E“
80
*die polnischen
0 Einflüsse künstlich zu anderer Meinung verleitet wird. Der polnische
Der Herr Kriegs⸗Minister hat schon vorher in dem Sinne gesprochen, und ich brauche seiner Anerkennung der Polen als Soldaten nichts hinzuzufügen; vor Düppel liegt gewiß eine Menge polnischer Soldaten und Bauern begraben, aber ich frage: liegt da ein einziger polnischer Edelmann begraben, und liegt in Frankreich ein polnischer Edelmann begraben? Hat dem polnische Adel, in demselben Maßes wie der pol⸗ nische Bauerm und Bürgerstand sich mit seinem Blut an der Ver⸗ theidigung des preußischen Staats“ nach allen Seiten hin betheiligt? Darüber erwarte ich noch einen Beweis, und bis zum erfolgten Beweis bestreite ich das. Er hat seine Tapferkeit überall, über alle Bedenken erhaben, nach allen Seiten hin bewiesen, aber leider selten oder nie im Interesse des preußischen Staats, sehr häufig im entgegengesetzten Interesse. Sie haben aus meiner gestrigen Aeußerung gesehen, daß ich alle die Maßregeln, die iche vorschlage, nicht gegen Polen im Allgemeinen richte. Den polnischen Bauer balte ich im Gegentheil für einen treuen preußischen Unterthan, wenn er nicht durch andere
Bauer weiß sehr gut, wie es seinem Vater und Großvater gergangen ist, und wie es in anderen Ländern geht; er wünscht keine Rückkehr zu einem unabhängigen Polen und zu einer neuen Adelsrepublik. Deshalb hängt er in letzter Instanz immer an seinem breußischen Fönig und Herrn; sie haben übere den nicht zu klagen. Wir wollen eine Sprache nicht anfeinden, wir wollen ihm nur die Möglichkeit geben, deutsch zu verstehen, und ihm die Vortheile der Zugehörigkeit zum preußischen Staat durch das Organ, durch das Licht, das von deutscher Seite hineinfällt, noch mehr vor Augen führen. Ich bitte doch, da einen strengen Unterschied zu machen, dies fest zu halten und mir nicht wieder mit dem Argument zu kommen, daß Soldaten für Preußen ihr Blut vergossen haben, und daß es eine Undankbarkeit wäre, wenn man nicht, in Anerkennnng dessen, die Hand dazu bieten wollte, die erste Stufe zur Wiederherstel⸗ lung der polnischen Republik und Adelsherrschaft ihnen selbst zu er⸗ bauen. Das Argument ist gerade so hinfällig wie das analoge, das pon Seiten der Centrumspartei uns mitunter vorgehalten wird: die katholischen Soldaten hätten Febenso gut für Deutschland gekämpft wie die protestantischen. Ja, meine Herren, das hat Niemand anders erwartet, und das ist sehr natürlich. Haben Sie irgendwie je die Befürchtung gehabt, daß, wenn das Vaterland in Gefahr wäre, unsere katholischen Landsleute zu Hause bleiben würden? Ich habe sie nie⸗ mals gehabt, weder für die katholischen, noch für die polnischen. Aber ein Argument für unsere Gesetzgebung kann ich aus der That⸗ sache, daß Jeder von uns als Soldat seine Schuldigkeit thut, doch nicht entnehmen.
Die übrigen Aeußerungen des Hrn. Abg. Windthorst will ich mit Stillschweigen übergehen; nur insoweit, als sie sich decken mit einer Aeußerung, die der Abg. Richter gestern im Reichstage machte, muß ich noch auf dieselben zurückkommen. Wenn der Bericht richtig ist, so hat der Abg. Richter die Auszählung der Präsenzzahl im Reichs⸗ tage damit motivirt, daß der Reichskanzler im Landtage mit dem Staats⸗ streich drohe, um das Branntwein⸗Monopol durchzubringen. Meine Herren, Sie werden das Alle gleich mir gelesen haben. Ich habe es ja nicht gehört, aber in allen Zeitungen stehts, auch in dem mir hier vorliegenden Berichte:
Abg. Richter (zur Geschäftsordnung): In diesem Augenblick bedroht der Herr Reichskanzler im Abgeordnetenhause für den Fall, daß der Reichstag Obstruktionspolitik treibt, also das Branntwein⸗ Monopol ablehnt, den Reichstag mehr oder minder deutlich mit Staatsstreichen.
Nun, meine Herren, inwieweit das wahr ist, was der Hr. Abg. Richter gesagt hat, dafür habe ich ja hier 3— 400 Zeugen; dieselben werden mir bekunden, daß der Abg. Richter eine objektive, ihm selbst ohne Zweifel als solche nicht bekannte Unwahrheit ausgesprochen hat.
Ich habe von Staatsstreichen überhaupt nicht gesprochen. Nach⸗ dem der Herr Abgeordnete dieses Thema einmal hier mit der gegen⸗ wärtigen Debatte verknüpft hat, könnte ich doch viel eher ihn an⸗ klagen, daß er für seine Schnapspolitik — er hat das Wort auf mich einmal angewendet, aber ich kann ihm dasselbe jetzt mit vollem Recht zurückgeben, da er an der Spitze der alliirten Schankwirthe Vorlagen der Reichsregierung, die sie noch gar nicht gemacht hat, gegenüber⸗ tritt —, daß er dafür im Lande wirkt und das Wohl des Landes da⸗ durch mehr gefährdet, als ich durch meine angebliche Staatsstreich⸗ drohung.
Ich habe eine solche Drohung nicht ausgesprochen und bin über⸗ zeugt, der Abg. Richter kann doch kaum einen anderen Grund gehabt haben, dies zu sagen, als damit es mit dem Reichstagsprotokoll in die Zeitungen komme, das wird auch geschehen — ich muß also auch meine Widerlegung dagegen in die Zeitung bringen.
Ich habe gestern weiter nichts gethan, als einen besorglichen Blick in die Zukunft zu werfen, wie es mit uns werden werde, wenn im Reichstage die Majorität, die jetzt da ist, die herrschende bleibt. Vom Branntwein⸗Monopol sehe ich dabei ganz ab; wenn die Herren das ablehnen, nun dann werden wir es nicht haben, wir werden auch die Gelder nicht haben, die wir davon erwarten, wir werden die Bedürfnisse nicht befriedigen, wie wir erwartet haben, wir werden auch den Gemeinden nicht zu Hülfe kommen, die Noth leiden, und wir werden die direkten Steuern nicht mindern. Das Alles ist ja für uns sehr bedauerlich, aber es trifft die Personen, die gerade in der Regierung sind, nicht viel härter als die Anderen; wir müssen uns das Uebel gefallen lassen, wir gehören zu den Archivi, die
plectuntur, wenn der Reichstag solche Beschlüsse faßt.
