1885 / 200 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 27 Aug 1885 18:00:01 GMT) scan diff

Minister Dr. Freiherr von Lutz und Dr. von Fäustle, der Staats⸗Rath von Pfistermeister, der Ober⸗Konsistorial⸗ Präsident Dr. von Stählin, der bayerische Gesandte am preußischen Hofe, Graf von Lerchenfeld, und mehrere Beamte des Ministeriums. Der päpstliche Nuntius Msgr. di Pietro brachte in warmen Worten einen Toast auf Se. Majestät den König aus, woran sich ein Toast des Ministers Freiherrn von Crailsheim schloß: „aux Souverains et Chefs d'etat amis de Sa Majesté le Roi et représentés à Sa Cour.“

26. August. Die Königin Isabella von Spanien ist heute Nacht um 1 Uhr nach Paris abgereist.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 26. August. Die amtlichen „Mecklenburgischen Anzeigen“ veröffentlichen in der heutigen Nummer eine Bekanntmachung des Großherzog⸗ lichen Ministeriums, Abtheilung für geistliche Angelegenheiten, der zufolge nach Bestimmung des Großherzogs in Veran⸗ lassung der anhaltenden ungünstigen Witterung gestattet wird, „daß die Erntearbeiten an den nächsten beiden Sonn⸗ tagen, mithin am 30. d. M. und am 6. k. M., nach gänz⸗ lich beendigtem öffentlichen Gottesdienst verrichtet werden, jedoch so, daß damit erst eine Stunde nach Beendigung des Gottesdienstes begonnen werden darf, und nur mit Einwilli⸗ gung der Arbeiter“.

Hamburg, 26. August. (W. T. B.) Die Delegirten der Internationalen Telegraphen⸗Konferenz ver⸗ sammelten sich heute, Vormittags 10 Uhr, in der festlich ge⸗ schmückten Börse, wo sie von dem Senator Versmann begrüßt und zur Besichtigung der Stadt eingeladen wurden. Es erfolgte darauf eine Rundfahrt durch und um die Stadt, eine Besichtigung der Freihafenbauten, der Quaianlagen ꝛc. Sodann wurde eine Fahrt zu Wagen nach Uhlenhorst unternommen, wo man im Fährhause das Frühstück einnahm. Die Rückfahrt erfolgte mittels Dampfers über die Alster nach der Börse. Dort hielt der Vorsitzende der Handelskammer, Western, eine längere An⸗ sprache an die versammelte Kaufmannschaft, in welcher er die Verdienste des Staatssekretärs Dr. von Stephan um die Er⸗ leichterungen für den Handel und den Verkehr, sowie die großen Erfolge der Telegraphen⸗Konferenz für die Inter⸗ essen des Weltverkehrs hervorhob und zum Schluß ein drei⸗ maliges Hoch auf den Staatssekretär ausbrachte, welches sowohl von der Kaufmannschaft, als von den Mitgliedern der Telegraphen⸗Konferenz mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurde. Der Staatssekretär Dr. von Stephan dankte hierauf im Namen der Mitglieder der Konferenz, hob die Bedeutung Hamburgs für das deutsche Telegraphenwesen hervor und schloß mit einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, welches bei der etwa 6000 Personen zählenden Versammlung einen donnernden Widerhall fand. Für eine hierauf dem Staatssekretär Dr. von Stephan erneut dargebrachte persönliche Ovation dankte dieser durch wiederholtes Verneigen. Von der Börse aus begaben sich die Mitglieder der Telegraphen⸗ Konferenz zu Wagen nach dem Hafen und von dort zu Dampfer nach Blankenese, wo bei Sagebiel das Diner ein⸗ genommen wurde. Die Rückkehr nach Hamburg erfolgt heute Abend 8 ½ Uhr. Hierauf findet eine Beleuchtung des Alsterbassins und ein Feuerwerk statt. Die Binnenalster, die Stadt und der Hafen prangen in reichem Flaggen⸗ schmuck.

27. August. (W. T. B.) Die Delegirten der Inter⸗ nationalen Telegraphen⸗Konferenz sind heute früh 8 Uhr mittelst Extrazuges vom Dammthor⸗Bahnhofe aus nach Kiel abgereist. Das gestrige offizielle Diner in Blankenese ver⸗ lief äußerst glänzend. Bürgermeister Weber brachte das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus, Direktor Fribourg (Paris) toastete auf die Stadt Hamburg, Dr. Siemens auf die Damen, Bürgermeister Petersen auf die Mitglieder der Konferenz und der russische Delegirte, General Ussof, auf den Handel Hamburgs. Die Fahrt auf der Elbe, die Corsofahrt auf der Alster sowie die übrigen zu Ehren der Delegirten veranstalteten Festlichkeiten waren vom herrlichsten Wetter begünstigt.

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Oesterreich⸗Ungarn. Kremsier, 26. August. (W. T. B.) Die Kaiser Franz Josef und Alexander, der Kron⸗ prinz Rudolf und der Großfürst Wladimir begaben sich heute Vormittag im Jagdanzuge nach dem Fürstenwald, wo unter einem Zelt eine Tafel zu 32 Gedecken zu einem Déjeuner dinatoire hergerichtet war. Die Höchsten und Hohen Herrschaften passirten in fünf zwei⸗ spännigen offenen Wagen das Forsthaus nach dem eigentlichen Jagdterrain. Während der Jagd unternahmen die übrigen Herrschaften eine Pirutschade durch den Schloß⸗ park. In dem ersten Wagen saßen beide Kaiserinnen. Bei dem Forsthause verließen die Herrschaften die Wagen. Der russische Hofmaler Zichy fertigte hierselbst Skizzen für das Tagebuch des Kaisers von Rußland an.

Um 1 Uhr Mittags ließ Kaiser Franz Josef die Jagd im Fürstenwalde abblasen. Die Jagdgäste erschienen alsbald bei dem Forsthause, wo beide Kaiserinnen von den Kaisern begrüßt wurden. Während der Tafel im Jagdzelt er⸗ klangen aus einiger Entfernung Fanfaren und Jagdstücke eines Hornquartetts, welche die Bewunderung der ganzen Tischgesellschaft erregten. Dieses Arrangement bildete eine sinnige Ueberraschung für den Kaiser und den Großfürsten Wladimir, welche für Hornmusik eine besondere Vorliebe haben und sichtlich erfreut waren. Sodann wurde das erlegte Wild, von welchem 41 Stück zur Strecke geliefert waren, besichtigt. Verschiedenfarbige Bänder bezeichneten die Jagdbeute der Kaiser Alexander und Franz Josef, sowie des Kronprinzen Rudolf und des Großfürsten Wladimir. Beide Kaiserinnen traten auf die Mitglieder des Hornquartetts zu und äußerten sich höchst anerkennend über die Schönheit der gehörten Vorträge. Dem anwesenden Jagdherrn, Kardinal Fürstenberg, sprachen die Kaiser und Großfürst Wladimir herzlichen Dank aus. Unter Fanfaren trat sodann die hohe Gesellschaft die Rückkehr an.

