1886 / 92 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Apr 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 16. April. Se. Majestät der Kaiser und König ertheilten heute dem Bischof von Fulda, Dr. Kopp, eine Abschiedsaudienz, empfingen den Besuch

der Herzoglich sachsen⸗altenburgischen Herrschaften und nahmen vor dem Diner den Vortrag des Oberst⸗Kämmerers, Grafen Otto zu Stolberg⸗Wernigerode entgegen.

Gestern fand im Königlichen Palais eine Abend⸗ unterhaltung statt, bei welcher der Ober⸗Kapellmeister Taubert und die Künstler Hr. und Fr. de Padilla, Fr. Grosser, Fr. von Zur Mühlen, der Violinist Struß sowie mehrere Mitglieder der Königlichen Hofbühne mitwirkten.

Ueber das Befinden Sr. Kaiserlichen und König⸗

lichen Hoheit des Kronprinzen ist heute folgendes Bulletin erschienen:

Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz hat in der vergangenen

Nacht sehr gut geschlafen. Nach vollständiger Verbreitung des Aus⸗ schlages, welcher am Gesicht bereits verblaßt, hat das Fieber ganz, der Katarrh beinahe aufgehört. Dr. Wegner.

.

In der am 15. d. M. unter dem Vorsitz des Staats⸗ Ministers, Staatssekretärs des Innern, von Boetticher, abge⸗ haltenen Plenarsitzung ertheilte der Zundesrath den Gesetz⸗ entwürfen: zur Ergänzung des §. 809 der Eivilprose oordnung, betreffend die Abänderung des Reichs⸗Beamtengesetzes und des Gesetzes über die Fürsorge für die Wittwen und 8 der Reichsbeamten der Civilverwaltung vom 20. April 1881, betreffend die Abänderung des Militär⸗ Pensionsgesetzes vom 27. Juni 1871 und über die Rechtspflege in den deutschen Schutzgebieten, in den vom Reichstage be⸗ schlossenen Fassungen, dem Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗ Lothringen über die Ausstellung gerichtlicher Erb⸗ bescheinigungen und die Zuständigkeit der Amtsgerichte in der Fassung, wie derselbe vom Landesausschusse von Elsaß⸗ othringen angenommen worden ist, die Zustimmung. Das Gesetz über den Anspruch des Statthalters in Elsaß⸗Lothringen auf Gewährung von Pension und Wartegeld wird zur Aller⸗ höchsten Vollziehung vorgelegt, über den Entwurf eines Ge⸗ setzes, betreffend die Unfall⸗ und Krankenversicherung der in land⸗ und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Personen, in einer der nächsten Sitzungen Beschluß gefaßt werden. Die Bera⸗ thung über den vom Reichstag abgeänderten Entwurf eines Gesetzes über die Besteuerung des Zuckers wurde noch ausgesetzt. Den zuständigen Ausschüssen wurden überwiesen: der vom Reichs⸗ tag angenommene, von dem Abg. Dr. von Jazdzewski und Genossen vorgelegte Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Abänderung des Gerichtsverfassungs⸗Gesetzes vom 27. Ja⸗ nuar 1877, die Vorlage wegen Errichtung einer physikalisch⸗ technischen Reichsanstalt für die experimentelle Förderung der exakten Naturforschung und der Präzisionstechnik und der Bericht der Reichsschulden⸗Kommission über die Verwaltung des Schuldenwesens des Norddeutschen Bundes bezw. des Reichs und der ihrer Beaufsichtigung unterstellten Fonds. Von den mit den Häuptlingen zu Hoachanas und Rehoboth, sowie mit den Hereros abgeschlossenen Schutz⸗ und Freundschafts⸗ verträgen nahm die Versammlung Kenntniß. Auf den Bericht der Ausschüsse für Zoll⸗ und Steuerwesen, für Handel und Ver⸗ kehr und für Rechnungswesen erfolgte die Feststellung der bis zum Schlusse des Etatsjahres 1883/84 durch die Statistik des auswärtigen Waarenverkehrs erwachsenen, den Bundesstaaten zu vergütenden Kosten. Einer Eingabe, betreffend die Auf⸗ nahme der Berieselungsanlagen unter Benutzung von städtischem Kanalisationswasser in das Verzeichniß der EE11 gewerblichen Anlagen, wurde keine Folge gegeben. Nachdem noch über die Bildung von erufsgenossenschaften auf Grund des Gesetzes über die Aus⸗ dehnung der Kranken⸗ und Unfallversicherung, sowie über das Stimmverhältniß bei der Wahl von 4 nichtständigen Mit⸗ gliedern des Reichs⸗Versicherungsamts Seitens der Ge⸗ nossenschaftsvorstände und der Arrbeitervertreter Be⸗ schluß gefaßt worden war, gelangten Gesuche auf Entbindung von den gesetzlichen Vorschriften über Ein⸗ richtung der Anlagen zur Anfertigung von Zünd⸗ hölzern und, betreffend die Befreiung verschiedener Betriebe von der Unfallversicherungspflicht, zur Erledigung. Die Sitzung wurde mit der Vorlegung mehrerer Eingaben und der Beschluß⸗ nahme über deren geschäftliche Behandlung geschlossen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Justizwesen und für Elsaß⸗Lothringen hielten Sfcg 88 itzung. Heute versammelten sich die vereinigten Ausschüsse desselben Fur das Landheer und die Festungen und für Eisen⸗ bahnen, Post und Telegraphen sowie der Ausschuß für das Landheer und die Festungen.

Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Landtages befinden sich in der Ersten Heilase- 3

Durch Allerhöchste Ordre vom 5. d. M. ist dem Kreise Lauban für die Chaussee von Lauban über Thiemendorf bis zur Bunzlauer Kreisgrenze in der Richtung auf Löwenberg das Recht zur Erhebung des Chaussee⸗ gelhe⸗ nach den Bestimmungen des Chausseegeldtarifs vom

„Februar 1840 einschließlich der in demselben enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen, die Erhebung betreffenden zusätzlichen Vorschriften vorbehaltlich der Abänderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestim⸗ mungen verliehen worden. Auch sollen die dem Chaussee⸗ geldtarif vom 29. Februar 1840 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizeivergehen auf die gedachte Straße zur Anwendung kommen.

