1886 / 27 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Jan 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Ansicht des malerischen Amsterdamer Thores in Haarlem besonders fesselt. Im Bildntißfach steht die verdiente Präsidentin des Vereins, Fr. Helene Büchmann, mit mehreren Porträts aus der vornehmen Gesell⸗ schaft obenan. Rosa Petzel, die geschätzte Pastellmalerin, hat u. a.

ein reizendes Kinderporträt aufzuweisen, männlichen Bildniß in Oel, nehmen, auf dem Spaziergange begriffenen Ausführung alles Toilettenbetwerks zwungener. Auffassung. Strempel, Sehr groß ist die

überleiten.

athilde

gewandte Ausführung zeigt die von

eelene Westphal⸗Löser. ven

Herde.“ Ehrler durch mehrere Bilder in großem Format

namentlich dasjenige den Beschauer anzieht, welches uns einen jungen verwundeten, in der Genesung begriffenen Krieger zeigt, der, auf dem Lager ruhend, seiner anmuthigen, jungen Pflegerin (Kostüm aus dem Jahrhunderts) beim Garnaufwickeln behülflich ist. Auch die Thiermalerei ist nicht ohne Vertreterin: Minna Stocks in München hat wie früher die Ausstellung mit ein paar hübschen Arbeiten beschickt. Nicht zu vergessen ist noch Elise Göbeler, welche geschmackvoll gemalten dreitheiligen Wandschirm mit den allegorischen Figuren von Morgen, Mittag und 1 V . Humoristin M. Galle, welche in zwei Rahmen mit Zeichnungen die Erinnerungen eines Back⸗

Anfang unseres

einen originell erfundenen und MNacht ausgestellt hat. Auch die talentvolle fischchens sowie unter einem recht bezeichnenden Titel

Empfindungen einer jungen Künstlerin schildert, möge hier noch Platz finden. Als Bildnerin stellte sich Anna von Kahle mit einem drolligen, auf einem Faß reitenden Bacchusknaben und einem kleinen Hemden⸗ matz mit riesiger Trompete vor. Beide Arbeiten, frisch und natu⸗

das Aaquarellporträt Dame von subtiler b und doch lebendiger Treffliche Bildnisse lieferten weiter Clara Heinke, Johanna Kawerau u. A. Zahl der Portrötstudien, welche zum Genre hin⸗ Energisch und im großen Styl sind die beiden Tafeln behandelt, welche Margarethe Freiin von Plotho aus Rom einge⸗ sandt hat (Studienkopf und Mädchen aus Bethlehem). führ große, „Ballstimmung“ Aquarell⸗Studie einer eleganten, nachlässig im Sessel lehnenden Dame, W. Auch Meta Aronson, Sophie Keibel, e Reich in Dresden, Josephine Merz (lachendes Bauermädchen) und v. A. haben hübsche oder charakteristische Studien ausgestellt. Als Genremalerin ist Auguste Ludwig längst bekannt und und auch auf der diesjährigen Ausstellung gut vertreten. Tobias bewährt ihren Ruf durch das Bild eines niedlichen Kammer⸗ mädchens mit Theebrett und Kessel, genannt „Das H Im ernsten Genre that sich die Wienerin Fr. Luise Max⸗

auf diesem niß. Als Porträt⸗Bildnerin in Charlottenburg in büste und

Block, außer einem einer vor⸗

unge⸗ ein:

Flotte und

betitelte folgreichen Eifer zur Bethätigun

Gegenständen des Hausgeräths. Damen aus der Umgebun

Au

ge chätzt Adele

von Damen nicht gerade eimchen vom

hervor, von denen

eins zeigen diejenigen aus der K Modell und der Malklasse für

geschenkten Gemälde, Aquarellen hübsche Arbeiten auf. Die Verl

die Schicksale und Im Deutschen Theater

der Weise“, am Montag „Das

Adolph L'Arronge, zum ersten

ralistisch modellirt und (der heutigen Strömung folgend) leicht poly⸗ chromirt, geben von der formalistischen Begabung der jungen Künstlerin sonst von Damen

einer einem Relief⸗Bildniß Eine große Zahl vestoeveehlicher Arbeiten, mannigfaltigster Art reihen sich an. Von diesen seien hervorgehoben: ein paar geschmack⸗ voll bemalte Majolika⸗Vasen, von Anna Winkel, Porzellanmalereien von Clara Voitus in Dessau, ein mit Rosengewinden und Amoretten graziös bemalter Rococospiegel, von Adelheid von Valtier in Osterode a. H., geätzte Kannen und Teller aus Schulz, sowie Glasmalereien von Luise

Auch die ausgestellten Werke von Kunstfreundinnen bekunden er⸗

Kunst strebenden Schaffensdranges und eines geläuterten Schönheits⸗ sinnes zur geschmackvollen Ausgestaltung und Schaeöcanf von allerlei i

1 Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Kronprinzessin mit Arbeiten hervor und geben damit Zeugniß von dem anregenden, kunstfördernden Einfluß der Hohen Frau. häufig betriebenen Kunstzweig vertritt in dieser Abtheilung Gertrud Bußler mit drei in verschiedenen Holzarten zierlich geschnitzten Messergriffen.

Von den Arbeiten der Schülerinnen aus der Schule des Ver⸗

dem Maler Stauffer⸗Bern), aus der Kostümklasse (unter Leitung des Malers Döpler d. J.) sowie den Klassen für Landschaft (Prof. C. Scherres) und Blumen (Maler Grönland) viel fleißiges Streben, manches Talent und gute Unterweisung.

Die zur Verloosung von den Künstlerinnen und Kunstfreundinnen

welche der Verein durch Ankäufe vermehrt hat, weisen viele sehr oosung findet am 16. Februar statt.

Dienstag „Romeo und Julia“ gegeben. 8. den 6. Februar, geht „Die Lorelei“, Trauerspiel in 5 Aufzügen von

am

gemiedenen Kunstgebiet Zeug⸗ leistete auch Helene Wohlgeboren lebensvoll modellirten Portrait⸗

sehr Anerkennenswerthes. lassen.

