beim Art. Depot Germersheim, Lobinger, Zeug⸗Lt., beim Art. Depot Ingolstadt, Rühl, Feuerw. Hauptm., beim Art. Depot Ingolstadt, Sterzer, Feuerw. Pr. Lt., bei der 2. Feld⸗Art. Brig., Ruß, Feuerw. Lt., beim Haupt⸗Labaratorium, Fischer, Feuerw. Lt, beim Art. Depot Germersheim eingetheilt.
Durch Verfügung der Inspektion des Ingenieur⸗Corps und der Festungen. Krisak, Ruchte, Kleemann, Sec. Lts., beim I. Pion. Bat., Jünginger, Zenger, Sec. Lts., beim 2. Pion. Bat., eingetheilt.
Abschiedsbewilligungen im Beurlaubtenstande. 16. Au gust. Barth, Sec. Lt. des Beurlaubtenstandes des 11. Inf. Regt., Borchers, Sec. Lt. des Beurlaubtenstandes des 3. Chev. Regts., behufs Uebertritts in Königl. preuß. Militärdienste, Rex⸗ roth, Sec. Lt. des Beurlaubtenstandes des 3. Feld⸗Art. Regts., der erbetene Abschied ertheilt.
Im Sanitäts⸗Corps. 16. August. Meyer, Assist. Arzt 2. Kl. des Beurlaubtenstandes, der erbetene Abschied ertheilt.
ARicchtamtliches. Deutsches Reichh.
Preußen. Berlin, 29. August. Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz wohnte am Donnerstag Vormittag den Truppenübungen auf dem Born⸗ stedter Felde bei.
Zum Diner erschien Höchstderselbe um 3 ½ Uhr bei Ihren Majestäten in Babelsberg und fuhr von dort gegen 7 Uhr nach Berlin.
Gleich nach der Ankunft hierselbst begab Sich Se. Kaiser⸗ liche Hoheit für etwa ¾ Stunden in das Schauspielhaus und nahm Abends um 9 Uhr mehrere Vorträge im hiesigen Palais entgegen, wo Höchstderselbe auch übernachtete.
Gestern Morgen 8 Uhr fuhr Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz vom Stettiner Bahnhof auf der Nordbahn nach Löwenberg, stieg dort zu Pferde und wohnte den Uebungen der Kavallerie⸗Division Haenisch zwischen Bergsdorf und Klein⸗ Mutz bei. Nach Beendigung der Uebung ritt Höchstderselbe mit dem Kürassier⸗Regiment Königin in dessen Manöver⸗Canton⸗ nement Zehdenick und nahm bei dem Offizier⸗Corps des ge⸗ nannten Regiments das Diner ein.
Die Rückkehr erfolgte mittels Extrazuges um 3 Uhr von Gransee aus, die Ankunft auf der Station Wildpark gegen 5 Uhr.
Von dort begab Sich Se. Kaiserliche Hoheit direkt zur Theilnahme an dem Adlerschießen des 1. Garde⸗Regiments z. F. nach den Schießständen in Katharinenholz bei Bornstedt.
— Wider deutsche Eisenbahnverwaltungen sind beim Reichs⸗Eisenbahnamt in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Juni 1885 im Ganzen 93 Beschwerden aus dem Publikum eingelaufen. Von diesen beziehen sich 13 auf den Personenverkehr, 54 auf den Güterverkehr und 26 auf andere Gegenstände. Das Reichs⸗Eisenbahnamt hat von diesen Beschwerden für begründet erachtet 4, als unbegründet zurückgewiesen 13, auf den Rechtsweg verwiesen 2, wegen man⸗ gelnder Zuständigkeit der Reichsgewalt nicht zur Kognition gezogen 22. Die übrigen 52 wurden zum größten Theil, mit Rücksicht auf die darin behandelten Gegenstände, zur direkten Erledigung an die zuständigen Eisenbahnverwaltungen abgegeben. Betroffen von Beschwerden sind überhaupt 27 Eisenbahnverwaltungen.
— Für die Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis zum Schluß des Monats Juli 1885 haben die Einnahmen der Post⸗und Telegraphen⸗Verwaltung 55 059 506 ℳ (2 241 666 ℳ mehr als im EStatsjahre 1885/86), die der Reichs⸗⸗ Eisenbahn ⸗⸗Verwaltung 15 469 000 ℳ (— 145 551 ℳ) betragen.
— Dem Kreise Rosenberg O.⸗S., im Regierungsbezirk Oppeln, welcher den Bau der Chausseen 1) von Rosen⸗ berg O.⸗S. über Friedrichswille, Kolpnitz, Radlau und Psurow nach Sternalitz, 2) von Friedrichswille nach Bischdorfer Straßenkrug und 3) von Jamm nach Boroschau beschlossen hat, ist durch Allerhöchsten Erlaß vom 17. August d. J. das Enteignungsrecht für die zu diesen Chausseen erforder⸗ lichen Grundstücke, sowie gegen Uebernahme der künftigen chausseemäßigen Unterhaltung der Straße das Recht zur Er⸗ hebung des Chausseegeldes nach den Bestimmungen des Chausseegeld⸗Tarifs vom 29. Februar 1840 einschließlich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Be⸗ fthetsge sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zu⸗ ätzlichen Vorschriften — vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmungen — verliehen worden. Auch sollen die dem Chausseegeld⸗Tarif angehängten Be⸗ stimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die ge⸗ dachten Straßen zur Anwendung kommen.
— Der Chef der Admiralität, General⸗Lieutenant von Caprivi, hat sich zur Vornahme von Inspizirungen nach Kiel und Wilhelmshaven begeben.