Die Polizeivorschrift einer preußischen Bezirksregierun ist nach einem Urtheil des Reichs k. v Swifienatz⸗ vom 13. Januar d. J., wenn sie nicht ausdrücklich als „polizeiliche Vorschrift, Polizeiverordnung oder Polizeireglement“ bezeichnet ist, ungültig. „Der §. 11 des Gesetzes vom 11. März 1850 über die Polizeiverwaltung bestimmt: „Die Bezirksregierungen sind be⸗ ugt gültige Polizeivorscheten zu erlassen und is 10 Thlr. anzudrohen. Des Minister des Innern hat über die Art der Verkündigung solcher Vorschriften, sowie über die Formen, von deren Beobachtung die Gültigkeit derselben ab⸗ hängt, die erforderlichen Bestimmungen zu erlassen.“ Dem⸗ gemäß schreibt die Cirkularverfügung des Ministers des Innern vom 6. Juni 1850 unter Anderem vor: „Der Erlaß

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muß ausdrücklich.. .als polizeiliche Vorschrift, Polizei⸗ verordnung oder Polizeireglement bezeichnet sein.“ Die hier in Frage stehende Regierungsverordnung entspricht nun aber dem erstbezeichneten Erforderniß insefern nicht, als sie statt sich in der angegebenen Weise selbst zu bezeichnen, nur die Ueberschrift trägt: „Bekanntmachung der Königlichen Regie⸗ rung. Polizeiliche Vorrichtungen beim Gebrauch landwirth⸗ schaftlicher Maschinen.“ Hierdurch kann indeß jenes formelle Erforderniß nicht als ersetzt angesehen werden. In demselben Sinne spricht sich bereits das Urtheil des vormaligen Preuß. Ob.⸗Trib. vom 14. November 1872 aus. Das Urtheil des V. Civilsenats des Reichsgerichts ist aus gleichen Gründen bes Auffassung beigetreten; es muß an derselben festgehalten werden.“

Eine betrügerische Handlung, deren Ausführung der von der betrügerischen Absicht unterrichtete Betrogene geduldet hat, um den Betrüger zu überführen, ist nach einem Urtheil des Reichsgerichts, IV. Strafsenats, vom 26. Januar d. J., als Betrugsversuch zu bestrafen.

„— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich sächsischer Geheimer Regierungs⸗Rath Böttcher und Landes⸗Direktor des Fürstenthums Waldeck und Pyrmont, von Saldern, sind von Berlin abgereist.

Der Regierungs⸗Rath Reichau von der General⸗ Kommission zu Münster und der Regierungs⸗ und Landes⸗ Oekonomie⸗Rath von Baumbach⸗Amoenau von der General⸗Kommission zu Kassel sind als etatsmäßige Mitglieder, sowie der bisherige Spezial⸗Kommissar in Arnsberg, Regierungs⸗Assessor Helfferich, als außeretatsmäßiges ] der General⸗Kommission in Düsseldorf überwiesen worden.

Der General⸗Lieutenant Wiebe, Inspecteur der 1 Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion, ist von der Musterung des Schlesischen Fuß⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 6 zurückgekehrt.

Der General⸗Lieutenant Freiherr von Gemmingen, Commandeur der 14. Division, hat sich nach Stägigem T hierselbst in seine Garnison Düsseldorf zurück⸗ egeben.

Der Contre⸗Admiral Paschen, welcher kürzlich zum Vorstand des Hydrographischen Amts der Admiralität ernannt v ist zum Antritt der Stellung aus Kiel hier ein⸗ getroffen.

Bayern. Muünchen, 15. April. (W. T. B.) Da bei der Spezialdebatte über das Arrondiru ngsgesetz in der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer der Hauptartikel, betreffend die Zwangszusammenlegung, keine Majorität von zwei Dritteln erhielt, so fragte der Prä⸗ sident an, ob die Regierung auf der Weiterberathung des Gesetzes bestehe. Der Finanz⸗Minister erklärte Namens des Ministers des Innern: die Regierung hoffe auf die Her⸗ stellung des dritten Artikels durch die Reichsräthe und ziehe daher den Entwurf nicht zurück.

16. April. (W. T. B.) Die Kammer der Abgeord⸗ neten nahm heute den Gesetzentwurf, betreffend die Ver⸗ legung der Militärbildungsanstalten und die Her⸗ stellung des Münchener Justizpalastes, einstimmig an.

Baden. Karlsruhe, 14. April. Heute ist über das Befinden desrguß hherzogs nachfolgendes Bulletin h 8 4 1.

Gestern Nachmittag wieder geringe Temperatursteige 2 stärkere Betheiligung der Gelenke. Am Morgen keinte girung 88 pleuritischen Ergüsse dauernd in Abnahme. Dr. Tenner.

15. April. (W. T. B.) Der Großherzog hat den Landtag heute mit einer Thronrede geschlossen, in welcher derselbe den Abgeordneten für ihr 8n Zu⸗ sammenwirken dankt und ferner sein tiefes Bedauern über das Hinschelden des Erzbischofs Orbin ausspricht mit dem

inzufügen: es sei zu hoffen, daß der erzbischöfliche Stuhl durch eine Persönlichkeit besetzt werden würde, welche das Werk des friedlichen Ausgleichs und der ge⸗ meinsamen Arbeit weiterführen werde. Nach einer Aufzählung der von dem Landtage zu Ende geführten Arbeiten heißt es sodann: „Die besten Wünsche begleiten Sie bei Ihrer Rückkehr in die Heimath; seien Sie auch dort die Träger des in unserem öffentlichen Leben längst bewährten Geistes echter Vaterlandsliebe, gerechter Freisinnig⸗ keit und treuer Hingebung für die so nöthige Erhaltung und Befestigung der Ordnung in Staat und Kirche!“ Zum Schluß spricht der Großherzog seine dankbare Anerkennung aus für die Theilnahme des Landes bei der Erkrankung des Erb— Großherzogs und giebt der Hoffnung auf eine baldige Wendung zu anhaltender Besserung Ausdruck.

