Frankreich. Paris, 2. September. (Köln. Ztg.) Die großen Herbstmanöver werden in diesem Jahre zwischen Amiens, Doullens und Arras stattfinden. Zuerst sollten die dortigen beiden Armee⸗Corps, das 1. und das 2., gegeneinander operiren. Den neuesten Bestimmungen zufolge werden die⸗ selben aber, das erste unter General Billot, das zweite unter General Vilmeti, ihre Manöver getrennt ausführen. — 3. September. (W. T. B.) Der Minister des Innern, Allain Targe, hat sich heute Abend nach Mar⸗ seille und Toulon begeben, um an Ort und Stelle über die Ausführung von Arbeiten Erhebungen vorzunehmen, die zur eines besseren Gesundheitszustandes für
Marseille und namentlich für Toulon nothwendig erscheinen.
Serbien. Belgrad, 2. September (Presse.) Der König dankte bei dem Leichenbegängniß des Generals And⸗ jelkovics öffentlich dem Grafen Khevenhüller für sein Erscheinen und ersuchte ihn, dem Kaiser seinen Dank für die dem Verblichenen in Pilsen erwiesenen Ehren auszusprechen.
Die Königliche Familie geht am Montag nach Kragujevatz.
Türkei. Konstantinopel, 4. September. (W. T. B.) Die erste Konferenz des Ministers des Auswärtigen, Assym Pascha, und des Ministers der Evkafs, Kiamil Pascha, mit Drummond Wolff, welche gestern Nach⸗ mittag stattfand, dauerte nur kurze Zeit und hatte einen rein vorbereitenden Charakter. Wie versichert wird, sollen an jedem Dienstag, Donnerstag und Sonnabend regelmäßige Sitzungen abgehalten werden.
Rußland und Polen. Peterhof, 4. September. W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin sind gestern hier wieder eingetroffen. Der Kaiser empfing den bis⸗ herigen englischen Botschafter Thornton, welcher sein Ab⸗ erufungsschreiben überreichte.
Kronstadt, 4. September. (W. T. B.) Gestern Abend raf auf der hiesigen Rhede aus Petershof die Nacht „Alexandria“ unter dem Breitwimpel des Kaisers ein. Später wurde die Kaiserliche Standarte auf der Nacht „Dershawa“ gehißt.
Amerika. New⸗York, 3. September. (W. T. B.) Die Einstellung von chinesischen Arbeitern an Stelle der strikenden weißen Arbeiter in den Kohlengruben von Rocksprings und Wyoming gab Anlaß zu blutigen Szenen. Die Weißen, welche sich mit Gewehren bewaffnet hatten, griffen die Chinesen an, tödteten 15 derselben, brannten 0 Häuser nieder und trieben gegen 500 Chinesen in die Berge, wo dieselben Noth leiden. Man sendet ihnen Lebens⸗ mittel. Die Kohlengruben gehören der Union⸗Pacific⸗Railway.
Zeitungsstimmen.
Die „Berliner Zeitungs⸗Correspondenz“ schreibt:
Es ist gewiß ein nicht gering anzuschlagender Fortschritt sowohl
unser soziales und politisches Leben wie auch für eine gesunde Auffassung wirthschaftlicher Fragen, daß Industrie und Landwirthschaft unter dem Einflusse der gegenwärtigen Wirth⸗
chaftspolitik nicht allein äußerlic Hand in Hand zu
ehen gelernt, sondern angefangen haben, sich geistig ein⸗
nder näher zu kemmen. Der Industrielle und allmählich auch der Industriearbeiter sieht nicht mehr gleichgültig auf die Lage des Guts⸗
esitzers und Bauers wie ehedem, und der Letztere steht der Industrie
icht mehr abgeneigt und mißtrauisch gegenüber; beide haben gelernt,
aß sie einander bedürfen und daß ein gedeihendes Staatswesen des einen so wenig wie des anderen entr kann. Wenn aber zwei so wichtige Berufsklassen in eine — verständnißvollere Wechselwirkung zu einander treten, ch reelle Vortheile sicherlich nicht ausbleiben.
Das nämliche Verhältniß kommt aber auch nach vielen anderen Seiten hin noch zum Ausdruck, indem die jetzige Wirthschaftepolitik uf einer Menge von Eebieten die widerstreitenden oder wenigstens gleicgültig sich gegenüberstehenden Interessen erheblich näher gebracht Verhältniß der Großindustrie zum
d hat. In erster Linie ist hier das Handwerkerstande zu nennen.
Die auf gesunde Grundlage gestellte Großindustrie hat nicht den mindesten Grund, den Bestrebungen des Handwerkerstandes zur Wiedergewinnung seiner Organisationen sich feindlich gegenüber zu tellen; sie muß sich im Gegentheil sagen, daß auch ihr ein Gelingen
ieser Bestrebungen in doppelter Hinsicht nur erwünscht sein kann; einmal, weil nach allen Erfahrungen nur auf diese Weise ein in sich geschlossener Handwerkerstand bewahrt und dadurch eine breite, oiderstandsfährge soziale Schicht zwischen den Großindustriellen nd den Arbeitern erhalten bleiben kann, und sodann, weil die Großindustrie selbst das Nachlassen der Qualität und Leistungsfähig⸗ eit unseres Handwerkerstandes aufs Schwerste empfindet. Es mögen ja manche Großindustrielle gewisse Zielpunkte der gegenwärtigen Handwerksbewegung für zu weitgehend, für unerreichbar u. s. w. Halten, so röthigt sie doch nichts, sich in diese, den Handwerksstand elbst betreffenden Fragen näher einzumischen und demselben ihre Sympathien zu entziehen. Die frühere Wirthschaftspolitik mußte ja sich diesen Bewegungen gegenüber abgeneigt ver⸗ halten, sie mußte eine Zerreibung des Handwerkerstan⸗ des und eine Auflösung desselben in kleine Industrielle, Handwerker, Händler, Arbeiter u. s. w. wünschen und er⸗ streben und in dieser Beziehung auch fortwährend einen Gegensatz zwischen Groß⸗ und Kleingewerbe betonen. Die Folge war eine gegen⸗ eitige Verständnißlosigkeit und gegenseitige Abneigung; vornehmlich st aber ein kolossales Anwachsen der Sozialdemokratie auf Kosten es gewerblichen Mittelstandes herausgekommen. Der Segen, daß Groß⸗ und Kleinindustrie jetzt wieder einander näher rücken und die egenseitigen Interessen erkennen, ist daher nicht hoch genug anzu⸗ chlagen.