Zur

er

„Orpheus in

inn und Kupfer von Marie enzel.

g eines nach den höchsten Zielen der

Koch (Dian

Jupiter),

Neben Anderen thaten sich auch zwei

Einen Helene Leu

lerin ihre Technik lasse für Zeichnen nach dem lebenden Eine erfreuli

Porträtstudien (letztere geleitet von

und man da 1 Concert von und kunstgewerblichen Gegenstände,

wird morgen, Sonntag, „Nathan Käthchen von Heilbronn“ und am

esangsnumm Am nächstend Sonnabend,

der auf einer zum Erfolge

Mal in Scene. Am Donnerstag

Preußischen Staats-Anzeigerg: 4 Berlin SW., Wilhelm⸗Straße Nr. 32.

Inserate für den Deutschen Reichs⸗ und Königl. Preuß. Staats⸗Anzeiger und das Central⸗Handels⸗ register nimmt an: die Königliche Expedition 1

des Deutschen Rrichs⸗Anzeigers und König'ich Zwangsvollstreckungen,

8.

ladungen u. dergl. 1 .Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. .Verloosung, Kraftloserklärung, Zinszahlung

R.

u. s. w. von öffentlichen Papieren.

1. Oeffentlicher

.Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.

Aufgebote, Vor-⸗ Großhandel.

geführt: entsprechend der an anderen großen Bühne

und vom Deutschen Theater bereits bei früherer Phenn Fehrne nommenen Sitte, der ersten dem Revpertoire befindliche Stück desselben Autors m Uebrigen bringt das Repertoire der nächsten je eine Wiederholung von

Meinhardt tritt an diesem Abend (in der Rolle der Meinung“) nach längerer Zeit wieder vor das Berliner desgleichen Hr. Carl Swoboda, der früher sehr beliebte Tenorist, welcher den Aristeus⸗Pluto spielt. sind in den ess der Damen

Mars) und Guthery (Merkur).

Im Saale der Sing⸗Akademie

musikalisches Verständniß besitzt, um Bravourstücke zur Kennzeichnung ihrer behren zu können.

Kraft gewinnen wird.

arbeitung von Liszt, unter Begleitung des Philharmonische mit schönem Gelingen; auch die Beethovensche Sonate, ganz besonden aber zwei kleinere Rubinstein'sche Piecen gaben Zeugniß von der sinninn Auffassung und der zarten Ausdrucksfähigkeit der Concertgeberin 8 eg welche in dem Concert mit mehrem ern mitwirkte, trug durch ihren wirkungsvollen Vortun⸗

schönen und sympathischen Stimme basirt, wesentlic

konnte

r. Johanna Wegner,

der wohlverdiente Beifall nicht fehlen.

4. Februar, wird „Der Weg zum

Herzen⸗

Aufführung einer Novität das letzte athan der Weise“ und

sten Operetten⸗Vorstellung

der Unterwelt“ von Offenbach gewählt. ekindi

„öffentli

Die ander rucker (Eurydice), Victorin

teinberger (Orpheus), Hambrock (Hans Styx),

gab die Pianistin

buscher gestern Abend ihr erstes Concert mms fih mit Recht den ungetheilten Beifall der zahlreichen Hörer Ffrl Leubuscher zeigt eine in jeder Beziehung lobenswerthe Schul 5 ungekünstelter Elcane⸗

Künstlan

ist be

und ist es, und Gefühl

fehlerlos Erscheinung

von daß die junge in hinreichendem

Ihr Vortrag ist mäaͤßvoll und doch rf erwarten, daß er zukünftig noch an

Moscheles und Webers E-dur⸗Polonaise

des Abends bei, und auch dieser Künstlerin

venf. üba⸗ arj voraufgehen; 8 Woche F „Ver Bureaufru⸗ Alliance⸗Theater, am nächsten Montag, ist, wie 18 Bell

Frl. Hala

Büüüne peretteg⸗ Partie a), Fehl (Cupido), Elliot (Venus) und der

Pfu

fand

. 9 Tüchtigkeit a. eindringlic

Die Künftlerin splelte n. A. derenn

in der P⸗

n Orchesten

9Q Anzeiger. 5. Industrielle Etablissements, Fabriken und *

6. Verschiedene Bekanntmachungen 7. Literarische Anzeigen. 1““ 1 In der Börsen⸗

8. Theater⸗Anzeigen.

Inserate nehmen an: die Annoncen⸗Expeditionen des

& Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren

R

„Invalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein

Annoncen⸗Bureaux.

9. Familien⸗Nachrichten. Beilage.

1

Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.

1535359% Bekanntmachung. 88 Kassel. Es haben glaubhaft gemacht 1) die Erben des Bierbrauers und Gastwirths Anton Weißenhorner von Weißenhorn, daß der dem letzteren Fehörige Kurhessische Prämienschein Serie 4763 r. 119 065 über 40 Thlr. lautend, 2) Fräulein Emilie Weiß zu Hofgeismar, daß der ihr gehörige Kurhessische Prämienschein Serie 4176 Nr. 104 387 I. Abtheilung über 20 Thlr. lautend, 3) der Schulzen⸗ gutsbesitzer Stabe zu Densow bei Templin, daß der ihm gehörige Karchessüsche Prämienschein Serie 5723 Nr. 143 053 I. Abtheilung über 20 Thlr. lautend, ab⸗ handen gekommen seien. Auf deren Antrag wird das öffentliche Aufgebot dieser nach Bescheinigungen der Hauptverwaltung der Staatsschulden vom 17. Ja⸗ nuar, 21. Dezember und 29. Januar 1885 in den Büchern noch offen stehenden Prämienscheine hier⸗ durch erlassen und jeder, welcher Ansprüche auf die⸗ selben zu erheben vermag, aufgefordert, solche spätestens im Termin den 5. April 1886, Vormittags 9 Uhr. bei dem unterzeichneten Gericht, Zimmer 19, geltend u machen, widrigenfalls die über die Prämienscheine ausgestellten Urkunden werden für kraftlos erklärt werden. Kassel, den 23. Januar 1886. Königliches Amtsgericht, Abtheilung I. gez. Theobald. Wird veröffentlicht: Der Gerichtsschreiber: Decke.