OesterreichUngarn. Wien, 15. April. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhause motivirte bei der heute fort⸗ gesetzten Debatte über die Landsturmvorlage der Minister für die Landes vertheidigung dieselbe unter dem wieder⸗ holten Beifall des Hauses. Der Minister wies in seiner Ausfüh⸗ rung die Behauptungen des Abg. Knotz energisch zurück und legte in überzeugender Weise die Nothwendigkeit der Vorlage dar welche nicht eine Vergrößerung des Heeres bezwecke, sondern nur die Möglichkeit eines Ersatzes und Verwendung 51Se ganz zu operativen Zwecken. Es seien zwingende Erfahrungen, durch welche auch die Re⸗ gierung Ungarns veranlaßt würde, ein ganz gleiches Gesetz einzubringen. In der Politik der Staaten frage man nach Leistungen und nicht nach schmeichelhaften Worten. „Wir wollen gern treue und aufrichtige Freunde unserer Freunde bleiben, aber als eine Achtung und Vertrauen erwerbende Macht. Der Landsturm solle thatsächlich ein Reservoir für die Armee sein, ohne aber schon im Frieden Lasten aufzuerlegen. Selbst⸗ verständlich solle eine vernünftige Grenze nicht überschritten werden, durch deren Einhaltung der größere Theil der betreffenden Mannschaften nicht herangezogen werden dürfte. Ferner wies der Minister auf das wirksame Ersatzwesen des deutschen Heeres hin, welches im letzten Kriege dem Ab⸗ chluß eines vortheilhaften Friedens einen wirksamen Nach⸗ ruck verliehen habe. In keinem anderen Wehrgesetz be⸗ stehe eine Beschränkung des Kriegsstandes des Heeres. Wenn die Regierung bei nicht ausreichenden Ersatzkräften keine anderweite Ergänzung des Kriegsstandes vornehmen dürfe, könne sie eine Verantwortung im Kriege nicht übernehmen. Die Hülfsdienstleistungen des Landsturms fänden ihre natür⸗ liche Beschränkung durch den Krieg sbedarf. Der Wunsch, daß die ausgedienten Mannschaften zuletzt an die Reihe kämen, sei

nicht immer zu erfüllen. Nachdem alle Staaten die Institution

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des Landsturms eingeführt hätten, liege die Wahrung des völkerrechtlichen Charakters desselben im Interesse aller Staaten. Die Vorlage enthalte keinerlei Aenderung des Wehrgesetzes. Die Erhaltung des Landsturms bringe in Friedens⸗ eiten keine schwerwiegende Belastung mit sich. Mit Rüc⸗ icht auf die bedeutenden Waffenvorräthe dürften in dieser Beziehung keine Kosten erwachsen; überhaupt werde ein Budget für den Landsturm nicht existiren. Die Sprachenverhältnisee in der Armee seien nach Rücksichten der Zweckmäßigkeit ge⸗ regelt, und gerade diese Verhältnisse hätten allgemeine An⸗ erkennung gefunden. Ein Antrag Schönerers auf Ueber⸗ gang zur nicht motivirten Tagesordnung erhielt nur 6 Stimmen. Ein Antrag Knotz' auf motivirten Uebergang . Tages ordnung wurde mit 235 gegen 45 Stimmen abgelehnt. Die Spezialdebatte findet in der heutigen Abendsitzung statt

Die „Polit. Corresp.“ meldet: Rumänien habe den An⸗ trag Oesterreich⸗Ungarns auf sofortige Aufnahme der Handelsvertrags⸗Verhandlungen in Wien an⸗

genommen; die rumänischen Delegirten würden am Montag hier eintreffen.

Pest, 14. April. (Prag. Ztg.) Das Abgeordneten⸗ haus berieth heute den Gesetzentwurf über das Dis⸗ ziplinarverfahren gegen Beamte, welcher in der Generaldebatte mit überwiegender Mehrheit angenommen wurde. Die Spezialdebatte gedieh bis §. 6 und wird morgen fortgesetzt.

Großbritannien und Irland. London, 15. April. (W. T. B.) Im Unterhause zeigte heute der Sprecher an, daß Erskine May, der seit 54 Jahren als Clerk des Unterhauses thätig gewesen ist, seinen Posten aus Ge⸗ sundheitsrücksichten niedergelegt habe, und verband damit den Ausdruck wärmster Anerkennung für die von Erskine May geleisteten Dienste. Der Premier Gladstone kündigte an, daß er morgen ein Dankesvotum für May beantragen werde. Von dem Schatzkanzler Harcourt wurde das Budget eingebracht und erläutert. Nach demselben schließt das vorige Finanzjahr mit einem Defizit von 2 Millionen; der Voranschlag für das gegenwärtige Finanzjahr beziffert die Ausgaben auf 90 ½ Millionen, die Einnahmen auf 89 Millionen. Zur Deckung des hiernach vorhandenen Defizits ist nicht die Auflegung einer Steuer, sondern die Reduktion des Tilgungsfonds um 800 000 Pfd. Sterl. in Aussicht genommen. Von dem Schatzkanzler wurde eine kleine Ermäßigung der Abgabe in Vorschlag gebracht, welche Diejenigen zu bezahlen haben, die in ihrem eigenen Hause Bier brauen. Nach mehrstündiger Debatte nahm das Haus schließlich die Anträge der Regierung zum Einnahmebudget ohne Abstimmung in erster Lesung an.

Frankreich. Paris, 15. April. (W. T. B.) Die Deputirte nkammer genehmigte heute den Gesetzentwurf über die Spionage. Von der Regierung wurde eine Kreditforderung von 200 000 Fres. für das Tollwuth⸗ Heilinstitut Pasteurs eingebracht. Von Lanessan wurde der Bericht über den Vertrag zwischen Frank⸗ reich und Deutschland, betreffend die Abgrenzung der beiderseitigen Besitzungen in Westafrika, vorgelegt; die Berathung des Vertrages wurde auf nächsten Sonnabend fest⸗

gesetzt.

