1886 / 82 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 05 Apr 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Grenadier⸗Regiment Nr. 11, des Rittmeisters Freiherrn von Münchhausen, des Premier⸗Lieutenants von Blücher und des Second⸗Lieutenants Freiherrn von Rosenberg, sämmtlich vom

Kürassier⸗Regiment Königin (Pommerschen) Nr. 2 entgegen

und empfing um 12 Uhr den General⸗Lieutenant Grafen

on Wartensleben, kommandirenden General des III. Armee⸗

Corps, sowie später den Gesandten von Schlözer und Nach⸗ mittags 5 Uhr den Staats⸗Minister Dr. Lucius.

Abends wohnte Se. Kaiserliche Hoheit der Aufführung

ees „Messias“ in der Sing⸗Akademie zum Besten des Amalien⸗

hauses bei.

Gestern Vormittags 10 87 begab Sich Höchstderselbe

zum Gottesdienst nach der Nikolai⸗Kirche und empfing sodann den Fürsten von Hatzfeldt⸗Trachenberg sowie den Oberst⸗ ämmerer Grafen Otto zu Stolberg⸗Wernigerode, und stattete sodann dem Herzog und der Herzogin von Sagan einen Gratulationsbesuch zur Feier ihrer silbernen Hochzeit ab.

Abends 7 Uhr empfing Se. Kaiserliche Hoheit den General der Kavallerie, General⸗Adjutanten Grafen Brandenburg II.

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Der Bundesrath trat heute zu einer Plenarsitzung zusammen.

Die Schlußberichte über die vorgestrigen Sitzungen des Reichstages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (82.) Sitzung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Innern, Staats⸗Minister von Boetticher, der Staatssekretär des Reichs⸗Justizamts, Dr. von Schelling, sowie mehrere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien desselben beiwohnten, stand auf der Tages⸗ ordnung die dritte Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ergänzung des §. 809 der Civilprozeßordnung, auf Grund der in zweiter Berathung unverändert angenommenen Kommissionsbeschlüsse. Der Abg. Dr. Meyer (Halle) warnte nochmals davor, jetzt schon eine Aenderung an der Civilprozeßordnung vorzunehmen, und erklärte, daß er gegen die Vorlage stimmen werde. Der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Hagens trat diesen Ausführungen entgegen unter Hinweis auf die Thatsache, daß sich unter der gegenwärtigen Gesetzgebung Nothstände heraus⸗ gebildet hätten, die dringend Abhülfe erheischten. . Der Abg. Dr. von Cuny ersuchte das Haus, die Vorlage unverändert anzunehmen.

Der Abg. Klemm sprach sich in demselben Sinne aus.

Der Gesetzentwurf wurde hierauf unverändert ange⸗ nommen.

Es folgte die Berathung des Freundschafts⸗, Handels⸗ und Schiffahrtsvertrages zwischen dem Deutschen Reiche und dem Sultan von Sansibar.

Der Gesetzentwurf wurde nach kurzer Debatte in erster und zweiter Lesung unverändert angenommen.

Das Haus berieth sodann die Rechnung der Kasse der Ober⸗Rechnungskammer für das Etatsjahr 1883/84 bezüglich ee Theiles, welcher sich auf die Reichsverwaltung bezieht.

Auf Antrag des Abg. Letocha wurde diese Rechnung an die Rechnungskommission verwiesen. 1

Bei Schluß des Blattes begann die zweite Berathung des von den Abgeordneten Dr. von Jazdzewski und Genossen eingebrachten Gesetzentwurfes, betreffend die Ab⸗ änderung der §§. 186 und 187 des Gerichts⸗ verfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877.

Nach weiteren aus Danzig hier eingegangenen Tele⸗ grammen ist es gelungen, die Plehnendorfer Schleuse durch vorgelegte Balken soweit zu sperren, daß ein weiteres Ein⸗ strömen von Eis in die todte Weichsel nicht mehr stattfindet, und daß man hofft, einen vollständigen Abschluß der Schleuse herbeizuführen und die Gefahren, welche die Strö⸗ mung den in der todten Weichsel und dem Hafen zu Neufahr⸗ wasser liegenden Schiffen bereiten kann, zu beseitigen.

Der Eisgang in der Nogat ist glücklich verlaufen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Fürstlich schwarzburg⸗sondershausensche Staats⸗Minister Rein hardt, ist hier eingetroffen.

Der Chef der Admiralität, General⸗Lieutenant von Caprivi, ist von seiner Inspizirungsreis zurückgekehrt.

Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, hat sich zur Musterung des Fuß⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 6 nach Schlesien egeben.

Baden. Karlsruhe, 2. April. (Karlsr. Kronprinz von Schweden und Norwegen ist heute Nacht von hier abgereist. Se. Königliche Hoheit hält sich unterwegs einen Tag bei der Fürstlich Wied'schen Familie auf und kehrt dann ohne weiteren Aufenthalt nach Stockholm zurück. Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin gedenkt noch einige Tage im Kreise der Großherzoglichen Familie zu verweilen. 1

4. April. (W. T. B.) In dem Befinden des Erbgroßherzogs ist keine wesentliche Veränderung eingetreten; nur wurden in der letzten Nacht zwei kleinere Gelenke wieder etwas schmerzhaft.

5. April. (W. T. B.) Nach einer guten Nacht ist

.Der gestrige geringe Die Athmung und das

Ztg.) Der

der Erbgroßherzog heute sieberfrei. Gelenkschmerz ist noch vorhanden. Allgemeinbefinden sind befriedigend.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 3. April. (Th. C.) Die Nachrichten, welche aus Italien über das Be⸗ finden der Großherzoglichen Herrschaften einlaufen, lauten durchweg günstig. Die Rückkehr derselben wird bald nach Ostern erwartet.

Den im Großherzogthum bestehenden Orts⸗, Betriebs⸗ (s Bau⸗ und eingeschriebenen Hülfs⸗Kranken⸗

assen (Reichsgesetz vom 15. Juni 1883) sind die Rechte der milden Stiftungen verliehen worden.

