Von den „Beiträgen zur Erläuterung des deutschen Rechts“, die, in besonderer Beziehung auf das Preußische Recht mit Einschluß des Handels⸗ und Wechselrechts, von Dr. J. A. Gruchot begründet, vom Reichsgerichtsrath Rassow und dem Geh. Justizrath ꝛc. Küntzel (Berlin, Frz. Vahlen) herausgegeben werden, sind kürzlich wiederum zwei Hefte, das zweite und dritte Heft des X. Jahrganges (3. Folge des Jahrgangs der ganzen Reihe der Beiträge) erschienen. Wie die früheren Hefte, über deren Inhalt wir bei ihrem Erscheinen berichtet haben, bringen auch die vorliegenden zwei Hefte für den Juristen nicht unwichtiges Material. Zunächst enthalten sie 7 Abhandlungen (Nr. 6— 12) und zwar: 6) Civilprozeßrechtliche Erörterungen im Anschlusse an die Schriften des Prof. O. v. Bülow (Schluß von Nr. 2 dieses Jahrganges); 7) Bemerkungen eines Laien über die Natur der Eidesdelation § 410 der C.⸗P.⸗O., von Prof. Dr. Schuppe; 8) Die Zwangsvollstreckung gegen Erben wegen Geldforderungen im Geltungsgebiete des preuß. A. L.⸗R., von ꝛc. Boas; 9) Der Einfluß der Reichs⸗Justizgesetze und der zugehörigen Ausführungsgesetzgebung auf einzelne Einrichtungen des preußischen Rechts, von ꝛc. Jastrow; 10) Bedeutung des gegen eine offene Handelsgesellschaft ergehenden Urtheils für das Privat⸗ vermögen der Gesellschafter, insbesondere mit Rücksicht auf einen Personen⸗ wechsel während der Dauer des gegen die Gesellschaft geführten Pro⸗ zesses, von ꝛc. Dr. Sommer; 11) Das Retentionsrecht und das Grund⸗ buch, von ꝛc. Zahn; 12) Hat die vor dem 1. Oktober 1872 erfolgte Besitztitelberichtigung die Wirkung, welche die §§ 6 und 7 des Ge⸗ setzes vom 5. Mai 1872 der Eigenthumseintragung beilegen? von ꝛc. Dr. Wolff. — Auf diese Abhandlungen folgen unter dem Titel „Aus der Praxis“ Mittheilungen von Urtheilen des Reichsgerichts in verschiedenen einzelnen Rechtsfällen (Nr. 12 — 25). Den Schluß bildet „Literatur“: die Besprechungen von verschiedenen staats⸗ und rechts⸗ wissenschaftlichen Schriften (20 — 34) nebst kurzen Anzeigen solcher Schriften.
— Dem LJahresbericht des hiesigen Königlichen Luisen⸗ Gymnasiums, welchem eine wissenschaftliche Abhandlung des Prof. Dr. Edmund Meyer „Ueber die (aus dem 4. Jahrhundert stammende) Passio Sanctorum Quatuor Coronatorum“ beigegeben ist, entnehmen wir Folgendes: Die Frequenz ist auf 708 Schüler gestiegen, von denen 532 auf das eigentliche Gymnasium, 176 auf die Vorschule kommen. Zum bevorstehenden Ostertermin wird eine Ober⸗Prima eingerichtet, so daß nächste Ostern voraussichtlich die ersten Abiturienten die An⸗ stalt verlassen werden. Das Kollegium besteht inkl. des Direktors aus 26 Mitgliedern. — Was die oben erwähnte Abhandlung anlangt, so hatte Prof. Edm. Mevyer sich schon früher (Forsch. z. dtsch. Gesch. S. 577 — 603) mit der Legende von den heiligen Vier Gekrönten be⸗ schäftigt, und nach ihm G. B. de Rossi in Rom (Sep. a. Bull. di archeol. orchl. 3. Ser. IV, 1879, S. 45 — 95), sowie auch C. Erbes (Zeitschr. für Kirchengesch. 5, 1881/2, S. 466 —87: die hl. Vier Ge⸗ krönten und ihre Geschichte). Da aber Rossi und Erbes in ihren Ansichten über jene Legende von Edm. Mexyer vielfach abweichen, so versucht der Letztere in vorstehender Abhandlung die Ansichten von Rossi und Erbes zu widerlegen.
