1885 / 179 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Aug 1885 18:00:01 GMT) scan diff

nutz die

Bezeichnung des Zähl⸗ V

t gebliebenen Zählpapieren bis zu

zabltommiffior, betiehungsweis 9 fs Erledigung auftauchender b etwa „Heeaes Raclieferung von Zählpapieren wolle der Zähler

m 7. Dezember d. J. an Ortsbehörde, zurückzugeben. Zweifel, sowie wegen einer

seinen Auftrag wenden. III

Die Ortsbehörd

Muster einer ausgefüllten Kontrolliste. Konigreich Preußen.

Volkszählung am 1. Dezember

Kontrolliste

sich an die Zählkommission resp. an die Ortsbehörd

1885

für dm Zähler Herrn Martin

im Zählort

Stadt Wansen Landgemeinde Gutsbezirk

betreffend den Zählbezirk Nr. 2

Kreis Ohlau Kirchstraße Nr. 18 bis 32, nebst Hospital und Pfarrhaus

Raum für die nähere

bezirks.)

——

V

Laufende Nummer der

der

Zählbriefe.

aanderen Aufenthalte.

2.

Lage (nach Straße und Ortstheil)

Wohnung der Haushaltung, Bezeichnung der Gebäude und

Personen am Zählort

der Hausha ltungs⸗Vorstände (bezw. Beze ichnung der Anstalten), für welche Zählbrie fe ausgegeben wurden.

wohnhaft Haus⸗ 4 6

num⸗ mer.

3.

wohnhaft, aber vorüber⸗

anwesend

nicht

gehend

wohnhaft,

aber vorüber⸗

auswärts abwesend

gehend

w. 9.

8 8 88

18 Naugard

Kirchstraße, Wohnhaus

1u.“

Kempe 18

s

õ—

19 †Lehrmann

—19 Stache

20 —Kloster der barmherz. Schwestern

1) Zur Wohnung dienende oder bestimmte

21 †Armenhospital

Der Zählbezirk enthält:

Gebäude ꝛc.

c. Summe aller zur Wohnung dienenden

2

3)

Wohnhäuser: a. bewohnte

5. unbewohnte .. andere bewohnte Baulichkeiten:

a. hauptsächlich oder gewöhnlich nicht Gebäude

zu Wohnzwecken dienende

5. sonstige Baulichkeiten: aa. feststehende (Hütten, buden, Zelte ꝛc.)

bb. bewegliche Flöße ꝛc.)

oder bestimmten Gebäude ꝛc. Haushaltungen: a.

gewöhnliche Haushaltungen von 2 und

mehr Personen . . . einzeln /ööö.

d. Summe aller Haushaltungen

Bevölkerung und zwar: Ortsanwesende (Spalten

ölkerung befinden sich: *) evangelische Personen römisch⸗⸗katholische sonst christliche israelitische Personen anderen unbekannten

nisses.

Bretter⸗

(Wagen, Schiffe,

lebende selbständige Personen —z

2 m. 4 bis 7) 85

Wohnbevölkerung (Sp. 4, 5, 8, 9) Unter der ortsanwesenden Be⸗-

Bekennt⸗

und am 6ten Dezember 1885 abgeschlossen.

Diese Kontrolliste ist von uns geprüft und

den 8ten Dezember 1885.

8

40

*8

Unterschrift der Ortsbehörde w. ooder der Zählkommission .“ 130

*) Die folgenden

nehmen, jedoch nur auf Anordnung Eremplar der Zähler⸗Kontrolliste einzutragen. bedarf dieser Angaben nicht.

Summe

' die Stadt

die Landgemeinde Telgte

Ortsliste

Martin

richtig

Diese Kontrolliste habe ich der gegebenen Anleitung gemäß ausgefüllt

Die Ortsbehörde.

befundes

Angaben sind aus den Zählkarten A oder B zu ent⸗ der Gemeindebehörde in das dieser verbleibende Das Königliche Statistische

worden. 1

Bureau

Minister für Landwirthschaft, Lucius, aus der Rheinprovinz.

General⸗Auditeur der Armee,

Angekommen: Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Domänen und Forsten, Dr.

der Wirkliche Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath,

Abgereist: Ittenbach, nach der Schweiz.

Wildes vom 26. Februar 1870 (Ges.⸗S. §. 107 des Gesetzes über die Zuständigkeit der Verwaltungs⸗ und Verwaltungsgerichtsbehörden vom 1. August 1883 (Ges.S. S.

diesjährigen

Bekanntmachung.

Eröffnung der kleinen dhdtti .ß.