53778] Im Namen des Königs! Irn Sachen, betreffend das Aufgebot der in Abthei⸗

lung III., Nr. 1, resp. 1, resp. 1, resp. 9, resp. 1 auf den Grundbuchblättern 59, resp. 52, resp. 44, resp. 50, resp. 69 Koeberwitz eingetragenen Posten zum Zweck der Löschung im Grundbuche erkennt das Königliche Amtsgericht zu Ratibor durch den Amts⸗ richter Moerke

für Recht:

Es werden mit ihren Ansprüchen: A. die Rechtsnachfolger: 1) der Kurhelna'er Waisenkasse in die für sie ex decreto vom 10. April 1803 im Grundbuche: a. des dem Bauer Franz Ritzka und seiner Ehe⸗ frau Johanna, gebor. Halfar in Koeberwitz gehörigen Grundstücks Bl. 59 Koeberwitz in

Abtheilung III. Nr. 1 gegen 6 % Zinsen eingetragene Darlehnsforderung von 24 Thlr. oder 26 Gulden;

. des dem Bauer Johann Homolla in Koeber⸗ witz in Abtheilung III. Nr. 1 laut obligatorio vom 30. März 1796 zu 6 % verzinslich ein⸗ getragene Darlehnsforderung von 20 Thlr. oder 30 Gulden;

eung von 13 Thlr. oder 20 Gulden

den Antragstellern auferlegt Ratibor, den 16. Januar 18886. Königliches Amtsgericht. Abtheilung VI.

[53779] Ausschlußurtheil.

Durch Urtheil des Königlichen Amtsgerichts Neu⸗ wied vom 19. Januar cr. ist die gerichtliche Schuld⸗ und Pfandverschreibung vom P. Dezember 1870, worin dem Darlehnskassen⸗Verein e. G. des Kirch⸗ spiels Heimbach zu Heimbach die Grundstücke Flur X. Nr. 1933/342, 343, 1929/345 und Flur V. Nr. 149 der Katastral⸗Gemeinde Gladbach für ein mit 5 % verzinsliches Kapital von 85 Thlr., eingetragen im Hypothekenbuch des Schöffengerichts Heimbach, Band III. Fol. 322 Nr. 591 verpfändet sind, für kraftlos erklärt. .

Neuwied, den 22. Januar 1886.

Königliches Amtsgericht.

[53841] Oeffentliche Zustellung. Die Katharina Schulzendorf, Wittwe von Anton Meyer, Eigenthümerin in Mülhausen i. E., klagt gegen den Eugen Hafenbrack, Coiffeur, zuletzt zu Mülhausen i. E. wohnhaft, jetzt ohne bekannten Wohn⸗ und Aufenthaltsort, wegen Darlehen vom Frühjahr 1885, mit dem Antrage auf Verurtheilung des Beklagten zur Zahlung von acht und zwanzig Mark nebst Zinsen zu fünf Prozent vom Klagetage an, und ladet den Beklagten zur mündlichen Ver⸗ handlung des Rechtsstreits vor das Keaiserliche Amtsgericht zu Dammerkirch auf Freitag, den 16. April 1886, Vormittags 9 Uhr. Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.

Gores, Gerichtsschreiber des Kaiserlichen Amtsgerichts.

Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc.

des dem Bauer Johann Sajitz in Koeberwitz Phgei gan Grundstücks Bl. 44 Koeberwitz in Abtheilung III., Nr. 1 mit 6 % verzinslich eingetragene Darlehnsforderung von 20 Thlr. oder 30 Gulden;

2) des Generaldepositoriums des Fürstl. von Lich⸗ nowsky'schen Gerichts an die für dasselbe exr de- creto vom 10. April 1829 im Grundbuche des dem Bauer Sosehh Kaschny in Koeberwitz ge⸗ hörigen Grundstücks Blatt 50 Koeberwitz in Abthlg. III., Nr. 9 laut Schuld⸗ und Hypo⸗ thekenverschreibung vom 10. April 1829 mit 6 % verzinslich eingetragene Darlehnsforderung von 80 Thlr.;

3) des Kurhelna'er General⸗Mündel⸗Depositoriums an die für dasselbe ex decreto vom 10. April 1803 im Grundbuch des dem Bauer Joseph Lassak I., und den Geschwistern Marie, Joseph und Anna Lassak in Koeberwitz gehörigen Grund⸗ stücks Bl. 69 Koeberwitz in Abthlg. III., Nr. 1

[53735) Bau⸗ und Brennholzverkaufs⸗Termin Ober⸗ försterei Neu Thymen, RNeg.⸗Bez. Potsdam.

Am Dienstag, den 16. Februar cr., Vorm. 9 Uhr, in Wegerts Hotel zu Fürstenberg i. Mckl.:

A. Bauholz.

I. Belauf Regelsdorf, Jagen 32. 242 Kiefern mit 443,87 fm, 22 rm Schichtnutzholz.

II. Belauf Kastaven, Jagen 59. 320 Kiefern mit 480 fm, 15 rm Schichtnutzholz I. Kl. Jagen 103. 458 Kiefern mit 410 fm.

III. Belauf Alt Thymen, Jagen 114 b. 700 Kie⸗ fern mit 600 fm.

IV. Belauf Ravensbrück, Jagen 77 c. 1500 Kie⸗ fern mit 750 fm.

B. Brennholz. Aus den Schlägen sämmtlicher Beläufe.

Eichen. 50 rxm Kloben, 1 rm Knüppel, 3 rm Reiser I. Kl.

Buchen. 201 rm Kloben, 77 rm Knüppel, 145 rm Stockholz.

Kiefern. 1650 rm Kloben, 320 rm Knüppel, 150 rm Reiser I. Klasse, 1737 rm Stockholz.

Neu Thymen, Post Fürstenberg i. Meckl., den 27. Januar 1886. C1.““

Der Oberförster. Kühn

[53740] 1 Holzverkäufe in der Königlichen Oberförsterei Harsefeld (Kreis Stade).

1) Montag, S8. Februar 1886, Schutzbezirk Neukloster, Jag. 74, 81 a. u. 81 b. etwa: ECichen: 60 St. Langnutzholz I. V. Cl. = 58 fm, 10 rm Scheit, 110 xm Reiser III. Cl.; Buchen: 18 St. Langnutzholz II. —IV. Cl. = 24 fm, 30 rm Scheit,

mit 6 % verzinslich eingetragene Darlehnsfor⸗

ausgeschlossen und die Kosten des Aufgebotsverfahrens

III. Cl.; Kiefern: 2116 St. Langnutzholz III. —V. Cl. = 352 fm, 255 Derbstang. 1.—II. Cl., 16 Scheit, 22 rm Astknüpp., 860 rm Reiser III. Cl. Anfang Morgs. 10 Uhr beim Gastw. Dammann in Neukloster.