Man hat früher auch viel Wesens davon gemacht, daß in ge⸗ vissen Zweigen der Industrie ein tiefer Gegensatz der Interessen estände, so namentlich zwischen dem Spinner und dem Weber. Heute ist es gewiß bemerkenswerth, daß auch diese Gegensätze unter der neuen Wirthschaftspolitik sich erheblich abgeschwächt haben, wenn dieselben bis zu einem gewissen Grade auch heute noch vorhanden sind nd stets vorhanden sein werden. Was endlich die tiefe Kluft anbelangt, welche ehemals zwischen dem deutschen Kaufmann und dem deutschen Industriellen gähnte, so ist es eine unbestreitbare Thatsache, daß dieselben durch die neue Wirthschaftspolitik in erheblicher Weise gleichfalls vermindert worden ist; wir haben es ja vor noch nicht langer Zeit erlebt, daß die stolzen Hamburger und soeben auch die Bremer Kaufherren selbst eingestehen mußten, die deutsche Industrie vernachlässigt zu haben und das Versprechen gaben, das Versäumte nachholen zu wollen. — Die neue Wirthschaftspolitik ist also der wahre Förderer der Eintracht zwischen den verschiedensten Klassen der Bevölkerung und darum der Träger eines der erfreulichsten Fortschritte, die je gemacht wurden.
— Die „Deutsche Volkswirthschaftliche Cor⸗ respondenz“ sagt unter der Ueberschrift „Die Getreidepreise und der Nothstand der Landwirthschaft“:
So viel auch schon über die Frage der Getreidepreise und der Getreidezölle geschrieben worden ist, so wenig ist die Diskussion dar⸗ uͤber beendet. Es entspricht dies auch vollkommen der Wichtigkeit, welche die Frage für das gesammte Volk besitzt. Getreide und
“
namentlich die Brodfrüchte bilden ein Hauptnahrungsmittel der armen wie der reichen Klasse und diesem Massenkonsum der Nation entsprechend, ist ihr Preis für die Produktion, für die Entwickelung der Ration von größtem Einfluß. Nicht nur heute ist das der Fall, sondern die Wichtigkeit der Angelegenheit beweisend, sehen wir in allen Zeitaltern die Ge⸗ treidepolitik mit der größten Aufmerksamkeit behandelt werden. Bei⸗ spiele dafür anzuführen, ist wohl eigentlich nicht nöthig, doch sei zum Ueberfluß auf die Kornfrage im alten Rom und auf die italienischen Staaten im Mittelalter hingewiesen, deren ganze Politik, deren ge⸗ sammtes Thun und Lassen sich nur um die Frage der Getreidepreise und des Getreidehandels drehte, und zwar so ausschließlich nur von diesem Motiv bewegt wurde, daß auch hier für die scheinbar entfernt liegendsten Ereignisse in der Ge⸗ schiche Mittel⸗ und Ober⸗Italiens im Mittelalter die Getreidepolitik maßgebend war. Das Streben der Getreidepolitik ging stets und allenthalben dahin, einerseits die Getreidepreise nicht in dem Grade steigen zu lassen, daß Handel und Industrie bedrückt wurden und andererseits den Preis nicht derart fallen zu lassen, daß die Getreideproduzenten, die Landwirthschaft, in Noth gerathe. Das war das A und das O jeder Getreidehandelspolitik, und das auch heute noch. früherer Zeit und bei den Staatsgebieten suchte man die Stabilität der Getreide⸗ preise durch Ein⸗ oder Ausfuhrverbote herzustellen, bheute wird dasselbe durch Zölle angestrebt. Daß die Stabilität der Getreidepreise, soweit sie sich erreichen läßt, ein wünschenswerthes und nothwendiges Ziel ist, darüber wird man wotl allgemein einig sein, aber über die Mittel herrschen hier wie so oft die verschiedensten Meinungen. Den Getreidezöllen, die vielfach als ein geeignetes Mittel betrachtet werden, wird namentlich der Vorwurf gemacht, daß sie die Getreidepreise in einer den Konsumenten schädigenden Weise in die Höhe treiben. Es ist das aber ein Irrthum, der jedoch ent⸗ schuldbar ist für denjenigen, der die eigentlichen Ursachen der land⸗ wirthschaftlichen Kalamität nicht kennt . 8 Die Getreidezölle haben garnicht den Zweck, die Getreidepreise zu erhöhen, weil sie es nun und nimmermehr vermögen. Sie wirken einzig und allein als Finanzzölle und kommen der Landwirthschaft nur in dem Umfange zu Gute, in dem sie im Interesse der Land⸗ wirthschaft, zur Erleichterung der Lasten verwendet werden. Das ist das von uns erwähnte Linderungsmittel, dessen möglichst umfangreiche Anwendung die Landwirthschaft fordern kann.
Statistische Nachrichten.
as soeben ausgegebene Juliheft der zur Statistik des Deutschen Reichs“ bält, außer den auf den betreffenden Monat bezi Nachweisen über den Waarenverkehr, die Zuckerproduktion, die Groß⸗ handelspreise und die Auswanderung, noch 1) die Erntestatistik für das Erntejahr 1884/85, 2) die steueramtlichen Nachweise über Tabackbau und ⸗Ernte für dasselbe Jahr, 3) eine Darstellung der Hauptergebnisse der landwirthschaftlichen Betriebsstatistik, 4) einen Nachweis über die den Weinbändlern im Finanzjahr 1884/85 gewährten Zollbegünstigungen.
— Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 23. August bis incl. 29. August d. J. zur Anmeldung gekommen: 150 Eheschließungen, 895 Lebendgeborene, 39 Todtgeborene und 570 Sterbefälle.