— Altpreußische Monatsschrift, neue Folge. Der
Neuen Preußtschen Provinzial⸗Blätter vierte Folge. Herausgegeben von Rudolf Reicke und Ernst Wichert. Her Monatsschrift XXIII. Band. Der Provinzialblätter LXXXIX. Band. Erstes und zweites Heft. Januar —März. (Mit 21 Zeichnungen und einem Plane.) Königsberg i. Pr., Verlag von Ferd. Beyers Buchhandlung, 1886. — Das vorstehende Doppelheft (184 S.) enthält: 1) 6 Ag⸗ handlungen, 2) Kritiken und Referate über mehrere Schriften, 3) aller⸗ hand Mittheilungen. Was die erste Abtheilung anlangt, so erhellt zunächst aus der ausführlichen Abhandlung „Ueber ein Projekt zur Anlegung einer vierten Stadt Königsberg (Friedrichsstadt), nach Originalakten mitgetheilt von Georg Conrad“, die bisher nicht be⸗ handelte Thatsache, daß der von den Einwohnern der Burgfreiheit 1701 beabsichtigte anfänglich erfolgreiche Versuch, König Friedrich I. zur Anlegung einer vierten Stadt Königsberg, der Friedrichsstadt, auf dem Territorium der Königlichen Burgfreiheit zu veranlassen, an dem Widerspruche der 3 Städte Königsberg und vermuthlich in Folge einer pflichtwidrigen Einwirkung des Grafen von Wartenberg auf die Entschlüsse des dem Projekte wohlgeneigten Königs scheiterte. — In dem gleichfalls ausführlichen Aufsatze von A. Bezzenberger „Ueber das litthauische Haus“ führt der Verfasser zunächst die Mittheilungen der älteren Schriftsteller über das ältere litthauische Haus an, stellt sodann das Verhaltniß des älteren litthauischen zum älteren lettischen Hause fest und beschreibt sodann eingehend die litthauischen Wohnhäuser des 19. Jahrhunderts und zwar des preußischen und des russischen Litthauens. Diese gründliche Arbeit ist von 21 Zeichnungen begleitet. — Unter der Ueberschrift „Die Philosophie und Kant gegenüber dem Jahre 1848“ wird Karl Lehrs Tischrede, gehalten an Kants Geburts⸗ tag am 22. April 1849, von Arth. Lüdrich veröffentlicht. Es ist dies die nämliche Rede, die Friedländer in der deutschen Biographie unter obigem Titel als „nicht erhalten“ bezeichnet. — Da die Entwickelungs⸗ perioden. des gegenwärtigen Volksschulenorganismus, namentlich im Königreich Preußen und dem dazu gehörigen Litthauen am Anfange des vorigen Jahrhunderts, als König Friedrich Wilhelm I. die Regierung übernahm, bisher weder in den allgemeinen Werken der Geschichte des deutschen und preußischen Volksschulwesens noch in spezielleren Ab⸗ handlungen bisher eine genügende Würdigung gefunden haben, so schildert, insbesondere auf Grund der Akten des Königsberger Staats⸗ archivs, Adolf Keil gründlich und ausführlich „das Volksschulwesen im. Königreich Preußen und Herzogthum Litthauen unter Friedrich Wilhelm I.“, nachdem er zuvor auf das preußische Volksschulwesen unter Friedrich I. einen kurzen Blick geworfen; doch ist diese verdienst⸗ liche Arbeit noch nicht beendigt, sondern umfaßt bis jetzt nur die Zeit von 1713 — 1731. Bedeutend kürzer sind die zwei letzten Aufsätze des Dr. W. Ketrzynski über „Das Kulmer⸗Land und die Südgrenze von Pomesanien“ und der „Nachtrag zur Schlacht von Tannenberg“ von A. Horn. In dem letzten Aufsatze, dem im Anfange ein Schlacht⸗ plan beigefügt ist, geht der Verfasser auf einige andere Beschreibungen der Schlacht von Tannenberg näher ein. — In den „Mittheilungen“ befinden sich „Notizen zur Gründungsgeschichte der jüdischen Gemeinden Altpreußens“ von M. Friedeberg, eine Chronik der Universität Königsberg für 1886, eine altpreußische Bibliographie 1885, sowie eine Nachricht über die beabsichti kulturhistorische Ausstellung für Ost⸗ und Westpreußen. v16“ “
Gewerbe und Handel.
In der vorgestrigen ordentlichen Generalversammlung der Diskonto⸗Gesellschaft, in welcher 330 Stimmen vertreten waren, wurden die Berichte des Aufsichtsraths und der Direktion be⸗ züglich des verflossenen Geschäftsjahres vorgelegt, auf die Verlesung derselben aber Verzicht geleistet. Die Bilanz nebst Gewinn⸗ und Verlustrechnung wurden genehmigt; demnächst wurde der Verwaltung Entlastung ertheilt. Die aus dem Aufsichtsrathe ausscheidenden Mit⸗ glieder, Herren Wirklicher Geheimer Rath von Schuhmann, Präösident a. D. von Scheele, Adolph Woermann und Freiherr von Eckardstein⸗ Prötzel, wurden wiedergewählt.
— In der Generalversammlung des „Nordstern“, Lebens⸗ Versicherungs⸗Aktien⸗Gesellschaft zu Berlin, wurde die von Direktion und Aufsichtsrath vorgeschlagene Dividende von 90 ℳ pro Aktie an die Aktionäre, 18 % an die am Gewinn betheiligten Versicherten und 28 % auf die Versicherungen mit steigender Versiche⸗ rungssumme genehmigt und Decharge ertheilt. Die in regelmäßigem Turnus aus dem Aufsichtsrathe ausscheidenden Mitglieder wurden einstimmig wiedergewählt, ebenso die Rechnungsrevisoren. — In der Generalversammlung des „Nordstern, E“ rungs⸗Aktien⸗Gesellschaft“ zu Berlin, wurde die vor⸗ geschlagene Dividende der Aktionäre von 30 ℳ pro Aktie gleichfalls genehmigt und Decharge ertheilt. Auch hier wurden die in regel⸗
In der Generalversammlung der Bank für Rheinland und Westphalen wurde die Bilanz einstimmig genehmigt, Decharge Fhne die Dividende pro 1885 auf 5 % = ℳ 15 per Aktie
gesetzt.
