laäums in
den greisen Monarchen,
1 Hauseigenthümer gegen Entgelt
—— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zustizwesen, für Re nungswesen und für Elsaß⸗Lothringen, sowie die vereinigten Ausschüsse desselben für Rechnungswesen
und für Elsaß⸗Lothringen hielten heute Sitzungen.
— Die Feier des Kaiserlichen Regierungs Jubi⸗ 1 der Aula der Königlichen Technischen Hochschule nahm einen schönen und erhebenden Verlauf. Vertreter der Behörden und ein zahlreiches Publikum hatten sich zu der Feier eingefunden. Dieselbe wurde eingeleitet durch den von Studirenden (Mitgliedern des „Motiv“ und anderer Vereinigun⸗ gen) ausgeführten vierstimmigen Gesang des 100. Psalms. Alsdann feierte der Rektor Dobbert in einstündiger Festrede w gedachte besonders des Wohlwollens, das der Kaiser speziell der Hochschule erwiesen, und schloß mit einem Hoch, welches brausenden Widerhall fand. Gesang be⸗ endete dann die Feier.
Vizewirth ꝛc.), welchem vom
— Ein Hausportier (sog. unter Anderem die Treppen⸗
“ E“ übertragen ist, kann, nach einem Urtheil des
1*
a.
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Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 6. November 5. J. durch Unterlassen der rechtzeitigen Treppenbeleuchtung bei ein⸗ getretenem Unfall sich einer fahrlässigen Körperverletzun unter Uebertretung einer Berufspflicht (§. 230, Abs. Str.⸗G.⸗B.) schuldig machen und auch ohne Strafantrag straf⸗ rechtlich verfolgt werden.
— In Uebereinstimmung mit seiner bisherigen Recht⸗ sprechung hat das Reichsgericht, IV. Strafsenat, durch Urtheil vom 20,/28. Oktober v. J. ausgesprochen, daß der Verkauf eines bestimmten Prämienlooses gegen Raten⸗ zahlungen, mit der Maßgabe, daß erst nach theilweiser oder vollständiger Entrichtung des kreditirten Kaufpreises das Eigen⸗ thum des Looses auf den Käufer übergehen soll, nicht als die Veranstaltung einer Lotterie zu erachten sei. Wohl aber macht die dabei zu Gunsten des Käufers getroffene Vereinbarung, falls das Loos mit dem kleinsten Treffer während der Ab⸗ zahlungen gezogen werden sollte, dem Käufer an Stelle des ausgeloosten ein anderes gleichartiges, noch nicht ausgeloostes Loos zu gewähren, den Loosverkauf zu einer Lotterie⸗ veranstaltung.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Kaiserlicher 8 2 1 2 . . 2, 20 Unter⸗Staatssekretär Dr. von Mayr und Königlich bayerischer Ministerial⸗Rath von Kastner sind hier angekommen.
— S. M. Kreuzerkorvette „Olga“, Kommandant Kor⸗ vetten⸗Kapitän Bendemann, ist am 29. Dezember v. J. in Zanzibar,
S. M. Kreuzerkorvette „Luise“, Kapitän Graf von Haugwitz, am 2. Thomas und
S. M. Brigg „Musquito“, Kapitän Piraly, am 4. Januar cr. indien) eingetroffen.
S. M. S. „Luise“ beabsichtigt am 7. und S. M. Brigg „Musquito“ am 18. d. M. wieder in See zu gehen.
Stettin, 4. Januar. (Ostsee⸗Ztg.) Zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Regierungs⸗Jubiläums Sr. Majestät prangte gestern unsere Stadt in reichem Flaggenschmuck. Auf dem Königsplatz, gegenüber den mit Fuirlanden und Fähnchen dekorirten Kasernen des Königs⸗ Regiments, wurde Vormittags von 11 ½ bis 12 Uhr unter lebhaftem Andrang des Publikums große Parole abgehalten, wobei die Kapelle des Königs⸗Regiments concertirte, während von der Bastion des Fort Wilhelm die bei solchen Anlässen üblichen 101 Kanonenschüsse erschallten. In sämmtlichen Kirchen fand Festgottesdienst statt. Auf dem Paradeplatz nahmen Mittags 12 Uhr die hiesigen militärischen Vereine Aufstellung; der Vorsteher des 5. Bezirks des Deutschen Kriegerbundes brachte nach einer kurzen Ansprache ein Hoch auf den Kaiser aus, in welches alle Anwesenden lebhaft ein— stimmten, worauf sich die sämmtlichen Vereine zum Gottes⸗ dienst nach der Johanniskirche begaben. Nachmittags 3 Uhr fand im Offizier⸗Casino ein Festmahl statt, an welchem die Generalität, das Offizier⸗Corps und die Spitzen der Civil⸗ behörden Theil nahmen. Am Abend waren sämmtliche öffent⸗ lichen sowie eine große Anzahl Privatgebäude glänzend illuminirt.
Kommandant Korvetten⸗ Januar cr. in St.
Kommandant Korretten⸗ in St. Vincent (West⸗
Hannover, 4. Januar. (Hann. Cour.) Reicher Flaggen⸗ schmuck und frohbewegtes festliches Treiben auf den Haupt⸗ straßen der Stadt zeigte am gestrigen Jubiläums⸗Tage, daß auch die Residenzstadt Hannover regen und freudigen An⸗ theil nahm an dem hohen Freudenfest, welches dem verehrten Königlichen Greise und mit ihm seinem dankbaren Volke zu feiern vergönnt war. In allen Kirchen der Stadt wurde zunächst im Gottesdienste der Feier gedacht und dem Höchsten der Dank dargebracht für die Gnade, welche er in den 25 Jahren segens⸗
reicher Regierung so sichtbar über dem Kaiser und Könige hat
walten lassen. Von Seiten der Garnison wurde der Tag besonders festlich begangen, und zwar durch Festgottesdienst, große Parole⸗ Ausgabe und Festessen der Offiziere und Mannschaften in den betreffenden Kasinos resp Kasernements. Die Wachen zogen im Parade⸗Anzug auf. Offiziere und Mannschaften hatten den Tag über den Ordonnanz⸗Anzug angelegt, alle militärischen Gebäude waren beflaggt, und von 1 ½ bis 2 ½ Uhr musizirten vier Musikcorps der Garnison auf dem Theater⸗ und dem Georgs⸗Platz. Die große Parole⸗Ausgabe begann um 1 Uhr
Mittags auf dem Waterlooplatz. Nach 121 ½ Uhr rückte eine Batterie
schuß fiel.