Der Unsitte, öffentliche Lustbarkeiten unter der Bezeich⸗ nung „Kirmes“ oder „Kirmse“ zu veranstalten, wenn nicht gleichzeitig an dem betreffenden Orte ein kirchliches „Kirch⸗ weihfest“ stattfindet, wird Seitens der Regierung in der Weise entgegengetreten, daß jede öffentliche Ankündigung solcher Lustbarkeiten ohne gleichzeitiges Stattfinden einer kirch⸗

lichen Feier mit Geldstrafe bis zu 50 belegt werden wird.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 3. April. (Wien. Abdp.) Im Abgeordnetenhause wurde heute die Spezialdebatte über den Etat des Ministeriums für Kultus und Unterricht zu Ende geführt. Sämmtliche zur Verhandlung Flangten Ziffernansätze wurden nach den Anträgen des Budget⸗ Ausschusses unverändert genehmigt. Am Montag gelangt der Voranschlag des Finanz⸗Ministeriums zur Verhandlung.

Pest, 3. April. (Presse.) Im Abgeordneten⸗ hause unterbreiteten heute Istoczẽ und Genossen einen Gesetzentwurf, betreffend die Besteuerun der Börs engeschäfte. Der Antragsteller wird denselben am 14. d. motiviren. Es folgte die Generaldebatte des Gesetz⸗ Lentwurfs über die Gemeinde⸗Ordnung. Referent Darday empfahl in längerem Vortrage den Entwurf zur Annahme.

Belgien. Mons, 3. April. (W. T. B.) General van der Smissen hat ein Rundschreiben an die Kom⸗ mandanten der unter seinen Befehlen stehenden Truppen⸗ abtheilungen erlassen, in welchem er befiehlt, sorgfältig auf Perihn der 1 Pflichten zu Aufruhr zu erfüllen

die Vertheilung anarchistischer Schriften Armee zu achten und die Soldaten über die welche sie gegenüber den

instruiren, haben.

Großbritannien und EEIö“ 4. April. (W. T. B.) Morgen findet ein Kabinetsrath statt. Lord Salisbury ist hierher zurückgekehrt.

Der Ministerialsekretär im Board, Jesse Collings, seine Wahl in Ipswich für seine Entlassung gegeben.

In Halifax ist der frühere Deputirte Stansfeld unbeanstandet wie dergewählt worden.

In Portsmouth sollen bis zum 7. April vier Tor⸗ pedoboote in Dienst gestellt werden, um zum englischen Mittelmeer⸗Geschwader abzugehen.

Frankreich. Paris, 3. April. dem heute Vormittag stattgehabten Ministerrathkonstatirte der Minister⸗Präsident de Freyeinet, daß die Lage im Orient unverändert geblieben sei. Die Verhand⸗ lungen behufs Abschlusses des franz ösisch-chinesi⸗ schen Handelsvertrages vürden demnächst be⸗ endet sein. Ein Telegramm des Generals Varnet meldet: die Franzosen hätten Lao⸗Kai ohne Zwischenfall Hetzt. Nach Decazeville werden demnächst wiederum Truppen abgehen, da die Lage daselbst zu größeren Besorgnissen Anlaß giebt. Im Departement Nord herrscht vollständige Ruhe; die Strikes sind auf dem Wege friedlicher Beilegung. Eine Bande strikender Arbeiter aus Belgien, welche nach Frankreich übertreten wollte, ist an der Grenze von französischen Behörden an⸗ gehalten worden; zwei Individuen, von denen eines 650 Francs bei sich trug, sind verhaftet worden.

In der Deputirtenkammer wünschte Ballue heute Auskunft über die angekündigte Z urückziehung der der Kammer gemachten militärischen Vorlagen. Der Kriegs⸗Minister Boulanger erwiderte: er wolle der Kammer die Mili'ärgesetze in einer in ein harmonisches Ganze umgegrbeiteten Gestalt vorlegen und hoffe, diese Vorlage im Laufe des nächsten Monats einbringen zu können. Er rechne auf die Herbeiführung einer Ersparniß von etwa 12 Millionen beim Kriegsbudget; dieselbe werde basirt sein auf dem Prinzip der Gleichheit der Militärlasten und auf einer Reduktion des Dienstes bis zu dem für die Sicherheit des Landes unerläß⸗ lichen Minimum. Vom Handels⸗Minister Lockroy wurde die Vorlage über die im Jahre 1889 zu veranstaltende Ausstellung, vom Arbeits⸗Minister Bathaut die Vorlage über den Bau der Stadtbahn eingebracht. Der Berichterstatter der Budgetkommission, Wilson, verlas den Bericht über die An⸗ ⸗Vorlage, deren Annahme beantragt wird. Die Budgetkommission hat ein Amendement zu der Vorlage angenommen, wonach jährlich ein Kredit zur Amorti⸗ sirung der dreiprozentigen perpetuirlichen Rente in die Finanz⸗ gesetze eingestellt werden soll, und die Regierung sich mit diesem Amendement einverstanden erklärt. Die Berathung des Entwurfs wurde auf nächsten Montag festgesetzt. —.4. April. (W. T. B.) Im Departement Aisne ist Sébline (liberal) an Stelle des verstorbenen Grafen Saint Vallier zum Senator gewählt worden.

Aus Decazeville wird gemeldet, daß die Redacteure des „Intransigeant“, Ducquercy und Roche, daselbst heute früh wegen Aufreizung zur Arbeitseinstellung und Erregung von Ruhestörungen von Gendarmen verhaftet worden.

,5. April. (W. T. B.) In einer gestern Abend hier⸗ selbst abgehaltenen Versammlung von 2 narchisten wurde eine Resolution angenommen, in welcher gegen die Ver⸗ haftung der Redakteure Ducquercy und Roche in Decazeville protestirt wird. Der sozialistische Deputirte Camélinat und der Redacteur des „Cri du peuple“, Massard, sind gestern Abend nach Decazeville gereist. Wie es heißt, werden die Redacteure des „Intransigeant“ und die Redacteure des „Radical“ sich heute ebenfalls dorthin begeben.

7 I 4. April. (W. T. B.) Die euwahlen zu den Cortes haben heute hier in größter Ruhe und Ordnung stattgefunden. 1

X (W. T. B.) Bei den Corteswahlen sind in Madrid 5 ministerielle und ein republikanischer ö gewählt worden. Castelar wurde in Huesca ge⸗ wählt.