Der Punkt, auf den ich gestern hindeutete — der Abg. Richter nennt es Staatsstreich, während ich behaupte, daß in einem besseren als in dem Windthorstschen Sinne dieser Staatsstreich sich in ganz legalen Bahnen bewegen werde — der Punkt ist der, daß, wenn der Reichstag die Erwartungen nicht erfüllt, die Deutschland von ihm egt, die verbündeten Regierungen ihrerseits sehen müssen, wie sie sich
en können, ohne der Verfassung und dem Reichstage Gewalt an⸗
n. Das nächstliegende Mittel ist, daß sie sich ihren eigenen Landtagen vieder mehr nähern, die Beziehungen zu ihnen pflegen und stärken und sich von den vergeblichen Bemühungen beim Reichstage, irgend etwas im unteresse des Reiches zu erreichen, ausruhen. Wir haben keine Ver⸗ flichtung, uns im Reichskage vertreten zu lassen; von der Berechti⸗
„ die wir dazu haben, würden wir dann velleicht einen spärlicheren rauch machen als bisher, und ich würde öfter die Freude haben,
diesen Räumen Sig wiederzusehen
Wir werden uns dann vielleicht an Ihr Wohlwollen wenden müssen mit einer ähnlichen Vorlage, wie wir sie vor drei Jahren schon einmal gemacht haben, um zu fehen, ob wir den Schnaps, dessen Beszezerung uns der Reichstag in der von uns vorgebrachten Form
ernigert, nicht etwa in der Form einer Licenzsteuer, als Gewerbe⸗ steuer treffen können — oder etwas dem Annäherndes. Es wird, glaube ich, fün die dabei zunächst betheiligten Schantwirthe nützlich sein, zu erwägen, daß, wenn es gelingt, den Monopolstrom aufzuhalten, man sich naturgemäß in Preußen in erster Linie gegen die Schank⸗ wirthe wenden wird, und zwar nicht nur gegen diejenigen, die Branntwein ausschenken, sondern gegen das Gewerbe im Allgemeinen. Wir werden bis zu einem gewissen Grade die Gewerbesteuer so weit steigern können, daß wir eine Erhöhung des Branntrveinpreises damit erzwingen und eine Vermin⸗ derung des Gebrauches. Wir werden auf dem Wege der preußischen Gesetzgebung und der preußischen Instruktion die Bedüfnißfrage so stellen können, daß wir nicht mehr auf 190 oder gar 150 Einwohner eine Schankwirthschaft behalten, ohne daß deshalb der Ertrag der Gewerbesteuer, die die Schankwirthe zu zahlen haben, vermindert wied. Die übrig bleibende Zahl der Schankwirthe würde immer dieselbe Masse Steuern aufbringen müssen, die verlangt wird, und diese Steuer würde so hoch sein, daß sie den Branntwein, wenn nicht um den vollen Betrag der Monopolpreise, doch so erheblich steigerte, daß wir anstatt des Betrages von 14 Millionen, den wir bei der geringen Licenzsteuer vor drei Jahren ins Auge gefaßt hatten, vielleicht den zehnfachen Bekrag erwarten können.
Das würde uns schon erheblich weiter helfen. Ich glaube, daß dam doch die Schankwirthe sich nach der Monopolmöglichkeit, die ihnen geboten war, zurücksehnen werden, da das Monopol doch den
“ 1“ *£
Eine Gewerbesteuer von dieser Höhe auf die Schankwirthe gelegt bei der gemeinsamen Haftbarkeit für den Gesammtbetrag, der den Preis des Liters Branntwein auf eine rentable Höhe steigern würde — das würde, glaube ich, den Herren noch unbequemer werden.
weiß nicht, ob dem Hrn. Abg. Richter diese Darlegung meiner Absichten genügt. Der Abg. Windthorst hat, glaube ich, ge⸗ sagt, man habe das Recht, zu fordern, daß den dunklen Drohungen, die ich ausgesprochen habe, ein etwas deutlicherer Ausdruck gegeben werde. Das ist vor der Hand klar genug. In anderer Beziehung werden wir, da der Reichstag die Hülfe, auf die wir, glaube ich, verfassungsmäßig und nach der Ueberzeugung der Nation einen An⸗ spruch haben, in einer unsers Erachtens unbilligen Weise versagt hat, eben andere Wege finden. Es werden da⸗ durch, was ich sehr beklage, — denn ich muß ja der Politik, die ich bisher verfolgt habe, einigermaßen Halt gebieten — es werden dadurch die Beziehungen der Bundesstaaten zum Reichstage sich mindern, ihr Bett wird etwas trockener gelegt werden, als es bisher der Fall ist. Die Hoffnungen, die wir an die Belebung ge⸗ rade dieses Organs des Reichs geknüpft hatten, haben sich eben nicht verwirklicht. enn auf diese Weise die Lebendigkeit der Beziehungen der Bundesstaaten zum Reichstage sich mindert, und wenn das lange dauert, dann kann es in der That bedenkliche Folgen haben. Solche Sachen rosten dabei ein und veralten, und es wird kaum möglich sein, trotz aller Bestrebungen der verbündeten Regierungen, das Ansehen des Reichstages auf der Höhe zu erhalten, auf der wir es zu erhalten wünschen, wenn der Reichstag uns nicht Gelegenheit giebt, Geschäfte mit ihm zu machen. Die Beispiele des Auslandes sind ja darin oft recht lehrreich. Wir sind bei uns nach den Parteiverhältnissen in einer sehr ähnlichen Situation, wie die englische Nation. Dort ist auch eine Basis intransigenter Opposition in Gestalt einer nationalen Oppositionspartei, der Irländer, der Parnelliten, die es ihrerseits als ersten Wunsch betrachten, vom britischen Reiche getrennt zu werden, und die deshalb auf die Schicksale, auf die Art, wie es dem britischen Reiche in seiner jetzigen Zusammensetzung ergeht, nicht ein so sehr großes Gewicht legen. Gereicht es dem Lande zum Schaden, dann machen sie sich nicht viel daraus; ihr Hauptziel ist: los von England!
Diesen Parnelliten analog haben wir bei uns eine Anzahl In⸗ transigenten, die, theils vermöge ihrer Neigung zur Wiederherstellung Polens theils vermöge ihrer Neigung zu Frankreich, theils — (oho! links.) Sie fühlen sich getroffen, meine Herren, das hätte ich kaum erwartet, ich bin überrascht. Wen's juckt, der kratzt sich unwillkürlich. Ich hatte nicht die Absicht, diese Worte an Sie zu richten; hätten Sie mit Ihrem Oho etwas gewartet, so wäre es herausgekommen, daß ich die Elsasser meinte; — aber, so?! Sie gehören auch dazu?! Das ist mir neu!
