—
Für die Anmeldung wird die Benutzung des nachstehen⸗ den Formulars empfohlen.
Ist ein Unternehmer zweifelhaft, ob er seinen Betrieb anzumelden habe oder nicht, so wird derselbe gut thun, die Anmeldungsfrist nicht unbenutzt verstreichen zu lassen, wenn er sicher sein will, den aus der Nichtanmeldung eines ver⸗ sicherungspflichtigen Betriebes sich ergebenden Nachtheilen zu entgehen. Hierbei bleibt ihm unbenommen, in dem Formular, Spalte „Bemerkungen“, die Gründe anzugeben, aus denen er die Anmeldungspflicht bezweifelt.
Auch werden die betheiligten Betriebsunternehmer noch besonders darauf aufmerksam gemacht, daß, wenn sie die vor⸗
eschriebene Anmeldung nicht bis zum 20. Juli 1885 bewirken, sie hierzu durch Geldstrafen im Betrage bis zu einhundert Mark angehalten werden können.
Im Uebrigen wird auf die mit der Bekanntmachung vom heutigen Tage im „Intelligenzblatt“ und im „Amtsblatt“ veröffentlichte
„Anleitung, betreffend die Anmeldung der
versicherungspflichtigen Betriebe (§. 1 des
Gesetzes vom 28. Mai 1885 und §. 11 des Unfallver⸗
sicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884)“ hingewiesen.
Formular für die Anmeldung.
Staat KReiegierungsbezirk. Kreis (Amt) Gemeinde⸗ (Guts⸗) Bezirk .. . .. Straße. . Nr. ..
Anmeldung
auf Grund des §. 11 des Gesetzes vom 28. Mai 1885 in Verbindung
mit §. 11 des Unfallversicherungsgesetzes vom 6. Juli 1884.
Zahl der
. durchschnittlich
beschäftigten
versicherungs⸗ pflichtigen Personen
Name des Unternehmers (Firma)
Art des Be⸗ triebes**)
Gegenstand des Betriebes *)
Bemer⸗ kungen***⁴)
, den 8 (Unterschrift des zur Anmeldung Verpflichteten.
*) Z. B. Speditions⸗ und Fuhrwerksbetrieb. “ Bei mehreren Betriebszweigen ist der Hauptbetrieb zu unter⸗ streichen.
**) Z. B. Betrieb mit Dampfkraft, Gasmotoren.
***) Z. B. Bereits angemeldet auf Grund des Gesetzes vom
6. Juli 1884. v““ .
Berlin, den 7. Juli 1885.
Königliches Polizei⸗Präsidium. von Madai.
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. maktiven Heere. Ems, 3 Juli. Krahmer⸗Möllenberg, uptmann vom Inf. Regt. Nr. 52, dem Regt. aggregirt. Papp⸗ ritz, Sec. Lt. vom Inf Regt. Nr. 52 und kommandirt zur Dienst⸗ leistung bei den Gewehr⸗ und Munitionsfabriken, zum Pr. Lt., v. Gerstein⸗Hohenstein, Premier⸗Lieutenant vom 4. Garde⸗ Grenodier⸗Regiment, zum überzähligen Hauptmann befördert. — 4. Juli. v. Kutzleben, Hauptmann und Compagnie⸗Chef vom Inf. Regt. Nr. 94, dessen Kommando zur Dienstleist, bei der Eisen⸗ bahn⸗Abtheil. des Großen Generalstabes bis ultimo September er. verlängert. de l'Homme de Courbiere, Sec, Lt. vom Inf. Regt. Nr. 93, in das Inf. Regt. Nr. 85 versetzt. 5. Juli. Fürst Leopold von Hohenzollern Hoheit, Gen. Lt. à la suite des Füs. Regts. Nr. 40, zum Chef dieses Regiments ernannt. — 7. Juli. Frhr. v. Maltzahn, Major, bisher persönlicher Adjutant des Hochseligen Prinzen Friedrich Carl von Preußen Königliche Hoheit, zur Dienstleist. bei dem 2. Garde⸗Drag. Regt. kommandirt. v. Prittwitz und Gaffron, Pr. Lt. aggreg. dem Hnt Regt. Nr. 1, unter Entbindung von dem Kommando als Adjut. ei dem Stabe der 3. Armee⸗Insp, zum Regt. zurückgetreten.
Abschiedsbewilligungen. SGIaakivde eeer. Ems, 2. Juli. v. Schuckmann, Oberstlt. a. D., zuletzt im Inf. Regt. Nr. 41, unter Ertheilung der Erlaubniß zum ferneren Tragen
8. des genannten Regts, mit seiner Pension zur Disp. gestellt.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 11. Juli. Se. Kaiser und König machten, wie „W. meldet, Theater.
Heute tranken Se. Majestät zum ersten Male einen Becher am Kesselbrunnen, machten darauf eine Spazierfahrt und nahmen später die Vorträge des Hofmarschalls Grafen Per⸗ poncher und des Chefs des Militärkabinets, General⸗Lieutenants von Albedyll, entgegen.
. Ihre Maäjestäͤt die Kaiserin und Königin empfing gestern in Koblenz den Besuch Sr. Hoheit des Prinzen und Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Hermann zu Sachsen⸗Weimar nebst Familie.
— Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin kehrten mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria und dem Gefolge am Donnerstag Abend 8 Uhr von Boitzenburg nach Berlin zurück.
Se. Kaiserliche
Majestät der T. B.“ aus Ems gestern Abend eine Ausfahrt und besuchten dann das
.K Hoheit der Kronprinz begab Sich vom Bahnhof direkt nach dem Kriegs⸗Ministerium und nahm dort einen Vortrag des Kriegs⸗Ministers, General Lieutenants Bronsart von Schellendorff, entgegen.
Abends 9 Uhr erfolgte die Weiterfahrt der Höchsten Herrschaften nach dem Neuen Palais bei Potsdam.
Gestern Abend empfingen die Kronprinzlichen Herrschaften den Besuch Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Prinzessin Wilhelm sowie Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Alexander zum Thee.
Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 18. Juni d. J. in Bezug auf die Zollbehandlung von Talg zu gewerblichen Zwecken beschlossen, den Beschluß vom 14. März 1883 dahin abzuändern, daß Talg (eingeschmolzenes Fett von Rind⸗ oder Schafvieh), auch wenn er bei einer Temperatur von 14 bis 150 R schmalzartige Konsistenz zeigt, nach Nr. 261. des Zolltarifs zum Satze von 2 ℳ abgelassen werden darf, sofern er bei der Abfertigung durch Vermischung mit 1 kg gewöhnlichen Petroleums (Brennpetroleums) auf je 100 kg unter amtlicher Aufsicht denaturirt wird.
Vor den Königlich technischen Prüfungs⸗ Kommissionen in Berlin, Hannover und Aachen haben im Laufe des verflossenen Etatsjahres 1. April 1884/5 im Ganzen 185 Kandidaten (im Vorjahre 229) die erste Staats⸗ prüfung als Regierungs⸗Bauführerbezw. Regierungs⸗ Maschinen⸗Bauführer abgelegt und zwar: in Berlin 155, in Hannover 21 und in Aachen 9. Von diesen Kandi⸗ daten haben 146 die Prüfung bestanden und sind in Folge dessen zu Regierungs⸗Bauführern bezw. Regierungs⸗Maschinen⸗ Bauführern ernannt worden. Nach den älteren Vorschriften vom 3. September 1868 ist 1 Kandidat, nach den Vorschriften vom 27. Juni 1876 sind 184 Kandidaten, und zwar 71 für das Hochbaufach, 56 für das Bauingenieurfach und 57 für das Maschinenfach geprüft worden. Von den 155 Kandidaten, welche in Berlin der Prüfung sich unterzogen haben, haben 7 mit Auszeichnung bestanden, in Hannover haben 2 und in Aachen 1 Kandidat dieses Gesammtp ädikat erhalten.
— Der Bundesrathskommissar für die Landesverwaltung von Elsaß⸗Lothringen, Kaiserliche Ober⸗Regierungs⸗Rath Hau⸗ schild, ist von hier abgereist.
— Der General Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens, General der Infanterie von Strubberg, ist von der Anfang vorigen Monats angetretenen Dienst⸗ reise hierher zurückgekehrt.
— Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohenzollern, Oberst à la suite des 2. Garde⸗Dragoner⸗ Regiments und Commandeur der 3. Garde⸗Kavallerie⸗ Brigade, hat einen vierwöchentlichen Urlaub nach Süd⸗ deutschland angetreten.
Homburg v. d. H., 10. Fürstin Bismarck
Juli. (W. T. B.) Die Frau F t rck ist heute Nachmittag mit dem Unter⸗ Staatssekretär Grafen Herbert Bismarck hier ingetroffen.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 10. Juli. (Meckl. Anz.) Ludwigsluster Meldung zufolge beabsichtigen die Großherzoglichen Herrschaften sich mit den dort zum Besuch anwesenden hochfürstlichen Personen morgen Vor⸗ mittag auf einige Stunden nach Schwerin zu begeben und Abends von hier nach Ludwigslust zurückzukehren. Die Ueber⸗ siedelung des Großherzoglichen Hofes nach Schwerin wird Anfangs nächster Woche stattfinden.
Sachsen⸗Weimar⸗Eiseuach. Weim 328 (Weim. Ztg) Das heute früh ausgegebene das Befinden lautet:
Die am 8. Juli aufgetretene leichte Fieberbewegung dauert noch fort (38,3 ° C.). Der Puls ist noch langsam (54). Sonst ist der Krankheitsverlauf ein regelmäßiger, insbesondere ist die Schwerbesinn⸗ lichkeit beinahe verschwunden und nehmen die Prinzessin gesteigerten Antheil an Ihrer Umgebung. Erbrechen hat aufgehört und wird häufiger flüssige Nahrung verlangt. Dagegen dauern die Kopfschmerzen noch fort und störten auch die Nachtruhe.
Dr. Pfeiffer.
10. Juli. G Blulletin über Ihrer Hoheit der Prinzessin Elisabeth
Schweiz. Zürich, 10. Juli. Die „N. Zürch.D Ztg.“ meldet: Am nächsten Montag beginnen in Como die Zoll⸗ verhandlungen zwischen den Vertretern der Schweiz, Cornaz, Pedrazzini und Franscini, und den Abgeordneten Italiens. In erster Linie wird es sich um Regelung der Angelegenheit wegen der italienischen Zollstätte in Chiasso handeln. Die italienische Zollabfertigung findet noch auf schweizerischem Ge⸗ biet statt, und das giebt Anlaß zu endlosen Gebietsverletzungen, denen man endlich ein Ende machen will. In Bezug auf die Forderung Italiens wegen eines Zollkartells ist der Stand⸗ punkt, den die schweizerischen Vertreter einnehmen werden, fest und unerschütterlich. Sie werden auf einen solchen Vor⸗ schlag unter keinen Umständen eintreten.
Belgien. Brüssel, 8. Juli. (Köln. Ztg.) Der Kronprinz von Oesterreich⸗Ungarn, Erzherzog Rudolf, und Gemahlin sind heute Nachmittag 5 ½ Uhr in Schloß Laeken eingetroffen.
— 10. .. (W IVvonjteur Belge“ zufolge hätte sich die gestern gemeldete hier von der Polizei vorgenommene Haussuchung auf die Ermittelung zweier Franzosen bezogen, welche falsche Namen angenommen hatten 1 von denen einer wegen Vagabondirens verurtheilt wor⸗ en war.
Die Deputirtenkammer hat den Gesetzentwurf be⸗ treffs des Einfuhrzolls auf Getreide und Vich ab⸗ gelehat. — Der Minister⸗Präsident Bernaert brachte den Gesetzentwurf über die Wahlreform ein; der Entwurf berührt keine der Grundlagen der gegenwärtigen Wahlordnung und beschränkt sich darauf die Entscheidungs⸗ weise bei Wahlbeanstandungen zu regeln.
