1886 / 106 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 05 May 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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werden, wenn die Ablösung auf seinen Antrag er olgt.

Bei der Eintragung der Rente in das Grundbuch müssen

die Abreden über den Ausschluß der Ablösbarkeit, sowie über die Feststellung des Ablösungsbetrages und der Kündigungs⸗ frist in das Grundbuch eingetragen werden. Ist dies nicht jschehen, so gilt Dritten gegenüber die das Grundstück be⸗ leen e Rente als eine solche, welche von dem Verpflichteten nach sechsmonatiger Kündigung mit dem zwanzigfachen Betrag abgelöst werden kann.

Den festen Geldrenten sent gleich zu achten diejenigen festen Abgaben in Körnern, welche nach dem jährlichen, unter Anwendung der §§. 20 bis 25 des Ablösungsgesetzes vom 2. März 1850 ermittelten Marktpreise in Geld abzuführen sind.

.5.

Sofern bei Veräußerung einer Stelle gegen eine Rente der Eigenthümer des Rentenguts vertragsmäßig in seiner Verfügung dahin beschränkt wird, daß die Zulässigkeit einer des Grundstücks oder der Abveräußerung von

heilen desselben von der Zustimmung des Rentenberechtigten abhängig sein soll, so kann die versagte Einwilligung durch richterliche Entscheidung der Auseinandersetzungsbehörde ergänzt werden, wenn die Zertheilung oder Abveräußerung im gemein⸗ schaftlichen Inbdiesß wünschenswerth erscheint.

Ist dem Erwerber eines Rentenguts vertragsmäßig die Pflicht auferlegt, die wirthschaftliche Selbständigkeit der über⸗ nommenen Stelle durch des baulichen Zustandes darauf befindlicher oder darauf zu errichtender Gebäude, durch Erhaltung eines bestimmten landwirthschaftlichen Inventars auf verfelten oder durch andere Leistungen dauernd zu sichern, so kann der Verpflichtete durch richterliche Entscheidung der Auseinandersetzungsbehörde von seiner Verpflichtung befreit werden, wenn der Aufrechthaltung der wirthschaftlichen Selbständigkeit der Stelle überwiegende gemeinwirthschaftliche Interessen entgegenstehen. 8

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Wird im Falle des §. 5 die Zustimmung des Renten⸗ berechtigten ergänzt oder wird im Falle des §. ö die Befreiung des Verpflichteten ausgesprochen, so kann der Rentenberechtigte, wenn im Vertrage nicht etwas Anderes bestimmt ist, die Ab⸗ lösung der ganzen Rente zum fünfundzwanzigfachen Betrage verlangen. 8

Die Beträge, welche der Laem als Schadloshaltung (§. 2) erhält, sowie die Einnahmen aus wiederveräußerten Grund⸗ stücken und aus Zwischennutzungen sind alljährlich in den Staatshaushalts⸗Etat aufzunehmen und fließen soweit sie nicht aus der Veräußerung von Domänen und Forsten her⸗ rühren bis zum 31. März 1907 zu dem im §. 1 bezeich⸗ neten Fonds. 1

Von dem letzteren Zeitpunkte ab treten diese Einnahmen den allgemeinen Staatseinnahmen zu.

9

Zur Bereitstellung der Summe für die im §. 1 gedachten Verwendungszwecke sind Schuldverschreibungen auszugeben.

Wann, durch welche Stelle und zu welchen Beträgen, zu welchem Zinsfuße, zu welchen Bedingungen der Kündigung und zu welchen Coursen die Schuldverschreibungen verausgabt werden sollen, bestimmt der Finanz⸗Minister.

Im Uebrigen kommen wegen Verwaltung und Tilgung der Anleihe und wegen Verjährung der Zinsen die Vorschriften des Gesetzes vom 19. Dezember 1869 (Gesetz⸗Samml. S. 1 zur Anwendung.

§. 10.

Die aus Anlaß der 8H. 1 und 2 dieses Gesetzes statt⸗ Akte der nichtstreitigen Gerichtsbarkeit, einschließ⸗ ich der grundbuchrichterlichen Thätigkeit, sowie das Ver⸗ 8 ren vor der Auseinandersezungsbehs de sind stempel⸗ und ostenfrei.

SI. 8 16

Dem Landtage ist jährlich über die Ausführung dieses Gesetzes, insbesondere über die erfolgten Ankäufe und Ver⸗ käufe, die Ansiedelungen oder deren Vorbereitung und die Verwaltung der angekauften Güter Rechenschaft zu geben.

Ueber die gesammten Einnahmen und Ausgaben des im 5. 1 genannten Fonds ist nach Maßgabe der für den Staats⸗ aushalt bestehenden Vorschriften Rechnung zu legen.

Die Ausführung dieses Gesetzes wird, soweit solche nach den Bestimmungen des §. 9 nicht durch den Finanz⸗Minister erfolgt, einer Kommission übertragen, welche dem Staats⸗Ministerium unterstellt ist.

Die näheren Bestimmungen über die Zusammensetzung, den Sitz, den Geschäftskreis und die Befugnisse der Kom⸗ mission erfolgen im Wege Königlicher Verordnung.

Die persönlichen und sächlichen Verwaltungsausgaben find aus dem im §. 1 genannten Fonds zu bestreiten. Die⸗ selben sind nach Maßgabe der durch Königliche Verordnung etroffenen Einrichtungen vom 1. April 1887 ab in den Etaakshaushalte Cfar einzustellen.

Urkundlich unter Unserer Bösisthgenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel. X“X“ v“ den 26. Ap 8 (L. S.) 1 8 83

Zugleich für den

Minister der öffentlichen Arbeiten: on Bismarck. von Puttkamer. Lucius.