Griechenland. Athen, 3. April. Deputirtenkammer ist heute Minister⸗Präsident Delyannis vor, betreffend den Abschluß

Local Government

ungültig erklärt worden ist,

(W. T. B.)

In

lI. (W. T. B.) Die zusammengetreten. Der legte drei Gesetzentwürfe den einer Anleihe von 25 Mill. Drachmen, sowie über Vermehrung der Cadres der Land⸗ und Seestreitkräfte. Der Abg. Trikupis er⸗ klärte: er sei überrascht, daß der Minister⸗Präsident der Kammer keine Mittheilung über die Politik mache, welche die Regierung gegenwärtig verfolge und in Zukunft zu ver⸗ folgen gedenke. Er sehe dies als eine Frage an, welche für den Fortbestand des Kabinets entscheidend sein müsse. Trikupis bezeichnete die bisherige Politik des Ministeriums als durchaus unzureichend, um den nationalen Bestrebungen gerecht zu werden. Der Minister⸗Präsident Delyannis klagte in seiner Erwiderung das frühere Kabinet an, die gegenvärtige

hat mit Rücksicht darauf, daß

Türkei. Konstantinopel, 3. Avpril. Der Minister des Aeußern, Said Pascha, hat die 88 ferenz auf nächsten Montag einberufen. Die Einbe er derselben ist erfolgt, nachdem die Antworten der dufim die letzte Cirkularnote der Pforte eingegangen waren b Vernehmen nach würde sich die Thätigkeit der Konferenz n die Unterzeichnung eines Protokolls beschränken zu .nb redaktioneller Feststellung die Botschafter bereits morge einer vorläufigen Besprechung zusammentreten werden den i

4. April, Abends. (W. T. B.) Die Botschaf hatten heute unter sich eine Besprechung, in welcher fte Vernehmen nach ein vollständiges Einvernehmen ftuln morgen stattfindende Konferenzsitzung konstatirt werden konne

Serbien. Belgrad, 5. April. (W. T. B.) Der Könj unterzeichnete gestern Abend das Dekret, betreffend ni Konstituirung des neuen Ministeriums. übernimmt Garaschanin das Präsidium und das Mini des Innern. Weiter setzt sich das Ministerium wie sammen: Franassovic: Auswärtiges, Horvatovic: Belassung in seinem Armee⸗Kommando, Mijatovic: Finanz und provisorisch Volkswirthschaft, Kujundzie: Unterricht g. Topalovic: Bauten. Das neue Ministerium wird heute ve dem Könige empfangen werden.

Bulgarien. Sofia, 3. April. (W. T. B.) Ei Telegramm der „Agence Havas“ meldet: In der A ntwort welche Fürst Alexander dem Großvezir ertheilt hat heißt es: seine Wünsche und seine Bemühungen gingen dahin die Erfolge und die Bestrebungen der Bulgaren, entsprechend de von ihnen gebrachten Opfern, sicherzustellen, sowie dir einzige gesetzmäßige Souveränetät des Sultanz aufrecht zu erhalten. Er werde seine Hände nich der Wiederherstellung eines Zustandes leihen, welche den Interessen des Friedens schädlich sein würde. er halte das türkisch⸗bulgarische Abkommen vom 1. Februu d. J. aufrecht und lehne das türkisch⸗europäische Arrangemen ab, wenn seine Forderung hinsichtlich der Form seiner Er⸗ nennung nicht in Erwägung gezogen werde. Er erfülle eimne Pflicht gegen sein Volk und glaube, das Interese eines Suzeräns zu vertreten. Er habe zahlreiche Beweie seiner Ergebenheit gegenüber seinem Suzerän gegeben, im glauben zu dürfen, der Sultan werde seine Weigerung, die durch des Sultans eigene Interessen diktirt werde, würdigen.

8 Rußland und Polen. St. Petersburg, 4. Ayril. (W. T. B.) Der bisherige rumänische Gesandte, Kretzu⸗ lesco, ist gestern von hier abgereist. 6 „Der ‚Neuen Zeit“ zufolge sind dem nzhof in de jüngsten Zeit aus Sibirien 222 Pud Gold und 260 Pb Silber zugegangen. 114XA4“ A nzeiger“ meldet aus Jalta, von gestern, anläßlich de Reise des Kaiserlichen Paares Golk. Sebastopol vor dem Bahnhofe war eine prächtige Triumphpforte errichtet; die Stadt hatte geflaggt. Als der Kaiserliche Zug anlangte, erschollen enthusiastische Hurrahrufe aus den Reihen der Truppen und des Volkes, das sämmtliche Hügel bei der Stadt dicht besetzt hatte. Auf dem Landungs⸗ platz der Dampfer war ein schön geschmückter Pavilcon erbaut, bei welchem eine Ehrenwache vom 49. Infanteri⸗ Regiment mit Faähne und Musik Aufstellung ge⸗ nommen hatte. Hier nahmen die Majestäten die Fe⸗ grüßungen entgegen und begaben sich alsdann auf du Kreuzer „Gedächtnis Merkurs“. Als das Schiff de Bucht hinausdampfte, begrüßten die Mannschaften der in Parade aufgestellten Fahrzeuge das Kaiserliche Paar mit begeisterten Hurrahrufen. Auch in Jalta waren a dem Landungsplatz ein Kiosk und ein Triumphbogen errichtet, bei welchem die Ehrenwache aufgestellt wer Beim Landen der Majestäten gaben die Schiffe den üblichen Kanonensalut. Die Majestäten wurden von dem gesammten Adelsmarschällen des taurischen Gouverne⸗ ments, einer städtischen Deputation, welche Salz und Brod überreichte, den muhamedanischen Notabeln in Nationalkostüm und vielen Damen aus der Stadt begrüft, Letztere überreichten der Kaiserin Blumensträuße. Ganz Jalte war reich geschmückt; überall waren Flaggen aufgezogen Abends fand eine Illumination statt. In Livadia wer zum Empfange der Majestäten eine Ehrenwache vom 16. Schüter⸗ bataillon aufgestellt. 3

Der Minister von Giers, der Kanzlei⸗Direktor Gnmf Lamsdorff und der Vize⸗Direktor in der Kanzlei des Ministeriums des Auswärtigen sind gestern Abend nach Livadie abgereist.