Auf Grund des §. 2 des Gesetzes über die Schonzeiten des S. 98) in Verbindung mit 5. 237) wird für ““ Potsdam als Tag der Eröffnung der ag auf Rebhühner Montag der 24. August, auf Hasen Montag der 14. September hierdurch festgesetzt. 8 1“ Die Jagd auf Auer⸗, Birk.⸗, Fasanenhennen, Haselwild und Wachteln hat dagegen bis zu dem gesetzlichen Eröffnungstermin (1. September) zu ruhen. . Potsdam, den 29. Juli 1885. öö“ Namens des Bezirksausschusses. Der Vorsitzende: 8 von Neefe.

Kichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. August. Se. Majestät der Kaiser und König machten, wie „W. T. B.“ aus Gastein meldet, gestern Morgen in Begleitung des Oberst⸗Lieutenants von Plessen eine Promenade und wohnten sodann dem in der evangelischen Kirche von dem Ober⸗Hofprediger D. Kögel ab⸗ gehaltenen Gottesdienst bei. 8

Nach dem Gottesdienst empfingen Se. Majestät den am Sonnabend in Gastein eingetroffenen Kriegs⸗Minister, General⸗ Lieutenant Bronsart von Schellendorff, zum Vortrage. Zum Diner hatten der Kriegs⸗Minister umnt seinem Adjutanten, Freiherrn von Egloffstein, und der Ober⸗Hof⸗ prediger D. Kögel Einladungen erhalten. Am Abend wohnten Se. Majestät einer Soirée bei der Gräfin Lehndorff bei. Auf der heutigen Morgenpromenade begrüßten Aller⸗ höchstdieselben den gestern Abend eingetroffenen russischen Militärbevollmächtigten Fürsten Dolgoruki, welcher Se. Ma⸗ jestät auf dem Spaziergange begleitete und nebst dem Kriegs⸗

Minister zur heutigen Tafel geladen ist.

Die Friedrich⸗Wilhelms⸗ Universität beging das 75 jährige Jubiläum der Hochschule am heutigen Geburts⸗ tage ihres Königlichen Stifters in besonders feierlicher Weise. Der große Festzug der Studirenden hatte heute Vor⸗ mittag die Linden und den Lustgarten mit einer nach vielen Tausenden zählenden Menge gefüllt. Die Studirenden, etwa 2000 an der Zahl, darunter 41. Vereine und Korporationen mit über 50 Fahnen und Bannern, ordneten sich auf dem Königsplatz. Der Ausschuß mit dem Banner der Universität und den vier Fakultätsfahnen eröffnete denselben. Hinter dem Ausschuß schritten die Ehrengäste, unter ihnen Vertreter der Stu⸗ dentenschaft Marburgs und Jenas. Kurz vor 10 ½ Uhr setzte sich der imposante, farbenprächtige Zug in Bewegung und marschirte durch die Friedensallee, durch das Brandenburger Thor und die Linden hinab bis zum Lustgarten, wo stud. jur. von Winterfeld einen mächtigen, mit Rosen durchflochtenen Lorbeer⸗ kranz, der die Inschrift trug: „Dem Gedächtniß des König⸗ lichen Stifters ihrer Hochschule die Berliner Studentenschaft, 3. August 1885“ am Denkmal des Königs Friedrich Wilhelm III. niederlegte. Während der Ausschuß mit dem Banner der Universität und den vier Fakultätsfahnen die Stufen zum Denkmal hinaufstieg und vor demselben Auf⸗ stellung nahm, marschirte der Festzug unter patriotischen Klängen um das Standbild herum. Nachdem der Ausschuß wieder in den Zug eingetreten war, bewegte sich derselhe über die Schloßbrücke nach dem Opernplatz zurück. Die Aufstellung auf dem Opernplatz vollzog sich in drei Halb⸗ kreisen. Die Gäste traten vor die am Portal der Universität errichtete Rednertribüne, während die drei Musikcorps zu einer einzigen großen Kapelle sich vereinigten, die mit impo⸗ santer Tonfülle den Choral „Nun danket alle Gott“ intonirte. Als die feierlichen Klänge verhallt waren, nahm stud. jur. von Winterfeld das Wort zur Festrede. Der Redner lenkte die Fest

für ' den Gutsbezirk im Kreise Münster

Nummer der Zähl

—ö—

Name und g hische

Wohnplätze.

Bezeichnung der zum Gemeindebezirke gehörigen

Zahl der vorhandenen

gewöhn⸗ Anstalten lichen für und gemein⸗ Einzeln⸗ samen Haus⸗ Auf⸗ haltungen. enthalt.

bewohnten ube sonstigen wohnten Wohn⸗

116“”“ Wohnhäuser.

