— Der von einem Zimmermeister übernommene Zimmer⸗Aufbau eines Hauses unter Uebernahme der Holzlieferungen ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civilsenats, vom 21. Mai d. J, im Sinne des Preuß. Allg. Landrechts als Werkverdingung zu betrachten, und die Forderungen aus diesem Werke unterliegen der kurzen (zwei⸗ jahrigen) Verjährung, selbst wenn der Zimmermeister neben einen Hauptarbeiten und Lieferungen noch andere dazu gehörige Nebenarbeiten und Materialien geliefert hat. „Mit Recht ist es, da es nur auf den wesentlichen Theil des Vertragsinhalts, nicht auf unerhebliche Nebenpunkte ankommt, als der Natur eines Werk⸗ verdingungsvertrages nicht widerstreitend erachtet, daß neben dem Hauptgegenstande der Zimmerarbeiten und Holzlieferungen noch andere Arbeiten und Materialien geliefert, daß Kläger
nicht blos als Zimmermeister, sondern auch als Unternehmer bezeichnet und die Arbeiten nicht von ihm persönlich, sondern mit Hülfe einer großen Anzahl
urzen Verjährung des §. 1 des Gesetzes vom 31. März 1838 unterworfen; dieses Gesetz macht keinen Unterschied, ob die Arbeiten des Handwerkers als einzelne Leistungen oder in Bausch und Bogen als ein einheitliches Ganzes geliefert wer⸗ en, und auch die Forderungen, soweit sie durch Holzliefe⸗ ungen entstanden sind, unterliegen der kurzen Ver⸗ ährung, da die Hölzer unter den Begriff der im z. 1 Nr. 1 a. a. O. bezeichneten Waaren fallen. Hasselbe findet statt hinsichtlich der Rechnungsposten für Schreinerarbeiten, Eisentheile, Glas ꝛc. Diese sind theils Waarenlieferungen, Zuthaten zu den Zimmerarbeiten, theils achen sie als in den Hintergrund trekende Nebenpunkte ein nd denselben Gegenstand mit dem verdungenen Hauptgegen⸗ stande, dem Zimmeraufbau, aus und müssen, weil sie nicht einen besonderen Vertragsgegenstand bilden, bezüglich der Verjährung denselben Regeln wie der sie mitumfassende Hauptgegenstand des Vertrages, folgen.“
— Der Königlich serbische Gesandte, Milan Péötro⸗ niévitch, ist von Kissingen zurückgekehrt und hat sich auf einige Wochen nach Heiligendamm begeben.
Hessen. Darmstadt, 19. Juli. (Darmst. Ztg.) Der Großherzog, der Erbgroßherzog, die Prinzessinnen rene und Alix, der Herzog von Edinburg und sein Sohn, der Prinz Alexander nebst Gemahlin, der Fürst von Bulgarien, die Prinzen Heinrich und Franz Joseph von Battenberg, sowie der Graf und die Gräfin zu Erbach⸗Schönberg sind heute Vormittag mittelst Extrazuges über Mainz nach Vlissingen abgereist. Die Ankunft in Vlissingen erfolgt heute Abend. In Vlissingen liegen die Königlichen Jachten „Victoria und Albert“ und „Enchantreß“ zur sofortigen Ueberfahrt nach Osborne bereit, wo die Herr⸗ schaften am morgenden Nachmittag eintreffen und der am 23. d. M. stattfindenden Vermählung der Prinzessin Beatrice von Großbritannien mit dem Prinzen Heinrich von Battenberg beiwohnen werden. Die Dauer der Abwesenheit der Großherzoglichen Herrschaften ist auf
etwa drei Wochen bemessen. 20. Juli.
SZachsa⸗ Weimar⸗Eisenach. Weimar, (Weim. Ztro Das gestern früh ausgegebene Bulletin über I“ Ihrer Hoheit der Prinzessin Elisabeth autete:
Mach längerem Schlaf fühlen Prinzessin sich gekräftigt; auch die Kopfschmerzen und die Empfindlichkeit gegen Geräusche beginnen nachzulassen. Dr. Pfeiffer.“
Heute früh wurde folgendes Bulletin veröffentlicht:
„Weiterer günstiger Fortgang der Rekonvaleszenz nach gut ver⸗ laufener Nacht. Dr. Pfeiffer.“
Oesterreich⸗Ungarn. Graz, 20. Juli. (W. T. B.) Die Statthalterei hat den hiesigen deutschen Verein wegen Ueberschreitung seines Wirkungskreises aufgelöst.
Pest, II. Inli. (W. ((inister für Kultus und Unterricht, von Trefort, hat an den Superintendenten von Siebenbürgen, Teutsch, ein Schreiben gerichtet, in welchem bezüglich des ungarischen Sprachunterrichts dargelegt wird: der Minister könne weder von der bisher ver⸗ folgten Richtung abweichen, noch zu einer Trans⸗ aktion die Hand bieten. Niemand bestreite die Noth⸗ wendigkeit einer zweisprachigen Bildung; dies beweise die Auf⸗ nahme der deutschen Sprache unter die obligaten Lehrgegenstände der Mittelschulen. Andererseits erfordere das allgemeine Interesse die Verbreitung der Sprache der Gesetzgebung und Staatsverwaltung in allen Schichten der polyglotten Bevölkerung; von einer „Aechtung“ der deut⸗ schen Sprache könne keine Rede sein. Das Eintreten eines innigeren Verkehrs mit dem ungarischen Volke werde das beiderseitige Interesse fördern. Leider sei hierzu von Seiten der siebenbürger Sachsen wenig geschehen. Die Ursache des unerfreulichen Zustandes liege in dem Er⸗ ziehungssystem der sächsischen Jugend, welche kaum, nach⸗ dem sie das humanistische Studium beendet habe, nach dem Auslande geschickt würde, von wo die Jüng⸗ linge als Theologen und Lehramtskandidaten mit An⸗ sichten und Tendenzen gesättigt heimkehrten, welche mit dem Staatsinteresse im schroffsten Gegensatz ständen. Eine Abänderung bieses Erziehungssystems sei nothwendig. Die Ausbildung auf ausländischen Universitäten sollte nicht den Anfang, sondern den Abschluß des akademischen Studiums bilden; die fachwissenschaftliche Bildung sollte auf heimathlichem Boden erworben werden. Der Minister fordert sodann den Superintendenten zur Errichtung einer theologisch⸗philosophi⸗ schen Akademie auf und sagt hierzu die weitestgehende Unter⸗ stützung der Regierung zu.
