1886 / 83 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Apr 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Verkehrs⸗Anstalten.

Zur bequemen Einlieferung von Packeten ist in Berlin, abgesehen von den zahlreichen Stadt⸗Postanstalten, auch durch die Packetbestell⸗Einrichtungen und Packetwagen der Post Gelegenheit geboten. Sämmtliche im Dienst befindlichen Packetbesteller sind zur Entgegennahme gewöhnlicher Packete behufs Weiterbesorgung verpflichtet. Auf schriftliche Aufforderung mittels Postkarte an das Kaiserliche Packet⸗Postamt in Berlin N. (Oranienburgerstraße 70) findet sich der Packetbesteller zur Abholung der Packete in der Wohnung des Absenders besonders ein. Auch in diesem Falle ist nur die gewöhnliche Einsammlungsgebühr zu entrichten, also ein Be⸗ trag von 15 bis zum Gewicht von 5 kg und von 20 für Packete von höherem Gewicht.

Nach hier eingetroffenen Nachrichten ist die Schiffahrt nach Stockholm nunmehr als eröffnet anzusehen, nachdem am 31. v. M. das erste Schiff mit Hülfe eines Dampfers daselbst angekommen ist.

Die Straßenbahnen im Deutschen Reich. (Stat. Corr.) Wenn das Gesetz vom 6. Juli 1884 über die Versicherung der Arbeitnehmer gegen Betriebsunfälle auch einzelne schon vorhan⸗ dene Organisationen geschwächt oder gar beseitigt hat, erweist es sich doch mehr und mehr als Keimstätte neuer, durchweg gefestigter und gemeinnütziger Organisationen, deren Entwickelung und künftige Wirksamkeit freilich noch nicht bestimmt voraus⸗ zusehen ist. Durch die Berufsgenossenschaften werden die Unter⸗ nehmer gleichartiger oder ähnlicher Geschäfte, denen sonst Verträg⸗ lichkeit unter einander sehr fern zu liegen pflegte, zu gemeinsamer Arbeit und zur Gerechtigkeit gegen einander gezwungen, und es fehlt Berlin, 6. April 1886. nicht mehr an Beispielen, daß daraus Vereinbarungen vorher undenk⸗ bb“ 11“ 8— barer Art entsprungen sind. Wo noch vor kurzer Zeit die Einzelnen Das Königliche Polizei⸗Präsidium publizirt folgende Polizei⸗ ihre Kraft hauptsächlich in Kämpfen um den Wettbewerb einsetzten, Verordn ung, betreffend das Tödten, Einfangen, Ver⸗ beginnt ein Standesbewußtsein zur Geltung zu kommen, das zwar kaufen und Feilhalten gewisser nützlicher Vogelarten:

niemals die Konkurrenz aufheben wird, deren Gehässigkeit aber sicht⸗ Nach den gemachten Erfahrungen hat das durch die Polizei⸗ lich gemildert hat und ohne Zweifel noch stärker zurückzudrängen ver⸗ Verordnung der Königlichen Regierung zu Potsdam vom 24. April spricht. Staat und Gesellschaft können dadurch nur gewinnen; denn 1860 (Amtsblatt Seite 157) ausgesprochene Verbot des Einfangens Streit im Kleinen schädigt auf die Dauer an irgend einer Stelle auch und Tödtens gewisser nützlichen Vogelarten keinen ausreichenden Schutz das Ganze. für diese Vögel gewährt, denn es werden die Märkte nach wie vor Zu dieser Betrachtung werden wir unmittelbar durch die aus mit vielen Arten derselben in Menge versehen. Auch ist die Zahl einer der jüngsten Berufsgenossenschaften hervorgegangene, sich auf die dieser für die Land⸗ und Forstkultur so wichtigen Thiere notorisch in Jahre 1882 bis 1885 erstreckende Privatstatistik der Straßenbahnen fortwährender Abnahme begriffen. Das Polizei⸗Präsidium sieht sich in Deutschland⸗) geführt, eine sehr verdienstvolle und auf amtlichem daher veranlaßt, auf Grund der §§. 5, 6, 11 und 12 des Gesetzes über Wege schwerlich besser herzustellende Leistung, da zahlreiche Angaben die Polizei⸗Verwaltung vom 11. März 1850 (Gesetzsammlung nur dem guten Willen der Privatbetheiligten zu verdanken sind. Seite 265) für den engeren und weiteren Polizeibezirk von Berlin Ein bestimmtes, anscheinend kaum hervorragendes Ziel, die und den Polizeibezirk von Charlottenburg hiermit zu verordnen Herbeiführung angemessen niedriger Prämien für die Ver⸗ was folgt:— 8 8 1 sicherung gegen Unfälle der Fahrgäste und Straßenpassanten, war ins §. 1. Das Tödten und Einfangen der nachbenannten Vogelarten: Auge gefaßt und sollte mit Hülfe statistischer Untersuchungen erreicht Blaukehlchen, Rothkehlchen, Nachtigall, Grasmücke, Rothschwan werden, deren Ergebniß allgemein interessant ist, während das Ziel Steinschmätzer, Wiesenschmätzer, Bachstelze, Pieper, Zaunkönig, Pirol⸗ selbst mehr privater Natur ist. Theils die eilige Einforderung der Goldhähnchen, Meise, Ammer, Fink, Hänfling, Sperling, Zeisig, Antworten, theils die Unvollständigkeit der Akten und die verschiedene Stieglitz, Baumläufer (Kleiber), Wiedehopf, Schwalbe, Tagschlaf, Hannover Auffassung mancher Begriffe verschulden zwar einzelne Mängel, zumal Staar, Dohle, Saatkrähe, Rake (Mandelkrähe), Fliegenschnäpper, Westfalen betreffs früherer Jahre, können aber nicht als wesentliche Fehler an- Würger, Kukuk, Specht, Wendehals, Bussard (Mäusefalk) und Cul⸗ Hessen⸗Nassau. gesehen werden und berühren namentlich die Brauchbarkeit des von (mit Ausschluß des Uhu) ist untersagt. Füllepre la uns in Betracht zu ziehenden Gesammtergebnisses sehr wenig. S§. 2. Ingleichen ist das Ausnehmen der Eier oder der Brut, Sa. Preußen Auf die der Berufsgenossenschaft mit angehörigen Feld⸗, Forst⸗ sowie das Zerstören der Nester der im §. 1 aufgeführten Vögel ver⸗ 1uu““ und Industriebahnen erstreckt sich die Statistik nicht, sondern nur auf boten. Dasselbe gilt auch von allen Vorbereitungen zum Fangen die nach gewöhnlichem Sprachgebrauche unter Straßenbahnen be⸗ dieser Vögel, insbesondere von dem Aufstellen von Vogelnetzen, Schlin⸗ griffenen Betriebe. Das sind zur Zeit allerdings 63, von denen bis gen, Dohnen, Sprenkeln, Käfigen und Leimruthen. Ende 1885 aber die Bahnen in Essen und Koblenz noch nicht eröffnet §. 3. Zuwiderhandlungen gegen obige Bestimmungen werden waren, die in Flensburg und Aßmannshausen vorhandenen aber keine mit Geldbuße von 1 bis 10 Thalern oder verhältnißmäßigem Ge⸗ Nachrichten eingeliefert haben, so daß die (übrigens nicht in allen fängniß bestraft. 8 Punkten vollständige) Zusammenstellung nur 59 Bahnen umfaßt. §. 4. Vom 1. Januar 1868 an Die Art der Triebkraft bildet dabei kein unterscheidendes Merk⸗ Vogelarten auf den Wochenmärkten mal; es stecken in jener Zahl sowohl reine Pferdebahnen, wie solche Wer dies Verbot übertritt, mit gemischtem Betriebe (wie Hamburg, München und Straßburg) gemeinen Gewerbe⸗Ordnung vom 17. Januar 1845 Geldbuße bis zu und mit blos elementarem Betriebe (wie die Niederwaldbahn, die 2²0 Thalern oder verhältnißmäßige Gefängnißstrafe zu gewärtigen. Drachenfelsbahn in Königswinter und die Filderbahn in Württemberg). §. 5. Die Polizei⸗Verordnungen vom 23. September 1852 Nach der Zeit der Betriebseröffnung fallen von den behandelten (Amtsblatt St. 40) und 3. Juni 1858 (Amtsblatt St. 26) werden Bahnen auf die 60er Jahre 3 (Charlottenburg 22. Juni 1865, Ham⸗ aufgehoben. burg 16. August 1866 und Stuttgart 29. Juli 1868), auf die Jahre Berlin, den 19. Oktober 1867. 1872 75 6, auf 1876 80 18, auf 1881—85 nach einander 11, 5, 5 Königliches Polizei⸗Präsidium. 1 10 765 299 2 668 207 13 433 506 2 417 502 7 bezw. 1 und auf ein zur Zeit nicht angegebenes Jahr 3 Straßen⸗ von Wurmb. c Iu“ 7 bahnen. v h- MXM““ In demselben Zeitraum des 8 g Snhs 88s 18011 929 9678 187 615 139 10 293 326] 148 705 937 Was den Besitz betrifft, so gehören der „Deutschen Lokal⸗ j Eeteneif hs 1““ wird hierdurch mit dem Bemerken Vorjahres ³). . .JI 14 485 38 526 8 8 1 Fffentlichen Niederlage abgefertigt und Straßenbahngesellschaft“ die Betriebe zu Dortmund, Duisburg 1“ 7 daß 68* 6 15 1“ Al geehg 1) Die Nachweisung bezieht sich auf diejenigen Zuckermengen, welche Rresfubr uber bEE gelangten Mengen. München⸗Gladbach, Königswinter und Chemnitz; die Betriebe zu Uebe enseh e de 21 n 1869 .“ 5. 49 zu 6 der Reichs⸗ und dadurch dem inländischen Markte entzogen worden sind, nicht also auf die wirklich zur Ausfuh Zollgre 1 Hannover und Dresden sind der „Kontinental⸗Pferdebahngesellschaft“ b abgepachtet. Auf dem zusammenhängenden Berliner Netze arbeiten drei Gesellschaften: die „Große Berliner Pferdeeisenbahn⸗Aktiengesell⸗ schaft“ (einschl. der Pachtlinie von Schöneberg bis zum Potsdamer Platz, welche der „Großen Internationalen Pferdeeisenbahn⸗Aktien⸗ gesellschaft gehört), die „Berliner Pferde⸗Eisenbahngesellschaft J. Lestmann u. Co.“ (Charlottenburg Kupfergraben und beiderseits