— Die Lebensdauer der Bevölkerung des preußischen Staates bildet den Gegenstand einer interessanten statistischen Untersuchung in Heft 1 bis 3, 25. Jahrganges der „Zeitschrift des Königlich Prenbrscchen Statistischen Bureaus.“ Wenn wir, heißt es darin, erfahren, daß Simonides, Sophokles, Fenophon und Diogenes über 90, Fenophanes 91, Epicharmus, Kratinus, Philemon und Thimotheus 97, Isokrates und Zeno 98, Solon, Thales und Pittakus 100, Hippokrates, Demokritos, Alexis und Hieronymus 104, Gorgias aber gar 108 Jahre alt geworden sind, so kann diesen Beispielen aus dem Alterthum alljährlich aus den in die preußischen Sterberegister eingetragenen Todesfällen eine be⸗ trächtliche Anzahl gegenüber gestellt werden, welche beweist, daß in der Neuzeit gleich hohe oder noch höhere Lebensalter erreicht worden sind. Unter den im Jahre 1883 in Preußen Gestorbenen waren z. B. 683 Männer und 1073 Frauen 90 bis 95 Jahre, 124 Männer und 245 Frauen über 100 Jahbre alt; von den zuletzt erwähnten waren 9 Männer und 25 Frauen vor 1780 geboren. Das Durch⸗ schnittsalter der Gestorbenen hat während des Jahrzehnts 1867 — 76 in Preußen für männliche Personen 25,77, für weibliche 27,58 Jahre betragen; das Durchschnittsalter der Lebenden bezifferte sich nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 1. Dezember 1880 bei männlichen Personen auf 26,08, bei weiblichen auf 26,91 Jahre. Das durchschnittliche Alter einer Generation wurde schon im klassi⸗ schen Alterthum auf 33 ⅛ Jahre angegeben, und auch die neuesten Berechnungen lassen keine nennenswerthe Abweichung hiervon er⸗ kennen. Diese Zahlen eignen sich jedoch sämmtlich nicht zur Beant⸗ wortung der Frage, ob die durchschnittliche Lebensdauer der heute lebenden Menschen größer oder kleiner sei als in früheren Zeiten. Dies ist nur möglich mit Hülfe der allgemeinen Sterbeziffer oder noch besser der aus den Sterbetafeln zu entnehmenden Nachrichten über die mittlere Lebensdauer, die Lebenserwartung. d. b. diejenige Zeitstrecke, in Jahren, welche vergeht, bis die halbe Anzahl der dieser Altersstufe angehörigen Personen gestorben ist. Aus diesen läßt sich nachweisen, daß sich im preußischen Staate die durchschnittliche Lebens⸗ dauer der Bevölkerung gegenwärtig erheblich höher stellt als vor hundert Jahren. Stellt man die Mittelwerthe der für die einzelnen Jahre seit 1816 berechneten Sterbeziffern (d. h. die Zahlen, welche angeben, wie viele Personen während eines Jahres mit Einrechnung
der Todtgeburten aus je 1000 Personen gestorben sind) jahrzehnte⸗
weise zusammen und fügt die Sterbeziffern der letzten Jahre hinzu, so ergiebt sich folgende Uebersicht über die Sterblichkeit der preußischen Bevölkerung seit den Befreiungskriegen: die mittlere allgemeine Sterbeziffer der der der männlichen weiblichen
20ρ
de 0 —=100 00 — 100.
816 1820 1840 1850 1860 1870 18699 1881 1882 28,7 1883 28,7 Bei beiden Geschlechtern, sowohl in den Städten wie auf dem Lande, zeigt sich somit eine erhebliche Besserung. Um wieviel sich da⸗ durch die durchschnittliche Lebensdauer der Bevölkerung erhöht hat, läßt sich aus den Sterbetafeln ebenfalls annähernd bestimmen. Die Lebens⸗ erwartung eines neugeborenen Kindes hat vor 100 Jahren in Berlin nur 17,8 Jahre betragen und stellt sich jetzt wegen der in der Hauptstadt noch immer ungünstigen Sterblichkeitsverhältnisse der Kinder auf 29,0 Jahre, für den ganzen preußischen Staat dagegen auf 39,5 Jahre. Die Lebenserwartung der neugeborenen Knaben beträgt gegenwärtig in ganz Preußen 37,2, in Berlin 27,0, die der Mädchen in ganz Preußen 41,7, in Berlin 31,0. Aber auch wenn man die durch die günstigeren Lebensverhältnisse der Bevölkerung in so hohem Grade verringerte Sterblichkeit der Kinder außer Betracht läßt und einen Vergleich der jetzigen und früheren Sterblichkeits⸗ verhältnisse für die höheren Altersstufen anstellt, ergiebt sich eine ganz erhebliche Verlängerung der durchschnittlichen Lebensdauer. Die Lebenserwartung beträgt nämlich:
30,2 29,4 31,6 30,2 30,4 30,5 29,9 28,2
—
ntotobo 8 de donS
1 in der Stadt Berlin im preußischen Staate jetzt im Alter vor 8 über · für sin 28 100 Jahren haupt Männer r en 51, “ 35⁸ 143,1 30 28,9 22,5 16,2
H
— — bo J—o 8 9d d0,0 &
2
70 80 90 4 9 3 8 2 . Läßt man das Geschlecht außer Betracht, so beträgt die seit 100 Jahren bei unserem Volke eingetretene Verlängerung der durchschnittlichen
Lebensdauer im Augenblick der Geburt 21,7 Jahre, im Alter von 10 Jahren F8 8 11 „ 40 50
öambA—
SSESSSUSvD; 2—SSSOSoognngn
bestand nach den Mit⸗ . Dezember 1884 aus 3128 n waren 2854 Segelschiffe mit
mit 99 710,5 Reg.⸗T. Außer⸗ hrzeuge mit einem Tonnengehelt
7 Dampfbagger mit 1418 Reg⸗T. hatte sich die Zahl der Dampfer
02
theilungen der
Schiffen mit 272 501
181 790,5 Reg.⸗T. und
dem waren noch 1100
von weniger als 4 Reg.⸗T. und vorhanden. Gegen das Vorjahr um 11 mit 6105 Reg⸗T. vermehrt, während sich die Zahl der Segelschiffe um 3 verminderte. Im Laufe der letzten 5 Jahre stieg die Zahl der Dampfschiffe um 46 mit einem Tonnengehalt von 15 710 Reg.⸗T., dagegen nahm die Zahl der Segler in demselben Zeitraume um 27 it einem gleich großen Tonnengehalte ab. 292 Segelschiffe 76 142,5 Reg.⸗T heimatheberechtigt.