2), Mittwoch, 10. Februar 1886, Schutz⸗ bezirk Hollenbeck, Braken Jag. 20 h., 22 b., 24d, 28 a. u. 28 b. etwa: Eichen: 76 St. Langnutzholz III. —V. Cl. = 41 fm, 2 rm Nutz⸗Scheit, 13 rm Scheit, 16 rm Astknüpp, 105 rm Reiser III. Cl.; Buchen: 13 rm Scheit, 13 rm Stammknüpp., 80 rm Reiser III. Cl.; Fichten: 96 St. Langnutz⸗ holz IV. u. V. Cl. = 22 fm, 22 Derbstang. I. u. III. Cl., 5 rm Stammknüpp.; Kiefern: 60 St. Langnutzholz V. Cl. = 7 fm, 39 Derbstang. I. Cl., 2 rm Stammknüpp. Anfang Morgs. 10 Uhr beim Gastw. Witte in Harsefeld.

6“ 3 [53750ö)0) Bekanntmachnung. Mliühlen⸗Verkauf.

Das durch den Königlich Prcußischen Domänen⸗ Fiskus im Jahre 1883 für den Kaufpreis von 560 000 erstandene, an dem schiffbaren Flußlauf des Pregel und an der Insterburg⸗Königsberger Chaussee, 10 kni unterhalb Insterburg und 8 km vom Bahnhof Norkitten der Königlichen Ostbahn gelegene Wassermühlen⸗Etablissement Groß⸗Bubainen dessen Gebäude und Inventarium zum Gesammt⸗ werth von 273 050 bei der Magdeburger Feuer⸗ Versicherungs⸗Gesellschaft versichert sind, soll mit Ausschluß der Wasserkraft und geringer für die König⸗ liche Wasserbauverwaltung zu reservirender Grund⸗ stückstheile im Ganzen oder getheilt im Wege des freihändigen Verkaufs veräußert werden. Die zu Folge Regulirung des Pregellaufes fort⸗ fallende Wassertriebkraft würde der Erwerber durch Aufstellung einer Dampfmaschine ohne Schwierig⸗ keiten zu ersetzen vermögen. Kauflustigen wird auf Verlangen Abschrift der Verkaufs⸗Bedingungen unentgeltlich mitgetheilt, auch jederzeit die genaue Besichtigung des Etablissements, sowie auf besonderen Wunsch auch die Einsicht der Gewinnberechnungen der fiskalischen Mühlen⸗Admini⸗ stration zu Groß⸗Bubainen für die beiden letzten Etatsjahre gestattet werden.

Kauflustige wollen ihre Gebote auf das Mühlen⸗ Etablissement im Ganzen wie eventuell auf einzelne Theile desselben bis zum 1. April 1886 an die unterzeichnete Königliche Regierung einreichen.

Die Entscheidung auf die eingegangenen Gebote wird Ende April d. J. erfolgen, bis dahin bleiben alle die Bieter an ihr Gebot gebunden.

Die Eigenthums⸗Uebertragung und Auflassung wird noch im Laufe des Jahres 1886 erfolgen, 890 soll dem Käufer auf Wunsch schon nach Abschluß des Kaufvertrages gestattet sein, die zum späteren Dampfbetrieb der Mühle erforderlichen Einrichtungen auf dem Mühlengrundstück vorzunehmen. Gumbinnen, den 23. Januar 1886.

Königliche Regierung, Abtheilung für direkte Steuern, Domänen und Forsten.

*

[51265] Bekanntmachung. 8 Bei der unterzeichneten Verwaltung soll die Ge⸗ stellung der Fuhren und Gespanne für die Zeit vom 1. April 1886 bis dahin 1887 in öffentlicher Sub⸗ mission vergeben werden. Termin hierzu ist auf 8 Donnerstag, den 4. Februar er., Vpormittags 10 Uhr, im diesseitigen Bureau am Kupfergraben Nr. 8 anberaumt, wo auch die Bedingungen eingesehen und gegen Erstattung der Kopialien aherg fnhe bezogen werden können. 8 Berlin, den 15. Januar 1886. Königliche Depot⸗Verwaltung

laut Schuldverschreibung vom 24. März 1803

EEET13“ *

3 rm norrholz, 3 rm Astknüpp., 280 rm Reiser

rm

[53752]. Bekanntmachung. Die Lieferung der nachbezeichneten, für das Strif⸗ gefängniß bei Berlin Plößensec) im Etatzjakt 1886/87 voraussichtlich erfor Gegenstände und Betriebsmaterialien, als: 1600 m graues Tuch, 1800 m grau melite Beiderwand, 650 m graue 600 m Futternessel, 1500 m ungerauhter ge⸗ köperter Parchent, 9000 m gebleichte Hemden⸗ leinwand, 600 m. blaue Hemndenleinwand, 2000 Stück carrirte leinene alstücher, 500 Stück carrirte leinene Linene He 600 n Schiertuch zu Schürzen, 4000 m carrinteh leinenes Bezügezeug, 1600 m weiße Lakenlein⸗ wand, 1600 m grauer Drillich, 2000 m bleu⸗ gestreifter Matratzen⸗Drillich, 2600 m ordinärn

und 300 m feiner Handtuchdrell, 100 Stüc

wollene Unterjacken, 200 Stück weiße wollene Lagerdecken, 1200 m Hosenträgergut, 700 Xg wollenes Strumpfgarn, 200 kg baumwollencs Strumpfgarn, 3000 kg Indiafaser, 950 g Sohlleder, 1100 kg Brandsohlleder, 350 Kg Feahlleder, 150 kg Kipsleder, soll im Submissionswege vergeben werden. scdesstegelte Offerten hierauf, welche mit der Auf⸗ chrift:

„Submission auf Bekleidungs⸗Gegenstände ꝛc.“ versehen sein müssen, werden bis zum

11. Februar, Vorm. 11 Uhr, 1 hier entgegen genommen. Unmittelbar nach diesen Termine findet die Eröffnung der eingegangenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Sub⸗ mittenten statt.

Nachgebote werden nicht angenommen.