Sebastopol, 4. April. (W. T. B) Der Kaiset und die Kaiserin nebst dem Großfürsten Thron⸗ folger und den anderen Kindern sowie die Großfürster Sergius nebst Gemahlin und Paul sind heute Vor— mittag 10 Uhr wohlbehalten hier eingetroffen und alsbab nach Livadia weitergereist. In dem Kaiserlichen Gefolg⸗ befindet sich auch der Minister des Kaiserlichen Hauses, Grcf Woronzoff⸗Daschkoff. Der Verkehrs⸗Minister Possiet begleitt den Kaiserlichen Bahnzug. 1 . 4. April. (W T. B.) Der Kaiser und Kaiserin sind heute Mittag auf dem Kreuzer „Gedächt⸗ niß Merkurs“, welcher von dem Klipper „Zabiaka“ und zwei Dampfern begleitet war, nach Jalta abgereist, von mh sich Majestäten alsbald zu Wagen nach Livadia begeben werden.

Amerika. New⸗York, 3. April. (W. T. B.) A Strikenden bei dem Fort Worth griffen heute die Beamten an, welche die Abfahrt eines Güterzuges nn bewirken suchten. Es wurden hierbei 7 Personen getädte und viele verwundet. Hunderte von bewaffneten Bürgent patrouilliren durch die Straßen. Die Verkaufsläden sind g⸗

schlossen.

Mittel⸗Amerika. Mexiko. (W. T. B.) Nach in New⸗York eingegangenen Nachrichten aus Mexiko, vom 3. Axri. erklärte der Präsident in seiner an den Kongreß gerich⸗ teten Botschaft: der Stand der Finanzen im Lande habe sich fortschreitend gebessert; die trengen, gegen den Schmugge angewandten Maßregeln hätten eine wesentliche Erhöhung der Einnahmen des Staates herbeigeführt. Der Präsident spricht das Vertrauen aus, daß das Dekret der Korn⸗ version der Staatsschuld den nationalen Kredit noch weiter heben werde; die Zinsen der Schuld würden pünktlich am 1. Juli bezahlt werden. Der Präsident theilt endlich nit daß er den internationalen Maßnahmen über die Silber⸗

(W

serie Krieg mi

eehe hlas. verschuldet zu haben. Die Debatte soll am nächsten Montag wieder aufgenommen werden.

frage seine ganz besondere zuwende, um 2 Interessen der Regierung in dieser Frage möglichst zu schützen

Volkes

kage, sowie bei Vorlage des Branntwein⸗Monopols, welches baldige

üd⸗Amerika. Urugugy. (W. T. B.) In New⸗York m 5 8 eingetroffenen Nachrichten aus Montevideo zufolge vllen die Insurgenten den Regierungstruppen bei bleman eine Niederlage beigebracht haben. Der Verlust der letzteren betrage etwa 400 Mann.

Zeitungsstimmen.

Die „Neue Mülhauser Zeitung“ schreibt 5,zum 8 Sn vollendet Fürst Bismarck sein 71. Lebensjahr. Nicht so freudig als im vorigen Jahre, wo ihn der Jubel eines dankbaren umbrauste, wird wohl diesmal der Reichskanzler die Feier seines Geburtstages begehen, denn die inneren Feinde seines Ruhms und seiner Größe, welche gegenwärtig im Reichstage leider die Mehr⸗ heit besitzen, haben dem vielverdienten Staatsmanne, dessen einziger Gedanke in so vorgerücktem Alter allein das Wohl und Wehe unseres großen Vaterlandes ist, im verflossenen Lebensjahr wahrlich das Dasein sauer genug gemacht. Stieß doch der deutsche Eckehart gerade in der alle nationalen Interessen so tief berührenden Polen⸗

ülfe für die dringendsten Bedürfnisse des Reichs und seiner Be⸗ sollte, auf eine starre, kaltherzige Opposition, welche den weitsichtigen Leiter der deutschen Politik zu einer Zeit im Stiche ließ, wo er der Volksvertretung am meisten bedurfte. Darob mögen alle offenen und geheimen Feinde des Reichs froh⸗ locken; jeder Vaterlandsfreund aber wird die Zeit herbeisehnen, wo ürst Bismarck nicht mehr wie seither im Reichstage um das Fürhin muß, was zur Erhaltung des Reichs dient. Letzteres bedarf dieses Hüters deutscher Macht und Ehre gegenwärtig mehr denn je; am deutschen Volk ist es daher, demnächst eine Reichstagsmehrheit zu schaffen, welche einsichtig und patriotisch die großen Ziele zu er⸗ reichen bestrebt ist, die uns Kaiser Wilhelm und sein großer Kanzler vorgezeichnet haben. Wir verstehen darunter namentlich die Befrie⸗ digung aller gerechten Forderungen der zahlreichen Arbeiter⸗ bevölkerung, deren Wohl bereits durch die Einführung des Kranken⸗ kassen⸗ und Unfallversicherungs⸗Gesetzes, die sich schon aller Orten vortrefflich bewährt haben, so wesentlich gefördert ist und durch die noch ausstehende Altersversorgung, den Schlußstein des sozialen Ge⸗ bäudes, noch mehr gefördert werden soll. Wir verstehen ferner darunter eine gründliche Steuerreform, welche die Lasten gleichmäßiger als seither vertheilt und das Reich in finanzieller Hinsicht unabhängig von den Einzel⸗ staaten hinstellt. Endlich begreifen wir unter jenen hohen Zielen die Auf⸗ rechthaltung des europäischen Friedens durch weitere Stärkung der deutschen Wehrkraft und durch innere Festigung des Reichs, sodaß es jedem Ansturm seiner Feinde getrost entgegensehen kann. Zu dem allen bedarf es einer weitsichtigeren patriotischeren Mehrheit der Volksvertretung, als die ist, welche gegenwärtig in Berlin sich mehr als Hemmschuh denn als Hort der nationalen Weiterentwickelung Deutschlands erweist. Möge diese „Erlösung von dem Uebel“ bald eintreten! das sei unser herzlicher Glückwunsch, den wir heute nach Berlin senden.

