er Entrüstung, der durch ganz Deutschland gegangen sein soll, dieses undeutsche“ Unternehmen hat den Herrn Abgeordneten so abgeschreckt. Ich frene mich, gerade aus seinem Munde ein derartiges Bekenntniß gehört zu haben, aber ich glaube nur, er hat auf völlig trügerischer Grundlage dabei gebaut. Von einem solchen Schrei der Entrüstung, - einer solchen Erkenntniß einer undeutschen Sache ist im ganzen eiche nirgends die Spur gewesen. Der Hr. Abg. Richter hat sich neulich erkühnt, sogar zu sagen, gegen die Regierungsabsichten wäre ein herzerquickender nationaler Zug durch das Land gegangen. Nun, meine erren, ich glaube, er hat heute nach dieser Richtung aus der Rede des Hrn. Abg. von Vollmar schon entnehmen können, daß es mit dem herz⸗ erquickenden nationalen Zuge, den er wahrgenommen haben will, auch in den unteren Schichten der Reichsbevölkerung nicht weit her gewesen ist. Ich habe mit ganz besonderem Interesse in der Rede des Hrn. von Vollmar, die ja sonst zur Sache sehr wenig enthielt und nur igentlich eine mißverständliche Beleuchtung der gestrigen Rede des Hrn Reichskanzlers war, vernommen das Bekenntniß, daß an und für ich die sozialdemokratische Fraktion als Vorspann für die Monopol⸗ vorlage sehr gut zu benutzen gewesen wäre; das Bekenntniß, daß die Vorlage nach dem Urtheile dieser Herren an sich gar nicht übel wäre Für den Hrn Abg. Richter — und nach ihm hat hier auch Hr. Rickert und Hr. Bamberger den Triumph über diesen nationalen erquickenden Zug auszubeuten sich angelegen sein lassen —, für diese Herren muß diese Erklärung des Hrn. Abg. von Vollmar schlimme Musik in ihren Ohren gewesen sein. Aber ich kann doch dabei allein es nicht belassen. Meine Herren, ich muß hier vor der Oeffentlichkeit Sie er⸗ innern an das, was berichter worden ist, völlig un⸗ widersprochen und unwiderlegt berichtet worden ist über die Art, wie diese Petitionen, dieser Entrüstungssturm beispielsweise in Oberschlesien mit dem bekannten Freischnaps zu Stande gekommen ist, in andern Gegenden mit einem achtbaren Proxenetikum für jede Unterschrift. Aber das Beste, was hier in dieser Beziehung vorge⸗ habe ich in einem Berichte aus Frankfurt a. M. erhalten. Meine Herren, in Frankfurt g. M. — und das möchte ich anch gern heute noch, ehe es zu spät ist, der Oeffentlichkeit übergeben, damit es weiter gehört wird — ist eine große gedruckte Petition in Umlauf gesetzt worden, die wohl vorbereitet war: schöner Druck, mit einem rothen Zettel, der den Wirth instruirte, wie er „gütigst“ für die Unterschriften zu sorgen habe, und mit vorgedruckten Nummern so daß auf jedem solchen Theilinstrument 130 Unterschriften Platz hatten, arabische Ziffern gaben den Platz und die Zahl für die Unter⸗ schriften an. Bei der Vorbereitung waren — wie ich wohl anneh⸗ men kann, aus Versehen — die Vorschriften des Preßgesetzes nicht beachtet, vermöge deren derartige Druckwerke den Namen des Druckers und Herausgebers enthalten müssen. In Folge dessen wurden im Auftrage der Amtsanwaltschaft von der Polizeibehörde eine Anzahl dieser Eremplare, ehe sie hierher geschickt werden konnten, saisirt, und es ist der Prozeß gegen den Drucker und gegen den Herausgeber einen Liqueurfabrikanten, eingeleitet. Meine Herren, ein solches Exemplar also ist es, welches auf der zweiten Seite anfangend, die Unterschriften 1 bis 6 enthält; da stehen ganz unverfängliche Unter⸗ schriften, die gewiß Kunden des Wirths waren, der diesen Beitrag zu der großen Frankfurter Petition leisten wollte, aber schon bei Nr. 20 und 21, wo Kaspar Spatzt und Elisa Ratz u. s. w. anfangen wird die Sache verdächtiger. Beë Nr. 29 folgt Go ttfried Reiterstiefe 8 und Nr. 32 Hund Mops, 33 Minna Katz, 36 Hirsch heißt er, dann kommt 38, 39, 40 Johann Sturm, Christian Wind, Ferdinand Luft u. s. w., Nr. 69 folgende finden sich Isidor Cognac, Jean Rum, Hannes Nordhäuser, Lisbeth Pommeranze, Adam Anis, Joseph Exzelsior, Ferdinand Gilka, Josephine Chartreuse u. s. w.; Nr. 118 Eva Sau, „die geradezu ins ganz Zotige hinüberreichen. Meine Herren! Es enthielten diese Exemplare, wie ich wiederhole, je 130 Unter⸗ schriften, es war das sehr leicht summirt, man konnte gar nicht fehlen, um zu sagen, 8000 Unterschriften sind angekommen, wenn man
Eindruck gewesen sein: die Angriffe, die er bei der ersten Lesung gegen die Vorlage machte, und die von mangelhafter Sachkenntniß Belag gaben, waren nicht, wie man im Sinne des Hrn. Abg. Richter sagen kann, ein ausgezeichneter und brillanter Angriff, wie er, Hr. Richter, ihn nur hätte machen können. Wenn wir uns mit dem Maßstab be⸗ gnügen dürfen, dann standen die Motive, die Ausführungen der Re⸗ gierungsvertreter untadelig da. Daron können Sie überzeugt sein. Doch ich habe den Eindruck dieser Gegenausführungen meinerseits ver⸗ gessen gehabt über den wohlthuenden, sachlichen und von jeder takti⸗ schen Rücksicht befreiten Ausführungen, mit denen gestern der Hr. Abg. von Fischer zu der Sache Stellung genommen hat. Ich glaube, wenn er es bei der ersten Lesung gethan hätte, so hätte er Manches dazu beitragen können, daß die Sache nicht so gelaufen wäre, wie sie ge⸗ laufen ist.