Also, kurz und gut; wir haben eine Anzahl von intransigenten Parteien, die man wohl unsere Fenier nennen könnte, weil sie eben denselben staatlichen Zweck mit uns nicht anerkennen und nicht ver⸗ folgen. Sie sind ja an sich nicht mächtig genug, weder in England die Parnelliten, noch hier die Polen und sonstigen Auslandsliebhaber bei uns; aber nun treten ihnen gewisse Elemente hinzu, die zwar nicht den gleichen Zweck des Nihilismus u. s. w mit ihnen verfolgen, die aber doch lieber noch eine Zeit lang mit ihnen gehen wollen, als daß sie Anderen das Regieren möglich machten oder erleichterten. So tritt dort die englische — Fort⸗ schrittspartei kann ich sie nur nennen — auf die Seite der Parnelliten; dadurch entsteht eine Majorität, die, wie wir in diesen Tagen gesehen haben, wieder einen Regierungswechsel herbeiführt. Ganz ähnliche Verhältnisse haben wir bei uns: wir haben einen gewissen Stock von Intransigenten uns gegenüber, ein Piedestal, auf das Jeder springt, der der augenblicklichen Regierung Verlegenheiten bereiten und sie angreifen will. Der hat dann die Herren immer zu seiner Verfügung. Daß nun bei uns das Centrum dieser Versuchung nicht widersteht, das wundert mich so fehr nicht; denn in konfessionellen Fragen gehen die Leidenschaften so hoch, daß sie das Urtheil für die Stellung, die der Gegner einnimmt, doch in hohem Grade trüben. Um so mehr wundert es mich, daß unsere Fortschrittspartei, und namentlich diejenigen Herren darunter, die früher das schöne Wort „nationalliberal“ für sich in Anspruch nahmen, auf diese Weise mitgehen, und ich darf wohl sagen, auf den Rechts⸗ boden des Deutschen Reichs in einer Weise loswirthschaften, daß ich mich freuen will, wenn er das auf die Dauer aushält. In England ist das Mittel gegen eine derartige Opposition sehr leicht gegeben, man sagt zu dem Führer der betheiligten Opposition: gut, ich trete zurück, sei du so gut und übernimm das Ministerium. In England gilt es für unpatriotisch, ja, ich kann sagen, für unanständig, Opposi⸗ tion zu machen, wenn man nicht bereit ist, Denjenigen, denen man opponirt, die Regierung aus der Hand und sie selbst zu übernehmen, um es besser zu machen. Ich befinde mich nun seit bald einem Viertel⸗ jahrhundert ausschließlich einer unfruchtbaren, negirenden Kritik gegen⸗ über, und noch nie bin ich in der Lage gewesen, meine Gegner mit irgend einer Aussicht auf Erfolg auffordern zu können: nun gut, ver⸗ suchen Sie es doch mal ich will mich mal auf die Bank der Opposition setzen, — spielen Sie das Stück auf der Bühne weiter, ich will ins Parquet gehen und zusehen und klatschen oder zischen. Das ist ja bei uns an⸗ ders. Es ist so leicht, so unfruchtbar, Alles zu negiren, Alles schlecht zu finden — jedes Ding hat zwei Seiten — und sicher zu sein, daß man nie auf die Probe gestellt werden kann, selbst zu versuchen, es besser zu machen. La critique est aisée, et l'art est difficile Ein Kritiker wie Lessing hat sich noch nie damit geschmeichelt, daß er selbst, wenn er Laokoon kritisirte, im Stande wäre, irgend ein Bildhauer zu sein. Ich kann versichern, die Politik ist keine Wissenschaft, die man lernen kann, sie ist eine Kunst, und wer sie nicht kann, der bleibt besser davon.
In England ist das anders, und Gladstone wird jetzt zum zweiten oder zum dritten Male zeigen, ob er im Stande ist, den Staatswagen zu fahren; wenn sich ihm eine Majorität dafür versagt, oder wenn er nicht im Stande ist, die Parnelliten zu befriedigen, so wird wiederum vielleicht Salisbury eintreten. Ich habe diese Ablösung hier nicht. Sie würden es kaum für ernsthaft halten, wenn ich sie im Reiche oder hier versuchte; im Reich könnte ich doch nur den Hrn. Abg. Windt⸗ horst als den Hervorrazendsten der Opposition bitten, das Amt des Reichskanzlers zu übernehmen.
Ich würde mich freuen, ihn im Amt zu sehen, ich fürchte aber, er nimmt es nicht an; und ich fürchte noch eins: Se. Majestät der Kaiser hat vielleicht nicht dieselbe Ueberzeugung von seiner Zuverlässig⸗ keit und seiner Begabung, wie ich. Ich habe wenigstens auf meine Sondirungen bei Sr. Majestät früher einmal keine Neigung dafür gefunden. Ich habe Se. Majestät ernstlich gebeten, mir die Genug⸗ thuung zu gewähren, meinen Gegnern doch einmal das Ministerium anzubieten, ihnen Gelegenheit zu geben, daß sie alle die Fehler und Missethaten, deren sie mich anklagen, ihrerseits nun vermeiden und den Staat zur Befriedigung der Mehrzahl seiner Einwohner regieren. Aber ich kann meinen Allergnädigsten Herrn gegen seinen Willen nicht zwingen. Er hat mir gesagt, er sei zu hoch bei Jahren, um Experi⸗ mente zu machen.
Ebenso ist es hier im Abgeordnetenhause; wenn die höchste ver⸗ tretende Körperschaft im Lande, der Reichstag, ohne allen Beruf und Anlaß dem preußischen Ministerium ein Mißtrauensvotum giebt, ohne irgendwie provozirt zu sein, lediglich unter dem Eindruck der aggressiven Triebkraft, von der der Abg. Windthorst Zeugniß ablegte, dann wäre es bei regelmäßigen konstitutionellen Verhäͤltnissen den natürlich, daß ein preußisches Ministerium, dessen Präsident zugleich! eichskanzler ist, und der zugleich die preußischen Stimmen im Reiche zu führen und zu vertreten hat, zurücktritt. Es ist nun möglich, daß Sie hier, der Hr. Abg. Windthorst immer voran, bereit sind, meine Stelle als Minister⸗Präsident zu übernehmen und dann als Führer der Majorität an der Spitze zu stehen, dem Abg. Bebel vielleicht dann das Ministerium des Innern anzuvertrauen, den Abgg. Richter und Rickert das Finanz⸗ und Handels⸗Ministerium zu geben. (Heiterkeit, Oho!) Ja, meine Herren, das wäre doch eine ganz natürliche Sache, wer sollte es denn anders thun? Wenn man nicht die Nachfolger aus diesen Herren, die das Regieren unmöglich machen oder sehr er⸗
Hauptgegenstand des Schankbetriebes, das Bier, vollständig frei läßt.
“
die bisherigen Minister. Verantwortlichkeit seiner Wahlen
noch heute, wenn ich irgend Se. was ich leider bis jetzt n
wohin es mit den von ihm Staatsmännern kommt, und wir s irren wir uns in ihnen, vielleicht n.
tionirt es nicht.
Blättern, die von ihm abhängig
in das Sprachrohr gestoßen.
Bezug auf das Monopol, nicht einn
sagen. 8 8 Inzwischen war folgender
daß es Vorlagen, welche positive zur Pflege der deutschen Bevölk
Prüfung angedeihen lassen wird, erheischt.
tagsmajorität, selbst in einer na Zu seiner großen Freude habe eine große Anzahl von Härten
legt.