— Verbrauch von Roh⸗ bezw. von Bruch⸗ und Alt⸗ eisen in Deutschland. — Unter der Voraussetzung, daß die Be⸗ stände an Roheisen auf den Hochofenwerken, welche Ende 1885 etwa 200 000, Ende 1884 aber nur 144 813 t ausmachten, und die ganz unbekannten Vorräthe an Roh⸗ und Alteisen auf den Hüttenwerken in den einzelnen Jahren nicht zu große Differenzen aufzuweisen haben, wird in der Zeitschrift „Stahl und Eisen“ (Märzheft 1886) aus den Ziffern der Produktion, der Ein⸗ und der Ausfuhr der Ver rauch von Roh⸗ bezw. Bruch⸗ und Alteisen in Deutschland wie folgt berechnet. Es betrug (in Tonnen à 1000 kg):
im Jahre Die Produktion E 8₰ 1879 2 226 587
— 44 743 1880 2 729 038 “ 1881 2 914 009 62 324 1882 3 380 806 44 754 1883 3 427 097 35 895 1884 3 600 612 1 434 1885 3 751 775
Der Verbrauch
2 181 844
2 679 425
2 851 685
3 336 052
3 391 202
3 599 178
3 724 633 aus den Eisen⸗ und Platten, Draht u. s. w.,
2
27 142
Zuverlässiger ist allerdings die Methode Stahlfabrikaten (Stabeisen, Schienen, Bleche, 2 Gußwaaren u. a.) mit den entsprechenden Aufschlägen für Abbrand u. s. w. den Verbrauch an Roheisen zu berechnen; dieser Nachweis kann jedoch für 1885 erst nach dem Erscheinen der amtlichen Statistik der Bergwerke und Hütten beigebracht werden.
Thorn, 13. April. Am 10. d. M. feierte hierselbst der Be⸗ gründer des „Bromberger Tageblatt“ und der „Thorner Presse“, Hr. Buchdruckereibesitzer Dombrowski unter großer Theilnahme sein fünfzigjähriges Buchdrucker⸗Jubiläum.
Amsterdam, 13. April. (W. T. B.) Die heute von der Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltene Kaffe⸗ auktion eröffnete für Nr. 1 zu 27 à 27 ½. Nr. 2 27 ¼ à 27 ½, Nr. 3 27 ¼, Nr. 5 25 ½ à 26 ¼, Nr. 6 27 ¼ à 27 ¼, Nr. 10 31 ½ à 31 ¾, Nr. 11 31 %à 32, Nr. 15 29 ½ à 29 ¼, Nr. 20 25 ½ à 25 ¼, Nr. 21 25 ½⅛ à 25 ¼. (S. Börs.⸗Beil.)
London, 12. April. (W. T. B.) Wollauktion. verändert.
ö11ö1815 Die Subskription auf die Anleihe der Canadischen Pacific⸗Eisenbahn ist gestern ge⸗ schlossen; es sind mehr als 6 Millionen Pfd. Sterl. gezeichnet worden.
Glasgow, 13. April. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen üeger in der vorigen Woche 7000 gegen 9900 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.
„New⸗York, 12. April. (W. T. B.) Weizen⸗Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 41 000, do. nach Frank⸗ reich 3000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 32 000, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 14 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents — Orts.
— 14. April. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 5 097 796 Doll. gegen 5 173 180 Doll. in der Vorwoche.
Preise un⸗
6 Submissionen im Auslande.
1 Niederlande. 20. April 1886. Timmerhuis zu Rotterdam. „Lieferung von 50 000 kg Gießblei. Bedingungen liegen aus im Bureau voor de Plaatselyke Werken im Timmerhuis zu Rotterdam. .2) 23. April 1886, Vormittags 11 Uhr 30 Minuten. Bürger⸗ meisteramt der Gemeinde Arnhem im Rathhause daselbst. Lieferung von zwei eisernen Pontons für die Gemeinde⸗ schiffsbrücken in Arnhem und Westervoort. . Nähere Auskunft am 16. April d. J., Vormittags 10 Uhr, im Bureau Publieke Werken in Arnhem, Bedingungen käuflich bei der Sekretarie daselbst. “
8 Verkehrs⸗Anstalten.
Breiten 13. April. (W. B.) Der Hampfer des Norddeutschen Lloyd „Habsburg“ ist heute früh in New⸗ York eingetroffen. Hamburg, 13. April. (W. T. B.) Der Postdampfer „Teutonigag“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ 1““ hat, von Westindien kommend, heute Lizard assirt.
St. Petersburg, 13. April. (W. T. B.) „Das Gesetz⸗ blatt“ veröffentlicht ein am 10. März Allerhöchst sanktionirtes Statut, wonach aus dem Fürstlich Gagarinschen Dampf⸗ schiffahrts⸗Unternehmen auf dem Schwarzen Meere und der Donau eine „Gesellschaft für Dampfschiffahrt auf dem Schwarzen Meere und der Donau“ gebildet werden soll. Der Gesellschaft wird für allwöchentliche Tourfahrten zwischen Odessa — Sistowa und zurück mit obligatorischer Berührung von Sulina, Tultscha, Galatz, Braila, Tschernawoda, Silistria, Turtukai und Rustschuk in den ersten 12 Jahren eine maximale Meilengeldersubsidie von 50 332 Rubel pro Jahr und für regelmäßig alle 14 Tage stattfindende Tourfahrten zwischen Odessa und Ismail in den ersten 10 Jahren eine Subsidie von 7938 Rubel pro Jahr zugesichert. Für die er⸗ wähnten Fahrten hat die Gesellschaft drei Dampfer und einen Reserve⸗Dampfer zu unterhalten. Dieselben werden in Kriegszeiten der Regierung auf Verlangen zur Verfügung gestellt. Das Aktien⸗ kapital der Gesellschaft wird auf 655000 Rubel festgesetzt.
Sanitätswesen und Quarantänewesen.
8 Portugal.
8 Durch unterm 6. April 1886 veröffentlichte Verfügungen des
Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern sind
1) Uhen Heftn von Leeenbg sh dem 25. Februar d. J. für gelben Fieber verseucht und die übrigen Häfen derselben 1
als derselben Krankheit verdächtig,
2) die Häfen der spanischen Provinz Murcia seit dem 5. April
d. J. als von der Cholera verseucht erklärt worden.