Doch verzeihen Sie, daß ich Sie so lange noch bei dem Werk aufgehalten habe, zu dem Sie entschlossen sind. Ich glaube trotz des wohlmeinenden Antrages, den der Hr. Abg. von Kardorff gestellt hat, daß es wohl heute noch zu dem Schritt kommen wird, den Sie sich vorgenommen haben. Ich möchte Sie daran auch nicht länger hindern. Weisen Sie das Projett über die Schwelle des Hauses zurück; aber geben Sie sich dabei nicht der Täuschung hin, daß Sie das Projekt damit auch einsargen und todtmachen. In dem Projekt ist ein Ge⸗ danke, ein gesunder, kräftiger Gedanke, ein Gedanke, den auch Ihr Votum nicht todt zu machen vermag Darx wird in den Anschauungen des Volkes wachsen und gedeihen und eines Tages den Rock der Gesetzgebung anziehen. Den Tag hoffe ich u erleben und wünsche ich Ihnen Allen zu erleben; und zwar um so schneller wird es der Fall sein, je mehr die Drohungen in Erfüllung gehen, die gestern der Hr. Abg. Richter ausgesprochen hat, daß sie dem redlichen Bemühen der Regierungen, nunmehr wenigstens ein Minus mit Ihnen zu verein⸗ baren, noch grausamer entgegentreten wollen, als wie Sie diesem Projekt entgegengetreten sind. Thun Sie das lieber nicht! —
1 Der Abg. Dr. Windthorst blieb bei seiner Ansicht, daß Monopole nicht zum Guten führten. Der Staat müsse die nöthige Kraft haben, dazu sei eine kräftige monarchische Kon⸗ stitution nöthig, eine gute Armee, gute Finanzen und Zu⸗ friedenheit des Volkes. Aber was darüber hinausgehe, müsse das Haus ablehnen. Zu einer Kommissionsberathung habe eigentlich gar kein Anlaß vorgelegen, er habe derselben nur aus Respekt für die Person des Kanzlers zugestimmt, dessen Erscheinen in der Kommission versprochen gewesen sei. Da der Kanzler nicht erschienen sei, habe für die Kommission zu weiteren Berathungen kein Anlaß vorgelegen. Eine Subkommission hätten sie nicht gewollt, da sie nur das Monopol zu prüfen, nicht aber neue Projekte aufzustellen hätten. Die vorhandenen Bedürfnisse erkenne er an, sür ihre Befriedigung habe das Haus 1879 die Zölle bewilligt, also am guten Willen liege es nicht. So⸗ bald aber jenes Geld aus den Zöllen da gewesen, sei es zu Zwecken verwandt worden, die gar nicht vorgesehen gewesen seien. Das Haus habe als Volksvertretung doch auch die Fflicht zu prüfen, ob nicht Bedürfnisse geschaffen würden ohne koth. (Rufe rechts: „Wo?“) Er lade die Frager ins preu⸗ ßische Abgeordnetenhaus ein, da würden Gelder millionen⸗ weise bewilligt für Zwecke, die gewiß nicht vorgesehen seien. Der Krebsschaden sei da, daß jeder Etat im Reich und den Einzelstaaten seinen besonderen Gang gehe, man werde einen materiellen Zusammenhang schaffen müssen. Ob das Centrum einer anderen Vorlage zustimmen werde, werde sich bei deren Erscheinen zeigen. Es
wolle das Steuerbouquet erwarten. Es habe feste Grundsätze
Reich nach diesem Monopol ein Bier⸗Monopol ni
bleiben. Wo blieben dann die Vortheile d Cnche echen Auch der preußische Fiskus verschenke nichts, gerade er sant noch auf gerichtlichem Wege das zu erlangen, was Andere . schenkt gekriegt hätten. Jedenfalls sei das Monopol nicht ohne einen Hinblick auf das im nächsten Jahre zu verlängernde Sie⸗ tennat eingebracht worden; der Abg. von Helldorff habe * schon vorausgesagt, daß die Verlängerung nicht etwa d- einer Verminderung des Heeres verbunden sein werde di kleinen Brennereien würden unter dem Monopol zu Grund gehen, sie hätten sich sämmtlich gegen das Monopol erklän 1 8 Aeghe Iice. wenn sie die Wahr⸗ heit sage. Eine weitere Berathung der Vorlage e er nicht sht gelten. hung der Vorlage halte er nicht
Die Diskussion wurde geschlossen.
1 Persönlich bemerkte der Abg. von Helldorff: Er sei gestern absolut mißverstanden worden. Er habe gestern er⸗ klärt, daß seine Partei sich der Abstimmung enthalten werde Sie wolle damit Protest erheben gegen das Verhalten der Kommission, die jede sachliche Behandlung der Vorlage al⸗ gelehnt habe, und ebenso gegen das heutige Verhalten des Reichstages.
Der Abg. von Kardorff erklärte: die Reichspartei habe
beschlossen, sich der konservativen Partei anzuschließen und sich
der Abstimmung zu enthalten.
Der Abg. Dr. Windthorst meinte: Die Aeußerungen des Abg. von Helldorff gegen die Kommission seien in der parlamen⸗ tarischen Geschichte unerhört. Er möchte wissen, ob nun der Abg. von Kardorff seinen Antrag auf Zurückverweisung an die Kommission noch aufrecht erhalte.
Der Abg. von Kardorff bejahte diese Frage.
Der Antrag von Kardorff wurde in namentlicher Aö⸗ stimmung mit 181 stimmten Deutschkonservative, Reichspartei und einzelne sid⸗ deutsche Nationalliberale, desgleichen wurden in namentlicher
Abstimmung (vom Abg. Rickert beantragt) die §§. 1 und?
der Vorlage mit 181 gegen 3 Stimmen abgelehnt. Bei dieser Abstimmung enthielten sich die oben genannten Gruppen, 37 Abgeordnete, wie Votums. Für die §§. 1 und 2 stimmten die Abgeordneten der Reichspartei Frhr. von Wöllwarth, Delbrück und von Goldfues.