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Personen, die Beamten und die an der Privatpersonen sich im Concerthause
des Hannoverschen Feld⸗Artillerie⸗Negiments Nr. 10, welche zum Abgeben des Saluts kommandirt war, auf den Platz und nahm mit ihren sechs Geschuüͤtzen Aufstellung. Punkt 1 Uhr wurde die Parole von dem Kommandanten Grafen von Waldersee ausgegeben, wobei das kommandirte Musikcorps „Heil Dir im Siegerkranz“ anstimmte und der erste Salut⸗ Ein großes Publikum drängte sich zu dem mili⸗“ tärischen Schauspiel. Ein besonderes Relief erhielt das festliche Getriebe noch dadurch, daß die Großneffen des Kaisers, die drei Söhne des Prinzen Albrecht, mit ihrem Gouverneur zu Wagen dem Promenaden⸗Concert beiwohnten. — Die Offizier⸗ Corps feierten den Tag in ihren Kasinos, die Reserve⸗ und Landwehr⸗Offiziere im Hotel Rudolph, während die offiziellen Feier theilnehmenden eingefunden hatten. — Bei einbrechender Dunkelheit erstrahlten die Kasernen, das Gebäude des Bezirkskommandos und in den äußeren Stadt— theilen eine größere Anzahl von Privatgebäuden in festlicher Beleuchtung — Auch in Hildesheim, Göttingen, Osna⸗ brück, Stade, Lingen, Emden, Wittmund ist das Kaiserliche Jubiläum festlich begangen worden. “
1 8 dem Regierungs⸗Jubiläum Stadt ein festliches Aussehen. Die Königlichen und viele Privat⸗ gebäude hatten geflaggt; in den Kirchen drängte sich eine an⸗ dächtige Menge, um dem König aller Könige für die Gnade zu danken, mit welcher er so sichtlich unsern Landesherrn ge⸗ segnet; zur Mittagszeit gaben Artilleriesalven den militärischen Salut, während die Offiziere der Garnison unter den Klängen der Regimentsmusik auf dem Louisenplatze große Parole ab⸗ hielten, und später vereinigten Festmahle in den verschiedenen Theilen der Stadt Diejenigen, welche in heiterer Gesellschaft ihrer Freude Ausdruck geben wollten.
Bayern. Würzburg, 4. Januar. Reichsrath der Krone Bayern, gestorben.
Sachsen. Dresden, 4. Großherzog von Oldenburg von Oldenburg hier eingetroffen gestiegen.
Das „Dresdner Journal“ meldet: Die uns über das Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Georg zugegangenen Nachrichten lauten fortdauernd so günstig, daß die Krankheit, die anfänglich einen ernsteren Charakter anzunehmen drohte, fast als behoben betrachtet werden und man die Hoffnung hegen darf, daß Se. Königliche Hoheit der Prinz bald wieder ganz genesen sein wird. Nach einer mit geringen Unter⸗ brechungen gut verlaufenen Nacht hat der erlauchte Prinz den gestrigen Tag ohne Fieber verbracht und wird, da auch in der vergangenen Nacht ein stärkender Schlaf sich eingestellt hat, heute voraussichtlich für einige Stunden das Bett verlassen können. Das Fieber und die Erscheinungen der Lungenent⸗ zündung sind verschwunden.
Württemberg. Stuttgart, 4. Januar. (Schwäb. Merkur.) Gestern Nachmittag 3 Uhr begann im Festsaale der Liederhalle die Feier des 11. Stiftungsfestes des Mi⸗ litärvereins Stuttgart. Auch dieses Fest beehrte Se. Hoheit der Prinz zu Sachsen⸗Weimar mit hohem Besuche, dem sich auch einige Präsidial⸗Mitglieder des würt⸗ tembergischen Kriegerbundes, Offiziere u. a. Herren anschlossen. Die Carlsche Kapelle und der Krieger⸗ und Sänger⸗ bund musizirten und sangen, ein Riesen⸗Christbaum bestrahlte reiche Gaben, und die Büsten des Königs und der Königin standen als Festschmuck im Schatten grüner Lorbeerbäume. Die Festrede hielt Vorstand Schlichtenmeyer, der den ersten Toast auf Se. Majestät den König aus⸗ brachte und den Rechenschaftsbericht gab. Die nächsten Toaste galten Ihrer Majestät der Königin und Sr. Hoheit dem Prinz⸗Präsidenten des württembergischen Kriegerbundes. Der Letztere dankte bald darauf, brachte ein Hoch auf den Verein aus, erinnerte aber vorher an das gestrige, ganz Deutschland bewegende 25jährige Regierungs⸗ Jubiläumsfest des Kaisers als König von Preußen. „Wir seien zwar nicht preußische Unterthanen, aber Bürger dessen Kaiser und Einiger der König von Preußen zugleich sei. Deshalb schlagen ihm auch unsere Herzen heute freudiger entgegen, und wir sen— den die Wünsche zum Himmel empor für Erhaltung des theueren Lebens bis zur äußersten Grenze des menschlichen Da⸗ seins, und diesen Gefühlen Pöf. wir öffentlich Ausdruck, in— dem wir rufen: „Se. Majestätt der vielgeliebte Kaiser lebe hoch!“ Es versteht sich, daß eine hohe Begeisterung die Fest⸗ versammlung bei diesen Worten ergriff. — Zur Feier des Tages hatte gestern während der Parade die Carl'sche Kapelle wieder ein festliches Programm aufgestellt. Sie spielte die Webersche Jubel⸗Ouvertüre mit der National⸗Hymne, das Kalliwoda'sche deutsche Lied und zum Schluß den preußischen Nationalmarsch.
