⸗Bez. Osnabrück: Roggen, Buchweizen, Kar⸗ toffeln und Obst haben vom Frost vielfach gelitten, trotzdem sind die Ernteaussichten im Ganzen zufriedenstellend und be⸗ züglich einzelner Fruchtarten recht erfreulich.
Provinz Westfalen.
1) R⸗g.⸗Bez. Münster: Die Feldfrüchte stehen im All⸗ gemeinen gut und versprechen eine günstige Ernte, namentlich kann man dies von Roggen und Weizen erwarten. Auch die Sommerung — Hafer, Gerste, Erbsen, Bohnen, Kartoffeln — steht befriedigend. Die Kleefelder, Wiesen und Weiden liefern reichliches Futter. 1
2) Reg.⸗Bez. Minden: Der Stand der Halmfrüchte, sowohl des Sommer⸗, als auch des Winterkorns, sowie des Hafers ist im Allgemeinen ein recht guter und giebt begründete Hoffnung auf eine reichliche Ernte. Auch der Buchweizen ltzt reichen Ertrag erhoffen. Die Kartoffeln stehen vorzüglich und berechtigen zu den besten Hoffnungen. Die Wiesen geben, was den ersten Schnitt betrifft, im Allgemeinen nicht den erwarteten Ertrag. Klee und Futterkräuter dagegen stehen ziemlich gut, ebenso die Zuckerrüben.
3) Reg.⸗Bez. Arnsberg: Roggen steht hier und da etwas dünn, Weizen dagegen kräftig und gut bestockt. Sommersaaten sind gut. Frühkartoffeln stehen schwach, Spät⸗ kartoffeln kräftig und üppig. Die übrigen Hackfrüchte zeigen gutes Aufkommen und normalen Stand. Wiesen⸗ und Klee⸗ heu wurde bis jetzt sehr gut eingebracht.
Provinz Hessen⸗Nassau.
1) Reg.⸗Be;s. Wiesbaden: Der Stand der Winter⸗ und Sommerfrüchte ist durchweg ein günstiger, berechtigt sogar vielfach zu einer fast vollen Ernte. Die Heuernte hat vom besten Wetter begünstigt stattgefunden. Die Qualität ist durchweg eine gute. Ueber den Ausfall der Kartoffeln sind zuverlässige Vermuthungen noch nicht aufzustellen. . 2) Reg.⸗Bez. Kassel: Bei Roggen und Weizen darf im Durchschnitt eine normale Ernte an Körnern und Stroh erwartet werden. Der Klee giebt einen reichen Schnitt. Die Wiesen ergeben eine in den meisten Gegenden befriedigende Heuernte. Kartoffeln und Rüben zeigen einen befriedigenden Stand. 1
Rheinprovinz.
1) Reg.⸗Bez. Aachen: Der Stand der Feldfrüchte kann im Ganzen als ein guter bezeichnet werden. Roggen und Weizen lassen sowohl an Stroh wie an Körnern ei en guten Ertrag erwarten. Das Gleiche kann von den Sommerfrüchten Hafer, Gerste, Erbsen, Sommerweizen gesagt werden. Die Kartoffeln stehen zur Zeit überall recht gut. Der erste Klee⸗ schnitt lieferte einen reichen Ertrag. Weniger günstig wird die Heuernte ausfallen. Der Stand der Zuckerrüben läßt zu wünschen übrig. Die Obsternte verspricht einen reichen Ertrag.
2) Reg.⸗Bez. Koblenz: Der gegenwärtige Stand der Feldfrüchte einschließlich der Futterkräuter kann im Allgemeinen als ein recht guter bezeichnet werden, wenn auch die Kar⸗ toffeln durch Nachtfröste stellenweise gelitten haben. Der Er⸗ trag an Kleeheu läßt nichts zu wünschen übrig. Die rauhe Witterung im Mai hat dem Weinstock großen Schaden zuge⸗
fügt. Am Rhein und der Mosel ist derselbe in seiner
Entwickelung zurückgeblieben und läßt kaum noch eine Mittel⸗ ernte hoffen. 3) Reg.⸗Bez. Düsseldorf: Die Aecker zeigen mit ge⸗ ringen Ausnahmen einen guten Stand der Früchte, die im Allgemeinen eine gute Ernte erhoffen lassen. Dies gilt be⸗ sonders von den Kartoffeln. Auch Weizen, Roggen und Gerste berechtigen zu einer guten Mittelernte. Bohnen und Erbsen lassen kaum eine Mittelernte erwarten. Raps steht mit seltenen Ausnahmen gut. Die Hackfrüchte (Rüben ꝛc.) sind bisher gut gediehen. Obst verspricht überall reichlichen Ertrag. Alle Kleearten und Winterheu haben im ersten Schnitt gut gelohnt.