Sachsen. Dresden, 28. August. (Dr. J.) Der König und der Prinz Georg wohnten, begleitet von zahlreichen hohen Offizieren, heute Vormittag von 8 Uhr an der Be⸗ sichtigung der 1. Infanterie⸗Brigade Nr. 45 auf dem hiesigen Kavallerie⸗Exerzierplatz bei. Den Schluß der Vorstellung bildete ein Angriff der unter dem Befehl des General⸗Majors v. d. Decken stehenden Brigade gegen einen am Südrande des Platzes aufgestellten markirten Feind, welcher in der Front vom Schützen⸗Regiment beschäftigt und von beiden Grenadier⸗Regimentern in der linken Flanke umfassend ange⸗ griffen und geworfen wurde.
Heute Abend um 7 Uhr 23 Minuten begiebt sich der Prinz Georg in Begleitung des Chefs des Generalstabes, Obersten Edler v. d. Planitz, und des Majors im Generalstabe, von Rabenhorst, nach Leipzig, übernachtet daselbst und wird morgen Vormittags um 9 Uhr 30 Minuten dem Exerzieren der 4. Infanterie⸗Brigade Nr. 48 gegen markirten Feind bei dem Dorfe Brösen bei Grimma beiwohnen. Nachmittags um 4 Uhr 21 Minuten trifft Se. Königliche Hoheit wieder in Dresden ein
Mecklenburg⸗Strelitz. Neustrelitz, 27. August. Dem Vernehmen der „Neustrelitzer Ztg.“ nach sind hinsichtlich der bevorstehenden Feier des 25jährigen Regierungs⸗ jubiläums des Großherzogs Bestimmungen dahin ge⸗ troffen, daß am 6. September, dem Tage des Hinscheidens des Großherzogs Georg, nur eine gottesdienstliche Feier statt⸗ haben wird. Am 7. September wird der Großherzog im
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Laufe des Vormittags die Glückwünsche der Behörden und Abordnungen entgegennehmen, und demnächst findet ein größeres Fest in den Räumen der Orangerie statt, wo der ganzen Hofgesellschaft und den erschienenen Fremden Gelegen⸗ heit gegeben sein wird, ihre Glückwünsche darzubringen und auch die bereits empfangenen Abordnungen dem Vernehmen nach wieder werden erscheinen dürfen. Von Seiten der Einwohner hiesiger Residenzstadt wird, wie man hört, geplant, ein Volks⸗ fest und einen Festauszug zu demselben zu veranstalten; für den Abend ist ein Fackelzug und festliche Erleuchtung der ganzen Stadt in Aussicht genommen.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 28. August. (Wien. Ztg.) Die Kaiserin ist gestern Nachmittag 1 Uhr von Kremsier in Schönbrunn angekommen.
Pest, 27. August. Die „B. C.“ meldet, daß der Kaiser den österreichischen Rerchsrath am 25. September feierlich eröffnen werde.
Der „Pester Lloyd“ schreibt: Eine der ersten Vorlagen der Regierung für die nächste Session des ungarischen Reichstages wird das Budget für das Jahr 1886 bilden, für welches die Vorarbeiten nahezu beendet sind. Im Allgemeinen wird das Budget, namentlich was das Ordinarium betrifft, nur wenig von dem diesjährigen ab⸗ weichen, doch sind die Ministerien für Handel, Kultus und Unter⸗ richt und Justiz mit Mehrforderungen aufgetreten, die insge⸗ sammt den Betrag von vier Millionen Gulden erreichen. Ueber diese Forderungen wird jedoch der Ministerrath erst nächstens entscheiden. Voraussichtlich dürfte es gelingen, die Mehrforderungen auf jenes Maß zu reduziren, welches den allgemeinen wirthschaftlichen Verhältnissen und der Finanzlage des Staates entspricht.
Agram, 27. August. (Presse.) Sämmtliche Komitate und Stadtmagistrate von Kroatien und Slavonien werden zum Empfange des Kaisers Deputationen nach Pozega entsenden. Aus Bosnien wird eine Deputation, bestehend aus 130 Notabilitäten, welche der Landeschef Frei⸗ herr von Appel führt, ihre Huldigung darbringen.
Großbritannien und Irland. London, 27. August. (Allg. Corr.) Die neueste Nummer der „London Gazette“ veröffentlicht die letzten Depeschen Lord Wolseley’'s und des Generals Sir G. Graham über die Operationen am oberen Nil und in der Nähe von Suakim. Lord Wolseley zollt den Truppen, welche unter seinem Befehl ge⸗ standen haben, das höchste Lob. Er sagt: „Es ist eine Quelle großen Stolzes für mich als Soldat und der Befriedi⸗ gung als britischer Unterthan, daß ich bei jeder neuen Gelegenheit, wenn ich mit Ihrer Majestät Truppen im Felde in Berührung gebracht werde, die Armee tüchtiger als eine militärische Maschine finde, als sie das letzte Mal, als ich mit ihr in aktivem Dienste verbunden war, gewesen. Diese Besserung ist in allen Graden und in allen Waffengattungen und Departements augenscheinlich; sie ist jedoch, wie ich glaube, am markantesten unter den Unteroffizieren und Ge⸗ meinen. Der militärische Geist — die Essenz der militärischen Tüchtigkeit — ist jetzt in unserer Armee in einer höheren Form und auf einer gesunderen Grundlage als früher hergestellt. Der Soldat ist stolzer auf sich selbst und seinen Beruf, als er dies zu sein pflegte, und seine Selbstachtung ist auch erhöht worden durch das gesunde Freiheitsgefühl, das dem Bewußtsein ent⸗ springt, daß, wenn die Armee seinem Geschmack nicht behagt, er dieselbe leicht verlassen kann, statt an dieselbe für 10 oder 12 Jahre gebunden zu sein. Unsere Unteroffiziere und Ge⸗ meinen sind moralisch besser und militärisch tüchtiger als früher. Das allgemeine Verhalten und Gebahren unserer Mannschaften im Sudan ließ nichts zu wünschen übrig und war nicht allein ruhmwürdig für die britische Armee, sondern sollte auch eine gerechte Quelle des Stolzes für die britische Nation sein.“ — Die „Gazette“ enthält ferner eine lange Liste von Avancements und Ordensverleihungen: General⸗ Lieutenant Sir G. Graham, der Ober⸗Befehlshaber der Ex⸗ pedition, welche gegen Osman Digma kämpfte, ist mit dem Komthurkreuz des Michael⸗ und Georg Ordens ausgezeichnet worden, während die General⸗Majore Greaves, Sir H. H. Buller sowie die Obersten Hudson, Ewart und Wilson da Komthurkreuz des Bath⸗Ordens erhalten haben. Oberst Brackenbury ist zum General⸗Major, Oberst⸗Lieutenant Swaine (Militär⸗Attachée der britischen Botschaft in Berlin) zum Obersten und Major Kitchener zum Oberst⸗Lieutenant beför⸗ dert worden.