über die beeinflussen. Die aufgeregten stellungen des Abg. von sachlichen Widerlegung. Der hauptet, der Antrag der drei gegen
generelle
kirchliche Fragen unterblieben.
bündigen Erklärungen gegengehalten würden. ste
unwürdig sei es gewesen, sich darüb
markigen Zügen die polnische Ag wolle mit einigen Worten auf zusammengestellten Zahlen üb welle 1880
eingehen. habe
Posen 81 512 und Schlesien 144
das Anwachsen dieser Welle und 1880 einen Anhalt.
provinzen 124 000 gewohnt, und im Westen 354 000 in den Im Jahre 1880 habe man 450
geb 187
20 000 Menschen östlichen Provinzen noch 151 000 zum großen Theile Sei auch die Zahl aus Nachstehendem
gewachsen. zur Bewohner über direkt
8131 Ausländer gewohnt. Man zigen Kreise Strasburg 7000
olle ein einziger Gutsbesitzer geg
thun? Der deutsche Bauer sei Kolonisations⸗ und Germanisir selbst der Gefahr der Poloni Was die Kosten betreffe, so d
darum, daß den Leuten gegen
brauchten. Wenn man nach auß
genöthigt sei, dann sollte man do
schwächung des Gegensatzes und ein fester Damm gegen egen
Was habe
reußen seit 1773 dem Verfa
ür
schweren, nimmt, dann kann man sie ja gar nicht in die L 8g, bringen, zu zeigen, daß sie es besser können. Dann kommt das Volk gar nicht
.
ein frisches Leben entsprossen.
daß dieser Versuch gemacht Febe. das Land und
ich der Erste bin, der zu dem Hrn. Windthorst sagt:
bleiben Sie an Ihrer Stelle. Daß dieser Versuch nie den kann, ist eine Härte für mich, die Sie zu etwas mehr Sch ich will nicht sagen, für meine Person, aber in Ihren Anar . die Konsistenz und Weiterentwickelung des Reichs ein Sicherheitsventil, wie der Ministerwechsel in England einmal bei uns nicht vorhanden, wenigstens für den Augenblick fung
geirrt in seiner Behauptung, als er ohne Grund vor dem Reichstat Ich beabsichtige keinen Staatsstreich
namentlich auf dem Gebiete des Schulwesens der Gleichberechtigung der Staatsbürger, bezwecken, die sorgfältigte
Der Abg. Enneccerus bemerkte, aus Reichskanzlers gehe hervor, daß nothgedrungen in nächster Zeit im Reiche ein langsamerer Gang der Gesetzgebung vde gar ein Stillstand eintreten, dagegen die F Einzelstaaten in den Vordergrund treten dürfte. Redner habe die Hoffnung, daß dies nicht geschehen werde — sondern, daß die deutsche Nation den fortwährenden Widerstand und die kämpfung der Reichsregierung von Seiten der jetzigen Reich
Stablewski
die katholische Kirche inszeniren. darauf hin, absichtlich sei sogar jede derartige Beziehung auf
um etwas Genaueres zu erfahren.
das größere Verdienst dabei habe.
Auswanderung geliefert. nicht
— B 1 ein Schluß ziehen. den vier Ostprovinzen 42 500 in Rußland Geborene, darunter
Linie als solche betrachtet werden.
nicht unzweifelhaften Erfolgen große Summen zu
die Sozialdemokratie an ien mit ihrer Arbeiterbevölkerung. des ar die Polen ihre Hoffnungen auf Wiederherstellung
Polenreiches aufgegeben, das sab⸗ man soeben
anheimgegebenen Gegenden und
8
hd.
zu seiner Rechnung, dann sieht es nicht, ob diese großen * vollen Kritiker im Stande sind, irgend etwas besser e L. lic Damit das Land
— achen, af sich die Fo 5 A klar vor Augen bält oen m de Majestät dazu vermö 1 icht konnte, darauf del
18 würde dann senen 2 seiner Majorität gewäͤhlte elbst würden es sehen. Viellis nachen sie es so ausgezeichnet ech pater pecca, gemacht ver
gen könrt
s
griffen an
Nun, ich hoffe, Hr. Richter und seine Freunde werden sich einigermaßen über die gefährlichen Gedanken meines zur Durchführung des Monopols beruhigt haben, und ich erwart⸗ ihm, daß er nun auch die Ehrlichkeit haben werde, in dei vicla
Staatsstreit
sind, kund zu geben, er habe sis
nal eine Auflösung, kann ich Ihne
Antrag der deutschfreisinni
Partei (Beseler und Gen.) eingegangen: ba Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, zu erklären:
Einrichtungen zur Erhaltung ud erung in den östlichen Proviman und im Einklang mi
I.-
wie es das nationale Interife
den Worten de Gesetzgebung der
⸗
tionalen Frage, brechen werde der Minister von Puttkamer bei den Ausweisungen wider⸗
leg Einige Härten würden wohl doch noch übrig geblieben sein, er bedaure dies, aber das könne sein Gesammturthell Nothwendigkeit der 1
Maßregel nict übertriebenen Dar⸗
bedürften keiner Abg. Windthorst habe be Parteien solle einen Kamff Kein Wort deute
und
Der Antrag sei ein rein
nationaler, und bedauerlich sei es, daß den hier gegebenen Nachrichten aus dem Auslande en⸗ Die ganze Geschichte über die En⸗ ung des Antrages halte er nur für einen ballon d'essai,
Kleinlich und der Saghe er zu unterhalten, welche Partei Der Reichskanzler habe in itation gekennzeichnet; Redner
die von Albert von Randow er die Größe der vom
Osten Preußens nach dem Westen strömenden Bevölkerungs⸗
Ostpreußen in Summa
93 729 Menschen mehr an den Westen abgegeben, in gleicher B .zn RAae- — G — 1 13.2 11 2 Weise Westpreußen an den Westen der Monarchie 61 39,
349. Eine überaus mächtige
Bevölkerungswelle habe also im letzten Menschenalter eine Drittelmillion nach Westen geworfen. b der Zählung bereits Verstorbenen gar nicht mitgerechnet. Für
Hierbei seien die b e ein Vergleich zwischen 1871 1 hätten in den vier Oj⸗
welche im Westen geboren seien,
vier Ostprovinzen Geborene⸗ 000 aus dem Osten Stan⸗
mende im Westen gefunden, der Strom sei jährlich um mehr als
die vier Amerika komme
Außerdem hätten nach Der Ersatz Grenze aus Polen⸗
meßbar, so laͤsse sich
1880 hätten in
die
habe aber jetzt in dem ein⸗ derartige Ausländer. Diese
Thatsache allein, ohne Rücksicht auf die polnische Agitation, obgleich sie immer die Hauptquelle bleibe, zwängen dazu, einen Damm an der Ostgrenze zu errichten. Den im Jahre 1839 durch Minister von Flottwell in Angriff genommenen Maß⸗ regeln der Ansiedelung von deutschen Bauern auf 30 großen Gütern habe ein gewisser nachhaltiger Erfolg nicht gefehlt, er huhe allerdings verhältnißmäßig nur gering sein können. Was
enüber der polnischen, dur
eine polemisirende Geistlichkeit organisirten Arbeiterbevölkerung
ein wichtiges und bewährtes ungselement, während 5 sirung nicht ausgesetzt 8 ürften diese nicht in erster Es handele sich vor Alem eine amortisirende Rente die
fanligen Güter übergeben würden, daß sie nicht zu hausn ondern nur das Inventar zu beschaffen und hineinzußiehe
en für Kolonisation mit of verwenden
ch, wo es sich um Erhaltung
der deutschen Volkskraft innerhalb unserer Grenzen handele am wenigsten sparen. Eine, wenn auch wichtige Nebenrüchig sei, daß hiermit zugleich ein bedeutsamer Schritt im Interene des Bauernstandes als solcher gethan werde; dieser sei K⸗ wichtiges Element für die Wehrkraft des Volkes, zur 2. zwischen
arm und best Umsturzideen, der is. Stelle großer Latifurg Noch immer m
wieder gehört.