9
chlusse des Jahres 1884 in Kopenhagen
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Das soeben ausgegebene Doppelheft 1 und 2 I. Bandes der „Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheits⸗Amte“ (Beiheft zu den „Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ Amtes“) (Verlag von Julius Springer, Berlin; Pr. 6 ℳ) hat fol⸗ genden Inhalt: Untersuchungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗Amtes über die Beschaffenheit des Berliner Leitungswassers in der Zeit vom Juli 1884 bis April 1885 (mit Tafel 1 bis 6). Berichterstatter: Regierungs⸗Rath Dr. Gustav Wolffhügel. — Technische Anhalts⸗ punkte für die Handhabung der Milch⸗Kontrole. — Experimentelle Untersuchungen über Schweine⸗Rothlauf. Von Stabsarzt Dr. Loeffler. — Ueber den Rothlauf der Schweine und die Impfung desselben (mit Tafel 7). Von Professor Dr. Schütz. — Ergebnisse des Impf⸗ geschäftes für das Deutsche Reich im Jahre 1882.
— Hermann von Salza, Meister des Deutschen Ordens, † 1239. Ein biographischer Versuch von Dr. A. Koch, Assistent an der Universitätsbibliothek, Privatdozent an der Universität Heidelberg. Leipzig, Verlag von Duncker u. Humblot. 1885. gr. 8. S. X. u. 140. Preis 3,20 ℳ — In dieser Abhandlung wird zum ersten Male das Leben Hermanns von Salza, dem das große Verdienst gebührt, den Deutschen Orden aus unbedeutenden Anfängen heraus zu glänzender Höhe emporgehoben, ja die spätere Weltstellung des Ordens an⸗ gebahnt und begründet zuhaben, in seinem Gesammtverlauf ge⸗ schildert. Obgleich viel Bekanntes wiederholt werden mußte, hat der Verfasser doch auf der sicheren Grundlage eigener Studien manche
Verhältnisse in eine neue Beleuchtung gerückt, einzelne bisher ungelöste
B. über die Anwesenheit Hermanns in Preußen, endgültig entschieden. Er hat überall nur die Thatsachen reden lassen und die Beurtheilung Hermanns an das Ende der Schrift gesetzt. Die Forschung in den Quellen ist umsichtig und . angestelt und die geschichtliche Literatur sorgfältig benutzt. Einletung richtig bemerkt ist, sich nicht um das Werden und den Entstehungsprozeß eines geschichtlichen Charakters kümmert, vielmehr nur den fertigen Mann giebt, so mußten die einzelnen that⸗ sächlichen Begebenheiten dieses seltenen und hervorragenden Lebens aus den Quellen erst zusammengesucht werden. Aus dieser allerdings mühsamen musivischen Arbeit hat der Verfasser mit vielem Geschick ein lebensvolles Bild gefertigt. Es wird hervorgehoben, daß Her⸗ manns ganzes Streben der Größe seines Ordens gegolten habe. Koch will ihn nicht, wie bisher gewöhnlich angenommen, als den eifrigen Vertreter Kaiserlicher Rechte gelten lassen: er war ein sehr geschickter Politiker und Diplomat. Schon der Umstand, daß er wirklich vermocht hat, in dem Streit zwischen Papst und Kaiser Beiden Vertrauter zu sein, sichert ihm den Ruhm, als einer der Ersten unter den damaligen hervorragenden Männern ge⸗ nannt zu werden, welche sich einen Namen als Politiker gemacht haben. „Gern, so schließt der Verfasser seine lesenswerthe Abhandlung, mag daher der Blick des deutschen Mannes auf Hermann weilen; er ist einer der wenigen gewesen, welche Christi Weisung: „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers, und Gott, was Gottes ist“ redlich zu erfüllen sich bestreben. Die Gebote der Religion, die Satzungen der Kirche waren ihm heilig, heilig aber auch die Ehre des Reichs. Bei aller Devotion vor Rom blieb er ein deutscher Mann. Die Könige des neuen Preußens, Deutschlands Kaiser, erboben sich auf den Schultern des Großmeisters des Deutschen Ordens, auf den Schultern Hermanns von Salza.“
— Dem Septemberheft der „Deutschen Rundschau' ist ein Prospekt vorgeheftet, aus dem wir ersehen, daß diese Zeitschrift mit dem Mitte dieses Monats erscheinenden Oktoberheft ihren zwölften Jahrgang beginnt. — Auch das Septemberheft der „Deutschen Rundschau“ legt erneutes Zeugniß davon ab, wie sehr die Redaktion bemüht ist, auf alle Geschmacksrichtungen ihres weiten Leserkreises Rücksicht zu nehmen. Eine feinsinnige, von Humor durchwehte Novelle von Hans Hoffmann: „Die vier Büßerinnen“ eröffnet das Heft; den Hintergrund der schalk⸗ haften Erzählung bildet das „Land der Phäaken“, das glückliche Korfu, welches den Lesern der „Deutschen Rundschau“ bereits von den früheren Schöpfungen Hans Hoffmanns bekaännt und lieb geworden ist. — Einen eingehenden, an Anregungen reichen Artikel widmet Professor E. Zeller dem Philosophen von Sanssouci unter dem Titel: „Friedrich der Große in seinem Verhältniß zu der Philosophie seiner Zeit und der Vorzeit“, uns darin ein fesselndes geistiges Porträt des großen Königs zeichnend. — Mit Wärme und Hingabe schildert Lady Blennerhassett den Entwicklungsgang George Elliots, der auch bei uns so gefeierten Verfasserin der Romane „Adam Beda“, „Die Mühle am Floß“, „Daniel Deronda“ ꝛc. Lady Blennerhassett hat ihrem Essay die jüngst erschienenen Briefe und Tagebücher der George Elliot zu Grunde gelegt, so daß ihre Studie den Anspruch auf Authentizität erheben darf. — Von aktuellem Interesse sind die weiteren Ausführungen des Professors F. H. Geffcken über „Rußland und England“. — Professor F. k. Kraus weist in seinem Aufsatz „Johann Gutenberg und die Erfindung der Typographie“ den wiederholt von holländischer Seite gemachten Versuch zurück, Gutenberg den Ruhm, daß er die „schwarze Kunst“ erfunden, zu rauben. — Einen neuen Autor führt die „Deutsche Rundschau“ in Ferdinand Laban ein, der uns ein „Kind⸗ heitsidvll aus dem neueren Ungarn“ bietet. — Ein tiefempfundenes Nachwort läßt Salvatore Farina seiner in der „Deutschen Rund⸗ schau“ erschienenen Novelle „Korporal Sylvester“ folgen. — Schließ⸗ lich wird uns noch der Hauptinhalt des „Tagebuchs Gordons 2 rend der Belagerung von Khartum“ in gedrängter spannender Form
Fragen aber, wie z.