Friedberg. von Boetticher. von Scholz.

Bronsart von Schellendorff.

1“

Allerhöchster Erlaß vom 21. April 1886, betreffend den Bau und demnächstigen Betrieb der durch das Gesetz vom 19. April 1886 zur Ausführung

genehmigten Eisenbahnen.

. Auf Ihren Bericht vom 19. April d. J. bestimme Ich, daß bei demnächstiger Ausführung der in dem Geset; vom 19. April d. J. (Gesetz⸗Samml. S. 125), betreffend die Er⸗ weiterung und Vervellständigung des Staatseisenbahnnetzes und die Vetheiligung des Staates bei mehreren Privateisen⸗ bahn⸗Unternehmungen, vorgesehenen Eisenbahnlinien die Lei⸗ tung des Baues und demnächst auch des Betriebes derselben, und zwar: 1) der Bahn von Wrist nach Itzehoe der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Altona, 2) der Büahne:

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- a. von Garnsee nach gen, „½

übertragen wird.

Der Rentmeister Cichos zu Kempen ist nach Rawitsch, der Rentmeister Schulz zu Birnbaum nach Kempen ver⸗ t, und die Stelle des Rentmeisters der Königlichen Kreis⸗ se zu Birnbaum ist dem Kreissekretär Zellmer in Tuchel verliehen worden.

Gustav Uedinck, ist das Prädikat Professor worden.

Der ordentliche Lehrer Anton Wingen vom Gym⸗ nasium in Trier ist zum Oberlehrer bei dem Gymnasium in Koblenz befördert worden.

Gesetz vom Eisenbahnen.

b von W schen nach Strzalkowo I11““ der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Bromberg, 3) der Bahnen: . a. von Meeseritz nach Rokietnica, b. von Altdamm beziehungsweise Gollnow nach Kammin mit Abzweigung nach Wollin, von Wriezen nach Jädickendorf, von Striegau nach Bolkenhain, kee. von Grunow nach Beeskow der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Berlin, 4) der Bahnen: b a. von Ratibor bis zur Landesgrenze in der Rich⸗ tung auf Troppau, 4 ] b. von Deutsch⸗Wette nach Groß⸗Kunzendorf, c. von Ottmachau his zur Landesgrenze in der Rich⸗ tung auf Lindewiese der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Breslau, 5) der Bahnen: a. von Teutschenthal nach Salzmünde, b. von Fulda nach Tann, Cce. von Wiesbaden nach Langenschwalbch der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Frankfurt a. M. 6) der Bahnen: a. von Schönebeck nach Blumenberg, b. von Oebisselde nach Salzwedel, e. von Braunschweig nach Gifhorn, einschließlich der vom Bahnhof Gifhorn über Stadt Gifhorn nach dem großen Torfmoor herzustellenden Anschlußbahn der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Magdeburg, 7) der Bahnen: . a. von Wulften nach Duderstadt und von Duderstadt nach Leinefelde, b. von Sarnau nach Frankenberg der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Hannover 8) der Bahnen: 8 a. von Schmallenberg nach Fredeburg, b. von Krebsöge nach Radevormwald, —. von Elberfeld nach Kronenberg, von Wülfrath nach Velbert 8 der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion zu Elberfeld, 8 9) der Bahnverbindung zwischen Stolberg und Münster⸗ busch der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion (links⸗

rheinischen) zu Köln

Zugleich bestimme Ich, daß für sämmtliche vorbezeichnete

Eisenbahnen bezüglich der unter Nr. 6 Litt. c aufgeführ⸗ ten Linie Braunschweig —Gifhorn mit der Anschlußbahn nach dem großen Torfmoor für den im diesseitigen Staatsgebiet be⸗ legenen Theil derselben das Recht zur Enteignung und dauernden Beschränkung derjenigen Grundstücke, welche zur Bauausführung nach den von Ihnen sestzustellenden Plänen nothwendig sind, nach den gesetzlichen Bestimmungen Anwen⸗ dung finden soll.

Diese Verordnung ist in der Gesetz⸗Sammlung zu ver⸗

öffentlichen.

Berlin, den 21. April 1886. Wilhelm. Für des Minister der jffentlichen Arbei Lucius.

en:

An den Minister der öffentlichen Arbeiten 88*

Finanz⸗Ministerium.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und

Medizinal⸗Angelegenheiten. Dem Oberlehrer am Gymnasium zu

Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.

Dem Thierarzt Eduard Schlitzberger zu Grebenstein verwaltete Kreis⸗ Thierarztstelle des Kreises Hofgeismar definitiv übertragen vT 1“ 8 M“ 8

die von ihm bisher kommissarisch

11“ 88

Die Nummer 14 der Gesetz⸗Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter

Nr. 9122 das Gesetz, betreffend die Beförderung deutscher Ansiedelungen in den Provinzen Westpreußen und Posen. Vom 26. April 1886; und unter

Nr. 9123 den Allerhöchsten Erlaß vom 21. April 1886,

betreffend den Bau und demnächstigen Betrieb der durch das 19. April 1886 zur Ausführung genehmigten

Berlin, den 5. Mai 1886. Khnigliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt. Didden.

Recklinghausen, beigelegt

Kaiser und König ließe

die Meldung des Gen

8 11““ 8

ANiicchtamtliches. Deutsches Reich. Berlin, 5. Mai. Se. Majestät der

Preußen.

b in Sich im Laufe des heutigen Vor⸗ mittags von dem Chef des Civilkabinets, Wirklichen Rath von Wilmowski, Vortrag halten und nahmen

erals der Infanterie und General⸗ Inspecteurs des Ingenieur⸗ und Pionier⸗Corps, von Stiehle,

arauf

gestrige Sitzung des

5b der Abgeordneten befindet sich in der Ersten

eilage.