Die „Polit. Corresp.“ meldet, daß die Minister von Giers und Graf Kalnoky an der Jagd nicht Theil ge⸗ nommen und währenddessen eine längere Unterredung gehabt haben.

Um 6 ½ Uhr fand das Hofdiner statt. Dasselbe hatte 69 Gedecke. Die zu dem Gefolge der russischen und öster⸗ reichischen Herrschaften gehörigen Personen hatten die ihnen neu verliehenen Orden angelegt. Die Tafelmusik wurde von der Kapelle des Alexander⸗Regiments ausgeführt. Bei dem Diner wurden keine Toaste ausgebracht, vielmehr

trank, wie gestern, Kaiser Franz Josef dem russischen Kaiser⸗ paare und Kaiser Alexander dem österreichischen Kaiserpaare zu. Nach dem Diner fand Cercle statt. Um 9 ½ Uhr ver⸗ sammelte sich das Gefolge der österreichischen Herrschaften zur Verabschiedung bei den russischen Gästen.

Der Kaiser von Rußland hat dem Minister⸗Präsi⸗ denten Grafen Taaffe den Alexander⸗Newski⸗Orden I. Klasse, dem ungarischen Minister Freiherrn von Orczy und dem Sektionschef von Szögyenyi den Weißen Adler⸗Orden I. Klasse und dem Statt⸗ halter von Mähren, Grafen Schönborn, den St. Annen⸗Orden I. Klasse verliehen. 1

Um 10 Uhr Abends traten die russischen hohen Gäste die Rückreise an. Dieselben verabschiedeten sich am Bahn⸗ hofe von den österreichischen Würdenträgern, wie auch Kaiser Franz Josef, Kronprinz Rudolf und Erzherzog Karl Ludwig von dem russischen Gefolge Abschied nahmen. Die Verabschiedung von der Kaiserin hatte im Schlosse stattgefunden. Kaiser Alexander, Kaiser Franz Josef und Kronprinz Rudolf schritten die Front der auf dem Bahnhofe aufgestellten Ehren⸗Compagnie ab, worauf sich die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in den Salon⸗ wagen begaben. Beide Kaiser umarmten und küßten einander zum Abschiede dreimal. In gleich herzlicher Weise verabschie⸗ deten sich Kaiser Alexander von dem Kronprinzen Rudolf und dem Erzherzoge Karl Ludwig sowie Kaiser Franz Josef von den Großfürsten. Auch die Erzherzöge Kronprinz Rudolf und Karl Ludwig nahmen von den Großfürsten mit dreimaliger Umarmung und Kuß, von den Damen durch Handkuß Abschied, wobei Letztere die Wange zum Kusse boten. Kaiser Alexander rief dem Kaiser Franz Josef, als dieser den Waggon ver⸗ verließ, nach: „à revoir!“, worauf dieser mit „à revoir! j'espère bientöt“ antwortete. Als der Zug sich in Bewegung setzte, salutirten die Majestäten zum Abschiede nochmals militärisch.

Graf Kalnoky war Nachmittags vom Kaiser Alexander in Privataudienz empfangen worden. Oberst⸗Hofmeister Prinz Hohenlohe erhielt von dem Kaiser von Rußland das Großkreuz des Andreas⸗Ordens in Brillanten.

Wien, 26. August. (W. T. B.) Fürst Alexander von Bulgarien ist hier eingetroffen und wird sich morgen zu den Manövern bei Pilsen begeben.

27. August. (W. T. B.) Der russische Minister des Auswärtigen, von Giers, äußerte sich einem Be⸗ richterstatter der „Neuen Freien Presse“ gegenüber dahin, daß die Begegnung in Kremsier eine in der Natur der Dinge liegende Nothwendigkeit und die Erwiderung des Besuches desöster⸗ reichischen Kaisers in Skierniewice gewesen sei. Die Folgen der Entrevue beständen in der Befestigung der Beziehunzen beider Reiche, und die Besprechungen hätten nur allgemeine und nicht spezielle Fragen betroffen; es gebe Nichts, was Konferenzen über spezielle Fragen zwischen Oester⸗ reich und Rußland nothwendig machen könnte. Die Entrevue sei gegen Niemand gerichtet, sie gelte der Er⸗ starkung des Friedens; die Angelegenheit mit England werde bestimmt gut enden. Die Befestigung der politischen Beziehungen vollziehe sich auf der Basis des deutsch-⸗öster⸗ reichischen Kaiserbundes; die Begegnung in Kremsier könnte kein anderes Resultat haben, auch wenn sie eine Drei⸗ Kaiser⸗Zusammenkunft gewesen wäre. Demselben Berichterstatter gegenützsr erklärte ein maßgebender öster⸗ reichischer Staäatsmann, daß die Entrevue in Kremsier die Fortsetzung der von Deutschland eingeleiteten Friedensaktion sei und allen Freunden des Friedens Befriedigung gewähren werde. Es habe sich ein volles Ein⸗ vernehmen in der gegenseitigen Auffassung der europäischen Fragen gezeigt; zu sörmlichen Abmachungen sei es nicht ge⸗ kommen.

Pest, 26. August. (W. T. B.) Der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen hielt heute seine Schluß⸗ sitzung. Abends wird der größte Theil der Delegirten be⸗ reits abreisen.

Belgien. Brüssel, 26. August. (W. T. B.) Der „Indépendance belge“ zufolge würde der Minister für Landwirthschaft, Demoreau, aus dem Ministerium ausscheiden und als Vertreter Belgiens bei dem Vatikan nach Rom gehen.

Großbritannien und Irland. London, 25. August. (Allg. Corr.) Die Königin ist gestern mit dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Battenberg und dem Hofe von Schloß Osborne nach Balmoral, ihrer Besitzung in den schottischen Hochlanden, übergesiedelt, um daselbst den Rest des Sommers und einen Theil des Herbstes zu verleben.