Großbritannien und Irland. London, 9. Juli. (Allg. Corr.) Die gestrige Nachmittagssitzung des Unter⸗ hauses war fast ausschließlich der Erörterung der Vor⸗ anschläge für den Flottendienst gewidmet. Anläßlich einer Position des Budgets für das Admiralitäts⸗Amt lenkte Sir John Hay die Aufmerksamkeit des Hauses auf den Zustand der Marine und behauptete, daß derselbe durchaus nicht den Anforderungen der Neuzeit entspreche. Die Panzerflotte bedürse der Vermehrung, und es sollte sofort der Kiel zu mindestens 13 neuen Panzer⸗ schiffen gelegt werden. Sir Edward Reed, der ehemalige Ober⸗Baumeister der Marine, verlangte ebenfalls dringend von der Regierung eine wesentliche Verbesserung der Marine, welche dem Lande gute Dienste leisten werde. Seit 1870 seien 24 ½ Millionen Pfd. Sterl. für neue Schiffe verausgabt wor⸗ den, und doch besitze die englische Kriegsmarine kein einziges Schiff, welches als modern und wirksam bezeichnet werden könnte. Der neue Chef der Admiralität, Lord George Hamilton, versicherte: die Regierung werde alles thun, was in ihrer Kraft stehe, um die Krsegsflotte so wirksam als mög⸗
— 10. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Kanzler des Schatzamts, Hicks⸗Beach: die Regierung beabsichtige selbst eine Vorlage, betreffend die Aufhebung der Entziehung des Wahl⸗ rechts in Folge örtlicher Armenpflege, einzubringen.
Ottawa (Canada), 7. Juli. (A. C.) Gestern Abend wurde Louis Riel in Regina von den Militärbehörden den Civilbeamten übergeben und alsdann dem Poltzeirichter, Mr. Richardson, vorgeführt. Hier wurde ihm die sechs Punkte enthaltende Anklage auf Hochverrath vor⸗ gelesen, und er alsdann einem am 20. Juli zusammen⸗ tretenden Geschworenengericht überwiesen. — Sämmt⸗ liche Truppen, mit Ausnahme der als Garnisonen zurückgelassenen, bewegen sich vom Nordwesten nach Winni⸗ peg, wo ihrer ein warmer Empfang harrt. Es soll dort eine Revue stattfinden, und die Regierung wird an die Truppen Medaillen vertheilen, worauf sie nach dem östlichen Canada zurückkehren.
Frankreich. Paris, 9. Juli. (Köln. Ztg.) In dem heutigen Ministerrath berichtete der Ackerbau⸗Minister, daß in Algerien am vorigen Freitag ein Reblausherd festgestellt worden sei; zur Ausführung der nöthigen Maß⸗ regeln sei die Hülfe von Militär in Anspruch genommen worden. Alle verseuchten Rebenpflanzungen seien mit Petroleum begossen und verbrannt worden. — General de Courcy ist ermächtigt worden, nöthigenfalls die herrschende Dy⸗ nastie in Anam abzusetzen und eine Seitenlinie der⸗ selben zur Regierung zu berufen. Der Kriegs⸗Minister hat angeordnet, daß von jetzt ab alle Bataillone des Armee⸗ Corps in Tongking fortlaufend auf Kriegsstärke erhalten bleiben sollen. Alle zwei Wochen soll der entstandene Ausfall an Mannschaften durch Nachschub aus Frankreich ersetzt wer⸗ den, damit das Expeditionscorps stets vollständig schlagfertig ist. — Die marokkanische Gesandtschaft wird bis zum 20. d. M. in Paris bleiben und am 14 der Truppenschau in den Elyseeischen Feldern beiwohnen.
— (Fr. C.) In der Kammer wurde vorgestern der Be⸗ richt des Deputirten de Lanessan über die für die Ex⸗ pedition nach Madagaskar verlangten 12 Millionen vertheilt. Der Ausschuß befürwortet die Bewilligung und dringt darauf, daß dieselbe noch in dieser Session erfolge. Hr. de Lanessan malt die Schätze Madagaskars in üppigen Farben und weist namentlich auf den Reichthum an Vieh und Steinkohlen hin. Die radikale Presse warnt dem gegenüber vor einem „zweiten Tongking“.
— 10. Juli. (W. T. B.) Ein von den republika⸗ nischen Gruppen erlassenes Manifest spricht sich für eine Reduktion des Militärdienstes in den mit den Erfordernissen der nationalen Vertheidigung verträglichen Grenzen sowie für ökonomische Reformen, namentlich für eine Abänderung des Abgabewesens und für die ernstliche Herstellung des Gleichgewichts im Budget aus. In Bezug auf die Frage der Trennung der Kirche vom Staat heißt es in dem Manifest: wenn es bezüglich dieses Punktes Meinungs⸗ verschiedenheiten in der republikanischen Partei gebe, so könne man doch in Uebereinstimmung sein über eine Politik, welche die Freiheit des Gewissens respektire, aber entschieden ein Priesterthum bekämpfen wolle, welches unter der Maske der Religion nur eine Vereinigung aller der Republik feindlichen politischen Parteien sei. Das Manifest verwirft eine jede äußere Politik der Abenteuer, indem es eine würdige, feste Politik verlangt, und schließt mit einem Appell der republi⸗ kanischen Union gegen die Monarchisten.
In der Deputirtenkammer wurde heute das Ein⸗ nahme⸗Budget berathen. Mackau (Bongpartist) bezeichnete die übertriebenen und unnützen Ausgaben als Entschädigungen der „Meuterer vom 2. Dazember“. Dieser Ausdruck ver⸗ anlaßte einen lebhaften Zwischenfall. Die Linke pro⸗ testirte gegen das Wort ‚Meuterer“, welches sie auf die Urheber des 2. Dezember zurückschob; von der Rechten wurde dasselbe jedoch wieder zurückgegeben. Mackau und Jolibois wurden zur Ordnung gerufen. — Wilson be⸗ zeichnete die finanzielle Lage als eine vorzügliche, empfahl aber trotzdem Sparsamkeit. Germain wies darauf hin, daß die Kammer Steuern und übertriebene Ausgaben votirt habe, und verlangte die Beseitigung des außerordentlichen Budgets. Die Berathung wird morgen fortgesetzt werden. General Courey theilt in einer Depesche mit, daß er die Notablen und die Kaufleute aufgefordert habe, unter dem Schutz Frankreichs nach Hué zurückzukehren. Den Aufständischen habe er eine 10tägige Frist zur Unter⸗ werfung gegeben und die Entlassung der anamitischen Armee binnen längstens 21 Tagen verlangt. Die Waffen sollen unter der Verantwortlichkeit der Gouverneure der Provinzen nach Hué gesandt werden.