In der heutigen (66.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Justiz⸗Minister Dr. Friedberg und der Minister der vefntshen ꝛc. Angelegenheiten, Dr. von Goßler nebst Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tages⸗ ordnung die Fortsetzung der ersten Berathung des Gesetz⸗ entwurfs, betreffend Abänderung der kirchen⸗ politischen Gesetze.

Der Abg. Rickert erklärte sich gegen die Vorlage. Er und seine Freunde wollten in kirchenpolitischen Dingen nur einen Weg einschlagen, den sie klar übersehen könnten. Der Reichskanzler habe seiner Zeit die kirchenpolitische Gesetzgebung verlangt zum Kampfe gegen Rom. Es sei eine Schwäche der nationalliberalen Partei gewesen, daß sie derselben zugestimmt habe. Wenn die Maigesetzgebung so schädlich gewesen sei, wie Fürst Bismarck im Herrenhause behauptet habe, so be⸗ greife er nicht, wie man dieselbe so lange habe bestehen lassen können, und weshalb man auch jetzt nur zu einer süückweisen Reform derselben schreite. Das Ergebniß des ganzen Kampfes stelle sich dar als eine Steigerung der Macht der Centrums⸗ partei. Die freisinnige Partei sei bereit, zur Herbeiführung eines definitiven Friedens die Hand zu bieten. Aber dazu scheine die gegenwärtige Vorlage nicht geeignet. Er halte es beson⸗ ders für bedenklich, daß man eine weitere Revision der Maigesetzgebung zugesagt habe, obschon die Zusage für die Volksvertretung nicht verbindlich sei. Ehe nicht völlig klargestellt sei, worauf sich die zugesicherte Revision erstrecken solle, könne er für die Vorlage nicht stimmen. 1

Der Abg. Stöcker erklärte es für nothwendig, daß auch ein evangelischer Geistlicher der Vorlage zustimme, die nicht blos ein gesetzgeberischer Akt sei. Es handle sich bei derselben um eine Versöhnung des preußischen Staates mit seinen katho⸗ lischen Unterthanen. Man bedürfe eines Waffenstillstands zwischen beiden Mächten angesichts der gegenwärtigen politi⸗ schen Verhältnisse. Man habe auf beiden Seiten erkaͤnnt, daß man gefehlt habe, und komme sich nun von beiden Seiten entgegen. Freilich müsse man ein gleiches Entgegenkommen auch der evangelischen Kirche beweisen. Auch sie müsse größere Freiheit erhalten. Sie müsse ein Recht erhalten, mitzuwirken bei der Besetzung von Professuren. Daß man die Verständigung mit Rom auf dem Wege der diplomatischen Unterhandlungen mit Rom gesucht habe, könne er nicht tadeln. Der Kulturkampf könne nicht geschlossen werden ohne die Kurie.

Der Abg. von Eynern polemisirte zunächst gegen den Abg. Richter und legte die Stellung dar, welche die einzelnen Parteien zu der kirchenpolitischen Gesetzgebung eingenommen hätten. Er halte es für geradezu unverantwortlich, daß man bei dieser so wichtigen Vorlage eine kommissarische Berathung nicht belieben wolle, zu der man sonst bei der kleinsten Vorlage schreite. Er habe die Ueberzeugung, daß diese Vorlage nicht zum Frieden, sondern zu neuen Kämpfen führen würde. Und weil seine Partei nicht wolle, daß dann der Kampf von einer geschwächten Position aus geführt werden müsse, werde sie gegen die Vorlage stimmen.

Bei Schluß des Blattes ergriff der Staats⸗Minister Dr. von Goßler das Wort.

Hatte sich ein beim Eisenbahnbetriebe ver⸗ letzter Mensch vorher freiwillig in einen Grad von Trun⸗ kenheit versetzt, welcher ihn zu einem Verhalten auf dem Bahnkörper (der Nichtbeachtung des herannahenden Zuges) geführt hat, das er in nicht trunkenem Zustande, bei Anwen⸗ dung gewöhnlicher Aufmerksamkeit, hätte vermeiden können und müssen, und war in Folge dessen der Unfall eingetreten, so ist, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, V. Civil⸗ senats, vom 3. März d. J., die Eisenbahnverwaltung nicht schadenersatzpflichtig.

Der Disziplinarhof für nichtrichterliche Beamte trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Der General⸗Lieutenant von Gélieu, Erster Komman⸗ dant von Koblenz und Ehrenbreitstein, ist aus Anlaß des dem⸗ selben verliehenen Charakters als General⸗Lieutenant zur Ab⸗ stattung persönlicher Meldungen auf 8 Tage hier eingetroffen.

S. M. Kreuzer „Nautilus“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Rötger, ist am 5. Mai cr. in Nagasaki eingetroffen.

S. M. Vermessungsfahrzeug „Drache“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän von Rosen, ist am 3. Mai cr. in Bergen (Norwegen) eingetroffen und beabsichtigt, am 6. dess M. wieder in See zu gehen.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 3. Mai. (Wien. Abdp.) Die Erzherzogin Isabella, Gemahlin des Erzherzogs Friedrich, ist in der Nacht vom 1. auf den 2. Mai von einer Erzherzogin glücklich entbunden worden.