verzeichnen sämmtlich Schriften über beschreibende Naturwissenschaften. Nr. 756 bringt ein Verzeichniß von 633 Schriften, betr. die Natur⸗ wissenschaften im Allgemeinen, allgemeine naturwissenschaftliche Zeit⸗ chriften, Sammelwerke, Forschungsreisen, naturhistorische Länder⸗ beschreibung, Vermischtes, Hülfsmittel der Forschung, Kosmogonie, Entwickelungsgeschichte, Prähistorik und Anthropologie: Nr. 757 ein Verzeichniß von 1131 Schriften, betr. Botanik und Gartenbau; Nr. 758 ein Verzeichniß von 1264, betr. Geologie, Mineralogie, Paläontologie und Bergbau; Nr. 759 ein Verzeichniß, von 958 Schriften, betr. Zoologie I. (Geschichte derselben, vergleichende Ana⸗ tomie und Phystologie, Vermischtes, Systematik, Wirbelthiere, Fisch⸗ zucht); Nr. 760 ein Verzeichniß von 764 Schriften, betr. Zoologie II. (Entomologie); Nr. 761 ein Verzeichniß von 612 Schriften über Zoologie III. (Mollusken, Arachniden, Crustaceen, Würmer ꝛc.) 8 Joseph Bär & Co., Buchhändler und Antiquare in Frankfurt a. M. und Paris, haben über ihr antiquarisches Bücher⸗ ager in Frankfurt a. M. Lagerkatalog 176 ausgegeben. Derselbe enthält ein Verzeichniß von 284 Schriften, welche die National⸗ ökonomie betreffen, sich auf dieselbe theils im Allgemeinen, theils auf die einzelnen Zweige derselben beziehen und daher sehr verschiedenen Inhalts sind, theils auf einzelne Länder und Staaten speziell Bezug nehmen, theils keine Beziehung auf ein einzelnes bestimmtes Land haben, aus dem 19., 18., 17. und 16. Jahrhundert datiren und in deutscher, lateinischer, französischer, englischer oder spanischer Sprache abgesaßt sind. Unter denselben befinden sich viele werthvolle und seltene Werke. Wir beschränken uns darauf, auf Hüllmanns Städte⸗ wesen im Mittelalter in 4 Bänden, das für die Kenntniß der sozialen Verhältnisse des Mittelalters höchst wichtig, aber gänzlich vergriffen ist, sowie auf H. Wuttke's Schrift „Die deutschen Zeitschriften und die Entstehung der öffentlichen Meinung“ (3. verm. Aufl.), die im Buchhandel fehlt, aufmerksam zu machen. Die im Verlage von Franz Lipperheide (Berlin W., Potsdamerstraße 38) erscheinende „Illustrirte Frauen⸗Zei⸗ tung“ bringt in ihrer Nummer 7, XIII. Jahrgangs 1886 (1. Blatt), vom 1. April, ein großes Brustbild der Prinzessin Amélie von Or⸗ leans, Braut des Kronprinzen von Portugal; ferner zwei Ansichten von Mostar, nach Tuschzeichnungen von Paul R. A. Müller (Tert von Hanns von Spielberg), und die im Charakter der Technik vor⸗ züglich gelungene Holzschnitt⸗Reproduktion einer Kohlenzeichnung von M. Liebermann, dastellend eine „holländische Treckschuit“. An Unterhaltungsstoff bietet die Nummer eine Novelle von Helene Böhlau: „Im Trosse der Kunst“ und ein Charakterbild von Alexander von Roberts: „Der Ring des Saturn“. Den übrigen Inhalt des Unterhaltungsblatts bilden kunstgewerbliche Mittheilungen (Möbel von Bembé in Mainz und Otto Fritzsche in München), Verschiedenes, Literarisches, „Aus der Frauenwelt“, eine interessante Briefmappe ꝛc. ꝛc. Auch liegt ein neues chromolithographirtes Blatt der anmuthigen Blumenkinderbilder bei (Nr. 8: Brennessel und Rittersporn). Gleichzeitig erschien in bekannter reichhaltigster illustrativer Aus⸗ stattung das 2. Blatt der Nummer 7 (Modetheil) mit Kupfern, Schnittmusterbeilage ꝛc. Von der „Illustrirten Frauen⸗ Zeitung“ erscheinen jährlich 24 Unterhaltungs⸗-Nummern zu je 2 bis 2 ½ Doppelbogen, 24 Moden⸗Nummern, 12 Schnittmuster⸗Bei⸗ lagen und 12 farbige Modenbilder. Der vierteljährliche Abonnements⸗ PFppreis beträgt 2 50 ₰. Die Ausgabe in 24 Heften bringt ferner jährlich 12 Kunstblätter („Bildermappe“). Jedes Heft kostet 50 ₰. Der Preis der großen Ausgabe, mit allen Kupfern (jährlich 36 farbige Modenbilder, „12 Kostümbilder und 12 farbige Kinderbilder), stellt sich auf vierteljährlich 4 25 ₰. Alle Buchhandlungen nehmen jederzeit Bestellungen auf die „Illustrirte Frauen⸗Zeitung“ an, gach alle Postanstalten, letztere jedoch nicht solche auf die Ausgabe in Heiten.

Dortmund mit 15,50 und Hagen mit 5 = zusammen 2050 m. Hessen⸗Nassau (ohne Aßmannshausen) 5: Kassel Stadteisenbah lm. 6,50 und Straßenbahn mit 5,70, Frankfurt a. M. mit 21,47 lesd nit mit 3,25 und Niederwaldbahn mit 2,30 = zusammen 739,22 den n. Rheinland 8: Elberfeld⸗Barmen mit 19, Duisburg mit n; Düsseldorf mit 8,40, Krefeld mit 17, Müunchen⸗Gladbach it 798 Aachen mit 21,50, Köln mit 32 und Königswinter mit 1,590 222 sammen 112,62 km. 8 I Die auf den deutschen Straßenbahnen während der Berichtsp stattgehabten Betriebsunfälle werden demnächst Gegenstand bef Besprechung sein. „Stettin, 5. April. (W. T. B.) Der Stettiner dampfer „Martha“ ist, von New⸗York kommend, gest behalten in Stettin angekommen.