Die Lieferungs⸗Bedingungen können an den Wochentagen in der Zeit von 8 bis 12 Uhr Vor⸗ mittags beim Arbeitsinspector Sommerfeldt einge⸗ sehen, auch gegen Einsendung von 50 Copialeen in Abschrift bezogen werden. 1 Wer sich an der Submission betheiligt, erklän damit stillschweigend, daß er sich den festgestellten Lieferungs⸗Bedingungen in allen Punkten unte rft Plötzensee, den 28. Januar 1886.

Die Direktion.

8 3 188485] Submission. „Bei dem unterzeichneten Artillerie⸗Depot sollen für das Etatsjahr 1886/87 in öffentlicher Sub⸗ mission vergeben werden: 1) Die Fuhrenleistungen (als höchste Zahl der am einem Tage zu gestellenden Gespanne werden 4 à 2 Pferde festgesetzt), 2) die Lieferung von feinem Bindfaden und 3) die Böttcherarbeiten. 1 Die Bedingungen sind hier einzusehen bezw. gegen Kopialien zu beziehen. Termin im diesseitigen Bureau: 8 Montag, den 8. Februar 1886, und zwar: ad 1 Vormittags 9 Uhr, ad 2 1 2ad 3 1 115 8 Schriftliche Offerten, den Bedingungen entsprechend mit der Aufschrift „Submission auf Fuhren⸗ leistungen ꝛc.“ versehen, sind vorher versiegelt ein zureichen. Hannover, den 25. Januar 1888. Artillerie⸗Depot.

2 2

Redacteur: Riedel. Berlin:

Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elsner.

Sechs Beilagen

der Artillerie⸗Prüfungs⸗Kommission.

1114“

einschließlich Börsen⸗Beilage)

derlichen Bekleidungt⸗a Futterleinwand,

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vnaligen Ausgaben der Titel 2

112 uhr

man an einem neuen

tischen

2 l

Anzeiger und Königli

Berlin, Sonnabend, den 30. Januar

1886. .

Nichtamtliches.

„ben. Berlin, 30. Januar. In der gestrigen v. des Reichstages protestirte bei Fortsetzung 4 ersten Berathung des von dem Abg. Junggreen ein⸗ chten Gesetzentwurfs, betreffend die leichberech⸗ E der dänischen und der deutschen Sprache a Gerichtssprache in den Distrikten des Herzog⸗ 2 is Schleswig, in denen die Kirchensprache die dänische 8 emischt ist, der Abg. von Helldorff gegen die Vorwürfe, 88 1”9. von Graeve vorgestern gegen die preußische Re⸗ bung er oben, 1. Graeve (Pole) erklärte, daß sein Tadel iglich der peußischen Regierung gegolten habe. Der

gsche Reichstag habe sich in dieser Frage gezeigt, wie er

ätte zeigen müssen. 8 85 W11 hierauf geschlossen und nach einem zen Schlußwort des Abg. Junggreen die kommissarische erathung des Antrages abgelehnt; derselbe wird also dem⸗ chst im Plenum zur zweiten Lesung gelangen.

Der Abg. von Helldorff bemerkte zur Geschäftsordnung,

für das Vorgehen des Abg. Richter in der vorgestrigen ützung sachliche Gründe nicht vorgelegen hätten. Die An⸗

Peenheit der Mitglieder des Reichstages, welche zugleich dem

bgeordnetenhause angehörten, sei bei den gestrigen Verhand⸗ ngen nicht erforderlich gewesen. Es sei zu begreifen, daß h der Abg. Richter in einer gewissen Aufregung befunden be; aber er dürfe nicht vergessen, daß hier eine große An⸗ hl von Männern sitze, denen die Berufsgeschäfte jeden Tag stbar machten. Nicht alle seien hier wie er, als Berufs⸗

rlamentarier, in der Lage, das Angenehme mit dem Nützlichen P verbinden.

Der Abg. Dr. Baumbach konstatirte zur Geschäftsordnung, dieser Angriff auf den Abg. Richter erfolge, während der⸗ Ibe abwesend sei. Derselbe würde nicht verfehlen, seiner

Leit die richtige Antwort auf denselben zu ertheilen.

Der Abg. Dr. Bamberger meinte, die Geschäftsordnung ehe dem Abg. Richter zur Seite. Ob er dieselbe mit Recht r sich in Anspruch genommen habe oder nicht, dafür trage allein die Verantwortung. Was die praktische Seite der zache betreffe, so sei es von gar keinem Einfluß, daß ein aar Stunden für Berathungen ausgefallen seien; der Arbeits⸗ off sei bald erschöpft, so daß der Reichstag vielleicht so wie hschon in der nächsten Woche eine Pause in den Berathun⸗ sen.

Der Abg. Graf Behr erklärte, er könne gleichfalls nicht nden, daß das Vorgehen des Abg. Richter ein berechtigtes ewesen sei, zumal die Begründung, welche er für dasselbe

Porgebracht, sich als unwahr erweise.

Das Haus bewilligte sodann eine Reihe von Positionen zs den Etats der Reichs⸗Justizverwaltung, der Reichsschuld, des Bankwesens, des Reichsschatzamts.

Beim Etat der Verwaltung des Reichsheeres stand mit r Berathung der Antrag des Abg. Harm und Genossen begen Einstellung von 2 150 000 in den Etat zur Unter⸗ kützung für die Familien der zur Uebung einberufenen Re⸗ ervisten und Landwehrleute.

Die Kommission beantragte, unter Ablehnung des An⸗ ages Harm folgende Resolution anzunehmen:

„Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, baldmöglichst dem Reichstage einen Gesetzentwurf vorzulegen, welcher die Unterstützung der Familien der zur Uebung einberufenen Reservisten und Land⸗ wehrleute regelt.“

Der Abg. Hasenclever beantragte, an Stelle des Wortes baldmöglichst“ zu setzen: „spätestens in der nächsten Session“. In der folgenden Diskussion sprachen sich die Redner aler Parteien für den Kommissionsvorschlag aus. Der Antrag Harm wurde hierauf zurückgezogen. Ueber die Resolution sowie über den zu derselben gestellten Unter⸗ antrag wird in dritter Lesung abgestimmt werden. Im Uebrigen wurde der Etat der Verwaltung des Reichsheeres bewilligt.