Amerika. Washington, 8. Juli. (Allg. Corr.) Die Cheyenne⸗Indianer sollen ihr Reservatgebiet verlassen haben, um einen Einfall in das nördliche Texas zu machen. General Augur hat alle seine verfügbaren Truppen zu ihrer Verfolgung entsandt. Die Indianer beklagen sich, daß sie ver⸗ hungerten, da ihnen ihre Lebensmittelvorräthe nicht regelmäßig geliefert würden. — (A. C.) Die Agitation für den Ankauf der nördlichen mexikanischen Staaten von Seiten der Re⸗ gierung der Vereinigten Staaten greift fortgesetzt um sich. Das Projekt umfaßt Tamaulipas, New Leon, Coahuita, Chihuahua, Durango, Sonora und Nieder⸗Kalifornien. Diese Bewegung scheint hauptsächlich in Fluß gebracht worden zu sein von jenen amerikanischen Eisenbahninteressenten in Mexiko, deren Subsidien eingestellt worden sind, unterstützt von den Viehzucht⸗ und Bergbau⸗Interessenten und auch von verschiedenen mexikanischen Parteien, die den Ueberschuß des mexikanischen Staatsschatzes mit Sehnsucht betrachten. An eine Verwirklichung des Projekts glaubt man nicht, aber es liefert Stoff zu vieler feindseligen Zeitungskritik.
10. Juli. (W. T. B.) Der Gouverneur von Kansas theilte dem Sekretär des Krieges mit, daß in einer Anzahl Grafschaften des südwestlichen Kansas eine große Aufregung herrsche. Einige Tausend Ansiedler hätten aus Furcht vor einem Einfall der In⸗ dianer ihre Besitzungen verlassen und seien in die Städte geflüchtet. Der Gouverneur ersucht die Regierung dringend, ö“ Maßregeln zum Schutz der Ansiedler zu reffen.
Süd⸗Amerika. (W. T. B.) Nachrichten aus St. Thomas melden, daß in Venezuela
In New⸗York eingetroffene
lich zu machen, ohne die Rücksichten nothwendiger Sparsam⸗ keit außer Acht zu lassen. 8 v“ .
ein Aufstand stattgefunden habe. Die Aufständischen hätten sich eines Dampfers bemächtigt. Die Tr uppen in Carupano
“ 8 4
seie
dem Prozeß Lieske“:
für ein Zusammengehen mit den Aufständischen, und Eumana, Barcelona und Maturin hätten sich gegen die be⸗ stehende Regierung erklärt.
Afrika. Egypten. Alexandria, 8. Juli. (A. C.) Das 2. Bataillon der schottischen Garde wird heute Nach⸗ mittag an Bord des Transportdampfers „City of Oxford“ eingeschifft, welcher morgen früh nach Cypern in See
ehen wird. Der gemiethete Transportdampfer „Queen“ egelt morgen mit dem Rest des leichten Kameelcorps
nach England.
Zeitungsstimmen. Die „Danziger Allgemeine Zeitung“ schreibt „nach
Seit den Tagen des großen freisinnigen Sturmlaufes gegen die Fortdauer des Sozialistengesetzes ist kaum ein Jahr vergangen. Innerhalb dieses Jahres haben die Prozesse Reinsdorf und Lieske ge⸗ spielt. Unwillkürlich fragt man sich, was geworden wäre, wenn die freisinnigen⸗Volksfreunde“ damals Recht behalten und die Niederlegung der Waffen erzwungen hätten, mit denen die bestehende Staats⸗ und Gesellschaftsordnung gegenwärtig den Kampf gegen den Anarchis⸗ mus weiter führt. Unzweifelhaft wären nach einer kurzen Periode der Verwirrung und Gefahr, die damals so erbittert angegriffenen Noth⸗ und Schutzgesetze in verschärfter Form wieder bergestellt, allen verständig denkenden Deutschen aber ernsteste Zweifel an der Zu⸗ rechnungsfähigkeit Derjenigen eingeflößt worden, die die Gesetzgebung i. Händen haben.
Und das mit gutem Grunde. Was vor zehn und zwölf Jahren allenfalls für zweifelhaft gelten konnte, steht gegenwärtig unerschütter⸗ lich fest: daß der mit Gründen und Erwägungen begonnene Kampf der Meinungen über die beste Einrichtung der Wirthschafts⸗ und Ge⸗ sellschaftsordnung zu einem mit Dolch und Bombe geführten Kampf gegen die bestehende Ordnung als solche geworden ist in welchem nur noch die äußeren Macktmittel den Aus⸗ schlag geben. Aus den von der Sozialdemokratie gestreu⸗ ten Saaten ist der Anarchismus emporgewachsen, dessen Einfluß in demselben Maße zunimmt, in welchem derjenige der alten sozjalistischen Führer schwindet. Voller Ernst ist es diesen letzteren mit dem zur Schau getragenen Abscheu gegen die Kampfesmittel der Zerstörung und des Meuchelmordes freilich niemals gewesen — von der Anwendung dieser Mittel schreckten die Sozialdemokraten alter Schule indessen zurück, weil sie in einer Zeit empor⸗ gekommen waren, in welcher ideale Rücksichten noch Etwas galten, und in welcher Männer nobleren Schlages den ent⸗ scheidenden Einfluß übten. Die Ueberlieferungen der Zeit, in welcher Gelehrte wie Lassalle und Marx den Ton angaben, und deren Scküler durch die „Macht der Idee“ siegen zu können vermeinten, gelten heut nicht mehr; das Geschlecht, welches diese Ideen nicht erarbeitet, sondern fertig übernommen hat, weiß es besser, als seine Vorgängerschaft, es fängt mit dem Ende an und will im buchstäblichen Sinne des Worts die alte Welt in Trümmer schlagen, um auf den Trümmern derselben eine neue, religions⸗ und regierungslose Welt aufzubauen, in welcher Jeder sich selbst an⸗ bietet, Jeder kommandirt und Keiner gehorcht. Wie Marrx zu philo. sophiren, wie Lassalle zu agitiren und wie Proudhon zu kritisiren, ist alrmodisch geworden — auf der Höhe der Zeit steht nur noch, wer nach Art des L. Hartmann, Solowjew, Nobiling und Rheinfelder mit Dolch und Dynamit zu hantiren weiß und bei Nihilisten und Feniern in die Schule gegangen ist. 1 Diesen Gang der Entwicklung hatten die verbündeten Regie⸗ rungen bereits vor sieben Jahren (Sommer und Herbst 1878) rictig erkannt und danach ihre Maßregeln genommen. Die große Mehr⸗ beit des Volkes ist im Laufe der Zeit zu derselben Erkenntniß vor⸗ geschritten, — der „Fortschritt“ aber hat sich von diesem Fortschritt der Erkenntniß ausgeschlossen, um in dieser Sache, wie in Sachen der Handels⸗ und Wirthschaftspolitik, des Kolonialwesens und der Heeresorganisation, auf dem Stand⸗ punkt einer vergangenen Zeit zu verharren. Im letzten Augenblick, d. h. kurz vor der vorigjährigen Entscheidung, war den Herren frei⸗ lich vor der eigenen Weisheit bange geworden: heute werden die meisten von ihnen ihrem Schöpfer danken, daß sie damals nicht durch⸗ gedrungen, sondern in dem sichern Schatten einer „überstimmten aber gesinnungstuüͤchtigen“ Minoritat sitzen geblieben sind.