eriode onderer

8

9 2 8 8 2 2*

Berlin, Dienstag, den 6. April 8 1886. 8 Herrmann kenne die polnische Heimath des Redners nicht, sonst würde er nicht so sprechen; und wenn er sage, das Naturrecht verlange nicht, daß man in der Mutter⸗ sprache vernommen werde, so finde er (Redner) das sonderbar und gerade von einem Freisinnigen unverständlich. Jener habe wohl auch nicht im Namen seiner Fraktion gesprochen, sondern von seinem besonderen Standpunkt aus, der ihm. allerdings nicht zu großer Ehre gereichen könne. Er (Redner) könne also das Haus zur Zeit nur bitten, den Antrag der Kommission anzunehmen. Der Antrag der Abgg. Klemm und Hartmann sei sehr wohlgemeint: er solle wohl die Majorität für die Beschlüsse der Kommission ver⸗ größern und auf die Regierungen einen gewissen Ein⸗ druck machen, aber von dem Standpunkt der Rechtspflege aus sei er nicht sehr günstig und glücklich gewählt. Im Großen und Ganzen seien die Polen mit dem Richterstand in ihrer Heimath zufrieden, sie hätten ganz ausgezeichnet sach⸗ liche Leute, die in jeder Richtung dem Parteistandpunkt fern ständen, welchen die polnische Bevölkerung überhaupt bekämpfe. Aber neben den ruhig denkenden Richtern gebe es auch Richter, die von gewissen politischen Velleitäten nicht frei seien und der polnischen Bevölkerung in gewisser Hinsicht auch feindlich gegenüberständen. Solchen Leuten gegenüber müsse das Gesetz ein Kompelle enthalten, das seine Anwendung von ihrem Be⸗ lieben unabhängig mache und die gleichmäßige Anwendung sichere. Der Bundeskommissar, Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. 2 576 Fan gaa e entgegnete: Die verbündeten Regierungen hätten zu dem An⸗

977 092 3602 926 trage Stellung zu nehmen bisher keine Veranlassung genommen. Seiner Meinung nach beständen gegen die praktische Begrün⸗ V 8 dung und Ausführbarkeit desselben gewichtige Bedenken. Er könne nicht zugeben, daß ein Bedürfniß solcher Gesetzesbestim⸗ mungen obwalte. Außerdem greife der Antrag das Prinzip der Mündlichkeit des Verfahrens an. Bei der Mündlichkeit des heutigen Verfahrens sei die Niederschrift in der fremden Sprache der Regel nach entbehrlich und daher dem Richter allein belassen, nach der Besonderheit des Falles zu prüfen, ob er es für zweckmäßig und erforderlich halte, die von den Nichtdeutschredenden abgegebene Erklärung ganz oder theilweise in der fremden Sprache zu Protokoll zu fixiren. Von dieser Befugniß würde jeder vernünftige Richter sicherlich Gebrauch machen. Nach dem vorliegenden Antrage würden im Civilprozeß alle Zeugen⸗ und Sachverständigen⸗ aussagen, und im Strafprozeß alle Erklärungen der Ange⸗ schuldigten und alle Zeugenaussagen außerhalb der Haupt⸗ verhandlung in der fremden Sprache niederzuschreiben sein, also weit über die älteren Vorschriften hinausgegangen werden. Von erheblichem Interesse sei lediglich die 229 329 Vervollkommnung des Dolmetscherwesens. 2 Dieser habe 661 012 der preußische Minister seine volle Aufmerksamkeit zugewendet und hoffe sie auch durch eine bessere Besoldung der Dolmetscher und den Erlaß einer besseren Dolmetscherordnung zu erreichen. Der vorliegende Antrag würde dies erschweren, denn er würde eine Vermehrung des Dolmetscherpersonals von 451 auf 650 erfordern, bei dem jetzigen Dolmetschermangel ein großer Uebelstand. Er (Redner) halte sämmtliche Anträge für undurchführbar. Der Abg. von Cuny war der Ansicht, die Kommissions⸗ vorschläge könnten nicht viel nützen, sie beschränkten vielmehr den Richter in seiner bisherigen Befugniß, nach freiem Er⸗ messen die fremde Sprache bei der Niederschrift in den Proto⸗ kollen zu berücksichtigen. Er bitte sie abzulehnen.

Der Abg. von Reinbaben wünschte dasselbe mit Bei⸗ behaltung des jetzigen Zustandes, in welchem der Gegenstand durchaus sachgemäß geregelt sei. Wenn die Herren von der

Llopd⸗ eerrn wohl⸗

. ;;;;;;ö;ön Sanitätswesen und Quarantänewes b 128 8 8 fbet 8 r Zeit vom 1. Januar bis 31. März 1886 innerhalb des deutschen Zollgebiets Oesterreich⸗Ungarn. . 1 Steuervergütung abgefertigten Zuckermengen. ¹) Die gegen Italien bestehende siebentägige Quarantäne ist

Provenienzen aus Häfen von der österreichischen Grenze bis einschlenf lich zur Mündung des Podi⸗Goro beschränkt worden, weäehernscnes Menge venienzen von da bis Ankona von jetzt ab nur noch einer zweitz . Quarantäne unterliegen. (Vergleiche Reichs⸗Anzeiger Nr 65 16. März 1886.) om

der in d

des abgefertigten Zuckers.

Aller übrige harte Zucker, sowie alle weißen trockenen Zucker in Krystall⸗, Krümel⸗ und Mehlform von mindestens

Rohzucker von mindestens 88 % Polarisation Nr. 699 des statistischen Waarenverzeichnisses)

8 8

der Zeit

Kandiszucker und Zucker in weißen vollen harten Broden (Nr. 697 des statistischen 98 % Polarisation Waarenverzeichntfses) Nr. 698 des statistischen ““ Waarenverzeichnisses)

8 ““ in der Zeit in der Zeit 88 vom M vom vom 1. Jan. bis 16. bis zusammen [1. Jan. bis 16. bis zusammen 15. März 31. März 15. März 31. März

Staaten bezw. erwaltungs⸗ Bezirke

V

in der Zeit vom vom

1. Jan. bis 16. bis zusammen 15. März 31. März 1

in der Zeit in der Zeit V in

kg kg kg kg

08

Preußen. 8 V 33 261 ²) 5 532 593 13 365 854

Ostpreußen. Westpreußen Brandenburg Pommern Polene.