Die „Landes⸗Zeitung für Elsaß⸗Lothringen“ sagt aus derselben Veranlassung:

Auch das abgelaufene Jahr zeigte der Nation den Fürsten Bismarck wieder in unablässigem Ringen um die Größe, Stärkung und Befestigung des Reichs; und unbeirrt durch die kleinlichen Kämpfe des Tages, unbeirrt durch die Hindernisse, welche Mißgunst und Ver⸗ blendung den Bestrebungen eines glühenden Patriotismus entgegen⸗ thürmen, blickt das deutsche Volk voll nie erlöschender Dankbarkeit und mit unbegrenztem Vertrauen auf zu dem gewaltigen Leiter der deutschen Politik. Möge derselbe Kaiser und Reich zum Heile des Vaterlandes noch lange erhalten bleiben!

Die „Rheinisch⸗Westfälische G schildert die heftige sozialdemokratische Agitation, die vor Erlaß des Sozialistengesetzes in dem niederrheinisch⸗westfälischen Industrie⸗ revier betrieben worden sei, und fährt dann fort:

Da trat plötzlich in diese aufregende Bewegung das Sozialisten⸗ gesetz. Die Wirkung desselben war eine überraschende; wie vom Sturm hinweggefegt verschwanden die Agitatoren plötzlich von der Bildfläche. Eine wohlthuende Ruhe trat ein und allmählich fand eine Entnüchterung unter den irregeleiteten Arbeitern statt, die um so größer wurde, je mehr die Regierung mit ihren sozialen Reform⸗ vorschlägen hervortrat. Jetzt, nachdem diese Vorschläge meistens Gesetz geworden und die Arbeiter die Segnungen desselben schon vielfach empfunden haben, ist auch bereits ein wesentlicher Umschwung in der politischen Ansicht derselben eingetreten, welche um so nachhaltiger sein wird, je länger das Sozialistengesetz die Fluth der sozialistischen Agitation zurückhält und je weiter die zum Wohle der arbeitenden Bevölkerung beschlossenen gesetzgeberischen Arbeiten gediehen sein werden. Erst wenn der Arbeiter zu der Ueberzeugung gelangt sein wird, daß ihm auch in der heutigen Gesellschaftsordnung das ihm gebührende Recht wird, hat der Sozia⸗ liemus für ihn keinen Reiz mehr. Allen wahren Freunden des Vaterlandes und des Volkes muß also daran liegen, diese Erkenntniß im Volke zu erwecken, damit der so stark gefährdete soziale Frieden unserem Vaterlande erhalten bleibt.

Der „dOesterreichische Bauernfreund“ schreibt, wie wir dem „Deutschen Landboten“ entnehmen: „Fürst Bismarck ist wahrlich auf jedem Gebiete der Staatskunst unübertroffener Meister. Wo immer er zugreift, überall trifft er das Richtigste, und jene unklugen Nörgler haben groß Unrecht, welche nur seine Ueberlegenheit in Sachen der äußeren Politik anerkennen, ihm aber die Befähigung zur gleich erfolgreichen Leitung der inneren An⸗ gelegenheiten absprechen wollen. 1879 hat er durch Uebernahme des Handelsportefeuilles die für Deutschlands Landwirthschaft höchst segensreiche Schutzpolitik einge⸗ leitet, und heute ist er daran, durch Einführung des Branntwein⸗ Monopols dem Reiche wie dem Volke neue großartige Quellen des Wohlstandes zu erschließen. Mehr als 300 Millionen Mark soll nach der Regierungsvorlage

auch wie sie aus den Berathungen des Bundesraths hervor⸗ gegangen ist das Branntwein⸗Monopol dem 1ö1ö“ jähr⸗ lich abwerfen. Freilich auf Kosten von Händlern, welche bis⸗ her ihrerseits ein Monopol auf den einträglichen Handels⸗ artikel zu haben glaubten, daher das Geseires in diesen Kreisen über das schreckliche Branntwein⸗Monopol! Dieselben Leute, die bis zum heutigen Tage durch ihre schändlich verunreinigten Schnapssorten die Gesundheit tausender armer, auf den Genuß der⸗ elben angewiesener Arbeiter untergruben, die um ihres Gewinnes willen dem armen Mann ein arg gesundheitsschädliches Getränk boten, nachdem dessen Lebenskraft von dem Fabrikherrn ohnedies bis an die außerste Grenze der Möglichkeit ausgenützt worden, sie wissen heute nicht genug auf das Unmoralische der Branntwein⸗Verstaatlichung hinzuweisen! Sie strengen sich aber vergebens an, das deutsche Volk irre⸗ zuführen. Man weiß heute, daß die Verstaatlichung der Brannt⸗ wein⸗Erzeugung und des Branntweinhandels nicht nur nichts Unsitt⸗ liches in sich berge, sondern daß der Staat damit sogar eine hohe sittliche Pflicht erfülle. 8 Denn der Staat würde nur vollkommen von allen Verunreini⸗ zungen gesäuberten Branntwein liefern, in welcher Form derselbe keine schädliche, zerstörende Wirkung äußert. Der Staat würde reinen Wein⸗Alkohol erzeugen, die vorzüglich das Delirium bewirken⸗ den Rüben⸗, Kartoffel⸗ und Kornspiritus⸗Arten müßten nach Möglich⸗ keit ausgeschlossen werden. 1 oweit aber der Branntweinpest nicht schon bei der Produktion

die Gegner des Branntwein⸗Monopols behaupten hierdurch eine Verminderung des Konsums herbeigeführt würde. S Wo also die ethischen Pflichten des Staates sich so gut mit einer außerordentlichen Steigerung seiner Einnahmen vereinen lassen, wird gegen eine solche Maßregel wohl nicht im Ernste das Argument der Unmoralität eingewendet werden können. - Ganz anders liegt die Sache im Falle einer bloßen Erhöhung der Branntweinsteuer, worin der (österr.) Abg. Dr. Polak das Heil zu erblicken scheint. Hierbei würde der Staat seine Finanzen kräftigen, ohne den Vertrieb der unreinen Sorten hintanzuhalten, somit ohne etwas zur Eindämmung der üblen, vergiftenden Wirkung des Brannt⸗ weinkonsums gethan zu haben...