2 Italien. Quarantäne⸗Verordnung Nr. 6.
Die in der Verordnung Nr. 5 vom 22. März d. J. („Reichs⸗ Anzeiger“ Nr. 79 vom 1. April d. J.) enthaltenen Vorschriften, be⸗ treffend Einstellung der Quarantäne gegen die aus spanischen Häfen am Mittelländischen Meere kommenden Schiffe, finden zufolge Er⸗ lasses des Königlich italienischen Ministeriums vom 4. April 1886 von diesem Zeitpunkt ab Anwendung auch auf die aus irgend einem anderen Hafen Spaniens anlangenden Schiffe mit alleiniger Ausnahme der⸗ jenigen, welche aus Tarifa und dessen Umgegend kommen. Für letztere bleibt die in der Verordnung Nr. 6 vom 1. August 1885 (öReichs⸗ Anzeiger“ Nr. 187 vom 12. August 1885) vorgesehene Quarantäne von 7 Tagen in Wirksamkeit. —
Berlin, 14. April 1886.
Die Berliner Stadtmission hatte gestern ihre Mitgli
im Stadtmissionshause zu einer außerordentlichen eeehe lung zusammenberufen, um die Statuten in einer Form festzusetzen wie sie die Erlangung der Korporationsrechte erfordert, welche die Stadtmission anstrebt. Prinzipiell wurde an den Einrichtungen und
mäßigem Turnus ausscheidenden Mitglieder des Aufsichtsraths und die Rechnungsrevisoren für das Jahr 1886 wi des Auffich
(Nat.⸗Ztg.) Am Sonnabend Abend trat auf dem Rathhause im Magistratssitzungssaal das neugebildete provisorische große Lokalcomité für die nationale deutsche Gewerbe⸗ und Industrie⸗Ausstellung des Jahres 1888 zusammen. Dasselbe besteht aus 8 Deputirten der Aeltesten der Kaufmannschaft, 7 Mit⸗ gliedern des Magistrats, 10 Stadtverordneten und 22 von II hiesigen größeren Vereinen gewählten Mitgliedern. Sämmtliche Mit⸗ glieder waren erschienen. Auf Ersuchen übernahm Ober⸗ Bürgermeister von Forckenbeck den Vorsitz; sein Stellvertreter war Präsident Mendelssohn. Der Vorsitzende gab eine Ueber⸗ sicht der bisherigen Verhandlungen, betreffend die Gewerbe⸗ ausstellung von 1888, und konstatirte dabei, daß der Vorschlag, diese Ausstellung zu veranstalten, in weiten, namentlich auch süddeutschen Kreisen recht lebhafte Zustimmung gefunden habe, daß freilich in einigen anderen Kreisen, namentlich auch bei der Großindustrie, gewisse Be⸗ denken hervorgetreten seien, daß aber der Magistrat und die Aeltesten der Kaufmannschaft schließlich der Ansicht gewesen seien, daß Berlin nachdem es die Hauptstadt des Reiches geworden, die Pflicht habe, im Interesse unserer Industrie für die Ausstellung einzutreten und sie, wenn irgend möglich, ins Leben zu rufen. Dieser Ansicht sei auch die Stadtverordneten⸗Versammlung, die schon früher sich für die Ausstellung ausgesprochen, fast einmüthig bei⸗ getreten, und es sei ferner unzweifelhaft, daß eine große Anzahl Der⸗ jenigen, welche mit ihrem Ausspruche zurückgehalten, jetzt mehr und mehr ihre volle Zustimmung erklärten. Es sei jetzt nicht mehr zweifelhaft, daß mit Beihülfe des Reichs und der Staaten die Aus⸗ stellung zu Stande kommen werde, und das, was sie leisten müsse auch leisten werde. Er schlage deshalb vor, sich zunächst über den zu wählenden Auͤsstellungsplatz zu entscheiden und demnächst den kleinen ausführenden. Ausschuß zu wählen, der die er⸗ forderlichen Vorbereitungen und Feststellungen machen und die definitiven Anträge für die Stadtverordneten⸗Versamm⸗ lung und für die Reichs⸗ und Staatsbehörden einleiten solle. Präsident Mendelssohn stimmte dem zu, und die Versammlung erklärte sich ebenfalls vollständig einverstanden. Demnächst berichtete Kommerzien⸗Rath Kühnemann über die bisher genannten Ausstellungs⸗ plätze. Seiner Ansicht nach könne an die Gegend des Wannsee, der hier und da genannt worden, nicht gedacht werden, der Ausstellungsplatz der Hygiene⸗Ausstellung und des Hippodroms seien viel zu klein, auch der Platz hinter der Ulanen⸗Kaserne zu Moabit könne nicht in Betracht kommen und das Terrain zwischen Charlottenburg und Wilmersdorf am Grunewald biete große Schwierig⸗ keiten. Seiner Ansicht zufolge sei allein der Treptower Park voll—⸗ ständig geeignet, ja derselbe biete so große Vortheile, wie sie fast keine andere Ausstellung gehabt habe. Dieser Ansicht traten andere Redner bei. Schließlich wurde, nachdem niemand gegen Treptow ge⸗ sprochen, die Frage: „Wird der Treptower Park als der geeignetste Ausstellungsplatz vorgeschlagen und empfohlen?“ von der Versammlung einstimmig bejaht. Demnächst fand eine eingehende Debatte über die Kon⸗ stituirung des geschäftsführenden Ausschusses statt, die mit dem Vorschlage endete, die Zahl der Mitglieder desselben möglichst einzuschränken, die Wahl derselben aber dem vorsitzenden Ober⸗Bürgermeister zu über⸗ tragen. Auch dieser Vorschlag wurde einmüthig angenommen. Endlich wurde beschlossen, dem Vorsitzenden, dem Präsidenten Mendelssohn und dem Stadtverordneten⸗Vorsteher Büchtemann zu überlassen, noch einige Personen in das Lokal⸗Comité zu kooptiren. Die Versamm⸗ lung ging in der Ueberzeugung auseinander, daß nunmehr die Aus⸗ stellung als gesichert angesehen werden könne und das große nationale Unternehmen zu Stande kommen werde.