Han? Aus elenden, Polen gethan Zuständen sei
Die auf dem Gebiete d
Schulwesens in
veranlassen soll
Aussicht genommenen Stärkungsmaßregeln jen nicht minder von hoher Bedeutung. b 55 detscher besonders tüchtiger Lehrer unter Fere. vns aestern schag gedacht, es empfehle sich auch, obliga 88G e geüldungsschulen und deutsche landwirthschaftliche und Ge⸗ ortbildul⸗ zu errichten. Schließlich aber würde man auch nebeschulcgezanken für eine deutsche . Ln zu 5 ben. Der Antrag biete au em eine gute Aus⸗ sorgen⸗ vnfgeenft, denn es sei erireulst, daß am Beginn cht 9 Legislaturperiode sich die Nationalliberalen und die ber ervativen Parteien ban “ “ ini b Selten habe Redner etwas 1— ange huneige eedktige Rede des Reichskanzlers, die gerechte er. das nicht genügend entwickelte Nationalgefühl der Klage üben Unvergeßlich stehe das Bild vor aller Augen, wie Deutschen, Minäster⸗Präsident in schwerer Zeit durch die da⸗ der s hostsvertretung nicht gestützt, sondern bekämpft worden malige och diese sei in völliger Unkenntniß der Ziele Bismarck⸗ ₰ Hochii gewesen. Die Männer, welche 1866 seine schärf⸗ “ gewesen seien, seien inz ihrer großen Mehrheit, 5 1 der österreichische Krieg und die Gründung des Nord⸗ nachden Bundes Klarheit geschaffen, die zuverlässigsten Stützen dautscher Politik gewesen. Jetzt, nach 20 Jahren weiterer Ent⸗ deutscher nach ungeahnten Erfolgen, warne derselbe Leiter vnihen Politik vor der Gefahr einer Bekämpfung der ber ierung in nationalen Fragen. Als Sitb garnung stelle Redner den vorliegenden 2 ntrag, eün 2. und zielbewußtes Bestres basvahn üg. die nationale Politi Füj Bismarck in der Polenfrage. b-es Fürsten. Windkhorst erwiderte, der Abg. Enneccerus irre, er die gestrigen Enthüllungen über die Entstehung des 58 s für einen ballon d'essai erkläre, Redner habe einfach Fhaechen mitgetheilt. Er werde abwarten, was man ihm fachlich entgegen halten könne. Wenn der Minister des I sodann die über 7 E1“ zweifele, so entgegne e 1 8 sacen anzmifls Berichterstatter nicht Alles erfahren hätten. 19 Uebrigen könne der Minister selbst die Härte der Maß⸗ 29 nicht leugnen, er könne schwerlich glauben, daß bei einer Asweisung von 40⸗ bis 50 000 Menschen Alles human zu⸗ egangen sei. Hr. v. Jesd .a habe Hina edusgengen. 18 Fethaac vorgetengeir e bönne. Dann habe der Minister über das erlassene Reskript gesprochen, habe aber jede kon⸗ fessionelle Berücksichtigung der orthodoxen Russen und vs⸗ testanten in Abrede gestellt. Der Abg. von Zakrzewski habe esagt, daß er das Restript eigenäugig. gelesen habe. Der Ninister von Puttkamer sei nun einmal in diese Sache gegen seinen Willen hineingezogen worden, sein Kollege von Goßler habe ihm einen sehr schlechten Dienst geleistet. Wenn man bei einer solchen Sache engagirt sei, so sehe man sie eben mit anderen Augen an. Jetzt wolle Redner zu den Ausführungen des Reichskanzlers übergehen. Der Reichskanzler habe ge⸗ glaubt, ihm eine Lektion des Inhalts ertheilen zu müssen, daß die Gegenstände, die beide mit einander verhandelten, zu ernst, und beide zu alt wären, um sich noch vmit Kniffen kleinlicher Art und dergleichen zu necken. Diese Lektion habe der Kanzler aber selbst nicht befolgt. RNoner halte alles gestern Gefagte völlig aufrecht, er habe sich auch keinerlei Kniffe oder Versteckspielens schuldig gemacht. Nicht er sei be⸗ sonders streitsüchtig und gewohnheitsgemäß aggressiv; vielmehr abe der Reichskanzler, mit dem Redner viel lieber Hand in Hand ginge, ihm soviel in den Weg gelegt, daß ein Handin⸗ handgehen unthunlich sei. Der Kanzler solle doch den Kultur⸗ kampf beseitigen, dann würde diese angebliche Hauptyartie der Thätigkeit des Nedners von selbst verschwinden. Redner sei allerdings mit dem Reichskanzler darin einig, daß an ihm nun einmal nichts mehr zu bessern sei. Er würde be⸗ schuldigt, mit dem dreifachen Erz des Welfenthums, des Kulturkampfs und fortschrittlicher Sympathien gepanzert zu ein; namentlich das Welfenthum werde ihm auch von 8 Myrmidonen des Reichskanzlers in der Presse, wahr⸗ scheinlich in Folge bezüglicher Ins pirationen, tagtäglich vorgehalten. Sei denn an dem Worte irgend etwas Verdächtiges? Das welfische Haus sei uralt und allen regierenden Häusern völlig ebenbürtig. Man solle sich doch hüten, es in dieser Form herabzusetzen. Seine Anhänglichkeit an dieses historisch ruhm⸗ reiche Haus werde nie erlöschen. Die Herren, die sich hier als königstreu hinstellten, sollten solches Gefühl an ihm achten und ehren. Wer ihn deshalb tadele, den beschuldige er, daß er von wahrer, echter Königstreue gar keinen Begriff habe. Im Glück und Glanz einem Königshaus zu dienen sei unendlich leicht, aber ihm im Unglück treu zu bleiben, sei schwer. Im Unglück bewähre sich die Treue, nicht im Glück. Den Kultur⸗ kampfpanzer könne der Reichskanzler sehr leicht durchbrechen. Er brauche nur den Kampf in sein Nichts auflösen. Derselbe suche aber mit kleinen Konzessiönchen zu wirken und wolle das Ganze nicht aus der Hand geben. Das Centrum aber werde festhalten an dem Kampf für die kirchlichen Güter. Es werde ihn um keines Haares Breite im Stiche lassen. Wenn es daneben dem Reichskanzler in dem, was nützlich, zweckmäßig und recht sei, begegne, so werde es trotz dieser Feindschaft glücklich sein. Endli enirten den Kanzler die fortschrittlichen Sympathien des Redners. Allerdings liberal im wahren Sinne sei er immer gewesen und als solcher wolle er sterben. Der echte Liberalismus sei nicht reaktionär, nicht bureaukratisch, kulturkämpferisch am allerwenigsten, denn er huldige dem friedericianischen Prinzip, duß Neder nach seiner ssazon seligg werden Unne Aach der eichskanzler habe den liberalen Panzer angezogen. 