Ein Erlaß des Kriegs⸗Ministeriums verfügt die Demobilisirung der Armee⸗Reserve 1. Klasse. Jeder Reservist erhält einen 42tägigen Urlaub, nach dessen Ablauf er sich vom aktiven Dienste bei der Fahne entbunden betrachten darf.

27. August. (W. T. B.) Wie die „Daily News“ erfährt, ist der britische Spezialkommissar im Bechuanalande, Oberst Warren, von dem Minister der Kolonien zurückberufen worden.

Frankreich. Paris, 25. August. (Fr. Corr.) Der Kriegs⸗Minister hat von dem General de Courcy Depeschen erhalten, welche über den Sanitätszustand in Tongking berichten. Die Lage ist danach ein wenig besser. Die Epidemie ist in Haiphong und in Lam im Ab⸗ nehmen begriffen. Zweihundert Mann sind in Behandlung. Die Fälle sind selten in Hanoi, in Chu und Quang⸗Yen. Ueberall ist die Moral der Truppen ausgezeichnet. Der ein⸗ getretene Witterungswechsel wird wahrscheinlich einen günstigen Eindruck auf die Gesundheit der Truppen üben. Die Räu⸗ mungen Tongkings sind bis auf neue Ordre unterbrochen. General de Courcy fügt hinzu, daß er in einigen Tagen nach Hue zurückkehren werde.

Die „Agence Havas“ veröffentlicht Mittheilungen aus Algier, welche die Meldungen anderer Blätter von neuen Judenverfolgungen und von einer antisemitischen Bewegung in Algier berichtigen sollen und wonach seit dem Monat Juni derartige Demonstrationen gegen die Juden dort nicht mehr vorgekommen seien.

Hr. Jules Ferry wird sich am 30. d. Mts. nach Bordeaux begeben, um dort die Serie seiner Wahlreden fortzusetzen.

Vorgestern fanden zwei Senatorenwahlen in den Departements Puy⸗de⸗Dome und NYonne statt. In erste⸗ rem wurde der Deputirte Giret⸗Pouzol, der einzige aufgestellte Kandidat, fast einstimmig gewählt; im letzteren siegte der repu⸗

blikanische Kandidat Guichard mit großer Mehrheit über einen anderen, gleichfalls republikanischen Gegenkandidaten.

25. August. (Köln. Ztg.) Der „Bayard“ mit der Leiche des Admirals Courbet ist gestern Abend 6 Uhr auf der Rhede von Hyeres angekommen. Die Mittel⸗ meerflotte, auf der vier Cholerafälle vorgekommen sind, traf um 2 Uhr Nachmittags ein und hatte sich in zwei Treffen ungefähr 1 ½ Meile von der Küste entfernt in Schlachtordnung aufgestellt. Die Trauerfeierlichkeit beginnt morgen um ⁄½ 6 Uhr. Der Oberbefehlshaber der Mittelmeerflotte wird auf dem „Bayard“ eine kurze Rede halten, und nach der Landung der Leiche werden Admiral Krantz und der Bürgermeister von Hyeres das Wort ergreifen. Die Leiche geht um 1 Uhr von dort ab und trifft am Donnerstag um 10 ½ Uhr in Paris ein.

26. August. (W. T⸗ B.) Die Leichenfeier für den Admiral Courbet hat heute früh in engerem Kreise in Hy éères an Bord des „Bayard“ stattgefunden. Die Admirale Duperré und Krantz sprachen einige Worte im Namen der Armee und der Marine. Der Sarg wurde sodann ausgeschifft und nach dem Bahnhof gebracht, von wo derselbe nach Paris übergeführt wird.

Dem Journal „Paris“ zufolge soll sich eine für Annam bestimmte militärische Mission bereit machen, um am 15. September von Brest aus die Reise nach Annam anzutreten. Die Mission soll aus etwa 15 Offizieren aller Waffengattungen bestehen. Die „Liberté“ erfährt: die letzte Depesche des Generals de Courcey lasse er⸗ kennen, daß die Schwarzflaggen noch immer den oberen Fluß besetzt halten, daß aber eine feindliche Demonstration derselben nicht stattgefunden habe. Die Unterhandlungen mit Liu⸗Vin⸗Phuoc würden fortgesetzt.

Italien. Rom, 26. August. (W. T. B.) Ein Tele⸗ gramm der „Agenzia Stefani“ aus Zanzibar, vom heutigen Tage, meldet: der italienische Aviso „Barba⸗ rigo“, mit dem Fapitän Cecchi an Bord, habe die han⸗ delspolitische Exploration der Küste bei der Mün⸗ dung des Juba⸗Flusses fortgesetzt. Derselbe babe vor einigen Tagen in den Häfen Durnford und Kisimayo unweit der Mündung des Juba verweilt und sei daselbst von den dortigen vom Sultan von Zanzibar abhängigen Häupt⸗ lingen auf das Freundlichste empfangen worden.

Türkei. Konstantinopel, 27. August. (W. T. B.) Der Unter⸗Stoatssekretär des Premier⸗Ministers, Sihni Effendi, ist zum Finanz⸗Minister ernannt worden.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 27. August. (W. T. B.) Der „Regierungs⸗Anzeiger“ meldet: Die betreffenden Gouverneure hatten berichtet, daß das Stadt⸗ haupt von Reval, Greifenhagen, die gesetzlich begrün⸗ dete Aufforderung nicht erfüllte, sich in der Korrespondenz mit der Obrigkeit des Gouvernements lediglich der russischen Sprache zu bedienen, und daß das Stadthaupt von Riga, Büngner, sich weigerte, dem Ukas des Senats nachzukommen, welcher den gesetzlich beschlossenen Gebrauch der russischen Sprache bei der Rigaer Wehrpflichtsbehörde vorschreibt. Angesichts der Ausschließlichkeit des Falles wurde die Angelegenheit dem Kaiser unterbreitet, welcher derselben besondere Aufmerksamkeit zuwendete. Da das Ver⸗ halten der gedachten Stadthäupter ein äußerst unschickliches und ungesetzliches war, befahl der Kaiser am 20. d. dieselben aus ihren Aemtern zu entfernen und wegen Wider⸗ setzlickkeit gegen gesetzliche Anordnungen der Regierung dem Gerichte zu übergeben.