Schl‚vo Sühfln, einschl. der Schwarzb. Unterherr⸗ schaften. Schleswig

Provinz

2 576

890 4611 86 631

9 772

5 672 062 5 790 106 25 283 430

1 551 775 120 830 769 609

n

714 916 857 141 6692 1167 428 3 821 5

501 610 774 439 963 965

3 264 229 925 711 1 438 336 390 697

82 702 203 463

⸗Holstein . „'

18 309

133 885 1 428 538 720 746 2 903 400 42 030 299 13 941 333

719 131 101 493

99 136 605 608

2 755 294 8 376 401 396 906

2 149 284 55 971 662

820 624

31749

2 297 792

696 554 2 111 941 10 488 342

327 464 1 724 370 31 538 31 538

Bayern Sachsen. Württemberg Baden Hessen V Mecklenburg 1“ Thüringen einschl. der Großh. sächsischen Aemter Allstedt b 11“ v“ Addenburg 8 h 197 264 14*“ Elsaß⸗Lothringen. Ueberhaupt im deutschen Zoll⸗

260 745 50 000

110 939 260 745

50 000

110 939 V

dürfen die im §. 1 aufgeführten närkten nicht mehr feilgehalten werden. hat in Gemäßheit des §. 187 der All⸗

——

Veterinärwesen.

Seitens der 8b11.“ Regierung ist die Einfuhr von Schweinen, Schafen und Ziegen aus Rumänien nach der Bukowina auch über Sinoutz gestattet worden.

172 584 218 825

1 078 317 661 012

. ““ 8

Gewerbe und Haundel.

Dem Aufsichtsrath der hiesigen Aktiengesellschaft Schäffer u. Walcker wurde Seitens der Direktion der Rechnungs⸗ abschluß für das Geschäftsjahr 1885 vorgelegt. Derselbe konstatirt wieder sehr zufriedenstellende Resultate, so daß nach reichlicheren Ab⸗ chreibungen als im Vorjahre eine Dividende von 8 ½ % bei der Generalversammlung in Vorschlag gebracht werden kann. Dieses Erträgniß stellt sich um X % höher als dasjenige der drei Vorjahre.

Die ordentliche Generalversammlung der Osnabrücker

Bank vom 20. d. Mts. genehmigte die vorgelegte Bilanz und den Gewinnvertheilungsplan, nach welchem für 1885 eine Dividende von ieben Prozent zur Vertheilung kommt und dem Reservefonds

2 000 überwiesen werden. Nachdem der Direktion Decharge

3 075 9841 43 940 012 14 053 360

86

19 611 630 168 317 567

als in der ersten Hälfte des März abgefertigt, angezeigt sind.

er 1 930 100 k belche nachträglich Marz af EUeeSg 8 ) Darunter 1 930 100 kg, welche nachträglich, auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen.

3) Die Abweichungen gegenüber der vorjährigen Uebersicht beruhen

Berlin, den 5. April 1886. v

Berlin, den 2. April 1886. Königliches Polizei⸗Präsidium. von Richthofen.

Kaiserliches Statistisches Amt. Bei den G 2⸗J ; 8 Becker. „Bei den Garde⸗I nfanterie⸗Regimentern hat mit dem

heutigen Tage die dieszjährige 12tägige Uebung der Reserve⸗

Breslauer Wechslerbank

11““; von Besitzern 6 % Brunswick⸗ 7

York und Fredrik Woolfe in New⸗York, abgeschlossene Vertrag vo 1. Januar 1886 vollzogen werde. 8 ““

Hessischen Ludwigsbahn pro 1885 ergiebt einen Nettoertra von 5 210 364 ℳ, welcher nach Dotirung des Erneuerungsfonds mit 900 000 (wie im vergangenen Jahre), ferner des Pensionsfonds mit

1

geschriebenen Bilanzreservefonds mit eine Dividende von

U

ist fallit geworden.

gehaltenen Wollauktion waren Preise unverändert; heute ruhig, Preise unverändert.

Garne ruhig.

Verfügung vom heutigen Schuld (Schatzbons) und zwar für fallzeit von 6 auf 4 %, und für solche von 6monatlicher Verfallzeit auf 4 ½ % herabgesetzt.

Reichs⸗Anzeiger.

——— ————

rtheilt war, gelangten die Anträge des Verwaltungsraths auf Aende⸗ ung der Statuten, gemäß den Bestimmungen des neuen Aktiengesetzes,

ur Annahme. Der Cours für die hier zahlbaren Oesterreichischen auf 161,75 für 100 fl. Oesterr. Silber

Silber⸗Coupons ist erabgesetzt worden. Breslau, 5. April. (W. T. B.) Wie die „Bresl. Ztg.“ er⸗ rt, wird in der demnächst stattfindenden Generalversammlung der 1 Seitens des Vorstandes ein Antrag uf Erhöhung des Aktienkapitals um 2 Millionen Mark 8s tellt werden. Frankfurt a. M., 5. April. (W. T. B.) Eine heute Abend Mortgagebonds

-;2 1 hat sich damit einverstande rklärt, daß der zwischen dem Comité, standen

dem Hause Seligmann in New⸗

Mainz, 5. April. (W. T. B.) Der Rechnungsabschluß der

00 000 ℳ, sowie nach Bildung des durch das neue Aktiengesetz vor⸗ 1 193 000 und Abzug der Tantième 1 3 t % und einen Uebertrag von 220 000 uf neue Rechnung ergiebt.