Ortsanwesende Bevölkerung

männliche Personen.

weibliche Personen.

2.

3 6.

0

8.

9.

Beauerschaft Raestrup

142

117

43 ö 27 b]

76

Summe 1 u. 2 L 72

Beauerschaft Berdel

30 31

Bauerschaft Schwienhorst

30 1 30

Bauerschaft Verth

218

E“

200 119

111

140

139

Blicke der Festversammlung auf die Denkmäler König Friedrich Wilhelms III. und der Helden aus dem Befreiungskriege und knüpfte daran einen historischen Rückblick auf die Zeit der Stiftung der Universität. Er schil⸗ derte, wie die Begeisterung für die Befreiung des Vaterlandes durch die Studentenschaft hinausgetragen worden in das deutsche Volk, erinnerte an die denkwürdigen Worte des Königs aus trüben Tagen, daß der Geist die Schwäche des Körpers überwinden müsse, und erneuerte mit feierlich erhobener Stimme das Gelübde der Treue. „Unsere Universität“, so fuhr er dann fort, „ist in der That das Denkmal einer ruhmreichen Zeit, eines wahren Patriotismus, sie ist zugleich das Denkmal eines hochgesinnten Fürsten, das unvergänglicher ist, als Stein und Erz.“

32

98 V

V

Pe.

Summe 5 u. 6 74

225

Hauptsumme

den 20. Dezember 1885.

Die Zählungskommission (Ortsbehörde). (Unterschrift:) Jahn.

(Schluß folgt.)

Er erinnerte sodann an den geistigen Vater der Universität, an Wilhelm von Humboldt, und an das geistige Band, das Deutsch⸗ land umschlossen und das die Voraussetzung gewesen sei für die spätere politische Einigung. Gerade aber diese stolze Vergan⸗ genheit lege erhöhte Pflichten für die Gegenwart auf. „So laßt uns denn heute“, schloß der Festredner, „in dieser Feier⸗ stunde das Versprechen ablegen, den Geist zu wahren, wie er einst von dem Stifter unserer Alma mater ihr eingepflanzt: Treue unserm Kaiser, Treue dem Vaterland, Treue zu der Pflege der Wissenschaften und dem wahren Idealismus. Dieser Geist bleibe an unserer Universität lebendig und mächtig bis in die fernste Zukunft; sie selbst aber, die Alma mater Bero- linensis, lebe hoch!“ Begeistert stimmte die Festversammlung ein, während die Musik Beethovens: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ intonirte, womit die studentische Feier schloß.

Die Feier in der Aula der Universität nahm um 12 Uhr ihren Anfang. Der ehrwürdige, mit den Büsten der Geistes⸗ heroen der Berliner Hochschule geschmückte Raum war von einer festlichen Versammlung erfüllt. Auf den Plätzen der

Ehrengäste wohnten der Feier bei: der Staats⸗Minister Dr. von

1u ““

Scholz, der Unter⸗Staatssekretär Lucanus mit mehreren Räthen des Ministeriums der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten, der General⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungs⸗ wesens, General von Strubberg, der Kommandant von Berlin, General⸗Major von Spangenberg, der Direktor der militärärztlichen Bildungsanstalten, General⸗Arzt Dr. Schubert u. A. Der Ausschuß der Studirenden war in corpore versammelt; auch viele von Denen, die in den ersten Semestern des Bestehens der Universität angehört hatten, waren erschienen. Unter dem Gesange des 67. Psalmes be⸗ trat der akademische Senat mit dem Rektor an der Spitze den Saal. Nachdem der Gesang beendet war, betrat der Rektor, Professor Dr. Dernburg, die Tribüne und hielt nachstehende Festrede: 1

Jahr für Jahr führt die Wiederkehr des Geburtstages des Stifters unserer Universität den Blick zurück in die ersten Dezennien unseres Jahrhunderts. Es ist die Morgenröthe des jungen Deutsch⸗ lands, die anbricht. Die Heroen der Literatur schaffen unvergängliche Meisterwerke zur Bereicherung des Gedankenkreises, zur Erhöhung der Freude der Nation. Die Philosophie klärt und stählt die Geister, und die lieblichste der Künste erfüllt die Sinne mit Wollust. Ein jugendliches Königspaar, rein und edel, nimmt den Thron des großen norddeutschen Staates ein, und dieser selbst tritt in eine neue Evpoche seiner verfassungsmäßigen Entwicklung. Gerade Friedrich Wilbelm IlI. war durch Temperament und Charakter zu einem verfassungsmäßigen Regimente berufen. Zu einem gemäßigten Regimente hatten ihn die staatsrechtlichen Lehren seines Lehrers Suarez vorbereitet, dessen Verhältniß zu Friedrich Wilhelm III. wir beute vorzugsweise ins Auge fassen wollen, um damit zugleich zu ver⸗ zuchen, den Uebergang des alten Preußens in die modernen Zustände zur Anschauung zu bringen; es handelte sich hierbei um nichts ge⸗ ringeres als um die Neugestaltung der Idee der Souveränetät, auf welcher das preußische Staatswesen beruhte. Eine Be⸗ merkung über das Verhältniß der Wissenschaften zum modernen Staat möge einleitend gestattet sein.