Die von Parnell in Dublin abgegebene Erklärung, daß die irische Partei im nächsten Parlament die legislative Unabhängigkeit für Irland verlangen und anstreben werde, beantwortet fast die gesammte englische Presse mit einem entschiedenen „quod non“. Die „Times“ sagt: „Das englische Volk muß sich bis zur Unkenntlichkeit verändern, ehe es Willens sein wird, Irland unabhängig von Großbritannien zu sehen. Selbst die kleinere Alternative einer abgesonderten, aber nicht unabhängigen Legislatur, nach dem Muster von Grattans Parlament, kann kaum ernsthaft erörtert werden.“ — Der „Standard“ betrachtet das Programm Parnells als eine Kriegserklärung gegen England und sagt: „Es wird eine Schmach und ein Unglück sein, wenn englische Staatsmänner beider Parteien sich weigern, das einfache Verfahren einzuschlagen, durch welches allein die parlamentarische Taktik der Separa⸗ tisten vereitelt werden kann. Wenn Whigs und Tories es von vornherein klar machen, daß jedem Manöver für die Ausdehnung legislativer Unabhängigkeit fest und un⸗ nachgiebig die Stirn geboten werden würde, wird Mr. Par⸗ nells Einfluß dem Untergange geweiht sein.“ — Die „Mor⸗ ning Post“ will dem irischen Volke jedes billige und ver⸗ nünftige Maß lokaler Selbstregierung gesichert sehen, aber von einem unabhängigen Irland, meint das Blatt, könne nicht die Rede sein.
Die Königin traf am Dienstag Nachmittag, begleitet von dem Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Batten⸗ berg, dem Erbgroßherzog von Hessen, den Kindern des Herzogs von Connaught und ihrem Hofstaat, wohlbehalten in Bal⸗ moral ein.
Der König der Belgier kam heute früh von Ostende an Bord des Expreßdampfers „Comte de Flanders“ in Dover an und setzte später die Reise nach Folkestone fort.
Bombay, 27. August. (A. C.) Die heutige „Bombay Gazette“ meldet, daß der Minister für Indien die Grün⸗ dung einer Militär⸗Akademie in Indien sanktionirt habe, als deren Vorbild die Königliche Militär⸗Akademie in Sandhurst dienen wird.
Simla, 26. August. (A. C.) rungs⸗Departements siedeln am 31. Oktober nach Cal⸗ cutta über und werden in dieser Stadt am 11. November wieder eröffnet.
Frankreich. Paris, 27. August. (Fr. C.) Die Leiche des Admirals Courbet ist heute früh in Paris einge⸗ troffen. Auf dem ganzen Wege von Salins⸗d'Hyeres bis nach der Hauptstadt wurden überall, wo der Zug hielt, der Leiche des Admirals Huldigungen dargebracht, die theilweise, wie in Avignon und Lyon, einen enthusiastischen Charakter annahmen. Auf dem Lyoner Bahnhofe erwartete der Marine⸗Minister Galiber die Ankunft der Leiche seines be⸗ rühmten Freunoes. Das Publikum war nicht zugelassen, und nur der Polizei⸗Präfekt mit mehreren Beamten und Offizieren erschienen am Bahnquai. Die Leiche wurde sodann in einen Wagen der Leichenbestattungs⸗Gesellschaft gehoben, auf dem sie nach dem Invalidendom übergeführt wurde, wo sie sodann, mit einer dreifärbigen Fahne bedeckt, zur Aufbahrung gelangt. Die Trauerfeierlichkeit findet daselbst morgen statt.
— 28. August. (W. T. B.) Der Leichenfeier für den Admiral Courbet im Invalidenhotel wohnten sämmtliche Minister, Deputationen der Kammern, die Mar⸗ schälle Mac Mahon und Canrobert, die fremden Militär⸗ Attachés und zahlreiche Offiziere bei. Nach der Feier wurde der Sarg vor dem Invalidenhotel aufgestellt, wo die Truppen vor demselben defilirten. Reden wurden nicht gehalten. Trotz dem Regenwetter war eine überaus große Menschenmenge zusammengeströmt.
Dem „Temps“ wird aus Aden telegraphirt, daß ein englisches Schiff von dort abgegangen sei, um Ambo und die Tadschurra⸗Bai zu besetzen, und zwar vor An⸗ kunft der Franzosen von denen die Engländer vermuthen, daß sie daselbst die französische Flagge hissen wollen.
Portugal. Lissabon, 26. August. (Allg. Corr.) Dem „Diario de Noticias“ zufolge machen die zwischen der portu⸗ giesischen Regierung und dem Vatikan betreffs der kirch⸗ lichen Jurisdiktion der portugiesischen Episcopate in Britisch⸗Indien gepflogenen Unterhandlungen befriedigende Fortschritte. Der portugiesische Bischof von Angola und des Kongo⸗Distrikts ist von Rom hier einge⸗ troffen.
Türkei. Konstantinopel, 27. August. (Allg. Corr.) Der Finanz⸗Minister, Munir Pascha, ist entlassen und Zihni Effendi, der Unter⸗Staatssekretär des Groß⸗ veziers, zu seinem Nachfolger ernannt worden.