Hirschberg, 14. April. (W. T. B.) Die Flüsse Zacken und Bober sind aus ihren Ufern getreten. Mehrere Ortschaften stehen unter Wasser. Die Niederungen sind hoch überschweemt Das Wasser ist noch im Steigen begriffen.
8 Nischni⸗Nowgorod, 14. April. (W. T. B) Das Eiz auf der Wolga riß gegen vierzig, zum Theil mit Naphtha⸗ Produkten beladene Barken fort, welche allmählich zerschellt wurden. Das Quantum des verloren gegangenen Naphthas beträgt anderthalb Millionen Pud. Der Gesammtverlust an Barken und Gütern wird auf mehrere Hunderttausend Rubel geschätzt.
Im Königlichen Opernhause wurde dem Publikum am gestrigen Abend ein interessantes Gastspiel geboten, indem nämlich Frl. Pattini, welche bereits im hiesigen Concerthause mit gutem Erfolg als Liedersängerin aufgetreten war, als „Violetta“ in Verdi's gleichnamiger Oper den Beweis lieferte, daß sie auch als Opern⸗ sängerin eine werthvolle künstlerische Kraft ist. Die Stimme der Dame ist nicht sehr groß und entbehrt in den bewegtesten dramatischen Augenblicken der nöthigen Stärke; aber was sie auszeichnet, ist zunächst eine gute Schulung, welche sich namentlich in den Koloraturen zeigt, so⸗ dann aber der Wohllaut und die glockenhelle Reinheit derselben, ihre an⸗ muthende Frische und Weichheit berührt besonders sympathisch. Was die schauspielerische Leistung der jungen Dame anbetrifft, so läßt sich im Allgemeinen auch hierüber Günstiges berichten, jedenfalls zeigt sich auch hier eine glückliche Veranlagung, welche bei fortgesetztem Studium und andauerndem Fleiß das Beste n läßt. Sollte das auf einige Abende berechnete Gastspiel des Frl. 2 zu einem festen Engagement an der Königlichen Hofbühne führen, so wäre diese Vermehrung des einheimischen Personals durch eine so jugendfrische, viel versprechende Kraft mit Freuden zu begrüßen. Das Publikum geigte sich durch die gestrige Leistung sehr befriedigt und gab seiner Anerkennung durch aufrichtigen Beifall und verschiedene Hervorrufe lebhaften Ausdruck. Der Alfred Germont wurde wieder von Hrn. Kalisch, dem diese Partie besonders günstig liegt, in tüchtiger Weise durchgeführt. Der Vater Germont wurde von Hrn. Betz in bekannter ausgezeichneter Weise gesungen; auch diese beiden Herren wurden durch reichlichen Beifall belohnt.
Deutsches Theater. Frl. Sorma ist von ihrer Erkrankung hergestellt und wird zum ersten Mal wieder am nächsten Montag, den 19., in dem L'Arronge'schen Schauspiel „Die Loreley“ auftreten.
1 Victoria⸗Theater. Die erste Aufführung des großen Ballets
„Amor“ ist auf Sonnabend, den 24. April, festgesetzt, da sich er⸗ warten läßt, daß die kolossalen Vorbereitungen zu diesem Ballet, die mit rastloser Energie gefördert werden, rechtzeitig bis zum 24. d. M. vollendet sind. Sgr. Coppini studirte in mehr als hundert Proben Morgens und Abends mit den Mimen, dem Corps de Ballet, den Tramagnini, den Tänzern, Figurantinnen und Ballet⸗Eleven, und aus dem Chaos dieser Massen sieht man die Tänze („Amor“ enthält fünf große Balletabiles) sich jetzt harmonisch gliedern und entwickeln. Auch die Ensemble⸗Proben mit dem bedeutend verstärkten Orchester haben bereits begonnen. Im Uebrigen ist das Vietoria⸗Theater eine einzige große Werkstatt geworden, in der Hunderte fleißiger Hände an den Kostümen, deren ca. 2500 erforderlich sind, an den Requisiten, Waffen, Rüstungen, Feaet nceh arbeiten. Die Dekorationen, die genau nach den Mai⸗ änder Skizzen gemalt werden, gehen ihrer Vollendung entgegen. Vor⸗ läufig bleibt das Victoria⸗Theater bis zur ersten Aufführung von „Amor“, am Sonnabend nächster Woche, geschlossen. Nur am Sonntag findet eine einmalige Vorstellung von „Der Müller und sein Kind“ statt.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Scholz). Sechs Beilagen
Berlin: B Druck: W. Elsner.
Grundsätzen nichts geaͤndert.
(einschließlich Börsen⸗Beilage). G
90.
zum Deutschen Reichs⸗Anzei
—
Erste
—
8 Berlin, Mittwoch, den 14. April
ger und Königlich Preußischen Staats⸗
Deutsches Reich.
8
Nachweisung
onats Mä
der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1885 bis zum Schlusse des Mo
—
2*
2
Einnahme im Monat März.
ℳ.
3.
Hierzu Einnahme in den Vormonaten.
4. 5. Berichtigte Einnahme in dem⸗ selben Zeitraume des Vorjahres (Spalte 4). ℳ 2
Zusammen.
ℳ ₰
6.
rz 1886.
In 1885/86
+ mehr
— weniger
Im Reichs⸗Postgebiete.
Königsberg
) Gumbinnen
) Danzig.