Wien, 5. April. (W. T. B.) Eine hiesige Seidenfirma Die Passiva sollen 300 000 Fl. betragen. .

4 8 7 8”s n London, 5. April. (W. T. B.) Bei der am Sonnabend ab⸗

Bradford, 5. April.

Lissabon, 5. April.

(W. T. B.) Wolle weichend, E1v5 Die Regierung hat durch Tage den Zinsfuß für die schwebende solche von 3monatlicher Ver⸗

Submissionen im Auslande.

Spanien.

21. April. 2 Uhr. General⸗Direktion für Post und Telegraphen. Madrid. Lieserung von:

1) 2) 22 emaa . einfach 3 9 m Telegraphenkabel (einfach) 3) 1 1 000 desgl. (20 fach) r Anlage von Telephonlektunghen. Voranschlag für 1) 7 800, für 2) 5 500, für 3) 8 850 Pesetas. Nähere Bedingungen in spanischer Sprache zur Einsicht beim

scheidung der

34,58 km betrug, 1883 ebenso Zuwachs in 1884 wie zuvor

8 Se 7. 8 während die Zahl der Nutzkilometer von zum Theil anderen vorliegt, und zwar betrug die Summe

9 5 p fyos ; 5 6 Bahnen die frei oder im Abonnement beförderten nur annähernd, zu⸗

weilen auch gar nicht enthalten; von Fahrgästen an:

thätig mit einer Gesammtgleislänge von 572,08 km. hatten ihren Hauptbetrieb in: 14,84 km Gleislänge; c. Berlin 2: große 199,42 km; d. B 26,22 Stettin mit 13,42 km; f. Posen 1: Posen (im Geschäftsjahre bis

Juni) mit 3,05 km; g. Schlesien Bof Pehästsjahrs bis nde 6 e zusammen mit 16,46 und Trambahn mit 9,58, Halle a. S. mit

1 ö ambah ,58, H le a. S. mit 5,91 und Erfurt Flensburg) 2: 2 000 galvanischen Elementen System Leclanche, 2

der vier Jahre 1882 85 in verkehrspolizeilicher wirthschaftlicher Beziehung, sowie das Verhältniß der er Versicherungsprämie

zum Zoologischen Garten), sowie die „Neue Berliner Pferdebahn⸗ gesellschaft“ (Alexanderplatz Weißensee bezw. nach Vichtaübede 98 Friedrichsberg). 1 Die Haupttabelle des Berichts ergiebt für 58 Betriebe (ohne Pyrmont, aber einschl. der 2,51 km langen Strecke Rollkrug —Knesebeck⸗ straße bei Berlin) 1 010,64 km Gleislänge nach möglichster Ab⸗ scheidung Zufahrten von den Bahnhöfen. Im Jahre 1884 sind für 55 Betriebe 964,44 Km verzeichnet, so zwar, daß ohne Berück⸗ sichtigung der unvollständigen Angaben der Zuwachs im Jahre 1885 für 47 Betriebe 874,48 km (bekannter Zuwack 80,56 km), 1882 für 42 Betriebe 730,26 km (bekannter Zuwachs im Jahre 1883 123,91 km). Als Gesammtzahl der Fahrten erscheinen

für 1882 von 35 Betrieben mit 622,00 km

18888 808,47

5beJ,F 88. 5 P'11

1885 49 8685216

7161 Tausend, ((1138

9 753 10 562

2

Bahnen 1882 bei 35 Betrieben mit 673,68 km 34 127 Tausende km,

1888 1 826,12 42 680 1884 20 989,38 49 732 1885 50 .8n-5

1 92 8 8* p 82 8 w In der Summe der beförderten Fahrgäste sind bei manchen

7

82 u

unsere Quelle führt folgende Zahl für 1882 in 42 Betrieben mit 730,26 km 143 891 T d .81 1“ 1 859,08 168 794 Räng, L1 1u“ 1 964,44 202 502 8 1885 57 8 988,91 216 417 8 Im preußischen Staate waren zu Ende 1885 33 Unternehmungen 5 Von ihnen a. Ostpreußen 1: Königsberg mit b. Westpreußen 1: Danzig mit 10,41 km; mit 175,29 und neue mit 24,13 = zusammen randenburg 3: Köpenick mit 2, Charlottenburg mit und Potsdam mit 6,75 = zusammen 34,97 km; e. Pommern 1:

2: Breslau mit 32,82 und Görlitz mit

38,82 km; h. Sachsen 4: Magdeburg Straßenbahn

zusammen 41,35 km; i. Schleswig⸗Holstein (ohne

. Quenast (Provinz Brabant) die Arbeit Ruhestörungen sind nicht vorgekommen.

Man nschaften begonnen und sind hierzu bei jedem Regiment circa 300 Mann einbeordert. Die Unteroffiziere trafen bereits vorgestern Abend, die Mannschaften dagegen zum großen Theil gestern Abend hier ein und wurden gestern resp. heute Vormittag den Regimentern überwiesen. Die Unterbringung sämmtlicher Mannschaften erfolgt für die Dauer der Uebung in den Kasernements der betreffenden Regi⸗ menter, wogegen eine entsprechende Anzahl von Mannschaften des aktiven Dienststandes Bürgerquartiere beziehen wird.