Auch jenem hinterlistigen Einwande muß bei Zeiten begegnet werden, als ob bei Einführung des Branntwein⸗Monopols der Branntweinbrenner zu Schaden käme, was wenn es der Fall wärc für die Landwirthe ohne Zweifel sehr empfindlich sein würde. Aber der Spiritusbrenner würde ja sogar nur entschiedenen Vortheil von der Monopolisirung haben; denn die Steuer entfiele in Folge des Monopols ganz; der Staat könnte und so ist dies in Aus⸗ sicht genommen ganz leicht denselben Preis bezahlen, zu welchem der Spiritusbrenner bisher seine Waare verkaufte. Trotz alledem würde sich noch immer ein unerhörter Gewinn für den Staats⸗ säckel ergeben. b Wir halten daher die Einführung des Branntwein⸗Monopols auch in Oesterreich für äußerst vortheilhaft; dieselbe wird aber um so nothwendiger erscheinen, wenn der Bestand des Branntwein⸗Monopols im Reiche eine Konkurrenz auf deutschem Boden in Zukunft unmöglich emacht hat. 8

8 Lt bat, dwirthe müssen das Branntwein⸗Monopol auch schon deshalb fordern, weil die dadurch erzielte riesige Steigerung der Staatseinnahmen im Vereine mit einer ausgiebigen Börsen⸗ und Lurussteuer endlich einmal die längst ersehnte Entlastung des Grund⸗ besitzes mittelst einer weitgehenden Herabminderung der Grund⸗ und Gebäudesteuer ermöglichen wird.

Dank also dem erleuchteten deutschen Staatsmanne, der uns den richtigen Weg hierzu gewiesen!

der Abgaben ⸗Gesetzgebung und Verwaltung in den Königlich preußischen Staaten. Nr. 7. Inhalt: Anzeige der in der Gesetz⸗Sammlung und im Reichsgesetzblatte erschienenen Gesetze und Verordnungen. I. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll⸗ und Steuerstellen. Befugniß eines Nebenzollamts zur Ausfuhrabfertigung von Zucker. III. In⸗ direkte Steuern: Taravergütung bei der Verzollung verschiedener Waaren. Bekanntmachung, betreffend die Stempelmarken zur Ent⸗ richtung der Wechselstempelsteuer. VI. Personalnachrichten. Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 14. Inhalt: Amtliches: Personalnachrichten. Nichtamtliches: Neubau des Rath⸗ hauses in Nauen. Allgemeine Einführung von Eisenbalken⸗Decken 3 und deren Anordnung. Entwurf für eine neue Harlem⸗Fluß⸗Brücke bei New⸗York. Untergrundbahn in Röhrentunneln mit Seilbetrieb in London. Die Dauer der Buche als Bauholz. Vermischtes: Technische Hochschule in Darmstadt. Verwendung von Beton statt Mauerwerk. Technische Hochschule in Berlin. Geodätisches In⸗ stitut in Berlin. Pariser Weltausstellung im Jahre 1889. Neu⸗ gestaltung der Vorderseite des Mailänder Domes. Wasserwerke von Paris. Der deutsche Seeverkehr im Jahre 1884. Bücherschau.

Centralblatt

Statistische Nachrichten.

Den neuesten Berichten der deutschen Fabrikinspektoren (Gewerbe⸗ räthe) zufolge waren im Jahre 1884 in den Fabriken Deutsch⸗ lands 153 507 jugendliche Arbeiter im Alter von 12 bis 16 Jahren beschäftigt. Davon gehörten 98 614 dem männlichen und 54 893 dem weiblichen Geschlechte an. Ordnet man dieselben nach den amtlich festgestellten Berufsgruppen, so erhält man folgende Uebersicht der im Fabrikbetriebe beschäftigten shge Arbeiter:

Beruf und Erwerbszweig. Zahl der Arbeiter

männlich weibl. zusammen 1) Bergbau⸗, Hütten⸗ und Salinenwesen 15 806 1 252 17 058 2) Industrie der Steine und Erden . 12 092 2 341 14 433 3) Metallverarbeitung öT888q1q1P1I1I1] 4) Fabrikation von Maschinen, Werkzeugen, Intreu((999 448 10 497 5) Cheaa113288 949 2187 6) Industrie der Heiz⸗ und Leuchtstoffe. 291 146 437 7) Textilindustrie v 111X“ 8) Papier⸗ und Lederindustrie .4 598 3 854 8 452 9) Industrie der Holz⸗ und Schnitzstoffe 3 932 1 209 5 141 10) Industrie der Nahrungs⸗ und Genuß⸗ 1 18 211 11) Gewerbe für Bekleidung und Reini⸗ 8 Polygraphische Gewerbe. 903 Senzgir Industriezweige 2 443 1 358 3 801 zusammen 97 799 54 574 152 373 Dazu kommen noch aus Braunschweig 1134 in Fabriken und Bergwerken ununterschieden thätige jugendliche Arbeiter, 815 männ⸗ lichen und 319 weiblichen Geschlechts. , Von wirklicher Bedeutung ist nach dieser Uebersicht nur die Thätigkeit jugendlicher Personen beiderlei Geschlechts in der Textil⸗ industrie. Die größte Zahl jugendlicher Arbeiter männlichen Ge⸗ schlechts weisen nächstdem Bergbau, Hütten⸗ und Salinenwesen, Metallverarbeitung, die Induftrien der Steine und Erden, der Nah⸗ rungs⸗ und Genußmittel sowie die Fabrikation von Maschinen, Werk⸗ zeugen, Instrumenten u. s. w. auf, während die meisten jugendlichen Personen weiblichen Geschlechts noch in den Industrien der Nahrungs⸗ und Genußmittel, der Bekleidung und Reinigung, in der Papier⸗ und Lederindustrie sowie bei der Metallverarbeitung erwerbsthätig

8 016

4 241 1 237

10 195

1 794 3 666

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In der Aula des Königlichen Friedrich⸗Wilhelms⸗Gymnasiums hierselbst ist bekanntlich eine Marmor⸗Portrait⸗Büste, des Fürsten von Bismarck aufgestellt, hervorgegangen aus freiwilligen Beiträgen der Schüler und gefertigt von dem Bildhauer M. Wolff, dem Zeichenlehrer jener Anstalt, zur Erinnerung an die einstige Zugehörigkeit Sr. Durchlaucht zu jener Anstalt in den Jahren 1827 bis 1830., Im Kunstverlage der Hofbuchhandlung Herm. J. Mei⸗ dinger, Niederwallstraße 22, ist jetzt eine vortreffliche Kabinet⸗ photographie (Preis 75 ₰) der wohlgetroffenen charakteristischen Büste erschienen, die zunächst zur Erinnerung für die Lehrer und Schüler jener Anstalt bestimmt ist, die aber auch weiteren Kreisen willkommen sein wird. 1“ 1.