Der vorgestern in Agram abgehaltenen Konferenz des Klubs der Nationalpartei wohnte auch der Banus Graf Khuen⸗Hedervary bei. Der Präsident des Klubs Vukotinovic erklärte, die Konferenz zunächst einberufen zu haben, weil es wünschenswerth sei, die Parteimitglieder in stäter Fühlung und mit den Geschehnissen auf dem Laufenden zu erhalten. Die bevorstehenden Verhandlungen des gemeinsamen Reichstages böten Veranlassung, insbe⸗ sondere zu dem Landsturmgesetz Stellung zu nehmen; ebenso sei es nothwendig, vollzählig an den Ausgleichsverhandlungen Theil zu nehmen und schließlich auch zugegen zu sein, wenn die Verhandlungen der Regnikolar⸗Deputationen beginnen. Der Präfident theilte sodann den Mitgliedern den Gang der Verhandlungen der Regnikolar⸗Deputation mit, deren Be⸗ schlüsse von den Parteimitgliedern vollkommen gebilligt wurden.

Pest, 4. Mai. (W T. B.) Das Unterhaus begann die Berathung der Landsturm⸗Vorlage und vertagte die⸗ selbe schließlich auf morgen. Der Minister für Landesverthei⸗ digung, Fejervary, hatte die Vorlage in sehr beifällig auf⸗ genommener Rede eingehendst begründet.

r Großbritannien und Irland. London, 3. Ma (Allg. Corr.) Wie bereits telegraphisch gemeldet worden, hat Mr. Gladstone an seine Wähler in Midlothian ein Manifest erlassen, dessen Hauptinhalt in nachstehenden Sätzen zu finden ist:

„Meine Herren! Durch mein Alter bin ich gezwungen, meine be⸗ schränkte Macht der Stimme für etwaige Anstrengungen im Unter⸗ hause aufzusparen, und ich gebre uche daher meine Feder, um auf den Gegenstand zurüͤckzukommen, den ich in meiner Ansprache an Sie im

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vorigen September eröffnete. Ich sagte damals, daß irgend ein Zugeständr’5 lotaber Selbstregierung an Irland, welches den Bedin⸗ gungen der Reichseinheit angepaßt wäre, nach meiner Ansicht eine Quelle, nicht der Gefahr, sondern der erhöhten Sicherheit und Stärke des Reichs sein würde. Seit r Zeit ist durch das jetzige Kabinet eine Bill eingebracht worden, über deren bedeutendste Bestimmungen zwar Meinungsverschiedenheiten obwalten, die aber im Lande nicht solche weite und warme Billigung gefunden haben würde, wenn nicht gefühlt wurde, erstens, daß das Prinzip der lokalen Autonomie, oder des Homerule für Irland, billig ist; und zweitens, daß die An⸗ forderungen der Reichseinheit in den Bestimmungen der Bill zum wenigsten sorgfältig im Auge gehalten worden sind. Ich erinnere mich keiner Gelegenheit, bei der ein parlamentarisches Ereigniß in der ganzen Welt so viel von sich reden machte, als die E rbringung dieser Bill unter den Auspicien der britischen Regierung. Von öffent⸗ lichen Meetings und von den höchsten Autoritäten in den Kolonien und Amerika, von Hauptstädten wie Washington, Boston und Quebeck, und aus den entferntesten Distrikten, die außerhalb der gewöhnlichen politischen Aufregung liegen, erhalte ich Versicherungen, daß ver⸗ wandte Völkerschaften mit warmer und brüderlicher Sym⸗ pathie unsere Anstrengungen verfolgen, um ein für alle Mal die verdrießlichen und unangenehmen Beziehungen zwischen Groß⸗ britannien und Irland zu regeln. Wir dürfen nicht entmuthigt wer⸗ den, wenn wir in der Heimath, und insbesondere in den oberen Ge⸗ sellschaftsklassen, eine Verschiedenheit von widersprechenden Meinungen hören, ebenso abweichend untereinander wie von unserer Politik. Meine Herren, Sie haben vor sich ein Kabinet, welches entschlossen in seiner Absicht und mit einem verständlichen Plan versehen ist. Ich gestehe, daß ich außerdem auf der politischen Arena sehr wenig sehe, was entschlossen oder verständlich ist.

Ich will jetzt über den Zustand der Dinge im Parlament und außerhalb dessen Mauern zu Ihnen sprechen, und auch über die Natur und die Bedeutung des im Verlauf der Maßregel zu ergreifen⸗ den nächsten Schrittes. Ich spreche gegenwärtig von der irischen Re⸗

jerungs⸗Bill, und lasse die irische Landankaufs⸗Bill bei der von uns ereits abgegebenen Erklärung stehen, wobei ich nur einen Ausdruck des Bedauerns hinzufüge, mit dem ich finde, daß, während die Stunde verrinnt, die irischen Landlords keine Andeutung eines Wunsches zu erkennen gegeben haben, einen in ihrem Interesse gebildeten Vor⸗ schlag anzunehmen. Ich stimme herzlich mit Lord Hartington überein, dessen absolute Infegrität und männlicher Muth in dieser Kontroverse, ebenso wie Mr. Brights, ich mit Vergnügen anerkenne, die dafür halten, daß bei einer großen Frage, wie die der irischen Politik, die Partei bei Seite treten, und, auf jede Gefahr und Kosten hin, das gesunde Argument herrschen muß.

Ich unterschätze nicht die ernste Bedeutung der Meinungsverschie⸗ denheiten über diesen großen Gegenstand, welche innerhalb des Kreises der liberalen Partei zu Tage getreten sind. Einige sind geneigt zu sagen: sicherlich, eine solche Anzahl von Personen, darunter selbst extreme Liberale, würde sich nicht von ihren Freunden getrennt haben, ausgenommen, um den gebieterischen Diktaten der Wahrheit und der Vernunft zu gehorchen.“ 8

Vor der Vertagung des Parlaments für die Osterferien unterzeichneten mehrere liberale U nterhausmitglieder ein an Mr. Gladstone übermitteltes Schriftstück, welches die Bedingungen angiebt, unter denen sie die irische Regie⸗ rungs⸗Bill unterstützen könnten. Diese Bedingungen sind: 1) daß die irischen Abgeordneten fortfahren, in Westminster zu sitzen; 2) daß das Reichsparlament die Kontrole der Zölle und Accise behalte; 3) daß die Eigenthums Qualifikation so⸗ wie das 25 Pfd. Sterl.⸗Wahlrecht fallen gelassen werden; und 4) daß die Rechte von Ulster sichergestellt werden.