— (Prag. Ztg.) Die Pforte hat eine Kommission unter dem Vorsitz Fahri Bey's eingesetzt, welche über die zur endlichen Austragung der auf die ehemaligen Vakuf⸗ und
Domänengüter in Serbien, Bulgarien und Montenegro be⸗
züglichen Fragen zu treffenden Maßregeln beschließen und die erforderlichen Instruktionen für die in diese Länder entsendeten Spezialkommissäre ausarbeiten soll.
— 28. August. (W. T. B.) Sir Drummond Wolff wurde benachrichtigt, daß er morgen vom Sultan in Audien; empfangen werden wird.
Rußland und Polen. Kiew, 28. August. (W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin trafen gestern Abend 6 Uhr hier ein und wurden auf dem Bahnhofe von den Spitzen der Militär⸗ und Civilbehörden empfangen. Aus St. Petersburg waren der Kriegs⸗Minister Wannowski, der Verweser des Ministeriums des Innern, Durnowo, und der deutsche Militärbevollmächtigte, General von Werder zur Begrüßung der Majestäten eingetroffen. Das Stadthaupt brachte Salz und Brod auf einer kunstvoll gearbeiteten Schüssel dar, während der Adelsmarschall des Gouvernements ein prachtvolles Blumenbouquet in einem silbernen, vergol⸗ deten Halter überreichte. Nachdem der Kaiser und die Kaiserin eine Andacht in der Sophien⸗Kathedrale verrichtet hatten, be⸗ gaben sich Ihre Majestäten nach dem Palais. Der Empfang Seitens der Bevölkerung war enthusiastisch; die Stadt war glänzend geschmückt und illuminirt.
Heute Mittag fand auf dem Lagerfelde die Kaiser⸗ parade sämmtlicher hier befindlicher Truppen statt.
Amerika. New⸗York, 26. August. (Allg. Corr.) Ein furchtbarer Sturm, der in seiner verheerenden Macht einem Cyclon glich, hat über einen weiten Flächenraum der Vereinigten Staaten fürchterliche Vernichtung verursacht. Am Montag wurde eine intensive Hitze verspürt, und die Hitzewoge dehnte sich auf alle östlichen und südlichen Staaten aus. Der Hitze folgte ein rascher Fall des Queck⸗ silbers, und am Dienstag brach der Sturm in voller Wuth aus. Von allen Stationen längs der atlantischen Küste liegen Berichte über mehr oder weniger erheblichen Schaden vor, aber die Telegramme aus Süd⸗Carolina, Georgia und Florida lassen ersehen, daß der Sturm am ver⸗ heerendsten in dieser Richtung war. Eine Menge Schiffe wurden ans Gestade getrieben und haben vollständigen Schiffbruch erlitten, wobei viele Menschenleben verloren gingen. Am Ufer wurden große hölzerne Hotels und Häuser in bloßgestellten Lagen völlig niedergeweht. In Charleston selber sind ein Viertel der Häuser ihrer Dächer beraubt worden und eine große Menge ist gänzlich eingestürzt. Der in dieser Stadt allein angerichtete Schaden wird auf eine Million Dollars geschätzt. Man fürchtet, daß, wenn ausführ⸗ liche Berichte eingehen, ein alarmirender Verlust an Menschen⸗ leben enthüllt werden wird. Selbst die bis jetzt vorliegenden unvollständigen Berichte lassen ersehen, daß Massen von Menschen umgekommen sind. Nach Meldungen aus Connec⸗ ticut sind auch in diesem Staate ernste Verheerungen an⸗ gerichtet worden. Der der Tabacksernte zugefügte Schaden wird auf 1 ½ Millionen Dollars veranschlagt. Während in den Vereinigten Staaten die Hitze am Montag unerträglich war, herrschte in Manitoba ein scharfer Frost.
Mittel⸗Amerika. (Allg. Corr.) Der columbische Ge⸗ sandte in London hat von dem Präsidenten der Ver⸗ einigten Staaten von Columbia, Senor Nunez, folgendes Telegramm empfangen: „Die Insurgenten in Oceana und Honda sind vertrieben; der Krieg ist zu Ende; die Schiffahrt auf dem Magdalenen⸗Flusse ist frei.“
Afrika. Egypten. Kairo, 26. August. (Allg. Corr.) Der Scheik⸗ul⸗Islam hat eine Zuschrift an die lokalen Zeitungen gerichtet, worin er es bestimmt in Abrede stellt, daß er oder die Ulemas jemals eine Petition zu Gunsten der Herstellung eines britischen Protektorats über Egypten unterzeichnet hätten.
Die indischen Regie⸗
Zeitungsstimmen.
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ sagt:
„Wieder ein Beleg dafür, daß der Schutzzoll nichts nützt,“ — so schreibt das „Leipziger Tageblatt“ und als solcher „Beleg“ werden dann unsere Mittheilungen reproduzirt über in der Eisen⸗ industrie gemachte Bestrebungen, der Ueberproduktion statt auf dem früher betretenen Wege der Preiskartelle nunmehr auf dem der Pro⸗ duktionskonvention entgegen zu arbeiten.
Zunächst muß gegen die Art Verwahrung eingelegt werden, in welcher das freihändlerische Blatt seinen Lesern unsere Mittheilung vorbringt. Wir sagten u. A.:
Unter dem Drucke einer wirklichen Ueberproduktion sind die Werthe der Eisenfabrikate immer tiefer gesunken. ,
Dieser den Kernpunkt unserer Darlegung enthaltende Satz erhält aber im „Leipziger Tageblatt“ folgende „Verbesserung“:
„Unter dem Drucke einer wirklichen Ueberproduktion (die ja fast
immer eine Folge vom Schutzzoll ist) sind die Werthe der Eisen⸗ fabrikate immer tiefer gesunken.“ Da dem Leser des freihändlerischen Organs die Zuthat aus dem Eigenen desselben in keiner Weise erkenntlich gemacht wird, so muß ihm wohl oder übel dieselbe als unsere Auslassung erscheinen und dann, aber auch nur dann, kann ihm die in den Eingangsworten wiedergegebene Behauptung: „Wieder ein Beleg dafür, daß der Schutzzoll nichts nützt“ als ein von unserer Seite an die freihänd⸗ lerische Theorie gemachtes Zugeständniß vorgeführt werden.