Eö6 otstam ..
Fantiar 5. . tettin
Köslin.
Posen.
10) Bromberg.
11) Breslau
12) Liegnitz.
13) Oppeln.
14) Magdeburg
15) Halle a. S.
15) Erfurt .
17) Kiel.
18) Hannover .
19) Münster
20) Minden
A) Arnsberg .
ZZEö11““
23) Frankfurt a. M.
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25) Aachen.
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39) Straßburg i. E. . ““]
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9 664 4 041 10 882 70 867 3 730 6 342 7 099 543 5 536 3 506 14 733
80
30
90 60 90
50
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40
20
80
718 688
33 222
67 358 76 462 17 156 50 554 33 502 153 956 79 031 54 762 143 320 78 010 120 812 58 517 67 825 19 127 51 400 2 173 216 48 296 302 143 155 427 76 198 34 891 377 510 21 034 130 190 396 863 202 313 60 048 120 892 24 239 39 399 115 153 627 626 075 175 111 38 875
139 947 131 759 70 807 200 80. 38 534 70 72 581 40 80 609 10 20 559 90 57 683 85 44 017 10 173 703 35 91 558 20 59 814 65 164 379 35 83 936 20 128 104 60 64 034 20 70 806 90 23 236 — 54 618 199 717 51 053 25 341 543 55 177 154 10 83 771 35 37 135 20 414 940 70
27 312 40 25
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132 629 60 40 043 128 007 789 555 36 953 73 701 83 561 18 699 56 090 37 009 168 689 88 255 60 646 155 716 85 626 132 199 2¾ 62 542 74 933 21 244 56 885 4 189 295 52 742 326 880 169 703 85 082 37 716 409 060 22 567 141 593 433 456 220 687 66 965 130 599 26 834 43 218 66 762 166 045 678 921 191 225 42 184
70 V 90
0)5
24 143 564 2 441 753 213 729
62 996 132 598
27 685
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70 30
45
581 5 880
8 297 6 957 3 968 1 998
45 866
Summe I.
II. Bayern. III. Württemberg 8
20 266
60 40
90
5 317 281 519 936 234 327
5 969 093 — 555 346 45
256 409 95
5 804 534 ℳ9 568 934
254 594
Ueberhaupt
556 517 90
Haupt⸗Buchhalterei des Reichs⸗Schatzamts.
6 071 545 55
Biester.
6 628 063 45
6 780 849 40.
Nichtamtliches.
Preußen.
Berlin, 14. April. Im weiteren Verlauf der gestrigen Sitzung des Herrenhauses erklärte bei Fortsetzung der Spezialberathung des Gesetzentw urfs, be⸗
esetze,
treffend Abänderungen derkirchenp olitischen G
herr Dr. Miquel:
r habe sich in der Kommission bemüht, alle
des dauernden Friedens aus und er sei in diesem
gangen als die meisten er habe dies nur Revision der Maigesetzgebung
keiten geben würde.
nischen Revision kommen
Kämpfen gekommen sei. man bei der Herstellung noch einmal machen
deutsche Volk wolle den Frieden, a
dem Gedanken Kommissionsmitglieder. vollständige nicht Streitig⸗
gethan,
möchte. Bischofs Kopp könne er auch stimmen, dauernder Friede in Aussicht gestellt würde. Was abe Kurie gegeben? Sei das eine Friedenserklärung? Vorbehalte seien es, auf die man jederzeit zurückkommen könne. Niemals sei er mit den Maigesetzen einverstanden gewesen. sehl daraus gemacht, daß man nach seiner Ansicht zu dem esultat kommen würde, zu dem man nach Er wolle aber die Fehler, we
der Maigesetze gemacht habe, nicht bei der Aufhebung derselben. he den wirklichen und
Wege vielleicht
um eine
herbeizuführen, Stückwerk, welches stetig wieder Anlaß zu neuen Er habe dabei den Wunsch gehabt, man durch eine Vereinbarung mit der Kurie zu einer orga⸗ die Anträge des wenn dadurch r habe die
Für
dauernden, einen offenen und ehrlichen Frieden.
Herr Struckmann sprach sich in demselben Sinne wie der aus den Verhandlungen der Kurie ls daran gedacht
Vorredner aus und suchte
in früheren Jahren nachzuweisen, daß diese niema habe und wohl auch jetzt nicht daran denke, die Anzeige im Sinne der preußischen Gesetzgeb der Kurie interpretiren „Germania“,
die neueste Note die Artikel der Bischöfen und dem Papst das letzte Wort wahrten. partei das Dokument — mal ein amtliches,
eitiren, wie jetzt von den
gegebenen e citirt würden. die Vorlage abgelehnt werden so
nehmen, um damit anzudeuten, sei, eine Revision der kirchenpoliti
Wenn und
- die Note sei keine 8. die Hand gäbe, welches die Regierung zu einer Revision der Bestimmungen über die Anzeige verpflichte, von Jahr zu Jahr als Mahner auftreten. Verheißungen und Versprechungen der Regie Polen die ihnen in früherer Zeit Redner bat, wenn llte, die Resolution anzu⸗ daß das Herrenhaus bereit schen Gesetze herbeizuführen.
ung zu gestatten. werde, ausdrücklich auf die Anzeige Centrums⸗ nicht ein⸗
welche Bezug
man der dasselbe sei
zu weiter
daß er nicht inkonsequent gehandelt habe. Hindernisse räumen,
Er habe niemals ein
Wie man
amtliche
dann werde sie Man werde diese rung ebenso oft
gebe zu, daß
in ihrer stück wäre. ge⸗
Aber ein
daß
ein beantworten
nungen, stimmte wird, sollten, na und zu ver Intentionen, treffend sind
che
Das
ein Blatt, sehen.