„Die übrigen Paragraphen der Vorlage wurden demgemäß gleichfalls ohne Diskussion abgelehnt. 1
Zu den Petitionen nahm, nachdem der Referent der Kon⸗ mission, Abg. Freiherr von Hertling, Namens der Kommisssion beantragt hatte, dieselben durch die gefaßten Beschlüsse für erledi t zu erklären, der Abg. Gamp das Wort und äußerte: In de Kommission sei von Seiten seiner Partei ein Antrag auf Zusammenstellung und genauere Sichtung der Petitionen gestellt worden, um zu sehen, welches der Grund der Ab⸗ lehnung sei. Obwohl die Herren (zur Linken) gegen jede B⸗⸗ schränkung des Petitionsrechtes seien, hätten sie die eingehende Behandlung dieser Petitionen abgelehnt. (Abg. Richter riff Verschleppung!) Von einer Verschleppung könne um so weniger die Rede sein, als die Herren ja die Majorität hätten und die Sitzung auf den nächsten Tag anberaumen könnten. Er (Redner) habe die Petitionen eingehender studirt und
doch nicht still passiren lassen —
Petition für das Monopol einzutreten. — selceee sn den vehatsachen solche Unterstellungen zu machen. Die Petition ist in einem Lokal in Frankfurt von der Polizei Petitionen dieser Art saisirt, mit Beschlag belegt worden; auf Grund derselben ist Anklage erhoben gegen den Drucker Adelmann und gegen den Liqueurfabrikanten Rothschild in Frankfurt, sie ist auf G Regierung in Wiesbaden via Polizei⸗Präsidium in Frankfurt an die Regierung geschickt worden, und da tritt Hr. Rickert auf, um Ihnen zu erklären, daß diese Petition könnte.
solchen Sachverhältniß in Erinnerung bringen Gesagt habe ich es schon, und Sie werden es im stenogra⸗ rühnheit dieser
mit anderen
gegen 66 Stimmen abgelehnt, dafür
sie erklärt hatten, ihres 1
ich verkenne die Heldenhaftigkeit desselben nie
nicht gehört, was
er Herr Abgeordnete fabelt Ihnen vor, es heimer
unerhört, meine Herren,
diesem Wege von der Königlichen
Geheimrath gemacht sein Erstaunlicheres, als der Versuch einer — ist noch nicht dagewesen! „Ich babe das nur gleich noch zur Richtigstellung wollen.
wohl von einem
phischen Bericht auch wiederfinden; aber gegenüber der §
Interpretation mußte ich es nochmals sagen.
Der Herr Abgeordnete hat dann, wie schon so oft, auf ein spezielles
Moment seines Aergers hingewiesen, das ist auf Beziehungen, die ich
und ich nehme
ganz gerne die Gelegenheit, ihm einmal darauf nun endlich zu ant⸗ ch glaube, er kommt sonst nicht darüber zur Ruhe.
Meine Herren! Ich habe die Gewohnheit, jeden Mann, der sich
bei mir anmelden läßt und mit mir über geschäftliche Dinge zu sprechen
zu dem Herausgeber einer Zeitungskorrespondenz habe,
worten, denn i
wünscht, die zu meinem Amt gehören, zu empfangen, Zeit dazu habe; und ich empfange ganz
Ich würde namentlich au den Redacteur des „Reichsfreundes“, auch des sehr gerne empfangen, wenn ich annehmen könnte, einmal mir ihre wahren Anschauungen mittheilen, wollten über das, wird, und wenn die Herren
Information ist.
andererseits ehrlich das,
sagen wollte, nachdem sie sich von meiner Ansicht überzeugt haben, ehr gerne dem Redacteur und den
erscheinenden Blattes auch zu Diensten stehen; aber aller⸗ dings die Herren haben ja das Bedürfniß nicht, in der Weise der Wahrheit zu dienen, sondern lediglich einem Fraktionsinteresse, welches ich nicht die Ehre, ihren Besuch zu empfangen, und darum würde ich ihnen allerdings mit Nutzen auch nicht dienen können. Im Uebrigen aber ist es ein großer Irr⸗ 1 1 mit einem der Herren, Ich verkehre mit den großen Aerger des Hrn. Abg. Rickert allerdings mit diesem einen Korrespondenten und zwar orientirter und die
ender Herr ist, der über die unwahren Angriffe, die gegen die Regie⸗ in guten und klaren Mittheilungen zu orien⸗ tiren und so dazu beizutragen, die Nebel, die fortwährend von anderer In dieser meiner aber Niemandem und namentlich auch dem Hrn. Das kann ich machen, wie ich glaube, daß es meinem Amte und dem Staate von Nutzen ist. Daran werde ich mich durch
weiter mittheilten. Ich würde s Korrespondenten eines in Danzig, glaube ich, wie denen des „Reichsblattes“
feindselig gegen die Regierung ist. Darum habe
2
thum des Hrn. Abg. Rickert, daß ich lediglich die bei der Presse betheiligt sind, verkehrte. verschiedensten, und ich verkehre auch zum
recht gern, weil es ein außerordentlich geschickter, Mittheilungen, die man ihm macht, richtig auffass wohl geeignet ist, rung gemacht werden,
Seite geflisentlich erzeugt werden, zu zerstreuen. Thätigkeit bin ich Abg. Rickert keine Verantwortung schuldig. wie ich will, und ich mache es so,
diese Heldenhaftigkeit, der Petition, die ich Ihnen vorhin vorgetragen habe, sich in der Weise anzunehmen, das ist wirklich staunenswerth.
scheinlich nicht ge 8 i in die Hände der Regierung gekommern
Der Herr Abgeordnete ich über die Art und Weise, n. z ist, mitgetheilt habe. würde wohl ein Ge⸗
Rath gewesen sein, der sich den Scherz gemacht hätte, mit einer 1— Es ist geradezu
besonders gerne Zeitungs⸗ redacteure, weil die Unterhaltung mit ihnen einmal für mich oft von Werth und Information ist, andererseits aber auch für die Zeitungs⸗ redacteure und durch sie für die öffentliche Meinung von Wichtigkeit und s Verfasser oder „Reichsblattes“ daß diese Herren mich informiren was in ihren Kreisen wirklich gedacht und gesagt
1
in i inerlei A zapfungen dieser Art hindern lassen. 2
üt. 7a. 18. Pehe har geckert in seinem “ bitten, diesen Gegenstand assen.
den Angriff des Abg. Rickert be⸗ züglich der Protokollführung in der Kommission richtig.
Um 5 ¾ Uhr vertagte sich das Haus auf Montag 1 Uhr.
— Im weiteren Verlauf der vorgestrigen (50.) Sitzung Abgeordneten wandte sich bei Fort⸗ des Gesetzentwurfs, betreffend fahrtskanäle und die Ver⸗ Schiffahrtsstraßen, gegen die von den Abgg. Im⸗ walle und von Haugwitz geltend gemachten Bedenken. Die⸗ lebhaft an die vor fünfzig Eisenbahnen ins Gefecht geführten derselben ich Gegentheil sei die produktivste und segensreichste Entwickelung Seiner Ansicht nach sei jede Anlage für den Staat von Nutzen; man werde keinen Fall anführen können, wo Schaden daraus Kanalanlagen seien ndester produktiv wie Sekundärbahnbauten. Er habe die feste Ueber⸗ au des Mark allein schon am Eisen⸗ den, und zwar dadurch, daß
endlich einmal auf sich beruhen zu 1 Der Abg. Gamp stellte den
hat wahr⸗ wie die
8 Saufs etzung der Berathung des den Bau neuer Schif besserung vorhandener letzter Redner der Abg. Berger
selben erinnerten ihn gegen die Anlage von Etwas Warnungen. Keine Erklärung, die Folge gewesen. eines neuen Verkehrsweges
erwachsen sei.
zeugung, daß die für den B Kanals nöthigen 60 Millionen
wenn ich die Minister allen die
die Hauptaufgabe darin
Mark zu sorgen. vorlage. Ausführungen ‧ . 2 1
was ich ihnen Herren, die, ohne auch
bilität äußerst zweifelhaft sei,
geradezu eine Nothwendigkeit Centrum: Polenvorlagen!)
annehmen.