Vom Etat des Auswärtigen Amts war von den ein⸗ welcher die Forderung von

2

S00 000 enthält zur Remunerirung der Beamten

und zur Aus führung von Bauten in den Schutz⸗ gebieten von Kamerun, Togo und Angra Pequena,

dan die Kommission verwiesen worden.

Dieselbe schlägt vor, den Titel in folgender Fassung zu bewilligen: ,Zur Einleitung derjenigen Maßnahmen, welche zur Durch⸗ führung der dem Reiche in den Schutzgebieten von Kamerun, Togo und Angra Pequena zufallenden Aufgaben nothwendig sind: a. für Remunerirung von Beamten und zu Verwaltungs⸗ ausgaben 154 000 ℳ, .b. für Herstellung und Einrichtung von Dienstgebäuden sowie für Erwerbung der hierzu erforderlichen Grundstücke 146 000 .“ Der Antrag der Kommission wurde nach unerheblicher Debatte angenommen. t Nachdem sodann noch das Etats⸗ und das Anleihegesetz vorbehaltlich der definitiven Feststellung der Ziffern nach dem Vorschlag der Kommission genehmigt worden, war die zweite Kesung des Etats beendigt. 8 Der Präsident schlug vor, die nächste Sitzung morgen 2 Uhr abzuhalten. Dieser Vorschlag wurde von den Abgg. cermann, Graf von Behr und von Helldorff unterstützt, während die Abgg. Baumbach, Singer und Meyer (Jena), baten, morgen keine Sitzung abzuhalten. 8 Bei der Abstimmung trat die Majorität (Centrum und Konservative) für den Vorschlag des Präsidenten ein. Um 4 % Uhr vertagte sich das Haus auf Sonnabend

des Hauses der Berathung

In der gestrigen (9.) Sitzung

28 Abgeordneten Ktlärte bei Fortsetzung 8 Antrages der Abgg. Achenbach u. Gen., betreffend 6 utz der deutsch⸗nationalen Interessen in en östlichen Provinzen, der Abg. von Stablewski: als er am Donnerstag die Rede des Neichskanzlers und das Zujauchzen zu derselben gehört habe, habe er sich gefragt, ob Fesch chelichen Wendepunkt angekommen e

sei, in welchem die nackte Machtpolitik über alle bisher leitend

freisinnige Partei, die P

Erbarmungsloser Aus⸗

3 dsätze herrschen solle. gewesenen Grundsätze herrschen s Ohne die Worte des

rottungskrieg sei die neue Parole. te die b Reichskanzlers hätte man den Antrag so nicht verstehen können, daß es sich darum handele, 1 ½ Millionen Unterthanen in 1. Zeit zurückzudrängen. Sollte eine an Zahl so geringe? evölkerung die Deutschen verdrängen können? Die Gründe des Reichskanzlers wären am latze, wenn eine polnische Revolution vor der Thür stände, e hätten aber keinerlei thatsächliche Verbindung mit der gegenwärtigen Situation. Aber diese Revolutionsschreckbilder sollten die Aufmerksamkeit vom Kern der Frage ablenken, ob die Ausweisungen B nützlich, sittlich und völker⸗ rechtlich gerechtfertigt seien. Die Reminiscenzen aus ver⸗ klungenen Zeiten sollten die Regungen des Christenthums ersticken und den nationalen Fanatismus gegen die Polen anfachen. Man sei beim Reichskanzler zwar an Ueber⸗ raschungen gewöhnt, aber die Genesis der Proklamation von 1815 und die Mittheilung, daß sie in Wahrheit nur den Ländererwerb verdecken sollte, auf den sie spekulirte, sei sehr wichtig und wahrlich nicht dazu geeignet gewesen, das Ver⸗ trauen auf die Krone zu stärken. Die Sozialdemokratie und der Umsturz würden ihre helle Freude an diesem Bekenntniß haben, ebenso, wie an dem Worte, daß eine Berufung auf die Proklamation keinen Pfifferling werth sei. Die preußischen Könige sollten durch polnische Revolutionen aus ihrer Vertrauensseligkeit erweckt worden sein. Nur 1848 hätten die Polen gegen Preußen in Waffen ge⸗ standen; 1846 sei keine Revolution, sondern eine Verschwörung gewesen. 1848 sei ein revolutionärer Zug durch ganz Europa gegangen; nicht die Polen hätten die Fahne des Aufruhrs entrollt, sondern die Preußen in Berlin. Außerdem aber sei der polnische Aufstand 1848 unter Mitwirkung der preußischen