Großbritannien und Irland. (W. T. B.)
London, 20. Juli. W. T Das Oberhaus nahm heute in zweiter Lesung über den Ankauf von Pachtgütern in Ir⸗ and an.
Frankreich. Paris, 18. Juli. (Fr. Corr.) Die Mit⸗ glieder der Regierung hielten heute unter dem Vorsitz des Präsidenten Grévy einen langen Ministerrath. Der Minister des Aeußern benachrichtigte seine Kollegen davon, daß der chinesische Gesandte in Berlin dazu bestimmt worden sei, in Folge der Wiederherstellung der guten Be⸗ ziehungen zwischen beiden Ländern, China in Paris zu ver⸗ treten. Da Hr. Grévy Paris verlassen soll, um seine Ferien in Mont⸗sous⸗Vaudrey zuzubringen, so wurde beschlossen,
daß der Empfang des chinesischen Gesandten vor seiner Abreise stattfinden werde. Der Gesandte trifft demnach in den ersten Tagen des August hier ein. — Der Conseil be⸗ schloß, daß die Minister des Innern und der Marine in der Kammer eine Kreditforderung von 1 200 000 Fr. zur Deckung der aus der ersten Anwendung des Reci⸗ divistengesetzes entstehenden Kosten einbringen sollen. Dieser Kredit wird bis zu 400 000 Fr. dem Ministerium des Innern und bis zu 800 000 Fr. dem Marine⸗Ministerium zugetheilt werden. Bis die Frage im Prinzip gelöst sein wird, ob der Minister des Innern allein mit der Anwendung des neuen Gesetzes betraut sein werde, wird man einen provisorischen modus vivendi herstellen. Der Mi⸗ nister des Innern wird mit der Ausmusterung und der Be⸗ wachung der rückfälligen Verbrecher bis zu deren Einschiffung, und der Marine⸗Minister mit dem Transport und der Ver⸗ theilung derselben in Guyana betraut sein. — Der Minister⸗ rath beschäftigte sich hierauf mit den Interpellationen der Abgg. Ballue und Meziesres über die zeitweiligen Zulassungen der Baumwollgespinnste, welche am Montag in der Kammer zur Diskussion gelangen sollen, und entschied sich dahin, daß der Handels⸗Minister sich für den status quo (also Abweisung der jetzt weiter ge⸗ forderten Vergünstigungen) aussprechen wird. — Die Minister beriethen sodann noch über die Ergänzungen des Schiffs⸗ materials, wobei Admiral Galiber erklärte, daß die von seinem Vorgänger im Senat angegebene Ziffer von 30 Millionen nicht ausreichen dürfte. Doch wird vorläufig keine Kreditforderung im Parlament eingebracht werden; die Frage bleibt vielmehr der neuen Kammer vorbehalten.
Der Budgetausschuß der Kammer hörte gestern den Finanz⸗Minister über die Mittel zur Deckung des Ausfalls, welcher in Folge der von der Kammer be⸗ schlossenen Aufhebung der Papiersteuer entstehen würde. Diese Steuer brachte im letzten Jahre 14 Millionen ein, während die als Ausgleich befürwortete Erhöhung der Cigarrenpreise nur 3 Millionen einbringen würde. Da der Finanz⸗Minister keine anderweitige Einnahmsquelle anzugeben wußte, so beschloß der Ausschuß mit 10 gegen 7 Stimmen, der Kammer vorzuschlagen, die Steuer erst für das Jahr 1887, resp. vom 1. Dezember 1886 an, in Wegfall zu bringen. Hr. Labuze legte darauf im Plenum Namens des Budgetausschusses die Sachlage dar, und die Kammer stimmte nach längerer Debatte dem Ausschuß⸗ antrage bei. — Das Finanzgesetz als Ganzes wurde sodann von der Abgeordnetenkammer mit 396 gegen 80 Stimmen genehmigt. Im Beginn der Sitzu g war trotz des Abrathens des Nationalökonomen Fréderic Passy der Gesetzentwurf angenommen worden, welcher die französische Regierung ermächtigt, die rumänischen Produkte bei ihrer Einfuhr in Frankreich bis zur Höhe von 50 Proz. ihres Werthes zu besteuern. Sogleich soll zwar dieses Recht nicht in seinem vollen Umfang geübt wer⸗ den, aber zur Anwendung gelangen können, falls die schweben⸗ den Unterhandlungen mit Rumänien nicht zu einem glücklichen Abschlusse gelangen.
— 19. Juli. (Köln. Ztg.) Die Münzkonferenz, welche morgen im Ministerium des Aeußern zusammentritt, wird sich zuerst mit der Frage heschäftigen, ob der zwischen Belgien, Frankreich, Griechenland, Italien und der Schweiz bestehende Münzvertrag erneuert werden soll, und dann die Bedingungen feststellen, unter denen eine jede der fünf Mächte, falls der Vertrag gelöst werden soll, ihre Münzen, welche in den übrigen Staaten in Umlauf sind, einzuziehen hat.