25,5 Reg.⸗T. und 171 Dampfschiffe von
Da die mittelalterliche Geschichischreibung, wie in der
wiedergegeben. — Aus der der „Politischen Rundschau“ folgenden „Literarischen Rundschau“ heben wir speziell die „Briefe über die neuere philosophische Literatur“ von Professor G. von Gizycki hervor. Wie üblich, bilden die literarischen und bibliographischen Rotizen den Schluß des Heftes. 3
— Die in Leipzig unt Berlin am 5. d. M. erscheinende Nr. 2201 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Die Kaiserzusammenkunft in Kremsier. 2 Abbildungen. Nach Skigen unseres Spezialzeichners W. Grögler. 1) Die Einfahrt der Kaiser durch den Triumphbogen. 2) Die Begrüßung des Kaisers und der Kaiserin von Rußland auf dem Bahnbof in Kremsier. — Von der deutschen Kriegsmarine: Die auf der Werft in Wilhelms⸗ hafen erbaute neue Kreuzerkorvette Ersatz Victoria. Originalzeichnung von H. Penner. — Jagd auf Feldhühner. Gemälde von Hans Dahl. Mit Genehmigung der Photographischen Gesellschaft in Berlin nach einer in ihrem Verlage erschienenen Photographie. — Aus der Kunsthalle der Internationalen Ausstellung zu Antwerpen: Günstlinge eines Beherrschers der Gläubigen. Nach einem Gemälde von Gust. Wertheimer. — Bilder von den Carolinen⸗Inseln. 6 Abbildungen. Nach photographischen Aufnahmen des Dr. med R. Neuhauß. 1) An⸗ sicht der Insel Pap. — 2) bis 4) Hütten der Eingeborenen auf der Insel Pap. — 5) Häuptlinge und Geldsteine auf der Insel Pap. — 6) Verlammlungshaus und Geldsteine auf der Insel Jap. — Cacteen. 6 Abbildungen. Aus der 2. Auflage von „Karl Friedr. Försters Handbuch der Cactcenkunde“ (Leipzig. J. T. Wöller). Cereus ser- pentinus. — Opuntia macrorhiza. — Phyllocactus Kampmanii hyb. — Echinopsis Tettaui. — Cereus Ctenioides. — Cereus Enneacantus. — Polpytechnische Mittheilungen: Patentirte Minutenweckuhr. — Väschetrockengestell. 2 Figuren. — Die Photogrammetrie. 3 Figuren.
Fünfräderiges Velociped Fugitive.
Gewerbe und Handel.
Der „Berggeist“ veröffentlicht die Ergebnisse zpr duktion der Halle'schen Ober⸗Bergamtsbezirke 2. Ka⸗ lender⸗Vierteljahr 1885. Die Zahl der betriebenen Steinsalz⸗Berg⸗ werke und Salinen im Reg.⸗Bez. Magdeburg betrug 3, Erfurt 1, zus. 4. An Kalisalz im Reg.⸗Bez. Maadeburg 5, für Siedesalz eben⸗ daselbst 1, Merseburg 4, Erfurt 1, zus. 6. Vieh⸗ und Gewerbesalz weist die letzten Ziffern gleichfalls auf. Die mittlere Belegschaft der Steinsalzbergwerke im Reg.⸗Bez. Magdeburg betrug 179, Erfu⸗t 85, zus. 264. Kalisalz im Reg.⸗Bez. Magdeburg 2690, Siedesalz eben⸗ daselbst 293, Merseburg 322, Erfurt 8, zus. 623, dasselbe gilt von Vieh⸗ und Gewerbesalz. Naturaleinnabme: Die Salzbestände am Anfang 2. Kalender⸗Vierteljahrs betrugen im Reg⸗Bez. Maadeburg 081 kg, Erfurt 71 t 367 kg, zus. 7931 t 448 kg.