Griechenland. Athen, 15. April. (W. T. B.) Der Minister⸗Präsident Delyannis legte der Kammer die in letzter Zeit gepflogene diplomatische Correspondenz vor. Die Kammer wird ihre Arbeiten am Sonnabend be⸗

schließen.

Türkei. Konstantinopel, 15. April. (W. T. B.) Von den meisten Mächten liegen bereits zustimmende Er⸗ klärungen auf das letzte Cirkular der Pforte, betreffend Griechenland, vor: man sei bereit, erneute Schritte zu thun, um die Abrüstung Griechenlands herbeizuführen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. April. (W. T. B.) Der bisherige französische Botschafter, General Appert, hat heute St. Petersburg verlassen.

Amerika. Washington, 13. April. (Allg. Corr.) Das Repräs entantenhaus genehmigte gestern die Nieder⸗ setzung eines Sonderausschusses, der die Ursachen der Arbeitseinstellungen im Südwesten unter⸗ suchen soll.

New⸗York, 15. April. (W. T. B.) Nach einer De⸗ b aus Bueno s⸗Aires ist der Kandidat der Regierung, Ce man, zum Präsidenten gewählt worden. Aus Lima wird gemeldet, Caceres sei zum Präsidenten von Peru gewählt worden.

Zeitungsstimmen.

Ueber die Verstaatlichung der Eisenbahnen schreibt die „Wiesbadener Presse“: 5

Es ist wohl noch in Jedermanns Gedächtniß, wie seiner Zeit der ci-devant Fortschritt gegen die Verstaatlichung der Eisenbahnen zu ife; zog und welche unheilvollen Folgen er daraus vorhersagte. Zum

lück blieb dieser Kampf wie so viele andere ein Kampf gegen Wind⸗ mühlen; genau das Gegentheil ist in Wirklichkeit eingetroffen. Es dürfte nicht uninteressant sein, nachdem die Verstaatlichung in Preußen jetzt im Wesentlichen durchgeführt ist, sich das Ergebniß etwas näher anzusehen.

Als wesentlichen und Hauptvortheil heben wir zunächst hervor, daß die unter dem Privatbahnsystem in Kraft gewesenen Differential⸗ tarife und die willkürlichen Begünstigungen der einen oder anderen Industrie zumal der ausländischen auf Kosten der inländischen ihr Ende erreicht haben und gleichmäßige und zum Theil wesentlich billigere Tarife dafür in Kraft getreten sind. Große Summen sind zur de der Betriebs⸗Einrichtungen, des Materials und vor Allem für Gehaltserhöhungen bewilligt und eine große Zahl von Sekundärbahnen gebaut worden, zu deren Herstellung sich die Privat⸗ bahnen wegen ihrer geringen Rentabilität niemals bereit gefunden hätten, welche aber wesentlich zur Hebung des Wohlstandes der be⸗ treffenden Landestheile beitragen. Im letzten Jahre betrugen die Ueberschüsse des Eisenbahn⸗Etats 296 Millionen, hiervon sind 228 Millionen für die Zinsen des in Eisenbahnen angelegten Kapitals erforderlich, so daß ein Netto⸗Ueberschuß von 68 Millionen verbleibt. Hier⸗ von werden 20 Millionen zur Amortisation verwandt, so daß noch 48 Mil⸗ lionen zur Deckung der laufenden Ausgaben übrig bleiben. Die Eisen⸗ bahnkapitalschuld beträgt zur Zeit 5546 Millionen, so daß sich eine Verzinsung von 5,2 % ergiebt, gewiß ein hocherfreuliches Resultat, wenn man bedenkt, daß der Staat bisher 4 % und jetzt nur mehr 3 ½ % für seine Anleihen zu bezahlen hat. Weder die sächsischen, noch die bayerischen, württembergischen oder badischen Bahnen weisen au nur annähernd ein ähnlich günstiges Ergebniß auf....

Der „Berliner Börsen⸗Courier“ berichtet: Während die meisten europäischen Staaten mehr oder weniger unter Handelskrisen zu leiden haben, nimmt seit den letzten zehn