3 aus Söhtschausen hierhergekommen sei, sei er zuerst sehr starker Reaktionär gewesen, dann sei er etwas liberaler geworden, leider im kulturkämpferischen Sinne. Dann sei er wieder etwas konservativer geworden, und jetzt scheine er im Hinblick auf die Zukunft wieder etwas liberaler werden zu wollen, und darum habe er diese neue Partei, der er durch Herrn Miquel seine Sentiments mittheilen lasse, gebildet. Wenn man ihm die Unterstützung des Fortschritts bei den Wahlen vorhalte, so entgegne er, daß durch seinen Einfluß auch eine ganze Reihe Konservativer gewählt worden sei, ohne daß er deshalb konservativ genannt werden könne. Man solle doch von den Polen nicht das Unmögliche verlangen; un den Preußen nicht zum ewigen Ruhme angerechnet, aß sie auch unter der Fremdherrschaft zu Anfang des Jahrhunderts deutsch geblieben seien, stehe nicht die Statue des alten York zum ewigen Ruhmeszeichen deß hier in Berlin? Jeder Unter⸗ than habe das Recht, in seinem Herzen Wünsche zu tragen, aber er würde ein Verbrechen begehen, wollte er sie irgend
herbeigeführt. Er
8 2 *
“ 8ECEö“ vertheidige die Rechte der Polen mit derselben Schärfe, wie die seiner katholischen Mitbürger; er sei bereit, auch für den Reichskanzler einzutreten, wenn dessen Rechte angegriffen werden sollten; und auch das könnte noch kommen. In Bezug auf die Berufung auf Königliche Ver⸗ sprechungen meine er, die Behauptung, daß die Berufung dar⸗ auf keinen Pfifferling . sei, erkläre in demselben Augen⸗ blick die Proklamation selbst für nichtig. 9272 und Wenden Man solle an einem Königlichen Wort nicht und auch der Reichskanzler sollte so männlich sein, an dem, was er gestern gesagt habe, festzu⸗ halten. Der Reichskanzler warne davor, die Legalität zu hoch zu stellen. Er habe ja auch schon früher sich dahin geäußert, daß er über die Zwirnsfäden des Rechts nicht stolpere. Das heiße nichts Anderes, als mit allen Mitteln die Polen unterdrücken wollen, wie man mit allen Mitteln die Katholiken habe unter⸗ drücken wollen, bis man 81 en habe, daß sie denn doch noch nicht zum Einstampfen reif seien. Auch Redner 22 für deutsches Wesen, deutsches Reich, deutsches echt alle Sympathie; nur verwechsele der Reichskanzler deutsch sehr häufig mit preußisch. Redner werde sich freuen, wenn der Reichskanzler öfter hier im Landtage erscheine und dem Par⸗ tikularstaat das gebührende Recht einräume. Er meine aber, daß der Kanzler dann auch den Herren in München, Dresden, Coburg⸗Gotha das gleiche Maß von Rechten zumessen werde. Die neue Aktion, die man jett vor sich habe, “ mit einem Bundesstaate, in dem ein übermächtiger einziger Staat, wie Preußen, sich befinde, schlecht bestellt sei; und daß das bei der ersten Kollision Jedem klar werden würde. Heute habe man diese erste Kollision. Reichskanzler, Abgeordneten⸗ haus und Herrenhaus seien in voller Thätigkeit, die Beschlüsse des Reichstages in aller Form unter die Füße zu treten. Das sei ein energisches Vorgehen gegen das Reich selbst, und wie gern die Herren Nationalliberalen das auch vertuschen möchten, der Antrag Miquel sei der erste kräftige Schlag gegen den Reichstag, geführt von dem ersten nationalliberalen Führer hinter der Front. Die polnischen Edelleute hätten ihrer Dienstpflicht so gut wie die Anderen genügt, im Landtage sitze ja ein polnischer Oberst⸗Lieutenant, der alle die Kämpfe mit⸗ gemacht habe. In Bezug auf den „Staatsstreich“ habe der Reichs⸗ kanzler seine gestrigen sehr ominösen und orakelhaften Aeußerun⸗ gen modifizirt, er habe heute viel, sehr viel Wasser in den gestrigen Wein gegossen. Was er heute angeführt habe, könne man sich zum großen Theil gern gefallen lassen. Wenn die Regierung dem Reichs⸗ tage weniger Beschäftigung geben wolle und demselben nament⸗ lich die Beschäftigung mit den ewigen Steuervorlagen ersparen würde, so würde dies ganz im Interesse des Landes liegen. Ob der Kanzler mit seinen neuen Steuerprojekten im Hause Glück haben werde, sei ja möglich, da im Antrag Achenbach die Mittel für unbekannte Zwecke und in unbekannter Höhe bereits zur Disposition gestellt würden. Man brauche jetzt offenbar nur irgend einen Gegenstand als national zu be⸗ zeichnen, und der Kanzler habe das Geld in der Tasche. Ob auch die Steuerzahler so dächten, werde sich ja nach drei Jahren zeigen. Die Klage, daß die Opposition den Reichs⸗ kanzler ohne Noth angriffe, da sie doch zur Uebernahme der Regierung nicht bereit sei, höre man alle Jahre ein bis zwei Mal. Habe sich der Kanzler klar gemacht, was daraus folge? das Verlangen, daß er sofort die heege Grundlage des parlamentarischen Sy⸗ stems bei uns einführe. sich 1 “ lassen, daß man es ihnen sage, wo sie Unrecht hätten. Das Ministerium habe nicht absolut immer und allein Recht; es gebe auch andere Menschen, die Verstand hätten. Redner wünsche keine Aenderung im Ministerium und wünsche das Regiment noch recht lange in den Händen des Reichskanzlers, wenn er sich nur etwas ändern und vor allen Dingen den Kulturkampf beseitigen wollte. Die inneren Angelegenheiten des Reichs und des preußischen Staates würde sehr leicht auch ein anderes Ministerium ebenso gut erledigen wie das jetzige, schlechter könne es kaum sein. Also erst, wenn man die angeb⸗ liche Basis habe, könne geschehen, was der Reichskanzler vorzu⸗ tragen sich erlaubt habe. Der Hinweis auf die englischen Ver⸗ hältnisse könne für die preußischen nichts entscheiden. Im Uebrigen könne Redner nur darauf stehen bleiben, daß man in dem französischen Imperatorenthum bereits mitten drin sei. — Keine gewaltsame Veränderung, keine einseitige Verände⸗ rung der Verfassungszustände o “ — auch des Wahlsystems, so wolle er die heutige Rede des Reichskanzlers auffassen, aber skeptisch wie er sei, könne er nur mit der War⸗ nung schließen: Toujours en vedette! Hiernach “ ein Fert angenommen. Es olgten persönliche Bemerkungen. folg Der Nen von Jazdzewski erklärte, daß er eine Abschrift des Reskripts des Ober⸗Präsidenten von Westpreußen, aus welchem hervorgehe, daß die Ausweisungsmaßregel einen kon⸗ fessionellen Charakter habe, in Händen habe und dem Hause, wenn er zum Worte komme, vortragen werde. Er könne von seinen Behauptungen im Reichstage, auch bezüglich der Maßregeln gegen kreißende Frauen, ni ts zurücknehmen. 