Die Berichte über die
des Zeitraums vom über die bisherige
für erledigt erklärt. Schluß 2 ½ Uhr.
bahnbudget würden erspart wer b . theure Bahnhofsbauten wegfielen und auch die ungemein zahl⸗ reich an den Minister gerichteten Wünsche gungen theilweise zum Schweigen gebracht würden. Wollte der 8 nachkommen,
gerung des Ertrages um 70 Millionen Mark jährlich bedeuten. Für den Minister der öffentlichen Arbeiten werde aber stets liegen, für die unverminderte Verzin⸗ sung des in Eisenbahnen angelegten Kapitals von 4 Milliarden Hierzu verhelfe indirekt auch die Kanal⸗ Ebenso unbegründet seien die gestrigen kritischen des Abg. Eickenscheidt gewesen. nur mit der Wimper zu zucken, 300 Millionen für Sekundärbahnen bewilligt hätten, deren Renta⸗ kämen jetzt mit den schwersten Bedenken, wo 58 Millionen für einen Kanal allerersten Ranges, für einen Kanal, der im Interesse des europäischen Ansehens sei, verlangt würden! (Rufe im Von den Polenvorlagen habe ja der Abg. Windthorst schon gesprochen; übrige (Redner) für den Hundertmillionenfonds nicht stimmen. möge, um Preußens Kulturmission zu fördern,
Die Diskussion wurde hiernach geschlossen und der Gesetz⸗ entwurf an eine Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen.
Beschaffungen der Eisenbahnverwaltung während verschiedener Gesetze über den Erwerb von Privat⸗ Eisenbahnen für den Staat, wurden ohne Antrage der Budgetkommission gemäß durch Kenntnißnahme
Nächste Sitzung: Montag 11 Uhr.
Damit möchte ich
als Erwerbsfähigkeit.
Jahren
lungen:
sich erfüllt, im lung⸗ Forsten.
habe
a9 theilungen: zum Mindesten ebenso
Dortmund⸗Unter⸗Ems⸗
nach Tarifermäßi⸗ i. E. —
8
o würde dies eine Verrin⸗
Abhaltung eines
Dieselben Bildungsanstalt berg i.
übrigens werde er Man die Vorlage
von L. Kron.
Bauausführungen und
Debatte dem
letzung“ im Sinne des C der Seeleute. — Vermischtes ꝛc. ꝛc. 3 8 Feitschrit für Forst⸗ und Jagdwesen. Zuglei für forstliches Versuchswesen. 3. 8 alt: J Die Einführung japanischer Waldbäume in die deutschen Notizen für die geplanten Anbauversuche, zusammengestellt von Dr. Chr. Luerssen, 8 . d. S Eberswalde. — Ueber den Aschengehalt einjähriger und ihrer Rinden. Vegetations⸗ Alfred Graf Schmising⸗Kerssenbrook. — des Reviers Jägerhof durch den Pommerschen Forstverein. Von
Beurtheilungen und Anzeigen. — gierungsjubiläums Kaiser Wilhelms in zu Berlin. — Der Turnlehrerinnen⸗Verein zu Königs⸗ Pr. — Bade⸗Einrichtungen für Schulen. — — Marggraff⸗Gedenktafel in Berlin. — Turnlehrer⸗Prüfung zu Berlin — Allgemeiner deutscher Turnlehrertag. — Fiße gegen meinen „Leitfaden für den Von ichelsheim. — Schlußwort der Redaktion. — Literatur. — Briefkasten Illustrirte Berliner Wochenschrift Nr. 26. — Inhalt: aus dem Berliner Künstlerleben, von Hermann Heinrich. — Fe Das verwunschene Schlößchen, ein Heim berühmter Berliner, von A. Rutari. — Auf Grund und Boden der eine residenzgeschichtliche Studie ) Einiges über das „Tobacks⸗Rauchen“. — Wilhelm von Türk, von R. T. (mit Porträt). — Berliner eer z 1 — Die Stammbäume der französischen Kolonie in
ische Gesandtschaft in Berlin 1791. — Brief⸗ und Fragekasten. — Inserate. “
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
„Die Berufsgenossenschaft“, Organ der deutschen Berufs⸗ genossenschaften (Berlin, 19. März folgende Artikel 4 ⸗Vel amts, betr. die Einreichung der Lohnnachweisungen, son ie die Wahrung der bezüglichen Geschäfts⸗Interessen der Genossenschaftsmitglieder. — Eintritt der Versicherungspflichtigkeit von Tabacks⸗ und Cigarren⸗ fabriken. — Bedingte Ve icherungspflicht von Eisgewinnungsbetrieben. — Versicherungspflicht gewerbsmäßiger Hausabbruchsbetriebe. — Ver⸗ pflichtung der Verletzten zur Annahme einer
pflegung im Krankenhause. — D 1 — Sind Unterleibsbrüche (Hernien) als
Fr. Kortkampf), bringt in Nr. 11 vom Rundschreiben des Reichs⸗Versicherungs⸗
freien Kur und Ver⸗ Die Entschädigung bei verminderter „Körperver⸗ des Gesetzes zu entschädigen? — Unfallversicherung
Organ
3. Heft. — Inhalt: I. bhand⸗
orstakademie zu orbweidenruthen Von Dr. C. Councler in Eberswalde. — Mit⸗ und Jagdverhältnisse in Corsica. Von ss Zum bevorstehenden vAs 8 ber⸗
Prof. d. Bot. a. d. Kgl.