im Reg.⸗Bez. Magdeburg 4522 t 448 kg. Siedesalz im Merseburg 1856 t 287 kg,
Erfurt 175 ts*997 kg, zus. 9377 t 938 kg. Viehsalz in Magdeburg 1 t 551 kg, Mersedurg 162 t 965 kg, Erfurt 42 t 250 kg, zus. 212 t 766 kg. Neue Förderung und Produktion do. betrug an einsalz für Magdeburg 36 385 t 822 kg, Erfurt 4748 t 945 kg,
t 767 kg. Kalisalz für Magdeburg 168 011 t 088 kg. t 500 kg. Siedesalz für Magdeburg 11 665 t, Merse⸗
t 100 kg, Erfurt 446 t 300 kg. Viehsalz 1 1685 t 300 kg, Erfurt 92 t 800 kg, zus. 2761 t 963 kg. ermaß war an Siedesalz für Merseburg 6 t 184 kg. ie Gesammt⸗Naturaleinnahme für Magdeburg und Erfurt betrug 49 066 t 215 kg an Steinsalz, an Kalisalz 172 533 t 530 kg, Boracit 8 t 500 kg für Magdeburg, an Siedesal; für Magdeburg, Merseburg und Erfurt 31 804 t 52: iehsalz 2974 t 729 kg. Naturalausgabe: 1 ndervierteljahr an Steinsalz lief sich für Magdeburg auf 35 921t 1 f urt auf 4165 t 753 zus. 40 086 t 929 kg. für Magdeburg 17 748 kg. An Siedesalz für Magdeburg 13 667 t 780 kg, für2 burg 8259 t 677 kg, für Erfurt 300 t 500 kg, zus. 22 957 kg An Viehsalz für Magdeburg 984 t 163 kg, für Merseb 1588 t 200 kg, für Erfurt 141 t 050 kg, zus. 2672 t 913 kg. Bereitung anderer Produkte an Steinsalz für Erfur an Kalisalz für Magdeburg 20 t . Si burg 978 t 737 kg, für Mersebu Erf 189 kg, zus. 2746 t 755 kg. D Si 3z für Magdeburg 172 kg, für Merseburg 666 kg, die Gesammts er Naturalausgabe beläuft sich für Magdeburg und Erfurt an Steinsalz zus auf 40 533 879 kg, an Kalisalz für Magdeburg auf 170 t 998 kg, an Siedesalz für Magdeburg, Merseburg und Erfurt zus. auf 24 977 550 kg, an Vieh⸗ und Gewerbesalz für Magdeburg, Merseburg und Erfurt zus. auf 2642 t 913 kg. Bleibt Bestand am Schluß des 2. Kalendervierteljahres für Magdeburg und Erfurt 8532 t 336 k an Steinsalz, ferner für Magdeburg an Kali 1974 t 032 kg, a
lz für die drei Regierungsbezirke 6826 t 972 kg, an Viehsalz
16 kg. — Ein Vergleich mit dem Vorjahre ergiebt eine Produktion
2. Kalendervierteljahr an Steinsalz für Magdeburg und Erfurt n 44 038 t 706 kg, mithin geringer für 1885 um 2903 t 939 kg,
Kalisalz für Magdeburg um 14 937 t 573 kg, an Boracit um 200 kg geringer. -
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Kalisalz Ma 1 Reg.⸗Bez. Maggdeburg 7245 t 654 kg,
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Die Produktion für die drei Bezirke an Siedesalz betrug 24 321 t 844 kg, mithin also geringer um 1895 ;t 960 kg, an Viehsalz 2722 t 276 kg. Der Absatz im 2. Vierteljahr 1884 betrug an Steinsalz für Magdeburg und Erfurt 39 924 t 265 kg, mithin 162 t 664 kg mehr, an Kali 180 571 t 783 kg, also 10 024 t 035 kg weniger, an Siedesalz für die Bezirke 21 361 t 763 kg, also 866 t 194 kg weniger, an Viehsalz 2773 t 651 kg, also 130 t 738 kg weniger.
— Die Bilanz des Actien⸗Bau⸗Vereins Friedrichs⸗ hain in Liqu. per 30. Juni cr. weist bis zum genannten Tage einen Verlust von 33 105 ℳ aus. Unter den Aktiven figuriren die Grundstücke mit 509 784 ℳ, Debitoren mit 10 175 ℳ; die Passiva setzen sich zusammen aus dem Aktienkapital ad 277 800 ℳ, Hypo⸗ theken⸗Conto 244 600 ℳ, Reserve für auszuführende Pflasterarbeiten 25 000 ℳ, an Hypothekengläubiger bis 1. Juli zu zahlende Zinsen 6260 ℳ
London, 3. September. (W. T. B.) Wollauktion. Wolle sehr träge, Scoureds schwächer.
Bradford, 3. September. (W. T. B.) Wolle ruhig, feine gedrückt, grobe fest Garne ruhig, Lustres fest, Stoffe besser.
Verkehrs⸗Anstalten. Bremen, 3. September. (W. T. B.) Der Dampfer de Norddeutschen Lloyd „Eider“ ist heute Mittag in Sout
hampton eingetroffen. — 4. September. (W. T. B.) Der Dampfer des Nord⸗ „Donau“ ist gestern Nachmittag 3 Uhr in
deutschen Llovyd
New⸗PYork eingetroffen. 1 (W. T. B.) Der Postdampf Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahr
d 5
Hamburg, 4. September.
„Moravia“ der ¹
Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, auf der El eingetroffen.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
“ 8 e“ Schweiz. Der schweizerische Bundesrath hat unterm 26. August 1885 die in Tit. I, Ziffer 3 und in Tit. II., Ziffer 1 und 4 des Kreisschreibens, sowie die in Tit. I, Ziffer 1 bis 4 und in Tit. II., Ziffer 1 bis der Verordnung vom 4. Juli 1884 enthaltenen prophylaktischen Maß⸗ regeln für die an Frankreich grenzenden Gebiete der Schweiz neuer⸗ dings in Kraft erklärt. 8
Gleichzeitig ist die Einfuhr von aus Frankreich kommenden Hadern (Lumpen), gebrauchtem Bettzeug und alten ungewaschenen Kleidern — das Gepäck der Reisenden ausgenommen — bis auf Weiteres untersagt worden.
8 8 Portugal.
Durch unterm 27. August 1885 veröffentlichte Verfügungen des
Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind als von der asiatischen Cholera angesteckt erklärt worden:
1) der Hafen von Toulon seit dem 15 August d. J., 2) sämmtliche Häfen von Britisch⸗Ostindien. b Ferner als derselben Krankbeit verdächtig: 1) sämmtliche französische Häfen des Atlantischen Ozeane, 2) sämmtliche Häfen des „Ostindischen Staates“ mit Ausnahme Diu und Daman. Rußland. Nach einem Erlasse des temporären General⸗Gouverneurs zu essa vom 13. August 1885 ist auch bei sämmtlichen aus den fen von Algerien kommenden Schiffen die Instruktion vom 12 September 1884 („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 250 vom 23. Oktober 1884) in Anwendung zu bringen, so daß Schiffe mit reinem Ge⸗ sundheitspaß einer Ttägigen und solche mit unreinem Gesundheitspaß einer 14tägigen Observation unterliegen.
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Berlin, September 1885.