Jahren der auswärtige Handel Deutschlands in erfreulicher, ja auf

cinigen Gebieten in erstaunenswerther Weise zu. Die Ursachen dieses Aufschwunges finden wir in einem Bericht, den ein offizieller franzö⸗ sischer Publizist, Herr Amédée Marteau, jüngst dem Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten eingereicht hat, in folgender Weise geschil⸗ dert: Während der letzten zehn Jahre, von 1874 bis 1884, hat sich die Einfuhr Deutschlands um 388 Millionen Mark vermindert; von 3 Milliarden 673 Millionen ist die Einfuhr auf 3 Milliarden 284 Millionen gesunken. In gleicher gett hat sich aber der Export Deutschlands um 836 Millionen gehoben; von 2 Milliarden 432. Millionen ist er auf 3 Milliarden 269 Millionen Mark gestiegen. Daraus geht hervor, daß der deutsche Handel jedes Jahr weniger nöthig hat, sich im Auslande mit Vorräthen zu versorgen während sein eigener Export in stetig wachsender Weise sich entwickelt. Na⸗ mentlich aber ist es Frankreich, auf dessen Kosten der deutsche Export in solcher Weise anwachsen konnte. Im Jahre 1875 verkaufte Frankreich für 487 Millionen Waaren jeglicher Art nach Deutschland, während man von Deutschland für 349 Millionen importirte. Im Jahre 1884 war die Ziffer des französischen Exports auf 328 Millionen gefallen, während man selbst gezwungen war, für 417 Millionen zu importiren. Unsere Landwirthschaft und unsere Industrie sind nach und nach aus Deutschland vertrieben worden, und nachdem uns die Deutschen zurück⸗ gestoßen haben, sind sie selber in Frankreich eingedrungen. Freilich mußten unsere Konkurrenten bedeutende Opfer bringen, um zu einem solchen Resultat zu gelangen. Sie haben an⸗ haltend die Preise herabgesetzt und ihren eigenen Ver⸗ dienst verringert, aber die Vortheile, welche sie der⸗ gestalt den Käufern einräumen, verschaffen ihnen das schließliche Ueber⸗ gewicht. Ganz Deutschland ist eine ungeheuere Fabrik von allerhand Gegenständen, die zu geradezu lächerlichen Preisen auf alle Handelsplätze der Welt geworfen werden. Aber diese Waaren ziehen trotzdem eine große Kundschaft heran, man macht damit sogenannte „Massenverkäufe“, und diese „Massenverkäufe“ bilden für den deut⸗ schen Export eine Quelle des Reichthums. Die Artikel, deren Export in Deutschland am meisten zugenommen hat, sind Oefen⸗ und Töpfereiartikel, Metallurgie, Lederhandel, Stickereien, Lurus⸗ und andere Papiere, Quinquaillerie und Schmuck⸗ gegenstände. In zehn Jahren hat die deutsche Textil⸗ industrie ihren Export verdoppelt. Dieser Fortschritt war allerdings kein ununterbrochener; im Jahre 1883 trat eine Stockung ein, eine allgemeine Preisherabsetzung genügte aber, um die Käufer wieder an⸗ zulocken, und im Jahre 1884 wurde die Scharte wieder wett gemacht. Welches sind nun die eigentlichen Ursachen der industriellen Lebens⸗ fähigkeit und des kommerziellen Aufschwungs von Deutschland? Die deutsche Industrie ist im Stande, sich Kohlen und Eisen zu be⸗ deutend niedrigeren Preisen als Frankreich zu verschaffen. Der Lohn für einfache Handarbeiten ist in Deutschland ein unglaublich niedriger. Unsere französischen Löhne sind durchgehends erheblich höher als die deutschen. Zu bestimmten Epochen, wenn es gilt, eine auswärtige Konkurrenz zu bekämpfen, setzen die deutschen Fabrikanten ihre Löhne herunter, und die Arbeiter lassen sich dies auch ohne Widerrede gefallen. Arbeitseinstellungen treten in Deutschland nur vereinzelt auf; die dortige Arbeiterbevölkerung äußert niemals dergleichen excessive Wünsche und Forderungen, die, wie man in Frankreich ge⸗ sehen hat, ganze Industriezweige ruiniren können. Den Unternehmungs⸗ geist das Auffinden fremder Absatzgebiete, das Bestreben, stets neue Verbindungen anzuknüpfen, findet man in Deutschland häufig, während es damit in Frankreich traurig bestellt ist. Der deutsche Handel beschränkt sich nicht auf die bloße Routine, er wartet nicht ab, bis die Käufer zu ihm kommen; er studirt die Bedürfnisse seiner Konsumenten, er ist sehr stark im Auslande repräsentirt, er bewilligt lange Kreditfristen, er thut Alles das, was wir zu unter⸗ nehmen nicht einmal versuchen, und es macht ihm daher keine großen Schwierigkeiten, uns zu überflügeln. Der technische Unterricht, der in noch in Kinderschuhen einhergeht, hat in Deutschland eine öhe erreicht, deren sich kein anderer Staat rühmen kann. Es giebt in Deutschland mehr als 250 Handelsschulen, industrielle und andere kaufmännische Lehranstalten. Von einer solchen Organisation sind wir in Frankreich allerdings weit, sehr weit entfernt. Die deutsche Han⸗ delsmarine, über welche man sich lange lustig gemacht hat, ist ganz in der Stille herangewachsen. Die Dampfer⸗Tonnen⸗ zahl erreicht beinahe die Höhe der französischen; es ist nicht unmöglich, daß noch früher als in zwanzig Jahren die deutsche die französische Flagge überflügelt haben wird. Diese Thatsachen beweisen, wie dringend nothwendig es erscheint, daß unsere nationale Produktion all' ihre Hülfskräfte zusammenfasse, um die mit jedem Tage größer werdende Gefahr zu beschwören. Die öffentlichen Behörden müssen dafür sorgen, daß überall Handels⸗Lehranstalten, untereinander verschiedenen Zweigen dienend, gebildet werden. Was die Kaufleute und Industriellen betrifft, so werden dieselben nur in ihrer eigenen Initiative den Erfolg finden. Die Arbeiter aber sollten endlich bei uns einsehen lernen, daß es nicht in ihrem Interesse liegt, unangemessene Forderungen zu erheben, da sie damit den Chefs ihrer Unternehmungen den Handelsstreit unmöglich machen und die Arbeit selbst dadurch tödten.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin

sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 4. April bis incl. 10. April cr. zur Anmeldung gekommen: 575 Ehe⸗ schließungen, 886 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene, 725 Sterbefälle.

Nach der gemäß der Vorschrift in §. 12 des Reichseigenthums⸗ gesetzes vom 25. Mai 1873 dem Bundesrath vorgelegten Nachweisung der Veränderungen im Bestande des als Eigenthum des Reichs festgestellten Grundbesitzes d. d. 22. März 1886 haben folgende Ver⸗ änderungen stattgefunden:

A. Bei den Grundstücken, welche nach dem Gesetz vom 25. Mai 1873 aus dem Eigenthum der einzelnen Bundesstaaten in das Eigenthum des Reiche übergegangen sind:

I. Im Bereiche der Militärverwaltung

a. Zugang:

1) Infolge Neuvermessung, nach dem Kataster, laut Grundbuch, in Berichtigung der früheren Angabe ꝛc. 2) Infolge nachträglicher Anerkennung als Reichs⸗ eigenthum 5 ökX“ 3) Infolge Antrags

3 163,05 a ¹)