Regierung gegen Rußland organisirt worden und der Zu⸗ sammenstoß mit preußischen Truppen sei erst erfolgt, als man von den bewaffneten Schaaren die Streckung der Waffen ver⸗ langt habe. Sonst sei seit 70 Jahren, seit der Wiener Pro⸗ klamation nichts erfolgt, wodurch die Polen, wie der Herr Reichskanzler gesagt habe, ihre Rechte verwirkt haben könnten. Sei denn nicht eine Amnestie erfolgt? Und dennoch wolle man die Söhne dieser Männer strafen. Sei sich denn der Reichskanzler der Tragweite seiner Worte bewußt gewesen, als er gesagt habe, die Wiener Verträge wären nicht mehr rechtsverbindlich? Die grellen Bilder aus der Vergangenheit sollten den Mangel in der Gegenwart ersetzen. Diese unge⸗ schichtliche Methode erinnere an die Anekdoten und Zeitungs⸗ notizen, welche der Kultus⸗Minister hier eingeführt habe. Redner möchte z. B. den Geistlichen sehen, der aus nationalen Gründen katholischen Dienstboten verbiete, bei Deutschen zu dienen. Die Sache werde so liegen, daß die katholischen Dienstboten, wie das so unendlich häufig vorkomme, von ihrer protestantischen Herrschaft vielleicht an der Er⸗ füllung ihrer kirchlichen Pflichten verhindert worden seien. Die vielgerühmte deutsche Gutmüthigkeit habe im Kultur⸗ kampfe gezeigt, was sie werth sei. Die Hoffnung auf Wieder⸗ herstellung Polens müsse in Ermangelung besserer Gründe die ganze Basis der Anklage abgeben. Aber es sei das heiligste Recht einer jeden Nation, als solche anerkannt zu werden. Wenn die Polen nun die Hoffnung nicht aufgäben auf eine dereinstige Wiederherstellung Polens, so stehe diese Hoffnung bei Gott, und wenn der Reichskanzler erkläre, ein Polenreich werde es nie mehr geben, dann greife er damit in die Ordnung Gottes ein, der das Schicksal der Staaten und Völker lenke. Hätten denn die Polen je erklärt, die Grenzen des preußischen Staates verrücken zu wollen? Der Grund ihrer Behandlung liege nicht in der Furcht vor der polnischen Revolution, son⸗ dern darin, daß man sich vor Niemand mehr zu fürchten brauche. Der gestern citirte englische Ausspruch passe ganz treffend auf die heutige Situation: „Haut ihn, er hat keinen Freund!“ Jemehr die Polen ihr volles Vertrauen in eine höhere Macht setzten, und je weniger sie auf die wandelbare Gunst der Mächte rechneten, desto schneller müsse ein Ende ihrer Leiden kommen. All ihre Pflichttreue als Unterthanen und im politischen Leben sei vergessen, vergessen auch, daß die Gebeine ihrer Söhne vor Metz und Paris bleichten. Man könne ihnen nicht einmal vorwerfen, daß sie zu einer Oppo⸗ sition quand méme gehörten, beschuldige sie doch die deutsch⸗ olitik des Kanzlers unterstützt zu haben. Da sollten sie als friedliche Unterthanen des Königs in Bann und Acht gethan werden. Mit Spott und Hohn ge⸗ würzt seien die Ausführungen des Reichskanzlers über die Ex⸗ propriation polnischer Güter gewesen. Solche Expropriationen gehörten bisher doch nur zum Programm der sozialdemokra⸗ tischen Partei. Der als Hauptgrund für die neue Verfolgungs⸗ parole angegebene Fortschritt der Polonisirung sei gar nicht erwiesen worden. Die statistischen Zahlen würden das Gegen⸗ theil bewiesen haben. Nicht nur seien die evangelischen Be⸗ wohner seit 1816 der Zahl nach gewachsen, sondern auch die deutschen Katholiken gegenüber denen polnischer Nationalität. Die polnischen Bewohner hätten sich verdoppelt, die deutschen aber verdreifacht. vermehrten sich allerdings nicht, aber sie verschwänden nicht schnell genug. Das sei der Kern. Der Deutsche wolle immer weiter nach Osten, der Katholizismus solle im Osten b werden unter national⸗chauvinistischer Fahne. Warum habe man denn in rein deutschen Städten Polen ausgewiesen? In Städten, wie Königsberg, Danzig und Breslau liege doch keine Gefahr der Polonisirung vor. Der Grund sei aber der, die Ausgewiesenen hätten wohl auf die Dauer der Germanisi⸗ rung nicht widerstanden, aber sie wären katholisch geblieben. Man wolle die Polen um ihres Glaubens willen aus ihren angestammten Sitzen vertreiben. Sei das Humanität, im 19. Jahrhundert ein Ghetto für die Polen ein⸗ zurichten? Wenn es sich darum handele, von Ruß⸗ land Etwas für die Schiffahrt auf der Memel zu erreichen, dann berufe sich der Reichskanzler auf die Wiener Verträge, für die Polen seien sie aber nicht vorhanden. Denke man denn nicht an die Tragweite solcher Politik? Wisse man nicht, daß sie Wasser auf die panslavistischen Mühlen sei? Diejenigen, welche diese Ausrottungspolitik unterstützten, würden für all

Das verantwortlich gemacht werden, was Fanatismus den

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Die Sache liege aber anders, die Polen

Deutschen im Auslande etwa anthun werde. Kinder und Säuglinge, alte 70 jährige Männer und Weiber seien er⸗ barmungslos über die Grenze gestoßen, ohne Rücksicht sei Jahr⸗ ehnte alte und blühende Arbeit vernichtet worden. Der Reichskanzler verfolge die Polen um ihres Glaubens und ihrer Nationalität willen. Dieselben hätten sich fern zu halten ge⸗ wußt von jeder revolutionären Bestrebung, vergeblich hoffte man, sie würden in mörderischen Aufständen sich verbluten. Wenn solche Handlungen christliche seien, dann wären Nero und Robespierre Heilige und ihre blutigen Orgien heilige Handlungen gewesen. Im Vertrauen auf Gott und ihre ge⸗ rechte Sache würden die Polen auch ferner an ihrem Glauben und ihrer Nationalität festhalten und die Hoffnung nicht auf⸗ geben, daß die Vorsehung dereinst ihre Wünsche erfüllen werde.