Schweden und Norwegen. Bergen, 26. August. (W. T. B.) Der Prinz von Wales ist gestern auf der Yacht „Osborne“ hier eingetroffen und hat sich heute Nach⸗ mittag über Voß nach Gudsvangen begeben. Die Nacht „Osborne“ fährt heute Abend nach Gudsvangen und später von dort nach Drontheim. Mr. Gladstone trifft auf der Yacht „Sunbeam“ heute in Molde und morgen in Romsdalsfjord ein.

Afrika. Egypten. Alexandria, 24. August. (Allg. Corr.) Man erwartet, daß die Zolleinkünfte des laufen⸗ den Jahres die Voranschläge um 130 000 Pfd. Sterl. über⸗ steigen werden.

26. August. (W. T. B.) Die Truppen, welche sich am Montag hier einschifften und deren Abfahrt gestern auf Befehl eingestellt wurde, gingen heute in Folge eines neuen Befehls nach England in See.

Suakim, 24. August. (A. C.) Der egyptische Dampfer „Mukbahr“, mit 200 freundlich gesinnten Eingeborenen und 40 Mann der Eingeborenen⸗Polizei an Bord, begab sich am 18. d. in Begleitung des britischen Schiffes „Grappler“ nach Shina, 140 Meilen nördlich von hier. Die Expedition kehrte heute mit einer Ladung von Getreide und Webestoffen, einem Segelboot und auch mit Briefen von drei Gefangenen zurück. Der Polizei und den freundlichen Eingeborenen wurde beim Landen starker Widerstand geleistet; aber schließlich trieben die Lan⸗ denden die Rebellen zurück, wobei viele derselben getödtet wurden. Auch verbrannten sie ungeheuere Vorräthe von Getreide und Webestoffen, die von den Rebellen in einem Eingeborenendorfe angehäuft worden waren, und die sie nicht fortschaffen konnten. Das Dorf wurde gänzlich zerstört.

Zeitungsstimmen.

Im „Berliner Fremdenblatt“ lesen wir:

Die politischen Kämpfe, welche seit einer Reihe von Jahren das öffentliche Leben erfüllen, knüpfen sich fast ausschließlich an Maß⸗ nahmen und Gesetzesvorschläge der Regierung. Bisher hat die Mehr⸗ heit der Volksvertretung und, wie wir sagen dürfen, die überwiegende öffentliche Meinung, der Regierung zur Seite gestanden, während Diejenigen, welche der fortschrittlichen und freisinnigen Richtung in Parlament und Presse angehören, bei jeder Gelegenheit den lebhaf⸗ testen Widerstand geleistet haben. 8

Der oberflächliche Beobachter könnte diese Scheidung der Geister einerseits auf blinde Abhängigkeit von der Regierung und auf schwäch⸗ liche Unselbständigkeit, andererseits auf systematische Oppositionslust und engherzigen Eigensinn zurückführen. In der That werden im politischen Kampfe dergleichen Vorwürfe von der einen wie von der anderen Seite erhoben und damit der politische Charakter des Gegners zu verdächtigen gesucht.

Aber der Gegensatz zwischen diesen beiden großen Strömungen ist kein so äußerlicher: er liegt tiefer.

Der Geist, welcher die gesammte Politik der Regierung durch⸗ dringt, ist darauf gerichtet, die wirthschaftlichen und sozialen Schäden der früheren Epoche allmählich zu beseitigen, den Gemeinsinn zu heben und das Wohl der Gesammtheit der Gesellschaft, wie des Staates und des Vaterlandes zu fördern. Für dieses Ziel ist Fürst Bis⸗ marck von der ersten Stunde seines Wirkens an auf allen Gebieten,

welche die Entwickelung unseres Vaterlandes in den Vordergrund seiner Aufmerksamkeit und Thätigkeit stellte, mit ganzer Kraft ein⸗ getreten, ohne zuerst volles Verständniß bei seinen Mitbürgern zu finden. Erst allmählich wurde in ihnen der Staatsgedanke lebendig und als sich nach und nach die großen wirthschaftlichen und sozialen Schäden aufdeckten, folgten sie in immer größeren Mengen derjenigen Politik, welche sich ausschließlich auf die Heilung dieser Schäden und auf die praktische Widerlegung der Irrthümer lenkte, welche Jahr⸗ zehnte lang die Welt gefangen hielten.

Diese Irrthümer beberrschen auch heute noch den sog. Fortschritt und Freisinn, der in unvergleichlicher Verblendung sich zu einem Apostel derselben zu machen sucht. Die Politik des Fortschritts und Freisinns behauptet zwar, auch das allgemeine Beste zu wollen Aber sie glaubt, das dasselbe sich von selbst entwickeln werde, wenn der Einzelne volle Freiheit zum ungehinderten Waltenlassen seiner Selbst⸗ sucht und seines Eigennutzes hat. Für den Freisinnigen ist das letzte Ziel: größtmögliches Wohlbebagen des Einzelnen. Dazu gehört vor Allem möglichst viel Geld, möglichst wenig Steuern und möglichst große Billigkeit aller Waaren, um möglichst viel Bedürfnisse befriedigen zu können. Hieraus erklärt sich die gesammte politische Wirksamkeit des Freisinns, ob er für die Reduktion des Heeres schwärmt oder gegen Zölle und Steuern opponirt, ob er das Sozialisten⸗ gesetz bekämpft, oder die Kolonialpolitik verhöhnt, ob er die Industrie⸗ oder die Landwirthschaft dem Wettbetrieb des Auslandes preisgiebt.

Eine solche Politik entbehrt jedes höheren sittlichen Ideals; sie trägt zur Ueberhebung des Einzelnen bei und macht ihn raub und hart gegen seine Mitmenschen; sie löst den Staat in einzelne Indi⸗ viduen auf und trennt, was Alle gemeinsam verbindet Kirche und Christenthum, Religion und Monarchie. b

Wohin eine solche Politik des individuellen Eigennutzes führt haben wir an vielen traurigen Erscheinungen der jüngsten Vergangen⸗ heit gesehen. Diese haben das Bedürfniß und das Verständniß für die wahren erhaltenden sittlichen Ideen in Staat und Gesellschaft mächtig gefördert. Diese Ideen schränken die Selbstsucht und den Eigennutz durch Rücksichten auf das Wohl der Gesammtheit ein und lassen die Opfer, die der Einzelne seinem Nächsten und den Volks⸗ genossen bringt, als einen Gewinn auch für den Ein⸗ zelnen erscheinen. Denn der Mensch kann sich nur wohl und glücklich fühlen, wenn er sich als Glied einer gesunden und glück⸗ lichen Gemeinschaft fühlt. Die christliche Lehre des „Wohlzuthun und Mitzatheilen“ hat erfreulicher Weise auch im Staatswesen wie⸗ der an Geltung gewonnen, und je mehr sie die Gesellschaft durch⸗ dringt, desto mehr wird sie den ausschließlichen Hang nach Ansamm⸗ lung materieller Güter niederhalten und die höchsten Güter eines Volkes, Vaterland, Christenthum und Monarchie, auch bei dem Ein⸗ zelnen wieder zu Ehren bringen.