229,80 a ²) 7,68 a 0,53

3 400,

G Summe a 3 b. Abgang 8 1) Infolge Neuvermessung ꝛc. 8 44*4*“ 3) Als Eigenthum des Königlichen Hof⸗Marschall⸗Amts 4) Infolge irrthümlicher Führung als Reichseigenthum 5) Intolge Tauschvertrags . . . . . . . . .. 6) Infolge Abtretung an die Reichskommission für die „Stettiner Festungswerke ““ 7) Infolge Zurückgabe an Preußen . 1 8) Weil der Stadt Wesel gehörig . . . . . ... 9) Infolge Uebergabeverhandlung, Vergleichs, Vertrags Summe

258,03 a 8 391,34 a ³) 59,99 a ⁴) 565,11 a ⁵) 66,57 a

193,00 a 318,30 a 173,80 a 25,12 a

10 052,26 6 651,73 a

Demnach Abgang ¹) 2047,75 a beim großen Grerzierplatz hinter Kalthof und Devau (Königsberg i. Pr.) laut Grundbuch ꝛc. 2²²) Kommandanturwiese an der Langen Brücke Nr. 1 und 2 und auf der Freundschaftsinsel Nr. 8 und 12 (Potsdam). ³) Kriegs⸗Akademie, Berlin, Burgstr. 19: 27,27 a, Areal der Stadt⸗ befestigung von Köln, einschließlich Rheinkehle 3039,80 a ꝛc. 2 Kasernement für das Regiment Gardes du Corps, Berlin,

Charlottenstr. 39/41. ⁵) Von dem 1237,74 a großen Kasernement für das 2. Garde⸗

Im Bereiche

a. Infolge Neuvermessung ... 8

Demnach Abgang.

a.

1) Infolge Neuvermessung. 2) 8 Veräußerung 3) 2

Demnach Zugang.

a.

b. 2) Infolge Veräußerung. Demnach Abgang.

I. Militärverwaltung.

II. Marineverwaltung . III. Reichs⸗Schatzamt . ..

Wi

Demnach bei A. Abnahme

Infolge Kaufvertrages Infolge Kaufvertrags

Infolge Neuvermessung ꝛc. Infolge Kaufvertrags Infolge Tauschvertrags

Von der provinzialständisch unentgeltlich abgetreten

8) Durch gerichtliche Urtheile gerichts zu Metz.. .

9) Nachträglich geführt

10) Durch Vertrag

b 1) Infolge Neupermessung ec. ö“ Veräußerung 3 Tauschvertrags. lich abgetreten . .. gelaieah1 Fiskus abgetreten

Demnach Zugang .. Infolge Kaufvertrags

1) In Berichtigung der Fläch 2) Infolge Kaufvertrags

3) Infolge Vertrags ꝛc.

4) Infolge Grenzregulirung

Infolge Veräußerung 8 Demnach Zugang ..

Infolge Privatkaufsverträge: Demnach Zugang bei VI

.Auswärtiges Amt Reichsamt des Innern. . Militärverwaltung .Marineverwaltung .Reichs⸗Schatzamt... 7. Post⸗ und Telegraphenw

. Lothringen.

ihrem organischen

erschienen. erscheinungen der

Stettin und Alt⸗Damm.

zum Exerzierplatz bei Scheue

Ulanen⸗Regiment nebst Kasernement der Ober⸗Feuerwerkerschule, Berlin, nvalidenstr. 56. emaey ☛S HHwereeeee

Anlagen.. .

IV. Post⸗ und Telegraphenverwaltung

II. Im Ressort des

3 8 8 4) Zu öffentlichen Wegen bezw.

6) Im Vergleichswege an de

84 2 er Marineverwaltung.

Zugang:

An den preußischen Fiskus abgetreten III. Im Ressort des Reichs⸗Schatzamts:

Zugang:

Infolge Uebergabeverhandlungen . . . . b. Abgang:

Auflassung von Straßenparzellen

IV. Im Bereiche der Post⸗ und Telegraphenverwaltung:

Zugang:

1) Infolge Berichtigung der Flächenangabe 2) Grenzregulirungs⸗ bezw. Kaufvertrags

Abgang:

1) In Berichtigung der Flächenangabe.

ederholung :

B. Bei den Grundstücken, welche das Reich erworben hat:

I. Im Ressort des Auswärtigen Amts: Zugang:

III. Im Bereiche der Militärverwaltung: a.

Zugang:

) Infolge Enteignungsbeschlusses . . . . . . . en Kommission in Posen

Unentgeltlich überlassenes Wegeterrain ) Von Kommunen unentgeltlich abgetreten

des Kaiserl

Abgang:

. . . .

5) An die Provinzialverwaltung vou Westfalen auf⸗

IV. Im Bereiche der Marineverwaltung:

Zugang:

V. Im Bereiche der Post⸗ und Telegraphenverwaltung: a. Zugang:

enangabe

b. Abgang:

VI. Bei den Reichs⸗Eisenbahnen in Elsaß⸗Lothringen:

a. Grundeigenthum, welches durch den Friedensvertrag bezw. die

Zusatzartikel vom 10. Mai 1871 von der französischen Ostbahngesell 8 schaft auf das Reich übergegangen ist:

Abgang:

Infolge Verkaufsvertrags und Tauschvertrags . .. 5. Grundeigenthum, welches das Reich durch Privatkaufverträge erworben hat: a. Zugang:

b. Abgang:

Infolge Privatverkaufsverträge ꝛc. . .

Wiederholung:

esen.