In der Pfarrkirche zn Bagshot fand am Sonnabend die Taufe der neugeborenen Tochter des Herzogs und der Herzogin von Conn aught statt. Der Dechant von Windsor vollzog den Taufakt, dem außer den Eltern die Königin, der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Battenberg, der Erbgroßherzog von Oldenburg nebst Gemahlin, Prinz und Prinzessin Christian von Schleswig⸗Holstein und andere Mit⸗ glieder der Königlichen Familie beiwohnten. Taufpathen waren die Königin, die Prinzessin Christian, die Erbgroß⸗ herzogin von Oldenburg, der Deutsche Kronprinz, der durch den Kaiserlichen Botschafter, Grafen Hatzfeldt, vertreten wurde, der Herzog von Sachsen⸗Coburg⸗Gotha, vertreten durch den Prinzen Christian, und Prinz Albrecht von Preußen, vertreten durch den Erbgroßherzog von Oldenburg. Die junge Prinzessin er⸗ hielt die Namen Victoria Patricia Helena Elizabeth.

JPeer Herzog von Connaught feierte am Sonnabend seinen

Geburtstag, der in Bagshot und Windsor festlich begangen

4. Mai. (W. T. B.) Heute Mittag fand bei günstigem better und unter großem Andrange des Publikums die feier⸗ rhe Eröffnung der kolonialen und indischen Aus⸗ dllung durch die Königin statt. Die Kronprinzessin Fctoria, der Prinz und die Prinzessin von Wales dost Kindern, Prinz und Prinzessin Heinrich von Battenberg, Einz und Prinzessin Ludwig von Battenberg, der wrzog von Connaught und andere Mitglieder der könig⸗ chen Familie, ferner die Lords Granville, Rosebery und

[A erby und viele andere Notabilitäten wohnten der Feierlich⸗

teit bei. Der Prinz von Wales hielt eine Ansprache, in welcher er hervorhob, daß die Betheiligung der Kolonien an der Pariser Ausstellung von 1878 ihn habe die Hoffnung aussprechen lassen: die Unterthanen Englands möchten in den Stand gesetzt werden, die erfreuliche Entwickelung des wirth⸗ chaftlichen Lebens ihrer Brüder in den Kolonien in Augen⸗

„wein zu nehmen. Die Königin gab in ihrer Erwiderung

er Hoffnung Ausdruck, daß die Ausstellung das Band der ümnben das alle Theile des Reichs umfasse, stärken werde. 4. Mai, Abends. (W. T. B.) In der heutigen zitzung des Unterhauses erklärte der Premier Glad⸗ one: die Frist für die Antwort der griechischen egierung auf das Ultimatum sei gestern um 5 Uhr ochmittags abgelaufen; seit dieser Zeit sei keine defi⸗ itive Nachricht aus Athen eingegangen. Sämmtliche ächte hielten die letzte Antwort Griechenlands nicht für aus⸗ ichend oder befriedigend. Portsmouth, 4. Mai. (W. T. B.) Als das neue rnzerschiff „Collingwood“ heute zum ersten Male den ssen verließ, um die Kanonen und die Maschine zu erproben, rengte ein Hinterladergeschütz von 43 Tons den Lurm, auf welchem sich dasselbe befand, in die Luft, wo⸗ ich vielfacher Schaden angerichtet wurde. Personen wurden

dt verletzt.

Griechenland. Athen, 4. Mai. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ meldet: Die Mit⸗ glieder des diplomatischen Corps empfingen eine Einladung, dem morgen in der Kathedrale anläßlich des

8 Georgsfestes stattfindenden Tedeum beizuwohnen. K

Eerbien. Belgrad, 4. Mai. (W. T. B.) Die Mel⸗ dung mehrerer Blätter über Berathungen wegen Auf⸗ hebung einiger diplomatischen Vertretungen im Rislande, sowie die Nachricht, daß der Finanz⸗Minister Mijatowic mit Vertretern der Länderbank über eine neue

Anleihe verhandle und einen Spezialvertreter zu diesem Zweck nach Paris zu entsenden gedenke, werden von kompe⸗ tenter Seite als unbegründet bezeichnet.

Dänemark. Kopenhagen, 4. Mai. (W. T. B.) Das Finanz⸗Ministerium hat die hiesige Landmannsbank in den Stand gesetzt, bis zu 5 Millionen Kronen in Beträgen von 200 bis 8000 Kronen als Betriebsanleihe an Acker⸗ bauer auszuleihen. Die Verzinsung ist eine fünfprozentige; die Darlehnsempfänger treten als Selbstschuldner ein und müssen die Schuld bis zum Oktober 1887 tilgen.

Afrika. Egypten. Kairo, 5. Mai. (W. T. B.) Das „Reutersche Bureau“ meldet: Der Khedive hat aus Ko⸗ rosko die telegraphische Nachricht empfangen, daß der Stell⸗ vertreter des Mahdi in Berber seine sämmtlichen aus Khartum kommenden Mannschaften in großer Eile auf Dongola marschiren lasse und daß derselbe mit dem letzten Trupp ebenfalls dorthin abgehen werde.