Danzig, 6. April. (W. T. B.) Die heutigen Nachrichten aus Plehnendorf lauten bisher günstig. Am neuen Fangdamm vor der Schleuse wurde die ganze Nacht gearbeitet. Die Ramm⸗ arbeit ist nahezu vollendet. Die Versenkung von mit Steinen ge⸗ füllten Prähmen und Sandsäcken wird unablässig fortgesetzt. Die Schleusenköpfe haben bisher gehalten, und es sind die Unterspülungen durch eine Spundwand und Steinlager befestigt. Das Wasser ist im Fallen und die Gefahr voraussichtlich vorüber.

April. (W. T. B.) Die Führer der Strikenden wurden heute dem 11“ Bann⸗ bruchs, einfacher Bettelei resp. unter erschwerenden Umständen bei Nacht, verbunden mit Drohungen und Erpressung, sowie wegen An⸗ griffs auf die Freiheit der Arbeit zu Gefängnißstrafen von 3 Monaten bis zu 5 Jahren verurtheilt. In der Stadt herrscht vollkommene Ruhe. Die Zahl der bis jetzt noch beschäftigungs⸗ losen Arbeiter wird auf ca. 10 000 geschätzt, doch dürfte morgen

Charleroi, 5.

der größte Theil die Arbeit wieder aufnehmen können

Brüssel, 5.

ABri g 1 April. (W. T. B. Nachrichten sollen

Nach hier eingegangenen 1500 Arbeiter in

den Steinbrüchen von eingestellt haben.

New⸗York, 5. April. (W. T. B.) Unter den Strikenden

bei dem Fort Worth herrscht jetzt Ruhe. Der Gouverneur von Texas ist mit

tillerie dort eingetroffen.

7 Compagnien Miliz und einer Batterie Ar⸗

Residenz⸗Theater. Die Vorstellungen des Schwanks „Frau

Doktor“ werden demnächst unterbrochen, da der Urlaub des Frl. Stefan ett Hoftheater in München, deren Debut bevorsteht, sch ist.

Doktor“ statt.

r begrenzt

Es finden somit nur noch wenige Vorstellungen von „Frau

Kiel mit 6,59 und Altona mit 16,40 2 1— ona mit 16,40 =ẽ zusammen 2,99 km; k. Hannover 1: Hannover mit 20,47 km’ 1. Westfalen2:

*) Die Betriebsunfälle auf den deutschen Straßenbahnen während und gese ge s

obenen Schadensvergüti

zu der aufgewendeten

ung

Bearbeitet für die Direktion Aktiengesellschaft von deren Syndikus Dr. Karl Hilse.

der Großen Berliner Pferdeeisenbahn⸗

8 Berlin:

Redacteur: Riedel. 8 8 Verlag der Expedition (Scholz). 8 Sieben Beilagen

Druck: W

11.1“

1“

Berlin 1886.

——ᷣᷣ- —— ———————·˖́˖ᷓͦᷓ——éòõòö-ö————́ —ö

(einschließlich Börsen⸗Beilage).

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 6. April. Im weiteren Verlauf

der gestrigen (82.) Sitzung des Reichstages begann

das Haus die zweite Berathung des Antrages von Jazdzewski, betreffend die Abänderung der §§. 186. und 187 18 Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar (fs Derselbe wollte in den ehemals polnischen Landestheilen das Polnische als Gerichtssprache neben dem Deutschen gleich⸗ berechtigt zulassen und in den Fällen, wo mit Leuten polnischer Zunge verhandelt werde, die Abfassung eines Protokolls in sht ha Sprache gestatten. Die Kommission hat sich darauf eschränkt, die Zuziehung eines Dolmetschers, sowie die Auf⸗ nahme von Anträgen, Erklärungen und Aussagen in fremder Sprache in das Protokoll oder eine Anlage in gewissen Fällen vorzuschreiben. Der Abg. Klemm beantragte, nur zeugeneidliche Aussagen in das Protokoll aufzunehmen. 1 1 Der Abg. Herrmann erklärte, er würde für den Antrag der Polen stimmen, wenn er nach den Verhandlungen der Kommission die Ueberzeugung hätte gewinnen können, daß es ihnen wirklich lediglich um die Beseitigung von Uebel⸗ ständen zu thun wäre und daß ihr Antrag diesen Zweck er⸗ reichte. Die Polen hätten über den politischen Zweck ihres Antrages keinen Zweifel gelassen. Derselbe betreffe nur die ehemals polnischen Landestheile, deren Einverleibung in ein wiedererstandenes Polenreich sie wünschten. Er wundere sich, äaß man im vorigen Jahre in der Kommission dieser endenz nicht gegenuͤbergetreten sei. Damals, in der Aera

der Schutzzölle, hätten eben die Herren nicht als Reichsfeinde, ondern als Fanbergengsten gegolten, und man habe geglaubt, eshalb etwas von diesen unberechtigten Eigenthümlichkeiten mit in den Kauf nehmen 5 müssen. Die Polen bezweckten einfach, daß die preußische Regierung gezwungen werde, aus⸗ schließlich polnische Richter und Unterbeamte in jenen Landes⸗ theilen anzustellen. Der Präsident von Wedell⸗Piesdorff machte den Redner darauf aufmerksam, daß, nachdem Artikel I. des Antrages von abgelehnt sei, nur noch Artikel II. zur De⸗ atte stehe.

Der Abg. Herrmann betonte: Auf der Tagesordnung stehe ausdrücklich „Antrag des Abg. von Jazdzewski“.