— Der „Rheinisch⸗Westfälischen Zeitung“ wird zur Lage der Volmarsteiner Industrie geschrieben:
Der von Ihnen wiedergegebene Artikel der ultramontanen „Deutschen Reichszeitung“ in Bonn bezüglich der Industrie in Volmar⸗ stein enthält fast nur Unrichtiges. Was das Feiern der Fabriken an⸗ betrifft, so florirt bekanntlich die Schloßfabrikation im Sommer nie so wie im Winter. Es hat jedoch in früheren Jahren, als Deutsch⸗ land den Schutzzoll auf ausländische Waaren noch nicht hatte, schon bei weitem schlechter gegangen und können wir in diesem Sommer wohl noch zufrieden sein; zudem weiß Jeder, der vom Geschäfte und von der Fabrikation eine Ahnung hat, daß mindestens einmal im Jahre Bilanz gemacht wird und während dieser Zeit, wie es überall Usus ist, die Werke still liegen, zumal wenn, wie es bei den beiden erwähnten Fa⸗ briken der Fall war, Reparaturen an den Maschinen erforderlich sind. Daß die anderen Fabriken Arbeiter entlassen und binnen wenigen Tagen ganz aufhören werden, beruht vollständig auf Phantasie; sämmtliche Fabriken sind nach der Bilanz, die eine Woche in An⸗ spruch genommen hat, wieder flott im Betrieb und kann man obige Mittheilungen, sowie die Auseinandersetzungen über den Erport nach Rußland urd den auf dorthin exportirte Schlösser ruhenden Zoll, wodurch die hiesigen Fabriken nicht mehr konkurrenz⸗ fäbig sein sollen, nur der höchst mangelhaften Orientirung und Un⸗ kenntniß des betreffenden Korrrespondenten der „Deutschen Reichs⸗ zeitung“ zu gute halten
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 28. 8 Inhalt: Zoll⸗ und Steuerwesen: Zollbehandlung von Talg zu sge⸗ werblichen Zwecken. — Konsulatwesen: Ernennung. Exeqaatur⸗Er⸗ theilungen. Maß⸗ und Gewichtswesen: Ergänzungen und Ab⸗ aͤnderungen des Verzeichnisses der Aichungs⸗Aufsichtsbehörden und der Aichämter. Eisenbahnwesen: Bekanntmachung, betreffend Er⸗ gänzung der Anlage D zum §. 48 des Betriebs⸗Reglements für die Eisenbahnen Deutschlands. — Handels⸗ und Gewerbewesen: Ver⸗ trag über die Einrichtung und Unterhaltung deutscher Postdampf⸗ schiffz verbindungen mit Ostasien und Australien. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. 8
Justiz⸗Ministerial⸗Blatt. Nr. 28. — Inhalt: Allge⸗ meine Verfügung vom 27. Juni 1885, betreffend die Aufhebung des kollegialischen Schöffengerichts zu Erpel. — Allgemeine Verfügung vom 1. Juli 1885, betreffend die Bekanntmachung der Waaren⸗ zeichen. — Allgemeine Verfügung vom 2. Juli 1885, betreffend die Bureaugehülfen bei den mit einem Gerichtsschreibereibeamten besetzten Amtsgerichten. — Allgemeine Verfügung vom 2. Juli 1885, be⸗ treffend die anderweite Abgrenzung des Bezirks der Strafkammer in Sorau.
Die erste Nummer der nach Form und Inhalt wesentlich ver⸗ änderten „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamtes“ ist soeben im Verlage von Julius Springer bierselbst erschienen und enthält: Nachrichten über den Gesundheitszustand und den Gang der Seuchen, sowie über zeitweilige Maßregeln zur Ab⸗ wehr und Unterdrückung von Seuchen. — Witterung. — Statistische
Sterblichkeitsvorgänge in einer Anzahl größerer Städte des Aus⸗ landes. — Nachweisung der aus Berliner Krankenhäusern ge⸗ meldeten Erkrankungen. — Nachweisung der aus deutschen Stadt⸗ und Landbezirken gemeldeten Erkrankungen. Witterungs⸗ Nachweis. Generalbericht über die Sanitätsverwaltung im Königreich Bapern. — Die bei Gelegenheit der letzten Cholera⸗ Epidemie im Seine⸗Departement (Frankreich) erlassenen Maßregeln. Gelbfieber Statistik von Rio de Janeiro für die Jahre von 1871 — 1884. — Stand der Viehseuchen in Oesterreich⸗Ungarn. — Bericht über die Rinderpest in Rußland. — Medizinal⸗Gesetzgebung und allgemeine Verwaltungsanordnungen auf dem Gebiete des Sani⸗ täts⸗ und Veterinärwesens. Großherzogl. badische Verordnung, Maß⸗ regeln gegen ansteckende Krankheiten, insbesondere gegen den Scharlach betreffend. — Großherzogl. badische Verordnung, den Verkehr mit Milch (Kuhmilch) betreffend. — Dänisches Gesetz, betreffend ferner⸗ weite Vorkehrungen gegen die Einschleppung der asiatischen Cholera. — Circular der staatlichen Gesundheitsbehörde zu Boston bezüglich der Cholera. — Französischer Gesetzentwurf, betreffend Butter bezw. Mischbutter und Kunstbutter. — Rechtsprechung. Weinfälschung durch Zusatz von Wasser und Sprit. — Choleranachrichten. Portugiesische Verordnung gegen die Einschleppung der Cholera. — Die Cholera in Spanien. Der Abonnementspreis der jeden Dienstag erscheinenden Zeitschrift beträgt 5 ℳ halbjährlich.