Reichs⸗Eisenbahnen in Elsaß⸗

Summe 10 126,78

es Reichsamts des Innern: Zugang:

Straßenplatz unentgelt⸗

en Königlich preußischen

8,25 a

91,79ℳ 83,54 a

133,00 a ¹)

24,05 a 68,47 a 27,60 120,12 12,88 a

Summe

1,07 a 2,19 a 3,26 a

0,82 a

E11“ 6,30 a Summe 7,12 a 8 86 a

10 052 83

+ 12,88 3,86

Summe

1614““ durch speziellen Rechtstitel

27,59 a 20,76 a

10 914,06 a ²) 73 545,34 a ³) 177,15 à

275,88 a

5,64 a 33,01 a 17,50 a ichen Land⸗

11“ 38,09 a

12,70 a 0,15 a 85 019,52 a

Summe

207,84 a 71,06 a 7,44 a

7293,26 a 84 226,26 a

Summe

1 964,54 a ⁴)

0,20 a 279,59 a 18,27 a 0,42 a 298,48 a

40,26 à

258,22 a

Summe

118,438

269,27 a 2 245,03 a

27,59 a 20,76 a 84 226,26 a

Summe

Dcemnach hat sich der Grundbesitz des Reichs Bundesrath letztvorgelegten Bericht um 78 615,62 a vergrößert.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Ferdinand Enke in Stuttgart ist die erste Lieferung von der „Kulturgeschichte der Menschheit in Aufbau“ 1 (20 Lieferungen à 1 ℳ) Der Verfasser hat sich zur Auf⸗ gabe gestellt, nach dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft ein an⸗ schauliches Bild der gesammten Kulturentwickelung der Menschheit als eines organischen Ganzen zu geben, Gegenwart

n (Celle) ꝛc.

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8 1“ 11.“ ihre Entstehung bis in die efasten Bedingungen, welche überall und zu allen Zeiten das Menschenleben im Einzelnen sowohl, wie in allen seinen sozialen Schöpfungen und Insti⸗ tutionen beherrschen, in durchsichtiger Klarheit der Darstellung, durch welche die belehrenden Schriften des Verf. sich auszeichnen, nach⸗ zuweisen, so daß das vorliegende Buch allen sich für den Gegenstand interessirenden Kreisen zugänglich ist. Unverständlich gewordene und doch noch aus Gründen, die wir als kulturgeschichtliche Gesetze kennen lernen, fortlebende Anschauungen, Sitten und Bräuche der Gegenwart erscheinen auf ihr ethnologisch⸗historisches Postament ge⸗ stellt und dadurch vielfach in überraschender Weise erklärt. Unsere Zeit ist bewegt und erschüttert durch die Kämpfe um die Fortentwicke⸗ lung von Institutionen, zu deren voller Würdigung nichts mehr bei⸗ tragen kann, als eine Erfassung ihres Wesens in ihrem historischen Aufbau, wozu das Buch in ebenso parteilos objektiver wie anziehender Weise anleitet.

Das mexikanische Astronomische National⸗Obser⸗ vatorium in Tacubaya hat sein Jahrbuch für 1886, VI. Jahr⸗ gang, ausgegeben (unter dem Titel: „Anuario del observatorio astro- nömico nacional de Tacubaya para el abo de 1886“). Dieses Jahrbuch ist unter der Direktion des Ingenieurs Angel Anguiano zu⸗ sammengestellt. Es bietet an der Spitze ein Verzeichniß der wichtig⸗ sten Ereignisse, welche in Mexiko Epoche gemacht haben, vom Jahre 667 an bis zum Jahre 1867, dann einen vollständigen Kalender auf das Jahr 1886, nebst fortlaufenden Angaben der Auf⸗ und Untergangszeiten von Sonne und Mond, der Zeiten, in welchen dieselben den Meridian passiren, der Declination und Rectascension für jeden Tag des Jahres, der Mondphasen, der allgemeinen Himmelsansicht um 9 Uhr Abends für jeden Monat ꝛc. Dann folgen genauere Angaben über die Sonnenfinsternisse des laufen⸗ den Jahres, mit Angaben über die Ein⸗ und Austrittszeiten und die einzelnen Phasen für Tacubaya sowie einer Karte und Abbildungen der Verfinsterungsphasen bei der ringförmigen Sonnenfinsterniß vom 5. März 1886; Mittheilungen über die Bedeckung der Venus durch die Sonne an den Tagen vom 2. bis 4. Dezember d. J., sowie eine Liste der anderen Stern⸗Bedeckungen des Jahres; ferner Beschrei⸗ bungen der allgemeinen Himmelsansichten in den Monaten Juli bis Dezember. Daran reiht sich das ausführliche Protokoll der internationalen Meridian⸗Konferenz in Washington und ein Be⸗ richt über die Sonnenfinsterniß vom 16. März 1885 nach den im Observatorium von Tacubaya gemachten Beobachtungen. Weiter wird berichtet über den Erwerb und die Aufstellung eines neuen großen Aequatorial⸗Instruments, die Konstruktion desselben sowie die für die Installation des neuen von Chapultepee nach Tacubaya verlegten astronomischen Observatoriums errichteten Bauten. Der Saturn und sein System bildet den Gegenstand eines be⸗ sonderen, mit Abbildungen ausgestatteten Artikels. Eine lange Tabelle der mittleren Positionen von 415 Sternen für das Jahr 1886 reiht sich an. Ueber die magnetischen Beobachtungen, welche gelegentlich der Sonnenfinsterniß vom 16. März 1885 angestellt worden sind, wird noch besonders berichtet Auch finden wir eine Anleitung zur Umwandelung der Unterschiede der Sternzeit in gleichwerthige der Sonnenzeit nebst vielen Tabellen. Den Schluß des Bandes bilden die ausführlichen meteorologischen Berichte für jeden Monat des Jahres 1884 nach den in dem Institut gesammelten und verzeichneten Beobachtungen.

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Gewerbe und Handel.