Die Kämpfe der Gegenwart drehen sich um diesen Gegensatz: der Sieg über die fortschrittlichen und freisinnigen Ideen ist d dingung, unter der wir allein ein weiteres glückliches Gedeihen unseres Vaterlandes erwarten dürfen.

Ueber das gegenwärtig auf den Handel und Verkehr in allen Ländern drückende volkswirthschaftliche Uebel niederer Preisstände und ihre Gründe läßt sich eine Zuschrift aus, welche die „Berliner Politischen Nachrichten“ von jenseits der niederländischen Grenze erhalten:

„Die industrielle Thätigkeit heißt es in dem Briefe liegt im ganzen Lande darnieder. Wir leiden unter demselben Druck der Verhältnisse, welcher die Produktion unserer Nachbarländer Frankreich, Belgien, Großbritannien gefesselt hält. Die gewerbthätige Bevölkerung in Stadt und Land sieht sich wegen ungenügenden Verdienstes als Produzentin außer Stande, ihren Bedarf als Konsumentin, selbst zu den gegenwärtig üblichen billigen Preisen, im sonst gewohnten Umfange zu befeiedigen. Am schlimmsten ist auch bei uns das Landvolk daran. Der Körner⸗ bau ist im Laufe der letzten zehn Jahre an den Rand des gänzlichen Verfalls gebracht worden. Wie in England und vielfach auch in Deutschland, hat bei uns der Getreidebau aufgehört ein lohnendes Geschäft zu sein, nachdem die schrankenlose Konkurrenz entfernter Kornländer den Preis auf ein Minimum herabdrückte. Und wenn noch wenigstens andere Klassen der Bevölkerung von den Schleuder⸗ preisen des Getreides profitirt hätten! Aber das ist eben nicht ge⸗ schehen. Der Verfall der Kaufkraft in den Kreisen der ackerbau⸗ treibenden Bevölkerung hat lähmend auf alle Zweige des städtischen Erwerbslebens zurückgewirkt, und selbst die großen Handels⸗Import⸗ firmen sehen sich veranlaßt, den Umfang ibrer Thätigkeit, aus Mangel an Kundschaft, einzuschränken. Unsere Rhederei geht ebenfalls, zwar langsam, aber ständig zurück. Der Konkurrenzkampf hat überall die schärfsten Formen angenommen, wie es nicht anders zu erwarten ist, wo es sich um das wirthschaftliche Sein oder Nichtsein handelt. Kurz, wir leben in trüben Zeiten und sehen noch trüberen entgegen. An Stelle des Unternehmungsgeistes ist dumpfe Resignation ge⸗ treten.“

Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 15. Inbalt: I. Aktenstücke und Aufsätze: Die Eröffnung der internationalen Tele⸗ graphen⸗Konferenz in Berlin. Ein Posthandbuch über den Brief⸗ beförderungsdienst in Frankreich zu Anfang des XIX. Jahrhunderts. Die bisherigen Forschungen in Neu⸗Guinea. II. Kleine Mit theilungen: Zur Geschichte der Wiener Stadtpost. Postpacketdienst zwischen Großbritannien und Britisch⸗Indien. Postanweisungs⸗ dienst Britisch⸗Indiens. Elektrisch beleuchtete Zifferblätter. Aus Nordamerika: Kinder auf weiten Reisen. Beleuchtungs⸗ versuche mit Differential⸗Lampen von 3000 Normalkerzen. Die periodische Presse Rußlands. Die Famcett⸗Stiftung in London. III. Literatur des Verkehrswesens: Preußische Statistik. (Amtliches Quellenwerk.) Herausgegeben in zwanglosen Heften vom Königlichen Statistischen Bureau in Berlin. Heft LXXVI. IV. Zeitschriften⸗ Ueberschau.

Ministerial⸗Blatt für die gesammte innere Verwal⸗ tung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 7. In⸗ halt: I. Allgemeine Verwaltungssachen: Versendung von baarem Geld und Banknoten Seitens Königlicher Kassen mit der Post. Bestimmungen für die Bezirksausschüsse, Kreisausschüsse und Regie⸗ rungs⸗Hauptkassen in der Provinz Hannover. Erbschaften, von Reichs⸗ Angehörigen in den Niederlanden geltend gemachte. Mitwirkung Königlicher Kassen bei Annahme und Abführung von Beiträgen für Beamten⸗ ꝛc. Vereine untersagt. Uebersicht von der Thätigkeit der Schiedsmänner. II. Behörden und Beamte. Vorsitz im Bezirks⸗ zusschusse bei Behinderung des Regierungs⸗Präsidenten. III. Ver⸗ waltung der Kommunen, Korporationen und Institute. Veranlagung zu Kreisabgaben (Gesetz wegen Aufhebung und Außerhebungsetzung direkter Staatssteuern). IV. Polizeiverwaltung. A. Gefängniß⸗ wesen, Straf⸗ und Besserungsanstalten. Verwendung von asiatischem Hartgries zur Verpfleaung der Gefangenen. B. Sicherheitspolizei. Verkauf und Feilhalten von Petroleum. V. Verwaltung der sfentlichen Arbeiten. Regelung des Verdingungswesens, Verfahren bei der Vorbereitung, Ausführung und Abrechnung von Hochbauten.

Centralblati der Bauverwaltung. Nr. 34A. In⸗ halt: Nichtamtliches: Ueber die Bestimmung der Querschnitte von Eisenkonstruktionen. Statistik der Eisenbahnen Deutschlands im Betriebsjahre 1883/84. (Schluß.) Vermischtes: Anstrich auf Cementputz Druckfestigkeit des Bleies. Auszeichnung für Regierungs⸗ und Baurath Mevydenbauer.

1.“

Statistische Nachrichten.