Schon die Art also, vermittelst welcher unser Satz „vervoll⸗ digt“ werden mußte, um zu dem gewünschten neuen „Beleg“ zu ge⸗ langen, dürfte darauf hindeuten, wie schlecht es mit den sachlichen Gründen bestellt sein muß, mit denen die Freihändler die leider auch bei uns in der Eisenindustrie vorhandene Ueberproduktion als eine der
hösen“ Folgen des Schutzzolls beweisen möchten.
Man weiß nämlich auf freihändlerischer Seite genau ebenso gut, wie wir es wissen, daß die Ueberproduktion in der Eisenindustrie keines⸗ wegs etwa eine für das deutsche Wirthschaftsgebiet eigenthümliche Er⸗ scheinung ist, sondern daß alle Eisenproduktionsländer der Welt daran laboriren. Ferner weiß man, daß diese Ueberproduktion der Eisen⸗ industrie zuerst in dem freihändlerischen England jenen Umfang annahm, der schließlich zu einem Herabsinken der Werthe der Gesammt⸗Eisen⸗ industrie führte. Daß diese Ueberproduktion der Eisenindustrie auf das Inniaste im Zusammenhang steht mit den Umwälzungen, welche die Technik gerade dieser Industrie durch neu eingeführte verbesserte Produktionsweisen erfahren, ist ebenso bekannt. Von alledem nehmen aber freihändlerische Organe keine Notiz, wenn es darauf ankommt, der Schutzzollpolitik etwas anzuhängen.
Man weiß indeß noch weit mehr, und zwar aus unanfechtbaren statistischen Quellen, aus welchen auf das Evidenteste hervorgeht, daß die Ueberproduktion der Eisenindustrie post hoc, aber nicht propter boc der Schutzzölle eingetreten ist. Es betrug nämlich nach der Reichsstatistik der Verbrauch an Robeisen, nicht nur zum inländischen Konsum, sondern auch zur Ausfuhr in Fabrikaten, für das jeweilige deutsche Zollgebiet.
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9 9 9 inen, diese Zahlen ließen keinen Zweifel darüber, ob die auch bei uns in der Eisenindustrie vorhandene Ueberproduk⸗ tion eine Folge der Schutzzölle sein könne oder nicht; zugleich geben sie aber auch sehr beweiskräftige Andeutungen darüber, wie es heute um unsere Eisenindustrie bestellt sein würde, wenn bei der allgemei⸗ nen Ueberproduktion ihr der heimische Markt nicht gesichert wäre. Damit ist aber schon der von jenem freihändlerischen Organ so
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künstlich zugestutzte „Beleg“, daß die Schutzzölle nichts nützen, durch
unbestreitbare Thatsachen genügend charakterisirt.
Außerdem aber steht fest, daß im Jahre 1884, in welchem die Ueberproduktion der Eisenindustrie bei uns sich in bedenklichem Maße zu zeigen anfing, der inländische Konsum eine weitere Steigerung erfuhr, so daß also die Ursache der Ueberproduktion unserer Eisen⸗ industrie allein in den Verhältnissen des Weltverkehrs zu suchen ist. Darum ist es auch vollkommen zutreffend, wenn im „Hambur⸗ gischen Korrespondent“, der gewiß nicht zu den begeisterten Freunden des Schutzzolles gerechnet werden darf, bei Erörterung der Frage, ob der Ueberproduktion durch Produktionskonventionen abzu⸗ helfen sei, ausgeführt wird: v“
„Was den Rückgang des Exports anbetrifft, so treffen in diesem Punkte scheinbar die Propbezeihungen der Gegner des Zollschutzes ein, welche bebaupten, daß die Schutzzölle auf den deutschen Export lähmend einwirken müßten. Jedoch nur scheinbar. Denn ihre De⸗ duktion, daß die Schutzzölle die deutschen Fabrikate vertheuern und so ihre Konkurrenz auf dem Weltmarkte erschweren würden, trifft inso⸗ fern nicht zu, als, wie erwähnt, die behauptete Vertheuerung nicht ein⸗ getreten ist. Dagegen hat die andere Argumentation mehr för sich, daß nämlich der Schutzzoll dem Exvporte insofern schaden müsse, als er auch andere Länder zur Errichtung von Schutzzöllen veranlassen werde, welche den Export deutscher Waaren beeinträchtigen würden. Aber dies kann angesichts der Thatsache, daß anderen Ländern, und so besonders Nord⸗Amerika, dessen Markt jetzt für die deutschen Eisenwaaren so ziemlich verloren ist, die Priorität der Schutzzoll⸗ politik zukommt, den Rückgang des deutschen Exports nicht aus⸗ schließlich erklären, und so wird man aus dieser Erscheinung noch keinen vollgültigen Beweis gegen die Prinzipien der deutschen Zoll⸗ volitik herleiten können. 8
Aber lassen wir die Frage des Zusammenhangs der Zollpolitik mit dem Rückgang des Exportes auf sich beruhen. Sicher ist, daß die Aufhbebung der Zollschranken keineswegs den deutschen Waaren sofort den gewünschten Absatz im Aus lande verschaffen würde. Denn die Stockung des Absatzes kängt mit der Ueberproduktion nicht blos in Deutschland, sondern in allen großen Industrieländern zusammen. Je mehr sich die gewerbliche Thätigkeit in allen diesen Ländern hebt, desto weniger werden sie für fremde Waaren aufnahmefähig, und desto größer wird die Konkurrenz auf neutralen Gebieten, die zum Sammelpunkt der exportirten Fabrikate aller Industrieländer werden. Die Ueber⸗ produktion speziell in Deutschland ist es, welche auch die Preise im Inlande darniederhält und den hauptsächlichsten Industrien mit ihren Arbeitern große Verlegenheiten zu bereiten anfängt. Diese Ueber⸗ produktion aber kann nicht auf das Schutzzollsystem zurückgeführt werden: denn alle Länder, und namentlich England, leiden darunter, 88 8 sich bisher noch unter der Fahne des Freihandels befun⸗ en hat.“ “
Diese Ausführungen beziehen sich auf Ueberproduktion im Allge⸗ meinen und nicht etwa nur auf bei der Eisenindustrie vorhandene, und das Hamburger Blatt empfiehlt schließlich anderen mit Ueber⸗- produktion kämpfenden Industriezweigen, dem Beisviel der Eisen⸗ industrie zu folgen und ebenfalls Produktionskonventionen zu schließen; denn es liege auf der Hand, daß solche Konventionen den auf Aus⸗ dehnung des Exports gerichteten Bestrebungen nicht hinderlich seien,
indem sie nur verhüteten, daß auf Export Absatz gearbeitet
werde.