B.
förster von Bernuth zu Freienwalde g. O. — Bericht über die 33. Versammlung des Badischen Forstvereins in Mosbach am 17. und 18. August 1885. — Frühjahr 1886. Bearbeitet vom Forst⸗Assessor von Alten. — Forst⸗ statistisches aus Elsaß⸗Lothringen. Vom Oberförster Ney zu Hagenau Literatur. — Notizen. 8 Monatsschrift für das Turnwesen mit besonderer rücksichtigung des Schulturnens — Inhalt: Abhandlungen: Die Seminarfeuerwehr. Hillger in Magdeburg. — Der erste Dorfturnplatz in Preußen. Von Oberlehrer Dr. Rühl⸗Stettin. — Verordnungen und Bekanntmachungen. .Termin für die Turnlehrerinnen⸗Prüfung im Frühjahr 1886 zu Berlin. — Den Turnunterricht im Großherzogthum Baden betreffend. — Die
Statistik: Die Waldsamen⸗Preise im
Be⸗ Heft 3.
und der Gesundheitspflege. Lehrer
Von
Turnkursus für Volksschullehrer in Karlsruhe. — Vermischtes. Die Feier des Re⸗ der Königlichen Turnlehrer⸗
— Enthüllung der
Erwiderung auf die An⸗
Turnunterricht“. Von M
„Der Bär“ Gedenktage. — Im goldenen Horn, Novell
Berliner Königsstadt von Oskar Schwebel (Schluß). — Originale, Der Wasserschulze
„
Se Kurfürst “ Alhih (mit Abb.). — Da b u“ Fe edlmayrsche Haus zum Spaten (mi —.). — 1 1. Oktober 1884 bis dahin 1885, und goßer Plan von Berlin. — Eine Geistliche Komödie von 1589. — Ein Ausführung von Bestimmungen tür
Kießlings neuer
Berliner Steuern. —
in Bezug auf das Monopol, das sei nicht Oppositionslust. Die Deutschkonservativen hätten die denkbar ungünstigste Haltung angenommen; warum sagten sie nicht, ob sie An⸗ hänger des Monopols seien? Das Centrum erwarte endlich eine Spezifikation der Bedürfnisse und die Erklärung, daß es damit ein Ende habe, sonst werde der Reichstag eine Steuer⸗ bewilligungsmaschine. Die Zurückverweisung der Vorlage an die Kommission halte er nicht für nöthig, da die Regierungs⸗ kommissarien hier mit großem Geschick ihren Standpunkt
habe ein ganz anderes Bild von denselben erhalten als der Abg. Richter. Die „Freisinnige Zeitung“ habe ja in ihren ersten Nummern Tausende von fertigen Petitionsformularen * 8 jum 1 .“ ja Tausende von Petitionen Inserate für den Deutschen Reichs⸗ und Königl. seien bereits fertig gestellt worden, bevor über den Inhalt der Preuß. Staats⸗Anzeiger und das Central⸗Handels⸗ Vorlage nur irgend etwas bekannt gewesen sei. Das sei alles ñ , die Königli iti
Dutzend⸗ oder Fabrikarbeit gewesen. (Der Abg. Richter riff. b“ 8 b“ Unwahr! 1t des Zeutschen Reichs-Anzeigers und Königlich
Preußischen Staats-Anzeigers:
Deffentlicher Anzeiger.
.Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen. 5. Industrielle Etablissements, Fabriken und .Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vor⸗ Großhandel. ladungen u. dergl. ‚Verschiedene Bekanntmachungen
die Bogen mit 130 multiplizirte. Ich nehme ja nicht an, daß alle diese 8000 Unterschriften und die Bogen, die diese Unter⸗ schriften enthalten, in der Weise hergestellt sind, aber ein großer Theil davon ist es gewiß. Und, meine Herren, ich möchte Sie doch einladen zu der Betrachtung: Welch frevelhaftes Spiel ist mit dem Reichstage in diesen Petitionen gespielt worden; einladen zu der Betrachtung, wie bedauerlich es ist, daß diefen Petitionen nicht näher von Ihrer Kommifsion auf den Grund gegangen ist, einladen zu der Betrachtung, wie bedauerlich es ist,
Inserate nehmen an: die Annoncen⸗Expeditionen des „Juvalidendank“, Rudolf Mosse, Haasenstein & Vogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte, Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren
Der Präsident bat, den Redner nicht zu unter⸗ Annoncen⸗Bureaux.
Literarische Anzeigen.
wenn auch nur einer der Herren Abgeordneten ausdrücklich sein Votum auf den Sturm basirt, der durch das Deutsche Reich angeblich gegangen sei und auf den herzerquickenden nationalen Zug, der von Josephine Chartreuse u. s. w. ausgegangen sei — meine Herren, das. sind die Mittel, die in Bewegung gesetzt worden sind, um eine an sich gute und vortreffliche Sache, eine jedenfalls in der besten Absicht von der Regierung Ihnen vorgelegte Sache in einer elenden Weise zu dis⸗ kreditiren. (Sehr gut! rechts. Bravo!) In einer elenden Weise! Ich sage, meine Herren, es ist erklärlich danach, daß der geistige Vater aller dieser Petitionen, der an der Ausführung un⸗ schuldig ist, das glaube ich, daß der eine gewisse Scheu bekundet hat, in den Verhandlungen des Reichstages auf die nähere Erörterung dieser Petitionen einzugehen. Der Hr. Abg. Richter hat es in der Kommission versucht, nur die Zahl der Petitionen und die Zahl der Unterschriften für seine Sache nutzbar zu machen, indem er die Kom⸗ mission einlud, doch wenigstens durch den Herrn Referenten konstatiren zu lassen, wie viel Petitionen gegen die Sache mit wie viel Unter⸗ schriften eingegangen sind. Als darauf die Kommission sich aber der ganzen Tragweite dieses Vorschlags bewußt wurde, als sie sagte: nun, dann wollen wir erst mal die Petitionen näher prüfen, — da hat Niemand so eifrig, wie der Hr. Richter und seine Freunde davor ewarnt, sich mit den Petitionen noch aufzuhalten; denen geschehe ihr olles Recht, indem man die Vorlage selbst abgelehnt habe. Das ist meiner Ansicht nach recht bezeichnend, und ich hoffe, daß so manche der Herren, die jetzt aus Sorge um die Stimmung ihrer Wähler eine Stellung egen dieses Projekt eingenommen haben, wenn sie erst sohen werden, wer im Lande dagegen aufgetreten ist, noch manches Kopfschütteln ge⸗ echtfertigt und vielleicht die Rückkehr zu einem andern Votum möglich finden werden.