Statistische Nachrichten. Statistisches Jahrbuch für das Großherzogthum Baden. XVI. Jahrgang 1883. Erste und zweite Abtheilung — Inhalt: Erste Abtheilung. Uebersicht der Bevölkerung nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. — Geborene, Gestorbene und Eheverhältnisse 1883. — Verlust und Erwerbung der Staatsange⸗ hörigkeit 1883. — Größe und Preise der veräußerten Liegenschaften, durchschnittliche Pachtzinse 1883 — Thätigkeit der Amtsgerichte, sowie Wechselproteste und gerichtliche Thätigkeit der Bürgermeister⸗ ämter 1883. — Liegenschaftsvollstreckungen, Pfandeinträge und Pfand⸗ striche. — Steuerkapitalien 1883. Brutto⸗Steuererträge 1883: a. Direkte Steuern, b. indirekte Steuern, Justiz⸗ und Administrativ⸗ gefälle, Forstgerichtsgefälle ꝛc., c. wirklicher Steuerertrag (fällt aus). — Gewerbe⸗Legitimationsscheine 1883. — Sparkassenergebnisse 1883 (ällt aus). — Vorschuß⸗ und Kreditvereine 1883 (fällt aus). — Durchschnittliche Tagelöhne und Liedlöhne 1883. — Brandversiche⸗ rungen 1883. — Bezirks⸗ und Polizeiverwaltung 1883. — Zahl der wegen Uebertretungen polizeilich oder gerichtlich bestraften Personen 1883. — Gegenstände der Thätigkeit der Bezirksräthe 1883. Rechnungs⸗Abhör 1883 (fällt aus) — Feuerpolizei 1883: a. Gebäude⸗ brände, b. Entstehungsursachen der Gebäudebrände, Mobiliarentschä⸗ digungen, Waldbrände, Feuerlöschwesen. — Gemeinde⸗Rechnungswesen (Rechnungsergebnisse) 1882 — 1883. — Anhang: Zehntschuldentilgung 1883. — Gemeinde⸗Voranschlagsergebnisse für 1884 bezüglich der der Städteordnung unterstehenden Städte. — Gemeinde⸗Voranschlags⸗ ergebnisse für 1884 bezüglich der der Städteordnung nicht unterstehen⸗ den Gemeinden. — Baupolizei 1883. — Zweite Abtheilung. Land⸗ wirthschaft und Viehzucht. — Straßen und Brücken. — Flußbau. — Schiffahrt. — Postverkehr. — Telegraphenverkehr. — Eisenbahnen. — Handel und Gewerbe. Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Im Verlage von E. S. Mittler u. Sohn (Berlin) erschien die „Geschichte des 2. Pommerschen Ulanen⸗Regiments Nr. 9 von seiner Formation bis auf die Gegenwart,“ nach einem älteren Manuscript bearbeitet und vervollständigt von dem Premier⸗ Lieutenant Dreher. Das Regiment verdankt seine Entstehung wie so viele andere der Reorganisation des preußischen Heeres im Jahre 1860. Die Mobilmachung des Jahres 1859 hatte die Unvollkommen⸗ heiten der Landwehr⸗Kavallerie deutlich gezeigt. Da dieselbe im Falle eines Krieges nie in erster Linie zur Verwendung kommen konnte, mithin das Stärkeverhältniß der Kavallerie zu der um das Doppelte vermehrten Infanterie zu gering war, so wurde beschlossen, von allen Linien⸗Kavallerie⸗Regimenter 5. Escadrons formiren zu lassen, bei den 1859 mobil gemachten mit Hülfe der Ersatz⸗Escadrons, um aus ihnen neue Regimenter zu bilden. Dem entsprechend verfügte ein Erlaß vom 26. Januar 1860, daß die beiden Kürassier⸗ und die beiden Ulanen Regimenter des I. und II., des III. und IV., des V. und VI. und des VII. und VIII. Armee⸗Corps je ein neues Ulanen⸗ Regiment, desgleichen die vier leichten Regimenter derselben Corps ein neues Dragoner⸗Regiment bilden sollten. Am 18. Januar 1861 fand die Verleihung der Standarte unter dem Standbilde Fried⸗ richs des Großen in Berlin statt; die Garnison des Regiments wurde Demmin. In dem dänischen Kriege von 1864 fand das Regiment nur Verwendung im Patrouillen⸗ und Posten⸗ dienst. Ruhmreichen Antheil nahm es in den beiden folgenden Kriegen von 1866 und 1870,71. Chef des Regiments ist Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklenburg⸗Strelitz. Das klar und sorgfältig ge⸗ schriebene Buch ist mit den Bildnissen Sr. Majestät des Kaisers und des hohen Regiments⸗Chefs sowie einer Karte in Steindruck, welche in sauberer Ausführung Gefechtspläne bringt, geschmückt. Außerdem enthält dasselbe in der Anlage die Ranglisten seit 1860 bis auf die Gegenwart, ein Namensverzeichniß der Wachtmeister des Regiments seit seinem Bestehen, ferner Gesammtverlustlisten über die in den Feldzügen 1866 und 1870/71 Verlorenen, das Verzeichniß der in den beiden Kriegen Dekorirten, sowie eine genaue Aufzeichnung aller Herbstübungen des Regiments. Land⸗ und Forstwirthschaft.