Jedenfalls wäre es wünschenswerth, daß die freihändlerischen Organe, Falls sie praktikable und bessere Mittel wüßten, die Ueber⸗ produktion auf anderem Wege abzustellen, dieselben nicht für sich allein behielten, sondern verlautbarten. Denn daß mit der Umkehr Deutschlands zum Freihandel die auf den Weltverkehr drückende allgemeine Ueberproduktion nicht beseitigt wäre, im Gegentheil, deren Wirkungen für unsere National⸗ wirthschaft erst recht verhängnißvoll werden würden, liegt auf der Hand. Dann aber sollte der prinzipielle Widerstand gegen Schutz⸗ zölle auch freihändlerische Organe nicht verleiten, mittelst derartiger Zustutzung gegnerischer Anführungen — wie es das „Leipz. Tgbl.“ zethan — sich das billige Vergnügen zu verschaffen, angesichts einer so gewichtigen Frage, wie es die Ueberproduktion ist, auszurufen: „Wieder ein Beleg dafür, daß der Schutzzoll nichts nützt.“
Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 35. — zuhalt: Finanzwesen: Nachtrag zur Nachweisung über Einnahmen es Reichs vom 1. April bis Ende Juli 18855. — Handels⸗ und Gewerbewesen: Vereirbarung mit Rußland wegen gegenseitiger An⸗ erkennung der Aktiengesellschaften. — Druckfehler⸗Berichtigung. — Statistik: Druckfebler⸗Berichtigung. — Konsulatwesen: Aufhebung eines Konsulats, bezw. Abgrenzung von Konfularbezirken und Bestel⸗ lung eines Konsular⸗Agenten. — Polizeiwesen: Ausweisung von Aus⸗ ländern aus dem Reichsgebiete.
Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 35. — In⸗ halt: Amtliches: Bekanntmachung. — Personalnahrichten. — Nicht⸗ amtliches: Durchstich der langen Bucht in der Weser. — Ursachen der Verwitterung von Bausteinen. — Wohnhaus in Berlin. — Kettenschleppschiffahrt auf dem Neckar. — Zur Spitzbogenfrage Zur Frage der Tragfähigkeit des Bettungsmaterials von Eisenbahn⸗ Oberbau. — Vermischtes: Wasserversorgung der Stadt Fran f — Die größten Niederschlagsmengen in Deutschland.
ines Theils der im Bau begriffenen
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Wiederabtragung b nen 1 — Umbau des Bahnhofs Kannstadt
der Handelsk
bei Ragaz in der Sch bau d Jürttemberg. 8 Börsengebäude
Chicago.
Settatiftische Nachrichten.
London, 27. August. (A. C.) estern wurde der General⸗ bericht an das Handelsamt über die Eisenbahnunfälle im Vereinigten Königreich während des Jahres 1884 in der Form eines Blaubuches herausgegeben. Die Gesammtzahl der auf den Eisenbahnen getödteten Personen stellt sich danach auf 1134, und die der Verletzten auf 4100. Von diesen waren 135 getödtete und 1491 ver⸗ letzte Personen Passagiere; aber von letzteren waren wiederum nur 31. cetödtet und 864 verletzt in Folge von Eisenbahnunfällen oder Zu⸗ sammenstößen von Züͤgen; die Todesfälle der verbleibenden 104 sowie die Verletzungen der übrigen 627 Passagiere werden ver⸗ schiedenen anderen Ursachen zugeschrieben, meistentheils aber dem Mangel an Vorsicht auf Seiten der Individuen selber. Von den Kollisionen wurden 15 den Feblern von Signalisten, die in deren Vergeßlichkeit oder Sorglosiakeit ihren Grund hatten, zur Last gelegt, 16 der Sorglosigkeit von Lokomotivführern, indem sie sich zu großer Fahrgeschwindigkeit bedienten oder die Züge nicht unter gehöriger Kontrole hatten, oder auch weil sie in dem A sauck nach Signalen nachlässig waren, und 3 den Irrthümern von Weichenstellern. Es scheint, daß von den 105 untersuchten Unfällen die größte Anzahl (12) sich auf der Midland⸗Eisenbahn ereignete.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das Gesetz, betreffend den Verkehr mit Nahrungs⸗ mitteln. Genußmitteln und Gebrauchsgegenständen, vom 14. Mai 1879, sowie die auf Grund desselben erlassenen Verord⸗ nungen. Mit Erläuterungen herausgegeben von Dr. Fr. Meye Geh. Ober⸗Reg.⸗Rath und vortragendem Rath im Reichs⸗Justizamt, und Dr. C. Finkelnburg, Geh. Reg.⸗ und Med.⸗Rath, Prof. an der Universität Bonn. Zweite vermehrte Auflage. Berlin, Verlag von Julius Springer, 1885. (Pr. 4 ℳ). — Gegen die erste Ausgabe des vorliegenden Kommentars, welche kurz nach dem Inkrafttreten des Gesetzes erschien, aus diesem Grunde aber nur die technischen und juristischen Vorarbeiten sowie die Entstehungsgeschichte als Material zur Erläuterung benutzen konnte, ist die vorliegende neue Auflage erheblich vermehrt. In ihr sind auch die in der Zwischenzeit gewonnenen Resultate und zwar sowohl die Ergebnisse der Forschungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaft und Medizin wie die Entscheidungen der Gerichte, namentlich des Reichsgerichts berücksichtigt. In Folge dessen haben namentlich die Erläuterungen zu den §S§. 