Am 1. September hat sich in Antwerpen das Preis⸗ gericht vereinigt, welches über den von Ihrer Majestät der Deutschen Kaiserin der vorjährigen 3. inter⸗ nationalen Konferenz der Gesellschaften vom Rothen Kreuz in Genf zur Verfügung gestellten Preis von fünftausend Francs, nebst goldener Medaille, sowie über einige silberne Medaillen bestimmen soll. Dieser Preis wurde durch die genannte Konferenz für das beste Modell einer transportablen Lazareth⸗Baracke ausgesetzt und das Programm für diese Konkurrenz am 3. Februar cr. vom Internationalen Comité des Rothen Kreuzes in Genf veröffentlicht, demzusolge die Preisbewerbung am 1. September in Antwerpen beginnt, wo das nöthige Terrain u. s. w. von dem Ausstellungs⸗Comité bereitwillig zur Verfügung gestellt worden ist. Es bewarben sich 72 Kon⸗ kurrenten um den Preis. Das Preisgericht ist folgendermaßen zusammengesetzt:
Ehren⸗Präsident: Wirklicher Geheimer Rath von Langenbeck
1. Präsident: Mr. Gustave Moynier, Präsident des Internationalen Comités vom Rothen Kreuz in Genf.
2. Präsident: Professor Dr. Longmore, Königlich groß⸗ britannischer General⸗Arzt.
Sekretär: Albert Elissen, Ingenieur (Frankreich).
Mitglieder: Dr. Baroffio, colonel, médecin-inspecteur (Italien’; Dr. Carsten, General⸗Sekretär des Niederländischen Rothen Kreuzes; Dr. Célarier, Inspecteur général du service de santé de l'armée Belge; Dr. von Coler, General⸗Arzt im Königlich preußischen Kriegs⸗Ministerium.
Ferner sind an Stelle der verhinderten Mitglieder: Dr. Bertheusen (Rußland) und Prof. Dr. Baron Mundy (Oesterreich) durch Kooptation in das Preisgericht aufgenommer worden:
Mr. John Furley, Mitglied der Ambulanz des groß⸗ britannischen Ordens St. John of Jerusalem, Dr. Werner, Stabsarzt im Königlich preußischen Kriegs⸗Ministerium.
garnisonirenden den hierzu morgen 1 u Corps, das Garde⸗Kürasf erie⸗Regiment, sowie as Kaiser Alexander C Franz Garde⸗Grenadi goner⸗Regiment, das: Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regimen Truppen kehren am 8. wi zu den Divisions⸗Manövern aus⸗ ehr der Infanterie wird am 25. resp. 26. d. M., Artillerie Ende September und in den ersten ber, zuletzt am 3. Oktober cr. erfolgen. September, Abends. (W. T. B) Heute kamen Sfälle vor.
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Auch das Victoria⸗Theater eröffnete mit dem Abend seine Wintersaison und zwar in glänzenderer Weise, jemals der Fall gewesen sein kann. Nach den bisher au Bühne gebotenen Leistungen hielt man eine Steigerung derse kaum für möglich, und doch zeigte die gestrige Vorstellung, daß höchste Grad der Vollkommenheit auf diesem Gebiete noch la nicht erreicht ist, und daß eine kühne Phantasie noch gewaltigere un schönere Gebilde der Ausstattungskunst ins Leben zu rufen vermag. Dem gestern in Scene gegangenen großen historischen Ballet „Messa⸗ Uüina“, welches Luigi Danesi nach Arrangement und Text zum Autor
Giaquinto zum Komponisten hat, kommt die glücklich ge⸗
hlte Zeit, in welcher es spielt, sehr zu Gute; das sinkende
iserreich mit seinem raffinirten Lurus, seinen Reichthümern und üppigen Vergnügungen bot einen dankbaren Stoff, welcher denn auch mit großem Geschick und feinem Geschmack in der ausgiebigsten Weise verwerthet worden ist. Von überraschender Großartigkeit ist beispielsweise der Kaiserliche Cirkus, in welchem der Zuschauer Gladia⸗ torenkämpfe und prächtige Spiele aufführen sieht; von einer kaum für möglich gehaltenen, fast sinnverwirrenden Mannigfaltigkeit und Farbenpracht sind die großen Feste mit ihren hunderten von Theilnehmern und überraschenden Lichteffekten. Die Sorgfalt, der ungeheure Fleiß und der vornehme Charakter, welche dieses Ballet aufweist, machen es in jeder Hinsicht zu einer Sehenswürdigkeit ersten Ranges, und es ist zu wünschen, daß sich die Direktion für die aufgewandte Mühe und die großen Kosten durch ein allabendlich wohlgefülltes Haus belohnt sähe AÄnerkennung gebührt, nach dem Direktor Hrn. Scherenberg und Hrn. Danesi, den ausge⸗ zeichneten Leistungen des Ballettänzers Hra. Cammarano und des Frl. Sozo. Ueber die dramatische Beigabe, welche eine ernsthafte Kritik nicht erträgt, sei hier weiter nichts gesagt, als daß die Dar⸗ steller sich redliche Mühe gaben, ihrer undankbaren Aufgabe nach Kräften gerecht zu werden.
Eine höchst interessante Unterbrechung werden um die Mitte dieses Monats im Friedrich⸗Wilhelmstädtischen Theater die Vorstellungen des „Großmogul“ erfahren. Die bevorstehende Anwesen⸗ heit Johann Strauß' in Berlin hat nämlich den Gedanken angeregt, dem berühmten Komponisten Gelegenheit zu geben, mit dem Berliner Publikum in Kontakt zu treten, und einige seiner be⸗ liebtesten Operetten persönlich zu dirigiren, zumal die Hausstatistiker ausgerechnet haben, daß drei derselben vor Aufführungs⸗Jubiläen stehen, so die „Fledermaus“ vor der 400., der „lustige Krieg“ vor der 300., die „Nacht in Venedig“ vor der 50. Vorstellung. Hr. Direktor Fritzsche verbindet zugleich mit diesen Operetten⸗Jubiläen die Nach⸗ feier der 40jährigen Dirigententhätigkeit des Meisters. Diese Jubiläumsvorstellungen werden am 15., 16. und 17. d. M. statt⸗ finden, und zwar am 15. die 300. Aufführung des „lustigen Krieg“, am 16. die 50. der „Nacht in Venedig“, am 17, die 400. der „Fleder⸗ maus“. Am 18. nehmen dann mit der 150. die „Großmogul“⸗ Vorstellungen ihren weiteren, bisher vom besten Erfolge begleiteten Fortgang.