Wajhington, 10. Juli. (W. T. B.) Der Bericht des land⸗ wirthschaftlichen Bureaus pro Juli konstatirt eine kleine Besserung des Standes des Winterweizens. Der gegenwärtige Durchschnittsstand ist 65, die muthmaßliche Produktion dürfte 215 Millionen Bushels betragen; der Durchschnittsstand des Früh⸗ jahrsweizens ist 96, die Ernte dürfte 148 Millionen Bushels ergeben. Der Stand des Mais ist, abgesehen von dem Jahre 1884, besser, als er seit 1880 gewesen ist; die mit Mais bebaute Fläche beträgt gegenwärtig 74 Millionen Acres, der Durch⸗ schnittsstand 94.
Der Durchschnittsstand des Winterweizens ist 87, der des Hafers 97 und derjenige der Gerste 92. — Der Stand der Baumwolle hat sich bedeutend gebessert; der gegenwärtige Durch⸗ schnittsstand ist 96, und es kann daher eine große Ernte als gesichert an⸗ gesehen werden. Der Darchschnittsstand in den einzelnen Staaten wird wie folgt geschätzt: Virginia 98, Nord Carolina 93, Süd⸗ Carolina 96, Georgia 97, Florida 95, Alabama 92, Mississippi 99, Louisiana 100, Texas 92, Arkansas 96, Tennessee 97. Gewerbe und Handel.
Das Vereinsorgan des Centralvereins der deutschen Wollen⸗ waaren⸗Fabrikanten, „Das Deutsche Wollen⸗Gewerbe“ (Grün⸗ berg, Berlin, Leipzig), veröffentlicht in seiner neuesten Nummer statt des seit 4 Jahren regelmäßig halbjährlich gebrachten einen, größeren Preisausschreibens diesmal zwei fachtechnische Preisfragen, welche in engerem Rahmen zu beantworten sind. Die beiden Themata lauten: Frage Nr. VII. „Die Dekatur, Zweck und Anwendung 85 selben in der Wollenwaaren⸗Fabrikation und ihr Einfluß 2u Waare;“ Frage Nr. VIII. „Die Schwarzfärberei auf u“ 8⸗ Wollengarn und wollene Stückwaare.“ Der von genanntem Verein organ für jedes Halbjahr ausgeworfene Preis von 500 ℳ ist 1,9 getheilt, d. h. mit zweimal 250 ℳ auf die beiden obigen kleineren Preisfragen ausgesetzt. Die Erwerbung auch minder nin fanesretger. aber sonst guter Bewerbungsarbeiten ist in Aussicht genommen. A 1 sonstigen Bedingungen enthält die Nr. 55 der Fachzeitschrift „Da Deutsche Wollen⸗Gewerbe“. — Ueber die letzte größere die Wirkereibranche betreffend, wird b. Zeitschrift demnächst eine
ängere illustrirte Abhandlung veröffentlichen. 1 b
Naßzden 8 16. März cr. über das Vermögen der Mär⸗ kisch⸗Schlesischen Maschinenbau⸗ Arttengeselrschalt vorm. F. A. Egells auf Antras der Liquidatoren das Konkurs⸗ verfahren eingeleitet worden, wurden in einem nur vorläufigen Sta
thige Produkte 30 000 ℳ, 49 ⅛ strittige Kuxe der Ottilienhütte 5000 ℳ, Erzfelder bei Tarnowitz 30 000 ℳ und 5000 ℳ Förderungsrechte waren Diesen standen an bevor rechtigten Forderungen 172 000 ℳ und an vporrechtlosen For derungen circa 1 453 000 ℳ gegenüber, so daß bei einer Ver⸗ theilung auf die letzteren 225 000 ℳ kommen = circa 15 % nach Deckung der Masseschulden und Unkosten (Pauschqguantum ca. 20 000 ℳ) und der bevorrechtigten Forderungen. Im gestrigen Prüfungstermin theilte der Verwalter den Gläubigern mit, daß die Bilanz jetzt aufgestellt sei, und nach derselben die Aktiva jetzt 489 783 ℳ, die mit einem Vorrecht versehenen Forderungen und die Kosten des Verfahrens 199 762 ℳ und die Forderungen ohne Vorrecht 1 365 108 ℳ betragen, so daß auf die letzteren 285 011 ℳ oder 20 ½ % zur Vertheilung gelangen dürften. Der Betrieb de Eintrachtshütte ist fortgesetzt worden und soll, wenn möglich, auch weiter geführt werden, um einen freihändigen Verkauf zu erleichtern London, 8. Juli. (A. C.) Die Handelsausweise fü Juni bekunden eine mäßige Besserung der Einfuhr, während die Ausfuhr wieder beträchtliche Rückschritte machte. Die Einfuhr er⸗ reichte einen Gesammtwerth von 29 546 984 £ und weist, verglichen mit dem korrespondirenden Monat des Vorjahres, eine Zunahme von 493 333 auf. Der Gesammtwerth der Einfuhr für die ersten sechs Monate d. J. beziffert sich auf 192 447 401 £ gegen 198 981 141 f im gleichen Zeitraum des Vorjahres, was einer Vermin⸗ derung von 6 533 740 f gleichkommt Der Gesammtwerth der Ausfuhr im Juni beläuft sich auf 17 717 289 & gegen 18 649 174 £ im Juni 1884, was eine Abnahme von 931 885 £ bedeutet. Für die ersten 6 Monate des Jahres betrug der Gesammtwerth der Ausfuhr 104 398 088 £ oder 11 223 085 of weniger als im korrespondirenden Halbjahr von 1884. An der Zunahme des Imports im Juni sind hauptsächlich zollfreie Brodstoffe und Rohstoffe für die Textilfabrikation betheiligt, während die Abnahme des Exports sich auf Metalle, Garne und Textilfabrikate vertheilt. — 10. Juli. (W. T. B.) Die Wollauktion schlo ½ bis 1 unter den letzten Auktionspreisen. New⸗York, 10. Juli. (W. T. B.) Baumwollen Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 3000 B., Aus fuhr nach Großbritannien 11000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 16 000 B., Vorrath 257 000 B. Verkehrs⸗Anstalten. 16111 Norddeutschen Lloyd „Ems“ ist gestern Abend 7 Uhr in New York angekommen. 8 1
Hamburg, 11. Juli. (W T. B.) Der Postdampfe „Westphaliat der Hamburg⸗Amerikallischen Packetfahrt Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern Nach mittag 1 Uhr in New⸗York, und der Postdampfer „Moravia derselben Gesellschaft, von New York kommend, gestern Abend auf der Elbe eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
Rußland.