10 bis 16 des Gesetzes, welche die Strafvorschriften enthalten, eine vollständige Umarbeitung erfahren. Außerdem sind die auf Grund des §. 5 erlassenen Kaiser⸗ lichen Verordnungen als Zusätze eingeschaltet und erläutert. Wiederum aufgenommen sind die von dem Kaiserlichen Gesundheitsamt ausgearbei⸗ teten Materialien zur technischen Begründung des Gesetzes, welche bei der Abfassung des Entwurfs als Grundlage gedient haben, in der neuen Ausgabe aber noch durch Erläuterungen und Zusätze erweitert, zu welchen die neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen und Erfahrungen Anlaß boten. Da der Kommentar keineswegs aus⸗ schließlich für den Juristen bestimmt ist, sondern auch dem Gewerb⸗ treibenden und Techniker das richtige Verständniß dieses in den ge⸗ werblichen Verkehr so entschieden eingreifenden Gesetzes erschließen soll. so hat eine Reihe von belehrenden Bemerkungen Aufnahme finden müssen, deren es für den Juristen freilich nicht bedurft hätte, welche aber jenen Kreisen sehr willkommen sein dürften.
Gewerbe und Handel.
Nach den statistischen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen⸗ und Stahlindustrieller belief sich die Roheisen⸗ produktion des Deutschen Reichs (einschließlich Luremburg) im Monat Juli 1885 auf 307 774 t, darunter 158 182 t Puddel⸗ robeisen, 13 256 t Sviegeleisen, 37 211 1 Bessemerroheisen, 62 217 t Thomasroheisen und 33 808 r Gießereiroheisen. Die Produktion im Juli 1884 betrug 303 518 t; vom 1. Januar bis 31. Juli 1885 wurden produzirt 2 188 123 t gegen 2 077 737 t im Vorjabhr.
Frankfurt a. M., 28. August. (W. T. B.) Das Oregon⸗ Comité hat dem Vertrage mit der Central⸗Pacificbahn, betreffend den Verkauf der Oregonbahn, vorbehaltlich der Genehmi⸗ aung der Generalversammlung, seine Zustimmung ertheilt. Oregon⸗ Comité⸗Certificate gestern 80 ¼, heute 83 ½.
New⸗York, 28. August. (W. T. B.) Baumwollen⸗ Wochenbericht. Zufuhren in allen Unionshäfen 12 000 B., Aus⸗ fuhr nach Großbritannien 12 000 B., Ausfuhr nach dem Kontinent 2000 B., Vorrath 129 000 B.
Verkehrs⸗Austalten.
(W. T. B.) Der Dampfer des „Salier“ ist heute Vormittag in
New⸗York angekommen.
— 29 August. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord⸗ deutschen Lloyd „Werra“ ist gestern Nachmittag 6 Uhr in New⸗York eingetroffen
Hamburg, 28. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Westphalia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packet⸗
Bremen, 28. August. Norddeutschen Lloyd
fahrt⸗Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New⸗York eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarautänewesen. Türkei
Laut amtlicher Mittheilung aus Konstantinopel ist die für P.⸗ venienzen aus den spanischen Häfen und den französischen Mittelme häfen angeordnete zehntägige Quarantäne („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 155 und 19- vom 6. Juli bezw. 18. August 1885) auf zwölf Tage erhöh worden.
Schweden. 8 8
Das Königliche Kommerzkollegium erklärt unterm 18 Augus 1885 auf Grund der Königlichen Bekanntmachung vom 12. Jun 1885 („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 179 vom 3. August d. J.) den Hafenor Gibraltar, die spanische Provinz Huelva, die nördlichen und nord westlichen, an der Küste des atlantischen Meeres belegenen spanische Provinzen, sowie die übrigen spanischen Küstenprovinien und die a der Küste des mittelländischen Meeres belegenen französischen Hafen orte als von Cholera befallen.
Algier.
Laut amtlicher Mittheilung aus Algier ist für Probenienzen a den spanischen Häfen, einschließlich der Balearischen Inseln und d spanischen Niederlassungen an der marokkanischen Küste eine sieben⸗ tägige Quarantäne und für Provenienzen aus den Hafenorten Gibraltar und Marseille eine dreitägige Beobachtungs⸗Quarantäne verfügt worden.
Hees er
Portugal. Durch Erlaß der Köniaglich portugiesische 14. August d. J werden die Häfen der Landenge diejenigen von Guayaquil und alle übrigen Ecuador als sei Juni d. J. vom gelbe erklärt.
Regierung vom Panama sowie er Republik r angesteckt
rde ; jef aus Gibraltar kommende enienzen eine zehntägi se ionsreserve verhängt. Rußland.
Laut einer neueren Verfügung der Kaiserlich russischen Regierung sind die für Provenienzen aus den spanischen fe rl Quarantäne⸗Vorschriften („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 16. “ 1885) auf die französischen Mittelmeerhäfen ausgedehnt worden.
Berlin, 29. August 1885.