— (Köln. Ztg.) Der „Temps“ schreibt über die letzten Vorgänge in Hus:
„Wenn der Schiffslieutenant de Champeaux, Resident in Hué, und nicht ein Offizier der französischen Landarmee vom General de Courcy zum anamitischen Kriegs⸗Minister ernannt wurde, so hat das seinen Grund darin, daß derselbe Hinterindien genau kennt und der anamitischen Sprache mächtig ist. Wenn General de Courcy seine Befehle nicht geändert hat, so wird die erste Auf⸗ gabe des neuen Kriegs⸗Ministers darin bestehen, die anamitische Armee aufzulösen und das Heerwesen neu einzurichten. Da Anam nänlich keine äußern Feinde zu befürchten hat, weil es im Norden und Süden durch unsere Besitzungen in Tongking und Cochinchina, im Westen durch die Gebirgskette, welche es von dem Flußthal des Mekong trennt, und im Osten durch das Meer gedeckt ist, so bedarf es keines eigentlichen Heeres, sondern nur einer Polizeimacht. Nachdem die anamitische Militärpartei von den chinesischen Truppen im Stich gelassen worden war, hatte sie ihr Spiel verloren. Sie rechnete auf einen Volksaufstand und die Unterstützung der Prinzen der Königlichen Familie; diese verleugneten sie aber bei der ersten Niederlage und unterwarfen sich nebst dem größten Theile der hohen Beamten. Anam ist also in zwei Lager gespalten; auf der einen Seite steht der Fürst Thuyet mit unbedeutenden Streitkräften, aber im Besitz der Person des jungen Königs; auf der andern der von unsern Bajonetten unterstützte Regent mit der Königlichen Familie. Wenn Thuyet sich nicht unter⸗ wirft und dabei im Namen des Königs handelt, so wird der geheime Rath nicht zögern, den König abzusetzen, und es wird an einem Ersatz⸗ mann nicht fehlen, da sieben Prinzen der Königlichen Familie sich bei General de Courcy als Bewerber um den Thron gemeldet haben. Von dem Schicksal Nguyen⸗Van⸗Thuongs erfahren wir durch die Telegramme des Generals de Courcy nichts. Man weiß nur, daß er die Stelle eines Regenten nicht behalten hat, denn die Königliche Familie hat bis zur Rückkehr des Königs Thoxuan einen der Oheime des Königs Tuduc zum alleinigen Regenten ernannt. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Nauyen⸗Van⸗Thuong bei Gelegenheit der Neu⸗ gestaltung der Dinge beseitigt worden ist, denn die Prinzen des Königlichen Hauses verabscheuen ihn ebenso sehr, als sie ihn fürchten“.
— 20. Juli. (W. T. B.) Die Münzkonferenz trat heute zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Der Minister des Auswärtigen, de Freyeinet, hieß die Mitglieder der Konferenz willkommen. In der Be⸗ grüßungsansprache hob der Minister hervor: es sei der lebhafte Wunsch der Regierung, die Münzkonvention vom Jahre 1878, welche Ende dieses Jahres ablaufe, mit gewissen Zusatzbestimmungen erneuert zu sehen. Der Ge⸗ sandte der Schweiz, Lardy, gab in seiner Erwide⸗ rungsrede der Hoffnung auf einen glücklichen Erfolg der Konferenz Ausdruck und schlug vor, Duclerc zum Präsi⸗ denten zu wählen, was geschah. Die Konferenz begann sodann die Prüfung der einzelnen Artikel der Konven⸗ tion vom Jahre 1878. Bei der Berathung des Artikels 3. wurde eine Subkommission von 4 Mitgliedern zur Bera⸗ thung der Frage der Münzabnutzung ernannt. Mehrere andere Fragen, namentlich diejenige wegen des gesetzlichen Münzcourses, wurden späteren Erörterungen vorbehalten. Die nächste Sitzung findet morgen statt.
Die Deputirtenkammer begann heute die Berathung der Interpellation Ballue über die Admission temporaire von Baumwollengarnen. Die Berathung wird morgen fortgesetzt werden.
Rumänien. Bukarest, 21. Juli. (W. T. B.) Minister⸗Präsident Bratiano reist heute zum Kur⸗ gebrauch nach Marienbad.
Zeitungsstimmen. v v1“.“ „Wiesbadener Zeitung“ führt in einem Leit⸗ artikel, überschrieben „Sinkender Zinsfuß“ u. A. Folgendes aus: Das abnorme Sinken des Geldzinsfußes im gegenwärtigen Augenblick ist eine Erscheinung, die mit Recht die Aufmerksamkeit auf sich lenkt. . Das Sinken des Geldzinsfußes kann die Folge einer allgemeinen Verschlechterung unserer wirthschaftlichen Verhält⸗ nisse sein;... es kann aber auch die Folge eines Ueberflusses an Geld sein. Von der Annahme geht auch die „Nat.⸗Ztg.“ aus, aber da diese als freihändlerisches Blatt doch eine Steigerung unseres National⸗ vermögens seit 1879 nicht anerkennen darf, so hält sie den Geld⸗ überfluß nur für einen relativen, entstanden durch den Rückgang der Produktion oder durch geschwächte Kauf⸗ und Konsumtionskraft. Sie sagt: „Nach den Ausschreitungen des Unternehmungsgeistes in den 70 er Jahren, nach der Konsolidirung des Deutschen Reiches und der europäischen Verhältnisse ist eine Erschlaffung eingetreten, die nun noch durch belästigende Zollschranken und Fesseln, durch die neue wirthschaftliche und sozialpolitische Gesetzgebung gesteigert wird.. Die Sache liegt denn do etwas anders. Die wirthschaftspolitische Gesetzgebung, die seit 1879 eingeschlagen worden, hat der in der Freihandelsära beständig stattgefun⸗ denen Verminderung unseres Nationalvermögens nicht nur Halt geboten, sondern sie hat zu einer Vermehrung desselben geführt. Mag man immerhin den Werth der Handelsbilanzen zur Beurthei⸗ lung der Bewegung im Nationalvermögen für unzuverlässig halten, so ist doch nicht zweifelhaft, daß Deutschland ohne Kolonien und ohne große im Auslande wuchernde Kapitalien — wie man deren englische allenthalben findet — eine jährliche Unterbilanz von einer Milliarde nicht ertragen konnte, und daß seine Wohlhabenheit in dem Augenblick steigen mußte, als die Unterbilanz schwand und einem Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr Platz machte. In demselben Maße wie das Nationalvermögen stieg aber nicht der Unternehmungsgeist, wie sich das bei der Kolonialpolitik deutlich zeigt. Noch immer beschränkt sich ein großer Theil deutschen Kapitals auf das unfruchtbare Spiel in Kredit⸗ aktien ꝛc. an der Börse, anstatt goße Handelsunternehmungen, die Begründung von Faktoreien, die Ausbeutung von fremden Ländereien und dergleichen zu befruchten.. .. Nur kann man daraus schwere Vor⸗ würfe nicht herleiten, denn Kolonialpolitik ist für uns trotz aller Quali⸗ fikation, die wir dafür besitzen mögen, doch noch eine terra incognita. Wenn wir nur mit Vorsicht dieselbe betreten, so ist das erklärlich, umsomehr als die heutige Generation ja den großen Krach von 1873 mit erlebt hat. Während der Unternehmungsgeist des deutschen Volkes in einem geringeren Tempo fortschritt wie die Vermehrung des Nationalver⸗ mögens, ging auch die Ergiebigkeit gewisser Unternehmungen zurück, auf denen sich der deutsche Unternehmungsgeist bewährt hatte, namentlich unser Export nach Amerika, der sich wegen der verringerten Aufnahmefähigkeit des jenseitigen Marktes verminderte. Daß an diesem Umstande die deutsche Zollpolitik Schuld trage, hat bisher auch noch der verbissenste Freihändler nicht behauptet. Nach alledem ist der augenblickliche geringe Zinsfuß keine Erscheinung, die Besorgnisse einflößen kann.