Der Präsident von Wedell⸗Piesdorff erwiderte, dabei stehe aber „auf Grund des Berichts der Kommission 8

Der Abg. Herrmann hielt auch den Versuch der Kom⸗

8

1

———- ————

habe.

mission, etwas Annehmbares zu Stande LEE11“ S glückt. Der größte Theil der in den polnischen Landesthei en fungirenden Dolmetscher möge wohl eine T“ zwischen Richter und Parteien vermitteln, aber sie seien d ur h⸗ aus nicht alle im Stande, ein schriftliches Protokoll aufzuneh⸗ men. Woher sollten nun aber gut aualifizirte metscher genommen werden? Die Herren sagten, Fg dem Naturrecht müsse Jeder in seiner 8 Recht finden. Das bestreite er itscedet. V81 recht sei nur, daß Jeder überhaupt Recht finde. Zu 9* chen Konsequenzen würde es führen, wenn jeder Ausländer im Deutschen Reich verlangte, daß

die Verhandlungen in seiner Sprache geführt würden? Weiter sagten sie, Derferüge, 65 Recht gesprochen werde, müsse auch die hechatseeghh haben, daß ihm Gerechtigkeit widerfahren sei. Das werde der Welt niemals erreichen. Er bitte, auch den Antrag der K ission abzulehnen. 8 Fomencsfg. Dr. 8un Jazdzewski erklärte: Für den Vorschlag der Kommission, die seinen und seiner trag abgelehnt habe, könne er sich natürlich nicht 88 . aber wenn der Vorschlag auch auf außerordentlich schma er Grundlage aufgebaut sei, so werde er doch r s I pflege wohlthätig einwirken und es zaßsie met Henr gr 5 Befriedigung hier konstatirt werden, daß dieses 3 lesu 2 trotz einer für das Polenthum sehr ungünstigen Konzun . einer Zeit erreicht worden sei, in der gegen Uüs Pee nische Nationalität eine Art von Anfeindung im preu lischg. Staat inaugurirt worden sei, die auf alle Verhältnisse sehr betrübend habe einwirken müssen. Gleichwohl habe man sich in der Kommission in der ruhigsten und sachlichsten Sesse verstän⸗ digen können, und er und seine Stammesgenossen hätten, 1 8 hier vor dem Hause und dem Lande offen erkläre, gen eaus dieser Kommission die Ueberzeugung mitgenommen, daß, wenn man die Dinge sachlich behandele, wie sie es auf ein Entgegenkommen im Deutschen Reich zu ehn An der Forderung des Art. I, daß die polnische Sprache bei gerichtlichen Verhandlungen der . gestellt werden solle, halte seine Partei an sich noch heute fest, wenn sie sie auch als ruhig denkende ö nach der Ablehnung in der Kommission nicht wieder erho 88 hätten in einer Zeit der politischen Leidenschaften, wo 8 Regierung in der Weise, wie es geschehe, gegen das Polen⸗ Aber auch die geringe ihnen gemachte Kon⸗ in dieser Zeit der politischen Leidenschaften einen G die polnische und

thum auftrete. zession werde

politische Männer

polnischen Fraktion über einen angeblich vorhandenen Noth⸗ stand klagten, so möchten sie diese Behauptung doch thatsächlich begründen. Das Material dazu sei eben nicht vorhanden. Der polnischen Bevölkerung würde durch den Kommissions⸗ vorschlag eine Wohlthat nicht erwiesen werden.

Der Abg. Klemm erklärte, er werde für die Vorlage stimmen, von der er, da sie für die Berücksichtigung der frem⸗ den Sprache bestimmte Garantien biete, immerhin Line ge⸗ wisse Beruhigung der unzufriedenen. fremdsprachigen Bevölke⸗ rung erwarte. Er bitte gleichzeitig, die Vorlage dahin ab⸗ zuändern, daß 8 derselben statt „Aussagen“ „eidliche Aus⸗

gesagt werde.

wurde darauf mit dieser vom Abg. Klemm vorgeschlagenen Aenderung angenommen. Dafür stimmten das Centrum und die Mehrzahl der Konfervativen.

Es folgte die Berathung des Berichts der Rechnungs⸗ kommission, betreffend die allgemeine Rechnung über den Reichshaushalt für das Etatsjahr 1881/82. Die Kommission schlug vor, die Entlastung zu ertheilen, dagegen den Vor⸗ behalt auszusprechen, „daß der Reichskanzler bezüglich der in mehreren Notaten der Ober⸗Rechnungskammer bezeichneten Ausgaben die Verantwortlichkeit für die ergangenen Aller⸗⸗ höchsten Ordres durch deren Gegenzeichnung nachträglich über⸗ 1 Nur an diesen Vordehalt knüpfte sich eine längere Debatte an.

Der Abg. Rickert meinte: Eigentlich hätte man sich ent⸗ schließen müssen, die Decharge zu verweigern, so lange der Bundesrath die einfache Forderung des Reichstages, materielle Auskunft über diese Niederschlagungen zu geben, verweigere. Er wolle aber davon Abstand nehmen und es genug sein lassen bei dem Vorbehalt, daß der Reichskanzler in Zukunft die Niederschlagungsordres gegenzeichnen solle, was die mildeste Lösung der Streitfrage sei. Wenn man dies beschließe, so könne das nur geschehen unter ausdrücklicher Betonung der Annahhme, daß es nunmehr als selbstverständlich gelte, daß, wenn der Reichskanzler diese Ordres gegenzeichne, er zugleich auch die Verpflichtung übernehme, materielle Auskunft über die Niederschlagungen selbst zu ertheilen. 1 12

Der Abg. von Maltzahn⸗Gültz erklärte, daß . Freunde in dieser Frage noch immer die Stellung - die von ihnen am 7. Februar 1885 klar gelegt worden ser. Sie seien daher nicht in der Lage, dem Beschlusse der Kom⸗

ission beizutreten. Abg. von Beaäda hob hervor,

außerordentlich günstigen Eindruck auf

jede andere nichtdeutsche Nationalität machen.

Der Abg.

auf dem Wege einer gesetzlichen Regelung ganz geloͤst verder könne.

daß diese Frage nur