8 Zeitungsstimmen.

Der „Hamburgische Correspondent“ schreibt über „die Mißerfolge der bimetallistischen Agitation“:

Man weiß, daß die Behauptung einer starken und im raschen Vorschreiten begriffenen bimetallistischen Strömung in England eines der Hauptargumente für die Durchführung des bimetallistischen Ex⸗ periments zunächst ohne England ist. Die energische Thätigkeit einiger hervorragender britischer Anhänger der Doppelwährung, vor Allen des Hrn. Gibbs, und die geräuschvolle Art, in welcher dieselben ihre Agi⸗ tation in der Presse und in Versammlungen betrieben, gaben dieser Behauptung einen Schein der Berechtigung. Die von der Königlichen Kommission zur Untersuchung der Ursachen der Handelsstockung jüngst veröffentlichten Gutachten liefern aber den bündigen Beweis, daß die Doppelwährung unter den dem Erwerbsleben nahestehenden Kreisen Großbritanniens so gut wie gar keine Anhänger zählt, jedenfalls in irgend beachtenswerther Weise nicht Boden gewonnen hat. Diese Gutachten, welche von Körperschaften und Einzelpersonen aus allen Erwerbszweigen und allen Theilen des Landes erstattet sind, gelangen zwar zu den verschiedensten Schlüssen, und es findet sich bei einigen Gutachten auch das Herabsinken des Silberpreises unter den Ursachen der Geschäftsstockung aufgeführt; allein nirgends tritt die Auffassung hervor, daß als das Hauptübel und die vornehmlichste Quelle der Depression in der Volkswirthschaft die Demonetisirung des Silbers anzusehen sei, noch weniger die Forderung der Rückkehr zur Doppelwährung. Im Gegentheil scheinen die Gutachten darin sämmt⸗ lich übereinzustimmen, daß eine Veränderung des Währungssystems für England indiskutabel sei.

Noch schlimmer für die Anhänger der Doppelwährung ist der Ausfall der Enquete, welche der Centralverband deutscher Industrieller auf Veranlassung der Bimetallisten bei seinen Mitgliedern veranstaltet hat. Auf dem Delegirtentage in Köln, auf welchem die Doppel⸗ währung zur Sprache kam und zu scharfen Auseinandersetzungen führte, beherrschten die Bimetallisten anfangs die Hälfte der Stimmen, so daß zur Vermeidung von tiefgehenden Spaltungen innerhalb des Ver⸗ bandes die dilatorische Behandlung der Frage mittelst Veranstaltung einer Enquete beschlossen wurde. Die Frist zur Ausfüllung und Ein⸗ sendung der Fragebogen ist inzwischen abgelaufen, und die Zusammen⸗ stellung der Ergebnisse wird voraussichtlich baldigst veröffentlicht werden. Diese Zufammenstellung zeigt, daß in einer selbst für die Anhänger der Goldwährung überraschenden Weise die Industrie mit ganz vereinelten Ausnahmen völlig fest zu dem bestehenden Währungs⸗ system steht. Nur soweit der persönliche Einfluß der Haupt⸗ vertreter des Bimetallismns, so z. B. des Geh. Raths Leuschner in Eisleben, reicht, sprechen sich einzelne Stimmen für die internationale Doppelwährung aus; die ganz überwiegende Mehrheit der abgegebenen Erklärungen nimmt dagegen nach dem Vorgange des Saarbrücker bergbaulichen und gewerblichen Vereins unter dem Vorsitze Herrn Stumms mit voller Entschiedenheit Stellung für die Beibehaltung der Goldwährung. Viele gehen sogar so weit, eine Abänderung des bestehenden Währungssystems für indiskutabel zu erklären. Wenn endlich ein Theil der Fragebogen unbeantwortet blieb, so wird man die Adressaten derselben ohne Gefahr des Irrthums ohne Weiteres zu den Anhängern der Goldwährung rechnen dürfen. Bimetallisten würden bei einer Enquete, welche zugleich eine Parade über ihre Stärke sein sollte, nicht gefehlt haben.

Kurz, dieser von den Bimetallisten selbst inscenirte und durch künstliche Verstärkung ihrer Stimmenzahl auf dem Delegirtentage durchgesetzte Schachzug hat zu einem glänzenden Fiasko geführt. Wie der Handel, so ist die Industrie überwiegend entschiedene Anhängerin der Goldwährung. . . .

Den „Wochenberichten der Monatsschrift für Textil⸗Industrie“ Berlin, u. d. 2. Ma;, geschrieben:

In Folge des guten Ostergeschäfts, welches die Detailleure in der Provinz gemacht haben, waren viele derselben in der vergangenen Woche nochmals an unserem Platz, um ihre Läger mit Neuheiten zu ver⸗ sehen; es wurde flott eingekauft und es herrschte an manchen Tagen in vielen hiesigen Geschäften eine Lebhaftigkeit, die an die besten Tage der Saison erinnerte. Große Läger sind hier nicht vorhanden, und es wurde des⸗ halb wegen des sich bemerkbar machenden großen Bedarfs noch schnellstens für Vorrath gearbeitet, alles Brauchbare aber war schnell vergriffen. Die Exportfirmen sind im vollen Wintergeschäft Recht lebhaft setzt auch das amerikanische Wintergeschäft ein, von neuen Käufern, die in dieser Woche eingetroffen sind, nelden wir die Ankunft der Vertreter von A. Friedländer u. Co., von der Manhattan Suit Cie., von H. B. Claflin u. Co., von Jeffrey u. Co., sämmtlich aus New⸗York. Es wurden bereits ganz erhebliche Winterordres ertheilt, andere stehen in Aussicht, all⸗ gemein sind aber die Käufer mit den besten Hoffnungen hierher ge⸗ kommen und Willens, mehr zu bestellen, als im vergangenen Jahre. Diese Disposition macht sich bereits in der Wollenwaarenbranche eltend, die für Plüsche und Krimmer für Amerika ganz ausgezeichnet eschäftigt ist und die auch in Stoffen in den letzten Wochen von hier anwesenden Käufern einige größere Aufträge empfangen hat.