— Die „Nationalliberale Korrespondenz;“ ist der Ansicht, daß ein aufgeregtes Treiben, wie wir es bei den Reichstagswahlen zu erleben pflegen, sich bei den bevorste hen⸗ den Landtagswahlen schwerlich einstellen werde. Sie führt aus: es sei schon eine Folge des indirekten Klassenwahlsystems, daß die Landtagswahlen sich in verhältnißmäßig ruhigen Formen bewegen, und bemerkt dann weiter:
„Es kommt in diesem Jahre noch hinzu, daß bei einigen Parteien die Ueberzeugung herrscht, die bevorstehenden Wahlen wuüͤrden an der bisherigen Zusammensetzung der Volksvertretung nicht allzu viel ändern. Die meisten Parteiblätter, namentlich auch die der deutschfreisinnigen Linken, die doch am meisten auf eine Ver⸗ stärkung ihrer arg gelichteten Reihen bedacht sein müßte, geben dieser Ueberzeugung unverhohlen Ausdruck, und sie wird sich auch schwer⸗ lich als unbegründet erweisen. Der Glaube, daß bei aller Mühe an der Entscheidung doch nicht viel zu ändern sein wird, wirkt aber naturgemäß lähmend und hält von nutzlosen Anstrengungen ab. Die Parteien fühlen sich in ihrem Besitze sicher oder verzagen daran, erhebliche neue Erfolge zu erzielen.“
— Die „Danziger Allgemeine Zeitung“ schreibt:
„Die Idee, daß das Ausland unsere Zölle zahlt, ist — ein schlechter Witz, nichts anders!“ So lesen wir in der gestrigen Abend⸗ ausgabe der „Danz. Ztg.“ in einem „Zollmathematik und ⸗Witz“ überschriebenen Artikel. — Neulich stand in der „Danz. Ztg.“ zu lesen, es wäre sehr schlimm, besonders für unsere Zuckerindustrie, wenn in England die Schutzzöllner obenauf kämen, denn der deutsche Exporteur würde, wenn England einen Zuckerzoll einführen sollte, den letzteren unzweifelhaft aus seiner eigenen Tasche bezahlen müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. — Also, wenn es sich um deutsche Zölle handelt, zahlt der inländische Konsument den Zoll, englische Zölle aber zahlt der ausländische Exporteur. „Löset mir, Graf Oerindur, diesen Zwiespalt der Natur!“
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 31. — Inhalt: Verfügungen: vom 10. Juli 1885. Wirksamkeit der für die Ange⸗ hörigen der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung bestehenden Wohlthätigkeits⸗ ꝛc. Anstalten für das Etatsjahr 1884/85 bz. für das Kalenderjahr 1884.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der Zeit vom 5. bis 11. Jult er. von je 1000 Bewohnern auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 41,6, in Breslau 46,2, in Königsberg 36,6, in Köln 38,6, in Frankfur a. M. 19/, in Hannover 23,0, in Kassel 19,, in Magdeburg 325,9, in Stettin 40,3, in Altona 22,2, in Straßburg 19,4, in Metz 27,3, in München 27,5, in Nürnberg 26,2, in Augsburg 30,7, in Dres⸗ den 21,1, in Leipzig 20,0, in Stuttgart 24,4, in Braunschweig 24,9, in Karlsruhe 7,7, in Hamburg 25,8, in Lübeck —, in Wien 28,0, in Pest 34,5, in Prag 35,5, in Triest —, in Krakau 38,9, in Basel 15,9, in Brüssel 20,4, in Amsterdam 19,2, in Paris 19,6, in London 18,0, in Glasgow 20,8, in Liverpool 21,4, in Dublin 22,6, in Edinburg 15 6, in Kopenhagen 16,5, in Stockholm 18,7, in Chri⸗ stiania 17,5, in St. Petersburg 27,6, in Warschau 34,2, in Odessa 47,9, in Rom 23,7, in Turin 21,8, in Bukarest 28,9, in Madrid —, in Alexandria —. — Ferner in der Zeit vom 13. bis 20. Juni cr.: in New⸗York 22,8, in Philadelphia 19,3, in Baltimore 17 9, in San Franzisko 20,2, in Kalkutta 22,5, in Bombav 27,8, in Madras 31,8. 8
Die Sterblichkeit hat in der Berichtswoche in den meisten größeren deutschen Städten zu⸗, und nur in den süddeutschen vielfach abgenommen, während in den außerdeutschen Städten die Sterblich⸗ keit meist eine Abnahme, nur in Prag, St. Petersburg, Warschau, Odessa eine Steigerung erfuhr. Die größere Sterblichkeit in den deutschen Städten war auch in dieser Woche nur lediglich eine Folge der besonders in der zweiten Wochenhälfte außergewöhnlich hohen Temperatur der Luft, die namentlich in den mittel⸗, nord⸗ und west⸗ deutschen Städten vielfach 30 Grad Celsius überstieg und dadurch
Der
Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der kleinen Kinder in überaus großer Zahl bervorrief, welche wiederum in bedeutender Zahl tödtlich endeten. Im Verfolge davon war auch die Sterblichkeit des Säug⸗ lingsalters in jenen Städten eine größere, so daß in Berlin von 10000 Lebenden 265, in München 128 Säuglinge (aufs Jahr berechnet) star⸗ ben. — Am häufigsten war die Zahl der Opfer wiederum in Berlin, Königsberg, Breslau, Stettin, Hamburg, Nürnberg, Köln, auch in St. Petersburg, Warschau, Odessa, London, Wien, Paris war die Zahl der Sterbefälle an diesen Krankheitsformen eine gesteigerte. Ruhrfälle kamen gleichfalls etwas häufiger zum Vorschein, ohne jedoch epidemisch aufeutreten. Dagegen traten die Infektionskrankheiten meist etwas in den Hintergrund, nur Masern riefen mehr Sterbe⸗ fälle hervor. So zeigten sich letztere in Erfurt, Köln, Magdeburg, London, Liverpool, St. Petersburg, Warschau, Paris, Budapest bäufiger, in Berlin und Wien seltener als Todesursache. Auch in den Regierungsbezirken