Im Alterthum bildeten sich die Staaten naturwüchsig; nicht vor⸗ schauende Gedankenarbeit gestaltete ihre Verfassung, sie entfaltete sich nach Bedürfniß und Leidenschaft der Menge, nach Einsicht und Ehrgeiz; großer Staatsmänner. Hier war volle Einheit des Denkens und

andelns. Wie anders in der Neuzeit. An der Wiege der modernen Staaten stehen die Wissenschaften von Staat und Recht und sie spinnen ihnen dauernd das Schicksal. Die Tbheorie entwirft den Plan, welchen die Kunst der Staatsmänner verwirklicht. Dies gilt vorwiegend auch vom preußischen Staate, der nicht eine Natureinheit, sondern eine Schöpfung der Intelligenz und der That⸗ kraft ist. Als im 16. Jahrhundert der Franzose Johann Bodinus die Lehre von der Souveränetät aufstellte, vollzog sich ein Ereigniß von welthistorischer Bedeutung. Dem mittelalterlichen Staat trat der moderne entgegen. Für den Aufbau des preußischen Staats gab die Theorie des Bodinus die eisernen Klammern. Ge⸗ schichte und Stammesart schieden die Bewohner, nicht minder Recht und Verfassung; gemeinsam war nur das Herrscherhaus. Unmöglich wäre es gewesen, aus solchem Material ein Reich zu bilden, wenn die Staatswissenschaften nicht den Weg dazu gewiesen hätten. Sie gaben den Hohenzollern zum Angebinde Begriff und Schlagwort der Souveränetät. Doch nicht blos um die Einheit des Staats handelte es sich. Die aturrechtliche Schule wies dem Stäaate hobe Ziele as: Vernunft und Aufklärung, Nutzen und Glück der Unterthanen sollte er fördern. Dem allgemei⸗ nen Nutzen dienten in diesem Sinn die beiden gewaltigen Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. Beide bemühten sich, einen tüchtigen Beamtenstand zu schaffen, mit dem freilich Friedrich der Große am Ende seiner Regiernng gelegentlich des Prozesses um die Küstriner Erbpachtmühle in einen verhängnißvollen Konflikt gerieth. Aber gerade die Männer, welche durch die dem Prozeß folgende Kata⸗ strophe an die Spitze der Geschäfte gestellt wurden, Carmer und Suarez, sannen darauf, die Wiederholung ähnlicher Ereignisse unmöglich zu mache 1. 1791 wurde Suarez zum Lehrer des späteren Königs Friedrich Wilhelm III. berufen. Suarez war durchdrungen von den Gedanken der naturrecht⸗ lichen Schule. Unabhängigkeit der Justiz und Regierung nach Gesetz, Glück des Volkes und insbesondere des gemeinen Mannes, sparsame Finanz⸗Verwaltung und Erleichterung der Lasten des Volkes, das sind die Grundgedanken von Suarez. Sein Ideal war der volks⸗ freundliche monarchische Beamtenstaat. Der Repräsantativ⸗Verfassung war Suarez wenig hold, er wünschte nur berathende Stände. Die Dok⸗ trinen Suarezs sind das Programm der Regierung Friedrich WilhelmsIII. gewesen, an ihnen hat er in guten und schlimmen Tagen festgehalten. Und wenn sie in den ersten Jahren seiner Regierung nicht zur Reife kamen, wenn es dazu erst des furchtbaren Zusammenbruchs des Staats bedurfte, so lag dies vielleicht daran, daß das Geschick Suarez dem Könige zu früh entrissen hatte. Hat der König nach den Schicksals⸗ schlägen, die ihn trafen, seine volle Lebensfreude auch nie wieder⸗ gewonnen, an den Idealen seiner Jugend hat er stets festgehalten.