Nach alledem, meine Herren, können Sie wohl glauben, daß nnerhalb der Regierungen wohl Niemand zerschmettert oder geknickt oder gebeugt aus diesen Verhandlungen hervorgeht. Ich bin über⸗
zeugt davon, es muß ein bedrückendes demüthigendes Gefühl sein enn eine Regierung eine Vorlage gemacht hat, von der sie im Ver⸗ lauf der parlamentarischen Verhandlung die Ueberzeugung gewinnen muß, daß die Vorlage ungenügend vorbereitet, daß sie mangelhaft ausgedacht, daß sie wirklich „politisch, finanziell und wirthschaftlich verwerflich“ sei. Aber ich kann Sie versichern für meine Person — und ich glaube darin zugleich für die Regierung in ihrer Gesammtheit einstehen zu können — innerhalb der Regierungen wird durch die Reichstags⸗ verhandlungen Keinem von uns ein ähnliches Gefühl gekommen sein. Ich will namentlich noch Eins hervorheben. Hr. von Kardorff hat ja heute die Güte gehabt, auch darauf schon dem Hrn. Abg. Richter zu antworten, ich möchte es aber doch auch selbst thun. Der Hr. Abg. Richter hat gesagt: War denn die Vorlage überhaupt vorbe⸗ reitet? Ich habe so etwas von mangelhafter Vorbereitung nie ge⸗ sehen u dergl. m. Früher war das ja auch, wie ich schon in der ersten Lesung gesagt habe, der regelmäßige Refrain, mit dem von der Seite (links) jeder Regierungsvorlage entgegengetreten wurde. Ich dachte, der Hr. Abg. Richter hätte, weil das nicht mehr zog, darauf verzichtet. Aber im Lauf der Zeit wiederholt er dies alte Argument, weil er andere Argumente nicht hat finden können.
Ich kann nun sagen, wenn der Hr. Abg. Richter gestern dem Hrn. Abg. Dr. Buhl das Kompliment machte, daß er so schön gegen die Vorlage gesprochen hätte, wie er, der Hr. Abg. Richter, es nur hätte selbst thun können — er bediente sich des Pluralis und
sagte: wie wir es nur hätten thun können — so ist das Maß der Bescheidenheit seiner Ansprüche an die Angriffe gegen die Vorlage wirklich groß gewesen. Bei aller Hochachtung vor dem Hrn. Abg. Dr. Buhl, das glaube ich, wird hier im Reichstage der allgemeine
—
— — — -——
erschöpfend dargethan hätten.
1 Der Abg. Freiherr von Wöllwarth äußerte: Man sage, die Monopolvorlage hätte großes Erstaunen und Ueberraschung hervorgerufen, noch viel größer sei aber das Erstaunen im Lande über die Behandlung dieser Regierungsvorlage in der Kommission gewesen. Es sei ihm (dem Redner) noch nicht vorgekommen, daß man eine solche Vorlage in der Kommission einfach durch Uebergang zur Tagesordnung behandelt habe. Er vertheidige allerdings einen verlorenen Posten, aber er sei ebenso seiner⸗ zeit für das Tabackmonopol eingetreten. Und viele, die damals gegen das Tabackmonopol gewesen, seien bald für dasselbe gewonnen worden. Der Finanz⸗Minister und der Reichskanzler hätten gestern überzeugend nachgewiesen, daß die finanziellen Bedrängnisse der Einzelstaaten nothwendig dazu führen müßten, neue Einnahmequellen zu suchen. Besonders Wuürttemberg und Bayern könnten nur noch Taback und Branntwein retten. Württemberg habe ja das Reservatrecht der Branntweinsteuer. Es habe die Württemberger mit großer Genugthuung erfüllt, daß nach dieser Vorlage der Ertrag nach der Kopfzahl berechnet werden solle; das halte aber leider viele Norddeutsche ab, für das Monopol zu stimmen. Diesen Standpunkt begreife er, aber um so weniger könne er begreifen, daß süddeutsche Abgeordnete gegen das Monopol und gegen das Interesse ihres süddeutschen Landes sprechen könnten. Keine Rede habe sein Gefühl so verletzt, wie die des Abg. Buhl. Er (Redner) gebe dem Abg. Buhl zu, daß man Bedenken gegen das Monopol haben könne. Wenn Jener ihm (dem Redner) einen anderen Weg zeige, auf dem man aus der finanziellen Bedrängniß herauskommen könne, so werde er auch diesen Weg gehen; aber alle die Vor⸗ schläge, die in letzter Zeit gemacht worden feien, bewiesen, daß es nicht leicht sei, einen solchen Weg zu finden, und daß man immer zu einem Monopol für einige Großindustrielle komme. Der Abg. Windthorst sage: warum immer neue Steuern be⸗ willigen? Ja, man möge die Thatsache beklagen, aber nur der Abg. Windthorst scheine bestreiten zu wollen, daß die Ausgaben in Gemeinden, Staat und Reich stetig wüchsen. Er frage, wenn das Siechthum der Landwirthschaft weitere Fortschritte mache, die Steuerkraft der Landwirthschaft weiter sinke, wo man denn in einem Kriegsfalle die Mittel nehmen solle, um den Anfor⸗ derungen genügen zu können? Bei den indirekten Steuern würden auch die vielen Fremden im Lande herangezogen; der Beitrag dieser zu den Steuern zähle nach Millionen; die Deutschen und die Fremden in Paris zahlten besondere Um⸗ lagen an die Stadt. Er müsse seinem lebhaften Bedauern darüber Ausdruck geben, daß das Haus auch diese Vorlage wieder, welche geeignet gewesen wäre, dem Reich zu Gunsten der Einzelstaaten neue Einnahmen zu schaffen, ablehne.
Der ve Dr. Payer meinte, den Vorredner habe sein württembergischer Egoismus geleitet. Die süddeutsche Bevölke⸗ rung im Allgemeinen sei nicht gewillt, sich auf Kosten der norddeutschen einen Vortheil zu verschaffen. Auch würde dem
brechen.) Die Interessenten hätten noch gar keine Kenntniß von der Vorlage haben können. In einer Petition aus Han⸗ burg werde ausdrücklich gesagt: „Dem Reichstage wird noch in dieser Session die Vorlage zugehen ꝛc.“; da sehe also der Abg. Richter, daß die Petenten den Inhalt der Vorlage noch gar nicht hätten kennen können. Bei allen diesen Positionen sei nicht die Quantität maßgebend, sondern vielmehr die Qualität. Wenn die landwirthschaftlichen Centralvereine, hinter denen Tausende von landwirthschaftlichen Arbeitern ständen, für das Monopol Petitionen einreichten, so wögen die doch wohl mehr, als solche von Dutzenden von Fabrikarbeitern. Auch ein Parter⸗ freund des Abg. Richter und früherer Abgeordneter habe
Petitionen für das Monopol unterstützt; er (Redner) empfehle
dieselben besonders dem Abg. Richter zum Studium. Piele Petenten gegen die Vorlage hätten ihre Petitionen wieder zurückgezogen und um Annahme des Monopols pet—⸗ tionirt, nachdem sie über den Inhalt der Vorlage besser unterrichtet gewesen seien. Mehrere Gastwirthe hätten dem Abg. von Wöllwarth erklärt, daß sie Petitionen unter⸗ schrieben hätten, von deren Inhalt sie keine Ahnung gehabt hätten. Die Resolution des Hrn. Witte auf dem deutschen Handelstage gegen das Monopol sei mit 61 gegen 9 Stin⸗ men abgelehnt worden. Wenn man also die Petitionen nicht zählen, sondern wägen wollte, so käme man zu einem ganz anderen Resultat, als die Herren von der Linken. In einet Petition aus Süddeutschland habe er unter den 3700 Unter⸗ schriften nicht einen einzigen Namen aus gebildetem Stande gefunden. Eingereicht sei die Petition von einem Polen, er habe diesem Polen nichts mehr hinzuzufügen.