Die Jersev⸗Fabrikation ist in Besitz von Herbstordres für Amerika gelangt. Spielmann u. Co. aus New⸗York, die hier an⸗ wesend waren, geben beträchtliche Ordres zur Lieferung per Juli und August, von anderer Seite sind noch für amerikanische Rechnung Sommeraufträge ertheilt worden. England kauft augenblicklich weniger, sendet aber trotzdem immer noch ganz hübsche Ordres, wird aber in Kurzem für den Herbst beordern; für Deutschland hat der Artikel nicht die Bedeutung gehabt, welche man erwartete. Tricot⸗ jacken werden für den Winter wiederum eine große Rolle spielen. ..

Wenn das Geschäft in wollenen und halbwollenen Kleiderstoffen nunmehr beendigt ist, so ist die Nachfrage nach baumwollenen Wasch⸗ stosfen cine um so größere. Die Vorräthe bei den Grossisten sind gelichtet, Nachfrage nach beliebten Mustern bleibt andauernd bestehen und sind solche, sobald sie aus der Fabrik kommen, auch meistens gleich vergriffen. Die Winterkollektionen sind sämmtlich herausgekommen, großes Interesse hat sich für tuchartige Herrenstoffe gezeigt, in diesen Genres wurde piel bestellt, und diejenigen Fabrikanten, denen es gelungen, die bekannten klein karrirten und schmal gestreiften Herrenstoffe am besten zu imitiren, sind mit Ordres reichlich versehen; letzteres können viele Fabrikanten nicht von sich behaupten, im Gegentheil wird Klage

Leipziger wird aus

geführt, daß die Grossisten das Risiko des Bestellens in Mustersachen

von sich abzuwälzen suchen. Aus diesem Grunde ist stets in der Höhe der Saison so lebhafte Beschäftigung in den Fabriken, daß den An⸗ sprüchen kaum rechtzeitig genügt werden kann, während

vor der Saison es an Beschäftigung oft genug mangelt. Für Export gehen die Bestellungen besser ein, so⸗ wohl England als Amerika haben verschiedene billige Muster⸗ artikel in großen Quantitäten aufgenommen In Seidenplüschen

haben Grossisten ihre Ordres placirt, Waare renommirter Fabrikan- 1

ten ist vor September nicht mehr zu haben, es werden sogar von ver⸗ schiedenen Seiten Aufträge per Oktober lieferbar gegeben; denn es dürfte keinem Zweifel unterliegen, daß Seidenplüsche zu den bevor⸗ zugtesten Artikeln der nächsten Wintersaison gehören werden. Die englischen Grossisten haben bereits das, was sie bestellt haben, weiter verkauft und ertheilen auch bereits Ordres ver Herbstlieferung, benso kommen aus Amerika noch tagtäglich Komplettirungsordres. Ein anderer Saisonartikel, der im Herbst starker Nachfrage begegnen wird, ist Federbesatz; man glaubt, daß derselbe als Besatz für Kleider und Mäntel stark zur Anwendung kommen wird, jedenfalls befassen sich viele Geschäfte mit diesem Artikel und lagtäglich werden beim Muster⸗ register neue Muster niedergelegt; einige Patente sind auch für Neu- en in der Art und Weise des Befestigens der Federn, ertheilt

worden.. 58

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Kirchhoff & Wigand in Leipzig haben über ihr antiguarisches Bücherlager wiederum 2 Kataloge, Nr. 762 und 763, veröffentlicht. Nr. 762, betreffend klassische Philologie und Alterthumswissenschaft, enthält ein Verzeichniß von 2874 Schriften unter folgenden Rubriken: Geschichte der⸗ hilologie, Gymnasialwesen und philologisches Studium, Bibliographie und Paläographie, Ge⸗ schichte der klassischen Literatur, die Philosophie der Alten, philo⸗ logische Zeitschriften, sowie Opuscula und Vermischtes, Grammatik und Metrik, die altitalischen Sprachen und Neugriechisch, die griechischen Autoren, die römischen Autoren, kritische und exegetische Abhandlungen zu den klassischen Autoren, neugriechische Literatur, Neulateiner und Facetien, Alterthumswissenschaften (im Allgemeinen und Vermischtes, Epigraphik, Staats⸗ und Rechtsleben, Geschichte und Geographie, Mythologie, Kunst, Theater, Numismatik, Privat⸗ alterthümer). Unter den verzeichneten Schriften befinden sich viele werth volle. Nr. 763, betreffend orientalische und neuere Linguistik, führt 1417 Schriften in folgenden Abtheilungen auf: Vergleichende Sprach⸗ wissenschaft und Vermischtes, Orientalia (asiatische Sprachen, Keil⸗ schriften, Hieroglyphen), germanische Sprachen (Alt⸗ und Mittel⸗ hochdeutsch, Neuhochdeutsch, Niederdeutsch, Niedersächsisch, Friesisch, Dialekte, Englisch mit Angelsächsisch, die nordischen Sprachen), roma⸗ nische Sprachen, slavische Sprachen, die kleineren europäischen Sprach⸗ gruppen, sowie Zigeunerisch, amerikanische, afrikanische, polynesische Sprachen.