Dem Jahresbericht des Friedrichs⸗Gymnasiums in Berlin über das Schuljahr von 1885—86, erstattet vom Direktor Professor Dr. Kempf, zufolge besteht diese Anstalt aus einem Gym⸗ nasium mit 9 Klassen (Ober⸗ und Unter⸗Prima, Ober⸗ und Unter⸗ Sekunda, Ober⸗ und Unter⸗Tertia, Quarta, Quinta, Sexta) und einer Vorschule mit 3 Klassen. An der ganzen Anstalt (Gymnasium und Vorschule) unterrichteten im Ganzen 29 Lehrer (außer dem Direktor 8 Oberlehrer, 12 ordentliche Lehrer, 2 Hülfslehrer, 1 Pro⸗ band., 3 Vorschullehrer, 1 Gesanglehrer, 1 Zeichenlehrer). Was die Frequenz der Anstalt für das Schuljahr 1885— 86 anlangt, so besaß das Gymnasium am 1. Februar 1885 im Ganzen 576, am 1. Februar 1886 568 Schüler, die Vorschule aber am 1. Februar 1885

theilten sich die Schüler des Gymnasiums am Anfang des Sommer⸗

Semesters in 365 evangelische, 19 katholische und 188 jüdische, am An⸗

fang des Winter⸗Semesters in 360 evangelische, 16 katholische und 194

jüdische, am 1. Februc- 1886 in 360 evangelische, 16 katholische und

192 jüdische; die Schüler der Vorschule aber an den erwähnten Da⸗

ten in 107 bezw. 108 bezw. 108 evangelische, 3 bezw. 2 bezw. 2

katholische, 68 bezw. 70 bezw. 70 jüdische; nach dem Wohnort der

Eltern der Schüler die Schüler des Gymnasiums am Anfang des

Sommer⸗Semesters in 544 Einheimische, 24 Auswärtige und 4 Aus⸗

länder, am Anfang des Winter⸗Semesters in 538 Einheimische, 28

Auswärtige und 4 Ausländer, am 1. Februar 1886 in 536 Ein⸗

heimische, 28 Auswärtige und 4 Ausländer, die Schüler der Vor⸗

schule dagegen an den erwähnten Zeitpunkten in 176 resp. 180 resp.

180 Einheimische, und am Anfang des Sommer⸗Semesters 2 Aus⸗

wärtige. Nach den 2 Entlassungsprüfungen verließen die Anstalt mit

dem Zeugniß der Reife zu Ostern v. J. 9, zu Michaelis 16 Abitu⸗

rienten. Als wissenschaftliche Beilage zum Programm des Friedrichs⸗

Gymnasiums (Ostern 1886) ist demselben die Abhandlung

des Oberlehrers Dr. H. Buermann: „Die handschrift⸗

liche Ueberlieferung des Isokrates. II. Der Ur⸗

binas und seine Verwandtschaft“ beigefügt. Nachdem im

1. Theile die Handschriften der Vulgata klassifizirt und reduzirt wor⸗ den, folgt nunmehr im vorliegenden 2. Theil die Behandlung des anderen Zweiges der Ueberlieferung, der seinen Hauptvertreter im Urbinas 111 hat, und zwar handelt der Verfasser zuerst im All⸗ gemeinen über diese älteste und wichtigste aller Isokrates⸗Handschriften, beschäftigt sich sodann aber hauptsächlich und eingehend mit den Korrekturen und schließt endlich mit einigen Bemerkungen über die Buchstaben und Zeichen am Rande der erwähnten Handschrift. Der Inhalt des Urb. 111 ist Theil 1, S. 2 angegeben; eine Uebersicht über die bibliothekarische Geschichte dieser Handschrift (eines cod. membr. saec. X. foll. 420, ohne Scholien, in Vollzeilen in der reinen alten Minuskel beschrieben) und eine genaue Beschreibung derselben giebt Martin, Le manuscrit d'Isocrate Urbinas CXI. de la Vaticane.

Paris 1881.

Das Dorotheenstädtische Realgymnasium in Berlin hat für das Schuljahr 1885/86 den Jahresbericht veröffent⸗ licht. Den Schulnachrichten, erstattet von dem Direktor desselben, Prof. Dr. B. Schwalbe, entnehmen wir folgende Angaben: Die An⸗ Pünh besteht aus einem Realgymnasium mit 8 Klassen (Prima, Ober⸗ und Unter⸗Secunda, Ober⸗ und Unter⸗Tertia, Quarta, Quinta und Sexta) und einer Vorschule mit 3 Klassen; am Realgymnasium unter⸗ richten im Ganzen 25 Lehrer (außer dem Direktor 8 Oberlehrer, 9 ordentliche Lehrer, 3 wissenschaftliche Hülfslehrer und 4 technische Lehrer). Außerdem waren im verflossenen Schuljahre noch 5 Herren im unterrichtlichen Zusammenhange beschäftigt. Am Realgymnasium betrug die Gesammtzahl der Schüler: am 2. Februar 1885 567, am Anfang des Schuljahres 1885/86 592, am Anfang des Wintersemesters 1885/86 610 und am 1. Februar 1886 604. Die Vorschule an⸗ langend, betrug der Bestand an Schülern am 1. Februar 1885 166, am Anfang des Schuljahres 1885/86 gleichfalls 166, am Anfang des Winter⸗Semesters 1885/86 164 und am 1. Februar 1886 ebenfalls 164. Die Gesammtfrequenz der ganzen Anstalt betrug also am 1. Februar 1886 768 Schüler. Was die Religion der Schüler be⸗ trifft, so waren am Realgymnasium am Anfang des Sommer⸗ Semesters 1885 von den Schülern 475 evangelisch, 28 katholisch, 1 Dissident und 88 Juden, am Anfang des Winter⸗Semesters 1885/86 491 evang., 27 kath., 1 Diss. und 91 Juden, am 1. Februar 1886 487 evang., 24 kath., 2 Diss. und 91 Juden; an der Vorschule zu denselben Zeitpunkten: evang. 143 bezw. 141 bezw. 141, kath. 9 bezw. 8 bezw. 8, Diss. und Andersgläubige 1, Juden 14. Die Heimaths⸗ verhältnisse der Schüler anlangend, so waren an den 3 erwähnten Zeitpunkten am Realgymnasium: Einheimische 550 bezw. 559 bezw. 555, Auswärtige 37 bezw. 43 bezw. 41, Ausländer 5 bezw. 7 bezw. 8; an der Vorschule Einheimische 168 bezw. 162, Auswärtige 2, Ausländer 1 bezw. 0 bezw. 1. Mit dem Zeugniß der Reife wurden entlassen: zu Michaelis 1885 2 und zu Ostern 1886 3 Abiturienten. Zum Jahresbericht des Dorotheenstädtischen Realgymnasiums wird gesondert ausgegeben: E. Wetzels Abhandlung „Die englische Ortho⸗ graphie.