den Frieden
20 9 werden. 4 zeigten friedenheit
den
mania“ m himmelweit
in
Reifferschei Unterschrif dieselbe n. Resolution
vorausgese erhalten.
nur richtig stellen, und, wie ich denke, im anderen Hause kein Mißverständnif
Daun hat der Herr Vorredner eine Frage an den Herrn Kultus⸗ Minister gerichtet und um deren Beantwortung gebeten, eine Frage, die das Staats⸗Ministerium nach der Zurückhaltung, die es ich i diesem Stadium der Verhandlung zur Pflicht gemacht hat, nicht zu Aber auch wenn diese Zurückhaltung nicht Gesin⸗
Auslegung wenn
Wenn die „Germania“
haben, wenn wir ihn gewonnen hätten, s Die „Germania“
Unfrieden nach Möglichkeit schüren, Aufgabe stets die wünschensw will den Unfrieden,
ganz oder zum großer von derselben einen
sie verstanden hat, nämlich in Bezug auf die Staatssekretärs vom 26. v. 2 Erklärung braucht, kann so ausgelegt werden, als o Totalität, speziell auch diese Note ein nicht amtlich Die Note des Kardinal⸗Staatssekretärs vom 26. März Die Anregung, durch amtliche Anfrage,
Die Wendung,
ist aber ein unzweifelhaft amtliches Aktenstück. welche sie hervorgerufen worden ist, war eine nicht die der Königliche Gesandte in Rom aus eigenem Antriebe an den Kardinal gerichtet hat; der Kardinal hat darauf in dieser nach Form und Inhalt zweifellos amtlichen Note geantwortet. Ich wollte dies damit bei den weiteren eö ß bestehe.
gesonnen ist.
unterzulegen. Das
Differenzen über eine solche ch seinen eigenen Auffassungen fahren haben. die der Herr Vorredner bei dem
der Kurie näherstehenden Abgeordneten für den richtigen der päpstlichen Intentionen zu halten.
wie die „Germania“, als
mit der Kurie zu erstreben;
und des Unfriedens
verschieden von einander.
d wurde die Erklärung
Am allerwenigsten einen solchen
erthe Rücksicht zu nehmen. e „G der Papst will den Frieden; sie sind
Hierauf nahm Fürst Bismarck das Wort:
Ich nehme das Wort nur, berichtigen, zu welchem die Erklärung der Staatsregie der Kommission abgegeben worden ist, Anlaß geg man dieselbe so verstehen kann, wie der Herr Vorredner Note des Kardinal⸗ welche die ministerielle b die Korrespondenz hes Akten⸗
wäre, so ist das Staats⸗Ministerium doch nicht berufen, den Auffassungen und Intentionen der Kurie seinerseits eine be⸗ Staats⸗Ministerium
Auslegung
sie zu
Nunmehr wurde die Diskussion geschlossen. Von den Herren Dr. Francke, Dietze und Fürst Salm⸗ abgegeben, daß sie ihre
sich in
um einen thatsächlichen Irrthum zu rung, wie sie in
eben hat. Ich
entstehen behandeln Ich glaube nicht, daß die Absichten und Papste befürchtet, zu⸗ ;‚jich bin mehr geneigt, in der Beziehung den bischöflichen, Interpreten möchte ich Interpreten an⸗ ein richtiger Interpret der Absichten der Kurie wäre, dann würde es weder mir noch irgend einem preußi⸗ schen Minister überhaupt einfallen, auch nur den Versuch zu machen,
wir würcen die Ueberzeugung o würde er uns nicht gehalten ist ein Organ von Leuten, die der Unzu⸗ im Lande bedürfen und deshalb den ohne auf die Wahrheit bei dieser Die „Ger⸗
t unter der Resolution Miquel zurückzögen, da
ur gegeben hätten, zur Abstimmung kommen solle,
hen
7
weil sie angenommen, wenn die Vorlage Theil abgelehnt würde. Da man aber anderen Gebrauch gemacht habe, als sie so könnten sie ihre Unterschriften nicht aufrecht⸗
daß die
sie
Graf zur Lippe erklärte, daß Herr Miquel, welcher 1873
dem Abgeordnetenhause angehört, bei den namentlichen Ab⸗ stimmungen über
abe. hal die Aufhebung der Artt. 15, 16 und 18 der Verfassung
gestimmt.
die Maigesetze allerdings nicht mitgestimmt
Er habe als nichtentschuldigt gefehlt. Dagegen habe er
Herr Dr. Miquel erwiderte, daß er allerdings für die
Aufhebung dieser Paragraphen gestimmt habe, weil sie zu einer Interpellation geführt hätten, 1 überhaupt hervorgerufen habe. Die Resolution sei nur fürden Fall bestimmt, daß die Vorlage abgelehnt würde, klären, daß, wenn auch keine Vorlage zu Stande komme, Mehrheit des Herrenhauses dennoch nicht darauf verzichte, eine Revision der Maigesetze herbeizuführen.
welche diesen Kulturkampf
um damit zu er⸗ die
Der Artikel I1 wurde hierauf in der Fassung der Kom⸗
mission mit großer Mehrheit angenommen.
Artikel Ia lautet:
An die Stelle des §. 3 des Gesetzes vom 11. Mai 1873 treten folgende Bestimmungen: 8
Das theologische Studium kann auch an den zur wissenschaft⸗ lichen Vorbildung der Geistlichen geeigneten kirchlichen Seminarien, welche bis zum Jahre 1873 bestanden haben, zurückgelegt werden.