Reg.⸗Bez Sigmaringen.
Die Heuernte hat unter günstiger Witterung statt⸗
gefunden, die Quantität ist mittel, die Qualität des Heues Die übrigen Feldfrüchte versprechen eine gute Ernte.
(Nachtrag folgt.) 9
gut.
Dem Gastspiel des Hrn. Adolf Robinson im Kroll'schen Theater verdanken wir die Aufführung eines fast vergessenen, hier seit mehreren Dezennien nicht gegebenen Werks, des „Vampyr“, von Heinrich Marschner. Diese romantische Oper, welche den Ruf des Komponisten gleich bei ihrem ersten Erscheinen festbegründet hat, kam im Jahre 1828 in Leipig zur ersten Aufführung. Dem Terxtbuch liegt eine Erzählung von Lord Byron zu Grunde, welche Marschners Schwager, Wilhelm Wohlbrück, bearbeitet hat. Sie schildert das Schicksal eine jener ämonischen Gestalten aus der Sagenwelt Schottlands und anderer Länder, welche, der Hölle verfallen, ihr stets neue Opfer als Tribut für die Vergünstigung ihres irdischen Daseins zuführen müssen. Dem Helden der Marschnerschen Oper, Lord Ruthwen, wird, zum Entgelt für ein Jahr ferneren Erdenlebens die Aufgabe, innerhalb der Zeit von Mitternacht bis Mitternacht drei Bräute zu opfern In zwei Fällen gelingt dem blutgierigen Scheusal seine Unthat, denn Waffen können ihm nichts anhaben, da er von den Strahlen des Mondlichts stets zu neuem Leben erweckt wird; im dritten Falle aber wird er von einem Mitwisser vor der Ausführung entlarrt und durch einen Blitzstrahl in die Hölle zurückgeschleudert Dieser schagerlich romantische Stoff ist mit unleugbarem Geschick zu einem Libretto verarbeitet, das bei aller, dem Charakter der Sage ent prechenden Voltsthümlichkeit sich von den in Terxtbüchern nicht seltenen Plattheiten nicht nur wohltbuend fern⸗ hält, sondern stellenweise wirklich dichterischen Schwang zeigt. Der Komponist aber findet darin Anlaß genus, seine gleicharoße Begabung für die musikalische Schilderung düste dämonischer Charak⸗ tere und Situationen wie auf der Seite derbheiterer Volksscenen mit Gesang und Tanz glänzend zu entfalten. Daß Marschner auf Webers Schultern steht, nicht zu verkennen, und in dieser seiner ersten bedeutenderen Oper sind manche Figuren in ihrer ganzen musikalischen Haltung den Gestalten der Overn seines Lehrers nachgebildet; aber man sollte doch nicht nur immer diese An⸗ klänge heraushören wollen, sondern ihm, wo er wirklich originell und groß ist, wie, außer in den schon angedeuteten Beziehungen, so in der charaktervollen dramatischen Instrumentation und den bewunderns⸗ würdigen Finales, die gebührende Anerkennung nicht versagen. Die Hauptfigur des Vampyr ist mit großartiger Kraft musikalisch gestaltet und fand durch Hrn. Robinson eine ausgezeichnete Inter⸗ preration, gesanglich wie nicht min er darstellerisch. Gleich in der ersten Arie: „Ha, welche Lust“ kam der grausig dämonische Zug dieser Gestalt zu vollendeter Wirkung. Zu ganzer, unübertrefflicher Größe aber erhob sich die Leistung des Künstlers in der Scene mit Aubry, wo der Vampyr mit den Worten: „Glaubst Du, daß mich die Natuar zu meinem schrecklichen Beruf schon bei der Geburt erschuf?