Aachen, Königsberg, Marienwerder, Schles⸗ wig waren Masernerkrankungen sehr zahlreich. — Scharlach und Dipbtherie riefen in Berlin, Königsberg, Leipzig, Magdeburg, Stettin, Halle, Hamburg, Brüssel, Kopenhagen, Warschau viel Sterbefälle hervor, doch war das Vorkommen dieser Krankheits⸗ formen im Allgemeinen ein selteneres als in den Vorwochen. — Typhöse Fieber waren in Wiesbaden noch immer zahlreich, doch hat die Epidemie in der letzten Woche erheblich abgenommen und wurden am 16. Juli nur noch 10 Erkraakungen gemeldet. Sterbefälle an leckyphus kamen aus Königsberg und Rom je 1, aus Warschau 2 zur Mittheilung. Der Keuchhusten, sowie akute Entzündungen der Athmungsorgane wurden seltener Todesveranlassung. An epidemischer Genickstarre wurden nur 2 Todesfälle (je 1 aus Köln und Barmen) gemeldet. Pocken zeigten sich im Allgemeinen häufiger. Aus deutschen Städten wurde nur 1 Todesfall aus Krefeld (Windpocken) gemeldet. Aus St Petersburg, Prag, Odessa, Rom, Venedig, Basel werden mehrfache, aus Paris 5, aus Warschau 7, aus London 11, aus Wien 16, aus Budapest 35 Pockentodesfälle gemeldet — Ueber die Cholera in Spanien verlautet noch nichts Günstiges. Nach amt⸗ lichen Mittheilungen sind in der Zeit vom 3. bis 7. Juli 6217 Er⸗ krankungen und 2840 Todesfälle vorgekommen. Auch in der Provinz Taragona, sowie in der Stadt Karthagena trat die Cholera seit dem 5. Juli auf. Am heftigsten wüthet die Seuche in der Stadt Va⸗ lencia. In Madrid sind in den 4 erwähnten Tagen 20 Erkrankungen und 14 Todesfälle konstatirt worden, und zwar betrafen dieselben fast ausschließlich Flüchtlinge aus Aranjuez.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von Hackländers „Europäischem Sklavenleben“, illustrirt von A. Langhammer (in Lieferungen zu 40 ₰ bei C. Krabbe in Stuttgart) ist Lieferung 12—14 erschienen. 1
— Das soeben erschienene dritte Vierteljahrsheft 35. Jahrgangs 1885 der „Zeitschrift für Bauwesen“ (herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Arbeiten) bringt die weitere Fortsetzung des umfassenden Berichts über die großartigen Anlagen der Berliner Stadt⸗Eisenhahn. In dem jetzt folgenden sechsten Abschnitt werden das Empfangsgebäude auf dem Niederschlesischen Bahnhof, die Konstruktion des großen Hallendachs sowie die anderen Bahnhöfe beschrieben. Abbil⸗ dungen im Text sowie Zeichnungen im Atlas unterstützen die Beschreibung. Ein anderer amtlicher Bericht (mit beigefügtem Plan) hat die Trajekt⸗ anstalt über den Bodden zwischen Stralsund und der Insel Rügen zum Gegenstande. Die Ausführung der baulichen Anlage derselben ist durch das Königliche Eisenbahn⸗Betriebsamt Stralsund erfolgt; sie wurde im Oktober 1882 begonnen und Ende Juni 1883 vollendet. Die beiden Trajektschiffe sind von der Firma F. Schichau in Elbing geliefert worden. Die letzteren kosteten 230 000 ℳ; die Kosten der ganzen Anlage, ausschließlich der Landungsbahnhöfe, aber mit den Schiffen, beliefen sich auf rund 407 000 ℳ Die Erfahrungen des ersten Betriebsjahres haben, wie der Bericht sagt, gezeigt, daß die Hoffnungen, welche an die Herstellung einer bequemen und gesicherten Verbindung der Insel Rügen mit dem Fest⸗ lande geknüpft wurden, durchaus gerechtfertigt waren; der Verkehr hat den der vorhergehenden Jahre weit übertroffen. — Regierungs⸗ und Baurath L. von Tiedemann schildert das Ge⸗ bäude der Universitäts⸗Bibliothek zu Halle a. S. Die Kosten dieses Baues beliefen sich auf 376 998 ℳ Die Bibliothek hat ein Fassungs⸗ vermögen von 544 880 Bänden; der Raum für 1000 Bände kostete rund 656 ℳ Dieses Ergebniß, sagt der Verfasser, kann als ein recht günstiges angesehen werden, da die nur wenig später (die Hallenser Bibliothek wurde im Sommer 1880 bezogen) nach dem gleichen System (dem französischen Magazinirungssystem) erbauten Bibliotheken in Kiel und Greifswald erheblich höhere Kosten bean⸗ spruchen. Die Kieler Bibliothek ist für 380 000 Bände berechnet und hat rund 348 000 ℳ, also 916 ℳ für je 1000 Bände gekostet. Diejenige in Greifswald ist für 250 000 Bände berechnet und kostet rund 325000 ℳ, so daß die Auf⸗ stellung von 1000 Bänden rund 1300 ℳ erfordern wird. Die zu gleicher Zeit in Göttingen durch einen Um⸗ und Erweiterungs⸗ bau gewonnenen Bibliotheksräume zeigen eine wesentlich weiträumi⸗ gere Anlage, nach dem Galeriesystem, und müssen demgemäß erheblich höhere Kosten in Anspruch nehmen. — Ausländische Bauanlagen und Ingenieurwerke behandeln die Berichte von: Wasserbau⸗Inspektor Volkmann in Berlin über den Leuchtthurm auf Hallet's Point bei New⸗York; Eisenbahn⸗Bauinspektor Schaper in Magdeburg über die Ketteneisenbahnen des Kohlenbergwerks von Mariemont und Bas coup in Belgien, und Regierungs⸗Baumeister Havestadt in Berlin über die Dock⸗ und Hafenanlagen in Liverpool und Birkenhead. — Die eingehende, interessante, mit vielen vortrefflichen Holzschnitt⸗ Abbildungen von Details ausgestattete Beschreibung des ehrwürdigen alten Domes zu Mainz, verfaßt von dem Dompräbendaten Dr. Schneider daselbst, wird auch in diesem Hefte weitergeführt.