Baden. Karlsruhe, 3. Januar. (Schwb. Merk.) 25jährigen Regierungs⸗Jubiläum des Kaisers dem Schloßplatz
Sr. Majestät, trug unsere
1 (W. T. B.) Der Graf zu Castell, ist gestern
Januar. (Dr. J.) Der ist gestern früh 12 ½ Uhr und im Hotel Bellevue ab⸗
2 Zum 2 grig. x sind die öffentlichen Gebäude beflaggt; auf fand heute große Festparade statt.
Hessen. Darmstadt, 3. Januar. Ztg.“ berichtet: Die Feier des jährigen Regierungs⸗Jubiläums Sr. Majestöt des Kaisers als Königs von Preußen in der hiesigen Garnison wurde heute Morgen 8 Uhr durch den Militärgottesdienst in der Stadtkirche und der katholischen Kirche eingeleitet. Dem evangelischen Gottesdienst wohnten Se. Königliche Hoheit der Großherzog mit dem Erb⸗ großherzog und den Prinzen Heinrich und Alexander von Hessen ei. Nach Beendigung des Gottesdienstes fand das Salutschießen von 101 Schuß durch die 3. Batterie Großherzoglichen Feld⸗ Artillerie⸗Regiments Nr. 25 auf dem Infanterie⸗Exerzierplatz statt, den Einwohnern der hiesigen Residenz die Bedeutung des heutigen Tages verkündend. — Der großen Parole⸗Ausgabe der Generale und des Offiziercorps, verbunden mit der Wacht. parade, welche auf dem Paradeplatz abgehalten wurde, wohn⸗ ten der Großherzog in der Uniform des 1. Garde⸗Regiments z. F. mit dem Bande des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, der Erbgroßherzog sowie die Prinzen Heinrich und Alexander bei. Beide Prinzen trugen ebenfalls das große Band des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler, der Erbgroßherzog das Band des Großherzoglichen Ludewigs⸗ Ordens. Nachdem die Wachen aufgezogen und die Parole des Tages ausgegeben war, spielte die Musik einen „Kaiser Wilhelm⸗Jubiläums⸗Fest⸗Marsch“ von E. von Lade. — Nach⸗ mittags 2 Uhr versammelten sich die Offiziere, Sanitäts⸗ Offiziere und Beamten in den festlich geschmückten, schönen Räumen des Militärkasinos
's zu einem gemeinsamen Festmahl. Der Kommandant der Division,
nt d sion, Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Heinrich von Hessen brachte auf Se. Majestät den Kaiser und König den
Toast aus, welcher mit begeistertem Jubel aufgenommen wurde. — Zur Feier des Tages hatten die Reichs⸗ und Militär⸗ gebäude geflaggt. Auch einige Privatgebäude hatten Fahnen⸗ schmuck angelegt. Die mit Fahnen geschmückten Kasernen und sonstigen Militärgebäude hier und in Bessungen hatten Abends illuminirt. Von dem Postgebäude strahlte, aus zahlreichen Gasflammen gebildet, das Wappenbild des Adlers mit der Krone darüber. — Die ganze Feier trug einen der hohen Bedeutung des heutigen Festtages Sr. Majestät unseres Kaisers entsprechenden würdigen Charakter.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 4. Januar. (Meckl⸗ Anz.) Der Jubiläumstag Sr. Majestät des Kaisers wurde am gestrigen Abend von zahlreichen Offizieren und auch Civilisten gefeiert, welche sich in den oberen Räumen der Dabel⸗ steinschen Restauration vereinigt hatten. Gereral⸗Major von
Die „Darmstädter fünfundzwanzig⸗
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— 11¹ Wiesbaden, 4. Januar. (Wiesb. Pr.) Am gestrigen Tage,
Kretschman brachte in beredter Weise das Hoch auf Se. Ma⸗ jestät den Kaiser aus; Hofkapellmeister Schmitt und Kammer⸗ sänger Hill gaben derselben Stimmung, nämlich derjenigen unwandelbarer monarchischer Treue, musikalischen Ausdruck durch den musterhaften Vortrag der Löwe’schen Ballade „Archibald Douglas“. Das Fest, dessen Theilnehmer noch durch weitere künstlerische Vorträge erfreut wurden, verlief in stimmungs⸗ voller und würdiger Weise. — Auch aus Ludwigslust, Wismar und Güstrow liegen bereits Meldungen über zu Ehren des 25jährigen Regierungs⸗Jubiläums Sr. Maäjestät veranstaltete Feierlichkeiten vor.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, (Thür. Corr.) Das Jubiläum des Kaisers von Preußen ist auch in Thüringen allerorts mit großer Lebhaftigkeit gefeiert worden. Der Verlauf war in den größeren Städten mit Garnison ziemlich übereinstimmend der gleiche: Gottesdienstliche Feier in der Garnisonkirche, dann Festmahl der preußischen aktiven und inaktiven Offiziere, Beamten u. s. w., Abends gesellige Vereinigungen, zu denen die Kriegervereine die einleitenden Schritte gethan hatten, und bei denen in Wort und Bild des Kaisers mit Begeisterung gedacht ward. Seitens der Stadt Weimar war durch den Ober⸗Bürgermeister folgendes Telegramm an Se. Majestät den Kaiser gerichtet worden: „Ew. Majestät be⸗ ehrt sich die Stadt Weimar und deren Bürgerschaft zu dem heutigen hohen Feste und Jubeltage die ehrerbietigsten Glück⸗ wünsche unterthänigst darzubringen. Möge Gott der Allmäch⸗ tige Ew. Majestät noch lange Zeit zum Heile des durch Ew. Majestät geeinten und mächtig gewordenen deutschen Vater⸗ landes in Kraft und Gesundheit erhalten.“
Der Landtag wird einige Tage später als anfänglich be⸗ absichtigt war, nämlich erst am 17. d. M. eröffnet werden. Die Dauer dieser ersten, gewissermaßen nur einleitenden, für die Erledigung einiger dringlichen Angelegenheiten bestimmten Session ist auf etwa drei Wochen berechnet.
Bremen, 4.
Jubiläum des auch hier gefeiert.
4. Januar. als König
Kaisers als König von Preußen wurde
Januar. (Wes.⸗Ztg.) Das Regierungs⸗
In der „Union“ hatte sich eine, aus etwa
250 Personen bestehende Gesellschaft von Beamten, Offizieren
und Bürgern zu einem Festmahl vereinigt. Oberst v. d. Lanken welcher an der Tafel inmitten der Bürgermeister Gildemeiste und Lürman seinen Platz hatte, führte den Vorsitz und brachte das Hoch auf den Kaiser aus. Abends waren die Kasernen illuminirt; die Mannschaften burtstage des Kaisers in verschiedenen Vergnügungslokalen.