Die Nr. 9 XIII. Jahrgangs der „Illu strirten Frauen⸗ Zeitung“ (Verlag von Franz Lipperheide, Berlin W., Pots⸗ damerstraße 38), vom 1. Mai, bringt im 1. Blatt ein großes Porträt der bekannten Pianistin Fr. Anna Grosser mit Biographie von Otto Gumprecht. Unter dem Titel „Sturm“ beginnt eine neue interessante Novelle von L. Westerfeldt, während die fesselnde kalabresische Er⸗ zählung „Rocco, der Blödsinnige“, von Nicola Misasi, zu Ende geht. An größeren Holzschnitten bietet die Nummer eine Zusammen⸗ stellung von Tuschzeichnungen von Fr. Kallmorgen, Trier und Umgebung darstellend, in meisterhaftem Facsimile der Aquarelltechnik. Xylographisch treffend nachgebildet erscheint auch das effektvolle, ganz naturalistisch in Gouache gemalte „Hollän⸗ dische Interieur“ (mit 2 Genrefiguren) von G. Kühl. Der Abschnitt „Kunstgewerbliches“ bietet diesmal die Abbildungen einer Kredenz in englischem Styl von Vivié in Reichenbach i. B., einer Bronzeschale und einer Majolikavase mit Metallbouquet als Kandelaber, von Busch in Berlin. Ferner wird von Regina Ulmann über die Hand⸗ arbeits⸗Ausstellung im österreichischen Museum zu Wien berichtet. Den übrigen Inhalt bilden „Verschiedenes“, „Aus der Frauenwelt“, „Die Mode von 1786 und 1886“, „neue Handarbeiten“ mit Illustrationen, Wirthschaftliches“ und „Briefmappe“.

Gewerbe und Handel.

Leipzig, 3. Mai. (Dresdn. Journ.) Die Ledermesse, welche heute begonnen hat, nahm einen ziemlich lebhaften Anlauf; wenn schon die Preise nicht allenthalben den Produzenten genügten, so gestaltete sich doch der Absatz recht erfreulich. Vernachlässigt blieben einzelne Artikel, z. B. leichtes Sohlleder, während andere wieder, z. B. Fahlleder, lebhaft gefragt wurden. Ein Gesammtbild läßt sich indessen heute noch nicht geben, da das Geschäft noch im Gange ist; immerhin erwartet man einen normalen Verlauf.

1““ Verwaltungsrath der Oesterreichischen Nocdwestbahn beschloß, der General⸗ versammlung die Einlösung des Juli⸗Coupons der Stammaktien mit 3 Fl., die der Coupons der Elbethalbahn⸗Aktien mit 5 ½ Fl. vor⸗ zuschlagen. Die Gesammt⸗Dividende der Stammaktien beträgt sonach 8 Fl.

London, 3. Mai. (Allg. Corr.) Wie sehr das S chiffsbau⸗ Gewerbe hier zu Lande darniederliegt, geht u. A daraus hervor, daß auf den Schiffswerften am Clyde im verflossenen Jahre 241 Schiffe von einem Gesammtgehalt von 193 448 t, oder 105 119 t weniger als im Vorjahre, und am Tyne ꝛc. 229 Schiffe von einem Gesammt⸗ gehalt von 233 352 t, oder 50 332 t weniger als im Jahre 1884, gebaut wurden. Den Durchschnittsgehalt eines Schiffes zu rund 800 t angenommen, würde dies eine Abnahme um ca. 200 Schiffs⸗ bauten in einem einzigen Jahre repräsentiren.

Glasgow, 4. Mas. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 10 300 gegen 11 60 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. 8

New.Nork, 3. .. (86 u. Weizen⸗ Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach Großbritannien 56 000, do. nach Frank reich 10 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents 22 200, do. von Kalifornien und Oregon nach Großbritannien 33 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents Orts.

4. Mai. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 6 116 031 Doll. gegen 6 568 682 Doll. in der Vorwoche. 8

Submissionen im Auslande. Niederlande.

1) 10. Mai, Mittags 12 Uhr. Deichverwaltung des Bezirks „De vier Noorder Koggen“ im Koojehnis zu Medemblik (Provinz Nordholland). Lieferung von a. Holzwaaren und b. Nägeln und Eisenwaaren für den Gebrauch im Jahre 1886. Auskunft ertheilt der Hauptaufseher A. Kater Jz. in Lambertschaag.

2) 14. Mai. Deichverwaltung von Westidongeradeel (Provinz Friesland). Lieferung von 770 Stück sichtenen Rammpfählen und anderen Holzforten in Brettern und Planken. Auskunft beim Deich⸗ graf J. W. Idsardi.

3) 18. Mai. Finanz⸗Ministerium im Haag, Lieferung von 80 000 kg Steinkohlen für den Jahresbedarf. Auskunft an Ort und Stelle

4) 19. Mai, Yormittags 10 Uhr. Gemeindeverwaltung von Deventer (Provinz Overvssel) im Rathhaus daselbst. Bau einer eisernen Bruͤcke mit Vorrichtung zum Oeffnen. Auskunft ertheilt die Sekretarie der Verwaltung, bei welcher die Bedingungen käuflich für 1 Gld.

Belgien.

1) 12. Mai, 11 ½ Uhr Im. Société Nationale des chemins de fer vicinaux, in ihrem Lokale, rue de la loi Nr. 9, zu Brüssel. Lieferung von 20 000 eisernen Schwellen mit Zubehör. Näheres ebendaselbst.

2) 14. Mai, 11 Uhr Vm. Rathhaus zu Ostende. Bau einern neuen Gendarmerie⸗Kaserne in Ostende. Voranschlag 92 231 Fr. Laution 5000 Fr. Näheres im Burean des travaux publies in Ostende. Die Submissionen müssen 2 Tage vorher durch die Post an das Bürgermeisteramt Ostende gerichtet werden.

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