erner bringt dasselbe den Schluß der „Zusammenstellung der be⸗ merkenswertheren preußischen Staatsbauten, welche im Laufe des Jahres 1883 in der Ausführung begriffen gewesen sind“. Aus dem Abschnitt B, Wasserbauten, folgen darin noch die Kanalbauten, Ufer⸗ mauern, Schleusen, Wehre, Brücken, Dampfbagger, Vorrichtungen zum Bau und zur Bedienung von Schiffsgefäßen. — Am Schluß finden wir endlich noch die Fortsetzung der „Statistischen Nach⸗ weisungen, betreffend die in den Jahren 1871 bis einschl. 1880 vollendeten und abaerechneten preußischen Staatsbauten 1 welche im Auftrage des Ministers der öffentlichen Arbeiten von den Herren Geheimer Baurath Endell und Regierungs⸗Baumeister Wiet⸗ hboff aufgestellt worden ist. Die jetzt veröffentlichten Abschnitte G und H verzeichnen die auf den Domänen erbauten Pferde⸗ und Rindviehställe. Dieselben erforderten eine Kostensumme von insgesammt 2 548 746 ℳ — Die Redaktion der Zeitschrift ist mit dem vor⸗ liegenden Heft aus den Händen des Regierungs⸗ und Bauraths L. von Tiedemann die Herren Otto Sarrazin und Karl Schäfer über⸗ gegangen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
St. Petersburg, 20. Juli. (W. T. B.) (Telegramm der „Nordischen Telegraphen⸗Agentur“) Aus den Getreide bauenden Gouvernements gehen fortwährend Nachrichten über unbefriedi⸗ gende Ernteaussichten ein. Die im Süden begonnene Ernte des Wintergetreides ist eine kaum mittelmäßige, und das Sommer⸗ getreide mißräth dem Anschein nach allenthalben; aus Charkow wird das Eintreten von Regen gemeldet.
Gewerbe und Handel.
Der Einlösungs⸗Cours für die in Berlin in Silber zahl⸗ baren Seöe Coupons ist auf 163 ℳ für 100 Fl. herabgesetzt worden.
Bremen, 20. Juli. (W. T. B.) In der heutigen General⸗ versammlung des Norddeutschen Lloyd wurde der Antrag des Verwaltungsraths auf Erhöhung der früher bewilligten Geldmittel von 15 auf 20 Millionen Mark einstimmig angenommen; alle anderen, auf der Tagesordnung stehenden Anträge wurden ebenfalls genehmigt.
Bradford, 20. Juli. (W. T. B.) Wolle Tendenz zu Gunsten der Käufer, Garne eher belebter, Stoffe geschäftslos. Alexandria, 20. Juli (W. T. B.) In Folge der heutigen Ueberführung des Zollamts nach dem Quai werden von morgen ab alle importirten Güter einem Quaizoll von ½ % unter⸗ worfen. Die Schiffahrtsgesellschaften haben gegen die Erhebung des Zolles einen energischen Protest eingelegt.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 20. Juli. (W. T. B.) Der Postdampfer „Frisia' der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Vor⸗ mittag in Plymouth eingetroffen.
Triest, 20. Juli. (W. T. B.) Der Llopddampfer ⸗„Venus“ ist gestern Nachmittag mit der ostindischen Post aus Alexandria hier eingetroffen.
Berlin, 21. Juli 1885.
Amtliche Berichte aus den Königlichen Kunstsammlungen.
(Aus dem Jahrbuch der Königlich preußischen Kunstsammlungen (Berlin, G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung). Dasselbe erscheint vierteljährlich zum Preise von 30 ℳ für den Jahrgang.)
ͤa“ 1. Januar — 31. März 1885. (Schluß.) F. Aegyptische Abtheilung . haben in dem verflossenen Quartale nicht stattgefunden. Zum Geschenk erhielt die Sammlung drei kleine Proben moderner Fälschung von Herrn Dr. Paul Wolters; sie sind durch das ver⸗ wendete Material von Interesse.
Während der letzten Wochen, in denen der Unterzeichnete die Ehre hatte, die Sammlung zu leiten, wurde mit den Restaurations⸗ arbeiten bei einer Anzahl von Holzsärgen begonnen. Es steht zu hoffen, daß im Verfolg derselben einige werthvolle Stücke, die bisher magazinirt waren, zur Aufstellung in den Sammlungsräumen geeignet werden.
Erman.
G. Sammlung des Kunstgewerbe⸗Museums.
In der Zeit vom 1. Januar bis 30. März 1885 wurden unter Anderem erworben: 2 8
Geschenk Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Kronprinzessin:
Kasel von Goldbrokat. Spanien XVII. Jahrh.
Geschenk des Domprobstes Dr. Kayser in Breslau: 1
Kasel aus Seidenstoff mit phantastischen Thierfiguren. Siziliani⸗ sches Gewebe XII. bis XIII. Jahrh.
Altarbehang: Stickerei mit Ornament und Figuren. deutschland XVI. Jahch.
Verschiedene Kaseln und Theile kirchlichen Ornats. XVI. Jabrh. 1
Geschenk des Herrn A. von Beckerath, Berlin:
Großer Knüpfteppich. Orient XVI.—XVII. Jahrh.
Verschiedene Drechslerarbeiten, Büchsen, Schüsselständer. Italien XVI. Jahrh. b 1
Flaschenkürbis mit gravirten Darstellungen. Florenz XV. Jahrh.
Fayencegeräthe. Italien und Holland XVII. Jahrh.
Schüssel, chinesisches Porzellan.
Geschenk der Frau Kommerzien⸗Rath Kahlbaum aus dem Nach⸗ lasse des Hrn. Kommerzien⸗Rath Kahlbaum, Berlin:
Bekrönung des Verkaufstisches einer Apotheke. Großes Pracht⸗ stöck aus Schmiedeeisen. Süddeutschland Anfang XVIII. Jahrh.
Dintenfaß Bronze. Venedig XVI. Jahrh.
Bucheinband. Durchbrochenes Eisen. Deutschland XVIII. Jahrb.