8 Der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministerinms, Minister des Innern von Puttkamer erwiderte: ”] Ich bedauere, daß ich in Ihren Vertagungsbeschluß eingreifen muß, aber die Noth zwingt mich dazu. Ich wiederhole also, wenn ich gesagt, daß in dem Reskript vom 25. Juli 1885, auf welches Hr. Abg. Jazdzewski Bezug genommen hat, keine Silbe, kein Jota von den von ihm angeführten Thatsachen enthalten ist, so halte ich diese Behauptung absolut aufrecht. Er ist also mystifizirt worden. Der Abg. Richter bemerkte, der Zweck seiner gestrigen Provokation im Reichstage, zu den unbestimmten Drohungen des Reichskanzlers von gestern alsbald eine bestimmte Erläute⸗ rung zu erhalten, sei erreicht. Er werde dem hier gegebenen Eö“ des Kanzlers, jeden Staatsstreich zu vermeiden auch seinerseits diejenige öffentliche Verbreitung geben, auf welche der Reichskanzler Werth zu legen scheine. Im Uebrigen sage auch er: Toujours en vedette! Schluß 4 Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend 11 Uhr.
1 1“
helfe hier nichts. rütteln und deuteln;
— In Ergänzung des Berichts unserer gestrigen Nummer über die Sitzung des Hauses der Abgeordneten vom Donnerstag theilen wir die Rede des Ministers der geistlichen ꝛc. An⸗
elegenheiten, Dr. von Goßler, noch im Wortlaut mit. Der Münsster erklärte: b
Im gegenwärtigen Augenblick, meine Herren, hat die Staats⸗ regierung nur das Interesse, einer Bemerkung des Herrn Vorredners zu widersprechen, und zwar der Ausführung, welche der Hr. Abg. Dr. Windthorst in Beziehung auf die katholische Abtheilung des Kultus⸗Ministeriums den Bemerkungen des Herrn Reichskanzlers
habe,
Bis dahin müßten sich die Minister
“ 8 *
n 8 holisches Auge in die Akten sehen zu lassen. richtig! im Centrum.) — Meine Herren, Sie sagen: sehr richtig. — Genau das Gegentheil ist richtig. Auch heute, meine Herren, fehlen noch sehr zahlreiche Aktenstücke, welche, diese Abtheilung unter sich gehabt hat; auch heute wissen wir über sehr viele. Verhandlungen, welche die Kommissarien dieser Abtheilung persönlich mit den Bi⸗ schöfen über wichtige Rechtsfragen geführt haben, nichts Gewisses, und ich habe wiederholt Veranlassung nehmen müssen, die Bischöfe resp. deren Behörden zu ersuchen, mich mit Nachrichten über das zu versehen, was beispielsweise nach Erwerbung der neuen Landestheile in den neuen Bisthümern verhandelt worden ist. Es ist ein offenes Geheimniß, — meines Wissens auch zum Theil vom Herrn Minister⸗Präsidenten ausgesprochen worden, — daß die Abthei⸗ lung es verstanden hat, die Bande, welche sie mit dem großen Orga⸗ nismus, mit dem gesammten Ministerium verbinden sollten, zu lösen, daß sie jede Gelegenheit benutzt hat, um mit Uebergehung des Ministers und mit Umgehung des Unter⸗Staatssekretärs Verfügungen zu er⸗ lassen, und daß es jahrelanger Kämpfe bedurft hat, ehe es möglich gewesen ist, den Minister beziehungsweise den Unter⸗Staatssekretär in die Stellung zu bringen, die ihm verfassungsmäßig gebührt. Was speziell die Thätigkeit der katholischen Abtheilung im pol⸗ nischen Sinne betrifft, so bin ich zufällig in der Lage, aus einem Be⸗ richt vom Jahre 1871, der mir vorliegt und von einem westpreußischen Landrath über das Fortschreiten des Polonismus in Westpreußen er⸗ stattet worden ist, eine kurze Mittheilung zu machen. Nach dem Tode des verdienten Bischofs Sedlag, der 1856 einen Nachfolger erhielt, war es das planmäßige Bestreben der später ein getretenen Kirchenregierung, die deutsche Geistlichkeit, die unte den früheren Bifchöfen nach Westpreußen gekommen war, zu unterdrücken und der polnischen Sprache in S ule, Kirche ⸗ und Familie Förderung angedeihen zu lassen.„ Eine der hervor⸗ ragendsten Maßregeln war die Besetzung der Dompropstei und der Domdechanei mit ausgesprochen polnischen Mitgliedern des Domkapitels. Ich erwähne die Dompropstei umsomehr, als sie bekanntlich ein Amt ist, welches in den alten Landestheilen von der Verleihung Sr. Majestät abhängt. Diese Verleihung an aus⸗ gesprochen polnische Mitglieder war so auffallend, daß die Erklärung allein darin gefunden werden konnte, daß der damalige Leiter der katholischen Ahbtheilung in Pelplin gewesen war und die nothwendigen Abmachungen mit dem Herrn Bischof getroffen hatte. Der Bericht schließt mit der signifikanten Bitte an die vorgesetzte Behörde, diesen Bericht so zu verwahren, daß nicht, wie in anderen Fällen, sofort die bischöfliche Behörde in Pelplin Kenntniß von dem Inkhalt desselben
erhalte. G Meine Herren, es sind dies einzelne Züge, die ich hin⸗ gestellt habe, und die ich ja an der Hand der Vergangenheit natürlich auch noch weiter beweisen kann. Sie alle lassen aber nur zu dem Schluß gelangen, daß, — vielleicht entgegen einer wohl⸗ wollenden Absicht bei der Gründung dieser Abtheilung, — es leider im Laufe der Zeit dahin gekommen ist, daß diese Abtheilung sich losgelöst hat von dem Gesammtorganismus des Staats⸗ Ministeriums der geistlichen Angelegenheiten, daß sie sich immer mehr herausgebildet hat nicht als eine Behörde, welche die Rechte, das jus circa sacra des Staates der Kirche gegenüber wahrzunehmen hat, son⸗ dern umgekehrt als eine welche nur die Rechte der Kirche enüber dem Staat wahrnimmt. .“ 5 rn Das zu konstatiren, unmittelbar in continenti, lag im Interesse
der Staatsregierung.