Oesterreich⸗Ungarn. Lember g, 4. Januar. (W. T. B.) Der Landtag wies auf Antrag Sapieha's die Kommissions⸗ anträge zu dem Romanczukschen Sch ulantrage (Errich— tung ruthenischer Parallelklassen an den deutschen
öffentlichen Schulen und Er richtung ruthenischer Gym⸗-
nasien) an den Schulausschuß Stanislauer ruthenische söhnlichen und die thunlichste empfohlen hatte.
Belgien. Brüssel, 3. Januar. (Köln. Ztg.) Feier des Regierungs⸗Jubiläums des Kaisers und Lönigs Wilhelm hielten heute über 300 hier wohnende Deutsche einen Festcoommers unter dem Vorsitz Raths Grafen von Beust ab. Die Festrede des Vorsitzenden rief hohe Begeisterung in der Versammlung hervor.
8 Großbritannien und Irland. London, 4. Januar. (W. T. B.) Wie nunmehr definitiv bestimmt ist, wird das
Unterhaus am 21. d. eröffnet werden. Paris, 4. Januar.
Frankreich. (W. T. B.) Dem Vernehmen nach wird die Neubildung des Kabinets morgen beendet sein und dürfte die amtliche Publikation be⸗ reits am Mittwoch erfolgen. Wie es heißt, würden mehrere der bisherigen Minister in das neue Kabinet eintreten. Dem „National“ zufolge würde das Programm des neuen Ministeriums drei Hauptpunkte umfassen, nämlich eine Reform des Budgets, eine Verwaltungs⸗Reform und drittens die Organisation des Protektorats über Annam und Tongking, welches auf das Nothwendigste beschränkt werden soll. In der Botschaft des Präsidenten würde dast Programm genau dargelegt werden.
— (Fr. Corr.) In einem Rückblick über die aus⸗ wärtige Politik der Mächte während des verflossenen Jahres schreibt der „Temps“: „Das Jahr 1885 war vom diplomatischen Gesichtspunkt aus kein schlechtes für Frankreich, denn es brachte uns einen Friedensvertrag mit China und einen weiteren mit Madagaskar. Wohl lassen uns diese Ver⸗ träge die Organisirung der Eroberungen, die sie uns sichern, und andererseits ist es wahr, daß die Expeditionen, denen sie ein Ende machten, zu einer unzweideutigen Manifestation der Abneigung der demokratischen Gesellschaften für die entfernten und langathmigen Unternehmungen Anlaß gaben. Besitzen wir aber Muth, Alles zu sagen, und erkennen wir an, wie sehr die augenblicklichen Bedingungen der Regierung in Frankreich die diplomatische und mili⸗ tärische Aktion erschweren. Nach dieser Richtung sind wir in einer offenkundigen Inferiorität gegenüber den Völkern, bei denen die ausuͤbende Gewalt nicht ver⸗ pflichtet ist, auf alle von der Tribüne ausgegangenen Fragen zu antworten und gleich nach dem Eintreffen die Depeschen ihrer Generäle und Agenten anzuschlagen. Je schwieriger die Aufgabe geworden ist, um so größeren Dank muß man unse⸗ rem Auswärtigen Amte wissen, wenn es mit der ihm unent⸗ behrlichen Vorsicht die Würde oder sogar gelegentlich die Kühnheit zu vereinigen versteht. Es hat in dem Handel des „Bosphore égyptien“ Rechte gewahrt, ohne Mißbräuche zu rechtfertigen oder zu decken, und erst ganz kürzlich, auf der Konferenz von Konstantinopel, hat es einer liberalen und französischen Note Gehör zu verschaffen gewußt, ohne deshalb mehr als thunlich unseren Interventions⸗Antheil an diesen entfernten Interessen zu erhöhen.“
Spanien. Madrid, 3. Januar. (Köln. Ztg.) In der heutigen Kammersitzung ging es sehr stürmisch her. Nach einer Rede des Republikaners Meiro, welcher die Verhandlung über die Karolinen⸗Angelegenheit forderte, erklärte Canovas, daß die Abdankung der Königin Isabella unerläßlich und gesetzmäßig und die Grundlage selbst der bestehenden Ver⸗ fassung sei. Hierauf vertheidigte Silvela die 1 des früheren Kabinets in der Karolinenfrage und spielte auf die
zurück, nachdem der Bischof Peleß in einer sehr ver⸗ mit großem Beifall aufgenommenen Rede Berücksichtigung der Wünsche der Ruthenen
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feierten ähnlich wie am Ge— 8
S
des Botschafts⸗
Meinungsverschiedenheiten Canovas' und Romero „Robledo’s an. Der Letztere erschien darnach und bat für Montag um das Wort. Morgen wird es also heftig hergehen, wenn Sagasta nicht die Auflösung des Hauses auszusprechen ieht. beages 4. Januar. (W. T. B.) Robledo griff in der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer den Kammer⸗ Präsidenten Canovas wegen seiner Haltung nach dem Tode des Königs an und legte die Nothwendigkeit dar, die kon⸗ servative Partei zu reorganisiren. Silvela vertheidigte Canovas. Die Regierung betheiligte sich nicht an der Debatte. — Der Senat genehmigte die von dem Finanz⸗Minister
Camacho vorgelegten Gesetzentwürfe.
Griechenland. Athen, 4. Januar. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Agence Havas“ meldet: Der Minister⸗Prä⸗ sident Delyannis hat unter dem 31. Dezember ein Rund⸗ schreiben an die Vertreter Griechenlands im Aus⸗ lande gerichtet, in welchem er unter Hinweis auf seine früheren Rundschreiben hervorhebt, daß die Haltung Griechenlands in der bulgarisch⸗rumelischen Frage den Rathschlägen der Mächte entsprochen habe. Das Rundschreiben weist sodann auf die Gefahren hin, welche aus den jüngsten Ereignissen entstehen könnten, und auf die große Erregung, welche sich in Folge derselben unter der Bevölkerung bemerkbar mache. Griechenland würde seinen Verpflichtungen gegen die Mächte nicht nachkommen, und es würde nicht im Einklang mit seinen friedlichen Gesinnungen stehen, wenn es nicht offen die Situation, die an der Nord⸗ grenze des Königreichs geschaffen worden, als eine s olche bezeichnen wolle, die voll von Gefahren sei. Die griechische Regierung gebe sich der Hoffnung hin, daß die Mächte bei der Regelung der bulgarisch⸗rumelischen Frage den vitalen Interessen Griechen⸗ lands Rechnung tragen würden.