Der Abg. Rickert meinte, die Auslassungen des Alg. Gamp seien wohl nur aus Aerger darüber gemacht, daß man demselben in der Kommission eine falsche Protokollführung vorgeworfen habe. Die Kommission habe nicht mehr das Bedürfniß gehabt, nachdem das Monopol abgelehnt gewesen sei, die Petitionen in der Kommission näher zu prüfen. Wie könne Jemand im Staate des allgemeinen direkten Wahlrechts die Stimmen zwischen Gebildeten und Ungebildeten unter⸗ scheiden, er hoffe, daß das im Lande den Eindruck nicht ver⸗ fehlen werde. Am 8. Januar sei das Monopol veröffentlicht, und zwar direkt durch den Finanz⸗Minister, der sich dabei der
Hülfe eines bekannten Zeitungsreferenten bedient habe. Ale
Petitionen seien erst später eingegangen. Wenn man si über das Schematisiren der Petitionen beklage, so denke man doch an die Petitionen für den Getreidezoll, damals sei es den Unterzeichnern noch viel leichter gemacht worden. Wenn man der Zustimmung des Volkes sicher wäre, so würde der Reichs⸗ kanzler gewiß an das Volk appelliren. Bei keiner Vorlage seien so viel Petitionen gegen dieselbe eingegangen. Die vont dem Finanz⸗Minister vorgelesene Petition aus Frankfurt a. M. sei wahrscheinlich für den Minister von irgend einem Geheimen Rath zurecht gemacht worden.
Hierauf erwiderte der Finanz⸗Minister Dr. von Scholz:
Meine Herren! Ich bedauere, daß ich nochmals das Wort ei
greifen muß, aber dieser Versuch des Hrn. Abg. Rickert ist zu stark,—
Berlin SW., Wilhelm⸗Straße Nr. 32. M
3. Berfäuft, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc. „Verloosung, Kraftloserklärung, Zinszahlung
A. u. s. w. von öffentlichen Papieren.
.Theater⸗Anzeigen. In der Börsen⸗ .Familien⸗Nachrichten. Beilage. 5
Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen. [65226] Steckbrief.
Gegen den unten beschriebenen Tischler Carl Reinhard Otto Beyer, welcher ist, ist die Untersuchungshaft wegen Theilnahme an einem Ver⸗ brechen gegen die Sittlichkeit in den Akten U. R. I. 54. 86 verhängt. 8
Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Untersuchungsgefängniß zu Alt⸗Moabit 11/12 abzuliefern.
Berlin, den 24. März 1886. Der Untersuchungsrichter bei dem Königlichen Landgerichte I. 8
.
Beschreibung: Alter 23 Jahre, geb. 26. 8. 62 zu Berlin, Größe 1,69 m, Statur untersetzt, Haare schwarz, Stirn gewöhnlich, Augenbrauen dunkel, Augen dunkelblau, Nase gewöhnlich, Mund gewöhn⸗ lich, Zähne vollzählig, Kinn gewöhnlich, Gesich rund, Gesichtsfarbe gesund, Sprache deutsch.
[65228] Steckbrietkr.. Gegen den unten beschriebenen Kaufmann Alfred Schwarz aus Berlin, welcher flüchtig ist und sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Ver⸗ brechens und Vergehens gegen §§. 308, 306, 303, 263 des Strafgesetzbuchs verhängt. Es wird ersucht, denselben zu verhaften und in das Gerichtsgefängniß zu Nordhausen abzuliefern. Nordhausen, den 23. März 1886. Der Untersuchungsrichter bbei dem Königlichen Landgerichte. Beschreibung: Alter 30 Jahre, Größe 1,65 m, Bart kleiner schwarzer Schnurrbart, Gesicht blaß und schmal. Kleidung: Grauer oder Z1“ avelock und kleiner schwarzer Schlapphut. Be⸗ ondere Kennzeichen: Trägt zuweilen eine Brille und oll eine schwarze Reisetasche mittlerer Größe mit blanken Beschlägen mit sich führen. 8
[65227] Steckbriefs⸗Erledigung.
Der gegen den Former Eugen Schnarchendorff wegen Diebstahls in den Akten J. IV. a. 62. 86 unter dem 23. Februar 1886 erlassene Steckbrief wird zurückgenommen.
11/12 NW.,
Berlin, Alt⸗Moabit Nr. 23. März 1886.
Königliches Landgericht I. Der Untersuchungsrichter Johl.
den
Der Steckbrief hinter dem Agenten Carl Christian Magnus Heiligendorf aus Kassel vom 23. Oktobe 1885 wird hiermit erneuert. (J. I. 1022/85. 8
Kassel, den 25. März 1886.
Der Erste Staatsanwalt. J. A. Appelius.
[65340] Oeffentliche Aufforderung.
Es wird um Mittheilung des Aufenthaltsorts des Schuhmachergesellen Joseph Szablewsky, geboren am 5. November 1860 zu Bromberg, welcher taub⸗ stumm ist und sich im Jahre 1883 zu Branden⸗ burg a. H. aufgehalten hat, zu den Akten K. Nr. 12/83 ersucht. Derselbe soll als Zeuge vernommen werden.
Potsdam, den 25. März 1886.
Der Untersuchungsrichter beim Königlichen Landgericht.
[65229]
Der Schlosser Selig Lindemann aus Berent, geb. 11. Oktober 1848, wird beschuldigt, als Wehr⸗ mann der Landwehr ohne Erlaubniß ausgewandert zu sein, ohne von der bevorstehenden Auswande⸗ rung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben.
Uebertretung gegen §. 360 Nr. 3 des Straf⸗ gesetzbuchs.