17. Jahrgangs 1885 der „Zeitschrift des reaus“, redigirt von dem Vorstand des Statistischen Bureaus, Königlichen Ober⸗ Regierungs⸗Rath Dr. Ludwig von Müller, hat folgenden Inhalt: Die öffentlichen Sparkassen im Königreich Bayern im Jahre 1883. Von Carl Rasp, Königlichen Regierungs⸗Assessor. Die zwangs⸗ weise Veräußerung landwirthschaftlicher Anwesen in Bayern.

Das 2. Heft Königlich bayerischen Statistischen Bureaus

dem Stande des Jahres 1884 mit Rückblicken bis 1880. Von Ober⸗ Regierungs⸗Rath Dr. von Müller. Stiftungen und Stiftungs⸗ zuflüsse im Königreiche Bavern während des Jahres 1883. Von Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. von Müller. Die Bewegung der Ge⸗ werbe in Bayern im Jahre 1884. Summarische Uebersicht der in Bayern bestehenden landwirthschaftlichen Spezialvereine nach dem Stande des Jahres 1884. (Zusammengestellt im Königlichen Staats⸗Ministerium des Innern, Abtheilung für Landwirth⸗ schaft, Gewerbe und Handel.) Literarische Anzeigen. Gleichzeitig erschienen als Beilagenheft zu der Zeitschrift: „Bei⸗ träge zur Morbiditäts⸗Statistik Bayerns, 1883“: II. Mor⸗ biditäts⸗Statistik von Niederbavern von Dr. J. Gg Reiter, K. Be⸗ zirksarzt in Waldkirchen; III. Morbiditäts⸗Statistik von Oberfranken von Dr. Jos. G. Egger, K. Kreis⸗Medizinal Rath.

6 Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die in Leipzig und Berlin am 29. d. M. erscheinende Nr. 2200. der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Der Ort der Kaiserzusammenkanft. 2 Abbildungen. Nach photogr. Aufnahmen. 1) Das Fürsterzbischöfliche Schloß Kremsier, Parkseite. 2) Ansicht der Stadt Kremsier. Der Stand der Arbeiten am Panamakanal. Nach offiziellen Quellen. Bilder aus dem unga⸗ rischen Adriahafen Fiume. 11 Abbild. Nach Skizzen u. Photogra⸗ phien gezeichnet von L. E. Petrovits. Georg Curtius, am 12. August. Das kürzlich eröffnete Nationalmuseum in Amsterdam. Nach einer photographischen Aufnahme. Die vermißte deutsche Kreuzerkorvette „Augusta“. Nach einer Zeichnung von M. Bischof. Die neue Rheinbrücke bei Mainz. Nach einer photographischen Aufnahme von Fritz Otto in Kastel. Zur Erinnerung an die Schlacht von Vionville (16. August 1870). Nach einem für das Offiziercorps des Kgl. preuß. 52. Infanterie⸗Regts. ausgeführten Ge⸗ Ide von Georg Koch. Ludwig Werder, am 4. August. raußreiten der Somali⸗Neger im Zoologischen Garten zu Berlin.

iginalzeichnung von E. Hosang. Schön Aennchen. Original⸗ zeichnung von Fritz Reiß. Das Begräbniß des Generals Grant:

ie Urberführung der Leiche von Mount Mac Gregor nach Sara⸗ toga. Polytechnische Mittheilungen: Kieselsteine als Tonwerkzeuge. Willmanns Kegelbahn⸗Uhr. 2 Figuren. Schaukel mit Segelwerk. Moden: Mantelet. Veterinärwesen.

Die auf der schwedischen Insel Gotland ausgebrochene Milz⸗ and⸗Epidemie (.Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 187 vom 12. August 85) scheint in der Abnahme begriffen zu sein.

Soweit bekannt geworden, hat sich die Zahl der früher gemel⸗

deten 94 Todessälle bis jetzt nur auf etwa 100 im Ganzen erhöht.

Gewerbe und Handel. Die nächste Börsenversammlung zu Essen findet am .August cr. im „Berliner Hof“' statt.

Der vierzehnte Geschäftsbericht der Emder Herings⸗ Fischerei⸗Aktien⸗Gesellschaft für das Betriebsjahr 1884/85 beginnt mit der Mittheilung, daß eins von den Schiffen der Gesell⸗ schaft, die „Mary & Jenny“, seit dem 25. Oktober a. p. verschollen ist, und fährt dann fort: Wenn nun auch unsere Gesellschaft durch Untergang des Schiffes finanziell verloren hat, da die Anschaffungs⸗ kosten eines neuen Schiffes in diesem Falle bedeutend mehr als die Versicherungssumme betragen haben, so ist doch das Unglück, welches die armen Wittwen und Waisen betroffen hat, ein bedeutend größeres, und ist deshalb bei einer Unfallversicherungs⸗Gesellschaft eine Ver⸗ sicherung auf Todesfall durch Ertrinken für die Mannschaften ab⸗ geschlossen worden. Der mit unsern Schiffen erzielte Fang war ziemlich befriedigend, indem die für den Handel fertig aufgevpackten Tonnen die Zahl! 10 872 ¾ erreichten; nur waren die Preise sehr gedrückt, so daß nur ein Verkaufsertrag von 357 824 für dieses Quantum erzielt wurde, was einen Durchschnittspreis von 33 per Tonne gegen beinahe 43 per Tonne im Vorjahre ergiebt. Die Logaer machten im Ganzeu 52 Reisen gegen 42 im Vorjahre; die Nepzfleethen haben diesen höheren Anforderungen ausgezeichnet ent⸗ sprochen. Für den verloren gegangenen Logger wurde ein neues Schiff gehaut und außerdem der Flotte ein neues Fahrzeug hinzu⸗ gefügt. Beide Schiffe wurden von Herrn Schiffsbaumeister Cassens hier unter Aufsicht des Experten des Germanischen Lloyds gebaut und erhielten die Namen „Fürst von Bismarck“ und „Minister von Scholz“. Die Gesellschaft besitzt jetzt 14 Schiffe, welche, mit allen neueren Einrichtungen versehen, allen Ansprüchen genügen. Die Vergrößerung der Flotte und die Verbesserung der Einrichtungen der älteren Schiffe machte es nothwendig, daß eine bedeutend größere Zahl von Heringstonnen angeschafft werden mußten; denn während in 1881 in 10 Schiffen der Gesellschaft 2600 Tonnen auf See waren, sind jetzt in 14 Schiffen 4727 Tonnen geladen. Ist somit die Zahl der Schiffe um 40 % vermehrt, so hat sich die Zahl der auf See befindlichen Tonnen um 80 % gehoben. Außer dem Brutto⸗Ertrage der Heringe wurden noch 6464,29 für verkauftes Holz, altes Tau, Salz, Reifen, Netze und für Ueberfahrgeld eingenommen. Trotz des niedrigen Verkaufspreises der Heringe wurde noch ein Gewinn von 57 704 erzielt, wodurch die Unterbilanz auf 42 916 herunter⸗ gebracht ist.