Serbien. Belgrad, 4. Januar. (W. T. B.) Der König ist heute Nachmittag 5 Uhr hier wieder eingetroffen und von der Königin, den Ministern, den Gemeindever⸗ tretern, den Spitzen der Behörden und einer zahlreichen Menschenmenge am Bahnhofe empfangen worden. In Er⸗ widerung auf die Ansprache der Gemeinde⸗Aeltesten dankte der König für die Opferwilligkeit der Bürgerschaft und fügte hinzu: er erwarte, die Bürgerschaft werde auf dem betretenen Wege ausharren, damit das Ansehen und das Staatsinteresse Serbiens gewahrt bleibe. Die Worte des Königs wurden mit enthusiastischen Zivio⸗Rufen aufgenommen. — Mit dem Könige traf auch Horwatowitsch ein. Die Stadt ist festlich geschmückt.
Die hier befindlichen Deutschen begingen gestern die Regierungs⸗Jubelfeier des Kaisers Wilhelm durch einen solennen Gottesdienst.
— 5. Januar. (W. T. B.) General Horwatowitsch beabsichtigt, demnächst sämmtliche Truppen im Innern des Landes zu inspiziren. — Ueber den Ort, an welchem die Friedensverhandlungen mit Bulgarien seattfinden sollen, ist noch keine Einigung erzielt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 5. Januar. (W. T. B.) Der bisherige Gouverneur von Archangel, Staatsrath von Paschtschenko, ist zum Gouverneur von Kurland ernannt worden.
Warschau, 4. Januar. (W. T. B.) Das hier gar⸗ nisonirende Grenadier⸗Regiment, dessen Chef Kaiser Wilhelm ist, feierte gestern das Regierungs⸗Jubiläum Sr. Majestät durch einen Festgottesdienst. Nachmittags fanden Festdiners des Offizier⸗Corps und der deutschen Kolonie statt.
Zeitungsstimmen. 8 Börsen⸗Courier“ schreibt
Am Tage des heutigen 2
Der „Berliner zum
Ist das eine Einstimmigkeit! 8 Regierungs⸗Jubiläums klingt und rauscht durch alle Blätter des deutschen Zeitungswaldes nur ein gewaltiges Lied zum Preise des greisen Monarchen Hieraus erkennt man auch, daß Kaiser Wilhelm nicht blos der zufällige Zeitgenosse und Zuschauer der großen Ereignisse gewesen, welche den Grundstein und den Stolz der deutschen Einigung bilden, daß er nicht blos den kriegerischen Lorbeer, sondern mehr noch die Palme verdient dafür, daͤß er an hervor⸗ ragendster Stelle verstand und mitfühlte, was des Volkes Seele am tiefsten bewegte. Kaiser Wilhelm durfte sich Eins wissen mit seinem Volke, als er die großen Thaten vollbrachte, die ihm den Ruhm des größten Heerführers eingetragen. Und wahrlich, nicht ein Heer hat er geführt, sondern hinter ihm stand ein ganzes Volk, das die Be⸗ geisterung bewaffnet hatte. Darum hat auch Dauer, was er geschaffen, wie die Schöpfungen der Kriegslaune sie nicht haben können, und darum bleibt uns die Freude an dem Errungenen unverkümmert, wenngleich der Tag manches Mißliebige bringt. Und heute besonders ist Alles verbannt, was Verstimmung wecken oder an Verstimmung erinnern könnte. Heute gilt jedes Wort nur dem Preise des erhabenen Fürsten, der so verdienstvoll wie glückbegünstigt ist, in dessen Person und Würde sich verkörpert, was Deutschland lang und bang ersehnt hat. In die dreifache Majestät der Krone, des Sieges und des Greisenthums ge⸗ hüllt, ist Kaiser Wilhelm für alle civilisirten Bewohner der Erde ein Gegenstand bewundernder Ehrfurcht. Wir Deutschen aber haben den Vorzug, ihm liebend nahe zu stehen und selbst die Nächsten seinem edlen Herzen zu sein. Darum ist der heutige Tag ein Feiertag der deutschen Nation, ein Familienfest, an welchem das ganze Volk Theil hat.
— Die „Kölnische Zeitung“ sagt in ihrem Jubiläums⸗ Artikel:
Als der jetzige Deutsche Kaiser König von Preußen wurde, zählte er nahezu 65 Jahrec. Dies ist ein Alter, in welchem gewöhnliche Sterbliche sich als Greise zu fühlen beginnen; König Wilhelm stand damals noch im Vollgenuß aller körperlichen und geistigen Kräfte, dessen er sich, vorübergehende körperliche Zufälle abgerechnet, auch heute noch erfreut. Ausgerüstet mit dem guten Wissen seiner ganzen Zeit, eingeweiht in die politischen Anschauungen der ersten und edelsten Herrscher und Staatsmänner der Zeit und des Jahr⸗ hunderts, vertraut mit den Verhältnissen aller europäischen Kultur⸗ völker, eng befreundet mit den größten und mächtigsten Monarchen und eingelebt in die militärischen Einrichtungen des eignen Landes, ausgereift in jeder Beziehung und doch auch thatenstark in allem Betracht: so durfte unser jetziger Kaiser und König bei seinem Regie⸗ rungsantritt das bedeutungsvolle Wort aussprechen, daß seine Pflichten gegen das — damals uns noch erträumte — große Deutsche Reich zusammenfielen mit seinen Verpflichtungen und Aufgaben für das Königreich Preußen. Mit diesen wenigen so überaus bezeichnenden Worten hat vor 25 Jahren König Wilhelm der Welt die Aufgabe bezeichnet, die er sich als König von Preußen gestellt hatte. Wenn wir heute etwas zu bedauern haben, so ist es die Thatsache, daß diejenigen Männer, die sich im großen Ziele mit ihrem Könige eins wußten, dann, als sie wegen der Mittel zur Er⸗ reichung dieses Zieles, anderer und zwar minder richtiger Meinung wurden als der König, vergaßen oder verschwiegen, von welch hohem Gedanken König Wilhelm erfüllt lwar. Denn in der Waagschale
schwebte Zukunft oder Vernichtung der deutschen Nation als einheit⸗ lichen Staatswesens. Und Alles, was König Wilhelm, seit er in Preußen zur Regierung gelangt ist, gethan hat, war eingegeben von dem Wunsch und dem Streben, Preußen diejenige Macht zu geben, die es am Entscheidungstage befähigen könnte, an die Spitze Deutsch⸗ lands zu treten und das neue Reich gegen jeden etwa auftretenden Feind mit dem Schwert zu schirmen.