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In Krolls Theater hat gestern Hr. Franz Nachbaur sein Gastspiel als George Brown in der „Weißen Dame“ eröffnet und das Publikum, das ihn seit Jahren zu seinen erklärten Lieblingen zählt, wieder durch den Schmelz und die Schönheit seines Tenors und die Kunst seines Vortrages entzückt. — Frl. Antonie Schläger, der neueste Gast der Krollschen Oper, wird sich in Berlin zuerst am Sonntag als „Valentine“ einführen. Diese Vor⸗ stellung der „Hugenotten“ wird um so interessanter werden, als auch Hr. Nachbaur darin als „Raoul“ mitwirken wird. — Ein anderes Gast⸗Duo von größtem Interesse bietet die Montagsaufführung des „Rigoletto“: Hr. Dr. Krückl singt an diesem Abend die Titel⸗ rolle, Sgra. Russell die „Gilda“. Leider verabschiedet sich an diesem Abend die ausgezeichrete amerikanische Sängerin, die bei dem Berliner Publikum sich Sympathien erworben hat, wie sie nur den allerersten Künstlerinnen zu Theil werden. Sgra. Russells vorletztes Auftreten findet morgen (Sonnabend) statt. 8
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
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Jahrbücher für die deutsche Armee und Marine. Band LVI. Heft 3. — Inhalt: Zur Strategie und Taktik Napoleons. (Schluß.) — Die preußischen Füsiliere. (Schluß.) — Studien über Verwendung und Gefechtsthätigkeit der Kavallerie. Von Frhrn. vorn Sazenhofen, Kgl. bayr. General⸗Major und Brigade⸗Commandeur. (Schluß.) — England als Kriegsmacht. Von Spiridion Gopcevic. (Fortsetzung.) — Zur Frage der französischen Kriegsbereitschaft. — Gedanken über die militärischen Briefe. III. Artillerie des Generals Prinz Hohenlohe. — Friedrich des Großen Ehrengeschenk an den K K. General Graf Esterhazv 1761. — Umschau in der Militär⸗ Literatur.
Deutsche Kolonialzeitun vereins in Berlin. Heft 17. — Zweigverein Viersen. — Zweigverei politische Vorgänge. Das deutsche Die neuen Erwerbungen der Deutsch Das Witugebiet. — Deutsche Besitz Frankreich am Rothen Meere. — Englische Besitzergreifung von Port Hamilton, Korea. — Koloniale Aufgaben. Von Dr F. Fabri. — Vom Kaiser Wilhelms⸗Land und Bismarck⸗Archipel 2) Berichte von englischen Offizieren von den Küsten von Kaiser Wilhelms⸗Land. — Neueste Berechnung des Flächenumfangs. — Der Congo⸗Freistaat. — Deutsche iadustrielle und Handelsunternehmungen in Sud⸗Argentinien. — San Vincent. — Literatur: „Ernst Frhr. von der Brüggen, Wie Rußland europäisch wurde.“ — „Capt. Kennedy. Sport, travel and adventure in Newfoundland and the West Indies.“ — Redaktionelle Correspondenz. Aus Australien. — Büchertisch.
Für die Schreibstube. Nr. 23. — Ir Privatbeamten⸗Verein zu Magdeburg. — Alpha der in der Civil⸗ und Strafprozeßordnung un ordnung vorgeschriebenen Fristen. — Feuilleton. — Historischer Kalender. — Inserate.
Forstwissenschaftliches Centralblatt. — Inhalt: Origizal⸗Artikel: Vergleichende Untersuchungen über den Festgehalt der Weißtannen⸗, Fichten⸗ und Kiefern⸗Nutzholzstangen. Von Forstrath K. Schuberg in Karlsrube. — Untersuchungen über den Erfolg und Kostenaufwand bei Stocksprengungen mit Pulver. III. (Schluß⸗) Artikel. Von Professor Dr. R Heß in Gießen. — Mittheilungen: Etat der Königlich württembergischen Staatsforstver⸗ waltung pro 1885 und 1886. — Literarische Berichte. — Notizen. — Anzeigen.
Deutsch 1 e Pr halt: Woher bezie r wi as beste t ftli
ion für landwirthsch Geräthe zu Halle a. ftstreuer von Hans hoven bei Langensalza. — Feuilleton. Ueber L nisse in Nord⸗Amerika. — Ein Drainagepflug. Correspondenzen. Aus der
rwesen. — Handel und Düngemittel. —
— Eier und Fettwaaren. — — Gemüse und F. — Geflügel und Wild. — Hülsenf und Sämereien. — Hopfen. — Versicherungswesen.
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Wetterbericht vom 4 September 1885, 8 Uhr Korgens.
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Temperatnr in ° Celsius 50 C. = 40 R.
Stationen.
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Muillaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockhols. Haparanda St.Petersburg Moskau..
Cork. Queens- bn 888s1 Helder “ Hamburg. Swinemünde Neufahrwass. MHMemel..
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¹) See ruhig. ²) Seegang mässig. ³) See sehr ruhig. ⁴) Trübe. ⁵5) See sehr ruhig. ) Gestern Abend Gewitter. ⁷) Seit gestern Abend feiner Regen. ⁵) Nachts etwas Regen. ⁹) See rahig. ¹⁰) See- gang schwach.
Anmerkung: Die Stationen sind in 4 Gruppen geordnet: 1) Nordeuropa, 2) Küstenzone von Irland bis Ostpreussen. 3) Mitte.- europa südlich dieser Zone, 4) Südeuropa. — Innerhalb jeder Grupo ist die Richtung von West nach Ost eingehaiten.
Skala für die Windstärke: 1 = leiser Zug, 2 = leicht 3 = schwach, 4 = mässig, 5 = frisch. 6 = stark, 7 = steif 8 = stürmisch, 9 = Sturm, 10 = starker Sturm, 11 = heftige Sturm, 12 = Orkan.
Uebersicht der Witterung.
Das barometrische Minimum im Westen liegt nördlich von Irland, während eine Zone hohen Luftdruckes sich von Finnland nach den Balkanhalbinseln erstreckt. Ueber Centraleuropa ist bei schwacher südlicher Luftströmung das Wetter vorwiegend trübe und allenthalben wärmer, insbesondere im deutschen Binnenlande, wo die Temperatur bis zu 8 Grad gestiegen ist. Im südwest- lichen Frankreich dagegen. wo seit gestern grosse Regenmassen piedergingen (Biarritz 39, Cermont 42 mm), ist es wieder kühler geworden. Altkirch und Karlsruhe hatten gestern Nachmittag Gewitter.
Deutsche Seewarte.