Dem gegenüber erwiderte der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, Minister des Innern, von Puttkamer: Meine Herren! Die eben »gehörten Ausführungen bieten dem Vertheidiger des Standpunkts der Königlichen Staatsregierung ein so reiches Arsenal von Defensiv⸗Waffen, daß ich in der That in Ver⸗ legenheit komme, womit ich zuerst beginnen soll. Ich will zunächst denjenigen Gesichtspunkt herausgreifen, den der Abgeordnete im Ein⸗ gang seiner Rede von dieser Tribüne in den Vordergrund gestellt hat. Meine Herren! Ich konstatire, daß hier, inmitten der preußischen Volksvertretung noch heute ausgesprochen worden ist: wir Polen ver⸗ zichten allerdings nicht auf die Wiederherstellung des Königsreichs in den Grenzen von 1772. Es ist zur Verstärkung dieses Standpunktes darauf hingewiesen, die Polen müßten ja in die Absichten Gottes des Herrn eingreifen, wenn sie diesen Verzicht aussprächen. Meine Herren! Ich halte es für überaus mißlich, die göttliche Weltregierung in einen Konner zu bringen mit irdischen politischen Angelegenheiten. Meine Herren! Das kommt schließlich darauf hinaus, daß, wie auch schon ob von dieser Tribüne, weiß ich nicht, aber jedenfalls in der pol⸗ nischen Presse ausgesprochen worden ist, der liebe Gott den Polen, d deutsch sprechen, kein Verständniß entgegenbringt. (Unruhe. Zuru Witz!) ““ Meine Herren, das ist kein Witz, sondern das ist eine sehr ernste Seite der Betrachtung, die ich Ihnen hier vorühre. Ich für meine Person erkenne vollkommen an, daß die göttliche Weltregierung die Geschicke der Völker leitet; aber, meine Herren, wer das anerkennt, der muß sich auch sagen: wenn ein Volk, nicht ohne eigene Schuld, die reichen Gaben, die ihm Gott verliehen hat, nicht dazu gebraucht, um sich ein geordnetes Staatswesen zu schaffen, dann ist es auch durch die göttliche Weltregierung dazu bestimmt, anderen geordneten Staatswesen, die ihm eine ihm bis dahin fremde Kultur entgegenbringen, einverleibt zu werden. Meine der ser Vorredner ich will das gleich vor⸗ wegnehmen hat die Maßregel, zu deren Vertheidigung ich hier vorzugsweise berufen bin, nämlich die Ausweisung einer großen Zahl fremdländischer Polen aus unserem Staatsgebiet, geglaubt, in Parallele bringen zu dürfen mit dem Aufenthalt unserer Landsleute im Bezirk des russischen Reichs und daraus gewisse Besorgnisse für uns her⸗ leiten zu sollen. Er meint: „wenn wir hier so barbarisch und rausam gegen die Angehörigen Rußlands in Bezug auf den Aufent⸗ halt bei uns vorgingen, so würde Rußland unsern sich dort aufhal⸗ tenden Landsleuten gegenüber ähnlich verfahren, und welcher Verant⸗ wortung würden wir uns damit aussetzen!“ Dabei hat der Herr Vorredner nur eins vergessen: in den polnischen Provinzen Rußlands giebt es keine deutsche Frage, aber in Preußen giebt es eine polnische Frage, und die russische Regierung würde in ihrer freundnachbarlichen Gesinnung, die sie uns gegenüber bisher bewiesen hat, schwankend werden, wenn sie aus nichtigen Gründen unseren Angehörigen, die für sie ein fruchtbares und unentbehrliches Kulturelement in den westlichen Gouvernements sind, den Aufenthalt verweigerte.* Ich weise also diese Parallele nach jeder Richtung als durchaus unzutreffend zurück. Nun, meine Herren, hat der Herr Vorredner von einem systema⸗ tischen Ausrottungskriege gesprochen, den die preußische Staatsregie⸗ rung gegen ihre polnischen Staatsangehörigen führe (Zuruf: an⸗ kündigt!) nein, nicht nur ankündigt, sondern schon seit längerer Zeit führe, so habe ich wenigstens verstanden, und ich höre es auch destätigen, ich bin also im Recht. Nein, meine Herren, davon ist die Königliche Staatsregierung weit entfernt, wir wissen sehr wohl, ich glaube, der Herr Reichskanzler hat es auch gestern bestätigt, daß die große Menge unserer polnischen Mitbürger gar nicht daran denkt, sich von uns zu trennen, daß sie im Gegentheil sich sehr glücklich und zufrieden unter dem preußischen Scepter fühlt. 1 1 Was wir zurückdrängen wollen, und was zurückzudrängen wir für unsere heiligste Pflicht halten, das ist die Agitation, welche in propagandistischer Weise unsere polnischen Mitbürger dazu verführen will, sich von uns zu entfremden, und welche dauernd die Kluft, welche diese Minorität aufgerichtet hat, erweitert sehen möchte. Der Herr Vorredner hat unter wiederholter Betonung dieses Wortes auch davon gesprochen, daß das, was wir jetzt thäten und überhaupt während der ganzen Behandlungsweise unseren polnischen Mitbürgern gegenüber gethan hätten, eine Verletzung der Humanität sei. Meine Herren, mit der Humanität im politischen Leben hat es eine ganz eigene Bewandtniß. Ich bin der Meinung, daß im natio⸗ nalen und staatlichen Leben die wahre Humanität darin besteht, unter strengster Achtung der Rechte des Andern Dasjenige zu thun, was das eigene Wohl erfordert. Und nun hat die sogenannte polnische Frage uns doch schon mehrmals den ganz stringenten Be⸗ weis geliefert, daß das, was die gewöhnliche öffentliche Meinung human nennt, sehr inhuman sein kann, und daß das, was sie zu gewissen Zeiten inhuman nannte, nachher recht human war. Ich will dies in Anknüpfung an das, was der Herr Minister⸗Präsi⸗ dent gestern ausgeführt hat, beweisen. Als im Fabr 1848 leider und unter dem Zähneknirschen der guten Patrioten diejenigen polnischen Insurrektionsführer, welche 1846 verhaftet und zu zum Theil sehr schweren Gefängnißstrafen verurtheilt waren, im Völkerfrühling in Freiheit gesetzt wurden ich habe selbst als Jüngling dabeigestanden und ich habe mich gewaltig darüber ge⸗ schämt, ich kann das einflechten da war das eine „humane“ Maß⸗ regel und unsere guten Berliner jubelten förmlich im Hochgefühl, daß mun der Völkerfrühling angebrochen sei und sie mit ihren polnischen Brüdern Arm in Arm ihr Jahrhundert in die Schranken fordern könnten. Und gerade 14 Tage später erschienen diese Insurrektionsführer im Posenschen und organisirten den Aufstand, der bekanntlich mit Strömen von Blut unterdrückt werden mußte. Ich behaupte, daß diese, von einer irre geführten öffentlichen Meinung als sehr human bezeichnete Maßregel im höchsten Grade inhuman war. Es wäre sehr human gewesen, die Herren ihre Gefängnißstrafen, es waren zum Theil lebens⸗ längliche, ruhig absitzen zu lassen. Und 1863 der Herr Minister⸗ Präsident bst gestern aus gewiß guten Gründen die hache sehr aus⸗ Phah behandelt da ist die vielberufene Konvention, die See⸗ schlange, von der hier so viel die Rede gewesen ist, von der öffent⸗ lichen Meinung auch in diesem Hause aufgefaßt worden, es sei eine grenzenlose Barbarei, ein in Todesnöthen gegen den Unterdrücker ringendes Volk noch dadurch zu unterdrücken, daß man einen Grenzeordon zöge, der das Herübertreten der Irfan. genten auf unser Gebiet verhindere. Das nannte man damals sehr inhuman. Thatsächlich war es sehr human; denn nach mensch⸗ lichem Ermessen hat es verhindert, daß diese Insurrektion, die doch,