So ist dieser edle und jedem seiner Worte getreue Monarch, der sich als liberalen Mann freimüthig bekannt und als solcher sich jeder⸗ zeit bewährt hat, als der beste deutsche Patriot, den das deutsche Vaterland trug, zur Erschaffung des Deutschen Reichs genöthigt gewesen, die ersten Männer seiner Wahl, die sein höchstes Ziel zwar kannten, aber nicht in wirksamer Weise zu fördern vermochten, ohne mit ihren sonstigen politischen Gesinnungsgenossen in Hader zu gerathen, zu ent⸗ lassen und diejenigen der konservativen politischen Anschauung zuge⸗ thanen in seinen Rath zu berufen, die Willens waren, Preußen das Schwert zu schmieden, mit welchem es im Stande wäre, das Deutsche Reich zu erkämpfen und das erkämpfte zu schützen. .. Seine Herrscher⸗ tugenden und seine Ritterlichkeit, seine Menschenliebe und seine Mildthätigkeit zu schildern, ist heute, da der geliebte Monarch noch in der Fülle seines Wirkens steht, nicht die Zeit; unser Wunsch ist einzig, daß ein gütiges Geschick den Tag noch fern halten möge, da wir über das Wirken König Wilhelms ein Erdurtheil abgeben können. Das können wir heute sagen: Großes und leider auch Schmerzliches hat König Wilhelm mit seinem Volke, für sein Volk und von seinem Volk erfahren; die Liebe seines Volkes hat er sich durch seine so seltenen Tugenden als Herrscher und als Mensch in einem Grade erworben, wie sie vor ihm nie ein Monarch besaß; sie soll ihm den Abend seines Lebens verklären und — das walte Gott — verlängern.
— Dem Festtags⸗Leitartikel der „Schlesischen Zeitung“ entnehmen wir folgende Stellen:
Schon seit dem Herbst des Jahres 1858 hatte der Prinz von Preußen — heute unser Kaiserlicher Herr — als Regent des Königlichen Amtes gewaltet. Durch die sofortige Verkündigung eines tiefdurchdachten Regierungsprogramms hatte er der politischen Erstarrung ... ein Ziel gesetzt und die Geister wieder in Fluß gebracht. Aber er hatte noch mehr gethan. Er hatte die aus Anlaß des italienischen Krieges erfolgte Mobilmachung der Armee zum Ausgangspunkte einer neuen, fast die doppelte Cadrezahl aufweisenden Organisation gemacht und damit der unerläßlichsten Bedingung für die Erfüllung der großen nationalen Mission Preußens bereits genügt. Ein bedeutsamer Ab⸗ schnitt der Regierungsgeschichte Wilhelms 1. datirt also vor der Thron⸗ besteigung. Diese Inkongruenz aber schmälert die Bedeutung des fest⸗ lichen Tages nicht, denn was wir heute feiern, ist vor Allem ein Jubiläum des preußischen Königthums, des Königthums von Gottes Gnaden. 8
Während des hinter uns liegenden Vierteljahrhunderts hat dieses Königthum in der Person unseres greisen Kaisers einen Triumph gefeiert, der epochemachend in der europäischen Staatengeschichte dasteht Man hat einst behauptet, mit dem Einlenken der Staaten in die Bahnen des modernen Konstitutionalismus sei die Aera der großen Männer auf den Thronen geschlossen. Mochte dem immer entgegen⸗ zuhalten sein, daß gerade derjenige Herrscher, welcher die Reihe der konstitutionellen Monarchen im modernen Sinne eröffnete, daß Wilhelm III. von Oranien entschieden zu den Männern der That zu zählen sei, so durfte man diesen als die einzige Ausnahme gelten lassen, obgleich sich doch gerade an ihm erwiesen, wie schwer es den Königen ist, sich zu welthistorischer Bedeutung zu erheben, wenn der monarchische Wille an die Vota parlamentarischer Mehrheiten ge⸗ bunden ist. Erst unser Kaiser hat der Welt gezeigt, daß auch inner⸗ halb der bindenden Formen und Normen des modernen Verfassungs⸗ staates der zu Großem berufene Fürst sich freie Bahn zu erschließen und mit starker Hand in die Weltgeschicke einzugreifen vermag, wenn er die unveräußerlichen Rechte der Krone in ihrem höchsten und weitesten Sinne erfaßt und zur Geltung bringt.
Das in des Wortes beste Bedeutung freisinnige Programm, welches Wilhelm I. beim Anteitr der Regentschaft verkündete, enthielt die schwerwiegenden Worte, „daß die bessernde Hand angelegt werden solle, wo sich Willkürliches oder gegen die Bedürfnisse der Zeit Laufendes zeige, daß aber von einem Bruche mit der Vergangenheit nun und nimmer die Rede sein solle“. Damit knüpfte der Regent an den leitenden Faden der Politik seines Königlichen Bruders an. Auch inmitten der Stürme des Jahres 1848 war es Friedrich Wilhelm IV. gelungen, eine Anerkennung des „Rechtes der Revolution“, also einen Bruch mit dem monarchischen Prinzip, welchem Preußen sein Dasein, seine Macht und seine deutsche Mission danfte, zu vermeiden
Die gleiche Achtung, welche Wilhelm I. den weitbemessenen ver⸗ fassungsmäßigen Rechten der Landesvertretung gezollt hat, dieselbe Achtung hat er seinerseits für die verfassungsmäßigen Rechte der Krone in Anspruch genommen. Darin liegt das große Geheimniß seiner Regierung, die den Beweis geführt hat, daß auch im Ver⸗ fassungsstaat ein starkes Königthum, ein Königthum im Sinne der preußischen Tradition und des preußischen Volksgeistes Raum hat..
... Um für Preußen und Deutschland zu erreichen, was mit Gottes Hülfe erreicht wurde, bedurfte es eines Königs, der gleich dem Großen Kurfürsten und Friedrich dem Einzigen selbst mit hinauszog in den Krieg und die Mühen und Gefahren seiner Heere theilte, eines Königs, der gleichzeitig Feldherr und Staatslenker war.