Das lauteste Zeugniß für den tiefen Sinn und die fromme Zuversicht des Königs bildet aber die Stiftung der Universität Berlin. In der glücklichen Zeit des Anfangs seiner Regierung wurde der Plan ge⸗ faßt und vielfach erwogen, ohne eine greifbare Gestalt zu ge⸗ winnen. Was aber als Schmuck und Zierde der Haupt⸗ stadt gedacht war, erschien in den Tagen des ÜUnheils geradezu eine Nothwendigkeit. „Durch den Geist, so sprach der König, muß der Staat ersetzen, was ihm an physischen Machtmitteln genommen; vüen. soll die Stiftung dieser Universität eine der ersten Sorgen bei der Reorganisation des Staats sein. So trat die Universität vor 75 Jahren ins Leben, ohne Prunk, ohne Festschmuck, aber die tiefsten Denker, die tüchtigsten Gelehrten in ihrem Dienst vereinend. Die Universität Berlin darf es von sich sagen, daß sie nicht unwürdig ihres Stifters gewesen. Im Vorhofe des Fürstenschlosses, welches die Libe⸗ ralität des Stifters der Universität überwies, steht das Standbild Wilhelm von Humboldts, der die erste Einrichtung der Hochschule in großem Sinn leitete, aber vergebens sucht der Blick das Bild des Königs, der für diese Universität das „Werde“ sproch. Hoffen wir, daß in nicht ferner Zeit auch sein Marmorbild hier erstehe in der Mitte des Vorhofes unseres Gebäudes. Und wenn dann die Bild⸗ nisse der großen Männer der Wissenschaft, die seinem Dienste lebten, die Basreliefs schmücken, dann wird zu seinen Füßen auch Suarez nicht fehlen,— Kein Platz könnte seinen Manen erwünschter sein.

Mit / dem Gesange „Lobe den Herrn“, von dem Aka⸗ demischen Gesangverein vorgetragen, endete die Feier.

Wegen Verleitung zum Meine ide, welche unter die besondere Strafbestimmung des §. 160 Str.⸗G.⸗B. fällt, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Straf⸗ senats, vom 5. Juni d. J., nur Derjenige zu bestrafen, welchem es gelungen ist, die wirkliche Leistung des falschen Eides zu bewirken; ist es aber zur Ableistung des falschen Eides nicht gekommen, so kann nur von einer versuchten Ver⸗ leitung zum Meineide (§. 160 Abs. 2) die Rede sein.

Telegraphen⸗Kongreß werden als Bevollmächtigte fungiren: für Oesterreich⸗Ungarn: Hof⸗ rath Baron Brunner von Wattenwyl, General⸗Telegraphen⸗ Direktor Baron Koller von Granzow und die Sektions⸗Räthe Wolschitz und Mockvy; für Rußland: der Chef des Kaiser⸗ lichen Telegraphenwesens, General von Besack, der Brigade⸗ General Ussof und der Staatsrath von Rossi; für Groß⸗ britannien: die Mitglieder des General Post Office: Patey, Fischer und Benton; für Frankreich: Ober⸗Telegraphen⸗ Direktor Fribourg und die Räthe Lorin und Brunet; für Italien: General⸗Telegraphen⸗ Direktor d'Amico; für Spanien: General⸗Telegraphen⸗Direktor Aquilino Herce und Direktor Coromina y Marcellan.

G1“

Bis jetzt sind 82 Bevollmächtigte angemeldet, darunter von außereuropäischen Staaten: Brasilien, Ostindien, Javan, Persien, Niederländisch⸗Indien, Egypten, Siam, Süd⸗

ustralien, Neu⸗Süd⸗Wales, Neu⸗Seeland, Tasmanien; ferner von Kabel⸗Gesellschaften; die Bevollmächtigten der Anglo⸗American, der Submarine, der Indo⸗European, der Great Northern, der Vereinigten Deutschen, der Eastern Extension Australia and China, der Compagnie fransaise, der Direct United, des Schwarzen Meeres, der Brasilianischen Submarine, der Eastern and South Africa, der Direct Spanish, der West India and Panama, endlich der Western and Brazilian Kabel⸗Compagnie. Es finden sich darunter die größten Auto⸗ ritäten auf diesem Gebiete, u. A.: Werner Siemens, Sir James Anderson, Mr. John Pender, Sir Julian Goldsmid,

Mr. Jules Despecher, Kapitän Suenson und Andere.

Der Kaiserliche Botschafter am Königlich groß⸗ britannischen Hofe, Graf zu Münster, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von London fungirt der Botschafts⸗Rath Freiherr

von Plessen als interimistischer Geschäftsträger.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich würt⸗ tembergische Wirkliche Direktor von Schmid ist von Berlin abgereist.

Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, ist vom Urlaub aus Süddeutsch⸗ land zurückgekehrt.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold, Second⸗Lieutenant im 1. Garde⸗Regiment zu Fuß, ist zum Premier⸗Lieutenant befördert worden.

Der Direktor des Königlich preußischen Statistischen Bureaus, Geheime Regierungs⸗Rath Blenck, ist mit sechs⸗ wöchigem Urlaub nach Tyrol gereist.

Sachsen. Dresden, 3. August. (W. T. B.) Der König und die Königin sind heute früh in strengstem Incognito auf einige Tage nach der Insel Rügen abgereist.

Tachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 1. August. (Weim. Ztg.) Das heute früh ausgegebene Bulletin über das Befinden Ihrer Hoheit der Prinzessin Elisabeth lautet:

„Weiterer günstiger Fortgang der Wiedergenesung.

Dr. Pfeiffer.“

Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 18. Juli. (Weim. Ztg.) Die Landessynode des Herzog⸗ thums ist auf Sonntag, den 9. August d. J., hierher ein⸗ berufen worden. .“

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 1. August. (Presse.) Die czechischen Forderungen in der Bankfrage er⸗ fahren in denjenigen Punkten, welche eine Aenderung der Bankverfassung selbst anstreben, überall die rückhaltloseste Zurückweisung. Das ungarische Regierungsblatt, der „Nemzet“, widmet heute dem Gegenstande einen zweiten Artikel, in welchem er sich nicht minder entschieden gegen die von der Prager Handelskammer aufgestellten Forderungen aus⸗ spricht. Es sei begreiflich, meint das Blatt, daß die Czechen ihre Forderungen im Reichsrath. geltend machen werden; doch sei nicht daran zu glauben, daß sich eine Majorität finden könne, welche sich derartige Pläne aneignen würde; und wenn selbst dies geschehen sollte, dann müßte man noch mit der Thatsache rechnen, daß Ungarn nicht geneigt sein könne, zur Ausführung von Plänen hülfreiche Hand zu bieten, welche den dualistischen Cha⸗ rakter der Bank vernichten. In Uebereinstimmung mit den dies⸗ bezüglichen Ausführungen im heutigen Morgenblatt der „Presse“ erklärt „Nemzet“, daß die Forderung der Delegirung eines Mitgliedes der czechischen Direktion in die Direktion der Wiener Hauptanstalt geradezu eine föderalistische Gestaltung des Bankinstituts bedeuten würde. Unter solchen Verhält⸗ nissen sei eine gedeihliche Bankverwaltung nicht möglich. Ebenso ablehnend verhält sich der „Pester Lloyd“, welcher die Forderungen der Prager Handelskammer als ausschließlich

politische bezeichnet.

Agram, 31. Juli. (Presse.) Ein Correspondent des „P. Naplo“ weist nach, daß der Kalkul der Staresevicsianer, welche glauben, den Landtags⸗Präsidenten durch eine mit der Unterschrift von zwanzig Abgeordneten versehene Aufforderung zur Einberufung des Landtages veranlassen zu können, grundfalsch sei. Bei der gegenwärtigen Sachlage handle es sich nicht um die Wiederaufnahme der vertagten Berathungen einer und derselben Session, sondern um die Eröffnung einer neuen Session, was zwei wesentlich verschiedene Dinge seien; nach der Hausordnung bestimme den Zeitpunkt der Eröffnung einer neuen Session der Präsident im Einvernehmen mit der Re⸗ gierung. Das Recht der zwanzig Abgeordneten aber beziehe sich nur auf die Wiederaufnahme vertagter Sitzungen.

Großbritannien und Irland. London, 2. August. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ aus Simla, vom heutigen Tage, meldet: Gutem Ver⸗ nehmen nach ist der Plan, ein verschanztes Lager im Pischin⸗Thale zu errichten, nicht einer plötzlich einge⸗ tretenen Veränderung in dem Stande der englisch⸗russischen Unterhandlungen zuzuschreiben; derselbe bildet vielmehr einen Theil des allgemeinen Planes zum Schutz der Grenze.

Ottawa (Canada), 1. August. (W. T. B.) Die Jury von Regina hatte gegen den Führer der canadischen Aufständischen, Louis Riel, das Schuldig aus⸗ gesprochen, denselben aber gleichzeitig der richterlichen Milde empfohlen, der Gerichtshof denselben jedoch zum Tode durch den Strang verurtheilt. Riel hat die Appellation angemeldet.