Neun japanische Bronzen. Kupferarbeiten, tauschirte arbeiten, zumeift ältere Stücke. Darunter: Modell eines Tempels auf einem Karren von einem Elephanten gezogen. zwei große Räucherbecken u. A.
Möbel — Holz. 1
Mit Schnitzerei und Einlagen.
Bekanntes Stück aus Nürnberg XVI.
Nieder⸗
XV. bis
Großer Schrank, vierthürig. Niederdeutschland Ende XVI. Jahrh
Schrank. Einthürig mit Schubladen. der Sammlung des Prof. Bergau in Nürnberg. Jahrh.
Tabackraspel. Holz b böööö XVIII. Jahrh.
etall.
Anhänger, ovales Medaillon, der Rand Gold mit Email und kleinen Türkisen. Deutschland Ende XVI. Jahrh.
Leuchter, Bronzeguß. Mit Figur eines vollständig bewaffneten Reiters. Deutschland XII Jahrh.
Gürtelschließe. Eisen mit Silber tauschirt. Aus einem fränki⸗ schen Gräberfelde bei Andernach. VII. — VIII. Jahrh. G
Galvanische Nachbildungen von Vollgold & Sohn in Berlin, in genauester Wiederholung des Originals, zum Theil durch Hand⸗ arbeit, für das Museum gefertigt: 1
a. Hostienlöffel mit Figur der Maria. Silber mit Halb⸗Edel⸗ steinen. Original im Privatbesitz in Westfalen. Deutschland
7. Jahrh. 8 5 hiczendmahlskelch Silber, vergoldet. Original in der Katharinenkirche zu Osnabrück. Deutschland XII.—XIII. Jahrh.
c. Gabel, Silber, vergoldet, mit Griff von Achat. Original im Privatbesitz zu Berlin. XVI. Jahrh.
Kunstgüsse nach lebenden Pflanzen ꝛc., von Professor Toberenz nach eigenem Verfahren hergestellt. Ueberwiesen von der Königlichen Staatsregierung. b
bööö1 Messing. Nachguß des im Kraftshoff zu Nürnberg befindlichen Originals. Ende XV. Jahrh.
Textilarbeiten.
Kleidungsstücke aus dem Ende des XVIII. und Anfang des XIX. Jahrh. (Geschenk des Hrn. Ingenieurs Holberg in Stettin).
Seidenstoff, japanisch. (Geschenk Ihrer Erzellenz der Frau Aoki durch den Staats⸗Minister Dr. von Goßler). 8
Goldbrokat, Theile einer großen Prachtdecke. Persien XVI.
Jahrh. Verschiedenes. 1 Japanische Korbflechtereien, Sammlung von 56 Stücken älterer Arbeiten. — Japanische Fenstergitter, Sammlung von 36 Platten verschiedener Musterung. Japanisches Strohmosaik, Sammlung von 10 Platten mit zahl⸗ reichen Mustern. b deutsche und französische Arbeiten XVIII. Jahrh. Lessing. II. Königliche National⸗Galerie. Während der Zeit vom 1. Januar bis 30. April 1885 sind als
Zuwachs der Sammlungen zu verzeichnen:
A. Oelgemälde. b 8 Gustav Richter. Bildniß des Generals der Infanterie Grafen von
Blumenthal, angekauft nach Bestellung (unvollendet vom Künstler interlassen). 1 Bildniß des Geheimen Hofraths Prof. Wil⸗ helm Weber (Göttingen), angekauft nach Bestellung.
Gabriel Max. Jesus heilt ein krankes Kind.
Gesammtaufwand 34 000 ℳ
erner wurden erworben: 8 — — Sammlung von Aufzeichnungen über die Geschichte der Lithographie sowie seltene Drucke (zur Vervollständigung der
Dorgerlohschen Sammlung). Aufwand 305 ℳ
Ems bis zum 14. Juli 1b
In den Monaten März und April fand die 20. Sonder⸗Aus⸗ stellung statt, welche Werke des Kupferstechers Lüderitz († 13. Februar 1884) und den Nachlaß Ludwig Burgers († 22. Oktober 1884) um⸗ faßte. Jordan.
Dresden, 20 Juli. (W. T. B.) VI. Deutsches Turn⸗ fest. An dem heutigen Banket in der Festhalle nahmen gegen 3000 Personen Theil. Das Ehrenmitglied des Turnerbundes, Georgii aus Eßlingen, brachte den mit Begeisterung aufgenommenen Toast auf Se. Majestät den Kaiser und auf Se. Majestät den König von Sachsen aus. Weitere Trinksprüche galten dem Vaterlande, der Turnerschaft und den Ehrengästen. An Se. Majestät den Kaiser und an den König von Sachsen wurden Huldigungs⸗ telegramme abgesendet.
Rouen, 20. Juli. (W. T. B.) Heute Nachmittag brach in der Rue d'Amiens eine Feuersbrunst aus, welche noch fortdauert. 6 Gebäude, darunter mehrere, die ihres Alters wegen bemerkenswerth waren, sind bereits zerstört. Menschenleben sind bisher nicht zu be⸗ klagen.
Krolls Theater. Hr. Adolf Robinson tritt morgen (Mittwoch) noch einmal als Renato in Verodi’'s „Maskenball“ auf. Das Gastspiel der Fr. Katharina Klafsky neigt seinem Schlusse zu. Die Sängerin tritt nur noch zwei Mal auf und zwar zum vorletzten Male am Freitag als Donna Anna im „Don Juan“. Dagegen stehen im Monat August einige interessante neue Gastspiele bevor, zunächst das von Mrs. Ella Russel aus Turin; außerdem beginnt demnächst auch das Gastspiel des Heldentenors vom National⸗ Theater in Pest, Hrn. Perotti. Am Donnerstag wird der „Trompeter von Säkkingen“ wiederholt.
Das 3. Sommernachtsfest in dem festlich erleuchteten Flora⸗Etablissement zu Charlottenburg findet am Sonnabend, den 25. d. M, statt. Das Tripelconcert beginnt um 8 Uhr, der Ball um 11 Uhr. Die Pferdebahn nach Berlin bleibt bis zum Schluß des Festes (3 Uhr) in Betrieb.
Bäder⸗Statistik.