Auch in seiner deutsch⸗nationalen Politik hat unser Kaiserlicher Herr streng an seinem Worte festgehalten, daß von einem Bruche mit der Vergangenheit nie und nimmer die Rede sein dürfe Wie Friedrich Wilhelm IV. ist auch Wilhelm 1. nicht davon abgegangen, doa die politische Einigung Deutschlands nur unter freier Zustimmung der Souveräne erfolgen könne. Und sie ist in der That auf diesem Wege erfolgt: die Kaiserkrone ist unserem Königlichen Herrn von den deutschen Fürsten und freien Städten aus eigenster einmüthiger Entschließung entgegen⸗ getragen worden, und die mit einer Nationalvertretung vereinbarte, von den Landtagen der Einzelstaaten gutgeheißene Verfassung des Reichs beruht auf legalen Verträgen der deutschen Regierungen. Daß es möglich geworden, den deutschen Nationalstaat aufzurichten, ohne in revolutionäre Bahnen einzulenken, muß all Denen, die sich jener Zeit erinnern, in der Friedrich Wilhelm IV. die ihm von der Frankfurter Nationalversammlung einseitig dargebotene Kaiserkrone ablehnte, fast als ein Wunder erscheinen
— Der Jubiläums⸗Artikel des „Hamburgischen Cor⸗ respondenten“ lautet:
In der Nacht vom ersten auf den zweiten Januar des Jahres 1861 hatte der König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen das Zeit⸗ liche gesegnet, nachdem längere Zeit hindurch sein Geist krank und umdüstert gewesen war. So ergriff denn sein Bruder Wilhelm, der ihn schon als Regent vertreten hatte, heute vor fünfundzwanzig Jahren aus eigener Vollmacht die Zügel der Regierung, um dieselben mit einem Glanze zu führen, wie ihn die deutsche Geschichte nicht weiter kennt und die Weltgeschichte kaum jemals gekannt hat. Denn es sind noch niemals sonst ganze Heere von Hunderttausenden, die sich der ervrobtesten Tapferkeit rühmten, gefangen genommen worden, und es sind noch niemals sonst Städte wie Metz und Paris erobert worden. Aber der höchste kriegerische Lorbeer ist es nicht allein, den Kaiser Wilhelm gebrochen hat. Er ist nicht minder groß in den Werken des Friedens. Dazu ragt seine ebenso einfache als hoheitsvolle, tapfere und geduldige, wahrhaftige und bescheidene Persönlichkeit, soweit sie auch nur den Stempel des rein Menschlichen trägt, unter allen Herrschern, von denen die Welt⸗ geschichte berichtet, hervor. Es ist nur Karl der Große, an den wir denken mögen, wenn wir in der Geschichte nach einem Monarchen 89 mit dem wir unseren Kaiser Wilhelm in Parallele stellen önnten.
Es ging schon ein Staunen durch die Welt, als König Wilhelm in einem Alter, welches die äußerste Grenze der menschlichen Schaffens⸗ kraft zu bilden pflegt, seines Fürstlichen Amtes nicht blos mit ruhiger
Sicherheit, sondern auch mit der frischen Entschlossenheit zu walten
begann, wie sie nur von dem kräftigsten Mannesalter zu erwarten ist. *
Aber das Erstaunen wuchs mit jedem Tage, der die Entschlüsse des jugendlichen Greises gewaltiger und seine Thaten ruhm⸗
voller erscheinen ließ, bis es sich in Verehrung und Be⸗ wunderung verwandelte. Während jedoch für den und Kaiser die weisesten Handlungen und die größten nur ein selbstverständliches Tagewerk zu sein schienen,
die reichsten Erfolge, welche die Macht verleihen kann,
Demuth und Gottesfurcht. das andere außerordentliche Ereigniß, sei es auf der Bühne der großen Welt, sei es im engsten F gnädig die Vorsehung unserem Kaiser gesinnt ist. Wer aber hätte trotzdem wohl zu denken gewagt, daß Kaiser Wilhelm, der heute vor 25 Jahren, als er die Regierung antrat, fast die Mitte der Sechziger er⸗
Thaten erhöhten
König
nur seine Kein Jahr verging, wo nicht ein oder
amilienkreise, Zeugniß davon ablegte, wie
reicht hatte, auch noch in Kraft und Rüstigkeit das seltene Jubiläum
feiern würde, welches wir heute und morgen begehen! Es war eine solche Möglichkeit um so weniger in Aussicht zu nehmen, als die Jubiläen der Herrscher, seien es auch nur die fünfundzwanzigjährigen, keineswegs allzuhäufig sind. Haben doch von den älteren deutschen
Kaisern in tausend Jahren nur fünfzehn, und von den Habsburgern nur
sechs 25 Jahre und länger regiert! Dagegen hat sich allerdings das
Geschlecht der Hohenzollern von Anfang an auch durch eine besondere physische Lebenskraft ausgezeichnet. So lange es das brandenburg⸗ preußische Szepter führte, also in vier und einem halben Jahrhun⸗ dert, konnten von achtzehn Regenten zwölf auf eine 25jährige Regie⸗ rungsdauer zurückblicken. Aber sie kamen verhältnißmäßig jung zur Regierung. Steht deshalb ein Jubiläum, wie es heute unser fast neunundachtzigjähriger Kaiser feiert, schon seinen äußeren Umständen nach einzig da, so steigert sich dasselbe noch durch seine innere Be⸗ deutung, durch den tiefsten und einmüthigsten Dank, welchen heute und morgen die deutsche Nation ihrem Heldenkaiser, dem Wiederhersteller des Reichs, entgegenbringt, zu einem ganz außerordentlichen Ereigniß. Ebenso wie der zweite Januar 1861, welcher die Hoffnung zeigte, wird der zweite Januar 1886, welcher uns die Erfüllung vor Augen sellt, als ein ewig denkwürdiger Tag in der deutschen Geschichte da⸗ 91 und nicht minder in der Weltgeschichte auf ewig verzeichnet bleiben.