Frankreich. Paris, 25. Juli. Einige hiesige Zeitungen hatten neuerdings die Nachricht verbreitet, die Cholera sei auf französischem Boden aufgetreten, und zwar in Gigeau (Herault), wo 7 Fälle von Cholera, alle mit tödtlichem Aus⸗ gange, konstatirt worden seien. Diese Nachricht ist seitdem dementirt worden.

1. August. (W. T. B.) Die Regierung wird an die Deputirtenkammer den Antrag richten, noch vor dem Schluß der Session über die am 9. Juli eingebrachte Kreditforderung von 947 000 Frcs. für die Nieder⸗ lassungen am Golf von Guinea zu berathen.

Eine Depesche des Generals de Courcy meldet, daß zwei frühere, an dem Aufstande betheiligte an namitische Minister gefangen genommen worden seien und das Land sich mehr und mehr beruhige.

1. August, Abends. (W. T. B.) Die Deputirten⸗ kammer votirte heute die einzelnen Artikel der Kredit vorlage, betreffend die Herstellung eines Proviant depots in Obock, sowie das Protektorat Frankreichs über die Bai von Tadschurah. Die Abstimmung übe die Vorlage im Ganzen wurde vertagt, weil das Haus nich beschlußfähig war.

In der heutigen Sitzung der von den Delegirten der Schweiz, Italiens und Frankreichs die belgischerseits beantragte weitere Verlängerung der Münzkonvention vom Jahre 1878 abgelehnt, ebenso wurde ein Antrag der belgischen Delegirten abgelehnt der darauf abzielte, bei eintretender Aufhebung der Münz⸗Union die Liquidation zu erleichtern. Die belgischen Delegirten erklärten darauf, daß Belgien durch diese Entscheidung der Konferenz wahrscheinlich genöthigt sein werde, aus der Münz⸗ Union auszutreten. 8

Dem „Temps“ zufolge werden die Truppen in Tongking von der Dyssenterie und von bösartigen Fiebern stark heimgesucht. Im Monat Mai d. J. habe die Zahl der Todesfälle 161 betragen, während im vorigen Jahre in demselben Monate nur 41 Todesfälle vorgekommen seien, und während der ersten Hälfte des Monats Juni d. J. habe sich die Zahl der Todesfälle auf durchschnittlich 12 an jedem Tag gestellt. Der „Temps“ hält deshalb für unumgänglich noth wendig, daß die Truppen, die seit 18 Monaten in Tongking ständen, nach Frankreich zurückberufen würden.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 2. August. (W. T. B.) Das „Journal de St. Pétersbourg“ bemerkt über die Rede Lord Salisbury's im Mansion⸗ house: Lord Salisbury habe nicht immer eine solche Sprache geführt; es geschehe dies erst, seitdem er sich über die Stimmung Europas, über die russische Politik, über die Interessen des eigenen Landes und über die geeignetsten Mittel, dieselben zu schützen, habe unterrichten können. Der Wunsch, England in den Kreis der mit Rußland geschlossenen Alliancen aufgenom⸗ men zu sehen, scheine zu bezeugen, daß, wenn man jemals die Absicht in London gehabt habe, diese kontinentale Gemein⸗ schaft zum Nutzen Englands zu brechen, man jetzt darauf ver⸗ zichte und es für praktischer gehalten habe, sich dieser Gemein⸗ schaft anzuschließen, indem man sich ihrem Friedensprogramm und ihrer Uebereinstimmung anpasse.

Dänemark. Kopenhagen, 1. August. (W. T. B.) Bei einer vor Kurzem in Holstebro (Jütland) abgehaltenen politischen Versammlung wurde der anwesende Polizeimeister von einigen an der Versammlung theil⸗ nehmenden Mitgliedern der Linken des Folkethings mit Gewalt von der Rednertribüne entfernt; deshalb ist heute die strafrechtliche Verfolgung gegen den Präsidenten des Folkething sowie gegen zwei andere Mitglieder desselben angeordnet worden.

Münz⸗Konferenz wurde

8 Zeitungsstimmen.

Die „Staatsbürger⸗Zeitung“ schreibt:

Aunuch jetzt noch, nachdem sich mit Evidenz berausgestellt hat, daß alle Befürchtungen grundlos gewesen sind, greifen die Manchester⸗ männer und deren Journale die geringfügigsten Dinge auf, um daraus Kapital für ihr Lieblingsthema „die Schädlichkeit der Ver⸗ staatlichung der Eisenbahnen“ zu schlagen. Unterstützung hierbei finden sie bei unzufriedenen Beamten, welche sich in die „neue Stel⸗ lung“ als Staatsbeamte nicht recht zu finden wissen und sich in die „alte Stellung“ als Beamte der Privatgesellschaft zurücksehnen.