Der Kaiserlich russische Minister des Innern hat unterm 1./13. Juni 1885 folgende Anordnungen getroffen: “ 1) Alle aus den spanischen Häfen nach den russischen Häfen des arzen Meeres kommenden Schiffe sind einer Beobachtung ebinfektion gemäß der vom Minister des Innern unter dem ptember 1884 genehmigten Instruktion unterworfen.
Die von den sbanischen Häfen in den russischen Häfen de
anlangenden Schiffe unterliegen, falls sie mit reinen Ge
itspässen versehen sind, einer strengen Sanitätsvisite, sofern si gen im Besitz reiner Gesundheitspässe nicht befinden, werde n bezeichneten Häfen nicht zugelassen.
Tunis. panischen Häfen kommenden Schiffe sind eine ne unterworfen.
Egypten.
Der Gesundheitsrath zu Alexandria hat vom 26. Juni 1885 ab das Cholera⸗Reglement gegen sämmtliche Provenienzen aus Spanien und Portugal in Kraft gesetzt.
Gibraltar.
Durch Gouvernements⸗Verordnung vom 30. Juni 1885 ist di Verordnung vom 9. Juni d. J. (Nr. 146 des „Reichs⸗Anzeigers“ vom 25. Juni 1885) aufgehoben und für alle Provenienzen, welche na dem 2. Juli aus den portugiesischen und aus den östlich und westlich von der Bucht von Gibraltar gelegenen spanischen Häfen kommen eine fünftägige Quarantäne eingeführt.
rãge
Die
aus den
7 dreitägigen Quarantän
Berlin, 11. Juli 1885.
Preußische Staatsschriften aus der Regierungszei König Friedrichs II.
Im Auftrage der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin herausgegeben von J. G. Droysen und M. Duncker. Zweiter Band (1746—1756). Bearbeitet von Professor Dr. Reinhold Koser. Berlin. Verlag von Alexander Duncker, Königlicher Hof
b buchhändler. 1885. XV. und 509 S. gr. 8.
(Fortsetzung.)
War es von jeher eine Maxime der Staatsklugheit gewesen, übe das Recht eines Anspruches die größtmögliche Klarheit zu verbreiten, nicht nur in dem Schatten der Staatskanzleien und Audienzfäle, sondern vor der ganzen Welt, so ist in dieser Rücksicht kaum je ein Monarch hellsehender, rückhaltloser und thätiger gewesen, als Friedrich der Große. Geistiger Urheber der Staatsdeduktionen war er nicht selten ihr Verfasser. Wir heben als einen Beleg für seine diplomatische Klugheit und stylistische Gewandtheit das Schreiben an den König von England, datirt den 18. März 1749 (Nr. XIV), besonders hervor. S. 221 ff. ist der als ungeeignet zurückgelegte Entwurf des Grafen von Podewils der zur Verwendung und an die Oeffentlichkeit gekommenen Fassung aus der Feder des Königs an die Seite gestellt. Ein anderer Beleg für die peinliche Sorgfalt, welche der König auf die Abfassung offizieller Schriftstück verwandte, wird in der IV. Abtbeilung unter Nr. XXII mitgetheilt. Di „Réponse au comte de Puebla“ in Sachen der römischen Königs wahl vom 30. Oktober 1750 war vom König eigenhändig entworfen Die Minister, welche den Entwurf kanzleigerecht zu machen hatten erlaubten sich einige Aenderungen, welche der König nicht billigte und durch eine sorgfältige Korrektur der Vorlage beseftigte. Leider war aber die Pièce bereits in der von den Ministern ihr gegebenen Form i⸗ Puebla'ss Hände gekommen, und der König beantwortete den ministeriellen Rechtfertigungsversuch recht ungnädig und mit dem Ver⸗ weis: „Worte ändern oder einer Erklärung einen neuen Sinn geben, sind sehr verschiedene Dinge, die ich Sie sehr dringend nicht zusammen⸗ zuwerfen bitte, wenn Sie wollen, daß wir Freunde bleiben. Kaum dürfte aber für den unermüdeten Eifer, welchen Friedrich der Große der Redaktion diplomatischer Correspondenzen widmete ein schlagenderes und instruktiveres Beispiel zu finden sein, als das nachfolgende. Das hannoversche Ministerium hatte sich im Namen des Königs von England am 12. Oktober 1755 an das preußische Departement der auswärtigen Affairen mit einem Schreiben gewandt in welchem es auf die Gefahr einer französischen Invasion in die deutschen Staaten des Königs von England hinwies, zu deren Ab wendung sich letzterer an den Reichstag in Regensburg mit dem An trage zu wenden gedächte, den Kaiser zur Erlassung von Dehortatorten an die Fürsten des Reichs zu bestimmen, falls solche geneigt sein sollter, den französischen Truppen den Durchmarsch durch ihre Terri⸗ torien zu gestatten. Man rechne englischer Seits darauf, daß der König von Preußen diesen ⸗Schritt Englands beim Reichstage unter⸗ stützen werde. Der König dekretirte auf den dieserhalb an ihn Seitens des Departements erstatteten Bericht vom 20. Oktober am 21.: „Ich melire mich nicht davon; Sie sollen aber auf das Schreiben in sehr
tus die Aktiva mit 417 000 ℳ beziffert, von denen Kassenbestand
Nachweisung über Sterblichkeitsvorgänge in deutschen Städten von 8 mehr Einwohnern. Statistische Nachweisung über
““ “
27 120 ℳ, der Werth der Eintrachtshütte 300 000 ℳ, Außenbestände
“
obligeanten, jedoch zugleich ganz vaguen Terminis und in dem Wiener⸗
8