Und welche Lehre kann die Welt und können wir selber aus der wunderbaren Thatsache ziehen, daß es dem Kaiser als einem schon be⸗ jahrten Manne gelungen ist, ein Lebenswerk zu vollenden, auf welches heute in erster Linie das deutsche Volk mit dankbarer Verehrung und selbst auch die anderen Nationen mit hoher Bewunderung blicken? Der Kaiser ist nicht müde geworden, mit edler B escheidenheit seinen Generalen und Staatsmännern den Ruhm zu lassen, vor Allem aber dem höchsten Gotte die Ehre zu geben. Wäre er indessen der Mann nicht gewesen, mannhafte Dienste zu würdigen und die Wege Gottes zu verstehen, wie hätte er leisten können, was er geleistet hat? Seine Bescheidenheit ist nur der Ausdruck der edlen und echten Wahrhaftigkeit, dic sein Wesen erfüllt. Wenn man also Kaiser Wilhelm am höchsten preisen will, so kann man es nicht besser thun, als daß man sagt, er ist in innerster Seele ein wahrhaftiger Mann. Diese Wahrhaftigkeit war die erste und größte Bürgschaft des Gelingens eines Werkes, wie es kaum schwieriger jemals versucht worden ist: der Einigung der deutschen Nation und oer Wiederherstellung des Reichs.
Auf dem Grunde der Wahrhaftigkeit hat der Kaiser vom ersten Augenblicke an seine Herrscherthätigkeit aufgebaut. Schon als Regent, als er am 8. November 1860 seinen Sohn, unseren jetzigen Kronprinzen, in das Ministerium einführte, betonte er, daß sich die Regierung auf „Wahrheit und Gesetzlichkeit, auf Kontinuität und Konsequenz“ gründen müsse, und hob hervor, daß die Religion weder der Heuchelei Raum lassen, noch als Deckmantel politischer Bestrebungen dienen dürfe. Dann erklärte er als König in der berühmten Proklamation vom 7. Januar 1861: „Es ist Preußens Bestimmung nicht, dem Genuß der erworbenen Güter zu leben. In der Anspannung seiner geistigen und sittlichen Kräfte, in dem Ernst und der Aufrichtigkeit seiner religiösen Ge⸗ sinnung, in der Vereinigung von Gehorsam und Freiheit, in der Stärkung seiner Wehrkraft liegen die Bedingungen seiner Macht: nur so vermag es seinen Rang unter den Staaten Eurovas zu behaupten,“ und fügte hinzu: „Meine Pflichten für Preußen fallen mit Meinen Pflichten für Deutschland zusammen.“
Welche edle Wahrhaftigkeit und welche klare Einsicht athmen diese einfachen Worte, und wie über alles Erwarten hat der Kaiser, weil er es ehrlich und aufrichtig meinte, seine Entschlüsse und Vor⸗ sätze zu einem guten Ende geführt! Selbst das Schwerste, was ihn treffen konnte, die ernste Bedrohung seines geheiligten Lebens durch Mörderhand, trübte nicht die Klarheit seines Blickes. Er erkaännte, daß die Verruchtheit nur einer abstrakten Verwirrung entsprang, und daß sie im Grunde kaum seiner Person galt. Auch nicht einmal der Hauch einer Bitterkeit nistete sich deshalb in seiner Seele ein. Wenn in seinem tapferen Herzen ein Stachel zurückblieb, so war es höchstens der Gedanke und der Trieb, eine krankhafte Verbitterung zu heilen, ein Trieb, welcher zu der berühmten Botschaft vom Jahre 1883 ge⸗ führt hat. Schon hat der Grund zu diesem echten Friedenswerke ge⸗ legt werden können, welches jene Botschaft verheißt, zu einem wahr⸗ haft christlichen Werke, welches man dereinst mit vollem Recht der Wiederaufrichtung des Deutschen Reichs an die Seite stellen wird.
Erst wenn er nicht mehr da ist, wird unser Volk es ganz und vollständig ermessen, was es an diesem wahrhaften Manne und großen Kaiser besitzt. Möge der Tag, an welchem wir ihn verlieren müssen, nicht allzu nahe sein, und möͤge sich das Fest seines Jubiläums, zu dem die ganze deutsche Nation, ja jeder Deutsche, wohin ihn auch sonst das Schicksal gestellt hat, die dankbarsten und aufrichtigsten Glückwünsche sendet, während sich an demselben die gesammten Fürsten Europas durch außerordentliche Abgesandte betheiligen, zur vollsten Befriedigung für sein edles, so reich gesegnetes Herz gestalten!
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 63. — Inhalt: Verfügungen: vom 18. Dezember 1885. Anwendung des Eisenbahn⸗ Postgesetzes auf mehrere in das Eigenthum des preußischen Staats übergehende Eisenbahnen.
Archiv für Post und Telegraphie. Nr. 24. — Inhalt: Aktenstücke und Aufsätze: Der Etat der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphen⸗ verwaltung im Reichstage bei der ersten Berathung des Reichshaus⸗ halts⸗Etats für 1886/87. — Die Abtheilung für Telegraphie auf der Landes⸗Ausstellung in Budapest. — Verkehrsmittel und Reisen vor sechszig Jahren. — Römerstraßen im Rheinlande. — Kleine Mit⸗ theilungen: Eisenbahnunfall⸗Statistik für 1883/84. — Ein Buch aus dem dreizehnten Jahrhundert. — Anlage eines neuen Seehafens in Lissabon. — Die Kolonisation der Insel Sachalin. — Die neue Forthbrücke in Schottland. Griechische Eisenbahnen. — Durch⸗ serhthbr des Isthmus von Korinth. — Zeitschriften⸗Ueberschau.
Statistische Nachrichten.
Die Auswanderung Deutscher über deutsche
Häfen und Antwerpen nach überseeischen Ländern betrug
1885 101 480 Personen,
1884 966 141 056 heitsamts sind in der Zeit vom 20. bis 26. Dezember a. pr. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als ge⸗ 3. döl. in Frankfurt a. M. 17,2, in Hannover 21,9, in Kassel 22,6, in Magdeburg 23,4, in Stettin 20,9, in Altona 27,5, in
1b in den 11 Monaten Monat November 1“ 8 M 8g Januar / Novembe “ 11 246 206 047
— Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ storben gemeldet: in Berlin 23,0, in Breslau 24,9, in Königsberg 35,3, in Köln 21,0, Straßbarg 22,1, in Metz 13,2, in München 25,1, in Nürnberg 25,7, in Augsburg 22,6, in Dresden 22,4, in Leipzig 23,1, in Stuttgart 23,9,