Wir zweifeln nun keinen Augenblick daran, daß bei Uebernahme der Privatbahnbeamten in den Staatsdienst einzelne Mißgriffe vor⸗ gekommen sind;... aber wir können auch auf der anderen Seite konstatiren, daß die große Mehrheit der Beamten sich in ihrer wärtigen Stellung weit wohler befindet, als in der früheren.

Namentlich ist dies inbetreff der Gehälter der Fall, die überall da, wo dies am meisten nothwendig erschien, nicht unerheblich aufge⸗ bessert sind. Allerdings zahlt der Staat keine Minister⸗ und darüber hinausgehende Gehälter für Eisenbahndirektoren, aber er nimmt darauf Bedacht, daß die Subalternbeamten und Unterbeamten mit den übrigen im Staatsdienst angestellten Beamten dieser Kategorien gleichgestellt werden. Der beste Beweis für die Richtigkeit dieser Be⸗ hauptung ergiebt sich aus der Thatsache, daß von 1881/82 bis 1885/86 der Betrag für die Gehälter der von den Privatbahnen übernom⸗ menen Beamten sich auf nicht weniger als 7 ¼ Millionen Mark mehr beziffert.

Von den durch die Erhöhung der Gehälter besser gestellten Beamten sprechen es die meisten unumwunden aus, daß die Privat⸗ gesellschaften noch in vielen Jahren, vielleicht sogar nie an solche Gehaltsverbesserungen gedacht haben würden...

Daß die Beamten unter der Staatsverwaltung mehr Arbeit haben, als früher, ist allerdings richtig, nrichtig aber ist es, wenn man von Ueberbürdungen spricht; Ausnahmen wird es ja immer geben, aber diese sind für die Beurtheilung der Angelegenheit nicht maßgebend, namentlich wenn es sich um eine so totale Umwälzung handelt, wie sie in Betreff der Eisenbahnverwaltung stattgefunden hat.

Daß die Staatsregierung auch der zahlreichen Eisenbahnarbeiter nicht vergißt, beweist die Thatsache, daß an Stelle der bisber in ein⸗ zelnen Eisenbahnverwaltungsbezirken bestehenden Pensionskassen vom 1. Oktober d. J. ab für das gesammte Arbeiterpersonal in den Werk⸗ stätten des ganzen Staatsbahnbereichs eine einheitliche, die Gewäh⸗ rung von Pensionen, Wittwen“⸗ und Waisengeld bezweckende Pensions⸗ kasse ins Leben gerufen wird und alle Vorbereitungen getroffen sind, um vom 1. April k. J. eine gleiche Kasse auch für das gesammte Betriebsarbeiterpersonal ins Leben zu rufen. Zu den Pensionskassen gewährt die Staatsbahnverwaltung einen Zuschuß in Höhe der Hälfte es Jahresbeitrages der gesammten Arbeiterbeiträge, zu welchem End in den Etat der Betrag von 200 000 eingestellt ist.

Zen

gegen⸗

Statistische Nachrichten. ausgegebene Juniheft der „Monatshefte Statistik des Deutschen Reichs“ (Jahrgang 1885) ent⸗ hält eine Uebersicht über die Spielkarten⸗Fabriken und den Verkehr mit Spielkarten im Deutschen Reich für das Etatsjahr 1884/85. Danach bestanden innerbhalb des Reichsgebiets im gedachten Jahre 61 Spielkarten⸗Fabriken, die gleiche Zahl wie im Vorjahre, und die Produktion derselben betrug 3 552 910 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 1 286 239 von mehr als 36 Blättern gegen 3 312 866 bezw. 1 225 998 Spiele im Vorjahr. Von den in den deutschen Kartenfabriken angefertigten Karten wurden 1884/85 zum Verbrauch im Inlande versteuert 3 291 944 bezw. 203 514 Spiele und aus dem Bundesgebiet ausgeführt 236 865 bezw. 1 074 943 Spiele. Einschließlich der aus dem Auslande eingegangenen und in den freien Verkehr getretenen Karten sind überhaupt zur Versteuerung, d. b. in den inländischen Verbrauch, gelangt 3 308 100 Spiele von 36 und weniger Blättern und 212 417 Spiele vo mehr als 36 Blättern gegen 3 172 981 bezw. 215 726 Spiele im Vorjahr. Bemerkenswerth ist die Thatsache, daß der Verbrauch von Kartenspielen mit mehr als 36 Blättern in Deutschland von Jahr zu Jahr zurückgebt. Derselbe hatte nämlich betragen 1879/80 278, 1880/81 252, 1881/82 244 und 1882/83 240 Tausend Spiele.