Dem Geschäftsbericht der Breslauer Wechslerbank für 1885 entnehmen wir folgende Mittheilungen: Ueber die Ergeb⸗ nisse des Jahres 1885 wird berichtet, daß der Geschäftsgang im All⸗ gemeinen normal gewesen ist und der erzielte Gewinn die entsprechende Zahl des Vorjahres um ca. 18 000 überschreitet. Derselbe be⸗ ziffert sich im Bruttobetrage auf 621 322 (gegen 607 504 ℳ) und als Reinerträgniß auf 435 976 (gegen 417 142 ℳ), wovon auf die Zweigniederlassungen 142 661 (gegen 140 281 ℳ) entfallen. Der Gesammtumsatz hat sich auf 804 Millionen von 758 Millionen in 1884 erhöht. Obwohl die Bank von nennenswerthen Verlusten ver⸗ schont blieb, wurden in der Position „Abschreibungen“ erhebliche Be⸗ träge in Reserve gestellt. Dem gesteigerten Umsatze im Konto⸗Korrent⸗ Verkehr entspricht der auf 195 613 (gegen 166 000 pro 1884) erhöhte Gewinn auf dem Zinsenkonto. Auch der Provisionsgewinn ist auf 91 190 von 88 574 in 1884 gestiegen. Das Erträg⸗ niß auf Wechselkonto von 91 473 ist gegen das Vorjahr (104 775 ℳ) zurückgeblieben. Auch das Effektenkonto zeigt mit 82 961 (gegen 95 909 pro 1884) einen kleineren Gewinn. Den Devpositen⸗ und Spargeldern mit 3 011 466 (gegen 2 630 862 pro 1884) und den laufenden Accepten von 1 260 000 (gegen 1 048 138 pro 1884) stehen gegenüber: Wechselbestände von 3 301 716 (gegen 2 797 575 pro 1884) und Bestände an Fonds und Eisenbahn⸗ Prioritäten von 1 867 953 (gegen 920 021 pro 1884). Der Reingewinn von 435 976 soll folgendermaßen vertheilt werden: 5 % zum gesetzlichen Reservefond erfordern 21 798 ℳ, zur Dotirung des Reservefonds II werden verwendet 10 000 ℳ, die Tantièmen betragen für den Aufsichtsrath 23 844 ℳ, für den Vor⸗ stand 15 896 ℳ, Remunerationen für Beamte nehmen 3974 ℳ,85 ⅜8 % Dividende 350 000 in Anspruch, alsdann bleibt Vortrag pro 1886 10 461 Der Bericht giebt schließlich Nachricht von der Ab⸗ sicht des Vorstandes, durch eine mäßige Erhöhung des Aktienkapitals dem Institut eine größere Aktionsfähigkeit zu schaffen und zu sichern. Zur Ausführung dieser Absicht, für welche die Verhältnisse bisher nicht günstig lagen, wird der gegenwärtige Zeitpunkt für geeignet ge⸗ halten in besonderer Rücksicht auf Verhandlungen, welche zu dem Zwecke eingeleitet wurden, die kommanditistische Betheiligung der Bank an einem alten, renommirten und mit guter Kundschaft ar⸗ beitenden Bank⸗ und Wechselgeschäft (Firma Oppenheim & Schweitzer) mit einem angemessenen Kapital herbeizuführen. Bei der General⸗ versammlung wird die Erhöhung des Aktienkapitals um 2 Millionen Mark beantragt.

Wien, 15. April. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Oesterreichischen Länderbank genehmigte die Bilanz pro 1885 ertheilte dem Verwaltungsrath Decharge und genehmigte den Antrag auf Vertheilung einer fünfprozentigen Dividende gleich 25 Fr. per voll eingezahlte Aktie, sowie die Uebertragung von 168 216 Fl. auf neue Rechnung. Auf die statutarischen Tantièmen war verzichtet worden.

London, 15. April. (W. T. B.) Wollauktion ruhig, Preise unverändert.

Bradford, 15. April. (W. T. B.) Wolle fest, aber ruhig. Garne ruhig, Preise stetig, Stoffe ruhig. 8

Helsingfors, 10. April. In dem Konkurse des Kaufmanns Karl Voß junior hier ist nach amtlicher Bekanntmachung der Prüfungstermin auf den 8. Juli d. J., Vormittags, von dem Rath⸗

von Julius Lippert,

alle wesentlichen Kultur⸗

1 in ihrem historischen, genetischen Zusammenhange mit denen der Vergangenheit zu erklären und

¹) Zur Veräußerung bestimmtes ehemaliges Festungsterrain zu

2) 10 845,25 a bei dem Artillerie⸗Exerzierplatz auf der Lockstedter Haide zur Berichtigung der früheren Angabe und nach dem Grundbuch ꝛc.

3) 9211,81 a zum Artillerie⸗Exerzierplatz ꝛc. bei Jagdschütz (Brom⸗ berg), 9001 a zur Anlage eines Artillerie⸗Schießplatzes ꝛc. bei Hammer⸗ stein, 1600 a zum Landübungsplatz für das Pionier⸗Bataillon Nr. 2 (Thorn), 4710a zum Exerzier⸗ und Artillerie⸗Schießplatz auf der neuen Mocker gehörig (Wesel), 38 195,10a zur Vergrößerung des Exerzier⸗ und Artillerie⸗Schießplatzes auf der Spellner Haide (Wesel), 3763,98a

) 1747,88a für den Ems⸗Jade⸗Kanal nebst den dazu gehörigen

hausgerichie in Helsingfors festgesetzt worden.

Submissionen im Auslande.

Belgien.

1) 8. Mai, 10 ½ Uhr Vormittags. Provinzial⸗Gouvernements⸗ gebäude zu Bruges. Regulirung des Bettes der Lys am Orte „Diefbond“ unterhalb Menin. Voranschlag 39 435 Fr. Vorläufige Kaution 2000 Fr. Preis des Planes 5 Fr. 15 Cts. Lastenheft Nr. 94 bei der Administration des ponts et chaussées et des mines, rue de Louvain No. 24 zu Brüssel käuflich.

2) 15. Mai, 10 Uhr Vormittags. Provinzial⸗Gouvernements⸗ gebäude zu Gent. Anlage von zwei Trocken⸗Docks im Vorhafen von Gent. Voranschlag 1 328 400 Fr. Vorläufige Kaution 65 000 Fr. Preis der Pläne 41 Fr. 40 Cts. Lastenheft Nr. 12 wie ad 1. Die Submissionen sind in „eingeschriebenem“ Briefe spätestens am 9. Mai an den Herrn Gouverneur der Provinz Ost⸗Flandern abzusenden.

3) 28. April, 11 Uhr Vormittags. Bureau der Société Na- tionale des chemins de fer vicinaux, rue de la loi No. 9 zu Brüssel. Lieferung von 100 000 eichenen Schwellen. Näheres im genannten

. eüpshaeeh eberseveen ee. 2₰ 8 2