In der gestrigen Sitzung des Aufsichtsraths der Ver⸗ einigten Königs⸗ und Laurahütte⸗Aktiengesellschaft berichtete der Vorstand über die Resultate des Geschäftsjahres 1884/85. Die Produktion ist danach in Steinkohlen, Eisenerzen und Roh⸗ eisen, besonders in letzterem Artikel gewachsen, so daß ein Ankauf von diesem Matertal zur Weiterverarbeitung in den Eisen⸗ und Stahlwerken nicht mehr erforderlich ist. Dagegen war die Produktion in verkäuflichen Eisen⸗ und Stahlartikeln geringer. Es war nicht möglich bei der verringerten Nachfrage die Werke in Stahlschienen ausreichend zu beschäftigen, in Walzeisen und Blech aber waren die Preise im stetigen Weichen und somit eine Einschränkung der Produktion am Platze. Die Produktion hielt demgemäß mit dem Absatz gleichen Schritt, so daß die Ver⸗ mehrung der Bestände in fertiger Waare nur ganz unerheblich war. Es wurde an solcher ca. 8000 t weniger verkauft, als im Vorjahre und zwar zu Pereisen, welche für Walzeisen und Blech ca. 6 unter, in Stahlartikeln ca. 4 über denen des Vorjahres lagen. Die Baareinnahme betrug ca. 17 ½ Millionen Mark und war somit 850 000 geringer als im Vorjahre. In das neue Jahr wurden an festen Äbschlüssen ca. 30 000 t mit einem Werthe von 3 150 000 hinübergenommen. Bei nicht unerheblichen Absetzungen von den Werthen der verbliebenen Bestände und höheren Abschrei⸗ bungen von den Immobilien und Mobilien, als im Vorjahre statt⸗ fanden, konnte der Aufsichtsrath auf den Vorschlag der Direktion beschließen, der Generalversammlung die Zahlung einer Dividende

von 4 % vorzuschlagen.

Essen, 25. August. In der kürzlich in Steele (Michelshöhe) stattgehabten Sitzung des Ausschusses des Deutschen Spar⸗ kassen⸗Verbandes wurde beschlossen: am 16. September d. J. eine Vorstandssitzung nach Bremen anzuberaumen mit der Tagesord⸗ nung: 1) Antrag des Direktors Claußen betr. Abrechnungs⸗Central⸗ stelle für den Uebertragungsverkehr; Referent Direktor Claußen, Korreferent Beigeordneter Craemer⸗Düsseldorf; 2) Vortrag des Dr. jur. Heyden über die Entwickelung des Deutschen Svarkassen⸗ Verbandes; 3) Cooptationen in den Vorstand. Zu dieser Vorstands⸗ sitzung sollen auch die in Bremen anwesenden Vertreter des deutschen Armenpflegetages eingeladen werden.

Submissionen im Auslande. Niederlande.

1) 31. August, Mittags. Gemeinde⸗Verwaltung von Dordrecht im Rathhaus. Lieferung der während des Jahres 1886 für den Ge⸗ meindedienst erforderlichen Steinkohlen.

Bedingungen liegen zur Einsicht aus in dem Gemeinde⸗Sekreta⸗ riat und im Bureau der Gemeindewerke und sind für 0,50 Fl. in dem Gemeinde⸗Sekretariat käuflich.

2) 8. September. Im Timmerhuis zu Rotterdam. Lieferung von 10 eisernen Schiffsbojen, jede ungefähr 1150 kg wiegend und 10. eisernen Schraubenankern mit Ketten.

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Bedingungen liegen zur Einsicht aus im Bureau der Städtischen Werke, im Timmerhuis, und sind für 0,10 Fl. käuflich bei den Buch⸗ druckern Wed. P. van Waesberge & Zoon in Rotterdam, Houttuin

Ebn““ 1“ Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 26. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Teutonia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packet⸗ fahrt⸗Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen.

Berlin, 27. August 1885.

Verhandlungen des Wissenschaftlichen Beiraths

es Königlichen Geodätischen Instituts zu Berlin im Jahre 1885 Nach dem Protokoll der Plenarversammlung des Wissenschaftlichen Beir welche am 27. März d. J. unter dem Vorsitz des Herrn Bae bg. wesend die Mitglieder Herren: Baeyer, Auwers, von Helmholtz, Kronecker, und die Scktionschefs des Instituts, Herren: Albrecht, Boersch, Fischer und Lew. Den ersten Ge genstand der Tagesordnung bildete die Berichterstattung über die Arbeiten des vorigen Jahres. Es wurde der allgemeine Bericht des Präsidenten sowie der Spezialbericht desselben über die unter seiner direkten Lei⸗ tung ausgeführten Nivellements⸗Arbeiten verlesen; sodann folgten die Spezialberichte der genannten 4 Sektionschefs. Der allgemeine Bericht über die Verhältnisse und Arbeiten des Geodätischen Instituts meldet zunächst hinsichtlich der Etats⸗ und Personalverhältnisse, daß seit dem 1. April v. J. Hr. Dr. Krüger als nicht etatsmäßiger Assistent angestellt worden ist. Was die ausgeführten Arbeiten be⸗ trifft, so erstreckten sich die Triangulirungs⸗Arbeiten des Instituts im letzten Sommer auf die Vervollstandigung der älteren Dreiecksketten in Ostpreußen und Schlesien. An astronomischen Arbeiten sind die telegraphischen Lingenbestimmungen Swinemünde⸗Königsberg, Königs⸗ berg⸗Warschau und Berlin⸗Warschau ausgesführt worden. Polhöhe und Azimuth wurden bestimmt auf den in Schlesien und Kapellenberg im Königreich wurde auf der Station Tschelentnig die Auf dem Gebiet der Höhenmessungen ist das der dem ersteren entgegengesetzten Richtung münde⸗Kuxbaven mit den Abzweigungen nach den Peg Wieck, Warnemünde, Wismar und Travemünde zur Ausführung ge⸗ bracht worden. Die Frage der Errichtung eines Dienstlokals für das Institut ist, wie der Bericht bemerkt, ihrer Erledigung leider noch nicht näher geführt worden. Als Publikationen wurden aus⸗ geben: 1) Verhandlungen des Wissenschaftlichen Beiraths des Geo- tischen Insti im Jahre 1884; 2) Die gegenseitige Lage der ernwarten zu Altona und Kiel (Kiel, 1884); 3) Verhandlungen

vom 15. bis zum 24. Oktober 1883 in Rom abgehaltenen VII. gemeinen Konferenz der europäischen Gradmessung, redigirt von