Zur Wiedereröffnung und Fortführung dieser Anstalten sind
1) dem Minister der geistlichen Angelegenheiten die Statuten und der Lehrplan einzureichen und die Namen der Leiter und Lehrer mitzutheilen;
8 2) ist der Lehrplan dem Universitätslehrplan gleichartig zu ge⸗ stalten; 3) es ist zur Anstellung an diesen Anstalten die wissenschaft⸗ liche Befähigung erforderlich, an einer deutschen Staatsuniversität in der Disziplin zu lehren, für welche die Anstellung erfolgt. Als Leiter und Lehrer können diejenigen Personen nicht angestellt werden, welche der Staat als minder genehm bezeichnet hat. Diese Seminare sind nur für diejenigen Studirenden bestimmt, welche dem Sprengel angehören, für den das Seminar errichtet ist. Hier⸗ von kann jedoch der Minister der geistlichen Angelegenheiten Aus⸗ nahmen gestatten.
Der Minister der geistlichen Angelegenheiten macht die zur wissenschaftlichen Vorbildung geeigneten Seminare öffentlich bekannt.
Die Wiedereröffnung der Seminare für die Erzdiözese Gnesen⸗ 2g und die Diözese Kulm wird durch Königliche Verordnung bestimmt.
Hierzu lagen drei Anträge vor: 1
1) von Herrn Dr. Kopp: den Satz „als Leiter und Lehrer können u. s. w.“ zu streichen; 2) von Herrn von Zoltowski: den letzten Satz zu streichen; 3) von Herrn Dietze: hinter Lehrer in der Nummer 3 einzuschalten: „welche Deutsche sein müssen.“
Herr Dr. Kopp bemerkte zu seinem Antrage: Die ersten drei Artikel der Vorlage hätten den Zweck, die Lindernisse zu be⸗ seitigen, welche der Wiedereröffnung der klerikalen Bildungs⸗ anstalten im Wege stehen. Könne die Regierungsvorlage an sich schon diese Hindernisse beseitigen? In den Motiven der Gesetze vom Mai 1873 werde monirt, daß die Bischöfe allein über die klerikale Bildung und Erziehung zu bestimmen hätten. Im Grunde genommen müßten die Bischöfe darüber zu bestimmen haben, denn sie seien verantwortlich für die Be⸗ schaffenheit ihres Klerus. Ihr Klerus sei ihre Ehre und ihre Unehre. Vom Ursprung an hätten die Bischöfe die Erziehung des Klerus geleitet, später die Domkapitel; bis in das drei⸗ zehnte Jahrhundert sei dies die Regel gewesen. Als dann die Universitäten entstanden, sei das theologische Studium in diese verlegt worden. Die Kirche habe das thun können, da die Universitäten von ihr selbst gegründet worden seien. Später aber, als die Wissenschaftlichkeit zurückgegangen und Sitten⸗ rohheit eingetreten wäre, da sei für die Bischöfe das Bedürfniß immer dringender geworden, die Erziehung des Klerus unmittelbar unter ihre Leitung zu bringen. Die Kirche benutze gern die staatlichen und öffentlichen Lehranstalten; wenn aber diese für die Heranbildung des Klerus Gefahren bereiteten, dann müsse auf andere Weise Ersatz e⸗ schaffen werden. Es handele sich nicht um ein be⸗ stimmtes Maß von vissenschaftlichen und theologischen Kenntnissen; es handele sich vielmehr um Ausbildung und Vorbereitung der Seele. Der Priester solle der Brunnen sein, aus welchem die Gläubigen beständig erfrischt werden. Der Priester solle zwar in der Welt leben, er solle aber für Andere leben, ohne Familie, mit geringem Einkommen aus⸗ kommen; er solle in Einsamkeit leben und Selbstverleugnung üben, Gutes thun und Arme unterstützen. Zu allen diesen hohen Pflichten müsse der Priester erzogen werden. Die Kirche wolle ihre Bildungsanstalten den Wünschen des Staates an⸗ bequemen, aber in thesi bestreite sie ihm das Recht, sich einseitig in die Verhältnisse der Kirche einzumischen. In der Regierungsvorlage fehlten die Seminare, die für das theologische Studium ganz besonders geeignet seien. Die Kirche sei durchaus nicht gegen das Universitätsstudium, aber neben demselben müsse die Kirche Seminare haben. Die Kommission habe seinen Anträgen gegenüber nur wenig Ent⸗ gegenkommen gezeigt, und er erkenne sein Kind kaum noch
eng⸗
wieder. Ferner bitte er den Herrn Minister, nicht zu herzig in der Dispensation zu sein, da ja nach dem
nur die bis 1873 errichteten Seminare berücksichtigt werden sollten. Auch bitte er, den Bischöfen von Kulm und Posen nicht schon bei ihrer Einführung ein Mißtrauensvotum zu geben, indem ihnen Beschränkungen auferlegt würden. b Heerr Dietze empfahl sein Amendement. Da in einem späteren Artikel stehe, daß die Lehrer Deutsche sein müßten, so sei es wohl selbstverständlich, daß dies auch hier vorge⸗ schrieben werde. “
Graf von der Schulenburg⸗Beetzendorf erklärte: Er glaube, die katholische Kirche könne nicht wohl ohne die An⸗ träge Kopp bestehen; ohne dieselben würde die ganze Vorlage für die Katholiken unannehmbar sein. Die katholische Kirche sei ein so gewaltiger kunstvoller Bau, daß sie die Erziehung ihrer Kleriker nicht aus den Händen geben könne, und er werde diese Erziehung auch in geeigneter Weise leiten. Herr von Zoöltowski befürwortete den Antrag der Polen auf Streichung des Vorbehalts für die Diözesen Posen und Kulm, um die Ausnahmestellung der polnischen Landestheile
zu beseitigen.
Nach Schluß der Diskussion wurde der Antrag von Z6l⸗