8 Gebäude der
Schinkelplatz werden von
in den Abendstunden zwiscen
theoretische Unterrichtskurse in G
schen Stenograpbie, dem im Abgeordnetenhause ammlich gelehrten und in sämmtlichen hier tagenden Parlamenten amtlich verwendeten System, auf Veranlassung des Stenographischen Vereins zu Berlin (Vor⸗ sitzende Hr. Dr. Fr. Stolze und Hr. E. Schallopp, Vorsteher des Stenographischen Bureaus des Reichstages) begonnen werden. Die Leitung des Unterrichts ist dem durch seine langjährige Unter⸗ richtsthätigkeit in der früheren Gewerbe⸗Akademie bekannten gepr. Lehrer der Stenographie, Hrn. L. Loepert, Vertreter des Verbandes Stolze'scher Stenograpben⸗Vereine übertragen worden. Das auch den verwöhntesten Ansprüchen genügende Unterrichtslokal und die bewährte Leitung der Kurse werden allem Anschein nach auch den höberen Ständen Veranlassung geben, diese Gelegenheit zur Erlernung einer für jeden Gebildeten anerkannt nutzbringenden Kunst wahrzunehmen. Ueber den Beginn der einzelnen Kurse werden wir s. Zt. das Nähere mittheilen. Auch ist Hr. Lospert, Pionierstraße 14, zu jeder Aus⸗ kunft bereit.
In dem
Das 3. Garde⸗Grenadier⸗Regiment Königin Elisa⸗ beth ist beute Vormittag zur Theilnahme an den Herbstübungen hier eirgerückt und am Halleschen Thore einquartirt worden
2 8
28. August, Nachts. (W T B.) olera⸗Todesfälle vorgekommen. niglichen Schauspielhause setzte Frl. Malten in Graz, welche bereits am Dienstag in Laube’s Gräfin Rutland aufgetreten war, ihr Gastspiel als Clärchen im „Egmont“ fort. Wenn das erste Auftreten der jungen Dame den Anforderungen nicht ganz entsprach, welche man an die Rolle der Rutland stellt, so hatte sie an dem gestrigen Abend glücklichere Momente, ohne jedoch auch hierin di⸗ Erwartung voll⸗ ständig befriedigen zu können. Der Fleiß, welchen die Künstlerin auf ihre Rolle verwendet mus anerkannt werden, doch häͤlt ihr schauspielerisches Können nicht gleichen Schritt mi demselben, und so gelang denn manche Partie nicht nach Wunsch. Es fehlt der Darstellerin an echt dramatischem Leben, in denjenigen Scenen, wo die Anstrengung eine gesteigerte ist, versagte ihr bisweilen die Kraft, und das Ergreifende, Tragische in der rührenden Gestalt des Clärchen gelangte nicht zu vollendetem Ausdruck. Unausgesetztes Studium wird der Dame in späterer Zeit zu größeren Erfolgen verhelfen, als diejenigen waren, welche sie an der Berliner Hofbühne erzielt hat. Hr. Nesper spielte den Alba, ließ jedoch das Dämonische dieses Charakters sehr vermissen und brachte ihn nicht in seiner ganzen Schrecklichkeit zum Ausdruck. Frl. Stolberg als Margaretbe fand sich mit ihrer Rolle in durchaus zufriedenstellender Weise ab. Hr. Ludwig zaͤhlt den Egmont zu seinen besten Rollen und spielte wie immer anerkennenswerth. Hr. Krause gab den Vansen denn doch etwas zu derb, als daß er auf Beifall rechnen durfte. Für den erkrankten Hrn. Müller spielte Hr. Keßler den Brackenburg.
des Deutschen Theaters bringt für die
igsvorstellung „Romeo
ia“, am Miltwoch, den 2. September, dem Tage von
:. Prinz Friedrich von Homburg“ sodann: „Die Welt, in der
man sich langweilt“, „Hamlet“ und „Der Weg zum Herzen.“ Als
erste Novität geht zu Anfang der näcstfolgenden Woche das vier⸗
aktige Lustspiel „Der Hexenmeister“, von Friedrich Gustav Triesch, in Scene.
Victoria⸗Theater. Die erste Aufführang des historischen Ballets „Messalina“, von Luigi Danesi, welches bisher wegen der Größe der Bühne, die es erfordert, nur in Rom, Mailand und Paris aufgeführt worden ist, findet am Donnerstag, den 3. Septem⸗ ber, unter persönlicher Leitung des Autors, von dem sowohl das Ballet wie der Text herrührt, statt. Die endgültige Besetzung ift folgende: Hauptpersonen des Ballets: Egizia — Signora Adelina Sozo, Porfirio — Signor Camarano, Esther
Signora Cormani, sämmtlich vom Scala⸗Theater in Mailand. Hauptpersonen des Stückes: Messalina — Frl. Baumgart vom Stadt⸗Theater in Leipzig als Gast, alternirend mit Frl. Werra; Agrippina — Frl. Kowalski; Bito — Hr. Schadv;
laudius — Hr. Adolph Mreyer; Silius — Hr. Kurt Krüger; Pallante — Hr. von Pommer; Narcissus — Hr. Flügel. Das ganze Personal: weibliches und männliches Corps de Ballet, Figurantinnen Figuranten, Bühnenmusik, Orchester, Comparserie, Kinder und tech⸗ nisches Personal, umfaßt außerdem 650 Personen.
Krolls Theater. Der Heldentenor Hr. Perotti tritt morgen, Sonntag, in der Rolle des „Troubadour“ zum letzten Male auf und beschließt damit sein Gastspiel. Der andere ausgezeichnete Gast der Krollschen Oper, Hr. Dr. Krückl, singt den Grafen Luna. Auch das Gastspiel der Sara. Ella Russell umfaßt nur noch 3 Abende. Am Montag wiederholt die genannte Sängerin noch einmal auf vielfachen Wunsch die „Traviata“. Mit Nachbaurs bereits am Dienstag in der „Weißen Dame“ beginnendem Gastspiel dürften die letzten Wochen der Saison sich um so glänzender gestalten, als am 5. September auch das Gastspiel der Kaiserlichen Hof⸗Opernsängerin Antonie Schläger aus Wien seinen Anfang nimmt. 1
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