Kurze Darstellung ihrer Entwickelung seit Erfindung der Buchdruckerkunst.“

Von der vierten, vollständig umgearbeiteten und mit zahl⸗ reichen Abbildungen und Karten ausgestatteten Auflage von Brock⸗ haus' Kleinem Konversations⸗Lexikon, das in 2 Bänden oder 60 Heften zu je 25 Pf. erscheint, sind vor Kurzem wiederum 5 Hefte, Heft 46—50, zur Ausgabe gebracht. Dieselben führen den Text von „Northumberland“ bis „Repuls“ fort, enthalten, wie schon die früheren Hefte, eine Menge zwar meist kurzer, aber recht brauch⸗ barer und lehrreicher Angaben und Nachrichten aus den verschiedensten Wissensgebieten, und sind außerdem mit 8 Tafeln Abbildungen (In⸗ dustriepflanzen I u. II, elektrische Telegraphie, Telephonie, Wald⸗ bäume I u. II, Textilindustrie: I. Spinnerei, II. Weberei) und mit einer illuminirten Karte (Europäisches Rußland) versehen.

Gewerbe und Handel.

Nuͤrnberg, 3. April. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Am Hopfenmarkt machte sich in der abgelaufenen Woche keine Veränderung bemerkbar. Der Geschäftsgang war ziemlich rührig, da pro Tag 200 350 Ballen in Umsatz kamen, hiervon wurde der größte Theil auf Rechnung des Exportes und theilweise auch für Spekulation gekauft. Die von den Exporteuren angelegten Preise waren 14 18 die Kundschafthändler nahmen meistens bessere Waare in der Preislage von 30 —45 Die Zufuhren der letzten Woche sind nur unbedeutend gewesen, da der Preisunterschied zwischen den Produktionsplätzen und dem Nürnberger Markte ein zu geringer ist, um die Beschickung des Marktes als rentabel erscheinen zu lassen; namentlich gilt dies für Hopfen, welche hier unter 20 kosten. Der Vorrath in letztgenannter Sorte ist daher auch ziemlich reduzirt, dagegen sind gelbliche Hopfen zu 20 30 noch massenhaft an⸗ geboten. Die Notirungen lauten: Baverische Hopfen: Markthopfen prima 30 35 ℳ, mittel 20 25 ℳ, gering 10 14 ℳ; Gebirgs⸗ hopfen prima 35 45 ℳ; Aischgründer prima 35 40 ℳ, mittel 20 25 ℳ, gering 10—14 ℳ; Hallertauer prima 60 75 ℳ, mittel 20 35 ℳ, gering 10 18 ℳ; Hallertauer Siegelgut prima 70 80 ℳ; Spalter, je nach Lage und Qualität, 18 50 ℳ; Württemberger prima 60 75 ℳ, mittel 20 35 ℳ, gering 10 —18 ℳ; Badische mittel 20 25 ℳ, gering 10—14 ℳ; Elsässer 10 35 ℳ; Posener prima 60 75 ℳ, mittel 25 35 ℳ, gering 10 18 ℳ; Saazer Kreis und Bezirk, je nach Qualität, 60 100

Mannheim, 3. April. (W. T. B.) Wie die „Neue Bad. Landztg.“ meldet, wurde in der heutigen Aufsichtsrathssitzung der Badischen Anilin⸗ und Sodafabrik auf Grund der mit einem Gewinn von 3 736 405 abschließenden Bilanz beschlossen, das Amortisations⸗ konto mit 1 078 615 zu dotiren, der außerordentlichen Reserve 183 279 zuzuweisen und eine Dividende von 12 % zur Vertheilung vorzuschlagen. Der verbleibende Ueberschuß von 127 953 soll als Gewinn vorgetragen werden, wodurch sich der Gesammt⸗Gewinnvor⸗ trag auf 838 153 erhöht. .

Glasgow, 3. April. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 720 037 Tons gegen 592 040 Tons im vorigen Jahre. der im Betrieb befindlichen

pochöfen 96 gegen 89 im vorigen Jahre. 8 New. goer. 3. April. (W. T. B.) Der Werth der Waaren⸗Einfuhrin der vergangenen Woche betrug 10 490 609 Doll., davon 2 256,489 Doll. für Stoffe. Der Werth der Einfuhr in der Vorwoche betrug 7 213 189 Doll., davon 1 635 816 Doll. für Stoffe. 8

Submissionen im Auslande. 8 Niederlande.

Kolonial⸗Ministerium, Technisches Bureau im Haag, für die Staats⸗Eisenbahnen auf Java:

gesteuert werden kann, würde dies jedenfalls im Wege einer bedeutenden Erhöhung der Preise im Handel zu erreichen sein, da ja wie gerade

183 und am 1. Februar 1886 180 Schüler. Nach der Religion

Schleunige Lieferung eines eisernen Brücken⸗Oberbaues über