Schriftführern A. Hirsch und Th. ron Oppolzer; zugleich mit dem Generalbericht für das Jahr 1883, herausgeg vom Centralbureau der Europäischen Gradmessung (Berlin, 1884). Die Höhenauszüge aus den „Gradmessungs⸗Nivellements“

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zwischen Swinemünde⸗Konstanz und Berlin⸗Denekamp haben, wie der Bericht bemerkt, nicht veröffentlicht werden können, weil dieselben zufolge eines Ministerial⸗Reskripts vom 22. Dezember 1883 wegen der Titel⸗ form aus dem Buchhandel entfernt worden sind und die offtzielle Feststellung eines anderweiten Titels nicht stattgefunden hat. Letztere Angelegenheit bildete den Gegenstand einer besonderen Erörterung sowie einer Resolution des Beiraths, wonach die beiden zurückge⸗ zogenen Schriften, unter Fortlassung der anstößig befundenen, in der ursprünglichen Ausgabe vorkommenden Hinweise auf eine andere als die rein wissenschaftliche Benutzung derselben, als Anbang zu den Hauptpublikationen und in der Form der gewöhnlichen Publikationen des Instituts wiederum zum Abdruck gebracht werden sollen, inde

an annehme, daß der in Form und Inhalt so abge

nderten Publikation keine Bedenken mehr entgegenstehen würden.

An zweiter Stelle der Tagesordnung wurde der weiter unten mit⸗

etheilte allgemeine Arbeitsplan für das Jahr 1885 verlesen und von den Sektionschefs erläutert Eine weitere Vorlage betraf die Ein⸗ reihung von Arbeiten der Landesaufnahme in die preußischen Grad⸗ messungsarbeiten und die Beschaffung der durch die zuvor auszufüh⸗ renden Verbesserungen erforderlichen Geldmittel sowie in Verbindung mit Vorstehendem die Frage in Betreff einer Aenderung der Orga⸗ nisation des Instituts. Auf diesen Gegenstand ging der Beirath aus genauer dargelegten Gründen nicht näber ein sondern erklärte: er werde, falls für die erforderlichen Arbeiten die Mittel des Instituts nicht ausreichen sollten, darauf bezügliche Anträge auf Bewilligung weiterer Gelder in Berathung ziehen, sobald solche in bestimmter Fassung vorliegen werden.

Der allgemeine Arbeitsplan des Geodätischen Instituts für das Jahr 1885 wurde folgendermaßen festgestellt: 1) Geodätische Arbeiten Revision der Dreiecksketten verschiedener Jahrgänge, die sich auf die Berliner Grundlinie beziehen, und Fortsetzung der trigonometrischen Beobachtungen zur Ergänzung der Dreiecksketten in Schlesien und Ostpreußen; 2) Astronomische Arbeiten: Ausführung der telegraphischen Längenbestimmungen Berlin⸗Breslau⸗Koönigsberg und Kiel⸗Rugard⸗ Königsberg; 3) Nivellements: Inangriffnahme des Gradmessungs⸗ Nivellements der Linie Berlin⸗Breslau⸗Oderberg.

Den Besuchern der Landes⸗Ausstellung in Buda⸗Pest bietet der uns vorliegende, auf Grund offizieller Daten von den Herren Wilhelm von Balogb, Ministerial⸗ und Ausstellungs⸗Sekre⸗ tär, Franz Toldy, Schriftführer der Ausstellungs⸗Kommission, und Moriz Gelléri, Sekretär des Landes⸗Industrie⸗Vereins, redigirte „Führer durch die Ausstellung“ genaue und verläßliche Orien⸗ tirung über Alles, was zur Besichtigung und selbst zum Studium der Ausstellung und der Hauptstadt erforderlich ist. Der erste Thei bietet eine kurz gefaßte Landesbeschreibung, der zweite einen Grund riß der Geschichte von Buda Pest, Rathschläge für den Besuch der Ausstellung (über die Reise, den Abgang der Züge, Fahrpreis⸗Er⸗ mäßigungen, Tarife der Miethwagen, Pferdebahnen, Omnibus, Eilboten, Kommissionäre, über Hotels und Wohnungen), eine Orientirung in der Stadt, die Sehenswürdigkeiten derselben und Ausflüge in die Umgebung. Der 3. (Haupt⸗) Theil endlich über⸗ nimmt die Führung des Besuchers durch die Ausstellung selbst. Vor⸗ ausgeschickt wird die Vorgeschichte der Ausstellung und eine Schilderung der Entstehung derselben. Dann folgt eine Uebersicht über die Organisation, die Jury, die Eintritts⸗Zeiten und ⸗Bedingungen sowie eine generelle Orientirung. Der eigentliche Rundgang durch die Ausstellung ist mit eingehenden Beschreibungen der Gebäude und Gruppen verbunden, sehr übersichtlich angeordnet und aufs reichste mit Illustrationen versehen. Die letzteren werden den praktisch und gut ausgestatteten Führer den Besuchern als bleibendes Andenken besonders werth machen. Die Ausstellung bleibt noch bis Ende Oktober geöffnet.

Marseille, 26. August, Abends. (W. T. B.) Heute hierselbst 27 Personen an der Cholera gestorben.

In Toulon sind seit gestern früh 10 Cholera⸗Todesfälle vorgekommen.

sind

Das Belle⸗Alliance⸗Theater war gestern, Mittwoch, bei der Aufführung des Volksschauspiels „Der Glöckner von Notre⸗Dame“ schon lange vor Beginn der Vorstellung ausverkauft. Die Direktion hat sich deshalb, sowie vielfach ausgesprochenen Wünschen entgegen⸗ kommend, entschlossen, noch 2 Vorstellusgen dieses Volksstücks für Freitag und Sonnabend (Parquet 1 ℳ) anzusetzen und die berels angemeldete erste Aufführung des Goerlitzschen Lustspiels „Mädchen⸗ Illufionen“ erst am Sonntaͤg stattfianden zu lassen 8—