“ sein fur btbares Schicksal, das ihn wider seinen Willen zu seinen entsetzlichen Schandthaten zwingt, wahrhaft ergreifend zur mitleidrührenden Schilderung bringt. Im Gegensatz zu diesen dramatischen Scenen fand er andererseits einen innigen lyrischen Aus⸗ druck von berückender Gewalt in dem Duett mit Emmyv, so daß seine Leistung in der That eine wahrhaft künstlerische und vollendete zu nennen war. Stürmischer Beifall und Lorbeerkranzspenden lohnten ihm dafür. Von den anderen Mitwirkenden nennen wir Hrn. Schreiber als Aubry, der die prächtige Arie „Wie ein schöner Frühlingsmorgen“ aber doch mehr zur Wirkung hätte bringen können. Die nicht leichte Parthie der Malvina gab Frl. Martin mit anerkennenswerthem Erfolg; daß ihr Manches, wie die Fiorituren, noch nicht recht gelang, wird man durch die erste Darstellung einer neuen Rolle entschuldigen müssen. Frl. Kronold sang und spielte die Janthe recht hübsch, und Frl. von Flottwell als Emmy erzielte mit der Romanze vom Vampyr die stets unfehlbare, packende Wirkung. Als Suse soll auch Frl. Baader und als Dibdin Hr. Bollé nicht vergessen werden. Das Trinkquartett wurde vortrefflich vorgetragen, ebenso das sich durch Hinzutrirt der Suse daraus entwickelnde Quintett mit Chor. Die Aufführung war von Hrn. Kavpellmeister Ruthardt sorgsam einstudirt und ging unter seiner Leitung auch glatt von Statten.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Deutsche Landwirthschaftliche Presse. Nr. 53. — In⸗ halt: Die 12. Mastviehausstellung zu Berlin am 5 und 6. Mai 1886. Von Dr. H. Thiel, Geh. Ob.⸗Reg.⸗Rath. — Die Kobplinski'sche Kartoffelerntemaschine. (Mit Abbildung.) Von v Kobylins ki. — Wie rentirt der Zuckerrübenbau gegenüber anderen Früchten? Vom Guts⸗ besitzer Ed. Knöfel zu Seeligstadt bei Meißen. — Gesetzmäßigkeiten im Wechsel der Witterung aufeinanderfolgender Jahreszeiten. — Per⸗ sonalien. — Sprechsaal. — Rundschau. — Correspondenzen. — Miscellen — Literatur. — Fischerei. — Handel und Verkehr.
Milch⸗Zeitung. Nr. 27. — Inhalt: Die ostfriesischen Vieh⸗ schläge. — Photographische Aufnahme vorzüglicher Zuchtthiere. Von Benno Martiny. — Ausstellungen: Mastvieh⸗Ausstellung in Berlin 1886. — Die zweite Kreis⸗Thierschau in Tölz in Oberbayern. — Landesausstellung in Budapest. — Italien: Internationale Kon⸗ kurrenz für Wasserhebemaschinen und Luftmotoren zur Bewässerung der Felder und zum Tränken des Viehes zu Lecce. — Allgemeine Berichte: Einfuhr von Vieh nach England. — Biologie: Versuche über etwaige Einflüsse, welche die Aufnahme freier Säure auf die Verdauungsvorgänge, sowie auf den Stickstoff- und Mineralstoff⸗Um⸗ satz im Körper der Herbivoren ausübt. (Fortsetzung und Schluß) — Verschiedene Mittheilungen: Deutschland. Central⸗Molkerei in Han⸗ nover. — Zur Hebung der Käsefabrikation. — Literatur: Journal für Landwirthschaft. — Landwirthschaftliche Jahrbücher. — Sprech⸗ saal: Labpulver. — Bau von Eishäusern. — Unterrichtswesen: Molkereischule im Kanton St. Gallen. 1
Illustrirte Berliner Wochenschrift „Der Bär“, Nr. 40. — Inhalt: Gedenktage. — Der fürstliche Vetter in Schwedt. historische Novelle von W. Wevergang. (Fortsetzung.) — Die Japanische Ausstellung in Berlin von Paul Lindenberg. — Sonder⸗ linge aus dem alten Berlin von Adam Löffler. — Kleider und Moden unter König Friedrich I. — Fischergebräuche von H. Sunde⸗ lin. — Der alte jüdische Begräbnikplatz in Spandau von Z. S. Sp. — Miscellen: Generalfeldmarschall Freiherr Edwin von Man⸗ teuffel † (mit Portrait). — Die Kirche zu Nikolskos (mit Abb.). — Die Kunstdenkmäler der Provinz Brandenburg. — Das Volk in Waffen. — Kießlings Berliner Reiseverkehr. — Ein neues Asfpl für
bdachloose. — Fest der Bäckerinnung in Neuruppin. — Kleine Chronik. — Der Hauptaltar in der Marienkirche zu Bernau (Abb.). — Die Krypta des Doms zu Brandenburg (Abb.). — Inserat