Personen
Aachen (seit dem 1. Jan.) bis zum 13. Juli (Fremde und o %% . 15 067 Baden⸗Baden bis zum 17. Juli (Fremde und Kurgäste) . .23 729 Ir“ 150 Burtscheid bis zum 15 Juli (Kur⸗ u. Badegäfte) . .850 Carlsruh (Schlesien) bis zum 10 Juli (65 Nrn.) . . 147 Gster bbh um 8. Juli (Vadegatt) 2 888 Cudowa bis zum 8 Juli (nebst 266 Erholungsgästen und Durchreisenden; Kurgäste) “ 579 bö111ö1ööööö5;
Elster bis zum 15. Juli (nebst 319 Durchreisenden; 1712 Kurparteien) äI1II1X.—“*“*“; 8 814
Friedrichroda bis zum 7. Juli (Badeg ööb58568690 Goczalkowitz bis zum 6. Juli (nebst 26 Durchreis.; Kurgäste) 309 Greisswald bis zum 15. Sli(125 INI5 134 Großmöllen u. Umgegend bis zum 14. Juli (Badegäste) . . 670 Hamm bis zum 8. Juli (70 ständige u. 350 vorübergehend Fvsrnhs bthadith Iim anren). ...690 Helgoland bis zum 14. Juli 1 067 Wb 88 16666 Königsborn bis zum 6. Juli (nebst 374 vorübergehend an⸗ wesenden Kurgästen, ständige Kurgästee) .531. Königsdorff⸗Jastrzemb bis zum 7. Juli (nebst 169 Durch⸗ bb““; 8 248 Kreuznach*) bis zum 17. Juli (Nrn. der Kurfremden). 3 177 Lippspringe bis zum 19. Juli (Fremde 1920, Kurgäste) 1 764 ödbb-bböböbb-.—”“] Münster am Stein bis zum 17. Juli (Kurfremde, Nrn.). 985 Nauhetn bis um b11 2 818 vö˙-——1—161626868682— Deynhausen bis zum 17. Juli (nebst 3053 Durchreisenden; l111161666““ Petersthal bis zum 12. Juli (einschl. der Durchreisenden).. 293 Polzin bis zum 12. Juli (Badegäste) vX1X1MIIX“X¾“ Reichenhall bis zum 19. Jult (nebst 1928 Passantenparteien; 16116161616166 Reinerz bis zum 18 Juli (nebst 1144 Erholungsgästen und 116161616161611“ Rügenwaldermünde bis zum 14. Juli (Badegäste). .280 Salzbrunn bis Mitte Juli (nebst sonst. 1272 Fremden, Kurg.) 2 601 Schandau bis zum 14. Juli (656 Parteien) . ö Schlangenbad bis zum 14. Juli 1“ 908 Schwalbach bis zum 14. Juli 2 143 J JJ17777522 Stolpmünde bis zum 15. Juli (Badegäste) 6950 Sulza bis zum 13. Juli (Kurgäste). bö Teinach (württemb. Schwarzwald) bis zum 19. Juli . . . 854 Teplitz⸗Schönau bis zum 14. Juli (Kurparteien) .9 100 Warmbad bei Wolkenstein bis zum 16. Juli (244 Parteien) 386 Weißer Hirsch mit Oberloschwitz (klimatischer Kurort) bis c 1 088 Westerland u. Wenningstedt auf Sylt b. z. 14. Juli (einschl. k1414442a22ʒ bCC117161616188 Wiesenbad (bei Annaberg) bis zum 18. Juli (109 Parteien) 389 Wildungen bis zum 15. Juli (1287 Nrn.) . . . 1 645
In Weilbach waren bis Mitte Juli 78, im Seebade Wieck bis zum 15. Juli 63 Personen (27 Nrn.) angekommen. “
*) Voigtländers Bad Kreuznach, Münster am Stein und das Nahethal. Führer für Besucher des Nahethals. Mit 2 Karten und Plänen. — Engelmann, C, Kreuznach, seine Heil⸗ quellen und deren Anwendung. — Plan von Kreuznach und Münster a. St. — Album von Kreuznach. 12 Lithographien.
Soden am Taunus. Ein Rathgeber und Führer während des Kurgebrauche; Von Dr. med. Aug. Haupt, Arzt in Soden. Mit einer Karte der Umgegend, Ansichten von Soden und einem An⸗ hange, enthaltend sämmtliche Taren und Tarife sowie die landes⸗ polizeilichen Verordnungen. Würzburg, Adalb. Stubert. 1885. kl. 8. (176 S.)
Aus Wiesbaden schreibt uns die Städtische Kur⸗Direktion: Nach den amtlichen Berichten des Kaiserlichen Gesundheits⸗Amts, datirt vom 14. Juli, Nr. 2, nimmt Wiesbaden von allen deutschen Städten in der Woche vom 28. Juni bis 4. Juli eine der günstigsten Stellen ein. Es sind in dieser Woche 24,4 von tausend Einwohnern und aufs Jahr gerechnet, gestorben, gegen den bisberigen Durchschnitt 19,6 in den Jahren 1879 — 83. An gastrischen, nervösen Fiebern und Unterleibstyphus sind in dieser ganzen Woche lt. dieser amtlichen Liste in Summa zwei Personen gestorben. Dieselbe Woche verzeichnet Aachen mit 26,3, Augsburg 30,7, Berlin 35,6, Breslau 41,4, Chemnitz 38,7, Danzig 24,9, Dresden 24,5, Erfurt 30,2, Frankfurt a. Oder 24,6, Görlitz 27,0, Hamburg 24,6, Köln 34,6, Königsberg 44,2, Magdeburg 28,6, Mannheim 25,0, München 27,9, Münster 25,6, Posen 43,8, Pots⸗ dam 28,2, Stettin 30,6, Straßburg i. Elsaß 30,0 und Wies⸗ baden nur 24,4. — Diese amtlichen Zahlen sprechen für sich selbst; sie geben den Beweis, daß die Vorsicht der Behörden gegenüber sonst dahier ungewohnten Mehr⸗Erkrankungen, die fast sämmtlich als leichtere Gastricismen sich herausstellen, leider in einer bisher noch nicht dagewesenen Weise ausgebeutet worden ist. Vorsichtsmaßregeln sind lediglich ergriffen worden, wie dies jeder Fremdenort seinen Be⸗ suchern schuldig ist, und diese allein haben ein Gerücht herauf⸗ beschworen, welches von anderer Seite zur Schädigung unserer Stadt benutzt wurde.