Derselbe wird auf Anordnung des Königlichen Amtsgerichts hierselbst auf
den 7. Juni 1886, Vormittags 9 Uhr, vor das nae He Schöffengericht dahier, Zimmer
Nr. 13, zur Hauptverhandlung geladen, mit der Warnung, daß bei unentschuldigtem Ausbleiben des Angeklagten zur Hauptverhandlung werde geschritten und derselbe auf Grund der nach §. 472 der Straf⸗ prozeßordnung von dem Königlichen Bezirkskommando zu: Hannover ausgestellten Erklärung verurtheilt wer⸗ den wird.
Eschwege, den 24. März 1886. Gerichtsschreiberei des Königl. Amtsgerichts, Abth. II. Humburg.
[59464] 1) Der Arbeitersohn Carl Gottfried Lademann, Föögeen, am 30. Juli 1861 in Hennersdorf bei irchhain, Kreis Luckau 2) der Arbeitersohn Johann Carl Neumann, ge⸗ boren am 10. März 1862 in Kalau, beide zuletzt in den angegebenen Orten wohnhaft, Beschusd t, als Wehrpflichtige in der Absicht, sich dem Eintritt in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaub⸗ niß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außer⸗ halb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben. Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 Nr. 1 Str⸗G.⸗B
Dieselben werden auf
den 4. Mai 1886, Vormittags 9 Uhr, vor die Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Kottbus zur Hauptverhandlung geladen.
Bei unentschuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach §. 472 der Straf⸗Prozeß⸗Ordnung von den Königlichen Civilvorsitzenden der Kreis⸗ Ersatz⸗Kommissionen zu Luckau und Kalau über die der Anklage zu Grunde liegenden Thatsachen ausge⸗ stellten Erklärungen verurtheilt werden.
Kottbus, den 25. Februar 1886. 8
Königliche Staatsanwaltschaft.
Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl [55623] Aufgebot.
Der Dienstknecht Garrelt Neemann, früher zu Thedingaer⸗Vorwerk, jetzt zu Boving, hat den Ver⸗ lust eines von der Ostfriesischen Bank zu Leer ihm ausgestellten Contobuchs über verschiedene Spar⸗ einlagen de 1884 und 1885, die zum 1. Januar 1886, nach abgehobenen Beträgen, den Bestand von 819 ℳ 10 ₰ ausmachen, bescheinigt, und das Auf⸗ gebotsverfahren wegen desselben beantragt.
Demgemäß wird der Inhaber der beregten Ur⸗ kunde aufgefordert, solche hier, unter Anmeldung etwaiger Rechte aus derselben, 8
am 17. September 1886, Vormittags 11 Uhr, vorzulegen, widrigenfalls dieselbe für ungültig wirkungslos erklärt werden wird.
Leer, den 30. Januar 1886. 8
Königliches Amtsgericht. I. v. Northeim.
und
8 8 ö [56731] Bekanntmachung. Die Sparkassenbücher der Sparkasse der Stadt Salzwedel:
a. Nr. 17561, ausgestellt für Ferdinand Gaedke zu Gr. Wieblitz über 42 ℳ 71 ₰,
b. Nr. 17 900, ausgestellt für Joachim Kersten zu Tylsen über 163 ℳ 47 ₰
sind angeblich verloren gegangen und sollen auf den Antrag ihrer Ei enthümer zum Zweck der neuen Ausfertigung für kraftlos erklärt werden.
Es werden daher die Inhaber dieser Bücher auf⸗ gefordert, spätestens im Termin den
21. September 1886, Vormittags 11 Uhr, bei dem unterzeichneten Gericht, Zimmer Nr. 9, ihre Rechte anzumelden, und die Bücher vorzulegen, widrigenfalls dieselben für kraftlos ärt werden.
Salzwedel, den 1. Februar 1886.
Königliches Amtsgericht.
[65276] Oeffentliche
Die Ehefrau Helene Lubitz, geb. Teklenburg, zu Ottensen, vertreten durch den Rechtsanwalt Wede⸗ kind in Altona, klagt gegen ihren Ehemann, den Schmied Wilhelm Friedrich Theodor e” un⸗ bekannten Aufenthalts, wegen böswilliger Verlassung, mit dem Antrage, die zwischen den Parteien bestehenbe Ehe dem Bande nach zu trennen und den Beklagten für den schuldigen Theil zu erklären, und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechts⸗ treits vor die II. Civilkammer des Königlichen andgerichts zu Altona auf
den 26. Juni 1886, Vormittags 11 Uhr, mit der Aufforderung, einen bei dem gedachten Gerichte zugelassenen Anwalt zu bestellen.
Zum Zwecke der öffentlichen Zustellung wird dieser Auszug der Klage bekannt gemacht.
Altona, den 24. März 1886.
C. Stahl, Gerichtsschreiber des Königlichen Landgerichts.
165274] Oeffentliche Zustellung.
In Sachen des Schuhmachers Friedrich Gottlieb Heinrich Fhefrau, Helene, geb. Winkelseth, in Delmenhorst, Klägerin, wider ihren Ehemann, un⸗ bekannten Aufenthalts, Beklagten, wegen Ungültig⸗ keitserklärung der Ehe, .
wird der Beklagte hierdurch geladen, zu dem au
Freitag, den 25. Juni 1886, Vormittags 9 ⅛ Uhr, vor dem Landgerichte, Civilkammer II., zu Bremen anberaumten Termine, vertreten durch einen bei diesem Gerichte zugelassenen Rechtsanwalt, zu erscheinen; zur Verhandlung über den Antrag der Klägerin: die am 4. Juni 1881 zwischen den Parteien ge⸗ schlossene Ehe für ungültig zu erklären.
Bremen, aus der Gerichtsschreiberei des Land⸗
gerichts, den 25. März 1886. Dr. Lampe.
[65277] Landgericht Hamburg. Oeffentliche Zustellung. “ Die Sbehen Marie Adelheid Schnell, geb. Cordes Kodetz — Kodiz), zu Hamburg, vertreten durch die echtsanwälte Dres. Otto Stammann, Nolte und Schroeder, klagt gegen ihren Ehemann, den Buchhal⸗ ter Julius Bernhard Schnell, unbekannten Aufenthalts, wegen böslicher Verlassung, mit dem Antrage, den Be⸗ klagten zu verpflichten, sie binnen gerichtsseitig zu be⸗ stimmender Frist in einer angemessenen Wohnung wieder bei sich aufzunehmen, andernfalls aber die Ehe vom Bande zu trennen und den Beklagten für einen böslichen Verlasser zu erklären und ladet den Beklagten zur mündlichen Verhandlung des Rechts⸗