Statistische Nachrichten. 8
Wie aus dem elften Jahrgang des Statistischen JI zrbuches der Stadt Berlin ersichtlich, figt ein Vergleich der Ergebnisse der Armenverwaltung Berlins im Jahre 1883/84 mit den Ver⸗ hältnissen vor 10 ¼ Jahren, daß, während die Civilbevölkerungszahl um 35,8 % gewachsen ist, die Zahl der Almosenempfänger sich um 79,1 %, er an diese gezahlte Betrag um 93,0 %, die Zahl der Pflegekinder um 42,9 %, die der Pflegegelder um 95,4 %, die Zahl der Extraunterstützungen um 146,0 %, dereng Betrag um 144,1 % erhöht hatte. Rechnet man die Porkionen bei den Extraunterstützungen, abzüglich der an 7054 (1873: 3757) Almosenempfänger und an 3406 (1873: 1979) Pflegegeldempfänger gezahlten, als Per onen (was jedoch nicht zutrifft), so betrug die Zunahme der drei Kategorien in den letzten 10 ¼. Jahren 122,0 %. — Das Verhältniß der Zahl der Eö1 zur Civilbevölkerungszahl stand bei den Almosen⸗ empfängern dem vor 10 ¹¼ Jahren gegenüber um 3,0 per Mille bei den Pflegekindern um 1,8, bei den “ um 12, per Mille der letzteren höher; der Jahresbeitrag der Kosten pro Kopf aber hatte sich bei den Almofenempfängern um 9,55 ℳ, bei den Pflege⸗ kindern um 7,1 ℳ erhöht und bei den Extraunterstützungen pro Portion um 0,16 ℳ. vermindert. Die regelmäßigen Almosenempfänger (ohne die Pflegekinder) machten 7,1 % der in den Steuerlisten auf⸗ geführten 196 697 Personen mit einem Einkommen unter 420 ℳ aus. Bei der Miethssteuer ist die Zahl aller wegen Armuth ganz Befreiten auf 17 394 angegeben, die der theilweise Befreiten, die nicht Almosen⸗ oder Pflegegeldempfänger sind, auf 3333. — Als Urs ache der Unterstützungs⸗ bedürftigkeit führt der Bericht der Armendirektion für 1883/84 an, in 7 52 Fällen (50,22 %) hohes Alter, in 4943 Fällen (32,44 %) andauernde Krank⸗ 8* und Siechthum, in 2641 Fällen (17,34 %) nicht zureichenden Erwerb. — Die Almosenempfänger erhalten für sich bezw. ihre Familien monatlich:
bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis über im Jahr 3 ℳ 6 ℳ 9 ℳ 12 Felr 16 7% 2*
e in i e i 1968 2535 1908 3553 267 133 29 12 17 2205 2865 3294 3691 835 145 41 17 18 2351 2949 3620 3721 1066 194 65 17 16 1882/83 74 2497 3046 3820 3975 964 151 46 18 19 1883/84 63 2481 3084 4124 4183 1035 181 50 18 12
ü ege⸗ 8 8
se. bis 4 ℳ 4,50 ℳ 5 u. 5,50 ℳ 6 ℳ 7 — 10 ℳ über 10 ℳ
1879 80 768 529 3821 343 58
1880 125 719 723 3979 416 66
1881/82 62 673 840 4300 446
1882/83 88 581 934 4580 430
1883/84 193 473 1024 4774. 434 Von den regelmäßig Unterstützten standen im Alter:
b18 90 u. 20 Föhre 20/40 40/50 50/60 60/70 70/80 80/90 darüber 1879 25 622 1072 2555 4660 2943 488 1880 20 646 1176 2682 4968 3123 562 17 2553 5602 3374 674 23
1881/82 39 696 1118 2/83 40 767 1149 2687 5904 3368 679 16 1888 2574 6323 3767 637 16
1883/84 48 737 1134 . Die Männer waren nach ihrem bisherigen Beruf und Gewerbe: 1879: 21 Beamte Lehrer, 15 Gelehrte, Künstler, 101 Handeltreibende, 2786 gewerbliche Handwerker, 67 Dienstboten, Henbarbetter, über⸗ haupt 2990; 1880: 16 Beamte, Lehrer, 12 Gelehrte, .e 128 Handeltreibende, 2954 gewerbliche Handwerker, 121 Dienst oten, andarbeiter, überhaupt 3231; 1881/82: 40 Beamte, Lehrer, 12 Ge⸗ Nörte Künstler, 127 Handeltreibende, 2687 gewerbliche 660 Dienstboten, Hemndasbeiter überhaupt 3526; 1882/83: 24 Beamte,
1879 67 1880 79 1881/82 74
Lehrer, 22 Gelehrte, Künstler, 152 Handeltreibende, 2021 gewerb⸗ liche Handwerker, 1387 Dienstboten, Handarbeiter, überhaupt 3606; 1883/84: 19 Beamte, Lehrer, 19 Gelehrte, Künstler, 119 Handel⸗ treibende, ke; “ e Handwerker, 1503 Dienstboten, Hand⸗ arbeiter, über t 3766. 8
Die berhangt 20, Frauen waren nach dem Familienstande: 1879: 103 Ehefrauen, 428 Geschiedene, 7641 Wittwen, 1217 Unver⸗ ehelichte, überhaupt 9389; 1880: 144 Ehefrauen, 474 Ge g 8076 Wittwen, 1269 Unverehelichte, überhaupt 9963; 1881/82: 14 Ehefrauen, 570 Geschiedene, 8490 Wittwen, 1351 Fervebenssts überhaupt 10 553; 1882/83: 134 Ehefrauen, 607 Geschiedene, 8 Wittwen, 1463 Unverehelichte, überhaupt 11 004; 1883/84: 118 Ehe⸗
thatsächlich zur Geltung bringen. Mit dem Rezept Grolman⸗ ttwell dües nichts erreicht, es habe die Revolution von 1848
see s gemacht hat. Nach den Notizen, die ich mir aufgezeichnet man
abe, hat der Fbehrte Herr Vorredner gesagt, die Auflö —
atholischen Abtheilung sei erfolgt, weil sich gescheut
8, 708 Geschiedene, 9090 Wittwen, 1525 Unverehelichte, 29 ohne ngehörige, überhaupt 11 470.